Stephan Herbert Fuchs
 

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05.04.2024

Beste Landwirtschaftsmeisterin kommt aus Kulmbach – Melissa Gräf aus Wickenreuth wurde für ihre Bestleistung mit dem Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet

Kulmbach. 19 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus ganz Oberfranken hat die Bezirksregierung vor kurzem verabschiedet. Die Jahrgangsbeste Melissa Gräf kam dabei aus Kulmbach, genauer gesagt aus dem Ortsteil Wickenreuth. Hier packt die 27-Jährige auf dem elterlichen Betrieb derzeit kräftig mit an, sonst ist sie im Landwirtschaftsamt tätig und berät Berufskollegen etwa beim Ausfüllen des Mehrfachantrags.

„Es hat mich schon gepackt“, sagt Melissa Gräf. Offen räumt sie ein, ehrgeizig und auch sehr zielstrebig gewesen zu sein. Anders wäre es wohl auch nicht möglich gewesen, Jahrgangsbeste mit einer Eins vor dem Komma zu werden. Melissa Gräf sagt aber auch, dass ihr die gesamte Ausbildung viel Freude und Spaß gemacht habe. Geholfen hat ihr dabei sicher auch die Kombination ihrer Tätigkeit im Amt und auf dem elterlichen Betrieb. „Durch den Kontakt mit den Berufskollegen bekommt man halt einfach mehr mit“, sagt sie.

Der Betrieb in Wickenreuth hat zwei Schwerpunkte: die Zuchtsauenhaltung und eine Biogasanlage. Die Familie bewirtschaftet rund 75 Hektar Ackerland und etwa 45 Hektar Grünfläche, alles im Umkreis von wenigen Kilometern. Das angebaute Getreide wird nahezu komplett an die Schweine verfüttert.

Die Biogasanlage wurde 2010 realisiert, als die Familie die Rinderhaltung aufgegeben hatte und auf der Suche nach einer Alternative war. Das Problem der Gülleausbringung habe ihn schon länger beschäftigt, sagt Melissas Vater Armin Gräf. Aufgrund der Nähe zur Stadt und insbesondere zur Siedlung habe man sich entschieden, die Anlage zu errichten. Mit der Wärme wird das gesamte Anwesen, also das Wohnhaus der Familie und der Zuchtsauenstall beheizt. „Das war die beste Entscheidung überhaupt“, ist sich Armin Gräf noch immer sicher.

Auch Melissa Gräf hat eine gute Entscheidung getroffen, als ihr klar wurde, dass der ganze Tag im Büro nicht so ihr Ding sei. Nach dem Abschluss an der Realschule hatte sie beim Lebensmittelproduzenten Ireks in Kulmbach zunächst den Beruf der Industriekauffrau erlernt. 2016, nach dem Abschluss der Lehrzeit, habe sie ihre Zukunft allerdings woanders gesehen. Schließlich wollte sie mit 13 schon den Führerschein für den Schlepper machen, was freilich erst mit 16 möglich war.

Was lag also näher, als eine Landwirtschaftsausbildung zu starten. Aufgrund einer bereits erfolgreich absolvierten Ausbildung in einem anderen Beruf konnte die Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzt werden. Das praktische Jahr absolvierte sie zuhause, dann legte sie eine kurze Pause ein, ehe sie 2021 die dreisemestrige Ausbildung zur staatlich geprüften Wirtschafterin für Landbau und schließlich ihre Meisterarbeit zum Thema „Anbau von Silomais im gelben Gebiet“ obendrauf setzte.

Wie es für Melissa Gräf so ganz genau weitergeht, das steht noch nicht fest. In den kommenden Monaten ist sie erst einmal weiter halbtags im Amt für Landwirtschaft als Beraterin tätig. Die restliche zeit arbeitet sie auf dem Hof der Eltern mit. „Ich genieße das erst einmal“, sagt sie Da der Bruder im außerlandwirtschaftlichen Bereich tätig ist, käme sie als potenzielle Hofnachfolgerin in Frage. Doch ernsthafte Gedanken macht sich darüber noch niemand.

Wenn sie sich tatsächlich einmal nicht mit der Landwirtschaft beschäftigt, dann hat Melissa Gräf bei der Kulmbacher Showtanzgarde einen idealen Ausgleich gefunden. Sie habe schon von Kind auf gerne getanzt, sagt sie. Ihre Mutter Sabine gehörte sogar zu den Gründerinnen des sportlichen Zusammenschlusses.

Bilder:
1. Keine Angst vor schwerem Gerät: Melissa Gräf ist die beste Landwirtschaftsmeisterin des aktuellen Jahrgangs.
2. Armin, Melissa und Sabine Gräf auf dem landwirtschaftlichen Betrieb in dem zur Stadt  Kulmbach gehörenden Ortsteil Wickenreuth.

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03.04.2024

Landfrauen machen Mode / Bauernverband lädt am 24. April ins Modehaus ein

Naila. „In der Mode zeigt man sein Ich“, sagt Silke Spitzner, Chefin des Modehauses Pöpperl in Naila. Das wollen sich künftig auch die Hofer Landfrauen zu Herzen nehmen. Unter dem Motto „Modisches und sicheres Auftreten“ veranstaltet der Bauernverband deshalb am 24. April um 19.30 Uhr einen ganzen Abend im Modehaus, bei dem es um individuelle und typgerechte Kleidung, um Farben, Formen und Schnitte sowie um die richtige Auswahl alltagstauglicher und angesagter Mode gehen soll.

„Die Nachfrage ist groß“, sagt Christina Thieroff, Ortsbäuerin von Naila. Zusammen mit Kreisbäuerin Elke Browa aus Hirschberglein hat sie den Abend in die Wege geleitet. „Auch Landfrauen können sich stylisch und modisch anziehen“, sagt Christina Thieroff. Das soll an diesem Abend unter Beweis gestellt werden. Und irgendwie geht es auch darum, mit einem Klischee aufzuräumen, denn auch Bäuerinnen können chic sein und mit der Mode gehen.

Silke Spitzner will den Landfrauen dabei beratend zur Seite stehen. Sie ist die Fachfrau, wenn es um Mode geht. Schließlich gilt ihr Modehaus schon seit über 75 Jahren als eine der ersten Adressen in der Region. Es soll kein langweiliger Vortrag oder eine öde Schulungsveranstaltung werden. Vielmehr wird Silke Spitzner mit ihrem Team individuell auf alle Teilnehmerinnen eingehen und ihnen vermitteln, wie sie sich möglichst vorteilhaft präsentieren können.

Wobei das mit en Teilnehmerinnen nicht so ganz stimmt. „Es haben sich sogar schon einige Männer angemeldet“, verrät Christina Thieroff. Für Silke Spitzner kein Problem, sie und ihr Haus ist vorbereitet. „Männer seien durchaus willkommen, denn sie lockern die Runde erfahrungsgemäß auf.“ Auch altersmäßig gebe es keinerlei Grenzen, vom Teenager bis zur Oma ist Mode stets ein Thema und an diesem Abend seien alle willkommen.

„Wir wollen einfach mal ein neuartiges Veranstaltungsformat ausprobieren“, so die Ortsbäuerin. Auch wenn das Thema Jeans im Vordergrund stehen soll, so wird es insgesamt um sportliche und alltaugliche Kleidung gehen, denn Kleidung habe stets auch mit Selbstbewusstsein und einem gewissen Wohlgefühl zu tun.

Das Modehaus Pöpperl gibt es bereits seit 1947. Damen-, Herren- und Kinderabteilung erstrecken sich auf circa 1300 Quadratmetern über fünf Stockwerke. Das Unternehmen hat rund 20 Beschäftigte und ist dabei auch ein wichtiger Arbeitgeber für Naila und die Umgebung.

Wer dabei sein will, sollte sich beeilen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und die Nachfrage ist groß. Anmeldungen sind noch bis zum 10. April in der Geschäftsstelle des Bauernverbandes in Münchberg, Telefon 09251/438920 möglich. Es wird ein symbolischer Unkostenbeitrag von drei Euro erhoben. Der Abend findet am 24. April um 19.30 Uhr im Modehaus Pöpperl, Hauptstraße 1-5 in 95119 Naila statt.

Bild: Die Nailaer Ortsbäuerin Christina Thieroff (links) und Silke Spitzner, Chefin des Modehauses Pöpperl, bereiten sich auf den Abend mit dem Bauernverband am 24. April vor.

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26.03.2024

Anschlussboom bei Photovoltaik / Bayreuther Bauerntag: Energiewende nimmt an Fahrt auf

Bayreuth. Die Energiewende ist in Bayern auf einem guten Weg. Den Anteil regenerativer Energien m Netz des Betreibers Bayernwerk bezifferte Markus Seidel, Leiter des für Bayreuth zuständigen Kundencenters Kulmbach, auf 70 Prozent. „Damit geht die Energiewende in eine neue Phase und nimmt immer mehr an Fahrt auf“, sagte Markus Seidel beim Bauerntag in Bayreuth.

War die Landwirtschaft bisher ausschließlich für die Ernährungsproduktion zuständig, hat sie sich im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte mehr und mehr auch zum Energieproduzenten entwickelt, sagte BBV-Kreisobmann Karl Lappe. Er sprach auch von einer Zeitenwende, weil Energie nicht mehr nur an großen Kraftwerksstandorten produziert wird, sondern in der Fläche. Dies stelle die Netzbetreiber vor große Herausforderungen, was innerhalb des Berufsstandes und in den Kommunen für große Diskussionen sorge. Da gebe es Streit um Windkraftstandorte und ein regelrechtes Pokerspiel um die Flächen. Trotzdem sah auch Karl Lappe die Energiewende auf einem guten Weg, was nicht zuletzt an der großen Investitionsbereitschaft abzulesen sei.

Bereits im Jahr 2040 soll in Bayern die Klimaneutralität erreicht sein, die Weichen dafür seien gestellt, sagte Markus Seidel. Er rechnete vor, dass in seinem Zuständigkeitsbereich im zurückliegenden Jahr rund 82000 Photovoltaikanlagen ans Netz gegangen seien, satte 120 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies habe unter anderem den Ersatzbau von über 1000 Kilometer und den Neubau von 860 Kilometer Leitungen erfordert. „Der Anschlussboom setzt sich weiter fort“, sagte Markus Seidel. Mit derartigen Maßnahmen sei das Bayernwerk unter anderem darauf vorbereitet, dass im Jahr 2040 vier von fünf Haushalte ein Elektrofahrzeug besitzen werden.

Das Kulmbacher Kundencenter des Bayernwerks ist für die Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Lichtenfels, sowie für angrenzende Teilbereiche in den Landkreisen Nürnberger Land, Tirschenreuth und Wunsiedel zuständig. Im Freistaat beschäftigt das Bayernwerk 3400 Mitarbeiter und versorgt rund 1200 Kommunen. Allein 800 davon sind Servicetechniker, die täglich für ein störungsfreies Netz sorgen. Im Bereich des Kulmbacher Kundencenters sind es aktuell 83 Mitarbeiter. Das Bayernwerk ist für Mittel- und Niederspannungsnetze zuständig, das Höchstspannungsnetz veratwortet der in Bayreuth ansässigen Übertragungsnetzbetreiber Tennet.

Auf die aktuellen Sorgen und Nöte der Landwirte ging Landrat Florian Wiedemann ein. Kinder und Jugendliche würden heute in der Regel fernab von der Landwirtschaft aufwachsen und deshalb keinerlei Bezug mehr dazu haben. Er appellierter deshalb an die Bauern, ihre Arbeit immer wieder nach außen zu tragen und zu zeigen, was Tag für Tag geleistet wird. Was das Energiethema betrifft, ging Wiedemann auch auf die Beiträge des Landkreises zur Energiewende ein. Zug um Zug sollen sämtliche kommunalen Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Die Kreisbauhöfe in Weidenberg und Hollfeld gehörten dazu, genauso wie die Jugendstätte Heidenaab. Bei Neubauten gehöre die Photovoltaikanlage immer gleich dazu, wobei der erzeugte Strom in erster Linie für den Eigenverbrauch genutzt werden soll.

Photovoltaik auf Freiflächen bezeichnete der Landrat dagegen als „Fluch und Segen zugleich“. Zwar könnten sie entscheidend zum Gelingen der Energiewende beitragen, doch würden sie auch die Pachtpreise in die Höhe treiben. Er habe deshalb die Linie vorgegeben, erst einmal die Dächer auszurüsten und nicht überall alles zuzupflastern.

Bilder:
1.
Volkslieder aus der Region hatte der Bayreuther Landfrauenchor eigens für den Bauerntag in der Tierzuchtklause einstudiert.
2.
 BBV-Geschäftsführer Harald Köppel (links), Kreisbäuerin Angelika Seyferth und Kreisobmann Karl Lappe bedankten sich bei Markus Seidel vom Bayernwerk für seinen Beitrag beim Bayreuther Bauerntag.

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22.03.2024

Walnuss und Esskastanien statt Fichte und Buche / Borkenkäfer: WBV Kulmbach/Stadtsteinach musste Rekordmenge an Holz vermarkten

Stadtsteinach. Ausnahmezustand bei der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. Die mit 2055 Mitgliedern größte WBV in Oberfranken hat im zurückliegenden Jahr rund 250.000 Festmeter Holz vermarktet. Das sind etwa 100.000 Festmeter mehr als noch im Jahr zuvor. „Und das bei einem geschrumpften Personalstand“, wie die Vorsitzende Carmen Hombach anmerkte. „So ein Jahr haben wir noch nicht erlebt“, sagte sie bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der aktuell schon wieder in den Startlöchern sitzt.

Geschäftsführer Theo Kaiser rechnet mit knapp 2000 Holzabrechnungen für die Mitglieder. Fast die Hälfte davon ist noch offen, was der schlechten Personalsituation geschuldet sei. Sie sollen in den kommenden Wochen aber zügig erstellt werden, zumal eine neue Teilzeitkraft für die Holzaufnahme bereits gefunden werden konnte. „Wir suchen dringend Personal“, so Carmen Hombach. Leider sei der Forstarbeitsmarkt derzeit komplett leergefegt.

Geschäftsführer Theo Kaiser rechnet aber auch damit, dass es in zwei, drei Jahren mit den Riesenumsätzen wieder vorbei sein wird. Bis dorthin gilt es, alle Kraft auf die Bekämpfung des Borkenkäfers zu richten. „Bitte kontrollieren sie ihre Bestände“, rief Carmen Hombach die Waldbauern auf. Sie befürchtete für das laufende Jahr das gleiche Chaos, wie 2023. „Ich glaube, da kommt noch was Großes auf uns zu.“ Deshalb sollten alles Strategien eingesetzt werden, um weitere Kahlflächen zu vermeiden.

Auch Geschäftsführer Theo Kaiser richtete den dringenden Appell an alle Waldbauern, die Bestände zu kontrollieren sowie Windwurf und Schneebruch aufzuarbeiten. Das Einzige, was immer hilft, sei die Polterspritzung, also die Bearbeitung von liegend gerücktem Holz mit entsprechenden Insektiziden. Dem Geschäftsführer zufolge waren von der Gesamtmenge des vermarkteten Holzes im zurückliegenden Jahr rund 85 Prozent Käferholz. Geht es so weiter, dann wird spätestens in zwei bis drei Jahren die Fichte im Kulmbacher Oberland komplett weg sein.

Insgesamt hätten sich Theo Kaiser zufolge die Preise für Fichten- und auch für Kieferholz trotz der Misere wieder einigermaßen erholt. Wenig Nachfrage stelle die WBV aktuell für Industrie- und Brennholz fest. Praktisch gar nicht mehr zu vermarkten sei Papierholz, während der Markt für Hackschnitzel bestens laufe. Um die Holzmenge auch einigermaßen bewältigen zu können, konnte die WBV im zurückliegenden Jahr zwei neue Lagerplätze anlegen, in Kunreuth und in Gössenreuth.

Alternative Baumarten „für den neuen Wald“ stellte Gregor Aas, der frühere Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth den Waldbauern vor. Das können bewährte heimische Arten sein, aber auch neue Baumarten, die bislang in den hiesigen Breiten noch nicht heimisch sind. Am besten sei eine gesunde Mischung aus beiden, sagte Gregor Aas: „Vielfalt ist die beste Absicherung für künftige Risiken.“

Als Beispiele für solche neuen Baumarten nannte er unter anderem die Esskastanie, die Zerr-Eiche, die Hemlock-Tanne, den Walnuss-Baum, die Robinie oder die Libanon-Zeder. „Das alles seien ernstzunehmende Alternativen“, sagte der Experte. Eines ist sicher: die Fichte werde im Jahr 2100 keinerlei Bedeutung mehr haben, aber auch der Hoffnungsträger Douglasie und selbst die Buche nicht.

Gregor Aas gab aber auch zu bedenken, dass Waldumbau mehr sei als neue Pflanzungen. Auch die Pflege der Bestände und das Ausnutzen des Potenzials sowie eine angemessene Wildstandsregelungen gehörteb dazu und dabei müsse die Jagd mitspielen. Einzelschutzmaßnahmen würden dagegen über kurz oder lang nicht mehr praktikabel sein. Der Referent verschwieg dabei allerdings auch nicht, dass jede neue Baumart auch mit Risiken verbunden ist. Ob die Arten auch langfristig gedeihen, könne man nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Die Gefahr neuer Krankheiten sei auch nicht abzusehen. Die von Seiten des Naturschutzes immer wieder ins Spiel gebrachte geringe oder fehlende Bedeutung neuer Arten für Vögel, Insekten oder Pilze sei ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.

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14.03.2024

Landwirtschaft lehnt „Tierwohl-Cent“ ab / Keine Verbrauchssteuer auf bestimmte tierische Produkte

Kulmbach. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat vor wenigen Tagen ein Eckpunktepapier für eine Verbrauchssteuer auf bestimmte tierische Produkte vorgelegt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir spricht in diesem Zusammenhang von einem "Tierwohl-Cent", anderswo ist auch von einer „Fleischsteuer“ die Rede.

Die Einnahmen daraus sollen „für wichtige vornehmlich landwirtschafts- und ernährungspolitische Vorhaben“ genutzt werden, so heißt es. Der Bayerische Bauernverband (BBV) hat den aktuellen Vorschlag bereits als „Ablenkungsmanöver“ und „Nebelkerze“ abgelehnt. „Erst müssen Lösungen beim Agrardiesel her, die alle Bauernfamilien entlasten“, sagt Präsident Günther Felßner. Der Erhalt der Tierhaltung in Bayern und die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch, Milchprodukten oder Eiern habe höchste Priorität. Die bisherigen Gesetzesvorhaben der aktuellen Bundesregierung hätten aber nie auf ein Gesamtkonzept gesetzt, sondern seien stets lückenhaftes Stückwerk. Als Beispiele nannte er das praxisferne Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und auch das völlig unzureichende Bundesförderprogramm für die Schweinehaltung.

Der „Tierwohl-Cent“ auf Fleisch und Fleischprodukte soll nach Ansicht des BBV-Präsidenten unter dem Deckmantel der Tierwohlförderung wohl vor allem dazu dienen, Haushaltslöcher zu stopfen. Von einem Gesamtkonzept für die Tierhaltung sei der Vorschlag weit entfernt. Stattdessen drohe eine bürokratieaufwendige Verbrauchssteuer. Und dabei bleibt völlig unklar, wie sichergestellt werden soll, dass das Geld bei den Bauern ankommt. Denn eine so genannte Zweckbindung sei rechtlich nicht möglich.

Deutliche Worte findet der Kulmbacher Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband, Harald Peetz aus Himmelkron: „Von einer Tierwohlabgabe auf Fleisch und Wurst halte ich gar nichts, das ist der Versuch von den eigentlichen Problemen in der Ampel in Berlin abzulenken und die Verbraucher gegen die Landwirtschaft auszuspielen.“ Es sei ja noch nicht bekannt wie viele Prozent oder wie viele Euro aufgeschlagen werden sollen, aber es werde auf jeden Fall zu einer Verteuerung bei Fleischprodukten führen, egal welcher Art oder Herkunft.

„Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie eine nicht zweckgebundene Steuer dann in der Landwirtschaft zum Bau von neuen Ställen ankommen soll“, so Harald Peetz. In der Vergangenheit sei es immer so gewesen, dass bei einer Förderung für eine Maßnahme diese um die Förderhöhe teurer geworden ist und nach Auslaufen der Förderung so teuer geblieben ist. Es wäre viel Sinnvoller die Ansprüche und die Bürokratie beim Bauen zu vereinfachen, das würde nichts kosten, das Umsetzen einer Baumaßnahme beschleunigen und das Bauen bei gleichen Standards verbilligen und so schnell zu mehr Tierwohl führen.

„Aber das will man aus meiner Sicht mit dieser Abgabe gar nicht erreichen, man will wieder einmal den Verbraucher bevormunden und ihn in Richtung vegetarische Ernährung zwingen und das auf dem Rücken der Landwirtschaft“, sagt Harald Peetz. Nachdem der Versuch mit Verboten und Vorschriften den Verbraucher den Fleischkonsum zu vermiesen in den letzten Jahren fehlgeschlagen sei, versuche man es jetzt über die Hintertür die Tierwohlabgabe zu erreichen. „Es ist nichts anderes als wieder ein durch Ideologie getriebener Vorstoß ohne Sachverstand und Praxistauglichkeit.“ Zusammenfassend will die Politik mit dieser Abgabe aus Sicht des Kreisobmanns bewusst tierische Lebensmittel verteuern, den Verbraucher bevormunden, eine neue Einnahme für den Bundeshaushalt schaffen und tierhaltende Betriebe weiter diskriminieren und vom Markt drängen.

Auch Harald Köppel, der für Kulmbach zuständige BBV-Geschäftsführer, spricht von einem Ablenkungsmanöver, um Ruhe in die Diskussion zu bringen. Er gibt zu bedenken, dass beispielsweise ein Ackerbauer gar nichts davon hat und Fleisch für den Verbraucher wieder teurer wird. Einer Regierung, die eine pflanzenbasierende Ernährungsform favorisiert, komme dies natürlich gelegen, ihr Wählerklientel wäre davon überhaupt nicht betroffen. Der Tierwohl-Cent diene nach Ansicht des BBV-Geschäftsführers einzig und allein dazu, von Agrardiesel und ähnlichem abzulenken. „Das ist nicht unbedingt anständig und fair.“

Harald Köppel geht allerdings nicht davon aus, dass der Tierwohl-Cent kommt, nachdem die FDP bereits ihren Widerstand angekündigt hatte. Er gibt auch zu bedenken: „Die reden zwar von Cent, aber wahrscheinlich würden es deutlich mehr werden als nur ein oder zwei Cent.“ Angeblich sei bereits eine Höhe von 40 Cent in den Raum gestellt worden. Da werde es sich so manche Familie, die nicht im Geld schwimmt, überlegen müssen, ob es Schweine- oder Rindfleisch oder doch „nur“ eine Gemüsesuppe gibt.

Ähnlich argumentiert Landwirt Gerhard Reif aus Gößmannsreuth: „Ich halte nichts davon, weil das nur wieder Lebensmittel teurer macht“. Es gebe ja nicht nur Fleisch- und Milcherzeuger, sondern auch Getreide, Wein, Wald, Gemüse und vieles mehr. Er glaube auch nicht, dass das Geld beim Bauern ankommt. Sicher werde sich aber der Verbraucher auf höhere Preise einstellen müssen. „Das ist das Ziel, um das Verhältnis Landwirt-Verbraucher noch mehr zu spalten“, sagt Gerhard Reif. „Jetzt bekommen die Bauern noch mehr Geld“, heißt es dann fälschlicherweise. Und dann wird er deutlich: „Ich halte die Regierung für unfähig und finde deshalb, man sollte sparen und nicht ständig den Leuten mehr Geld abnehmen.“

Auch Michael Greim, Landwirt aus Marktschorgast, der unter anderem auf Mutterkuhhaltung mit Angus-Rindern setzt hält von der Tierwohlabgabe überhaupt nichts. „Wieder ein Büromonster“, schimpft er. „Wie soll das funktionieren?“, so Michael Greim weiter. Durch den ganzen Verwaltungsapparat, der hier wieder aufgebaut werde, komme beim Bauern nichts mehr an. Sollen die Bauern dann die nächste Subvention bekommen, die dann wieder gekürzt wird?“  Hier seien die Vermarkter und Metzger gefragt, damit Sie dem Bauern für besonders tiergerechte Haltung mehr bezahlen.

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13.03.2024

Waldbauern: Weiteres Käferjahr steht bevor / WBV Hollfeld: Erneut über 100.000 Festmeter Holz vermarktet

Hollfeld. Im dritten Jahr in Folge hat die Waldbesitzervereinigung Hollfeld mehr als 100.000 Festmeter Holz vermarktet. „Das ist nicht mehr normal“, sagte der Vorsitzende Christian Dormann bei der Jahresversammlung in der Stadthalle. Grund dafür ist die Kalamitätssituation. „Der Käfer hat uns fest im Griff“, sagte Dormann. Die Mitglieder der WBV Hollfeld kommen aus den drei Landkreisen Bamberg, Bayreuth und Kulmbach, die Geschäftsstelle ist in Hollfeld.

Dort hat die WBV mitten in der Stadt, in der Forchheimer Straße 4 im zurückliegenden Jahr neue Räumlichkeiten bezogen. Das ursprüngliche Vorhaben eines Neubaus sei damit noch nicht vom Tisch. Mit den großzügigen Räumen in der Forchheimer Straßer habe man aber eine gute Interimslösung gefunden. Die bisherige Geschäftsstelle war aus allen Nähten geplatzt, so dass der Umzug dringend notwendig wurde. Die WBV Hollfeld hat aktuell 1.746 Mitglieder, 49 mehr als noch vor einem Jahr. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 13.174 Hektar.

Nach den Worten von Geschäftsführerin Stefanie Blumers wurden im zurückliegenden Jahr exakt 101.550 Festmeter Holz vermarktet, im Jahr zuvor waren es 104.481 Festmeter. „Die Regel ist eine solche Menge nicht“, sagte sie. 2021 seien es noch gut 80.000 Festmeter gewesen. Ursache für die riesige Menge ist natürlich der Käferholzeinschlag und da wird sich erst einmal auch nichts daran ändern. „Wir werden auf einem ähnlich hohen Niveau bleiben“, so Stefanie Blumers. Bis 2020 sei alles noch ganz normal gewesen, dann habe der Käfer zugeschlagen. Mit Sicherheit habe der Käfer im Boden überwintert, so dass auch das laufende Jahr wieder ein Käferjahr werden wird. Von den über 100.000 Festmetern Holz waren über 96.000 Festmeter Fichten, knapp 5.000 Festmeter Kiefern, der Rest Tannen, Lärchen und sonstige.

„Fordernde Jahre liegen hinter und fordernde Jahre werden vor uns liegen“, sagt Vorsitzender Christian Dormann. Und er gab zu bedenken: „Die Probleme des Waldes sind auch unsere Probleme.“ An die Waldbesitzer appellierte er: „Räumt euren Wald auf.“ Auch wenn dies stellenweise ein hoffnungsloses Unterfangen sei. „Nur wenn wir zusammenhalten, können wir dem Käfer Paroli bieten.

Um den Arbeitsaufwand bewältigen zu können, braucht die WBV nicht nur Platz, sondern auch Personal. Die Bearbeitung habe teilweise recht lange gedauert, doch nun sei Besserung in Sicht, so Stefanie Blumers. Forstwirt Christian Stier sei bereits seit September als Einsatzleiter hauptsächlich für den Bereich Hollfeld tätig, Försterin Rebekka Zeilmann als Einsatzleiterin im südlichen Teil der WBV. Dazu kommt seit Januar Forstwirtschaftsmeister Johannes Blechschmidt. Auch im Büro gibt es mit Katharina Schreiber seit Januar eine neue Kraft.

Auf großes Interesse war bei der Jahresversammlung der Auftritt von Wolfgang Kornder, dem Bundesvorsitzenden und langjährigen bayerischen Landesvorsitzenden des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) gestoßen. Sein Fazit lautete: „Schalenwildbestände müssen im Focus der Jagd liegen, wenn die Waldverjüngung eine Chance haben soll.“ Maßstab für die Jagd müsse stets der Zustand des Waldes sein. Als Böswillige Unterstellung bezeichnete es Kornder, die Jagd als Schädlingsbekämpfung zu bezeichnen. Rehwild richte zwar Schäden an, „Wald vor Wild“ sei nicht gleichzusetzen mit „Wald ohne Wild“. Nur bei angepassten Wildbeständen gehe es dem Wald gut und er könne wachsen. Alarmierend sei nicht zuletzt auch die immens ansteigende Zahl an Wildunfällen. „Da gehe es ja schließlich auch um Menschenleben“, sagte Wolfgang Kornder.

Bild: Vorsitzender Christian Dormann (links) und sein Stellvertreter Matthias Weigand (rechts) bedankten sich bei Wolfgang Kornder vom Ökologischen Jagdverband.

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08.03.2024

Erdnüsse und Kichererbsen statt Braugerste und Weizen/ Regierung von Oberfranken verabschiedete 19 frischgebackene Meister der Landwirtschaft – Jahrgangsbeste kommt aus Kulmbach

Bayreuth: 19 junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben ihre Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister erfolgreich bestanden. Aus den Händen von Regierungspräsident Florian Luderschmid erhielten die 15 Männer und vier Frauen ihre Zeugnisse. „Sie sind auf der höchsten Stufe der Fortbildung im praktischen Bereich angekommen“, sagte der Regierungspräsident. Alle 19 hätten ihren Traumberuf erreicht, sie müssten sich aber auch darüber im Klaren sein, dass sie vor einer Zukunft mit großen Herausforderungen stehen.

Die Absolventen seien mit dem Meisterbrief in der Tasche bestens gerüstet, den eigenen Betrieb zu bewirtschaften oder als Führungskräfte in vor- und nachgelagerten Bereichen tätig zu werden. Der Regierungspräsident appellierte an die frischgebackenen Meister, neben all den großen Herausforderungen wie Sicherung der Ernährungssouveränität, Versorgung mit regenerativer Energie, Ressourcen und Artenschutz immer auch den Dialog mit dem Verbraucher im Blick zu haben.

Die Meisterausbildung bezeichneter Finanz- und Heimatsstaatssekretär Martin Schöffel als die weltweit beste Ausbildung, wenn man einen landwirtschaftlichen Betrieb leiten möchte. Schöffel gab auch zu bedenken, dass man die heimische Landwirttschaft zur eigenen Versorgung brauche. Auf Importe zu setzen, so wie sich das Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vorstellt, werde mit Sicherheit nicht funktionieren, denn niemand könne sagen, wo dann unsere Nahrung herkommen soll.

Nach einem Jahr praktischer Tätigkeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb besuchten die Absolventen für drei Semester die Landwirtschaftsschule. Anschließend bereiteten sie sich während eines weiteren Jahres mit berufsbegleitenden Lehrgängen auf die Abschlussprüfung zum Landwirtschaftsmeister vor. Inhalte der Meisterprüfung waren unter anderem der Vergleich und die Bewertung von Produktionsverfahren bei der pflanzlichen oder tierischen Erzeugung anhand eines zwölf Monate dauernden praktischen Arbeitsprojekts, die Analyse und Beurteilung eines fremden Betriebes sowie eine praktische Arbeitsunterweisung.

Festredner Stephan Sedlmayer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft stellte einmal mehr den Klimawandel in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Die Veränderungen durch den Klimawandel werden uns alle treffen und wir alle werden uns damit auseinandersetzen müssen“, sagte er. Es gebe aber kein Problem, das nicht gelöst werden kann. Außerdem befinde sich Bayern in einer begünstigten Lage, so dass der Freistaat nicht in existentieller Art und Weise betroffen sein werde. „Andere Gegenden sind heftiger betroffen“, sagte Stephan Sedlmayer. Trotzdem empfahl er den jungen Meistern, auch einmal an den Anbau alternativer Fruchtarten zu denken. Ob es tatsächlich Kichererbsen, Trockenreis oder Erdnüsse sein werden, vermochte er nicht vorauszusagen. Über Körnerhirse, der fünftgrüßten Getreideart weltweit, könne man aber schon ernsthaft nachdenken.

Die folgenden frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre Urkunden erhalten: Tabea Ritter und Moritz Starklauf aus Buttenheim im Landkreis Bamberg, Laurenz Albrecht aus Meeder, Georg Ehrsam aus Großheirath, Maximilian Platsch ais Itzgrund und Patrick Sämann aus Ahorn (alle Landkreis Coburg), Paul Schwarzmann aus Eggolsheim

im Landkreis Forchheim, Nicole Browa aus Geroldsgrün, Felix Leucht aus Naila, Max Schaller aus Feilitzsch (alle Landkreis Hof), Jonas Hofmann aus Weißenbrunn im Landkreis Kronach, Melissa Gräf aus Kulmbach und Dominik Pfändner aus Wonsees im Landkreis Kulmbach, Anna Pösch aus Lichtenfels, Hannes Schilling aus Bayreuth, Andreas Ritter aus Marktleuthen und Jakob Sroka aus Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel. Dazu kommen aus den beiden oberpfälzischen Nachbarandkreisen Neustadt an der Waldnaab und Amberg-Sulzbach Gabriel Speckner aus Vorbach und Simon Bauer aus Auerbach.


Jahrgangsbeste ist Melissa Gräf aus Kulmbach mit einem Notendurchschnitt von 1,29. Ihr überreichte Michael Knarrer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium den Meisterpreis der Staatsregierung.

Regierungspräsident Florian Luderschmid überreichte den Meisterbrief an Dominik Pfändner aus Wonsees.

Als einziger frischgebackener Landwirtschaftsmeister aus Bayreuth wurde Hannes Schilling vom  oberfränkischen Regierungspräsidenten Florian Luderschmid ausgezeichnet.

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07.03.2024

Immer auf der Suche nach neuen Helfern / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz: Trotz Personalmangel, Einsatzstunden auf nahezu gleichem Niveau

Bayreuth. „Wir könnten mehr machen, wenn wir nur mehr Leute hätten“: Der Helferengpass beherrscht derzeit flächendeckend die Arbeit der Maschinen- und Betriebshilfsringe. Beim MR Bayreuth-Pegnitz hat sich die schwierige Personalsituation wie ein roter Faden durch die Jahresversammlung gezogen. „Der begrenzende Faktor ist nicht die Nachfrage, sondern das Angebot“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm.

Zwei, die im zurückliegenden Jahr beste Werbung für die Betriebshilfe gemacht haben, sind Monika und Thomas Kaufenstein aus Stemmenreuth bei Pegnitz. Wie wurden im vergangenen Jahr mit dem Betriebshelfer-Award der deutschen Maschinenringe ausgezeichnet und gehören damit zu den besten Betriebshelfern Deutschlands. Das Ehepaar ist für den Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz tätig und bringt es zusammen auf fast 60 Jahre Tätigkeit für den Maschinenring. Im Juni wurden sie dafür auf der Bundesversammlung der 240 deutschen Maschinenringe in Köln ausgezeichnet.

Das Ehepaar bewirtschaftet in Stemmenreuth einen landwirtschaftlichen Betrieb im Zuerwerb. Sie haben schon vor Jahren die Milchviehhaltung aufgegeben und den Schwerpunkt ihres Betriebes auf die Färsenmast, also die Mast junger weiblicher Rinder zur Fleischerzeugung, verlagert. Für den Maschinenring sind die beiden nebenberuflich tätig. Monika und Thomas Kaufenstein unterstützen landwirtschaftliche Betriebe, die sich meist in einer schwierigen Situation befinden nicht nur mit ihrer Arbeitskraft sondern geben auch psychischen und menschlichen Beistand.

Trotz des personellen Engpasses konnte der MR Bayreuth-Pegnitz die Zahl der Einsatzstunden im Vergleich zum Vorjahr weitgehend gleich halten. 32681 Stunden haben die haupt- und nebenamtlichen Helfer im zurückliegenden Jahr geleistet. Gegenüber dem Vorjahr ist der Rückgang nur marginal, 2022 waren es 312700 Stunden. Gut zwei Drittel der Stunden waren soziale Einsätze, also bei Notfällen, wenn der Betriebsleiter erkrankt war, zur Kur oder Reha musste oder aus sonstigen Gründen ausgefallen ist. Nur etwa ein knappes Drittel der Stunden waren wirtschaftliche Einsätze, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen in der Erntezeit oder für eine Urlaubsvertretung.

Zweites Standbein des Rings ist die Vermittlung von Maschinen. Futterbau, Stroh- und Körnerernte sowie organische Düngung waren dabei die Bereiche, die am häufigsten nachgefragt wurden. Alles zusammen, also in der Summe aller erbrachten Leistungen kam der MR Bayreuth-Pegnitz auf einen Verrechnungswert von 8,4 Millionen Euro. Gegenüber dem Wert von 2022 in Höhe von 7,8 Millionen Euro ist das eine Steigerung in Höhe von 7,5 Prozent.

Die Maschinenring-Familie spiegelt auch immer den Zusammenhalt innerhalb des Berufsstandes wider. „Der Zusammenhalt war auch im zurückliegenden Jahr gigantisch“, sagte der Vorsitzende Reinhard Sendelbeck. Das gute Miteinander soll auch zu den beiden Nachbarringen Fränkische Schweiz und Kulmbach ausgebaut werden. „Wir wollen einen übergreifenden Einsatz der Mitarbeiter realisieren“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm. Ziel sei es, zum einen, besser zu werden und zum anderen Kosten zu sparen. Auch in der Geschäftsstelle hat sich im zurückliegenden Jahr ein Personalwechsel ergeben: Martin Freiberger ist auf eigenem Wunsch ausgeschieden. Seine Nachfolgerin ist Tatjana Felbinger. Zum zehnjährigen Jubiläum wurde die Mitarbeiterin Sandra Schönauer ausgezeichnet.

Zum weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings gehören die biologische Maiszünslerbekämpfung durch die Ausbringung von Schlupfwespen per Drohnen, Seilwindenprüfungen, Beratungsleistungen aller Art, vor allem rund um die Düngeverordnung, sowie alle möglichen Sammelbestellungen. In der MR Oberfranken Mitte GmbH hat der Maschinenring Bayreuth zusammen mit den Nachbarringen aus Kulmbach und aus der Fränkischen Schweiz seine gewerblichen Aktivitäten gebündelt. Hier geht es beispielsweise um die Klauenpflege oder um Futteranalysen. Geschäftsführer Bernd Müller ist dabei ebenfalls händeringend auf der Suche nach weiteren Helfern. „Wir könnten viel mehr abdecken, wenn wir nur mehr Leute hätten“, sagte er. Mit dem Ziel, Betriebshelfer zu gewinnen, soll deshalb künftig auch in den Schulen für eine landwirtschaftliche Ausbildung geworben werden.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz hat aktuell 1.254 Mitglieder, 18 weniger als im Jahr zuvor. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Fläche von 41.536 Hektar, rund 120 Hektar mehr als im Vorjahr.

Bilder:
1.
Sie gehören zu den besten Betriebshelfern Deutschlands: Monika und Thomas Kaufenstein aus Stemmenreuth bei Pegnitz sind im zurückliegenden Jahr mit dem Betriebshelfer-Award ausgezeichnet worden.
2.
 Personalwechsel in der Geschäftsstelle des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz: Geschäftsführer Johannes Scherm (rechts) und Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (2. Von links) haben den bisherigen Mitarbeiter Martin Freiberger verabschiedet und Sandra Schönauer zu ihrer zehnjährigen Tätigkeit für den Ring gratuliert.

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06.03.2024

Weniger Rehwild zur Rettung des Waldes / ARGE Jagdgenossenschaften zum Start des forstlichen Gutachtens

Kulmbach. Biber, Fischotter, Krähen und Gänse haben den Landwirten im zurückliegenden Jahr auch im Kulmbacher Raum wieder stark zu schaffen gemacht. Wildschweine spielen dagegen nicht mehr die große Rolle im Kulmbacher Land. „Die Schwarzwildstrecken sind rückläufig“, sagte der Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossenschaften im Bauernverband, Burkhard Hartmann aus Lindau.

Als Gund für die abnehmende Wildschweinpopulation nannte Hartmann vor allem die Aujeszkysche Krankheit, eine Viruserkrankung, die primär Schweine befällt. Sie habe wohl dafür gesorgt, dass sich die Schwarzwildproblematik der zurückliegenden Jahre entspannt habe. Aktuell kein Thema sei der Wolf im Kulmbacher Land, wobei der Vorsitzende zu bedenken gab, dass es nach offiziellen Zählungen bereits fast 200 Wolfsrudel in Deutschland gibt. Rund 4500 Nutztiere seien im zurückliegenden Jahr durch Wölfe gerissen worden, darunter auch mehrere hundert Rinder, die allgemein als sehr wehrhaft gelten.

Echte Probleme bereite im Landkreis aber der Biber, der zwischenzeitlich alle Gewässer erster und zweiter Ordnung besetzt habe. Einfangen und woanders freilassen führe zu keinem Ergebnis, da der Biber mittlerweile überall anzutreffen sei. Ebenfalls ein großes Thema sei der Fischotter, der immense Schäden verursacht, weil er ganze Fischteiche leer räumt.  Vor allem Im Nachbarlandkreis Lichtenfels, aber auch schon im Kulmbacher Land trete seit dem zurückliegenden Jahr die Gänseproblematik auf. Egal ob Graugans, Nilgans, Kanadagans oder auch Saatkrähen: sie alle hätten es auf Saatgut, Mais oder Erbsen abgesehen. Während sie in früheren Jahren durch Beizmittel, also Pflanzenschutzmittel vergrämt wurden, könnten sie sich durch den immer stärkeren Verzicht darauf jetzt ungehindert ausbreiten.

Das große Thema sei aktuell allerdings die immer weiter voranschreitende Zunahme des Rehwildes. Die durch eine Überpopulation verursachten Schäden seien auch in der Region auf Rekordniveau. Burkhard Hartmann plädierte unter anderem dafür, die allgemeinen Jagdzeiten für Schalenwild flexibler zu gestalten und beispielsweise auf den 1. April vorzuverlegen. Hintergrund seien die veränderten Vegetationszeiten. Bäume, Büsche und Hecken würden mittlerweile viel früher austreiben, als in vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Geschlossene Schneedecken seien eher selten geworden. An die Bevölkerung appellierte er, den Jägern das Wildbret auch abzukaufen. Schließlich sei Wild eine hochwertige Ernährung, trotzdem hapere es immer wieder an der Vermarktung.

Von einer großen Herausforderung sprach Bereichsleiter Jens Haertel vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach. Er meinte damit die Wiederbewaldung der zahlreichen Kahlflächen, die durch die Trockenheit und die Borkenkäferproblematik, aber auch durch den Einfluss des Wildes entstanden seien. Dabei komme der Landkreis Kulmbach mit über 1000 Hektar Kahlfläche im Gegensatz zum Nachbarlandkreis Kronach mit über 8000 Hektar Kahlfläche noch ganz gut weg. Damit die Wiederbewaldung gelingen kann gibt es das „Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“, wie das Verbissgutachten offiziell heißt.

Es wird alle drei Jahre erstellt, offizieller Start war jetzt im Februar. Nach den Worten von Jens Haertel erstellt die Bayerische Forstverwaltung für die rund 750 bayerischen Hegegemeinschaften das Gutachten zur Situation der Waldverjüngung. Offizieller Start war jetzt im Februar. Darin äußern sich die Forstbehörden zum Zustand der Waldverjüngung und ihre Beeinflussung durch Schalenwildverbiss. Sie beurteilen die Verbiss-Situation in den Hegegemeinschaften und geben Empfehlungen zur künftigen Abschusshöhe ab. Die Forstlichen Gutachten sollen die Beteiligten vor Ort in die Lage versetzen, für die Schalenwild-Abschussperiode einvernehmlich gesetzeskonforme Pläne aufzustellen. Für die unteren Jagdbehörden stellen sie eine wichtige Entscheidungsgrundlage bei der behördlichen Abschussplanung dar.

Allein für das Amtsgebiet kam Jens Haertel auf 13 Reviere mit exakt 1009 Meßpunkten in den vier Landkreisen Coburg, Kronach, Kulmbach und Lichtenfels. Oberstes Ziel ist es nach den Worten des Bereichsleiters, die natürliche Waldverjüngung durch stadortgemäße Baumarten ohne Schutzmaßnahmen zu ermöglichen. Die Ergebnisse lägen bis Juli vor, den Sommer über würden sie ausgewertet und im Herbst bekannt gegeben. Dann werde auch klar sein, ob die Abschüsse in den Hegegemeinschaften das Kulmbacher Landes gesenkt oder gesteigert werden müssen. „Unser Ziel ist ein transparentes und aussagekräftiges  Verfahren zur Ermittlung der Abschusszahlen, um einen klimaresistenten Wald zu erhalten“, so Jens Haertel.

Zuletzt wurden im Kulmbacher Land gleich zwei „dauerhafte Rote Hegegemeinschaften“ festgestellt. Dabei handelte es sich um die Gemeinschaften „Jura“ und „Frankenwald“. In beiden Gebieten sei die Verbiss-Situation dreimal hintereinander zu hoch gewesen. Die Verbiss-Situation hatte allgemein im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen und lag meist über dem bayerischen Durchschnitt. Im „Verbissgutachten“ war nicht nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe Kosten für dringend notwendigen Bau von Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen Auswirkungen, zum Beispiel durch das Aussterben mancher Baumarten.

Bild: Bereichsleiter Jens Haertel vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach informierte die ARGE Jagdgenossenschaften mit dem Vorsitzenden Burkhard Hartmann aus Lindau und dessen Stellvertreter Michael Sack vom Maierhof in Ködnitz (von links) über den Start des forstlichen Gutachtens.

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05.03.2024

Deutliche Steigerung in allen Bereichen / Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel: So viel Betriebshilfe wie lange nicht mehr

Höchstädt. „Wirtschaften in turbulenten Zeiten.“ Unter diesem Motto hat der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel diesmal seine Jahresversammlung gestellt. Tatsächlich konnte der Zusammenschluss in allen seinen Tätigkeitsfeldern deutliche Anstiege verzeichnen. Das zeigt, dass die Arbeit des Rings wichtiger als je zuvor ist.

Da ist einmal die Betriebshilfe, bei der die Einsatzstunden um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen sind. Waren es 2022 noch 17560 Stunden kamen die Verantwortlichen im zurückliegenden Jahr auf 23162 Stunden. „Man muss sich fast schon wundern, wie wir das alles abdecken konnten“, sagte Geschäftsführer Andreas Hager. Über 23000 Stunden, so viel habe es schon lange nicht mehr gegeben. Fast drei Viertel der Stunden entfallen dabei auf die soziale Betriebshilfe, die immer dann notwendig wird, wenn zum Beispiel ein Betriebsleiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss. Ein gutes Viertel macht die wirtschaftliche Betriebshilfe, meist zur Abdeckung von Arbeitsspitzen aus.

Auch in der Maschinenvermittlung, dem zweiten klassischen Tätigkeitsfeld der Ringe, war Wunsiedel wieder gut unterwegs. Absoluter Spitzenreiter war diesmal der Bereich Futterbau und Strohernte mit einem Verrechnungswert von allein über einer Million Euro. „Das zeigt, dass die Silos gut gefüllt sind“, sagte Geschäftsführer Hager. Insgesamt, also mit Maschinenvermittlung, Betriebshilfe und auch der Leistungen für den Landschaftspflegeverband hat der Maschinenring einen Verrechnungswert von über 3,4 Millionen Euro erzielt, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 21 Prozent bedeutet.

Der gewerbliche Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft ausgelagert. Der Maschinenring Münchberg, der zuletzt 50 Prozent gehalten hatte, ist seit 2022 kein Teilhaber mehr. Als Hauptumsatzträger der GmbH bezeichnete dessen Geschäftsführer Reinhard Rasp den Winterdienst mit rund 200 Kunden. Ein weiterer wichtiger Bereich sei die Baumpflege. Im Auftrag des Straßenbauamtes führt die GmbH unter anderem insektenschonende Mäharbeiten durch, für das Bayernwerk erledigt die MR Hochfranken Trassenpflege entlang der 20-KV- und der Nebenspannungsleitungen. Die gewerbliche Tochter kümmere sich um die Sportplatzpflege und ist an der Holzenergie Hochfranken, die in Weißenstadt dien Therme beheizt, beteiligt.

Nach den Worten des 1. Vorsitzenden Martin Goldschald hat der Maschinenring Wunsiedel aktuell exakt 591 Mitglieder. Acht Neuzugängen standen 14 Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Fläche von 22418 Hektar, was nahezu komplett der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis entspricht. Mit Sandra Dornhöfer, Hans Tröger und Toni Zeitler wurden bei der Jahresversammlung auch die drei Betriebshelfer geehrt, die im zurückliegenden Jahr am meisten Stunden geleistet hatten.

Eine Überraschung hatte Gerhard Fritsch aus Röthenbach zur Jahresversammlung mitgebracht. Er überreichte dem Betriebshelferausschuss des Maschinenrings einen Scheck in Höhe von 5500 Euro. Das Geld stammt aus dem Brandschadenshilfeverein Bergnersreuth und Umgebung. Der Verein hatte sich im zurückliegenden Jahr, ausgerechnet im 100. Jahr seines Bestehens aufgelöst. „Die Zeit hat uns überholt“, sagte Gerhard Fritsch. Zu Hochzeiten hatte der Verein über 300 Mitglieder, doch aufgrund des Strukturwandels sei die Arbeit überflüssig geworden. Zum Schluss seien noch 5500 Euro in der Kasse gewesen, üb er die sich jetzt der Maschinenring freuen kann.

Bild: Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine stundenstärksten Betriebshelfer geehrt und einen Scheck über 5500 Euro in Empfang nehmen können. Im Bild von links: Toni Zeitler, Hans Tröger, Matthias Benker vom Maschinenring, Sandra Dörnhöfer, Geschäftsführer Andreas Hager, Vorsitzender Martin Goldschald, der stellvertretende Kreisobmann Stephan Regnet, Gerhard Fritsch und Harald Schwarz vom Brandschadenshilfeverein.

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04.03.2024

Personalmangel beim Maschinenring / Minus im Haushalt macht satte Beitragserhöhung notwendig – Alexander Hollweg wird neuer Geschäftsführer

Kulmbach. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach sucht Nachwuchs.­­ Sowohl bei der sozialen, als auch bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe waren die Zahlen im zurückliegenden Jahr rückläufig. „Da müssen und wollen wir gegensteuern“, sagte Geschäftsführer Horst Dupke bei der Jahresversammlung.

Waren es im Jahr zuvor noch 17836 Stunden soziale Betriebshilfe, so kommen die Verantwortlichen für 2023 nur mehr auf 16508 Stunden. Soziale Betriebshilfe wird immer dann notwendig, wenn beispielsweise ein Landwirt erkrankt, einen Unfall hat, zu einer Reha-Maßnahme oder zur Kur muss. In der wirtschaftlichen Betriebshilfe, also zur Abdeckung von Arbeitsspitzen sank die Zahl der erbrachten Stundn von 6290 auf 4328.

Ähnlich ist die Situation bei den Klauenpflegern, eine Dienstleistung, die der Maschinenring über seine gewerbliche Tochterfirma, der MR Oberfranken Mitte in Zusammenarbeit mit den Nachbarringen Bayreuth und Fränkische Schweiz anbietet. „Wir haben zu wenig Klauenpfleger und zu viele Anfragen“, sagte Geschäftsführer Dupke. Aktuell müsse man sämtliche Anfragen absagen, weil die beiden Klauenpfleger komplett ausgelastet sind. Ähnlich problematisch gestaltet sich die Situation beim Winterdienst oder bei der Grünflächenpflege. „Wir suchen ständig Leute“, so der Geschäftsführer. Bezahlt werde pauschal, wer Lust und Zeit hat sollte sich umgehend beim Maschinenring melden.

Ein umstrittener Punkt war bei der Jahresversammlung die Beitragserhöhung. Demnach wird der Grundbetrag von 50 auf 75 Euro pro Jahr erhöht. Unangetastet bleibt der Beitrag von einem Euro Hektar bewirtschafteter Fläche und die Aufnahmegebühr von 12,50 Euro. Die letzte Erhöhung des Grundbetrages liege 20 Jahre zurück, gab Dupke zu bedenken. Das zurückliegende Jahr schloss der Maschinenring vor allem wegen der Kosten für den hohen Personalaufwand mit einem Minus von über 30.000 Euro ab. Ohne Beutragserhöhung stünde im Haushaltsvoranschlag für das laufende Jahrmit ein Minus in ähnlicher Höhe.

Die beiden Mitglieder, die sich gegen die Beitragsanpassung aussprachen, nannten es „fies“ , dass mit der Erhöhung kleine Bauern benachteiligt und große bevorzugt würden. Ein ordentlicher Kompromiss wäre es nach den Worten der beiden Gegner gewesen, den Hektar Beitrag zu erhöhen und den Grundbetragn nur maßvoll anzupassen. Geschäftsführer Dupke bezeichnete die Erhöhung trotzdem als moderat, zumal das Minus von 30.000 auf 300 Euro gesenkt werden könne.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Betriebshilfe im Landkreis Kulmbach auch künftig zu organisieren und sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas Textores. Den Verrechnungswert aller erbrachten Leistungen bezifferte er auf 4,4 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 3,96 Millionen Euro. Der Maschinenring Kulmbach hat aktuell 825 Mitglieder, neun weniger als im Jahr zuvor.

Wenn der Verrechnungswertt trotz der Rückgänge bei der Betriebshilfe trotzdem angestiegen ist, so lag das am zweiter wesentlichen Aufgabenbereich des Rings, der Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um Düngedokumentationen geht.

Eine wichtige personelle Veränderung steht beim Kulmbacher Maschinenring in den kommenden Wochen an. Geschäftsführer Dupke wird in den Ruhestand verabschiedet, der bisherige Assistent Alexabder Hollweg wird zum 1. Mai die Nachfolge übernehmen. Bei der Jahresversammlung wurden drei betriebshelfer geehrt, die im zurückliegenden Jahr jeweils mehr als 1.000 Einsatzstunden absolviert hatten: Astrid Masel aus Großenhüll, Elfriede Winkler aus Lanzenreuth und Thomas Kraß aus Guttenberg.

Bilder:
1.
 Ehrung für die Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden (von links): Landrat Klaus Peter Söllner, Thomas Kraß, Dekan Friedrich Hohenberger, Geschäftsführer Horst Dupke, Elfriede Winkler und Vorsitzender Andreas Textores.
2.
 Obwohl er noch bis Ende April hauptamtlich für den Maschinenring Kulmbach tätig sein wird, verabschiedete der Vorsitzende Andreas Textores (Mitte) bei der Jahresversammlung den bisherigen Geschäftsführer Horst Dupke (links) und stellte Alexander Hollweg als Nachfolger vor.

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01.03.2024

Steigende Zahlen in allen Bereichen / Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz setzt verstärkt auf Bioenergie

Aufseß. Maschinenverleih, Betriebshilfe und Beratungsleistungen, das sind drei wesentliche Säulen, auf denen sich die Arbeit der Maschinenringe aufbaut. Eine weitere immer stärker werdende Säule ist beim Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz der Bereich Energie. Zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth und Kulmbach hat man deshalb die „MR Oberfranken Mitte Bioenergie GmbH“ gegründet. Gemeinsames Ziel sei die Förderung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien“, sagte Geschäftsführer Manuel Appel (Bild) bei der Jahresversammlung des Maschinenrings Fränkische Schweiz in Aufseß.

Konkret soll es darum gehen, Verträge mit Abnehmern zu schließen und potentiellen Lieferanten, etwa von Hackschnitzeln, eine regelmäßige Absatzmöglichkeit zu vermitteln. Ein Beispiel dafür ist die Biomasse Heizwerk Gößweinstein. Hier hat der MR nicht nur Lieferrechte für seine Mitglieder ausgehandelt, der Ring ist auch einer der Gesellschafter. Weitere 60 Landwirte beliefern die Stadtwerke Ebermannstadt mit zusammen 2500 Tonnen Hackschnitzel pro Jahr. Unter anderem werden damitz das Schulzentrum, das Krankenhaus und zahlreiche Privathäuser beheizt. Ähnliche Heizwerke sollen auch in Pretzfeld und Waischenfeld entstehen.

„In diesem Bereich ist ordentlich Musik drin“, sagte Geschäftsführer Manuel Appel. Ganz neu ist das Thema Energie für den MR Fränkische Schweiz allerdings nicht. Schon seit Jahren gehören die Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasseheizwerk Hollfeld und für die Bioenergie Hollfeld zum Aufgaben bereich des Rings. In Hollfeld sollen auch heuer wieder mehrere Häuser am zentralen Marienplatz an das Biomasseheizwerk angeschlossen werden.

Was die klassischen Aufgabenbereiche des Maschinenrings Fränkische Schweiz angeht waren die Zahlen sowohl bei der sozialen, als auch bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe angestiegen. Knapp 15274 Einsatzstunden wurden der Bilanz zufolge im zurückliegenden Jahr geleistet, was einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent gleichkommt. Gut zwei Drittel entfallen auf die soziale Betriebshilfe, also in Notsituationen, bei Krankheit, Kur oder Reha. Ein Drittel der Stunden sind wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.

Das wichtigste Geschäftsfeld des Rings ist noch immer der Maschineneinsatz. Fast alle Bereiche seien dabei gestiegen, besonders die Sparten Schlepper und Transport sowie Futterbau und Strohernte ragen zahlenmäßig heraus. Insgesamt, also zusammen mit der Betriebshilfe, kommt der Maschinenring Fränkische Schweiz für 2023 auf einen Verrechnungswert von knapp 3,3 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es knapp 3,2 Millionen Euro.

Immer stärker in Anspruch genommen werde der Maschinenring auch, wenn es um das Thema Beratung geht. Egal ob Düngeberatung, Mehrfachantrag oder Dieselanträge, der Maschinenring ist immer ein wichtiger Adressat für alle Ratsuchenden. Für die Beratung ist Mitarbeiter Patrick Munzert von der Geschäftsstelle in Aufseß zuständig.

Seine gewerblichen Aktivitäten hat der MR Fränkische Schweiz zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth und Kulmbach in der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH gebündelt. Dazu gehört nach den Worten von Rüdiger Haase beispielsweise die Klauenpflege mit zwei eigenen Ständen, die biologischer Maiszünslerbekämpfung mit Schlupfwespen oder die Unkrautbekämpfung mit Heißwasserthermie.

Welche Wirtschaftskraft hinter der MR Oberfranken Mitte steht, machte Rüdiger Haase an den folgenden Zahlen deutlich: So habe die OMI 30 festangestellte Mitarbeiter, davon allein 15 Betriebshelfer. Die Klauenpfleger hätten im zurückliegenden Jahr rund 18500 Tiere versorgt, so dass sie komplett ausgelastet sind und keine weiteren Aufträge mehr annehmen könnten.

Der MR Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet auf drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis Forchheim. Der Ring hat 741 Mitglieder, fünf weniger als im Jahr zuvor.

Vorsitzender Bernhard Hack (Bild) aus Weilersbach hatte zuvor deutlich gemacht, dass der Maschinenring voll und ganz hinterr den Protestaktionen  der Landwirte steht. Das gelte uneingeschränkt, auch wenn der Ring selbst als unpolitischer Zusammenschluss keine Aktionen organisiert, plant oder durchführt. Die Aktionen weckten Hoffnung, sagte der Vorsitzende. Als positiv bezeichnete er den Zusammenhalt innerhalb der Landwirtschaft. Er drückte auch seine Hoffnung aus, dass wieder ein Umdenken erfolgt und die Gemeinschaft wieder als wichtiger gesellschaftlicher Wert wahrgenommen werde,

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29.02.2024

Betriebshilfe gefragter denn je zuvor / Rekordergebnisse beim Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung

Dörnthal. Die landwirtschaftliche Betriebshilfe ist gefragter denn je zuv or. Um fast ein Viertel ist die Zahl der geleisteten Stunden beim Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung im vergangenen Jahr angestiegen. Waren es 2022 noch 24744 Stunden kommen die Verantwortlichen für 2023 auf exakt 30598 Stunden. „In Spitzenzeiten, wie der Erntezeit, haten wir 37 Einsätze parallel“, sagte Geschäftsführer Patrick Heerdegen bei der Jahresversammlung in Dörnthal bei Selbitz.

Die Stunden wurden in der Regel von selbstständigen, eigenangestellten oder nebenberuflichen Betriebshelfern geleistet. „Da ist Solidarität gefragt“, sagte Heerdegen, Man könne aber auch feststellen, dass sich der Berufsstand gegenseitig unterstützt. Überwiegend war es dabei um wirtschaftliche Einsätze, also zur Abdeckung von Arbeitsspitzen oder zur Urlaubsvertretung, gegangen. Eine nicht weniger wichtigere Rolle spielten aber auch die sozialen Einsätze, beispielsweise wenn eine Arbeitskraft wegen eines Krankenhausaufenthalts, einer Kur- oder Rehamaßnahme ausfällt.

Die gestiegenen Zahlen haben aber auch irhe Schattenseiten. Wie der Vorsitzende Jürgen Becher ausführt könnten beispielsweise aktuell vier Einsätze nicht abgedeckt werden. „Da sieht man eigentlich erst einmal so richtig, wie wertvoll unsere Arbeit ist“, sagte Becher. Geschäftsführer Heerdegen nutzte denn auch die Gunst der Stunde, bei den Mitgliedern einmal mehr für die Tätigkeit als Betriebshelfer zu werben. Bei einem Stundenlohn von 22,20 Euro vor Steuern könne das eine hervorragende Zuverdienstmöglichkeit sein. „Das kann sich doch sehen lassen“, sagte der Geschäftsführer. Auch eine Festanstellung sei denkbar. Derzeit hat der MR Münchberg drei hauptberufliche Betriebshelfer.

Insgesamt kommt der Münchberger Ring für das zurückliegende Jahr auf einen Verrechnungswert von 5,3 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 26,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Neben der Betriebshilfe fleißt mit der Maschinenvermittlung dabei vor allem das Kerngeschäft des Rings mit ein. Schwerpunkte waren dabei die Bereiche Schlepper und Transporte, Futtervermittlung, Futterbau und Strohernte. Ein weiteres immr stärker werdendes Geschäftsfeld sei dioe Beratungstätigkeit. Da gehe es beispielsweise um die Düngeverordnung, den Dieselantrag, um Merfachanträge oder um Anträge für das Kulturlandschaftsprogramm.

Die gewerblichen Tätigkeiten hat der Ring in die MR Münchberg GmbH ausgelagert. Dessen Geschäftsführer Daniel Seuß sprach von einer konstanten und meist sogar steigenden Nachfrage in allen drei Bereichen, im gewerblichen, kommunalen und privaten Bereich. Deshalb habe man mit der gelernten Gärtnerin, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, Christine Jakob aus Rodesgrün auch zum 1. Februar eine weitere Neueinstellung vorgenommen.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg  hat aktuell 917 Mitglieder, genauso viele, wie im cvergangenen Jahr. Sie bewirtschaften zusammen eine Fläche von 41425 Hektar. Das sind 98 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Landkreis Hof. Der Ring kann in diesem Jahr auch sein 60-jähriges Bestehen feiern. Dazu gratulierten bei der Jahresversammlung Landrat Oliver Bär, der Landtagsabgeordnete Kristan von Waldenfels und BBV-Kreisobmann Ralph Browa.

Die Aufgaben würden in Zukunft wohl nicht weniger, sondern eher mehr, sagte Landrat Bär. Vor allem das Thema Waldumbau werde den Landkreis Hof in den kommenden Jahren sehr beschäftigen. Ohne den Maschinenring gäbe es die Landwirtschaft in dieser Form nicht, ohne den Maschinenring wäre Landwirtschaft in Bayern undenkbar, so Kristan von Waldenfels. Kreisobmann Browa bedankte sich für die Unterstützung der Mitglieder bei den Bauernprotesten und kündigte weitere Aktionen an, unter anderem ein Mahnfeuer zusammen mit den Berufskollegen aus Sachsen und Thüringen.

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26.02.2024

Wissen um die Dinge des Alltags / Landfrauen fordern eigenes Schulfach „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“

Kulmbach. Wo kommt eigentlich das Fleisch auf dem Burger her? Wie ist das mit der Milch? Wie wasche ich die Wäsche richtig und wie nähe ich einen Knopf an? Seitdem es an den meisten allgemeinbildenden Schulen keine Fächer wie Hauswirtschaft, Handarbeit, Kochen oder Werken mehr gibt, weisen viele Schüler Defizite beim Wissen um die Dinge des Alltags auf. Eine Berufsgruppe gibt es, die auf all diese Fragen und noch viele weitere Antworten geben könnte: Landwirte und Landfrauen.

Deshalb wollen sie sich verstärkt einbringen, wenn es gilt, Schülern Alltagskompetenzen zu vermitteln. Die Umsetzung des Projektes „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“ ist deshalb meist in Form einer eigenen Woche an allen staatlichen Schulen verpflichtend. So richtig funktioniert das allerdings noch nicht. Zum einen gibt es zu wenige landwirtschaftliche Betriebe, die dabei mitmachen. Zum anderen scheuen viele Schulen den Besuch auf einem Bauernhof, aus welchen Gründen auch immer.

Nun steht die Einführung eines Schulfaches, das beispielsweise Alltagskompetenzen und Lebensökonomie“ heißen könnte im Koalitionsvertrag der bayerischen Staatsregierung. Die Umsetzung lässt allerdings noch auf sich warten. Dabei fordern es die Landfrauen schon seit Jahren.

Eine Bäuerin, die den Kindern und Jugendlichen an der Grund- und Mittelschule Mainleus schon seit Jahren vermittelt, wo das Brot herkommt ist Gudrun Passing, die stellvertretende Kulmbacher Kreisbäuerin aus Oberdornlach. Jeweils vier bis fünf Stunden erklärt sie Fünf- und Sechsklässer, wie aus Getreide Mehl wird, wie ein Teig ensteht und wie lange es dauert, bis man eine Scheibe frisches Brot gernießen kann. Sie setzt mit den Schülern einen Sauerteig an, erläutert, welche Getreidesorten es gibt. „Im ländlichen Raum wüßten die meisten schon noch, wo das brot eigentlich herkommt“, sagt Gudrun Passing.

Ganz im Gegensatz zu manchen Schülern hauptsächlich in den Großstädten, weiß die Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel. Da gebe es schon Schüler, die nur Cola und Chips kennen und die Landwirte mit Massentierhaltern und Giftspritzern gleichsetzten. Das zu ändern, stehe schon lange auf der Agenda der Landfrauen. Doch das eigene Schulfach lasse leider auf sich warten. Immerhin gebe es die Projektwochen, bei denen entweder Landwirte und Landfrauen in die Schulen kommen, oder Schulklassen auf die Höfe. „Alle Schulen sind informiert, es gibt viele Möglichkeiten, allerdings müssen die Schulen von sich aus aktiv werden“. Die Forderung nach einem regulären Schulfach für alle Jahrgangsstufen und Schularten bleibt aber weiterhin bestehen, stellt Beate Opel klar.

„Wir müssen den Kindern einfach wieder Werte vermitteln, die ganz normal sind“, sagt die Kreis- und Bezirksbäuerin. „Wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen später mit beiden Beinen im Leben stehen.“ Vielfach sei das verloren gegangen. Dabei seien Ernährung und Gesundheit doch Megathemen. Viele Kinder würden keine Früchte mehr bestimmen können, wüssten nicht, was es mit der Kulturlandschaft auf sich hat und dass Wälder für den Klimaschutz wichtig sind. Dabei gehen die Landfrsauen noch weiter: Früher sei es selbstverständlich gewesen, wie man einen Haushalt führt, das Geld einteilt, die Wäsche macht, bügelt und zusammenlegt oder eben den berühmten Knopf annäht.

Auch Diana Wende, Kulmbacher Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) weiß, dass die Umsetzung des Themas „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“ noch in den Kinderschuhen steckt. Bereits in den vergangenen zwei Schuljahren sollte ein größeres Augenmerk mittels eigenständiger Projekte auf Alltagskompetenzen gelegt werden. Dazu haben „Ernährung-und-Soziales-Gruppen“ von Mittelschulen zum Beispiel das  Gewürzmuseum in Kulmbach besucht und die neu gewonnenen Erkenntnisse in den Unterricht eingebunden. Ein weiteres Beispiel: im Grundschulbereich konnte ein Schwerpunkt „Gesundes Frühstück“ gesetzt werden. Hier könnten Experten – also nicht schulisches Personal wie etwas auch Ernährungsberater – mit eingebunden werden.

Grundsätzlich sollte die Projektwoche den fünf Themenschwerpunkten Ernährung, Gesundheit, Haushaltsführung, Umweltverhalten und selbstbestimmtes Verbraucherverhalten zuzuordnen sein. Viele Aspekte daraus würden bereits im regulären Unterricht behandelt, da sie Teil des „LehrplansPLUS“ sind.

Eine Verallgemeinerung der Defizite der Schüler in diesem Bereich sei aber nicht möglich. Die Schulen würden neben dem Elternhaus einen Bildungs- und Erziehungsauftrag wahrnehmen und seien daher bemüht, den Kindern „Handwerkszeug“ mitzugeben. Doch würden sicherlich nicht alle Bereiche im Laufe des Schullebens allein durch die Schule abgedeckt werden können. Wie so oft, kann dieser Auftrag nur gemeinsam von Elternhaus und Schule umgesetzt werden und nicht allein der Schule zugeschrieben werden“, so BLLV-Sprecherin Diana Wende.

Bild: Machen sich für die Einführing eines Schulfaches „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ stark: Gudrun Passing (links) und Beate Opel.

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22.02.2024

Weniger Tiere, weniger Bauern, weniger Umsatz / Rinderzuchtverband Oberfranken konnte sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen noch immer gut positionieren – Gesamtumsatz über 15 Millionen Euro

Bayreuth. Trotzweltweiter Krisen und Sopannungen und trotz denkbar ungünstiger Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Deutschland hat der Rinderzuchtverband Oberfranken sein Ergebnis in etwa halten können. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den der Vorsitzende Georg Hollfelder (Litzendorf) und Zuchtleiter Markus Schricker (Bayreuth) bei der Jahresversammlung in der Tierzuchtklause vorgelegt haben. Demnach war der Gesamtumsatz von 15,4 auf 15,2 Millionen Euro zurückgegangen. Auch die Vermarktungszahlen waren rückläufig. Waren es im vorigen Geschäftsjahr noch knapp 28329 Tiere, kommt die Bilanz aktuell auf 27955 Tiere aller Kategorien (Nutzkälber, Zuchtkälber, Jungrinder, Jungkühe und Bullen). Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September.

Der Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr noch 924 Mitgliedsbetriebe. Im Geschäftsjahr zuvor waren es noch 968 Mitgliedsbetriebe. Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls gesunken, und zwar um 767 Kühe auf nun 63085. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit gut 68 Kühen angegeben (Vorjahr 66).

Während diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der Jahresbericht von Zuchtleiter Schricker traditionell auch die gesamte Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der Milchkühe um 1511 auf 78212. Die Zahl der Betriebe ging um 86 auf 1492 zurück. Vor zehn Jahren waren es noch oppekt so viele Betriebe. Die meisten Milchkühe werden in den Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den Landkreisen Forchheim, Kronach und Lichtenfels.Insgesamt habe Oberfranken einen Rückgang bei den Milchkühen zu verkraften der über dem bayerischen Durchschnitt liegt.

Von einem übermäßig hohen Strukturwandel sprach der Vorsitzende Georg Hollfelder, der auch Landesvorsitzender der bayerischen Rinderzüchter ist. Ursache dafür sei in erster Linie die gewaltige Bürokratie, die den Betrieben mittlerweile aufgebürdet werde und die immer noch zunehme. „Es geht bei den Bauernprotesten nicht nur um den Agrardiesel, es gibt so vieles, was uns das Wirtschaften immer schwerer macht“, sagte Georg Hollfelder. Er sprach offen von der „schlechtesten Regierung, soweit ich mich zurückerinnern kann“. So könne man nicht mit den Bauern und auch nicht mit den Bürgern umgehen.

Die gleiche Auffassung vertrat auch Peter Köninger, mittelfränkischer BBV-Präsident und in dieser Funktion für die Milcherzeuger zuständig. Er rief die Landwirte dazu auf, auch weiterhin für die Anliegen des Berufsstandes einzutreten. In den zurückliegenden Wochen und Monaten hätten die Bauern ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Blick auf das neue Tierschutzgesetz zeige aber auch: „Die haben es noch immer bnicht begriffen.“ Auf keinen einzigen Vorschlag aus den Reihern der Landwirtschaft sei eingegangen worden, das zeige, dass der Druck aufrechterhalten werden muss. In vielen Dingen hätte er sich einen pragmatischen Ansatz erwartet. Zum Beispiel in Sachen anbindehaltung. Sie wird auslaufen, das sei jedem klar. Doch kann es wirklich sein, dass so viele kleine Familienbetriebe jetzt mit Gewalt dicht gemacht werden?“

„In der Landwirtschaft ist die Basis noch in Ordnung“, das wusste auch Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). Er stellte sich hinter die Proteste der Bauern: „Wenn das Fass übergelaufen ist, muss man etwas unternehmen.“ Einen schwereren Stand hatte Stephan Unglaub (SPD), der in Vertretung des Landrates sprach. Doch auch er beklagte, dass der Weitblick und das Gespür für die landwirtschaft häufig fehlten. Immerhin habe seit Corona ein Umdenken stattgefunden. Viele Menschen wüßten regional produzierte Produkte wieder zu schätzen, ihnen sei klar geworden, dass die Landwirtschaft einen unverzichtbarebn Beitrag zur Ernährungssicherheit leistet.

Für herausragende Leistungen wurden die Betriebe der Familen Böhm (Neuhaus), Schmidt (Hainbronn), Lauterbach (Tressau), Raab (Lessau) und Engelbrecht (Lankendorf) ausgezeichnet.

Bild: Ehrung für herausragende Verdienste um die Rinderzucht in Oberfranken (von links): Zuchtleiter Markus Schricker, Vorsitzender Georg Hollfelder, Gerhard Schmidt (Hainbronn), Christiane Böhm (Neuhaus) der stellvertretende Vorsitzende Thomas Erlmann, Christian Engelbrecht (Lankendorf), Jürgen Raab (Lessau) und Kathrin Lauterbach (Tressau).

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20.02.2024

Einmalige Erinnerungen der Ehemaligen / Buchveröffentlichung zum 100jährigen Jubiläum der Bayreuther Landwirtschaftsschule vorgestellt

Bayreuth. Es ist viel mehr als eine Festschrift, es ist ein stattliches Kompendium, dass auf fast 160 Seiten eindrucksvoll die gemeinsame 100-jährige Geschichte der Landwirtschaftsschule in Bayreuth und der „Gärtner Johann Popp´schen Stiftung“ dokumentiert. Bei einer Feierstunde in der Tierzuchtklause in Bayreuth hat Stiftungsgeschäftsführer Helmut Schelhorn, langjähriger Amtschef und Leiter der Landwirtschaftsschule, das neue Buch mit dem Titel „Landwirtschaftsschule – und dann?“ mit dem Untertitel „Erinnerungen an eine prägende Zeit“ zusammen mit Vertretern der Stiftung und der Schule vorgestellt.

In der Publikation haben fast 50 ehemalige Schüler der Fachschulen in Bayreuth und Pegnitz mit persönlichen Beiträgen 75 Jahre zur Schulgeschichte und zu ihren beruflichen Lebenswegen beschrieben. Helmut Schelhorn zeigte sich bei der Buchvorstellung begeistert von den „einmaligen, lebendigen, anschaulichen und spannenden Erinnerungen der Ehemaligen“. Sie alle seien in den Fachschulen als Persönlichkeiten geformt worden, überwiegend in der fachlichen Qualifikation, aber auch als Menschen, die Verantwortung zu übernehmen hatten. So seien danach Berufswege entstanden, die ganz unterschiedlich verlaufen sind: Vom Verbleib in der Landwirtschaft im Haupterwerb bis zum Ausstieg aus dem erlernten Beruf und einem Neuanfang in ganz anderem Wirkungsbereich, im Anstellungsverhältnis oder in der Gründung eines Unternehmens.

Auch die deutlichen Veränderungen im Schulbesuch zeigte Helmut Schelhorn auf. Sie seien seiner Meinung nach ein Spiegelbild der Entwicklungen im ländlichen Raum. Klare Fakten hätten zu einer Minderung der Schulstandorte geführt. Bayreuth sei heute mit Münchberg ein gemeinsamer Schulstandort. Eine Auswertung der letzten Jahre habe ergeben, dass in Bayreuth nur noch rund die Hälfte der Studenten direkt aus dem eigenen Landkreis kommen. Die andere Hälfte kam aus zehn weiteren Landkreisen sowie aus drei Regierungsbezirken. Teilweise müssen sie täglich sehr weite Fahrstrecken zurücklegen, weil Schulinternate, so wie früher, leider nicht mehr bestünden.

Zur „Gärtner Johann Popp´schen Stiftung“, von der heute die Landwirtschaftsschule und das Grüne Zentrum in Bayreuth profitieren, sagte Helmut Schelhorn: „Bestimmt gibt es viele Stiftungen, die auf eine ältere Vergangenheit und auf einen größeren Finanzgrundstock aufbauen können, doch die Popp`sche Stiftung hat sich von Beginn an in Bescheidenheit entwickelt und daher den Stiftungszweck konstant auf Bildung am Standort Bayreuth ausgerichtet.“ So habe sie heute ein Vermögen erreicht, das ihr eine gute Perspektive für das nächste Jahrhundert im Grünen Zentrum in der Adolf-Wächter-Straße in Bayreuth bietet. Zu Zeiten ihrer Gründung war es das Ziel der Stiftung, bedürftige Junglandwirte bei ihrer Ausbildung zu unterstützen.

Beim Festakt in der Tierzuchtklause bestätigten die Grußworte des stellvertretenden Regierungspräsidenten Thomas Engel und des Bezirkstagspräsidenten Henry Schramm die wertvollen Leistungen der Stiftung für die Fachschulen sowie für die Schüler und Studenten am Standort Bayreuth. Beide Redner bezogen dabei auch Stellung zu den Bauernprotesten der zurückliegenden Wochen. Sie zeigten Verständnis dafür, dass die verursachenden politischen Entscheidungen eine Gegenreaktion in dieser Art verlangten. Diese Entscheidungen waren wohl der letzte Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Daher sei es richtig, dass vieles im Miteinander mit der Landwirtschaft nun gründlichst hinterfragt wird und auch korrigiert oder angepasst werden muss.

Das Buch, bei dem Helmut Schelhorn als verantwortlicher Schriftleiter fungierte, wird kostenfrei an Interessierte abgegeben. Erhältlich ist es in vielen Gemeinden des Bayreuther Landkreises, im Landratsamt, beim Bezirk Oberfranken und in den Fachstellen im Grünen Zentrum, die auch als Sponsoren bei der Herausgabe geholfen haben.

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05.02.2024

Tumulte beim Scheßlitzer Bauerntag / Pfiffe und Buh-Rufe für SPD-Abgeordneten – Präsident Felßner ging mit der Bundesregierung scharf ins Gericht

Scheßlitz. Tumulte und ein riesengroßer Andrang haben in diesem Jahr den Scheßlitzer Bauerntag geprägt. Im Zentrum der lautstarken Kritikstand der Bamberger SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz. Erst im zweiten Anlauf war es ihm gelungen, ein paar Worte an die Landwirte in der Halle des TSV Scheßlitz zu richten. Mit Pfiffen, Buh-Rufen und lärmenden Instrumenten war ihm zuvor das Wort versagt worden. Erst als Kreisobmann Tobias Kemmer seine Berufskollegen aufforderte, Schwarz wenigstens kurzzeitig zuzuhören, hatte sich die Situation für einige Minuten beruhigt. Doch schnell wurde der Abgeordnete wieder übertönt. „Die Ampel muss weg“, skandierte die Halle.

Schon lange vor dem Beginn des Bauerntages waren an die hundert Traktoren mit Transparenten vorgefahren und hatten in Scheßlitz für Aufsehen gesorgt. In der Halle ging es dann drei Stunden lang hoch her. Die Zuhörer standen teilweise bis ins Freie und harrten bis zuletzt aus.

Er sei sprachlos, so viele Leute habe er hier noch nie gesehen, sagte der Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU). Er nannte es einen „riesengroßen Quatsch“, wenn immer wieder erzählt werde, dass die Bauerndemos unterwandert würden. „Die Bauern äußern ihre Sorgen und das tun sie mit Recht“, so Johann Kalb. Deutliche Worte fand auch der örtliche CSU-Landtagsabgeordnete Holger Dremel. „Die Ampel hätte können, doch sie wollte nicht“, sagte er unter dem Jubel der Zuhörer.

Als dann Andreas Schwarz das Mikrophon ergriff, konnte er sich zunächst überhaupt nicht durchsetzen und trat frustriert den Rückzug zu seinem Sitzplatz an. Schwarz hatte mit seiner Partei für den Haushalt und damit auch für die Abschaffung der Agrardieselrückerstattung gestimmt. Schwarz nannte es dann im zweiten Anlauf es einen Erfolg, dass die grünen Nummernschilder bleiben. Damit hätten die Proteste doch Erfolg gehabt. Weiter sagte er: „Was sich hier aufstaut, ist die über Jahrzehnte verfehlte Landwirtschaftspolitik und nicht die Politik von zwei Jahren Ampel“. Bei den Zuhörern kam er damit nicht an, der Unmut wurde nur noch größer.

Ganz im Gegensatz zu Florian Köhler, dem Bamberger Landtagsabgeordneten der AfD. Er wurde mit großem Beifall begrüßt und bekam sogar Zwischenapplaus. Köhler ist von Beruf Hufschmid und gehört dem Bauernverband als Mitglied an. „Ich ziehe meinen Hut vor ihnen, denn sie halten dieses Land am Laufen“, sagte er zu den Landwirten. Arbeit müsse sich wieder lohnen und der Fleißige dürfe am Ende nicht der Gelackmeierte sein.

Mit ungewöhnlich scharfen Worten ging schließlich Präsident Günther Felßner mit den Politikern der Ampel ins Gericht. „Wir Bauern haben schon vor 30 Jahren Photovoltaik auf die Dächer geschraubt, da hat der Kinderbuchautor noch gar nicht gewusst, was das ist“, sagte er mit Blick auf Wirtschaftsminister Habeck. Direkt zum SPD-Abgeordneten gerichtet sagte Felßner: „Sie haben absichtlich gegen uns gestimmt, da wäre mir jetzt eine ehrliche Aussage lieber.“ Die Abrechnung aber werde folgen, kündigte der Präsident an: „Wer uns nicht hilft, der wird auch nicht gewählt.“ Felßner kündigte auch an, die Proteste fortzusetzen: „Wir werden keinen Millimeter zurückweichen in Sachen Agrardiesel, bis wir entweder am Ziel sind oder die Verantwortlichen in die Wüste geschickt haben.“ Was die Bundesregierung macht, sei ein einziger Skandal, das würden sich die Bauern nicht gefallen lassen. Auf Bundeskanzler Scholz gemünzt sagte Günther Felßner schließlich: „Bei Versteckspiel war er der Beste, beim Memory der Schlechteste.“

Deutliche Worte gab es im Anschluss auch aus der Zuhörerschaft. Von einem Schlag ins Gesicht der Landwirte war immer wieder die Rede. Noch einmal musste Andreas Schwarz das Mikrofon ergreifen, als er von einem jungen Landwirt gefragt wurde, warum er gegen die Bauern gestimmt habe. Er könne nicht den kompletten 467-Milliarden-Haushalt ablehnen, „da stecken ja auch sehr viele gute Dinge drin“, sagte der Parlamentarier und wieder machte sich der Unmut der Zuhörerschaft lautstark Luft. Am Ende gab es aber auch zaghaften Applaus für den SPD-Politiker, als er bekannte: „Ich wusste was mich heute hier erwartet, ich bin trotzdem gekommen.“ Vertreter der anderen beiden Ampel-Parteien FDP und Grüne waren nicht zum Scheßlitzer Bauerntag erschienen.

Bilder:
1.
 „Die Ampel muss weg“ skandierten die Zuhörer lautstark und taten ihren Unmut mit Plakaten kund.
2.
 Schwerer Stand für den SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz (am Mikrophon). Ihm lauschen (von links) die Verbandsvertreter: Geschäftsführer Werner Nützel, Bezirkspräsident Hermann Greif, Kreisbäuerin Marion Link und Kreisobmann Tobias Kemmer.
3.
 Riesenandrang beim Bauerntag in der Halle des TSV Scheßlitz.
4.
 Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, Kreisbäuerin Marion Link, Geschäftsführer Werner Nützel und der Bamberger Kreisobmann Tobias Kemmer (von links) beim Scheßlitzer Bauerntag.

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03.02.2024

Fischotter bedroht Teichwirtschaft / Weniger Mitglieder, mehr Beutegreifer: Teichwirte fordern Schutzstatusveränderung

Himmelkron. Die oberfränkischen Teichwirte bangen um ihre Existenz. Hintergrund sind die massiven Vorkommnisse des Fischotters in weiten Teilen des Regierungsbezirks. „Wenn es so weitergeht ist Oberfranken bald trocken und es wird keine Teichwirtschaft mehr geben“, sagte Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft bei der Mitgliederversammlung in Himmelkron.

Om östlichen Teil des Regierungsbezirks trete der Fischotter bereits flächendeckend in Erscheinung und fresse die Teiche leer, im westlichen Oberfranken sei er bereits weit verbreitet. „Der vollständige Zusammenbruch der Karpfenteichwirtschaft droht, sagte Peter Thoma. Wenn nicht sofort etwas passiert, dann sei es mit der Teichwirtschaft zu Ende.

Hintergrund ist, dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof Ende November eine entsprechende Otterverordnung gekippt hatte. Damit gibt es auch keine Ausnahmegenehmigung mehr für die begrenzte „Entnahme“ des Fischotters in besonders betroffenen Gebieten. „Wir arbeiten derzeit an einer neuen Verordnung“, kündigte der örtliche Landtagsabgeordnete und Staatssekretär im Finanz- und Heimatministerium Martin Schöffel (CSU) an.

Schöffel forderte eine dringende Änderung, was den Schutzstatus des Fischotters betrifft. „Es kann nicht sein, dass der Otter eine heilige Kuh ist“, schimpfte Martin Schöffel. Auch er sprach von einer „katastrophalen Gefahr für die Teichwirtschaft. „Hoffentlich ist es noch nicht zu spät“, so der Staatssekretär, denn zu viele Teichwirte hätten bereits aufgegeben. Schließlich könne keiner vom Draufzahlen leben. Wenn Naturschützer allen Eernstes fordern, dass Teiche leer bleiben sollen, dann sei das Ende der heimischen Teichwirtschaft nicht mehr weit. Dann bleibe nur noch der Pangasius aus Fernost.

Tatsächlich haben schon viele Teichwirte aufgegeben. Das werde schon allein in der Tatsache deutlich, dass die Teichgenossenschaft mittlerweile nur mehr knapp 700 Mitglieder hat. Vor zehn  Jahren seien es noch rund 1000 gewesen. „Der Verfall wird weitergehen, das können wir nicht aufhalten“, sagte Vorsitzender Peter Thoma. Freilich spiele dabei auch der demographische Wandel eine große Rolle. Junge Teichwirte kämen kaum nach. In Oberfranken werden fast alle Teiche im Nebenerwerb bewirtschaftet, die meisten Mitglieder sind Landwirte. Weitere Gründe für den Mitgliederschwund sind, dass es keine Zwangsmitgliedschaft gibt und dass für Förderanträge keine Mitgliedschaft mehr notwendig ist.

Es könne nicht sein, dass man die Schäden durch den Fischotter entstehen lässt und dann glaubt, man könne mit Schadensersatzzahlungen alles gut machen, sagte Peter Meyer, Leiter der Bezirksverwaltung. Zum einen werde ohnehin nur ein Teilschaden wirklich entschädigt, zum anderen würden viele Teichwirte ihre Schäden aufgrund der hohen bürokratischen Hürden gar nicht erst melden. In der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß versuche der Bezirk Oberfranken gerade, den Fischotter durch einen neuern Zaun fern zu halten. Bei der Größe des Geländes in Aufseß koste der Zaun rund 70000 Euro. Den Fischotter könne man dadurch vielleicht fernhalten, nicht aber Beutegreifer aus der Luft.

Auch sie spielten noch eine Roller, sagte Vorsitzender Peter Thoma. Insbesondere der vollständig geschützte Silberreiher halte momentan überall Einzug und habe etwa im Fichtelgebirge den Graureiher längst abgelöst. Ganz vom Tisch sei der Kormoran auch noch nicht. Zwar sei die Lager im östlichen Oberfranken relativ entspannt, doch im westlichen Regierungsbezirk gebe es noch immer entsprechende Vorkommnisse. Für Walter Jacob, dem Vorsitzenden der benachbarten Teichgenossenschaft Aischgrund, steht die gesamte Teichwirtschaft gerade zur Disposition. Genauso wenig, wie die Bundesregierung den Wert der Landwirtschaft kennt, kenne sie den Wert der Teichwirtschaft

Trotz aller Ärgernisse: Fisch liegt noch immer im Trend, so der Vorsitzende der oberpfälzischen ARGE Fisch Thomas Berr aus Tirschenreuth. Der Zusammenschluss wurde auf der Grünen Woche in Berlin gerade mit dem Deutschen Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet. Thomas Berr gab zu bedenken, dass die Teichwirte für den Rückhalt des Wassers in der Fläche sorgen. Genau das werde vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen und der niederschlagsarmen Sommermonate immer wichtiger.

Bild: Bald wid es keine Fische mehr aus heimischer Produktion geben: Die oberfränkischen Teichwirte befürchten, dass die Teichwirtschaft dem Fischotter weichen muss.

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02.02.2024

Digitalisierung und „Dorfbänkla“ / Landesbäuerin Christine Singer beim Bayreuther Landfrauentag: Plädoyer für mehr Miteinander

Bayreuth. Der mangelnde Zusammenhalt in der Gesellschaft und Lösungsansätze aus dem ländlichen Raum, damit beschäftigen sich die Landfrauen im Bauernverband in diesen Tagen. Beim gemeinsamen Bayreuther und Pegnitzer Landfrauentag am Freitagnachmittag in der Tierzuchtklause rief die bayerische Landesbäuerin Christine Singer aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen ihre Berufskolleginnen dazu auf, wieder für mehr Abwechslung im Dorfleben zu sorgen. „Raus aus der Eigenbrötlerei und wieder mehr Miteinander“, das gab Christine Singer allen Bäuerinnen mit auf den Weg.

Die Landesbäuerin verteidigte dabei auch die aktuellen Protestaktionen der Bauern und kündigte an, dass die Demonstrationen wohl weitergehen werden. „Wir versorgen die Gesellschaft mit Lebensmitteln und Energie, wir sorgen für Artenvielfalt, Lebens- und Erholungsräume“, so Christine Singer. Trotzdem fühlten sich die Bauern der aktuellen Bundesregierung nicht wertgeschätzt. „Deswegen sind wir draußen unterwegs“, sagte sie. So wie jetzt, könne es doch nicht weitergehen. Erzeugerkosten explodierten, die gesetzlichen Auflagen würden immer mehr, doch die Unterstützung für die Landwirte werde scheibchenweise zurückgefahren.

Dabei gehe es schon längst nicht mehr nur um den Agrardiesel. Es müsse stattdessen darum gehen, den Abbau von Bürokratie auf allen Ebenen zurückzufahren. Der Mittelstand, das Handwerk, die Gastronomen, eigentlich alle Steuerzahler stünden hinter den Landwirten. „Diesen Rückhalt und diese Akzeptanz dürfen wir nicht verlieren“, sagte Christine Singer und ermahnt ihre Berufskollegen, Kritik stets in angemessener Art und Weise vorzubringen.

Die Landesbäuerin bedauerte, dass die Ereignisse der zurückliegenden Jahre dazu beigetragen hätten, den Zusammenhalt unter den Menschen geringer werden zu lassen. Corona habe die sozialen Kontakte eingeschränkt, die Konflikte in der Ukraine und in Israel sorgten für Verunsicherung und die Inflation treibe die Angst vor wachsender Armut voran. Da habe man sich mit der Jogginghose auf dem heimischen Sofa eingerichtet, so Christine Singer. Der Wert den menschlichen Leben liege allerdings im Miteinander und gerade da könne der ländliche Raum mit seiner Vielfalt an Angeboten punkten.

Zuvor hatte die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth an alle Zuhörer appelliert, wieder mehr auf menschliches Miteinander, auf Beziehungen und auf gute Nachbarschaft zu setzen. Globale Wirtschaft und Digitalisierung prägen mittlerweile unser Zusammenleben, der Plausch beim „Dorfbänkla“ sei dabei auf der Strecke geblieben. Doch noch immer sei es der ländliche Raum, in dem das gemeinsame Leben hochgehalten werde, etwa in den Schulen, in der Kirche oder bei Dorffesten. Angelikas Seyferth rief dazu auf, immer auch an die Neubürger zu denken, sie einzubinden und sie über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft aufzuklären. „Diese Wertschätzung und diese Anerkennung brauchen wir“, sagte die Kreisbäuerin.

Neben zahlreichen Grußworten gehörte auch der Auftritt des Bayreuther Landfrauenchors zu der Traditionsveranstaltung, die immer an Maria Lichtmess, einem in der Landwirtschaft bedeutendem Datum stattfindet. Zuvor hatten Pfarrerin Stefanie Kraus aus Glashütten und der katholische Dekan Heinrich Hohl den Landfrauentag mit einer ökumenischen Andacht eröffnet. Die beiden Geistlichen hatten dabei den Psalm vom guten Hirten in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen gestellt.

Bilder:
1.
 Der Bayreuther Landfrauenchor umrahmte den Landfrauentag in der Tierzuchtklause.
2.
 Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt (links) bedankten sich bei der bayerischen Landesbäuerin Christine Singer für ihre Teilnahme am Bayreuther Landfrauentag.

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31.01.2024

Bauernproteste: Behinderungen an der A9

Marktschorgast. Die Landwirte machen ernst, auch in Kulmbach. Am Mittwoch wurden bundesweit Autobahnanschlussstellen blockiert. Der Landkreis Kulmbach kam dabei noch gut weg. Zwischen 10 und 12 Uhr wurden jeweils beide Autobahnauffahrten der Anschlussstellen Marktschorgast und Thurnau-West blockiert. In Nachbarlandkreisen, wie etwa in Bamberg Bayreuth oder Hof, waren deutlich mehr Auffahrten betroffen.

In und um Marktschorgast gab es keinerlei Stauungen oder Zwischenfälle. Die meisten Autofahrer waren wohl informiert und hatten die Auffahrten von vornherein gemieden. Nur vereinzelt mussten Bauern und Polizisten Autofahrer, meist Pkw-Lenker, aufklären. Dabei zeigten die Betroffenen durchwegs Verständnis. „Die Bauern haben doch recht“, sagte einer, schließlich demonstrieren sie ja auch für uns. Es könne ja nicht angehen, dass alles noch teurer werde. 

Allerdings waren nach Marktschorgast nicht so viele Traktoren gekommen, wie zunächst erhofft. Kurz nach 10 Uhr waren dann aber doch 25 Schlepper, einige Kleintransporter und Firmen-Pkw von Handwerkern und sogar ein mit einem Transparent ausgestattetes Mofa vor Ort. „Wir wollen doch nicht die Autofahrer ärgern, sondern unsere Botschaft an den Mann bringen“, stellte Martin Baumgärtner, einer der beiden stellvertretenden Kreisobmänner des BBV Kulmbach von Anfang an klar. Die Botschaft formulierte er so: „Der Bundeshaushalt soll mit Geld aus der Landwirtschaft gestopft werden und wir Bauern werden mit den zusätzlichen Belastungen alleingelassen.“ Martin Baumgärtner hatte allerdings schon im Vorfeld geäußert, dass er wenig Hoffnung auf ein Umdenken in Berlin habe.

Hintergrund der Aktionen ist, dass am Mittwoch im Bundestag die Generaldebatte zum Haushalt 2024 und damit auch die Entscheidung zur Agrardiesel-Regelung stattfand. Geht es nach der Bundesregierung, soll die Rückvergütung beim Agrardiesel abgeschafft werden. Bislang bekommen landwirtschaftliche Betriebe einen Teil der Mineralölsteuer zurück, da Traktoren und Maschinen überwiegend auf den Feldern und nicht auf öffentlichen Straßen bewegt werden.

Während ein Großteil der Bevölkerung und viele andere Wirtschaftsbereiche wie Spediteure, Handwerker oder Gastronomen die Bauernproteste unterstützen und mit den Landwirten gemeinsam auf die Straße gehen, habe die Ampel auf stur geschaltet. Martin Baumgärtner stellte klar: „Unsere Aktionen sind ein Hilferuf: Diese Regierung setzt die Zukunft der heimischen Landwirtschaft aufs Spiel." Man hoffe, mit den Aktionen, den einen oder anderen Abgeordneten noch zu bewegen, um gegen den Haushalt zu stimmen, so Baumgärtner.

Um Haushaltslöcher zu stopfen, wollte die Ampel-Koalition ursprünglich neben der Agrardiesel-Rückvergütung auch die Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Betriebe abschaffen. Nach einer ersten Protestwelle soll nun die Kfz-Steuerbefreiung erhalten bleiben, der Agrardiesel jedoch schrittweise bis 2026 abgeschafft werden. „Doch dann sind wir ja genauso wieder bei Null“, erklärte einer der Demonstranten in Marktschorgast. Deshalb müsse der Agrardiesel bleiben. Der Bauernverband fordert zudem, dass regionale Biokraftstoffe steuerbefreit werden.

Martin Baumgärtner brachte auch noch einen anderen Aspekt ins Gespräch: Die Bundesregierung habe sich ja 30 Prozent Biolandwirtschaft in Deutschland auf ihre Fahnen geschrieben. Mit der Abschaffung des Agrardiesels erziele sie aber genau das Gegenteil, weil man als Biolandwirt mehr Diesel benötige als ein konventioneller Landwirt. Hintergrund ist, dass die biologische Bewirtschaftung auf Chemie verzichte, dafür aber die Bodenbearbeitung viel mehr mechanisch durchführen muss. „Das beginnt mit dem Pflügen und geht weiter mit Striegeln und Hacken. Dazu brauch ich den Schlepper, für den es keine alternative Treibstoffquelle gibt“, so Martin Baumgärtner, der selbst Biolandwirt ist.

Unweit von Marktschorgast war auch die im Landkreis Bayreuth gelegene Anschlussstelle Gefrees betroffen. Der BBV-Kreisverband Bayreuth hatte neben den Auffahrten Trockau, Pegnitz, Weidensees und Plech auch Gefrees blockiert. Allerdings wurden dort kurze Zeitfenster geschaffen, in denen die sich stauenden Fahrzeuge auf die Autobahn auffahren konnten. Für Auffahrten und nicht für Ausfahrten habe man sich deshalb entschieden, um keinen Rückstau auf der Autobahn zu riskieren. Im Landkreis Kulmbach habe man bewusst einen Standort im Osten und einen im Westen gewählt. Eigentlich habe man ursprünglich Himmelkron dicht machen wollen, doch dort gebe es einfach zu viel Verkehr. Das hätte so nicht funktioniert, sagte Baumgärtner.

Wer es nicht auf die A70 geschafft hatte, der dürfte aber auch andernorts wenig Glück gehabt haben. Der BBV-Kreisverband Bamberg richtete zwischen 9.30 und 11 Uhr eine Vollsperrung der Auffahrten bei Roßdorf am Berg, sowie bei den Auffahrten Bamberg Hafen ein. Weitere Sperrungen gab es auf der A73 zwischen Breitengüßbach und Forchheim. Auch auf der A9 in Richtung Hof waren zahlreiche Auffahrten, unter anderem Münchberg-Süd, Naila und Rudolfstein zeitweise gesperrt.

Wichtig war es für die Veranstalter festzuhalten, dass die Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge, Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen jederzeit möglich war und dass die Polizei die Blockadeaktionen vor Ort begleitet hat. Sämtliche Proteste waren von den jeweiligen Landratsämtern genehmigt worden. Auf gesamtbayerische Ebene wurde auch das Innenministerium einbezogen.

Nun hoffen die Landwirte, dass zumindest der Bundesrat dagegen stimmt und die Entscheidung in den Vermittlungsausschuss muss. Dann müsse erneut der Bundestag über das Vermittlungsergebnis entscheiden. „Weitere Protestaktionen würde ich nicht ausschließen“, sagte Martin Baumgärtner.

Bilder: Blockadeaktion der Landwirte an der Anschlussstelle Marktschorgast.

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31.01.2024

Bauernproteste gehen weiter / Heute werden zwei Autobahnauffahrten im Landkreis blockiert

Kulmbach. Die Bauernproteste gehen weiter. Martin Baumgärtner, einer der beiden stellvertretenden BBV-Kreisobmänner kündigte am Dienstag an, dass er und seine Berufskollegen am Mittwoch für zwei Stunden die Aufobahnauffahrten Marktschorgast an der A9 und Thurnau-West an der A 70 blockieren werden, um ein Zeichen zu setzen. Hintergrund ist, dass am Mittwoch die entscheidende Abstimmung über die Zukunft es Agrardiesels im Bundestag und am Freitag im Bundesrat stattfinden werden. Zu den beiden Demonstrationen in Marktschorgast und Thurnau werden an die 100 Traktoren erwartet.

Viel Hoffnung hat Martin Baumgärtner nicht, dass sich noch etwas ändern werde, schließlich herrscht im Bundestag Fraktionszwang. Aufgeben kommt für die Bauern aber nicht in Frage. Der Protest gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung für landwirtschaftliche Fahrzeuge schrittweise zu streichen, ist Teil einer bayernweiten Aktion mit dem der Bauernverband seine Ankündigung wahrmacht, das angekündigte Aus für den Agrardiesel nicht auf sich beruhen zu lassen. Bayernweit sollen dazu Autobahnauffahrten außerhalb von Ballungsräumen blockiert werden. Die Aktionen finden im Zeitraum zwischen 9 und 15 Uhr statt, die beiden Auffahrten auf die Autobahnen, nicht die Ausfahrten) im Landkreis Kulmbach sollen aber nur zwischen 10 und 12 Uhr blockiert werden. Den Bauern ist es ganz wichtigh, klarzustellen, dass auf keinen Fall irgendwelche Rettungswege behindert werden. „Wir müssen die Menschen hinter uns behalten“, hatte der bayerische Bauernverbandspräsident Günter Felßner bereits am Montag erklärt.

Died Aktion ist mit dem Landratsamt und mit der Polizei abgesprochen, erklärte Martin Baumgärtner. Auf gesamtbayerische Ebene wurde auch das Innenministerium einbezogen. Auch er stellte klar, dass Rettungswege selbstverständlich frei bleiben werden. Die Schlepper würden dabei auch auf keinen Fall auf die Autobahn fahren. „Am blauen Schild ist Schluss“, so Martin Baumgärtner. Kommen tatsächlich 100 Schlepper, so würden sie im Umfeld der Auffahrten abgestellt. Für die direkte Blockade seien zehn bis 15 Schlepper notwendig. Ursprünglich hätte die Mittwochsaktion in Himmelkron stattfinde sollen. Martin Baumgärtner geht allerdings davon aus, dass dies nicht genehmigt worden wäre, da hochfrequentierte Auffahrten ausgespart werden sollen und im Falle eines Rückstaus auf der Bundesstraße B303 gefährliche Situation befürchtet wurden.

Wie berichtet war es am Samstagvormittag im Vorfeld der Großdemo in Bayreuth zu einer kurzzeitigen Blockade der A9 gekommen. Julia Küfner von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken hatte von einer „äußerst gefährlichen Aktion, die weder genehmigt noch mit den Behörden abgesprochen war“ berichtet. Einer Pressemitteilung zufolge sei der Verkehr ab Gefrees in Richtung München mit insgesamt etwa 100 Fahrzeugen lahmgelegt worden. Mehrere Polizeistreifen hätten dieses Fahrmanöver bei Himmelkron beendet und die Personalien der verantwortlichen Lenker festgestellt.

„Das Wichtigste ist, dass wir unsere Botschaft vermitteln und nicht die Autofahrer ärgern wollen“, sagte Martin Baumgärtner. Neben dem eigentlichen Protest ist auch eine kurze Kundgebung direkt auf der Auffahrt geplant. In Marktschorgast wird Martin Baumgärtner sprechen, in Thurnau der Harald Unger, ebenfalls stellvertretender Kreisobmann.

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27.01.2024

Nur die Anpel fehlte: Bauernproteste auf zahlreiche weitere Branchen ausgeweitet / Zentrale oberfränkische Demonstration in Bayreuth – Politiker der Ampelparteien hatten ihre Teilnahme geschlossen verweigert


Bayreuth. Die bisher größte oberfränkische Demonstration gegen die Pläne der Bundesregierung, die Erstattung beim Agrardiesel zu streichen, hat am Wochenende in Bayreuth stattgefunden. 1500 Fahrzeuge nahmen nach Angaben des Organisationsteams daran teil. Mehr als 3000 Menschen dürfte dier Demo auf die Straße gelockt haben.

Der unerwartet große Zuspruch hatte mehrere Gründe. Zum einen nahem daran nicht nur Landwirte teil, sondern auch Handwerker und Dienstleister, Verantwortliche und Mitarbeiter aus dem Transportgewerbe sowie zahlreiche Gastronomen. Selbst Privatleute hatten sich in großen Scharen den Bauern angeschlossen. Zweiter Grund war, dass es längst nicht mehr nur um den Agrardiesel ging. Der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen hatte sich beispielsweise unter anderem die Rücknahme der LWK-Mauterhöhung auf die Fahnen geschrieben. Gastronomen warben für die Wiedereinführung der siebenprozentigen Mehrwertsteuer. Insgesamt mahnten die Teilnehmer einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern an und äußerten ihre Sorge um die Zukunft der deutschen Wettbewerbsfähigkeit. Bürokratieabbau und mittelstandsfreundliche Wirtschaftspolitik waren weitere Schlagworte, die immer wieder zu hören waren. Viele Demonstranten wurden direkter: „Die Ampel muss weg“. Mit diesen vier Worten lassen sich die Aussagen der allermeisten Teilnehmer zusammenfassen.

Bei den Fahrzeugen dominierten freilich die Traktoren. Sie alle waren im Rahmen einer Sternfahrt aus allen Landkreisen Oberfrankens auf den Bayreuther Volksfestplatz gekommen. Von dort aus machten sich die Teilnehmer auf den rund eineinhalb Kilometer langen Fußweg zum Marktplatz. Im Ehrenhof des Alten Schlosses gab es dann eine über 90 Minuten dauernde Kundgebung.

Lautstarke Pfiffe und Buhrufe gab es als Hauptorganisator Max Raimund bekannt gab, dass er von allen drei Ampelparteien Absagen erhalten hatte. Aus ganz Oberfranken sei kein einziger Politiker von SPD, FDP und Grünen bereit gewesen, zu den Demonstranten zu sprechen. Max Raimund war früher Bezirksvorsitzender der oberfränkischen Landjugend, kommt aus Creußen und ist mittlerweile selbst im Speditionsgewerbe tätig.

Neben dem Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe sprachen die Bundestagsabgeordneten Silke Launert (CSU) und Tobias Peterka (AfD), die Landtagsabgeordneten Franc Dierl (CSU) und Stefan Frühbeißer (Freie Wähler), der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler) und Christian Söllner, Geschäftsführender Gesellschafter von Logistik Söllner aus Kleintettau im Landkreis Kronach und Sprecher des Landesverbandes der Transportunternehmer. Sie alle erklärten sich solidarisch mit den Bauern und den übrigen Unternehmern. „Es reicht“, war einer der Sätze, die oft zu hören waren und weiter: „Die Ampel fährt dieses Land an die Wand“.

„Nahrungsmittel und Dienstleistungen braucht jeder, wir sind die Leistungsträger, die dieses Land zusammenhalten“, sagte Kreisobmann Karl Lappe. Er sprach sich dafür aus, dass endlich wider Fachleute und Praktiker in die Ministerien einziehen sollen. Die beabsichtigte Tierwohlabgabe nannte er einen „Schmarrn“, weitere Zertifizierungen seien nichts anderes als Zusatzschikanen. Lappe: „Es kann doch nicht sein, dass wir Bauern unsere Gummistiefel an den Nagel hängen und die Spediteure ihre Lkw abmelden müssen.“

Ähnlich argumentierten alle anderen Redner. Sie habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, vielleicht gibt es ja doch noch Neuwahlen, so MdB Silke Launert. Noch eineinhalb Jahre könne man sich dier derzeitige Politik, nicht mehr leisten, da gehe einfach zu viel kaputt.An die Bauern richtete sie die dringende Bitte: „Demonstriert weiter!“ In alle möglichen Richtungen werde Geld ausgegeben, bemängelte MdL Franc Dierl. „Doch wie es den Menschen vor Ort geht, darauf schaut keiner.“ Dabei bemängelte er auch das Bürgergeld: „Das ist der falsche Ansatz, wenn es fürs Nichtstun staatliche Leistungen gibt.“

Durch Verteuerungen erreiche man gar nichts, mache aber alles kaputt, sagte MdL Stefan Frühbeißer. „Jeder Politiker müsste in seinem Leben erst einmal etwas ordentliches gearbeitet haben, bevor er in die Politik geht, so Landrat Florian Wiedemann. „Das ist der Anfang vom Ende des Mittelstandes“, rief Christian Söllner von den Spediteuren ins Mikrofon und auch MdB Tobias Peterka sprach ganz am Schluss von einer wirtschafts- und bürgerfeindlichen Politik der Ampelregierung. Zahlreiche Betriebe fürchten um ihre Existenz, Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz.

Bilder: Bauernprotest in Bayreuth: Nach einer Sternfahrt trafen sich Landwirte, Spediteure, Gastronomen, Handwerker, Diestleister zur zentralen oberfränkischen Großdemo in der Wagnerstadt.

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13.01.2024

Fragen – Antworten: Vorurteile über Bauern – und was dahintersteckt

Kulmbach. Kaum eine Branche polarisiert mehr als die Landwirtschaft. Am Stammtisch wird der Berufsstand für Gift im Trinkwasser ebenso verantwortlich gemacht wie für das Leid der Tiere oder die „Vermaisung“ der Landschaft. Stimmt das alles so wirklich? Wir fragten nach bei Martin Baumgärtner, Landwirt aus Unterzaubach

Landwirte versuchen stets, ihre Felder auszudehnen. Mitunter kommt es vor, dass im Laufe der Jahre sogar Wege weggepflügt werden und verschwinden.

Wege werden nicht einfach umgepflügt. Da die Rechtslage von Wegen nicht immer einfach ist, wie zum Beispiel bei Anliegerwegen, kann es dazu führen, dass nicht mehr gebrauchte Wege wegen Grundstückszusammenführungen oder wegen Flurbereinigungen aufgelöst werden. Grundsätzlich wird versucht die Grundstücke optimal zu nutzen. Der Landwirt wird auch zum Teil durch das Fördersystem der EU dazu gezwungen. Zudem müssen die nicht bewirtschafteten Feldränder, besonders in der ökologischen Landbewirtschaftung, wegen dem Unkrautdruck, gepflegt werden. Dies bedeutet wiederum höhere Betriebsausgaben, die in den meisten Fällen der Landwirt selbst bezahlen muss. Gleichzeitig werden durch freiwillige Maßnahmen immer mehr großzügige Abstände zu den Grenzen eingehalten. Das funktioniert aber auch nur mit öffentlichen Geldern, vorwiegen von der EU und dem Freistaat Bayern. Die Aussage ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, gehört aber schon lange der Vergangenheit an.

Die Qualität des Grundwassers wird immer schlechter. Mitschuld daran haben die Landwirte, die zu viel Gülle ausbringen. Deshalb steigt der Nitratgehalt im Grundwasser.

Diese Hypothese ist nicht korrekt. Zum Ersten wird die Qualität des Grundwassers grundsätzlich nicht schlechter und zum Zweiten ist, falls eine Tiefenmessstelle schlechtere Zahlen aufweist, aktuell nicht die Landwirtschaft primär dafür verantwortlich. Es gibt eine Reihe an Verursachern, auch natürlicher Art wie zum Beispiel Stilllegungsflächen, die von einer Minderheit der Gesellschaft gefordert werden und politisch gewollt sind. Einen erheblichen Anteil haben auch die Kläranlagen. Hierbei muss man auch zunächst zwischen Oberflächenwasser und Grundwasserkörper unterscheiden. Bis das Oberflächenwasser mit Nitratgehalt im Grundwasserspiegel ankommt, kann es sehr lange, bis zum Teil Jahrzehnte dauern. In Regionen mit hohem Viehbesatz und gleichzeitig geringen Niederschlag hatte die Landwirtschaft in der Vergangenheit einen Anteil am gestiegenen Nitratgehalt. Das ist aber schon vor Jahrzehnten passiert. Allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht wird kein Landwirt den wertvollen Dünger ziellos auf den Flächen ausbringen, sondern maximal nur so viel, wie die Pflanzen zum Wachsen benötigen. Zum Teil wird die Landwirtschaft sogar gezwungen weniger Nährstoffe den Pflanzen zur Verfügung zu stellen, als sie benötigt.

Draußen in der Flur sieht man vor allem Maisplantagen und aufgeräumt wirkende Felder. Wo bleibt die Natur?

Ganz einfach, gehen Sie in die Gemarkung Zaubach mit einem der größten zusammenhängenden Heckengebiete Bayerns. Ohne Flurbereinigung und mit immer noch sehr kleinen Flächenstrukturen. Die Frage ist, wie lange noch? Die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen machen es der Landwirtschaft und besonders den kleinen Familienbetrieben sehr schwierig, diese Struktur noch zu erhalten. Besonders die aktuelle Bundesregierung und insbesondere die Grünen arbeiten mit aller Kraft daran, diese kleinen Strukturen mit den Familienbetrieben zu zerstören. Diese Kulturlandschaft, die von der Gesellschaft so geschätzt wird, muss auch gepflegt werden. Die Hecken sind im letzten Jahrhundert entstanden, weil die Landwirte durch die Bewirtschaftung der Ackerflächen ihre Steine auf dem Feldrand ablagerten. Dadurch ist die Heckenlandschaft überhaupt entstanden. Zum anderen gibt es bayernweit eine Vielzahl an Blühflächen mit Sonnenblumen, dazu viele freiwillige Maßnahmen. Weiterhin hat sich der Anteil an Maisflächen in Oberfranken während der letzten Jahrzenten nicht groß verändert. Gleichzeitig benötigen wir den Mais für den Klimaschutz. Der Mais ist eine sogenannte C4-Pflanze und produziert in der Nacht Sauerstoff. Wir müssten viel mehr Mais anbauen, um den Klimawandel entgegenzuwirken.

Landwirte spritzen, was das Zeug hält: Pestizide, Herbizide und Fungizide. Dies führt zum Insektensterben. Die Artenvielfalt nimmt immer weiter ab.

Da kann ich nur lachen! Erstmal zur Hypothese und dessen Begrifflichkeiten. Pestizide ist nur ein anderes Wort für chemischen Pflanzenschutz. Inbegriffen sind die Herbizide, gegen Bei- und Unkräuter, dessen Ausbringen keinen nennenswerten Einfluss auf das Insektensterben haben kann. Fungizide sind gegen krankheitsübertragende und zerstörende Parasiten, aber auch Insekten. Ja, diese können einen Einfluss darauf haben. Wird aber auch nur dann angewendet, wenn die Pflanzen krank sind. Die Landwirtschaft schützt nur Ihre Pflanzen. Dass es dabei zu Zielkonflikten kommt, ist ganz normal. Bei fach- und sachgerechter Ausbringung werden weder die Artenvielfalt noch die gewünschten Insekten stark beeinflusst. Zum anderen sind die Wirkstoffe und auch die Vielzahl an Wirkstoffen stark zurückgegangen. Zudem haben die gestiegenen Preise dazu geführt, dass nur noch das Allernötigste ausgebracht wird. Die Landwirtschaft hat sich auch seit Jahrhunderten der Entwicklung angepasst. Nicht nur im biologischen Anbau wird jetzt immer mehr der mechanische Pflanzenschutz mit Striegel oder Hacke in den landwirtschaftlichen Betrieben angewandt. Und auch natürliche Feinde wie Marienkäfer oder Larven werden zum Schutz der Kulturpflanzen verwendet. 

Landwirte jammern häufig über sinkende Preise. Auf der anderen Seite erhält kaum eine Branche derart hohe Subventionen aus Brüssel. Ist angesichts dessen, Jammern gerechtfertigt?

Jammern ist nie gut. Und ich würde diese Aussage auch nicht als Jammern bezeichnen, sondern als Warnruf und Hinweis, dass sich die landwirtschaftlichen Strukturen mit unseren Dörfern und Vereine weiterhin negativ verändern wird. Der hochgeschätzte und nach den Weltkriegen gewünschte Selbstversorgungsgrad der Ernährung beginnt schon lange zu wackeln. Einige Grundnahrungsmittel konnten wir noch nie hundertprozentig erzeugen, aber jetzt geht es um die Substanz. Deutschland wird bei der Ernährung in naher Zukunft so abhängig sein, wie wir aktuell bei Kinderhustensaft und Medikamenten, Halbleitern oder dem Strom. Mit der Förderung geht jeder Landwirt auch Bedingungen und Einschränkungen mit ein, an den er sich zusätzlich auch halten muss. Ohne diese Zahlungen würde nur noch eine sehr intensivierte landwirtschaftliche Produktion in den besten Standorten Deutschlands durchgeführt. Der andere Teil würde nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Produktivität, der Umsatz und der Gewinn sind auch abhängig von der Lage der Böden und den Rahmenbedingungen vor Ort. Um eine flächendeckende Landbewirtschaftung mit der Pflege der Kulturlandschaft und dem verbundenen Tourismus in allen Gebieten von Bayern und Deutschland zu erhalten, sind öffentlichen Gelder notwendig.

Bauern verbringen heute fast mehr Zeit am Schreibtisch als am Traktor.

Das stimmt, zumindest hat man das Gefühl. Die Zeiten im Büro sind auf jeden Fall wesentlich länger geworden. Zum einen nimmt die Bürokratie, mit der verbundenen Dokumentation- und Aufzeichnungspflicht, immer mehr zu. Zum anderen braucht jeder landwirtschaftlicher Unternehmer auch die Zeit Betriebsabläufe zu planen, den Ein- und Verkauf zu steuern und Entscheidungen zu treffen.

Landwirte ruinieren mit ihren immer größer werdenden Fahrzeugen Straßen und Wege.

Kann man so auch nicht stehenlassen. Dass die Fahrzeuge sich gegenüber den Pferdegespanne und den Anfängen der Mechanisierung Anfang des 19. Jahrhunderts verändert haben, ist offensichtlich. Die maximalen Breiten, der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte sind schon lange in Gesetzen definiert. Nur die dazugehörigen land- und forstwirtschaftlichen Feldwege haben sich zum Teil nicht mitentwickelt. Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass durch breitere und luftdrucksenkende Reifen der Bodendruck auf den Flächen erheblich reduziert werden kann und somit auch Erosion entgegengewirkt wird.

Landwirte rasen mit den Traktoren wie wild durch die Landschaft. Außerdem werden die Fahrzeuge immer größer.

Die Aussage ich viel zu pauschal formuliert. Nicht jeder der einen Autoführerschein hat ist gleichzeitig auch ein Raser. So wird es sicherlich auch Fahrzeugführer geben, die mit keiner angemessenen Geschwindigkeit Ihren Schlepper fahren. Dies ist die kleine Minderheit und wird auch immer mehr zur Ausnahme. Jeder der einen Führerschein hat muss mit seinem entsprechenden Fahrzeug, je nach Wetterlage und Situation seine Geschwindigkeit anpassen, unabhängig was gesetzlich vorgeschrieben ist. Besonders die jungen Fahrer werden von den landwirtschaftlichen Betriebsleitern immer wieder daran erinnert und gleichermaßen ermahnt, ihre Geschwindigkeiten anzupassen.

Landwirte und Tierwohl ist eine schwierige Beziehung, die der Staat regeln muss.

Völliger Blödsinn. Landwirte würden nie etwas tun, was ihren Tieren schaden würde. Ganz im Gegenteil. Erst werden die Tiere versorgt und sich darum gekümmert, erst dann kommt der Mensch dran. Jeder Landwirt leidet mit, wenn es einem seiner Tiere durch Krankheit einmal nicht gut geht. Neben der emotionalen Verbundenheit haben alle Landwirte eine hoch qualifizierte Ausbildung, bis zum Studium. Über Tierhaltung, Tierernährung und Tierwohl sind alle Landwirte am besten qualifiziert. Bevor der Staat die Beziehung zwischen Landwirt und seinen Tieren regelt, sollte er viel besser auf Haustierbesitzer achten. Teilweise unerträgliche Haltungsbedingungen von Hunden und Katzen, auf engsten Raum, sind vermehrt in den großen Städten zu finden. Jeder der ein Haustier besitzt, sollte davor eine ausführliche Schulung mit Prüfung ablegen. Ein letzter Punkt ist noch das Thema Tierwohl und der „Wolf“. Der Wolf zerfleischt die Schafe und Kälber ohne Betäubung erbarmungslos und qualvoll. Dies sollte der Staat unterbinden, wo bleibt hier das Tierwohl?

Zur Person:

2016 hatte Martin Baumgärtner den Bauernhof am Ortsrand von Unterzaubach von seinen Eltern übernommen. Damals mit 30 Kühen mit Nachzucht in Anbindehaltung. Seitdem ist viel geschehen. Er baute einen neuen Stall, stellte auf ökologische Bewirtschaftung um und betreibt heute Mutterkuhhaltung mit rund 70 Tieren.  Martin Baumgärtner studierte in Triesdorf Landwirtschaft und war mehrere Jahre lang beim Bayerischen Bauernverband tätig. Anschließend war er Lehrer an den Landwirtschaftsschulen in Bayreuth und Münchberg. Martin Baumgärtner ist außerdem einer von zwei stellvertretenden Kreisobmännern im BBV-Kreisverband Kulmbach.

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09.01.2024

Proteste der Bauern gehen weiter – Am Sonntag: Mahnfeuer im gesamten Landkreis - Kulmbacher Bauern fahren nach Berlin

Kulmbach. Die Proteste der Bauern vom Montag gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen, werten die Veranstalter als vollen Erfolg. Nach Angaben der Polizei haben daran oberfrankenweit rund 5600 Fahrzeuge mit zusammen über 7000 Menschen teilgenommen. Rund 1000 Personen haben sich allein an der „Landkreisrundfahrt“ in Kulmbach beteiligt.

Harald Köppel, der für Kulmbach zuständige Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes zog am Tag danach ein positives Fazit. Er kündigte bereits weitere Protestaktionen an, mit denen die Bauern in den kommenden Tagen an die Öffentlichkeit treten werden. So ist am kommenden Sonntag, 14. Januar, eine große Mahnfeueraktion geplant. Das heißt, dass die Bauern in vielen Orten des Landkreises Feuer entzünden werden, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. „Wir warten gerade noch auf entsprechende Rückmeldungen, gehen aber davon aus, dass im gesamten Landkreis flächendeckend Feuer geschürt werden“, so Harald Köppel.

Mit den Mahnfeuern sollen die Proteste weiterhin aufrechterhalten werden, um die Forderungen der Bauern gegenüber der Bundesregierung zu unterstreichen. Der BBV-Kreisverband Kulmbach hat die Mahnfeuer-Aktion entsprechend beim Landratsamt angemeldet, damit diese Versammlungen unter freien Himmel stattfinden können. Allerdings muss jeder Ortsverband, beziehungsweise jeder Landwirt, der ein Feuer entzündet, dieses Feuer noch bei der zuständigen Gemeinde anmelden.

Bereits zuvor beteiligen sich Landwirte aus Kulmbach und auch allen anderen oberfränkischen Landkreisen an der zentralen Großdemonstration am Freitag, 12. Januar, in Nürnberg. Auch von Kulmbach aus werden Schlepper zum Nürnberger Volksfestplatz fahren, kündigt der Geschäftsführer an. Die Kundgebung in Nürnberg startet um 11 Uhr, Anfahrt ist von 9 bis 10.30 Uhr. Die Veranstaltung soll laut Bauernverband rund zwei Stunden dauern. Die Landwirte werden dabei mit ihren Traktoren von mehreren Sammelpunkten aus zur Demo fahren. Mit der Polizei seien insgesamt sieben Anfahrtswege besprochen worden. Erwartet werden dem Bauernverband zufolge am Freitag in Nürnberg bis zu 10000 Besucher mit bis zu 5000 Fahrzeugen.

„Am Montag geht es dann nach Berlin“, sagt Harald Köppel. Die endgültigen Beschlüsse zur Zukunft  der Agrardiesel-Rückerstattung und zur Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge erfolgen erst nach dem 15. Januar im Bundestag und Bundesrat. Deshalb wird es am 15. Januar die zweite deutschlandweite Großkundgebung der Bauern am Brandenburger Tor geben.

Eine erste derartige Großdemo hatte bereits kurz vor Weihnachten am 18. Dezember mit 10000 Bauern und 3000 Traktoren aus allen Regionen Deutschlands stattgefunden. Für die Aktion am 15. Januar seien von Oberfranken aus drei Reisebusse bereits ausgebucht. „Wenn mehr Anmeldungen kommen werden wir noch aufstocken.“ Mit dabei werden ebenfalls wieder viele Landwirte aus Kulmbach und der Region sein. Gemeinsames Ziel sei die vollständige Rücknahme aller Streichungspläne.

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08.01.2024

Proteste in Kulmbach Ein ganzer Landkreis im Zeichen der Landwirte / Bauern gehen auf die Barrikaden: „Was zu viel ist, ist zu viel“

Kulmbach. Es war eine der größten Demonstrationen, die das Kulmbacher Land je gesehen hat. Darin waren sich Zaungäste wie Beteiligte einig. Die Proteste der Bauern gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen, haben am Montag fast 1000 Teilnehmer mit zusammen 400 Fahrzeugen auf die Straßen gebracht.

500 Teilnehmer mit rund 200 Fahrzeugen waren angekündigt worden, die doppelte Zahl dürfte leicht erreicht worden sein. „Was zu viel ist, ist zu viel! Jetzt ist Schluss“, lautete das Motto, mit dem der Bauernverband nach den Worten von Kreisobmann Harald Peetz die Berufskollegen zu der spektakulären Aktion aufgerufen hatte. Neben dem BBV hatte auch der Zusammenschluss Land schafft Verbindung (LsV) an die Bauern appelliert, sich an der Aktion zu beteiligen. Vertreter des Handwerks, der Gastronomie und von Speditionen beteiligten sich ebenfalls, denn auch sie sind von der Politik der Ampelregierung in Berlin in besonderer Weise negativ betroffen.

Die Landwirte hatten sich an den drei Standorten Himmelkron, Kasendorf und Zaubach getroffen und waren dann zu der mehrstündigen Rundfahrt mit einer Länge von exakt 96 Kilometern kreuz und quer durch den Landkreis aufgebrochen. Nach einer kurzen Unterweisung durch Kreisobmann Harald Peetz in Himmelkron und spontanen Ansprachen der Landtagsabgeordneten Rainer Ludwig (Freie Wähler) und Martin Schöffel (CSU), der Himmelkroner Bürgermeisters Gerhard Schneider, der Kreisbäuerin Beate Opel und des Innungsmeisters der Bäcker Ralf Groß startete dort der Konvoi mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 Stundenkilometern auf die folgende Routen: Von Himmelkron aus über die Bundesstraße B303 über Ludwigschorgast, Kupferberg, Marktleugast, Guttenberg, Stadtsteinach, über die Bundesstraße B85 nach Kulmbach in Richtung Mainleus über Melkendorf bis Kasendorf und dann über Thurnau, Hutschdorf wieder auf die B85 in Richtung Neudrossenfeld und über Pechgraben, Harsdorf und Trebgast zurück nach Himmelkron.

Die Auflagen von Seiten des Landratsamtes waren streng: Es durfte keine Kolonnenfahrt durchgeführt werden, Überholen und Nebeneinanderfahren war auf zweispurigen Abschnitten nicht erlaubt, das vorsätzliche Herbeiführen von Blockaden war verboten.

Wie sehr die Streichungspläne der Bundesregierung bei Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung die Bauern umtreiben machte Kreisobmann Peetz beim Start in Himmelkron deutlich: „Der Druck auf den Kessel ist groß“, sagte er. Peetz und seine Berufskollegen forderten die Ampel-Koalition auf, die Streichungspläne bei der Steuervergünstigung für Agrardiesel und bei der Kfz-Steuer-Befreiung von landwirtschaftlichen Maschinen zurückzunehmen. Außerdem sollten regionale Biokraftstoffe steuerbefreit werden, denn diese Kraftstoffe sind Teil der Lösung auf dem Weg zur Klimaneutralität.

„Die Pläne der Bundesregierung müssen schleunigst vom Tisch“, so der Kreisobmann. Peetz und seine Berufskollegen appellierten an die Bundestagsabgeordneten, vor allem der Regierungsfraktionen von SPD, FDP und Grünen, sich für Korrekturen bei den Beratungen ab Mitte Januar einzusetzen. Ansonsten würden die Möglichkeiten der heimischen Landwirtschaft als Teil der Lösung für Ernährungssicherung, Klimaschutz, Bioökonomie und Ressourcenschutz tiefgreifend beschädigt.

Nachdem die Ampel vor einigen Tagen ein wenig mit ihren Plänen zurückgerudert war, halten die Bauern allerdings weiterhin an ihren Protesten fest. „Kürzungen bei Landwirten müssen komplett vom Tisch“, lautete das Motto. So war am Donnerstagabend bekannt geworden, dass auf die Abschaffung der Begünstigung bei der Kraftfahrzeugsteuer für Forst- und Landwirtschaft verzichtet werden und die Rückvergütung der Energiesteuer für Agrardiesel schrittweise abgeschafft werden soll. Diese Korrekturen sind aus unserer Sicht nicht ausreichend, sagte Harald Peetz.

In Himmelkron vor Ort war auch der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler). Er unterstütze vollumfänglich die friedlichen Demos und zeige sich solidarisch mit den Landwirten, so Ludwig. Die Subventionskürzungen beim Agrardiesel nannte er alarmierend. Derartige Maßnahmen aus rein dogmatischen Gründen seien in unserem systemrelevanten Agrarbereich realitätsfremd, weder praxistauglich noch verhältnismäßig, sondern völlig überzogen und unverantwortlich. Rainer Ludwig: „Es geht hier um die blanke Existenz einer ganzen Berufsgruppe.“

Es sei schlimm, dass es in Deutschland so weit kommen musste, sagte Finanzstaatssekretär Martin Schöffel. Dabei gehe es längst nicht mehr nur um die Landwirtschaft. Deshalb seien auch Gastronomie, Transport und Handwerk mit unterwegs. Sie alle würden von der Bundesregierung unter Druck gesetzt. An die Adresse der Bundesregierung gerichtet sagte Schöffel, dass sie sich mehr darum kümmern sollte, was für unser Land wichtig ist. „Wer arbeitet muss auch mehr haben als der, der nicht arbeitet.“ Wer in unser Land komme, der müsse auch arbeiten und dürfe sich nicht auf ein immer weiter steigendes Bürgergeld verlassen.

An den Protesten hatten sich auch Teile des Handwerks beteiligt. So bekundeten beispielsweise Bäcker und Metzger ihre Solidarität mit den Landwirten. Der Innungsmeister der Bäcker, Ralf Groß, sorgte mit seinem knallgelben Lieferwagen zwischen den Traktoren für Aufsehen. Er machte vor allem darauf aufmerksam, wie die Preise für Rohstoffe gestiegen seien und kritisierter Billigimporte aus dem Ausland. Der Protest der Lebensmittelhandwerker richtet sich in erster Linie gegen die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent im Café- und Gastro-Bereich sowie gegen den Wegfall der Strom- und Gaspreisbremsen, gegen die Erhöhung der CO2-Abgabe. Spediteure protestierten gegen die neue LKW-Maut.

Am meisten Applaus gab es bei der spontanen Kundgebung für den Himmelkroner Bürgermeister Gerhard Schneider. „Das Land steht auf und lässt sich nicht mehr alles gefallen“, rief er mit lauter Stimme ins Mikrofon. Das sei auch das Signal, das von Himmelkron ausgehen müsse.

Zeitgleich zu den Protestaktionen in vielen Städten und Landkreisen Bayerns gab es zum Auftakt auch eine Großdemonstration in München. Weitere Demos sollen am Mittwoch in Augsburg und am Freitag in Nürnberg folgen.  Am kommenden Montag wird dann zum Start der Bundestagsberatungen wieder in Berlin demonstriert.

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05.01.2024

Keine Krawalle und Blockaden: Sternrundfahrt der Bauern am Montagnachmittag / Agrardiesel-Rückerstattung und Kfz-Steuerbefreiung: Landwirte protestieren gegen Streichung

Kulmbach. Der kommende Montag, 8. Januar, steht im Landkreis Kulmbach ganz im Zeichen der Bauernproteste. Um gegen die Pläne der Bundesregierung, die Agrardiesel-Rückerstattung und die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge zu streichen, zu demonstrieren, veranstaltet der Bauernverband eine Sternfahrt kreuz und quer durch den gesamten Landkreis.

„Wir rechnen mit mindestens 100, eher mit 200 Schleppern und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen“, sagt der stellvertretender Kreisobmann Martin Baumgärtner. Kreisobmann Harald Peetz stellt klar: „Nicht die Bevölkerung ist unser Gegner, sondern die Politik in Berlin.“ Trotzdem könne es zwischen 13 und 18 Uhr durchaus zu Behinderungen kommen.

Start und Ziel ist an drei Punkten: Am Sportplatz beim Landjugendheim in Zaubach, auf einem Feldweg in Heubsch bei Kasendorf und am Parkplatz der ehemaligen Diskothek Halifax in Himmelkron. Von den drei Punkten aus geht es über einen ausgeklügelten Rundkurs mehrere Stunden lang kreuz und quer durch den gesamten Landkreis, auch über die Bundesstraßen B85 und B303, die Nordumgehung wird tangiert und auch ein Schlenkerer durch die Stadt Kulmbach ist eingeplant.

Großen Wert legen die Verantwortlichen darauf, dass es eine friedliche Demo wird. „Wir wollen nichts blockieren“, stellt Kreisobmann Peetz klar. Kreisbäuerin Beate Opel ergänzt: „Wir wollen keine Krawalle machen, sondern das Ganze mit Niveau durchführen“. Blockaden vor Firmen oder Einkaufsmärkten oder gar der Autobahn werde es nicht geben. Das hat auch innerhalb des Berufsstandes schon zu Kritik geführt. Den Vorwurf einer „weichgespülten Aktion“ weist der Bauernverband aber klar von sich. Der Druck auf dem Kessel sei groß, Resignation mache sich breit. Den Rückhalt in der Bevölkerung möchte man deshalb auf keinen Fall verlieren. „Es ist wichtig, dass wir durchhalten“, sagt Kreisbäuerin Beate Opel.

Rückhalt haben die Bauern Auch bei Teilen des Handwerks, der Spediteure und anderen Berufsgruppen. Der Bauernverband geht davon aus, dass sich auch der eine oder andere Metzger, Bäcker oder Spediteur beteiligt. Auch der Maschinenring zeigt sich nach den Worten von Alexander Hollweg solidarisch und stellt seinen Mitgliedern frei, bei den Aktionen mitzumachen. „Wir sind voll auf Seiten der Landwirtschaft“, so Alexander Hollweg. Schließlich seien die meisten Mitglieder Bauern.

Schon jetzt habe der Berufsstand eine nahezu unglaubliche Stärke bewiesen. Schon einen Tag nach der Großdemo in Berlin habe es eine spektakuläre Sternfahrt in Kulmbach gegeben. „Zwischen den Jahren“ habe man mit Gummistiefeln an allen Ortsschildern den „stillen Protest“ geübt. Am dem kommenden Montag soll es dann ernst werden. Neben den Aktionen vor Ort wird es gleich vier Großdemos geben: am Montag in München, Mittwoch in Augsburg, Freitag in Nürnberg und am Montag, 15. Januar, erneut in Berlin. auch vor Ort werde es weitere Aktionen geben. Kündigte Harald Peetz an. Am Sonntag, 14. Januar, beispielsweise sollen mehrere Mahnfeuer im Landkreis veranstaltet werden.

Der Kreisobmann machte auch noch einmal den Unterschied zu den Demonstrationen anderer Berufsgruppen klar. „Uns geht es nicht um mehr Geld oder um eine Vier-Tage-Woche, uns geht es um unsere blanke Existenz.“ So befürchtet der Bauernverband zum einen, dass noch wesentlich mehr Betriebe aufhören werden als bisher. Zum anderen werden die Preise für regional erzeugte Lebensmitte drastisch teurer. Die Folge wäre noch mehr Importe von Lebensmitteln aus dem Ausland, wo es keinerlei Einfluss auf Produktionsbedingungen gebe.

„Wir werden nichtklein beigeben“, so Harald Peetz. Bislang habe sich die Politik keinen Millimeter bewegt. Peetz stellte aber auch klar, dass sämtliche Aktionen mit den Behörden abgesprochen seien und die Polizei die Rundfahrt begleiten werde. Das vorsätzliche Herbeiführen von Blockaden sei ausdrücklich verboten, heißt es in einem Schreiben, dass allen Teilnehmern der Demo vorliegt.

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05.01.2024

Entlastungen statt Steuererhöhungen / Handwerk und Gastronomie zeigen sich mit den Bauern solidarisch

Kulmbach. Zahlreiche Branchen beteiligen sich an der bundesweiten Aktionswoche der Landwirte vom 8. bis 15. Januar gegen die Pläne der Bundesregierung, den Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für die Land- und Forstwirtschaft zu streichen. So wollen sich auch Teile des Handwerks und der Gastronomie solidarisch mit den Bauern zeigen. Umfragen zufolge solidarisieren sich auch große Teile der Bevölkerung mit dem Anliegen der Landwirte. Aufgerufen zur Aktionswoche haben der Deutsche Bauernverband gemeinsam mit den Landesbauernverbänden und dem LsV-Deutschland (Land schafft Verbindung). In Bayern wird es zum Auftakt eine Großdemonstration in München geben. Weitere Demos gibt es in Augsburg und Nürnberg. Am 15. Januar, zum Start der Bundestagsberatungen, ist eine weitere Großdemonstration in Berlin geplant. Was sagen Handwerk und Gastronomie vor Ort?

„Offiziell geben wir keine Empfehlung, weil wir als Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Neutralität verpflichtet sind“, sagt Danny Dobmeier, Geschäftsführer der neu gegründeten und neben Bayreuth, Coburg und Lichtenfels auch für Kulmbach zuständigen Kreishandwerkerschaft Oberfranken Mitte. „Wir rufen nicht auf, haben aber vollstes Verständnis für die Demonstranten. Wir begleiten das wohlwollend“, so Dobmeier weiter. Es gebe auch einige Handwerker, die mit demonstrieren werden, sofern es ihnen die ohnehin knappe Zeit erlaubt. Man stehe in Kontakt mit dem jeweiligen Bauernverband vor Ort. Es stehe jedem frei, sich an den Aktionen zu beteiligen, schließlich seien viele Handwerker mit der aktuellen Politik „nicht ganz so zufrieden“.

Das große Problem sei vor allem die Unberechenbarkeit der Politik. So habe die aktuelle Politik unter anderem dazu geführt, dass der Neubau komplett erloschen sei. Dazu kämen die ganzen Unwägbarkeiten zum Thema Heizung. Während beispielsweise bis Ende 2022 noch Hackschnitzelanlagen gefördert worden seien, sollten Hackschnitzel zwischenzeitlich sogar mal verboten werden. „Die Planbarkeit ist komplett weg, alles wirkt diffus.“  Deshalb würden auch viele Betriebe geplante Investitionen erst einmal zurückhalten, weil sie einfach nicht wissen, was passieren soll.

Deutlicher wird Alexander Schütz, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes. Angesichts der Proteste der Landwirte erkläre sich der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband mit den Bauern solidarisch. „Wir können die Verzweiflung der Landwirte mehr als verstehen, denn auch bei ihnen geht es um eine Verteuerung ihrer Produktionsbedingungen“, so Alexander Schütz. „Schließlich sind auch wir im November in Berlin auf die Straße gegangen, um gegen die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen in Restaurants zu demonstrieren.“ Die Entscheidungen der Bundesregierung würden zu einer weiteren Preisexplosion im Alltag der Menschen führen. Alles werde mehr kosten. Zudem könne es doch nicht die Lösung sein, auf billige Importe von Nahrungsmitteln zu setzen, statt heimische Spezialitäten zu fördern, auch im Sinne der Nachhaltigkeit.

Die Leidtragenden der Steuererhöhungspolitik seien vor allem die Verbraucher, denn Lebensmittelproduzenten, wie die Bauern oder die Gastronomie, müssten die vom Staat produzierten Mehrkosten weitergeben, um überleben zu können. Das sei eine massive Verschlechterung der Lebensqualität von Millionen Menschen. „Regionalität ist pure Nachhaltigkeit. Warum zerstören SPD, FDP und Grüne durch massive Verteuerungen die regionalen Wertschöpfungsketten? Bauern, Wirte, Bäcker und Metzger sind die Gesichter unserer Dörfer und Städte. Der gesellschaftliche Schaden ist immens, wenn diese Strukturen wegfallen. Denn sie kommen nicht wieder. Wir brauchen Entlastungen statt Steuererhöhungen“, sagt Alexander Schütz

„Mein Vertrauen in die Bundesregierung ist erschüttert“, so der Vorsitzende, denn Olaf Scholz habe dem Gastgewerbe versprochen, dass es beim reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Speisen bleibe, Christian Lindner habe seine Unterstützung zugesichert. So gehandelt hat jedoch keiner der beiden.“ Genauso habe es geheißen, dass es keine Steuererhöhungen geben werde, nun würden bei den Landwirten, die unsere Lebensmittel produzieren, Subventionen gestrichen und neue Steuern eingeführt, was zum einen eine höhere Steuerlast bedeute, zum anderen auch eine Verteuerung in allen nachgelagerten Bereichen, so auch im Gastgewerbe, mit sich bringen werde. „Deswegen werden wir nach wie vor auf allen Ebenen weiter für die Mehrwertsteuerreduzierung kämpfen. Und anders als die Bauern, die auf öffentliche Aktionen angewiesen sind, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, haben wir die Bevölkerung, und damit die Wähler, direkt an unseren Tischen.“

Mit Streiks haben die Gastwirte allerdings weniger am Hut: In den Sozialen Medien werde immer wieder zu einem „Generalstreik“ aufgerufen. Neben der Tatsache, dass die Gastwirte in der Pandemie für die Öffnung ihrer Betriebe gekämpft hätten und sie nun nicht wieder schließen sollten, würden solche Aktionen die Gäste eher abschrecken. „Wir verprellen damit doch unsere Gäste und nicht die Politik.“ Gerne könnten allerdings die Kollegen jederzeit vor Ort mit den lokalen Vertretern des Streiks Kontakt suchen oder Aktionen planen und umsetzen. Aus Sicht des Hotel- und Gaststättenverbandes wäre es natürlich auch wichtig, dass die Forderungen prominent von allen unterstützt werden.

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19.12.2023

Voller Steuersäckel, aber leere Teller / Kulmbacher Bauern protestierten gegen Bundesregierung – Keine Streichung des Agrardieselzuschusses und der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Maschinen

Kulmbach. Mit einer spektakulären Aktion haben Kulmbacher und einige Kronacher Landwirte am Nachmittag gegen die Pläne der Bundesregierung protestiert, den Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge abzuschaffen. Sie fuhren in kleinen Gruppen kreuz und quer durch die Innenstadt. Zusätzlich stellten Vertreter der Kreisvorstandschaft, darunter Kreisobmann Harald Peetz, seine beiden Stellvertreter Harald Unger und Martin Baumgärtner sowie die stellvertretende Kreisbäuerin Gudrun Passing vor dem SPD-Parteibüro sowie vor den Privatwohnungen von Magdalena Pröbstl (Die Grünen) und Thomas Nagel (FDP) symbolisch alte Gummistiefel ab und warfen drei gleichlautende Schreiben mit den Forderungen des Bauernverbandes in die Briefkästen.

Landwirte wären von der Einigung der Ampelkoalition im Streit über den Bundeshaushalt 2024 besonders und einseitig betroffen. Geht es nach den Spitzenvertretern von SPD, FDP und Grüne soll die Steuerbegünstigung beim Agrardiesel und auch die Vergünstigung auf die Kraftfahrzeugsteuer für die Land- und Forstwirtschaft abgeschafft werden. Am 11. Januar soll eine Expertenanhörung stattfinden, ab 15. Januar sollen die Haushaltsberatungen im Bundestag beginnen. Wenn die Bundestagsabgeordneten von SPD, FDP und Grünen den Vorschlägen zustimmen, wären Zusatzbelastungen von 440 Millionen Euro beim Diesel und rund 480 Millionen Euro bei der Kfz-Steuer für deutschen Bauern die Folge.

 „Unsere Abgeordneten dürfen der Abschaffung des Agrardiesels und der Einführung der Kfz-Steuer für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge keinesfalls zustimmen“, machte Kreisobmann Harald Peetz deutlich „Denn massive Kostensteigerungen für Landwirte sowie höhere Preise für Verbraucher wären die Folge. Klima- und umweltschädliche Billigimporte aus anderen Teilen der Welt drohen dann die regionale Ware zu verdrängen und die regionale Landwirtschaft zu zerstören. Dann ist zwar der Steuersäckel prall gefüllt, aber unsere Teller bleiben dann vielleicht irgendwann leer. Dazu kann und darf es nicht kommen“

„Die Not und die Betroffenheit bei sämtlichen Berufskollegen sind groß“, sagte Harald Peetz. Der Bauernverband sei gut aufgestellt und durchaus auch kampagnenfähig, so Peetz weiter. Das zeige schon allein die Tatsache, dass es innerhalb weniger Tage möglich gewesen sei, so viele Protestaktionen bis hin zur Großdemo am Montag in Berlin auf die Bein e zu stellen. Die Beschlüsse der letzten Tage haben das Fass zum Überlaufen gebracht“, so der Kreisobmann. ER bat die Basis der Ampelparteien inständig um Unterstützung, auf die Angeordneten einzuwirken, diese Beschlüsse nicht mitzutragen. Harald Peetz: „Ich kann mit nicht vorstellen, dass die Basis das Ende der bäuerlichen Landwirtschaft möchte.“

„Die Bundesregierung muss in Sachen Agrardiesel und Kfz-Steuer dringend zurückrudern und der Bund muss zudem Biokraftstoffe sofort von der Mineralölsteuer befreien“, hieß es von Seiten der Bauern. Die Landwirte hoffen nun, dass die Abgeordneten von SPD, FDP und Grünen für die nötigen Korrekturen sorgen – und die notwendigen Entlastungen für die Landwirtschaft in Deutschland so erhalten und im Sinne des Klimaschutzes weiterentwickelt werden können. Der Bayerische und der Deutsche Bauernverband hat bereits weitere Proteste und Aktionen angekündigt. „Wenn die Ampel die Beschlüsse nicht zurücknimmt, wird mehr Druck kommen“, sagte Harald Peetz. ER sagte aber auch, dass die Bauern jetzt erst einmal den Weihnachtsfrieden einhalten werden. „Im Januar geht es dann weiter.“

Von einem „schweren Schlag für die Landwirte in Bayern“ sprach der örtliche Landtagsabgeordnete und bayerische Finanzstaatssekretär Martin Schöffel. Landwirte benötigten ihre Maschinen zur Bewirtschaftung ihrer Felder und Wiesen. Diese Tätigkeit sei aufwändig und werde durch die Verkaufserlöse oft nicht vollständig gedeckt. „Eine Steuervergünstigung bei der Mineralölsteuer ist genauso gerechtfertigt wie bei der KFZ-Steuer für Landwirte“, so Martin Schöffel.

Als inakzeptabel bezeichnete die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner das Vorhaben der Ampel-Koalition Während der Staat Rekordsteuereinnahmen verbucht, belastet die Ampel die Bürger, aber auch die Wirtschaft mit neuen Steuern und hohen Energiepreisen. Der ländliche Raum leidet dabei besonders. Die Agrardiesel-Rückvergütung von aktuell 21,48 Cent pro Liter und die Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge schaffe die Ampel ab 2024 ab, um ihr Haushaltsloch aufzupolieren. Emmi Zeulner: „Das ist ein Schlag ins Gesicht für unsere Landwirte. Ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die tagtäglich, 24/7, bei Wind und Wetter dafür sorgen, dass bei uns etwas auf den Teller kommt, und die das Herzstück und Gesicht des ländlichen Raums sind.“

Von einem „erneuten Versagen der Ampel“ sprach der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler). Die Kürzungen bei den Agrarsubventionen brächten viele Landwirte in Existenznot und belastetet die Verbraucher. Rainer Ludwig kritisiert in seiner Funktion als Mitglied des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag die jüngsten Entscheidungen der Bundesregierung scharf, insbesondere die Kürzungen bei den Agrarsubventionen im Rahmen der aktuellen Haushaltsverhandlungen. „Das dilettantische Vorgehen der Ampelkoalition hat nun einen neuen, traurigen Höhepunkt erreicht.“

Unterdessen meldete sich auch das oberfränkische Handwerk zu Wort und zeigte sich mit den Landwirten solidarisch. Die Bundesregierung konterkariere mit ihren einseitigen Sparplänen jahrelange Bemühungen um eine Stärkung der Regionalität und Nachhaltigkeit in der Lebensmittelversorgung, sagte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann. „Die Belastungen der Betriebe und der Menschen steigt weiter. Allerdings ohne, dass es für den Haushalt 2024 wenigstens ein durchgängiges Konzept gäbe, das auch den Reformstau angehen würde, dessen Auflösung für die Wirtschaft und das Handwerk so wichtig wäre.“

Bilder:
1. In kleinen Gruppen fuhren Kulmbacher Landwirte aus Protest gegen die Bundesregierung während der Berufsverkehrszeit durch die Kulmbacher Innenstadt, um die Bevölkerung auf die zusätzlichen Belastungen für die Bauern aufmerksam zu machen.
2. Vor der Geschäftsstelle der SPD stellten Kreisobmann Harald Peetz und seine beiden Stellvertreter Harald Unger und Martin Baumgärtner (von links) einige alte Gummistiefel ab und warfen ein Schreiben mit den Forderungen des Bauernverbandes in den Briefkasten.

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15.12.2023

Von Abba bis zum Kiem-Pauli / Weihnachts-CD des Hofer Landfrauenchor

Hof. Seit zwei Jahren ist sie schon auf dem Markt und hat sich seitdem zum wahren Renner entwickelt: die Weihnachts-CD des Hofer Landfrauenchors mit dem Titel „Es klingt vom Himmelszelt“. Zusammen mit der Instrumentalgruppe „SaitenKlar“ interpretieren die 32 Sängerinnen unter der Leitung von Helmut Lottes nicht nur traditionelle Weihnachtslieder, sondern auch echte Klassiker wie Luigi Cherubinis „Dona Pacem, Domine“ oder Cesar Francks „Panis Angelicus“, volkstümliches Liedgut wie „Jetzt kimt die heilig´ Weihnachtszeit“ aus der Sammlung des Kiem-Pauli oder Volksweisen aus Bolivien, Tschechien und Russland. Mit Leonard Cohens „Halleluja“ ist sogar ein moderner Ohrwurm dabei.

Beim Hofer Landfrauenchor handelt es sich um einen reinen Frauenchor, der seit vielen Jahren immer wieder bei eigenen Konzerten und Liederabenden aber auch bei Hochzeiten und Hoffesten auftritt. Zum Repertoire gehören moderne Chorsätze, Schlager und Operetten-Melodien sowie Volkslieder. Immer wieder wirkt der Zusammenschluss auch bei Kirchenkonzerten und Gottesdiensten mit.

2019 feierte der Hofer Landfrauenchor sein 30-jähriges Bestehen. Die Mitwirkenden, die zu den wöchentlichen Singstunden nach Konradsreuth kommen, stammen aus allen Teilen des Hofer Landkreises. Auch die frühere Hofer Kreisbäuerin Karin Wolfrum gehört dazu. Der Altersdurchschnitt liegt um die 50 Jahre, die jüngste Sängerin ist 30 Lenze jung. Markenzeichen des Chores ist die erneuerte bayrisch-vogtländische Tracht. Der Chor ist Mitglied im BBV aber auch im Sängerkreis Bayreuth.

Nach dem Erfolg der Weihnachts-CD haben sich der Hofer Landfrauenchor und die Instrumentalgruppe „SaitenKlar“ ein weiteres Projekt einfallen lassen. Eine weitere CD, die den Namen „Unsere Lieblingslieder“ trägt. Die Idee dazu ist während der Pandemie entstanden. Der Landfrauenchor probte zumindest außerhalb des Lockdowns jeden Mittwoch in der St.-Johannes-Kirche in Hof. Auftritte fehlten, und so kam man auf die Idee, das Einstudierte aufzunehmen.

Die Auswahl der Lieder sollte das gesamte Spektrum des Chores wiedergeben von Operette über Musical, Traditionelles und Schlager. Entsprechend fiel die Auswahl der 23 Lieblingslieder aus, um zu zeigen in wie vielen Genres sich die Sängerinnen zuhause fühlen. Da gibt es dann internationale Titel wie „Dancing Queen“ von Abba oder Andrew Lloyd Webbers „Memory“ aus dem Musical „Cats“. Auch deutschsprachiges ist dabei, etwa aus Peter Maffays „Tabaluga“ und sogar eine ganz eigene Version von Helene Fischers „Atemlos“ ist zu hören.

Die Stücke der Instrumentalgruppe, die die Liedfolge abrunden, sind fränkisch instrumentiert und traditionell im Klang. Nach den Aufnahmen in der Rehauer Apostelkirche war die CD unter den Händen des Musikproduzenten Heiner Wolf entstanden und mit Unterstützung der Stadt und des Landkreises Hof, des Bezirks Oberfranken, des Bauernverbandes und der VR Bak Bayreuth-Hof bereits vor gut einem Jahr veröffentlicht worden.

Vor Weihnachten haben der Chor und die Instrumentalgruppe „SaitenKlar“ noch mehrere Auftritte:

16. 12., 16 Uhr, Lippertsgrün, Kirche, Fränkische Weihnacht (Landfrauenchor),

17. 12. 19 Uhr, Döbra, Kirche (Landfrauenchor).

19.12., 19.30 Uhr, Weißenstadt, Kurzentrum, Musik, Lieder und Geschichten zur Adventszeit bei freiem Eintritt (Landfrauenchor und „SaitenKlar“),

Die CDs können bei Karin Wolfrum (09281/42769) bestellt werden, sie sind auch in der BBV-Geschäftsstelle im Grünen Zentrum in Münchberg.

Weitere Informationen: www.hofer-landfrauenchor.de.

Bild:Der Hofer Landfrauenchor tritt traditionell in der erneuerten bayerisch-vogtländischen Tracht auf. Foto: Hofer Landfrauenchor

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12.12.2023

Schlachthof steht weiter auf der Kippe / Im Sommer soll über die Zukunft des Traditionsbetriebes entschieden werden – Infoveranstaltung in Hallstadt

Hallstadt. Am Ende der Informationsveranstaltung zur Zukunft des Bamberger Schlachthofes brachte es Landwirt Klaus Schneider auf den Punkt: „Da werden uns immer irgendwelche Tierwohlgeschichten um die Ohren gehauen. Jetzt, wo man wirklich mal etwas in Sachen Tierschutz machen könnte, wird nur übers Geld geredet“. Hintergrund ist, dass die Bauern ihr Schlachtvieh bei einer Schließung des Schlachthofes in der Domstadt im ungünstigsten Fall zu Großschlachthöfen bis nach Ingolstadt, Crailsheim, Altenburg in Thüringen oder Weißenfels in Sachsen-Anhalt transportieren müssten. „Da stoßen wir an unsere Grenzen“, sagte Dieter Heberlein von der Hauptgeschäftsstelle des Bauernverbandes. Die erlaubten Tiertransportzeiten könnten dann nur noch schwer eingehalten werden.

Dieter Heberlein ist auch 2. Vorsitzender der eigens gegründeten Interessensgemeinschaft Schlachthof Bamberg. Sie hat nur ein Ziel: den über 120 Jahre alten Traditionsbetrieb in der Stadt zu erhalten. Dabei zeigte sich Heberlein durchaus optimistisch. Signale seien seitens des Bayerischen Wirtschaftsministeriums da, abseits der regulären Fördermittel. Die regulären Fördertöpfe greifen nicht, weil der Schlachthof seit 2020 als GmbH geführt wird, von der die Stadt 100 Prozent hält.

Investitionen in Höhe von mindestens rund fünf Millionen Euro wären notwendig, rechnete Schlachthof-Geschäftsführer Julian Müller vor. Unter anderem stünden die Erneuerung de Abwassertechnik, der Schlachttechnik, der Anlieferlogistik, der Betäubungsanlagen und vor allem die Schaffung eines erweiterten Emmissionsschutzes an. Auf die Stadt Bamberg könne man dabei nicht zählen, denn dort sei die Haushaltslage sehr schwierig, wie Wirtschaftsreferent Stefan Goller ausführte. „Wir machen uns das sicher nicht leicht“, sagte er. Doch allein im laufenden Jahr stünden Kreditaufnahmen in Höhe von 14 Millionen Euro an.

Aus den Reihen der Teilnehmer an der Infoveranstaltung wurde deshalb mehrfach der Ruf laut, den Landkreis Bamberg mit ins Boot zu holen. Schließlich sei doch auch der Landkreis der große Nutznießer des Schlachthofes. Im Stadtgebiet selbst gebe es keinen einzigen Rinder- oder Schweinehalter mehr.

Die drohende Schließung des Bamberger Schlachthofes konnte zuletzt mehrfach hinausgezögert werden. Unter anderem hatte die Interessensgemeinschaft 12000 Unterschriften gesammelt und an Oberbürgermeister Andreas Starke übergeben. „Das war ein klares Zeichen“, so Dieter Heberlein. Nun soll im Sommer 2024 eine endgültige Entscheidung fallen.  In Schieflage geraten war der Schlachthof trotz guter Auslastung ab 2020/2021 aufgrund Corona und der damit verbundenen hohen Auflagen, wegen des Ukraine-Krieges, der explodierenden Energiekosten und der gestiegenen Löhne. Seit einigen Monaten laufe der Betrieb wieder stabil, sagte Wirtschaftsreferent Goller. „Allerdings ist der Schlachthof bei weitem nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen zu stemmen. Da sind wir unweigerlich auf die Hilfe Dritter angewiesen.“

In der Diskussion wurde auch die Gründung eines Zweckverbandes angeregt, was aber nicht auf einhellige Zustimmung stieß. „Für alles ist Geld da, nur für de Ernährungssicherheit nicht“, schimpfte einer der Bauern und weiter: „Man sieht tatenlos zu, wie das Ding an die Wand gefahren wird“. Das ließen Wirtschaftsreferent Goller und Geschäftsführer Müller allerdings so nicht stehen. Allein in den Jahren 2013 bis 2021 seien rund zehn Millionen in den Schlachthof investiert worden.

Im Bamberger Schlachthof wird nur geschlachtet, nicht zerlegt. Nach den Worten von Geschäftsführer Müller werden derzeit zwischen 4500 und 6000 Schweine pro Woche und zwischen 800 und 1200 Rinder pro Woche geschlachtet.

Bild: Dieter Heberlein vom Bauernverband, Geschäftsführer Julian Müller und Wirtschaftsreferent Stefan Goller (von links) informierten über die Zukunft des Bamberger Schlachthofes.

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09.12.2023

Lichter der Hoffnung: Rekordbeteiligungen bei weihnachtlichen Traktorrundfahrten in Oberfranken

Bayreuth. Während die weihnachtliche Traktorparade in Bamberg aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde, verzeichneten die Landwirte in Kulmbach und Bayreuth diesmal jeweils Rekordbeteiligungen, sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Zuschauern. Über 40 aufwändig geschmückte Schlepper waren es in Kulmbach, über 60 in Bayreuth. Die Veranstalter sprachen jeweils von einem Publikumszuspruch, wie sie sich ihn  nicht in den kühnsten Träumen hätten ausmalen können. Speziell in Bayreuth stand die halbe Stadt Kopf, die Zahl der Schaulustigen links und rechts der rund sechs Kilometer langen Strecke wurde von offizieller Seite auf über 1000 geschätzt.

Mit glitzerndem Weihnachtsschmuck und tausenden Lichter waren die Fahrzeuge ausgestattet. Neben den Traktoren waren auch einige Unimogs darunter. Viele transportierten Christbäume, bunte Sterne oder beleuchtete Schneemänner, die Fahrer hatten funkelnde Nikolausmützen auf, der Fantasie waren praktisch keine Grenzen gesetzt.

„Wir wollen mit der Aktion Lichter der Hoffnung setzen“, sagten die beiden Kulmbacher Hauptorganisatoren Kathrin Erhardt aus Motschenbach und Stefan Seidel aus Wacholder vom Zusammenschluss „Eure Kulmbacher Landwirte“. Landwirtin Stefanie Will aus der Nähe von Bindlach, die für die Fahrt in Bayreuth zuständig war hatte 60 bis 70 Stunden gebraucht, um ihrem John Deere zum Leuchten zu bringen. Allein an ihrem Schlepper hatten die Lichterketten eine Gesamtlänge von fast 100 Metern.

Nach der noch immer nachwirkenden Corona-Pandemie und den vielen schlechten Nachrichten über die Kriege in der Ukraine und in Nahost sowie die Inflation sei das auch bitter nötig. Für die Landwirtschaft war die Aktion aber auch wieder eine überaus gelungene Imagewerbung. „Wir wollten ein Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen und dabei eine weihnachtliche Atmosphäre schaffen“, so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt, dass der eine oder andere etwas intensiver über die heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser Ziel schon erreicht“, sagte sein Berufskollege.

Die Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum Funkeln. Obwohl kaum Werbung für die Rundfahrt gemacht wurde und die nasskalte Witterung nicht gerade einladend war, säumten die vielen Schaulustigen sowohl in Bayreuth als auch in Kulmbach schon lange vor dem Start die Straßen und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Bis aus Nürnberg oder Neustadt an der Waldnaab waren die Zuschauer angereist. Politische Banner gab es nicht. Bei den Fahrten wurde aber Geld für karitative Zwecke gesammelt.

In Kulmbach war der Traktorkorso am Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf gestartet. In Bayreuth ging es im Vorort Heinersreuth los, Polizei und Feuerwehr sicherten dabei jeweils den Konvoi ab. Nach den Fahrten kreuz und quer durch die Innenstädte, machten die Schlepper in Kulmbach auf dem Parkplatz des Schwimmbades, in Bayreuth auf dem Volksfestplatz halt. Dort gab es die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu fotografieren, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen und den Nikolaus höchstpersönlich zu treffen. Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch, Tee, Küchla, selbstgebackene Plätzchen und Bratwürste für einen guten Zweck. Für Stimmung sorgte eine Samba-Formation mit ihren Trommeln. Die Spenden sollen demnächst überreicht werden, in Kulmbach an das Kinderhaus der Geschwister-Gummi-Stiftung, in Bayreuth an das Hospizmobil „Herzenswunsch“ des Bayerischen Roten Kreuzes.

Während in Bayreuth und Kulmbach die Zusammenarbeit mit Stadt, beziehungsweise Landratsamt, mit Polizei und den Feuerwehren hervorragend funktioniert hat, gab es in Bamberg Probleme. Aufgrund zu hoher Sicherheitsauflagen sagten die Veranstalter schon einige Tage zuvor komplett ab. Unter anderem hätten die Landwirte 100 Sicherheitskräfte stellen sollen.

Für Ärger sorgte in Bayreuth auch ein Leserbrief in der lokalen Zeitung. Darin versuchte eine Leserin aus dem Fichtelgebirge Stimmung gegen die Aktion zu machen. Sie schrieb von einem „Monster-Traktoren-Theater“, prangerte die angebliche Umweltbelastung an, fand den Plastikschmuck grässlich und vermutete eine Verschwendung von Steuergeldern. Die über 1000 Schaulustigen ließen sich davon aber nicht beirren.

Bilder: Einen vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag in Bayreuth. Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich beleuchtet.

 

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08.12.2023

Freund oder Feind: Der Biber im Kulmbacher Land / Pro und Contra Biber im Landkreis Kulmbach

Kulmbach. Der Biber macht den oberfränkischen Teichwirten seit Jahren zu schaffen. Mancherorts sind die Biberschäden auch für den Laien deutlich zu sehen. Etwa, wenn der Biber an einem Uferstreifen Bäume gefällt hat, die dann im Wasser liegen. Von den Stämmen unter der Wasseroberfläche nagt der Biber dann die Rinde ab.

Den Teichwirten geht es allerdings nicht um die Schäden an den Gehölzen, sondern um die Dämme, die der Biber aufstaut und um die unterirdischen Ausbuchtungen, die ringsum Wege untergraben und die immer wieder große Schäden anrichten. In der Haftung ist der Teichwirt, denn er hat eine Sicherungspflicht für den gesamten Uferbereich. Doch wovon soll er teure Reparaturen bezahlen, etwas dann, wenn aufwändige Baggerarbeiten notwendig werden?

Ein weiteres Problem ist, dass der Biber die Karpfen aus der Winterruhe treibt. Die Fische leiden dann unter einem Energiemangelsyndrom. Das bedeute, dass der Fisch dann im Frühjahr keine Energie mehr besitzt und im weiteren Verlauf daran zu Grunde gehen kann.

Insgesamt polarisiert der Biber durch seine Bautätigkeiten, die schnell mal einem Landwirt zum Verhängnis werden können. So könne beispielsweise ein Erdbau gefährlich werden, wenn der Bauer mit dem Schlepper drüber fährt und einbricht. Ähnliche Konflikte treten seit Mitte der 1980er Jahre auch im Bereich der Forst- und der Wasserwirtschaft auf. Dazu gehört, dass der Biber als strenger Vegetarier sämtliche Feldfrüchte vom Getreide über Mais bis zu Zuckerrüben frisst,.

„Der Biber ist nach wie vor da und macht seine Schäden“, sagt Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes in Kulmbach. Die geschädigten Landwirte seien mittlerweile aber sehr frustriert, weil bei gemeldeten Biberschäden fast nichts herauskommt. Viele Landwirte seien mittlerweile schon so weit, dass sie gar keinen Schaden mehr anmelden, weil der Zeitaufwand in kaum einenm Verhältnis zum Ergebnis steht. So sei es kein Wunder, dass die Biberschäden in den Statistiken weniger werden, obwohl sie unverändert da sind.

Ein großes Problem sei es auch, dass der geschädigte Landwirt aus dem Biberfonds des Freistaates im besten Fall nur 70 Prozent des Schadens ersetzt bekommt. Dazu müsse man wissen, dass der Biberfonds gedeckelt ist, werden mehr Schäden bei der Unteren Naturschutzbehörde angemeldet, gibt es sogar noch weniger als 70 Prozent. „Das ganze behördliche Verfahren hat die Leute so mürbe gemacht, dass kaum noch Biberschäden gemeldet werden, obwohl es sie nach wie vor gibt und bestimmt auch nicht weniger werden.“

Mittlerweile sei jedes Rinnsal von einem Biber besetzt. In der Fränkischen Schweiz beispielsweise gebe es bereits Rangkämpfe unter den Bibern um die Reviere. Weil es so viele Biber gibt, seien die guten Lebensräume weg. Jeder Biber habe sein Gebiet. Dazu müsse man auch wissen, dass der Biber keine natürlichen Feinde hat, „vom Wolf einmal abgesehen“.  Dort wo der Wolf unterwegs sei, gebe es auch keine Biberprobleme.

Gegen den Biber könne man nichts unternehmen, denn er ist nach wie vor streng geschützt. Harald Köppel rechnet auch nicht damit, dass sich am Schutzstatus etwas ändert. Die „Entnahme“ bei konkreten Schäden sei zwar möglich, werde in der Praxis aber eher weniger angewandt. Erst wenn der Biber mal wieder einen Strommasten fällt und eine ganze Gemeinde ohne Strom ist, werde die Biberproblematik wohl wieder akut, so der BBV-Geschäftsführer.

Es gibt Schäden, sagt auch Hans-Joachim Küfner, einer der ehrenamtlichen Biberberater im Landkreis Kulmbach. Nachdem allerdings die Teichwirtschaft im Landkreis unterdimensioniert sei, spiele der Biber, was relevante Schäden bei Teichwirten betrifft, kaum eine Rolle. Schäden gebe es immer wieder mal bei Privatleuten, wo beispielsweise ein Apfelbaum angenagt, eine Thuja-Hecke angeknabbert oder eine Uferböschung unterhöhlt wird. Im Verhältnis zu anderen Landkreisen wie etwa Bayreuth oder gar in Unterfranken komme Kulmbach gut weg. Über die Zahl de Biberreviere gebe es keine Erhebungen. Hans-Joachim Küfner gibt auch zu bedenken, dass nicht jeder Bau zu sehen ist.

Das Bibermanagement habe sich auf jeden Fall bewährt. Es sei schon gelungen, einen Konsens zwischen Natur und Bevölkerung zu schaffen. Hans-Joachim Küfner geht sogar so weit, zu sagen, dass es in Stadt und Landkreis Kulmbach eine gewisse Lobby für den Biber gibt. “Die Leute sind eigentlich pro Biber eingestellt.“ Eine gekappte Stromleitung durch einen vom Biber gefällten Baum sei zwar unangenehm und ärgerlich, könne aber genauso gut auch durch einen Sturm verursacht werden. Man mache kein Feindbild aus dem Biber. Der Biberberater sagt aber auch: „Die Schäden, die da sind, die werden auch weiterhin da sein.“ Der Biber werde vielleicht mehr sichtbar, beispielsweise durch angeknabberte Weiden, aber das seien keine Schäden im klassischen Sinn.

Bilder:
1. Diesen Biber hat Hans Joachim Küfner vor wenigen Tagen bei Melkendorf selbst fotografiert.
Foto: Hans Joachim Küfner
2. So sehen Biberburgen aus. Das Bild entstand im zurückliegenden Winter im Nachbarlandkreis Kronach.

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08.12.2023

„Dann ist der Ärger auf Jahre festgeschrieben“ / Ohne Entnahmen würde sich die Biberpopulation jährlich nahezu verdoppeln - Interview mit Edwin Hartmann aus Waldau

Waldau. Autofahrer, die auf der A70 kurz nach der Auffahrt Kulmbach/Neudrossenfeld in Richtung Bayreuth unterwegs sind, haben die Teichanlagen von Edwin Hartmann mit Sicherheit schon einmal gesehen. Sie befinden sich unmittelbar neben der Autobahn. Kaum zu glauben, dass auch dort der Biber schon einmal immense Schäden angerichtet hat. Wir haben mit dem Teichwirt gesprochen:

Herr Hartmann, Sie hatten selbst schon mal einen Biberschaden?

Ja, ich hatte selbst auch schon Biberschäden in meiner Teichanlage. Mit achtzehn bis zu sechs Meter langen Biberröhren und mehreren Biberhöhlen war 2018 der Damm eines Teiches vollständig zerstört. Mit dem Bagger wurde der Damm wieder instandgesetzt. Der entstandene Kostenaufwand wurde mit etwa siebzig Prozent entschädigt. Vom Landratsamt Kulmbach erhielt der Jagdpächter daraufhin eine Genehmigung zur Biberentnahme. Außerdem wurde meine Teichanlage als biberfreier Bereich definiert.

Welche Rolle spielt der Biber im Landkreis Kulmbach?

Im Landkreis Kulmbach, ebenso wie in ganz Oberfranken, verursacht der Biber flächendeckend Schäden. Aufgestaute Bäche, gefällte Bäume, überflutete Wiesen und beschädigte Teichanlagen findet man vielerorts.

Wo siedelt er sich hauptsächlich an, am Roten Main, am Weißen Main oder eher in den Seitengewässer?

Bleibt der Biber weitgehend ungestört, dann siedelt er sich an allen Gewässern mit vorhandenem Bewuchs an.

Hat sich das Bibermanagement Ihrer Meinung nach bewährt?

Das Bibermanagement hat sich insoweit bewährt, dass jetzt die Entnahme von Bibern, mit entsprechendem Nachdruck, genehmigt wird. Die anfänglich nur beschwichtigenden Reden der Biberberater haben sich der Realität angepasst. Vom Landratsamt Bayreuth wurden diesbezüglich auch Pauschalgenehmigungen für fünf Jahre erteilt. Das Landratsamt Kulmbach erteilt Abschussgenehmigungen nur fallbezogen.

Werden Biberschäden ihrer Meinung nach eher noch zunehmen?

Ohne bestandsregulierende Faktoren würde sich die Biberpopulation jährlich nahezu verdoppeln. Nur durch den Straßenverkehr und durch gezielte Entnahmen wird dies verhindert. Der Biber besiedelt bereits jetzt eher ungeeignete Bereiche wie kleine Bäuche und überschaubare Teichanlagen. Auch Teichkläranlagen werden in Mitleidenschaft gezogen und es entstehen hohe Instandsetzungskosten.

Der Biber fällt unter das Naturschutzrecht, was kann der betroffene Landwirt, beziehungsweise der Teichwirt machen?

Bedingt durch den stringenten Schutzstatus sind betroffene Landwirte und Teichwirte auf die Nachsicht der unteren Naturschutzbehörden angewiesen. Schäden sind frühzeitig zu melden und Maßnahmen müssen mit Nachdruck eingefordert werden.

Gibt es Schadensausgleich?

Es gibt die Möglichkeit Schadensausgleich zu beantragen. Entschädigt werden aber nur Schäden, welche betriebswirtschaftliche Auswirkungen haben. Freizeit angeln und Hobbyteichwirtschaft fallen nicht darunter. Auch Bäume werden nur entschädigt, wenn ein forstwirtschaftlicher Schaden vorliegt. Aufgrund der begrenzten Finanzmittel wird die Schadensregulierung dem Schadensaufkommen entsprechend gekürzt.

Was passiert, wenn der grundsätzliche Schutzstatus des Bibers nicht geändert wird?

Dann ist der aktuelle Ärger auf Jahre festgeschrieben. Hier zwei Beispiele: Bei der Zoltmühle, nahe Pechgraben konnten nach genehmigter Entnahme sechs Biber geschossen werden. Jetzt nach zwei Jahren haben sich schon wieder Biber angesiedelt und mit den einhergehenden Schäden wird ein erneutes Eingreifen erforderlich. In der Trebgast bei Fohlenhof wurden Anfang des Jahres Biberdämme entfernt und aktuell sind die angrenzenden Wiesen schon wieder überflutet. Es zeigt sich, Schadensbeseitigung ohne einhergehende Biberentnahme sind hinausgeworfenes Geld. 

Zur Person:

Edwin Hartmann (67) aus Waldau betreibt Land-, Forst-, und Teichwirtschaft im Nebenerwerb zusammen mit seiner Familie. Sein Lebensmittel sind die Karpfen, die in den vier eigenen Teichen am Ortsrand des Neudrossenfelder Gemeindeteils Waldau heranreifen. Vermarktet werden sie im Wesentlichen über die für ihre Fischspezialitäten weit über die Landkreisgrenze hinaus bekannte und bereits mehrfach ausgezeichnete Gaststätte Fuchs direkt in der Nachbarschaft der Familie Hartmann. Noch kürzer können Transportwege kaum ausfallen, liegen doch zwischen Teich und Wirtshaus nicht einmal 500 Meter Luftlinie. Hauptamtlich war Edwin Hartmann bei der Telekom in Bayreuth tätig. Die eigene Teichanlage besteht aus vier Karpfenweihern mit einer Gesamtwasserfläche eines Hektars. Der erste Teich wurde bereits 1982 gebaut und bereits mehrfach erweitert. 1990 und in den Jahren 2019 und 2020 entstanden die weiteren drei Weiher.

Bilder:

1. Einen seiner kleineren Teiche hat Edwin Hartmann im Herbst abgelassen.
2. Das ist der größte der vier Teiche, die Edwin Hartmann am Ortsrand von Waldau bewirtschaftet.

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22.11.2023

Traktorkorso für den guten Zweck / Weihnachtlich geschmückte Schlepper werden am 8. Dezember wieder durch die Stadt rollen

Kulmbach. Die Lichterketten liegen bereit, die Tannenzweige werden gerade hergerichtet und die LEDs werden noch einmal überprüft: Nachdem die weihnachtlichen Traktorkorsos in den vergangenen Jahren auf unerwartet großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch in diesem Jahr Landwirte aus Kulmbach und Umgebung zusammengetan, um am Freitag vor dem 2. Advent eine spektakuläre Rundfahrt durch Kulmbach zu starten.

„Wir waren im zurückliegenden Jahr vom riesigen Zuspruch der Bevölkerung völlig überwältigt“, sind sich die beiden Organisatoren Kathrin Erhardt (30) aus Motschenbach und Stefan Seidel (32) aus Wacholder einig. Mit bis zu 25 Berufskollegen haben die beiden den Zusammenschluss mit dem Namen „Eure Kulmbacher Landwirte“ gegründet. „Es ist einfach eine schöne Sache“, so Kathrin Erhardt. Ihre kleine Tochter könne es schon jetzt kaum mehr erwarten, dass es endlich losgeht.

Der Traktorkorso durch die Stadt hat natürlich auch ernste Gründe. Zum einen möchten die Landwirte ihr völlig zu Unrecht bestehendes Image ein wenig aufpolieren und Werbung für die Bauern vor Ort machen. „Wir suchen den Dialog zum Verbraucher, wollen mit den Menschen auf Augenhöhe kommunizieren und uns für den Zuspruch bedanken“, sagt Stefan Seidel. Zum anderen sollen Spenden für einen guten Zweck gesammelt werden. Das Geld aus dem Verkauf von Glühwein, den selbstgebackenen Plätzchen und den Süßigkeiten, die zum einen vom Ring junger Landfrauen und zum andern vom REWE-Markt Hollweg großzügig zur Verfügung gestellt wurden, wird komplett für das Kinderhaus „Sternstunden“ der Geschwister-Gummi-Stiftung gespendet.

Der Aufwand sei schon enorm, so Kathrin Erhardt. Feuerwehr, Polizei und Sicherheitswacht seien mit im Boot, damit alles wie am Schnürchen klappt. Seit September laufen bereits die Planungen. Doch nun sei alles unter Dach und Fach, die Genehmigung aus dem Landratsamt liegt vor und es kann losgehen mit dem Schmücken der Schlepper, die dann so viele Kinderaugen zum Funkeln bringen werden.

Konkret rechnen Kathrin Erhardt und Stefan Seidel mit bis zu 35 geschmückten Traktoren. Sie werden am Freitag, 8. Dezember um 18 Uhr auf dem Betrieb Grampp in Melkendorf starten und durch die Innenstadt, diesmal auch wieder über die Obere Stadt, bis zum Parkplatz des Freibades fahren. Dort wird ein Weihnachtsbaum aufgestellt, es gibt mehrere Feuerschalen sowie Glühwein, Plätzchen und die Gelegenheit, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen.

Zwei dringende organisatorische Bitten haben die Veranstalter: Besucher sollten möglichst am Großparkplatz Schwedensteg parken. Parkplätze am Schwimmbad werden nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung stehen. Außerdem soll so jegliches Chaos bei der An- und Abfahrt vermieden werden. Die zweite Bitte betrifft den Glühweinausschank. „Am besten wäre es, wenn möglichst viele Besucher ihre eigenen Tassen mitbringen könnten“, sagt Kathrin Erhardt. Das schont die Umwelt und erleichtert die Organisation.

Bilder: Die weihnachtlich geschmückten Traktoren lockten im zurückliegenden Jahr mehrere tausend Besucher an.

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21.11.2023

Unbelastet, aber nicht unerfahren / Jürgen Becher folgt auf Siegfried Hüttner als Vorsitzender des Maschinenrings – Betriebshelfer gesucht

Selbitz-Dörnthal. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat einen neuen Vorsitzenden. Mit 125 von 128 möglichen Stimmen wählten die Mitglieder bei der Jahresversammlung in Selbitz-Dörnthal Jürgen Becher aus Tennersreuth bei Stammbach zum Nachfolger von Siegfried Hüttner.

Jürgen Becher ist 50 Jahre alt und bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit Ackerbau. Er ist auch Kreisvorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf), sowie Aufsichtsratsmitglied der Käserei Bayreuth. Im Maschinenring hatte er bislang keine Funktion. „Ich bin also unbelastet, aber nicht unerfahren“, sagte er bei seiner Vorstellung. Sein Vorgänger Siegfried Hüttner war nach 17 Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl angetreten. Zum neuen 2. Vorsitzenden wählten die Mitglieder Stefan Heinold aus Höhlmühle bei Stammbach. Der 51-Jährige, der einen Mischbetrieb führt, erhielt 124 von 128 möglichen Stimmen.

Corona-bedingt fand die Mitgliederversammlung nicht wie gewohnt im Februar, sondern erst jetzt statt. Die vorgelegten Zahlen betreffen deshalb auch nicht das aktuelle Jahr, sondern 2022. Geschäftsführer Patrick Heerdegen konnte dafür einmal mehr Zahlen vorlegen, die deutlich machen, wie wichtig die Arbeit der bäuerlichen Selbsthilfeorganisation für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum im Landkreis ist. Beispielsweise wurden weit über 21000 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, fast 2000 mehr als noch im Jahr zuvor. Soziale Betriebshilfe wird immer dann erforderlich, wenn der Betriebsleiter oder eine andere wichtige Kraft auf dem Hof ausfällt, etwa wegen Krankheit, Reha-Aufenthalten oder bei Todesfällen. Wenn das klassische Feld des Maschinenrings, der Mietpark mit Schlepper, Pflug und Scheibenegge etwas zurückgegangen war, so liegt das an der Trockenheit.  Trotzdem erreichte der Maschinenring einen Verrechnungswert, also die Summe aller erbrachten Leistungen, von knapp 4,2 Millionen Euro (Vorjahr 4,7 Millionen Euro).

In der Nachfrage immens zugenommen hatten nach den Worten des Geschäftsführers allerdings die anderen Standbeine der Ringarbeit. Die Beratungen zu Düngeverordnung, Mehrfachanträgen oder Kulap-Anträgen gehören dazu, genauso wie der Dieselankauf. Allein 1,4 Millionen Liter Diesel seien im Jahr 2022 für die Landwirte der Region über den Maschinenring bestellt worden.

Das zeige auch, wie sehr sich die Arbeit des Rings während seiner Amtszeit verändert hat, sagte der bisherige Vorsitzende Siegfried Hüttner. Während es vor 17 Jahren noch weitgehend um die klassische Maschinenvermittlung und um die Betriebshilfe gegangen sei, hätten die Beratungs- und Dienstleistungen immer mehr Raum beansprucht. Hintergrund sei, dass die Behörden nach und nach aus der einzelbetrieblichen Beratung ausgestiegen sind.

Größtes Problem für den Ring sei es aktuell, Nachwuchs in der Betriebshilfe zu generieren. „Es wird immer schwieriger, jeden Einsatz zu garantieren“, bedauerte Hüttner. Ältere Mitarbeiter scheiden nach und nach aus, jüngere kämen kaum nach. Dabei sei der Maschinenring mit einem Stundenlohn von 21,50 Euro vor Steuer ein interessanter Arbeitgeber.

Auch bei der gewerblichen Tochter, der Maschinenring Münchberg GmbH, laufen die Geschäfte gut, sagte deren Geschäftsführer Daniel Seuß. Die GmbH ist unter anderem für die Stromtrassenpflege des Bayernwerks auch über die Grenzen des Landkreises Hof hinaus zuständig, sie erledigt im Auftrag von Kommunen den Winterdienst, erstellt Baumkataster und hat sogar Großunternehmen als auch Privatleute als Auftraggeber. Neu ist das Angebot der Grenzsteinsuche per GPS. Dadurch wird die Grenzsteinsuche ohne Vermessungsamt möglich, was zwar nicht amtlich anerkannt wird, aber für viele Landwirte eine hilfreiche Dienstleistung sein kann.

Bei den Neuwahlen wurden die folgenden Persönlichkeiten in den Vorstand gewählt: Georg Bergmann (Rieglersreuth), Oliver Mehringer (Markersreuth), Jörg Müller (Martinsreuth), Marina Müller (Baiergrün), Wilfried Schaller (Jehsen), Reinhardt Seifferth (Poppenreuth), Johannes Vogel (Selbitz), Markus Wolfrum (Osseck) und Hans Zeeh (Tiefengrün).

Bild: Jürgen Becher (rechts) ist neuer Vorsitzender des Maschinen- und Betriebshilfsrings Münchberg und Umgebung. Er löst Siegfried Hüttner ab, der 17 Jahre lang an der Spitze der Selbsthilfeorganisation stand.

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17.11.2023

Vorwurf der Tierquälerei: „Schlag ins Gesicht aller Bauern“ / Interview mit BBV-Kreisobmann Harald Peetz zur Anbindehaltung beim Milchvieh

Kulmbach. Die Milchviehhaltung in Bayern ist geprägt von vielen kleineren und mittleren bäuerlichen Familienbetrieben. Viele dieser Milchviehbetriebe halten ihre Rinder in Anbindehaltung, auch wenn die Zahl dieser Betriebe stetig abnimmt. Nun möchte die Politik diese Anbindehaltung schnellstmöglich komplett verbieten. Dagegen wendet sich der Bayerische Bauernverband (BBV). Er kämpft gegen ein Verbot der Anbindehaltung, wirbt aber zugleich für Weiterentwicklung und Alternativen zur ganzjährigen Anbindehaltung. Eine Fristsetzung lehnt der Verband dagegen entschieden ab. Wir sprachen mit Kreisobmann Harald Peetz aus Himmelkron über die Anbindehaltung:

Herr Peetz, ist die Anbindehaltung in unserer Region überhaupt noch ein Thema?

Die Anbindehaltung ist auch in unserer Region wie überall in Bayern eine von selbst auslaufende Haltungsform. Aber nicht, weil es den Tieren da besonders schlecht geht, sondern weil die Haltungsform besonders arbeitsintensiv ist und so kein zum Überleben nötiger Viehbestand gehalten werden kann.

Gibt es Zahlen zur Anbindehaltung?

Auch ohne ein Verbot sind die Betriebe mit Anbindehaltung in Bayern von 37000 Betrieben im Jahr 2001 auf 13000 Betriebe im Jahr 2020 gesunken und sinken weiter, von den 13000 Betrieben sind circa 9000 reine Anbindehalter und circa 4000 Betriebe mit Kombihaltung. Das gleiche Bild zeigt sich im Landkreis Kulmbach da gab es 2022 nur noch 160 Milchviehbetriebe und ich schätze höchsten 25 Prozent davon hatten noch Anbindehaltung.

Warum ist die Anbindehaltung trotzdem noch wichtig?

Die Anbindehaltung ist trotzdem wichtig, weil es sich bei den Betrieben meistens um solche ohne Hofnachfolger, also auslaufende Betriebe handelt, die es sich für ihre paar Jahre die sie noch Tiere halten wollen, einfach nicht leisten können einen neuen Stall zu bauen und das Auskommen der Bauernfamilie ohne tierische Veredelung bei unseren kleinen flächenarmen Betrieben nicht möglich ist.

Was sind das genau für Betriebe, die noch Anbindehaltung betreiben?

Das sind Betriebe, die eng mit ihren Tieren verbunden sind wo die Gesundheit und das Wohl der Tiere an erster Stelle steht und danach erst die Bauernfamilie kommt und der Bauer oder die Bäuerin meist mehr leidet als das Tier, wenn es krank ist.

Tierschutzorganisationen sprechen offen von Tierquälerei, was entgegnen sie?

Diese Haltungsform als Tierquälerei und so die Bauernfamilien als Tierquäler hinzustellen ist ein Schlag ins Gesicht all derer die sich 365 Tage im Jahr wenn es sein muss, 24 Stunden am Tag um das wohl der Tiere kümmern und mit ihrer harten Arbeit die Lebensmittel für die Gesellschaft produzieren.  Solch selbst ernannte Tierschützer und ihre Organisationen, die meist selbst nicht in der Lage sind, ihnen anvertraute Tiere artgerecht zu halten, aber über die Medien einen ganzen Berufsstand in Deutschland verunglimpfen, meist mit dem Ziel, das sich ihre Konten mit Spendengeldern füllen, sollten einmal ins Ausland schauen und sich dort um das Tierwohl kümmern denn wenn wir in Deutschland unsere Tierhalter gar kaputt gemacht haben, sind wir auf solche Lieferungen angewiesen.

Warum wäre eine Umstellung auf eine andere Haltungsform so schwierig?

Das Umstellen von Anbindehaltung auf Laufstallhaltung ist so schwierig, weil es ein kompletter Systemwechsel ist. In der Anbindehaltung kommt alles vom Futter, Wasser bis zur Melktechnik zum Tier in der Laufstallhaltung muss das Tier zum Futter und zum Melken gehen was einen komplett anderen Stall erfordert. Deswegen wäre die Kombihaltung die Weiterentwicklung und so wichtig für diese kleinen bäuerlichen Familienbetriebe.

Was versteht man genau unter Kombihaltung und lässt sie sich in unserer Gegend überhaupt praktikabel umsetzen?

In der Kombihaltung wird der vorhandene Stall so umgebaut oder erweitert das sich die Tiere zu bestimmten Tageszeiten oder zu bestimmten Jahreszeiten in Sammelboxen oder in Laufhöfen frei bewegen können und früh und abends zum Melken auf ihren Platz angebunden sind. Solche Umbauten sind in letzter Zeit schon verwirklicht worden und sind bei guten Willen aller Beteiligten auch in unseren Dorflagen möglich.

Was würde ein Verbot für die betroffenen Bauern konkret bedeuten?

Das Verbot der Anbindehaltung auch in der eben geschilderten Kombihaltung wäre das Ende all dieser Betriebe und die Tiere würden keiner besseren Zukunft entgegen gehen, sondern würden alle im Schlachthof ein jähes Ende finden. Vor allem, auch weil in dem Gesetz eine Übergangszeit von nur fünf Jahren für aktive Betriebsleiter zugesagt ist aber eine Übergabe eines solchen Betriebes auch während der fünf Jahre an die nächste Generation vollkommen ausgeschlossen ist was einem Berufsverbot gleichkommt.

Ihre Forderung an die Politik:

An die Politik gewandt kann ich nur immer wieder fordern von der ideologisch voreingenommenen Herangehensweise zu einer praktikablen, realistischen und für kleine Betriebe umsetzbaren Lösung zu kommen. Die Bauern erwarten eine Politik, die an ihrer Seite steht, die ihre Arbeit für die Gesellschaft würdigt und anerkennt und nicht immer wieder unerfüllbare Forderungen und Auflagen bringt. Die Landwirtschaft ist ein Berufszweig, der in Generationen und nicht in Wahlperioden denkt, sie braucht von der Politik Verlässlichkeit und Zusagen, auf die sich eine Betriebsentscheidung für 20 oder 25 Jahre aufbauen lässt, ansonsten ist eine Investition in die Tierhaltung, egal welcher Haltungsform nicht möglich und jeder Betrieb, der einmal aufgegeben hat, fängt nicht mehr an. Und neben den Bauernfamilien sind auch das dörfliche Leben und unsere Umwelt und Kulturlandschaft die Leittragenden einer solchen Politik. Wer meint mit einer solchen Politik zum Erhalt einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft und zu mehr Tierwohl und Umweltschutz beizutragen ist auf dem Holzweg. Damit sind wir auf dem besten Weg das zu zerstören, was wir fördern und erhalten sollten.

Bild: Nur rund 25 Prozent der noch verbliebenen 160 Milchviehbetriebe im Landkreis Kulmbach halten ihre Tiere in der Anbindehaltung.

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16.11.2023

Braugerstenanbau geht weiter zurück / Braugerstenschau in Oberfranken: Landwirte zogen negative Bilanz

Kulmbach. Späte Aussaat, extreme Trockenheit, weniger Fläche und unterdurchschnittliche Erträge: für die Braugerstenanbauer war 2023 ein schwieriges Jahr. Bei der oberfränkischen Braugerstenschau im Kulmbacher Mönchshof berichtete Fritz Ernst vom Amt für Landwirtschaft von deutlich höheren Eiweißwerten, schwachen Vollgerstengehalten und einer höheren Auswuchsgefahr.

Das Dilemma fängt schon bei der Anbaufläche an. Hier lag der Wert bei der Sommergerste bei 23160 Hektar. Das sind über 5000 Hektar oder 17 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. „Damit lag der Anbau auf dem niedrigsten Wert seit Jahrzehnten“, sagte Fritz Ernst. Für das kommende Jahr ging er sogar noch von einem stärkeren Rückgang auf rund 20000 Hektar aus. Als Gründe dafür nannte er die schlechten Erträge 2022 und 2023, sowie die Fläche, die für den Bedarf an Futter und Biogassubstrat verloren geht.

Dabei sollte man nach den Worten des Fachberaters allerdings nicht übersehen, dass Oberfranken nach wie vor gute Voraussetzungen für den Sommergerstenanbau bietet. Die Böden seien geeignet, die klimatischen Bedingungen passten trotz allem noch und die Landwirte seien leistungsfähig und hätten den Anbau im Griff. „Mälzereien und Brauereien sind vor Ort und de Landhandel ist auf Braugerste eingestellt.“ Damit werde in Oberfranken die von der Politik vielfach propagierte Aussage “farm to fork“ (vom Feld auf den Tisch“) durch kurze Verarbeitungswege direkt umgesetzt. Durch Vertragsanbau könne das Risiko zudem für alle Beteiligten begrenzt werden, wenn auch die Preisfindung ein schwieriges Kapitel bleibt.

Auch der Vorsitzende des in Kulmbach ansässigen Braugerstenvereins Oberfranken Hans Pezold zog ein gemischtes Fazit. Die Witterung habe den Anbau für die meisten Regionen erst viel zu spät zugelassen und die Saatbedingungen seien nicht optimal gewesen, so der Vorsitzende. Durch die Mitte Mai einsetzende Trockenheit mit einhergehend hohen Temperaturen seien die Triebe der ohnehin schwach bestockten Bestände noch einmal stark reduziert worden. „In die Abreife kamen dann die lang ersehnten Niederschläge, aber viel zu spät und zur Unzeit.“

Der Frust sei sehr groß, da es in manchen Gegenden die dritte schlechte Ernte in Folge war, sagte Hans Pezold. Dabei sei die Landwirtschaft durchaus in Vorleistung gegangen. Der Vorsitzende sprach von einer Verdreifachung der Düngekosten, von exorbitanten Diesel- und Maschinenkosten und auf der anderen Seite von ganz schwachen Naturalerträgen gepaart mit überschaubaren Qualitäten, die dann im schlimmsten Fall zu Futterpreisen abgerechnet worden seien. Hans Pezold: „Für die Landwirtschaft mehr oder weniger ein Totalschaden auf diesen Flächen.“

Noch schlimmer als das Wetter sei allerdings de ideologisch geprägte Politik, unter der die Bauern zu leiden haben. „Berlin richtet noch mehr Schaden an als das Wetter“, sagte der BBV-Kreisobmann Harald Peetz. Während er beim Wetter allerdings noch Hoffnung auf Besserung habe, gebe er die Hoffnung bei der Politik auf. Nach den Worten des stellvertretenden Kulmbacher Landrats Dieter Schaar leisteten die Braugerstenanbauer einen wertvollen Beitrag zur oberfränkischen Lebenskultur. „Ohne Braugerste kein Malz, ohne Malz kein Bier und ohne Bier keine Brauereien im Bierland Oberfranken.“

Aus den knapp 80 eingereichten Mustern wurden anhand verschiedenster Kriterien wie Eiweißgehalt oder Kornausbildung drei Bezirkssieger gekürt: Platz 1 erreichte die Gutsverwaltung Reitzenstein in Issigau (Landkreis Hof), Platz 2 Alexander Stöhr aus Röslau (Landkreis Wunsiedel) und auf Platz 3 landete Thomas Kraus aus Stadelhofen (Landkreis Bamberg).

Bilder:
1.
 80 Muster wurden diesmal zur Braugerstenschau von oberfränkischen Landwirten eingereicht, 50 kamen in die Wertung und wurden bei der Braugerstenschau ausgestellt.
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 „Die Braugerstenernte 2023 ist in Ertrag und Qualität bezogen auf den Vollgerstenanteil sehr schwach ausgefallen“: Fritz Ernst vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg.

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14.11.2023

Raus aus der fossilen Nutzung / Präsident Felßner bei der öffentlichen BBV-Kreisversammlung in Hof

Dörnthal. Der Landkreis Hof hat in jeder Hinsicht eine hervorragende Ausgangsposition. Das hat Präsident Günther Felßner bei der öffentlichen Kreisverssammlung des BBV Hof in Dörnthal festgestellt. „Hier sind die Menschen überaus kreativ, erbringen außergewöhnliche Leistungen und schaffen die besten Voraussetzungen für die Zukunft“, sagte Felßner. Einzigartig sei Hof aber auch noch aus einem anderen Grund. Bayernweit einmalig stehe hier mit Elke und Ralph Browa aus Hirschberglein bei Geroldsgrün ein Ehepaar als Kreisbäuerin und Kreisobmann an der Spitze.

Rote und Gelbe Gebiete, Erosionskataster, Tierarzneimittelgesetz, der Borkenkäfer, Süd-Ost-Link, die FAL-BY-App: die Auflistung der aktuellen Probleme durch Kreisobmann Ralph Browa wollte scheinbar gar kein Ende nehmen. „Wir machen eine Baustelle zu und drei neue auf“, sagte er. Die Rahmenbedingungen passten nicht mehr, so die Bezirksbäuerin Beate Opel aus dem Nachbarlandkreis Kulmbach. Immer wieder neue Auflagen, immer mehr Bürokratie und ständig wachsende Herausforderungen: „Da verlieren viele die Lust.“ Aus der Berufung, Bäuerin und Bauer zu sein werde für viele einfach nur mehr eine Belastung. Als Beispiel führte sie das drohende Ende der Anbindehaltung an, gegen das der Bauernverband mit der Aktion „Rettet Berta vor dem Schlachthoff und Kleinbauern vor dem Aus“ ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt habe.

Auch BBV-Präsident Felßner nahm sich des Themas an. Er nannte die geplante Nutztierverhaltung einen “Generalangriff auf alle Tierhalter“. Seit 30 Jahren sei jeder neue Stall ein Laufstall. Damit sei klar, dass die Anbindehaltung von selbst ausläuft. Auch zu den Roten und Gelben Gebieten fand der Präsident klare Worte: „Das ist absoluter Schwachsinn“, sagte er. „Wir spüren doch alle, wie schräg und daneben das ist“. Auch ihm gehe es darum, das Grundwasser zu schützen, doch müsse dies Verursachergerecht geschehen. Landwirte dürften nicht in Sippenhaft genommen werden.

Felßner zählte in seiner Rede vier Eckpunkte auf, die er als Zukunftsfelder der Landwirtschaft bezeichnete: die Sicherstellung der Ernährung, die Produktion von Energie, die Dekarbonisierung und damit der Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien sowie der Erhalt der Lebensgrundlagen und der Schutz des Bodens. „Das sind die Funktionen, die wir als Landwirte künftig bedienen müssen“, sagte er.

Die Lösungen dafür lägen vor, sie müssten aber auch dringend umgesetzt werden, denn die Bevölkerung nehme weltweit gewaltig zu, die landwirtschaftliche Nutzfläche werde im Gegenzug weniger und 80 Prozent der Emissionen würden von 15 Prozent der Menschen erzeugt. Zu den 15 Prozent gehörten die Menschen der Industrienationen, also wir alle. „Unser Wohlstand beruht auf die Nutzung fossiler Energien, sagte Felßner und forderte ein „Raus aus der fossilen Nutzung“ und ein „Rein in eine grüne Zukunft“.

Zuvor hatte Landrat Oliver Bär ein Plädoyer für die Landwirtschaft in der Region gehalten. „Die Landwirtschaft hat Zukunft, weil sie auch Zukunft schafft“, sagte er. Die Kulturlandschaft werde sich verändern, so Bär. Land- und Forstwirte seien dabei unabdingbar. Gerade was den Waldumbau aufgrund der immensen Schäden im Frankenwald betrifft, müssten alle an einem Strang ziehen. Ganz wichtig sei es aber auch, dass die Bevölkerung dauerhaft den Wert der Landwirtschaft erkennt. Landrat Bär: „Wir würfen das Feld nicht anderen überlassen.“

Bild: Öffentliche Kreisversammlung des BBV Hof in Dörnthal (von links): Geschäftsführer Thomas Lippert, Kreisobmann Ralph Browa, Präsident Günther Felßner und Kreisbäuerin Elke Browa.

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14.11.2023

Drei Jahrzehnte Engagement und Leidenschaft für den ländlichen Raum / Schule der Dorf- und Flurentwicklung Klosterlangheim feierte 30. Geburtstag

Lichtenfels. Vom Flaggschiff der Dorferneuerung war die Rede, von einem Impulsgeber für den ländlichen Raum, von einer beispiellosen Erfolgsgeschichte und von 30 Jahren andauernder erfolgreicher Entwicklung: Die Schule der Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim bei Lichtenfels hat in einer Feierstunde ihren 30. Geburtstag gefeiert.

Dabei ist sie keine Schule im herkömmlichen Sinn. Die Einrichtung begleitet in Seminaren und Workshops Dörfer und Landschaften auf ihren Weg in die Zukunft, und zwar in allen Fragen der Dorferneuerung, in der Flurneuordnung, in der Integrierten Ländlichen Entwicklung oder bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“.

Drei derartige Einrichtungen gibt es in Bayern, eine in Plankstetten (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz), eine weitere in Thierhaupten (Landkreis Augsburg) und eben die in Klosterlangheim, ein Kirchdorf mit rund 400 Einwohnern, das heute zur oberfränkischen Stadt Lichtenfels gehört. Die Schule der Dorf- und Flurentwicklung (SDF) ist dort im Konventbau des ehemaligen Zisterzienser-Kloster Langheim untergebracht.

An die Gründungsversammlung am 29. September 1993 erinnerte bei dem Festakt Lothar Winkler, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins und Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Bamberg. Über 130 Interessierte seien damals zusammengekommen, um den Verein zu gründen. Über die Jahre betrachtet, habe fast jedes Wochenende ein Seminar stattgefunden, sagte er.

Roland Spiller, Referatsleiter Integrierte Ländliche Entwicklung und Flurneuordnung im Landwirtschaftsministerium sprach von drei Jahrzehnten Engagement und Leidenschaft für die Menschen im ländlichen Raum. Unter dem Motto „Gemeinsam erkennen, entwickeln und handeln“ würden in der bundesweit einmaligen Einrichtung die Bürger mitgenommen, sie seien eingeladen, sich einzubringen und die Entwicklungen vor Ort aktiv zu begleiten. Die Herausforderungen seien groß: Ernährungssicherheit, regenerative Energien, Klimawandel, Biodiversität. Bei all diesen Themen spiele der ländliche Raum eine entscheidende Rolle.

Anfangs sei die Dorf- und Flurentwicklung durchaus kritisch beäugt worden, erinnerte sich Klaus Reder, der Bezirksheimatpfleger vom Nachbarregierungsbezirk Unterfranken. „Man dachte, es gebe künftig keinen Platz mehr für Häslein und Gräslein“, so Reder. Die Angst der Heimatpfleger vor der Flurbereinigung sei groß gewesen. Mittlerweile habe man gelernt, dass Flurbereinigung, Dorf und Heimat bestens zusammenpassen.

Zum Festakt hatten die Verantwortlichen auch einen Film zusammengestellt, in dem zahlreiche beteiligte Personen, Kommunalpolitiker, Entscheidungsträger und Zeitzeugen über die Einrichtung sprachen. Holger Magel etwa, ehemaliger Chef der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Seinen Worten zufolge sei es von Anfang an das Ziel gewesen, dass Bürger ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und nichts von oben verordnet wird. Die Entwicklung der Schulde der Dorf- und Flurentwicklung bezeichnete er als sensationell. „Die Dörfer sind die Seele des Landes, was gibt es Wichtigeres, als sich um die Seele zu kümmern“, so Magel.

Bild: Trafen sich bei der Feierstunde zum 30-jährigern Bestehen der Schule der Dorf- und Flurentwicklung Klosterlangheim (von links): der stellvertretende Vorsitzende Lothar Winkler, der unterfränkische Bezirksheimatpfleger Klaus Reder und Roland Spiller vom Landwirtschaftsministerium.

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09.11.2023

Wildschäden durch Vögel nehmen zu / BBV: Jagdseminar zu rechtlichen Grundlagen im Schadensfall

Bayreuth. Jäger, Jagdpächter, Landwirt und Grundeigentümer: Wenn alle Beteiligten miteinander sprechen, ja vielleicht sogar zusammenwirken, dann gibt es draußen in der Flur auch keine Probleme. Auf diesen einfachen Nenner lässt sich das Ergebnis des BBV-Jagdseminars in Bayreuth bringen. „Kommunikation ist das Wichtigste“, brachte es einer der Teilnehmer auf den Punkt. Dann sei bei einem Wildschaden auch eine gütliche Einigung vor Ort möglich. „Wenn man miteinander redet, dann erreicht man viel“, sagte Werner Kuhn, Sprecher der AG Jagdgenossenschaften in Unterfranken. „Der Idealfall ist immer eine gütliche Einigung“, so Torsten Gunselmann von der Hauptgeschäftsstelle des oberfränkischen Bauernverbandes in Bamberg.

Weil die gütliche Einigung halt nicht immer möglich ist, gibt es genaue Regelungen, die Gunselmann den Teilnehmern des Jagdseminars, Mitglieder von Jagdgenossenschaften und Grundstückseigentümer vorstelle. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Wildschadensschätzer. Knapp 50 gibt es in Oberfranken. Sie würden in der Regel vom Bauernverband geschult und der Unteren Naturschutzbehörde vorgeschlagen.

Ein Streitpunkt sei immer wieder, bei welchen Wildarten ein Schaden ersetzt wird, so der Referent. Doch genau das sei ganz klar im Bundesjagdgesetz und im Bayerischen Jagdgesetz geregelt. Die ganze Palette des Schalenwilds vom Reh bis zum Wildschwein, fällt darunter, ebenso Wildkaninchen und Fasane. Keinen Ersatz gebe es dagegen beim Fuchs und bei den Vogelarten, wie Krähen, Fischreiher, Möwen., Schwäne, Wildtauben, Wildenten, oder Wildgänsen. Die Vögel stellten sich in Oberfranken in den letzten Jahren allerdings als immer größer werdendes Problem heraus. Gerade im Maintal nähmen die Schäden massiv zu, sagte Gunselmann. Vor allem Schäden durch Gänse, Krähen oder Schwäne, weil sie alle keine natürlichen Feinde hätten. Wir setzen uns dafür ein, die Schäden zu regulieren, denn so kann es nicht weitergehen“, so der Referent.

Als weiteren Streitpunkt nannte Gunselmann die Frage, welche Kulturen bei Schadensfällen ersatzpflichtig sind. Doch auch das sei gesetzlich klar geregelt. Alle gängigen Kulturen auf Ackerland gehörten dazu, aber auch Anpflanzungen im Wald, der Aufwuchs bei Grünlandschäden und auch Streuobstwiesen. Nicht entschädigungspflichtig, oder zumindest nur dann, wenn intakte Schutzvorrichtungen vorhanden sind, seien „Garten- und hochwertige Handelsgewächse“. Dazu gehören Erdbeeren, Spargel oder Wein. Ganz schlüssig war es bei der Aufzählung allerdings nicht, warum Sonnenblumen nicht dazugehören, Raps dagegen schon. Ersatzpflichtig sind nach den Worten Gunselmanns grundsätzlich die Ernte, der Substanzschaden, also Wühlschäden oder Schäden an fest installierten Zäunen, sowie die Kosten der Schadensermittlung.

Überall zu hoch, wenn nicht sogar deutlich zu hoch, ist laut des letzten vorliegenden Verbissgutachtens die Situation im den Landkreisen Bayreuth, Hof und Kulmbach. Die Verbiss-Situation habe im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen und liege meist über dem bayerischen Durchschnitt, so Dieter Heberlein von der BBV-Hauptgeschäftsstelle. Tatsächlich war in den „Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“, wie das Verbissgutachten offiziell heißt, nicht nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe Kosten für dringend notwendigen Bau von Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen Auswirkungen, zum Beispiel durch das Aussterben mancher Baumarten. Laut Gutachten, das immer im dreijährigen Turnus angefertigt wird, sind die Rehwildbestände in den Landkreisen deutlich angestiegen. Damit steigt natürlich auch die Verbiss-Problematik. Ein wichtiges Ziel des Gutachtens ist es, die behördliche Rehwild-Abschusspläne für die kommenden drei Jahre zu erstellen. Eine Konsequenz ist es deshalb, dass die Abschussempfehlung deutlich erhöht werden muss.

Oberfrankenweit gibt es nach den offiziellen Zahlen 670 Jagdgenossenschaften im BBV: Die meisten mit 126 im Landkreis Bamberg, die wenigsten mit gerade mal 28 im Landkreis Wunsiedel.

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03.11.2023

Aus dem Oberland für Deutschland: Christbaumsaison beginnt in diesen Tagen / Beste Qualität ohne Käferschäden - Mäßige Anhebung der Preise unumgänglich

Petschen. Eine geringfügige Preisanpassung muss sein, sagt Uwe Witzgall. Sie wird allerdings so moderat ausfallen, dass man sich auch heuer den Christbaum leisten kann, sagt der Landwirt aus Petschen oberhalb von Stadtsteinach. Seit mittlerweile elf Jahren baut der 53-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer Stückzahl auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern an und beliefert damit Händler in ganz Deutschland. Der Hof und die Plantagen liegen direkt auf der Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über Normalnull.

Auch bei ihm sei alles teurer geworden. Allein bei den Netzen haben es Preissteigerungen um bis zu 25 Prozent gegeben. „Auch beim Lohn haben wir nachlegen müssen“, sagt er. Uwe Witzgall beschäftigt vier feste Mitarbeiter, drei weitere kommen in wenigen Tagen, wenn die heiße Phase startet, dazu. „Wir zahlen über Mindestlohn“, so der Landwirt. Anders seien gute und zuverlässige Kräfte gar nicht mehr zu bekommen. Die ganze Familie hilft ohnehin mit. Für Kopfzerbrechen sorgten derzeit noch immer die hohen Energiepreise. Außerdem habe der Gesetzgeber jetzt auch noch eine Ausweitung der Maut auf kleinere Transporter beschlossen.

Trotz der Trockenheit im zurückliegenden Sommer kann Uwe Witzgall all seinen Kunden eine hervorragende Qualität der Bäume garantieren. „Zumindest die größeren stecken das weg“, sagt er. Im Gegenteil: „Die Qualität der Nadeln ist top.“ Der Wuchs sei gut, der Regen im August habe nochmal für einen zusätzlichen Wachstumsschub gesorgt. Lediglich bei den Jungpflanzen habe die Trockenheit Spuren hinterlassen. Besonders bei den Blaufichten und den Nobilis-Edeltannen gebe es trockenheitsbedingte Ausfälle. Nordmanntannen seien dagegen sehr widerstandsfähig. „Die haben das weggesteckt“, so Uwe Witzgall. Nordmann-Tannen stehen auf 85 Prozent seiner Anbaufläche.

Derzeit sind er und seine Mitarbeiter vor allem mit Schnittgrün beschäftigt für Garten- und Grabbedeckungen sowie für Kränze beschäftigt. Aber schon in wenigen Tagen kommen die ersten Lkw zum Aufladen von Christbäumen. Viele Kunden wollten ihren Baum schon früh, weil er zum Beginn der Adventszeit bereits im vollen Schmuck erstrahlen soll. Das können Rathäuser, Ämter und Büros sein, oder auch Firmenkunden. Auch der große Baum, den der Porzellanhersteller Rosenthal in Selb aufstellt, wird von den Plantagen aus Petschen kommen.

Uwe Witzgall kann sich über Anfragen nicht beklagen., Kunden und Händler hätten ziemlich konstant bestellt, sagt er. Das ist gut so, denn andernorts gab es durchaus unwetterbedingte Ausfälle. In Polen etwa soll ein starker Frost großen Teile der dortigen Plantagen schweren Schaden zugefügt haben. Auch in Mittelfranken habe es aufgrund von Hagelschäden größere Ausfälle gegeben. Engpässe seien aber nicht zu befürchten, gibt Uwe Witzgall Entwarnung.

Auch der Borkenkäfer sei bei den Nordmann-Tannen kein Thema. Weil die Nordmann-Tanne ein Pfahlwurzler ist, lässt sie der Käfer in der Regel links liegen. Probleme bereitet dann schon eher das zunehmende Rehwild. „Die Zäune müssen in Ordnung sein, sonst kann es schnell richtig teuer werden“, sagt Uwe Witzgall. Deshalb muss er ständig die Zäune kontrollieren.

Einen Tipp hat Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der gekaufte Baum sollte vor dem Aufstellen schattig und im Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden. So hat man am längsten seine Freude an den Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald. Wie haltbar die Bäume aus Petschen sind, konnte man im zurückliegenden Jahr bei der Feuerwehr in Schwandt beobachten. Der dortige Baum sei so in Schuss gewesen, dass sein Stamm sogar noch als Spitze für den Maibaum zu verwenden war.

Wer Lust hat, sich seinen Baum selbst auszusuchen und eventuell sogar selbst zu schlagen, der kann am ersten, zweiten und dritten Adventswochenende, jeweils Samstag und Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr auf die Plantage zwischen Vorderreuth und Schwandt kommen und sich seinen Baum direkt beim Produzenten kaufen. Ansonsten gibt es Verkaufsstände mit den Bäumen von Uwe Witzgall in Kulmbach am Eulenhof bei Samen Hühnlein, aber unter anderem auch in Himmelkron, Stammbach, Wonsees, ganz neu in Hallstadt und sogar in der Ludwigstraße am Rathausbrunnen in Hof.

Auch Norbert Grass von Christbaumgrass in Wahl bei Presseck kann eine geringfügige Preiserhöhung nicht ganz ausschließen. „Ganz genau wissen wir es noch nicht, aber wenn, dann nicht viel.“ Auf jeden Fall will man versuchen, die Preise „mehr oder weniger“ zu halten. Ab Mitte November werde eingeschlagen, der Verkauf wird zum 1. Advent starten. Die Nachfrage werde so sein, wie alle Jahre, da werde sich nichts ändern.

Keine Spuren habe die Trockenheit bei Norbert Grass hinterlassen. „Die Kulturen schauen alle sehr gut aus.“ Angebaut würden ausschließlich Nordmann-Tannen. Deshalb sei auch der Borkenkäfer kein Thema. Die Tanne sei nicht der geschädigte Baum, ganz im Gegensatz zur Fichte. Gegen Rehwild könne man sich nur durch Zäune schützen, deshalb seien sämtliche Kulturen eingezäunt und würden regelmäßig kontrolliert. Die Christbäume von Norbert Grass gibt es ab 25. November ab Hof und ab dem 1. Advent auf den Plätzen, unter anderem in Helmbrechts, Münchberg (Rewe) und in Hof (Möbel SB-Halle in der Schaumbergstraße gegenüber dem Landratsamt). Sollte jemand früher einen Baum benötigen, sei es kein Problem, den frisch geschlagenen Baum direkt ab Hof abzuholen.

Günter Schmidt aus Heinersreuth bei Presseck beginnt ebenfalls in diesen Tagen mit dem Einschlag. Er geht davon aus, dass die Bäume „minimal teurer“ werden. Das bedeute maximal fünf Euro mehr pro Baum. Anders sei es nicht mehr machbar, gibt er zu bedenken, geht aber davon aus, dass die Nachfrage gleichbleiben werde. Trotzdem werde je nach Qualität für jeden Geldbeutel etwas dabei sein, ist sich Günter Schmidt sicher. Billige Bäume gebe es bereits ab 19 Euro, die teuersten Bäume aus seinem Angebot beziffert er auf 80 bis 85 Euro. „Das ist natürlich eine reine Qualitätsfrage.“

Auf die stehenden Bäume habe die Trockenheit des zurückliegenden Sommers keine Auswirkungen, bei den Jungpflanzen habe er allerdings über einem Drittel Ausfall. Mit Jungpflanzen meint Günter Schmidt die Bäume, die er heuer im Frühjahr gepflanzt hatte. Ursache für die Widerstandsfähigkeit der Tanne sei einmal mehr die Tatsache, dass es sich um einen Pfahlwurzler handle, dessen Wurzeln nach unten und nicht in die Breite gingen. Von den rund 10000 frisch gepflanzten Bäumen seien bestimmt 4000 kaputt gegangen.

Bei Günter Schmidt gibt es ebenfalls nur Nordmann-Tannen. Nobilis biete er wegen des ungleichen Wuchses nur noch als Schnittgrün für Gärtnereien an. Bei ihm seien weder Borkenkäfer noch Rehwild ein Thema gewesen. Der Borkenkäfer gehe ohnehin nicht an die Nordmann-Tannen und wegen des Rehwildes seien, wie bei den Kollegen auch, alle Kulturen komplett eingezäunt. „Ohne Zäune geht gar nichts“, so Günter Schmidt. Seine Bäume gibt es unter anderem in Bayreuth (Königsallee), in Hof (Holz Schödel) in Thurnau und natürlich ab Mitte November auch ab Hof in Heinersreuth.

Bilder:
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 Noch ist alles ruhig, doch schon in wenigen Tagen wird auf den Christbaumplantagen von Uwe Witzgall in Petschen Hochbetrieb herrschen.
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 Direkt auf der Fränkischen Linie liegen die Plantagen von Uwe Witzgall in Petschen oberhalb von Stadtsteinach.

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30.10.2023

Das Beste fürs Tierwohl vom Kalb bis zur Kuh / Gesetzesentwurf zum Aus für Anbindehaltung würde Lichtenfelser Betrieb schwer treffen

Reundorf. Ob die Milchviehhaltung in den nächsten Jahren bei Familie Seelmann in Reundorf, einem Ortsteil von Lichtenfels, noch weiter betrieben wird, hängt maßgeblich von der Gesetzgebung auf Bundesebene ab: Wird die Anbindehaltung untersagt, sieht sich Stefan Seelmann gezwungen, die Milchviehhaltung für immer aufzugeben.

„Eigentlich wollte der Sohn den Betrieb weiterführen, doch das wird schwierig“, machen sich Stefan Seelmann und seine Frau Manuela keine Illusionen. „Uns werden so viele Steine in den Weg gelegt.“ Seit 40 Jahren ist er als Landwirt tätig, hat den Beruf von der Pike auf gelernt. „Und jetzt sind wir auf einmal draußen die Bösen“, schüttelt Stefan Seelmann beim öffentlichkeitswirksamen Stallgespräch zur Aktion „Rettet Berta vor dem Schlachthof und die Kleinbauern vor dem Aus“ mit dem Kopf.

Der Gesetzesentwurf zum Verbot der Anbindehaltung komme praktisch einem Berufsverbot gleich, sagt der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein. Das faktische Aus für die Anbindehaltung treffe die Familie Seelmann schwer, denn sie hatten den kleinen Anbindestall vor einigen Jahren sogar noch erweitert. „Wir machen das Beste fürs Tierwohl, vom Kalb bis zur Kuh“, ist der Betriebsleiter überzeugt.

Zusammen mit seiner Frau Manuela bewirtschaftet Stefan Seelmann den Milchviehbetrieb im Obermaintal im Haupterwerb. Auf rund 75 Hektar landwirtschaftlicher Fläche bauen sie hauptsächlich Futtergetreide, Silomais, Luzerne und Kleegras für die eigene Tierhaltung an. Auf dem Hof werden 33 Milchkühe in Anbindehaltung sowie rund 50 Tiere für die Nachzucht der eigenen Milchviehherde gehalten. Ein Stallneubau scheitert schon an der nicht vorhandenen Fläche, weil der Hof am Ortsrand an einer Seite an ein Hochwasserschutzgebiet grenzt und sich an der anderen Seite zu nahe an der Autobahn A73 befindet.

Mit Ausnahme der bei Bedarf zugekauften GVO-freien Eiweißkomponenten (GVO steht für gentechnisch veränderte Organismen), erzeugt der Betrieb sein Futter ausschließlich über die eigenen Flächen selbst. Die Milch vermarktet der Betrieb an die Milchwerke Oberfranken West in Meeder bei Coburg. Deren Vorstand Harald Reblitz zufolge stammten nur mehr vier Prozent der angelieferten Milchmenge aus Anbindehaltung. Allerdings kämen diese vier Prozent von 16 bis 18 Prozent der Betriebe, die regelmäßig liefern.

Zusätzlich zur Milchviehhaltung betreiben die Seelmanns noch eine kleine Schweinemast mit rund 30 Tieren, die direkt an einem örtlichen Metzger vermarktet werden. Die Einnahmen aus einer Photovoltaikanlage mit rund 50 kW auf dem Dach der Maschinenhalle ergänzen das Betriebseinkommen.

Kühe werden in Anbindeställen doch nicht misshandelt“, widersprach Kreisobmann Michael Bienlein den Aussagen mancher sogenannter Tierschutzorganisationen. Teilweise gehe es ihnen sogar besser, wusste er aus seiner 35-jährigen Tätigkeit als hauptberuflicher Betriebshelfer zu berichten. Keine Notwendigkeit, Anbindeställe zu verbieten sieht auch Kreisobmann Harald Peetz aus dem Nachbarlandkreis Kulmbach: „Irgendwann hört die Anbindehaltung doch von selbst auf, da mittlerweile ausnahmslos nur noch Laufställe gebaut werden.“ Außerdem gab Harald Peetz zu bedenken: „Hier weiß der Bauer noch, wie seine Kühe heißen, sie haben nicht nur eine Nummer, wie in manchen Großbetrieben.“

Bilder:
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 Familie und Verbandsvertreter beim öffentlichkeitswirksamen Stallgespräch zur Aktion „Rettet Berta vor dem Schlachthof und die Kleinbauern vor dem Aus“.
2. Manuela und Stefan Seelmann im Stall, der erst vor wenigen Jahren noch einmal erweitert wurde.
3. Kreisobmann Michael Bienlein war 35 Jahre lang als Betriebshelfer tätig und kennt die Anbindeställe in der Region.

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20.10.2023

Jagddruck nicht immer zielführend / Forum „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth – Aussagen des BJV-Vizepräsidenten sorgten für Widerspruch

Mit seinen provokanten Thesen hat Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg (Bild links) beim Forum „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth für Aufsehen gesorgt. Das jetzige Desaster in den Wäldern sei nichts anderes als die Folge früherer falscher Forstwirtschaft, sagte der Baron, der einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) ist.

Freiherr von Gemmingen-Hornberg, der sich selbst als „jagender Waldbesitzer“ bezeichnete, nannte es einen Trugschluss, dass immer höhere Abschusszahlen zum gewünschten Erfolg führen. Eine ständige Erhöhung des Jagddrucks sei nicht immer zielführend. „Die falsche Bejagung fördert die Waldschäden“, sagte er.

Insbesondere kritisierte von Gemmingen-Hohenberg die Schaffung von Monokulturen durch die Konzentration auf die Fichte. Auch die Jagd habe einiges falsch gemacht und sich vom Forst vor sich hertreiben lassen. Jetzt, wo die Kalamitäten über den Wald hereinbrechen, rufe man nach dem Jäger und glaube, dass man mit maximalem Jagddruck den Karren aus dem Dreck ziehen könne. Die Jäger seien jedenfalls bereit, den Waldumbau konstruktiv zu begleiten und mitzugestalten. Die vielgepriesene Jagdwende, die auch das Thema des „Forums Waldkontroversen“ war, müsse modern und zielgerichtet sein.

Der Sprecher plädierte dafür, wieder so viel Natur wie möglich im Wald zuzulassen, aber auch von der Ideologie der Verjüngung ohne Zaunbau wegzukommen. So ließen sich die waldbaulichen Fehlentscheidungen der zurückliegenden Jahre eventuell korrigieren. Nicht gerecht werde man mit dem Rezept, dass auf zunehmenden Wildschaden eine Abschusserhöhung folgen müsse.

Mit seinen Aussagen forderte Freiherr von Gemmingen-Hornberg erheblichen Widerspruch geradezu heraus. Da werde die Situation deutlich heruntergespielt, sagte Jagdvorsteher Georg Nützel. Auf die derzeitige Situation müsse man doch reagieren, Gelassenheit sei mit Sicherheit der falsche Weg. Man könne doch nicht den Waldbesitzern die Schuld in die Schuhe schieben, sagte Angelika Morgenroth, Vorsitzende der WBV Bamberg. Sie erinnerte daran, dass Monokulturen in den zurückliegenden Jahrzehnten Stand der Dinge gewesen seien. „Wir als Kleinstwaldbesitzer sind auf die Jagd angewiesen“; so Morgenroth. Ein weiterer Zuhörer sprach von schwerer Kost und bemängelte, dass der Bayerische Jagdverband offenbar kein Leitbild habe. „Wahrscheinlich sind wir ihm nicht wichtig genug“, so der Waldbesitzer.

Einig war man sich dagegen bei einer Forderung, die Silvia Backhaus (Bild links) vom Ökologischen Jagdverband aufgestellt hatte. Ihr ging es darum die Jagdzeiten zu verändern. „Wir sollten die Jagdzeiten nicht verlängern, sondern optimieren“, sagte sie. Damit konnte sich auch Freiherr von Gemmingen-Hornberg anfreunden. Einig wurde man sich mit einer Vorverlegung auf Mitte April aufgrund der Anpassung an die Vegetation. Schluss sollte am 31. Dezember sein, damit die Tiere eine mehrmonatige Ruhephase haben. Neu eingeführt werden sollte eine Sommerpause, mindestens von Mitte Juni bis Mitte Juli. Mit der Bayerischen Staatsregierung sei das aber leider nicht zu machen, bedauerte Silvia Backhaus. Da würden offensichtlich persönliche Jagdinteressen über das Gemeinwohl gestellt.

„Fakt ist, dass der Wald leidet.“ Mit diesen  Worten hatte Gregor Aas, bisheriger Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens an der Universität Bayreuth, die „Waldkontroversen“ eröffnet. Die Schaffung naturnaher Mischwälder, die dem künftigen Klima standhalten und die Vielfalt der geforderten Waldfunktionen gerecht werden, das sei die Herausforderung der Zukunft.

Auch eine Publikumsfrage gab es: Sollte für einen erfolgreichen Waldumbau mehr oder weniger Wild als bisher erlegt werden. Deutlicher hätte die Antwort nicht ausfallen können: über 82 Prozent der Teilnehmer, die sich an der Frage beteiligt hatten, antworteten mit ja.

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20.10.2023

Glyphosat: Fluch oder Segen für die Landwirtschaft? / Naturschutzverbände lehnen Unkrautvernichtungsmittel ab – Bauernverband befürwortet den Einsatz

In der Europäischen Union wird aktuell darüber gestritten, ob Glyphosat für weitere zehn Jahre zugelassen sein sollte. Viele Landwirte würden das begrüßen. Das Mittel gilt weltweit als der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff und steht deshalb besonders im Brennpunkt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat keine gravierenden Bedenken geäußert. Glyphosat ist für die Direktbestellung nötig. Das Verfahren gilt als besonders bodenschonend, da es Humusabbau, Bodenerosion sowie Bodenverdichtung vermeidet. Allerdings ist Glyphosat auch nach Meinung vieler Wissenschaftler mitverantwortlich für die schwindende Artenvielfalt, vor allem bei Insekten. Daraus ergeben sich Risiken für Landwirtschaft und Obstbau. Statt auf Glyphosat sollte man auf schonendere Methoden setzen, so heißt es.

Glyphosat ist der am meisten und am besten überprüfte Wirkstoff und alle unabhängigen und seriösen Gutachten bestätigen keine schädlichen Wirkungen, sagt Harald Peetz, der Kulmbacher Kreisobmann des Bauernverbandes. Damit sei die Verlängerung der Zulassung so wie sie die EU plant nur der logische Schritt. „Dass unsere durch grüne Ideologien und durch eine Ablehnung der konventionellen Landwirtschaft geprägte Ampelregierung in Berlin wieder mal einen Sonderweg zu Lasten der Deutschen Bauern geht, haben wir in den letzten beiden Jahren leider schon öfters erlebt und es verwundert mich nicht mehr“, so Peetz.

Abgesehen davon, dass in Deutschland der weitaus größere Teil des Mittels nicht in der Landwirtschaft eingesetzt wird, sondern vor allem seine Anwendung in Privatgärten und Hofeinfahrten so wie bei der Bahn, dem Straßenbauamt und auf Flughäfen findet, dürfe Glyphosat von der Landwirtschaft in Deutschland nur vor der Saat oder nach der Ernte eingesetzt werden. Dadurch könne kein Wirkstoff in die Kulturpflanzen kommen. Wenn es also Rückstände in Lebensmittel geben sollte, müsse man sich die Herkunft der Grundprodukte anschauen. Denn, dass in anderen Ländern außerhalb der EU Glyphosat auch noch zur Abreifbeschleunigung eingesetzt wird, dafür könne der Deutsche oder Europäische Landwirt nichts. Oder, dass in Nord- und Südamerika und in Asien Pflanzen gentechnisch verändert würden, vor allem Soja, das nicht nur im Tiertrog landet, sondern auch direkt auf dem Teller, damit die Pflanzen Glyphosat verträglich sind und der Wirkstoff dann während der Vegetation eingesetzt werden kann. „Da wäre unsere Regierung in Berlin gefordert, dafür zu sorgen das solche Lebensmittel nicht auf den Europäischen Markt kommen und nicht nur die Deutschen Bauern durch immer neue Auflagen und Verbote zu benachteiligen.“

Für den Kreisobmann ist klar: „Es kann auch eine konventionelle Landwirtschaft ohne Glyphosat geben, aber die Nachteile für die Umwelt werden groß sein.“ Nachteile beim Humusaufbau, weil wieder mehr gepflügt werden muss, höhere Erosion, weil der Boden nicht mehr so lange bedeckt sein kann, mehr CO2 Ausstoß durch mehr Überfahrten mit der Egge oder dem Striegel bei der mechanischen Unkrautbekämpfung. Die Biolandwirtschaft habe diese Probleme jetzt schon. Daraus resultierte eine schlechterer CO-2-Fußabdruck und natürlich werde die Produktion teurer, was die heimische Landwirtschaft weiter schädigt und uns noch mehr von nicht nach deutschen Standards im Ausland produzierten Produkten abhängig macht. Peetz: „Wir wollen ja alle Lebensmittel aus der Region essen, aber das Kaufverhalten zeigt leider etwas anderes.“

„Glyphosat ist ein schönes Thema, wie wissenschaftsfremd und Ideologiereich die aktuelle Bundesregierung und besonders die Grünen agieren“, sagt Martin Baumgärtner, Landwirt aus UNterzaubach und stellvertretender BBV-Kreisobmann. „Nachdem wir die eigenen letzten Atomkraftwerke abgeschaltet haben und nun unseren fehlenden Strom mit grünen Atomstrom aus den Nachbarländern beziehen, komme der nächste Paukenschlag. „Ich hoffe nur, dass die Bahn und die Kommunen keine Ausnahmegenehmigung erhalten“, so Baumgärtner weiter. Grundsätzlich sei es mal wieder eine Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU und eine Egoistische Wählerbefriedigung der Grünen auf den Rücken der Landwirtschaft.

Eine grundlegend andere Position vertritt naturgemäß der Landesbund für Vogelschutz: Glyphosat sei lange als Wundermittel gegen Unkraut im Garten angepriesen worden, sagt Sprecherin Katrin Geyer von der Kreisgruppe Kulmbach. Doch es töte nicht nur Pflanzen, sondern nehme Tieren auch wichtige Nahrungsquellen und ihren Lebensraum. Die Anwendung des Wirkstoffs im Haus- und Kleingarten sei deshalb 2021 verboten worden. Leider sei Glyphosat damit nicht aus den Gärten verschwunden. Das Verbot gelte nämlich immer erst dann, wenn die Zulassung eines bestimmten Produktes ausläuft. Man könne Unkrautvernichter, die Glyphosat enthalten, also nach wie vor in Baumärkten und im Online-Handel kaufen. Zudem dürfte es noch eine unbekannte Menge solcher Mittel geben, die in Schuppen und Kellern der Gartenbesitzer lagern.

In Frankreich sei der Einsatz von Glyphosat im Haus- und Gartenbereich schon lange verboten. „Solch ein Verbot würde ich mir auch für Deutschland wünschen“, sagt Katrin Geyer. Wer der Natur etwas Gutes tun will, gärtnere also heute schon giftfrei, indem er zum Beispiel Nützlinge in seinen Garten lockt oder giftfrei gegen Unkraut vorgeht, zum Beispiel mit Brennesseljauche.

Ähnlich argumentiert der Bund Naturschutz: „Der BN lehnt die von der EU geplante Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ab“, sagt Karlheinz Vollrath, 1.    Vorsitzender Kreisgruppe Kulmbach. Der massenhafte Einsatz von Glyphosat gelte laut zahlreicher Studien als wahrscheinlich krebserregend für Menschen und als mitverantwortlich für das weltweite Artensterben. „Glyphosat muss endlich verboten werden“, so Karlheinz Vollrath.

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13.10.2023

Anstrengende Ausbildung, anspruchsvoller Beruf / 32 zukünftige Landwirte aus Ost-Oberfranken verabschiedet

Selbitz. 32 junge Leute aus dem östlichen Oberfranken haben ihre Ausbildung zum Landwirt erfolgreich abgeschlossen. Die zehn Frauen und 22 Männer stammen aus den Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach, Wunsiedel, einige wenige auch aus benachbarten Landkreisen. Bei einer Feierstunde in der Eventhalle Strobel in Dörnthal bei Selbitz wurden sie feierlich verabschiedet und erhielten ihre Zeugnisse. Urkunden gab es für die drei Jahrgangsbesten: Florian Eckl aus Stammbach, Patrick Ponader aus Tröstau und Alina Sendelbeck aus Creußen. Alle drei haben ihre Ausbildung mit der Gesamtnote 1 beendet.

Bei der Abschlussfeier hoben sämtliche Redner das hervor, was den Landwirt von vielen anderen Berufen unterscheidet. „Er ist Chemiker, Botaniker, Biologe, Tierpfleger, Tierarzt, Arbeiter und Unternehmer in einer Person“, brachte es Tim Schmidt vom Beruflichen Schulzentrum Hof auf den Punkt. Die duale Ausbildung besitze weltweit einen hohen Stellenwert, so Bernhard Grünewald, Leiter der Staatlichen Berufsschule in Bayreuth. Die Ausbildung biete die besten Voraussetzungen, Herausforderungen einer schnelllebigen Welt zu meistern. Trotzdem werde das duale System nur selten nachgeahmt, weil es anstrengend, teuer und aufwändig sei.

Der Nachwuchs werde aber auch dringend gebraucht, sagte der Hofer BBV-Kreisobmann Ralph Browa. „Wir sind froh über den Nachwuchs auf den Höfen, brauchen jede Arbeitskraft und auch der Maschinenring suche händeringend Betriebshelfer“, so Browa. Er gab den Absolventen fünf Dinge mit, die im Leben unabdingbar seien und die alle mit dem Buchstaben „H“ beginnen: Herz, Hirn, Handeln, Haltung und Humor.

Das Thema Lebensmittelsicherheit sei durch die aktuellen Krisen wieder in den Focus gerückt, sagte Burkhard Traub von der für die Ausbildung der Landwirte zuständigen Regierung von Oberfranken. Die angehenden Landwirte könnten nun ihren Beitrag dazu leisten, denn sie seien bestens darauf vorbereitet, Lebensmittel umweltverträglich zu erzeugen. Sie könnten damit einer überaus sinnhaften Tätigkeit nachgehen, die darüber hinaus auch abwechslungsreich wie kaum eine andere sei und die eine ausgewogene Work-Life-Balance ermögliche.

Auch Jürgen Becher vom Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung (vfl) Hof ging auf das Thema Nahrungsmittelsicherheit ein. „Wenn wir alles auslagern, werden wir zu 100 Prozent abhängig sein“, sagte er. Das dürfe nicht das Ziel sein, denn nur die heimische Landwirtschaft könne volle Teller und eine dauerhaft sichere Versorgung mit Lebensmitteln gewährleisten.

Die erfolgreichen Absolventen sind:

Landkreis Bayreuth

Katharina Bär (Bindlach), Michael Görl (Waischenfeld), Tim Höme (Pegnitz), Tim Knörl (Weidenberg), Matthias Knörrer (Bindlach), Julius Läkamp (Goldkronach), Philipp Neidhardt (Mistelgau), Tobias Opel (Speichersdorf), Leonie Rauh (Hollfeld), Alina Sendelbeck (Creußen), Christoph Weber (Bindlach) und Lisa Wunderlich (Bad Berneck).

Landkreis Hof

Florian Eckl (Stammbach), Axel Hick (Weißdorf), Felix Kießling (Münchberg), Martin Köppel (Döhlau) und Emma Seiferth (Zell).

Landkreis Kulmbach

Franziska Bär (Neudrossenfeld), Marc Elsner (Neuenmarkt), Simone Schmidt (Kasendorf), Pascal Ströbel (Kulmbach) und Nicolas Trapper (Kasendorf).

Landkreis Wunsiedel

Julia Amann (Röslau), Michael Braun (Arzberg)Nico Grießhammer (Röslau), Patrick Ponader (Tröstau), Philip Spieler (Selb) und Moritz Wunderlich (Weißenstadt).

Weitere Landkreise

Jeremias Püttner (Schlammersdorf), Moritz Müller (Bad Lobenstein), Leonie Börner (Pullenreuth) und Anna-Lena Steuer aus dem Allgäu

Bild: Sie alle haben ihren Abschluss im Ausbildungsberuf Landwirt erfolgreich gemeistert und erhielten bei der Feierstunde für die Absolventen aus dem östlichen Oberfranken ihre Zeugnisse.

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06.10.2023

Landwirt: „Der wichtigste Beruf der Welt“ / 32 frischgebackene Landwirte aus Westoberfranken verabschiedet

Kronach. 32 Absolventen des Ausbildungsberufes Landwirt aus dem westlichen Oberfranken haben in Kronach ihre Urkunden und Zeugnisse erhalten. Für die „Freisprechungsfeier“ ist seit dem zurückliegenden Jahr die Regierung von Oberfranken statt wie vorher das jeweilige Landwirtschaftsamt zuständig. Hintergrund ist die Neuorganisation der Ämterstruktur im Jahr 2021. Lediglich die Berufsberatung liegt weiterhin in den Händen der Landwirtschaftsämter. Unter den 32 Absolventen aus den Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Coburg, Forchheim und Lichtenfels waren auch acht Frauen. Mit Isabell Zenk und Lukas Krapp kamen zwei der Jahrgangsbesten aus Scheßlitz im Landkreis Bamberg. Dritter unter den Jahrgangsbesten war Christian Dinkel aus Bad Staffelstein.

Isabell Zenk wurde gleichzeitig als Schulbeste ausgezeichnet. Sie hatte bereits eine Ausbildung zur Bankkauffrau erfolgreich absolviert. Doch in der Bank sei es ihr zu trocken gewesen, so dass sie kurzerhand eine Ausbildung zur Landwirtin machte, sagte Jörg Zinn, stellvertretender Schulleiter des Beruflichen Bildungszentrums in Coburg. „Von der Sparkasse zur Powerfrau in der Landwirtschaft“, so beschrieb es Jörg Zinn. Tatsächlich bewirtschaftet Isabell Zink zusammen mit ihrem Vater einen Mastbullenbetrieb bei Scheßlitz, darüber hinaus ist sie auch für den Maschinenring tätig und besitzt sogar den Jagdschein.

Einfach war die Ausbildung wohl für keinen der 32 Absolventen. Sie hatten alle im Corona-Jahr 2020 begonnen und mussten lange mit Online-Unterricht zurechtkommen. Doch das ist noch lange nicht die einzige Schwierigkeit. Wie der Prüfungsausschussvorsitzende Holger Heilingloh sagte, stammten immer mehr Landwirtschafts-Azubis nicht mehr aus landwirtschaftlichen Betrieben. So sehr das auch zu begrüßen sei, so wenig Hintergrundwissen über die Landwirtschaft sei bei diesen Auszubildenden vorhanden. Für viele Betriebe kein einfaches Unterfangen, zumal ja auch die Ausbildungsbetriebe weniger würden.

Trotzdem, Landwirt sei noch immer der wichtigste Beruf der Welt, so der Kronacher Kreisobmann Klaus Siegelin. In keinem anderen Beruf sei es möglich, Nahrungsmittel und Energie zu erzeugen, CO2 in der Fläche zu binden und gleichzeitig Natur- und Artenschutz zu betreiben. „Ihr könnt das alles und damit gehört euch die Zukunft“., rief der Kreisobmann den jungen Leuten zu. Ähnlich argumentierte Gerd Zehnter, Kreisvorsitzender des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf): Wenn Landwirte auch nur mehr 1,4 Prozent der arbeitenden Bevölkerung ausmachen, so seien doch über 50 Prozent der Fläche in Deutschland in Bauernhand. Damit habe die Landwirtschaft nicht nur eine Sonderstellung, sondern trage auch eine große Verantwortung.

„Die Bedeutung von Nahrungsmittelsicherheit ist uns allen vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen wieder so richtig bewusst geworden“, sagte Burkhard Traub von der Regierung. Doch Landwirte stünden noch für vieles mehr, für den Erhalt der Kulturlandschaft für das gesellschaftliche Leben auf dem Land, für ein aktives Dorfleben und eine lebendige Dorfkultur. Eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung bezeichnete Traub als bestmögliche Vorbereitung auf das künftige Berufsleben. Der stellvertretende Kronacher Landrat Gerhard Löffler gab den Absolventen noch mit auf den Weg, dass die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, nicht unterschätzt werden dürfe. An die Eltern appellierte er dabei, „die Jungen auch mal gewähren zu lassen“.

Die folgenden jungen Leute haben ihre Ausbildung zum Landwirt erfolgreich bestanden.

Landkreis Bamberg:

Sebastian Görtler (Oberhaid), Johannes Hänchen (Heiligenstadt), Lukas Krapp (Scheßlitz), Michael Rehner (Burgebrach), Vanessa Sauer (Heiligenstadt), Adrian Starklauf (Bamberg), Eva Willert (Burgebrach), Regina Wolf (Hallstadt) und Isabell Zenk (Scheßlitz).

Landkreis Bayreuth: Lukas Schatz (Aufseß.

Stadt und Landkreis Coburg:

Stefan Angermüller (Rödental), Knut Kettel (Rödental), Elias Thamm (Fürth am Berg) und Sarah Sandmann (Coburg).

Stadt und Landkreis Forchheim:

Lisa Dressel (Heroldsbach-Poppendorf), Jakob Endres (Forchheim), Patrick Galster (Leutenbach), und Johannes Heilmann (Hausen).

Landkreis Kronach: Marina Grebner (Wilhelmsthal) und Kristina Pfadenhauer (Pressig).

Landkreis Lichtenfels:

Christian Dinkel (Bad Staffelstein), Manuel Pfister (Weismain), Julian Schaible (Altenkunstadt) und Jakob Weis (Bad Staffelstein).

Aus oberfränkischen Nachbarlandkreisen wurden verabschiedet:

Marius Engel (Kalchreuth), Matthias Parsche (Eckenthal), Oliver Ehrlich (Untermerzbach), Jonas Vierling (Stettfeld), Marvin Roth (Heldburg), Walter Morgenstern (Thüngen) und Oliver Wolf (Uhlstädt-Kirchhasel).

Bilder:
1. Isabell Zenk gilt als Schulbeste des gesamten Prüfungsjahrgangs. Dafür erhielt sie aus den Händen des stellvertretenden Schulleiters Jörg Zinn aus Coburg unter anderem eine Anerkennungsurkunde und einen Geldpreis.
2. Diese jungen Leute aus den Städten und Landkreisen Bamberg, Coburg, Forchheim und Lichtenfels haben ihren Berufsabschluss zum Landwirt erfolgreich absolviert.

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01.10.2023

BBV als Denkfabrik für die gesamte Gesellschaft / Kreiserntedank im Kronacher Land – Effelter feierte Apfelfest zum Dorfjubiläum

Effelter. Eingebettet in die Feierlichkeiten zum 800-jährigen Bestehen des Dorfes Effelter auf dem Höhenrücken des Frankenwaldes, hat der Kronacher BBV-Kreisverband sein Erntedankfest gefeiert. Gleichzeitig wurde das neue Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht und auch der traditionelle Apfelmarkt fand passend zu Erntedank statt, so dass die Dorfgemeinschaft und die örtlichen Vereine ein ganzes Wochenende lang auf den Beinen waren und mit ihren Aktivitäten viele Gäste von weither angelockt haben.

Einer davon war Günther Felßner. Große Worte fand der bayerische BBV-Präsident bei seiner Festansprache: „Wir als Landwirtschaft gehen in ein neues Zeitalter“, sagte er. Ernährung sowieso, Energie auch, dazu die Dekarbonisierung, also langfristig die Schaffung einer kohlenstofffreien Wirtschaft, um die Emissionen zu verringern, und natürlich auch der Schutz der Artenvielfalt, das alles sollen die Aufgaben der Landwirtschaft der Zukunft sein. „Das ist unser Green Deal, sagte Felßner: „Die Menschen ernähren, sie mit Energie zu versorgen, Erdöl in Kunststoffen zu ersetzen und unsere Lebensgrundlagen zu schützen.“ Der Bauernverband will dabei nicht mehr nur für die zwei Prozent der Landwirte tätig sein, sondern sich als „Denkfabrik in Sachen Nachhaltigkeit für die gesamte Gesellschaft“ verstehen. Auch mit der bayerischen Landwirtschaft hat Felßner Großes vor. Sie soll der erste Sektor sein, der CO-2-neutral produzieren wird, und das vielleicht sogar in Deutschland oder in ganz Europa.

Kreisobmann Klaus Siegelin hatte zuvor Alarm geschlagen, was den Zustand der Wälder im Frankenwald angeht. ER sprach von einer wahren Katastrophe. Ganze Täler und ganze Höhenzüge seien vom Borkenkäfer leer gefressen worden. „Der Käfer hat bei uns ganze Arbeit geleistet“, sagte Klaus Siegelin. Der Aufwand ganzer Generationen sei binnen weniger Jahre zerstört worden. Unmengen von Vermögen, Altersvorsorge und auch von Heimat seien praktisch vernichtet. Die wahren Folgen seien noch lange nicht absehbar.

Und auch auf den Feldern fiel die Bilanz im Kronacher Land nicht ungetrübt aus. Sonne satt bis Mitte August, dann aber sei die Ernte von den heftigen Niederschlägen jäh unterbrochen worden. „Aus Brotweizen und aus Braugerste wurde Futtergetreide“, sagte der Kreisobmann. So manche Hoffnung habe sich nicht erfüllt. Auch was die Rahmenbedingungen seitens der Politik angeht, zeigte sich Klaus Siegelin skeptisch und schließlich machen auch die gestiegenen Produktionskosten den Landwirten im Landkreis schwer zu schaffen.

Nichts gegen Vegetarier oder Veganer, so die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier. Wichtig sei aber doch die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit der Lebensmittel. Und da gehöre Fleisch eben auch dazu. „Niemand soll einem anderen vorschreiben, was er essen darf.“ Diese Auffassung vertrat der örtliche CSU-Bundestagsabgeordnete Jonas Geissler. Wenn Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in seinem Haus ein Fleischverbot ausgesprochen habe, so sei das ein Schlag ins Gesicht aller Bauern. Angesichts der vielen Probleme rief Landrat Klaus Löffler zu Mut und Optimismus für die Zukunft auf. „Es sind die Menschen unserer Heimat, die das Fundament des Miteinanders bilden.“

Am Rande des Kreiserntedankfestes wurde das neue Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. Das ortsbildprägende Gebäude entstand während der zurückliegenden drei Jahre an Stelle der ehemaligen Schule und schlug mit knapp 1,3 Millionen Euro zu Buche. Nun liege es An den Menschen, das Haus mit Leben zu erfüllen, sagte Susanne Grebner, Bürgermeisterin der Gemeinde Wilhelmstal, zu der Effelter gehört. Vor dem Hintergrund eines überaus lebendigen Vereinsleben im Dorf machte sie sich allerdings wenig Sorgen über die künftige Auslastung des Hauses. In dem großzügigen, über 100 Quadratmeter großen Gruppenraum war zu Erntedank eine Ausstellung heimischer Äpfel zu sehen.

Bilder:
1.
 Zum Erntedank war der ganze Ort auf den Beinen: Effelter feierte nicht nur Erntedank, sondern auch ein Dorfjubiläum.
2.
 Von links: die Kronacher Kreisbäuerin Marina Herr, Apfelkönigin Carina, BBV-Präsident Günthert Gelßner und Kreisobmann Klaus Siegelin.
3. Neuer Mittelpunkt von Effeltrich: Zu Erntedank wurde das künftige Gemeinschaftshaus seiner Bestimmung übergeben.
4.
 Apfelausstellung im Apfeldorf: Kaum zu glauben, wie viele verschiedene Sorten es gibt.

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30.09.2023

Landfrauen stehen ihren Mann / Gemischte Erntebilanz beim Kulmbacher Kreiserntedankfest

Wirsberg. Die Landfrauen und ihre Arbeit standen im Mittelpunkt des Kulmbacher Kreiserntedankfestes, das der Bauernverband im Wirsberger Bürgerzentrum gefeiert hat. „Kinder, Küche, Kirche, das war einmal, heute sind wir auf Augenhöhemit den Männern auf den Bauernhöfen“ sagte die bayerische Landesbäuerin Christine Singer aus Murnau. „Die Landfrauen sind längst eine feste Größe“, so Kreisobmann Harald Peetz und Landrat Klaus Peter Söllner stellte fest: „Da hat sich wirklich viel getan, Landfrauen organisieren, übernehmen Verantwortung und überörtliche Aufgaben in Politik und Gesellschaft.“

Hintergrund für die zentrale Rolle der Landfrauenarbeit beim Kreiserntedank war, dass die Landfrauenarbeit im Bauernverband heuer ihr 75-jähriges Bestehen feiert. 1948, als in der Politik Frauen praktisch noch gar nicht vorkamen, war s der Bauernverband, der auf die Arbeit der Landfrauen setzte. Mit Christine Singer stellte sich erstmals im Kulmbacher Land auch die Landesbäuerin vor, die vor knapp einem Jahr in das Amt gewählt wurde. Sie hatte damals die Nachfolge von Anneliese Göller aus dem Bamberger Landkreis angetreten.

Die Erntekrone auf der reichhaltig geschmückten Bühne des Bürgerzentrums im Blick teilte Christine Singer jeder der vier Streben der Krone eine Funktion zu. Freude, Dank, Sorge aber auch Hoffnung, dafür stünden die vier Streben. Dank, „dass wir Mitarbeiter Gottes sein und die Schöpfung bewahren dürfen“, Freude über die aufgegangene Saat, Sorge vor dem, was der Landwirtschaft derzeit alles aufgebürdet wird und Hoffnung, dass es immer wieder weiter geht. Zusammenhalten könne dies alles das Miteinander von Bauern und Gesellschaft. Doch dafür brauche es den Dialog. „Wir müssen uns einmischen, in die Politik, die Vereine und Organisationen“, sagte die Landesbäuerin. Nur dann könne man imstande sein, die Herausforderungen anzunehmen und Veränderungen zu gestalten.

Zuvor hatte die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel beklagt, dass Erntedank vielen Menschen egal geworden sei. Viele Menschen hätten keinen Bezug zur Landwirtschaft mehr. Deshalb sollten die Berufskollegen ihre Höfe öffnen und immer wieder zeigen, „dass wir ehrliche und saubere Arbeit leisten“. Kirche und Bauern gehörten zusammen, denn sie seien über die Schöpfung verbunden, sagte Pfarrer Peter Brünnhäußer von der evangelischen Kirchengemeinde Wirsberg. Seinen Worten zufolge hatte die Corona-Pandemie auch ihr Gutes: „Viele Menschen haben die Natur wieder zu schätzen gelernt“.

Eine gemischte Erntebilanz zog Kreisobmann Harald Peetz. „Die Ernte im Kulmbacher Land war durchschnittlich, genau wie die Qualität“, sagte er und fügte an: „zumindest, wenn man rechtzeitig geerntet hat. Die nassen Tage Anfang August hätten dann doch einiges zunichte gemacht. Im Kulmbacher Land und speziell in Wirsberg genieße die Landwirtschaft schon noch die notwendige Wertschätzung, darauf legte Bürgermeister Jochen Trier Wert. Wer, wenn nicht die Bauern, sollten die Kulturlandschaft pflegen, wer stünde sonst für die Genussregion? Diese Fragen stellte Landrat Klaus Peter Söllner. Deshalb sei der Landkreis zwingend auf die Arbeit der Bauern angewiesen.

Als „solide Schlüsselbranche der gesamten Wirtschaft“ bezeichnete der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler) die Landwirtschaft. Er erinnerte daran, dass die Ernährungssicherheit und der Wohlstand immer abhängig von er Landwirtschaft seien. „Auch daran soll uns Erntedank erinnern“, so Rainer Ludwig. In Zukunft werde es ganz besonders auf die Landwirtschaft ankommen. Das stellte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag, fest. Schließlich nehme die landwirtschaftliche Fläche weltweit ab, während die Bevölkerung gleichzeitig extrem ansteige. Schöffel: „Wir sollten deshalb alles daransetzen, dass wir auch in Zukunft noch unsere Bauern haben.“

Bilder:
1.
 Die bayerische Landesbäuerin Christine Singer.
2. Karin Lauterbach und Lukas Tröger zeigten beim Kreiserntedankfest, was die Genussregion so alles zu bieten hat.
3.
 Von links: Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel, Landesbäuerin Christine Singer, die stellvertretende Kreisbäuerin Gudrun Passing und Pfarrer Peter Brünnhäußer.
4. Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel.

5.
 Von links: Kreisobmann Harald Peetz, Landrat Klaus Peter Söllner, Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel, Landesbäuerin Christine Singer, MdL Rainer Ludwig, die stellvertretende Kreisbäuerin Gudrun Passing und MdL Martin Schöffel.

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24.09.2023

Wertschätzung und Anerkennung für die Arbeit der Bauern / Publikumsmagnet Landwirtschaft: Viele hundert Besucher beim Erntedank auf dem Fischlhof

Heroldsreuth. Zum ersten Mal nach vier Jahren gab es wieder den Tag der Landwirtschaft in Pegnitz. Diesmal aber ganz anders: nicht in der Christian-Sammet-Halle und auch nicht auf dem Marktplatz, sondern direkt vor Ort auf einem Bauernhof feierten die Interessensgemeinschaft und der Bauernverband das Erntedankfest.

Den Besuchern hat es gefallen. Viele hundert waren im Laufe des Tages nach Heroldsreuth auf den Fischlhof der Familie Strobl, einem biologisch ausgerichteten Nebenerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung, gekommen. Weil Heroldsreuth aus genau zwei landwirtschaftlichen Betrieben besteht, machte auch der benachbarte Hof von Renate und Hermann Lehner mit und öffnete seine Stalltür. Das Angebot, Stall und Melkstand des konventionellen Milchviehbetriebs zu besichtigen, wurde rege in Anspruch genommen.

Tag der Landwirtschaft, das bedeutete auch zahlreiche Aktivitäten rund um den Bauernhof. Fast 40 Informations- und Verkaufsstände, Maschinenvorführungen, aber auch traditionelle Handwerkskunst und natürlich viele Angebote extra für Kinder. Da gab es einen Tretschlepperparcours und ein Getreideschatzbad, die Käserei Bayreuth präsentierte ihre Produkte anhand von Kostproben, die BBV-Landfrauen zeigten, wie man Butter selbst macht und die Jägervereinigung führte vor, wie sie per Drohne Rehkitze vor dem Tod rettet.

Kräuterpädagogin Monika Börner aus Münchs bei Betzenstein informierte über ihre segensreiche Arbeit und darüber, was man aus vermeintlichen Unkräutern alles machen kann. Imker Toni Herzing aus Büchenbach weckte die Begeisterung für heimischen Honig und Korbmacher Augustin Friedrich aus Altendorf zeigte live vor Ort, wie er seine Flechtwaren herstellt. Dazu gab es so ziemlich alles, was die Genussregion zu bieten hat: Pulled Beef Burger vom Biohof Brunner aus Kemnath, Eier von den Gebhardtshofer Weidehennen aus Weidenberg und Bauernhof-Eis von Rebekka Kießling und ihrer Eis-Manufaktur aus Münchberg. Dazu waren viele andere Zusammenschlüsse nach Heroldsreuth gekommen, die alle zusammen Landwirtschaft ausmachen: Der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz, das Amt für Landwirtschaft und der Landhandel unter anderem mit der BayWa.

„Zum ersten Mal feiert unser kompletter Weiler zu Erntedank einen Tag der Landwirtschaft“, freute sich Tanja Strobl, die den Fischlhof zusammen mit Ehemann Markus und der Familie bewirtschaftet. Ziel der Großveranstaltung sei es Landwirtschaft zu vermitteln und die Wertschätzung dafür in den Vordergrund stellen, so die Vorsitzende der Interessensgemeinschaft und frühere Kreisbäuerin Katrin Lang

Eröffnet wurde der Tag der Landwirtschaft mit einem ökumenischen Erntedankgottesdienst, den der evangelische Dekan Markus Rausch und die katholische Wortgottesdienst-Beauftagte Regina Schrembs in der Maschinenhalle feierten. Dort begrüßte Kreisobmann Karl Lappe später auch die Gäste. Ernährung sei das höchste Gut, auch wenn die Versorgung mit Lebensmitteln meist als selbstverständlich hingenommen werde, sagte er. Wie wichtig es sein kann, sich selbst zu versorgen habe die Energiefrage im Zuge des Krieges in der Ukraine gezeigt. Stilllegungspläne der Bundesregierung für landwirtschaftliche Flächen seien deshalb völlig unverständlich. „Diese Flächen fehlen am Ende für Ernährung und Energie und bringen nichts für das Klima.“

Wertschätzung und Anerkennung für das große Engagement und die harte Arbeit der Landwirte kam auch von Sandra Huber, der zweiten Bürgermeisterin von Pegnitz. Landrat Florian Wiedemann stellte klar, dass das alltägliche Arbeitspensum in der Landwirtschaft von keinem anderen Berufsstand übertroffen werde. „Wir machen alle eine saubere Arbeit, wir lieben unsere Tiere und wir wollen, dass es auch in Zukunft Landwirtschaft in Bayern gibt“, sagte die oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel.

Bilder:
1+2. Großer Andrang herrschte in dem kleinen Weiler Heroldsreuth bei Pegnitz zum Tag der Landwirtschaft, verbunden mit dem Kreiserntedankfest des Bayreuther Bauernverbandes.
3. Auf ihren Schultern lag die wesentliche Arbeit zum Tag der Landwirtschaft (von links): Katrin Lang, Tanja Strobl, Hermann und Renate Lehnert mit ihren Kindern Leonie und Emelie.
4. Wie kommt der Honig ins Glas? Bio-Imker Toni Herzing aus Büchenbach sorgte beim Tag der Landwirtschaft für Aufklärung.

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22.09.2023

Realismus statt Ideologie und Nostalgie: Nutzung ist der beste Schutz / Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken feierte auf Kloster Banz ihr 50-jähriges Bestehen

Kloster Banz. Gegen die Ausweisung weiterer Schutzgebiete und gegen Stilllegungspläne für den Wald hat sich der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ausgesprochen. Diese Herangehensweise an den deutschen Wald sei nostalgisch und ideologisch, aber nicht realistisch, sagte Aiwanger beim 50-jährigen Jubiläum der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken (FVO) auf Kloster Banz. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung ist die Dachorganisation der zwölf oberfränkischen Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften mit zusammen rund 16500 Waldbesitzern und einer Fläche von etwa 115.000 Hektar Wald. Die Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften haben zusammen 60 hauptamtliche Mitarbeiter.

„Wir brauchen keinen dritten oder gar vierten Nationalpark in Bayern“, so Aiwanger. Klimaangepasste Wälder müssten gezielt durch menschliches Zutun geschaffen werden, sie entstünden nicht, indem man den Wald sich selbst überlässt. „Stilllegung ist keine Strategie“, sagte Aiwanger und rief dazu auf, die Gegner der Nutzung fachlich zu überzeugen.

„Völlig schräg“ sei es auch, wenn Brüssel jetzt wieder mit den Diskussionen beginne, ob Holz eine nachhaltige Energie sei und gleichzeitig auf fossile Energieträger setzt. „Welche Verrenkungen man macht, um Wälder still zu legen“, wunderte sich Aiwanger und sprach sich stattdessen für eine intensivere Waldwirtschaft aus. „Wir haben viel zu viel Holz in der Fläche stehen, liegen und vor sich hingammeln.“ Der Minister rechnete vor, dass ein Ster Brennholz 120 Liter Heizöl ersetzt. Deshalb sollte man nicht das zulassen, was ideologisch erwünscht, sondern das, was technisch machbar ist.

Kritik übte Aiwanger auch an der bayerischen Forstreform. Mit der Reduzierung der Reviere und der dadurch entstandenen viel zu großen Gebiete sei man deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Er forderte stattdessen mehr Personal, kleinere Reviere und eine höhere Betreuungsintensität.

Der Forstwirtschaftlichen Vereinigung bescheinigte Aiwanger eine unverzichtbare Arbeit, die Mitarbeiter würden nicht selten bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen. An die Waldbesitzer appellierte er, noch mehr die Öffentlichkeit zu suchen als bisher und die Menschen aufzuklären. „Wenn Ideologen über anderer Eigentum bestimmen, dann wird es gefährlich“. So Aiwanger.

Zuvor hatte der FVO-Vorsitzende Wolfgang Schultheiß (Großheirath) die wichtigsten Herausforderungen der Waldbesitzer für die kommenden Jahre aufgezählt. Die Wiederbewaldung der vom Borkenkäfer kahlgefressenen Wälder gehört genauso dazu, wie der Waldumbau hin zu klimatoleranten Baumarten. Gar nicht mehr so einfach sei es, die Motivation der Waldbesitzer aufrechtzuerhalten, da große Teile der Gesellschaft den Wald nur noch als Freizeit- und Naturparadies sieht. „Dieser Bewegung entgegenzuwirken, bedarf großer Anstrengungen und benötige viel Kraft.“

Vor dem Hintergrund des Einflusses radikaler Umweltverbände und der Regulierungswut der Politik werde die Arbeit der FVO in Zukunft noch wichtiger, sagte Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. „Wir müssen viel mehr, als in der Vergangenheit unsere Interessen vertreten und mit der Gesellschaft kommunizieren“, so Ziegler. Weitere Herausforderungen sah er auch im Strukturwandel der Eigentümer und dem zunehmenden Beratungsbedarf der Waldbesitzer. Handlungsbedarf gebe es schließlich auch durch die Klimaerwärmung, die einen beschleunigten Baumartenwechsel notwendig mache.

Trotzdem habe die FVO allen Grund, positiv in die Zukunft zu blicken, so die bayerische Waldprinzessin Simone Brunner. Der Zusammenschuss habe sich als All-Round-Dienstleister bewährt und fünf Jahrzehnte lang erfolgreiche, vorausschauende und zukunftsweisende Arbeit geleistet.

Bilder:
1.
 Gruppenbild zum 50. Geburtstag der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger den Vertretern aller Waldbesitzervereinigung und Forstbetriebsgemeinschaften aus dem Regierungsbezirk.
2. Zum Festakt anlässlich der 50-Jahr-Feier der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken begrüßte der Vorsitzende Wolfgang Schultheiß den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (links). Rechts im Bild: FVO-Geschäftsführer Jörg Ermert.

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15.09.2023

Erntedank auf dem Fischlhof / Großveranstaltung im kleinen Heroldsreuth: Tag der Landwirtschaft in Heroldsreuth

Heroldsreuth. Nach vier Jahren Pause gibt es zum Erntedankfest heuer erstmals wieder einen Tag der Landwirtschaft in Pegnitz. Die im Zwei-Jahres-Turnus stattfindende Veranstaltung musste zuletzt Corona-bedingt ersatzlos gestrichen werden. Die Pause haben die Verantwortlichen zum Anlass genommen, den Tag der Landwirtschaft komplett neu aufzustellen. Er findet erstmals weder in der Christian-Sammet-Halle noch auf dem Marktplatz, sondern direkt auf einem landwirtschaftlichen Betrieb statt.

Genau genommen auf zwei Betrieben: dem Fischlhof der Familie Strobl und auf dem benachbarten Betrieb der Familie Lehner in Heroldsreuth. „Damit feiert der komplette Weiler zu Erntedank einen Tag der Landwirtschaft“, freut sich Tanja Strobl, die den Fischlhof zusammen mit Ehemann Markus und der Familie bewirtschaftet.

„Wir wollen Landwirtschaft vermitteln und die Wertschätzung dafür in den Vordergrund stellen“, sagt Katrin Lang, frühere Kreisbäuerin und Vorsitzende der Interessendgemeinschaft zum Tag der Landwirtschaft. Eröffnet wird die Veranstaltung um 11 Uhr mit einer Begrüßung durch Kreisbäuerin Angelika Seyferth, anschließend laden der evangelische Dekan Markus Rausch und der katholische Pfarrer Norbert Förster zu einem ökumenischer Erntedankgottesdienst in der Maschinenhalle ein. Gegen 13 Uhr werden Kreisobmann Karl Lappe, die zweite Bürgermeisterin von Pegnitz Sandra Huber und die Familie Strobl die Gäste begrüßen.

Bis mindestens 17 Uhr ist dann auf den beiden Höfen einiges geboten. An fast 40 Ständen können sich die Besucher informieren, Praktikern über die Schulter blicken oder das reichhaltige Sortiment der Genussregion probieren. Da kommen der Korbmacher Augustin Friedrich und der Rechenmacher Konrad Berner. Landtechnikunternehmen zeigen, wie moderne Melktechnik funktioniert. Die Bayernland-Käserei Bayreuth stellt ihr Sortiment vor, für Kinder gibt es einen Tretschlepper-Parcours, wobei die Schlepper später sogar verlost werden. Die Jägervereinigung zeigt, wie die Kitzrettung per Drohne funktioniert, der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz führt einen Klauenpflegestand vor und Imker Tini Herzing zeigt, wo der Honig herkommt und was man alles damit machen kann.

Eine ganz besondere Aktion im Milchjahr 2023 gibt es von den Landfrauen. Sie zeigen, wie man richtig ausbuttert, wie man Butter und Buttermilch selbst herstellt und bieten auch entsprechende Kostproben an. Dazu gibt es Pulled Beef Burger, Steaks, Bratwürste, Kaffee und Kuchen Bauernhofeis und alles, was die heimische Landwirtschaft zu bieten hat. “Ohne die Bauern wäre nichts auf dem Tisch“, das ist die Botschaft, die Tanja Strobl allen Besuchern beim Tag der Landwirtschaft mit auf dem Weg geben möchte. Auch der benachbarte konventionelle Milchviehbetrieb der Familie Lehner wird sich mit einem Tag der offenen Stalltür beteiligen und zur Besichtigung des Stalles und des Melkstandes einladen.

Der Fischlhof der Familie Strobl ist ein biologisch ausgerichteter Nebenerwerbsbetrieb mit Direktvermarktung. Vor allem die Vermarktung von Eiern und den entsprechenden Produkten von Nudeln bis zum Eierlikör ist einer der wichtigste Betriebszweige. Die Familie beliefert Bioläden, Cafés und Bäckereien in der Umgebung. Derzeit gibt es ein Hühnermobil mit rund 180 Tieren, Ende des Monats soll ein weiteres Hühnermobil dazukommen. Tanja Strobl ist ausgebildete Erlebnisbäuerin, die immer wieder auch Schulklassen das Thema Landwirtschaft näherbringt.

Der Tag der Landwirtschaft findet am Sonntag, 24. September von 11 bis 17 Uhr in Heroldsreuth 1, 91257 Pegnitz statt. Die Zufahrt ist von Pegnitz kommend nach Horlach und Nemschenreuth in Richtung Weidlwang und dann links ab nach Heroldsreuth.

Bild: Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Tanja Strobl vom Fischlhof und die frühere Kreisbäuerin und Vorsitzende der Interessensgemeinschaft Katrin Lang haben auf dem Fischlhof in Heroldsreuth die letzten Vorbereitungen zum Tag der Landwirtschaft am 24. September ab 11 Uhr getroffen.

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14.09.2023

Zentraler Anlaufpunkt für die Landwirtschaft der Region / Fast fünf Jahre nach dem ersten Spatenstich: Grünes Zentrum in Münchberg eingeweiht

Münchberg. Nicht nur der Name ist grün, es steckt auch viel Grünes drin, zumindest aus baulicher Sicht: das neue Grüne Zentrum in Münchberg ist in jeder Hinsicht ein Vorzeigeprojekt. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat das rund elf Millionen Euro teure Bauwerk am nördlichen Ortseingang von Münchberg am Donnerstag feierlich eingeweiht. In dem Gebäude haben das Amt für Landwirtschaft. Ernährung und Forsten Bayreuth-Münchberg, die Landwirtschaftsschule, der Bauernverband, der Maschinenring Münchberg und Umgebung sowie die Zentrale Vergabestelle der Führungsakademie eine neue Heimat gefunden.

Die Fassade ist aus Fichtenholz, die Natursteine stammen aus dem Fichtelgebirge, geheizt wird mit Pellets, das Klima wird mit Hilfe einer Geothermie reguliert. Auf den Dächern grünt und blüht es zwischen den Solarmodulen, der Innenhof auf der hinteren Seite ist ein Paradies für Insekten und sämtliche Parkplätze wurden versickerungsoffen gestaltet. Dazu wurden 30 neue Bäume und an die 300 neue Sträucher gepflanzt. Kaum ein Punkt, der nicht berücksichtigt wurde, kein Wunsch, der offen blieb.

Dabei gilt in Münchberg der Spruch „Was lange währt wird endlich gut“ in ganz besonderer Art und Weise. Schon im Oktober 2018 fand der erste Spatenstich statt, längst waren alle Mieter in das landkreiseigene Gebäude eingezogen. Doch die offizielle Einweihung ließ trotzdem lange auf sich warten. Corona-bedingt wurde sie immer wieder verschoben. Für die Verantwortlichen war es ein besonders gutes Zeichen, dass die Einweihung nun am Geburtstag der Landwirtschaftsministerin stattfand.

Michaela Kaniber nannte das Haus wundervoll und einzigartig. Besonders an der Verwendung des Baustoffes Holz fand sie großen Gefallen. Sie sparte in ihrer Rede aber auch nicht an Kritik an der Bundespolitik. Dort würden jetzt gerade die Gelder gekürzt, die am dringendsten benötigt würden. Gelder für den gebeutelten Wald beispielsweise, Gelder für den ländlichen Raum und für den ökologischen Landbau. „Gerade das Fichtelgebirge und der Frankenwald hätten jetzt die größtmögliche Unterstützung verdient“, sagte Michaela Kaniber. Rhetorisch stellte sie die Frage: „Wo bleibt die Verantwortung diese grünen Lungen zu retten?“ Kurz vor der Veranstaltung hatte Daniela Janker von der Bayerischen Forstverwaltung die Ministerin vom Ausmaß der Borgenkäferschäden in der Region informiert.

Auch, dass die Nutztierhaltung vom Bundeslandwirtschaftsministerium immer wieder in Misskredit gebracht werde, prangerte Michaela Kaniber an. Eine Reduzierung um 50 Prozent, wie von einer Staatssekretärin aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium ins Gespräch gebracht, käme in Bayern einer Katastrophe gleich. Es würde nichts anderes bedeuten, als dass rund 11000 landwirtschaftliche Betriebe innerhalb der nächsten fünf Jahre ihre Schotten dicht machen müssten. „Wir müssen uns wehren gegen diese grüne Ideologie, die Landwirtschaft ist der Problemlöser, nicht der Problemmacher“, so die Ministerin.

Sämtliche Redner in einer moderierten Grußwortrunde pflichteten dem bei und würdigten den Neubau als Gewinn für die gesamte Region. Das Grüne Zentrum sei in vielerlei Hinsicht ein Gewinn für die Stadt, sagte Bürgermeister Christian Zuber. Die räumliche Näher zu den anderen Organisationen sei ein Riesenvorteil für die tägliche Arbeit, so Geschäftsführer Daniel Seuß vom Maschinenring Münchberg. Nach den Worten von Behördenleiter Michael Schmidt ist der moderne und innovative Schulstandort Münchberg entscheidend für die Weiterentwicklung der Region. Wilhelm Böhmer, Direktor des Bauernverbandes für alle drei fränkischen Regierungsbezirke, sprach von einem „tollen Arbeits- und Beratungsumfeld“. Von der Gemeinschaft mit dem Amt, der Schule und dem Maschinenring könnten künftig alle Mitglieder nur profitieren.

Das neue Grüne Zentrum im Norden Münchbergs hat eine Nutzfläche von über 3000 Quadratmeter, in dem Gebäude arbeiten 80 Menschen.

Bilder:
1.
 Markantes Bauwerk im Norden von Münchberg: Das neue Grüne Zentrum beherbergt das Landwirtschaftsamt, die Landwirtschaftsschule, den Bauernverband, den Maschinenring und die Vergabestelle der Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
2.
 Behördenleiter Michael Schmidt, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Peter Scherm vom Maschinenring, der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und Landrat Oliver Bär (von links) informieren sich auf einer Bildschirmpräsentation über die Aufgabenbereiche der Organisationen.
3. Andreas Fickenscher vom gleichnamigen Backhaus in Münchberg überreichte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber eine Geburtstagstorte. Links im Bild Landrat Oliver Bär.

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14.09.2023

Ampfer, Distel, Kreuzkraut: Mit „Rotoviper“ und „Rumbojet“ gegen Unkraut im Grünland / High Tech in der Landwirtschaft schont die Umwelt und macht die Arbeit effektiver

Bayreuth. Wie High Tech in der Landwirtschaft dazu beitragen kann, den Umweltgedanken zu fördern, Ressourcen zu schützen und gleichzeitig effektiver zu arbeiten, das haben der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz, die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks und das Amt für Landwirtschaft jetzt in Bayreuth eindrucksvoll demonstriert. Konkret ging es bei einem Feldtag auf dem Gelände der Lehranstalten darum, Unkraut auf Grünland möglichst wirkungsvoll zu bekämpfen und dabei den Herbizid-Einsatz auf ein Minimum zu beschränken.

Die beteiligten Partner hatten dazu drei Möglichkeiten aufgezeigt, der Einsatz von Heißwasser, der „Rotoviper“, eine Walze, die hochgeschossene Unkräuter gezielt mit Herbiziden benetzt und, ganz neu, den „Rumbojet“, der Unkräuter mittels eine Kamera punktgenau erkennt und via Herbizid bekämpft. Alle drei Möglichkeiten haben eines gemeinsam: Nicht mehr die gesamte Fläche wird mit Herbiziden gespritzt.

Notwendig sei die Bekämpfung von Ampfer, Distel und Kreuzkraut im Grünland schon immer gewesen. Nachdem im zurückliegenden Jahr der flächendeckende Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Dauergrünland verboten wurde, habe es jedoch dringenden Handlungsbedarf gegeben, erklärte Johannes Scherm, Geschäftsführer des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz.

Das Non Plus Ultra ist der „Rumbojet“, eine Neuentwicklung des Landtechnik-Herstellers Allgäu Automation, die der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz ab sofort seinen Mitgliedern dank einer Zusammenarbeit mit dem Nachbarring in Tirschenreuth anbieten kann. Das High-Tech-Gerät arbeitet nach dem Motto: „So viel Herbizid wie nötig, so wenig wie möglich“. Nach den Worten von Felix Grosch vom Amt für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg erkennen zwei Multispektralkameras mittels eingespeicherter Bilder Ampfer oder Kreuzkraut und bringen dem Pflanzenschutz punktgenau auf der zu bekämpfenden Pflanze aus. Bundesweit seien erst 80 Jets im Einsatz, in Oberfranken ist der Maschinenring Bayreuth der erste, der die neue Technik seinen Mitgliedern anbieten kann.

„Unser Ziel ist es, diese Technik auch bei uns zu etablieren“, sagt Johannes Scherm. Das Gerät schafft fünf Hektar und mehr pro Stunde und sei damit auch von der Effektivität unschlagbar. Laut Hersteller beseitigt das Gerät bis zu 80 Prozent der Unkräuter. Es vermeidet Narben und wirkt sich aufgrund des geringen Bodendrucks auch positiv auf die entsprechende Fläche aus. Im Vergleich zur Flächenbehandlung werden je nach Befall rund 90 Prozent der Spritzmittel eingespart, was zum einen die Kosten erheblich senkt und die Umwelt schützt.

Total chemiefrei sei die Bekämpfung mit Heißwasserthermie zwar möglich, die Flächenleistung sei aber eher begrenzt, so dass diese Methode nur im kommunalen Bereich, etwa auf Friedhöfen oder in Parks oder zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners Sinn macht. Immerhin arbeitet der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz schon seit fünf Jahren erfolgreich damit. Ein Mitglied des Maschinenrings habe den „Rotoviper“ im Einsatz, eine Art Walze auf zwei Rädern, die Unkräuter aufgrund ihrer Wuchshöhe selektiert und gezielt mit Herbizid benetzt. Die Nachfrage sei aber eher überschaubar, da man unterschiedliche Wuchshöhen von Grünland und Unkraut benötigt.

Beikräuter wie zum Beispiel die stumpfblättrige Ampfer müssen unter anderem deshalb bekämpft werden, weil sie wertvolle Futtergräser verdrängen, zu einer schlechteren Futterqualität führen und die Tiergesundheit beeinträchtigen. Verschiedene, im Grünland vorkommenden Kreuzkräuter enthalten höhere Konzentrationen an hoch giftigen Pyrrolizidin-Alkaloiden. Diese Stoffe sind besonders für Pferde und Rinder sehr giftig und führen zu akuten tödlichen Leberschäden.

Wer sich ein Bild vom Erfolg der Unkrautbekämpfung und den entsprechenden Mitteln dazu machen möchte, könne die entsprechenden Flächen auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth besichtigen, so Tobias Weggel von den Lehranstalten. Die Demonstrationsflächen befinden sich in der Nähe des Betonplattenweges vor dem Lehranstalten rechts ab und sind ausgeschildert.

Bild: High Tech auf Grünland: so futuristisch wird es schon bald in der Region aussehen, wenn Landwirte das Unkraut auf ihren Wiesen mit dem Rumbojet umweltschonend und ressourcenschonend bekämpfen.

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13.09.2023

Kostbares Gut Wasser optimal nutzen: App soll Landwirte bei der Bewässerung unterstützen / Kaum Bedarf im Kulmbacher Land 

Kulmbach. Trockenheit und tropische Temperaturen bereiten der Landwirtschaft, Gärtnern, Waldbesitzern und auch den Winzern immer mehr Probleme. Vor allem Nordbayern ist von Hitze und Trockenheit betroffen.  Abhilfe könnte die Bewässerung von bestimmten Anbauflächen schaffen. Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes Bayreuth/Kulmbach/Kronach winkt allerdings schon mal ab. In unseren Breiten würden die Felder bis auf wenige Sonderkulturen kaum bewässert.

Dem Landwirtschaftsministerium zufolge werden in Bayern aktuell etwa drei Prozent des Freilands bewässert. Im Vergleich zu anderen Ländern sei das ein geringer Wert. „Wir brauchen dennoch dringend intelligente Lösungen zur Bewässerung, damit die Obst- und Gemüsebauern vor allem in Nordbayern auch in Zukunft heimische Lebensmittel herstellen können, denn Wasser wird auch in Bayern immer mehr zum kostbaren Gut“, sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber vor wenigen Tagen bei der Vorstellung einer neuen Bewässerungs-App.

Sie hat das Ziel, Wasser möglichst sparsam einzusetzen. Die App wurde im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern und mit Unterstützung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt. Das webbasierte Entscheidungsinstrument hilft den Landwirten und Anbauern, den besten Bewässerungszeitpunkt und die richtige Wassermenge genau zu berechnen. Dazu werden unter anderem Messdaten von 680 Wetterstationen, die Bodengüte, die genutzte Bewässerungstechnik und Daten zu der angebauten Kultur berücksichtigt. So lassen sich Ernteerträge und Qualitäten sichern und gleichzeitig der Wasserverbrauch auf das unbedingt erforderliche Maß begrenzen. Der Wassereinsatz soll so gesteuert werden, dass nur dann bewässert wird, wenn der zur Verfügung stehende Bodenvorrat aufgebraucht ist und die Pflanzen den Grad der Bodenaustrocknung gerade noch vertragen. Nur der von den Pflanzen durchwurzelte Bodenraum soll Wasser erhalten, nutzloses Versickern wird vermieden.

Und noch einen Vorteil soll die App laut einer Mitteilug bieten: Mit der App lasse sich nicht nur Wasser sparen. Die optimierte Bewässerung sorge auch dafür, dass die Düngung von den Pflanzen zuverlässig aufgenommen werden kann. Damit werde vermieden, dass mit dem nächsten Starkregen wertvollen Nährstoffe in tiefere Bodenschichten oder ins Grundwasser verlagert werden.

Außer den Spargelkulturen in Rothwind, den Obstkulturen in Lindenberg und einigen Erdbeerfeldern würden zumindest in der Region kaum irgendwelche Kulturen bewässert, sagt Harald Köppel vom BBV. Für den normalen Getreideanbau oder für den Anbau von Futter wäre das Bewässern viel zu kostspielig. „Bewässern ist teuer, da braucht man eine Frucht, bei der es sich trägt.“ Anders sei es im Nürnberger Knoblauchsland und auch in Niederbayern, wo auch schon mal der Körnermais oder Zuckerrüben bewässert werden. Was Oberfranken betrifft, so könne sich Köppel vorstellen, dass die Bamberger Gärtner oder auch die Kirschenanbauer um Forchheim herum entsprechende Bewässerungssysteme nutzen.  Im Bayreuther, Kulmbacher oder Kronacher Raum spiele die Bewässerung aber kaum eine Rolle.

Was die Zukunft bringt, könne man allerdings nicht sagen. Vielleicht sei es eines Tages auch notwendig, die Felder zu bewässern, um überhaupt noch etwas zu ernten. Noch vor zehn oder 15 Jahren habe man ja auch hier nicht absehen können, dass Oberfranken mal zum Trockengebiet wird.

Die neue App ist für jeden Nutzer in vollem Funktionsumfang kostenlos und sowohl für die Nutzung am PC als auch über das Smartphone geeignet. Zur Bewässerungs-App gelangt man unter www.alb-bayern.de/app. Fundierte Informationen zur Handhabung des Entscheidungsinstruments wurden im Bewässerungsforum Bayern ausgearbeitet, zu finden unter www.alb-bayern.de/bef1.

Bild: Wasser möglichst sparsam einsetzen, das ist das Ziel der neuen Bewässerungs-App. Im Kulmbacher Land kommen derzeit Bewässerungssysteme allerdings kaum zum Einsatz.

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29.08.2023

Landwirte lehnen umstrittene App ab / BBV Bayreuth diskutierte mit den Kandidaten zur Landtags- und Bezirkstagswahl

Bayreuth. Viele Landwirte sperren in diesen Zeiten ihre Hoftore für immer zu. Schuld daran sind eine überzogene Bürokratie, praxisfremde Auflagen, die politischen Rahmenbedingungen und das teilweise schlechte Image, das Bauern in der Gesellschaft haben. In einem Gespräch mit Kandidaten zur Landtags- und Bezirkstagswahl aller Parteien hat der Bauernverband in Bayreuth seine Forderungen und Probleme zur Sprache gebracht. Konsens war dabei, dass die Landwirtschaft vor Ort auch in Zukunft gebraucht wird, um die Menschen mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen.

Flächenstilllegungen seien da eher kontraproduktiv, sagte Kreisobmann Karl Lappe. „Die politische Vorgabe, vier Prozent der Fläche still zu legen versteht doch kein Mensch, wo die Fläche doch aktuell immer knapper wird“, schimpfte er. Das Thema Flächenstilllegungen sah er beispielhaft für viele andere Probleme, mit denen sich Bauern derzeit rumschlagen müssten. Sachkunde und gute fachliche Praxis stünden leider nicht mehr im Vordergrund, stattdessen hätten die „Theoretiker in den Amtsstuben“ das Sagen. Sie wollten den Bauern vorschreiben, wie sie ihre Fläche zu bewirtschaften hätten.

Als besonderes Ärgernis erwies sich dabei die neue FAL-BY-App, mit der die Angaben der Landwirte in ihren Förderanträgen nachgeprüft werden. Die App soll den Bauern helfen, die Flächenangaben im Mehrfachantrag stets auf dem aktuellen Stand zu halten und damit die Auszahlung der Fördergelder sicherzustellen. Hintergrund dafür ist die Einführung eines Flächenmonitoringsystems, das von der EU verpflichtend vorgeschrieben ist. Kern dieses Systems ist die Beobachtung landwirtschaftlicher Fläche mithilfe von Satellitendaten. Die Satelliten prüfen beispielsweise die angebauten Kulturen, die Vorgaben zur Mindestbewirtschaftung oder die Schnittnutzug auf Grünland.

So ist es zumindest gedacht. In der Praxis scheint die App allerdings alles andere als zu funktionieren. Sonnenblumen seien etwa als Getreide identifiziert worden, schmale Grundstücke seien erst gar nicht erkannt worden, so Landwirt Christian Hannig aus Hollfeld. Harald Galster, stellvertretender BBV-Kreisobmann aus Gefrees bemängelte, dass sich die App noch in der Erprobungsphase befinde, bei eventuellen Fehlern aber schon Sanktionen drohten. Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer, sagte, dass die App viele Landwirte überfordere, besonders ältere Semester blieben auf der Strecke. Viele Bauern befürchteten auch eine Art Totalüberwachung.

Davon könne keine Rede sein, so Halil Tasdelen von der SPD. Gleichzeitig kritisierte der Landtagskandidat aber auch die zunehmende Bürokratisierung. Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses, gab an, dass auch weiterhin eine persönliche Überprüfung der jeweiligen Fläche durch einen Mitarbeiter des Landwirtschaftsamtes möglich sei. Der Mensch sollte auf jeden Fall das Heft des Handelns in der Hand haben, sagte Tim Pargent, Landtagsabgeordneter der Grünen.

Ablehnung kam dagegen von Stefan Frühbeißer von den Freien Wählern. Es könne nicht sein, dass immer jemand über einen sitzt und prüft, ob man alles richtig macht. Hier stehe die Landwirtschaft mit dem Rücken zur Wand. Ablehnung kam auch von der AfD: „Ich glaube nicht, dass den Bauern von einer App gesagt werden muss, was sie zu tun und lassen haben“, so Mario Schulze. Die Landwirte seien schließlich die Fachleute vor Ort. Er stehe deshalb für den Grundsatz: „So wenig wie möglich regulieren, so viel Freiraum wie möglich lassen“.

Als äußerst bedenklich bezeichnete es Kreisbäuerin Angelika Seyferth, dass sich die Gesellschaft immer weniger mit der Landwirtschaft identifiziert. Sie werde sich deshalb mit den Landfrauen weiterhin dafür einsetzen, dass aus der Projektwoche mit dem Titel „Schule fürs Leben“ ein eigenes Schulfach wird. Im Landkreis Bayreuth laufe die Projektwoche derzeit „mehr schlecht als recht“, weil der Aufwand für die beteiligten Betriebe so groß sei, dass er kaum mehr zu stemmen ist. Früher habe es ja auch das Fach Hauswirtschaft gegeben, sagte Angelika Seyferth, die auch dafür plädierte, landwirtschaftliche Themen in die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrern zu bringen.

Das sei auch dringend notwendig, so der CSU-Landtagskandidat Franc Dierl aus Speichersdorf. „Wir müssen den Menschen erklären, was Landwirtschaft bedeutet und dass die Milch nicht aus dem Supermarkt, sondern von der Kuh kommt.“ Alle sollten daran mitarbeiten, das Standing der Landwirtschaft zu verbessern, denn die Landwirte seien es schließlich, die für die Versorgung der Menschen zuständig sein. Dabei sei Oberfranken derzeit weit davon entfernt, sich selbst versorgen zu können.

Bild: BBV trifft Politik: Die Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes in Bayreuth diskutierte mit den Landtags- und Bezirkstagskandidaten über aktuelle Themen.

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11.08.2023

Mit Hirse gegen die Trockenheit / Landwirt Dominik Schmitt hat bei Kirchleus eine Versuchsfläche für Hirseanbau angelegt

Kirchleus. Von der Aussaat Mitte Mai bis Ende Juli so gut wie kein einziger Tropfen Regen und trotzdem vernünftige Bestände. Kaum eine Kulturpflanze schafft das. Eine Pflanze gibt es aber doch, die extrem trockenheitstolerant ist und die weltweit gerade deshalb oft angebaut wird.

„Hirse könnte gerade in Zeiten des Klimawandels eine sehr interessante Kultur für unsere Landwirte sein“, sagt Dominik Schmitt, Pflanzenbauberater beim Erzeugerring Oberfranken. In Danndorf bewirtschaftet er den Naturlandhof Schmitt, einen Naturlandbetrieb, am Stennesberg bei Kirchleus, direkt an der Straße nach Esbach hat er heuer im Internationalen Jahr der Hirse eine Versuchsfläche mit neun verschiedenen Sorten angelegt. „Wir wollten einfach mal verschiedene Sorten ausprobieren“, sagt er. Auf den Flächen seines Naturland-Betriebs baut Dominik Schmitt Rispenhirse für den Legehennen-Halter Michael Grampp aus Fölschnitz an, der damit die Futterration für seine rund 9000 Bio-Legehennen aufbessert.

Als sogenannte C4-Pflanze sei die Hirse besonders auch vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit für risikobehaftete Trockenstandorte als Kulturfrucht interessant, so Dominik Schmitt. Gerade in den zurückliegenden Jahren habe sich gezeigt, dass Sommerkulturen, wie etwa die Braugerste, die erst im Frühjahr gesät werden, von der Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit wesentlich mehr geschädigt werden als Winterkulturen wie Backweizen, die im Herbst gesät und dann die Winterfeuchte wesentlich besser ausnutzen können.

Durch den Wegfall von Pflanzenschutzmitteln, beziehungsweise durch immer größer werdende Probleme mit „Ungräsern“ wie dem Ackerfuchsschwanz, gerate eine abwechslungsreiche Fruchtfolge immer mehr in den Fokus. Somit könne die Hirse mit ihrem hohen Durchhaltevermögen in Trockenperioden ein wertvoller Baustein einer abwechslungsreichen Fruchtfolge sein.

Auch Naturland-Berater Werner Vogt-Kaute sieht in der Hirse aufgrund ihrer guten Verträglichkeit von Trockenheit eine gute Option für Landwirte. Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen wie Buchweizen oder Amaranth seien bei der Hirse vor allem auch „vernünftige Erträge“ zu erzielen.

Hirse gilt als eine der ältesten und noch immer wichtigsten Kulturpflanzen weltweit. Die Kolbenhirse für den Wellensittich kennt man. Doch es gibt noch viele weitere verschiedene Arten, die Rispen-, Sorghum, Perl- und Teffhirse. Sie alle seien eine wichtige Nahrungsgrundlage in vielen Regionen, überwiegend in Asien und Afrika.

Vor dem Siegeszug der Kartoffel sei der Anbau von Rispenhirse bis in die Neuzeit hinein auch in Deutschland sehr bedeutend gewesen. In wenigen Regionen wie der Lausitz und Südostbayern sei sie noch im 20. Jahrhundert kultiviert worden.

Ein Problem stellt nach den Worten von Dominik Schmitt allerdings noch die Vermarktung dar. Darum sei es wichtig den Verbraucher auf die Hirse aufmerksam zu machen und zu Informieren. „Nur wenn ein Markt entsteht, kann die Hirse auch wirtschaftlich angebaut werden.“

Dabei gelte Hirse als sehr gesund. Sie habe hohe Gehalte an Vitaminen, Kieselsäure und Eisen und eigne sich hervorragend als glutenfreies Produkt für Menschen mit Zöliakie. Im Handel werde Hirse als gelb-goldene Hirsekörner angeboten, als Flocken, Schrot oder als Mehl. Hirse eigne sich darüber hinaus auch als Reis-Alternative für Beilagen oder Füllungen. Ihr milder Geschmack verträgt sich zudem gut mit verschiedenen Gemüsen in Suppen, Eintöpfen, Currys oder Salaten. Selbst im Müsli kommen Hirseflocken zum Einsatz. Neben der menschlichen Ernährung sei die Hirse auch schon immer als Geflügelfutter eingesetzt worden. Methionin sei die erste limitierende Aminosäure in der Öko-Geflügel- und Schweinefütterung.

Doch nicht nur für Biobetriebe sei Hirse interessant, aufgrund der hohen Trockenheitstoleranz sei Hirse auch für konventionelle Betriebe geeignet. Dominik Schmitt verweist auf die Körner- oder Sorghumhirse, die höhere Erträge liefern als die Rispenhirse und vollständig als Ersatz für Futterweizen, etwa in der Schweinefütterung dienen kann.

Bei einem Feldtag auf seinen Versuchsflächen hat er interessierten Landwirten die verschiedenen Hirsesorten vor wenigen Tagen vorgestellt. Janina Goldbach von der Landesanstalt für Landwirtschaft berichtete dabei über verschiedene Anbauerfahrungen und Pflanzenschutzexperten stellten den Einsatz von Biostimulanzien vor.

Bild: Dominik Schmitt auf seiner Versuchsfläche am Stennesberg bei Kirchleus, wo er neun verschiedene Hirsesorten angebaut hat.

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05.08.2023

Wald im Trockenstress / Trotz der Niederschläge der zurückliegenden Tage: Situation bleibt angespannt

Kulmbach. Die Wälder in der Region leiden stark unter Trockenheit. „Sorgenkinder“ sind vor allem die Nadelbaumarten Kiefer und Fichte. Aber auch alle anderen Bäume sind betroffen. Verfrühter Laubabfall, vertrocknete Kronenteile oder komplett absterbende Bäume sind als Stressreaktionen des Waldes nicht zu übersehen. Wie sieht die Situation im Kulmbacher Land aus?

„Derzeit überrollt uns eine riesige Borkenkäferwelle“, sagt Carmen Hombach (Bild links), Kulmbacher Stadtförsterin und Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. „Wir finden jeden Tag frisch eingebohrte Bäume, allein für die WBV arbeiten derzeit 10 Harvester-Gespanne.“ Die Trockenheit sei ein massives Problem für die Waldbesitzer. Die Fichten seien dadurch so geschwächt, dass der Käfer ein leichtes Spiel hat. Der Kiefer sei es ebenfalls zu warm, so dass auch sie nach und nach dem Prachtkäfer und den Kiefernborkenkäfern „Großer und Kleiner Waldgärtner“ zum Opfer fallen wird.

Die auf den durch Käfer entstandenen Kahlflächen gepflanzten jungen Bäume vertrocknen nach den Worten der Stadtförsterin größtenteils. Es gebe Ausfälle zwischen 30 und 100 Prozent je nach Standort, Lage und gepflanzter Baumart. „Dass der Klimawandel kommt, wussten wir, aber dass er sich in unseren Wäldern so massiv und so schnell auswirken wird, war für uns alle nicht absehbar“, so Carmen Hombach. „Wir stehen im Wald vor riesigen Herausforderungen und brauchen aufgrund der massiven, langen Trockenphasen neue Strategien, um die Wiederbewaldung zu schaffen.“

Die Trockenheit trifft uns leider in mehreren Punkten sehr schmerzlich, sagt Christian Dormann (rechts), Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch weite Teile des Kulmbacher Landkreises gehören. Einerseits begünstige die Trockenheit die extreme Ausbreitung des Borkenkäfers der wiederrum Kahlflächen schafft. Genau auf diesen bekommen wir die nächste Folge extrem zu spüren. Auf den freien, ungeschützten Flächen verdunste durch das fehlende Waldklima viel mehr Wasser als normal. Dies komme noch erschwerend zum fehlenden Niederschlag hinzu. Diese Gesamtsituation sei gerade mit Hinblick auf die Schaffung eines klimatoleranten Zukunftswaldes mit Einbringung neuer Baumarten durch Pflanzung extrem schlecht. Christian Dormann: „Uns vertrocknen die Pflanzen auf der Fläche.“

„Gut, dass wir seit einigen Tagen vermehrt Niederschläge haben, wir erwarten davon schon einen positiven Effekt“, sagt Jens Haertel, Bereichsleiter Forsten beim Amt für Landwirtschaft Coburg-Kulmbach. Für den Wald könne es nichts Besseres geben. Trotzdem sei die Situation im gesamten Amtsgebiet relativ angespannt, so Jens Härtel. Innerhalb des Bereiches sei die Situation allerdings auch unterschiedlich. Da gebe es laubholzreiche Wälder mit Eichen, Buchen, aber auch die Fichtenwälder im Frankenwald. In letzteren seien die größten Schäden festzustellen. „Da ist es wichtig, dass man das Holz erntet, bevor der junge Borkenkäfer wieder ausfliegen kann.“ Die Situation habe bereits dazu geführt, dass in weiten Teilen vor allem im Landkreis Kronach Kahlflächen entstanden sind. Das sei schon deutlich mehr sichtbar als in den anderen Bereichen des Amtsgebietes.

Insgesamt sei „die Gesundheit der Wälder“ angespannter geworden. Das könne man vor allem am Zustand der Kronen festmachen. Dort seien dann weniger Nadeln, beziehungsweise Blätter vorhanden, als bei einem gesunden Baum. Die Trockenheit, die Wärme im Sommer, vor allem die Spitzentemperaturen von über 30 Grad hätten zugenommen und das könne man am Wald mittlerweile deutlich sehen. Es gebe kaum mehr eine Baumart, an der überhaupt keine Gesundheitseinschränkungen festgestellt werden kann, bei der einen mehr, bei der anderen weniger. „Der Klimawandel spiegelt sich in allen Wäldern in unterschiedlichen Ausprägungen wider.“ Um sich zukunftssicher aufzustellen, sollte man möglichst artenreiche und vom Alter unterschiedliche Bäume auf der Fläche haben. „Desto höher die Splittung, umso höher die Widerstandskraft.“

Den Frankenwald im Kronacher Landkreis bezeichnete Jens Härtel als bayernweiten Hotspot. Sowohl das Amt als auch die Bayerischen Staatsforsten setzten deshalb in diesem Bereich mehr Personal ein als anderswo. Im Kulmbacher Landkreis seien ebenfalls die Ausläufer des Frankenwaldes betroffen. Konkret nannte der Bereichsleiter die gemeinden Neuenmarkt und Presseck. Dort sei die Situation schwieriger als in anderen Bereichen, aber dennoch nicht ganz so schlimm, wie im Landkreis Kronach.

Bilder: Trotz der Niederschläge in den zurückliegenden Tagen: Der Wald leidet auch m Kulmbacher Land.

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02.08.2023

Weniger Bio durch Weidepflicht / „Bio-Bayern-Tour“ des BBV: Ökologisch wirtschaftende Milchviehhalter steigen mangels Fläche aus der Produktion aus

Kulmbach. Nach jahrzehntelangem Wachstum musste der Absatz bei Ökoprodukten im zurückliegenden Jahr erstmals einen Einbruch verzeichnen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ein Grund für den Rückgang ist laut Bauernverband die EU-Öko-Verordnung, die ab dem kommenden Jahr verpflichtend eine Weidepflicht vorsieht. Diese Vorschrift, die besagt, dass die Kühe einen Zugang zu einer Weide haben müssen, war eines der beherrschenden Themen bei der „Bio-Bayern-Tour“, die jetzt auf dem Betrieb von Kerstin und Hermann Grampp in Unterkodach Station machte.

Eingeladen waren sämtliche Direktkandidaten für die Landtagswahl im Herbst. Ihnen stellte die Familie Grampp ihren Milchviehbetrieb vor, ihnen berichtete der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, was seinen Berufskollegen unter den Nägeln brennt. Landwirt Grampp kam schnell zur Sache: „Ein großer Teil der biologisch wirtschaftenden Milchviehbetriebe werden aussteigen“, sagte er. Hintergrund ist, dass die Flächen für die verpflichtende Weidehaltung meist gar nicht vorhanden sind, und wenn, dann alles andere als in Stallnähe.

Er selbst habe regelmäßig 50 der insgesamt 200 Tiere im ausgesiedelten Bereich seines Betriebes auf der Weide, hauptsächlich Trockensteher und trächtige Kalbinnen. Mehr geht nicht. Alle Kühe, die gemolken werden müssen, könne er mangels Fläche rund um den Bereich des 2008 errichteten Laufstalls am Ortsrand nicht ins Freie lassen.

Dazu muss man wissen, dass sich von den gut 200 Hektar Fläche, die von der Familie Grampp bewirtschaftet wird, nur ein kleiner Teil in seinem Eigentum befindet. Der weitaus größte Teil verteilt sich auf fast 200 Feldstücke von 34 verschiedenen Pächtern. Die Durchschnittsgröße eines Feldstücks liegt Hermann Grampp zufolge bei einem einzigen Hektar. Diese Konstellation ist so oder ähnlich in ganz Oberfranken, wenn nicht in ganz Franken, zu finden. Sollte die Weidepflicht so umgesetzt werden, würden alle großen Bio-Milchviehbetriebe wieder aussteigen, das befürchten die Verantwortlichen.

Harald Reblitz von den Milchwerken Oberfranken-West in Meeder bei Coburg – dorthin liefert Hermann Grampp seine Milch – geht davon aus, dass in Oberfranken 30 Prozent der Betriebe mit 50 Prozent der Fläche die Bio-Landwirtschaft aufgeben werden, wenn die Weidepflicht kommt. „Man wird Kompromisse finden müssen, andernfalls ist definitiv Schluss“, so Harald Reblitz. Er kritisierte besonders, dass die Politik auf der einen Seite die Zielvorgabe 30 Prozent Ökolandwirtschaft bis 2030 ausgegeben habe, sie den Biobauern auf der anderen Seite das Wirtschaften aber unnötig erschwere.

Nach den Worten von Referent Torsten Gunselmann von der Hauptgeschäftsstelle des Bauernverbandes in Bamberg arbeiten aktuell elf Prozent der insgesamt gut 9000 landwirtschaftlichen Betriebe im Regierungsbezirk ökologisch. Knapp 14 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche werde ökologisch bewirtschaftet. Damit liege Oberfranken voll im Trend, bei der Fläche sogar leicht über dem bayerischen Durchschnitt. Was den Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche angeht, hat der Landkreis Kronach die Nase vorn, Schlusslicht ist der Landkreis Bayreuth.

Zusätzlich verschärft werde das Problem der geforderten Weidehaltung bei kleinen Flächenstrukturen und oft beengten Hofstellen durch die Sommertrockenheit, da auf den Weiden in den fränkischen Regionen einfach kein Futter wächst. Auch Hermann Grampp würde sich deshalb Ausnahmen von der Weidepflicht wünschen. Sollte es keine Ausnahmen geben werde dies statt zu mehr, zu weniger Biobetrieben und vor allen Dingen zu einem Einbruch in der Öko-Tierhaltung führen.

Bilder:
1.
 Rund 200 Kühe tummeln sich im ausgesiedelten Laufstall der Familie Grampp in Unterkodach.
2.
 Kandidaten für die Landtagswahl im Herbst besichtigten den Laufstall des Betriebes von Kerstin und Hermann Grampp in Unterkod
3.
 „Kommt die Weidepflicht, verlieren wir 30 Prozent der Bio-Fläche“: Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif (rechts) und Referent Torsten Gunselmann vom Bauernverband diskutierten mit den Direktkandidaten für die Landtagswahl.
ach.

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26.07.2023

„Ideologie schlägt Hirn“: Landwirte kritisieren krankes System / Trockenheit, Inflation, Ukraine-Krieg: Oberfrankens Bauern gehen von Mindererträgen aus

Buch am Forst. Die ausgebliebenen Niederschläge zwischen Mai und Mitte Juli sind bei den oberfränkischen Bauern das zentrale Thema. „Als Konsequenz daraus müssen unsere Landwirte in diesem Jahr mit niedrigeren Erträgen rechnen“, sagte der BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei der Vorstellung der Erntebilanz auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Angermüller in Buch am Forst bei Lichtenfels.

Die Trockenheit fordere in etlichen Getreidebeständen sichtlich ihren Tribut. Auch in Oberfranken reagierten die Feldfrüchte aufgrund der massiven Trockenheit und Hitze mit Mindererträgen. Dabei habe eigentlich alles ganz gut angefangen in diesem Jahr. Hermann Greif berichtete von einem kalten und nassen Frühjahr mit fast schon zu vielen Niederschlägen vor allem im April. Doch dann sei es ihm und seinen Berufskollegen so vorgekommen, als hätte jemand den Schalter umgelegt und ab Mai sei der Regen die absolute Ausnahme gewesen.

„Wir hatten einfach zu wenig Wasser“, sagte der BBV-Präsident. In nahezu allen Ecken Oberfrankens sei es zu trocken gewesen. Durch den Wassermangel hätten die Getreideähren automatisch kleinere Körner gebildet. Damit sei auch der Mehlkörper in den Körnern deutlich kleiner ausgefallen. Noch einigermaßen gut davon gekommen sei man bei Wintergerste und Winterraps. Diese Früchte seien noch am besten mit der Trockenheit zurechtgekommen und die Ertragserwartungen lägen noch auf durchschnittlichem Niveau.

Anders sehe es dagegen bei Weizen, Roggen und Triticale aus. Hier hätten die fehlende Wasserversorgung und Nährstoffaufnahme zu echten Problemen geführt. Auch bei den typischen Sommerkulturen wie Zuckerrüben, Körnerleguminosen, Kartoffeln oder beim Mais seien die Trockenschäden deutlich zu erkennen. Ganz besonders hab es die Braugerste getroffen. Einst als „Königin der Anbaufrüchte“ gefeiert, sei aufgrund der Probleme schon in den zurückliegenden Jahren die Anbaufläche erneut zurückgegangen, binnen Jahresfrist von 27000 auf mittlerweile nur noch 23200 Hektar.

Vor allem für die Futterbaubetriebe stelle das alles eine große Herausforderung dar. Auch in den Vorjahren seien die Erträge schlecht gewesen und so seien die Futterreserven mittlerweile aufgebraucht. Vor allen Dingen Silomais und Grünland seien ertragsmäßig stark unterdurchschnittlich ausgefallen. „Viele Betriebe sind deshalb auf Futtersuche oder bauen ihre Tierbestände ab“, sagte Hermann Greif.

Dabei ist de Trockenheit nur eines der Probleme, mit denen sich die Bauern herumschlagen müssen.  Hohe Betriebsmittelpreise, hohe Dieselpreise, die Inflation, der Ukraine-Krieg, der die gesamte Wirtschaft beeinflusst und die noch immer weiter ausufernde Bürokratie sind weitere Probleme, die dafür sorgen, dass immer mehr Bauern resignieren und aufgeben.

Kein gutes Haar ließ Hermann Greif dabei an den agrarpolitischen Weichenstellungen aus Brüssel und Berlin. Er kritisierte beispielsweise das „Naturwiederherstellungsgesetz“ der EU, das die Landwirte künftig noch stärker in der Bewirtschaftung ihrer Flächen einschränken soll, die Pläne zur weiteren Beschränkung von Pflanzenschutzmitteln. Auch die von der Bundesregierung ab 2024 trotz Dürre und schwindender Versorgungssicherheit angekündigte Stilllegungspflicht stößt bei den Bauern auf pures Unverständnis. „Hier ist Bundesagrarminister Cem Özdemir auf dem Holzweg“, schimpfte der Präsident und weiter: „Ideologie schlägt offenbar das Hirn“. In keinem Beruf werde so hineinregiert, wie in die Landwirtschaft, kein Beruf werde so überwacht, wie die Landwirtschaft. „Das System ist vollkommen krank“, so Hermann Greif.

Bei der Vorstellung der Erntebilanz gab es allerdings auch positive Meldungen. So würden derzeit viele alte Kulturpflanzen wiederentdeckt. Landwirt Johannes Angermüller aus Buch am Forst hatte beispielsweise schon Zuckerhirse angebaut, auf 15 Hektar gedeiht die „Durchwachsene Silphie“ (Becherpflanze), die vor allem als Energiepflanze für Biogasanlagen genutzt wird. Erstmals zur Aussaat sei bei ihm heuer der Nutzhanf gekommen. In der Vergangenheit sei der Hanf insbesondere als Faserpflanze zur Herstellung von Textilien und Seilen verwendet worden. Heute würden die Bastfasern und die holzigen Teile des Stängels als Industriewerkstoff, in der Zell- und Papierindustrie sowie als Baumaterial genutzt. Aus den Samen werde Hanföl und Hanfmehl für die Lebensmittel und Futtermittelindustrie gepresst. Keine Rolle spiele beim Nutzhanf die Erzeugung von Haschisch und Marihuana aus den getrockneten Hanfblättern, da die angebauten Sorten auf einen ganz schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis) gezüchtet wurden und damit zur Verarbeitung als Rauschdroge völlig ungeeignet sind.

Bilder:
1.
 Im Kulmbacher Land ist die Ernte in diesen Tagen voll im Gange. Doch die Trockenheit macht vielen Bauern einen Strich durch die Rechnung.
2.
 Landwirt Johannes Angermüller aus Buch am Forst, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion Warmuth, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, Vizepräsident Michael Bienlein und Gabriel Lieb (von links) von der BBV-Geschäftsstelle Lichtenfels besichtigten ein Hanffeld im Landkreis Lichtenfels. Fachleute sehen den Anbau von Nutzhanf als große Chance für fränkische Betriebe.

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02.07.2023

Holzhacker, Helmtester, Hausbau: Forst und Holz im Focus / 6. Frankenwaldtag lockte tausende Interessierte in die Waldhauptstadt

Schwarzenbach am Wald. Sie trägt nicht nur den Wald im Namen, sie ist auch amtierender PEFC-Waldhauptstadt des Jahres: Die Stadt Schwarzenbach im Wald. Wo, wenn nicht dort hätte der Frankenwaldtag 2023 stattfinden sollen? Mehrere tausend Besucher waren auf das Gelände am Stadtrand in Sichtweite des Döbra-Berges, der mit rund 800 Meter höchsten Erhebung des Frankenwaldes, gekommen. Ziel war es zum einen, sich unter forstlichen Berufskollegen auszutauschen, zum anderen, die Themen Wald und Holz einer breiten Bevölkerung nahezubringen.

Nun war es freilich nicht der erste Frankenwaldtag, sondern der sechste. Doch zwischen dem fünften und dem sechsten Frankenwaldtag lagen coronabedingt sage und schreibe fünf Jahre. Höchste Zeit also, dass der Forst einmal wieder mit all dem Präsenz zeigte, was den Wald so ausmacht: viel Technik, schweres Gerät, Natur und Umwelt sowie jede Menge Information über all diejenigen Ämter, Behörden und Zusammenschlüsse, die mit den Themen verbunden sind, bis hin zum brandaktuellen Thema Heizen mit Holz.

Über letzterem lag allerdings ein dunkler Schatten: „Da hat man doch tatsächlich den Energieträger Holz infrage gestellt und darüber diskutiert, ob die energetische Nutzung von Holz eingeschränkt, wenn nicht gar verboten werden sollte“, wunderte sich Andreas W. Bitter, Präsident des Bundesverbandes „Die Waldeigentümer“ und damit oberster Privatwaldbesitzer in Deutschland. Der Professor hatte gleichzeitig die Schirmherrschaft über den Frankenwaldtag übernommen. In seiner Festrede beschrieb er das „Katastrophenszenario“, in dem sich der deutsche Wald gerade befinde und nannte den Frankenwald eine der am stärksten betroffenen Regionen, wenn man vom „Waldsterben 2.0“ spreche. Während er der Forstpolitik des Bundes ein schlechtes Zeugnis ausstelle („Das ist keine sachgerechte Politik“), lobte er den bayerischen Weg mit dem erst vor wenigen Tagen geschlossenen Waldpakt. „Ich bin mir sicher, dass im Freistaat die Weichen richtig gestellt werden“, sagte er.

Das ist auch dringend notwendig: „Überall sehen wir die Narben in unserer Landschaft“, so der Hofer Landrat Oliver Bär. Wenn man die gewohnte Kulturlandschaft der nächsten Generation übergeben möchte, dann müsse man jetzt handeln und gemeinsam anpacken. „Unsere Region ist es wert, dass wir uns für sie einsetzen“, sagte Oliver Bär. Ein Baustein dafür soll das neue Naturparkzentrum sein, dass die Landkreise Hof, Kronach und Kulmbach in dem ehemaligen Gasthof „Fels“ am Schnittpunkt der drei Landkreise, direkt an der Bundesstraße B173 errichten wollen.

Auch der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes Josef Ziegler bezeichnete den Frankenwald als Epizentrum des Wandels. Der Wiederaufbau des Waldes müsse zum Gemeinschaftsprojekt der Region werden, forderte er. Notwendig dazu werde neben dem Wechsel der Baumarten auch die konsequente Jagd sein.

Wie dramatisch die Situation aktuell ist, machte Manfred Kröninger, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten, deutlich. Allein in den beiden hiesigen Forstbetrieben Nordhalben und Rothenkirchen seien derzeit 50 Harvester-Züge im Einsatz. „Unsere Strategie ist es prinzipiell, den Wald zu erhalten“, sagte Manfred Kröninger. Neben millionenschweren Investitionen in die Borkenkäferbekämpfung gehörten dazu auch Investitionen in die Ausbildung junger Forstwirte. Zehn Azubis habe der Forstbetrieb Rothenkirchen derzeit, ab September kommen drei weitere an der neuen Ausbildungsstätte Schwarzenbach am Wald dazu.

Das freut vor allem auch den Bürgermeister Reiner Feulner. „Wir leben Wald und Holz“, bekräftigte er. PEFC-Waldhauptstadt sei dabei nicht nur irgendein beliebiger Titel. Er bescheinige vielmehr, dass die Stadt in besonderer Form für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung engagiere und auf eine langjährige Bewirtschaftung ihrer Wälder nach den PEFC-Standards zurückblicken könne.

Bilder:
- Mehrere tausend Besucher waren zum 6. Frankenwaldtag nach Schwarzenbach am Wald gekommen, um sich über alle Themen rund um Forst und Holz zu informieren.
- Große Maschinen, schweres Gerät: „Forstwirtschaft live erleben“ wurde beim Frankenwaldtag großgeschrieben.


Die maßgeblichen Akteure des Frankenwaldtages in Schwarzenbach am Wald (von links): Amtschef Michael Schmidt, die bayerische Waldkönigin Antonia Hegele, Waldeigentümer-Präsident Andreas W. Bitter, Urban Treutlein, der stellvertretende Leiter der Bayerischen Forstverwaltung, Bürgermeister Reiner Feulner, Landrat Oliver Bär, Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und Manfred Kröninger von den Bayerischen Staatsforsten.

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30.06.2023

Landwirte wollen Projektwoche mit Leben erfüllen / Landwirtschaftsazubis beim Praxistag „Schule fürs Leben“ – Kreisbäuerin sucht potentielle Nachahmer

Schönlind. „Landwirtschaft ist weder Bullerbü, noch Massentierhaltung.“ Das sagt Karin Reichel, Kreisbäuerin von Wunsiedel. Sie gehört zu den ganz besonders Engagierten, wenn es darum geht, Schülern Landwirtschaft zu vermitteln. Rund 25 Schulklassen hat sie so pro Jahr auf ihrem Hof in Reicholdsgrün. Weil sie so engagiert ist, liegt es ihr besonders am Herzen, weitere Mitstreiter zu gewinnen. So veranstaltete sie mit dem Bauernverband einen Praxistag, zu dem die Schüler eingeladen wurden, die das Berufsgrundschuljahr in Münchberg besuchen. Ziel war es, den einen oder anderen zu gewinnen, der eventuell auf dem elterlichen Betrieb ebenfalls das Konzept „Schule fürs Leben“ in die Tat umsetzt.

Es sollte aber keine trockene, theoretische Veranstaltung mit den Absolventen des Berufsgrundschuljahres sein. Vielmehr wurde der Besuch einer Schulklasse originalgetreu durchgeführt. Vom Aussteigen aus dem Schulbus bis zur gemeinsamen Brotzeitt auf dem Hof. Richard Schübel, Seniorchef auf dem Schübelhof in Schönlind bei Wunsiedel, hatte seinen Betrieb dazu geöffnet und so gab es verschiedene Stationen, wie etwa: „Woher kommt das Frühstücksei?“, „Biogas – Energie aus der Landwirtschaft“ oder „Gesund und lecker, was steckt in unserem Essen“.

„Schon seit 20 Jahren gehen Landfrauen in die Schulen“, erläuterte Karin Reichel. Das Projekt „Erlebnisbauernhof“ sei der Einstieg gewesen, um Schule und Bauernhof zusammen zu bringen. Leider habe es nicht zu dem immer wieder geforderten Schulfach „Lebensökonomie und Alltagskompetenzen“ gereicht. Statt dessen habe es die Projektwochen „Schule fürs Leben“ gegeben und diese gelte es nun von Seiten der Landwirte mit Leben zu erfüllen.

Bevor es andere tun, möchte man sagen, denn auch andere Anbieter sind zugelassen, die verpflichtende Projektwoche einmal in der Grundschule, einmal danach zu  veranstalten. „Wenn wir es nicht schaffen, ein Angebot zu unterbreiten, wird die Projektwoche anders durchgeführt und das vielleicht nicht in unserem Sinne“, so Karin Reichel. Die Bauern sollten dahinter sein, Kinder an die Landwirtschaft heranzuführen und ihnen Themen wie Gesundheit, Haushaltsführung, Ernährung und Verbraucherverhalten nahe zu bringen.

Ganz wichtig für alle potentiellen Anbieter der Praxiswoche „Schule fürs Leben“: Die Hürden sind bewusst niedrig gehalten worden. Der Betrieb muss nicht speziell qualifiziert oder zertifiziert sein, eine ausgebildete hauswirtschaftliche oder landwirtschaftliche Kraft sollte allerdings schon vorhanden sein.

„Vorbereitung ist die halbe Miete“, gab Karin Reichel den potentiellen Nachahmern der Projektwoche mit auf dem Weg. So gelte es zunächst einige Schwerpunkte abzufragen, auf die man sich konzentrieren möchte, Sitzgelegenheiten bereitzustellen, den Schulbus persönlich an der Hofeinfahrt zu empfangen und den Schülern einige „Bauernhofregeln“ zu erläutern. Vorsicht vor laufenden Maschinen und Fahrzeugen, immer in der Gruppe bleiben, Tiere ansprechen, bevor man sie anfasst, das alles sind solche Bauernhofregeln.

Auch die Verantwortlichen auf den Betrieben kämen manchmal aus dem Staunen nicht heraus, etwa wenn es tatsächlich Schüler gibt, die noch nie ein Naturjoghurt gesehen und gegessen haben, die nicht wissen, dass man Brot mit Kräutern essen kann, oder die nicht so recht erklären können, wo das Ei herkommt. Und noch einen wichtigen Tipp hatte Karin Reichel für alle Betriebsleiter: „Hunde und Katzen bitte einen Vormittag wegsperren, sonst ist die Aufmerksamkeit dahin.“

Ansprechpartner für alle Interessen der Projektwoche ist die örtliche Geschäftsstelle des Bauernverbandes. Natürlich findet das Ganze nicht für Gotteslohn statt. Für eine dreistündige Unterrichtseinheit, also üblicherweise von 9 bis 12 Uhr gibt es 220 Euro, Geld, das die Schulen bezahlen müssen und selbst mit dem Kultusministerium abrechnen können.

Bild: Einmal ein Huhn anfassen, nicht jeder traut sich das. Kreisbäuerin Karin Reichel zeigt beim Praxistag Schule fürs Leben in Schönlind, wie man es macht.

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28.06.2023

Tierhaltung im Kreuzfeuer / Nur die Grünen beteiligten sich nicht an der Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft – Spitzengespräch auf dem Betrieb der Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel

Neufang. Nur die Grünen hatten trotz Einladung keinen Vertreter geschickt, zum Politikergespräch des Bayerischen Bauernverbandes auf den Betrieb der Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel in Neufang bei Wirsberg. Sowohl von der CSU als auch von den Freien Wählern, der SPD den Linken, der ÖDP und der AfD waren entweder die Direktkandidaten zur Landtagswahl im Herbst oder zumindest ein Vertreter anwesend, um mit der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes über die Probleme des Berufsstandes zu diskutieren.

Dabei entzündete sich die wesentliche Kritik an der Politik der Grünen und vor allem an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Die Zukunft der Tierhaltung in unseren Breiten war dabei eines der beherrschenden Themen. „Jeder muss sich klar machen, dass wir eine eigene Lebensmittelversorgung im Land brauchen“, sagte Martin Schöffel (CSU). Das Gegenmodell dazu sei das, was Özdemir praktiziere. Schöffel appellierte an alle Politiker, die Tierhaltung besser zu unterstützen. Die Fleischverbote im Bundeslandwirtschaftsministerium seien reine Ideologie, so Schöffel. „Das Rind ist kein Klimakiller, sondern trägt zu vernünftigen Kreisläufen bei.“

Ähnlich argumentierte sein Landtagskollege Rainer Ludwig von den Freien Wählern. Auch er kritisierte den „ideologischen Kampf“ gegen die Tierhalter. „Wir brauchen Planungssicherheit und keine ideologiegetriebenen Vorhaben“, sagte Ludwig. Gängelung und überbordende Bürokratie müssten ein Ende haben. Holger Grießhammer, Landtagskandidat der SPD stellte klar, dass er hinter der Tierhaltung stehe und sich auch dafür einsetzen wird. Seine Partei habe sich stets für eine bäuerliche Landwirtschaft ausgesprochen.

Elisabeth Schulze von der Ökologisch-Demokratischen Partei, selbst Bio-Gärtnerin in Veitlahm, goss ein wenig Öl ins Feuer mit ihrer Forderung, die Zahl der Großvieheinheiten pro Hektar zu begrenzen. Es gebe zwar keine seriöse Ernährungsempfehlung, feststeht aber ihrer Meinung nach, dass die derzeitig übliche Menge zu viel sei. Es sei die Frage, ob die Tierhaltung unbedingt so weiterbetrieben werden muss, wie derzeit, sagte sie. Sebastian Engelhardt, Landtagskandidat der Linkern aus Hof, argumentierte ähnlich. „Wie viel Fleisch wollen wir essen?“, das müsse man sich schon fragen. Für ihn stand fest, dass es Veränderungen geben wird. Gleichwohl sollte es nicht das Ziel sein, Verbote auszusprechen.

Georg Hock von der AfD warf Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vor, einen „Vernichtungskrieg“ gegen die Landwirtschaft zu führen. „Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich esse und auch nicht, wie ich heize“, sagte er mit Blick auf die höchst umstrittene Empfehlung zu zehn Gramm pro Tag. Letztlich doktere man in der Landwirtschaftspolitik nur an den Symptomen herum, das Höfesterben werde man so aber nur hinauszögern, aufhalten werde man es nicht. Hock sah das Problem in Brüssel bei der Europäischen Union. Seine Forderung lautete deshalb, dass die Agrarhaushalte wieder zurück in die Mitgliedsländer sollten und nicht mehr in Brüssel über den Etat entschieden werde.

Zuvor hatte Kreisobmann Harald Peetz der Bundespolitik vorgeworfen, grüne Ideologie hochzuhalten. „Die Grünen versuchen die Landwirtschaft zu knebeln, wo es nur geht“, sagte er. Da brauche sich niemand zu wundern, wenn das fränkische Schäufele künftig aus dem Schweinehochhaus in China kommt. Überhaupt sei die gesamte Zukunft des ländlichen Raums nur mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie möglich.

Eindringliche Worte fand auch Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und deren Mann Karl Heinz. Beate Opel sprach vom „Krieg gegen die Landwirtschaft“. Freilich könne sich jeder so ernähren, wie er möchte, Fleisch zu verteufeln, das sei aber der falsche Weg. Auch Karl Heinz Opel meinte, dass in Sachen Landwirtschaft längst alles aus den Fugen geraten sei. Doch aus seinen Worten sprach auch ein wenig Zuversicht: „Wir kämpfen weiter und lassen uns nicht unterkriegen“.

Bild: Direktkandidaten und Vertreter fast aller Parteien trafen sich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel, um mit der Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbandes über die die aktuelle Landwirtschaftspolitik zu diskutieren.

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23.06.2023

Spezialisierung wird künftig groß geschrieben / Michael Schreyer aus Windischeschenbach landete beim Berufswettbewerb der Landjugend auf Bundesebene im Mittelfeld

Windischeschenbach, LKs. Neustadt an der Waldnaab. „Man knüpft Kontakte aus ganz Bayern, Kontakte, die bleiben und so entsteht ein riesiges Netzwerk.“ Michael Schreyer (19) wird sein persönliches Netzwerk künftig noch gewaltig erweitern können. Als bayerischer Landessieger im Berufswettbewerb der Landjugend hat er vor wenigen Tagen am Bundesentscheid in Echem in Niedersachsen teilgenommen. Dort landete er im Mittelfeld und belegte den 14. Platz unter 22 Teilnehmern. Ein wenig enttäuscht klang er danach schon, doch auch Michael Bayer weiß: „Dabei sein ist alles“.

Die geknüpften Kontakte nimmt ihm sowieso keiner mehr und die Erfahrung, die er beim Bundesentscheid gewinnen konnte, auch nicht. „Hat halt leider nicht gereicht“, sagt Michael Bayer, der nach dem Wettbewerb gar nicht nach Hause kam, sondern gleich auf seinen Ausbildungsbetrieb auf das Staatsgut in Almesbach musste, weil er dort Wochenenddienst hatte.

„Es war eine super Veranstaltung“, sagt er. Schön wäre es natürlich schon gewesen, wenn es für einen Platz auf dem Siegertreppchen gereicht hätte. Das Niveau sei ziemlich hoch gewesen. Da ging es beispielsweise darum, einen Gesundheitscheck von einem Kalb zu absolvieren und eine Getreidebonitur durchzuführen, also die Körner unter anderem auf Krankheiten zu untersuchen.

Die Konkurrenz sei schon stark gewesen, obwohl bei fast allen der Spaß, das Zusammensein und das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund gestanden hätten. Lediglich die Baden-Württemberger seien recht zielorientiert gewesen, merkt Michael Bayer an. Aber ansonsten sei man übereingekommen, auch weiterhin in Kontakt zu bleiben. „Ich bin mit einigen neuen Handynummern nach Hause gekommen.“

Sein drittes Ausbildungsjahr hat Michael Schreyer in einem ganz besonderen Betrieb absolviert: im Staatsgut in Almesbach bei Weiden, dem Versuchs- und Bildungszentrum für Rinderhaltung. Bald ist er fertig und will erst einmal ein Praxisjahr absolvieren, und zwar auf dem elterlichen Betrieb zuhause in Gleißenthal bei Windischeschenbach.

„Dort gibt es bestimmt genug zu tun“, ist er sich sicher. Seine Eltern Monika und Martin Schreyer bewirtschaften dort einen Milchviehbetrieb mit rund 100 Kühen in einem erst 2020 neu erbauten Stall. An die 100 Hektar Fläche bewirtschaftet die Familie dort in der nördlichen Oberpfalz. Ein Teil wird vermarktet, der andere Teil ist zum Eigenverbrauch für die Kühe bestimmt. Nach dem Praxisjahr strebt er entweder die Meisterschule oder die Technikerschule in Triesdorf an. Irgendwann wird er wohl auch den elterlichen Hof übernehmen, die ältere Schwester ist am Vermessungsamt in Straubing tätig, die jüngere Schwester besucht noch die Realschule.

Michael Schreyer hatte in Windischeschenbach die Grundschule und in Neustadt an der Waldnaab die Realschule absolviert. Nach seinem Abschluss 2020 besuchte er das Berufliche Schulzentrum in Neustadt. Nach dem Berufsgrundschuljahr war sein erster Fremdlehrbetrieb ein Milchviehbetrieb in Tirschenreuth.

Hier im Staatsgut in Almesbach ist Michael Schreyer „voll mit eingebunden“. Heute erledigt er so typische Hofarbeiten, wie er es nennt. Er mischt die Futterrationen für die Trockensteher, kümmert sich um das Einstreu, füllt Verbrauchsmittel auf. Hier in Almesbach fand auch schon der Bezirksentscheid des Berufswettbewerbes statt, bei der er als Sieger in der Sparte Landwirtschaft I. hervorgegangen war. Obwohl es sozusagen ein Heimspiel war, hatte er sich sowohl für den oberpfälzischen Bezirksentscheid als auch für den bayerischen Landesentscheid gut vorbereitet. Vor allem, was die Präsentation anging. Beim Bezirksentscheid sei das ja noch relativ leicht gewesen, dort musste der Ausbildungsbetrieb vorgestellt werden. Beim Landesentscheid wurde es dann schon schwieriger, da ging es um das Thema „Digitalisierung in der Landwirtschaft“.

Insgesamt sei ihm der praktische Teil immer leichter gefallen, sagt Michael Schreyer. Er untertreibt, wenn er sagt, dass er im theoretischen eher Durchschnitt sei. Die Motivation sei jedenfalls von Mal zu Mal gestiegen.

Die Zukunft der Landwirtschaft sieht Michael Schreyer trotz so mancher Widrigkeiten eher positiv. „Spezialisierung wird großgeschrieben“, sagt er. Die Effizienz werde gesteigert werden müssen, das Thema Klimaschutz weiter im Vordergrund stehen und alternative Energien würden auch in Zukunft eine große Rolle spielen. In Sachen Tierwohl sei dagegen wohl schon alles Machbare umgesetzt worden.

Zum Landesentscheid ist Michael Schreyer gemeinsam mit den anderen bayerischen Teilnehmern mit einem Bus angereist. Zuvor hatten sich die bayerischen Sieger schon zu einem Vorbereitungsseminar in Herrsching getroffen. Besonders beeindruckt hat ihn bei den bisherigen Kreis-, Bezirks- und Landesentscheiden das breite Altersspektrum der Teilnehmer. „Der jüngste war 16, der älteste immerhin schon 33.“

Bilder:
1.
 Typische Hofarbeiten erledigt Michael Schreyer auf dem Staatsgut in Almesbach.
2.
 Nach dem Abschluss steht für Michael Schreyer erst einmal ein Praxisjahr auf dem elterlichen Betrieb an.
3.
 Hier im Versuchs- und Bildungszentrum in Almesbach kümmert sich Michael Schreyer um das Einstreuen in den Boxen.
4.
 Im Bayerischen Staatsgut in Almesbach, dem Lehrbetrieb von Michael Schreyer, steht die Rinderhaltung im Mittelpunkt.

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22.07.2023

Die Trockenheit ist wieder da / Bislang keine Verbote – Schäden schon jetzt festzustellen – Wasserversorgung als Herausforderung

Kulmbach. Wasser wird in Zukunft kostbarer. Das steht fest. Auch heuer beschäftigt die Trockenheit einmal mehr Landwirte, Gärtner und Privatleute. Wegen der Trockenheit und wegen niedriger Grundwasserstände schränken beispielsweise in Niedersachsen bereits erste Landkreise die Wassernutzung ein. Im Landkreis Vechta drohen Bußgelder bei Verstößen. Dort dürfen die Bürger in der Zeit zwischen 12 und 18 Uhr Gärten, Grünanlagen, Sportplätze und Äcker nicht mehr bewässern. Auch im Landkreis Nienburg dürfen die Bürger ihre Gärten ab einer Temperatur von 24 Grad Celsius Der Niederschlag aus dem Winter und dem Frühjahr habe nicht ausgereicht, um die Grundwasserstände nachhaltig zu erhöhen, heißt es. Wie sieht die Lage im Landkreis Kulmbach aus?

Wasserwirtschaftsamt

„Das Thema Trockenheit wird uns sicherlich auch in diesem Jahr wieder beschäftigen“, sagt Gabriele Merz, Leiterin des für Kulmbach zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Hof. Nicht zuletzt deshalb, weil nach einem etwas nasserem Winterhalbjahr das hydrologische Sommerhalbjahr schon wieder zu trocken startet. Der Niederschlag im Winter habe in etwa dem langjährigen Mittel 1971 bis 2000 entsprochen. Am Beispiel der Station Presseck sei ersichtlich, dass die zweite Maihälfte und die erste Junihälfte nahezu ohne Niederschlag zu einem deutlichen Defizit beim Niederschlag in diesem Jahr geführt habe. Dies macht sich nach den Worten der Behördenleiterin dann auch beim Niederschlags-Dürreindex der vergangenen 30 Tage bemerkbar, der für große Teile der Region Oberfranken Ost extreme beziehungsweise sehr große Trockenheit anzeigt.

Diese Bild habe sich durch die Niederschläge in den vergangenen Tagen wieder etwas entspannt, so dass insbesondere im Landkreis Kulmbach wieder eher mäßige Trockenheit vorherrscht. Demzufolge seher es auch hinsichtlich der Abflüsse im Landkreis Kulmbach etwas günstiger aus, als in der Region Oberfranken West. „Bei uns schwanken die Abflüsse derzeit zwischen normal und niedrig mit der Tendenz zu niedrig“, so Gabriele Merz. „Mit Blick auf diese Situation sollten daher alle, wie auch in den vergangenen Jahren, sorgsam und sparsam mit den Wasser umgehen, ob nun aus Brunnen und Quellen oder aus Flüssen und Bächen.

In der Region Oberfranken-Ost habe man in den vergangenen Jahren von Verboten abgesehen und in erster Linie an die Vernunft appelliert. „Ausgenommen davon waren bei uns lediglich die Flussperlmuschel-Gewässer im Landkreis Hof, wo per Allgemeinverfügung des Landratsamtes Hof die Wasserentnahme untersagt wurde.“  Die Nutzung des Wassers, beziehungsweise der Gewässer sei lediglich im Rahmen des Gemeingebrauchs erlaubt. Für darüber hinaus gehende Entnahmen von Wasser müsse eine Genehmigung beim Landratsamt beantragt werden. Diese Genehmigung werde dann jeweils in Abhängigkeit von der wasserwirtschaftlichen Situation an der beantragten Entnahmestelle begutachtet.

Landratsamt

Das Landratsamt Kulmbach ist nach den Worten von Pressesprecher Björn Karnstädt zuständig für die Regelung von Wasserentnahmen aus den Oberflächengewässern und aus dem Grundwasser. Im Rahmen dieser Aufgabe würden auch öffentlichen Wasserversorgern wasserrechtliche Erlaubnisse für die Wasserentnahme aus deren Brunnen und Quellen erteilt, das daraus resultierende Nutzungsverhalten der Endverbraucher bei Wasserknappheit könne aber nur durch den Wasserversorger selbst gesteuert werden.

Gleichwohl bestehe grundsätzlich die Möglichkeit, die sonst allgemein zulässige Wasserentnahme aus Oberflächengewässern einzuschränken, um die Natur, insbesondere die Tier- und Pflanzenwelt oder das Gewässer und seine Ufer zu schützen. Inwieweit eine solche Regelung zur Einschränkung an Oberflächengewässern in diesem Sommer für einzelne oder mehrere Gewässer getroffen wird, sei derzeit nicht absehbar und hänge insbesondere von einer wasserwirtschaftlichen Beurteilung des Wasserwirtschaftsamtes ab.

In den vergangenen Jahren seien die Kreisverwaltungsbehörden seitens der Regierung von Oberfranken mitunter gebeten worden, durch Bekanntmachungen auf die Niedrigwassersituation hinzuweisen und die Bevölkerung zu sensibilisieren, von den Möglichkeiten des Gemein-, Eigentümer- und Anliegergebrauchs zurückhaltend Gebrauch zu machen. Dies würde natürlich auch Aktivitäten wie Gartengießen oder Autowaschen betreffen, so Björn Karnstädt.

Die Ausübung des Gemeingebrauchs steht grundsätzlich jedermann zu. Hierbei sei jedoch zu berücksichtigen, dass die erlaubnisfreie Wasserentnahme laut Bayerischem Wassergesetz nur durch Schöpfen mit Handgefäßen, also nur in geringen Mengen, erfolgen darf. Eine Entnahme mittels ein er Leitung mit oder ohne Pumpe ist im Rahmen des Gemeingebrauchs lediglich in geringen Mengen für das Tränken von Vieh und den häuslichen Bedarf der Landwirtschaft möglich. Eine Feldbewässerung scheide dabei jedoch aus.

Bei anhaltender Trockenheit und entsprechend niedrigen Wasserständen könnten bereits geringfügige Wasserentnahmen nachteilige Auswirkungen auf die Gewässerökologie haben, so dass die Entnahme dann nicht mehr vom Eigentümer- beziehungsweise Anliegergebrauch gedeckt ist. Anlieger seien hierbei die Eigentümer der an oberirdische Gewässer angrenzenden Grundstücke und die zur Nutzung der Grundstücke Berechtigten, so der Sprecher des Landratsamtes. Einbauten jeder Art, die zum Zwecke des Aufstauens ohne vorherige Gestattung im Gewässer errichtet wurden, seien in jedem Falle unerlaubt und müssen entfernt werden.

Bauernverband:

Was die Trockenheit angeht, sei die Situation die Gleiche , wie im zurückliegenden Jahr, so Harald Köppel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Vorteil des vergangenen Jahres sei es allerdings gewesen, dass es im Jahr davor noch eine gute Ernte gab und entsprechend Futtervorräte. Der erste Schnitt sei heuer in Ordnung gewesen, vom zweiten Schnitt bleibe dagegen nicht mehr viel. Trockenschäden seien bereits jetzt schon in sämtlichen Getreidearten feststellbar. Bei der Sommergerste beispielsweise würden die Blätter schon jetzt von unten her gelb.  Ursache dafür sei ganz klar der Wassermangel. Wenn es in den zurückliegenden Tagen und Wochen geregnet habe, dass mehr punktuell und meist zu wenig. Auch bei der Wintergerste sei jetzt schon zu sehen, dass das Getreide in die Notreife übergeht. Viele Landwirte überlegten jetzt schon, ob sie Weizen, Roggen, Triticale als Ganzpflanzensilagen häckseln sollen, um Futtervorräte aufzubauen. Noch gut sehe der Mais aus, aber ohne baldigem Regen auf leichteren Standorten, würde auch das nicht von Dauer sein. Er habe die Trockenheit noch nie so früh erlebt, wie in diesem Jahr, sagt Harald Köppel.

Fernwasserversorgung Oberfranken

Für die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) sagt Verbandsdirektor Markus Rauh, dass es schon immer eine, wenn nicht die zentrale Aufgabenstellung sei, durchgängig die Versorgung mit Trinkwasser zu den kommunalen Kunden (Gemeinden, Stadtwerke, Zweckverbände) sicher zu stellen. „Hierfür halten wir drei verschiedene Gewinnungsstandbeine vor, ebenso wie ein Wasserwerk, das rund um die Uhr das ganze Jahr besetzt ist.“ Hinsichtlich der Ressourcenmenge stehe dem Bedarf auf Seiten der Abnehmer von derzeit 15 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr (in 2022 mit höchster Abgabemenge) eine Gesamtmenge von 21 Millionen Kubikmeter aus den drei Standbeinen gegenüber. Ein viertes Standbein ist in Vorbereitung und könnte mit entsprechendem Vorlauf aktiviert werden.

Grundsätzlich sei bei der Diskussion zu bedenken, dass die große Herausforderung die kurzfristige Belastung der technischen Systeme durch Tagesspitzen darstellt, so Markus Rauh . Gerade an Wochenenden im Sommer oder bei heißen Tagen am Abend bedingt vor allem durch das Gartenwässern, schnellten die Werte kurzfristig nach oben. Dies bringe, je nach örtlichen Bedingungen, die Gewinnung selbst, also zum Beispiel die Quellen, die Speicher oder das Verteilnetz an den Rand der Leistungsfähigkeit. Hier gelte es für die Zukunft entsprechend Vorsorge zu betreiben und wenn möglich mehrere Standbeine vorzuhalten, die Möglichkeiten zum Zwischenspeichern in Hochbehältern zu erweitern beziehungsweise zu ergänzen.

Auch der FWO-Verbandsdirektor weiß, dass es in verschiedenen anderen Regionen Deutschlands und auch Bayerns, zum Beispiel im Bereich Grabfeld in Unterfranken, bereits Bewässerungsverbote gebe. Inwieweit einzelne Kommunen im Landkreis Kulmbach dies überlegen, sei der FWO nicht bekannt.

Aufgrund des Umstandes, dass die FWO „nur“ Vorlieferant für andere Wasserversorger ist, will Markus Rauh keine ausdrückliche Einschätzung abgeben, was beispielsweise die Landwirtschaft betrifft. Allgemein könne man sagen, dass die Landwirtschaft wie auch andere Bereiche natürlich einen - durch den Klimawandel ebenfalls gestiegenen – Bedarf an Wasser habe. Diesen zu decken sei eine der zentralen Aufgaben für die nächsten Jahre. Der Landkreis Kulmbach gehört zum Versorgungsgebiet der Fernwasserversorgung Oberfranken. Die FWO beliefert rund 25 Prozent der oberfränkischen Wasserversorger.

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22.06.2023

Grünland im Focus / Info- und Praxistag des Maschinenrings Münchberg zur Grünlandverbesserung

Rieglersreuth. „Wer einer hohe Grundfutterleistung aufweisen kann, hat geringere Futterkosten und eine höhere Milchleistung.“ Das sagt Lisa Schwemmlein von der Abteilung Bildung und Beratung am Amt für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg. Beim Informations- und Praxistag, den das Amt zusammen mit dem Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung sowie dem Ring Junger Landwirte heuer auf dem Betrieb Bergmann in Rieglersreuth bei Zell im Fichtelgebirge veranstaltet hat, gab es nicht nur theoretische Informationen rund um die Grünlandpflege, sondern auch technische Vorführungen zur Grünlanderneuerung und zur Nachsaat.

Was sich ständig ändert, sind die rechtlichen Rahmenbedingungen. Der Erhalt von Dauergrünland ist mittlerweile Bestandteil der Konditionalität, so Frank Stübinger vom Amt, der den Landwirten bei der Veranstaltung einen Überblick über den aktuellen Stand gab. Ganz wichtig: Die Umwandlung von Dauergrünland sei nur noch mit Genehmigung möglich. „Für alles, was wir an der Grünlandnarbe machen, brauchen wir eine Genehmigung“, so machte es der Sprecher unmissverständlich klar.

Auch die Grünlanderneuerung mit massiver Bodenbearbeitung, also mit dem Pflug, gehöre dazu. Davon ausgenommen sei lediglich Dauergrünland, das nach dem 1. Januar 2021 entstanden ist. Keine Umwandlung möglich sei bei sensiblem Dauergrünland, also etwa bei Natura-2000-Flächen, in FFH- oder Vogelschutzgebieten. Für die Bearbeitung und Prüfung des Antrags sei in der Regel das jeweilige Amt zuständig. Ein Problem könnte auftauchen, weil die entsprechende Fläche nach einer Genehmigung auch fünf Jahre lang als Grünland genutzt werden muss. Sollte also beispielsweise ein massiver Wildschaden auftreten, müsste der betreffende Landwirt „höhere Gewalt“ geltend machen.

Einen Überblick, welche Arten sich für eine Nachsaat im Intensiven Grünland eigenen gab Friedrich Asen vom Amt für Landwirtschaft. Als wichtigstes Futtergras in Bayern bezeichnete er den Wiesenfuchsschwanz vor allem aufgrund seiner frühen Robustheit. Eine der häufigsten Arten in den hiesigen Breiten sei die Wiesenrispe. Sie vertrage nicht nur die Trockenheit, sondern auch mehrere Schnitte und habe einen ausgezeichneten Futterwert. Auch das Knaulgras oder Knäuelgras könne mit seinem hohen Futterwert mithalten und gelte zudem als das trockenheitsverträglichste Gras im Intensiv-Grünland.

Als Standard für die meisten Nachsaaten bezeichnete Friedrich Asen ebenfalls aufgrund seiner hervorragenden Eigenschaften etwa in Sachen Futterertrag das Deutsche Weidelgras. Einziges Problem dabei: es benötige Feuchtigkeit. Für die Flächen im vorgelagerten Fichtelgebirge, dem Geschäftsgebiet des Maschinenrings Münchberg, sei es aber dennoch zu empfehlen. Das Lieschgras und den Rotschwingel nannte der Fachmann wertvolle, aber konkurrenzschwächere Arten. Eher nicht geeignet sei der Wiesenschwingel. Was Leguminosen angeht, plädierte Friedrich Asen bei Nachsaaten für den Weißklee als ausdauerndste und robusteste Kleeart mit hohem Futterwert und guter Trockenheitsverträglichkeit. Insgesamt zog Friedrich Asen das Resümee: „Eine standortgerechte Bewirtschaftung vor allem in Sachen Düngung und Schnittfrequenz ist die Grundlage für stabiles Grünland.“

Nach den Informationen folgte die Praxis. Auf den Versuchsflächen des Demonstrationsbetriebs Bergmann nahe der A9 stellte Maschinenring-Geschäftsführer Patrick Heerdegen mechanische Verfahrensvergleiche zur Optimierung des Grünlandbestandes vor. Zum Einsatz kamen unter anderem Ackerfräsen, Umkehrfräsen, Sämaschinen mit Doppelscheibenscharen sowie verschiedene Grünlandstriegel zur Nachsaat.

Bild: Landtechnik im Einsatz: Beim Praxis- und Informationstag des Maschinen- und Betriebshilfsrings in Rieglersreuth wurden verschiedene technische Möglichkeiten zur Grünlanderneuerung und -nachsaat demonstriert.

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20.06.2023

Futtermittel analysieren und Felder sensorgesteuert düngen / Präsentation beim Pflanzenbautag in Lopp: Maschinenring mit breiter Angebotspalette

Lopp. Ihre breite Angebotspalette haben der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach sowie der Maschinenring Oberfranken Mitte beim Pflanzenbautag in Lopp bei Kasendorf präsentiert. In praktischen Vorführungen stellten die Verantwortlichen unter anderem die Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie, Möglichkeiten zur Weidezaunfreihaltung, die Futtermittelanalyse als neues Angebot sowie technische Möglichkeiten zur sensorgesteuerten Düngung vor. In der MR Oberfranken Mitte haben die drei Ringe Kulmbach, Bayreuth und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt.

Die Heißwasserthermie habe sich als eine überaus wirksame Behandlungsmethode für die Bekämpfung beispielsweise von Ampfer erwiesen, erläuterte Maschinenring-Geschäftsführer Horst Dupke. Dies sei nicht nur für den biologisch wirtschaftenden Betrieb, sondern durchaus auch für den konventionellen Betrieb in der Einzelpflanzenbekämpfung interessant. Die Rückmeldungen von Betrieben geht von 70 bis 100 Prozent Bekämpfungserfolg nach bereits einer Anwendung aus.

Mehrfach erprobt habe der Maschinenring die Technik in den vergangenen Jahren auch bei der Freihaltung von Elektroweidezäunen, so der Geschäftsführer. Die chemische Freihaltung sei verboten und scheide somit aus. Für die mechanische Freihaltung sei die mühselige Variante mit der Motorsense sehr verbreitet und es gebe bereits zahlreiche weitere technische Lösungen dafür, Was man zu all diesen Varianten wissen sollte, ist, dass erstens jedes Schneiden des Grases das Wachstum anregt und zweitens das Schnittgut meistens an Ort und Stelle verbleibt, was wiederum düngende Wirkung hat. „Durch den Einsatz unserer Heißwassertechnik ist damit Schluss“; so Horst Dupke Die Pflanzen würden nachhaltig geschädigt und durch wiederkehrende Behandlungen komplett zurückgedrängt.

Noch relativ neu im Portfolio des Maschinenrings ist die Futtermittelanalyse per mobiler Nahinfrarot-Spektroskopie (NIR-Technologie). Das Verfahren findet in der Regel Anwendung bei Qualitätsanalysen landwirtschaftlicher Produkte und eben auch von Futtermitteln zur Bestimmung unter anderem von Feuchte, Proteinen, Rohfasern und dem Fettgehalt. „Damit erhält der Landwirt schnell und unkompliziert den vollen Einblick in die Futterqualitäten“, erklärte Bernd Müller von der MR Oberfranken Mitte. Mit der neuen Technologie sei es möglich, die Ration und Futtereffizienz der Tiere zu verbessern. Außerdem müssten nie wieder Futtermittelproben verschickt werden. „Mit der Echtzeit-Analyse kann der Landwirt im Handumdrehen die Ration anpassen und so die Leistung des Betriebes maßgeblich verbessern.“

Schließlich führten die Verantwortlichen des Maschinenrings auch entsprechende Geräte zur sensorgesteuerten Düngung vor. „Viele unserer landwirtschaftlichen Flächen sind sehr wechselhaft in ihrer Ertragsfähigkeit, und das oftmals schon auf einem einzelnen Feldstück“, so Horst Dupke. Ertragsschwache Bereiche auf dem entsprechenden Feld könnten die einheitliche Düngergabe gar nicht in Ertrag umsetzen und belasteten am Jahresende die Nährstoffbilanzen, kosteten unnötig Geld und brächten kaum Mehrertrag. Eine mögliche Maßnahme dagegen sei die Optimierung der Düngung durch Sensortechnik. Die Sensoren seien aber auch auf allen anderen Flächen einsetzbar und würden Einsparungspotentiale in Bezug auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel mit sich bringen.

Bild: Dominik Seiferth (3. von rechts) aus Kupferberg erklärt den Landwirten die Einsatzmöglichkeiten der Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung.

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18.06.2023

Beste Werbung für die Landwirtschaft / Tag der offenen Tür lockte viele tausend Besucher in die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken

Bayreuth. Es war vor allem ein Fest für die Kinder. Ein Fest, zu dem die Massen in Strömen kamen. Rund 7000 sollen es gewesen sein, die der Bezirk Oberfranken beim Tag der offenen Tür mit Familienfest auf dem Gelände Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth gezählt hat. Alles in allem war das Ganze beste Werbung für Landwirtschaft, waren sich die Veranstalter einig.

Kühe füttern, auf dem Pony reiten, den Tretschlepper-Führerschein machen, für Kinder können das erste attraktive Berührungspunkte mit der Landwirtschaft sein. Diese und viele Angebote funktionierten noch immer, trotz der unbegrenzten Zahl an digitalen Beschäftigungsmöglichkeiten, denen Kinder heute ausgeliefert sind, waren sich die Veranstalter sicher und sollten am Ende recht behalten. So waren die gut 30 Mitmach- und Spielstationen den ganzen Tag über belagert. Selbst der riesige Sandhaufen zum Buddeln und Spielen, die Straßenlokomotive und das Kasperle-Theater zogen da noch.

Ziel war es, dass Kinder spielerisch etwas über Tiere, Natur- und Umweltschutz sowie über die Landwirtschaft allgemein erfahren sollten. Der Kuhstall war geöffnet, auf den Wiesen des großzügigen Geländes tummelten sich Schafe, Alpakas und die Hühner vom mobilen Hühnerstall. Auch ein Imker gab einen Einblick in seine Arbeit und  Hufschmied Florian Köhler aus Bamberg führte vor, wie Pferde beschlagen werden. Mit Informationsständen vertreten waren die oberfränkische Naturparks Fichtelgebirge, Fränkische Schweiz, Frankenwald und Steigerwald mit verschiedenen Mitmach-Angeboten.

Am Nachmittag stattete dann auch Ministerpräsident Markus Söder dem Familienfest einen Besuch ab. Damit war auch die große Polizeipräsenz schon ab den Vormittagsstunden zu erklären. Söder sprach mit den Besuchern, nahm sich Zeit für Selfies und trug sich in das Goldene Buch des Bezirks ein.

Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm nannte den Besuch Söders einen Ausdruck von Wertschätzung. Einen besonderen Dank richtete er an die zahlreichen Helfer und Kooperationspartner des Familienfests. Der Bezirk Oberfranken ist Träger der Landwirtschaftlichen Lehranstalten. Neben dem Bezirksjugendring, der Landjugend und den Landfrauen waren auch wieder das THW und die Feuerwehr dabei.

Bilder:
1.
 Einen Blick in die Ställe der Landwirtschaftlichen Lehranstalten konnten die Besucher des Tages der offenen Tür werfen.
2.
 Eine dampfbetriebene Straßenlokomotive zog ihre Bahnen über das weitläufige Gelände.
3.
 Aus ganz Oberfranken und darüber hinaus kamen die Besucher zum Tag der offenen Tür in die landwirtschaftlichen Lehranstalten am Stadtrand von Bayreuth.
4.
 Aus dem Fichtelgebirge war die Familie Grießhammer mit ihren Alpakas in die Lehranstalten gekommen.
5.
 Besonders für Kinder war beim Tag der offenen Tür in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten viel geboten.
6.
 Hufschmid Florian Köhler führte vor, wie Pferde fachgerecht beschlagen werden.
 

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16.06.2023

Guter Absatz, hohe Nachfrage, stabile Preise / Kritik an der Jägerschaft: Bamberger Waldbauern blicken auf turbulentes Jahr zurück

Baunach. Mit scharfer Kritik am Jagdverband und am Bamberger Landratsamt hat sich die bisherige und künftige Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Bamberg, Angelika Morgenroth aus Scheßlitz, zu Wort gemeldet. Bei der Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus in Baunach warf sie den Jägern einen katastrophalen Umgang mit den Waldbesitzern vor. „Es fehlt weitestgehend an Einsicht für unsere Sorgen und Probleme“, sagte Angelika Morgenroth. Waldbesitzer würden verunglimpft und verhöhnt, zuletzt auf der Kreishegeschau Anfang April. Dem Landratsamt warf die Vorsitzende vor, das Gebaren der Jäger auch noch zu dulden. Dem Jagdbeirat sprach Angelika Morgenroth Sachverstand und ausgleichendes Handeln ab. Stattdessen zählten Parteibuch und Mitgliedschaft im Jagdverband. Konkret fehlten beispielsweise bis heute Abschusspläne. Dabei verhindere doch gerade der hohe Verbiss Regeneration und Aufbau klimaresilienter Wälder. „Der Wald ist die stärkste Waffe gegen den Klimawandel“, so Angelika Morgenroth.

Für die WBV Bamberg war 2022 ein überaus turbulentes Jahr. Das lag nicht nur an den übermäßigen Wildbeständen, den ausbleibenden Niederschlägen, dem Borkenkäfer oder den mangelhaften politischen Rahmenbedingungen. Die Waldbauern rund um den Markt Heiligenstadt im südöstlichen Bamberger Landkreis hatten zudem im Juli 2022 mit einem ungewöhnlich heftigen Gewittersturm zu kämpfen. Laut Geschäftsführer Konstantin Meyer seien dabei über 15.000 Festmeter Schadholz angefallen. Das habe sämtliche Pläne zur Aufarbeitung des Schadholzes zunichte gemacht, sagte er. Ganze Fichtenflächen seien regelrecht abrasiert worden, viele Wege hätten aufgrund der umgestürzten Bäume nicht mehr passiert werden können.

Dem Geschäftsführer zufolge hatte die WBV Bamberg im zurückliegenden Jahr 49.200 Festmeter Holz vermarktet. Im Jahr davor waren es aufgrund der außergewöhnlichen Schadholzsituation 73.500 Festmeter, 2020 waren es 41700 Festmeter. Konstantin Meyer räumte ein, dass der weitaus größte Teil davon Fichten gefolgt von der Kiefer seien. Insgesamt sprach er von einem guten Absatz, einer hohen Nachfrage und von stabilen Preisen. Aufgrund der Energiekrise seien die Restholzpreise „durch die Decke“ gegangen. Für das laufende Jahr rechnet Konstantin Meyer aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage aber eher wieder mit rückläufigen Preisen.

Vorsitzende Angelika Morgenroth hatte zuvor beklagt, dass „unser aller Wald“ immer mehr in den Focus von Politik und Gesellschaft gerate. Dem pflichtete Forstdirektor Gregor Schießl, Abteilungsleiter am Landwirtschaftsamt Bamberg, bei. Die Gesellschaft habe jeden Bezug zur Realität der Land- und Forstwirtschaft verloren, sagte er. Dabei kritisierte er besonders den Anspruch vieler Menschen auf das Eigentum anderer. Die Bevölkerung habe vergessen, dass es die Waldbesitzer waren, die über Generationen die Bestände geschaffen haben, die sie der gesamten Bevölkerung kostenlos zur Verfügung stellen. „Gesunde, stabile und ertragreiche Wälder brauchen Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, das alles zu leisten.“

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde Angelika Morgenroth mit 74 von 77 möglichen Stimmen in ihrem Amt bestätigt. 2. Vorsitzender bleibt Thomas Kraus aus Stadelhofen. Als 3. Vorsitzender löst der bisherige Rechnungsführer Roland Krapp Markus Dippold ab. Beide kommen aus Scheßlitz. Markus Dippold wurde zu einem von zwei Kassenprüfern gewählt. Der zweite Kassenprüfer ist Matthias Schick. Schriftführer bleibt Johannes Hölzl, ebenfalls aus Scheßlitz und neue Rechnungsführerin ist Helga Ebitsch.

Bild:Rechnet im laufenden Jahr eher wieder mit rückläufigen Preisen: der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Bamberg Konstantin Meyer.

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15.06.2023

Artenschutz oder störende Blütenflug / Strittiger Schnittzeitpunkt von Grünland sorgt in Untersteinach für Unstimmigkeiten

Untersteinach. Das Thema Artenschutz ist in aller Munde. Den Landwirten liegt das Thema besonders am Herzen. „Aber kaum macht man was dafür, dann ist es auch wieder nicht recht“, sagt Christoph Jurkat. Zusammen mit seinem Bruder Michael und den Eltern bewirtschaftet Christoph Jurkat das zu Neuenmarkt gehörende Gut Oberlangenroth mit seinen rund 100 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Auch gut eineinhalb Hektar Grünland in Untersteinach gehören dazu. Und genau das sorgt gerade für Unstimmigkeiten.

Hintergrund ist eine Bitte von Seiten der Gemeinde, die Wiese gegenüber der katholischen Kirche zeitnah zu mähen, da wiederholt Anrufe von Anwohnern in der Verwaltung eingegangen seien. Ein Bürger habe sich wohl über den Blütenflug, vor allem von Löwenzahn, verursacht durch das „lange Gras", beschwert.

Für die Jurkats grenzt es schon fast an Schizophrenie, in Zeiten von Bürgerbegehren wie „Rettet die Bienen“ und Aufrufen zum Erhalt der Artenvielfalt solch eine Bitte zu erhalten. Die Wiese sei zwar von Wohnhäusern umringt, aber vor allem hier wäre es die Erwartungshaltung der Bewirtschafter gewesen, dass sich um Artenschutz bemühte Bürger freuen, wenn ein Landwirt durch einen späteren Schnittzeitpunkt einen Beitrag dazu leistet.

Durch die spätere Mahd, die unter anderem in Biodiversitätsrichtlinien, beispielsweise vom Bioland-Verband, gefordert und gefördert wird, hätten Wildtiere Zeit, ihren Nachwuchs sicher auf die Welt zu bringen. Da die Wiese innerhalb des Ortes liegt sei dort eher nicht mit Rehkitzen, wohl aber mit Feldhasen zu rechnen. Die Pflanzenwelt, vor allem ökologisch wertvolle Pflanzen, hätten die Möglichkeit zu blühen und auszusamen. „Es geht um das gesamte Pflanzenspektrum“, so Christoph Jurkat, der auch darauf verweist, dass die Wiese nicht gedüngt werde.

Wenn erst ab Mitte Juni gemäht wird, dann unter anderem auch deshalb, weil die Jurkats nachhaltig, ökologisch und gesund wirtschaften wollen und deshalb bereits 2016 dem Bioland-Anbauverband beigetreten sind. „Jeder Mitgliedsbetrieb muss einen Maßnahmekatalog zur Biodiversität erfüllen“, erklärt Christoph Jurkat. Er räumt auch ein, dass es ganz natürlich zu Pollenflug kommt. Doch wenn das Grünland länger steht, gibt man auch der Natur eine Chance.

Die Jurkats hatten das kleine Stück Grünland vor rund drei Jahren von der >Gemeinde gepachtet. Zuvor sei es von einem konventionellen Landwirt bewirtschaftet worden. Der habe wohl schon deutlich früher gemäht. Wahrscheinlich seien das die Anwohner noch so gewohnt gewesen. Jetzt ist es der erste Schnitt, ein zweiter folgt, je nach Niederschlag, wohl Ende August.

Bild: Christoph) links) und Michael Jurkat auf der Wiese in Untersteinach, die wegen des späten Mähzeitpunktes bei Anwohnern für Unstimmigkeiten gesorgt hatte.

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15.06.2023

Menschlich und fachlich überaus kompetent / Ehepaar Kaufenstein vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz als beste Betriebshelfer Deutschlands ausgezeichnet

Bayreuth/Pegnitz. Sie gehören zu den besten Betriebshelfern Deutschlands: Monika und Thomas Kaufenstein aus Stemmenreuth bei Pegnitz. Das Ehepaar ist für den Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz tätig und wird in diesen Tagen bei der Bundesversammlung der Maschinenringe in Köln mit dem Betriebshilfe-Award ausgezeichnet.

Monika (49) und Thomas Kaufenstein (48) bringen es zusammen auf fast 60 Jahre Tätigkeit für den Maschinenring. „Wir haben unsere Bewerbung mit der menschlichen und fachlichen Kompetenz der beiden begründet“, sagt Johannes Scherm, Geschäftsführer des Maschinenrings in Bayreuth. Das sah die Jury des Bundesverbandes der Maschinenringe genauso und so erhielt das Ehepaar aus Stemmenreuth die höchste Punktzahl. Insgesamt konnten alle 240 Maschinen- und Betriebshilfsringe aus Deutschland geeignete Bewerber vorschlagen.

Das Ehepaar Kaufenstein bewirtschaftet in Stemmenreuth einen landwirtschaftlichen Betrieb im Zuerwerb. Sie haben schon vor Jahren die Milchviehhaltung aufgegeben und den Schwerpunkt ihres Betriebes auf die Färsenmast, also die Mast junger weiblicher Rinder zur Fleischerzeugung, verlagert.

Für den Maschinenring sind die beiden nebenberuflich tätig. „Wir erhalten von den Einsatzbetrieben die besten Rückmeldungen, die beiden werden sehr häufig nachgefragt“, sagt Geschäftsführer Scherm. Er beschreibt das Ehepaar als überaus aktive Helfer, die es alljährlich auf eine hohe Zahl an Einsatzstunden bringen. „Monika und Thomas Kaufenstein unterstützen landwirtschaftliche Betriebe, die sich meist in einer schwierigen Situation befinden nicht nur mit ihrer Arbeitskraft sondern geben auch psychischen und menschlichen Beistand“, so Johannes Scherm. Beide seien stets korrekt, aufrichtig, immer hilfsbereit und könnten auch mal zuhören. „Das ist für mich die ideale Mischung, die wir uns von unseren Betriebshelfern wünschen“.

Der Geschäftsführer legt aber auch großen Wert darauf, dass die Kaufensteins den Preis stellvertretend für alle Betriebshelfer erhalten. „Wir haben viele gute Mitarbeiter.“ Trotzdem sei die Situation in der Betriebshilfe überaus angespannt. „Wir suchen dringen Leute“, so der Geschäftsführer. Obwohl die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter nach unten geht, bleibe die Nachfrage auf stabilen Niveau.

Intern wurde der Preis bereits vor einigen Tagen auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten übergeben. Dabei wurde unter der Regie von Bundesverbandsmitarbeiter Patrick Fischer nach Art der Versteckten Kamera auch eine Art Imagefilm erstellt, bei dem das Ehepaar mit dem Preis überrascht wurde. Der Film portraitiert Monika und Thomas Kaufenstein und wird unter anderem bei der Preisverleihung in Köln gezeigt.

Bild:
1. Monikas und Thomas Kaufenstein.
2. Geschäftsführer Johannes Scherm (links) und Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (rechts) gratulierten Monika und Thomas Kaufenstein zum Betriebshelfer-Award

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09.06.2023

Engpässe in der Betriebshilfe / Der Maschinenring leistet einen wichtigen Beitrag zur Landwirtschaft in der Fränkischen Schweiz

Windischgaillenreuth. Die Situation ist überall die Gleiche: auch der Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz sucht dringend Betriebshelfer. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kräften“, sagte der alte und neue Vorsitzende Bernhard Hack (Foto) aus Weilersbach bei der Jahresversammlung in der Halle des Lohnunternehmers Klaus Wölfel in Windischgaillenreuth. Gerade in den zurückliegenden Wochen sei so mancher Engpass zu bewältigen gewesen.

Die Zahlen waren sowohl bei der sozialen, als auch bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe angestiegen. Knapp 15600 Einsatzstunden wurden der Bilanz zufolge im zurückliegenden Jahr geleistet, knapp 3000 mehr als noch im Jahr zuvor. Etwa zwei Drittel entfallen auf die soziale Betriebshilfe, also in Notsituationen, bei Krankheit, Kur oder Reha. Ein Drittel der Stunden sind wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. Der Maschinenring Fränkische Schweiz beschäftigt vier hauptberufliche und 29 nebenberufliche Betriebshelfer. Zwei weitere Helfer sind selbstständig tätig, dazu kommen einige Dorfhelferinnen.

Das wichtigste Geschäftsfeld des Maschinenrings ist mit einem Verrechnungswert von rund 2,9 Millionen Euro noch immer der Maschineneinsatz. Alle Bereiche seien dabei gestiegen, bis auf die Sparten Schlepper und Transport sowie Futterbau und Strohernte. Hier seien die Verrechnungswerte rückläufig gewesen. Gleichwohl machten diese beiden Bereiche noch immer mit die größten Teile im Maschinenumsatz aus. Insgesamt, also zusammen mit der Betriebshilfe, kommt der Maschinenring Fränkische Schweiz für 2022 auf einen Verrechnungswert von knapp 3,2 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es nur gut 40.000 Euro weniger.

Immer stärker in Anspruch genommen werde der Maschinenring, wenn es um das Thema Beratung geht. Egal ob Düngeberatung, Mehrfachantrag oder Dieselanträge, der Maschinenring ist immer ein wichtiger Adressat für alle Ratsuchenden. „Manchmal könne man den Strukturen kaum folgen, so schnell ändert sich alles“, sagte der Vorsitzende.  Geschäftsführer Appel kritisierte dabei unter anderem die oftmals nicht durchdachten und widersprüchlichen Vorgaben und Programmfehler in der Antragsplattform. Für die Beratung ist Mitarbeiter Patrick Munzert von der Geschäftsstelle in Aufseß zuständig.

Auch die Themen Maiszünslerbekämpfung durch Schlupfwespen sowie Kitzrettung mit Hilfe des Drohnenüberflug gehöre mittlerweile untrennbar zum Aufgabengebiet des Rings. Weitere Tätigkeitsfelder des Maschinenrings Fränkische Schweiz sind die Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld, die Bioenergie Hollfeld GmbH und die Regnitz-Jura-Düngetrac GbR.

Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde Vorsitzender Bernhard Hack aus Weilersbach mit 62 von 64 möglichen Stimmen in seinem Amt bestätigt. Zwei stellvertretende Vorsitzende gibt es: Rainer Merz aus Oberzaunsbach wurde ebenfalls mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Für den ausscheidenden Franz Stenglein aus Tiefenlesau wurde das bisherige Ausschussmitglied Klaus Körber aus Hochstahl gewählt.

Ausschussmitglieder sind Tobias Dippold (Hohenpölz), Christian Dorn Neuses, Mario Güldner (Sachsendorf), Klaus Kilian (Oberngrub), Markus Kügel (Niedermirsberg), Florian Neuner (Stechendorf), Markus Nützel (Gößmannsberg), Markus Pirkelmann (Schönfeld),Sonja Rauh (Wiesentfels) und Stefan Schatz (Hollfeld).

Der Maschinenring Fränkische Schweiz hat aktuell 746 Mitglieder (Vorjahr 763), die zusammen eine Fläche von 17.541 Hektar (Vorjahr 17.392 Hektar) bewirtschaften. Eine Besonderheit ist, dass die Mitglieder aus den drei Landkreisen, Bamberg, Bayreuth und Forchheim kommen.

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24.05.2023

„Kein Gebiet wird vom Wolf verschont“ / Spielt der Wolf im Kulmbacher Land eine Rolle? – Situation wird unterschiedlich beurteilt

Kulmbach. Noch ist kein Wolfsriss im Kulmbacher Land mit hundertprozentiger Sicherheit nachgewiesen. Tatsache ist aber, dass sich der Wolf in Bayern immer weiter ausbreitet. Im Nachbarlandkreis Bayreuth gab es bereits mehrere Wolfsrisse. Für viele Landwirte kann das schnell zum existenziellen Problem werden. Bayern hat deshalb eine eigene Wolfsverordnung erlassen. Die neue Regelung sieht vor, dass der Wolf leichter „entnommen“ werden kann. Umweltschützer übten scharfe Kritik daran.

Die Bayerische Wolfsverordnung ist nun zum 1. Mai in Kraft getreten. Konkret sieht sie „in Ausnahmefällen den Abschuss von Problemwölfen“ vor. Die Verordnung ermöglicht vereinfachte Ausnahmen für verhaltensauffällige sowie für schadensstiftende Wölfe. Bereits ein Riss soll künftig ausreichen, um den Wolf zu bejagen, sofern die Untere Naturschutzbehörde zustimmt. Ein DNA-Nachweis ist hierfür nicht mehr nötig. Allerdings schreibt die Verordnung nach einem Abschuss vor, den Wolf zu identifizieren. Erst danach dürfen weitere Maßnahmen ergriffen werden. Die Naturschutzbehörde bestimmt, wer den Wolf abschießen darf. Der Bund Naturschutz hat bereits angekündigt, eine Klage dagegen zu prüfen.

Mit Sicherheit werde Kulmbach mit dem Thema Wolf konfrontiert werden, sagt Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes. Wölfe würden überall mehr, in Thüringen genauso wie im Veldensteiner Forst. Überall seien männliche junge Wölfe, die sich auf die Suche nach einem Revier machten. Durchgezogen seien Wölfe im Kulmbacher Land ohnehin schon, wenngleich sich noch keiner niedergelassen habe. „Es gibt kein Gebiet, das vom Wolf verschont wird“, so Harald Köppel. Vor allem in größeren zusammenhängenden Waldgebieten wie dem Limmersdorfer Forst müsse man damit rechnen. „Man muss mittlerweile immer darauf gefasst sei, dass einem ein Wolf begegnet.“

Allerdings gebe es im Landkreis nicht so viele Weidetierhalter. Wer Weidetiere hält, für den sei das Thema Wolf alltäglich. „Seit der Wolf zunimmt, schläft keiner mehr ruhig.“ Was die Schutzzäune betrifft, so glaubt der BBV-Geschäftsführer, dass es der Wolf mittlerweile gelernt habe, mit dem Thema umzugehen. Auch wenn viele behaupten, mit Schutzzäunen sei alles möglich, so sei dies nichts anderes als ein Wunschtraum. Wolfssichere Zäune gebe es nur im Zoo.

Die Bayerischer Wolfsverordnung sei zwar grundsätzlich ein guter Schritt, doch mehr für den Alpenraum gedacht. Darauf sei die Definition „nicht zäunbare Gebiete“ abgestellt. Was bei uns zu einem Abschuss führen könnte, wäre, wenn der Wolf zu nahe an die Menschen herankommt. Harald Köppel rechnet außerdem damit, dass der Bund Naturschutz gegen die Bayerische Wolfsverordnung klagen werde.

Nach den Worten von Katrin Geyer, Sprecherin der Kulmbacher Kreisgruppe ist der Wolf im Landkreis bislang noch kein Thema. Es werde zwar immer wieder einmal von Wolfssichtungen berichtet, etwa vor einigen Jahren in Oberlaitsch oder auch schon im Limmersdorfer Forst. Sie seien aber nicht bestätigt. Katrin Geyer zufolge ist es nicht auszuschließen, dass bei uns hin und wieder einmal ein Wolf auftaucht. Dabei handle es sich aber in der Regel um sogenannte „Durchzieher“. Das seien Jungtiere, die noch kein eigenes Revier haben und keinem Rudel angehören. Solche Jungtiere könnten bis zu 80 Kilometer in einer Nacht laufen. Das bedeutet, sie durchquerten unsere Region nur und würden hier nicht sesshaft.

Natürlich könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich irgendwann einmal Wölfe im Kulmbacher Landkreis niederlassen. Das könnte am ehesten in den großen Waldgebieten im Frankenwald oder im Limmersdorfer Forst der Fall sein. Katrin Geyer gibt aber auch zu bedenken: „Wölfe sind scheu und halten sich üblicherweise von den Menschen fern.“ Sollten sich einmal Wölfe im Landkreis niederlassen, könnten sich Naturschutzbehörde, Naturschutzverbände und Jagdverbände auf die Richtlinien im „Wildtiermanagement große Beutegreifer“ des Bayerischen Landesamtes für Umwelt stützen. Hier seien Maßnahmen von der Einzäunung von Weiden bis hin zum Einsatz von Herdenschutzhunden aufgelistet und erläutert.

Naturschutzfachlich liegt die Zuständigkeit beim Thema „Wolf“ noch immer beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) im Referat 53 Wildtiermanagement, teilt Björn Karnstädt, Pressesprecher des Landratsamtes mit. Naturschutzrechtlich habe die Zuständigkeit vor dem Inkrafttreten der neuen Wolfsverordnung vollständig bei der Regierung von Oberfranken als Höherer Naturschutzbehörde gelegen. Deshalb habe die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Kulmbach das Thema bisher zwar aufmerksam verfolgt, aber mangels eigener Zuständigkeit zunächst keine weiteren Maßnahmen ergriffen. „Allerdings stehen wir diesbezüglich in engem Austausch mit den anderen Naturschutzbehörden“ so Karnstädt.

Eindeutige Beweise für die Anwesenheit von Wölfen im Landkreis Kulmbach gebe es bisher nicht. Die dauerhafte Ansiedelung eines Rudels ist aus Sicht der unteren Naturschutzbehörde auch eher unwahrscheinlich, da es an ausreichend großen, zusammenhängenden und naturnahen Waldgebieten im Landkreis fehle.

Bei eindeutigen Nachweisen von Wölfen würden für Weidetierhalter im Landkreis gegebenenfalls höhere Anforderungen an den Schutz ihrer Herden notwendig werden, zum Beispiel Herdenschutzhunde, wolfshemmende Zäune, nächtliche Stallhaltung oder ähnliches. Die untere Naturschutzbehörde, wie auch das Landesamt für Umwelt könnten dabei beratend unterstützen. „Perspektivisch planen wir die Rekrutierung eines ehrenamtlichen Wolfsberaters“, so der Sprecher.  

Keine Stellung zum Thema Wolf abgeben wollte die örtliche Kreisgruppe des Bundes Naturschutz. Vorsitzender Karlheinz Vollrath teilte mit, dass das Thema Wolf im Landkreis Kulmbach keine Bedeutung habe.

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17.05.2023

Angus-Rinder, Bisons und ein Hofcafé / Lukas und Linda Kießling bewirtschaften ihren Landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb – und haben große Pläne

Birkenhof. Er gelernter Landschaftsgärtner, sie medizinische Fachangestellte: Lukas und Linda Kießling aus Birkenhof sind in ihren Berufen eigentlich völlig ausgelastet. Hätte Lukas, 34 Jahre jung, nicht 2014 den landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Onkel Norbert übernommen. Zusammen mit seiner Frau Linda führte er die Angus-Rinderzucht des Onkels nicht nur weiter, sondern baute sie auch aus. 2015 fing er zusätzlich sogar noch mit Bisons an. Nun wollen die beiden noch einen Schritt weiter gehen und demnächst ein Hofcafé eröffnen.

Gerade kommt Lukas Kießling aus dem Schlachtraum. Um Tiertransporte zu vermeiden, hat er eigens einen entsprechenden Lehrgang belegt und größtenteils in Eigenleistung einen modernen Schlachtraum gebaut. „Wir wollten die Tiere einfach nicht aus der Hand geben“, sagt er. Das Fleisch der Angusrinder wird direkt unter dem Slogan „Kießlings Qualitätsfleisch“ per Mundpropaganda vermarktet und auf Facebook- und Instagram-Seiten beworben.

Rund 35 Mutterkühe stehen auf der Weide, zusammen mit der Nachzucht kommt man auf etwa 80 Tiere. Etwa ein Jahr lang bleiben die Tiere dort, gemästet wird nicht, so dass das Fleisch absolut zart bleibt und später im Ofen garantiert nicht schrumpft. Weil er eine zweite Fleischsorte mit ins Angebt nehmen wollte, hat sich Lukas Kießling mittlerweile auch noch fünf Bison-Kühe angeschafft.

Insgesamt bewirtschaften Lukas und Linda Kießling eine Fläche von 46 Hektar, ausschließlich Grünland, das als Futter für die Tiere dient. Die Bewirtschaftung erfolgt nach biologischen Kriterien, darauf leben beide großen Wert.

Lucas Kießling sieht sich als typische Quereinsteiger. Er hat eine Lehre als Landschaftsgärtner absolviert und ist hauptberuflich im Kulmbacher Klinikum tätig. Auch Linda hat einen medizinischen Beruf. Sie ist medizinische Fachangestellte in einer Allgemeinarztpraxis in Neuenmarkt.

Während der Corona-Zeit war das Paar auf die Idee gekommen, ein zusätzliches Standbein zu schaffen. Ein Blick in den bisherigen privaten Party-Raum genügte und schon war die Idee eines Hofcafés geboren. „Der Raum ist eigentlich viel zu schade, um darin nur Familienfeste zu veranstalten“, dachen sich Lukas und Linda und so beuten wie während der zurückliegenden Monate alles ein wenig um und investierten in Technik und Geräte.

Von der ersten Idee bis zur jetzt anstehenden Eröffnung war es trotzdem noch ein weiter Weg. Lukas musste einen Lehrgang bei der Industrie- und Handelskammer absolvieren, Anträge für eine Nutzungsänderung wurden gestellt, ein Architekt bescheinigte die baurechtliche Eignung, und so weiter. Mittlerweile liegen die fast fertigen „Speisekarten“ auf dem Tisch, auf denen ein überschaubares Angebot an selbstgebackenen Kuchen und Torten, sowie einige Brotzeiten bis hin zum „Obatz´n“ aufgelistet ist. Natürlich gibt es Kaffee, aber auch alkoholische Getränkte, schließlich soll inmitten der Hofstelle einen Biergarten errichtet werden. Im Innenbereich bietet das Café 30 Plätze, draußen können es bis zu 100 werden.

Ganz fremd ist den beiden die Bewirtung nicht, denn schließlich ist vielen das alljährliche legendäre Hoffest, das immer Ende Juli stattfand noch lebhaft in Erinnerung. „Wir hoffen, in eine Marktlücke zu stoßen“, sagen Lucas und Linda Kießling. Tatsächlich ist das Angebot an klassischen Cafés außerhalb der Stadt eher dürftig. Allerdings werden sie vorerst nur an zwei Nachmittagen im Monat öffnen, immer am ersten und am dritten Sonntag zwischen 13.30 und 18 Uhr. „Wir müssen erst einmal sehen, wie es läuft“, sind sich beide einig. Auch einen Namen für das neue Hofcafé haben sich die beiden schon ausgedacht. Es wird „Freggerla“ heißen.

Die Eröffnung des Hofcafés „Freggerla“ in Birkenhof, Gemeinde Wirsberg, an der Gemeindeverbindungstraße zwischen Kupferberg und Neufang gelegen, findet am 4. Juni statt.

Bild: Lucas und Linda Kießling bewirtschaften in Birkenhof einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Ab Anfang Juni kommt noch ein Hofcafé dazu, das an zwei Sonntagen im Monat öffnen wird, saisonal dieses Jahr von Juni bis einschließlich August.

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11.05.2023

„Hunde haben im Grünland nichts zu suchen“ / Jäger, Landwirte und Rehkitzretter starteten gemeinsame Aktion

Tauperlitz. An vielen Wiesen im Landkreis sind sie derzeit zu sehen: großflächige Plakate, die darauf hinweisen, dass in diesen Tagen die Brut- und Setzzeit beginnt. Was es mit den Schildern auf sich hat, erläuterten gestern bei Tauperlitz Vertreter des Bauernverbandes, der Jägerschaft und des Vereins Kitzrettung Oberfranken.

Die Plakate sollen zum einen darauf hinweisen, Hunde an die Leine zu nehmen und Wege nicht zu verlassen. Zum anderen erklären sie allen Passanten, dass die Kitzrettung Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen von Wiesen unterstützt, um den meist qualvollen Tod zahlreicher Rehkitze zu verhindern.

Freilaufende Hunde im Grünland, das ist in mehreren Punkten problematisch, wie die Verantwortlichen erläuterten. Finden die Hunde ein Rehkitz und schnuppern daran, dann sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Mutter des Kitzes aufgrund des fremden Geruchs nicht mehr um das Jungtier kümmert und es elend verendet. Hunde im Grünland, das bedeute aber auch jede Menge Hinterlassenschaften. Das Grünland sei schließlich das Futter für die Kühe, gab die stellvertretende Kreisbäuerin Bettina Riedl zu Bedenken. Hundekot im Futter könne aufgrund verschiedenster Giftstoffe schlimmste Erkrankungen bei den Kühen hervorrufen. Aber auch Hundespielzeug oder Holzstöckchen könnten beim Mähvorgang für große Probleme sorgen. „Spaziergänger, die unsere Wiesen für ihre freilaufenden Hunde nützen, brauchen wir nicht“, stellte Bettina Riedl unmissverständlich klar.

Vielen Menschen sei eben nicht klar, das die Wiese für den Landwirt eine elementar wichtige Fläche ist. In der Regel beginnt die Nutzungszeit des Grünlandes alljährlich am 1. Mai und dauert bis in den September hinein. So ist es auch gesetzlich vorgesehen. Die Kitzrettung setzt nach den Worten ihrer Vorsitzenden Britta Engelhardt aus Münchberg allerdings schon viel früher ein und gibt zu bedenken, dass schon ab 1. März erste Junghasen in den Wiesen eine Kinderstube finden. „Während dieser Zeit müssen Hunde an die Leine“, sagt Jagdpächter Alexander Hager.

Dabei stellen die Bauern derzeit auf ihren Grünlandflächen noch ganz andere Störfaktoren fest. Mountainbiker und sogar Motorradfahrer, die ohne Rücksicht auf Verluste querfeldeinfahren, die Flur zerstören und Jungtiere aufscheuchen. Extrem gefährlich seien auch achtlos weggeworfene Glasflaschen. Einmal im Mähwerk, könnten die Splitter große Schäden anrichten, außerdem gelangten sie in das Grünfutter.

Ziel des Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze seien in den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und verhindert so den Tod der Kitze. „Wir sehen uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta Engelhardt.

Früher habe man die Grünflächen mühsam zu Fuß abgehen müssen, erinnert sich Jörg Müller, selbst Landwirt und BBV-Ortsvorsitzender. Heute erleichtere ein Drohnenflug mit Wärmebildkamera die Arbeit gewaltig. Die Kitzrettung habe drei Drohnen im Einsatz, auch die Jägerschaft habe einige Drohnenpiloten in ihren Reihen. Sie fliegen das Gebiet in der Regel früh morgens in einer Höhe von 50 Metern ab. Die Trefferquote, also die Anzahl aufgespürter Jungtiere, sei deutlich besser, als beim Kontrollgang zu Fuß. Allerdings spielten auch die Kosten für eine solche Drohne eine Rolle. Das Gerät komme mit allem notwendigen Equipment schnell mal auf 7500 Euro.

Bild: Landwirte , Jäger und Vertreter der Kitzrettung Oberfranken haben bei Tauperlitz eine Plakataktion zum Beginn der Brut- und Setzzeit gestartet.

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03.05.2023

Landwirte laden zum Genusserlebnis ein / BBV-Aktion: „Frühstück auf dem Bauernhof am 21. Mai – Anmeldung bis 12. Mai

Gebhardtshof. Gesund, schmackhaft und aus der Region: bei der Aktion „Frühstück am Bauernhof“ stammen alle Zutaten, mit denen die Landfrauen ein leckeres Frühstück anbieten, von Erzeugern aus der Umgebung. So auch auf dem Legehennenbetrieb der Familie Heintke in Gebhardtshof, das zu Weidenberg gehört und das zwischen Stockau und Lessau liegt. Dort gibt es am 21. Mai von 9 bis 12 Uhr ein Bauernhoffrühstück mit allem Drum und Dran. Um Planen zu können, ist eine Anmeldung allerdings erforderlich.

Die Aktion fand 2019 zum ersten Mal statt und war auf große Resonanz gestoßen. „In diesem Jahr wollen wir den Verbraucher wieder zeigen, was die Landwirtschaft alles kann“, sagt Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Tochter Martina und Mutter Heidrun Heintke setzen dabei ausnahmslos auf Zutaten aus der Umgebung.

Die Milch kommt vom Kellerhof, Kaffee von der Hollfelder Kaffeerösterei, Saft von der Kelterei im nahen Lehen, Joghurt vom Betrieb Raps in Würnsreuth, sämtliche Wurstwaren von den Metzgern Parzen und Lindner, Käse zum Teil aus Seulbitz, zum Teil aus der eigenen Käserei, der Honig aus Weidenberg sowie Brot und Brötchen von der Geseeser Landbäckerei. Die Eier stammen natürlich vom eigenen Betrieb. „Damit können wir wirklich ein komplett regionales Buffett anbieten“, freut sich Heidrun Heintke.

Martina und Heidrun Heintke bewirtschaften zusammen mit einer Mitarbeiterin den Betrieb, der von der damaligen Mutterkuhhaltung Zug um Zug zu einem Legehennenbetrieb umgebaut wurde. Hauptabnehmer der Eier sind die Edeka- und Rewe-Märkte in der Region, die regionalen Metzger und Bäcker sowie der Dorfladen Emtmannsberg. Martina und Heidrun Heintke sind regelmäßig auf mehreren Märkten, unter anderem auf dem Thermenmarkt in Obernsees vertreten. Wenn im Herbst der neue Verkaufsanhänger mit Kühltheke eintrifft, wird man die Familie mit ihren Produkten noch häufiger auf entsprechenden Märkten antreffen. Zu den Produkten gehören neben Masthähnchen auch Nudeln und ein eigener Eierlikör. Die Familie bewirtschaftet 38 Hektar landwirtschaftliche Fläche, darauf wird im Großen und Ganzen das komplette Futter für die Hennen angebaut.

„Wir wollen mit der Aktion vor allem einen positiven Akzent für die Landwirtschaft setzen“, sagt Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Die bayernweite Aktion „Frühstück auf dem Bauernhof“ sei 2018 zum 70-jährigen Jubiläum der BBV-Landfrauen ins Leben gerufen worden und findet jährlich im Mai statt. Coronabedingt musste sie allerdings zwei Mal ersatzlos ausfallen.

Gezeigt werden soll dabei vor allem eines: Bayerns Bäuerinnen und Bauern arbeiten mit hohen Standards und erzeugen hochwertige Lebensmittel direkt vor der Haustür: „Wir wollen dabei vor allem auch die Vielfalt der Landwirtschaft in unserem Landkreis präsentieren“, so die Kreisbäuerin.

Das Frühstück auf dem Gebhardtshof findet bei jedem Wetter statt. Es kostet (inklusive der Getränke vom Buffett) für Erwachsene 15 Euro, für Kinder bis 12 Jahren 8 Euro. Kinder bis 6 Jahren sind frei. Um planen zu können, ist eine Anmeldung bis zum 12. Mai unter 09209/213 zwingend erforderlich.

Eine bayernweite Übersicht über alle teilnehmenden Betriebe gibt es im Internet unter www.BayerischerBauernVerband.de/Fruehstueck.

Bild: Die Gebhardtshofer Weidehennen stehen für artgerechte Haltung ohne Gentechnik. Davon überzeugten Martina und Heidrun Heintke die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth (von rechts).

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18.04.2023

Start der Spargelsaison: Genuss, Gesundheit und Geschmack / Heimischer Spargel soll nicht teurer werden – Kurze Transportwege, nachhaltig und fair

Rothwind. Mit einer kleinen Verzögerung startet nun auch in unseren Breiten die Spargelsaison. Während das Wetter in großen Teilen der Landwirtschaft für Unzufriedenheit sorgt, sind die Spargelbauern damit ganz zufrieden. „Nach dem guten Vegetationsjahr 2022 mit dem trockenen Herbst und der Kälte im Winter sind die Pflanzen sehr wüchsig und kraftvoll“, sagt Matthias Stenglein aus Rothwind. Bereits Ende Februar hätten die Pflanzen angetrieben, seien durch die Kältephase im März aber im Wachstum noch einmal ausgebremst worden. „Wenn es jetzt mit der Saison losgeht, dann werden wir mit starken, äußerlich wie innerlich qualitativ guten Spargelstanden rechnen können.“

Rothwind, das ist so eine Art Synonym für Spargel aus dem Kulmbacher Land. Matthias Stenglein baut in dem Mainleuser Ortsteil auf rund 20 Hektar Spargel an. Er ist damit einer der größten Spargelanbauer in der Region. Wichtigste Vertriebsschiene ist die Direktvermarktung. Kleinere Teile der Ernte gehen an die Gastronomie und an den Handel. Mitte der 1990 Jahre hatte der heute 53-Jährige den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Damals ein reiner Milchviehbetrieb, heute ist die Milchviehhaltung das zweite Standbein von Matthias Stenglein.

Weil Mitte der 1990er Jahre die Milchkontingentierung eingeführt wurde, sei er auf den Spargel gekommen. Die Milchviehhaltung hate er aber nie aufgegeben. Im Gegenteil. Im modernen Stall tummeln sich rund 100 Kühe, die Milch geht an die Milchwerke Oberfranken West im Coburger Land.

Zusammen mit Ehefrau Sandra, Sohn Hans und einem festen beschäftigten Helfer bewirtschaftet die Familie den Hof. In der Spargelsaison kommen rund 20 Helfer dazu, die dann für einige Monate auf dem Hof leben. Die Anbaufläche erstreckt sich in einem Umkreis von acht Kilometern um die Hofstelle.

Nun ist es nicht so, dass es außerhalb der relativ kurzen Saison von April bis Juni in Sachen Spargel nichts zu tun gäbe. „Im Herbst werden schon die Dämme gemacht, die Folien angebracht und die Drähte gesteckt“, erklärt Matthias Stenglein. Mindestens zwei der Saisonarbeiter werden auch da benötigt.

Der Spargelbauer ist optimistisch, dass auch in Zukunft der heimische Spargel eine wichtige Rolle spielen wird. Der Kauf von heimischen Spargel sichere die Selbstversorgung im eigenen Land, sei nachhaltig und fair und durch kurze Transportwege werde eine Menge CO2 eingespart.

Eine Herausforderung sei es, geeignete Flächen zu finden. Nach zehn Jahren ununterbrochenem Anbau auf der gleichen Fläche sei der Boden „spargelmüde“ und man müsse erst einmal auf Jahre hinaus pausieren. Da hätten es die Landwirte in den von Natur aus begünstigteren Flächen etwa im Gäuboden leichter.

Eine weitere Herausforderung stelle der Mindestlohn dar. In anderen Ländern kenne man das gar nicht. Vielerorts liege der Mindestlohn auch weit unter den deutschen Vorgaben. Mit zwölf Euro erhielten Erntehelfer in Deutschland nach Luxemburg den europaweit höchsten Mindestlohn. Da zu konkurrieren sei nicht immer einfach. Ein weiterer Kostenfaktor seien die dringend benötigten Folien. „Ohne geht es nicht“, sagt Matthias Stenglein. Sie könnten zwar ganz im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz wiederverwertet werden, machten aber doch bei einer Dreifachbedeckung so um die 20.000 Euro pro Hektar aus.

Die gute Nachricht für alle Spargelfans: Der Preis für die gängige Hofsorte wird trotz Kostenexplosion in allen Bereichen nur geringfügig angehoben, verspricht Matthias Stenglein. Die Kunden wissen die Qualität jedenfalls zu schätzen und kommen teilweise von Bayreuth, Coburg oder aus dem Fichtelgebirge regelmäßig in den kleinen Hofladen.

Michael Koch, Bereichsleiter Gartenbau und Spargelmarkt-Experte der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) schätzt die anstehende Spargelsaison so ein: „Die Konsumenten sind insgesamt weiterhin hohen Preise ausgesetzt. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich in diesem Jahr nicht mehr so stark auf das Kaufverhalten aus.“ Im Endeffekt hänge viel davon ab, wie das Wetter ist. Sonnige Frühlingstage machten Lust auf Frühlingsgemüse.

Ähnlich argumentiert Simon Schumacher, Vorstandsvorsitzender des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer: „Die Konsumenten achten bei der Inflation stärker darauf, wie sie ihr Geld ausgeben. Genuss, Gesundheit und Geschmack sind vielen Käufern weiterhin sehr wichtig, und dafür steht regionaler Spargel.“ Ein weiterer Vorteil ist es nach den Worten von Simon Schumacher, dass unterschiedliche Sortierungen, also etwas zu dicke, dünne oder krumme Stangen auch günstiger in der Direktvermarktung zu haben sind, so dass für jeden Anlass und Geldbeutel der richtige Spargel angeboten werden könne.

Laut AMI lag der Selbstversorgungsgrad bei Spargel in Deutschland im zurückliegenden Jahr bei rund 86 Prozent. 2021 waren es nur 83 Prozent. Damit sei Spargel eine der wenigen Gemüsearten, die zu diesem hohen Grad in Deutschland erzeugt und auch verzehrt werden. Die Steigerung des Selbstversorgungsgrades sei darauf zurückzuführen, dass wegen der geringeren Nachfrage nach Spargel auch weniger Spargel importiert wurde.

Matthias Stenglein gibt allerdings auch zu bedenken, dass trotz Saisonstart noch nicht die volle Ernte zur Verfügung steht. Er empfiehlt allen Spargelfreunden, die von weiter her anreisen, erst einmal anzurufen und nachzufragen. Schließlich vermarktet er seine gesamte Ware feldfrisch. Da könne es schon vorkommen, dass in den Mittagsstunde alles weg ist. Weitere Infos: www.rothwinder-spargel.de.

Bild: Blickt optimistisch in die Zukunft: Matthias Stenglein baut auf rund 20 Hektar den beliebten Rothwinder Spargel an.

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04.04.2023

Plädoyer für das fränkische Selbstbewusstsein / Adrian Roßner beim Jubiläum 75 Jahre Landfrauen im Bauernverband

Bayreuth. Ihr 75-jähriges Bestehen feiern die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband in diesem Jahr. Der Kreisverband Bayreuth hat sich den Feierlichkeiten mit einer eigenen Jubiläumsveranstaltung angeschlossen. Dabei wurden zahlreiche aktive Ortsbäuerinnen für ihr meist jahrzehntelanges Engagement geehrt. „Mit den Landfrauen leben nicht nur die Dörfer, mit den Landfrauen lebt die Heimat“, sagte der populäre Historiker Adrian Roßner aus Zell am Waldstein in seinem Festvortrag.

Gewürzt mit allerlei Anekdoten, humoristischen Einlagen und nicht so ganz bierernst gemeinten Statements sang der TV-bekannte Wissenschaftler das Loblied auf die Landfrau und auf seine Heimat, das Fichtelgebirge. Auch der Dialekt gehöre zur Heimat und das Fränkische sei ja wohl der „sexieste Dialekt“, den es überhaupt geben kann, so Roßner. Schon immer seien Dörfer wahre Netzwerke gewesen, in denen Heimat entstanden ist. Die Zentren der Dörfer seien zum einen das Wirtshaus und zum anderen die Kirche gewesen.

Leider habe sich bis heute vieles verändert. Aber noch immer sei der Volksglaube elementar. Als Beispiel nannte er die zahlreichen geschmückten Osterbrunnen. Das Wissen um diese Brunnen sei allerdings zum großen Teil verloren gegangen. Zum Beispiel sei kaum noch jemandem bewusst, dass die geschmückten Brunnen ein Ausdruck der Dankbarkeit für die Gaben der Schöpfung sind.

Was die fränkische Kultur laut Adrian Roßner ausmacht: „Wir reden nicht so viel, wir machen einfach“, sagte er. Seinen Worten zufolge sind die Dörfer die Zentren der ursprünglichen Kultur. „Wir sind nicht München, wir sind nicht Berlin, aber das haben wir auch nicht nötig“, appellierte Roßner an mehr fränkisches Selbstbewusstsein. Hier würden Probleme pragmatisch angepackt und gelöst. Hier sei die Kultur noch echt und müsse nicht erst durch ein Stadtmarketing erfunden werden. Ein wichtiger Bestandteil dieser Kultur seien die Landwirtschaft und damit auch die Landfrauen.

Zuvor hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth an die Gründung der Landfrauengruppen 1948 erinnert, als die Kreisbäuerinnen noch ernannt und nicht gewählt wurden. Welche Kontinuität in der Landfrauenarbeit steckt, macht die Tatsache deutlich, dass es seit der Gründung mit Karoline Hacker, Margarethe Bauernfein, Anna Brütting und Katrin Lang nur vier Kreisbäuerinnen vor Angelika Seyferth gab. Welchen Stellenwert die Landfrauen haben machte die Liste prominenter Gäste bei den alljährlichen Landfrauentagen deutlich. Sie reicht von Ministerpräsident Markus Söder über Schwester Theresa bis hin zu Monika Hohlmeier, Karin Stoiber oder Stephanie zu Guttenberg. Gemeinsame Lehrfahrten führten die Landfrauen aus dem Bayreuther Kreisverband schon an den Bodensee oder gar bis nach Rom. Großen Wert legte Angelika Seyferth auf die Tatsache, dass sich die Landfrauen traditionell auch immer dann einbringen, wenn es um agrarpolitische Themen geht. Mittlerweile sei es aber immer schwieriger, Veranstaltungen in den Dörfern abzuhalten, weil es dort kaum noch gastronomische Betriebe gibt, die dafür geeignet sind.

Zu den Lehrfahrten wird demnächst auch eine weitere Fahrt nach Berlin dazukommen, denn die Bundestagsabgeordnete Silke Launert hatte als Geburtstaggeschenk einen Gutschein für einen kompletten Bus inklusive Besuch des Bundestags dabei. „Frauen sind die wahren Architekten der Gesellschaft“, sagte sie und würdigte das große ehrenamtliche Engagement. Landtagsabgeordneter Martin Schöffel bedauerte, dass der Bezug vieler Menschen zur Landwirtschaft mittlerweile verloren gegangen sei. Hier könnten die Landfrauen mit ihrem Wissen gegensteuern, so dass die Bauern wieder mehr Wertschätzung erfahren.

Landfrauen stünden für Tradition und Brauchtum und seien stets aufgeschlossen für neue Entwicklungen, so Landrat Florian Wiedemann. Oft stehen Landfrauen aber auch für eine menschlichere Sichtweise“, so Kreisobmann Karl Lappe und die oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel rief ihre Kolleginnen auf, stolz auf ihren Beruf zu sein und auf Zusammenhalt zu setzen: „Ob bio oder konventionell, lasst euch nicht auseinanderdividieren, gerade in der jetzigen Zeit“.

Bilder:
1. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Bezirksbäuerin Beate Opel (von links) sowie die stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt (rechts) zeichneten Helga Vogel aus Windischenlaibach für 50 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit als Ortsbäuerin aus.
2. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich bei dem Historiker Adrian Roßner für dessen launigen Vortrag zum Landfrauenjubiläum.

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29.03.2023

100 Rotbuchen für die FBG Pegnitz / Borkenkäfer wird für Waldbesitzer immer mehr zur Bedrohung

Pegnitz. So geht aktiver Waldumbau in Zeiten des Klimawandels: Der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann spendierte bei der Jahresversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz spontan 100 Rotbuchen-Setzlinge. Sie sollen an die Mitglieder verteilt und an entsprechenden Stellen gepflanzt werden.

Damit die Rotbuchen künftig nicht nur auf dem Gebiet der FBG Pegnitz gedeihen, versprach der Landrat auch den beiden anderen Waldbesitzervereinigungen im Landkreis, der WBV Bayreuth und der WBV Hollfeld, jeweils 100 Setzlingen. Ziel soll es sein, den Waldumbau noch schneller hinzubekommen und ein Stück weit dazu beitragen, den Klimawandel zu bewältigen. „Damit soll ein kleines Zeichen gesetzt werden“, sagte Florian Wiedemann. Jede Pflanzaktion sei besser, als sich auf der Straße festzukleben, wenn man wirklich etwas gegen den Klimawandel unternehmen will. Er kündigte außerdem an, die Heizung im Bayreuther Landratsamt perspektivisch auf Holz umzustellen. Denn anders, als es die EU kürzlich ausgegeben hatte, sei Holz CO2-neutral, habe kurze Wege und stärke die regionale Wirtschaft.

Für die FBG Pegnitz war 2022 ein sehr erfolgreiches Jahr, so Förster Stefan Failner in seinem Geschäftsbericht. Die für die Mitglieder vermittelte Holzmenge lag mit knapp über 29.000 Festmetern weit über der des Vorjahres. 2021 waren es lediglich knapp 17.000 Festmeter. Dazu kommen dem Bericht zufolge weitere gut 3500 Festmeter Hackschnitzel die direkt an den Handel gingen. Ein wesentlicher Grund für die immense Steigerung ist der Borkenkäfer, der zwar im Vereinsgebiet der FBG nicht so ausgeprägt war, wie andernorts, doch immerhin rund ein Viertel von den 21.000 Festmetern vermarktetem Fichtenholz sei Schadholz gewesen.

„Der Trockenstreß hat unseren Wald geprägt“, sagte der Vorsitzende Werner Lautner. Trotz allem seien die Preise aber zufriedenstellend gewesen. Das Käferholz habe sich gut verkaufen lassen, so dass für die Waldbesitzer unterm Strich etwas übrig blieb. Nun gelte es rechtzeitig mit dem Waldumbau vorwärts zu kommen, denn: „Wir wissen nicht, wie lange sich die Fichte bei uns noch hält.“

Nachdenkliche Worte zur aktuellen Waldsituation kamen von Michael Schmidt, dem Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth Münchberg. „Was die Trockenheit anrichten kann, das lässt uns alle nicht kalt“, sagte er und zeigte Bilder von gewaltigen Schäden im Frankenwald. Das sei gar nicht so weit weg von hier und könne jederzeit überall passieren. „Der Käfer wird zur ernsthaften Bedrohung“, sagte Michael Schmidt. Von den 40.000 Hektar Frankenwald sei bereits ein Viertel der Fläche völlig kahl. „Das kann uns hier auch erwischen, wenn der Klimawandel so fortschreitet“, meinte der Amtschef. Noch sei man hier im südlichen Bayreuther Landkreis auf der Insel der Glücksseligen, das könne sich aber schnell ändern.

Die FBG Pegnitz hat aktuell 1735 Mitglieder, zwölf mehr als noch im Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften zusammen eine Waldfläche von 12.600 Hektar, 100 mehr als im Vorjahr.

Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde die Vorstandschaft nahezu komplett in ihren Ämtern bestätigt. Vorsitzender bleibt Werner Lautner. Der 57-Jährige steht seit 2018 an der Spitze der FBG Pegnitz. 2. Vorsitzender bleibt Bernd Kiefhaber (57) aus Ottenhof bei Plech. Die zwölf Vorstandsmitglieder, die alle mit großer Mehrheit gewählt wurden, sind: Volker Barthelmann (Arnoldsreuth), Reinhard Dennerlein (Egloffstein), Markus Gebhardt (Buchau), Gerd Gerstacker (Ahorntal), Heinz Götzke (Preunersfeld), Jürgen Pfleghardt (Reipertsgesee), Johannes Schieder (Neuhof bei Pegnitz), Matthias Schlenk (Reipertsgesee), Hermann Schmitt (Haßlach), Johannes Stiefler (Waidach), Stefan Ströbel (Prebitz) uns Karlheinz Ziegler (Hüll). Neuer Kassenprüfer ist Matthias Keil aus Hinterkleebach.

Bild: Großer Bahnhof bei der Jahresversammlung der FBG Pegnitz in der Christian-Sammet-Halle (von links): Vorsitzender Werner Lautner, Jörg Ermer vom Dachverband Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken, BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Behördenleiter Michael Schmidt vom Amt für Landwirtschaft, Landrat Florian Wiedemann und der zweite Vorsitzende Bernd Kiefhaber.

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28.03.2023

Bewusstsein für den Bauernstand / „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“: Berufswettbewerb der Landjugend auf Bezirksebene

Bayreuth. Die Bewältigung eines Hindernisparcours mit dem Schlepper, die Bestimmung von Saatgut oder die Überprüfung eines Traktors im Hinblick auf Betriebs- und Verkehrssicherheit: Von angehenden Landwirten wird so einiges verlangt. Dabei sind das nur drei von einer Vielzahl an Aufgaben die diesmal im Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend zu bewältigen waren. Beim oberfränkischen Bezirksentscheid in Bayreuth stellten sich die Erstplatzierten aus den Landkreisen dem Vergleich mit ihren Berufskollegen. Es ging nicht mehr und nicht weniger als um den Einzug in den bayerischen Landesentscheid Anfang Mai im oberpfälzischen Almesbach.

Daran teilnehmen werden die Sieger des Bezirksentscheids: Lucas Hirschmann aus Thurnau und Patrick Ponader aus Tröstau. Sie erzielten die meisten Punkte im der Gruppe L1, in der die Teilnehmer aus den Berufsschulen versammelt waren. Die Teilnehmer aus den landwirtschaftlichen Fachschulen traten wie schon in den Vorjahren in der Gruppe L2 in Zweierteams an. Dabei konnten sich Janek Kießling aus Töpen und Maximilian Voit aus Rehau den Platz auf dem Siegertreppchen und damit den Einzug in den Landesentscheid sichern. Eine Besonderheit gab es in Bayreuth: Hier traten die Fachschulen auch aus der Oberpfalz an. Mit Theresa Bäumler aus Waidhaus und Johannes Götz aus Hemau schaffte es ein gemischtes Team auf den vordersten Platz. Auch die beiden werden am Landesentscheid teilnehmen.

Den hohen Stellenwert des Berufswettbewerbs machten auch die hochkarätigen Gäste deutlich, die nicht nur zur Siegerehrung, sondern teilweise bereits während des Wettbewerbs in die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gekommen waren, um den jungen Leuten über die Schulter zu blicken. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif sprach dabei von einem ganz wichtigen Ereignis für den Bauernstand. Bezirksbäuerin Beate Opel bescheinigte allen Teilnehmern, dass sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt hätten, wie kreativ und interessant der Beruf des Landwirts ist. Keine Branche sei so technisiert und digitalisiert, wie die Landwirtschaft, auch das möchte man mit dem Wettbewerb aufzeigen, so BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.

Es gehe vor allem auch darum, Verständnis für den Bauernstand, für regionale Kreisläufe und die heimische Wirtschaft  zu wecken, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Stefan Frühbeißer, Stellvertreter des Bayreuther Landrats, appellierte an die jungen Leute, sich nicht von so mancher negativer Diskussion entmutigen zu lassen. Landwirte von heute müssten ein riesiges Fachwissen mitbringen und das könnten sie beim Berufswettbewerb unter Beweis stellen. Ähnlich formulierte es der stellvertretende Bayreuther Bürgermeister Stefan Schuh: Es gehe darum, die Landwirtschaft mit cleveren und klugen Ideen nach vorne zu bringen. „Bleiben sie am Ball, denn die Landwirtschaft hat Zukunft“, sagte er zu den Teilnehmern.“

Der Berufswettbewerb findet traditionell alle zwei Jahre statt. Diesmal stand der unter dem Motto „Mit Herz und Hand - smart fürs Land“. Corona-bedingt musste er beim letzten Mal allerdings ersatzlos gestrichen werden.

Bilder:
1.
 Einen Hindernisparcours mit dem Schlepper inklusive Anhänger und Ladung zu durchfahren war eine der Aufgaben im Praxisteil des Berufswettbewerb.
2.
 Wieviel Dünger muss in den Streuer: für die meisten der jungen Landwirte stellte diese Aufgabe kein Problem dar.
3.
 Einen Traktor im Hinblick auf seine Betriebs- und Verkehrssicherheit überprüfen mussten die Teilnehmer des Berufswettbewerbs der Landjugend.
4. Maximilian Voit, Janek Kießling, Lucas Hirschmann, Patrick Ponader, Theresa Bäumler und Johannes Götz (vordere Reihe von links) sind die Sieger beim Berufswettbewerb der Landjugend in Bayreuth. Mit auf dem Bild: die Gratulanten und Verantwortlichen des Bauernverbandes.

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24.03.2023

Der Käfer hat Oberfranken fest im Griff / WBV Kulmbach/Stadtsteinach konnte 2000. Mitglied begrüßen

Stadtsteinach. Mit einem Plus von 51 neuen Mitgliedern hat die Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach im zurückliegenden Jahr einen ordentlichen Zuwachs verzeichnen können. Insgesamt bewirtschaften die aktuell 2006 Mitglieder eine Fläche von 13448 Hektar Wald. Bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach haben die Vorsitzende Carmen Hombach und Geschäftsführer Theo Kaiser die positive Mitgliederentwicklung zum Anlass genommen, das 2000. Mitglied mit einer Ehrung besonders willkommen zu heißen: Markus Suttner aus Marktleugast konnte sich über einen Brotzeitkorb und ein forstliches Fachbuch freuen.

Der Zustrom zur WBV hat natürlich auch einen Grund: die notwendige massenhafte Aufarbeitung von Schadholz durch den Borkenkäfer. Waren es vor dem Jahr 2018 immer so um die 50.000 Festmeter Holz, die von der WBV im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet wurden, sind es im zurückliegenden Jahr 150.000 Festmeter gewesen. Und das ist noch lange nicht alles: „Mindestens 30.000 bis 40.000 Festmeter sind noch im Wald“, schätzt Theo Kaiser.

Seine Prognosen klangen düster: „Wir sehen derzeit ein hohes Potenzial für eine weitere Massenvermehrung“, sagte er. Bislang sei das Käferholz nur teilweise aufgearbeitet. Theo Kaiser empfahl allen Waldbesitzern direkt nach dem Einschlag die Polterspritzung, also die Behandlung der Holzpolter mit zugelassenen Insektiziden als eine Art Ultima Ratio, „auch wenn dies politisch nicht gewollt ist.

Hintergrund ist, dass Oberfranken bayernweit die Hauptlast in Sachen Borkenkäfer trägt. Von den insgesamt 5,2 Millionen Festmetern geschädigtem Holz, befänden sich 2,1 Millionen Festmeter in Oberfranken. Die Schadensprognose des Landwirtschaftsministeriums geht für das laufende Jahr von weiteren 1,3 Millionen Festmetern geschädigtem Holz im Regierungsbezirk aus.

Diese Zahlen sind dem Geschäftsführer zu niedrig angesetzt. Theo Kaiser glaubt, dass es heuer genauso schlimm wird, wie im vergangenen Jahr, „eher noch schlimmer“. Grund dafür: Während der Borkenkäfer bislang eher westlich der Autobahn A9 sein Unwesen getrieben hat, sei er mittlerweile auch im Fichtelgebirge angekommen. Alle Hoffnungen ruhen nun auf den von allen Seiten geforderten Waldumbau. „Die gute alte Fichte wird es über kurz oder lang nicht mehr geben“, so Theo Kaiser.

Die Zahlen der Forstpflanzen, die im zurückliegenden Jahr von der WBV bestellt und an ihre Mitglieder vermittelt wurden, zeigen, dass die Botschaft des Waldumbaus im Kulmbacher Land angekommen ist. Genau 96.140 Forstpflanzen seien 2022 bestellt worden, 71 Prozent davon Laubholz, vor allem Eichen und Buchen.

Bei der Holzvermarktung hatte sich der Markt für die Fichten dennoch recht gut gestaltet und auch bei der Kiefer habe man für das Schadholz gute Preise erzielen können, sagte der Geschäftsführer. Überhaupt habe sich der Holzmarkt stabilisiert, die weitere Entwicklung hänge nun unter anderem stark vom Export ab. Eine rege Nachfrage verzeichnete die WBV auch für Industrie- und Brennholz sowie für Hackschnitzel, während der Markt für Papierholz komplett zusammengebrochen sei.

Götz Freiherr von Rotenhan, der Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, sprach bei der Jahresversammlung einmal mehr über die Zusammenhänge von Wald und Jagd. Beides gehöre zusammen, ohne Jäger gehe es im Wald nicht, so Rotenhan. Der notwendige Waldumbau werde nur gemeinsam gelingen, und zwar mit einer waldangepassten Jagd.

„Wald vor Wild“, so stehe es im Bayerischen Jagdgesetz. Das bedeute aber keinesfalls „Wald ohne Wild“. Es bedeute vielmehr, die Interessen des Ökosystems Wald vor jagdlichen Einzelinteressen zu stellen“, so Rotenhan. Was den Wildverbiss angeht, sehen er laut den letzten vorliegenden Vegetationsgutachten für ganz Bayern keine signifikante Trendwende zu einer Verbesserung der Situation. Noch immer sei die Hälfte aller Hegegemeinschaften im roten Bereich, das heißt, die Verbissbelastung sei zu hoch.

Kulmbach sei dabei mit sechs roten und zwei dauerhaft roten Bereichen nicht gerade ein Vorzeigelandkreis. Dauerhaft rot bedeute dabei, dass die Verbissbelastung schon seit zehn Jahren zu hoch sei. Folge einer hohen Belastung seien dabei vor allem negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Als Lösungsmöglichkeiten schlug Rotenhan unter anderem vor, die revierübergreifende Zusammenarbeit zu forcieren, die Wildbretvermarktung auszubauen und überhaupt erst einmal ein Problembewusstsein für die Situation zu schaffen. Um das Verjüngungspotential aufzuzeigen, könne auch schon die Anlage von Weiserzäunen helfen, die sogar gefördert werden. Die Flächen innerhalb der Weiserzäune sollen aufzeigen, wie sich die Waldverjüngung ohne Wildverbiss entwickeln kann.

Bild: Mit Markus Suttner (Mitte) aus Marktleugast konnte die Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach bei ihrer Jahresversammlung ihr 2000. Mitglied begrüßen. Von der Vorsitzenden Carmen Hombach und von Geschäftsführer Theo Kaiser gab es dafür einen Brotzeitkorb mit regionalen Spezialitäten.

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24.03.2023

Landwirte sind die Lösung / 16 „Staatlich Geprüfter Wirtschafter für Landbau“ an der Bayreuther Landwirtschaftsschule verabschiedet

Bayreuth. Sie dürfen sich ab sofort als Staatlich Geprüfter Wirtschafter für Landbau“, oder auch als „Bachelor professionell in Agrarwirtschaft“ bezeichnen: 16 junge Leute, im Wesentlichen aus den drei oberfränkischen Landkreisen Bayreuth, Kulmbach und Forchheim, die während der zurückliegenden drei Semester die Landwirtschaftsschule in Bayreuth absolviert haben. Jeweils ein Absolvent kommt aus dem Nachbarlandkreisen Amberg-Sulzbach und Neustadt an der Waldnaab. Aus den Händen von Schulleiter Uwe Lucas erhielten die drei Damen und 13 Herren im Rahmen einer Feierstunde ihre Abschlusszeugnisse.

Die Themenpalette der zurückliegenden eineinhalb Jahre war breit gefächert. Sie reichte von erneuerbaren Energien über muttergebundene Kälberaufzucht bis zu Ökolandbau sowie verschiedensten Umwelt- und Naturschutzthemen. Noch unter Corona-Bedingungen hatten die Studenten im Oktober 2021 das erste Semester begonnen, nur einer der ursprünglich 17 Teilnehmer war vorzeitig ausgeschieden. Das dreisemestrige Studium setzte einen Berufsabschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf der Landwirtschaft und zusätzlich ein Jahr einschlägige Berufspraxis voraus. Der jüngste der Absolventen war 18 Jahre alt, der älteste 32. Unter den 16 erfolgreichen Teilnehmern waren auch drei Damen.

„Sie haben einen großen Meilenstein in ihrer beruflichen Fortbildung erreicht“, sagte Schulleiter Uwe Lucas bei der Übergabe der Zeugnisse. Er zählte noch einmal alles zwölf Fächer auf, in denen die Absolventen mehr als 1000 Unterrichtsstunden absolviert hatten. Dazu kam eine Vielzahl von Exkursionen, Betriebsbesichtigungen und Seminaren. Die Anforderungen an künftige Betriebsleiter würden immer größer, sagte Semesterleiterin Theresa Bauer. Sie appellierte deshalb an alle Absolventen, ihre Bereitschaft zu stetiger Aus- und Fortbildung beizubehalten.

Der stellvertretende Bayreuther Landrat Klaus Bauer bezeichnete die Absolventen als Zukunft der Landwirtshaft in unserer Region. Die Landwirtschaft benötige einen bestens ausgebildeten Nachwuchs, denn die Anforderungen An die Bauern würden immer größer. Für den Bayerischen Landtag waren die beiden Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und Martin Schöffel als Gratulanten gekommen. Brendel-Fischer zufolge nehme die Bildung heute in den landwirtschaftlichen Familien einen viel höheren Stellenwert ein als in früheren Jahren, sagte sie. Leider lasse die Bereitschaft nach, Ehrenämter zu übernehmen. Gerade im landwirtschaftlichen Bereich könne das Ehrenamt aber immens viel bewirken. „Landwirte üben den wichtigsten Beruf der Welt aus“, sagte Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Landtag ist. Egal ob Ernährung oder Energie, beides gehe nur mit der Landwirtschaft, nicht gegen sie.

„Raus aus der Nische und hinein in die Gesellschaft“, forderte Hermann Greif, oberfränkischer BBV-Präsident. Landwirte seien nicht etwa das Problem, sondern die Lösung, etwa für die CO-2-Problematik und Burkhard Traub, Leiter des Sachgebietes Bildung in der Land- und Hauswirtschaft an der Regierung für Oberfranken sah die Aus- und Fortbildung als den entscheidenden Standortfaktor für den künftigen Wettbewerb.

Die 16 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für Landbau§ sind: Simon Bauer (Hagenohe / Landkreis Amberg-Sulzbach), Marie Dippold (Geiersberg / Bayreuth), Luca Ehl (Sandhof / Bayreuth), Martin Galster (Dietzhof / Forchheim), Mathias Gollwitzer (Stockau / Bayreuth)), Melissa Gräf (Wickenreuth / Kulmbach, Leon Hartmann (Lindau / Kulmbach), Kathrin Lauterbach / Tressau / Bayreuth), Daniel Neus (Adlitz / Bayreuth), Tobias Pfaffenberger (Mistelgau / Bayreuth), Simon Raab (Neuenreuth ( Kulmbach), Hannes Schilling (Bayreuth), Andreas Schüpferling (Betzenstein / Bayreuth), Frank Schwarz (Görbitz / Forchheim), Gabriel Speckner (Oberhammermühle / Neustadt an der Waldnaab), Hans Stenglein (Rothwind / Kulmbach). Die vier Prüfungsbesten waren Melissa Gräf, Marie Dippold, Simon Bauer und Frank Schwarz.

Bild: 16 künftigen „Staatlich Geprüften Wirtschafter für Landbau“ konnte Schulleiter Uwe Lucas (links) nach drei Semestern an der Landwirtschaftsschule in Bayreuth verabschiedet.

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24.03.2023

100 Prozent bio, regional und saisonal: Obst und Gemüse frei Haus / Florian Blank hat bei Eckersdorf eine Solidarische Landwirtschaft und einen regionalen Bio-Lieferdienst aufgebaut

Eckersdorf/Kulmbach. Es ist nicht die beste Zeit für die Bio-Branche. Florian Blank (38), ehemaliger Luftfahrt-Elektroniker und gelernter Landwirt hat es trotzdem gewagt. In der Nähe von Eckersdorf in Landkreis Bayreuth bewirtschaftet er kleinen Betrieb, der zuletzt leer stand und für den ein Nachfolger gesucht wurde. Zunächst baute er dort eine Solidarische Landwirtschaft auf. Parallel dazu ist er seit Oktober des vergangenen Jahres mit einem Biolieferdienst am Markt vertreten. Neben dem Großraum Bayreuth beliefert er seit einigen Wochen auch den Raum Kulmbach und will hier weiter wachsen.

„Es braucht alle Wege, um den Menschen einen leichten Zugang zu Bio-Lebensmitteln zu ermöglichen“, sagt Peter Ackermann, der im „Freigarten Stein“ für die Vermarktung zuständig ist. Unter www-freigarten.stein.de gibt es deshalb einen Online-Shop, in dem sich jeder potentielle Interessent ein Bild über die breite Angebotspalette machen kann.

Auf einer Fläche von rund einem Hektar bei der Einöde Stein nahe der zu Eckersdorf gehörenden Ortschaft Busbach hat Florian Blank seinen Obst- und Gemüsebaubetrieb nach der Idee einer gemeinschaftliche betriebenen Landwirtschaft errichtet. Das funktioniert so, dass die aktuell rund 60 Mitglieder alle Koste für den Obst- und Gemüseanbau tragen und im Gegenzug dazu wöchentlich einen Anteil an der Ernte erhalten.

120 sogenannte Ernteteiler wären für ein kostendeckendes Wirtschaften nötig. Um trotzdem entsprechend kostendeckend arbeiten zu können, entschloss sich Florian Blank kurzerhand, einen regionalen Bio-Lieferservice ins Leben zu rufen. Im Oktober ging er damit an den Start und heute, wenige Monate später gibt es bereits 50 bis 60 regelmäßige Kunden pro Woche. Viele Produkte sind tatsächlich aus eigener Produktion. Dazu kommen Bio-Lebensmittel von regionalen Partnerbetrieben. Der Rest wird über den Verband „Ökokiste“, ein Zusammenschluss von rund 50 Biolieferdiensten aus ganz Deutschland, zugekauft.

Eine Besonderheit, alle Produkte sind ausnahmslos aus biologischem Anbau, zu 60 Prozent nach EU-Standard, zu 40 Prozent nach dem höheren Standard der Anbauverbände wie Bioland oder Demeter. „Wir haben 35 bis 40 verschiedene Kulturen im Angebot“, erklärt Peter Ackermann. Alle möglichen Kohlsorten sind darunter, natürlich Tomaten und Paprika, Rote Beete, Zwiebeln, Salat Bohnen, Zucchini und vieles mehr. Das Brot stammt von der Biobäckerei Dieter Popp aus Münchberg.

Im weiteren Ausbau soll sämtliche zugekaufte Ware von Landwirten aus der Region stammen. Entsprechende Verhandlungen würden bereits geführt. „Wir müssen noch wachsen“, sagt Peter Ackermann, Geplant sei beispielsweise auch Pilze oder Süßkartoffeln ins Sortiment zu nehmen. Und irgendwann auch Milchprodukte und Fleisch, wofür aber noch eine entsprechende Logistik mit ununterbrochenen Kühlketten aufgebaut werden muss. Auch mit einem Teichwirt sind die Freigärtner bereits in Verhandlung. Zu Weihnachten konnten immerhin schon Weihnachtsgänse angeboten werden.

Neben Florian Blank und Peter Ackermann beschäftigen die Freigärtner schon heute zwei Teilzeitkräfte für die Ernte und für das Zusammenstellen der Lieferungen, zwei Fahrer in Teilzeit, beziehungsweise als geringfügig Beschäftigte sowie eine Bürokraft ebenfalls in einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis. Bei der Werbung setzen die Freigärtner zum einen auf die sozialen Medien, zum anderen auf Mund-zu-Mund-Propaganda.

Bild:
„Freigärtner“ Florian Blank baut in Stein bei Eckersdorf Obst und Gemüse an.
Foto: privat

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13.03.2023

Bauern als Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen / BBV-Präsident Felßner: Landwirten gehört die Zukunft“

Bayreuth. Raus aus der Opferrolle, rein in die Macherrolle“. Das fordert Günther Felßner, der neue bayerische Bauernverbandspräsident. Beim Bayreuther Bauerntag in der Tierzuchtklause sagte Felßner: „In Zukunft kommt es mehr denn je auf uns Bauern an“. Um das zu untermauern, stellte er vier Schlagworte in den Raum: Ernährung, Energie, Dekarbonisierung und Biodiversität.

Mehr Menschen, weniger Fläche, das nannte der Präsident eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Günstige Rohstoffe, günstige Energie, daraus sei das europäische Wohlstandsmodell entstanden. Nun aber würden auch noch Russland und China als Exportländer wegfallen. „Unser Wohlstandsmodell wackelt“, so Felßner. Die Bauern hätten die Lösung für viele Probleme, sie erzeugten Lebensmittel und Energie und spielten auch in Sachen Dekarbonisierung ganz vorne mit.

Dekarbonisierung bedeutet so viel wie die Dezimierung der Kohlenstoffintensität, wodurch die Menge an Treibhausgasemissionen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, verringert wird. Ziel ist weniger CO2-Ausstoß. Einfacher gesagt: „Aus der stofflichen Verwertung von Erdöl für Plastik und Kunststoffe müssen wir raus bis 2050“, so Felßner. Bleibt noch die Biodiversität: „Wir Bauern sind ein Schutzverband für unsere Lebensgrundlagen“ Alles in allem müsse eine intelligente und multifunktionale Landwirtschaft die Lösung sein. Landwirte müssten nicht wieder zurück in die Mitte der Gesellschaft, sie sind und sie waren stets die Mitte der Gesellschaft. „Was von den Rändern kam, sind die Angriffe auf uns gewesen.“

Zuvor hatte der Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe von enormen Verwerfungen in sämtlichen Bereichen seit Beginn des Ukraine-Kriegers gesprochen. Die Landwirtschaft habe es unterschiedlich getroffen. „Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht“, sagte er. Ferkelerzeuger hätten beispielsweise am meisten leiden müssen, wobei sich die Situation aktuell ins Positive verwandle. Bei den Milcherzeugern sei die Situation genau andersherum. Wo der Milchpreis zu einem ungeahnten Höhenflug angesetzt habe, sei er derzeit wieder am Fallen. Dazu müssten er und seine Berufskollegen mit den explodierenden Preisen für Dünge- und Betriebsmittel, Energiekosten und Löhne zurechtkommen. Der Strukturwandel setze sich ungebremst fort, wer einmal die Hoftore zugesperrt hat, der werde sie nicht mehr öffnen.

In ihren Grußworten versicherten sämtliche Redner, eng an der Seite der Landwirtschaft zu stehen. Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) wünschte sich mehr Männer und Frauen aus der Praxis in der Politik und im Staatsapparat, um unrealistische Entscheidungen in Zukunft zu vermeiden. MdL Tim Pargent von den Grünen beklagte den immer noch weiter voranschreitenden Flächenfraß. „Wenn die Fläche erst einmal weg ist, dann brauchen wir nicht mehr über die Düngeverordnung oder über mehr Öko-Landwirtschaft diskutieren“, sagte er. Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger wünschte sich mehr Produkte aus regionaler Erzeugung in Schulen und Kantinen. So könnte man die hochwertige Lebensmittelproduktion vor Ort sichern.

Beim Bauerntag wurden zahlreiche aktive Ortsobmänner für ihre langjährige Tätigkeit geehrt. Für 15 Jahre: Michael Schmidt (Ortsverband Gefrees), Dieter Albrecht (Haag-Schreez), Alfred Legath (Kirchenpingarten). Für 20 Jahre: Marco Riedelbauch (Bärnreuth), Gerhard Meyer (Creez-Pettendorf), Martin Gebhardt (Döhlau), Wolfgang Lochmüller (Fischbach), Roland Hagen (Lessau), Rainer Zimmermann (Lindenhardt), Siegfried Gerstacker (Wohnsgehaig). Für 25 Jahre: Hermann Redel (Eschen-Busbach), Dieter Dressendörfer (Emtmannsberg), Markus Böhm (Escherlich), Harald Bauer (Glashütten), Dieter Wolfrum (Neudorf), Hans Lindner (Neuhof), Günther Schirbel (Ramsenthal), Gerhard Wunderlich (Würnsreuth). Für 30 Jahre: Wolfgang Hacker (Bindlach-Crottendorf), Karl-Heinz Probst (Draisenfeld), Ewald Kießling (Streitau-Witzleshofen), Georg Schmidt (Nemmersdorf), Peter Reichenberger (Oberwarmensteinach). Für 35 Jahre: Helmut Hohlweg (Bad Berneck), Heinrich Geißler (Gottsfeld), Manfred Etterer )Kirchenlaibach), Harald Galster (Stein). Für 45 Jahre: Dietmar Höss (Mehlmeisel).

Bilder:
1. Ein Präsentkorb für den BBV-Präsidenten (von links): der stellvertretende Kreisobmann Harald Galster, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Günther Felßner, Kreisobmann Karl Lappe und BBV-Geschäftsführer Harald Köppel.
2. Für seine 45jährige Tätigkeit als aktiver Ortsobmann zeichneten der bayerische BBV-Präsident Günther Felßner (links) Dietmar Höss aus Mehlmeisel aus.

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11.03.2023

Landfrauen sind stille Heldinnen / Wunsiedler Landfrauentag: Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin ernannt

Bad Alexandersbad, Lks. Wunsiedel. Die Ernennung von Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin war der Höhepunkt des Wunsiedler Landfrauentages im Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) von Bad Alexandersbad. Sichtlich gerührt nahm die langjährige Kreisbäuerin Urkunde und Geschenke entgegen und appellierte an die Landfrauen, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Der Wunsiedler Landfrauentag hatte diesen Namen auch wirklich verdient, denn Kreisbäuerin Karin Reichel hatte ein Programm zusammengestellt, das tatsächlich fast einen ganzen Samstag ausfüllte. Schon am Vormittag ging es mit einem ausgiebigen Brunch in der Turnhalle des Bildungszentrums los. Am Nachmittag folgten dann neben den Ansprachen und der Auszeichnung von Christine Medick mehrere Auftritte des Landfrauenchors, eine Andacht von Bäuerin und Prädikantin Andrea Marth sowie der Auftritt der Faschingsgesellschaft Rot-Weiß-Schirnding, der auch außerhalb der Saison viel Zuspruch erfuhr.

Der oberfränkischen Bezirksbäuerin Beate Opel kam der Part zu, das Wirken von Christine Medick zu würdigen. Ihren Worten zufolge wurde die künftige Ehrenkreisbäuerin 1996 erstmals zur Ortsbäuerin gewählt, ein Amt, das sie auch heute noch wahrnimmt. Von 1997 bis 2002 sowie von 2017 bis 2022 war sie stellvertretende Kreisbäuerin, von 2002 bis 2017 Kreisbäuerin. Christine Medick ist Gemeinderätin von Thiersheim und gehört dem Wunsiedler Kreistag an, zunächst für die CSU mittlerweile für die Freien Wähler. Sie habe sich in herausragender Art und Weise um den Berufsstand verdient gemacht“, sagte Beate Opel.

Zuvor hatte Kreisobmann Harald Fischer das Wirken von Christine Medick in launigen Worten und untermalt mit vielen Fotos Revue passieren lassen. Was dabei auffiel: immer wieder hatte sie das Gespräch mit Politikern gesucht, sie auf den Hof eingeladen oder an prominenter Stelle das Wort ergriffen. Beispielsweise bei der Fernsehsendung „Jetzt red i“. Als der Bayerische Rundfunk in Marktredwitz Station machte, legte sich Christine Medick für die Einführung des Schulfaches Alltagskompetenzen ins Zeug. Nicht ohne Erfolg, wie es scheint, denn erst vor kurzem hatte Ministerpräsident Markus Söder wieder Hoffnung gemacht, dass das Fach doch noch kommt.

Neben der Ehrung stand das Jubiläum 75 Jahre Landfrauenarbeit im BBV im Mittelpunkt des Tages. Das klassische Rollenbild Kinder, Küche, Kirche, das gebe es zwar immer noch, doch längst nicht mehr so oft. Die Landfrau von heute sei alles in einem:  Betriebsleiterin, Unternehmerin, Mittelpunkt und Anlaufstation der Familie, Pflegerin, Macherin und stille Heldin. „Wir lassen uns schon lange nicht mehr aufs Tortenbacken reduzieren, sondern tragen Mitverantwortung“, so Kreisbäuerin Karin Reichel. Nun sei es wichtig, gegenüber Politik und Gesellschaft selbstbewusst aufzutreten und Flagge für den Berufsstand zu zeigen. Nur so könne es gelingen genug junge Leute zu finden, um die Betriebe weiterzuführen.

Bei der kleinen Andacht in den Räumen des Evangelischen Bildungszentrums stellte Andrea Marth aus Hildenbach bei Wunsiedel die Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ in den Vordergrund. Andrea Marth gehört seit den letzten Wahlen der Kreisvorstandschaft der Wunsiedler Landfrauen an. Sie ist Bäuerin, aber auch Prädikantin. Das bedeutet, sie ist ehrenamtliche evangelische Predigerin und darf auch eigene Gottesdienste gestalten. Sie gab den Landfrauen viel Selbstvertrauen mit auf den Weg und sagte: „Ihr alle seid Powerfrauen“. Andrea Marth rief dabei auch dazu auf, sich nicht vom Perfektionismus von TV-Sendungen wie Landfrauenküche blenden zu lassen. „Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, gut inszeniert und perfekt in Szene gesetzt“, sagte sie.

Bild:
1. Bezirksbäuerin Beate Opel und Kreisbäuerin Karin Reichel (von links) sowie Kreisobmann Harald Fischer und die stellvertretende Kreisbäuerin Nicole Orschulok (von rechts) ernannten Christine Medick zur Ehrenkreisbäuerin von Wunsiedel.
2. In Wunsiedel trägt er den Spitznamen „Sechsämter-Moila“: Der Landfrauenchor unter der Leitung von Elke Hofmann.

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09.03.2023

Beitragserhöhung beschlossen, Betriebshelfer gesucht / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz: Bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung bietet breites Dienstleistungsangebot

Bayreuth. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt. Zwar war der Verrechnungswert, also die Summe aller überbetrieblich erbrachten Leistungen von knapp 8,2 auf gut 7,8 Millionen Euro zurückgegangen, doch war dies vor allem dem fortschreitenden Strukturwandel und der gesamten Corona-Thematik geschuldet. Um auch weiterhin die breite Dienstleistungspalette aufrechterhalten zu können, wurden bei der Jahresversammlung in der Tierzuchtklause die Mitgliedsbeiträge angehoben.

Der Grundbeitrag pro Mitglied und Jahr liegt künftig bei 50 Euro und damit um zehn Euro höher als bisher. Dazu kommt die Umlage, pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche werden künftig 1,50 Euro fällig, bisher war es ein Euro. Außerdem gibt es verschiedene Preissteigerungen bei einzelnen Dienstleistungen. Belege, beispielsweise, die per Post und nicht per E-Mail verschickt werden, kosten künftig 2,50 Euro.

Die letzte Beitragserhöhung liege mehr als zehn Jahre zurück, sagte Vorsitzender Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld. Allein um die inflationsbedingten Steigerungen abzudecken seien pro Jahr 10.000 Euro an Mehreinnahmen notwendig, wenn das umfangreiche Dienstleistungsangebot des Maschinenrings aufrechterhalten werden soll. Schon jetzt sei das Arbeitsaufkommen mit dem bisherigen Personalstand kaum noch zu bewältigen.

Im Zentrum der Arbeit des Maschinenringes steht traditionell die Vermittlungen von landwirtschaftlichem Gerät. Zwei John-Deere-Schlepper, sechs Pflüge, alle mit hydraulischer Schnittbreitenverstellung und Steinsicherung, sowie mehrere Kurzscheibeneggen und Grubber hat der Ring als Mietmaschinen im Angebot. Während die Auslastung der Schlepper mit 1.192 Stunden rückläufig war, sind die Einsatzstunden der Bodenbearbeitungsgeräte stabil geblieben. Über 100 Nutzer zählt der Jahresbericht auf, pro Betrieb bis zu sechs Einsätze. „Damit bieten wir auch für kleine Betriebe die Möglichkeit, schlagkräftige Technik einzusetzen“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm.

Zweites Standbein in der Arbeit des MR Bayreuth-Pegnitz ist die Betriebshilfe. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kräften“, sagte Geschäftsführer Johannes Scherm. Er versprach eine abwechslungsreiche Tätigkeit, mit täglich neuen Herausforderungen, neuen Maschinen und dankbaren Einsatzbetrieben. Aktuell sind 13 haupt- und 20 nebenberufliche Kräfte für den Maschinenring tätig. Sie alle haben im zurückliegenden Jahr insgesamt 23.391 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, das heißt, sie wurden in Krankheitsfällen, bei Klinik- oder Reha-Aufenthalten oder schlimmstenfalls bei Todesfällen auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt, denn dort muss die Arbeit ja stets weitergehen. Bei der sozialen Betriebshilfe war die Zahl der geleisteten Stunden sogar angestiegen, im Jahr zuvor waren es noch 21.711 Stunden. Keine so große Rolle spielt dagegen mehr die wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, mit nur noch 9.309 Arbeitsstunden.

Zum weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings gehören die biologische Maiszünslerbekämpfung durch die Ausbringung von Schlupfwespen per Drohnen, Seilwindenprüfungen, Beratungsleistungen aller Art, vor allem rund um die Düngeverordnung, sowie alle möglichen Sammelbestellungen. In der MR Oberfranken Mitte GmbH hat der Maschinenring Bayreuth zusammen mit den Nachbarringen aus Kulmbach und aus der Fränkischen Schweiz seine gewerblichen Aktivitäten gebündelt. Hier sind beispielsweise drei staatlich geprüfte Klauenpfleger tätig. Ganz neu werden Futteranalysen angeboten. Über die MR-Agrarservice ist der Maschinenring außerdem für mehrere Biomasseheizwerke zuständig.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Bayreuth-Pegnitz hat aktuell 1.282 Mitglieder, fünf weniger als im Jahr zuvor. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Fläche von 41.419 Hektar, rund 500 mehr als im Vorjahr.

Bild: Geschäftsführer Johannes Scherm (links) und Vorsitzender Reinhard Sendelbeck (rechts) haben den Betriebshelfer Julius Seebach aus Tressau ausgezeichnet, der seit zehn Jahren hauptberuflich ununterbrochen für den Maschinenring Bayreuth tätig ist.

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08.03.2023

Käfer hat Waldbesitzer fest im Griff / WBV Hollfeld: Neuer Rekord in der Holzvermarktung

Hollfeld. Dem Käfer und der Trockenheit zum Trotz: Für die Waldbesitzervereinigung Hollfeld war 2022 ein gutes Jahr. „Unser Jahresabschluss ist sehr positiv“, sagte der Vorsitzende Christian Dormann bei der Jahresversammlung in der Stadthalle. Die Mitglieder der WBV Hollfeld kommen aus den drei Landkreisen Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.

Nach den Worten von Stefanie Blumers von der Geschäftsstelle wurden im zurückliegenden Jahr exakt 104.481 Festmeter Holz vermarktet, so viel wie noch nie zuvor. „Sogar den Rekord vom zurückliegenden Jahr haben wir noch einmal übertroffen“, sagte Stefanie Blumers. Damals waren es rund 82.000 Festmeter Holz. Ursache für die riesige Menge ist natürlich der Käferholzeinschlag. Bis 2020 sei alles noch ganz normal gewesen, dann habe der Käfer zugeschlagen. Von den über 104.000 Festmetern Holz waren über 97.000 Festmeter Fichten, gut 7.000 Festmeter Kiefern und nur 200 Festmeter Laubholz. Während der Schnittholzmarkt weiter stabil geblieben sei und man auch das Rundholz weiter gut habe absetzen können, sei Industrieholz sehr gefragt und auch preislich interessant gewesen.

„Der Käfer hat uns nach wie vor fest im Griff“, sagte Vorsitzender Christian Dormann. Ein Satz, den man so oder ähnlich derzeit landauf landab hört. Die Kalamitätslage habe zwischenzeitlich das gesamte Vereinsgebiet erreicht. Einmal mehr appellierte Dormann an die Waldbesitzer: „Kontrollieren Sie ihre Bestände“.

Für Unverständnis bei allen Waldbauern sorgten die Überlegungen aus Brüssel, nach denen Holz als nicht mehr nachhaltig eingestuft werden soll. „Dagegen müssen wir mobil machen“, sagte Christian Dormann. Er frage sich schon, was in den Köpfen derer vorgeht, die sich so etwas ausdenken. „Holz, dass man im eigenen Wald, vor der eigenen Haustür selbst schlägt, soll plötzlich nicht mehr nachhaltig sei?“, so der Vorsitzende. Hier müsse Druck von der Basis kommen, denn die Situation nehme langsam bedrohliche Züge an.,

Der Vorsitzende musste bei der Versammlung den Mitgliedern eine weitere negative Botschaft vermelden. Mit dem bereits im vergangenen Jahr beschlossenen und geplanten Neubau einer neuen Geschäftsstelle sei man noch nicht weitergekommen. „Mit unserem großen richtungsweisenden Projekt sind wir noch nicht viel weiter“, sagte Christian Dormann. Wie berichtet gab es noch keine Festlegung auf ein konkretes Grundstück. Fest stehe allerdings, dass die bisherige Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten platzt. Deshalb hatten sich die Verantwortlichen nun entschieden, bereits im April in der Forchheimer Straße in Hollfeld ein Interimsquartier zu beziehen. Der Neubau sei damit aber keinesfalls vom Tisch.

Die WBV Hollfeld hat aktuell 1.697 Mitglieder. 81 Neuaufnahmen standen 34 Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 13.010 Hektar.

Bei der Jahresversammlung machte Christian Kölling, der Bereichsleiter Forsten am Landwirtschaftsamt Fürth-Uffenheim, den Mitgliedern noch einmal deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, den Waldumbau zügig anzugehen. „Der alte Wald geht dahin, das Klima werde südlicher, unser Wald hier wird nicht mehr zur Klimazukunft passen“. Als Problembaumart definierte Christian Kölling wenig überraschend die Fichte, die wohl nur noch bis zum Jahr 2040 durchhalten wird. Der Kiefer gab der Fachmann eine höhere Erwartung aber auch die Kiefer werde ab 2060, spätestens 2080 hierzulande nicht mehr vorkommen. „Das Klima erzwingt einen Zukunftswald mit teilweise neuen Baumarten.“ Die heißen dann beispielsweise Mann-Esche, Flaumeiche, oder für Christian Kölling ein „echter Renner“, die Edelkastanie. Ihr könne für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts eine sehr gute Prognose gegeben werden.

Bild: „Der Käfer hat uns nach wie vor fest im Griff“: Vorsitzender Christian Dormann.

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07.03.2023

Mehr Betriebshilfe, weniger Maschinen / Trotz leicht gesunkenem Verrechnungswert: Maschinenring Wunsiedel wieder im gewohnten Rhythmus

Höchstädt. „Es bleibt spannend auf den Höfen.“ Das sagt Martin Goldschald, der Vorsitzende des Maschinen- und Betriebshilfsrings Wunsiedel. Bei der Jahresversammlung in Höchstädt war die Freude groß, dass der Zusammenschluss nach der Corona-bedingten Pause wieder in den gewohnten Rhythmus zurückkehren konnte. Das Auf und Ab auf den Märkten und die geradezu explodierenden Preise vor allem für Betriebsmittel und Treibstoff habe den Bauern im Landkreis jedoch erhebliches Kopfzerbrechen bereitet.

„Auch wenn die Preise immer Moment wieder etwas nach unten gehe, Dünger und Diesel kosten immer noch das Doppelte als vor dem Krieg in der Ukraine“, sagte Goldschald. Vor allem Veredler und Ackerbauern hätten abermals das Nachsehen. Die unruhigen Zeiten hätten natürlich auch dafür gesorgt, dass der Arbeitsaufwand in der Geschäftsstelle des Maschinenrings nicht gerade weniger wird. Ob Agrardieselanträge, Mehrfachantrag, Düngebedarfsermittlung oder KULAP: Die Arbeit geht dem Ring nicht aus.

Die beiden wichtigsten Säulen in der Ringarbeit sind nach wie vor die Vermittlung von Maschinen und die Betriebshilfe. Insgesamt seien 17590 Stunden Betriebshilfe geleistet worden, über 2000 mehr als noch im Jahr zuvor, so Geschäftsführer Andreas Hager. 12183 Stunden entfielen dabei auf die soziale Betriebshilfe, also bei Krankheit oder sonstigen Ausfällen auf dem Hof, nur 5407 Stunden seien der wirtschaftlichen Betriebshilfe zuzuordnen, also etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.

Zweites Standbein des Rings ist die Vermittlung von Maschinen und landwirtschaftlichem Gerät. Der verrechnete Wert alles Maschineneinsätze war dabei geringfügig um vier Prozent auf 2,15 Millionen Euro nach unten gegangen. Während beispielsweise die Bereiche Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz, Körnermais bei der Nachfrage teilweise um bis zu 25 Prozent zulegten, nahmen die Sparten Futterbau und Strohernte, sowie Schlepper und Transport um jeweils bis zu 20 Prozent ab. Als Gründe dafür nannte der Geschäftsführer die Tatsache, dass ein Silageschnitt aufgrund der Trockenheit ausgefallen ist und weniger Grünfutter gefahren werden musste.

Unter anderem deshalb ist auch der Verrechnungswert, also die Summe aller erbrachten Leistungen, geringfügig von 3,2 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 3,04 Millionen Euro im zurückliegenden Jahr gesunken.

Der gewerbliche Bereich ist beim Maschinenring in die MR Hochfranken GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft ausgelagert. Der Maschinenring Münchberg, der zuletzt 50 Prozent gehalten hatte, ist seit 2022 kein Teilhaber mehr, man arbeite aber auch weiterhin gut zusammen, so der Vorsitzende Martin Goldschald. Hauptumsatzträger der GmbH sei der Winterdienst, so dessen Geschäftsführer Reinhard Rasp. Ein weiterer wichtiger Bereich sei die Baumpflege. Im Auftrag des Straßenbauamtes führe die GmbH unter anderem auch insektenschonende Mäharbeiten durch, kümmere sich um die Sportplatzpflege und sei an der Holzenergie Hochfranken, die in Weißenstadt dien Therme beheizt beteiligt.

Nach den Worten des Geschäftsführers hat der Maschinenring Wunsiedel aktuell exakt 603 Mitglieder. Drei Neuzugängen standen sieben Austritte gegenüber. Alle Mitglieder zusammen bewirtschaften eine Fläche von 22418 Hektar, was nahezu komplett der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis entspreche. Mit Sandra Dornhöfer, Simon Regnet und Toni Zeitler wurden bei der Jahresversammlung auch die drei Betriebshelfer geehrt, die am meisten Stunden geleistet hatten.

Bild: Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat seine stundenstärksten Betriebshelfer geehrt. Im Bild von links: Vorsitzender Martin Goldschald, Sandra Dornhöfer, Geschäftsführer Andreas Hager, Toni Zeitler, 2. Vorsitzender Michael Groschwitz, Simon Regnet und Matthias Benker, der in der Geschäftsstelle für die Organisation der Betriebshilfe zuständig ist.

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05.03.2023

Ein dickes Lob allen Landfrauen / Ministerpräsident Markus Söder beim Kulmbacher Landfrauentag

Stadtsteinach. Da tanzen sogar die Puppen, wenn der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nach Stadtsteinach kommt. Zumindest in Gestalt des „Weiber-Balletts“ aus Stadtsteinach unter der Leitung von Verena Ramming. „Heute ist ein ganz besonderer Tag unter ganz besonderen Umständen“, wird die Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel aus Neufang später sagen. Und mit seiner launigen Rede, gespickt mit jeder Menge Gags, die noch vom Aschermittwoch übrig waren, gelingt es Markus Söder sofort, die Herzen der Landfrauen zu gewinnen.

Gemunkelt wurde ja schon länger, doch erst drei Tage vorher kam die offizielle Bestätigung: der bayerische Ministerpräsident besucht am Sonntagnachmittag den Kulmbacher Landfrauentag in Stadtsteinach. Pünktlich um 13 Uhr trifft er ein, die Sicherheitsleute halten sich im Hintergrund und Markus Söder fühlt sich in der nicht ganz voll besetzten Steinachtalhalle sichtlich wohl.

Zwei Versprechen gibt der Ministerpräsident an diesem Nachmittag ab, eines davon ist den Landfrauen besonders wichtig: Sollten die entsprechenden Projektwochen an den Schulen nicht erfolgreich sein, soll ab dem kommenden Schuljahr doch noch das Schulfach „Lebens- und Alltagskompetenzen“ eingeführt werden. „Damit soll den jungen Leuten vermittelt werden, wie wichtig in Bayern die Ernährungsproduktion, die Arbeit der Landwirte und der ländliche Raum sind“, so Söder. Diese Forderung nach einem eigenen Schulfach ist so neu nicht. Die stattdessen eingeführten Projektwochen haben bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Söders zweites Versprechen dürfte speziell die Kulmbacher freuen: „Ich komme auch heuer wieder zur Bierwoche“, ruft er in die Halle und spannt einen Bogen vom Starkbieranstich auf dem Nockherberg zwei Tage zuvor bis zum Loblied für Bayern und besonders Franken. „Bayern ist schön, aber Franken ist halt doch was ganz  Besonderes.“

Schließlich kennt auch sein Lob für die Landfrauen kaum Grenzen: „Sie sind Managerinnen, Finanzministerinnen, Seelsorgerinnen und tragen ein hohes Maß an politischem Engagement mit sich. Natürlich sind die Landfrauen am Ende begeistert. Die Rede sei schon sehr optimistisch gewesen, sagt Elke Browa, Kreisbäuerin aus dem Nachbarlandkreis Hof. Nun hoffe sie auch auf die Umsetzung, schließlich hätten die Landfrauen stets für mehr Regionalität geworben. Angelika Seyferth, Kreisbäuerin aus Bayreuth, die sich schon lange für das Fach „Lebens- und Alltagskompetenzen“ einsetzt, freut sich, dass Söder ein entsprechendes Schulfach favorisiert. „Wir legen Wert darauf, dass das auch umgesetzt wird, sagt sie. Das Schulfach sei wichtig und auch die Umsetzung der Forderung, dass in den Kantinen 50 Prozent des Angebots aus regionaler Produktion kommen soll, ergänzt die stellvertretende Bayreuther Kreisbäuerin Doris Schmidt. Gut sei es, dass der Ministerpräsident den Wert einer ausgewogenen Ernährung sie in den Mittelpunkt gestellt habe und nicht auf vegetarisch oder vegan setze.

In ihren Grußworten versichern sämtliche Mandatsträger aus Stadt und Land, dass sie fest an der Seite der Landwirtschaft stehen. Ein großes Kompliment für Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel haben Landrat Klaus Peter Söllner und die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner im Gepäck. Auch der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, lobt Beate Opel, die sich stets mit aller Kraft für die Landwirtschaft und die bäuerliche Kultur einsetze. Landtagskollege Rainer Ludwig nennt Beate Opel eine „emsige, fleißige und echte Powerfrau“. Ludwig wird aber auch ein wenig politisch, indem er auf die Diskriminierung von Bioenergie durch die Europäische Union eingeht: „Wer den Rohstoff Holz ausbremst und als nicht mehr nachhaltig anerkennt, der ist auf dem Holzweg“, sagt Ludwig.

Bei solch geballter Politprominenz geht der eigentliche Vortag zum diesjährigen Motto der Landfrauenarbeit im Bauernverband „Mit uns leben die Dörfer“, den die stellvertretende bayerische Landesbäuerin Christine Reitelshöfer aus Petersaurach im mittelfränkischen Landkreis Ansbach hält, fast ein wenig unter. Schade auch um die hörenswerten Lieder von Silvia Wachter aus Marktrodach, sie ist „Singbegleiterin für heilsames und gesundheitsförderndes Singen“ und begleitet ihren Gesang ganz alleine auf der Gitarre.

Bilder oben:
1.
      Markus Söder.
2.
      „Weiber-Ballett“ Stadtsteinach.
3.
      Söder auf dem Weg in die Halle.
4.
      Gruppenbild mit den Mandatsträgern vor der Halle.
5.
      Von links: Kreisbäuerin Beate Opel, MdL Martin Schöffel, Markus Söder,
         MdL Rainer Ludwig.

  

  

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03.03.2023

Von der Aussaat bis zur Ernte: Landfrauen feiern 75-jährigen Bestehen / Prominenteste Gratulantin beim Landfrauenabend war die Kabarettistin Lizzy Aumeier

Köditz. „Vom Bauernhof auf die Bühne.“ So lautete diesmal das Motto des Hofer Landfrauenabends. Eine neue Kreisvorstandschaft machte es möglich. Nicht nur, dass es überhaupt wieder eine große Landfrauenveranstaltung in der Göstrahalle gab, erstmals fand der Landfrauentag in einem neuen Format am Abend statt. Als Krönung hatten sich die Verantwortlichen mit der Kabarettistin Lizzy Aumeier einen prominenten Gast eingeladen. Mit viel Spontanität und ihren teilweise derben Witzen sorgte die aus der Oberpfalz stammende Künstlerin für so manchen Schenkelklopfer.

Wenig zu lachen hatte Bürgermeister Matthias Beyer, der von Anfang an in das Programm von Lizzy Aumeier einbezogen wurde. Da war es unvermeidlich, dass er irgendwann auf die Bühne kommen musste, um mit der Kabarettistin eine Szene aus dem Film „Titanic“ nachzuspielen. Mit jeder Menge zweideutigen Anspielungen und viel Humor versteht sich. Den brauchte man als Mann bei Lizzy Aumeier auch, denn sie versteht sich als die Frau mit „Hang zum Herrenwitz“. Da ist Schlagfertigkeit gefragt und wegducken angesagt, wenn sie sich mal wieder ein „Opfer“ aus dem Publikum sucht. Alles in allem war der Auftritt von Lizzy Aumeier eine willkommene Abwechslung nach drei Jahren Corona-Pause und ein Beweis dafür, was Landfrauen so alles auf die Beine stellen können.

Weil die Landfrauen im Bauernverband in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern, galt es diesmal auch, ihre Leistungen besonders herauszustellen. Dafür war nicht nur die Kreisbäuerin Elke Browa aus Hirschberglein zuständig, sondern auch die gesamte neue Vorstandschaft. „Wir haben den abwechslungsreichsten Beruf, den es gibt“, sagte beispielsweise Sandra Puchta aus Großlosnitz. Katrin Kießling aus Edlendorf beschrieb die Landfrauen als eine starke und lebendige Gesellschaft und Stefanie Schmidt aus Isaar meinte, dass vor allem die Landfrauen nach getaner Arbeit auch sehen könnten, was sie geleistet haben, und das „von der Aussaat bis zur Ernte“. Nicht zuletzt lerne man auch immer wieder nette Menschen kennen, so Lisa Sachs aus Straas und Christine Schmidt aus Selbitz ergänzte: „Wer sonst, wenn nicht die Landfrauen, sollten die Landwirtschaft Familien und Kindern nahe bringen“.

Landfrau zu sein, das bedeute unter anderem: Verantwortung zu übernehmen, überwiegend optimistisch zu sein, für jedes Problem eine Lösung zu finden und gern in geselliger Runde zu sein, so Kreisbäuerin Elke Browa. „Wir sind das Beste, was dem Land und was den Männern passieren kann“, sagte sie augenzwinkernd. Ihre Vorgängerin Karin Wolfrum, die erst kürzlich zur Ehrenkreisbäuerin ernannt wurde, wünschte der Vorstandschaft viel Glück und Erfolg für die sicher leichter werdenden Zeiten, die auf uns alle zukommen. Allen Vorstandsmitgliedern überreichte sie deshalb eine Hoffnungskerze.

Ganz von der Bühne trat Karin Wolfrum allerdings nicht ab. Zusammen mit dem Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut Lottes sang sie nicht nur Traditionelles wie „Nimm die Stunden“ oder „Ich bin an Dorfkind“, sondern auch eine Choradaption des Abba-Hits „Dancing Queen“.

Eines hätten die Landfrauen ihren Männern auf jeden Fall voraus, so Bürgermeister Matthias Beyer zuvor in seinem Grußwort. Sie hätten den Generationswechsel vollzogen und wieder genügend Aktive gefunden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Er spielte damit auf die Tatsache an, dass für den ausgeschiedenen Kreisobmann Hermann Klug noch immer kein Nachfolger gefunden wurde.

Bilder:
1. Kabarettistin Lizzy Aumeier nahm sich beim Hofer Landfrauenabend unter anderem den Köditzer Bürgermeister Matthias Beyer vor.

2.
Von Volksliedern bis zu Popsongs: der Hofer Landfrauenchor steht für Tradition und Moderne.

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02.03.2023

Ohne Bauern keine Industrie / Regierung von Oberfranken verabschiedete 13 frischgebackene Meister der Landwirtschaft

Bayreuth. 13 junge Leute aus allen Teilen Oberfrankens haben ihre Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister erfolgreich bestanden. Aus den Händen von Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz erhielten die zwölf Männer und mit Marisa Döhla aus Sparneck im Landkreis Hof auch eine Frau ihre Zeugnisse. „Sie sind auf der höchsten Stufe der Fortbildung im praktischen Bereich angekommen“, sagte die Regierungspräsidentin. Alle 13 seien in ihrem Traumberuf angekommen, sie müssten sich aber auch darüber im Klaren sein, dass sie vor einer Zukunft mit großen Herausforderungen stehen.

Heidrun Piwernetz bezeichnete die Landwirtschaft als Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts. Deshalb wünsche sie sich auch mehr Verständnis von Seiten der Gesellschaft für die Situation der Bauern. Zumal das Thema Nahrungsmittelsicherheit mit dem Krieg in der Ukraine wieder in den Focus geraten sei. Doch die Landwirte könnten noch viel mehr, als wertvolle Lebensmittel erzeugen. Sie stünden für den Erhalt und die Pflege des ländlichen Raumes, für ein aktives Dorfleben und für die Erzeugung regenerativer Energien. „Sie haben uns auf ihrer Seite, wenn es darum geht, die Landwirtschaft realistisch darzustellen“, sagte Heidrun Piwernetz im Namen der Regierung von Oberfranken.

In seinen „Anmerkungen zur Innovationskraft der oberfränkischen Landwirte“ nannte der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Günther Dippold Bildung als das sicherste Mittel, um die Zeiten des Wandels zu bestehen. „Wissen und Können bleiben“, so Dippold, der in seine Ausführungen einen weiten Bogen über die Geschichte der Landwirtschaft in Oberfranken in den zurückliegenden Jahrhunderten spannte. Die Landwirtschaft sei dabei immer Veränderungen ausgesetzt gewesen und habe stets die Kraft gehabt sich immer wieder neu zu erfinden.

Ausgehend vom bisher bekannten frühesten Kartoffelanbau um 1647 in Pilgramsreuth im heutigen Landkreis Hof zog Bezirksheimatpfleger Dippold den Schluss, dass es ohne die Kartoffel keine industrielle Revolution gegeben hätte, denn die Kartoffel sei schnell ein beliebtes und weit verbreitetes Nahrungsmittel geworden. Für Dippold war deshalb auch klar: „Ohne Bauern keine Industrie“.

Fleiß, Wissen, Einsatz und Talent, das alles bescheinigte der Hofer Landrat Oliver Bär den erfolgreichen jungen Leuten, von denen einige künftig als Betriebsleiter tätig sein werden. „Wer sich in der Landwirtschaft engagiert, der engagiert sich auch in der Gesellschaft“, so der Landrat. Kaum eine Branche sei so entwicklungsaffin wie die Landwirtschaft und kaum eine Branche decke so viele Bereiche ab,.

Die folgenden frischgebackenen Landwirtschaftsmeister haben ihre Urkunden erhalten: Heinrich Ott aus Hirschaid im Landkreis Bamberg, Jochen Albrecht aus Haag, Manuel Arnold aus Pegnitz, Lukas Haberberger, ebenfalls aus Pegnitz, und Christian Schirbel aus Bad Berneck (alle Landkreis Bayreuth). Ferner Adrian Becker aus Coburg, Jakob Wunder aus Wiesenttal im Landkreis Forchheim, Matthias Bär aus Selbitz, Marisa Döhla aus Sparneck, Arnold Köppel aus Schwarzenbach an der Saale und Fabian Langheinrich aus Schauenstein (alle Landkreis Hof), Peter Hübner (in Abwesenheit) aus Kasendorf im Landkreis Kulmbach sowie Felix Reisenweber aus Untermerzbach im unterfränkischen Landkreis Hassberge.

Bilder: Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz überreichte die Meisterbriefe an 13 junge Leuten aus allen Teilen Oberfrankens.

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01.03.2023

Betriebshelfer händeringend gesucht / Gute Zahlen trotz leichtem Abwärtstrend: Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach als verlässlicher Partner der Landwirtschaft

Kulmbach, Die allgemeine Personalnot geht auch an den Maschinen- und Betriebshilfsringen nicht spurlos vorüber. „Wir brauchen dringend Leute, sonst können wir unsere Aufgaben nicht mehr bewältigen“, sagte Geschäftsführer Horst Dupke bei der Jahresversammlung des Maschinenrings Kulmbach.

Trotz Helferrückgangs habe der MR Kulmbach im zurückliegenden Jahr immer noch rund 17500 Stunden abdecken können. Der weitaus größte Teil davon entfällt auf die sozialen Betriebshilfe, die immer dann notwendig wird, wenn zum Beispiel ein Betriebseiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss. Im Jahr 2021 waren es noch 22500 Stunden. Der Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten erledigt und die Verhandlungen mit dem Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen.

Die Tätigkeit als Betriebshelfer für den Maschinenring sei eine gute Möglichkeit, wenn es darum geht, Geld hinzuzuverdienen, sagte der Geschäftsführer. Auch für landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Beschäftigten in weniger arbeitsintensiven Zeiten nicht auslasten können. Gesucht seien aber auch Betriebshelfer in Festanstellung, sei es in Teilzeit oder in Vollzeit.

Auch die Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) ist auf der Suche nach Personal. In der GmbH haben die drei Ringe Bayreuth-Pegnitz, Fränkische Schweiz und eben Kulmbach ihre gewerblichen Aktivitäten ausgelagert. Wie Alexander Hollweg berichtete, seien vor allem Mitarbeiter für den Winterdienst, aber auch zur Grünflächen und Gehölzpflege gesucht. Von den drei Ringen seien zwar zusammen rund 170 Mitarbeiter im Einsatz, doch um weitere gewerbliche Aufträge annehmen zu können, seien auch weitere Arbeitskräfte notwendig. Auch ein Nachfolger für einen ausscheidenden Klauenpfleger werde händeringend gesucht.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Betriebshilfe im Landkreis Kulmbach auch künftig zu organisieren und sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas Textores. Wenn auch der Trend leicht nach unten zeigt, so könne man auf die vorliegenden Zahlen dennoch stolz sein, so Geschäftsführern Horst Dupke. Dern Verrechnungswert aller erbrachten Leistungen bezifferte er auf 3,96 Millionen Euro, im Vorjahr waren es mit 4,04 Millionen Euro nur geringfügig mehr. Der Maschinenring Kulmbach hat aktuell 834 Mitglieder, 16 weniger als im Jahr zuvor.

Zweiter wesentlicher Aufgabenbereich des MR Kulmbach ist die Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um Düngedokumentationen geht.

Wie in jedem Jahr wurden auch diesmal wieder die drei Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden besonders geehrt: Thomas Kraß aus Guttenberg, Dominic Hofmann aus Buchau und Karl Ludwig Hain aus Schwärzleinsdorf bei Stadtsteinach. Alle drei hatten im zurückliegenden Jahr jeweils mehre als 1000 Stunden geleistet. Nur Karl Ludwig Hain konnte die Ehrung persönlich entgegennehmen, die anderen beiden waren verhindert.

Bei der Jahresversammlung referierten Thomas Ludwig vom AGCO-Fendt-Konzert und Stefan Sack von CNH-Industrial-Konzern, zu dem die Marken Fendt und Steyr gehören, über Antriebssysteme der Zukunft. Beide kamen übereinstimmend zu dem Schluss, dass man im Bereich großer Traktoren nach wie vor nicht auf den Dieselmotor verzichten kann. Mittel- und langfristig sahen sie die Zukunft bei dezentral zu erzeugbaren Energien wie Methan, Methanol oder Wasserstoff. Auch synthetische Kraftstoffe, die auf chemischer Basis erzeugt werden, könnten eine Rolle spielen. Beide Konzerne steckten derzeit große Anstrengungen in entsprechende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Den klassischen Elektroantrieb stuften die beiden Experten zumindest für den landwirtschaftlichen Bereich aufgrund der dort herrschenden außergewöhnlichen Anforderungen als eher unwahrscheinlich ein.

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28.02.2023

Mikroorganismen für das Klimas / Sobac Deutschland GmbH zeigte Landwirten neue Wege zu fruchtbaren Böden – Infoveranstaltung in Alladorf

Alladorf. Für Düngemittel müssen die Bauern seit geraumer Zeit tief in die Tasche greifen, wenn sie überhaupt noch mineralische Dünger bekommen. Oft sind Düngemittel gar nicht mehr verfügbar und wenn, dann sind sie den hohen Preisen hilflos ausgeliefert. Dazu kommt der Ärger um die Gelben und Roten Gebiete, deren Ausweisung betroffenen Landwirten das Wirtschaften deutlich schwerer bis unmöglich macht.

„Wir sind an einem Wendepunkt, wo wir nach neuen Möglichkeiten suchen müssen“, so der für Oberfranken zuständige Fachberater Michael Ohlmann vom Unternehmen Dehner Agrar bei einer Informationsveranstaltung der Sobac Deutschland GmbH in Alladorf bei Thurnau. „Die Landwirte sind bereit umzudenken“ sagte Ohlmann. Wie sehr das Thema den Bauern unter den Nägeln brennt, zeigte der Besuch. Rund 120 Landwirte aus dem Kulmbacher Raum aber auch aus den Nachbarlandkreis Bamberg und Bayreuth waren ins neue Alladorfer Dorfhaus gekommen.

Bei der Sobac Deutschland GmbH handelt es sich um ein französischen Unternehmen, das einen Spezialdünger produziert, der auf pflanzlichen Komposten basiert und der den Humusaufbau im Boden deutlich verbessert. Der Einsatz von Mineraldünger wird dabei deutlich reduziert, was sich wiederum positiv auf die Bodenwerte auswirkt. Die Erträge bleiben trotzdem stabil, steigen im besten Fall sogar.

„Wir bauen in Ihren Böden Humus auf und erhöhen ihre Fruchtbarkeit. Sie reduzieren die mineralische Düngung und sind bestens gerüstet um den roten Gebieten die Stirn zu bieten“, sagte Anne-Christine von Mülmann (Bild), Chefin der Sobac Deutschland. Ihren Worten zufolge basiert das Konzept auf ausgewählte Kulturen sowie pflanzliche Mikroorganismen und deren Trägerstoffen. Es ist einsetzbar bei allen denkbaren Kulturen, wie Mais, Raps oder Weizen, aber auch bei Sonderkulturen wir Obst, Gemüse oder Kattoffeln und sogar im Grünland.

„Unser Ziel ist es, die mineralische Düngung zu reduzieren“, so Anne-Christine von  Mülmann. Vor dem Hintergrund zunehmender Trockenphasen müssten die Böden in Zukunft flexibler werden, um beispielsweise mehr Wasser und Nährstoffe speichern zu können. Mikroorganismen seien dafür unverzichtbar, denn sie ermöglichte es, dass die Böden mehr Humus produzieren und damit von besserer Qualität sind. Die Landwirte stellten damit nicht nur ihre Verantwortung gegenüber der nächsten Generation unter Beweis, sondern verbesserten auch die Rentabilität ihres Betriebes.

In den obersten 30 Zentimetern des Bodens befinden sich im Schnitt pro Hektar rund vier Tonnen Kalium, fünf Tonnen Phosphor und zwischen zwei und acht Tonnen Stickstoff, rechnete die Sprecherin vor. „Warum nutzen wir diese Nährstoffe nicht aus?“ Möglich sei dies durch den Einsatz verschiedenster Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Algen oder Pilzen. Mit deren Einsatz sei es möglich, pro Jahr und Hektar im Schnitt fünf Tonnen Kohlenstoff und 250 Kilogramm Stickstoff zu speichern.

As Unternehmen Sobac hat 150 Beschäftigte und erzielt einen Jahresumsatz von im Schnitt 40 Millionen Euro. Hergestellt wird der Spezialdünger im französischen Bourre, rund 150 Kilometer südlich von Paris. Vertrieben wird er unter dem Namen Quaterna Terra und Quaterne Aktiva.

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24.02.2023

Trotz negativer Rahmenbedingungen: WBV auf Wachstumskurs / Borkenkäfer hat Waldbesitzer nach wie vor im Griff – Kritik an europäischen Beschlüssen zur Holzverbrennung

Bayreuth. „Wir müssen beim Waldumbau deutlich zulegen.“ Das hat Michael Schmidt, Chef des Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg gefordert. Bei der Jahresversammlung der Waldbauernvereinigung Bayreuth in der Tierzuchtklause sprach Schmidt von einer sehr ausgeprägten Dürre in ganz Oberfranken. Am schlimmsten sei die Situation im Frankenwald, wo es mehr als 10.000 Hektar Kahlflächen gebe. Über eine Million Festmeter Schadholz seien allein im zurückliegenden Jahr angefallen, mancher Waldbesitzer habe buchstäblich alles verloren.

Auch auf dem Gebiet der WBV Bayreuth habe der Borkenkäfer den Waldbesitzern im angelaufenen Jahr jede Menge Schadholz beschert. „Der Borkenkäfer hat uns nach wie vor im Griff“, sagte der Vorsitzende Hans Schirmer. Die Aufarbeitung der Schadhölzer laufe auf Hochtouren, teilweise seien vier Harvester gleichzeitig im Einsatz. Auch wenn die Rahmenbedingungen derzeit nicht optimal sind, so seien die Preise glücklicherweise auf gutem Niveau geblieben. Um den gestiegenen Holzmengen Herr zu werden, habe die WBV zwischenzeitlich ihr Team um eine Bürokraft und um Förster Sebastian Kaufmann verstärkt.

Den Unmut des Vorsitzenden hatte ein EU-Beschluss zur Holzverbrennung hervorgerufen. Dem Beschluss vom Herbst zufolge soll die energetische Nutzung von Holz verringert und langfristig ausgebremst werden. „Das ist ja wohl der Gipfel“, schimpfte Vorsitzender Schirmer. Er sprach von einer „Riesensauerei“, wenn Holz tatsächlich nicht mehr als erneuerbare Energie gelten soll. Da könne man sich nur noch wundern, was in diesen Köpfen vorgeht, sagte Schirmer. Seinen Worten zufolge ist Holz der beste Klimaschützer, den man sich vorstellen könne. Deshalb müssten sich die Waldbauern gegen derartige Beschlüsse massiv zur Wehr setzen.

Laut Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV Bayreuth aktuell 1750 Mitglieder, 65 mehr als vor einem Jahr. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Waldfläche von 9388 Hektar Wald, 641 Hektar mehr als im Vorjahr. Insgesamt hatte die WBV 2022 für ihre Mitglieder 60.391 Festmeter Holz vermarktet. Im Jahr zuvor waren es noch 40.120 Festmeter. Mit über 50.000 Festmetern war die Fichte die mit großem Abstand häufigste Baumart. Der Rest setzt sich im Wesentlichen aus Kiefern und aus Brennholz zusammen. Größte Abnehmer sind die Sägewerke Ziegler in Plößberg und Gelo in Weißenstadt, beziehungsweise Wunsiedel.

Die WBV sei deshalb von großer Bedeutung, da die Bayreuther Region wesentlich von der Forstwirtschaft geprägt ist und negativen Naturereignisse eher noch zunehmen werden, sagte Landrat Florian Wiedemann bei der Versammlung. Gegen weitere Stilllegungen von Waldflächen sprach sich die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aus. „Wir wollen weder Stilllegungen, noch Ausweitungen von Großschutzgebieten“, sagte sie. Dem pflichtete auch Karl Lappe, zweiter Vorsitzender der WBV und zugleich BBV-Kreisobmann bei. „Wald ist Natur und Natur wächst, man kann sie nicht stilllegen“, richtete er seine Worte an die Politik. Seinen Worten zufolge sei der Wald ein Zukunftswald, weil er immer mehr zum Energiewald wird und immer mehr Holz in die energetische Verwertung gehen muss.

Bei den turnusmäßigen Neuwahlen gab es wenig Veränderungen in der Vorstandschaft der WBV Bayreuth. Vorsitzender bleibt Hans Schirmer, 2. Vorsitzender der BBV-Kreisobmann Karl Lappe, dritter Vorsitzender und Geschäftsführer Gerhard Potzel. Stellvertretende Geschäftsführerin und Protokollführerin Anja Steinlein, Beisitzer Klaus Wunderlich. Neu gewählt wurden die weiteren beiden Beisitzer: Jonas Hartmann aus Bernreuth und Julian Hammon aus Weidenberg.

Bild: Der neue und alte Vorsitzende der WBV Bayreuth Hans Schirmer (rechts) überreichte dem Referenten Michael Schmidt, dem Leiter des zuständigen Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg einen Korb voller landwirtschaftlicher Produkte als Präsent.

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24.02.2023

Wie das Schnitzel auf den Teller kommt / Schule auf dem Bauernhof: Landfrauen wollen verstärkt für Projektwochen werben

Bayreuth. Wo kommt eigentlich das Fleisch auf dem Burger her? Wie ist das mit der Milch? Was ist eine Biogasanlage? Auf all diese Fragen haben Landwirte Antworten. Deshalb wollen sie sich verstärkt einbringen, wenn es gilt, Schülern Alltagskompetenzen zu vermitteln. Die Umsetzung des Projektes „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“ ist deshalb meist in Form einer Projektwoche an allen staatlichen Schulen verpflichtend. So richtig funktioniert das allerdings noch nicht. Zum einen gibt es zu wenige landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis, die dabei mitmachen. Zum anderen scheuen viele Schulen den Besuch auf einem Bauernhof.

Auf Vermittlung der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer trafen sich deshalb Vertreter der Landfrauen mit Martin Richter vom Staatlichen Schulamt im Landkreis, um Wege zu finden, damit die Landwirtschaft bei den Alltagskompetenzen wieder eine Rolle spielt. Das sei auch dringend notwendig, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Große Teile der Gesellschaft hätten den Bezug zur Landwirtschaft komplett verloren. „Wir müssen bei den Kindern ansetzen, um zu vermitteln, wo die Milch und das Schnitzel herkommen“, sagte sie. Die Projektwochen kämen nicht so recht in die Gänge, weil sich die Akteure offensichtlich nicht finden, so Gudrun Brendel-Fischer. Hier gebe es Optimierungsbedarf.

Ursprüngliches Ziel der Landfrauen sei ein eigenes Schulfach „Alltagskompetenzen“ gewesen, erinnerte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Doch auch mit den Projektwochen könne man Kinder und Jugendliche erreichen. Ihrer Ansicht nach wäre es optimal, wenn sowohl dritte, als auch siebte Jahrgangsstufen jeweils einen Tag auf einem Bauernhof verbringen würden und das Erlebte tags darauf nacharbeiten könnten. Immerhin gebe es bereits an die zehn Betriebe im Landkreis Bayreuth, die daran teilnehmen.

Von den Schulen im Raum Bayreuth nannte sie konkret die Gesamtschule Hollfeld, die Johannes Kepler-Realschule und das Richard-Wagner-Gymnasium, beide in Bayreuth. Bei diesen Schulen gebe es bereits erfolgreiche Ansätze für eine Zusammenarbeit. Bei vielen anderen Schulen scheitere die Projektwoche auf dem Bauernhof zum einen am Lehrermangel, zum anderen am Unterrichtsausfall in der Folge von Corona. Viele Schulen würden sich für die Projektwochen gegen die Landwirtschaft entscheiden und beispielsweise mit dem Bayerischen Roten Kreuz zusammenarbeiten.

Die Landwirtschaft stehe dabei in einem gewissen Konkurrenzverhältnis, gab Schulrat Martin Richter zu bedenken. Gerade wenn die Schüler in höheren Klassen den Inhalt der Projektwoche mit entscheiden könnten, stehe die Landwirtschaft oft nicht gerade an erster Stelle. Er empfahl den Landfrauen, gezielte Pakete auszuarbeiten und die Schulen darauf hinzuweisen.

Eine Bäuerin, die bislang nur gute Erfahrungen mit Schulklassen auf dem Bauernhof gemacht hat, ist Tanja Strobl vom Fischlhof in Heroldsreuth bei Pegnitz. Viele Schüler seien sehr interessiert gewesen, die Lehrkräfte hätten das Angebot dankbar angenommen. Gerade jetzt, wo es so viele Vorurteile gegen die Bauern gibt, sei es wichtig, die Betriebe zu öffnen und die Realität zu zeigen. Das Angebotsspektrum sei dabei riesig. Es reiche von Energie und Ernährung über Holz und Wald bis hin zu Geologie und Imkerei.

Als Ergebnis des Gesprächs vereinbarten die Beteiligten, dass sie bei einer der kommenden Schulleiter-Dienstbesprechungen spätestens zu Beginn des nächsten Schuljahres das Projekt persönlich vorstellen. Dabei solle nicht nur um die breite Themenvielfalt gehen, die ein Bauernhof für die Durchführung einer Projektwoche bietet. Auch die Kostenseite soll beleuchtet werden, um festzustellen zu können, ob eventuell eine Beteiligung eines Fördervereins notwendig ist.

Bild: Wollen mehr Schulklassen auf landwirtschaftliche Betriebe einladen: Bäuerin Tanja Strobl aus Pegnitz, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Kreisbäuerin Angelika Seyferth und Bäuerin Petra Lodes aus Leups (von links).

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17.02.2023

Die Positionen der Landwirtschaft klar vertreten / Bauernverband vergab rund 100 Urkunden und Ehrenzeichen für langjährige aktive Ortsobleute – Karin Wolfrum zur Ehrenkreisbäuerin, Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann ernannt

Saalenstein. Fast 100 Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner aus dem Hofer Land hat der Bauernverband am Freitagabend in Saalenstein für ihren teils jahrzehntelangen Einsatz geehrt. Urkunden und Ehrennadeln gab es auch für ausgeschiedenen Mitglieder des Kreisvorstandes, der sich vor wenigen Monaten neu konstituiert hatte. Dem bisherigen Kreisobmann Hermann Klug wurde außerdem der Titel Ehrenkreisobmann verliehen, die bisherige Kreisbäuerin Karin Wolfrum wurde zur Ehrenkreisbäuerin ernannt.

Karin Wolfrum aus Gattendorf wurde 2002 als Nachfolgerin von Helga Schörner zur Kreisbäuerin gewählt. Bereits seit 1996 ist sie als Gemeinde- und als Kreisrätin politisch aktiv. Ihr wichtigstes Steckenpferd sei allerdings der Hofer Landfrauenchor, so Bezirksbäuerin Beate Opel. Sie überreichte Karin Wolfrum die Ernennungsurkunde. Mit dem Chor habe Karin Wolfrum viele Auslandsreisen absolviert und sei unter anderem schon in Italien, Finnland, Frankreich, Polen und Schweden aufgetreten. Landrat Oliver Bär hatte Karin Wolfrum zuvor als „extrem wortgewaltig“ beschrieben. Sie habe inhaltlich stets den Finger in die Wunde gelegt und die Positionen der Landwirtschaft klar vertreten.

Hermann Klug sei für den gesamten Verband ein stets verlässlicher Partner gewesen, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, der Klug als Mann des Ausgleichs beschrieb, dessen Wort stets Gewicht hatte. Hermann Klug wurde 1986 zum Ortsobmann von Isaar in der Gemeinde Töpen gewählt. Von 2003 bis 2022 gehörte er dem Kreisvorstand an, von 2002 bis 2007 war er stellvertretender Kreisobmann, von 2007 bis 2022 Kreisobmann in der Nachfolge von Heinz Bauer. Er gehörte unter anderem dem „Landesfachausschuss Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien“ an, war Mitglied im Prüfungsausschuss, im Vorstand des Rinderzuchtverbandes und in der Jagdgenossenschaft.

Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif war zuvor in seiner Rede vor allem mit den Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht gegangen. Durch die Neuabgrenzung der Roten und Gelben Gebiete, die den Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden Flächen erschweren bis praktisch unmöglich machen, würden viele Landwirte an ihre Existenzgrenzen gedrückt, sagte er. „Es geht ums Eingemachte“, so Greif. Nicht selten könnten betroffene Bauern nachweisen, dass es über Jahrzehnte hinweg leine Probleme gegeben habe, trotzdem würden sie aufgrund gemessener Werte an der nächsten Messstelle in Sippenhaft genommen. „Wir müssen mit dem Blödsinn aufräumen, der da mit uns gemacht wird, sagte der BBV-Bezirkschef. Allerdings machte er seinen Berufskollegen keine Illusion, es könne noch Jahre dauern, „bis wir aus der Show wieder raus sind“.

Landrat Oliver Bär pflichtete dem Verbandspräsidenten in Sachen Rote und gelbe Gebiete bei. Es sei rechtlich wenig haltbar, aus wenigen Daten eine Verpflichtung für viele zu machen. Absolut schwer nachvollziehbar sei es, dass daraus eine Existenzgefahr für jene Bauern herauskommt, die damit überhaupt nichts zu tun haben. Bär nannte die Landwirtschaft einen absolut prägenden Faktor in der Region, die landwirtschaftlichen Betriebe stünden maßgeblich dafür, wie sich ein Dort entwickelt. Der Landrat würdigte auch die Verbundenheit der Bauern zu ihrer Heimat und bedankte sich bei allen Aktiven, die über so viele Jahre die Fahne der Landwirtschaft im Landkreis hoch gehalten hätten.

Die Personen, die am längsten als Ortsobleute in ihren Dörfern aktiv waren sind: Rainer Findeiss (Maierhof), Hannelore Klug (Isaar), Günter Martin (Wurlitz) und Erika Streitberger (Töpen). Sie alle haben 35 Jahre lang mitgewirkt. Für 40 Jahre wurden Inge Dötsch aus Schönlind und Alfred Lottes aus Fleisnitz geehrt. 50 Jahre war Herbert Michl aus Löhmar dabei und 55 Jahre Erika Munzert aus Marlesreuth. Noch aktiv ist die Ortsbäuerin Gerda Roßberg aus Kautendorf, die für 40 Jahre geehrt wurde. Alle anderen Ehrungen erfolgten für 15, 20, 25 und 30 Jahre aktive Mitgliedschaft. Eine besondere Ehrung gab es für die ausgeschiedenen Kreisvorstandsmitglieder Roland Kießling, Uli Köppel, Irene Puchta-Döhler, Christina Martin-Kleiner, Christine Hohberger-Puff, Rainer Horn, Klaus-Dieter Bäger und Reinhard Köhler.

Bild: Hohe Ehrung: Karin Wolfrum wurde zur Ehrenkreisbäuerin und Hermann Klug zum Ehrenkreisobmann ernannt (von links): BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, stellvertretender Kreisobmann Andreas Wolfrum, Karin und Reinhard Wolfrum, Hermann und Hannelore Klug, Bezirksbäuerin Beate Opel, Kreisbäuerin Elke Browa und Landrat Oliver Bär.

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14.02.2023

„Denkfabrik für die Gesellschaft“ / BBV-Präsident Felßner fordert neues Selbstverständnis für den Bauernstand

Hirschaid. „Umparken im Kopf“, das fordert der neue BBV-Präsident Günther Felßner von seinen Berufskollegen. Dem Verband will er dabei ein völlig neues Selbstverständnis geben: „Wir sind nicht nur für die zwei Prozent der Bevölkerung, also für die Landwirte, da, wir haben vielmehr Zukunftslösungen für alle Menschen, also für 100 Prozent“, sagt Felßner bei der Bezirksversammlung des oberfränkischen Bauernverbandes in Hirschaid.

Die Bauern müssten nicht zurück in die Mitte der Gesellschaft, wie es oft zu hören sei, die Bauern sind die Mitte der Gesellschaft. Was vom Rand kommt seien die Angriffe, etwa durch Tierrechtsaktivisten, die mit fragwürdigen Methoden arbeiteten und beispielsweise in Ställe einbrechen. „Wir liefern die Ideen für die Bevölkerung, wir sind die Denkfabrik der Gesellschaft, wir sind Anpacker“, machte er den Landwirten Mut. Man dürfe die gesellschaftliche Diskussion nicht denen überlassen, die sich auf der Straße ankleben und dann nach Thailand fliegen, so Felßner.

Ob Essen oder Energie, die Landwirtschaft habe für alles die Lösung. Deshalb würden die Bauern in Zukunft noch wichtiger, als in der Vergangenheit. Zumal sich die Weltbevölkerung innerhalb einer Generation verdopple, während der Flächenverbrauch immer mehr zunehme. Mehr Menschen und weniger Fläche: das könne so nicht weitergehen. Deshalb müsse der Verband weg von der reinen Lobbyarbeit und stattdessen neue Ideen entwickeln, die für alle Menschen von Bedeutung sind. „Raus aus der Opferhaltung und selbstbewusst auftreten, das muss unsere knallharte Strategie sein“, so Felßner.

Die Frage, ob es sinnvoll sei, Fleisch zu essen, beantwortete der BBV-Präsident mit einem klaren ja. Die gesamte Wissenschaft komme zu dem Ergebnis, das eine vielfältige und abwechslungsreiche Ernährung die beste Ernährung ist. Damit gehörten tierische Produkte unabdingbar dazu. Felßner räumte dabei auch mit dem Märchen auf, dass Fleisch und Milch dem Klima schade. Man könne doch eine Kuh nicht wie ein Auto mit Auspuff betrachten. Vielmehr sei der landwirtschaftliche Produktionsprozess CO-2-Neutral.

Zuvor hatte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif Kritik an der Politik geübt. Ob Pflanzenschutzreduktion oder zweifelhafte Aussagen zum nachwachsenden Rohstoff Holz: „Man fragt sich schon, was sich Politik und Behörden so ausdenken“, sagte Greif. So gehe es nicht weiter, für die konventionelle Landwirtschaft sei die derzeitige Situation ohnehin schon ein halber Todesstoß.

Bei der Neuabgrenzung der Roten und Gelben Gebiete, die den Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden Flächen erschweren bis praktisch unmöglich machen, ging Greif mit den Wasserwirtschaftsämtern hart ins Gericht. „Wir kämpfen an allen Fronten dagegen“, sagte er. De Erklärungen des Wasserwirtschaftsamtes nannte er mitunter stümperhaft. „Da wird manchmal ein wenig Augenwischerei betrieben“, so Greif. Neben dem Flächenverbrauch stelle die Neuausweisung der Roten und Gelben Gebiete auch das größte Problem in den Landkreisen dar. Mehrere Kreisobmänner berichteten davon, dass die Wasserwirtschaftsämter gar nicht mit sich reden lassen, sondern den Bauern gleich empfehlen, den Klageweg zu beschreiten.

Bei der Bezirksversammlung wurde die langjährige Kreis-, Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller aus Wingersdorf im Landkreis Bamberg zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt. Urkunden erhielten auch die ausgeschiedenen Kreisobleute Edgar Böhmer (Bamberg), Heidi Bauersachs (Coburg), Rosi Kraus (Forchheim), Karin Wolfrum (Hof), Rosa Zehnter (Kronach), Wilfried Löwinger (Kulmbach) und Bezirksvorstandsmitglied Peter Schlund (Bamberg).

Bilder:
1. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, Bezirksbäuerin Beate Opel (von links) sowie BBV-Direktor Wilhelm Böhmer und BBV-Präsident Günther Felßner (von rechts) haben Anneliese Göller zur Ehrenbezirksbäuerin ernannt.
2.
Ehrung für ausgeschiedene Kreisobmänner und Kreisbäuerinnen beim BBV Oberfranken (von links): Peter Schlund, Wilfried Löwinger, Rosa Zehnter, BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, Karin Wolfrum, BBV-Präsident Günther Felßner, Edgar Böhmer, Rosi Kraus, Heidi Bauersachs, Bezirksbäuerin Beate Opel und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.

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13.02.2023

Ökofranken sind pleite / Insolvenz des „Vermarktungszusammenschlusses für ökologisch-regionalen Landbau eG“

Itzgrund. Der Vermarktungszusammenschluss für ökologisch-regionalen Landbau (Ökofranken) mit Sitz in Welsberg, Gemeinde Itzgrund im Landkreis Coburg ist insolvent. Das geht aus einem Schreiben von Rechtsanwalt Gunther Neef von der Kanzlei Schwarzrecht in Hof an ein Ökofranken-Mitglied hervor, das der Redaktion vorliegt. Rechtsanwalt Neef wurde vom Insolvenzgericht Coburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. In dem Schreiben macht der Anwalt Forderungen der Insolvenzschuldnerin gegenüber dem Mitglied in mittlerer fünfstelliger Höhe geltend, die binnen zwei Wochen zu begleichen seien.

Das Mitglied, ein Ökolandwirt aus dem Fränkischen, geht fest davon aus, dass die Rückforderungen keine Grundlage haben. Er habe schon lange mit der Insolvenz gerechnet, so der Landwirt. Eigentlich seien die Ökofranken schon vor zwei Jahren erledigt gewesen. „Die hätten schon viel früher Insolvenz anmelden müssen.“ Er habe mittlerweile einen Fachanwalt eingeschaltet, der auch zahlreiche andere Mitglieder vertritt. Die Ökofranken eG müsste nachweisen, dass die Forderungen rechtens sein, was zum größten Teil wohl nicht der Fall ist. Bestätigt sieht sich das Mitglied dadurch, dass ein Gericht vor einiger Zeit die Rückforderungsklage der Ökofranken gegen einen Mitgliedsbetrieb bereits abgewiesen hatte.  

Dem Vernehmen nach stehen insgesamt Forderungen in Höhe von rund zwei Millionen Euro im Raum. Wenn Vorstand und Geschäftsführung kein persönliches Verschulden nachzuweisen ist, bleiben die Mitglieder in jedem Fall auf ihren Einlagen sitzen.

Die Erzeugergemeinschaft Ökofranken war bereits in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfen des Missmanagements ausgesetzt. Das System hätte so funktionieren sollen, dass die beteiligten Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie vermarktet werden konnte, bekamen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei konnte es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen wurden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das hatte bei den Betroffenen für erheblichen Ärger gesorgt. Die Verantwortlichen sahen das Hauptproblem darin, dass die Andienungspflicht nicht konsequent umgesetzt wurde. Allerdings wurden auch die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst, wodurch die Ertragssituation nicht besser, sondern schlechter wurde.

Vorstand Roland Schrenker, Landwirt aus Treppendorf bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth, hatte noch vor gut einem Jahr gegenüber dem Wochenblatt bestätigt, dass rund 120 von den insgesamt 300 Mitgliedern der Gemeinschaft zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen leisten sollten. Die Mitglieder zweifelten allerdings schon damals an, ob die Rückforderungen rechtens und nicht teilweise längst verjährt sind. Konkret sollten Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht geliefert hatten pro zehn Hektar Fläche, für die sie gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Hektar und Jahr zur Kasse gebeten werden. Die Ordnungsgelder sollen nach Ansicht von Mitgliedern allerdings schon damals eher dazu dienen, eine Insolvenz abzuwenden. „Eine Insolvenz steht im Raum, wenn es hart auf hart kommt, wird sie unvermeidbar sein“, sagte ziemlich genau vor einem Jahr ein Landwirt gegenüber dem Wochenblatt. Nun ist die Insolvenz also Realität geworden.

Damals wie heute sieht der Landwirt, dessen Name der Redaktion bekannt ist, das Problem hauptsächlich in der Person des Geschäftsführers, der von Anfang an nicht in der Lage gewesen sei, seine Aufgaben satzungsgemäß durchzuführen. „Da sind Geschäfte getätigt worden, bei denen nichts verdient wurde“, sagt der Landwirt. Vermutlich sei sogar Vertragsware teuer zugekauft worden, um Lieferverträge zu erfüllen.

Die Ökofranken eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen Ökostandards. Die Genossenschaft beschäftigte einen hauptamtlichen Geschäftsführer und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.

Torsten Gunselmann vom BBV Oberfranken bedauert die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. „Wir sind prinzipiell sehr daran interessiert, dass Landwirte ihre Produkte bündeln können“, so Gunselmann, der auch Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken ist. Gerade der Ökolandbau sei auf diese Bündler angewiesen. Da sei die Ökofranken eG schon ein wichtiger Partner gewesen. Er hoffe nun sehr, dass anderen Erzeugergemeinschaften nicht auch das Vertrauen entzogen werde, „nur weil eine Gruppe weniger Akteure offensichtlich handwerkliche Fehler gemacht hat“. Gerade die Erzeugergemeinschaften seien ein wichtiger Baustein.

Vorstand Roland Schrenker teilte mit, dass er keine Stellung nehmen könne, bestätigte jedoch, dass ein Beschluss des Amtsgerichts Coburg vorliege. Über den Inhalt wollte er zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben. Insolvenzverwalter Gunther Neef hatte bis zum Redaktionsschluss nicht auf eine entsprechende Anfrage geantwortet.

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10.02.2023

Abenteuer Afrika: Ein Beruf – Zwei Welten / Erfolgreiches Partnerschaftstreffen mit Landfrauen aus Kenia – Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel in Afrika: „Wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben“

Kulmbach. „Dort lebt man viel entspannter, da könnte man sich schon mal eine Scheibe abschneiden“, sagt Beate Opel. Die Kulmbacher Kreisbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin ist vor wenigen Tagen aus Afrika zurückgekommen. Mit einer achtköpfigen Delegation bayerischer Landfrauen hatte sie im Rahmen eines ehrgeizigen Austauschprojektes in einigen Gemeinden im Westen Kenias Berufskolleginnen besucht. Das Ganze soll keine Einbahnstraße sein: „Wir wollen unser Wissen weitergeben und dabei selbst auch etwas lernen“, so Beate Opel.

Das Projekt „Internationale Zusammenarbeit“ der bayerischen Landfrauen, das bereits seit einigen Jahren läuft, soll vor allem Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Es gebe bereits einen Interessensverband für kenianische Landfrauen, in dem junge Frauen grundlegende Kenntnisse erwerben können. Ziel sei es, ein nachhaltiges Einkommen zu generieren und damit die Lebensverhältnisse vor Ort zu verbessern.

Für Beate Opel war es vor allem ein Blick über den Tellerrand. Auch dort finde Landwirtschaft statt, allerdings in anderen Verhältnissen, aber sehr vielseitig aufgestellt. Die am häufigsten angebaute Frucht sei der Reis. Aber zum Beispiel auch Bananen spielten eine große Rolle. Ansonsten gebe es Ackerbau, Milchvieh und Geflügel. „Wir haben zwar den gleichen Beruf, leben aber in zwei Welten“, sagt die Kreis- und Bezirksbäuerin, für die es die erste Reise nach Afrika war. Mit dabei waren diesmal unter anderem die neue Landesbäuerin Christine Singer aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, deren beide Stellvertreterinnen Christine Reitelshöfer aus Mittelfranken und Christiane Ade aus Schwaben sowie Projektleiterin Angelika Eberl von der Gesellschaft „BBV Landfrauen Internationale Zusammenarbeit“.

Seit 2017 bemühen sich Landfrauen in Bayern darum, die Lebensverhältnisse ihrer Berufskolleginnen in West-Kenia durch die Förderung neuer Erkenntnisse und das Anstoßen von Innovationen zu verbessern. Das Projekt findet unter dem Dach einer Sonderinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung statt und wird von dort auch gefördert und finanziert. Grundgedanke ist es, die Ausbildungsmöglichkeiten zu fördern und damit auch zur Gleichstellung von Frauen innerhalb der Familien und der Gesellschaft beizutragen.

Kritischen Stimmen des Afrika-Engagements bayerischer Landfrauen hält Beate Opel entgegen, dass es doch nichts schlechtes sein kann, sein Wissen an andere weiterzugeben. „Auch wir können von den afrikanischen Bäuerinnen lernen, wenn es beispielsweise darum geht, unsere Ansprüche ein wenig zurückzuschrauben.“ Ein Ziel sei durch das Projekt bereits erreicht worden: In West-Kenia, genauer in Siaya, Kakamega und Bungoma gibt es bereits einen Landfrauenverband, die „Woman Farmers Assoziation of Kenya“. Er organisiert Weiterbildungen und veranstaltet sogar einen eigenen Landfrauentag, bei dem sich die Bäuerinnen untereinander austauschen können. „Wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sie sich vernetzen, ehrenamtlich engagieren, untereinander austauschen und den Kontakt zur Politik suchen“, das legten die bayerischen Landfrauen ihren kenianischen Kolleginnen ganz besonders ans Herz.

Sprachliche Probleme habe es nicht gegeben: Mit ein wenig englisch komme man gut durch, außerdem war ein Dolmetscher immer dabei. „Man versteht sich auch so, schließlich sind wir durch die Landwirtschaft eng miteinander verbunden.“ Um sich gegenseitig besser kennen zu lernen, haben die Bayerischen Bäuerinnen Fotos ihrer Familien und ihrer Betriebe mitgebracht. So könnten auch die afrikanischen Landfrauen sehen, wie hierzulande gelebt und gewirtschaftet wird. Was die Kreis- und Bezirksbäuerin besonders schätzt: die außergewöhnliche Gastfreundschaft. Bei sämtlichen Zusammenkünften sei gesungen, getanzt und auch gebetet worden. Überhaupt sei es ein beeindruckendes Land, so die Kreis- und Bezirksbäuerin.

Damit das Projekt nicht zur Einbahnstraße wird, waren vor Corona auch acht Bäuerinnen aus Afrika zu Gast auf bayerischen Höfen, konnten hier mitarbeiten und wertvolle Erfahrungen sammeln. Sie sollen in ihrer Heimat als Multiplikatoren wirken und ihre erworbenen Kenntnisse an die Bäuerinnen zuhause weitergeben. Das Projekt habe gute Chancen, fortgesetzt zu werden. Auch diesmal werde es wohl wieder einen Gegenbesuch geben, zeigt sich Beate Opel optimistisch.

Bilder:
1.
 Auf einer Farm trafen sich die bayerischen Landfrauen mit Berufskolleginnen aus Kenia. Mit dabei war auch die Kulmbacher Kreis- und oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel (7. von rechts).
2. Gruppenbild der Vorstandschaften der Counties Kakamega, Siaya und Mongoma mit der bayerischen Landfrauendelegation, darunter Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel (sitzend links).

3. Das Leben spielt sich auf der Straße ab: Die Bananenverkäuferin trafen die bayerischen Landfrauen in Kenia.

Alle Bilder: privat

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09.02.2023

Premium-Qualität aus Süddeutschland / Vertragsübergabe: Müller Grippe setzt verstärkt auf Haltungsform 3

Bayreuth. Für alle Beteiligten war es ein richtungsweisender Schritt: Die Müller Gruppe setzt künftig bei Rindern und Jungbullen verstärkt auf die Haltungsform 3. Dazu wurden am Schlachthof in Bayreuth die entsprechenden Verträge zwischen Erzeuger, Bündlern und Vermarktern offiziell übergeben. „Damit setzen wir künftig auf Premium-Qualität“, sagte Martin Müller, Geschäftsführer der Müller Fleisch GmbH, eines der führenden deutschen Unternehmen der Fleischwirtschaft. Das produzierte Fleisch wird künftig unter dem Label „Müller´s Landrind ***“ vermarktet.

Die Müller Gruppe habe sich schon seit langem zur Initiative Tierwohl bekannt, sagte der Geschäftsführer. Die aktuellen Vertragsbindungen gelten für die drei Standorte Birkenfeld bei Pforzheim, Ulm und Bayreuth. Die nun unter Vertrag stehenden landwirtschaftlichen Betriebe seien durch die Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft (QAL) in Vierkirchen auditiert.

Mit der Vertragsbindung honoriere die Müller Gruppe den zusätzlichen Aufwand der Landwirte für die Modifikation der betrieblichen Rahmenbedingungen an die Haltungsform 3. Dazu gehörten unter anderem ein größeres Platzangebot, ein Laufstall, das Angebot von Außenklimareizen und die Fütterung ohne gentechnisch veränderte Organismen. Zusätzlich seien Qualitätsmerkmale wie Alter, Gewicht, Handelsklassen und Rassen bei den Mastbullen vorgegeben. Nach den Worten von Martin Müller sind bereits 50 Landwirtschaftliche Betriebe, im Wesentlichen aus Bayern und Baden Württemberg mit dabei. Sie lieferten in einem ersten Schritt jährlich mehr als 8000 Mastbullen. Sämtliche Verträge hätten eine Laufzeit von ein bis zwei Jahren.

Die Belieferung erfolge bereits seit Jahresbeginn. Der Müller Gruppe und den Partnern lägen bereits zahlreiche positive Rückmeldungen vom Handel in Süddeutschland vor. Parallel dazu würden die bereits seit längerem laufenden Jungbullenverträge der Haltungsform 2 beibehalten. Sie hätten nach wie vor ihre Berechtigung am Markt. Gleichzeitig arbeite die Müller Gruppe an einer Vermarktungsstrategie bei der auch weibliche Rinder der Haltungsform 3 einer besseren Wertschöpfung zugeführt werden.

„Wir wollen mit diesem Schritt darstellen, dass das Ganze in Bewegung ist“, sagte Geschäftsführer Sebastian Brandmeier von der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben. Er sprach von einer für die Zukunft wegweisenden Entscheidung. Wichtig sei auch, dass den Betrieben mit den Verträgen eine Perspektive gegeben wird. Josef Ebert von der Viehzentrale Südwest sah einen positiven Impuls, „dass in der Landwirtschaft etwas vorwärts geht“. Nun müsse man sehen, was der Markt hergibt.

Zur Müller Gruppe gehören die Unternehmen Müller Fleisch, Bayreuther Fleisch, Ulmer Fleisch, Ingolstädter Fleisch sowie Süddeutsches Schweinefleischzentrum.

Bild: Die Geschäftsführer Sebastian Brandmeier von der Viehvermarktungsgenossenschaft Oberbayern-Schwaben, Martin Müller von der Müller Fleisch GmbH, Josef Ebert von der Viehzentrale Südwest und Stefan Rossmann von der Ulmer Fleisch GmbH (von rechts) bei der Übergabe der Dreiecksverträge zwischen Erzeugern, Bündlern und Vermarktern im Bayreuther Schlachthof.

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08.02.2023

Bauern fordern Mehr Toleranz und Wertschätzung / Landwirtschaft in der Region klagt über hohe Belastungen durch überzogene Forderungen

Hof. Umweltvergifter, Luftverpester, Tierquäler: Bauern sehen sich vielen Vorwürfen ausgesetzt. Kaum eine Branche steht so im Kreuzfeuer der Kritik, wie die Landwirtschaft. Doch stimmen die Vorwürfe wirklich? In einigen wenigen Fällen mag dies zutreffen. Der weitaus größte Teil der Betriebe steht genau für das Gegenteil. Denn viele Landwirte in Bayern und auch im Hofer Land haben pfiffige und auch nachhaltige Ideen. Sie setzen auf Klimaschutz und Tierwohl, doch Politik und Gesellschaft stellen dennoch ständig neue Forderungen. Wie gehen sie damit um?

Auch Landwirte haben Forderungen an die Gesellschaft. „Die Bauern fordern vor allem Respekt und Vertrauen. Wir haben bestmöglich ausgebildete Landwirte, die jeden Tag unter Beweis stellen, was sie können“, sagt Thomas Lippert, Geschäftsführer des Bauernverbandes Hof/Wunsiedel. Allerdings sei die Halbwertszeit politischer Ziele mit der Lebenswirklichkeit der Landwirte nicht vereinbar. Richtungsänderung könnten Landwirte erst mitgehen, wenn Investitionen auch abbezahlt sind.

„Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schließen sich im Moment schon aus“, meint Lippert und macht dies am Beispiel der Tierhaltung fest: Sie sei die beste Alternative, um Grünland zu verwerten, wirtschaftlich sei das derzeit nicht immer. Ganz konkret nennt der BBV-Geschäftsführer eine Pflichtstillegung von Ackerland mit dem Flächenfrass nicht vereinbar. Als große Herausforderungen für die Landwirtschaft bezeichnet Lippert derzeit die Roten Gebiete in der Düngeverordnung und den Bau des Süd-Ost-Links.

„Wer fordert muss auch handeln“, sagt Andreas Wolfrum, stellvertretender BBV-Kreisobmann aus Döberlitz. „Möchte ich beispielsweise ausschließlich regionale Produkte, dann sollte ich auch nur diese kaufen. Denn damit unterstütze ich die heimische Landwirtschaft am meisten.“ Lose Forderungen an Landwirte stellen und letztlich an der Ladenkasse doch wieder das billigste Produkt kaufen, das helfe niemandem. Leider entscheide die Regierung derzeit über die Köpfe der Bauern hinweg, so Wolfrum. Das beste Beispiel dafür sei die neue Ausweisung der Roten Gebiete. „Hier wurde wieder an jeder Realität vorbei entschieden und keine Praktiker mit ins Boot geholt um von Region zu Region Lösungen zu erarbeiten“ Wolfrum zufolge schließen sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht aus. Im Gegenteil: sie gingen auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben oft Hand in Hand. Leider brächten politische Entscheidungen dies oft ins Ungleichgewicht. „Wir arbeiten in Generationen, entwickeln und stets weiter. Das wird leider oft verkannt.“

Gerade die neue Agrarreform aus Brüssel werde dazu führen das innerhalb Europas besonders in Deutschland immer weniger Lebensmittel angebaut werden können. Es werde auf bestem Ackerland extensiviert. Oft reichten die Qualitäten des Getreides dann maximal noch als Tierfutter. Wolfrum: „Lebensmittel kommen dann zukünftig aus Südamerika. Die Umweltstandards dort? Fehlanzeige- es gibt keine! Wollen wir das?“ Für Wolfrum das größte Problem: die Bürokratie. „Ich will Landwirt sein, mich um meine Tiere kümmern. Meiner Felder und Wiesen nach bestem Wissen bewirtschaften. Aber bis ich das darf muss ich erst mal Monate lang Anträge stellen, Kontrollen vorbereiten und abarbeiten, Programme mit Düngermengen füllen, weiterbilden und so weiter.“

Für den Nebenerwerbslandwirt Matthias Knöchel aus Konradsreuth ist es die grundsätzliche Frage, ob ein gegenseitiges Fordern von Bauern und Gesellschaft zielführend ist, oder man nicht doch miteinander gemeinsam eine Richtung in gewissen Thematiken einschlagen sollte. Erfreulich wäre es, wenn die Gesellschaft nicht immer direkt die Landwirte verurteilt. Ein Wechsel des Blickwinkels, Aussagen hinterfragen und nicht direkt jede Meldung glauben und Mitläufer, beziehungsweise Stimmungsmacher sein, wäre ein guter Anfang, sagt Knöchel.

Gefühlt wisse jeder besser Bescheid als die vom Staat ausgebildeten Landwirte. „Aber niemand traut sich zu fragen warum und wieso machst du das so wie es gemacht wird.“ Viele Meldungen beruhten nun mal leider nicht mehr auf einer neutralen Berichterstattung und schadeten damit auch in großen Maßen dem Image. Auf im eigenen Land erzeugte Produkte sollte mehr Wert gelegt werden, zumal diese Branche auch Wirtschaftsmotor in jeder Region ist und das Geld vor Ort bleibt.

Die Regierung sei primär wegweisend durch Gesetze, Maßnahmen und Förderung. Verbände und Zusammenschlüsse arbeiteten konstruktiv mit, dass umsetzbare Lösungsansätze entstehen. Jedoch fruchte dies nicht immer und bei einem Wechsel der Regierung seien plötzlich ganz andere Themen wieder wichtig und das bisher gelernte komplett hinfällig. Knöchel: Die Landwirtschaft ist so vielfältig, schnelllebig und komplex wie nie: Boden, Natur, Technik, Niederschlag.“ Selbst innerhalb eines Landkreises gebe es oft starke Unterschiede. Die Entscheidungskraft und Ermessensspielraum sollte wieder etwas weiter in Richtung der Landwirtschaftsämter vor Ort gerückt Was man oft hört, dass die Förderung ein „Bonus“ für gute Landwirte sei, so ist dem nicht. Ohne Förderung ist die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit nicht gegeben.

Auch Knöchel meint, dass man gleichzeitig nachhaltig und auch wirtschaftlich produzieren und arbeiten könne. Die Frage sei aber doch, in welchem Rahmen man das betrachtet. Bei globalen Märkten habe man schlichtweg keine Chance, wenn man die höchsten Qualitäts-, Umwelt- und Tierwohlstandards und Mindestlohn hat. Dann sei das ausländische Produkt mit Transport unterm Strich einfach billiger. Hier sei man schlichtweg nicht auf einem Nenner, „Äpfel und Birnen kann man nicht vergleichen.“

Knöchel gibt auch zu bedenken, dass der Landwirt nicht mit einer 40-Stunden-Woche rechnet, sondern das macht, was gemacht werden muss. Defizite würden durch mehr Arbeit ausgeglichen, mit einem zweiten Standbein oder einfach damit, dass man in ein Anstellungsverhältnis geht und der Betrieb so nicht weitergeführt wird. Außerdem sei die Bürokratie mittlerweile nicht praktikabel. Der Landwirt spricht von „Unmengen an Meldungen und Dokumentation, teilweise mit Sinn oder nicht“. Auch hier gelte wieder, wer bezahlt die Mehrarbeit?

In erster Linie fordert Knöchel von der Bevölkerung mehr Toleranz und Wertschätzung. „Wir haben Greening und Cross Compliance erfüllt, das Volksbegehren „Rettet die Bienen“, Gewässerschutzstreifen angelegt, überall Schutzgebiete, Verbote und Einschränkungen bei der Düngung und so weiter. Regelmäßig stellen wir uns neu auf. „Im Privatgarten aber darf gemacht werden, was man will. In der Industrie sieht man hinter der schönen Glasfassade nicht was passiert. Eine Entschärfung im Ton mancher Leute wäre einfach für das Gemüt gut.

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07.02.2023

„Mit Herz und Hand smart fürs Land“ / Landwirtschaftlicher Berufswettbewerb auf Kreisebene gestartet

Bayreuth. Sie sind aktuell die besten Junglandwirte aus den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach: Alexander Gahn aus Burgkunstadt, der seine Ausbildung auf dem Betrieb von Gerhard Reif in Gössmannsreuth macht, Luca Eckert aus Waischenfeld und Nicolas Trapper aus Peesten. Sie landeten beim landwirtschaftlichen Berufswettbewerb auf Kreisebene auf den ersten drei Plätzen. Nachdem sich die ersten sieben von insgesamt 45 Teilnehmern für den Bezirksentscheid qualifizierten, dürfen sich auch Rene Hampel aus Neuenmarkt (4. Platz), Alexandra Winkler aus Großhaberdorf (5. Platz), Lucas Hirschmann aus Thurnau (6. Platz) und Alina Sendelbeck aus Gottsfeld bei Creußen (7. Platz) über ihr erfolgreiches Abschneiden beim Berufswettbewerb freuen.

Die Wettbewerbsaufgaben zeichneten sich auch diesmal wieder durch Praxisnähe und einen starken Bezug zum beruflichen Alltag aus. Nachdem er im zweijährigen Turnus stattfindet und beim letzten Mal Corona-bedingt ausgefallen war, nahmen diesmal Absolventen des Berufsgrundschuljahres sowie des ersten und zweiten Praxisjahres daran teil.

Gefragt waren fachliche Kenntnisse, handwerkliche Fertigkeiten, ein gutes Allgemeinwissen, dazu Sozialkompetenz und Redegewandtheit. Da ging es beispielsweise um Fragen aus den Bereichen Politik, Zeitgeschichte, Geographie und Sport. Die Teilnehmer sollten fünf Disziplinen des Leichtathletik-Wettkampfes benennen und mussten wissen, welches Nicht-EU-Land an Deutschland grenzt (die Schweiz).

Im Praxisteil sollten sich Auszubildende in der Landwirtschaft mit Futtermitteln, mit Saatgut und mit einzelnen Werkstoffen gut auskennen. Auch technisches Geschick war gefragt, etwa als es darum ging, einen Flaschenöffner aus Metall herzustellen. Außerdem lautete eine Aufgabe, den eigenen Betrieb, beziehungsweise den Lehrbetrieb in Form eines Kurzreferates vorzustellen.

Der Berufswettbewerb der Landjugend steht diesmal unter dem Motto „Mit Herz und Hand – smart fürs Land“. Bundesweit nehmen daran insgesamt rund 10000, bayernweit rund 2000 junge Nachwuchskräfte im Alter teil und stellen ihr berufliches Wissen und praktisches Können unter Beweis. In Bayern findet der Wettbewerb an 45 Schulstandorten statt.

Ziel ist es, aufzuzeigen, dass die Ausbildung in einem Grünen Beruf das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft ist und Perspektiven zur Mitgestaltung eröffnet. „Wer hier sein Können unter Beweis stellt, kann nicht nur beim Berufswettbewerb punkten, sondern schafft sich auch für das spätere Berufsleben beste Grundlagen und ein berufliches Netzwerk mit Gleichgesinnten“, heißt es von Seiten des Bauernverbandes.

Im Zuge der Corona-Lockdowns seien die Leistungen der heimischen Landwirtschaft wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt, sagte der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann. Der Wettbewerb soll dazu beitragen, der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, welche interessante und abwechslungsreiche Berufe der Wirtschaftszweig Landwirtschaft zu bieten habe, so Bayreuths 3. Bürgermeister Stefan Schuh. „Der Wettbewerb ist auch ein stückweit Werbung für unseren bäuerlichen Berufsstand“, sagte die oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel. Sie schrieb den jungen Leuten ins Stammbuch: „Ihr seid die Zukunft, lasst uns gemeinsam den Bauernstand hochhalten.“

Für die besten jungen Frauen und Männer auf Kreisebene geht es am 28. März beim Bezirksentscheid weiter. Die Bezirkssieger treffen sich am 3. und 4. Mai in Weiden in der Oberpfalz zum Landesentscheid. Die Entscheidung, wer zu Deutschlands Besten in den Sparten Landwirtschaft, und Hauswirtschaft gehört, fällt vom 19. bis 23. Juni 2023 in Echem in Niedersachsen.

Bilder:
1. Eingerahmt von der Gratulanten präsentierten die sieben Erstplatzierten ihre Urkunden. Alle sieben nehmen Ende März am oberfränkischen Bezirksentscheid teil.
2. - 4. Beim Landwirtschaftlichen Berufswettbewerb war auch jede Menge technisches Geschick gefragt.

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04.02.2023

Fischotter bedroht oberfränkische Teichwirtschaft / Beutegreifer gefährden Existenz vieler Betriebe – Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken

Himmelkron. Oberfrankens Teichwirte klagen über immense Schäden durch eine extrem angestiegene Fischotterpopulation. „Wir können unsere Fische doch nicht als Vogelfutter entwerten lassen“, sagte der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Thiersheim bei der Jahreshauptversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron. Er hatte einen seiner Teiche eigens für die Eröffnung der Karpfensaison im September mit rund 100 Karpfen besetzt, fünf davon hatten die Fischotter übrig gelassen. Ein Grund dafür, dass dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder damals bei den Eröffnungsfeierlichkeiten Schweineschäufele statt Karpfen serviert werden musste, was bayernweit für Aufsehen gesorgt hatte.

Notfalls müsse man seine Teiche auch mal leer lassen, schlug Thoma vor. Vielleicht könne man so der Bevölkerung klar vor Augen führen, wie wichtig eine funktionierende Teichwirtschaft ist. Wo sollten Frösche oder Insekten hin, wenn es keine Uferrandstreifen mehr gibt, sagte er. „Wir erwarten von der Regierung, dass sie reagiert, wenn Gefahr in Verzug ist“, so der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif. Es könne nicht angehen, dass man derartige Beutegreifer kommen und überhand nehmen lässt und erst dann etwas unternimmt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Greif: „Wenn wir das nicht endlich begreifen, dann war es das mit dem Kulturgut Teich“.

„Die Zeit drängt“, warnte auch Alexander Horn, Fischotterberater für das östliche Oberfranken und die nördliche Oberpfalz. Er ging davon aus, dass der Otter die Teichwirte noch einige Zeit im Atem halten werde. Alexander Horn wies aber auch darauf hin, dass der Fischotter kein bayerisches und auch kein deutsches, sondern ein internationales Problem ist. Deshalb bedürfe es einer internationalen Zusammenarbeit, um das Problem zu lösen.

Auch die anderen Beutegreifer seien noch nicht vom Tisch, sagte Vorsitzender Thoma. Vor allem beim Silberreiher stelle man zunehmende Populationen fest. Weniger Probleme mache dagegen im Moment der Kormoran. Einiges getan habe sich auch beim Biber. Nicht sein dürfe es allerdings, dass neue Naturschutzgebiete wie derzeit in Nassanger bei Trieb im Landkreis Lichtenfels ausgewiesen werden sollen, in denen ein generelles Jagdverbot herrscht. Im Falle der Ausweisung rechnen wird dort über kurz oder lang mit neuen Brutkolonien des Kormoran.“

Doch auch über die Problematik durch den Fischotter hinaus hat es die Teichwirtschaft derzeit gerade nicht leicht. Geschäftsführer Otto Norbert Grußka musste berichten, dass zwei Teichbetriebe im zurückliegenden Jahr wegen Wassermangels aufgegeben haben. Der Wassermangel werde uns in den kommenden Jahren noch verstärkt treffen, sagte er. „Wir steuern dabei auf Verhältnisse zu, wie im Libanon“, so Grußka. Ein weiterer Betrieb hatte wegen der ebenfalls zunehmenden Starkregenereignisse einen Totalschaden erlitten.

Bei der Politik sei die Problematik längst angekommen, versicherte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU im Bayerischen Landtag. „Wir brauchen einen rechtssicheren Beschluss, dass der Fischotter ebenfalls erlegt werden kann“, sagte er. Hintergrund sei, dass die Naturschutzverbände bereits Klage gegen eine solche Entscheidung angekündigt hatte. Es werde kein Weg daran vorbeiführen, den Fischotter zu dezimieren, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Bei 650 Fischotterpärchen in der Region würden die Fischereibestände weiter geplündert. Man dürfe sich nicht von angeblichen städtischen Eliten vorschreiben lassen, was zu tun ist, sagte der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Teichwirtschaft bedeute nicht nur die Erzeugung gesunder Lebensmittel, sondern auch einen wichtiger Beitrag zu Ökologie und Artenschutz.

Bei den turnusmäßigen Neuwahlen der Teichgenossenschaft wurde der Vorsitzende Dr. Peter Thoma einstimmig für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Neuer Stellvertreter ist der Forellenteichwirt Michael Gahn aus Neustadt bei Coburg. Weiterer Stellvertreter bleibt Karl-Peter Schwegel aus Wüstenstein. Geschäftsführer ist Otto Norbert Grußka aus Rödental. Zu Beiräten wurden für die kommenden vier Jahre gewählt: Gerhard Rudolf (für den Landkreis Bamberg), Karl-Heinz Herzing (Bayreuth), Martin Heilmann (Forchheim), Christian Holoch (Kronach), Edwin Hartmann (Kulmbach), Alexander Krappmann (Lichtenfels) und Roland Medick (Wunsiedel). Die Stelle des Beirats für den Landkreis Coburg bleibt unbesetzt. Kassenprüfer sind Simon Abt aus Hirschaid und Alfred Rippl aus Thiersheim.

Eine besondere Würdigung erfuhr der nicht mehr zur Wahl angetretene Manfred Popp aus Benk (72), der sich seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz um die Teichwirtschaft verdient gemacht hatte. Popp war unter anderem Betriebsleiter der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß, er war in der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken tätig und hatte selbst mehrere Teiche bewirtschaftet.

Bilder:
1.
 Glückwünsche zur wieder-, beziehungsweise Neuwahl: der Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag Martin Schöffel (rechts) wünschte dem Vorsitzenden Dr. Peter Thoma und seinen beiden Stellvertretern Karl-Peter Schwegel und Michael Gahn alles Gute für die nächsten vier Jahre.
2
. Der Vorsitzende Dr. Peter Thomas und sein Stellvertreter Karl-Peter Schwegel ehrten Manfred Popp (von links) für seinen jahrzehntelangen Einsatz um die Teichwirtschaft in Oberfranken.
 

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02.02.2023

„Landfrauen stehen ihren Mann“ / Landfrauen fordern verlässliche und realistisch Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft der Zukunft

„Mit uns leben die Dörfer“, lautet in diesem Jahr das Motto der Landfrauenarbeit im Bayerischen Bauernverband. Mit Kathrin Riedel vom Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken hatten sich die Landfrauen dabei eine Expertin eingeladen, die für zahlreiche Projekte in den Dörfern des Bayreuther Landes zuständig ist.

Bayreuth. „Wir sorgen für ein schönes Dorf“, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth und machte damit unmissverständlich klar, dass die Landfrauen so wie niemand anders für das Jahresmotto stehen. Die Landfrauen seien es, die entscheidend dazu beitragen, dass Tradition und Brauchtum erhalten bleiben und somit Leben in den Dörfern herrscht. Vom Gemeinderat über die Feuerwehr bis hin zur Landjugend: „Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig“, sagte sie. Doch auch auf den Höfen und Betrieben stünden die Landfrauen ihren Mann. Zumal mit den Landfrauen nicht nur die Dörfer, sondern auch die Städte lebten, denn schließlich seien es die Landwirte, die hochwertige Lebensmittel erzeugten und die in den Discountern für volle Regale sorgten.

Der Blick in die Zukunft fiel allerdings weniger optimistisch aus. „Landwirtschaft wird es in Zukunft mit Sicherheit auch noch geben, die Frage ist nur wie und wo“, so Angelika Seyferth. Gestiegene Betriebskosten, immer mehr Auflagen und Reglementierungen und immer höhere Anforderungen an Tierwohl und Umweltschutz: „Immer mehr Betriebe geben auf und schließen ihre Hoftore für immer“, sagte die Kreisbäuerin. Wenn aber Rindfleisch aus Argentinien und Schweinefleisch aus China importiert werden müssten, dann frage dort niemand mehr nach Haltungsbedingungen.

„Was wir brauchen sind verlässliche und auch realistische Rahmenbedingungen“, so Angelika Seyferth. Auch auskömmliche Preise seien notwendig, denn „vom Draufzahlen können auch wir nicht leben“. Nur wenn diese Forderungen erfüllt werden können, dann werde auch die nächste Generation noch sagen können: „Mit uns leben die Dörfer“.

Kathrin Riedel, als Abteilungsleisterin vom Amt für Ländliche Entwicklung für die Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel zuständig, kümmert sich ebenfalls um die Fortentwicklung lebendiger Dörfer. „Ziel unserer Arbeit ist die Förderung und Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in den ländlichen Regionen“, sagte sie.

Doch was machen lebendige und vitale Dörfer aus? Die Referentin sprach unter anderem von Nahversorgern, Handwerksbetrieben Bäckereien und Metzgereien, Freizeitanlagen, einer intakten Natur und auch von Landwirten in den Dörfern. Von den rund 350 Projekten, die aktuell bearbeitet werden, entfielen über 100 auf den Landkreis Bayreuth. „Damit ist Bayreuth ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit“, so die Abteilungsleiterin. Ziel der meisten Projekte sei es, wieder Leben ins Dorf zu bringen.

Dazu komme außerdem die klassische Flurbereinigung. „Hier wollen wird die Landwirte behutsam unterstützten.“. Flurbereinigung beruhe dabei stets auf Freiwilligkeit. Das Image, dass wir mit eiserner Hand durch die Flur gehen, stimme schon lange nicht mehr.“ Das Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken hat seinen Sitz in Bamberg und ist eines von sieben derartigen Ämtern in Bayern. Im zurückliegenden Jahr wurden nach den Worten von Kathrin Riedel rund 28 Millionen Euro an die verschiedensten Projekte ausbezahlt.

Der Landfrauentag wurde in diesem Jahr wieder einmal mit einer ökumenischen Andacht eröffnet. Passend zum Lichtmesstag hatten sich der evangelische Pfarrer Christian Parchent aus Lindenhardt und der katholische Diakon Roland Huppmann von der Pfarrei Heilig Kreuz  des Themas „Licht“ angenommen. Mit vielen Dutzend kleinen Kerzen visualisierten die Landfrauen das Thema kreativ und brachten das Licht stimmungsvoll von Tisch zu Tisch, so dass in der Tierzuchtklause die passende festliche Stimmung entstanden war.

Bilder:
1.
 „Licht der Liebe, Lebenslicht“: Der Bayreuther Landfrauenchor umrahmte die ökumenische Andacht beim Landfrauenchor.
2.
 Der stellvertretende Kreisobmann Harald Galster, die stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt (von links) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) bedankten sich bei Kathrin Riedel die den Landfrauen einen Einblick in die Arbeit des Amtes für ländliche Entwicklung gegeben hatte.

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01.02.2023

Milchpreis unter Druck / „Zuerst wird an Lebensmittel gespart“: Gestiegene Kosten fressen Mehreinnahmen auf – Verteuerung im Supermarkt für Landwirte nicht nachvollziehbar

Kulmbach. Noch nie war der Milchpreis so hoch, wie zum Jahresende 2022. Der durchschnittliche Auszahlungspreis lag bei mindestens 60 Cent pro Kilogramm Milch. Im Dezember 2019 waren es noch 34 Cent. Doch für die Bauern ist das Rekordhoch alles andere als ein Grund zum Jubeln. Zum einen fressen die Kosten die Mehreinnahmen auf, zum anderen ist der Preis schon wieder im Sinken.

Mit 60 Cent, vereinzelt sogar noch darüber, war ein Niveau erreicht, das man noch vor wenigen Jahren für völlig unmöglich gehalten hätte. Grund dafür war, dass die Milchmenge auf dem Markt kontinuierlich abgenommen hatte, unter anderem deshalb, weil viele Betriebe ihre Hoftore für immer zusperrten. Bis vor wenigen Jahren war dagegen noch zu viel Milch am Markt. Dazu kommt, dass vor allem die Nachfrage nach Milchpulver und Butter auf dem Weltmarkt enorm gestiegen war.

„Der Milchpreis ist zur Zeit auf einen Rekordhoch und unsere Milchbauern können ihre sehr hohen Kosten bei Energie, Treibstoff, Futtermitteln und bei den Maschinenkosten gut kompensieren“, sagt der Kulmbacher Kreisobmann des Bauernverbandes Harald Peetz aus Himmelkron. Der Preisanstieg kommt seiner Meinung nach, weil eine geringe verfügbare Menge auf gestiegene Nachfrage nach Milchprodukten und Käse vor allem aus Asien getroffen ist. Natürlich spiele auch der Krieg in der Ukraine und die dadurch zurück gegangene Milchproduktion in dem wichtigen Agrarland eine Rolle.

„Ich bin zwar kein Hellseher aber meiner Meinung nach hat der Milchpreis seinen Höchststand erreicht, beziehungsweise überschritten und wird wieder sinken“, so Harald Peetz. Erste Anzeichen seien schon zu sehen. Der Preis für Milch auf dem Spotmarkt, das ist Milch die nicht mit Verträgen an Molkereien gebunden ist, stehe jetzt schon nur noch bei 40 Cent, dem Preisniveau vor dem Anstieg. Auch würden jetzt schon vom Lebensmitteleinzelhandel neue Verträge nur noch zu geringeren Preisen gemacht, vor allem bei der weißen Linie, also bei Frischmilch und Jogurt. Bei Käse gebe es dagegen meist längerfristige Lieferverträge, da komme der Preisrückgang etwas später aber er werde auch dort kommen.

„Die Bauern haben natürlich durch die hohen Milchpreise eine gut Einnahme und haben auch die Produktion gesteigert, aber auf der anderen Seite stehen die hohen Kosten die sie tragen müssen, dadurch wird mehr Geld umgesetzt und das Risiko für den einzelnen Betrieb steigt“, so Kreisobmann Peetz. Es sei leider auch zu erwarten, dass bei wieder sinkenden Milchpreisen die Ausgaben der Betriebe für Energie, Diesel, Futtermittel und dergleichen nicht zurückgehen. „Im Gegenteil, sie werden weiter steigen, so dass sich die Lage für die Betriebe sehr schnell ins Negative umkehren kann.“

Schon vor dem Milchpreisanstieg habe eine große Zahl an Kuhbetrieben vor der Aufgabe ihrer Produktion gestanden. Das sei durch den guten Milchpreis nur etwas verschoben worden. „Ich bin mir sicher, dass sobald der Milchpreis wieder sinkt, das Zusperren der Ställe weiter gehen wird. Das habe aber vor allem seinen Ausgangspunkt bei den übertriebenen und einseitigen Auflagen und Anforderungen an die Betriebe in Deutschland. Es habe auch etwas mit der Akzeptanz und der Wertschätzung der Landwirte in der Gesellschaft zu tun: „Wer viele Stunden hart arbeitet und für die Versorgungssicherheit der Bürger auf Freizeit und Urlaub für das Wohl seiner Tiere verzichtet und dann als Tierquäler, Umweltvergifter oder Klimakiller dargestellt wird, dem ist nicht zu verdenken wenn er keine Lust mehr hat.“

Norbert Erhardt, Milchviehhalter aus Motschenbach bei Mainleus (Bild links), bestätigt ebenfalls, dass der Milchpreis bereits wieder sinkt. Der Milchpreis werde aber auch „runter geredet“ weil seiner Ansicht nach gewisse Gewerke zu wenig daran verdienen. Erhardt gibt zu bedenken, dass Angebot und Nachfrage den Preis regeln. Milch sei nicht viel auf den Markt, schließlich hörten immer mehr Milchviehbetriebe auf, weil sie keine Aussicht sehen, wie sie die ganzen Auflagen, Stichwort Tierwohl, erfüllen sollen. Neu investieren sei für die meisten unmöglich.

Durch die gestiegenen Kosten von Gas, Öl, Diesel, Kraftfutter, Strom, Lohnkosten für Reparaturen, Ersatzteile und den dreifach gestiegen Düngerpreisen bleibe von den „Rekordpreis“ nicht viel übrig. Wären die aufgeführten Posten beim „normalen Preis“ geblieben, hätten die Landwirte etwas verdient. „Derzeit geht es aber ziemlich null auf null.“ Was die Bio-Schiene angeht entscheide der Verbraucher. Wenn das andere Produkt billiger ist, werde eben kein Bio gekauft. Da alles andere, vor allem die Energiekosten, teurer geworden ist, wird seiner Meinung nach zuerst an den Lebensmittel gespart.

„Der Milchpreis ist bei uns noch stabil“, sagt Hermann Grampp (Bild rechts) aus Melkendorf. Der 54-Jährige bewirtschaftet seinen Betrieb nach den Kriterien des Bioland-Anbauverbandes. Grund dafür ist, dass die Molkerei Coburg die Milch als Käse veredelt. „Dadurch sind wir den Schwankungen am Milchmarkt weniger stark ausgesetzt.“ Nachteil sei es aber, dass die vergangenen Preissteigerungen bei der Milch immer erst einige Monate später an die Bauern weitergegeben werden konnten, als bei Milchhöfen, die sich stärker auf nicht veredelte Milchprodukte konzentrieren. Ob der Milchpreis weiterhin stabil bleibt ist nach den Worten von Hermann Grampp fraglich. Für die kommenden Monate erwartet er leicht sinkende Milchpreise, da es zurzeit eine steigende Milchproduktion gibt.

Erhöht hätten sich die Preise deshalb, weil neben der allgemeinen Inflation die Nachfrage nach Milch europaweit gesehen um rund vier Prozent größer war, als das Angebot. Das Angebot habe nicht mit der Nachfrage mithalten können, da steigende Produktionskosten den Landwirten zu schaffen machen. Das sei auch der Grund, warum die Bauern recht wenig von dem gestiegenen Milchpreis haben, weil eben die Produktionsausgaben so stark gestiegen sind. Die enormen Preissteigerungen für Milchprodukte im Supermarkt seien für uns Landwirte aber nicht ganz nachvollziehbar, da sich der Preis mancher Produkte oft verdoppelt hat. „Wir als Milchlieferant haben für unsere Milch hingegen nur eine Erhöhung von zirka ein Drittel bekommen.

Stark rückläufig sei der Absatz mit Biomilch, weil es das Einkommen des Verbrauchers oft nicht mehr zulässt, Bio-Produkte zu kaufen. Der schlechtere Absatz von Bio-Produkten habe dazu geführt, dass die Erzeugerpreise von Biomilch und konventioneller Milch jetzt oft gleich hoch sind. „Wir als Biomilch-Erzeuger haben jetzt nur noch einen Preisunterschied von vier Cent zur konventionellen Milch und bei anderen Milchhöfen ist es oft noch weniger.“

Info:

Der Grundpreis der Milch bezieht sich in allen Regionen Deutschlands, auf einen Fettgehalt von 4,0 Prozent und einen Eiweißgehalt von 3,4 Prozent. Jede Molkerei hat aufgrund ihrer Struktur ihren „eigenen Milchpreis“, saisonal und regional schwankend. Der Milchpreis wird in Cent je Kilogramm berechnet. Der Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt 1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03 Kilogramm. Wie viel Geld ein Bauer für seine Milch genau bekommt, hängt von der gelieferten Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der Rohmilch und von weiteren Qualitätsmerkmalen wie der Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden Hemmstoffen der Rohmilch ab.

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30.01.2023

Emotionen, Eye-Catcher und Aha-Erlebnisse / Oberfränkischer Direktvermarktertag: Marketing im Focus

Trieb. „Das Auge isst immer mit.“ Das sagt Daniel Kükenhöhner, vom Planungsbüro Petzinger aus München. Er berät inhabergeführte Hofläden, Bioläden, Unverpackt-Läden und Reformhäuser über alles, was mit Warenpräsentation und Marketing zu tun hat. Beim Oberfränkischen Direktvermarktertag in Trieb bei Lichtenfels gab er den exakt 55 Teilnehmern aus allen Teilen des Regierungsbezirks wertvolle Tipps dazu, wie sie erfolgreicher auftreten und sich gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz des Lebensmitteleinzelhandels behaupten können.

Obwohl, gerade von den Supermärkten und Discountern könnten die landwirtschaftlichen Direktvermarkter auch lernen. Denn viele Tipps, die der Referent den (potentiellen) Direktvermarktern mit auf dem Weg gab, sind von den „Großen“ längst erfolgreiche umgesetzt worden. Doch s manches, was der kleine Hofladen kann, geht beim Discounter eben nicht, denn, so Daniel Kükenhöhner: „Auch in einem kleinen Laden kann man eine Erlebniswelt aufbauen.“

Kunden würden nicht nur Produkte, sondern auch Emotionen und Geschichten kaufen. Gerade da habe die Landwirtschaft viel zu erzählen. „Schaffen die ein Aha-Erlebnis“, appellierte Kükenhöhner an die Bauern. „Stellen sie ihre Arbeit realistisch dar, zeigen sie, was sie tun und lassen sie die Kunden daran teilhaben.“

Im Idealfall „shoppen“ die Kunden Lebensmittel, so wie sie Kleidung oder Elektronikartikel „shoppen“. Doch erst einmal muss man die Kunden in den Laden bekommen. Kreative Hinweisschilder, ein einheitlich aufeinander abgestimmtes Design, Wareninszenierungen schon vor der Ladentür, das alles gehört dazu. Was die Inszenierung angeht, so stellen für den Fachmann der Ladenbau und die richtige Beleuchtung das A und dar. Ladenbau sei wie Kulissenbau, man schafft eine Bühne für die Inszenierung der Ware.

Die regale seien dabei nicht so wichtig sagte Daniel Kükenhöhner, der eigentlich gelernter Schreiner ist. Von Ikea sollten sie nicht unbedingt sein, denn das passe nicht zur Philosophie eines Hofladens. Ansonsten aber seien Beleuchtung, Konzept und Strategie viel wichtiger. Und natürlich Kreativität. Ein alter, schön restaurierter Traktor sei als Eyecatcher beispielsweise hervorragend geeignet. Wenn sich Kinder dann auch noch draufsetzen dürfen, von den Eltern fotografiert werden und die Bilder in den sozialen Medien wieder auftauchen, dann könne dem Hofladenbetreiber nichts Besseres passieren.

Was einen Hofladen noch nach vorne bringen kann? Nach den Worten von Daniel Kükenhöhner könnten das Aktionen, Workshops, Vorträge, Veranstaltungen, Events und Sponsoring-Maßnahmen sein. „Warum nicht mal das Buffet für den Elternabend liefern, wenn man dafür ganz kurz seinen Laden vorstellen kann“, so der Referent. Hilfreich könnten auch verschiedene Kooperationen sein, etwa wenn der Imker einmal im Monat einen Vormittag lang in den Laden kommt und seine Produkte persönlich vorstellt.

Noch einen wichtigen Tipp hatte der Referent für alle Betreiber von Hofläden, die gleichzeitig auch Warenautomaten vorhalten: „Schalten sie zu den Ladenöffnungszeiten die Automaten einfach aus, sonst kommt der Kunde erst gar nicht in den Laden rein.“

„Wichtig bei der Werbung für Direktvermarkter ist die Überlegung vorher, denn Positionierung ist die Basis allen Marketings“, so Praktikerin Marion Deinlein aus Hollfeld von der Initiative „HeimatEntwickler Oberfranken“. Dabei sollte man sich immer wieder die Frage stellen: „An welche Zielgruppe will ich mich richten?“ Bei Werbemaßnahmen sei es ratsam, nicht nach dem Gießkannenprinzip zu werben, sondern zielgerichtet die Personen anzusprechen, die man erreichen will. Idealerweise auch dort, wo man sie antrifft , zum Beispiel bei Familien mit Kindern in Kitas. Wichtig sei es auch, die eigene Positionierung immer zu überdenken und sich selbst immer wieder Fragen zu stellen: Wer bin ich? Was mache ich? Was ist mir wichtig? Was haben andere davon, dass es mich und mein Produkt gibt? Eine ganz wichtige Rolle spiele auch das „Storytelling“: „Die Leute wollen auch immer die Geschichte und die Menschen hinter den Produkten kennenlernen.“

Zuvor hatte Sophia Gossner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die gesetzlichen Anforderungen in Sachen Verpackung vorgestellt. Mit dem Ziel, die Umwelt zu schützen, einen fairen Wettbewerb zu fördern und vor allem den Anteil von Mikroplastik aus den Weltmeeren einzudämmen, gibt es da auch für Betreiber von Hofläden viele neue Gesetze und Auflagen zu beachten. Ob Registrierungspflicht oder Datenmeldepflicht: „Nehmen sie die Vorgaben wirklich ernst“, riet die Sprechern allen Hofladenbetreibern. Verpackungen seien aber auch die Visitenkarte eines jeden Unternehmens und hier könne jeder Direktvermarkter beim Verbraucher punkten.

Bilder:
1. Behördenleiter Harald Weber und Simone Vetter vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach konnten zum Oberfränkischen Direktvermarktertag Daniel Kükenhöhner (von rechts) vom Planungsbüro Petzinger aus München begrüßen, das sich auf die Beratung von Hofläden spezialisiert hat.
2. Sie kümmern sich um die Direktvermarkter in Oberfranken (von links): Simone Vetter (Coburg), Tina Langenscheidt (Kulmbach), Marcel Lortz (Bamberg) und Andrea Eckl (Bayreuth-Münchberg).

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25.01.2023

Preise galoppieren davon – Immer mehr Bauern schließen ihre Hoftore für immer / Dramatische Entwicklung im Bayreuther Land war Thema beim Betzensteiner Bauerntag

Betzenstein. Wie kann das Landwirtschaftsamt die Bauern am besten unterstützten? Beim Bauerntag in Betzenstein (Landkreis Bayreuth) warf der neue Chef des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg, Michael Schmidt, die Frage in die Runde und die Antwort war eindeutig: Indem es bei der Gesellschaft mehr Verständnis für die Landbewirtschaftung und die Nutztierhaltung weckt.

Michael Schmidt war nach Betzenstein, dem südlichsten Bereich seines Amtsgebietes, gekommen, um sich und die Arbeit der Behörde vorzustellen. Schnell kamen die Bauern in der Diskussion darauf, dass die Gesellschaft den Bezug zur Landwirtschaft nahezu gänzlich verloren hat. „Wir müssen rein in die Schulen“, war man sich einig. Lehrer sollten Praktika auf Bauernhöfen machen, um mit der Praxis konfrontiert zu werden. Ganz so einfach sei das freilich nicht, wusste Kreisbäuerin Angelika Seyferth zu berichten. Ihrer Bemühungen hatten ergeben, dass nur ganz wenige Schulen über entsprechende Möglichkeiten und Angebote Bescheid wüssten. Gleichwohl sei es unverzichtbar, das Thema in die Schulen zu tragen.

Zuvor hatte Kreisobmann Karl Lappe beklagt, dass derzeit so viele Betriebe aufhören. Aufgrund der extrem schlechten Lage für Schweinehalter hätten gleich mehrere große Betriebe aus dem Landkreis Bayreuth aufgegeben. „Es tut schon weh, wenn der Lebensmitteleinzelhandel mit Schäufele wirbt und gleichzeitig riesige Betriebe im Ausland aufkauft, während wir uns hier mit allen möglichen Auflagen herumschlagen müssen“, sagte Lappe dazu. Doch damit nicht genug. Obwohl mit der Milchviehhaltung derzeit gute Preise zu erzielen seien, hörten ebenfalls viele Bauern auf, weil ihnen die Kosten davon galoppierten. „Viele Bauern treiben derzeit große Sorgen um“, so Lappe.

Amtschef Michael Schmidt konnte die Aussagen des Kreisobmanns nur bestätigen. Während es 2016 noch 293 Schweinemäster im Landkreis Bayreuth gegeben habe, sind es aktuell nur noch 184. Das bedeutet: In gut sechs Jahren hätten über 100 Betriebe ihre Hoftore für immer geschlossen. Oberfrankenweit seien die Zahlen noch dramatischer: 2016 waren es noch rund 1800 Schweinebauern, aktuell sind es 1100.

Der Behördenleiter appellierte trotz allem an die Landwirte, nicht zu verzweifeln, sondern den Wandel anzunehmen und zu versuchen damit umzugehen. „Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, sagte er. Und weiter: „Manchmal sind die Emotionen höher als die Betroffenheit.

Michael Schmidt steht seit 1. Oktober als Nachfolger von Georg Dumpert an der Spitze des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg. Das Amt ist für die drei Landkreise Bayreuth, Hof und Wunsiedel zuständig, hat gut 150 Mitarbeiter und ist Ansprechpartner für rund 3300 Betriebe. Zwei Drittel davon werden im Nebenerwerb geführt. Michael Schmidt war zuletzt als Bereichsleiter Forst beim Landwirtschaftsamt in Kulmbach tätig. Zuvor bekleidete der 45-Jährige verschiedene Stationen unter anderem im Bayerischen Landwirtschaftsministerium und in der Staatskanzlei. Er hatte er Forstwissenschaften studiert und an der TU München über Holzbau promoviert. Geboren wurde Michael Schmidt in Bayreuth, aufgewachsen ist er in Stadtsteinach im Kulmbacher Land.

Für das Bayreuther Land ist Landrat Florian Wiedemann zuständig. „Bayreuther Land“ heißt auch die Dachmarke, die unter dem Dach des Landratsamtes vor einigen Jahren gegründet wurde und die seitdem eine echte Erfolgsgeschichte hinter sich hat. Ziel ist es beim Verbraucher das Bewusstsein für regionale Lebensmittel zu schaffen und den Erzeugern tatkräftig bei der Vermarktung zu helfen. So gibt es in einem neuen Edeka-Markt in der Stadt Bayreuth einen „Laden im Laden“ nur mit Produkten aus dem „Bayreuther Land“, ein weiterer derartiger Laden ist bereits in Planung.

Beim Betzensteiner Bauerntag zeichnete Kreisobmann Karl Lappe die folgenden drei langjährigen Mitglieder mit Urkunden und Ehrenzeichen aus: Klaus Lothes aus Bronn für 15 Jahre, Werner Steger vom Ortsverband Leupoldstein-Ottendorf für 25 Jahre und Willi Kalb aus Bernheck für 35 Jahre.

Bilder.
1.
Beim Betzensteiner Bauerntag stellte sich Michael Schmidt (rechts), der neue Leiter des Landwirtschaftsamtes Bayreuth Münchberg vor. Kreisobmann Karl Lappe bedankte sich mit einem Präsentkorb aus dem „Bayreuther Land“.
2. Kreisobmann Karl Lappe (rechts) zeichnete die langjährigen Mitglieder Klaus Lothes, Werner Steger und Willi Kalb (von links) aus.

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17.01.2022

Hanf statt Mais und Weizen/ Nachwachsende Rohstoffe von oberfränkischen Feldern für Auto-, Bau-, Papier- und Textilindustrie – Thurnauer Unternehmen sucht Hanfbauern

Kulmbach. Als nachwachsender Rohstoff bietet Hanf zahlreiche Möglichkeiten der Nutzung. Hanf ist die älteste Nutzpflanze der Welt, ihre Fasern können vielseitig verwendet werden, aus den Samen, Blüten und Blättern wird Öl hergestellt. Damit könnte Hanf für Landwirte in der Region mehr als nur eine Alternative sein. Keine Rolle spielt dabei allerdings die Erzeugung von Haschisch und Marihuana aus den getrockneten Hanfblättern, -blüten und -blütenständen. In der Regel werden Hanfsorten angebaut, die auf einen ganz schwachen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabis) gezüchtet wurden und die zur einer Verarbeitung als Rauschdroge völlig ungeeignet sind.

Ein junges Unternehmen, das sich intensiv mit der Rekultivierung von Nutzhanf beschäftigt, ist die Natuvalis GmbH mit Sitz in Thurnau. Die beiden Gründer Marc Töpfer und Fernando Reinl suchen derzeit intensiv nach Landwirten, die auf ihren Flächen Hanf anbauen würden. In spätestens zwei Jahren möchten die beiden eine entsprechende Anlage zur Gewinnung von Kurz- und Langfasern, sowie Schäben (Teile des Pflanzenstängels) errichtet haben. Nun suchen die beiden Landwirte, die bereit sind, auf ihren Flächen Hanf anzubauen.

Nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Natur ist das Gebot der Stunde. Dazu biete Hanf alle Möglichkeiten, sind sich die beiden Gründer einig. Ursprünglich wollten sie aus dem Hanf medizinische Wirkstoffe gewinnen, doch trotz angekündigter Lockerungen durch die Politik habe man schnell gemerkt, dass die gesetzlichen Regelungen alles andere als klar sind. Daraufhin hatten sich Marc Töpfer und Fernando Reinl auf Hanf für industrielle Zwecke konzentriert.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen vom Einsatz der Fasern in der Automobilindustrie, in Dämmstoffen, in der Textil- und Papierindustrie bis zur Herstellung von Baustoffen wie Hanfkalk oder Hanfbeton. „Die Hanfpflanze birgt unglaubliches Potenzial in sich“, sagt Marc Töpfer, der zuvor als Ingenieur in der Industrie tätig war. Es gebe kaum eine Pflanze, die dermaßen innovativ ist.

In jedem Auto seien fünf bis zehn Kilogramm Naturfasern verbaut, sagt Unternehmenssprecherin Katrin Witt. Sie fänden sich unter anderem in Sitzauflagen, Hutablagen, Türverkleidungen und in vielen anderen Form – und Pressteilen. Derzeit seien es oft noch Kohle- und Glasfasern, vereinzelt aber auch schon Flachsfasern, doch schon bald könnten es Hanffasern von oberfränkischen Feldern sein. Weitere Einsatzmöglichkeiten seien etwa bei ökologischen Sanierungsmaßnahmen denkbar, indem Dämmmaterial aus mineralischen und fossilen Stoffen gegen Hanf ausgetauscht wird.

Die Natuvalis-Gründer gehen sogar soweit, dass sie sich eine Wiederbelebung der oberfränkischen Textilindustrie vorstellen könnten. Gestiegene Anforderungen an die Produktionsbedingungen in den meist asiatischen Ursprungsländern sowie Änderungen in den Lieferkettengesetzen könnten die Textilproduktion hierzulande durchaus wieder attraktiver machen. Größter Abnehmer von Hanffasern ist nach wie vor die Papierindustrie. Nicht zuletzt seien sogar schon die erste Bibel und die Unabhängigkeitserklärungen der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hanfpapier gedruckt worden.

Viele Märkte würden derzeit noch mit künstlichen Stoffen bedient, der Bedarf könnte aber leicht mit natürlichen Stoffen gedeckt werden, was dem gesellschaftliche geforderten und politisch gewünschten Zielen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft entsprechen würde.

Oberfranken sehen die beiden Natuvalis-Gründer hervorragend für den Hanfanbau geeignet. Die Anbautests der zurückliegenden beiden Jahre auf verschiedenen Flächen von Landwirten in den Landkreisen Kulmbach, Kronach und Coburg hätten positive Ergebnisse gebracht. Selbst die Trockenheit des zurückliegenden Sommers habe der Hanfpflanze weniger geschadet als den meisten anderen Feldfrüchten. „Unsere Erwartungen haben sich zu 80 Prozent erfüllt“, so Fernando Reinl. Pestizideinsätze seien nicht nötig gewesen. Aufgrund des Humusaufbaus habe die Folgefrucht auf den entsprechenden Böden sogar bis zu 20 Prozent mehr Ertrag gebracht.

Konkret sollen in den kommenden Monaten ein Lager und eine entsprechende Anlage entstehen, in der das Stroh gebrochen, die Fasern aufgeschlossen und separiert werden. Aktuell gebe es bundesweit nur drei Hersteller von Hanffasern, Frankreich oder die Niederlande seien dagegen führend. Die Anbaufläche in Deutschland liege aktuell bei 4500 Hektar.

Gute Chancen für den Anbau von Hanf in unseren Breiten sieht auch Harald Köppel, der Geschäftsführer des Bauernverbandes für Bayreuth, Kulmbach und Kronach. Der Hanfanbau könne auf jeden Fall eine Möglichkeit für den einen oder anderen Landwirt sein, zum einen die Fruchtfolge auszuweiten, zum anderen auch, um Geld zu verdienen und Fuß zu fassen. Die klimatischen Gegebenheiten seien für den Hanfanbau in Ordnung. Die beiden Pioniere im Landkreis Kronach. kämen trotz des rauen Klimas gut zurecht. Hanfanbau führe derzeit noch ein komplettes Nischendasein. Nicht vorstellbar sei es dagegen, dass Hanf mit entsprechend hohem THC-Gehalt auf dem freien Feld angebaut werden könnte, auch wenn die Regierung entsprechende Cannabis-Freigaben plant. „Da müssten die Felder ja eine Rund-um-Bewachung haben.“

Nach den Worten von Arno Eisenacher vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach wurden in Oberfranken heuer von 21 Betrieben 47 Hektar Hanf angebaut, vier Betriebe beschäftigen sich  im Landkreis Kulmbach mit Hanf. Die Anbaufläche liegt bei knapp 10 Hektar. Einer der Betriebe ist der Biohof Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau.

„Wir bauen schon seit 2016 Hanf an“, sagt Manfred Distler. Bei ihm werden die Samen nach dem Dreschen zu Öl verarbeitet und im eigenen Hofladen vermarktet. Seine Erfahrungen mit dem Anbau bezeichnet der Biolandwirt als sehr gut. Die Hanfpflanze benötige wenig Wasser und sei relativ hitzeresistent. Dem Anbau von Hanf als nachwachsender Rohstoff gibt Manfred Distler vor dem Hintergrund der Energiekrise, der Rohstoffkrise mit Lieferproblemen in unseren Breiten gute Chancen, vor allem deshalb, weil Hanf so extrem vielseitig verwendbar sei. Selbst eine Hanf-Jeans, Made in Bavaria, habe es schon mal gegeben. Leider sei sie vom Markt nicht so angenommen worden.

Bilder: So sieht die Hanfpflanze auf den Feldern des Biohofs Distler in Esbach bei Kirchleus/Lösau aus. (Fotos: Biohof Distler)

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20.12.2022

Kein Aufruf zum Fleischverzicht / Kirche trifft Landwirtschaft: Evangelische Jugend stellte umstrittene Äußerungen klar

Motschenbach. Die Berichterstattung über einen Beschluss der Evangelischen Jugend in Kulmbach hatte in den zurückliegenden Tagen und Wochen hohe Wellen geschlagen. „Zur Bewahrung der Schöpfung“ möchte die evangelische Jugend fortan komplett auf Fleisch verzichten, wurde Diakon Stefan Ludwig im lokalen Radiosender und in einem Internet-Portal zitiert. Auf Freizeiten sollte es künftig nur noch vegetarische Gerichte geben.

Bei den Landwirten im Raum Kulmbach hatte diese Aussage für „Empörung, Enttäuschung und Fassungslosigkeit“ gesorgt. Der Bauernverband lud kurzerhand Diakon Stefan Ludwig, Dekan Friedrich Hohenberger und weitere Vertreter der Evangelischen Jugend auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Norbert Erhardt in Motschenbach ein, um den Vertretern der Kirche zu zeigen, wie Landwirtschaft tatsächlich aussieht.

Ergebnis: Man wolle künftig miteinander und nicht übereinander reden. Ganz so, wie es rübergekommen ist, sei das auch gar nicht gemeint gewesen. Vielmehr habe man mit dem Beschluss ausdrücken wollen, künftig auf Billigfleisch vom Discounter zu verzichten, das aus Massentierhaltung stammt. Man wolle fortan auf Regionalität und Saisonalität setzen, erklärten Eileen Hempfling und Moritz Mertel von der Evangelischen Jugend. Da dies aber das Budget speziell bei drei bis viertägigen Jugendfreizeiten hergebe, wolle man dort aber lieber ganz auf Fleisch verzichten, als Billigfleisch zu nehmen. „Was wir nicht wollten ist, die Landwirtschaft als böse darzustellen“, so Eileen Hempfling.

Die Landwirtschaft habe nichts gegen vegetarische Lebensmittel, stellte BBV-Kreisobmann Harald Peetz klar. Die Bauern produzierten sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrungsmittel. Wenn es aber heiße, dass Tierhalter die Schöpfung mit Füßen treten, dann könne man das so nicht stehen lassen. „Dass uns viele Organisationen immer wieder gerne in die Pfanne hauen, sind wir gewohnt. Dass sich aber die Kirche auch daran beteiligt, das ist neu“, so der Kreisobmann. Er erinnerte vor allem auch daran, dass die Bauern traditionell eine enge Verbindung zur Kirche hätten.

Das Ganze sei schief rüber gekommen, sagte Katrin Geyer von der Evangelischen Kirche. Die grundsätzliche Überlegung sei es vielmehr gewesen, die heimische Landwirtschaft zu stärken, so Dekan Friedrich Hohenberger. Nach den Worten des Dekans sei der Wurm über die Medien reingekommen. Man sollte deshalb miteinander reden und nicht über die Medien übereinander. „Es war nie unsere Absicht, einen ganzen Berufszweig in die Ecke zu stellen“, sagte Diakon Stefan Ludwig, der in den Veröffentlichungen als der Verantwortliche für die Aussagen dargestellt wurde. Christina Flauder, stellvertretende Landrätin im Landkreis Kulmbach und Mitglied der evangelischen Landessynode war sichtlich um ein gutes Miteinander bemüht und bescheinigte den heimischen Bauern, dass sie einen ganz großen Beitrag für die Lebensgrundlagen von uns allen leisten.

Wenn tatsächlich falsch rüber gekommen ist, hätte man das ja auch klarstellen können, entgegnete Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel. Die Bauern seien sich ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Jeder könne sich ernähren wie er will, so Beate Opel. Sie gab aber auch zu bedenken, dass bei Kindern eine reine vegetarische Ernährung fraglich sei.

Bild: Kirche und Landwirtschaft: Auf dem Betrieb von Norbert Erhardt in Motschenbach bei Mainleus trafen sich Vertreter der Evangelischen Kirche mit den Verantwortlichen des Bauernverbandes zur Aussprache.

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05.12.2022

Kompetent, konsequent und klar: Führungswechsel bei der Agrar-Technik in Franken / Christian Firsching löst Günter Schuster als Geschäftsführer der Agrar-Technik-Sparte in Franken ab

Bamberg. Nach 46 Jahren bei der BayWa, davon 35 Jahre als Geschäftsführer, hat der Konzern den Chef der Agrar-Technik-Sparte in Franken Günter Schuster in den Ruhestand verabschiedet. Gleichzeitig wurde sein bisheriger Stellvertreter Christian Firsching als Nachfolger in sein Amt eingeführt. Mit der internen Neubesetzung dieser wichtigen Funktion möchte die BayWa gegenüber ihren Kunden und Lieferanten ihre Verlässlichkeit und Kontinuität unter Beweis stellen.

Nach den Worten von Günter Schuster hatte sich die BayWa-Agrarsparte in Franken während der zurückliegenden Jahre überaus erfreulich entwickelt. Die Techniksparte sei unter seiner Verantwortung in den letzten 20 Jahren zum Marktführer in ihrem Segment geworden. Die Zahl der Arbeitsplätze bei Agrar und Technik in Franken gab er mit 1100 an, den Jahresumsatz bezifferte er auf 600 Millionen Euro. Im Bereich Smart Farming habe die Region sogar bundesweit Akzente setzen können. Auch im Gebrauchtmaschinenmarkt sei die Sparte in der Region sehr erfolgreich. So betreibe die BayWa in Bamberg ihr größtes Gebrauchtwagenzentrum, das stark international ausgerichtet sei. Nachfolger Christian Firsching hatte 2005 seine Ausbildung bei der BayWa begonnen. Set 2015 war er kaufmännischer Leiter und seit 2020 stellvertretender Spartengeschäftsführer.

Zahlreiche namhafte Gäste aus der Agrarbranche waren zum Führungswechsel in das Bamberger Welcome-Hotel gekommen, um dich bei Günter Schuster zu bedenken und seinem Nachfolger viel Glück zu wünschen. Der neue Bauernverbandspräsident Günther Felßner nannte Schuster einen gestandenen Manager und bot dessen Nachfolger die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband an. An seine Berufskollegen appellierte Felßner: „Wir müssen raus aus der Opfer- und Vorwurfsrolle“, auch wenn die Stimmung teilweise unsäglich sei. „Wir sind Mutmacher, wir schaffen Lebensgrundlagen und wir werden existentiell gebraucht.“

Zur seiner großartigen Lebensleistung gratulierte Franz Josef Lutz, der Vorstandsvorsitzende der BayWa AG, dem scheidenden Geschäftsführer. Er nannte Günther Schuster einen Mann des Mutes, der Franken im besten Sinne des Wortes aufgemischt und dabei sämtliche Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen habe. „Günter Schuster ist als harter Hund bekannt, aber er war immer konsequent, berechenbar und damit stets zuverlässig“, so Franz Josef Lutz.

Gregor Scheller, Präsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes, beschrieb Günther Schuster ebenfalls als konsequent, aber auch als überaus kompetent und klar. Er habe die BayWa vom traditionellen Unternehmen hin zum modernen Dienstleister mitgestaltet. Zum Abschied überreichte der Genossenschaftspräsident dem scheidenden Günter Schuster mit der Goldenen Ehrennadel die höchste Auszeichnung des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes.

Von einer Zierde des Wirtschaftsstandortes Bamberg sprach Oberbürgermeister Andreas Starke. Der Bamberger Hafen wäre ohne die BayWa undenkbar. Mit dem Ankauf des ehemaligen Stadtlagerhauses habe die BayWa dort 1992 den Grundstein für den Erfolg gelegt. Insgesamt habe die BayWa in der Domstadt bereits eine annähernd 100-jährige Geschichte, so Andreas Starke.

Bilder:
1. Christian Firsching (links) und Günter Schuster.

2.
Günter Schuster,  der Präsident des Bayerischen Genossenschaftsverbandes Gregor Scheller und Christian Firsching (von links).
3.
Der Bamberger BBV-Kreisobmann Tobias Kemmer, Günter Schuster, die bisherige Landesbäuerin Anneliese Göller, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Kreisbäuerin Marion Link, BBV-Geschäftsführer Werner Nützel und Christian Firsching (von links).

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02.12.2022

Rollende Lichterketten und leuchtende Traktoren / Weihnachtlich geschmückte Schlepper setzen „Lichter der Hoffnung“

Kulmbach. Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs in den riesigen Rädern und Nikolausmützen auf den Köpfen der Fahrer: Nachdem die weihnachtlichen Traktorkorsos in den zurückliegenden Jahren bei Groß und Klein auf großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch diesmal wieder Bauern aus Kulmbach zusammengetan. Sie haben ihre Schlepper festlich geschmückt und sich am Freitag vor dem zweiten Adventswochenende auf eine Rundfahrt durch die Stadt gemacht.

Nach der Corona-Pandemie und den vielen schlechten Nachrichten über den Krieg in der Ukraine, die Explosion der Kosten und einem drohenden Energienotstand sollen „Lichter der Hoffnung“ gesetzt werden, waren sich die beiden Hauptorganisatoren  Kathrin Erhardt aus Motschenbach und Stefan Seidel aus Wacholder vom Zusammenschluss „Eure Kulmbacher Landwirte“ einig. „Wir wollten ein Stückweit die Landwirtschaft in die Stadt bringen und dabei eine weihnachtlichen Atmosphäre schaffen“, so einer der Fahrer. „Wenn es uns dabei gelingt, dass der eine oder andere etwas intensiver über die heimischen Bauern nachdenkt, dann haben wir unser Ziel schon erreicht“, sagt sein Berufskollege.

Die Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum Funkeln. Trotz der kurzfristigen Ankündigung auf Facebook sowie in den lokalen Medien und trotz heftigen Schneeregens säumten viele hundert Schaulustige die Straßen und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel war es, einen vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und die Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen. Politische Banner gab es nicht. Bei der Fahrt wurde aber Geld für einen sozialen Zweck gesammelt.

Der Traktorkorso war mit ungefähr 40 Fahrzeugen am Milchviehbetrieb von Hermann Grampp in Melkendorf gestartet. Polizei und Feuerwehr sicherten dabei den Konvoi ab. Nach der Fahrt kreuz und quer durch die Innenstadt, unter anderem durch Weiher, über den Holzmarkt und den Zentralparkplatz machten die Schlepper auf dem Parkplatz des Schwimmbades am Rande der Stadt halt. Dort gab es die Gelegenheit, die Fahrzeuge zu fotografieren, mit den Bauern ins Gespräch zu kommen und den Nikolaus höchstpersönlich zu treffen. Außerdem gab es Glühwein, Früchtepunsch, Tee und selbstgebackene Plätzchen für einen guten Zweck. Die Spenden sollen demnächst der Geschwister-Gummi-Stiftung überreicht werden.

Bilder: Einen vorweihnachtlichen Glanzpunkt setzten zahlreiche Landwirte mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag in Kulmbach. Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich beleuchtet

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30.11.2022

Rinderzüchter: „Politik gängelt Bauern“ / Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth traf sich zur Jahresversammlung auf dem Betrieb Färber in Forkendorf

Bayreuth/Forkendorf. Kritik an der Landwirtschaftspolitik der Bundesregierung hat die Vorsitzende der Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth Christiane Böhm aus Neuhaus bei der Jahresversammlung geübt. „Tierhaltung ist in Deutschland nicht mehr erwünscht“, sagte sie. Anders könne man sich die andauernden Gängeleien seitens der Politik nicht erklären. Der Rinderzuchtverband sei für die Zukunft gut gerüstet. „Wir hoffen allerdings, dass uns die Politik auch eine Zukunft gibt“, sagte Christiane Böhm.

Auffällig viele Landwirte würden derzeit aufgeben. In erster Linie betroffen davon sei der Schweinebereich. Was die Milchviehhaltung und Rinderzucht angeht seien sowohl Milch- als auch Schlachtviehpreise derzeit „in Ordnung“. Allerdings seien auch die Kosten für Energie und Futter explodiert, so dass von den Mehrerlösen kaum noch etwas übrig bleibt.  „Vielleicht sollten wir uns so wie die letzte Generation auch irgendwo festkleben, dann hätten wie Bauern wenigstens die notwendige Publicity“, sagte die Vorsitzende.

Ähnlich argumentierte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. „Uns werden immer wieder Steine in den Weg gelegt“, sagte sie und nahm vor allem die Medien in die Pflicht. „Es geht auf keine Kuhhaut mehr, was die Medien manchmal veranstalten“, so die Kreisbäuerin. Ähnlich argumentierte Manfred Neumeister, Kreis- und Bezirksrat von den Grünen. 99 Prozent der Landwirte leisteten hervorragende Arbeit, doch über das übrige eine Prozent werde am meisten berichtet, so seine Wahrnehmung. Manfred Neumeister plädierte für mehr Miteinander und rief zu mehr Regionalität auf. Widerspruch kam dagegen von Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller von der Stadt Bayreuth. Das schlechte Image liege nicht an der Presse, sondern an denen, die keine gute Arbeit machen, sagte er.

Oberfrankenweit sei die Zahl der Betriebe erstmals unter die 1000er Marke gefallen, sagte der Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker. Mit 968 Betrieben habe die Zahl um 46 abgenommen. Die Zahl der Kühe lag bei 63.900, das bedeutet 835 weniger als im Vorjahr. Nicht ganz so dramatisch stellten sich die Zahlen in Stadt und Landkreis Bayreuth dar. Hier gebe es immer noch 247 Betriebe (zwölf weniger als im Vorjahr) mit zusammen 18.288 Kühen. Bei der Kuhzahl konnte dabei sogar eine ganz kleine Steigerung um immerhin 16 Tiere verzeichnet werden. Was die Vermarktung durch den Rinderzuchtverband angeht, so seien die Zahlen zwar gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet. Im Vorjahr waren es noch 30.968.

Bei den Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September. Als die Betriebe mit den besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier ausgezeichnet: Christian Popp aus Forthof, Martin Bezold aus Gösseldorf, Holger Popp aus Zettlitz und Udo Meister aus Brüderes.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft Bayreuth wurde Christiane Popp aus Neuhaus einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Neuer zweiter Vorsitzender ist Christian Engelbrecht aus Lankendorf. Er löst Hans Potzel ab, der nicht mehr zur Wahl angetreten war. Als Bayreuther Vertreter für den Milcherzeugerring Oberfranken wurden Christa Lauterbach aus Tressau und Horst Ponfick aus Unterölschnitz gewählt.

Vor ihrer Jahresversammlung hatten die Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb der Familie Färber zwischen Forkendorf und Mistelbach besichtigt. In dem 2018/2019 gebauten mehrhäusigen offenen Laufstall sind 90 Kühe zuhause. Michael und Maike Färber bewirtschaften zusammen mit ihren Eltern Christine und Peter Färber rund 90 Hektar Fläche. Mit ihrem modernen dreireihigen Boxenlaufstall werden sie vor allem dem von der Gesellschaft immer wieder gefordertem Wunsch nach mehr Tierwohl gerecht. Die Tiere haben genügend Platz, können sich aus dem Weg gehen, profitieren von Licht und Luft und sind allgemein gesünder. „Euterprobleme oder Probleme mit Nachgeburten gibt es nicht“, sagt Michael Färber. Kein Problem sei die offene Bauweise des Stalls: „Die Kühe friert es nicht, wenn, dann friert es höchstens den Bauern“, so Michael Färber scherzhaft.

Zweites Standbein auf dem Hof der Familie Färber sind die mittlerweile drei Hühnermobile mit zusammen rund 900 Hühnern. Die Vermarktung funktioniert unter anderem in einem kleinen hofeigenen Eierhäuschen, das mit entsprechenden Automaten bestückt ist

Bilder:
1.
 Die Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den Betrieb der Familie Färber zwischen Forkendorf und Mistelgau.
2.
 Michael Färber (rechts) stellte dem Kreis- und Bezirksrat Manfred Neumeister, der Vorsitzenden der Kreiszuchtgenossenschaft Christiane Böhm, dem Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Markus Schricker und Veterinärdirektor Dr. Kai Braunmiller seinen landwirtschaftlichen Betrieb vor.
3.
 Vorsitzende Christiane Böhm und Zuchtleiter Markus Schricker haben Martin Bezold und Holger Popp (von links) als beste Betriebe nach Jahresleistung ausgezeichnet.

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29.11.2022

Werbung für Christbäume aus heimischer Produktion / Amt für Landwirtschaft spendierte der Kita Regenbogen einen Frankenwaldbaum

Losau. Nun stehen sie wieder, entlang der großen Straßen, auf Parkplätzen oder vor Supermärkten: Die Christbaumverkäufer. Doch Baum ist nicht gleich Baum. Darauf weist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hin. Zum Start der Christbaumsaison auf der kleinen Plantage von Hermann und Hildegard Geier in Losau bei Rugendorf warb Revierleisterin Anja Mörtlbauer für Christbäume aus heimischer Produktion.

„Es muss ja nicht immer der Baum vom Baumarkt sein, der meist aus Dänemark kommend schon 1000 Kilometer Transportweg hinter sich hat“, sagte die Försterin. Mit beim Saisonstart dabei waren die Kinder der Kita Regenbogen aus Rugendorf. Ihnen spendierte das Amt einen Weihnachtsbaum für die Tagesstätte. Das Besondere an der Aktion war, dass die Kinder den Baum selbst aussuchen und absägen durften, ehe ihn Hermann Geier gut im Netz verpackt in die Einrichtung brachte.

Auf einem Hang oberhalb von Losau baut Hermann Geier seit rund drei Jahrzehnten Christbäume an. Hobbymäßig, wie er sagt. Früher sei die etwa zwei Tagwerk große Fläche reiner Acker gewesen. Zunächst habe er dort Blaufichten angebaut, mittlerweile nur mehr Nordmann-Tannen. „Uns macht das große Freude“, sind sich Hildegard und Hermann Geier einig. Normalerweise versorgen sie Freunde und Bekannte mit den Bäumen. Alle dürften sich ihre Bäumchen vor Ort selbst aussuchen. Neben dem kommissarischen Abteilungsleiter des Landwirtschaftsamtes Simon Stölzel war auch Bürgermeister Gerhard Theuer gekommen, um den Kindern die Vorzüge von heimischen Christbäumen zu erklären und sie für die Belange des Waldes zu sensibilisieren.

Bild: Kindergärtnerin Waltraud Bauer, Simon Stölzel vom Amt für Landwirtschaft, Hermann Geier, Bürgermeister Gerhard Theuer, Hildegard Geier und Anna Mara Kotschenreuther von der Kindertagesstätte (hinten von links) starteten mit den Kindern der Kita Regenbogen in Losau bei Rugendorf die Christbaumsaison.

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21.11.2022

Gestiegene Erlöse kommen bei den Bauern nicht an / Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach traf sich zur Jahresversammlung auf dem Betrieb Hartmann in Gössenreuth

Gössenreuth. Trotz relativ guter Marktlage investieren die landwirtschaftlichen Betriebe derzeit so gut wie nicht. Grund dafür ist, dass von den gestiegenen Erlösen aufgrund der Kostenexplosionen an allen Ecken und Enden kaum etwas bei den Bauern ankommt. Ein weiterer Grund ist die relativ schwierige politische Landschaft, die den Landwirten keine Planungssicherheit gibt. Das alles hat auch Auswirkungen auf Milchviehhalter und Rinderzüchter. „Die Tierzahlen gehen überall zurück“, sagte der Vorsitzende der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach, Thomas Erlmann aus Waldau, bei der Mitgliederversammlung in Gössenreuth.

Auf dem gesamten Regierungsbezirk bezogen sei der Rückgang bei Milchkühen und Milchkuhhaltern geradezu dramatisch, so der Zuchtleiter des Rinderzuchtverbandes Oberfranken Markus Schricker. Nicht ganz so eklatant seien die Zahlen im Landkreis Kulmbach zurückgegangen. Oberfrankenweit ist die Zahl der Milchkühe den Worten Schrickers zufolge im zurückliegenden Jahr erstmals unter 80.000 gesunken. „Das ist relativ rapide gegangen“, so der Zuchtleiter. 2019 seien es noch 85.000 gewesen. Entsprechend habe auch die Zahl der Betriebe auf oberfrankenweit auf 1.600 abgenommen. Das bedeute in den zurückliegenden 13 Jahren praktisch eine Halbierung. Oder anders ausgedrückt: „Jedes Jahr hören 50 bis 60 Betriebe auf.“

Während diese Statistik alle landwirtschaftlichen Betriebe in Oberfranken betrifft, weist der Zuchtverband die Zahlen der Kreiszuchtgenossenschaften und ihrer Mitgliedsbetriebe extra aus. Hier sei oberfrankenweit die 1000er Grenze mit 968 Betrieben erstmals unterschritten worden. Das sind 46 weniger als noch im Vorjahr. Die Zahl der Herdbuchkühe liegt exakt bei 63852, was einen Rückgang um 835 Tieren gleichkommt. Im Landkreis Kulmbach gibt es immerhin noch 92 Zuchtbetriebe mit 5945 Kühen. Was die Vermarktung angeht, so seien die Zahlen zwar gesunken, aber trotzdem immer noch „ganz ordentlich“. Insgesamt hatte der Rinderzuchtverband Oberfranken exakt 28.329 Bullen, Kühe, Zucht- und Nutzkälber im Auftrag seiner Mitglieder vermarktet. Im Vorjahr waren es noch 30.968.

„Der Milchpreis passt, doch die Kostenstruktur ist eine andere“, sagte der Chef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach, Harald Weber. Er wies unter anderem darauf hin, dass 47 Prozent der Betriebe im Landkreis Kulmbach weniger als 20 Kühe hätten. Bei den meisten davon gebe es noch Anbindehaltung, was so keine Zukunft mehr hat. „Das heißt, dort steht eine Umstellung bevor“, so der Behördenleiter.

Bei den Rinderzüchtern ist das Geschäftsjahr nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September. Als die Betriebe mit den besten Jahresleitungen wurden die folgenden vier ausgezeichnet: Thomas Erlwein aus Waldau, Andrea Meister aus Schlockenau, Stephan Fuchs aus Gössenreuth und Dietmar Schmidt aus Reuth. Bei den turnusgemäßen Neuwahlen der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach wurde, Thomas Erlmann aus Waldau als erster und Bernd Schütz aus Dörfles als zweiter Vorsitzender jeweils einstimmig bestätigt. Dem Ausschuss, also der erweiterten Vorstandschaft, gehören künftig Jochen Bär aus Buch am Sand, Christian Schoberth aus Waldau und Michaela Eckardt-Hartmann aus Gössenreuth an. Als Kulmbacher Vertreter für den Milcherzeugerring Oberfranken wurde Bernd Täuber aus Berndorf gewählt.

Vor ihrer Jahresversammlung hatten die Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft den Betrieb von Rainer Hartmann in Gössenreuth besichtigt. Das Besondere an dem Betrieb ist, dass er energiemäßig praktisch autark ist. Möglich machen dies eine 80-kW-Photovoltaikkanlage und ein 100-kW-Hackschnitzelheizwerk, mit dem die Familie nicht nur Stallungen, Melkroboter und Wohnhaus, sondern auch die umliegenden Häuser versorgt. „Das Hackschnitzelheizwerk wird vor allem mit dem Holz aus dem eigenen Wald versorgt. Die Familie bewirtschaftet über 26 Hektar Wald in der Umgebung. Auf den übrigen Flächen baut die Familie Wintergerste, Winterweizen, Kleegras und Silomais an. Den ursprünglichen Milchviehstall hatten die Eltern noch 1995/1996 gebaut. Ein erster Anbau kam 2005, ein zweiter 2019 dazu. Gemolken wird mit gleich drei Melkrobotern.

Bilder:
1.
 Die Mitglieder der Kreiszuchtgenossenschaft Kulmbach besichtigten im Vorfeld ihrer Jahresversammlung den Betrieb von Rainer Hartmann in Gössenreuth bei Himmelkron.
2.
 Sie führen den Milchviehbetrieb in Gössenreuth: Elke und Rainer Hartmann, Tochter Michaela Eckardt-Hartmann und Schwiegersohn Christian Eckardt.
3.
 150 Milchkühe sind in den Stallungen der Familie Hartmann in Gössenreuth zuhause.

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21.11.2022

Brennholz: Vom Massenprodukt zur Mangelware / Genug Holz ist vorhanden, doch es muss erst getrocknet werden

Kulmbach. Die Nachfrage nach Brennholz ist so hoch wie selten. Immer mehr Menschen wollen sich für den Winter eindecken. Brennholz habe sich vom Massenprodukt zur Mangelware entwickelt, heißt es. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn das Holz muss erst lange trocknen.

Bei der Waldbewirtschaftung würden vor allem die schlecht verkäuflichen Holzsortimente als Brennholz verwertet, erläutert die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in einer Mitteilung. Bei der Holzverarbeitung anfallende Nebenprodukte würden ebenfalls zu einem großen Teil der energetischen Nutzung zugeführt. Weitere Energieholzquellen seien unter anderem Altholz, Flur- und Schwemmholz. Holz werde vor seiner energetischen Verwendung meist noch aufbereitet für schnellere Trocknung und um die Lagerung und Verbrennung zu vereinfachen.

„Ja, die Nachfrage nach Brennholz ist stark gestiegen“, bestätigt Theo Kaiser, der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. Problem sei es aber nicht, dass es kein Brennholz mehr gibt. Vielmehr gebe es nur begrenzt getrocknetes Brennholz. Brennholz müsse mindestens einen Sommer im Freien trocknen oder künstlich getrocknet werden. „Hier fehlt es einfach an Vorräten und Kapazitäten“, so der Geschäftsführer. Seinen Worten zufolge liegen die Preise im Augenblick bei 80 bis 90 Euro pro Raummeter für Weichholz und bei 120 bis 150 Euro pro Raummeter für Hartholz. Die Beurteilung der Qualität erfordere vor allem Erfahrung und könne nicht mit wenigen Worten beschrieben werden. Ein Messgerät, auch darauf weist Theo Kaiser hin, gebe es schon für wenige Euro im Baumarkt.

Aus Sicht von Christian Dormann (Bild), dem Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Hollfeld, zu der auch viele Kulmbacher Waldbesitzer gehören, besteht in den urbanen Bereichen durchaus ein Nachfrageüberhang nach Brennholz. Dahingehend reagierten auch die Preise. „Allerdings ist meiner Meinung nach in den ländlichen Regionen genug Brennholz vorhanden um die aktuelle Nachfrage zu decken“, sagt Dormann. So zeige ein Blick in Anzeigenplattformen, dass in der weiteren Region Hollfeld durchaus ein hohes Angebot da ist. „Wenn die urbanen Käufer bereit sind, 25 Kilometer aufs Land zu fahren um dort Ihr Brennholz direkt abzuholen und dafür einen realistischen Preis zu bezahlen sehe ich überhaupt kein Problem.“

Keine Angabe zu den aktuellen Preisen kann Christof Maar, Revierleiter des Forstrevier Kronach vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach machen. Doch auch er weiß von gestiegenen Preisen. Bei den Waldbesitzern, die Brennholz direkt an den Endverbraucher verkaufen, sei das Preisniveau derzeit unterschiedlich. Manche Waldbesitzer, die vom Borkenkäferbefall fortlaufend mit hohen Massenanfällen besonders betroffen sind, hätten ihre Preise kaum erhöht. Andere versuchten höhere Preise zu erzielen, zum Beispiel durch Verkauf in Regionen mit einem höheren Preisniveau. Auch überregionale Abnehmer kauften Brennholzsortimente in letzter Zeit zur erhöhten Preisen aus der Region.

Schon in den letzten Jahren und auch derzeit werde der überwiegende Anteil an Holz, das üblicherweise zu Brennholz verarbeitet werden kann, in andere Regionen verbracht, da hier das Angebot die Nachfrage bei weitem überschreitet.

Einen gesamtüberblick, ob sich die Menschen bereits eingedeckt haben hat Christof Maar nicht. Doch hätten sich sicher viele mit einem Brennholzvorrat, der über mehrere Jahre reichen dürfte eingedeckt. Problem sei aber doch, dass Holz wegen der Feuchtigkeit länger gelagert werden muss, bevor man es als Brennholz verwenden kann. Und wie kann der Laie die Qualität von Brennholz erkennen? Frisch geschlagenes Holz aus dem Wald hat nach den Worten des Fachmanns einen Wassergehalt um die 50 Prozent, vom Borkenkäfer befallenes dürres Holz weniger. Für eine effiziente und emissionsarme Verbrennung müsse Scheitholz auf einen Wassergehalt von unter 20 Prozent herunter getrocknet werden. Bei optimaler Aufbereitung und Lagerung könne dies in einem Lagerzeitraum von etwa einen Jahr erreicht werden. Die erste Bundesimmissionsschutzverordnung untersage außerdem das Verheizen von Holz mit einem Wassergehalt von über 20 Prozent.

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14.11.2022

Aus dem Oberland für ganz Deutschland: Auf den Plantagen von Uwe Witzgall hat die Ernte der Christbäume begonnen

Petschen. „Den Weihnachtsbaum, den gönnt man sich“, sagt Uwe Witzgall und blickt zuversichtlich auf die anstehende Saison. In diesen Tagen hat für den Landwirt aus Petschen, oberhalb von Stadtsteinach die heiße Phase begonnen. Seit bald zehn Jahren baut der 52-Jährige auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer Stückzahlen auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern, an und beliefert damit Händler in ganz Deutschland.

Sogar im oberbayerischen Kloster Seeon steht ein Baum aus dem Kulmbacher Land, oder etwa bei Feinkost Käfer in München. Die Bäume sind längst bestellt. In diesen Tagen rollen die Laster zum Transport an. „Als erstes gehen die Bäume für Firmen, Betriebe und Gemeinden raus“, erläutert Uwe Witzgall, der 2013/2014 die Milchviehhaltung aufgegeben hatte und sich fast gänzlich auf die Weihnachtsbäume konzentrierte. Klar, diese Bäume werden ja auch bereits zum ersten Advent aufgestellt, und der ist extrem früh bereits am 27. November.

Fünf festangestellte Mitarbeiter hat Uwe Witzgall und noch eine Saisonkraft, die in diesen Tagen alles geben müssen. Sie wohnen bis zum Weihnachtsfest sogar in Petschen. „Fast alle sind seit vielen Jahren hier“, sagt der Landwirt aus dem Oberland. Einer sei bereits seit der Grenzöffnung jedes Jahr in Petschen bei der Ernte mit dabei. Und in Spitzenzeiten wird die ganze Familie eingespannt. Ob Patenkind oder Schwager, sie alle verbringen ihre freie Zeit auf dem Hof, der sich direkt auf der Fränkischen Linie auf rund 540 Meter über Normalnull befindet. An die 800 Bäume sind es, die derzeit pro Tag geerntet werden. Im Schnitt sind sie so sechs bis zehn Jahre alt.

Gute Nachrichten hat Uwe Witzgall für alle Kunden. Zum einen werde es, ganz entgegen dem Trend, keine wesentlichen Preiserhöhungen geben, zum anderen seien trotz der extremen Trockenheit in diesem Sommer, genügend Bäume vorhanden. Ein wenig hätten die Bäume schon gelitten, doch gerade der Regen im zurückliegenden Herbst habe einiges wieder gut gemacht. „Die Nordmanntanne ist aber auch extrem widerstandsfähig, sagt er. Die Ausfälle durch die Trockenheit beziffert Uwe Witzgall auf knapp 20 Prozent. Kein Problem sei dagegen der Borkenkäfer, weil die Nordmann-Tanne ein Pfahlwurzler ist, den der Käfer in der Regel links liegen lässt.

Um sich von der Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist schon die Tatsache, dass in der Regel rund ein Fünftel aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt immer wieder. Qualitätsbaum heißt, dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das Siegel „geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das Gütesiegel besagt, dass festgelegte Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein später Schnittzeitpunkt ab dem 15. November. Außerdem wurde der Betrieb nach den Standards von GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die Erfüllung noch höherer Standards bedeutet. Sie beginnen von der Anpflanzung über die Produktion bis hin zur Ernte, praktisch in allen Bereichen.

Einen Trend kann Uwe Witzgall aber doch feststellen: viele Abnehmer hätten bereits angekündigt, dass sie heuer aus Energiespargründen zwar nicht auf den Baum, aber auf die Beleuchtung verzichten. Vor allem in den Ämter, aber das kann dem Baumproduzenten egal sein. Freilich wurde auch er von der Preisexplosion getroffen, vor allem beim Dünger. Auch die Lastwagen und Schlepper brauchen ihren Diesel und sogar die Netze seien um 20 Prozent teurer geworden. Für das kommende Jahr werde er die Preise wohl nicht halten können und die Händler vor Ort stellten sich ja auch nicht umsonst hin. Er selbst bezahlt seine Mitarbeiter schon längst über den Mindestlohn.

Einen Tipp hat Uwe Witzgall für alle Christbaumbesitzer: „Der gekaufte Baum sollte drei Wochen schattig und im Freien liegen, dann hält er am längsten“. In der Wohnung sollte anschließend ein kleines Stück abgesägt und der Ständer mit Wasser gefüllt werden. So hat man am längsten seine Freude an den Weihnachtsbäumen aus dem Frankenwald. Als weiteren Trend hat er beobachtet, dass viele Menschen ihren Baum bereits während der Adventszeit aufstellen und schmücken. Nicht erst am Heiligen Abend, so wie früher.

Wer Lust hat, sich seinen Baum selbst auszusuchen und eventuell sogar selbst zu schlagen, der kann am zweiten, dritten und vierten Adventswochenende, jeweils Samstag und Sonntag zwischen 10 und 16 Uhr nach Petschen kommen und sich seinen Baum direkt beim Produzenten kaufen. Ansonsten gibt es Verkaufsstände mit den Bäumen von Uwe Witzgall in Kulmbach am Eulenhof bei Samen Hühnlein, aber unter anderem auch in Himmelkron, Stammbach, Wonsees und sogar in der Ludwigstraße am Rathausbrunnen in Hof.

Bild: Uwe Witzgall (links) und seine Mannschaft hat in diesen Tagen mit der Ernte auf den Christbaumplantagen im Oberland begonnen.

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11.11.2022

„Waldkontroversen“: Verbauen, verbrennen oder verrotten / Fachleute sagen bei Tagung an der Uni Bayreuth dem Holz eine große Zukunft voraus

Bayreuth. Hoffnungsträger Holz: Hinter diesem Titel der „Waldkontroversen 2022“ an der Universität stand nicht etwa ein Fragezeichen. Im Gegenteil: Sämtliche Referenten berichteten von Steigerungen, bei den Holzvorräten in deutschen Wäldern, beim Einschlag, bei der Nachfrage nach Bauholz und nach Brennholz. Bei den „Waldkontroversen“ handelt es sich um eine Tagung, die vom Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung, von der Campus-Akademie für Weiterbildung und dem Ökologisch-Botanischen Garten an der Universität veranstaltet wurde. Im Auditorium saßen dabei nicht nur Studenten und Wissenschaftler, sondern auch Waldbesitzer, Vertreter der staatlichen Forstverwaltung, des Naturschutzes und des Bausektors.

„Holz ist unerlässlich, gestern heute und morgen, brachte es Tobias Götz auf den Punkt. Der Chef der Pirmin Jung GmbH aus Remagen, Deutschlands größtem Planungsbüro, das sich mit Holz beschäftigt, sprach gar von einer Renaissance des Baustoffes Holz. So neu ist das alles allerdings gar nicht. „Holz ist der älteste Baustoff, der sich seit Jahrhunderten bewährt hat“, sagte Tobias Götz und zeigte viele Bilder von Fachwerkbauten aus vergangenen Jahrhunderten.

Jetzt, wo der Klimawandel direkt vor unserer Haustür ankommt, habe man Holz endlich wieder als Baustoff entdeckt. Holzneubauten, wie ein 13-geschossiges Hochhaus in Amsterdam oder ein 15-geschossiges Hochhaus in der Schweiz stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass sich Fichte, Tanne und viele andere Baumarten nicht vor Beton verstecken müssen. Viele Bauherren hätten die Vorteile des Holzes längst erkannt, sagte Tobias Götz. Die problemlose Erfüllung sämtlicher Umweltauflagen und die extrem genaue Planbarkeit gehörten genauso dazu, wie die Stabilität, das geringe Eigengewicht und natürlich die Tatsache, dass es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt.

Verbauen, verbrennen oder verrotten: Gregor Aas, der Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens an der Universität Bayreuth hatte hinter dem Untertitel der „Waldkontroversen“ noch ein Fragezeichen gesetzt. Eine eindeutige Antwort gab es freilich nicht, doch die Marschrichtung war klar: „Holz ist eine unglaublich wertvolle, vielfach nutzbare und zunehmend begehrte Ressource“, so Gregor Aas.

Pia Bradler und Clarissa Schmelzle, Studentinnen im Master Global Change Ecology, hatten jede Menge Daten und Fakten zusammengetragen, die sie den Teilnehmern präsentierten. Wichtigste Aussage: Der Gesamtverbrauch an Holz in Deutschland ist aktuell größer als die Inlandsproduktion. Während bundesweit knapp 83 Millionen Festmeter Holz pro Jahr in Deutschland eingeschlagen werden, liege der Verbrauch derzeit bei über 127 Millionen Kubikmeter. Der Holzeinschlag nehme aktuell deutlich zu, waren sich die beiden Studentinnen einig. Sie prognostizierten eine weiter steigende Nachfrage nach Bauholz genauso wie nach Brennholz. Bei letzterem sei die Situation besonders dynamisch, wie ein Blick auf den Preis zeigt: Während der Raummeter Buchenholz noch vor Monaten bei 60 bis 80 Euro lag, sei er aktuell bei einem Discounter für sage und schreibe 489 Euro angepriesen worden.

Am zweiten Tag der „Waldkontroversen“ gab es zwei interessante Exkursionen: Geschäftsleiter Wolf-Christian Küspert zeigte den Teilnehmern die GELO-Timber GmbH im Energiepark Wunsiedel. Dort wurden Ansätze der Kreislaufwirtschaft beim Nadelholz aus der Region diskutiert, angefangen vom Schwachholzsägewerk über die WUN Pellet GmbH bis hin zum Leuchtturmprojekt „Wunsiedler Weg“ mit dezentraler Energieversorgung und Wasserstoffhydrolyse. Das Heizwerk des 2021 in Betrieb gegangenen neuen Sägewerks GELO-Timber kann dank eines Zweigasbrenners sowohl mit Erdgas, als auch zukünftig mit Wasserstoff betrieben werden.

Carmen Hombach, Stadtförsterin und Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach, startete mit den Teilnehmern zu einem Rundgang durch Schadflächen und Waldumbaumaßnahmen im Bereich der WBV Die Wälder im Frankenwald waren von dem trockenen Sommer und den Käferschäden besonders stark betroffen.

Bilder:
1.
 Hier im Frankenwald oberhalb von Stadtsteinach wird gerade jede Menge Holz eingeschlagen.
2.
 „Holz ist unerlässlich, gestern, heute, morgen“: Tobias Götz, Zimmermann, Bauingenieur und Chef von Pirmin Jung, Deutschlands größtes Planungsbüro in Sachen Holz.

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10.11.2022

Keine CO2-Abgabe auf Holz / Waldbesitzer prangern geplante Energien-Richtlinie der EU an - MdL Martin Schöffel bei der WBV Kulmbach/Stadtsteinach

Oberdornlach. Nach dem Willen der Europäischen Union soll Holz künftig nicht mehr nachhaltig sein. Bei der Informationsveranstaltung der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach in Oberdornlach sorgten die Pläne der EU für Verwunderung und Kopfschütteln. „Das ist für normal denkende Menschen nicht zu fassen“, sagte die Vorsitzende Carmen Hombach. Doch die Erneuerbare Energien-Richtlinie der EU soll dem Holz tatsächlich seine Nachhaltigkeit absprechen.

In diesem Vorgehen stecke eine ganz große Gefahr, sagte Carmen Hombach. Gehen die Pläne so durch, würden nicht nur bestimmte Förderungen wegfallen, auch müsste auf Holz künftig, genauso wie bei Öl oder Gas, die CO2-Abgabe geleistet werden, obwohl Holz ja bekanntlich CO2 speichert. „Man könnte fast sagen, sie wissen nicht, was sie tun“, so die Vorsitzende. Nun könne man nur noch hoffen, dass dies alles nicht so kommt.

Der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU) nannte die Pläne ein Alarmsignal. Im Bereich der energetischen Nutzung von Holz müsse mehr, und nicht weniger gemacht werden. Derartige Ideen könnten nur von Leuten kommen, die in ihrem Leben weder einen Baum gepflanzt, noch einen Wald bewirtschaftet haben. „Wenn ein Baum verbrannt wird, dann wird nicht mehr CO2 freigesetzt, als der Baum vorher gebunden hat.“

Ziel der bayerischen Forstpolitik werde es deshalb sein, die Holznutzung zu erhöhen. „Wenn wir den Waldumbau weiter betreiben wollen, müssen wir die Holznutzung nach oben fahren“, sagte der Abgeordnete. Schöffel versprach, sich massiv gegen eine CO2-Abgabe zu stemmen. Das seien Entwicklungen, die in die völlig falsche Richtung gehen.

Schöffel beklagte ganz allgemein den Einzug alter Ideologien und neuer gefährlicher Entwicklungen in die Politik. Im Mittelpunkt des europäischen Green Deals sollen Artenvielfalt und Klimaschutz stehen. Doch viele aktuelle politischen Vorhaben und Entscheidungen stünden diesem Ziel entgegen und enthielten grundsätzliche Webfehler.

„Irgendwo muss jetzt mal Schluss sein“, forderte Martin Schöffel und prangerte besonders die geplanten Stilllegungen landwirtschaftlicher Flächen an. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen könne man doch nicht auf weniger Produktion und mehr Importe setzen. Stattdessen sollten Eigenversorgung und Ernährungssicherheit im Mittelpunkt stehen

Im Wald bezeichnete der Parlamentarier die Stilllegungen ohnehin als den „größten Blödsinn“. Ein vernünftiger Waldumbau werde nur mit Waldbewirtschaftung funktionieren. Holz müsse gerodet werden, sonst verfault es, sagte Martin Schöffel. Zur Bewirtschaftung gehöre auch der Einsatz von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. „Weniger Produktion und Verbote von Pflanzenschutzmittel, das kommt meiner Meinung nach einer Enteignung gleich“, fand Martin Schöffel klare Worte.

Wie bedeutsam der Wald als CO2-Speicher ist, machte WBV-Geschäftsführer Theo Kaiser am folgenden Beispiel deutlich: So speichere jedes Hektar Wald rund 13 Tonnen CO2 pro Jahr. Einen bedeutsamen Beitrag zur Wiederbewaldung müssten aber auch die Jäger leisten, so die Vorsitzende Carmen Hombach. „Die Jäger müssen diesen Weg mitgehen“, sagte sie. Mittlerweile sei das Rehwild nicht einmal mehr auf den Wiesen anzutreffen, sondern bleibe gleich in den Verjüngungen, weil sich dort ein gedeckter Tisch bietet. Um die Abschusszahlen zu steigern sei auch die Vermarktung des Wildbrets von Bedeutung. „Kein Jäger wird rausgehen, wenn die Kühltruhen voll und die Nachfrage gering ist.“ Carmen Hombach sprach sich dafür aus, entsprechende Vermarktungsoffensiven ins Leben zu rufen.

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27.10.2022

Bauern sehen rot / „Landwirte werden unter Sippenhaft gestellt“ - Demo beim Besuch von Ministerpräsident Söder in Mechlenreuth

Mechlenreuth. Über 100 Landwirte aus ganz Oberfranken haben am Donnerstag in Mechlenreuth bei Münchberg gegen die stark vergrößerten „Roten Gebiete“ demonstriert. Die Neuabgrenzung macht den Bauern aufgrund zahlreicher Auflagen das Wirtschaften auf den betreffenden Flächen praktisch unmöglich. In Mechlenreuth fand zeitgleich die offizielle Einweihung eines Teilabschnitts des Ostbayernrings durch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder statt.

In roten Ganzkörperoveralls und mit zahlreichen Transparenten machten die Bauern auf der Zufahrtsstraße ihrem Unmut Luft. „Wer Bauern quält, wir abgewählt“, stand unter anderem auf den Transparenten zu lesen. Die Fahrzeugkolonne mit dem Ministerpräsidenten hielt kurz an und Söder hörte sich für wenige Minuten die Probleme der Bauern an. Er versprach ihnen für die kommenden zwei Wochen eine Art Runden Tisch zusammen mit Umweltministerium und Bauernverband. Dort soll das Thema noch einmal aufgegriffen werden.

Nach der Veröffentlichung des entsprechenden Kartenmaterials steht nach den Worten des oberfränkischen BBV-Bezirkspräsidenten Hermann Greif fest: Bisher seien 25 Prozent der bayerischen Flächen in den „Roten Gebieten“ gewesen, dann nach der sogenannten „Binnendifferenzierung“ und „Modellierung“ nur noch zwölf Prozent. Da sei aber immer noch kein Trost für alle, die von den „Roten Gebieten“ betroffen sind.

Im Gegenteil: Die zwölf Prozent hätten der Europäischen Union nicht ausgereicht, so dass nachjustiert wurde. Ämter und Ministerien hätten die betroffenen Flächen aktuell wieder auf 17 Prozent angehoben. Dabei habe es insbesondere auch die Bauern im Landkreis Hof heftig erwischt. „Unser Problem ist jetzt, dass man uns faktisch unter Sippenhaft nimmt“, sagte Greif. Betriebe, die umweltfreundlich wirtschaften, müssten von der Verordnung ausgenommen werden. Während die EU dies auch zulasse, weigere sich Deutschland, Betriebe raus zu nehmen.

Die Demo richte sich nicht gegen den bayerischen Ministerpräsidenten, so Greif. „Wir wollen uns nur bemerkbar machen und fordern Unterstützung von Seite der heimischen Politik.“ Die Einordnung in Rote Gebiete müsse definitiv noch einmal überprüft werden. Wenn es um Phosphat oder Nitrat geht, gebe es ja schließlich auch andere Einflüsse, als die Landwirtschaft. Auch die sollten miteinbezogen werden.

Als „allergrößten Hammer“ bezeichnete es der BBV-Bezirkspräsident, dass die Gebietsabgrenzung auch teilweise in die Städte hineinreicht. Dort seien beispielsweise auch Golfplätze betroffen, die aber von Auflagen ausgenommen wurden, also auch weiterhin ihre Flächen düngen dürfen. Greif: „Das geht so nicht weiter, da müssen wir dagegen halten.

„Wir werden in Sippenhaft genommen, für etwas, wofür wir nichts können“, sagte der oberfränkische BBV-Vizepräsident Michael Bienlein. Viele Bauern seien in ihrer Existenz gefährdet. „Wir wollen doch auch weiterhin Nahrungsmittel für unsere Mitmenschen produzieren.“ Für die Neuausweisung fehlten jegliche Grundlagen. Doch die Einsicht in die entsprechenden Messungen werde den Landwirten derzeit verwehrt.

Ministerpräsident Söder sagte den Landwirten zeitnah eine Runde mit Vertretern des Umweltministeriums und dem Präsidium des Bauernverbandes zu. „Wir müssen schauen, dass wir einen Weg finden“, sagte Söder. Man habe bewusst die erste Karte der Roten Gebiete zurückgestellt, um die Betroffenheit zu verhindern. Dort wo wenig Wasser ist, sei die Frage der Nitratwerte schneller ein Thema, weil die Verdünnungswirkung schlechter ist. Unabhängig davon, dass im Fränkischen aufgrund der Trockenheit auch Wasser benötigt werde, müssten auch hier weiterhin Nahrungsmittel produzieren werden können. „Ich setze mich ja nicht dafür ein, dass wir Flächen nicht mehr stilllegen, um mehr Nahrungsmittel produzieren zu können, wenn wir gleichzeitig die Flächen nicht nutzen können.“

Bilder: Der bayerische Ministerpräsident sprach am Rande der Einweihung eines Ostbayernring-Teilstücks in Mechlenreuth bei Münchberg mit Landwirten aus Oberfranken. In rote Ganzkörperanzüge gehüllt, protestierten die Bauern gegen die Neuabgrenzung der „Roten Gebiete“.

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25.10.2022

Altes Haus - Neuer Stall / Ferkelaufzucht, Mast, Wirtshaus und Ferienwohnungen: Wo andere zusperren haben Katrin und Rainer Markstein kräftig investiert

Gumpertsreuth. Geplant war das alles so nicht, wie es schließlich gekommen ist. Doch Katrin und Rainer Markstein aus Gumpertsreuth bei Gattendorf im Landkreis Hof sind fest überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein. Während Schweinehalter landauf landab aufgeben, hat die Familie am Rande der Ortschaft mit einem Investitionsvolumen von rund einer Million Euro einen nagelneuen Schweinestall mit 750 Mastplätzen errichtet. Die Strohschweine werden hauptsächlich an zwei größere Metzgereibetriebe in Selb und Dörnthal vermarktet. Ein weiterer Teil bleibt sozusagen auf dem Hof und kommt in der eigenen Gastwirtschaft mit dem Namen „Altes Haus“ auf den Tisch.

Lange Jahre wurde der Hof im Nebenerwerb bewirtschaftet. 1995 hatte Rainer Markstein von seinen Eltern übernommen. Der heute 50-Jährige war zuletzt als Kfz-Meister bei den Hofer Stadtwerken beschäftigt, Ehefrau Katrin ist gelernte Bäckerin. „Ein zweites Standbein wollten wir schon immer“, sagt Rainer. So kam das Paar auf die Idee in einem alten Gebäude des Vierseithofes ein Café einzurichten. Als man im Jahr 2015 mit den Umbauarbeiten begann, war noch nicht abzusehen, dass daraus einmal eine Art Geheimtipp im Hofer Land entstehen würde.

„Wir haben damals alles eingeschmissen“, sagt Rainer. Nur die Außenwände und die Zwischendecken hätten noch existiert. Dank der immensen Eigenleistung der Familie mit ihren vier Kindern im Alter zwischen sieben und 21 Jahren konnte das „Alte Haus“ schon im Januar 2016 eröffnen, vom Café war man inzwischen abgekommen und es wurde ein richtiges Dorfwirtshaus daraus. Schon damals hatte Rainer Mut bewiesen, als er seine Festanstellung im öffentlichen Dienst gegen die Selbständigkeit eintauschte.

Der Erfolg gab der Familie Recht. Während andere Gaststätten ringsum zusperrten, wurden die Marksteins regelrecht überrannt. „Das hat eingeschlagen, wie eine Bombe“, so Katrin. In der Regel haben sie drei Tage in der Woche offen, Donnerstag und Freitag mit Abendkarte, Sonntag zum Mittagstisch und nachmittags zu Kaffee und Kuchen. Samstags finden meist geschlossene Veranstaltungen statt, mittwochs gibt es einmal im Monat einen Pizzatag, ein anderes Mal steht die Schlachtschüssel auf dem Plan. Zehn Mitarbeiter beschäftigt die Familie im Service, drei weitere in der Küche, alle auf geringfügiger Basis.

Im alten Stall unmittelbar an der Hofstelle mit Platz für 400 Schweine werden mittlerweile die Ferkel aufgezogen, ehe sie in den neuen Maststall wechseln. Dort wachsen die Schweine innerhalb von vier Monaten auf rund 140 Kilogramm heran. Rainer Markstein fährt die Tiere mit dem eigenen Lkw in den Hofer, beziehungsweise in den Helmbrechtser Schlachthof. Das Fleisch wird in die Traditionsmetzgerei Sandner nach Selb und in die Landmetzgerei Strobel nach Dörnthal bei Selbitz geliefert. „Eine Win-Win-Situation“, wie Rainer sagt. Auf die beiden Betriebe könne man sich verlassen. „Wir arbeiten Hand in Hand zusammen“. Das Fleisch hat aufgrund des hohen Rohfaseranteils, der verfüttert wird, keinerlei Wassereinlagerungen. Außerdem haben die Strohschweine mehr Zeit zum „Reifen“ als Tiere aus konventioneller Haltung.

Der neue Offenfrontstall auf der grünen Wiese vor den Toren des Dorfes ist 60 mal 16 Meter groß. Direkt daneben wurde eine eigene Technikhalle errichtet. Bei der Einweihung vor wenigen Wochen waren rund 1000 Besucher gekommen. „Mit einem solchen Ansturm hätten wir nie gerechnet“, sagen beide.

Daneben bewirtschaften die Marksteins noch 60 Hektar Flächen und 25 Hektar Wald. Angebaut werden Sommer- und Wintergerste, Erbsen und Weizen, ausschließlich zum Eigenbedarf. Und noch ein weiteres Standbein gibt es: über den Gasträumen wurden zwei schmucke, 80, beziehungsweise 85 Quadratmeter große Ferienwohnungen eingerichtet.

„Es ist nicht schlecht, wenn man mehrere Standbeine hat“, ist sich das Paar einig. Vor allem die Corona-Zeit hat den beiden schwere zu schaffen gemacht. „Mit Corona ist alles anders geworden“, so Katrin. Vielen politischen Entscheidungen in Sachen Pandemie stehen die beiden kritisch gegenüber. Nicht nur wirtschaftliche, auch innerhalb der Gesellschaft sei vieles unwiderruflich kaputt gegangen.

Bilder:
1.
 "Auf der grünen Wiese" am Ortsrand von Gumpertsreuth hat die Familie Markstein einen neuen Stall errichtet.
2.
Hier fühlen sich die Strohschweine wohl. Das Fleisch kann in Ruhe heranreifen.
3. Rainer und Katrin Markstein (rechts) mit ihren vier Kindern.

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09.10.2022

Ernährungssicherheit im Focus / Scharfe Kritik an Bund und EU beim Königsfelder Jurabauerntag

Königsfeld. Als „unverantwortlich, ideologisch und gegen das eigene Volk gerichtet“ hat Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter aus Wunsiedel und Vorsitzender des CSU-Arbeitskreises Landwirtschaft, die Politik der Bundesregierung kritisiert. „Wir dürfen bei der Nahrungsmittelversorgung auf keinen Fall im eine ähnliche Situation kommen, wie bei der Energie“, sagte Schöffel beim Königsfelder Jurabauerntag.

Zum einen profitierten die Bauern mit Ausnahme des Schweinebereichs von der weltweit aktuell riesigen Nachfrage nach Lebensmitteln durch höhere Erzeugerpreise. Zum anderen stünden Auflagen im Raum, die man sich jetzt nicht leisten könne und dürfe. Die geforderten Flächenstilllegungen gehörten genauso dazu, wie das drohende Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten. „In einer Zeit von Dürren, Inflation, Unsicherheiten und Krisen auf der ganzen Welt muss es darum gehen, Sicherheit bei der Ernährung herzustellen“, so Schöffel.

Vor allem die Vorschläge des stellvertretenden EU-Kommissionspräsidenten Frans Timmermans ernteten bei Schöffel Kritik. Die Stilllegungspläne würden bedeuten, dass die Produktion hierzulande um 20 Prozent zurückgehen würde und Deutschland auf Importe aus dem Ausland angewiesen sei. „Wer so etwas fordert, der hat den Schlag noch nicht gehört“, sagte Schöffel und forderte die Bauern dazu auf, Timmermans zu stoppen.

Auch in den Wäldern dürfe es keine Stilllegungen geben. „Wir wollen keine Wildnis“, sagte Schöffel. Bewirtschaftete Wälder hätten erwiesenermaßen die gleiche Artenvielfalt aufzuweisen, wie unbewirtschaftete Wälder. „Wir geben unsere Heimat nicht auf und lassen uns nicht alles kaputt machen“, so der Referent.

Trotz aller Krisen und Herausforderungen freute sich der neue Kreisobmann Tobias Kemmer, dass der Königsfelder Jurabauerntag nach drei Jahren Pause überhaupt wieder stattfinden könne. Bei allen Schwierigkeiten sollte man sich auch über fruchtbare Böden und regionale Lebensmittel freuen. Gleichwohl hätten im Bamberger Land besonders der Mais, die Sonnenblumen, Zuckerrüben und Soja unter der anhaltenden Trockenheit gelitten.

Die Bauern bräuchten aber auch Verlässlichkeit, so der oberfränkische BBV-Vizepräsident Michael Bienlein aus Lichtenfels. Jetzt werde gesät, aber niemand wisse, was er ernte und wie viel er davon bekomme, so Bienlein. Er sprach sich gegen die Pläne aus, Pflanzenschutzmittel in sensiblen Gebieten zu verbieten. „Wir schützen die Pflanzen doch deswegen, weil wir sie gesund erhalten wollen und als Nahrungsmittel und Futter für die Tiere brauchen.“ Auch der Königsfelder Bürgermeister Norbert Grasser wusste von den Problemen der Bauern. Die gesamte Bevölkerung habe derzeit Befürchtungen, beispielsweise, dass die Wohnungen im Winter kalt bleiben.

Vor dem Jurabauerntag im Schleuppner-Saal feierten alle Beteiligten einen festlichen Erntedankgottesdienst mit Pfarrer Michael Herrmann in der nahen St.-Jakobus-Kirche. Von dort aus setzte sich nach dem Gottesdienst ein kleiner Festzug zum Schleuppner-Saal in Bewegung, angeführt von der örtlichen Blaskapelle und einigen Helfern mit der stattlichen Erntekrone auf den Schultern. 

Bilder:
1. Ein kleiner Festzug bewegte sich vom Gottesdienst in der St.-Jakobus-Kirche zum Königsfelder Jurabauerntag im Schleuppner-Saal.
2. Bürgermeister Norbert Grasse, MdL Martin Schöffel, Kreisobmann Tobias Kemmer, BBV-Geschäftsführer Werner Nützel und der stellvertretende oberfränkische BBV-Präsident Michael Bienlein (von links) vor der Erntekrone beim Königsfelder Jurabauerntag

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08.10.2022

Streuobst mit allen Sinnen genießen / Aktionstag zum Thema Streuobst am Kompetenzzentrum für Ernährung

Kulmbach. Streuobstwiesen sind nicht nur wichtig für die Artenvielfalt, sondern auch durch alte und regionalspezifische Sorten ein kulinarisches Geschmackserlebnis. Deshalb hat das Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach die Veranstaltungsreihe mit dem Namen „Kulminarik“ („Kulinarik in Kulmbach“) gestartet, Sie soll das Thema Streuobst den Verbrauchern näherbringen und ihnen das gesamte Geschmacksspektrum von Streuobst aufzeigen.

Zum Auftakt gab es auf dem Gelände und in den Räumen der Museen im Mönchshof in Kulmbach einen überaus gut besuchten Aktionstag mit Vorträge, Verkostungen, Kochvorführungen, einem Kinderprogramm mit Streuobstpädagoginnen und mit Einblicken in die experimentelle Küche. Es ging dabei nicht nur um Äpfel, sondern auch um Beeren, Birnen, Walnüsse, Weintrauben oder Zwetschgen.

Ziel des aktuellen bayerischen Streuobstpakts ist es, den derzeitigen Streuobstbestand in Bayern zu erhalten und neue Streuobstbäume zu pflanzen. „Wir wollen dem Rückgang der Streuobstbestände in Bayern entgegenwirken“, sagte Ludwig Wanner vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium bei der Eröffnung. Er verwies auf das neue bayerische Förderprogramm für die Abgabe von bis zu einer Million Obstbäumen bis zum Jahr 2035, das vor wenigen Tagen gestartet wurde. Dabei sollte es nicht nur um Pflanzung und Pflege, sondern auch um die Verwertung der Früchte gehen, sagte Wanner. Nicht immer würde das Obst richtig geschätzt, deshalb soll die Aktion des Kompetenzzentrums dem Streuobst einen neuen Schub geben.

„Zur Ernährung gehört auch der Genuss“, so die neue Leiterin des Kompetenzzentrums Christine Röger. Deshalb sollte mit der Veranstaltung vor allem Werbung für das Streuobst und die vielfältigen Produkte daraus gemacht werden. Nicht zuletzt sei Streuobst auch ein Beitrag zum aktiven Naturschutz, indem zahlreiche Insektenarten von den Streuobstwiesen profitieren.

Wie die Obstbäume richtig gepflegt werden, so dass am Ende auch ein entsprechender Ertrag herauskommt, das vermitteln die zahlreichen Obst- und Gartenbauverbände mit ihren Pflegekursen, so die Bezirksvorsitzende des Verbandes für Gartenbau und Landespflege, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Die „Kulminarik“-Veranstaltung richtete sich aber auch an Kinder, denn, so Simon Reitmeier vom Kompetenzzentrum: „Ernährungsbildung muss früh ansetzen, damit man die Ernährung im Erwachsenenalter richtig zu schätzen weiß“.

Agnes Kohler von „Kohler´s Kulinarik“ führte beispielsweise vor, wie ein kreatives Menü mit Streuobst entsteht. Sternekoch Tobias Bätz von „Herrmann's Posthotel“ ließ sich beim Experimentieren mit Produkten von der Streuobstwiese ebenfalls über die Schulter blicken. Zusammengestellt wurde beispielsweise eine Quittenkaltschale zum Aperitif, eine Birnen-Selleriesuppe als Vorspeise und ein gebratenes Kalbspflanzerl mit Zwetschen-„Ketchup“ und Apfel-Krautsalat.

In einer Reihe von Vorträgen verriet Ernährungsberaterin Yvonne Müller Tipps und Tricks zu Verwertung und Haltbarmachung des Obstes, der frühere Kreisfachberater Friedhelm Haun berichtete vom Gesundheitswert der Walnuss sowie vom Lebensraum Streuobstwiese und die Hauswirtschaftsmeisterin Margot Findeiß von der „Vielfalt der Birne“

Ergänzt wurde das Programm unter anderem mit Mitmachangeboten zum Saftpressen und zur Sortenbestimmung sowie zu den verschiedensten Verkostungen. Die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau präsentierte eine Nuss-Mühle zur Herstellung von frischem Nussmus und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft war mit dem Verbraucherportal Regionales Bayern und mit Information zu den Genuss Schätzen Bayern vertreten.

Bilder:
1.
 Hauswirtschaftsmeisterin Margot Findeiß und der frühere Kreisfachberater Friedhelm Haun stellten die breite Palette an heimischen Apfelsorten vor.
2. Zum Test der Geschmacksnerven lud Eva Stetter (rechts) den früheren Kreisfachberater Friedhelm Haun, die Bezirksvorsitzende des Verbandes für Gartenbau und Landespflege, die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Ludwig Wanner vom Landwirtschaftsministerium, Martina Tröger vom Kompetenzzentrum und dessen neue Leiterin Christine Röger (von links).

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03.10.2022

Appell zu Ruhe und Gelassenheit / BBV Bayreuth feierte Kreiserntedankfest – Dank an ausgeschiedene Ortsobleute

Bayreuth. Der BBV-Kreisverband Bayreuth hat seine Erntedankfeier dafür genutzt, allen Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner zu danken, die bei der zurückliegenden Verbandswahlen nicht mehr angetreten waren oder nicht mehr gewählt wurden. Genau 99 Persönlichkeiten aus allen Teilen des Bayreuther Landkreises erhielten dabei eine Urkunde, eine Anstecknadel und ein Geschenk des Bauernverbandes.

Vor den Ehrungen feierten die evangelischen Pfarrerehepaar Uschi und Christoph Aschoff von der Kirchengemeinde St. Johannis und Günter Schloßmacher, Gemeindereferent der katholischen St.-Hedwigs-Kirche in Bayreuth zusammen mit den Landwirten einen Erntedankgottesdienst in der mit allerlei Gaben geschmückten Tierzuchtklause. Kreisobmann Karl Lappe appellierte im Anschluss an seine Berufskollegen, trotz aller Krisen um uns herum, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren. „Angst und Panikmache sind fehl am Platz“, so Lappe.

Der Kreisobmann sprach in seinem Rückblick von einem ganz besonderen Jahr. Eine so lange und intensive Trockenheit habe es schon lange nicht mehr gegeben. Wenn der Klimawandel auch Anpassungen erforderlich macht, so seien „Greta-Thunberg-Diskussionen“ fehl am Platz. Lappe gab zu bedenken, dass Deutschland gerade einmal rund zwei Prozent der Weltbevölkerung und ebenfalls rund zwei Prozent der Weltagrarfläche besitze. Das bedeute: „Alles, was wir auch machen, kann den Klimawandel nicht verändern.“

Nachdem Lappe in seinem Grußwort auch den Verkehrsversuch der Stadt Bayreuth kritisiert hatte, in dessen Folge die Erlanger- und die Bismarckstraße als die beiden wichtigen Aus- und Einfallstraßen derzeit einspurig angelegt sind, ging Stadt- und Bezirksrat Stefan Specht in seinem Grußwort unmittelbar darauf ein. Er sprach von einem kommunalpolitisch ganz heißen Eisen und eine ganz schwierigen Thema. Specht nannte den Verkehrsversuch fragwürdig, gab aber auch zu bedenken, dass man derzeit noch die Chance habe, darüber zu diskutieren. Ohne seine Fraktion wäre der Beschluss zur Einspurigkeit längst gefallen. „Es ist nicht so, dass wir das einfach durchwinken werden“, versprach Specht. Karl Lappe gehörte zusammen mit den Landwirten aus dem westlichen Landkreis, aber auch zusammen mit seinen dortigen Bürgermeisterkollegen und den von ihnen vertretenen Bürgern zu den schärfsten Kritikern der Maßnahme, die den gesamten Verkehr zwischen Stadt und Landkreis entscheidend einschränke.

Die Bundestagsabgeordnete Silke Launert hob in ihrem Grußwort hervor, dass Nachhaltigkeit bei den Bauern schon immer eine entscheidende Rolle gespielt habe. Schon immer stünden Landwirte für Bodenständigkeit und Bodenhaftung, schon immer hätten sie den Bezug zur Natur und den Respekt vor Tieren gepflegt.

Eine besondere Ehrung wurde Hedwig Loos aus Kornbach zuteil. Sie gehörte von 2007 bis 2022 der Kreisvorstandschaft des BBV Bayreuth an und konnte bei den Neuwahlen im Mai aus Zeitgründen nicht mehr kandidieren. Ihr Amt als Ortsbäuerin, das sie seit 2001 innehat, bleibt sie allerdings auch weiterhin treu. Kreisbäuerin Angelika Seyferth, die zusammen mit Kreisobmann eine Ehrenurkunde überreichte, nannte Hedwig Loos die treue Seele der Landfrauen und eine wertvolle Ideengeberin für den Kreisverband.

Die folgenden ausgeschiedenen Ortsobleute wurden zum Erntedankfest geehrt:

Für fünf Jahre: Anna Leichtenstern (Altencreußen), Waltraud Lang (Aufseß-Heckenhof), Elfriede Schneider (Krögelstein), Gretel Hortelmaus (Nankendorf), Martina Böhner (Neuhof), Claudia Berger (Reizendorf), Gisela Hacker (Seulbitz), Ilse Hösch (Truppach), Jenny Schmitt (Weidmannsgesees), Andreas Ott (Büchenbach), Sven Stahlmann (Frankenhaag), Florian Götz (Frankenberg), Roland Thiem (Langenloh), Thomas Hauenstein (Mistelbach), Matthias Schatz (Moggendorf) und Martin Bächmann (Neuhaus).

Für zehn Jahre: Rosi Höhn (Frankenhaag), Brigitte Purrucker (Guttenthau), Karin Wittmann (Körbeldorf), Heidi Teufel (Langenloh), Margt Ströbel (Prebitz), Elfriede Berger (Thiergarten-Saas), Brigitte Lehner (Troschenreuth), Christine Schilling (Weiher), Gerd Böhner (Euben), Thomas Kolb (Kleinweiglarreuth), Heinz Herold (Kornbach), Klaus Timm (Lützenreuth), Alfons Neubauer (Rabeneck), Lorenz Fick (Untersteinach), Andreas Schilling (Weiher) und Alexander Kaiser (Wendelhöfen).

Für 15 Jahre: Gudrun Pezold (Birk), Beate Schieder (Penzenreuth), Cäcilia Brütting (Seelig), Gerd Schmidt (Wendelhöfen), Johannes Handwerger (Drosendorf), Bernd Scholz (Eschen), Reinhold Pöhlmann (Guttenthau-Röslas), Horst Seitz (Nemnschenreuth), Rudolf Hagen (St. Johannis), Günter Trautner (Seidwitz), Thomas Neuner (Welkendorf), und Roland Macht (Witzleshofen).

Für 20 Jahre: Christine Stenglein (Breitenlesau), Ingrid Stiefler (Regenthal), Christa Ordnung (st. Johannis), Margarete Teufel (Schressendorf), Marianne Galster (Stein), Angela Neuner (Volsbach) und Erwin Pfändner (Kainach).

Für 25 Jahre: Renate Oetterer (Aichig), Roswitha Müller (Busbach), Erna Handwerger (Drosendorf), Gunda Potzel (Fenkensees), Regina Pfändner (Kainach), Renate Böhm (Neuhaus), Irmgard Macht (Witzleshofen), Irmgard Büttner (Wolfsbach), Margarete Seiferth (Wülfersreuth), Friedrich Köhler (Betzenstein-Mergners), Johann Lochner (Obernsees), Erwin Hoffmann (Stechendorf) und Hans-Martin Reif (Stierberg).

Für 30 Jahre: Juliane Riedelbauch (Bärnreuth), Renate Ruder (Betzenstein-Mergners), Margitta Reichel (Bischofsgrün), Karin Potzel (Cottenbach-Altenplos), Gudrun Rank (Gefrees), Barbara Arnold Kaltenthal), Resi Hartmann (Körzendorf), Monika Heinz (Lankendorf), Angelika Grießhammer (Neudorf), Petra Legath (Oberwarmensteinach), Margitta Zeilmann (Schobertsreuth), Rita Hoffmann (Stechendorf), Heidi Popp (Zettitz), Hans-Erhard Keller (Eckersdorf-Donndorf), Hans Engelnrecht (Lankendorf), Hans Nickl (Lienlas), Peter Zeilmann (Schobertsreuth), Gerhard Richter (Siegritzberg), und Konrad Frank (Windischenlaibach).

Für 35 Jahre: Lore Hohlweg (Bad Berneck), Christine Freyberger (Losau), Brigitte Burghardt (Seitenbach), Lisbeth Fick (Untersteinach), Hans Portzel (Fenkensees) und Karl-Heinz Küffner (Hauendorf).

Für 40 Jahre: LIselotte Ströbel (Hauendorf), Waltraud Dörfler (Lützenreuth) und Peter Bauernfeind (Wolfsbach).

Für 45 Jahre: Gerda Hofmann (Altstadt, Gunda Neuner (Welkendorf), Heinz Leykauf (Großweiglareuth), Hemut Küfner (Mengersreuth) und Friedrich Stiefler (Regenthal)

Für 50 Jahre: Josef Ringler (Mandlau-Prüllsbirkig).

Für 55 Jahre: Rainer Sack (Altstadt).

Bilder:
1.
 Sie gehören zu den Dienstältesten Ortsobleuten des Bauernverbandes im Landkreis Bayreuth (von links): Josef Ringler, Liselotte Ströbel, Waltraud Dörfler und Friedrich Stiefler. Kreisbäuerin Angelika Seyerth und Kreisobmann Karl Lappe zeichneten die ausgeschiedenen Ehrenamtsträger beim Kreiserntedank aus.
2. 15 Jahre lang und damit drei Amtsperioden gehörte Hedwig Loos (2. von links) dem Kreisvorstand des BBV an. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links), Kreisobmann Karl Lappe und sie stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt zeichneten Hedwig Loos mit der Ehrenurkunde des Bauernverbandes aus.

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30.09.2022

„Schönster, spannendster und vielseitigster Beruf der Welt“ / 51 Landwirtschafts-Azubis aus dem Westen Oberfranken freigesprochen

Hirschaid. 51 frischgebackene Landwirte aus dem westlichen Oberfranken hat die Regierung von Oberfranken in Hirschaid feierlich verabschiedet. Die 5 Damen und 46 Herren kamen aus den Städten und Landkreisen Bamberg, Coburg, Forchheim, Kronach und Lichtenfels. Sie alle haben eine dreijährige duale Ausbildung hinter sich. Das bedeutet: Nach einem Berufsschuljahr in Vollzeit waren sie zwei Jahre lang in ihren Ausbildungsbetrieben tätig. Während dieser Zeit besuchten sie einmal pro Woche die Berufsschule. Dazu gab es die verschiedensten Lehrgänge und Schulungen. Für die Berufsbildung ist seit Juli 2021 die Regierung von Oberfranken zuständig.

Die Erzeugung wertvoller Nahrungsmittel ist und bleibt die wichtigste Aufgabe des Landwirts, sagte Burkhard Traub von der Regierung. Im Zuge von Krieg und Krisen sei das der Bevölkerung jetzt erst weder so richtig bewusst geworden. Alle Absolventen hätten es in den zurückliegenden drei Jahren gelernt, Nahrungsmittel umweltverträglich und nachhaltig zu erzeugen und dabei auch das Tierwohl zu berücksichtigen.

Kein Jahrgang zuvor habe so vieles meistern müssen, wie der aktuelle Jahrgang, so Tanja Schilling von der für die angehenden Landwirte zuständigen Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg. Der mehrfache Wechsel von Präsenz- in den Inline-Unterricht habe genauso dazugehört, wie zahlreiche andere Hürden in Verbindung mit den Corona-Auflagen. Als besten anwesenden Absolventen zeichnete sie Korbinian Bischof aus. Er stammt aus Pfaffenhofen an der Roth im schwäbischen Landkreis Neu-Ulm und hatte in Oberfranken seine Ausbildung absolviert. Bester wurde Michael Kilian aus Viereth-Trunstadt im Landkreis Bamberg. Er konnte an der Freisprechungsfeier nicht teilnehmen. Das Trio der Jahrgangsbesten ergänzt Michael Endres aus Wiesenttal.

Die Leistungen aller Absolventen seien ein ganz wesentlicher Beitrag für unsere Gesellschaft, sagte der stellvertretende Bamberger Landrat Johannes Maciejonczyk. Der Beruf des Landwirts sei um vieles anspruchsvoller, als manch anderer Beruf. „Der Landwirts kennt auch keine Uhrzeit, sondern viele Uhrzeiten“, sagte Maciejonczyk. Einige aktuelle Themen, die ihn und seinen Berufskollegen derzeit umtreiben, sprach der neue BBV-Kreisobmann Tobias Kemmer aus Bamberg an. Die seiner Meinung nach völlig überzogenen Vorschläge der EU zur Pflanzenschutzreduktion in Schutzgebieten gehörten genauso dazu, wie die im Raum stehende Schließung des Bamberger Schlachthofes. Um dagegen anzukämpfen sei eine Interessensgemeinschaft gegründet worden, weitere Mitstreiter aus den Reihen der Viehhalter seien dringend gesucht.

Ein weiterer Gratulant war Roland Reh, Vorsitzender des Bamberger VLF-Kreisverbandes (Verband landwirtschaftlicher Fachbildung). Mit der erfolgreichen Prüfung stünden den Absolventen jetzt alles Wege offen. Doch Arbeit und gewinn seien nicht alles, mahnte Reh. Er appellierte an die jungen Leute, sich auch immer wieder Freiräume zu schaffen, Hobbys nachzugehen, aber auch Ehrenämter zu übernehmen. Konrad Schrottenloher, der neue Leiter des Bamberger Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nannte den Beruf des Landwirts den „schönsten, spannendsten und vielseitigsten Beruf, den es auf der ganzen Welt gibt“. Er rief die jungen Leute dazu auf, sich in die aktuelle gesellschaftliche Diskussion immer wieder einzubringen: „Tun sie mit der Landwirtschaft nicht nur Gutes, sondern reden sie auch darüber“, sagte der neue Amtschef.

Die erfolgreichen Absolventen sind:

Landkreis Bamberg:

Tobias Aichinger (Hirschaid), Michael Blauberger (Frensdorf), Christian Dotterweich (Schönbrunn/Steigerwald), Lukas Engel (Burgebrach), Niklas Geiger (Reckendorf), Sebastian Heberlein (Reundorf), Michael Kilian (Viereth-Trunstadt), Raphael Kropf (Pommersfelden), Rainer Richter (Heiligenstadt), Bernhard Schäfer (Heiligenstadt), Tobias Schwarzmann (Altendorf), Lukas Schwengler (Reckendorf) und Lukas Zenk (Scheßlitz).

Landkreis Coburg:

Tobias Freiberger-Falk (Itzgrund), Lukas Köhn (Neustadt bei Coburg), Gina Pohle (Seßlach), Jonas Spielmann (Seßlach), Max Taschek (Großheirath), Jonathan Waldert (Großheirat), Christian Wäschenfelder (Großheirath) und Tobias Wöhner (Seßlach).

Landkreis Forchheim:

Anna-Maria Deinhardt (Ebermannstadt), Michael Endres (Wiesenttal), Melissa Geyer (Hallerndorf), Johannes Götz (Kirchehrenbach), Maria Götz (Kirchehrenbach), Michael Götz (Kirchehrenbach), Christian Hübschmann (Kirchehrenbach), Niklas Niedermann (Langensendelbach), Christof Otzelberger (Hallerndorf), Michael Roppelt (Kauernhofen), Max Singer (Hetzles), Johannes Vollmann (Hausen) und Sebastian Wölfel (Igensdorf).

Landkreis Kronach:

Tobias Backer (Marktrodach), Tobias Bauer (Weißenbrunn), Kai Döhler (Küps), Jonas Thiem (Ludwigstadt) und Jan Welcher (Kronach).

Landkreis Lichtenfels:

Jonas Fischer Hochstadt, Isabell Kremer (Lichtenfels), Martin Lypold (Lichtenfels), Maximilian Reindl (Altenkunstadt), Fabian Reinhardt (Lichtenfels), Maximilian Rieger (Burgkunstadt) und Jakob Wunner (Ebensfeld).

Bild:
1.
 Als besten anwesenden Absolventen hat Tanja Schillig von der Freiherr-von-Rast-Berufsschule in Coburg Korbinian Bischof aus Pfaffenhofen an der Roth ausgezeichnet. Er hatte in Oberfranken seine Ausbildung absolviert.
2. Sie alle haben die Ausbildung zum staatlich anerkannten Landwirt erfolgreich absolviert und wurden bei einer Feierstunde in Hirschaid „freigesprochen“. Das Bild zeigt die erfolgreichen Absolventen aus dem Landkreis Coburg zusammen mit einigen Gratulanten.

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28.09.2022

Landwirt als Beruf der Zukunft / 43 frischgebackene Landwirte aus Ostoberfranken verabschiedet

Himmelkron. 43 Absolventen des Ausbildungsberufes Landwirt aus den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel haben am Mittwoch in Himmelkron ihre Zeugnisse und Urkunden erhalten. Für die „Freisprechungsfeier“ war erstmals die Regierung von Oberfranken statt wie bisher das jeweilige Landwirtschaftsamt zuständig. Hintergrund ist die Neuorganisation der Ämterstruktur, in deren Rahmen seit Juli 2021 die Bezirksregierungen für die Berufsausbildung der Landwirte zuständig sind. Lediglich die Berufsberatung liegt weiterhin in den Händen der Landwirtschaftsämter. Unter den 43 Absolventen waren neun Frauen.

Mit Loisa Riedl, Jan Morath und Christopher Schramm kommen alle drei Besten des Ausbildungsjahres aus der Gemeinde Himmelkron. Bei der feierlichen Verabschiedung betonten sämtliche Redner, wie wichtig die regionale Erzeugung von Lebensmittel vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und des Ukraine Krieges ist. Ebenso ließ es kein Redner aus, an die jungen Leute zu appellieren, Weiterbildungsangebote anzunehmen.

„Die Bedeutung von Nahrungsmittelsicherheit ist uns allen wieder bewusst geworden“, sagte Burkhard Traub von der Regierung. Doch Landwirte stünden noch für vieles mehr, für den Erhalt der Kulturlandschaft für das gesellschaftliche Leben auf dem Land, für ein aktives Dorfleben und eine lebendige Dorfkultur. Eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung bezeichnete er als bestmögliche Vorbereitung auf das künftige Berufsleben.

Es gebe kaum einen anderen Beruf, der so abwechslungsriech und vielfältig ist, wie der des Landwirts, so der stellvertretende Hofer Landrat und Bürgermeister von Naila Frank Stumpf. Noch immer machten sich viele Menschen im Supermarkt keine Gedanken darüber, woher das reichhaltige Angebot eigentlich kommt. Dazu benötige es die Landwirte als hochqualifizierte Fachkräfte, die sich ständig neuen Herausforderungen stellen müssten.

Von einem „Beruf der Zukunft“ sprach Andrea Brönner, die Leiterin des Beruflichen Schulzentrums Stadt und Landkreis Hof, zu dem auch die Berufsschule für Landwirte in Münchberg gehört. Zusammen mit Martin Abt, dem Leiter des Staatlichen Berufsschulzentrums III in Bayreuth, sprach sie aber auch die Herausforderungen an. „Das Problem ist die Akademisierung der Bildung“, sagte Andrea Brönner. Martin Abt bezeichnete im Rückblick den Distanzunterricht als nicht einfach. Er sprach auch den Lehrermangel an seinem Schulzentrum und an den Berufsschulen allgemein an.

Glückwünsche für den Bauernverband überbrachte der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Harald Peetz. Er bereitete die jungen Leute darauf vor, dass sie es im Rahmen ihrer künftigen Tätigkeit auch immer wieder mit Teilen der Gesellschaft zu tun hätten, die „es nicht immer gut mit uns meinen“. Er appellierte deshalb an die frischgebackenen Landwirte, selbstbewusst zum eigenen Berufsstand zu stehen, schließlich seien seit den Krisen gerade die Bauern wieder mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft gerückt.

Auch Rainhard Kortschack vom Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) sprach dieses Thema an. „So manch Verbraucher träumt noch immer von der lila Kuh“, sagte er. Die Landwirte müssten sich deshalb immer wieder aufs Neue bemühen, in der Gesellschaft Gehör zu finden.

Die folgenden jungen Leute haben ihre Ausbildung zum Landwirt erfolgreich bestanden.

Stadt und Landkreis Bayreuth:

Christopher Schramm (Bayreuth), Anna Büttner (Pegnitz), Mariella Hannig (Hollfeld), Fabian Lang (Creußen) und Vanessa Lochmüller (Weidenberg).

Stadt und Landkreis Hof:

Moritz Gruber (Hof), Martin Eckardt (Konradsreuth), Susann Eckardt (Konradsreuth), Florian Feulner (Stammbach), Pascal  Findeiß (Selbitz), Johannes Häßler (Issigau), Matthias Hermasch (Stammbach), Fabian Hüttner (Schauenstein), Christoph  Kothmann (Schauenstein), Maximilian Kretzer (Regnitzlosau), Lukas Meyer (Schwarzenbach an der Saale), Moritz Neudel (Zell), Simon Rödel (Rehau), Paul Schaber (Döhlau), Stefan Schlegel (Münchberg), Hannah Schmutzler (Döhlau), Robert Sörgel (Konradsreuth), Moritz Tutsch (Selbitz), Fabien Wolfrum (Schauenstein), Tobias Wolfrum (Helmbrechts) und Lena Zuber (Köditz).

Stadt und Landkreis Kulmbach:

Mirijam Beierlein (Neuenmarkt), Stefan Köber (Kulmbach), Jan Morath (Himmelkron), Louisa Riedl (Himmelkron), Tobias Spiller (Himmelkron) und Florian Wehrfritz (Kulmbach).

Landkreis Wunsiedel:

Ralf Amann (Röslau), Michel Döhler (Thiersheim), Moritz Friedel (Höchstädt) und Jonas Gräbner (Kirchenlamitz).

Bilder:
1.
 Louisa Riedl aus Himmelkron gilt mit einem Notenschnitt von 1,1 als Beste des Prüfungsjahrgangs. Dafür erhielt sie aus den Händen von Schulleiter Martin Abt unter anderem einen Staatspreis.
2. Diese frischgebackenen Landwirte aus den Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel haben ihren Berufsabschluss zum Landwirt erfolgreich absolviert.
2.
 Zusammen mit den Gratulanten stellten sich die Absolventen aus den einzelnen Landkreisen zu Gruppenbildern


Landkreis Bayreuth (links) - Landkreis Hof (rechts)


Landkreis Kulmbach (links) - Landkreis Wunsiedel (rechts)
 

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28.09.2022

Abschied von Fichte und Kiefer / Bei der FBG Pegnitz spielt das Thema Waldumbau eine immer größere Rolle – Gemischte Bilanz bei Jahresversammlung

Pegnitz. Auf zwei turbulente Jahre hat die Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz bei ihrer Jahresversammlung zurückgeblickt. Nach einem langen Tief hat sich der Holzpreis seit Anfang des Jahres wieder erholt und ist seitdem stabil. „Wir können im Großen und Ganzen zufrieden sein“, sagte der Vorsitzende Werner Lautner. Probleme gibt es trotzdem noch genug.

Der zuständige Forstdirektor Dirk Lüder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg machte den Waldbesitzern bei der Versammlung einmal mehr klar, dass Fichte und Kiefer in unseren Breiten künftig keine Chance mehr haben werden. Zwar sei das Gebiet der FBG Pegnitz von den Kalamitäten durch den Borkenkäfer nicht ganz so schlimm betroffen, wie etwa das Fichtelgebirge und vor allem der Frankenwald, weil der Laubholzanteil hier höher ist, doch sollten sich die Waldbesitzer nicht allzu sicher sein.

„Der Klimawandel wird weitergehen“, sagte Dirk Lüder. Dem müsse man ins Auge sehen, so der Forstdirektor, der die Waldbesitzer zum Waldumbau aufrief. Dabei sollten sie möglichst auf mehrere und nicht nur auf ein oder zwei Baumarten setzen. Sicher sei nur eines: „Die Zukunft wird für den Wald wirtschaftlich schwieriger werden.

Die Jahresversammlung bezog sich in erster Linie auf das Jahr 2021. Damals seien 16972 Festmeter Holz vermarktet worden, ungefähr 5000 Festmeter mehr als im Jahr zuvor, so Förster und fachlicher Berater Stefan Failner. 11500 Festmeter davon waren Fichten und über 5000 Festmeter Kiefern. Das vermarktete Laubholz macht dem Geschäftsbericht zufolge gerade einmal gut 300 Festmeter aus. Als positiv bewertete es der Sprecher, dass die FBG zu Jahresbeginn 1723 Mitglieder und damit fast 30 mehr als im Jahr zuvor hatte. Sie alle zusammen bewirtschaften eine Mitgliedsfläche von 12500 Hektar Wald, das sind 230 mehr als im Vorjahr.

Ehrenvositzender Hans Escherich, der die FBG viele Jahre lang geleitet hatte, prangerte in seinem Grußwort einige politische Entscheidungen an. So sei es unverständlich, dass in der gegenwärtigen Situation bei der Energieversorgung Brennholz bei der Wärmeversorgung gedeckelt und über die sogenannte CO-2-Bepreisung - laut Escherich eine Umschreibung für Besteuerung - belastet werden soll. „Von den Landesregierungen, und dem EU-Parlament, die dem anscheinend auch schon zugestimmt haben, bin ich enttäuscht“, so der Ehrenvorsitzende.

Eine Ehrung wurde bei der Versammlung dem bisherigen Leiter des Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg Georg Dumpert zuteil. Er war zuletzt über dreieinhalb Jahre lang Leiter des Amtes und zuvor drei Jahre lang Chef des Bereichs Forsten. Während all dieser Jahre habe Georg Dumpert auch die FBG Pegnitz unterstützt und hervorragend fachlich beraten. „Durch Georg Dumpert hat unsere FBG an Professionalität gewonnen“, sagte Vorsitzender Werner Lautner. Georg Dumpert tritt mit Ablauf des Septembers in den Ruhestand. Wegen Krankheit verhindert war der bisherige forstliche Berater Klaus Eisinger. Er erfuhr ebenfalls eine Ehrung für sein langjähriges Wirken von Juli 2005 bis März 2022.

 „Der Wald werde mit Sicherheit eine Zukunft haben“, sagte Landrat Florian Wiedemann. Er zollte den Waldbesitzern und Forstwirten seine Anerkennung für den tägliche Leistung zum Wohl der Allgemeinheit, für die vielfältigen Pflege und Aufbauarbeiten und deren hohen Engagement. Die Bayreuther Region sei seit jeher in besonderem Maße von der Forstwirtschaft geprägt.

Bild: Die FBG Pegnitz hat den bisherigen Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Georg Dumpert ausgezeichnet und sich für dessen jahrelangen Einsatz bedankt. Im Bild von links:  Ehrenvorsitzender Hans Escherich 2. Vorsitzender Bernd Kiefhaber, forstlicher Berater Stefan Failner, Vorsitzender Werner Lautner, Georg Dumpert und der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann.

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25.09.2022

Bayerns größer Bauernmarkt mit vielen tausend Besuchern

Bis zum Nachmittag hatte das Wetter gehalten - und tausende Menschen kamen, um Bayerns größten Bauernmarkt zu besuchen. Auf dem Odeonsplatz und in der Ludwigstraße boten mehr als 90 Direktvermarkter aus ganz Bayern ihr vielfältiges Sortiment an selbst erzeugten Produkten - es blieb kein kulinarischer Wunsch offen.

Die Standbetreiber auf der Bauernmarktmeile München lockten mit regionalen Delikatessen: Ochsenschmankerl, Fisch- Lamm- und Wildspezialitäten oder Spezialitäten vom Strauß. Dazu die Vielfalt regionaler Obst- und Gemüsesorten, eine Vielzahl an Kartoffelsorten, Milchprodukte, Käse- und Wurstdelikatessen, Brot Backwaren und feine Kuchen. Säfte, Cidre, Liköre, Wein und Edelbrände aus heimischem Obst durften nicht fehlen. Neben den kulinarischen Genüssen bot die Bauernmarktmeile auch Nützliches und Dekoratives für daheim wie Alpaka-Wolle und Alpaka-Betten, handbedruckte Leinenartikel, gedrechselte Holzwaren und Trockenblumen-, Getreide und Hopfenkränze.

Doch es ging um mehr als ums Einkaufen. Auch der Austausch mit den Direktvermarktern Bauernmarktmeile kam gut an. Im Bereich vor der Feldherrenhalle waren zahlreiche Infostände aufgebaut. So konnten sich die Gäste beispielsweise am Pavillon des Bayerischen Bauernverbands über die heimische Landwirtschaft informieren. Vor Ort dabei waren auch Obstbauern, die Äpfel zur Verkostung anboten. Hauptveranstalter der 11. Bauernmarktmeile war der Bayerische Bauernverband., Mitveranstalter unter anderem das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

  

  

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24.09.2022

Hälfte eines normalen Erntejahres / Mehr Schatten als Licht: Landwirte zogen Bilanz beim Kreiserntedankfest – Eigenes Kirchenlied für den Bauernstand

Kulmbach. Miteinander reden, statt übereinander schimpfen. Das ist es, was sich der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Harald Peetz für die Zukunft wünschen würde. „Meine Hoffnung ist es, dass Landwirte und Verbraucher künftig zusammenhalten“, sagte Peetz beim Kreiserntedank am Rande eines Gottesdienstes in der festlich geschmückten Petrikirche.

Die Bilanz, die der Kreisobmann über das zurückliegende Erntejahr zog, hatte freilich mehr Schatten als Licht. Ab Anfang Mai habe es im Landkreis monatelang nicht mehr geregnet. „Das ist schlichtweg eine Katastrophe“, so Peetz. Die Folge sei in etwa die Hälfte des Ertrages einer normalen Erntejahres gewesen, manchmal sogar noch weniger. Katastrophal sei die Situation auch beim Futter. Schon jetzt müsse das verfüttert werden, was eigentlich für den Winter gedacht war. Dann müssten die Bauer das notwendige Futter teuer zukaufen. Extrem getroffen habe die Trockenheit auch die Waldbauern. Der Borkenkäfer habe alles zunichte gemacht. „Wie und womit forste ich auf?“, das sei die Frage, die derzeit alle Forstleute umtreibt. Peetz: „Die Waldbauern haben die Riesenaufgabe vor sich, die Grüne Krone Bayerns wieder grün werden zu lassen.“

Was sich Peetz besonders wünscht ist das gesunde Mittelmaß in der Beziehung zwischen Landwirt und Verbraucher. „Wir Bauern sind Lebensmittelproduzenten, Energiewirte, setzen uns für Artenschutz und Biodiversität ein.“ Der gesamte Umweltschutz etwa sei nur mit den Bauern und nicht gegen sie zu erreichen. Kein anderer Berufszweig sei in der Lage Kohlendioxid zu speichern, nur die Landwirtschaft. An die Adresse mancher Kritiker richtete Peetz den Satz: „Lebensmittel wachsen nicht in den Regalen der Einzelhändler.“ Die Bauern hätten ihren Beruf von der Pike auf gelernt, während Teile der Bevölkerung ihr Wissen über die Landwirtschaft ausschließlich aus YouTube oder Google hätten.

Zuvor hatte Dekan Friedrich Hohenberger den feierlichen Gottesdienst ausgestaltet. Fürbitten lasen neben dem Kreisobmann und dessen Stellvertreter Martin Baumgärtner unter anderem die Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und der frühere Kreisobmann Wilfried Löwinger. Unter den ausgewählten Erntedankliedern ragte eines ganz besonders heraus: Pfarrerin Bettina Weber aus Mangersreuth hatte für das bekannte zeitgenössische Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“ von Martin Gotthard Schneider einen neuen Text verfasst, der ganz besonders die Landwirtschaft und ihre Produkte in den Mittelpunkt rückt. In einem Vers heißt es beispielsweise: „Danke für alle uns´ re Bauern, danke, dass man sie hier noch sieht. Danke für ihren großen Einsatz, dass es Ernte gibt.“

In mehreren Grußworten drückten Landrat Klaus Peter Söllner, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, der Leiter des Amtes für Landwirtschaft Harald Weber und der stellvertretende oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Michael Bienlein ihre Verbundenheit zur Landwirtschaft und zum Kulmbacher Kreisverband aus. „Ohne die Bauern geht nichts, wir wissen, was wir an unserer Landwirtschaft haben“, sagte Söllner. Henry Schramm bescheinigte den Bauern eine großartige Leistung für die gesamte Gesellschaft. „Ihr macht einen super Job“, sagte er.

Bild: Am geschmückten Erntedankaltar des Kulmbacher Petrikirche zog BBV-Kreisobmann Harald Peetz Bilanz über das zurückliegende Erntejahr, das von Trockenheit und Dürre geprägt war.

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21.09.2022

Dialog zwischen Stadt und Land / Kommenden Samstag: Bauernverband feiert Erntedankfest mit Gottesdienst in der Petrikirche

Kulmbach. „Dank gemeinsam teilen.“ Unter diesem Motto steht der Erntedankgottesdienst, den der Bauernverband am Samstagabend gemeinsam mit den Menschen aus Stadt und Land in der Petrikirche feiern möchte. „Mit der Wahl der Petrikirche als Veranstaltungsort für unser Erntedankfest suchen wir auch den Dialog zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung“, sagte Kreisobmann Harald Peetz im Vorfeld bei einem Ortstermin mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und Dekan Friedrich Hohenberger.

„Erntedank ist der Sonntag, der den Bauern gehört“, so Dekan Hohenberger. In früheren Jahren sei es fast schon eine Ehre gewesen, an diesem Tag den Gottesdienst besuchen zu dürfen. Oft habe man auch die Erschöpfung der Bauern nach einem Jahr anstrengender Arbeit förmlich gespürt, erinnerte sich Hohenberger. Doch auch heute gelte immer noch: „Ohne die Bauern geht in der Welt gar nichts“.

Die Krisen der zurückliegenden Monate hätten gezeigt, dass nichts selbstverständlich ist, so Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel. Aufgabe der heimischen Bauern sei es, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen. „Das können und das wollen wir auch erfüllen“, so Opel. Allerdings benötige man dazu auch die Wertschätzung der Menschen.

Mit dem Einbringen der Ernte hätten die Bauern früher das Jahr abgeschlossen, so Kreisobmann Harald Peetz. Vieles habe sich mittlerweile geändert. Manche Berufskollegen seien noch immer mit der Ernte, andere bereits wieder mit der Aussaat beschäftigt. Geblieben sei aber die große Bedeutung der Lebensmittelsicherheit mit regionalen Produkten. „Die Bevölkerung kann sich sicher sein, dass die heimische Landwirtschaft die Menschen ernähren kann, man muss die Landwirte aber auch machen lassen.“

In den zurückliegenden Jahren hatte der BBV-Kreisverband immer in einer Gemeinde des Landkreises gefeiert. Diesmal bringt Kreisobmann Peetz die Himmelkroner Erntekrone mit nach Kulmbach. Den Dankgottesdienst wird Dekan Hohenberger halten, Kreisobmann Peetz wird das zurückliegende Erntejahr Revue passieren lassen und Kreis- und Bezirksbäuerin Opel wird einen Ausblick wagen, ehe der Bauernverband in der Kirche zu einem kleinen Imbiss einlädt. Für den musikalischen Rahmen sorgt Stadt- und Dekanatskantor Christian Reitenspieß an der Rieger-Orgel.

Der Gottesdienst zum Kreiserntedankfest des Bayerischen Bauernverbandes findet am Samstag, 24. September, um 19.30 Uhr in der Petrikirche, Kirchplatz 1 in Kulmbach statt

Bild: Dekan Friedrich Hohenberger (links) freut sich zusammen mit Kreis- und Bezirksbäuerin Beate Opel und Kreisobmann Harald Peetz auf die Erntedankfeier am Samstagabend in der Petrikirche.

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15.09.2022

„Betriebshelfer wachsen nicht auf Bäumen“ / Maschinenring Münchberg: Spitzenwerte trotz Pandemie

Selbitz-Dörnthal. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung ist dringend auf der Suche nach neuen Kräften. Dies gilt sowohl für die klassische Betriebshilfe, als auch für die gewerblichen Aufgaben in der ausgelagerten GmbH. „Helfer wachsen nicht auf Bäumen“, sagte der bisherige Geschäftsführer Patrick Heerdegen, der den Tätigkeitsbericht bei der Jahresversammlung in Dörnthal für seinen erkrankten Nachfolger Simon Weller erstattete.

„Viele Familienbetriebe sind auf Betriebshelfer angewiesen“, so der Vorsitzende Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei Schauenstein. Doch der feste Stamm von Helfern werde altersbedingt weniger und Nachwuchs sei nur schwer zu generieren. Allgemein sei es auch schwierig, die Betriebshelfer bei Laune zu halten, sagte Patrick Heerdegen. Durch Corona sei die Arbeit vorübergehend weniger geworden und so hätten sich die Helfer vom Maschinenring abgewendet und andere Jobs gesucht. „Wer einmal weg ist, der kommt nicht mehr zurück“, so Heerdegen, der bis März als Geschäftsführer tätig war. Er sprach von einer prima Möglichkeit des Zuerwerbs für Landwirte. Man könne flexibel arbeiten und sich spontan für Einsätze melden. Auch der Stundenlohn von netto rund 20 Euro sei nicht unbedingt der Schlechteste.

Wenn die Zahl der Einsätze in der Betriebshilfe um etwa ein Drittel zurückgegangen ist, dann vor allem deshalb, weil aufgrund von Corona weniger Krankenhausaufenthalte, Operationen und kaum Rehabilitationsmaßnahmen stattgefunden hätten. Somit wurden auf den Betrieben keine Helfer gebraucht. Insgesamt kam der Geschäftsführer auf knapp 19000 Stunden geleisteter sozialer Betriebs- und Haushaltshilfe und weiteren knapp 3400 Stunden geleisteter wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. Macht zusammen knapp 22400 Stunden Betriebshilfe und damit exakt 31 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zweites Standbein des Maschinenrings ist die klassische Maschinenvermittlung, deren Verrechnungswert leicht auf gut 3,1 Millionen Euro angestiegen war. Besonders die Bereiche Futterbau und Strohernte sowie Düngung, Saat und Pflege waren bei der Vermittlung von Technik und Maschinen gefragt. Der Gesamtverrechnungswert, also Betriebshilfe, Maschinenvermittlung und auch ein kleiner Teil Landschaftspflege zusammen liegt für 2021 bei knapp 4,7 Millionen Euro, was einen Anstieg um knapp sechs Prozent gegenüber 2020 bedeutet. „Wenn wir den Verrechnungswert trotz Pandemie steigern konnten, dann ist das keine Selbstverständlichkeit“, sagte der Vorsitzende Siegfried Hüttner.

Eine Neustrukturierung hatte es bei der gewerblichen Tochter gegeben. Seit 15. März ist der Maschinenring Münchberg alleiniger Gesellschafter der GmbH. Bisher war der Nachbarring aus Wunsiedel mit an Bord. Nach den Worten des GmbH-Geschäftsführers Daniel Seuß kümmert sich die GmbH in erster Linie um Grünflächenpflege, Winterdienst, Stromtrassenpflege und viele andere Dinge. Auftraggeber sind unter anderem das Bayernwerk, die Stadt Hof, das Landgericht in Hof, eine Vielzahl von Kommunen und immer mehr auch Privatleute. „Wenn man mal nicht mehr weiter weiß, dann hilft in der Regel die Telefonnummer des Maschinenrings weiter“, sagte Seuß und verwies auf einige Spezialaufträge wie die Sturmschadenbeseitigung bei einem Eisenwerk in Martinlamitz, auf die Gehölzpflege bei Windrädern oder auf die Ansaat von Blumenwiesen.

Als Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden wurden bei der Jahreshauptversammlung Hannes Bodenschatz und Holger Braun ausgezeichnet. Bodenschatz hatte im zurückliegenden Jahr 1013 Stunden und Braun 608 Stunden geleistet.

Bild: Vorsitzender Siegfried Hüttner (links) und Susanne Taubald von der Geschäftsstelle zeichneten Hannes Bodenschatz (2. von links) und Holger Braun als Betriebshelfer mit den meisten geleisteten Einsatzstunden aus.

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12.09.2022

Mit den Auflagen steigt der Frust / Viele Probleme, keine Lösungen: Bauernverband diskutierte mit Politikern

Bayreuth. Bürokratie, immense Verteuerungen der Produktionsmittel, Handelsverwerfungen, immer neue Auflagen, hohe Energiepreise und eine ungewisse Zukunft: Viele Bauern, nicht nur im Bayreuther Land, wissen nicht, wie es weitergehen soll. „Da bist du echt frustriert, die Lage ist zum Auswachsen“, brachte es Gerhard Meyer aus Hummeltal bei einem Gespräch der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes mit einigen Bundes- und Landtagsabgeordneten auf den Punkt. Wer sich dabei Lösungen erhofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. „Gute Botschaften haben wir alle nicht, dazu ist die Lage zu schwierig“, sagt der Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker von der FDP.

Die Situation für die Landwirte ist ernst, das machten Kreisobmann Karl Lappe und Kreisbäuerin Angelika Seyferth klar. Obwohl sämtliche Bundes- und Landespolitiker aller Parteien eingeladen waren, stellten sich neben Thomas Hacker lediglich Gudrun Brendel-Fischer (CSU), Tim Pargent (Grüne) und Tobias Peterka (AFD) den Landwirten.

„Der Ertrag bringt derzeit nicht das, was ich an Ausgaben habe“, sagte Angelika Seyferth. Vor allem die Schweinemastbetriebe und die Ferkelerzeuger würden derzeit reihenweise aufgeben, so Karl Lappe. „Auch wir haben die hohen Energiekosten, kommen als Bauern aber nicht in den Entlastungpaketen der Bundesregierung vor“, monierte Angelika Seyferth. Die Sorge, dass viele Landwirte im Landkreis ihre Ställe für immer ausgeräumt haben, gehe um, so Karl Lappe. Unter anderem ging es den Bauern im Einzelnen darum:

Auflagen und Bürokratie

Tierwohl sei ja schön und gut, doch kaum hat man einen neuen Stall gebaut, schon kommen die nächsten Auflagen, sagte Doris Schmidt, stellvertretende Kreisbäuerin aus Plech. So schnell komme man gar nicht mehr hinterher, wie sich die Auflagen ändern, bemängelte auch Martin Ponfick aus Unterölschnitz.

Energiekosten

Die exorbitanten Steigerungen bei den Kraftstoffen müsse man erst einmal schultern, so Christa Ziegler aus Oberobsang, Vorsitzende des Verbandes landwirtschaftlicher Fachschulbindung. Es sei nicht mehr verwunderlich, wenn so viele Bauern aufhören, denn die Dieselpreise seien ja kaum mehr zu stemmen, sagte Doris Schmidt.

Gesellschaftliche Anerkennung

„Wir werden als Luftverschmutzer und Tierquäler beschimpft“, sagte Doris Schmidt. Die Landwirtschaft werde übel behandelt. Auch Monika Daubinger aus Höfen beklagte die immer weiter auseinanderklaffende Schere in der Gesellschaft. „Viele haben von Tuten und Blasen keine Ahnung, das ist ein ganz großes Problem.“ Große Teile der Gesellschaft seien nicht nur weltfremd, sondern auch arrogant gegenüber den Landwirten. Sie wünsche sich mehr Bezug zu Natur und schlug vor: „Wer Bafög will, der muss erst einmal ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten.“

Zwangsstilllegung

Auch wenn die geplante Stilllegung von vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erst einmal auf bestimmte Zeit ausgesetzt wurde, ist das Vorhaben der Bundesregierung noch immer ein großer Aufreger, gerade in einer Zeit, in der die große Bedeutung der Lebensmittelproduktion im eigenen Land wieder einen hohen Stellenwert haben müsste. Konkret geht es dabei um die verpflichtende Flächenstilllegung ab 2023. Ursprünglich sollten Landwirte mindestens vier Prozent ihrer Ackerfläche stilllegen, um die Basisprämie zu erhalten. „Der Boden ist unser Hab und Gut, den lass ich mir doch nicht wegnehmen“, schimpfte Martin Ponfick. „Die Stilllegung ist absolut nicht notwendig“, so Martin Gebhardt aus Görau. Seiner Meinung nach schaffe der ökologische Anbau genauso viel Artenvielfalt wie eine stillgelegte Fläche. Versorgungssicherheit für Mensch und Tier wäre jetzt ohnehin wichtiger.

Was sagt die Politik dazu:

Gudrun Brendel-Fischer bekräftigte, dass man einen gesunden Bestand an Schweinehaltern auf jeden Fall aufrechterhalten müsse. Was die Neuauflage des Kultur- und Landschaftsprogramms (KULAP) angeht, so sicherte sie zu, dass Bayern die EU-Mittel voll ausschöpfen und mit eigenem Geld ergiebig ausstatten werde. Wo die Landschaft in zehn Jahren steht, so genau könne er das auch nicht sagen, meinte Tim Pargent. Mit seiner Aussage, dass die Landwirte endlich die Preise bekommen, die sie verdienen, erntete er Widerspruch, denn schließlich seien ja auch die Kosten explodiert.

„Die deutschen Landwirte fallen hinten runter, weil sie nicht kompatibel sind mit den Plänen der EU“, meinte Tobias Peterka. Er sah das Problem Hauptsache in der EU. „In Brüssel liegt der Hund begraben“, sagte Peterka. Von dort käme die gesamte Bürokratie mit all ihren Widersprüchen. Im Gegensatz zu anderen Ländern halte Deutschland dann auch zu allem Überfluss eisern daran fest. Die geplante Flächenstilllegung nannte er schlichtweg einen Wahnsinn. Vor dem Hintergrund des Getreidemangels aufgrund des Ukraine-Krieges könne man doch nicht auch noch in Kauf nehmen, dass wertvolle Produktionsflächen einfach wegfallen. Thomas Hacker sprach sich für preisdämpfende Maßnahmen im Energiebereich aus. Die Kernkraftschraube dürfe man dabei nicht komplett zurückdrehen. „Wir haben den Ausstieg beschlossen, aber vergessen, den Umstieg zu organisieren“, so Hacker mit Blick auf die Diskussion um die Laufzeiten der Kernkraftwerke.

Bild: Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges werden hierzulande alle Flächen gebraucht. Die geplante Stilllegung von Produktionsflächen war deshalb auch einer der Aufreger beim Abgeordnetengespräch des BBV Bayreuth mit Bundes- und Landespolitikern.

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12.09.2022

Borkenkäfer überlebt auch tiefgefroren / Katastrophale Situation in vielen Wäldern des Kulmbacher Landes

Kulmbach/Marktschorgast. „Die Situation ist absolut einmalig.“ Darin sind sich Stadtförsterin Carmen Hombach und Theo Kaiser, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach einig. Der Borkenkäfer hat in vielen Teilen des Kulmbacher Landkreises ganze Arbeit geleistet. Besonders schlimm sei es in den Gemeindegebieten von Grafengehaig, Presseck, Rugendorf und Stadtsteinach. Aber auch viele andere Orte bleiben nicht verschont. Derzeit sind die Forstarbeiter unter anderem in einem Waldstück bei Marktschorgast zugange.

Im Wald der Kulmbacher Stadtwerke hat sich der Käfer dort auf zwei bis drei Hektar ausgebreitet. Es sind viele aneinander gereihte Nester, sagt Stadtförsterin Hombach, die auch Vorsitzende der Waldbesitzer ist. Je nach Bodenbeschaffenheit sei der Käfer mehr oder weniger festzustellen. Flachgründige Standorte auf der Fränkischen Linie seien besonders betroffen, so Kaiser. Gerade im Frankenwald sei die Fichte über viele Jahre hinweg an viel Wasser gewöhnt gewesen und habe deshalb nicht besonders tief gewurzelt. Plötzlich ist das Wasser weg und die Fichte scheitert an der Trockenheit. Und mit der Trockenheit kommt der Käfer.

Zwei bis vier Monate wird es hier im Kulmbacher Stadtwald bei Marktschorgast schon dauern, bis das gesamte Käferholz abgefahren ist. „Die Nachfrage nach Holzeinschlag und Abtransport ist derzeit einfach zu groß“, so der WBV-Geschäftsführer. 5000 Festmeter würden derzeit pro Woche im Kulmbacher Land eingeschlagen, zu normalen Zeiten waren es 500 Festmeter. Klar, dass da die Kapazitäten eng werden. „Das muss man erst einmal alles auf die Reihe kriegen.“

Die mit großem Abstand am meisten betroffene Baumart ist mit 95 Prozent die Fichte. „Wir rechnen damit, dass der Fichtenbestand in unseren Breiten gewaltig zurückgeht“, sagt die Stadtförsterin. Dann habe auch der Käfer nichts mehr zu melden. Bleiben die Jahre weiter so trocken wie jetzt, habe die Fichte unter Umständen überhaupt keine Chance mehr.

Auf einen besonders milden oder besonders strengen Winter zu hoffen, bringt nichts. Der Käfer werde überleben. Bleibt die Witterung mild, dann niste sich der Käfer unter der Baumrinde ein, dann könne man ihn sogar noch am ehesten bekämpfen. Wird der Winter hart, gräbt sich der Borkenkäfer in die Erde ein. „Dann haben wir keine Chance, ihn zu kriegen.“ Versuche hätten sogar ergeben, dass der Borkenkäfer Temperaturen im tiefgefrorenen Zustand mit bis zu minus 18 Grad Celsius überlebt.

Was passiert auf den Flächen, von denen das Käferholz abtransportiert wurde? In dem Waldstück bei Marktschorgast sei bereits mit der Waldverjüngung begonnen worden, erläutert Hombach. Hier wachse das Laubholz schon nach, vor allem Buche und Ahorn. So könne am schnellsten wieder ein geschlossener Bestand heranwachsen. Die große Kunst sei es allerdings, die befallenen Fichten so aus dem Wald zu transportieren, dass die nachwachsenden Laubbäume keinen Schaden nehmen. Da braucht es schon echte Profis.

Ein Lichtblick war es, dass zumindest die Preise im zweiten Quartal des laufenden Jahres nicht schlecht waren. „Nun ist die Entwicklung aber schon wieder rückläufig“, sagt Theo Kaiser, der im Schnitt vom 60 bis 70 Euro pro Festmeter Käferholz spricht. Gründe für die rückläufige Entwicklung gibt es viele. Die Lager der Sögewerke seien voll, die Baukonjunktur lasse aufgrund befürchteter Risiken nach, dazu komme eine unsichere Situation durch die Preissteigerungen. „Die Menschen sind nicht mehr so zuversichtlich.“

Gut vermarkten lasse sich dagegen Energieholz. Gerade bei den Brennholzsortimenten würden die Preise wieder anziehen. Allerdings verdienten sich die Waldbesitzer bei weitem keine goldenen Nasen damit, wie manche vermuten. Immerhin sei Brennholz noch bis Mitte des Jahres defizitär gewesen.

Bilder:
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 In diesem Waldstück nahe Marktschorgast sieht auch der Laie die immensen Schäden, die der Borkenkäfer angerichtet hat.
2. Stadtförsterin Carmen Hombach, Praktikant Noah Partenfelder aus Kirchleus und der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach begutachten das Holz, das im Wald der Kulmbacher Stadtwerke bereits zum Abtransport bereit liegt.

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11.09.2022

Stimmung bei den Bauern: „Zwischen gedämpften Optimismus und purer Verzweiflung“ / Tag der Landwirtschaft lockte viele hundert Besucher nach Schirradorf

Schirradorf. Mit einer großen Land- und Forsttechnikausstellung haben Bauernverband und das Unternehmen Nicklas Landtechnik den Tag der Landwirtschaft gefeiert. Ein Gottesdienst mit dem Posaunenchor Wonsees am Morgen und zahlreiche Attraktionen lockten mehrere hundert Besucher nach Schirradorf, obwohl die traditionelle Oldtimer-Traktorrundfahrt diesmal nicht stattfand. Dafür feierte das Unternehmen seine 25-jährige Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Landmaschinenhersteller John Deere. Da durfte natürlich der John-Deere-Fanclub mit seinem Vorsitzenden Friedbert Weiß an der Spitze nicht fehlen.

„Handwerk und Landwirtschaft haben goldenen Boden.“ Davon zeigte sich der Chef des Landtechnikunternehmens Edwin Nicklas überzeugt. Er spielte damit auf den Fachkräftemangel in seiner Branche an. „Wir brauchen dringend Landmaschinenmechatroniker mit Leidenschaft und Liebe zum Beruf“, sagte er. Keine Maschine werde einen qualifizierten Handwerker jemals ersetzen können. Deshalb müsse man den jungen Leuten zeigen, wie gut und wichtig das Handwerk ist.

Wenn der Fachkräftemangel nur das einzige Problem wäre. Edwin Nicklas beschrieb die momentane Stimmung unter den Landwirten als „zwischen gedämpften Optimismus und purer Verzweiflung“. Er sprach von absoluten Krisenzeiten. Eine so hohe Inflation mit Abschwächung der Konjunktur und ein Nachlassen der Investitionsbereitschaft: „So etwas habe ich mit meinen 62 Jahren noch nicht erlebt.“ Verbindliche Lieferzeiten könne er gar nicht mehr nennen, manche Computer-Chips für Landmaschinen, die früher 14 Euro gekostet hätten lägen mittlerweile bei 1400 Euro.

Edwin Nicklas legt Wert darauf, dass die Landtechnik zu den systemrelevanten und krisensicheren Branchen gehört. Trotzdem rückten plötzlich Themen wie Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie in den Vordergrund. Lange habe in der Politik die Meinung vorgeherrscht, was wir nicht selbst produzieren besorgen wir uns auf den Weltmärkten. Corona und der Krieg in der Ukraine hätten nun gezeigt, wie kurzsichtig und unrealistisch diese Sichtweise ist.

„Versorgungssicherheit, mit landwirtschaftlichen Produkten im eigenen Land und eine umweltverträgliche Landwirtschaft schließen einander nicht aus“, sagte Edwin Nicklas. Doch statt wirksam Hilfe zu leisten überziehe die Politik die Landwirtschaft mit unendlichen Verordnungen, einer ständig wachsenden Bürokratie, Dokumentationspflichten oder neuen Rahmenbedingungen in der Tierhaltung. „Die Regulierungswut und extrem gestiegene Produktionskosten stellten viele Familienbetriebe vor große Probleme oder zwingen sie zum Aufhören.“

Im Rahmen der Land- und Forsttechnikausstellung waren nicht nur Traktoren, neu und gebraucht zu sehen, sondern auch Mähdrescher, Lade- und Silierwagen, Düngestreuer und vieles mehr sowie die gesamte Palette von Technik zur Rasen und Grundstückspflege. Der Besucherstrom aus dem gesamten Landkreis sowie den benachbarten Regionen riss trotz des durchwachsenen Wetter bis zum späten Nachmittag nicht ab..

Bilder:
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 Edwin Nicklas (rechts) vom gleichnamigen Landtechnikunternehmen und Friedbert Weiß vom John-Deere-Fanclub freuten sich über den großen Zuspruch beim Tag der Landwirtschaft in Schirradorf.
2.+3. Zahlreiche Besucher waren zur großen Land- und Forsttechnikausstellung auf das Gelände von Nicklas-Landtechnik in Schirradorf gekommen.

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09.09.2022

„Ohne Wald kein Wild“ / Wald steht vor großen Herausforderungen - Kulmbacher Jägerverein feierte 100. Geburtstag

Kulmbach. „Jäger sind keine Killer.“ Der Satz fiel gleich mehrfach bei der 100-Jahr-Feier des „Jagdschutz- und Jägereins Kulmbach“ am Freitag in den Räumen der Mönchshof-Museen. Die Jagd ist aber auch weder Hobby noch Sport, sondern vielmehr Teil der Landwirtschaft Jagd steht für Natur- und Artenschutz, für den Einsatz der um die Artenvielfalt und für den Schutz des Klimas.

Das Schießen macht bei der Jagd den kleinsten Teil aus, sagte der Vorsitzende Peter Müller aus Thurnau. „Wir wollen vielmehr den Menschen Tiere und Natur näher bringen.“ Ein wichtiger Teil spiele dabei die Umweltbildung, beispielsweise bei Waldspaziergängen für Schulklassen, die der Jägerverein immer wieder anbietet. Wir wollen Wild, Wald, Natur und Landschaft in den Focus rücken, so der stellvertretende Vorsitzende Otto Kreil.

Peter Müller ließ die Geschichte des Jägervereins Revue passieren, der exakt am 26. März 1922 gegründet wurde. Heinrich Hoferer hieß der erste Vorsitzende, ihm folgen Manfred Jarosch, Christian Schröppel und Berthold Höhn, ehe Peter Müller 2004 seine Amtszeit antrat. Als einen Meilenstein nannte er 1950 die Gründung des Kulmbacher Bläser-Corps. Überhaupt seien Bläsergruppen, von denen es mittlerweile sogar zwei gibt, ein bedeutender Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. Sowohl die Es-Hornbläser, als auch die Parforce-Hornbläser umrahmen beispielsweise regelmäßig die Erntedankgottesdienste oder sorgen mit Standkonzerten für Aufsehen.

Prominente Rednerin zum Jubiläum war die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die besonders auf die zahlreichen aktuellen Probleme von Wild und Wald einging. Klimawandel, Trockenheit, Dürrejahre, Borkenkäfer, das alles setze dem Wald derzeit gehörig zu. „Ganze Landstriche vertrocknen schlichtweg“, sagte sie mit Blick auf den Frankenwald. Die Jagd alleine werde es nicht schaffen, den Wald zu retten. Sie könne aber einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Schließlich müsse gelten: „Es zählt jeder Hektar, den wir retten können“.

Der Wildbestand spielt nach Auffassung der Ministerin deshalb eine wichtige Rolle, weil er in den allermeisten Regionen einfach nicht mehr ausgeglichen sei. Auch in sämtlichen Revieren des Kulmbacher Landkreises sei die Verbissbelastung einfach zu hoch. Kaniber bemühte dabei einmal mehr den Grundsatz „Wald vor Wild“, der zwar im Gesetz so steht, der aber mittlerweile völlig instrumentalisiert werde. „Wald ohne Wild“, das möchte sicher keiner, „Wald und Wild“ klinge zwar sanft, dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass es ohne den Wald auch kein Wild gibt. „Mit ist beides wichtig, der Wald, aber auch das Wild“, sagte die Ministerin. „Das eine geht nicht ohne das andere.“

100 Jahre Jagdschutz bedeute auch 100 Jahre Tier- und Naturschutz, sagte der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin Schöffel. Jäger seien die echten Naturschützer, so Schöffel, der selbst stellvertretender Vorsitzender einer Kreisgruppe des Jagdverbandes im Fichtelgebirge ist. Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm appellierte an die Jäger, sich nicht von so manchen Tendenzen „in unserer immer verrückter werdenden Gesellschaft“ abbringen zu lassen. „Lasst euch diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe bloß nicht ausreden“, so Schramm. Jagd stehe aber auch für Tradition, so Landrat Klaus-Peter Söllner. Er war sich sicher, dass die Jagd in weiten Teilen der Gesellschaft noch immer hoch angesehen ist. „Sie können auf ihre Arbeit wirklich stolz sein“, brachte es der Kulmbacher Oberbürgermeister Ingo Lehmann auf den Punkt.

Bilder:
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 Seine Parforce-Hornbläser sind für den Kulmbacher Jägerverein ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Zum 100-Jahr-Feier gaben sie im Mönchshof ein kleines Standkonzert.
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 Zahlreiche prominente Gratulanten konnte der Kulmbacher Jägerverein begrüßen (von links): Vorsitzender Peter Müller, BBV-Kreisobmann Harald Peetz, Landrat Klaus-Peter Söllner, der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig, Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, der bayerische Jagdpräsident Ernst Weidenbusch und Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
3. Blumen für die Ministerin: Peter Müller überreichte Michaela Kaniber einen bunten Strauß.

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08.09.2022

Bauern kritisieren verfehlte Agrarpolitik / Schirradorfer Bauerntag: Schlagabtausch mit der Ministerin

Schirradorf. Zur Generalabrechnung mit der Agrarpolitik hat der neue Kulmbacher Kreisobmann Harald Peetz den Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas genutzt. Peetz sprach von einer völlig verfehlten Politik und ging vor allem mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hart ins Gericht. Der Kreisobmann sparte aber auch nicht mit Kritik an der bayerischen Politik und an Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Sie war die Hauptrednerin des Bauerntages.

Was die extreme Dürre in diesem Sommer angeht, so könne es im nächsten Jahr eigentlich nur noch besser werden. Von der Politik habe er diese Hoffnung allerdings nicht mehr. Vor allem Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir gebe ein „trauriges Bild“ ab. Der Minister sei immer auf Seiten der anderen, nie auf der Seite der Bauern. Mittlerweile würden die Bauern nicht mehr vom Landwirtschafts-, sondern vom Umweltministerium regiert. Aber auch in Bayern sei längst nicht mehr alles Gold, was glänzt, so Harald Peetz. Die Politik schiele nur mehr auf die Wähler in den Ballungszentren. Das flache Land gerate dabei in Vergessenheit.

Der Kreisobmann wehrte sich vor allen dagegen, dass überall grüne Ideologien durchgesetzt werden sollen. Artenvielfalt, Biodiversität oder Insektenschutz seien zwar richtig. Dabei gerate allerdings in Vergessenheit, dass die Bauern die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln sicherstellen. „Wenn ich die Produktion hier einschränke, dann mache ich mich vom Ausland abhängig“, sagte Harald Peetz. Niemand könne dann mehr für Umweltstandards, Tierwohl oder sachgerechten Pflanzenschutz garantieren.

Statt ständig neuer Auflagen und immer mehr Bürokratie bräuchten die Bauern eine zuverlässige Politik, die fest an ihrer Seite steht. Jeder Betrieb, der jetzt aufgibt, sei für immer verloren. Das Ende der Schweinehaltung sei bereits eingeläutet.

Kreisobmann Peetz ging Ministerin Kaniber aber auch direkt wegen deren Aussagen zur Anbindehaltung an. Diese seien „überflüssig wie ein Kropf“ gewesen und hätten nur Wasser auf die Mühlen der Tierhaltungsgegner gebracht. In Zukunft werde man noch froh sein, wenn man überhaupt noch Milch habe, egal aus welcher Haltungsform. Darüber hinaus würden in Deutschland ohnehin keine Anbindeställe mehr gebaut und die Anbindehaltung laufe sowieso aus.

Das ließ die Ministerin so nicht auf sich sitzen. Einige Molkereien hätten schon damals keine Milch mehr aus Anbindehaltung angenommen. Als das bekannt wurde, habe sie es auch gesagt. „Mir war es wichtig, dass die bayerischen Bauern wissen, wohin die Reise geht“, sagte Kaniber. Auf diese Situation müssten sich die Landwirte einstellen. Die Ministerin hatte im vergangenen Jahr in einer Regierungserklärung angekündigt, dass die ganzjährige Anbindehaltung so schnell wie möglich beendet werden muss.

Was die Beurteilung der Bundespolitik aus Sicht der Landwirtschaft anging, teilte die Michaela Kaniber allerdings die Meinung von Kreisobmann Peetz und fand dafür ungewöhnlich scharfe Worte. „Özdemir hat weder Interesse an, noch Verständnis für die Landwirtschaft“, sagte sie. „Die grünen Pazifisten kennen sich mittlerweile mit Panzern besser aus, als wir das jemals taten“. An dem Thema Ernährungssicherheit hätten die Grünen dagegen kein Interesse.

Die Ministerin plädierte für eine grundlegende Neubewertung des sogenannten Green Deals (Reduzierung der Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis 2050 auf null), als auch der gesamten gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Die Situation habe sich mittlerweile völlig verändert. Nach jetzigem Stand würden die geplanten Flächenstilllegungen zu jeweils einem Drittel weniger Rindfleisch und Getreide führen. Zudem würde Özdemirs Ankündigung „öffentliches Geld nur noch für öffentliche Leistungen“ nichts anderes bedeuten, als 50 Prozent weniger Einkommen für die Bauern.

Bilder:

1.       Der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, Kreisbäuerin Beate Opel, Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig, Ministerin Michaela Kaniber, Landrat Klaus-Peter Söllner, Gabi und Edwin Nicklas, Bürgermeister Andreas Pöhner und Kreisobmann Harald Peetz (von links) beim Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas.
2.
 BBV-Kreisobmann Harald Peetz.
3.
 Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.
4. BBV-Kreisbäuerin Beate Opel und Kreisobmann Harald Peetz überreichten der Ministerin einen getöpferten Erinnerungsteller aus Thurnau als Gastgeschenk.

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08.09.2022

Gemeinschaft statt Leerstand / Förderoffensive macht es möglich: Neues Dorfgemeinschaftshaus in Grafengehaig eingeweiht

Grafengehaig. Nach drei Jahren Umbauzeit und mit einem Kostenaufwand von gut 1,4 Millionen Euro ist in der Ortsmitte von Grafengehaig ein Dorfgemeinschaftshaus mit Begegnungsstätte, Vereinszimmern, Praxisräumen und einem Dorfladen entstanden. Das Projekt wurde zu 90 Prozent aus der Förderoffensive Nordostbayern bezuschusst. „Damit unterstützen wir gezielt die ländlichen Gemeinden in Oberfranken und der Oberpfalz bei der Innenentwicklung“, sagte die für das Programm zuständige Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei der Einweihung.

In dem denkmalgeschützten Haus am Marktplatz war zuletzt eine Sparkassenfiliale untergebracht. Früher beherbergte das stattliche Gebäude einen Gasthof. Nun hatte der Markt Grafengehaig das Haus erworben und zu einer Begegnungsstätte umgewandelt. „Damit geht auch der Wunsch vieler Grafengehaiger Bürgerinnen und Bürger in Erfüllung“, so Bürgermeister Werner Burger.

Marktplatz, Dorfladen, ein Freisitz für Besucher und ein Mehrgenerationenspielplatz sollen künftig eine Einheit bilden, sagte das Gemeindeoberhaupt. Ein neu erbautes barrierefreies Mehrfamilienhaus mit fünf Wohneinheiten mit Mitteln aus dem bayerischen Wohnraumförderprogramm runde die Lage hervorragend ab. Als die Förderoffensive Nordostbayern im Jahr 2017 auf den Weg gebracht worden sei, habe Grafengehaig sofort reagiert und die Projekte angemeldet, erinnerte sich der Bürgermeister. Zusammen mit einem kleinen Bürgergarten in Eppenreuth könne das Projekt nun erfolgreich abgeschlossen werden.

Genau das sei auch der Zukunftsweg für die ländlichen Kommunen, so Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Es müsse darum gehen, lebendige und attraktive Ortskerne zu sichern, Flächen und Ressourcen zu schonen und den eigenständigen Charakter des Dorfes zu bewahren. All das sei in Grafengehaig hervorragend gelungen. Mit diesem zentralen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft habe der Ort ein Stück oberfränkische Heimat und prägende Baukultur für die nächste Generation erhalten. „Mit diesen Projekten in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus ist aus der Ortsmitte von Grafengehaig ein richtiges Schmuckstück geworden“, sagte die Ministerin.

Insgesamt hätten im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern in Oberfranken und in der Oberpfalz 192 Vorhaben auf den Weg gebracht werden können. Ihr Ministerium habe dafür Mittel in Höhe von 70 Millionen Euro bewilligt, bilanzierte Michaela Kaniber.

Dorfgemeinschaftshaus und Dorfladen stünden für Gemeinschaft, sagte Landrat Klaus-Peter Söllner. Gerade in den Dörfern sei die Gemeinschaft durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch soziale Medien. Von einem Musterbeispiel in einer Modellkommune im ländlichen Raum sprach der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin Schöffel. Pfarrerin Heidrun Hemme nahm die kirchliche Segnung des Anwesens vor, ehe sich die Ministerin in das Goldene Buch der Gemeinde eintrug und einen Rundgang durch das Dorfgemeinschaftshaus, den Dorfladen und den Mehrgenerationenspielplatz startete

Bilder:
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 Der Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Bürgermeister Werner Burger und Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig (von links) freuten ich über den gelungenen Umbau des zuletzt leerstehenden Anwesens zum Dorfgemeinschaftshaus.
2.
 Ein wichtiger Bestandteil des neuen Areals mitten in Grafengehaig ist der Dorfladen.

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26.08.2022

Musterbeispiel: Strom und Wärme aus regenerativen Energien / Hackschnitzelheizwerk und Biogasanlage in Hollfeld waren Vorreiter

Hollfeld. Um die Energiewende bewältigen zu können, braucht es einen Mix aller regenerativen Möglichkeiten. „Wenn wir nicht von den fossilen Energieträgern wegkommen, geht die Welt zugrunde“, meint Michael Schatz (65). In Sachen Hackschnitzel und Biogas gehört der Landwirt aus Hollfeld zu den Pionieren. Er hatte viel früher als die meisten anderen die entscheidenden Anstöße zum Bau einer Hackschnitzelheizung und einer Biogasanlage gegeben. Die Hollfelder Anlagen gelten heute gerade vor der aktuellen Entwicklung mit einer Explosion der Preise bei fossilen Brennstoffen in jeder Hinsicht als mustergültig.

Aktuell versorgen Hackschnitzelheizung und Biogasanlage unter anderem die Gesamtschule, die Grundschule, zwei Kindergärten, das Rathaus, das Altenheim, Kirche und Stadtapotheke und viele Privatleute mit Wärme. Pro Jahr werden, je nachdem wie streng der Winter ausfällt, 700000 bis 800000 Liter Heizöl eingespart. Der erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist.

„Die Hollfelder Anlage ist beispielhaft“, sagt Schatz, der zusammen mit Manuel Appel vom Maschinenring als Geschäftsführer an der Spitze der Biogasanlage steht. Gesellschafter sind in erster Linie die beteiligten Bauern über die MR Agrarservice GmbH, die Stadt Hollfeld, der Zweckverband Gesamtschule, die Waldbauernvereinigung Hollfeld und der Maschinenring Fränkische Schweiz.

Michael Schatz sieht im Biogas ganz klar viele Vorteile vereint. Vor allem könne man den Ertrag von den Feldern dort verwenden, wo er am dringendsten gebracht wird, auf dem Teller, also für die Nahrungsmittelproduktion, oder für den Tank, also zur Energieerzeugung mit Strom und Wärme. Als weiteren Vorteil bezeichnete er es, dass man das für die Anlage notwendige Material lagern und somit auch mal eine Dürrejahr, wie das jetzige überbrücken kann.

Bereits 2003 setzte man in Hollfeld auf regenerative Energien. Als die Gesamtschule eine neue Heizung benötigte, entschied man sich für die Wärme von Hackschnitzeln. Schnell kamen Grundschule, Rathaus und einige Privatleute dazu, so dass die Wärme schon bald nicht mehr ausreichte. An der Leistungsgrenze angekommen musste also eine weitere Energiequelle erschlossen werden. Die Lösung sah man im Bau einer Biogasanlage. 28 Landwirte aus der engsten Umgebung hatten sich von Anfang an daran beteiligt, brachten Geld als Darlehen ein und gingen eine Lieferverpflichtung ein. Die Investition lag damals bei 2,3 Millionen Euro. Rein theoretisch erzeugt die Anlage so viel Strom, wie in der Stadt Hollfeld verbraucht wird. Mit der Abwärme könne man den Bedarf gut decken.

Der Mix aus Biogas und Hackschnitzeln sei absolut richtig gewesen, sagt Michael Schatz. Im Moment könne man sich vor Nachfragen kaum retten. „Wir haben Anfragen von Privatleuten ohne Ende.“. Gerade habe man wieder fünf neue Haushalte an das vier Kilometer lange Leitungsnetz angeschlossen. Der jetzige Hackschitzelofen habe eine Leistung von 1000 kw, die Biogasanlage von zwei Mal 400 kw. Aktuell bestücken 30 Bauern die Anlage mit Gülle, Ganzpflanzensilage, Gras und der Energiepflanzen Silphie. Den Gärrest bekommen die Bauern zurück.

Trotz der aktuell katastrophalen Ernte seien die Speicher derzeit gut gefüllt und reichten auch über den Winter. Ein zweites Dürrejahr, so wie das jetzige, dürfe allerdings nicht noch einmal kommen. In der Biogasanlage beschäftigt die GmbH mit Landwirtschaftsmeister Roland Beetz als Betriebsleiter eine Vollzeitkraft. Geschäftsführung und Buchhaltung besorgt der Maschinenring.

Bild: Geschäftsführer Michael Schatz (links) und Betriebsleiter Roland Beetz sorgen auf der Hollfelder Biogasanlage für die optimale Versorgung.

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23.08.2022

Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken / Beate Opel löst Anneliese Göller als oberfränkische Bezirksbäuerin ab

Himmelkron. Die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel aus Neufang bei Wirsberg ist die neue oberfränkische Bezirksbäuerin. Bei der Wahl in Himmelkron wurde sie einstimmig für die nächsten fünf Jahre in das Amt gewählt. Die 62-Jährige löst damit die bisherige Bezirksbäuerin Anneliese Göller aus dem Landkreis Bamberg ab, die nicht mehr zur Wahl angetreten war.

Beate Opel ist bereits seit dem Jahr 2017 auf oberfränkischer Ebene als stellvertretende Bezirksbäuerin aktiv. Sie wurde erst vor kurzem zum dritten Mal zur Kulmbacher Kreisbäuerin gewählt, gleichzeitig ist sie seit 30 Jahren als Ortsbäuerin tätig. Beate Opel hat zwei Töchter und einen Sohn, zusammen mit ihrer Familie bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb mit Bullenmast.

Zur neuen stellvertretenden Bezirksbäuerin wählten die Delegierten mit großer Mehrheit die Lichtenfelser Kreisbäuerin Marion Warmuth. Beisitzerinnen im Bezirksvorstand sind die neue Forchheimer Kreisbäuerin Christine Werner (43), die Wunsiedler Kreisbäuerin Karin Reichel und Nicole Werthmann (40) aus Sassanfahrt im Landkreis Bamberg.

In ihrer Antrittsrede appellierte Beate Opel vor allem an den Zusammenhalt. „Ich möchte, dass wir zu einer großen Familie zusammenwachsen“, sagte sie vor dem Hintergrund der anstehenden Herausforderungen nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in der gesamten Gesellschaft. Die neue Bezirksbäuerin bedankte sich bei ihrer Vorgängerin Anneliese Göller, die vieles angestoßen und eine herausragende Arbeit geleistet habe.

Ziel der Landfrauenarbeit sollte es auch in Zukunft sein, ein besonderes Augenmerk auf die Öffentlichkeitsarbeit zu legen und dabei besonders bei Kindern anzusetzen. Die Landwirtschaft sei leider nicht mehr in der Gesellschaft verankert, deshalb sollte es die Aufgabe der Landfrauen sein, vor allem Kinder und Jugendliche auf die Höfe zu holen, um Zusammenhänge aufzuzeigen und Landwirtschaft zu erklären. Beate Opel appellierte aber auch an das Selbstbewusstsein der Landfrauen: „Wir leiste eine schwere Arbeit, das soll uns erst einmal jemand nachmachen.“

Zuvor war Anneliese Göller als oberfränkische Bezirksbäuerin mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations verabschiedet worden. Sie war 15 Jahre als Bezirksbäuerin und vorher fünf Jahre als Stellvertreterin tätig. As oberstes Ziel der Landfrauenarbeit bezeichnete es Anneliese Göller, die Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. „Die Themen verändern sich, nicht aber die gemeinsamen Ziele“, sagte sie. Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft gehöre dazu genauso wie die Schaffung einer lebenswerten Zukunft gerade für den ländlichen Raum.

Ein besonderes Augenmerk legte Anneliese Göller auf die zurückliegende Wahlperiode, die aufgrund der Corona-Pandemie anders als alle je zuvor gewesen sei. „Corona hat uns ausgebremst und stellte uns vor große Herausforderungen“, doch auch das hätten die Landfrauen bewältigt, unter anderem mit dem ersten bayerischen virtuellen Landfrauentag.

Bis zur Neuwahl am 17. Oktober in Herrsching bleibt Anneliese Göller als Landesbäuerin noch im Amt.

Bilder.
1. Beate Opel folgt auf Anneliese Göller als neue oberfränkische Bezirksbäuerin Im Bild von links: Anneliese Göller, BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer, Christine Werner, Marion Warmuth, Beate Opel, Nicole Werthmann, Karin Reichel und der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.

2. Die bisherige Bezirksbäuerin Anneliese Göller (rechts) gratulierte ihrer Nachfolger Beate Opel.

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25.07.2022

Bauern nehmen Artenschutz ernst / Ortstermin zum Insektenschutz in Laubersreuth bei Münchberg

Laubersreuth. Imker, Jäger und Landwirte engagieren sich für Insekten- und Artenschutz, und das nicht erst seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Darauf hat der Bauernverband Hof mit einer medienwirksamen Aktion auf den Flächen von Klaus-Dieter Bäger aufmerksam gemacht. Der Landwirt aus Konradsreuth legt schon seit weit über zehn Jahren Blühwiesen rund um seine Flächen in Laubersreuth bei Münchberg an.

„Darunter sind sowohl einjährige, als auch mehrjährige Blühflächen“, sagt Klaus-Dieter Bäger, der die verschiedensten Mischungen einsetzt, um damit die Insektenvielfalt zu fördern. 600 Euro pro Hektar koste allein das Saatgut, sagt der Landwirt. Die Verarbeitung und die Pflege müsse man noch hinzurechnen.

„Landwirtschaftliche Betriebe erbringen umfangreiche kooperative Umweltleistungen auf freiwilliger Basis auf ihren Flächen“, heißt es von Seiten des Bauernverbandes. So legten sie unter anderem Blühstreifen und Gewässerrandstreifen an oder setzten auf eine besonders vielfältige Fruchtfolge. „Ob es um Bienen oder Insekten geht, um bedrohte Arten wie Lerchen oder Feldhamster, die Haltung alter Haus- und Nutztierrassen oder den Anbau alter Obst- und Gemüsesorten: „Bayerns Bäuerinnen und Bauern nehmen den Artenschutz ernst“.

Auch die Jäger investierten in Blühflächen, sagt Heinz Kammerer von der Jägerschaft Münchberg. Allein an 25 verschiedenen Flächen habe man sich zwischen den Jahren 2019 bis 2021 beteiligt, um Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten zu schaffen. Das sei auch dringend notwendig, so Robert Bayreuther vom Imkerverein Münchberg. Seinen Worten zufolge gibt es allein 550 verschiedene Wildbienenarten in Deutschland. Nicht nur für sie würden durch das Engagement von Bauern, Imkern und Jägern Rückzugsorte für alle möglichen Insekten geschaffen, sagt Wildlebensraumberaterin Lisa-Mareen Fischer vom Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg.

Die Kulturlandschaft um Münchberg, in Sichtweite zur Bundesautobahn A9, weist schon durch ihre Topographie einige Besonderheiten auf. Hier ist die Flur schon seit jeher von Ödlandflächen, Böschungen, Rainen und Hecken durchzogen, was den Insekten besonders zu Gute kommt. Solche Standorte gelte es zu erhalten, sagt die Wildlebensraumberaterin.

Der Einsatz für Insekten sei aber auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und nicht nur auf Landwirte, Jäger und Imker beschränkt. Auch Gartenbesitzer in den Siedlungen seien gefragt, wenn es um die Anlage und Pflege ihres Rasens geht. „Sogar ein Balkonkasten kann insektenfreundlich angepflanzt werden“, so Theresa Hick vom Bauernverband. Jeder habe die Möglichkeit, die Insektenvielfalt zu fördern, jeder einzelne könne seinen Beitrag dazu leisten, indem er auf insektenfreundliche Pflanzen setzt.

Bauern und Imker verbindet auch die Aktion „Blühende Rahmen“, die bereits seit 2011 läuft und die vom Bauernverband und dem Landesverband der Bayerischen Imker getragen wird. Jahr für Jahr werden im Rahmen dieser Aktion nahezu unzählige Blühstreifen und Blühflächen angelegt. Bereits 2014 haben die bayerischen Bauern für dieses freiwillige Engagement den „European Bee Award“ erhalten.

Bild: Mitten in einer insektenfreundlichen Blühwiese trafen sich zu einem öffentlichkeitswirksamen Termin (von links): Lisa-Mareen Fischer, Heinz Kammerer, Theresa Hick, Alfred Ott, Klaus-Dieter Bäger, Robert Bayreuther und Andreea Strößner.

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22.07.2022

Mit einem Lächeln geht alles leichter / Ernste und heitere Worte beim ersten Bayreuther Landfrauentag nach zweieinhalb Jahren Corona-Pause

Bayreuth. Zwei Jahre ist es her, dass sich die Bayreuther Landfrauen zum letzten Mal persönlich im großen Rahmen getroffen haben. Jetzt war es endlich wieder soweit. Zu diesem ganz besonderen Landfrauentag in einer Halle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten hatte man sich deshalb auch viel Zeit genommen und ein beinahe tagesfüllendes Programm ausgedacht. Es reichte von einer Ökumenischen Andacht am Morgen bis zu einer umfangreichen Tombola am späteren Nachmittag. Höhepunkt war der Auftritt von Stargast Volker Heißmann, ein Teil des TV-bekannten Komiker-Duos Heißmann und Rassau aus Fürth.

So witzig Volker Heißmann auch sprach, so ernst war seine Botschaft: „Mit einem Lächeln geht alles leichter“. Sein Ziel, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, das hat er an diesem Nachmittag mehr als erreicht. Mit manchmal fast ein wenig derber Komik brachte er den Frankenfasching nach Bayreuth, berichtete von seinen landwirtschaftlichen Erfahrungen in der Kindheit, vom Aufwachsen im Angesicht der Fürther Paulskirche und vom Krippenspiel, in dem er dank seines Knabensoprans die Maria darstellen musste. Zum Mariechen sei es da gar nicht mehr weit gewesen, sagte er. Tatsächlich war er über die Kirche zu Bühne gekommen, vom Gemeindehaus in die Fürther „Comödie“ sozusagen, und irgendwann erstreckten sich seine Auftritte nicht mehr nur auf Nürnberg, Fürth und Erlangen, sondern teilweise auch weit darüber hinaus, etwa bis Plech, Gefrees und Bayreuth, so merkte er augenzwinkernd an.

„Sie können mit einem Lächeln ihr Leben besser meistern“, gab Volker Heißmann den Landfrauen mit auf den Weg. Egal, was im Leben passiere, das Lächeln kehre immer wieder zurück. Wer lächelt, der schütte auch Glückshormone aus, sagte er und riet den Damen, das Lächeln mit nach Hause zu nehmen. Dann gehe auch auf dem Hof die Arbeit viel besser von der Hand.

Für ernste Gedanken stand auch die Rede von Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Durch die Corona-Krise und zuletzt durch den Krieg in der Ukraine sei die Wertschätzung von Lebensmitteln und damit auch der Bauern vor Ort wieder etwas gestiegen, sagte sie. Besonders die Direktvermarkter hätten das durchaus zu spüren bekommen. Viele Menschen hätten wieder gemerkt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass es in der Region genügend Lebensmittel gibt und dass man sich hierzulande selbst versorgen kann. Die Kreisbäuerin versprach: „Wir werden auch in Zukunft die Versorgung mit hochwertigen regionalen und Lebensmitteln sicherstellen.“

Nun aber treibe nicht nur die Bauern die große Sorge um, wie es mit der Rohstoff- und Energieversorgung weitergehen soll. Was geschieht, wenn es kein Gas mehr gibt und Schlachthöfe und Molkereien nicht mehr arbeiten können? Auch wenn das Jahresthema der Landfrauenarbeit im Bauernverband „Blick durch das Schlüsselloch in Richtung Zukunft“ lautet, so hatte doch niemand die Antworten auf Fragen wie diese.

Die Ökumenische Andacht zum Auftakt des Landfrauentages feierten Pfarrer Thomas Karukayil von der katholischen Pfarrei Eckersdorf und der evangelische Pegnitzer Dekan Markus Rausch aus Pegnitz. Auch der Bayreuther Landfrauenchor kam nach zweieinhalb Jahren Pause zum ersten Mal wieder zu einem öffentlichen Auftritt zusammen. Die Einnahmen aus einer Tombola und der Verkaufserlös von Kaffee, Kuchen und Torten gingen an die vor zwei Jahren abgebrannte Lebenswerk gGmbH (Werkstatt für Behinderte) der Diakonie Bayreuth. Damit möchten auch die Landfrauen einen kleinen Teil zum Wiederaufbau beitragen, so Kreisbäuerin Angelika Seyferth.

Bild (unten): Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt überraschten Volker Heißmann mit einer Großpackung Gummibärchen als außergewöhnliches Geschenk. Der Komiker hat dafür eine ganz besondere Schwäche.

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18.07.2022

Borkenkäfer-Situation ist dramatisch / WBV Kulmbach/Stadtsteinach warnt vor Katastrophe - Sinkende Auftragslage trifft auf Überangebot

Himmelkron. Eigentlich müsste man sich freuen über die riesige Menge an Holz, die von der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach im Auftrag ihrer Mitglieder im zurückliegenden Jahr vermarktet wurde. Der riesige Anstieg von 150000 Festmeter in 2020 auf 210000 Festmeter Holz im zurückliegenden Jahr ist allerdings im Wesentlichen auf den Borkenkäfer zurückzuführen. „Es ist fast wie eine Notschlachtung, aber das Käferholz muss weg“, sagte Geschäftsführer Theo Kaiser bei der Jahresversammlung in Himmelkron.

Dabei haben die Preise im zurückliegenden Jahr schon wieder angezogen. Die Talsohle des Jahres 2020 habe man 2021 mit Durchschnittserlösen von 51 Euro pro Festmeter (Vorjahr 31 Euro) bei der Fichte und 46 Euro (Vorjahr 24 Euro) pro Festmeter bei der Kiefer durchschritten. Dennoch bei der Fichte beispielsweise treffe die sinkende Auftragslage der Sägeindustrie auf ein zu erwartendes Überangebot beim Rundholz.

Schuld an der ganzen Misere sind nach den Worten des Geschäftsführers einzig und allein Trockenheit und Hitze. Sie setzten dem Wald massiv zu. Der Borkenkäfer könne sich ungehindert vermehren, eine weitere Massenvermehrung stehe bevor. „Die Situation ist dramatisch“, sagte Theo Kaiser. Wenn es mit der Hitze so weitergeht, sei eine echte Katastrophe zu erwarten. Der Geschäftsführer appellierte deshalb eindringlich an alle Waldbesitzer, den Waldumbau aufgrund des Klimawandels rasant anzupacken.

Der Borkenkäfer ist allerdings nicht das einzige Problem, mit dem sich die Waldbesitzer derzeit herumschlagen müssen. Ungemach droht auch von politischer Seite, wie die Vorsitzende Carmen Hombach erläuterte. Größtes Problem ist, dass sich Betriebe mit über 100 Hektar verpflichten müssen, fünf Prozent Wald stillzulegen, also nicht mehr zu bewirtschaften, wenn sie in den Genuss der Bundesprämie kommen wollen. „Das ist nicht zielführend, das passt nicht in unsere Zeit“, sagte die Vorsitzende. „Wir brauchen unser Holz als Gegenwarts- und Zukunftswerkstoff.“ Die Zwangsstillegung komme einer Enteignung gleich.

Man könne Waldflächen nicht aus der Nutzung nehmen und dafür Holz aus fraglichen Quellen importieren und dann auch noch für den weiten Transport wertvolle Energie verschwenden. „Wir hier vor Ort wirtschaften nachhaltig mit Sinn und Verstand, unsere Wälder sind zertifiziert und wir handeln nach dem Grundsatz schützen und nützen“, sagte die Vorsitzende. Sie gab auch zu bedenken, dass man beim Holz den Kreislauf selbst in der Hand habe. „Kein Hahn kann zugedreht werden.“

Die steigende Menge an vermarktetem Holz machte sich auch in der Bilanz der WBV Kulmbach/Stadtsteinach bemerkbar. Hatte der Zusammenschluss im Auftrag seiner Mitglieder 2020 noch rund 2,6 Millionen Euro umgesetzt, waren es 2021 mit 5,5 Millionen Euro mehr als das Doppelte. Die Summe setzt sich im Wesentlichen aus Handelsgeschäften, also aus Holz, das im Auftrag der Mitglieder vermarktet wurde sowie aus Dienstleistungen zusammen. Auch für das laufende Jahr geht Kassiert Rudolf Hafner wieder von Einnahmen in Höhe von fast sechs Millionen Euro aus.

Die WBV Kulmbach/Stadtsteinach hatte zu Jahresbeginn 1955 Mitglieder, 77 mehr als noch im zurückliegenden Jahr. Zusammen bewirtschaften sie eine Waldfläche von 13286 Hektar. Seit Januar ist die Mitgliederzahl den Worten von Theo Kaiser zufolge noch einmal auf 1987 angestiegen.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde die bisherige Vorstandschaft im Wesentlich bestätigt. Vorsitzende bleibt Carmen Hombach aus Kulmbach, Stellvertreter Heinz Reiner aus Presseck, Kassier Rudolf Hafner aus Mainleus und Schriftführer Horst Degelmann aus Premeusel. Der „Ausschuss“, also die erweiterte Vorstandschaft setzt sich zusammen aus: Robert Fürst (Hohenberg), Peter Göppner (Altenreuth), Gerhard Hahn (Dörnhof), Michael Milewski (Hanauerhof), Siegfried Beyer (Presseck), Rainer Schmidt (Waizendorf), Otto Schröppel (Neuenmarkt) und Markus Teller (Neuenreuth am Sand).

Bild: Auch im Kulmbacher Land, wie hier bei Marktleugast, warten derzeit riesige Holzmengen auf den Abtransport.

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14.07.2022

Schulkinder im Focus der Landfrauen / Beate Opel bleibt Kreisbäuerin – Große Veränderungen in der Vorstandschaft

Kulmbach. Beate Opel bleibt Kreisbäuerin von Kulmbach. Die 62-jährige aus Neufang bei Wirsberg wurde bei der Verbandswahl der Landfrauengruppe im Bauernverband ohne Gegenstimme in ihrem Amt bestätigt. Große Veränderungen gibt es dagegen in der übrigen Vorstandschaft. Gudrun Passing aus Oberdornlach löst Silvia Schramm (Marktleugast) als stellvertretende Kreisbäuerin ab. Schramm wiederum wurde in den Beirat gewählt. Der übrige Beirat, also die erweiterte Vorstandschaft, setzt sich aus Franziska Bär (Buch am Sand), Manuela Vogler (Kunreuth), Susanne Kraus (Gemlenz) und Marion Hartmann (Waldau) zusammen.

Für Beate Opel ist es die dritte Amtszeit. Sie wurde vor zehn Jahren zum ersten Mal zur Kreisbäuerin gewählt. Gleichzeitig ist sie seit 30 Jahren als Ortsbäuerin tätig und seit 2017 auch stellvertretende oberfränkische Bezirksbäuerin. Zusammen mit ihrer Familie bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb mit Bullenmast.

Die alte und neue Kreisbäuerin ließ bei der Verbandsversammlung noch einmal die zurückliegende Wahlperiode Revue passieren, die zumindest bis zur Corona-Pandemie von zahlreichen gesellschaftlichen politischen und bildungspolitischen Veranstaltungen geprägt war. Als ganz besonders wichtiges Thema der Landfrauenarbeit bezeichnete sie das Projekt „Landfrauen machen Schule“, bei dem Schulkinder mit der Arbeit der Landwirte konfrontiert werden. „Wir müssen den Kindern zeigen, wo ihr Essen herkommt“, sagte sie. Die Landfrauen müssten zeigen, wie man gesundes Essen zubereitet, wie man pfleglich mit der Natur umgeht und wie die Bauern wirtschaften. Bei Kindern könne man damit noch etwas bewirken, bei Erwachsenen sei dies ungleich schwieriger.

Auch die bayerische Landesbäuerin und oberfränkische Bezirksbäuerin Anneliese Göller berichtete von den Schwierigkeiten, die Corona in der Landfrauenarbeit mit sich gebracht habe. „Es war eine Wahlperiode wie keine andere zuvor“, sagte sie. Die Landfrauen seien mit Schwung gestartet und dann jäh ausgebremst worden. Auch wenn bei den Landfrauen stets die persönliche Begegnung im Vordergrund steht, sei man mit den technischen Möglichkeiten sehr gut zurechtgekommen und habe die Arbeit gut aufrechterhalten können.

Es werde immer schwieriger Menschen zu finden, die bereit sind, sich zu engagieren, sagte der für alle drei fränkischen Regierungsbezirke zuständige Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer. Umso dankbarer könne man im Landkreis Kulmbach sein, dass sich in nahezu allen Ortsverbänden wieder Frauen gefunden hätten, um das Amt der Ortsbäuerin zu begleiten. Auch ein politisches Thema sprach Böhmer an. So wehrten sich die Landwirte derzeit gegen die politische Vorgabe vier Prozent der Fläche stillzulegen. Bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sei dabei auch beim Deutschen Bauerntag vor wenigen Wochen keinerlei Bewegung erkennbar gewesen. Allerdings gebe es vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine Signale aus Brüssel, nach denen es die Länder künftig in der Hand haben sollen, ob die vier Prozent Pflichtbrache durchgesetzt werden sollen, oder nicht.

Bild: Gruppenbild der neuen Kreisvorstandschaft der Kulmbacher Landfrauen mit (hinten von links): Geschäftsführer Harald Köppel, Marion Hartmann, Franziska Bär, Silvia Schramm, Kreisobmann Harald Peetz, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Vorne von links: Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller Manuela Vogler, Susanne Kraus, Beate Opel und Gudrun Passing.

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13.07.2022

Braune Wiesen, dünner Mais, kümmerliche Sommergerste / Bauern gehen von unterdurchschnittlicher Ernteerwartung aus

Die Landwirte in ganz Bayern rechnen in diesem Jahr mit einer unterdurchschnittlichen Getreideernte. Während in Südbayern relativ gute Bestände auf den Feldern stehen, wird es in Nordbayern trockenheitsbedingt geringere Getreideerträge geben. Dazu kommt eine angespannte Situation auf dem Weltmarkt. Zum einen sind die Aussichten auf die Ernte dem Bauernverband zufolge in ganz Europa schlecht. Zum anderen sei die Transportlogistik aus wichtigen Erzeugerländern wie der Ukraine aufgrund des Krieges nach wie vor nicht sicher. Sorge bereiten den Bauern auch die enormen Preisanstiege in der gesamten Lieferkette. Wie ist die Situation vor Ort?

„Es schaut nicht gut aus“, sagt Harald Köppel, der als Geschäftsführer des Bauernverbandes für die Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Kronach tätig ist. Die Witterung spreche für sich. Braune Wiesen, kümmerlicher Mais, eine sehr dünne Sommergerste, das alles hänge mit dem Wasser und der Temperatur zusammen. Grünland oder Mais seien nicht mehr gewachsen, Sommergerste habe teilweise verkürzte Ähren, weil das Wasser schlicht und einfach gefehlt habe. Teilweise seien die Ähren nicht einmal halb so lang, wie sie sein sollten. Auch die Körner des Wintergetreides seien nicht gefüllt worden, weil das Wasser ausgeblieben ist.

Regional gestalte sich die Situation dabei unterschiedlich. Im Unterland sei es teilweise noch schlechter, als im Oberland. Manchmal sei die Situation sogar von Dorf zu Dorf unterschiedlich, je nachdem, wo ein Gewitter war. Besonders trocken sei es um Himmelkron herum, während es über den Berg im Harsdorfer Bereich immer wieder mal geregnet habe.

„Alles in allem muss man aufgrund des Wassermangels mit Ertrags- und Qualitätseinbußen rechnen“, sagt Harald Köppel. Genaueres könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Auf jeden Fall unterdurchschnitt wird die Ernte bei der Wintergerste ausfallen. Wie es bei den anderen Früchten ausschaut, könne man erst sagen, wenn der Mähdrescher darüber gefahren ist.

Beim Grünland müsse man dagegen schon jetzt feststellen, der erste Schnitt sei in Ordnung gewesen, den zweiten Schnitt habe es dagegen schon fast nicht mehr gegeben und der dritte Schnitt stehe in den Sternen. Ebenso beim Mais: Während der zum jetzigen Zeitpunkt normalerweise schon zweieinhalb Meter hoch sein sollte, sei er im Moment bei einem halben bis dreiviertel, höchstens einem Meter angelangt. Köppel: „Da fehlt es hinten und vorne.“

Dabei sei das Frühjahr noch ganz gut losgegangen. „Es war ein super Start“, so Harald Köppel. Doch dann habe der Regen aufgehört. Das Wintergetreide, das sich über den Winter entwickeln konnte, sei dabei noch im Vorteil gewesen. Zum Körner füllen sei das Wasser aber auch zu wenig gewesen. Die Sommergerste habe es allerdings komplett erwischt. Die Ernte laufe in diesen Tagen so richtig an. Harald Köppel geht sogar davon aus, dass sie noch im Juli abgeschlossen werden kann und sich nicht wie sonst in den August hineinziehen werde.

Genaues kann Michael Greim aus Marktschorgast noch nicht sagen, doch erwartet er eine Ernte, die etwa um die Hälfte von der eines „normalen“ Jahres liegt. „Es schaut nach vielen kleinen und dünnen Körnern aus“, sagt Michael Greim. Schon allein deshalb rechne er mit Verlusten. Beim Sommergetreide sei es noch viel schlimmer als beim Wintergetreide. Einige Flächen bei Ziegenburg seien ihm bereits fast vertrocknet. Dazu kommt, dass das Getreide relativ kurz gewachsen sei, das bedeute, dass auch wenig Stroh übrig bleiben werde. Während beispielsweise der Hafer im zurückliegenden Jahr 1,50 bis 1,60 Meter hoch wurde, stehe er jetzt gerade einmal bei 30 bis 40 Zentimetern. „Da hat man das ganze Jahr Arbeit und Aufwand reingesteckt, und dann kann man nichts machen“, so Michael Greim. Er bewirtschaftet einen Betrieb mit Mutterkuhhaltung, erzeugt alternativer Energien und betreibt Ökolandbau. Gut 200 Hektar Fläche bewirtschaftet Michael Greim. Darauf baut er Winterweizen, Braugerste, Roggen, Dinkel und Hafer an, das im Wesentlichen in der Backwarenindustrie landet, die Braugerste geht zur Mälzerei Weyermann nach Bamberg.

Von einem einigermaßen durchschnittlichen Jahr geht dagegen die Familie Jurkat aus Oberlangenroth aus, „sofern die Qualität beim Wintergetreide ok ist“. In diesem Jahr zeige sich wieder, dass nicht nur die Menge, sondern vor allem die Verteilung der Niederschläge eine Rolle spielt, sagt Christoph Jurkat. Zusammen mit Bruder Michael und den Eltern Rosa und Ulrich bewirtschaften er das Gut Oberlangenroth, das zur Gemeinde Neuenmarkt gehört. Auf rund 75 Hektar baut die Familie Bio-Getreide wie Dinkel, Hafer, Sommergerste, Triticale und Ackerbohnen an.

Das Frühjahr sei auf dem Standort mit seinen schweren tonige Böden sogar fast zu nass gewesen. Dann aber folgte eine deutliche Frühsommertrockenheit. Die Winterungen wie Dinkel, Roggen, oder Triticale hätten das relativ gut überstanden. Die Bestände würden vielversprechend aussehen. Hier bleibe allerdings die Kornqualität, also die Füllung der Körner abzuwarten. Die Sommerungen wie Braugerste und Hafer würden dagegen deutlich abfallen. „Hier gehen wir von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus“, sagt Christoph Jurkat. Spannend bleibe auch hier, ob die Qualität, also der Vollgerstenanteil bei der Sommergerste und das Hektoliter-Gewicht beim Hafer paßt.

Von Einbußen bis hin zum Totalausfall sprcht dagegen ein weiterer Landwirt aus dem Landkreis Kulmbach, der nicht genannt werden möchte. Die bereits geerntete Wintergerste sei noch knapp im Durchschnitt gewesen. Bei den späteren Getreidearten wie Weizen und vor allem beim Sommergetreide würden sicher 20 bis 40 Prozent fehlen. Besonders dramatisch sei die Situation im Futterbau. „Bei Mais und auf dem Grünland werden wir Einbußen von 50% bis zum Totalausfall haben“, so der Landwirt.

Bild: Was die Ernte betrifft gehen die Bauern im Kulmbacher Land heuer eher von unterdurchschnittlichen Erträgen aus.

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12.07.2022

Pionier für eine Landwirtschaft / Bittl´scher Gutsbetrieb beteiligt sich an Pilotprojekt zur Biodiversität

Küps. Nutzungs- und Schutzinteressen in der Landwirtschaft zusammenzubringen, das ist das Ziel des Projektes „Natur-positive Agrarsysteme“ (NaPA), an dem sich 19 ökologisch und konventionell wirtschaftende Landwirte unter wissenschaftlicher Begleitung der Humboldt-Universität Berlin beteiligen. Einer der Betriebe ist dabei auch in Oberfranken: der Bittl´sche Gutsbetrieb von Barbara und Hubertus von Künsberg in Oberlangenstand bei Küps im Landkreis Kronach.

Das Projekt soll in den kommenden drei Jahren Daten über die Auswirkungen unterschiedlicher Anbauarten und Bewirtschaftungsformen auf die lokale Biodiversität, Bodengesundheit sowie das Klima generieren. Außerdem wollen die beteiligten Landwirte regelmäßig praktische Erfahrungen auszutauschen. Ins Leben gerufen wurde NaPA von dem Unternehmen Syngenta Agro GmbH, ein internationaler Anbieter von Agrartechnologie, der in Frankfurt am Main seine deutsche Zentrale hat.

„Uns geht es um Lern- und Entwicklungszusammenhänge in der Landwirtschaft“, sagte Franz-Theo Gottwald, Professor für Umweltethik an der Humboldt-Universität Berlin. Schließlich sollen Grund und Boden ja auch für die Enkelgeneration noch zur Verfügung stehen. Eine Aufgabe des Projektes wird es deshalb sein, Wege zu finden, um die Bodenfruchtbarkeit und damit den Humusaufbau zu steigern. Einen besonderen Focus wollen die Beteiligten außerdem darauf legen, was passiert, wenn Veränderungen in der Fruchtfolge vorgenommen werden. „Wir hoffen, daraus neue Impulse für künftige Anbauentscheidungen ableiten zu können“, so Gottwald. Das Projekt soll aber auch einen Beitrag dazu leisten, dass es nicht immer nur die Bauern sind, die permanent angegriffen werden. Neu und einzigartig ist nach den Worten des Professors die wissenschaftliche Begleitung. Am Ende soll ein Maßnamepaket für den jeweiligen Standort stehen.

Als ein Beispiel für die konkrete Arbeit nannten Gottwald und der örtliche Projektbetreuer Sebastian Funk Untersuchung von Blühstreifen auf die lokale Biodiversität durch Wissenschaftler des Leibnitz Instituts. Sie sollen drei Jahre lang den Biodiversitätswandels unter die Lupe nehmen. Die NaPA-Landwirte haben dazu an oder mitten in ihren Feldern Messstationen mit speziellen Fallen eingerichtet, die sie regelmäßig leeren und austauschen. Das Forschungsinstitut wertet in seinem Labor daraufhin aus, welche Insekten und andere Kleintiere in der Luft und in den Boden gefangen wurden. Auch Bodenbeschaffenheit und Nährstoffkonzentrationen werden untersucht und in Beziehung zu Wetter, Temperaturentwicklung, den angebauten Feldfrüchten und weiteren Faktoren gesetzt. Dabei kommen testweise auch neue Technologien und Analysemethoden zum Einsatz. „Im Zeitverlauf ergibt sich so eine einzigartige Datensammlung und -qualität für die Agrarflächen“, sagte Gottwald.

Hubertus Freiherr von Künsberg bewirtschaftet in Oberlangenstadt die 400 Hektar Land des Bittl´schen Guts. Die Schwerpunkte des Betriebs liegen auf der Biogasproduktion und dem Ackerbau. Der Agrartechniker und Fachagrarwirt für erneuerbare Energien räumt dem Umweltschutz seit jeher einen besonderen Stellenwert ein. So übertrifft er mit seiner gewässerschonenden Bewirtschaftung bereits seit Jahren das gesetzlich geforderte Mindestmaß an Gewässerschutz. Eine von mehreren Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind die Pufferstreifen, die zwischen seinen Feldern und angrenzenden Gewässern verlaufen. Künsberg achtet auch darauf, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln so in das System seiner Anbaumaßnahmen einzubauen, dass der Befallsdruck gesenkt und Pflanzenschutz reduziert werden kann. Zum Schutz des Ackerbodens setzt der Agrartechniker außerdem auf einer Teilfläche auf das Verfahren der sogenannten Streifenbodenbearbeitung. Dabei wird nur der unmittelbare Bereich, in dem Pflanzen wachsen sollen, intensiv bearbeitet, der Rest bleibt unberührt.

Bild: Hubertus von Künsberg (links) und Professor Dr. Franz-Theo Gottwald von der Humboldt-Universität Berlin haben in Küps das Projekt „Natur-positive Agrarsysteme“ (NaPA) gestartet.

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11.07.2022

Vollkornbrot per Instagram und WhatsApp / Brot von den eigenen Feldern - Die Familie Passing bewirtschaftet in Oberdornlach einen Bio-Bauernhof

Oberdornlach. Eigentlich ist das Ganze aus der Not heraus entstanden. Im verregneten Sommer 2017 hatte der Dinkel nicht ganz die geforderten Werte und so probierte Gudrun Passing einfach einmal selbst, Brot zu backen. Das Ergebnis konnte sich sehen und vor allem schmecken lassen. Schnell sprach es sich in der Verwandtschaft herum und so fand sie auch im Freundes- und Bekanntenkreis schnell Abnehmer für ihr selbstgebackenes Dinkel-Vollkornbrot. Mittlerweile hat Gudrun Passing einen Direktvermarktungskurs absolviert und einen eigenen, von den Behörden nach strengen Vorgaben bereits abgenommenen Backraum auf dem Hof in Oberdornlach eingerichtet.

„Das gesamte Getreide stammt aus eigenem Anbau“, sagt Gudrun Passing. „Bei uns wird nichts für die Tonne gebacken“, ergänzt ihr Mann Wolfgang. Zusammen bewirtschaften sie den Hof in Oberdornlach, das zur Stadt Kulmbach gehört, mit Junior Johannes. Die beiden Schwestern Katharina und Lisa sind außerlandwirtschaftlich tätig.

Geworben wird per Instagram, auch eine eigene WhatsApp- Gruppe gibt es schon. Eigentlich wollte man die Vermarktung des Brotes über die Aktion „Marktschwärmer“ machen, doch dort gibt es Anlaufschwierigkeiten. Noch sei das Ganze nicht der Rede wert, wiegelt Gudrun Passing ab. Doch die Geschichte mit dem Backen soll auf jeden Fall ausgeweitet werden. Drei Sorten gibt es derzeit schon, neben dem Dinkel-Vollkorn ein Roggenmischbrot und ein Weißbrotbaguette. „Richtig gute Qualität ist mir das Wichtigste“, so Gudrun Passing. Eine erste Bewährungsprobe hat das Brot aus dem Hause Passing bereits bestens bestanden. Auf dem Kulmbacher Altstadtfest wurde das Weißbrot zusammen mit dem Damwildfleisch des befreundeten Marcel Wachter vom Lehenthaler Wildgehege angeboten.

Nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule hatte Wolfgang Passing, heute 57, den Hof in der Ortsmitte von seinem damals bereits schwer kranken Vater übernommen. Damals mit 25 Kühen in Anbindehaltung. Klar, dass man Aufstocken musste und so entschied man sich für einen damals noch völlig unbekannten Kaltstall, den ersten derartigen Laufstall im Landkreis. Der hatte sich nach entsprechenden Startschwierigkeiten („wir konnten uns ja nirgends orientieren“) bewährt. Mittlerweile tummeln sich 40 Kühe darin. Die Bio-Milch wird an die Milchwerke Oberfranken-West in Coburg geliefert. Bereits im Jahr 2000 hatte die Familie den gesamten Betrieb auf EG-Bio-Standard umgestellt, seit 2012 gehört er dem Bioland-Anbauverband an.

Waren es bei der Übernahme an die 50 Hektar bewirtschaftete Fläche sind es heute exakt 76, die sich im Wesentlichen um die Ortschaft herum gruppieren. Angebaut werden Sommer- und Wintergerste, Weizen, Triticale, Dinkel, Mais und im geringen Umfang auch Linsen und Lein. Das Getreide wird, sofern nicht zum Brotbacken benötigt, zum Teil als Futter selbst genutzt, der Rest wird über die Vermarktungsgesellschaft Biobauern im schwäbischen Pöttmeß vertrieben. Einfach ist es für die Biobranche derzeit nicht, weiß auch Wolfgang Passing. „Schließlich müssen wir die Preissteigerungen genauso mittragen, wie die übrige Landwirtschaft auch.“ Dabei fallen die Kosten aufgrund der Vorgaben von jeher höher aus.

An die zehn Jahre wird Wolfgang Passing den Betrieb wohl schon noch führen, ehe er an Sohn Johannes (25) übergibt. Der bringt auf jeden Fall die besten Voraussetzungen mit. Er hat im landwirtschaftlichen Bildungszentrum Triesdorf die Ausbildung zum Techniker gemacht und danach ein Landwirtschaftsstudium mit der Fachrichtung Tier absolviert. Mittlerweile ist er beim Kulmbacher Futtermittelhersteller Bergophor als Produktentwickler tätig.

Als hätten sie auf dem Hof nicht schon genug zu tun, nimmt die gesamte Familie jede Menge verantwortungsvolle Ehrenämter wahr. Vater Wolfgang ist nicht nur Ortsobmann des Bauernverbandes, sondern auch Dirigent des Posaunenchors Kirchleus-Gössersdorf und 2. Vorstand der Feuerwehr Oberdornlach. Gudrun Passing engagiert sich in der Seniorenarbeit der Kirchengemeinde und gehört der Kreisvorstandschaft der BBV-Landfrauen an. Junior Johannes schließlich ist ebenfalls im Posaunenchor aktiv, hat auch schon in der Städtischen Jugendblaskapelle musiziert, ist aktives Mitglied der Feuerwehr und der Soldatenkameradschaft und spielt Fußball in der ersten Mannschaft des 1. FC Kirchleus. „Das Engagement und die Ehrenämter sind uns schon sehr wichtig“ ist sich die Familie einig. Schließlich gehe es ja auch darum, Verantwortung zu übernehmen.

Bild: Wolfgang, Gudrun und Johannes Passing bewirtschaften den landwirtschaftlichen Betrieb in Oberdornlach.

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23.06.2022

Heute Wurzeln, morgen Humus / Pflanzenbautage in Lopp stießen auf große Resonanz

Lopp. Trockenheit und Wassermangel bringen es mit sich: Ackerböden müssen in der Tiefe gelockert und Untersaaten zur Humusbildung eingebracht werden. Andernfalls werden die Erträge immer weniger und am Schluss wächst gar nichts mehr auf den Feldern. Das alles wurde beim Pflanzenbautag in Lopp bei Kasendorf deutlich. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Trockenheit ging es diesmal vor allem darum, wie Landwirte auf ihren Feldern den Humus in die Tiefe bringen können, um den Wasserhaushalt zu verbessern, so Geschäftsführer Horst Dupke vom Maschinenring. Die Traditionsveranstaltung wird vom Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung und vom Maschinenring Kulmbach ausgerichtet.

Für Feldfrüchte eigneten sich besonders die verschiedensten Kleearten oder Kleemischungen als Untersaat. Beim Mais schneiden Wicken am besten ab. Insgesamt gehe es darum, dass Untersaaten tief wurzeln, um die Humusbildung zu fördern, sagte Hans Koch von der BayWa. „Die Wurzeln von heute sind der Humus von morgen“, so der Referent.

Wichtig sei auch die Begrünung der abgeernteten Fläche, um keine trockene Brache entstehen zu lassen. Bleibt die Fläche offen, verdunsten die letzten Feuchtigkeitsreste, der Boden trocknet aus. Eine geeignete Untersaat beschattet und durchwurzelt dagegen das Feld. Untersaaten sollten bereits drei bis vier Wochen vor der Ernte der eigentlichen Frucht ausgebracht werden.

Daneben hatten die Landwirte aus der Region beim Pflanzenbautag auch die Gelegenheit, die Schauversuche mit Raps, Winterweizen und Sommergerste auf den Flächen von Gerhard Friedlein aus Lopp zu begutachten. Der Besuch sei auch heuer nicht schlecht gewesen, sagt Geschäftsführer Dupke. Viele Landwirte aus der Region seien gekommen, um die Unterschiede bei den verschiedenen Sorten, vor allem hinsichtlich Abreife und Krankheitsresistenz kennen zu lernen. Favoriten gibt es bei der Sortenwahl allerdings nicht, da jede Sorte anders auf die jeweilige Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Standortbedingungen reagiert. Mit einem Tiefenlockerer konnten die Bauern auch testen, was der Geräteeinsatz bringt.

Um den Fortschritt der Versuche längerfristig zu begleiten ist ein weiterer Besichtigungstermin auf den Versuchsfeldern bereits für August geplant. In den zurückliegenden Jahren wurden auf den Feldern zwar ebenfalls verschiedene Versuche durchgeführt, die Erläuterungen dazu gab es allerdings nur schriftlicher Form auf einem ausgelegten Beiblatt. Trotzdem seien an den angekündigten Tagen rund 60 Interessierte vor Ort gewesen, sagt Geschäftsführer Dupke. Dies zeige, dass der Pflanzenbautag bei den Praktikern ein fester Termin ist.

Bild: Erstmals wieder in Präsenzform: Beim Pflanzenbautag in Lopp beschäftigten sich die Praktiker diesmal unter anderem um Humusbildung durch Untersaaten.

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23.06.2022

Biogas, Biomast und Bauernhofeis / Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz erkundete Landwirtschaft im Fichtelgebirge

Wunsiedel. Die Themenpalette war breit gestreut: vom Waldumbau über die Herstellung von Bauernhofeis, von der Bio-Ochsenmast über Biogas bis hin zur Ferkelerzeugung reichten die Punkte, mit denen sich eine Delegation mit der oberfränkischen Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz an der Spitze über Landwirtschaft im Fichtelgebirge informierte.

Start war an einem Hotspot, allerdings im negativen Sinn: am Buchberg bei Reichholdgrün. Dort hat der Borkenkäfer nach der Trockenheit der vergangenen Jahre gewaltig zugeschlagen. „Unser Hausberg hat Wunden und Narben“, brachte es Erich Reichel von der Dorfgemeinschaft auf den Punkt. Tatsächlich sei an dem 674 Meter hohen Buchberg exemplarisch zu sehen, was die Forstwirtschaft in ganz Deutschland bewegt, so Robert Geiser, Abteilungsleiter beim zuständigen Amt für Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg.

Der Buchberg sei aber nicht nur ein Hotspot des Borkenkäfers, sondern als ausgewiesenes FFH-Gebiet ein Hotspot des Naturschutzes und der Artenvielfalt. Im Waldmanagement sollte deshalb in Zukunft der Versuch unternommen werden, Mischbestände zu erzeugen. Das ist auch geplant: „Wir werden die Flächen wieder aufforsten“, versprach der Revierförster Viktor Klaus. Einen reinen Fichtenwald werde es in Zukunft nicht mehr gaben, so der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzendes des Landwirtschaftsausschusses Martin Schöffel. „Es ist absolut dramatisch, wie sich der Wald in den zurückliegenden zwei Jahren verändert hat.“

Einen erfreulicheren Blick in die Zukunft wagten Martina und Florian Reichel vom Buchberghof in Fichtenhammer. Sie betreiben nicht nur einen Milchviehbetrieb mit knapp 80 Kühen sondern sind auch in die Direktvermarktung eingestiegen und vertreiben mit Erfolg ihr selbst produziertes Bauernhofeis. Uwe Lucas vom Amt für Landwirtschaft sprach vor Ort von einem „Familienbetrieb, der für die Zukunft gerüstet ist“. 2017 hatte die Familie den bisherigen Anbindestall aufgegeben und einen hochmodernen Laufstall errichtet. Gleichzeitig waren die Reichels in die Direktvermarktung eingestiegen, mittlerweile gibt es ein Verkaufshäuschen an der Hofeinfahrt mit zwei Automaten und einem reichhaltigen Angebot.

Der Höhepunkt im breiten Portfolio des Buchberghofes ist allerdings das Bauernhofeis, das über Verbrauchermärkte, Bauernläden und Gaststätten in vielen Teilen Oberfrankens vertrieben und auch an Wochenenden und Feiertagen im hofeigenen Café angeboten wird. Einen mittleren sechsstelligen Betrag hat die Familie investiert in die Eisherstellung investiert. Dafür haben sie als Lebensmittelhersteller mittlerweile sogar eine EU-Zulassung. Die Milch kommt direkt aus dem benachbarten Stall, wird zunächst pasteurisiert und anschließend auf minus zehn Grad Celsius gefroren. Mit normaler Eisherstellung sei dies alles nicht vergleichbar, erläutert Martina Reichel. Großen Wert legt sie auch darauf, dass jede Sorte ihr eigenes Rezept hat. Mittlerweile werden pro Tag 500 bis 600 Liter Eis produziert.

Nicht ganz so optimistisch in die Zukunft sieht die Familie Medick aus Kothigenbibersbach bei Thiersheim. Der Zuchtsauenbetrieb mit Ferkelaufzucht und Marktfruchtanbau war die dritte Station der Regierungspräsidentin. „Seit zwei Jahren konnten wir kein Ferkel mehr kostendecken verkaufen“, sagte Juniorchef Fabian Medick. Vor elf Jahren sei man in den neuen Stall übersiedelt, aufgrund der aktuellen Tierwohlauflagen müsse man jetzt schon wieder umbauen. Konkret geht es um das geforderte Platzangebot pro Tier. „Wir müssen den Stall entweder erweitern oder den Bestand reduzieren, um die Tierwohlauflagen erfüllen zu können“, sagte Medick.

Den Abschluss der Regierungstour bildete der Ökobetrieb der Familie Schübel in Schönlind bei Wunsiedel. Neben Marktfruchtanbau setzt die Familie auf Ochsenmast, Biogas, Urlaub auf dem Bauernhof sowie land- und forstwirtschaftliche Dienstleistungen. Der Schübelhof versorgt die Wunsiedler über den einheimischen Metzger nicht nur mit Bio-Rindfleisch sondern sichert vielen Einheimischen über Scheitholz und Hackschnitzel auch ein warmes zuhause und betreibt eine Biogasanlage mit einer Leistung von 270 kW.

Regierungspräsidentin Piwernetz würdigte bei der Rundfahrt die hervorragende Zusammenarbeit aller Akteure, die sich in Oberfranken mit der Landwirtschaft beschäftigen. „Hier herrscht ein Miteinander und kein Gegeneinander“, sagte sie. Die Landwirtschaft im Regierungsbezirk sei breit aufgestellt, erzeuge regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel und sorge für Nahrungsmittelsicherheit. „Wir wollen die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken“, so Rainer Prischenk, Chef der Landwirtschaftsverwaltung an der Regierung.

Nach den Worten von Georg Dumpert, dem Leiter des Amtes für Landwirtschaft Bayreuth-Münchberg, werden knapp 40 Prozent der Fläche m Landkreis Wunsiedel landwirtschaftliche genutzt, Weitere 46 Prozent beträgt der Waldanteil. Damit sind rund 86 Prozent der gesamten Landkreisfläche in land- und forstwirtschaftlicher Nutzung.

Bilder:
1.
 Florian und Martina Reichen zeigten der Delegation um Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz (Mitte) ihren hochmodernen Milchviehstall.
2.
 Der Buchberg bei Reichholdsgrün hat sich aufgrund des Borkenkäferbefalls in den zurückliegenden Jahren stark verändert.
3.
 Juniorchef Florian Medick und die stellvertretende Kreisbäuerin Christine Medick erläuterten der oberfränkischen Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die Probleme ihres Ferkelerzeugungsbetriebes.

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22.06.2022

Preissteigerungen kommen bei den Landwirten nicht an / Wahlen beim Bauernverband: Karl Lappe geht in seine dritte Amtszeit als Bayreuther BBV-Kreisobmann

Bayreuth. Karl Lappe bleibt auch in den kommenden fünf Jahren Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Der 57-jährige Landwirt aus Schöchleins und Mistelgauer Bürgermeister wurde bei der Kreisversammlung in Bayreuth ohne Gegenstimme in seinem Amt bestätigt. Lappe geht damit in seine dritte Amtsperiode.

Wenige Veränderungen gab es auch in der weiteren Kreisvorstandschaft. Harald Galster aus Gefrees wurde ebenfalls ohne Gegenstimme erneut zum stellvertretenden Kreisobmann gewählt. Neu im fünfköpfigen Vorstand ist Christian Engelbrecht, der einen Michvieh- und Ackerbaubetrieb in Lankendorf bei Weidenberg bewirtschaftet. Er löst Andrea Mayer aus Zips ab, der nicht mehr zur Wahl stand. Die weiteren Vorstandsmitglieder sind: Martin Ponfick aus Unterölschnitz bei Emtmannsberg, Martin Gebhardt aus Görau, Christian Hannig aus Pilgerndorf bei Hollfeld und Gerhard Meyer aus Creez bei Hummeltal.

Lappe drückte in seinem Bericht die Hoffnung aus, dass die Wertschätzung für die Bauern wieder zunimmt. „Die Zukunftsaussichten sind besser, als viele denken“, sagte er. Niemand hätte gedacht, dass bestimmte Lebensmittel tatsächlich wieder einmal knapp werden könnten. Keiner habe vorausgesagt, dass es zu einem Paradigmenwechsel hin zu einem Nachfragemarkt sowohl für Nahrungsmittel, als auch für Energie kommen würde. „Jetzt sehen viele Menschen wieder, wie bedeutsam die Lebensmittelerzeugung im eigenen Land ist.“

„Die Preise sind erfreulich, aber die Realität holt uns ein“, sagte Lappe und spielte damit auf die Tatsache an, dass die Preissteigerungen bei den Bauern gar nicht ankämen. Sowohl die Kosten für Düngemittel würden derzeit immens ansteigen, die Energiekoste geradezu explodieren. „Besonders der Energiebereich macht uns schwer zu schaffen“, so Lappe. Auch das verarbeitende Gewerbe werde dadurch hart getroffen, was beispielsweise das Milchgeld wieder schmälern werde.

Von einer „verrückten Zeit“ sprach bei der Versammlung auch der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges würde die Bevölkerung wieder erkennen, dass ein Land seine Bevölkerung selbst ernähren kann. An der „Teller-Trog-Tank-Diskussion“ wollte sich Greif nicht beteiligen. Man brauche vielmehr die Kreislaufwirtschaft, die auf zahlreichen Synergieeffekten aufbaut. So werde beispielsweise Gras ganz konkret durch Kühe verwertet, denn daraus entstehe Milch und Fleisch. Nebenbei werde auch noch die Landschaft gepflegt, was ohne Tierhaltung gar nicht möglich wäre.

Die geplanten Flächenstilllegungen kritisierte der für Ober-, Mittel- und Unterfranken zuständige BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Trotz der derzeitigen Situation beharre Bundesagrarminister Cem Özdemir auf vier Prozent Brache. Der Minister zeige keinerlei Kompromissbereitschaft, obwohl die Flächen zur Produktion von Nahrungsmitteln dringend gebraucht würden.

Große Sorgen bereiteten auch die Zuchtsauenhalter und Ferkelerzeuger. 30 bis 40 Prozent der Betriebe seien in den zurückliegenden Jahren aufgrund der miserablen Preissituation verloren gegangen. Doch nicht nur die schlechten Preise sondern auch die ständigen Verschärfungen von verschiedensten Auflagen seien für die Situation verantwortlich. Statt zu investieren hörten viele einfach auf. Wer aber einmal aufgegeben hat, der werde nie mehr zurückkommen.

Bild: Wenig Veränderungen gab es bei den Neuwahlen der BBV-Kreisvorstandschaft (von links): Harald Galster, Christian Hannig, Martin Gebhardt, Christian Engelbrecht, Gerhard Meyer (hinten), Karl Lappe (vorne), Harald Köppel, Direktor Wilhelm Böhmer und der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.

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15.06.2022

Borkenkäfer bescherte Rekordzahlen / Waldbauernvereinigung Bayreuth: Wachstum in allen Bereichen

Bayreuth. Mehr Mitglieder, mehr Fläche und weit über 40000 vermarktete Festmeter Holz: Die Waldbauernvereinigung Bayreuth konnte bei ihrer Jahresversammlung riesige Wachstumszahlen in allen Bereichen vermelden. Die Ursachen dafür sind allerdings weniger erfreulich. Vor allem die extremen Trockenjahre hatten dafür gesorgt, dass sich der Borkenkäfer ungehindert verbreiten konnte.

Vorsitzender Hans Schirmer blickte allerdings auch mit einer gewissen Skepsis in die Zukunft: „Niemand kann vorhersagen, was in den nächsten Tagen und Wochen passiert.“ Wie es dann mit dem Holzpreis weitergeht, stehe in den Sternen. Schirmer äußerte unter anderem die Befürchtung, dass sich die gute Baukonjunktur im Herbst schnell wieder abschwächen kann, weil zum Beispiel potentielle Häuslebauer aufgrund der hohen Kosten und der Ungewissheit in vielen Bereichen von ihren Vorhaben abweichen. Schon jetzt stünden einige Baustellen still.

Nach den Zahlen von Geschäftsführer Gerhard Potzel hat die WBV Bayreuth aktuell 1685 Mitglieder mit einer Waldfläche von zusammen 8747 Hektar. Unter den Mitgliedern sind auch 22 Körperschaften, wie zum Beispiel die Stadt Bayreuth. Somit war die Mitgliederzahl um 106 und die Fläche um 355 Hektar gestiegen. Insgesamt hatte die WBV im Auftrag ihrer Mitglieder im Jahr 2021 genau 40126 Festmeter Holz vermarktet, was einer Steigerung um satte 11837 Festmeter gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gut 40000 Festmeter, so rechnete Potzel vor, entspreche 1543 Lkw und damit mehr als fünf Holztransporter pro Tag.

Die ungewöhnlich hohe Steigerung begründete der Geschäftsführer mit der verhältnismäßig großen Trockenheit, die bereits Mitte 2018 eingesetzt hatte. „Da hat der Käferbefall begonnen, seitdem konnte er richtig wüten“, so Potzel. In den beiden ersten Quartalen des laufenden Jahres sei der Absatz aber schon wieder ein wenig eingebrochen. „Wir müssen uns trotzdem nicht verstecken, wir haben super Zahlen“, so Vorsitzender Schirmer.

Den hohen Wert der WBV als bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung stellten sämtliche Grußwortredner heraus. Holz sei immer gefragter, die Waldbauernvereinigung sei für die Stadt stets ein zuverlässiger, kompetenter und loyaler Partner, sagte Bayreuths 2. Bürgermeister Andreas Zippel. Holz erfreue sich derzeit als Baustoff, aber auch als Biomasse einer guten Nachfrage, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU). Ihr Kollege Tim Pargent von den Grünen sagte: „Ohne Waldbauern wird es keinen klimagerechten Waldumbau geben“. Es komme oft viel zu kurz, dass die Waldbauern aktiven Klimaschutz betreiben, so Landrat Florian Wiedemann.

Der Chef des noch relativ neu gegründeten Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg, Georg Dumpert, zählte auf, dass es im Amtsgebiet, also in den drei Städten und Landkreisen Bayreuth, Hof und Wunsiedel, unvorstellbare 120000 Hektar Wald gebe, mehr als die Hälfte davon in privater Hand. Dumpert sprach von rund 23000 privaten Waldbesitzern und sechs forstlichen Zusammenschlüssen. BBV-Kreisobmann Karl Lappe sah im Wald der Zukunft mehr den Energie- als den Baustofflieferanten. Die Errichtung einer Holzhackschnitzelheizung, mit dem unter anderem das Grüne Zentrum und das Ypsilon-Haus beheizt werden, sei daher vor Jahren eine absolut zukunftsweisende Entscheidung gewesen.

Über den Wald der Zukunft und die Möglichkeiten, Kalamitätsschäden vorzubeugen sprach bei der Versammlung Dirk Lüder, der Bereichsleiter Forsten des Amtes für Landwirtschaft. Er kam zu dem Schluss, dass künftig viel mehr Baumarten als derzeit im Wald zuhause sein müssten. „Wir müssen uns auf zunehmende Schäden, sei es durch den Käfer durch Stürme oder durch Trockenheit einstellen“, so Lüder. Neben einer konsequenten Pflege und Durchforstung appellierte es an die Waldbauern, schon jetzt Mischbaumarten, wie Tannen oder Buchen, unter dem Altholzschirm aus Kiefern und Fichten anzubauen. Gerade der Fichte werde es im Bereich der WBV zunehmend schlechter gehen.

Bildtext:

2021 hatte Klaus Wunderlich aus Gothendorf bei Bad Berneck den Bayerischen Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung erhalten. Weil er sich seit langem auch als Vorstandsmitglied bei der WBV Bayreuth engagiert, wurde er hier noch einmal gesondert ausgezeichnet. Im Bild von links: Vorsitzender Hans Schirmer, Amtschef Georg Dumpert, Klaus Wunderlich und Geschäftsführer Gerhard Potzel.

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14.06.2022

Hohe Kosten belasten Bauern / Steigende Milchpreise kommen bei den Landwirten nicht an - Langfristige Perspektiven gefordert

Kulmbach. Lange galt der Milchpreis als eine Art Sorgenkind, jetzt auf einmal ist er im Höhenflug, die Bauern sind aber trotzdem in Bedrängnis. Wie kann das sein.

Grund für die steigenden Milchpreise ist, dass das Angebot an Rohmilch und Milchprodukten weltweit als sehr knapp gilt. Bundesweit sind die Erzeugerpreise im Mai teilweise auf über 50 Cent je Kilogramm gestiegen. Noch vor kurzem schien dies unvorstellbar. Die Landwirte müssten eigentlich froh darüber sein. Doch plötzlich werden auch die Kosten für die Erzeugung in bislang unvorstellbare Höhen getrieben. Dazu kommt, dass sämtliche Preise für Lebensmittel aber auch alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs stark ansteigen. Die Nachfrage geht damit zurück, denn der Verbraucher dreht jeden Euro zweimal um.

„Die Unkosten laufen uns davon“, sagt Wilfried Löwinger, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Egal ob Energie, Futter oder Dünger, alle Preise gingen derzeit durch die Decke. Früher wäre ein Milchpreis von an die 50 Cent pro Kilogramm Milch super gewesen, doch heute kämen die Bauern nicht mehr damit aus. Scharfe Kritik über Löwinger am Lebensmitteleinzelhandel. Hier werde suggeriert, dass die Rohstoffkosten höher seien. Doch in Wirklichkeit klaffe die Schere zwischen Rohstoffkosten und Verkaufspreis immer weiter auseinander.

Einen Mangel gibt es für den Kreisobmann nicht. Die hohen Preise seien lediglich mit Spekulationen zu begründen. „Da machen sich einige die Taschen voll“, so Löwinger. Völlig unbegreiflich ist es für ihn, dass das Kartellamt nicht eingreift. Es müsste dazu beitragen eine Balance, zwischen Angebot und Nachfrage zu schaffen. Besonders extrem spürten diese Auswüchse die Biobauern, indem konventionell erzeugte Milchpreis beinahe den gleichen Preis habe, wie biologisch erzeugte Milch. Gleichwohl seien die Kosten bei der biologisch erzeugten Milch noch höher, so dass dem Biobauern am Ende noch weniger bleibt.

Die derzeitige Situation zeige leider auch: Wenn das Geld knapp wird, spart der Verbraucher zuerst bei Lebensmitteln. Bei der derzeitigen Situation habe er zwar Verständnis, dass viele Menschen auf den Cent rechnen müssten und es viele Familien hart trifft. Auf der anderen Seite seien Nahrungsmittel doch für jeden Menschen wichtiger als alles andere. Daran zu sparen sei sicher der falsche Weg.

Auch Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes für die Landkreis Bayreuth, Kulmbach und Kronach bestätigt, dass den Milchbauern die Kosten davon laufen, ganz egal ob Sie konventionell oder biologisch wirtschaften. Bei Betriebsmittelen wie Diesel, Dünger, Strom, Milchleistungsfutter, Ersatzteile, Reinigungsmittel, und vielem mehr hätten sich die Preise teilweise verdreifacht, wenn man überhaupt etwas bekommt.

Die Nachfrage nach Milchprodukten auf der ganzen Welt ist nach den Worten Köppels sehr hoch und die Produktion der Milch ist rückläufig. Die zurückliegenden Jahre mit Milchkrisen und ständig steigende Auflagen hätten bei den Milcherzeugern Spuren hinterlassen. Viele Betriebe hätten die Milchviehhaltung aufgegeben, neue Ställe würden nicht gebaut. Köppel: „Das ist der Trend und dieser wird sich auch nicht aufhalten lassen, wenn nicht endlich Signale aus der Politik und dem Handel kommen, die den Erzeugern eine langfristige Perspektive geben.“

Das sei aber nicht nur bei der Milcherzeugung ein Problem, sondern ebenfalls bei den Schweinehaltern und weiteren Teilbereichen der Landwirtschaft. „Wenn sich nicht bald was tut ist der Zug angefahren und die Lebensmittel kommen aus dem Ausland“, so der Geschäftsführer.

Was den sinkenden Preisunterschied zwischen konventioneller Milch zu Bio-Milch angeht merkte Köppel, dass die Verbraucher anfangen zu sparen und deshalb immer weniger zu teurer Bio- oder Markenprodukten greifen, dadurch gehe die Nachfrage nach diesen Produkten zurück. Es würden günstigere Milchprodukte gekauft und hier würden dann auch Nachfrage und Preis steigen.

Für Thomas Erlmann ist das Problem relativ einfach zu beschreiben. Kernproblem der gestiegenen Verbraucherpreise sieht er darin, dass die Lebensmittel in den zurückliegenden 30 Jahren viel zu billig verramscht worden seien. Erlmann bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb am Ortsrand von Waldau mit 175 Hektar Fläche. Im Stall stehen rund 150 Kühe plus weiblicher und männlicher Nachzucht.

Im zurückliegenden Jahr sei der Preis für Diesel um 70 Prozent gestiegen, Futtermittel kosteten im Schnitt das Doppelte und Mineraldünger das Drei- bis Vierfache. Dazu kämen noch die Preissteigerungen für Strom, Tierarzt, Ersatzteile, Maschinen, Baustoffe und so weiter. Für Thomas Erlmann steh deshalb fest: „Da ist die Steigerung beim Milchpreis um 30 Prozent einfach zu wenig.“

Hermann Grampp aus Melkendort ist der gleichen Meinung. Er bewirtschaftet mit seiner Familie rund 200 Hektar Fläche und hat ebenfalls rund 150 Kühe in seinem Stall. Allerdings wirtschaftet Grampp seit 2017 nach den Richtlinie des Bioland-Anbauverbandes. Er macht eine einfache Rechnung auf. Einer Erhöhung beim Milchpreis um zehn Prozent steht eine Verteuerung der Produkte in den Läden um 30 Prozent (Käse) bis 50 Prozent (Butter) gegenüber. Auf der Kostenseite müsse er eine Preissteigerung um 35 bis 50 Prozent etwa bei Futtermitteln hinnehmen.

Biobauern seien derzeit noch schlimmer betroffen, als konventionelle Erzeuger, denn sie hätten nicht die Preissteigerungen, die der konventionelle Markt hergibt, müssten aber trotzdem die höheren Kosten tragen. Völlig unverständlich ist es für Grampp, wenn die immense Verteuerung beispielsweise bei hochwertigem Eiweißfutter mit dem Krieg in der Ukraine begründet wird. „Jeder stopft sich irgendwie die Taschen voll“, so lautet sein Verdacht.

Info:

Der Preis, den eine Molkerei dem Bauern auszahlt, ist der Milchpreis. Er wird in Cent je Kilogramm berechnet. Der Umrechnungsfaktor von Liter zu Kilogramm beträgt 1,03. Ein Liter Milch entspricht somit 1,03 Kilogramm. Wie viel Geld ein Landwirt für seine Milch bekommt, hängt von der gelieferten Rohmilchmenge, vom Fett- und Eiweißgehalt der Rohmilch und von Qualitätsmerkmalen wie der Keimzahl, der Zellzahl und den enthaltenden Hemmstoffen der Rohmilch ab. Der Grundpreis der Milch bezieht sich in der Regel auf einen Fettgehalt von 4,0 Prozent und einen Eiweißgehalt von 3,4 Prozent.

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12.06.2022

Publikumsmagnet Landwirtschaft / Maschinenring feierte 60. Geburtstag

Kulmbach. Er ist ein Dienstleister für die Landwirtschaft, aber in zunehmenden Maß auch für Firmen und Privatleute: der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach. Vor rund 60 Jahren wurde er gegründet und hat seitdem eine stetige Aufwärtsentwicklung genommen. Ihr breites Portfolio stellte die bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung am Sonntag in Neufang auf dem Gelände zwischen dem Reitstall von Ralf Michel und dem Kulmbacher Flugplatz bei einem „Tag der Landwirtschaft“ vor. Viele hundert Besucher nutzten während des Nachmittags die Möglichkeit, Technik zu bestaunen und sich über landwirtschaftliche Zusammenhänge zu informieren.

Dazu gab es eine große Maschinenausstellung zwischen Reitstall und Flugplatz. Mit der Schau sollte die Leistungsfähigkeit des Ringes eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden. Die Maschinen standen freilich nicht nur so da, sondern konnten im Einsatz bestaunt werden. An den praktischen Vorführungen hatten sich viele Aktive und einige Firmen beteiligt, die eng mit dem Maschinenring zusammenarbeiten. Sie stellten ihre hohe Einsatzbereitschaft und ihr enorme Know-how vor.

„Vom Baumkletterer über Kehrmaschinen und Klauenpflegestand bis zum Sägespalter haben wir auf einem Rundweg unser gesamtes Programm zusammengestellt“, sagte Geschäftsführer Dupke. Auch die Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den Garaus zu machen, gehören zur umfangreichen Angebotspalette des Maschinenrings. Dazu gab es mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes für Landwirtschaft und des Bauernverbandes. Landwirte aus der Region, wie Daniel Kaßel mit seinem Eierheisla oder Ben Berthold aus Eggenreuth mit dem Kulmbacher Weideschwein, stellten einen kleinen Bauernmarkt zusammen.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring hat mittlerweile 850 Mitglieder, sein Angebot reicht von der klassischen Maschinenvermittlung und Betriebshilfe bis hin zur Erschließung neuer Einkommensquellen für die Landwirte. Abgewickelt werden sie über die gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und Fränkische Schweiz. Historisch reicht die Geschichte des Maschinenrings bis Anfang der 1960er Jahre zurück. Damals gab es drei Maschinenringe auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach. Mit dem Zusammenschluss der drei Ringe war der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach entstanden.

Bilder: Mit einer großen Maschinenausstellung feierte der Maschinenring Kulmbach in Neufang auf dem Gelände zwischen Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz seinen 60. Geburtstag.

 

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12.06.2022

Betriebshilfe, Beratung und Baumfällungen / Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach konnte sich im Corona-Jahr 2021 gut behaupten

Neufang. Ursprünglich ging es lediglich um die Vermittlung von Maschinen. Mittlerweile bieten die Maschinen- und Betriebshilfsringe ein weitverzweigtes Netz an Dienstleistungen an. Bestes Beispiel dafür ist der Maschinenring Kulmbach. Die bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung konnte im zurückliegenden Jahr trotz Corona ihren Verrechnungswert, also den Wert, der auf Basis der Kosten für die Leistungen aller Bereiche angesetzt wird, von 3,7 auf gut vier Millionen Euro steigern.

„Unser Ziel ist es, die Betriebe im Landkreis Kulmbach auch zukünftig zu organisieren und sicherzustellen“, sagte der Vorsitzende Andreas Textores bei der Jahresversammlung in der Reithalle von Ralf Michel in Neufang. Immer mehr in den Focus gerate dabei auch die Absicht, kommunale und private Aufträge zu organisieren und abzuwickeln. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach hat aktuell 650 Mitglieder, zwei weniger als im Jahr zuvor.

Bei der sozialen Betriebshilfe, also immer dann, wenn zum Beispiel ein Betriebseiter erkrankt, einen Unfall hat, wegen einer Operation außer Gefecht ist oder zur Kur muss, stieg die Zahl der geleisteten Stunden nach den Zahlen von Geschäftsführer Horst Dupke von 17145 in 2020 auf 22500 im Jahr 2021 an. Der Maschinen- und Betriebshilfsring verstehe sich dabei als der Ansprechpartner, der sämtliche Formalitäten erledigt und die Verhandlungen mit dem Sozialversicherungsträger führt. Kaum noch Nachfrage gebe es im Kulmbacher Land nach wirtschaftlicher Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. „Die wirtschaftliche Betriebshilfe ist komplett auf dem absteigenden Ast, wir haben auch kaum noch Helfer“, so Dupke.

Zweiter wesentlicher Aufgabenbereich ist die Vermittlung von Maschinen. Hier schlugen im Wesentlichen die Futter- und Strohernte, das weite Feld der Landschaftspflege, die Körnerernte und –aufbereitung sowie der Verleih von Schleppern zu Buche. Darüber hinaus sieht sich der Maschinenring als verlässlicher Partner, wenn es um die Mehrfachanträge, um Gasölanträge oder um Düngedokumentationen geht.

Seit 2021 ist es im Kulmbacher Land möglich, den Maiszünsler biologisch mit Schlupfwespen zu bekämpfen, die per Drohne ausgebracht werden. Auch dieses Angebot des Maschinenrings habe sich mittlerweile bewährt. Nicht zuletzt ist der Maschinenring auch Träger der dezentralen Grüngutkompostierung im Landkreis. Hier seien im zurückliegenden Jahr 51613 Kubikmeter Grüngut angeliefert worden.

Viel getan hatte sich im zurückliegenden Jahr bei der Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH, in der die Ringe Kulmbach, Bayreuth und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten ausgelagert haben. Hier reicht das breite Portfolio von der Düngeberatung über die biologische Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie, die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners bis zu Klauenpflege. Für Firmen und Privatleute dürfte dabei das Angebot von Problembaumfällungen, Winterdienst oder Arbeiten rund um Haus und Garten interessant sein.

Drei Betriebshelfer wurden diesmal für ihren Einsatz ausgezeichnet: Thomas Kraß, Manfred Schuster und Horst Hempfling. Jeder von ihnen hatte im zurückliegenden Jahr mehr als 1000 Stunden Betriebshife geleistet.

Bild: Geschäftsführer Horst Dupke (links) und Vorsitzender Andreas Textores zeichneten Thomas Kraß, Manfred Schuster und Horst Hempfling als die Betriebshelfer mit den meisten Stunden aus.

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07.06.2022

Kleiner Ring, große Schlagkraft / Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel: Vorstand bleibt unverändert – Mitgliedsbeiträge verdoppelt

Höchstädt. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel ist mit seinen gut 600 Mitgliedern einer der kleineren Ringe in Bayern. „Doch wir sind nicht weniger schlagfertig als die großen Ringe“, sagte der Vorsitzende Martin Goldschald bei der Jahresversammlung in Höchstädt. Die Schlagkraft der bäuerlichen Selbsthilfeeinrichtung machte er unter anderem auch daran fest, dass nahezu alle landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis auch Mitglied des Maschinenrings sind.

Wichtigster Aufgabenbereich des Rings ist die Betriebshilfe. 15530 Stunden wurden nach den Zahlen von Geschäftsführer Andreas Hager im zurückliegenden Jahr geleistet, Corona-bedingt sind das rund 1500 weniger als noch im Jahr zuvor. Die Stunden teilen sich auf in knapp zwei Dritteln sozialen Einsätzen, also bei Krankheit, Unfällen, Reha-Maßnahmen, Operationen oder gar einem Todesfall, und gut einem Drittel wirtschaftlicher Betriebshilfe, also zur Abdeckung von Arbeitsspitzen. Der Maschinenring sei ständig auf der Suche nach neuen Betriebshelfern, sagte der Geschäftsführer. „Meldet euch bei uns, wir haben immer Arbeit“, so Hager.

Zweites wichtiges Standbein des Rings sind der Verleih und die Vermittlung von Maschinen. Hier hätten besonders die Bereiche Schlepper und Transporte, Pflanzenschutz und Körnermais das Geschäft beherrscht. Fasst man die Betriebshilfe, die Maschinenvermittlung und die Landschaftspflege, die der Ring zusammen mit dem Landratsamt und dem Naturpark Fichtelgebirge durchführt, zusammen, kommt man auf einem Verrechnungswert von knapp 3,2 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeute dies eine rund zehnprozentige Steigerung.

Neu ist die Auflösung der Maschinenrings Hochfranken GmbH, in der die beiden Ringe Münchberg und Wunsiedel bis Ende 2021 ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt hatten. Der Wunsiedler Ring führt die gewerbliche Tochter unter dem gleichen Namen weiter, genauso wie der MR Münchberg ein eigenes Tochterunternehmen gegründet hat. „Wir wollen aber auch weiterhin gut zusammen arbeiten“, sagte Geschäftsführer Reinhard Rasp.

Ohne Diskussion und auch ohne Gegenstimme stimmten die Mitglieder einer Erhöhung der Beiträge zu. So werden ab dem kommenden Jahr 50 statt bisher 25 Euro pro Mitglied fällig. Unberührt bleibt der Hektarbeitrag von einem Euro. „Uns bleibt leider nichts anderes übrig“, sagte Vorsitzender Martin Goldschald und verwies auf die geradezu explodierenden Kosten und die immense Erweiterung der Angebote.

In dieser Zeit müsste auch dem Letzten klar sein, wie wichtig die heimische Landwirtschaft für eine zuverlässige Nahrungsmittelversorgung ist, sagte der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Martin Schöffel. Landrat Peter Berek bescheinigte dem Maschinenring einen unersetzlichen Dienst für die Landwirtschaft im Landkreis. Auch für die Gemeinde sei der Maschinenring mittlerweile zu einem wichtigen, starken und zuverlässigen Partner geworden, so der Höchstädter Bürgermeister Gerald Bauer.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurden Martin Goldschald aus Erkersreuth als erster und Michael Groschwitz aus Vordorf als zweiter Vorsitzender in ihren Ämtern bestätigt. Im erweiterten Vorstand gab es ebenfalls keine Veränderungen. Er setzt sich aus den folgenden Mitgliedern zusammen: Markus Bauer (Sichersreuth), Frank Deistler (Hohenbuch), Klaus Gläßel (Grafenreuth), Christian Hendel (Thiersheim), Udo Legath (Schacht), Fabian Medick (Kothigenbibersbach), Anja Raithel (Bödlas), Thomas Schlegel (Wustung) und Reinhard Schlötzer (Raumetengrün).

Foto: Die drei Betriebshelfer mit den meisten Stunden wurden von den Verantwortlichen des MR Wunsiedel ausgezeichnet (von links): Hans Tröger, Geschäftsführer Andreas Hager, Toni Pößl, MR-Organisator Matthias Benker, Sandra Dörnhöfer, 2. Vorsitzender Michael Groschwitz und Vorstand Martin Goldschald.

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03.06.2022

Achtung, Respekt und Wertschätzung für Betriebshelfer / Maschinenring Fränkische Schweiz: Erfolgsbilanz trotz Corona

Aufseß/Windischgaillenreuth. Steigende Zahlen in nahezu allen Bereichen kann der Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz für sich verbuchen. Bei der Jahreshauptversammlung bezifferte Geschäftsführer Manuel Appel den Verrechnungswert für das zurückliegende Jahr auf 3,1 Millionen Euro und damit auf über 100000 Euro mehr als noch 2020. Beim Verrechnungswert handelt es sich um den Wert, der auf der Basis der Kosten für die Leistungen aller Bereiche angesetzt wird.

Während die Zahl bei der Betriebshilfe minimal zurückgegangen war, können die Verantwortlichen für das Kerngeschäft der Maschinenvermittlung nahezu überall steigende Zahlen vermelden. Der Rückgang bei der Betriebshilfe liegt allerdings daran, dass hauptberufliche Kräfte mittlerweile über die Träger, also hauptsächlich über den Evangelischen Dorfhelferinnen und Betriebshelferdienst, abgerechnet werden. Lediglich nebenberufliche Kräfte rechnet der MR Fränkische Schweiz selbst ab. Trotzdem wurden immer noch 7713 Stunden soziale und 4934 Stunden wirtschaftliche Betriebshilfe geleistet. Während wirtschaftliche Betriebshilfe zur Abdeckung von Arbeitsspitzen angefordert werden kann, springt die soziale Betriebshilfe bei Krankheits- oder Notfällen auf landwirtschaftlichen Betrieben ein.

Diese Arbeit könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte der Vorsitzende Bernhard Hack aus Weilersbach. „Die Tätigkeit der Betriebshelfer ist gerade in dieser Zeit nicht einfach“, so Hack. Die Helfer würden meistens mit Not, Krankheit oder Tod konfrontiert und müssten sich von jetzt auf gleich immer wieder auf eine neue Situation einstellen. Das sei absolut bewundernswert und deshalb sollte ihnen auch mit Achtung, Respekt und Wertschätzung begegnet werden. Für den MR Fränkische Schweiz sind vier Kräfte hauptamtlich, zwei weitere selbstständig und 20 nebenberuflich tätig.

Bei der Maschinenvermittlung machte der Bereich Futterbau und Strohernte mit rund 1,2 Millionen Euro den weitaus größten Teil aus. Das sei immerhin eine Steigerung um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sagte Manuel Appel. Die Arbeit mit Schleppern und der Transport, sowie die Körnerernte waren ebenfalls ertragsmäßig ganz oben angesiedelt.

Zu den weiteren Aufgaben des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört die Übernahme der Geschäftsführung für die Biomasseheizwerke Hollfeld und Gößweinstein, für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH. Gewerbliche Aktivitäten hat der Ring zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth und Kulmbach in der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH gebündelt. Dazu gehört beispielsweise die Klauenpflege, die Maiszünslerbekämpfung oder die Unkrautbekämpfung mit Heißwasserthermie.

Der MR Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis Forchheim. Der Ring hat 763 Mitglieder, 19 weniger als im Jahr zuvor.

In ihren Grußworten würdigte der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif und der Forchheimer Dekan Enno Weidt die Arbeit des Maschinenrings. „Ein Volk kann nur dann zufrieden leben, wenn es sich auch selbst versorgen kann“, sagte Greif. Was heute als Share Economy angepriesen wird, also die gegenseitige Unterstützung, sei bei den Maschinenringen schon lange Realität, so Wiedemann und Dekan Weidt erinnerte daran, dass Landwirtschaft und Kirche traditionell vielfältige Verbindungen haben.

Bilder:
1. Vorsitzender Bernhard Hack.
2. Geschäftsführer Manuel Appel.

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02.06.2022

Am 12. Juni: Tag der Landwirtschaft zwischen Reitstall und Flugplatz / Maschinen- und Betriebshilfering Kulmbach feiert 60. Geburtstag

Kulmbach. Drei Maschinenringe gab es Anfang der 1960er Jahre auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Kulmbach. Alle drei wurden damals noch von der Sparkasse, beziehungsweise den Raiffeisenbanken getragen. Mit dem Zusammenschluss der drei Ringe genau vor 60 Jahren war der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach entstanden. Den Geburtstag feiern die Verantwortlichen um Vorsitzenden Andreas Textores und Geschäftsführer Horst Dupke mit einem großangelegten Tag der Landwirtschaft am Sonntag, 12. Juni von 13 bis 17 Uhr auf dem Gelände zwischen dem Reitstall Michel und dem Kulmbacher Flugplatz.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring ist als Dienstleister für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum nicht mehr aus Kulmbach wegzudenken. Der Ring hat mittlerweile 850 Mitglieder, sein Angebot reicht von der klassischen Maschinenvermittlung und Betriebshilfe bis hin zur Erschließung neuer Einkommensquellen für die Landwirte. Abgewickelt werden sie über die gewerbliche Tochtergesellschaft MR Oberfranken Mitte zusammen mit den Nachbarringen Bayreuth/Pegnitz und Fränkische Schweiz. Die breite Palette an Dienstleistungen im ländlichen Raum umfasst das Schneeräumen genauso wie die Sportplatzpflege.

Im Mittelpunkt des Tages der Landwirtschaft steht eine große Maschinenausstellung mit der die Leistungsfähigkeit der Selbsthilfeeinrichtung unter Beweis gestellt werden soll. „Vom Baumkletterer über Kehrmaschinen und Klauenpflegestand bis zum Sägespalter werden wir auf einem Rundweg unser gesamtes Programm vorstellen“, sagt Geschäftsführer Dupke. Auch die Heißwasserthermie zur Unkrautbekämpfung sowie Möglichkeiten, dem Eichenprozessionsspinner den Garaus zu machen, gehören zum umfangreichen Portfolio des Maschinenrings. „Wir wollen zeigen, dass wir auch für Privatgärten der richtige Ansprechpartner sind“, so Dupke.

Dazu gibt es mehrere Informationsstände unter anderem des Amtes für Landwirtschaft, des Bauernverbandes und der Waldbesitzervereinigung Kulmbach-Stadtsteinach. Landwirte aus der Region stellen einen kleinen Bauernmarkt zusammen, Ralf Michel vom Reitstall bietet zusammenmit den Bäuerinnen Kaffee und Kuchen, Bratwürste und Getränke an. Für Kinder wird eigens eine Hüpfburg aufgebaut, Hauptpreis einer Verlosung wird ein Rundflug über Kulmbach sein.

Der Tag der Landwirtschaft auf dem Gelände des Reitstalles Michel in Neufang, direkt neben dem Kulmbacher Flugplatz findet am 12. Juni von 13 bis 17 Uhr statt. Am Abend ab 20 Uhr steht für alle Mitglieder die Jahreshauptversammlung am gleichen Ort in der Reithalle auf dem Programm. Für alle Gewerbekunden und sonstige Interessenten gibt es dann am Montag, 13. Juni ab 9 Uhr einen Gewerbetag, bei dem der Maschinenring Oberfranken-Mitte seine umfangreichen Leistungen vorstellen wird. Bei schlechtem Wetter werden weite Teile des Programms in der Reithalle von Ralf Michel stattfinden.

Bild: Mit einer großen Maschinenausstellung feiert der Maschinenring Kulmbach am 12. Juni seinen 60. Geburtstag.

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01.06.2022

Rekordzahlen trotz Corona / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz übertrifft beim Verrechnungswert erstmals die Acht-Millionen-Euro-Grenze – Betriebshelfer dringend gesucht

Bayreuth/Pegnitz. Die Corona-Krise ist am Maschinen- und Betriebshilfering Bayreuth-Pegnitz nicht spurlos vorübergegangen. „Die Pandemie war eine große Herausforderung, vor allem für unsere Betriebshelfer“, sagte der Vorsitzende Reinhard Sendelbeck bei der ersten Jahreshauptversammlung seit drei Jahren. Gerade die Helfer hätten alles möglich gemacht, um den Betrieb auf den Höfen aufrechtzuerhalten. Trotzdem konnten sich die Zahlen in den vergangenen Jahren sehen lassen. Beim Verrechnungswert wurde sogar erstmals die Acht-Millionen-Grenze deutlich überschritten.

Nach den Worten von Geschäftsführer Johannes Scherm wurden 2021 über 21700 Stunden soziale Betriebshilfe geleistet, fast 1600 mehr als 2020. Soziale Betriebshilfe heißt, dass ein Helfer einspringt, wenn es auf einem Hof zu krankheitsbedingten Ausfällen kommt. Dazu sind für den Maschinenring Bayreuth-Pegnitz über 40 haupt- und nebenberufliche Kräfte tätig. Viel zu wenig, wie Scherm feststellte. „Wir suchen dringend neue Leute.“ Der Geschäftsführer sprach von einer idealen Möglichkeit, Geld dazu zu verdienen. Als Stundenvergütung werden aktuell stattliche 20,35 Euro ausbezahlt.

Zweites wichtiges Standbein der Maschinenringe ist die Vermietung von Maschinen und schlagkräftiger Technik. Dazu hält der MR Bayreuth-Pegnitz unter anderem Schlepper, Pflüge, eine neue Kurzscheibenegge und einen Grubber vor. Die insgesamt drei Schlepper seien mit fast 2000 Stunden, die beiden Pflüge mit fast 1000 Stunden ausgelastet gewesen. 90 Mitglieder hätten den Maschinenpark bei rund 200 Einsätzen genutzt. Als Leistungsträger beim Verrechnungswert bezeichnete Scherm den Futterbau, die Körnerernte und die organische Düngung.

„Das alles sind Zahlen, die sich absolut sehen lassen können“, sagte der Geschäftsführer. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft sei an diesen Zahlen nicht ablesbar. Auch die Zahl der Mitglieder ist mit 1287 (drei weniger als 2020) nahezu gleich geblieben.

Als „Anwalt der Bauern“ für den gesamten Landkreis bezeichnete der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist, den Maschinenring. Schöffel nannte es schlimm genug, dass es erst Corona und den Krieg gebraucht hat, um festzustellen, wie leistungsfähig die heimische Landwirtschaft ist. „Ob Tank, Teller oder Trog, die Bauern können alles“, sagte der Politiker. Einer großen Mehrheit der Bevölkerung sei nun wieder bewusst geworden, dass die Landwirte die Ernährung sichern und den ländlichen Raum gestalten, so Landrat Florian Wiedemann.

Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde der Vorsitzende Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld ohne Gegenstimme in seinem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt. Die beiden neuen Stellvertreter sind Martin Freiberger aus Aichig und Michael Seitz aus Nemschenreuth. Sie lösen den bisherigen zweiten Vorsitzenden Matthias Roder aus Würnsreuth ab, der nicht mehr zur Wahl angetreten war. Aufgrund der deutlich gestiegenen Aufgaben des Maschinenrings hatte die Versammlung vorher einer Satzungsänderung zugestimmt, nach der es künftig immer zwei statt bisher einen Stellvertreter geben soll.

Neu gewählt wurden auch die Mitglieder des zehnköpfigen Vorstandsteams: Andreas Weidinger (Weidensees), Daniel Lodes (Hohenmirsberg), Stephan Knopf (Unterölschnitz), Frank Lothes (Schnabelwaid), Jörg Etterer (Kirchenlaibach), Mario Ströbel (Döberschütz), Helmut Hacker (Seulbitz), Helmut Schlegel (Höflas-Gefrees), Johannes Parchent (Hardt) und Martin Hofmann (Mistelbach). Aus dem Vorstand ausgeschieden sind Reinhard Preißinger (Einziegenhof), Armin Parchent (Hardt) und Harald Baumann (Guttenthau).

Bild: Die Spitze des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz mit den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern und den neuen Stellvertretern (von links): Michael Seitz, Harald Baumann, Reinhard Preissinger, Reinhard  Sendelbeck, Johannes Scherm, Matthias Roder, Armin Parchent und Martin Freiberger.

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30.05.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (25):

Nachhaltig und regional: Damwild aus dem Kulmbacher Land / Die Familie Wachter betreibt das Lehenthaler Wildgehege

Lehenthal. Das Damwild in Lehenthal ist schon eine kleine Attraktion. Immer wieder kommen junge Familien mit kleinen Kindern, um die Tiere zu beobachten, und auch, um sie zu füttern. „Wir haben da nichts dagegen. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir mit dem Gehege und unseren Tieren auch anderen eine Freude bereiten können.“, sagen Vater Erwin und Sohn Marcel Wachter. Erwin (63) ist der Betreiber des Geheges und Inhaber der 130 Tiere starken Herde. Marcel kümmert sich zusammen mit Bruder Alexander und Schwester Julia um die Tiere und um deren Vermarktung.

In Lehenthal ist das Elternhaus und auch der elterliche Hof von Erwin. Sein inzwischen verstorbener Bruder Herbert war es auch, der 1979 den Grundstein für die Damwildherde legte und die ersten Pflöcke für das Gehege einschlug. Dort wo früher ein Kartoffelacker war, hielten an Ostern 1980 die ersten sieben Tiere Einzug. Eigentlich wollte er einen neuen Rinderstall bauen, doch dann ist er beim Damwild gelandet“, erinnert sich Erwin. Aus einem ersten, zwei Hektar großen Gatter wurden mittlerweile zehn Hektar. Dazu kommen drum herum Flächen von über 20 Hektar, auf denen das Futter, Grünland und Getreide, wächst und gedeiht. „Wir erzeugen fast alles selbst“, sagt Marcel, und der Vorrat reicht für ein ganzes Jahr, was sich besonders in Trockenjahren bezahlt macht.

Auch wenn die Damwildhaltung im Nebenerwerb erfolgt, ist sie doch mehr als ein bloßes Hobby. Die Vermarktung erfolgt zum einen von lebenden Tieren vorwiegend für Zuchtzwecke nach Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen bis Brandenburg. Zum anderen schlachtet und zerlegt Erwin im eigenen EU-zertifizierten Schlachthaus mit Kühlraum in Lehenthal das Fleisch und verkauft es - überwiegend als Direktvermarkter. Mit dem Steakhouse „Müllers-KU“, dem ehemaligen kleinen Rathaus, wird saisonal aber auch die Gastronomie beliefert. Perspektivisch soll das Fleisch zudem über das lokale Erzeugerforum „Marktschwärmer“ in der Mönchshof erhältlich sein.

Ganz so einfach ist das aber auch alles nicht. Vater und Sohn verweisen auf eine eigene Fanganlage, Sachkundeprüfungen, Narkotisierungserlaubnisse, auch den notwendigen Jagdschein haben beide. Der Sohn, der in Stuttgart bei einem großen Konzern im Hauptberuf tätig ist, hat dort an der Abendschule auch die staatlich anerkannte Ausbildung zum Landwirt gemacht.

Höchst professionell wird auch für das Spezialitätenfleisch aus dem Kulmbacher Land geworben. Ob Instagram, Facebook oder Google, überall ist das Lehenthaler Damwild zu finden. Auf der Straße nach Gemlenz gibt es eine große Infotafel, auf der die Geschichte der Ranch mit ihren Facetten ansprechend zusammengefasst wurde.

„Wir wollen den Leuten nichts vormachen“, sagt Marcel Wachter. „Hier findet Natur statt.“ Dazu gehören Revierkämpfe genauso wie die Tatsache, dass das Wild bei Wind und Wetter, bei Regen und Schnee im Freien ist. Und natürlich werden die Tiere auch geschossen. „Das gehört halt auch dazu“, sagt Marcel. Für die Tiere bedeute das aber auch einen absolut stressfreien Tod, zum anderen stehe der Gedanke der Nachhaltigkeit im Vordergrund. Transportwege gibt es praktisch nicht.

Trotzdem müssen entweder Vater oder eines der Kinder jeden Tag mindestens einmal nach dem Rechten sehen. Immer wieder kommt es vor, dass sich beispielsweise ein Jungtier im Zaun verfängt. Auch Ausbrüche gab es schon. „Ich bin täglich ein bis zwei Stunden oben“, sagte Erwin, der mit seiner Familie in Unterdornlach zu Hause ist.

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23.05.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (24):

Landwirtschaft am Rande der Stadt / Kerstin und Hermann Grampp bewirtschaften in Melkendorf einen Milchviehbetrieb

Auch wenn die Arbeitsbelastung enorm ist und von den derzeitigen Preissteigerungen beim Bauern kaum etwas ankommt: „Landwirtschaft, das ist für mich Beruf und Hobby in einem“, sagt Hermann Grampp (54). Er ist überzeugt davon, dass es weiter geht, dass Landwirtschaft Zukunft hat, auch wenn es das Umfeld einem nicht gerade leicht macht.

Mit seiner Nähe zum Stadtrand von Kulmbach, wenige Meter von der Melkendorfer Umgehung entfernt, hat der Hof der Familie Grampp schon eine ganz besondere Lage. Das war nicht immer so. 2007 vom Vater übernommen und im Jahr drauf von der Ortsmitte ausgesiedelt, gab es hier vielfältige Möglichkeiten der Expansion. War die alte Hofstelle, in der noch immer das Jungvieh sein Zuhause hat, gerade mal knapp 0,7 Hektar groß, hat die jetzige Hofstelle eine Fläche von stattlichen 2,7 Hektar.

Rund 200 Hektar bewirtschaftet die Familie, 70 Hektar Grünland, 130 Hektar Ackerland, auf dem Kleegras, Getreide, Mais und künftig auch Soja angebaut werden. Alles zum Eigenbedarf, denn die rund 150 Kühe in dem modernen offenen Laufstall brauchen schließlich genug zu Fressen. Nachdem das automatische Melksystem gut ausgelastet war, wurde später ein zweiter Melkroboter angeschafft. Seit 2017 wird der Betrieb nach den Bioland-Kriterien bewirtschaftet. Die Milch geht an die Milchwerke Oberfranken-West in Meeder bei Coburg.

Zwei Hilfskräfte sind zweitweise auf dem Hof tätig, doch im Wesentlichen erledigt die Familie alles selbst. Da sind die Eltern von Hermann Grampp, die noch auf der alten Hofstelle im Ort wohnen und dort das Jungvieh versorgen. Der Sohn und die große Tochter haben  außerlandwirtschaftliche Berufe gefunden. „Wenn man sie braucht, sind sie aber immer zur Stelle““, sagt Hermann Grampp. Die jüngste Tochter Larissa legt heuer ihr Abitur ab .

Ein ganz besonderes Steckenpferd hat Ehefrau Kerstin. Sie engagiert sich seit rund 20 Jahren für das Projekt „Landfrauen machen Schule“. Dabei geht es darum, hauptsächlich Erst- bis Viertklässlern Landwirtschaft zu vermitteln. Kerstin Grampp ist Ernährungsfachfrau und Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft. „Die Schüler sollen Landwirtschaft sehen, riechen, schmecken und fühlen, kurz mit allen Sinnen erfahren.“ Schließlich sei der Bezug zur Landwirtschaft über weite Strecken völlig abgerissen, in vielen Köpfen existiere ein völlig falsches Bild. „Wir sind weder Zoo noch Museum“, sagt Kerstin Grampp. Die jungen Leute sollen wieder erfahren, wo die Grundnahrungsmittel herkommen und was daraus entsteht.

Trotz der großen Arbeitsbelastung bleibt auch für Hermann Grampp noch Zeit fürs Ehrenamt. Er ist Ortsobmann des Bauernverbandes und gehört auch der BBV-Kreisvorstandschaft an. Er ist außerdem Jagdvorstand und Kassier bei der örtlichen Feuerwehr.

Bild: Hermann Grampp glaubt fest an die Zukunft die Landwirtschaft.

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20.05.2022

Frischer Wind in der Steuerberatung / Kanzleiverbund Kulmbach der BBJ-Unternehmensgruppe unter neuer Leitung – Mandanten aus der Landwirtschaft im Focus

Himmelkron / Kulmbach. Jörg Deuerling, Martin Dietel und Michael Schuberth stehen künftig an der Spitze des Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel ab, der über zehn Jahre hinweg die Kanzlei erfolgreich zu einem fränkisch-sächsischen Verbund weiterentwickelt hatte. Dazu gehören die Kanzleien in Kulmbach, Scheßlitz, Plauen, Hof und Bayreuth mit zusammen rund 120 Mitarbeitern. Der Stabwechsel an der Spitze wurde jetzt bei einer Festveranstaltung in Himmelkron vollzogen.

Jörg Deuerling, Martin Dietel und Michael Schuberth kennen die Unternehmensgruppe bereits von der Pike auf. Martin Dietel und Michael Schuberth sind bereits seit ihrer Ausbildung zum Fachagrarwirt Rechnungswesen beim LBD (Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst) in Kulmbach. Jörg Deuerling fand seinen Einstieg, nach seinem Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Steuern, bei der BERATA Kulmbach. Somit stehen dem Kanzleiverbund zwei Experten in der Landwirtschaft und mit Jörg Deuerling ein Profi im Gewerbe zur Verfügung.

Die BBJ-Unternehmensgruppe blickt auf eine lange Historie zurück. Bereits 1968 wurde der Buchführungsdienst der Bayerischen Jungbauernschaft gegründet, um Landwirte bei der anstehenden Buchführungspflicht zu unterstützen. Aus dem Verein entstanden schnell mehrere Unternehmen: die LBD Landwirtschaftlicher Buchführungsdienst GmbH, die BERATA-GmbH Steuerberatungsgesellschaft und die rwb Revisions- und Wirtschaftsberatungs-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Mittlerweile ist aus dem Verein eine große Unternehmensgruppe geworden, die an 43 Standorten insgesamt rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei bündelt die BBJ die Kompetenzen rund um Finanzen, Steuern und Betriebsentwicklung in Bayern, Sachsen, Thüringen und Brandenburg. „Unser Buchführungsdienst hilft dabei Landwirten bei der Einhaltung ihrer steuerlichen Pflichten“, sagte Geschäftsführer Gunter Nüssel. Die BERATA widmet sich verschiedensten Gewerben und freien Berufen. Außerdem unterstützt sie auch Privatpersonen bei allen Anliegen rund um die Steuererklärung. „Wir haben auch bei Fragen zu Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung sowie -bewertung mit den Fachleuten der rwb die richtigen Ansprechpartner für unsere Mandanten“, so Nüssel.

„Vertrauensvoll legen unsere Mandanten seit Jahrzehnten ihre sensiblen Daten in unsere Hände“, sagte Nüssel. „Stets entwickeln wir neue Lösungen, um die tägliche Arbeit zu vereinfachen und die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Wir nehmen unsere Kunden auf Ihrem Weg in die Digitalisierung und in die Zukunft an die Hand.“ Die rund 120 Mitarbeiter würden die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Mandanten oft aus ihrem eigenen Umfeld kennen, denn viele von ihnen stammen selbst aus der Landwirtschaft oder sind privat eng mit ihr verbunden.

Diese Herkunft spiegelt sich auch im Tätigkeitsfeld des Kanzleiverbundes wider. Der Fokus liege klar auf der Betreuung von Mandanten aus dem landwirtschaftlichen Bereich sowie deren gewerblichen Nebenbetrieben. Die Mitarbeiter helfen den Betrieben bei wirtschaftlichen Fragen und unterstützen bei den strategischen Planungen, wenn es zum Beispiel um Betriebsübergaben oder Verpachtungen geht. Dafür sind Außendienstler in großen Teilen Oberfrankens sowie dem Südwesten von Sachsen und teilweise auch im Südosten von Thüringen unterwegs.

Bild: Martin Dietel, Jörg Deuerling (von links) und Michael Schuberth (rechts) stehen künftig an der Spitze des Kulmbacher Kanzleiverbundes der BBJ Unternehmensgruppe. Sie lösen damit Günter Engel (2. von rechts) ab, der über zehn Jahre hinweg die Kanzlei geleitet hatte.

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19.05.2022

Landfrauen suchen Dialog mit der Gesellschaft / Keine Veränderungen an der Spitze: Angelika Seyferth als Kreisbäuerin wiedergewählt

Bayreuth. Die bisherige Kreisbäuerin ist auch die neue: Angelika Seyferth (64) aus Mistelgau ist bei den turnusmäßigen Verbandswahlen der Landfrauengruppe im Bauernverband einstimmig für die kommenden fünf Jahre in ihrem Amt bestätigt worden. Keine Veränderungen gab es auch im Amt ihrer Stellvertreterin. Doris Schmidt (54) aus Plech wurde ebenso wie schon zuvor Angelika Seyferth mit 35 von 35 möglichen Stimmen gewählt.

Eine Verjüngung gab es dagegen bei den fünf Beirätinnen. Sie bilden zusammen mit Kreisbäuerin und deren Stellvertreterin die engere Vorstandschaft der Landfrauen im Landkreis Bayreuth. Mit Johanna Hohlweg aus Bad Berneck (23) und Monika Daubinger (39) aus Höfen wurden zwei Landfrauen jeweils mit großer Mehrheit neu in den Beirat gewählt. In diesem Amt bestätigt wurden Petra Lodes (54) aus Leups, Martina Heintke (39) aus Gebhardshof und Gerlinde Ströbel (43) aus Troschenreuth. Nicht mehr Mitglied des Vorstandes sind Elfriede Adelhardt aus Pottenstein und Hedwig Loos aus Kornbach.

Die alte und neue BBV-Kreisbäuerin Angelika Seyfert sprach von fünf lehrreichen Jahren, die hinter ihr liegen. Die vielen Aufgabenbereiche, die trotz Corona angepackt worden seien, hätten stets Spaß gemacht und seien für alle Beteiligten wertvoll gewesen. Angelika Seyferth ist seit 25 Jahren als Ortsbäuerin aktiv, gehört seit 15 Jahren der Kreisvorstandschaft an und ist seit fünf Jahren Kreisbäuerin. Den Milchviehbetrieb mit Ackerbau, den sie mit ihrem Mann führte, hat sie bereits an die nächste Generation übergeben.

Die Landfrauen seien das zuverlässige Spracherohr der Landwirtschaft, sagte BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Er drückte seine Hoffnung aus, dass vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise wieder ein wenig mehr Vernunft in die Diskussion um die Landwirtschaft komme. „Unsere Botschaft lautet: bei uns ist die Ernährung sicher“, so Wilhelm Böhmer. Beim Getreide liege der Selbstversorgungsgrad bei 100 Prozent, bei Kartoffeln sogar bei 150 Prozent. Was allerdings geradezu explodiert sei, sind die Preise für Düngemittel und Rohstoffe.

Prominenter Gast bei der Wahlversammlung in der Tierzuchtklause war die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller. Sie zitierte aus der jüngsten Bäuerinnenstudie, dass die größte Sorge ihrer Berufskolleginnen eine unzuverlässige Agrarpolitik sei. Hier gelte es sich auch weiterhin einzusetzen und für den Berufsstand am Ball zu bleiben. „Wir werden auch weiterhin den Dialog mit der Gesellschaft suchen“, sagte Anneliese Göller. Projekte und Aktionen wie „Landfrauen machen Schule“ oder der Kindertag auf den Bauernhöfen sollten deshalb unbedingt fortgesetzt werden.

Bild:
1. Die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) ist in ihrem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt worden. Prominenteste Gratulantin war die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller.
2. Die neue Vorstandschaft der Landfrauengruppe im BBV (von links): BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Johanna Hohlweg, Doris Schmidt, Gerlinde Ströbel, Monika Daubinger, Petra Lodes, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Martina Heintke und Landesbäuerin Anneliese Göller.

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16.05.2022

Schweinemarkt vor gewaltigem Umbruch: Klasse statt Masse / Insektenfleisch und „Clean Meat“ statt Spanferkel und Schweinesteak – Fachgespräch mit Metzger und Produzenten

Zettlitz. Die Schweinehaltung wird sich in den kommenden Jahren extrem verändern. Davon geht Rüdiger Strobel von der gleichnamigen Landmetzgerei im Selbitzer Ortsteil Dörnthal aus. „Die Entwicklung wird weg von der Masse und dafür hin zur Klasse gehen“, sagt Strobel, der vor Jahren mit seinen Strohschweinen bekannt wurde.

Bei einem Meinungsaustausch mit dem Kulmbacher BBV-Kreisobmann und Ferkelerzeuger Wilfried Löwinger auf dem Betrieb von Udo Köhler, ebenfalls Ferkelerzeuger, in Zettlitz bei Gefrees sagt Strohschweinmetzger Strobel voraus, dass der typische Kunde der Zukunft nur noch ein- bis zweimal pro Woche Fleisch genießen wird, dafür aber dann ein Top-Produkt für sich in Anspruch nehmen möchte.

Den breiten Markt werden Billigimporte von Tieren abdecken, die nicht mehr aus Deutschland stammen. Auch Insektenfleisch oder sogenanntes „Clean Meat“, also künstlich erzeugtes Fleisch aus dem Labor, wären denkbar. Mit Blick auf die zurückliegenden Jahre sei der Fleischkonsum ohnehin schon deutlich zurückgegangen. Denkbar sei auch, dass im Vergleich zum jetzigen Stand in zehn bis 15 Jahren nur noch halb so viele Schweine aus Deutschland kommen.

Dem pflichtet der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger bei. So seien bei der letzten Herbstzählung zehn Prozent der Tiere und eineinhalb Prozent der Halter weniger gezählt worden, als noch vor Jahresfrist. „Früher war es stets anders herum“, so Löwinger. „Viele Betriebe hören derzeit auf, das zeigt, wir gehen einem echten Strukturwandel entgegen.“

Als Gründe für die Fleischmisere nennt er unter anderem den zurückgegangenen Fleischverbrauch aufgrund von gestiegenem Gesundheitsbewusstsein und einer wachsenden Zahl von Vegetariern und Veganern. Allerdings ist Löwinger fest überzeugt davon, dass allen Ideologien zum Trotz auch in Zukunft hierzulande Fleischverzehr stattfinden wird. 

Viel wichtiger als die Einteilung in Haltungsstufen, wie sie der Lebensmitteleinzelhandel derzeit vornimmt, erachtet Löwinger eine Herkunftskennzeichnung. Haltungsstufen seien austauschbar, das Fleisch könne dann zu günstigeren Preisen auch direkt aus dem Ausland importiert werden. Fleisch aus Deutschland und besonders aus Bayern werde dagegen verstärkt nachgefragt, doch daran hätten die großen Discounter kein Interesse.

Die Landmetzgerei Strobel gibt es bereits seit 40 Jahren. Seit 21 Jahren steht Rüdiger Strobel an der Spitze. Er stellte 2015 auf Strohschweine um und wurde dafür zunächst lange belächelt. Heute gibt ihm der Erfolg Recht. Bis zu 30 Tiere werden pro Woche geschlachtet. Die Tiere kommen von aktuell zehn Bauern aus den Landkreisen Bayreuth, Hof und Wunsiedel. Strobel ist außerdem in der Interessensgemeinschaft Bayerisches Strohschwein aktiv, ein Zusammenschluss, der sich um Kontakte zu Großabnehmern und Produzenten kümmert.

Bild: Der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger, Strohschweinmetzer Rüdiger Strobel mit Emmi Köhler auf der Schulter und Ferkelerzeuger Udo Köhler (von links) trafen sich zum Fachgespräch über die Zukunft der Schweinehaltung in Zettlitz.

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16.05.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (23):

Klasse statt Masse / Familie Berthold vermarktet Kulmbacher Weideschweine über Ihren Hofladen in Kulmbach und online in ganz Deutschland

Eggenreuth. Regional, transparent und fair: das sind die drei wichtigsten Kriterien für das Kulmbacher Weideschwein. Was mit einer Zuchtsau vor mittlerweile über acht Jahren begann, hat sich mittlerweile schon fast zum Selbstläufer entwickelt. 200 Schweine umfasst die Herde oberhalb der kleinen Ortschaft Eggenreuth. Die außerordentliche Qualität des Fleisches hat sich mittlerweile herumgesprochen, so dass Kunden aus ganz Deutschland Steaks, Schäufele, Würste, Koteletts und vieles mehr über das Internet bestellen. „Kein Wunder, Schweinehaltung in dieser Form ist nicht wirklich verbreitet“, sagt Ben Berthold.

Der 35-jährige stammt aus dem nahen Mainleus, hat in den Niederlanden Physiotherapie studiert und ist noch heute als Yoga-Lehrer tätig. Seine Frau Johanna lernte er in Finnland kennen. Zusammen entschloss sich das Paar, wieder in die Heimat von Ben zurückzukehren. Zunächst pachteten beide den Dörnhof unterhalb von Eggenreuth, 2016 kauften sie dann das zuletzt leer stehende landwirtschaftliche Anwesen in Eggenreuth, um sich hier den Traum von der Direktvermarktung alter Schweinerassen zu erfüllen.

Die Rassen tragen Namen wie Mangalica Wollschweine, Bunte Bentheimer, Deutsches Sattelschwein Iberico oder Duroc. Allen gemeinsam ist, dass sie als besonders widerstandsfähig und robust gelten. Anders wäre es auch nicht möglich, die Tiere ganzjährig im Freien auf der Weide zu halten. Schutz vor Wind und Wetter finden sie in Hütten mit reichlich Stroh. „Wir wollen gutes Fleisch aus anständiger Haltung produzieren“, sagt Ben Berthold.

Auf einem Teil der rund 15 Hektar Fläche tummelt sich die Herde. Für den Nachwuchs sorgen zwei Eber und zehn Zuchtsauen. Angebaut werden vor allem Klee, aber auch verschiedene Getreidesorten, Leguminosen, Wicken oder Sonnenblumen. Bei den benötigten zwei Kilo Futter pro Tag und Tier müssen die Bertholds freilich zukaufen, in der Regel Weizen, Gerste und Erbsen von Bauern aus der Nachbarschaft. Da sich die Tiere ständig bewegen, brauchen sie auch deutlich mehr Energie, als in herkömmlichen Haltungsformen.

Einmal im Monat werden drei bis vier Tiere im nahen Kulmbach geschlachtet. Sie sind dann circa 14 Monate alt und bringen rund 120 Kilogramm auf die Waage. Das Zerlegen, die Verarbeitung und die Verpackung erfolgt fachgerecht durch einen Metzger auf dem Hof in Eggenreuth. Auf der Website der Kulmbacher Weideschweine kann sich jeder sein individuelles Fleischpaket zusammenzustellen. Großer Verkauf und Abholung der vorbestellten Waren ist immer am ersten Samstag im Monat. Tags darauf gibt es dann allmonatlich eine Art „Tag der offenen Tür“, an dem Ben Berthold allen Interessierten die Schweinehaltung und alles, was dazugehört erklärt. „Das ist aus der Not heraus entstanden, denn irgendwann wollten immer mehr Menschen wissen, was wir da so machen“, erinnert sich Ben Berthold.

„Unser Ziel ist Klasse, nicht Masse“, sagt er. Eine Aufstockung der Herde schließt er deshalb auch aus. „Mehr produzieren, das können andere besser“, so Berthold. Dafür sei halt auch nicht immer alles verfügbar. Das wissen die vielen Stammkunden. Sie wissen aber auch die hohe Qualität zu schätzen und sind dafür bereit, einen Preis zu zahlen, der naturgemäß weit über dem des Discounters liegt.

Zweites Standbein ist das Leasen eines kompletten Schweines. Der Kunde sucht sich bei dieser Form der Lohnmast ein acht Wochen altes Ferkel aus, das in Eggenreuth im Familienverband aufwächst. Für Futter und Pflege sind monatlich 85 Euro fällig. Der Kunde selbst bestimmt dann, wann das Schwein geschlachtet wird und wie die Verarbeitung erfolgt.

Bilder:
1.
 Ein ganz besonderes Geschmackserlebnis versprechen Johanna und Ben Berthold mit ihren Spezialitäten vom Kulmbacher Weideschwein.
2.
 Die Weideschweine von Eggenreuth leben das ganze Jahr über im Freien und sind ständig in Bewegung.

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15.05.2022

Krieg und Corona rücken Landwirtschaft in die Mitte / Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause: Kulmbacher Bäuerinnen trafen sich erstmals wieder zum Landfrauentag

Stadtsteinach. Einen „Blick durchs Schlüsselloch in Richtung Zukunft der Landwirtschaft“ haben alle Redner beim Kulmbacher Landfrauentag am Sonntagnachmittag in Stadtsteinach gewagt. Kreisbäuerin Beate Opel und der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bedauerten dabei, dass die Landwirte längst nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft stehen, sondern an den Rand gedrängt wurden. „Früher war die Landwirtschaft etwas Besonderes, heute kritisiert man nur noch an uns herum“, sagte Beate Opel. Martin Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist, sah aber auch eine Trendumkehr in vielen Bereichen. Die Corona-Krise als auch der Krieg in der Ukraine hätten gezeigt, wie wichtig eine zuverlässige Versorgung mit gesunder Ernährung im eigenen Land ist. „Es muss jetzt jedem bewusst werden, dass wir eine leistungsfähige Landwirtschaft brauchen“, so Schöffel.

Die Menschen im Landkreis Kulmbach wüssten, was sie an ihren Bauern haben, sagte der Abgeordnete. Mit ihrem Einsatz, ihr hohes Wissen und ihre engagierte Tätigkeit seien die Bauern sehr wohl etwas Besonderes und gehörten auch in die Mitte der Gesellschaft. Schöffel zählte mehrere sogenannte Megatrends auf, die alle mit dem bäuerlichen Berufsstand in Verbindung stehen. Der Trend zu einem gesunden Leben etwa, der ohne Bauern nicht zu verwirklichen sei. Nicht umsonst seien überall neue Hofläden oder andere Vermarktungsformen entstanden.

Viele Megatrends hätten sich aber auch längst umgekehrt. Etwa der Trend zur Urbanisierung. Ein Blick auf die zurückliegenden beiden Jahre zeigt, dass wieder mehr Menschen aus Großstädten und Ballungsräumen weggezogen als zugezogen seien. „Das Leben auf dem Land wird durchaus wieder als wertvoll angesehen. Gleiches treffe auf den Trend zur Globalisierung zu. So habe der Verbraucher erkennen müssen, dass insbesondere Nahrungsmittel aus dem Ausland eben nicht unbegrenzt verfügbar seien. „Es muss jedem bewusst werden, dass wir unseren hohen Selbstversorgungsgrad nicht leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen.“

Kreisbäuerin Beate Opel bedauerte, dass viele Grundkenntnisse bei jungen Leuten einfach nicht mehr vorhanden seien. Dies treffe ganz besonders auf Kenntnisse im Zusammenhang mit der Ernährung zu. Da seien die Bäuerinnen gefragt, etwa mit dem Projekt „Landfrauen machen Schule“, mit dem Schülerinnen und Schülern wieder Grundkenntnisse im Umgang mit Lebensmitteln und bei der Nahrungszubereitung nahe gebracht werden sollen. „Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit sind durch den Krieg und durch Corona wieder in den Focus gerückt“, so Beate Opel.

Der ländliche Raum biete viele Vorteile, die gelte es nach außen verstärkt darzustellen, dann werde auch die Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Gesellschaft wieder mehr erkannt, sagte Landrat Klaus Peter Söllner. Stadtsteinachs Bürgermeister Roland Wolfrum, freute sich, dass sich die Kulmbacher Landfrauen nach mittlerweile zwei Jahren endlich wieder in der Steinachtalhalle treffen können. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, freute er sich schon auf die nächsten Begegnungen.

Zum Landfrauentag gehört natürlich immer ein Rahmenprogramm. Statt eines Chores sangen diesmal der Bariton Steffen Schmidt begleitet von Ludger Ahrens am E-Piano italienische Lieder, Andrea Greim und Ines Schramm führten einen Sketch auf und das Modegeschäft PriVera Trend & Style aus Kulmbach zeigte eine Modenschau.

Bild: Kreisbäuerin Beate Opel (links) und Stellvertreterin Silvia Schramm bedankten sich beim Referenten, dem Landtagsabgeordneten Martin Schöffel mit einem Präsent für die Übernahme des Referates beim Landfrauentag in Stadtsteinach.

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13.05.2022

Waldbesitzer planen Neubau / Borkenkäfer sorgte für Rekorde - WBV will von Treppendorf nach Hollfeld umziehen

Hollfeld. Die Waldbesitzervereinigung Hollfeld wird in den kommenden Jahren eine neue Geschäftsstelle errichten. Der Bau soll in Holzbauweise entstehen und eine Nutzfläche von 250 bis 280 Quadratmetern haben. Standort wird die Stadt Hollfeld sein, auf ein konkretes Grundstück hat man sich allerdings noch nicht festgelegt. Die WBV erstreckt sich über drei Landkreise: Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.

Der Grundstückserwerb soll allerdings der nächste Schritt sein, nachdem die Mitgliederversammlung mit 77 zu 13 Stimmen ihre Zustimmung gegeben hat. Die Kosten sollen weitgehend aus Eigenmitteln bestritten werden. Nachdem es weder ein Grundstück, noch konkrete Planungen gibt, steht die Investitionssumme noch nicht fest. Genauso wenig wie der Zeitplan. „Wir würden gerne baldmöglichst starten“, sagte der wiedergewählte Vorsitzende Christian Dormann. Aufgrund der derzeitigen Situation in der Baubranche könnten allerdings keine verbindlichen Aussagen getroffen werden. „Einen Baubeginn wird es nur geben, wenn die Konditionen annehmbar sind“.

Der Neubau ist notwendig, nachdem die bisherige, angemietete Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten platzt. „Wir stoßen an unsere Grenzen, nachdem die Aufgaben immer mehr werden“, so der Vorsitzende. Deshalb möchte man auch gleich groß genug bauen. „Wir werden keinen Palast hinstellen“, versprach Dormann. „Aber wer weiß, was in den nächsten Jahren noch alles auf uns zukommt“.

Dabei seien bereits die zurückliegenden Jahre überaus fordernd gewesen. „Der Käfer fliegt und fliegt und bohrt auch fleißig.“ Dormann appellierte deshalb an alle Waldbesitzer, Käferholz schnellstmöglich zu entfernen und für Waldhygiene zu sorgen. „Andernfalls wird uns die nächste Käferwelle komplett überrollen.“

Nach den Worten von Stefanie Blumers hat die WBV aktuell 1674 Mitglieder, 20 mehr als vor zwei Jahren. Zusammen bewirtschaften sie eine Waldfläche von knapp 13000 Hektar. Auch Blumers warnte vor dem Borkenkäfer: „Wenn man ihn nicht frühzeitig erwischt, breitet er sich ungehindert aus“, sagte sie. Ab Mitte Juli des zurückliegenden Jahres sei es soweit gewesen. Im Sommer seien teilweise bis zu sieben Harvester im Vereinsgebiet im Einsatz gewesen, um das Schadholz aus dem Wald zu bringen. „Da kamen alle an ihre Grenzen“, sogar Aushilfskräfte habe man einsetzen müssen. Habe die vermarktete Holzmenge 2020 noch bei insgesamt knapp 29000 Festmeter gelegen, seien es 2021 fast 82000 Festmeter, zum weitaus größten Teil Fichten, gewesen. Damit sei der Rekord von 2007 geknackt worden.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde Christian Dormann aus Sachsendorf ohne Gegenstimme in seinem Amt bestätigt. Auch der zweite Vorsitzende Matthias Weigand wurde mit 67 von 84 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Für das Amt des dritten Vorsitzenden war mit Harald Gardill ein Gegenkandidat zum bisherigen Amtsinhaber Benjamin Täuber angetreten. Völlig überraschend konnte Gardill, bisher Maschinenwart der WBV aus Drosendorf, die Wahl mit 37 Stimmen für sich entscheiden. Auf Täuber, den bisherigen dritten Vorsitzenden aus Berndorf bei Thurnau, waren nur 23 Stimmen entfallen. Rechnungsführerin bleibt Carola Betz, neuer Schriftführer ist Frank Drentwett aus Bayreuth. Er löst den langjährigen Schriftführer Helmut Stenglein ab, der sein Amt aus Altersgründen zur Verfügung gestellt hatte.

Bild: Helmut Stenglein wurde vom Vorstandsmitglied Carola Betz und vom Vorsitzenden Christian Dormann (von links) mit einem Präsent aus den Reihen des Vorstandes verabschiedet.

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11.05.2022

Keine Importe aus der Ukraine: Rapsmarkt komplett leergefegt / Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken: Anbaufläche und Vermarktung konnten deutlich zulegen

Bamberg. Die leuchtend gelben Rapsfelder sind derzeit kaum zu übersehen. Das hat seinen Grund: Von einem signifikanten Anstieg der Vermarktungsmenge konnten Vorstand und Geschäftsführung der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken berichten. „Wir sind wieder jemand im Bereich der Rapsvermarktung“, sagte Vorsitzender Klaus Siegelin aus Küps bei der Jahresversammlung in Bamberg.

Insgesamt wird die vermarktete Menge aus Oberfranken mit rund 45000 Tonnen angegeben. Nicht alles läuft dabei über die Erzeugergemeinschaft, deren Aufgabe vor allem in der Vermittlung liegt. „Uns geht es darum, den Landwirten zu helfen, den besten Preis zu erzielen“, sagte Geschäftsführer Thorsten Gunselmann vom Bauernverband in Oberfranken. Raps liefert im Wesentlichen Öl, aus dem Schrot wird ein hochwertiges Eiweißfutter gewonnen, außerdem wird Rapshonig immer mehr nachgefragt.

Sorgen bereitet den Verantwortlichen allerding das Kriegsgeschehen in der Ukraine. Die europäische Produktion (zuletzt 17,4 Millionen Tonnen pro Jahr), deckt den europäischen Bedarf (22,8 Millionen Tonnen) nicht ab. Über fünf Millionen Tonnen Raps müssen importiert werden. Dabei kam bislang am meisten Raps aus der Ukraine, gefolgt von Australien und Kanada. „Der Rapsmarkt ist momentan total leer gefegt“, sagte Geschäftsführer Gunselmann. Seinen Worten zufolge reichen die weltweiten Rapsreserven gerade einmal 20 Tage, so wenig wie selten zuvor.

Auf etwa fünf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Oberfranken wächst der Raps. Das sind zusammen rund 14000 Hektar, womit wieder das Niveau von 2014 erreicht worden sei. Zwischenzeitlich war die Anbaufläche im Regierungsbezirk sogar auf unter 10000 Hektar gerutscht. Gesunken war allerdings auch im zurückliegenden Jahr die Zahl der Mitglieder in der Erzeugergemeinschaft. Der aktuelle Stand von 561 Mitgliedern bedeutet 33 weniger als noch vor Jahresfrist, was ausnahmslos dem Strukturwandel geschuldet ist.

Europaweit ist das größte Anbauland in Europa nach wie vor Frankreich. Deutschland liegt mit mehr als einer Million Hektar Raps immerhin wieder auf Platz zwei, nachdem die Anbaufläche 2019 und 2020 aufgrund der miserablen Marktsituation nach unten gegangen war. Auch beim Klimawandel kann Raps durchaus punkten. Wir sind ein Teil der Lösung“, sagte Vorsitzender Siegelin. Rapsanbau sei ganz klar als Beitrag zum Klimaschutz anerkannt.

Die Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken fand diesmal in den Räumen der BayWa am Hafen in Bamberg statt. 56000 Quadratmeter hat der Konzern dort gepachtet. In Bamberg erfasst die BayWa nach den Worten von Regionalagrarleiter Alexander Weiß aus Münchberg rund 65000 Tonnen Getreide pro Jahr, 80 Prozent davon gehen per Schiff an die Weltmärkte.

Laut Günter Schuster, dem Geschäftsführer der Sparten Agrar und Technik in Franken kommen 60 Prozent des Konzernumsatzes nach wie vor aus dem Agrarbereich. In Franken beschäftigt die BayWa an 72 Standorten, davon 35 zur Getreideerfassung, rund 1100 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei rund 500 Millionen Euro

Bilder:
1. Die leuchtend geleben Rapsfelder, wie hier in der Nähe von Thurnau sind derzeit kaum zu übersehen.
2. Alexander Weiß, der Regionalleiter der Sparte Agrar, erläuterte den Mitgliedern der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken die Abläufe von der Anlieferung bis zur Verladung am BayWa-Standort Bamberg.

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09.05.2021

Landwirtschaft hat Zukunft (22):

Pensionspferdehaltung: Wichtiger, aber oft vernachlässigter Wirtschaftszweig / Ralf Michel bewirtschaftet in Neufang einen Reitstall mit 60 Pferden

Neufang. „Man muss die Arbeit gerne machen“, sagt Ralf Michel aus Neufang. Der 52-Jährige ist Pferdewirt mit Meisterprüfung und Chef auf seinem Reitstall in Neufang nahe des Kulmbacher Flugplatzes. Zur Arbeit gehört zum Beispiel auch das Aufstehen, jeden Morgen und Viertel nach fünf. 60 Pferde, sechs eigene und 54 Pensionspferde wollen schließlich versorgt werden. Doch das ist noch lange nicht alles, was auf dem schmucken Reitstall oberhalb von Kulmbach so anfällt.

Seit weit über 30 Jahren werden auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Pferde gehalten. Ralf Michel ist hier aufgewachsen. Vater Fritz, der mit seinen 78 Jahren noch immer tatkräftig mit anpackt, und die mittlerweile verstorbene Mutter Margitta haben den Betrieb zuletzt im Nebenerwerb geführt. 1998 übernahm Ralf den Betrieb. Die Milchviehhaltung und auch die Schweine hatte man zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben.

Ralf lernte nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung den Beruf des Pferdewirts, im renommierten Staatsgut Schwaiganger, einem Bildungszentrum für Pferdehaltung am Fuß der Alpen nahe Garmisch-Partenkirchen. „Im Hinterkopf hatte ich es wohl schon, den Betrieb hier in Neufang irgendwann zu übernehmen“, sagt er. Bevor es soweit war, absolvierte er aber noch eine Art Praxisjahr auf einem Pferdebetrieb im fernen Schottland.

Zunächst arbeitete er noch als Betriebshelfer für den Maschinenring, ehe sich Ralf daran machte, den elterlichen Betrieb auszubauen. Und so entstanden nach und nach eine Reithalle, 20 mal 40 Meter groß, eine Longierhalle, 15 mal 15 Meter, und ein großer Reitplatz, 22 mal 50 Meter. Das alles sind Dimensionen, mit denen man professionell arbeiten kann, zumal er schon zuvor auch noch den aufgelassenen Laufstall des Nachbarn pachtete und dort Pferdeboxen einrichtete.

60 Tiere sind also mittlerweile zu versorgen, Kaltblüter, Haflinger sind darunter, relativ viele Westernpferde, insbesondere Quarter Horses und natürlich die Standardrasse Bayerisches Warmblut. Zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt er, darunter eine gelernte Pferdewirtin, und der Vater mischt auch noch kräftig mit. Von den sechs eigenen Pferden sind zwei Zuchtstuten, der Nachwuchs wird ausgebildet und dann nach vier bis fünf Jahren verkauft.

„Die Pensionspferdehaltung ist durchaus ein wichtiger Wirtschaftszweig“, sagt Ralf Michel und zählt die vielen Reitställe auf, die es im Kulmbacher Land gibt. Eigentümer der Pferde sind dabei nicht, wie man sich das klischeehaft vorstellt die „Superreichen“, sondern ein ganz normaler Querschnitt der Bevölkerung. „Für viele ist das Pferd eben ein Hobby“, so Michel. Kein Sportgerät, wie vielleicht mancher denken könnte. Jeder zweite Pferdebesitzer kommt täglich, alle anderen mindestens jeden zweiten Tag.

Weil Pferde jede Menge Heu benötigen, bewirtschaftet Ralf Michel 60 Hektar Grünland, teilweise gehört es ihm, teilweise hat er es dazu gepachtet. Beim Mähen und Pressen kommen auch Kräfte des Maschinenrings zum Einsatz, um die Arbeitsspitzen abzudecken. Hafer muss er komplett zukaufen, denn Ackerland bewirtschaftet er nicht. In schlechten Jahren reichen selbst die beiden Schnitte der 60 Hektar nicht aus, so dass er auch das Heu teuer einkaufen muss.

Natürlich gibt es auch Probleme. Zum Beispiel zahlt die Berufsgenossenschaft etwa bei Unfall oder Krankheit keinen Betriebshelfer mehr. Begründung, Pensionspferde sind ja nicht im Eigentum des Reitstallinhabers. Ralf Michel kann das nicht verstehen und würde sich eine Gleichbehandlung mit „normalen“ landwirtschaftlichen Betrieben wünschen. Kaum ein Problem war dagegen die Corona-Pandemie. Man habe sich halt an die üblichen Hygiene-Regelungen gehalten, was auf dem weitläufigen Gelände und der großen Halle gar nicht so schwer gefallen sei.

Bild: Pferdewirtschaftsmeister Ralf Michel ist Eigentümer und Leiter des Reitstalles in Neufang oberhalb von Kulmbach

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02.05.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (21):

Mehr Respekt für die Bauern / Leidenschaftlicher Landwirt: Norbert Erhardt bewirtschaftet in Motschenbach einen Milchviehbetrieb mit 130 Kühen

Motschenbach. „Trotzdem gibt es nichts schöneres, als Landwirtschaft“. Norbert Erhardt aus Motschenbach geht mit der Politik und vor allem mit dem Lebensmitteleinzelhandel hart ins Gericht, wenn es um die Bauern geht. Doch etwas anderes zu machen, das wäre für ihn niemals in Frage gekommen. Er blickt trotz alles „Baustellen“ zuversichtlich in die Zukunft.

1993 hatte er den Hof mitten in Motschenbach, einem Gemeindeteil von Mainleus, von seinem inzwischen verstorbenen Vater Hans übernommen. Zuvor hatte er nach seiner Landwirtschaftslehre gleich anschließend die Meisterprüfung absolviert. 1988 war das, mit 22 Jahren. Damals hatte der Betrieb 20 Kühe, heute sind es 130. Damals bewirtschaftete die Familie 16 Hektar, heute 150.

Klar, dass dies mitten in der Ortschaft, direkt neben der katholischen Pfarrkirche St. Maternus nicht mehr möglich war, und so siedelte der Betrieb an den Ortsrand aus. Zug um Zug wurde dort gebaut. „Im Schnitt haben wir alle fünf Jahre erweitert“, erinnert sich der heute 57-Jährige. Größter Brocken war der geräumige Laufstall, der 2005 fertig gestellt werden konnte.

Auf den 160 Hektar Fläche, alle im Gemeindegebiet von Mainleus, von denen 60 Eigenland sind, baut Norbert Erhardt Weizen, Wintergerste, Mais, Raps und Luzerne an. Das meiste davon zum Eigenbedarf, also als Futter für die Milchkühe, Weizen und Raps wird klassisch über den Landhandel vermarktet. Die Milch geht nach Coburg an die Milchwerke Oberfranken West und wird im Wesentlichen zu leckeren Käsespezialitäten verarbeitet.

Neben seiner Frau Margit helfen auch die Töchter Katrin, Annika und Laura tatkräftig mit. Während Margit hauptsächlich für das melken zuständig ist, übernimmt Katrin die Büroarbeiten. Und dann gibt es mit Lars Pühlhorn aus Zaubach noch einen Mitarbeiter, der erst im zurückliegenden Sommer seine Lehre abgeschlossen hatte. Auch das ein Zeichen, dass Norbert Erhardt an die Zukunft glaubt: während der zurückliegenden Jahre habe er regelmäßig junge Leute ausgebildet, was längst nicht mehr selbstverständlich ist.

Schon 2018 und 2019 seien für ihn und viele Berufskollegen extrem harte Jahre gewesen. Aufgrund der damaligen Trockenheit habe er Futter in großen Mengen zukaufen müssen. Aktuell explodieren die Preise nicht nur für Energie, sondern auch für Düngemittel. „Effektiv arbeiten mussten wir schon immer, wo sollen wir noch sparen“, sagt Norbert Erhardt. Ganz besonders im Focus seiner Kritik steht der Lebensmitteleinzelhandel: Daneben gehe es nur um Profit. Beim Bauern komme nichts an. „Es ist einfach respektlos gegen die Landwirtschaft, wie die ihr Geld eintreiben“, schimpft er. Die Bauern erzeugten super Nahrungsmittel zu günstigsten Preisen, der Verbraucher könne sich alles leisten und am Ende punkten Aldi, Lidl und Co mit simplen Werbegags. Norbert Erhardt geht sogar so weit zu behaupten, dass leere Regale gewollt sind, um die Preise nach oben treiben zu können. Und trotzdem: auf die Landwirtschaft lässt er nicht kommen.

„Wenn die Landwirtschaft ausstirbt, dass stirbt auch das Dorf aus“, ist sich Norbert Erhardt sicher. Der Mainleuser Gemeindeteil Motschenbach ist in dieser Hinsicht noch ganz gut aufgestellt. Zwei Milchviehbetriebe gibt es noch und zwei Ackerbaubetriebe, die im Nebenerwerb geführt werden. Freilich vor gerade mal 25 Jahren waren es noch neun Milchviehbetriebe.

Ganz so, als hätte er mit seinem Hof nicht schon genug zu tun, engagiert sich Norbert Erhardt seit 2012 ehrenamtlich für die CSU im Gemeinderat, ist seit über 25 Jahren Ortsobmann des Bauernverbandes, wirkt in der Kirchenverwaltung mit und geht auch gerne mal als Jäger auf die Pirsch. Zusammen mit seiner Frau lädt er auch immer wieder Schulklassen und Kindergärten auf den Hof ein, um jungen Leuten Landwirtschaft nahe zu bringen. „Die Öffentlichkeitarbeit hat bei uns schon immer einen hohen Stellenwert“, so der leidenschaftliche Landwirt.

Bilder:
1.
 Gute Tradition: viele Abzeichen des Milcherzeugerrings für herausragende Leistungen hat Norbert Erhardt an der Stalltüre angebracht.
2.
Landwirt Norbert Erhardt und Mitarbeiter Lars Pühlhorn im großzügigen Laufstall des Betriebes.
3.
 Leidenschaftlicher Landwirt: Für Norbert Erhardt aus Motschenbach ist sein Beruf eine echte Berufung.

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29.04.2022

„Waldumbau tut Not“ / WBV Bamberg vor herausfordernden forstlichen Zeiten

Scheßlitz. Die extremen Schadholzanfälle im Vereinsgebiet haben die Vermarktungszahlen der Waldbesitzervereinigung Bamberg gehörig durcheinander gewirbelt. Mit weit über 73000 Festmetern Holz habe die WBV 2021 fast die doppelte Menge von 2020 und beinahe die vierfache Menge eines „normalen“ Jahres vermarktet, sagte der neue Geschäftsführer Konstantin Meyer bei der Jahreshauptversammlung in Scheßlitz. Mit der Steigerung einhergegangen sei ein Anwachsen des Arbeitspensums weit über die Belastungsgrenze der mittlerweile sieben angestellten Mitarbeiter.

Oberfranken habe mit die höchsten Schadholzmengen in ganz Bayern gehabt, sagte Meyer. „Wir sind eigentlich mehr oder weniger dem Käfer hinterher gejagt.“ Konkret hätten die Zahlen, die von der WBV im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet wurden, 2021 bei 73377, 2020 bei 41747 und 2019 bei 33631 Festmetern Holz gelegen. Den weitaus größten Teil unter den Holzarten machten dabei naturgemäß die Fichten aus.

Die Jahreshauptversammlung in der Turnhalle des TSV Scheßlitz war die erste seit drei Jahren, die wieder in Präsenz stattgefunden hatte. Dementsprechend groß war der Bedarf, sich persönlich auszutauschen und aktuelle Probleme zu diskutieren. Vorsitzende Angelika Morgenroth schwor die Mitglieder vor dem Hintergrund des „European Green Deal“ auf eine „herausfordernde forstliche Zeitenwende“ ein. Ohne ein Gegensteuern würden die Waldbesitzer erschreckende Folgen für die Ressource Holz und den Waldumbau erleben. „Da sind die Politiker gefordert, um die geplanten ideologischen Auswirkungen abzuwenden“, sagte Morgenroth.

Doch auch vor Ort könne man von einer klimabedingten forstlichen Katastrophe sprechen. Nach den Zahlen der Vorsitzenden seien im Amtsbereich Bamberg in den zurückliegenden drei Jahren rund 1000 Hektar Wald verloren gegangen. Schuld daran sei die extreme Ausbreitung der Kalamitäten, schon im Jahr 2019 mit extremer Trockenheit und Wärme. „Viele Fichtenflächen sind in noch nie dagewesener Geschwindigkeit abgestorben“. Als Folge davon sei der Preis für Nadelhölzer bundesweit in Bodenlose gefallen. 

„Einen Wald zu besitzen ist kein reines Vergnügen mehr“, hatte bereits zuvor der stellvertretende Bereichsleiter Forsten Gregor Schießl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten festgestellt. Diskussionen fänden immer mehr unter einer „ideologischen Käseglocke“ statt, an deren Ende die Aussage steht: „Baum ab, nein danke“. Doch wer von den Kritikern kümmere sich wirklich um die Sorge und Nöte der Waldbesitzer? Dabei reiche schon der Borkenkäfer aus, um für Frustrationen zu sorgen. Schießl kam auf rund 200000 Kubikmeter reines Käferholz allein im Amtsbereich. „Waldumbau tut Not“ sagte der Forstamtsleiter. „Die Mischung macht´s, wer streut, rutscht nicht.“

Zur aktuellen Situation sagte Geschäftsführer Meyer, dass sich die Preise im ersten Quartal 2022 wieder auf höherem Niveau bewegten. Er rief die Waldbesitzer zu verstärkten Kontrollen der Fichtenbestände in den kommenden Wochen auf. Vor allem die zahlreichen Einzelwürfe vorgeschädigter Fichten nach den Stürmen im Februar machten verstärkten Buchdrucker- und Kupferstecherbefall wahrscheinlich.

Bild: „Arbeitspensum weit über die Belastungsgrenze“: Konstantin Meyer ist der neue Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Bamberg.

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25.04.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (20):

Krisen und Krieg: Wertschätzung für die Landwirtschaft ist wieder gewachsen / Familie Müller bewirtschaftet bei Himmelkron einen klassischen Milchviehbetrieb

Schwärzhof. Landwirtschaft, ganz normal: das ist es, was Wolfgang Müller und seine Familie in dem zu Himmelkron gehörenden Weiler Schwärzhof betreiben. Die Lage ist allerdings außergewöhnlich: von der unterhalb der Schiefen Ebene gelegenen Ortschaft hat man einen gigantischen Blick über den Talkessel auf Himmelkron. Fast könnte man meinen, in der Toskana gelandet zu sein. „Nur das Meer fehlt“, sagt Wolfgang Müller augenzwinkernd.

Im Grund ist es ein ganz normaler Milchviehbetrieb mit 85 Kühen plus Nachzucht. Vermarktet wird die Milch nicht, wie man meinen könnte an die Käserei Bayreuth, sondern an die Milchwerke Oberfranken West nach Coburg. Als Bayreuth 2010 seine Eigenständigkeit aufgab und Bayernland-Standort wurde, habe man sich Coburg angeschlossen, berichtet Wolfgang Müller. Dabei sei man auch geblieben: „Alles läuft gut, wir sind sehr zufrieden.“

2005 hatte Wolfgang Müller (47) den Betrieb vom Vater Hans übernommen, der trotz seiner mittlerweile 82 Jahre noch immer schwer aktiv ist und mithilft, wo er nur kann. Auf dem Hof ist die ganze Familie im Einsatz, vor allem der älteste Sohn Markus (24), aber wenn irgendwie zeitlich möglich auch die beiden anderen Söhne, von denen einer gerade seinen Lebensmitteltechniker macht und der jüngst noch zur Schule geht. „Alle helfen mit und alle können mit Maschinen umgehen“, so Wolfgang Müller. Ehefrau Kathrin ist sogar als Kreisbäuerin von Himmelkron aktiv. Lediglich zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, beim Dreschen und beim Mais häckseln, holt man sich einen Lohnunternehmer zur Hilfe.

2009 wurde der neue Laufstall als Außenklimastall mit Melkroboter errichtet. An Tierwohl mangelt es nicht, die Kühe haben jede Menge Licht und Luft. Insgesamt bewirtschaftet Wolfgang Müller 75 Hektar Land, rund 40 Hektar davon Grünland zum Eigenbedarf, also Futter für die Kühe. Auf den restlichen Flächen wird Silomais, Weizen und Gerste angebaut, vermarktet wird klassisch über den Landhandel. Sämtliche Flächen befinden sich in den Gemeindegebieten von Himmelkron und Trebgast. Bei den derzeitigen Energiepreisen sei es extrem wichtig, dass die Anfahrtswege nicht zu lang sind. Auch sollte man sich jeden einzelnen Bearbeitungsschritt genau überlegen.

Wolfgang Müller hatte nach einer ganz normalen Landwirtschaftslehre die damalige Technikerschule für Agrarwirtschaft in Bayreuth besucht und 1985 abgeschlossen. Sohn Markus absolvierte nach der Realschule ebenfalls eine Lehre und besuchte nach einem Praxisjahr die Technikerschule im mittelfränkischen Triesdorf. „Eine Superzeit“, schwärmt er. Er würde jederzeit wieder nach Triesdorf gehen und könne die Schule nur uneingeschränkt weiterempfehlen.

Ein wenig sieht Sohn Markus die Wertschätzung der Landwirtschaft wieder im Aufwind. Schuld daran seien die Krisen und der Krieg. Dadurch sei Nahrungsmittelsicherheit wieder ein Thema geworden. „Es hat doch lange keinen mehr interessiert, wo die Lebensmittel herkommen“, so Markus Müller. „Volle Regale waren Standard.“

Schwer aktiv sind Vater und Sohn auch in ihrer Freizeit. Seit 18 Jahren ist Wolfgang Mitglied des Kirchenvorstandes, seit den letzten Wahlen gehört der CSU/FWG-Liste des Gemeinderates an. Und dann hat er noch ein ganz besonderes Hobby: Für die Theatergruppe des Gartenbauvereins Lanzendorf steht er nach der Corona-Pause hoffentlich bald wieder auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Sohn Markus, der drei Tage pro Woche im Büro des Maschinenrings Münchberg unter anderem für Abrechnungen und Düngeberatung arbeitet, ist dritter Vorstand der Landjugend Bad Berneck – Bindlach mit insgesamt rund 60 aktiven Mitgliedern, die nach Corona hoffentlich alle auch wiederkommen. Markus Müller ist zuversichtlich: „Wir haben das Beste daraus gemacht und die Zeit genutzt“, sagt er. Sogar eine Online-Weinprobe habe man arrangiert. Den persönlichen Kontakt, auch das ist sich Markus sicher, könne aber auch das beste Zoom-Meeting nicht ersetzen.

Bilder:
1.
 Vater Wolfgang und Sohn Markus Müller im Laufstall auf dem Schwärzhof bei Hmmelkron.
2.
 Geschützt vor Wind und Wetter und trotzdem im Freien hat man für die Kälberiglus einen guten Platz gefunden.

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25.04.2022

Weidehaltung im Visier / Oberfränkische Biobauern machen gegen EU-Öko-Verordnung mobil

Melkendorf. Kommt die Verpflichtung zur Weidehaltung, befürchten viele Biomilchlieferanten aus Oberfranken, dass sie mit allen negativen Konsequenzen wieder auf konventionelle Erzeugung umstellen müssen. Einer der betroffenen ist der Landwirt Hermann Grampp aus Melkendorf bei Kulmbach. Er hat jetzt mehrere Berufskollegen mobilisiert, um gegenüber Politik und Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass viele fränkische Milchviehhalter vor einer unlösbaren Aufgabe stehen.

Die Europäische Union drängt die deutschen Bauern dazu, die EU-Öko-Verordnung in die Tat umzusetzen. Zentraler Bestandteil der Verordnung ist die Weideverpflichtung für Öko-Milchvieh. „Das ist für uns nicht machbar“, sagen Hermann Grampp und seine Berufskollegen. Ursache dafür sind die kleinteilige Struktur der bewirtschafteten Flächen und die massiven Streulagen aufgrund der typisch fränkischen Realteilungsgebiete.

Die geforderten Weiden müssten in Hofnähe, neben den Stallungen sein, was, anders als zum Beispiel in Norddeutschland oder in Oberbayern, schon aufgrund der örtlichen Gegebenheiten unmöglich ist. Dazu kommt, dass Bauern wie Hermann Grampp in den zurückliegenden Jahren teilweise Millionenbeträge investiert haben, um sämtliche Biostandards zu erfüllen. „Und jetzt soll alles umsonst gewesen sein?“, fragen sich er und seine Berufskollegen.

Markus Küfner aus Bindlach im Landkreis Bayreuth beispielsweise. Zusammen mit einem Partner bewirtschaftet er einen Biobetrieb mit 170 Kühen. „Weidehaltung ist bei uns unmöglich“, so Küfner. Auf der einen Seite grenzt der Hof direkt an die Bundesautobahn A9, auf der anderen Seite an die Eisenbahnlinie Bayreuth – Neuenmarkt. Wo soll er die geforderten Weiden hernehme? Harald Reblitz aus Coburg geht es ähnlich. Er ist Vorstandsvorsitzender bei den Milchwerken Oberfranken-West in Meeder bei Coburg. 15 bis 20 Prozent der angelieferten Milch sei Biomilch. Reblitz befürchtet, dass die Hälfte davon wegfallen würde, wenn die Weideverpflichtung Wirklichkeit wird. Wie das zur politisch geforderten Steigerung des Ökoanteils passen soll, erschließt sich keinem der Beteiligten.

Auch die Verpächter spielten nicht, wenn es darum geht, wertvolles Ackerland in Grünland umzuwandeln, so Harald Küfner aus Untergräfenthal. Er werde die Milchviehhaltung notfalls ganz aufgeben, denn ein zurück auf konventionelle Erzeugung komme für ihn nicht in Frage. Auch Gerd Böhner vom Lärchenhof bei Bindlach würde seine derzeit 180 Milchkühe deutlich reduzieren müssen, wenn er zur Weidehaltung gezwungen würde. Böhner spricht von einem echten K.o.-Kriterium. Dabei hatte er so viel Herzblut in die Milchviehhaltung gesteckt und immer wieder investiert.

„Wir stehen vor dem Nichts“, brachte Holger Hofmann aus Burghaig seine Situation auf den Punkt. Er hatte erst 2015 einen neuen Laufstall gebaut und „aus Überzeugung“ auf bio umgestellt. Direkt an seinen Hof angrenzend hat er überhaupt keine Flächen. Die nächsten seien rund zwei Kilometer entfernt. Ähnlich ergeht es Herbert Kunick aus Sonnefeld. Er müsste vier Kreis- und Staatsstraßen queren, um sein Milchvieh auf eine Weide und zurück zum Melkroboter zu bringen. Er brachte allerdings einen Kompromiss ins Spiel: so könnte man unter Umständen die Trockensteher, oder das Jungvieh auf die Weiden bringen, um die Öko-Verordnung zu erfüllen.

„Europa lässt sich eben nicht überall eins zu eins umsetzen“, sagt Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Arbeitskreises Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er setzt bei der Umsetzung der EU-Öko-Verordnung auf mögliche Ausnahmen sowie auf lange Übergangsfristen. Schließlich komme es auch darauf an, wie der Begriff Weide definiert werden soll, so Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes. Köppel geht aber auch davon aus, dass der Handel die Daumenschrauben weiter anziehen wird. Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, plädierte ebenfalls dafür, nach Kompromissen zu suchen: „Eine Totalverweigerung in Sachen Weide werden wir nicht durchbringen.“

Bild: Zahlreiche betroffene Berufskollegen hatte Hermann Grampp (3. Von links) aus Melkendorf auf seinem Hof versammelt, um Politik und Öffentlichkeit auf die negativen Auswirkungen der geforderten Weidehaltung aufmerksam zu machen.

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19.04.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (19):

Fleckvieh, Angus- und Wagyu-Rinder aus dem Internet/ Hanf, Quinoa, Kühe: Martin Baumgärtner setzt auf Qualität, Nachhaltigkeit und Tierwohl

Unterzaubach. Ein autarker Bauernhof, das wäre der Idealfall, den Martin Baumgärtner in Unterzaubach anstrebt. Wenn manche auch darüber lächeln mögen, auf dem Weg dorthin ist er, zumindest theoretisch, schon ziemlich weit. Strom wird mit einer 100-kw-Freiflächenanlage produziert und in das öffentliche Netz eingespeist. Eine weitere Photovoltaikanlage auf dem Stalldach ist geplant. Nun müssten nur noch die Speichertechnologien so weit sein. Für die Wasserversorgung gibt es einen eigenen Brunnen und für die Wärme sorgen die Holzhackschnitzel aus dem eigenen Wald.

Wichtig ist für den 38-jährigen Landwirt auch die Kreislaufwirtschaft. Das Futter für die Tiere wächst auf den eigenen Feldern, die wiederum mit den Hinterlassenschaften der Vierbeiner gedüngt werden. Die Pflanzen produzieren Sauerstoff: „Somit haben wir soweit nur irgendwie möglich eine klimaneutrale Produktion“, sagt Baumgärtner, der es als früherer Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft nicht nur innerhalb des Berufsstandes auch überregional zu Bekanntheit gebracht hat.

2016 hatte er den Hof am Ortsrand von Unterzaubach von den Eltern übernommen. Damals mit 30 Kühen mit Nachzucht in Anbindehaltung. Das hatte keine Zukunft, so erkannte es Martin Baumgärtner schnell. Also stand er vor der Entscheidung, den Betrieb um- und auszubauen und im Vollerwerb weiterzuführen, oder eben nicht.

Nun war es nicht so, dass der Diplom-Agrarwirt keine anderen Optionen gehabt hätte. Martin Baumgartner studierte in Triesdorf Landwirtschaft und war mehrere Jahre lang beim Bayerischen Bauernverband tätig. Anschließend war er Lehrer an den Landwirtschaftsschulen in Bayreuth und Münchberg. Öffentlicher Dienst oder Selbstständigkeit, vor dieser Frage habe er damals gestanden und entschied sich für letzteres. Eigentlich hätte er sogar noch eine weitere Option gehabt, er kandidierte bereits als Kandidat der Freien Wähler für den Landtag und ist heute Stadtrat und 3. Bürgermeister von Stadtsteinach.

Heute ist die Fleischvermarktung das Hauptstandbein seines Betriebs, der 2017 auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt wurde. Martin Baumgartner betreibt im 2019 neugebauten Stall Mutterkuhhaltung mit 70 Tieren der Rassen Fleckvieh und Angus. Auch zwei Wagyu-Edelrinder sind dabei. Dazu kommen etwa 30 Jungtiere. Auf das vielzitierte Tierwohl legte der Landwirt von Anfang an größten Wert. „Die Kühe haben ein Maximum an Licht, Luft und Freiraum und können ihr Sozialverhalten so natürlich wie irgendwie möglich ausleben“.

Eine weitere Besonderheit auf dem Baumgärtner-Hof ist die Saisonabkalbung. Der Natur folgend, kommt der Bulle im Juli, August zur Herde. Die Kälber kommen dann so ab Mai auf die Welt. Vorteil ist, dass alle gleichzeitig das Licht der Welt erblicken, und zwar in der angehenden warmen Jahreszeit, meist sogar auf der Weide. . Man müsse normalerweise keine Sorge haben, dass ein Kalb nicht durchkommt, was in einem strengen Winter schon mal passieren kann. Danach bleiben sie dann solange wie nur irgendwie möglich bei der Mutter, meist bis in die Wintermonate hinein. Dann benötigt die Mutterkuh eine Erholungsphase. 28 Kälber plus drei Nachzügler haben so im zurückliegenden Jahr das Licht der Welt erblickt. Geschlachtet werden sie in der Regel erst nach drei Jahren.

Martin Baumgärtner legt bei allem, was er macht, höchsten Wert auf Qualität. So haben die bei einem Metzger in Himmelkron geschlachteten, zerlegten und vakuum verpackten Fleischpakete eben auch ihren Preis. Das Fünf-Kilo-Paket kostet 85 Euro und enthält unter anderem 500 Gramm Steaks, Braten, Rouladen und Beinscheiben. Vermarktet wird direkt, das heißt bei Martin Baumgartner übers Internet. Er hat eine eigene Website mit Online-Hofladen (hofgut-baumgaertner.friedhold.de) und ist mit seiner eigens geschaffenen Marke Hofgut Baumgärtner auf Facebook und Instagram präsent. Die Pakete liefert er im Umkreis selbst aus, auch ein Versand ist möglich.

30 Prozent der bewirtschafteten Fläche ist Grünland. Auf weiteren 60 Hektar Ackerland baut Martin Baumgartner Kleegras, Luzerne, Dinkel, Roggen, Hafer und Sommergerste an. Die Vermarktung erfolgt, wenn nicht zum Eigenbedarf als Futter benötigt, klassisch über den Landhandel. Doch der 38-Jährige experimentiert auch gerne und so reserviert er regelmäßig einige wenige Hektar für Sonderkulturen, wie zum Beispiel Quinoa oder Hanf.

Die Kulturpflanze Quinoa ist für Müsli-Mischungen interessant und aus Hanf wird Öl hergestellt. Wer jetzt glaubt, er könne sich seine Joints künftig auf den Feldern in Unterzaubach pflücken hat sich getäuscht. Der Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC), der bei Hanf für die berauschende Wirkung sorgt, ist bei dem angebauten Hanf so verschwindend gering, dass er zum Rauchen nicht taugt. Weitere Sonderfrüchte, wie etwa Lupinen oder Buchweizen sind in Planung, wobei verlässliche Erträge aufgrund der extremen Frostempfindlichkeit aller dieser Arten in unseren Breiten extrem schwierig sind. Man könne sie erst nach den Eisheiligen aussäen und im Oktober ernten

Einziger Wermutstropfen bei allem Bemühungen um Nachhaltigkeit: Diesel wird wohl auch weiterhin benötigt, bei einem Biobetrieb sogar noch im stärkeren Umfang als bei einem konventionellen Betrieb. Die Bodenbearbeitung erfolgt intensiver mit Striegel, Hacke und Co. Gepflügt werden muss auch. Das tut bei den derzeitigen Dieselpreisen so richtig weh, gehöre aber eben auch zur Wahrheit.

Bild: Martin Baumgärtner kümmert sich um die Kälber in seinem Stall am Ortsrand von Unterzaubach.

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12.04.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (18):

Landwirtschaft als Grundlage des Lebens / Ackerbau, Biogas und Lohnarbeiten: Agrarbetrieb Hahn in Dörnhof bei Kupferberg

Dörnhof. Immer schon innovativ und der Zeit etwas voraus. Das könnte gleichsam ein Motto sein, für den Agrarbetrieb der Familie Hahn in Dörnhof bei Kupferberg. Bis 1992 Milchviehhaltung, bis 2011 Schweinemast wurde aus dem Hof bis heute ein breit aufgestelltes Lohnunternehmen mit Wirkungskreis vom Kulmbacher und Hofer Land aus bis weit nach Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt hinein. Auf den gut 300 Hektar Fläche wird allerhand Getreide angebaut und klassisch vermarktet. Die Energiepflanze Silphie und das Grüngut gehen in eine Biogasanlage, die mittlerweile auf 420 kW aufgerüstet wurde.

„Weitergehen wird es auf jeden Fall, aber es wird anspruchsvoller“, sagt Junior Dominik (29), der als Landwirtschaftsmeister die Zügel schon fest in der Hand hat und genau weiß, was er will. „Immer nur alles billiger und immer mehr, das kann es doch nicht sein.“ Vater Gerhard (57) hat schon allerhand turbulente Zeiten in der Landwirtschaft erlebt und kann es nicht verstehen, dass die Gesellschaft die Bauern heutzutage als Sündenbock für alles hernimmt. „Ich bin mir sicher, dass ein Teil unseres Wohlstandes auf den Bauernstand aufgebaut ist“, sagt er. Für ihn ist Landwirtschaft die Grundlage allen Lebens. „Nahrungsmittel sind ein Grundbedürfnis des Menschen und trotzdem wird der Nahrungsmittelproduzent nur noch niedergemacht.“

Im Jahr 2000 hatte Gerhard den Betrieb von seinem inzwischen verstorbenen Vater Robert übernommen. Die Milchviehhaltung mit zuletzt 26 Kühen war damals schon längst Geschichte. Stattdessen setzte man damals noch auf Schweinemast mit 800 Mastplätzen im umgebauten Rinderstall damals schon auf Halbspalten mit Stroheinlage. Damit war Gerhard Hahn beispielsweise auch einer der Gründungsväter der Frankenfarm in Himmelkron.

Erst 2011 hängte Gerhard auch das an den Nagel. „Wir hätten technisch einfach zu viel umbauen müssen.“ Er ist froh über diese Entscheidung, zumal die Schweinepreise heute ein nie dagewesenes Tief erreicht haben. Stattdessen konzentrierte sich der Landwirt auf das, was ihn schon immer fasziniert hat, auf die vielfältigsten Lohnarbeiten, also Dreschen, Ballen pressen, Mais häckseln, die gesamte Erntelogistik eben, aber auch das Ausbringen von Gülle und vieles mehr, und stets auch Waldarbeiten wie etwas Holz rücken.

„Das Lohngeschäft steht bei uns im Mittelpunkt“, sagt Gerhard Hahn. Und so ist auch das technische Aufgebot außergewöhnlich. Zwei große Häcksler stehen im ehemaligen Stallgebäude, zwei 350-PS-Schlepper, zwei 300-PS-Schlepper, ein Agro-Truck und noch das eine oder andere. Zwei Vollzeitkräfte beschäftigt die Familie, der eine Landwirt, der andere Landmaschinenmechatroniker. Dazu kommen je nach Lage mehrere geringfügig beschäftigte Aushilfen. Mit dem Lohnunternehmen von Jürgen Brendel in Presseck verbindet dem Agrarbetrieb Hahn eine langjährige und enge Zusammenarbeit.

Bereits auf das Jahr 2005 geht der Bau der Biogasanlage zurück, ursprünglich auf 180 kW geplant, dann gleich mit 240 kW gebaut und mittlerweile auf 420 kW aufgerüstet. Der gewonnene Strom wird komplett in das öffentliche Netz eingespeist. Bestückt wird die Anlage mit dem zweiten Schnitt des Grünlandes und der Energiepflanze Nachwachsende Silphie (Silphium perfoliatum), die auf stattlichen 40 Hektar angebaut und biologisch, ohne Pflanzenschutz, bewirtschaftet wird.

Auf den restlichen Flächen wächst Winterraps, Sommergerste, Mais, Dinkel, Weizen, Körnersenf. Das Getreide wird konventionell über den Landhandel vermarktet. Weil das alles noch nicht genug ist, betreibt Gerhard Hahn auch die Kompostieranlage in Untersteinach im Auftrag des Landkreises. Die Anlage selbst ist in seinem Besitz.

Bilder:
1. „Technisch sind wir schon gut ausgerüstet“, sagten Gerhard und Dominik Hahn, hier in der Maschinenhalle ihres Agrarbetriebs.
2. Dominik Hahn bestückt die Biogasanlage in Dörnhof bei Kupferberg.

3. Vater und Sohn: Gerhard und Dominik Hahn haben einen echten Vorzeigebetrieb aufgebaut.

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08.04.2022

Im Einsatz für Wettervorhersage und Klimaüberwachung / Deutscher Wetterdienst sucht ehrenamtlichen Wetterbeobachter für Niederschlagsstation im Raum Kulmbach

Kulmbach. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt in ganz Deutschland ein Netz von knapp 1800 nebenamtlichen Wetter- und Niederschlagsstationen. Für dieses flächendeckende Messnetz sucht die Bundesbehörde im Raum Kulmbach wetterbegeisterte Bürgerinnen oder Bürger, die als ehrenamtliche Beobachter des nationalen Wetterdienstes zur Wetter- und Klimaüberwachung in Deutschland beitragen möchten.

Die jetzige Beobachterin, Abiturientin Larissa Grampp aus Melkendorf, muss zum 30. September aufhören, da sie im Oktober ein Studium „Ernährungs- und Versorgungsmanagement“ im mittelfränkischen Triesdorf aufnimmt. Vater Hermann Grampp ist mit seinem Milchviehbetrieb am Ortsrand von Melkendorf komplett ausgelastet. „Viel Arbeit ist es zwar nicht, aber es muss jeden Tag gemacht werden“, so Larissa und Hermann Grampp. Früher war die Station in Burghaig untergebracht.

Aktuell gibt es oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine Station, so Frank Sievers von der zuständigen regionalen Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz einfach, da die Station möglichst frei stehen muss, damit die Messungen nicht beeinträchtigt werden. Landwirte seien geradezu prädestiniert dafür, da sie über entsprechende Flächen in geeigneten Lagen verfügen und die Daten ja ohnehin auch für sich benötigen. Im Übrigen handle es sich um ein Ehrenamt, bei dem lediglich der Aufwand entschädigt werde. Ein ehrenamtlicher Beobachter erhält derzeit eine jährliche Aufwandsentschädigung von 760 Euro im Jahr.

Jede ehrenamtliche konventionelle Niederschlagsstation wird mit einem Niederschlagsmesser ausgerüstet, erklärt Frank Sievers. Voraussetzungen für die Übernahme dieser verantwortungsvollen Tätigkeit seien neben dem geeigneten Grundstück ein internetfähiger Computer. Aufgabe der ehrenamtlichen Beobachter ist es, jeden Tag möglichst genau um 06.50 Uhr (Sommerzeit um 07.50 Uhr), die Niederschlagshöhe mit dem Hellmann-Niederschlagsmesser und im Winter die Schneedeckenhöhe zu messen.

Nach den Worten von Frank Sievers sollten alle vom ehrenamtlichen Beobachter erfassten Daten täglich, spätestens bis 08.15 Uhr (Sommerzeit bis 9.15 Uhr) über eine Web-Anwendung in den heimischen Computer eingegeben werden. „Das ist ein ganz einfaches Programm, das auch ohne Computerkenntnisse jeder ausführen kann.“ Notfalls sei dies auch mit einem Smartphone möglich. Bei Urlaub oder Krankheit sollte ein geeigneter Vertreter zur Verfügung stehen.

Die vor Ort gemessenen Daten und die Beobachtungen der Wetterbeobachter werden vom nationalen Wetterdienst zum Beispiel für die Wettervorhersage oder für Gutachten bei Wetterschäden genutzt. Sie sollen aber auch helfen, die Klimaveränderung in Deutschland genau zu erfassen und deren Folgen besser einschätzen zu können. Bei der Kulmbacher Station handelt es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation, wie sie zum Beispiel auch Fischer in Marktleuthen-Neudorf betreibt.

Ansprechpartner bei Interesse: Frank Sievers vom der regionalen Messgruppe des Deutschen Wetterdienstes, in der Helene-Weber-Allee 21 in 80637 München. Telefon: 069/8062-9254, E-Mail: frank.sievers@dwd.de.

Bild: Bei der Kulmbacher Wetterstation von Larissa Grampp und Vater Hermann Grampp in Melkendorf handelt es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation, so wie sie der Deutsche Wetterdienst an mehreren Stationen in Oberfranken betreibt.

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05.04.2022

Corona, Krieg und explodierende Kosten belasten die Bauern / Maschinenring Bamberg konnte sich trotz leichter Rückgänge bislang gut behaupten

Bamberg. „Die Unsicherheit ist auf jeden Fall spürbar, man weiß nicht, wo geht es hin.“ Andreas Hoffmann aus Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings Bamberg e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR Bamberg Dienstleistungs GmbH, bringt auf den Punkt, was die Landwirte nicht nur im Landkreis Bamberg derzeit umtreibt. Die Kosten für Dünger, Diesel und Energie explodierten regelrecht, die Bauern hätten keine Alternativen. Von den steigenden Preisen im Lebensmittelhandel komme nichts bei den Landwirten an und das Regelkorsett, in dem die Bauern stecken, werde immer enger.

Dazu komme die vor der Tür stehende Reform der europäischen Agrarpolitik, bei der noch vieles im Ungewissen sei. „Kein anderer Industriezweig wird in ein dermaßen enges Regelwerk gesteckt, wie die Landwirtschaft“, so Andreas Hoffmann. Dabei seien die Folgen der Corona-Krise noch längst nicht überwunden. Auch beim Maschinenring sei Corona durch einen Rückgang bei der Betriebshilfe spürbar geworden. Viele Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen seien verschoben worden, so dass gar kein Betriebshelfer in Spruch genommen werden musste. Auch die Kommunikation mit Fremdfirmen sei vielfach schwieriger geworden, zum Beispiel deshalb, weil sich die Ansprechpartner im Home Office befanden.

Der Maschinenring Bamberg hat aktuell einen Verrechnungswert von rund 2,04 Millionen Euro (Vorjahr 2,28 Millionen Euro). Den Rückgang macht Vorsitzender Hoffmann am klassischen Maschinengeschäft aufgrund der Wetter- und Erntesituation fest. Schwerpunkte waren die Bereiche Körnerernte, Futterbau und Strohernte sowie organische Düngung. Bei der sozialen Betriebshilfe kommt Andreas Hoffmann auf gut 12700 Einsatzstunden, die von zusammen 37 Einsatzkräften geleistet wurden. Dabei gehe es einzig und allein um die Aufrechterhaltung des Betriebsablaufs in sozialen Notfällen. Die wirtschaftliche Betriebshilfe spielt beim MR Bamberg dagegen kaum eine Rolle.

Als Schwerpunkte in der alltäglichen Arbeit der GmbH, in der die gewerblichen Aktivitäten ausgelagert sind, bezeichnete der Vorsitzende unter anderem den Winterdienst und die Grünanlagenpflege, die Pflege von Obstbäumen, sie Betreuung von  Parkplätzen sowie die Beteiligung an den zwei Biomasseheizwerken am Schwimmbad Bambados“ in der Stadt Bamberg und an einer klassischen Hackschnitzelheizung in Breitengüßbach. Kunden seien in erster Linie Firmen und Kommunen, mittlerweile würden aber auch immer mehr Privatleute auf die Dienste des Maschinenrings zurückgreifen.

Der Maschinenring Bamberg hatte nach den letzten vorliegenden Zahlen 714 Mitglieder, was einen leichten Rückgang um 34 Mitglieder binnen Jahresfrist bedeutet. Sie alle bewirtschaften zusammen eine Fläche von knapp 32300 Hektar, rund 900 Hektar weniger als im Vorjahr. Eine Besonderheit gibt es beim Maschinenring Bamberg: Das Ringgebiet ist nicht ganz deckungsgleich mit dem Landkreis Bamberg, weil der Teil des früher eigenständigen Landkreises Ebermannstadt zum Maschinenring Fränkische Schweiz gehört. Bereits seit 1. September 2019 ist der MR Bamberg in den Geschäftsräumen im Industriegebiet Laubanger zu finden. Dort sind vier Vollzeit und zwei Teilzeitkräfte beschäftigt.

Bild: „Man weiß nicht, wo geht es hin“: Andreas Hoffmann aus Sassendorf, Vorsitzender des Maschinenrings Bamberg e.V. und gleichzeitig Geschäftsführer der MR Bamberg Dienstleistungs GmbH.

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04.04.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (17):

Galaktisch gut aus Himmelkron: Aus Sojabohnen wird „Ufotofu“ / Christopher Schramm aus Himmelkron hat die „Tofurei“ erfunden

Himmelkron. Damit liegt Christopher Schramm voll im Trend: auf rund einem Hektar Fläche bei Himmelkron baut der 32-Jährige Soja an und stellt aus den Bohnen die Fleischalternative Tofu sowie einen Sojadrink her. „Ich sehe durchaus Potential, denn fleischlos ist im Kommen“, sagt der Landwirtssohn. Vermarktet wird die, zugegeben derzeit noch recht überschaubare Produktion entweder direkt ab Hof oder über den Unverpackt-Laden „Hamsterbacke“, über den Naturkostladen „Hollerbusch“, beide in Bayreuth, und seit neuestem auch über den Hofladen der Frankenfarm in Himmelkron. Pro Woche produziert Christopher Schramm rund zehn Kilogramm sowie einige Halbliterflachen Sojadrink.

Erst habe er Käse produzieren wollen, schließlich stehen gleich nebenan im Hof der Eltern die Milchkühe im Stall. Doch die Investitionen seien zu groß, der zeitliche Aufwand nicht zu stemmen gewesen. Ein Beitrag im Landwirtschaftlichen Wochenblatt habe dann den Ausschlag gegeben, es einmal mit Soja zu versuchen, damit war die Idee eine „Tofurei“, ausgerechnet im ehemaligen Schlachtraum des Hofes, geboren.

Dabei ist Christopher Schramm weder Vegetarier noch Veganer. „Ich wollte halt etwas machen, was noch keiner macht“, sagt er und startete damals noch in der eigenen Küche die ersten Versuche. „Ich habe mich da ganz langsam herangetastet“, sagt er. Christopher Schramm räumt ein, dass das Ganze derzeit eigentlich nur „ein sehr zeitaufwändiges Hobby“ ist. Was nicht heißt, dass noch viel mehr draus werden könnte. „Es soll schon mal ein eigener Betriebszweig werde“, so Schramm. Die Grundlagen sind gelegt, die Ausrüstung ist bereits überaus professionell.

Hauptberuflich ist Christopher Schramm seit zwei Jahren im Ingenieurbüro GeoTeam in Bayreuth tätig und arbeitet dort an der Schnittstelle zwischen Wasserversorgern und Landwirten. Er ist gelernter Chemielaborant und hat im Rahmen des „BiLa“-Programms eine Ausbildung zum Landwirt absolviert. Die Eltern bewirtschaften einen klassischen Milchviehbetrieb mit 65 Hektar Fläche und 70 Kühen im Stall.

Im zurückliegenden Jahr hat er Ende April zum ersten Mal Soja ausgesät. Ernte war relativ spät Anfang Oktober. Der gesamte Anbau erfolgte absolut biologisch, also komplett ohne chemischen Pflanzenschutz. „Wenn schon, denn schon“, sagt Christopher Schramm.

Immer montags geht es in der „Tofurei“ hoch her. Die in Wasser aufgequollenen Bohnen werden in einem 60-Liter-Kessel eingekocht und mit einer Art Entsafter in dickflüssige Soja-„Milch“ verwandelt. Die „Milch“ wird dann rund 30 Minuten lang auf über 90 Grad erhitzt und unter Zugabe von aus Meersalz gewonnenem Magnesiumchlorid als Gerinnungsmittel gerührt und in Formen gepresst, ehe die 200-Gramm-Stücke im Glas oder im Becher mit Salzlake verpackt werden. Hört sich auf den ersten Blick leicht an, ist in Wirklichkeit aber gar nicht so einfach. Bis die Konsistenz stimmte und der cremige Eigengeschmack da war, habe es schon gedauert.

Bis es soweit war, hat sich Christopher Schramm sein Wissen nicht nur mit Hilfe umfangreicher Fachliteratur angelesen, sondern auch Tofu-Betriebe besucht. Auch einen eigenen Markennamen hat er schon: „Ufotofu“. Das zeigt, dass Christopher Schramm auch Humor hat, schließlich lautet der augenzwinkernde Zusatz „galaktisch gut aus Himmelkron“. „Da kommt man so in einer Bierlaune drauf“, sagt er.

Auch die Soja-Herstellung ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit. So werden beispielsweise die Schalen der Bohnen an die Kühe verfüttert. Ausbaufähig ist das Ganze auch: „Ich könnte mir vorstellen, künftig auch Sojajoghurt, oder Tofu in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Kräuter oder Bärlauch herzustellen“. Räuchertofu hat er bereits produziert. Nur eines will er garantiert nicht: Fleischesser überzeugen, Vegetarier oder Veganer zu werden.

Bilder:
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 Christopher Schramm zeigt in seiner „Tofurei“ die quellenden Sojabohnen. Bis zum fertigen Tofu ist es noch ein langer Weg.
2.
 Das gab es bisher noch nicht: Tofu aus der Region und für die Region: In Himmelkron produziert Christopher Schramm derzeit eine noch recht überschaubare Menge.

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28.03.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (16):

Tierwohl wird groß geschrieben / Thomas Erlmann bewirtschaftet in Waldau einen Milchviehbetrieb und die ganze Familie hilft mit

Waldau. „Ohne Leidenschaft geht es nicht“, sagt Thomas Erlmann. 2012 hat er den Hof am Ortsrand von Waldau komplett übernommen. Heute bewirtschaftet er ihn zusammen mit seinem Eltern Helmut und Getrud, seiner Frau Anja, den drei Söhnen Lukas (15), Alexander (13), Sebastian (10) und dem Auszubildenden Jan Morath. 175 Hektar und 150 Kühe plus weiblicher und männlicher Nachzucht im Stall kann man nicht so nebenbei machen. Da muss alles gut organisiert sein. Einfach mal so wegfahren, das geht nicht. „Man muss auch schon mal bereit sein, einen Handgriff mehr zu machen“, so Erlmann. „Und ohne die Unterstützung der ganzen Familie wäre es ohnehin nicht zu schaffen.“

Am Tag zehn Tonnen Futter, im Jahr 40000 Liter Diesel: Ein Außenstehender würde das gar nicht verstehen, ist sich der 42-Jährige sicher. Zu sehr hätten sich weite Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft entfernt. Auch was das viel zitierte Tierwohl angeht. Dabei gehe es den Tieren so gut wie nie zuvor.

Davon kann man sich im großen Laufstall auf dem Hof nahe der Bundesautobahn A70 überzeugen. Schon vor 22 Jahren wurde der Stall gebaut, ursprünglich für 60 Kühe konzipiert, wurde er zwischenzeitlich zwei Mal erweitert. Alle Tiere können sich frei bewegen, die Anbindehaltung hatte bereits Vater Helmut vor Jahrzehnten abgeschafft. Vor zwei Jahren kam dann ein hochmoderner Melkstand dazu, mit dem es möglich ist, zu zweit 150 Kühe in eineinhalb Stunden zu melken.

Mit der vielgescholtenen Massentierhaltung hat das alles nichts zu tun. „Wir stehen jeden Morgen um sechs Uhr auf, und bevor wir selbst frühstücken, werden unsere Tiere komplett versorgt“, sagt Thomas Erlmann. 1998/1999 hatte er die Landwirtschaftsschule absolviert, in den darauffolgenden Jahren die damalige Höhere Landbauschule (HLS) in Bayreuth und anschließend folgte auch noch die Meisterprüfung. Zehn Jahre lang führte er den Hof zusammen mit dem Vater als GbR, nun ist Thomas Erlmann alleiniger Betriebsleiter.

Zehn Lehrlinge hat er in den zurückliegenden zwölf Jahren ausgebildet. Eine ungewöhnlich hohe Ausbildungsleistung, zumal es im Raum Kulmbach nur wenige landwirtschaftliche Ausbildungsbetriebe gibt. Eine Besonderheit ist auch Lehrling Jan Morath aus der Nähe von Himmelkron. Der 21-jährige hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung, und zwar als Bauzeichner. Obwohl er im Gegensatz zu vielen anderen Landwirtschafts-Azubis keinen elterlichen Betrieb vorweisen kann, wollte er die Ausbildung unbedingt absolvieren.

Die Milch geht komplett an die Bayernland-Käserei in Bayreuth. Auf den 175 Hektar Fläche, die sich nahezu ausschließlich über den Gemeindebereich von Neudrossenfeld erstrecken, baut Thomas Erlmann im Wesentlichen Gerste, Kleegras, Mais, Raps und Weizen an. Der größte Teil als Futtergetreide für den eigenen Betrieb. Ein kleiner Teil geht an einen nahegelegenen Schweinebetrieb

Eine Besonderheit ist auch die mit zweieinhalb Hektar fast schon riesige Hofstelle. Ein Teil davon hat einen prominenten Vorbesitzer: auf etwa einem Hektar davon hatte vor Jahrzehnten der ehemalige bayerische Bauernverbandspräsident und Bundestagsabgeordnete Gustav Sühler (1922 – 1998) gewirtschaftet, der aus dem benachbarten Lindau stammte.

Die Vielzahl seiner Ehrenämter zeigt, dass Thomas Erlmann über seinen Betrieb hinaus ein gefragter Mann ist. Bereits in der zweiten Wahlperiode sitzt er für die Wählergemeinschaft Waldau im Gemeinderat von Neudrossenfeld, er ist Vorsitzender der Kulmbacher Rinderzüchter und stellvertretender Vorsitzender des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes, Vorstandsmitglied der Besamungsstation Neustadt, Jagdvorstand und stellvertretender Feuerwehrkommandant. Seine Mitarbeit im oberfränkischen Meisterprüfungsausschuss hat Thomas Erlmann jetzt aufgegeben, denn auch sein Tag hat nur 24 Stunden.

Bilder:
1
. Sie sind mit der Landwirtschaft aufgewachsen: die drei Söhne Lukas, Alexander und Sebastian im großzügig angelegten Laufstall, in dem Tierwohl groß geschrieben wird.
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 Sie alle helfen tatkräftig mit, damit alles rund läuft auf dem Betrieb (von links): Lukas, Thomas, Alexander, Anja, Getrud, Sebastian und Helmut Erlmann, sowie Azubi Jan Morath.
 

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24.03.2022

Wald vor Wild: Schwerwiegende ökonomische und ökologische Auswirkungen / Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung: Rehwild-Abschusspläne sollen deutlich erhöht werden

Kulmbach. Die Wälder im Landkreis Kulmbach sind in schlechtem Zustand. Die Verbiss-Situation hat im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen und liegt meist deutlich über dem bayerischen Durchschnitt. Im forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung („Vegetationsgutachten“ oder  „Verbissgutachten“), das Michael Schmidt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach unlängst vorgelegt hat, ist nicht nur die Rede von schwerwiegenden ökonomischen Auswirkungen für die Waldbesitzer, etwa durch hohe Kosten für dringend notwendigen Bau von Schutzzäunen, sondern auch von ökologischen Auswirkungen etwa durch das Aussterben mancher Baumarten.

Laut Gutachten, das immer im dreijährigen Turnus erstellt wird, sind die Rehwildbestände im Landkreis Kulmbach zuletzt deutlich angestiegen. Mit den Rehwildbeständen steigt natürlich auch die Verbiss-Problematik. Teilweise liegt der Verbiss sogar deutlich über den bayerischen Durchschnitt, der mit 40 Prozent angegeben wird. Ein wichtiges Ziel des Gutachtens ist es, die Rehwild-Abschusspläne für die kommenden drei Jahre zu erstellen. Eine weitere Konsequenz ist es deshalb, dass die Abschussempfehlung deutlich erhöht werden muss. Dramatisch verschärft wurde die Situation zusätzlich durch die großen Borkenkäferschäden der zurückliegenden Jahre. Dadurch waren riesige Kahlflächen entstanden, allein im Landkreis Kulmbach rund 2000 Hektar.

Sechs Hegegemeinschaften gibt es im Landkreis Kulmbach, bei allen sechs liegt der Verbiss deutlich über dem bayerischen Schnitt. Im Einzelnen liegen die Zahlen für die Hegegemeinschaft (HG) Kulmbach bei 70 Prozent, für die HG Roter Main bei 64 Prozent, für die HG Jura bei 73 Prozent, für die HG Trebgast bei  65 Prozent, für die HG Frankenwald bei 51 Prozent und für die HG Frankenwald-Oberland bei 50 Prozent. Die offizielle Abschussempfehlung lautet bei sämtlichen Hegegemeinschaften „erhöhen“, bei der HG Kulmbach sogar „deutlich erhöhen“.

„Damit ist der Verbiss in allen sechs Hegegemeinschaft zu hoch“, sagt Forstdirektor Michael Schmidt. Er zitiert das Bayerische Waldgesetz, dass ganz klar die Priorität „Wald vor Wild“ definiert habe. Das bedeute nicht Wald ohne Wild, so Schmidt, lege aber eine klare Priorität zu Gunsten des Waldes durch den Gesetzgeber fest. Deshalb sei auch die Abschussplanung als Grundlage einer objektiven Beurteilung der Waldverjüngung von so großer Bedeutung. Für das forstliche Gutachten haben Michael Schmidt und seine Mannschaft rund 14000 Pflanzen auf 200 Verjüngungsflächen auf Verbiss-Schäden im gesamten Landkreis Kulmbach untersucht.

Mit Schrecken hat Burkhard Hartmann, Vorsitzender der AG Jagdgenossenschaft, das forstliche Gutachten bereits vor Wochen zur Kenntnis genommen. Nicht nur, dass die Mehrzahl der Reviere in den sechs Hegegemeinschaft mittlerweile zu hohe, teilweise sogar deutlich zu hohe Verbiss-Zahlen aufweisen, sondern auch, dass meist der besonders wichtige Leittrieb betroffen sei. Damit sei der Baum von vornherein nutzlos und wertlos und tauge später allenfalls noch als Brennholz. „Die Situation ist wirklich gravierend“, sagte Hartmann. Man müsse aktiv nachpflanzen, anders gehe es nicht.

Nicht nur die Jäger seien für den Wildbestand und einen angemessenen Lebensraum für das Rehwild verantwortlich, auch Waldbesitzer und Landwirte, gibt Peter Müller, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach, zu Bedenken. Großflächige und relativ monotone Feldstrukturen hätten das Rehwild immer stärker zurückgedrängt, so dass einzig die Waldfläche noch als Rückzugsmöglichkeit und Lebensraum für das Rehwild bleibt. Dazu würden nicht alle Waldbesitzer ihre Wälder optimal bewirtschaften, so dass das Rehwild auf die verbleibenden relativ kleinen, aber attraktiven Flächen zurückgedrängt wird. „Rehe sind schließlich absolute Feinschmecker“, gibt der Vorsitzende zu bedenken. Für die Jägerschaft verspricht Peter Müller dennoch: „Wir werden die Abschüsse stark nach oben treiben“. Die offiziell geforderte Erhöhung der Abschussempfehlung bedeute in Zahlen in etwa zehn Prozent mehr Abschüsse bezogen auf die jeweilige Fläche. Trotzdem könne die Gewährleistung „ordentlicher Rehwildzahlen“ nicht alleinige Aufgabe der Jagd sein.

Die Bayerische Forstverwaltung erstellt alle drei Jahre für die rund 750 bayerischen Hegegemeinschaften Gutachten zur Situation der Waldverjüngung. Darin äußern sich die Forstbehörden zum Zustand der Waldverjüngung und ihre Beeinflussung durch Schalenwildverbiss. Sie beurteilen die Verbiss-Situation in den Hegegemeinschaften und geben Empfehlungen zur künftigen Abschusshöhe ab. Die Forstlichen Gutachten 2021 sollen die Beteiligten vor Ort in die Lage versetzen, für die Schalenwild-Abschussplanperiode 2022/25 einvernehmlich gesetzeskonforme Abschusspläne aufzustellen. Für die unteren Jagdbehörden stellen sie eine wichtige Entscheidungsgrundlage bei der behördlichen Abschussplanung dar. Bayernweit ergibt sich laut einer Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums folgendes Bild: Der Anteil der Laubbäume hat weiter zugenommen und liegt jetzt bei 52 Prozent.

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21.03.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (15):

Vom Milchbauer zum Christbaumerzeuger / Uwe Witzgall produziert im Oberland Christbäume für ganz Deutschland

Petschen. „Wenn, dann mit aller Konsequenz“. Das dachte sich Uwe Witzgall in den Jahren 2013/2014, als er die von seinen Eltern übernommene Milchviehhaltung aufgab und auf die Produktion von Christbäumen setzte. Ein gewagter Schritt in der kleinen Einöde Petschen, weit oberhalb von Stadtsteinach, direkt auf der Fränkischen Linie, rund 540 Meter über Normalnull. Heute gibt ihn der Erfolg Recht. Der 51-Jährige baut auf rund 30 Hektar Fläche hauptsächlich Nordmanntannen, in geringerer Stückzahlen auch Nobilis-Tannen, Blaufichten und Schwarzkiefern an und beliefert damit Händler in ganz Deutschland. Aber auch direkt auf der Plantage kann man sich in der Adventszeit seinen Baum aussuchen.

Ackerbau betreibt der gelernte Landwirt immer noch. Auf weiteren rund 30 Hektar Fläche baut er Roggen, Dinkel und Braugerste an. Der Roggen geht zum Vollkorn-Spezialitäten-Hersteller Pema nach Weißenstadt, Der Dinkel wird klassisch über den hiesigen Landhandel vermarktet und die Braugerste findet sich in den Bierspezialtäten der Altenkunstädter Brauerei Leikeim wieder.

Doch Uwe Witzgall ist mit Leib und Seele Christbaumerzeuger. Über 5500 Bäume wachsen auf einem Hektar. Wer glaubt, das wäre ein schnelles Geschäft, der hat sich allerdings getäuscht. Die Jungpflanzen, meist von örtlichen Händlern, werden mit drei Jahren gesetzt. Die Ernte ist erst Jahre später möglich. „Unsere Bäume wachsen im Schnitt sieben bis zehn Jahre“, erklärt Uwe Witzgall. Bei ihm gibt es auch Christbäume, die vier bis fünf Meter hoch sind und die meist von Firmen oder der öffentlichen Hand bestellt werden. Sie brauchen dann natürlich entsprechend länger.

Zwei Drittel der Bäume gehen an Wiederverkäufer in ganz Deutschland. „Wir beliefern Christbaummärkte von Rosenheim bis Niedersachsen“, sagt er. Aber auch in der Region gibt es die Bäume aus dem Oberland an vielen Verkaufsstellen. Ein Drittel vermarktet Uwe Witzgall direkt an Endkunden. An jedem zweiten und dritten Advent auch zum selbst aussuchen und zum selbst schlagen. Alle Bäume werden bereits im Sommer nach Größe und Qualität ausgezeichnet, ehe sie dann im November gefällt, verpackt und verladen werden.

Um sich von der Billigkonkurrenz der Baumärkte abzugrenzen, legt Uwe Witzgall allergrößten Wert auf Qualität. Das beweist schon die Tatsache, dass in der Regel rund 20 Prozent aller Bäume als Ausschuss eingestuft und als Schnittgrün vermarktet werden. „Schrott geben wir nicht raus“, macht Uwe Witzgall unmissverständlich klar und ist fest davon überzeugt: Wer einmal einen Qualitätsbaum aus seinen Plantagen hat, der kommt immer wieder.

Qualitätsbaum heißt, dass alle Bäume aus Petschen seit 2018 das Siegel „geprüfte Qualität Bayern” tragen dürfen. Das Gütesiegel besagt, dass festgelegte Produktionskriterien eingehalten und auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu gehört zum Beispiel ein später Schnittzeitpunkt ab dem 15. November. Außerdem wurde der Betrieb nach den Standards von GLOBAL G.A.P. zertifiziert, was die Erfüllung noch höherer Standards bedeutet. Sie beginnen von der Anpflanzung über die Produktion bis hin zur Ernte, praktisch in allen Bereichen. „Somit kann man jedem Baum einen eigenen Lebenslauf ausstellen“, erläutert Uwe Witzgall.

Von Mitte November bis zum zweiten Advent geht es in und um Petschen rund. „In diesen Wochen haben wir so richtig Stress“, sagt Uwe Witzgall, der vier Mitarbeiter beschäftigt. Doch eigentlich gibt es das ganze Jahr über viel zu tun. Im Moment ist er mit der Entnahme von Bodenproben beschäftigt. Ist eine Fläche erst einmal gerodet wird sie mit einer Zwischenfrucht wie etwa Kleegras begrünt, ehe sie im Herbst neu gepflanzt wird. Düngen, Pflanzenschutz und Baumpflege sind ganzjährig ein Thema.

Auch technisch ist der Christbaumproduzent bestens ausgerüstet. Da gibt es neben den üblichen Gerätschaften, mit denen auch Waldbauern arbeiten, Pflanzmaschinen, Netzautomaten und Palettiermaschinen. 80 bis 100 Bäume passen auf eine Palette, zehn Paletten auf einen Lkw, so rechnet Uwe Witzgall vor. Daraus wird auch die Dimension ersichtlich, in der sich der Christbaumerzeuger bewegt.

Natürlich ist auch Uwe Witzgall, wie jeder andere Landwirt auch, von Boden, Klima, Temperaturen, und Niederschlägen abhängig. „Die Natur kann auch unser Gegner sein“, sagt er und erinnert sich an die Eisheiligen im Jahr 2020, als es Mitte Mai noch einmal einen Nachfrost gab. Die Knospen waren damals schon offen, die frostempfindlichen Triebe schon draußen und so entstand großer Schaden an vielen Bäumen. Auch die Trockenjahre 2018 bis 2020 hätten sich in den Kulturen bemerkbar gemacht, indem es massive Ausfälle bei den Jungpflanzen gab. Das zurückliegende Jahr sei dagegen klimatisch ganz gut verlaufen und aktuell habe es im Winter genügend Feuchtigkeit gegeben.

Eine schlechte Nachricht hat Uwe Witzgall aber dann doch: Nachdem die Preise im zurückliegenden Winter gehalten werden konnten, wird er um eine moderate Erhöhung zum nächsten Weihnachtsfest wohl nicht herum kommen. Grund: Die Preise für Dünger und Diesel steigen derzeit immens an und obwohl er seine Mitarbeiter längst über Mindestlohn bezahlt, wird es auch Lohnsteigerungen geben müssen, um die besten Kräfte für die schwere Arbeit halten zu können.

Bilder:
1.
 Uwe Witzgall inmitten einer Plantage, an der die Jungpflanzen heranwachsen.
2.
 High Tech für das Weihnachtsfest: hier werden die Christbäume zur Verladung in die Netze gezogen.

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14.03.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (14):

Landschaftspflege und Lohnunternehmen / Baumpflege, Baggern, Bierfestfahnen: Der Betrieb von Andreas Textores ist breit aufgestellt

Gemlenz. Es gibt nichts, was wir nicht machen“, sagt Andreas Textores. Der 43-Jährige gelernte Landwirt betreibt seit 2003 einen Landschaftspflegebetrieb und ein Lohnunternehmen mit Sitz in Gemlenz bei Lehenthal. Hervorgegangen aus dem elterlichen Hof mit zuletzt 25 Kühen und 40 Hektar Fläche ist der Betrieb heute ungewöhnliche breit aufgestellt, vielfältig technisiert und auch für den einen oder anderen ungewöhnlichen Auftrag zu haben.

Eigentlich hatte er damals nach der Übernahme des Betriebes von den Eltern einen Milchviehstall bauen wollen. Doch es kam anders. Nach dem Besuch der Winterschule in Coburg 1999 arbeitete er zunächst drei Jahre als angestellter Schlepperfahrer und kam so mit dem Thema Landschaftspflege in Verbindung.

Die Flächen rund um Gemlenz bewirtschaftet er noch immer und baut darauf Braugerste, Kleegras, Mais an. Auch Grünland gehört dazu. Während die Braugerste über den Landhandel vermarktet wird, beliefert Andreas Textores mit dem Rest die Biogasanlage in Gössersdorf im Nachbarlandkreis Kronach.

Eine wichtige Säule seiner Arbeit ist seit fast 20 Jahren der Winterdienst. Von den größeren Unternehmen in der Stadt Kulmbach greifen alle auf die Schlagkraft und Erfahrung von Andreas Textores zurück. Seit einiger Zeit ist beispielsweise der neue Schneepflug mit einer Breite von fünf Metern im Einsatz, der sich optimal für die Räumung von Supermarktparkplätzen eignet.

Darüber hinaus gehören Gülle- und Silage-Transporte zu den Aufgaben, die Andreas Textores zusammen mit seinem Angestellten Max Weigel, einem gelernten Nutzfahrzeugmechatroniker, ausführt. Für Arbeitsspitzen greift Textores in der Regel auf Kräfte aus dem Maschinenring zurück.

Für die vielen Pferdebetriebe in der Umgebung bietet er eine umfangreiche Palette an Dienstleistungen an, vom Mähen des Grünlandes bis hin zum Aufstapeln der Heuballen in den Scheunen gehört alles dazu. Gute Kunden sind die Verbrauchermärkte für die er auch im Sommer die Anlagen rund um die Parkplätze pflegt, Kehrdienste übernimmt und wenn es sein muss sogar den Müll einsammelt. „Wir bieten einen Rund-um-Service für unsere Kundschaft“, sagt Andreas Textores und hat dabei nicht nur Firmen- sondern auch Privatkunden im Blick.

Meist arbeitet er dabei mit der Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH zusammen, in der die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt haben. Textores ist seit gut zehn Jahren Vorsitzender des Kulmbacher Maschinenrings, der heuer seinen 60-jähriges Bestehen feiert. Die Zusammenarbeit mit dem Maschinenring biete Riesenvorteile für alle Beteiligten, sagt er.

Kontinuierlich gewachsen ist der Maschinenpark. Vom kleinen Aufsitzmäher bis zur Quaderballenpresse, ein Bagger, fünf Schlepper, ein Holzhäcksler, das und vieles mehr steht in der Maschinenhalle in Gemlenz. Gleich daneben will er im kommenden Jahr eine neue beheizbare Halle errichten, in der auch im Winter und bei Nacht schrauben, schweißen oder flexen kann.

Auch für ungewöhnliche Aufträge ist sich Andreas Textores nicht zu schade. Im Gegenteil: Zur Kulmbacher Bierwoche war er es, der die Fahnen in der gesamten Stadt aufgehängt hat. Mit der Corona-bedingten Absage des Bierfestes wurden in den beiden vergangenen Jahren zwar auch die Flaggen weniger, doch irgendwann werden seine Dienste bestimmt wieder gebraucht. Auf dem EKU-Platz ist er im Sommer trotzdem unterwegs gewesen, um die neu gesetzten Platanen im Auftrag der Stadt zu gießen. „Der Platz ist ein Aushängeschild für die Stadt“, sagt Andreas Textores. Eigens für diesen Auftrag hatte er sich ein neues und größeres Wasserfass angeschafft. „Wir haben auch schon viele Problembäume gefällt, Hochregale abgebaut Baggerarbeiten durchgeführt und Baukräne versetzt“, sagt er, dessen Eigenwerbung im Wesentlichen aus Mund-zu-Mund-Propaganda besteht. Um auch gewerbliche Transporte durchführen zu können, ist er sogar in Besitz eines Güterverkehrsscheins.

Die steigende Nachfrage im privaten Bereich erklärt Andreas Textores damit, dass man sich gerade in einer dörflichen Gemeinschaft früher viel mehr selbst geholfen hat. Heute hätten viele Menschen gar nicht mehr die Zeit dazu und würden beispielsweise ihren Rasen viel lieber mähen lassen, als selbst Hand anzulegen.

Andreas Textores ist in der Szene bestens vernetzt. Als Maschinenringvorsitzender gehört er automatisch der Kreisvorstandschaft des Bauernverbandes an. Früher war er in der Landjugend aktiv die er auch heute noch, genauso wie die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau oder die Dorfgemeinschaft Lehenthal unterstützt.

Bilder:
1.
 Andreas Textores ist mit seinem Landschaftspflegebetrieb und Lohnunternehmen technisch auf dem neuesten Stand.
2.
 Andreas Textores und sein Mitarbeiter Max Weigel.
3.
 Die Holzbearbeitung gehört zu den Kernaufgaben von Andreas Textores aus Gemlenz.

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07.03.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (13):

Ehrlichkeit und Verlässlichkeit / Die Familie Unger bewirtschaftet in Leesau einen klassischen Milchviehbetrieb

Leesau. Den Landwirten wird es nicht leicht gemacht in diesen Zeiten. Die einen fordern mehr Klimaschutz, die anderen mehr Tierwohl. Stets sind es die Bauern, die in die Schusslinie von Politik, Handel und Verbraucher geraten. Bezahlen will den geforderten Mehraufwand keiner. Die Familie Unger aus Leesau bei Thurnau glaubt trotzdem fest daran, dass die Landwirtschaft Zukunft hat. Allerdings fordern Heike und Harald Unger sowie Sohn Markus, zwei Dinge: Verlässlichkeit von der Politik und Ehrlichkeit vom Verbraucher.

„Wir müssen schließlich auch langfristig planen können, und es muss bezahlbar sein“, sagt Harald Unger an die Politik gerichtet. Schließlich sei jede Investition im Schnitt auf 20 Jahre ausgerichtet. Was aber, wenn sich innerhalb dieser 20 Jahre die politischen Vorgaben mehrfach ändern? Auch das Verbraucherverhalten sieht er kritisch. Die Menschen forderten immer mehr Tierwohl, gleichzeitig würden sie immer weniger für gesunde Nahrungsmittel ausgeben. In Vorleistung sind die Bauern längst gegangen: waren früher pro Tier zwei Quadratmeter Standard, sind es heute über acht Quadratmeter, und das mit Licht und Luft, wie es die engen dunklen Ställe der vergangenen Jahrzehnte nie bieten konnten.

Zug um Zug hat die Familie den Kuhstall von einst 16 Meter auf mittlerweile stattliche 100 Meter Länge vergrößert. Bis 1991, als Haralds Schwiegereltern den Hof noch bewirtschafteten, waren es 24 Kühe im Anbindestall plus Jungvieh und 20 Bullen in der Mast. Heute sind es 90 Kühe und die weibliche Nachzucht. Schon 1996 baute die Familie den Stall teilweise zum Laufstall um und setzten einen Melkstand ein. „Damals war schon Überzeugungsarbeit notwendig“, erinnert sich Harald Unger (51). Die heute so verpönte Anbindehaltung war damals schließlich Stand der Dinge und auch in Leesau waren die Trockensteher bis 2010 noch angebunden.

2006 übergaben die Schwiegereltern dann den Betrieb an Heike und Harald, der den Hof mittlerweile mit Sohn Markus (24) als GbR führt. Klaus, der jüngere Bruder von Markus ist als Elektriker außerhalb der Landwirtschaft tätig. Bestimmt ist es kein Zufall, dass auch Harald den Beruf des Elektrikers gelernt hat, ehe er Anfang der 1990er Jahre in den Hof einheiratete, nicht ohne eine ordentliche Ausbildung zum Landwirt zu machen, die er, genauso wie inzwischen Sohn Markus, mit dem Meister abgeschlossen hat.

„Es verging praktisch kein Jahr, in dem wir nicht gebaut haben“, sagt Harald. Nach dem Wohnhausbau im Jahr 2001 wurde 2010 erst der Laufstallbereich erweitert, dann kamen Abkalbeboxen dazu und die Anbindehaltung wurde für Jungvieh umgebaut, bis schließlich zuletzt 2020 ein Außenklimabereich mit Laufhof am Stallende dazu kam um künftig die Forderungen des Lebensmitteleinzelhandels erfüllen zu können.

Auf den rund 100 Hektar Fläche, die sich im Wesentlichen um die Hofstelle herum erstrecken, bauen Harald und Markus Unger Weizen, Braugerste und Winterraps an, der Ertrag wird klassisch über den Landhandel vermarktet. Auf den übrigen Flächen wachsen Kleegras, Mais und Wintergerste. Zusammen mit dem Grünland wird der Ertrag als Eigenbedarf, also als Futter für die Kühe, gebraucht. Überhaupt stellt die Wirtschaftsweise den Idealfall einer Kreislaufwirtschaft dar. Sowohl der Biertreber, die beim Brauen anfallenden Rückstände des Malzes, als auch der Rapsextraktionsschrot, der bei der Herstellung von Rapsöl entsteht, werden wieder an die Kühe verfüttert.

Auch in Sachen Energie kann die Familie Unger punkten: Ein großer Teil des Stalldaches ist mit Fotovoltaikmodulen versehen. „Ab 2003 waren wir damit eine der ersten“, sagt Harald Unger. Natürlich wird der Strom ins öffentliche Netz eingespeist, doch zumindest rechnerisch wird der gesamte Stromverbrauch des Hofes selbst erzeugt. Derzeit denkt man im Hause Unger über die Anschaffung eines Speichers nach.

Symptomatisch für die Entwicklung der Landwirtschaft stehen die Betriebs- und Viehzahlen in Thurnau: Gab es vor zehn Jahren noch 17 Betriebe, sind es heute nur mehr sechs. Auch die Kühe sind weniger geworden, wenngleich ihre Zahl nicht in der gleichen Dimension abgenommen hat. Hier waren es vor zehn Jahren 618 Kühe, heute sind es immerhin noch 407. Insgesamt hören offiziellen Zahlen zufolge jährlich 60 bis 70 Milchviehbetriebe in Oberfranken auf. „Auch das sind alles Arbeitsplätze und Existenzen, die still und heimlich wegbrechen“, sagt Harald Unger, der eine Periode lang auch stellvertretender BBV-Kreisobmann im Kulmbacher Land war und der aktuell die Freien Wähler im Thurnauer Marktgemeinderat vertritt.

Bild: Harald, Heike und Markus Unger im neuen Außenbereich des zuletzt 2020 erweiterten Kuhstalles.

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03.03.2022

Braugerstenanbau in Gefahr / BBV-Kreisversammlung: Ernährung sicherstellen, statt Flächen stillzulegen

Kulmbach. Die Landwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen. „Es ist nicht fünf vor, sondern bereits fünf nach zwölf“, sagte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der öffentlichen Online-Kreisversammlung. Der Strukturwandel setze sich derzeit in ungeahnter Art und Weise fort. Vor allem tierhaltende Betriebe blieben auch im Kulmbacher Land auf der Strecke.

„Da kommt einiges auf uns zu“, so Löwinger mit Blick auf die geplante Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) der Jahre 2023 bis 2027. Bewegte Zeiten gebe es derzeit freilich nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch durch den Krieg in der Ukraine, dessen Auswirkungen derzeit noch gar nicht abzusehen sind. „Vor diesem Hintergrund müssen wir die Bedeutung der Ernährungssicherung völlig neu bewerten“, sagte der Kreisobmann. Zwangsstilllegungen, wie sie mit vier Prozent vorgesehen sind, würden da so gar nicht mehr in die Zeit passen. Löwinger rief deshalb dazu auf, die künftige Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik noch einmal völlig neu zu überdenken.

Zu den bewegten Zeiten gehöre derzeit auch die Tatsache, dass alles extrem teurer werde. Alle spürten den Preisschock, bei den Bauern schlage besonders die Kostenexplosion bei den Betriebsmitteln zu Buche. Der Preis für Düngemittel habe sich beispielsweise binnen der zurückliegenden zwölf Monate glatt verdreifacht. Gleichzeitig bleiben den Landwirten die Einnahmen weg. „Bei uns kommt nichts an“, so Löwinger. Die großen Gewinne gehen in die Taschen der Handelskonzerne.

Konkret kritisierte Löwinger unter anderem, dass mit dem Ziel des Erosionsschutzes eine künftige Winterbegrünung vorgeschrieben ist. Das sei mit dem für das Kulmbacher Land so wichtigen Braugerstenanbau nicht vereinbar, weil es bei der Bewirtschaftung erhebliche Probleme mit sich bringt. Neben einer Rücknahme überzogener Forderungen, Vorschriften und Gesetze forderte der Kreisobmann deshalb, Ausnahmeregelungen für bestimmt Gebiete von der Winterbegrünung. „Es kann ja niemand daran Interesse haben, dass die Braugerste bei uns vor dem Aus steht.“

Im Mittelpunkt der Kreisversammlung stand die zukünftige gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union für den Förderzeitraum 2023 bis 2027. Matthias Borst vom Fachbereich Agrar- und Umweltpolitik des BBV kam dabei zu dem Schluss, dass die künftige EU-Agrarpolitik noch komplexer und von den Bauern noch mehr abverlangen werde. Zwar hätten ein solider Finanzrahmen gesichert und eine ursprünglich geplante 30-prozentige pauschale Kürzung verhindert werden können. Trotzdem werde die Förderung für manche Betriebe geringer ausfallen.

Schuld daran seien neue Vorhaben, die unter Schlagworten wie Konditionalität oder ECO-Schemes („Öko-Regelungen“) fester Bestandteil der neuen EU-Agrarpolitik werden sollen. Dabei geht es im Wesentlichen um Natur-, Landschafts- und Klimaschutzmaßnahmen, zu denen die Bauern teilweise verpflichtet werden sollen oder deren freiwillige Umsetzung extra entlohnt werden soll. Erosionsschutzmaßnahmen gehören genauso dazu, wie der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel.

Aufgrund der Niederschlagssituation ging Borst davon aus, dass die neuen Vorgaben für den Erosionsschutz in Nordbayern nicht so ins Gewicht fallen. Trotzdem sei festgelegt, dass, vereinfacht gesagt, immer etwas auf dem Feld stehen muss, entweder eine Zwischenfrucht oder Getreidestoppeln. Eine raue Pflugfurch genüge dann zwischen dem 1 Dezember und dem 15. Januar nicht mehr. Sonderregelungen gebe es allerdings bereits, etwa für „spät räumende Kulturen“ (ab 1. Oktober), wie Körnermais oder Zuckerrüben,

Die geplanten verpflichtenden Stilllegungen von besten Ackerflächen seien auf jeden Fall noch einmal zu hinterfragen, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse muss auf EU-Ebene kurzfristig reagiert werden“, so Schöffel. In der jetzigen Situation stehe die Versorgung im Mittelpunkt. Bleibe zu hoffen, dass die Menschen jetzt wieder den Wert der Landwirtschaft und der eigenen Nahrungsmittelversorgung erkennen.

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01.03.2022

WBV Hollfeld: Borkenkäfer sorgt für neuen Rekord

Kulmbach/Hollfeld - Rekord bei der Waldbesitzervereinigung Hollfeld: im zurückliegenden Jahr wurde erstmals die Menge von 100000 vermarkteten Festmetern übertroffen. Christian Dormann, der Vorsitzende der WBV, spricht von einem erfolgreichen und arbeitsintensiven Jahr. Die WBV Hollfeld erstreckt sich über drei Landkreise. Sie hat rund 1700 Mitglieder aus Bamberg, Bayreuth und Kulmbach.
 
2021 sei für alle Beteiligten absolut an die Substanz gegangen. Handelte es sich doch um mehr als die dreifache Vermarktungsmenge eines normalen Jahres. „Der Holzmarkt ist schon verrückt, man kann einfach nichts planen“, sagt Dormann. Die eigentliche Ursache für die Rekordmarke ist freilich weniger erfreulich, denn die gewaltige Menge an Holz musste vor allem wegen der Käferkatastrophe eingeschlagen werden. Sogar Aushilfen hätten mobilisiert werden müssen, um den Arbeitsaufwand zu bewältigen. „Wir sind allen Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie das gestemmt haben“, betont Dormann.

Mittlerweile habe man sogar die Geschäftsstelle verstärkt. Dort sind jetzt vier, statt bisher drei Mitarbeiter tätig, dazu kommt noch ein Mitarbeiter für den Kundenservice und zwei im Büro. Weil die jetzige Geschäftsstelle in Treppendorf aus allen Nähten platzt, planen die Verantwortlichen einen Umzug nach Hollfeld, „in die Mitte unseres Vereinsgebietes“, wie es Vorsitzender Dormann formuliert. Nachdem bislang kein geeignetes Objekt gefunden werden konnte, hat die Vorstandschaft bereits einen Neubau ins Gespräch gebracht. „Wir sind noch am sondieren“, meint der Vorsitzende. Schließlich soll zum Wohl aller Mitarbeiter eine effektive Arbeit möglich gemacht und für die Mitarbeiter ein positives Arbeitsklima geschaffen werden.

 
Die Baumart, die bei der Vermarktung mit rund 90 Prozent zu Buche schlägt, ist einmal mehr die Fichte, gefolgt von der Kiefer. Auch sie ist nach den Worten Dormanns „definitiv kein Zukunftsbaum mehr“. Ziemlich überlaufen ist er Markt mit Hackschnitzeln.

Bei der vieldiskutierten Waldverjüngung ist die WBV Hollfeld ganz vorne mit dabei. „Wir liefern gerade aus und haben die Befürchtung, dass das Pflanzgut bei bestimmten Laubarten wie etwa beim Feldahorn knapp wird“, sagt Dormann. Positiv wertet er es, dass mittlerweile auch viele neue Baumarten bestellt werden.

Das Plus von rund fünf Prozent bei den Mitgliedern begrünt der Vorsitzende mit den zahlreichen Serviceleistungen, die von der WBV beispielsweise in Sachen Bundeswaldprämie angeboten wurden. „Wir haben für einen geringen Unkostenbeitrag das gesamte Management übernommen und die Online-Antragsstellung für die Mitglieder erledigt“, erklärt Dormann. Etwa 200 Mitglieder hätten diesen Service in Anspruch genommen.

Im Serviceangebot sieht der Vorsitzende auch eine wichtige Aufgabe für die Zukunft. Viele Waldbesitzer hätten mit Land- und Forstwirtschaft kaum mehr etwas zu tun. „Es werden immer weniger, die rausgehen und selbst etwas machen, für sie bieten wir unsere Waldpflegeverträge an“, sagt der Vorsitzende.

Was das kommende Jahr angeht, ist der Vorsitzende erwartungsvoll. Trotz des milden Winters habe es ausreichend Feuchtigkeit gegeben. „Das Wasser kam schön gleichmäßig und ist tief im Boden versickert, sodass die Wasserspeicher aufgefüllt sind.“ Dormann geht davon aus, dass sowohl der Schulungstag als auch die Infoveranstaltungen der WBV wieder in Präsenz stattfinden können. Sollte es irgendwie möglich sein, werde man auch die Jahreshauptversammlung im Sommer nachholen, schließlich stehen Neuwahlen der Vorstandschaft an.

Bilder:
1.
Mehr als dreimal so viel Holz hat die WBV Hollfeld im vergangenen Jahr vermarktet.
2. Christian Dormann, Vorsitzender der WBV Hollfeld.

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28.02.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (12):

Frankenthaler vom Patersberg / Teresa und Christian Jundt haben sich in Veitlahm der solidarischen Landwirtschaft verschrieben

Veitlahm. 1985 beginnt die Geschichte eines echten Kleinods im Kulmbacher Land. Damals hatte Alwin Schneider, der als Entwicklungshelfer in Ecuador arbeitete, den Patersberghof übernommen. Was bis dahin ein konventioneller Schweinezuchtbetrieb mit 25 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche war, wurde von nun an Zug um Zug in eine Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) verwandelt, die heute Vorbildcharakter hat.

Dahinter stehen Teresa und Christian Jundt, sie aus Oldenburg, er aus Biberach, beide haben sich beim Landwirtschaftsstudium kennengelernt. Über www.hofsuchtbauer.de waren sie Ende 2015 auf den Patersberghof gekommen. Im Februar 2016 waren die beiden jungen Leute zum ersten Mal vor Ort und vereinbarten ein Probejahr, zum Wirtschaftsjahr 2017/20128 haben sie den Patersberghof dann übernommen.

Regional, bio und ohne Gewinnabsicht, so lässt sich das Konzept zusammenfassen. Von Anfang an wurde der Hof nach den biologisch-dynamischen Richtlinien des Demeter-Anbauverbandes bewirtschaftet. Dazu gehören neben artgerechter Haltung der Verzicht auf pharmazeutisch-technische Pflanzenschutz- oder Düngemittel sowie eine Fruchtfolgewirtschaft auf den Feldern zur Erhaltung der Bodenvitalität und -qualität.

Eigentum des Hofes ist der gemeinnützige und anthroposophisch orientierte Trägerverein „Lebensraum-Entwicklung Wernstein“, dessen Ziel es ist, das Leben insbesondere in und um den Patersberghof als wichtiges Kulturgut zu erhalten. Teresa und Christian Jundt sind die Pächter der Gebäude und der insgesamt 42 Hektar Fläche rund um Mainleus. Neben den beiden ist eine Auszubildende zur Landwirtin tätig, einmal pro Woche kommt ein Bäcker. Maschinen und Inventar gehören ihnen.

„Unser Ansatz ist es, gesunde Lebensmittel für alle zu erzeugen“, sagte Teresa und Christian Jundt. Die Idee der solidarischen Landwirtschaft haben beide schon mit ins Kulmbacher Land gebracht. „Die SoLawi war von Anfang an unser Ziel“, sagt Christian Jundt. Alles miteinander zu verbinden nennt der 35-Jährige „zeitfüllend und erfüllend“. Alles, was die beiden und ihre Helfer machen, hat Hand und Fuß, das hat auch das Umfeld längst erkannt. „Wir sind nicht irgendwelche Spinner“, stellten Teresa und Christian Jundt klar. Das sagen mittlerweile selbst die Berufskollegen.

Auf dem Patersberghof werden 15 Milchkühe mit dem nachwachsenden Jungvieh, einige Legehühner und vier Schafe zur Grünlandpflege gehalten. Die Kühe der Rasse „Fränkisches Gelbvieh“ leben in einem großzügigen Laufstall am Ortsrand und werden zwei Mal am Tag gemolken. Eine Besonderheit ist die „muttergebundene Kälberaufzucht". Dabei sind die Kälber zunächst komplett mit dem Muttertier in der Herde dabei. Dann kommen sie zu den älteren Kälbern in einen separaten Stall und haben zunächst zweimal, dann einmal pro Tag Kontakt zur Mutter. „So kann die Entwöhnung von Mutter und Kalb langsam erfolgen“, erklärt Christian Jundt. Insgesamt bekommen die Kälber zwölf Wochen lang Milch.

„Würden die Kälber die ganze Zeit mit ihren Müttern zusammen sein, bliebe für unsere Käserei keine Milch mehr übrig, so teilen wir uns die Milch mit den Kälbern.“ Mehrmals in der Woche geht die Milch in die eigene kleine Käserei. Hier wird sie handwerklich zu Quark, Rohmilchkäse, cremigen Camembert mit dem Namen „Frankentaler“ und bei genügend Rohstoff auch zu Weichkäse in verschiedenen Variationen produziert.

Auf den Ackerflächen werden Dinkel, Roggen, Hafer, Winterweizen und Kartoffeln angebaut. Jeden Donnerstag wird das Getreide in der Hofbäckerei in handwerklicher Arbeit zu einem kleinen, aber feinen Sortiment von Broten und Backwaren verarbeitet. Gemahlen wird das Getreide vor Ort.

Solidarische Landwirtschaft ist eine Form, gemeinschaftlich Landwirtschaft zu finanzieren und diese Gemeinschaft dann mit den Lebensmitteln des Hofes zu versorgen. Geregelt wird das in einer Vereinbarung zwischen Verbraucher und Erzeuger. Die SoLawi am Patersberg kalkuliert ihre Jahreskosten und teilt sie durch die Zahl der Anteile. So entsteht ein Richtwert, zu dem die Landwirtschaft oder Gärtnerei ihre Produkte des kommenden Jahres voraussichtlich erzeugen kann. An die 200 Anteile könnte der Hof theoretisch vergeben, 43 sind aktuell derzeit vergeben, ein Einstieg ist jederzeit möglich.

„Bei uns liegt der monatliche Richtwert bei 86 Euro für den großen und bei 43 Euro für den kleinen Anteil“. Dafür gibt es pro Woche vier Liter Mich in Form von Milch, Quark, Joghurt oder Käse, ein Kilo Brot, im Winterhalbjahr ein Kilo Kartoffeln sowie ein zwei Kilo Paket Fleisch pro Jahr. Für den kleinen Anteil gilt jeweils die Hälfte. Alles Übrige wird klassisch vermarktet. Die Produkte gibt es direkt vor Ort und in den regionalen Bio-Naturkostläden. Zum Patersberghof gehört auch eine Gärtnerei, die nach den gleichen solidarischen Prinzipien wirtschaftet.

Bilder:
1.
 Teresa und Christian Jundt (mit Aurelia) haben 2016 den Patersberghof übernommen.
2.
 Immer freitags und samstags gibt es Brot, das Teresa und Christan Jundt hier präsentieren.

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23.02.2022

Aktuelle Sturmsituation: Klimawandel ist Fakt / Libanon-Zeder statt Fichte - BBV-Waldexperte Koch fordert standortgerechte Mischwälder statt neuer Schutzgebiete

Bamberg. Die Stürme der zurückliegenden Tage und Wochen haben in den oberfränkischen Wäldern immense Schäden hinterlassen. Für Johann Koch sind sie ein klares Zeichen für den Klimawandel. Trotzdem glaubt der Waldreferent des Bayerischen Bauernverbandes, fest daran, dass die Waldbesitzer nicht nur Opfer sind, sondern vielmehr die Retter des Klimas sein könnten. Voraussetzung dafür sei es, dass eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird. Waldstilllegungen und neue Schutzgebiete seien der falsche Weg, so Koch bei einer Veranstaltung des BBV Oberfranken. Bayernweit gibt es etwa 700000 Waldbesitzer. Im Schnitt bewirtschaftet jeder eine Fläche von 2,3 Hektar.

Derzeit gehe man davon aus, dass aufgrund der aktuellen Sturmsituation keine gravierenden Marktstörungen auftreten. Die Stürme hätten aber auch eines gezeigt: „Der Klimawandel ist Fakt“. Bereits seit Jahren seien zunehmende Wetterextreme, häufigere und heftigere Stürme, aber auch lange Trocken- und Hitzeperioden, sowie weniger Niederschläge in der Vegetationszeit zu beobachten. „Es sollte uns allen klar sein, dass der Klimawandel längst angekommen ist“, so Waldreferent Koch.

Folge davon seien massive Kalamitäten wie Sturmschäden und Schneebruch sowie verstärkte Schädlingsaufkommen, vor allem durch den Borkenkäfer. „Unsere Waldbesitzer haben gigantische Schäden zu verzeichnen“, so der BBV-Sprecher. Er beziffert die Schadenssumme bundesweit auf 13 Milliarden (!) Euro allein für die zurückliegenden drei Jahre.

Einzige Chance um gegenzusteuern sei es, standortgerechte Mischwälder aufzubauen. Staatliche Hilfen würden den Waldbesitzern zwar Perspektiven eröffnen, die Schäden ausgleichen könnten sie aber nicht. Zum Aufbau stabiler Mischwälder gehörten auch tragbare Wildbestände. Keine Lösung sei es, die nachhaltige Nutzung massiv einzuschränken. „Forstwirtschaft und Naturschutz sind kein Widerspruch“, so Koch. Noch immer werde deutlich weniger genutzt, als nachwächst

Flächenstilllegungen oder die Ausweisung neuer Schutzgebiete, wie sie Naturschutzverbände immer wieder fordern, seien der falsche Weg. Keine Lösung seien amerikanische Verhältnisse wo auf der einen Seite eine gewaltige intensive Nutzung des Waldes stattfindet, auf der anderen riesige Nationalparks ausgewiesen wurden. Der natürliche Zuwachs werde längst nicht abgeschöpft.

Scharfe Kritik übt Koch an der EU-Forstpolitik, die einerseits den Wald als unverzichtbaren Bestandteil zur Bewältigung des Klimawandels einstuft, andererseits aber die nachhaltige Nutzung massiv einschränkt. Kritik gibt es auch an der Waldstrategie der Bundesregierung, die vorrangig nur auf heimische Baumarten setzen möchte. Das werde langfristig nicht aufgehen, sagt der Waldreferent und plädierte für die Libanon-Zeder oder Baumarten aus Südost-Europa.

Koch ist fest davon überzeugt, dass ohne eine nachhaltige Forstwirtschaft die Klimaschutzziele nicht zu erreichen seien. Die gesamte Forst- und Holzwirtschaft trage durch die Speicherung in Wald- und Holzprodukten, besonders aber durch die Vermeidung von Emissionen zum Klimaschutz bei. Eine herausragende Rolle werde dabei der Holzbau einnehmen. „Wir sollten weg von Beton. Stahl und Ziegeln und sollten hin zu regenerativen Baustoffen wie Holz.“

Bild: Auch im Kulmbacher Land warten derzeit an vielen Stellen riesige Holzmengen auf den Abtransport.

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21.02.2022

Baumpflege, Beratung und Betriebshilfe / Tendenz steigend: Maschinenring Kulmbach blickt trotz Corona positiv in die Zukunft

Kulmbach. Steigende Zahlen in der Maschinenvermittlung und ein deutlicher Anstieg in der Betriebshilfe: die Arbeit des Maschinen- und Betriebshilfsrings Kulmbach ist auch oder gerade in Corona-Zeiten sehr gefragt. „Die Tendenz zeigt nach oben“, sagt Geschäftsführer Horst Dupke. Wenn die Jahreshauptversammlung auch diesmal erneut angesagt werden musste, sind die Verantwortlichen aber trotzdem optimistisch, Mitte Juni das 60-jährige Bestehen des Maschinenrings mit einem Tag der Landwirtschaft feiern zu können, und zwar nicht virtuell, sondern in Präsenz mit Ausstellungen und Aktionen.

Obwohl dem Ring im zurückliegenden Jahr zwei Betriebshelfer weniger, und damit nur 33, zur Verfügung standen, war die Zahl der geleisteten Stunden von gut 17100 auf knapp 22500 gewaltig angestiegen. Geschäftsführer Dupke führt dies in erster Linie auf einige Langzeiteinsätze zurück, bei denen die betreffenden Helfer aufgrund eines Unfalls des Betriebsleiters das ganze Jahr an einen einzigen Einsatzort gebunden waren. „Da kommt natürlich einiges an Stunden zusammen“, so Dupke.

Auch beim weiteren Kerngeschäft des Rings, dem Maschinenverleih, zeige die Tendenz eindeutig nach oben. Und das, obwohl der Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter voran schreitet und immer mehr Lohnunternehmer immer breiter aufgestellt sind. Am meisten gefragt seien die Bereiche Futterbau, Stroh- und Körnerernte sowie der Verleih von leistungsfähigen Schleppern gewesen.

Den gesamten Verrechnungswert des MR Kulmbach für das zurückliegende Jahr bezifferte der Geschäftsführer auf über 3,8 Millionen Euro, was einem Anstieg gegenüber 2020 von knapp 200000 Euro entspricht. Der Kulmbacher Ring hat aktuell 850 Mitglieder, zwei weniger als im Vorjahr. Die bewirtschaftete Fläche ist mit etwas über 27000 Hektar nahezu gleich geblieben.

Ein Höhepunkt im Jahreslauf des MR Kulmbach ist seit Jahren der Pflanzenbautag im Kasendorfer Gemeindeteil Loop. Auch diese Veranstaltung soll heuer wieder regulär stattfinden, war sie doch in der Vergangenheit bei den Bauern im Kulmbacher Land stets auf große Resonanz gestoßen. Im vergangenen Jahr seien die Versuche angelegt und ausführlich schriftlich dokumentiert worden. Überraschenderweise hätten zahlreiche Landwirte das Angebot gut angenommen. Das ausgelegte Informationsmaterial habe kaum gereicht, so Dupke.

Zum weiteren Dienstleistungsangebot des Maschinenrings für die Landwirte gehören Hilfestellungen bei Mehrfachanträgen, und Gasverbilligung, die immer komplexer werdende Düngeberatung, die mittlerweile beim Nachbarring Fränkische Schweiz angesiedelt ist, sowie die Vermittlung von passgenauen Stromverträgen durch das beim MR Bayreuth angesiedelte Stromkompetenzzentrum. Schließlich ist der MR Kulmbach auch Ansprechpartner für die 14 dezentralen Grüngutkompostieranlagen im Landkreis.

Ihre gewerblichen Aktivitäten haben die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz in der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH gebündelt. „Die Zusammenarbeit läuft sehrt gut, die Nachfrage nach unserem Angebot steigt ständig an“, so der dafür zuständige Alexander Hollweg. Allein in Kulmbach betreue die OMI 160 Winterdienstobjekte im Auftrag von Firmen, Industriebetrieben aber auch Privatleuten. Als weitere Schwerpunkte nannte Hollweg die Bereiche Baum- und Grünanlagenpflege. Immer stärker nachgefragt werde vor allem von den Kommunen auch die biologische Unkrautbekämpfung per Heißwasserthermie

Bild: Erfolgreiche Arbeit in Corona-Zeiten: Maschinenring-Geschäftsführer Horst Dupke und der für die Oberfranken Mitte GmbH zuständige Mitarbeiter Alexander Hollweg.

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21.02.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (11):

Angus-Rinder, Energie und Ökolandbau / Michael Greim bewirtschaftet seinen Demeter-Biohof am Ortsrand von Marktschorgast

Marktschorgast. Auf dem Hof der Familie Greim war man schon immer der Zeit voraus: 1988, als das noch keiner so recht ernst nahm stellte Senior Martin Greim auf Bio um, seitdem gehört der Betrieb dem Demeter-Anbauverband an. Im Jahr 2000, lange vor dem Boom der Biogasanlage, wurde auf dem Hof die erste Anlage in Betrieb genommen, damals noch mit 30, heute aufgerüstet auf 75 kW. Schließlich wurden ab 2009 Zug und Zug sämtliche Dächer, mittlerweile sogar die Nordseiten, mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Der erzeugte Strom wird teilweise zum Eigenverbrauch genutzt, aber größtenteils ins Netz eingespeist. Ein eigenes Windrad, das wäre noch der Traum, sagt Junior Michael Greim.

2007 hatte Michael, heute 50, den Hof übernommen. Seine drei Schwerpunkte lauten Mutterkuhhaltung mit Angus-Rindern, die Erzeugung alternativer Energien und Ökolandbau. Gut 200 Hektar Fläche bewirtschaftet er. Winterweizen, Braugerste, Roggen, Dinkel und Hafer baut er darauf an. Im Wesentlichen landen die Erträge in der Backwarenindustrie, die Braugerste geht zur Mälzerei Weyermann nach Bamberg. Die Hälfte der Flächen macht Grünland und Kleegras aus, das für den Eigenbedarf benötigt wird.  Anders als bei vielen Bauern im Landkreis, sind die Flächen breit gestreut. Sogar in Unterzettlitz, Wartenfels und im Trebgaster Raum bewirtschaftet Michael Greim Felder und Grünland. 

Die Geschichte des Demeter-Biohofs Greim an seinem jetzigen Standort hinter dem Marktschorgaster Sportplatz und fast schon in Sichtweite zu den Landkreisgrenzen in Richtung Bayreuth und Hof, beginnt eigentlich schon im Jahr 1979. Die Hofstelle lag damals noch mitten im Ort, die Eigentumsfläche betrug damals zwölf Hektar mit 30 Stück Vieh. „Als die Flurbereinigung kam, ging es so langsam los“, erinnert sich Michael, der damals noch ein Kind war. Nach dem Besuch der Wirtschaftsschule absolvierter er seine Ausbildung zum Landwirt und schloss mit der damaligen Technikerschule in Bayreuth ab.

„Wir haben praktisch jahrelang nur gebaut“, erinnert er sich. Mitte der 1990er Jahre und im Jahr 2000 kamen ein Tiefstreustall und der Liegeboxenstall dazu, insgesamt ist er für rund 350 Stück Vieh verantwortlich, alles schwarze und rote Angus-Rinder. Auch vier Zuchtbullen sind darunter. „Ich wollte mich von Anfang an spezialisieren“, erinnert er sich und so entschied er sich für die vor allem zur Fleischproduktion gehaltene Rinderrasse Deutsch Angus. Weibliche Jungtiere gehen zum Export ins Ausland, die Fleischvermarktung erfolgt über eine mittelfränkische Erzeugergemeinschaft und die Metzgerei Schimmel in Marktschorgast.

Eine Vollzeithilfskraft beschäftigt Michael Greim, ansonsten hilft die Familie, allen voran die Eltern und auch Bruder Dominik, der ganz in der Nähe einen ökologischen Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung betreibt. Arbeitsspitzen werden mit Saisonarbeitskräften oder durch Lohnunternehmer abgedeckt. Die Direktvermarktung hatte die Familie allerdings schon vor mittlerweile neun Jahren aufgegeben. „Da war der zeitliche Aufwand dann doch zu groß“, sagt Michael Greim, der mittlerweile auch schon acht Lehrlinge auf seinem Betrieb ausgebildet hat.

Eine weitere Besonderheit ist die Grüngutkompostierungsanlage auf dem Gelände, die im Eigentum von Michael Greim steht und die er seit 1988 im Auftrag des Landkreises betreibt.

Von der großen Politik, aber auch von der Kommunalpolitik, würde sich Michael Greim nur eines wünschen, dass sie endlich hinter den Bauern steht. Seiner eigenen Verantwortung ist sich Michael Greim durchaus bewusst: „Dem Klimawandel müssen wir uns stellen“, sagte er und denkt dabei an das absolute Trockenjahr 2018, das damals vielen Landwirten schwer zu schaffen gemacht hatte.

Bilder:
1.
 Lieber im Stall als auf dem Traktor: Michael Greim liebt die Arbeit mit den Tieren.
2.
 Das Futter für die Rinder stammt aus eigenem Anbau.
3.
 Hier auf dem Hof von Michael Greim in Marktschorgast steht das Tierwohl im Mittelpunkt.
4.
 Auf schwarze und rote Rinder der Rasse Deutsch Angus hat sich Michael Greim spezialisiert.
5.
 Der große Stall am Ortsrand von Marktschorgast wurde im Jahr 2000 errichtet.

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18.02.2022

Weniger Betriebshilfe, mehr Maschineneinsatz / MR Münchberg vor Wechsel an der Spitze

Münchberg. Beim Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg stehen die Zeichen auf Wechsel. Nicht nur Vorstand Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei Schauenstein wird nach 15 Jahren im Amt bei den anstehenden Neuwahlen in diesem Jahr nicht mehr antreten, auch Geschäftsführer Patrick Heerdegen wechselt bereits im März an die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken nach Bayreuth.

Der Nachfolger von Heerdegen, der 27-jährige Simon Weller, ist bereits in den neuen Räumen des Maschinenrings im Grünen Zentrum in Münchberg zur Einarbeitung präsent. Er stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb bei Erlangen und hat zuletzt Landwirtschaft studiert. Um die Neuwahl des Vorstands durchführen zu können, planen die Verantwortlichen, so wie im vergangenen Jahr auch, die Durchführung einer Mitgliederversammlung im Sommer. Derzeit sind alle optimistisch, wieder eine Präsenzveranstaltung durchführen zu können.

Wie wichtig die Arbeit des Maschinenrings ist, zeigt sich einmal mehr am Verrechnungswert, der in Münchberg um fast sechs Prozent auf knapp 4,7 Millionen Euro angestiegen ist. Eigentlich wäre der Wert sogar noch höher ausgefallen, wenn nicht die Kompostierung in den eigenständigen Kompostring ausgegliedert worden wäre.

Den Löwenanteil machte einmal mehr die Maschinenvermittlung aus. „Letztes Jahr gab es viel Futter“, sagte Geschäftsführer Heerdegen und so hätten die Bereiche Hofmaschinen und Futtermittel allein mit über einer Million Euro und die Bereiche Futterbau und Strohernte mit einer weiteren knappen Million Euro zu Buche geschlagen. Die späte und teilweise verregnete Ernte hätte viele Landwirte und damit auch den Maschinenring vor echte Herausforderungen gestellt.

Zum Sorgenkind hätte sich dagegen das zweite große Standbein, die Betriebshilfe entwickelt. Allein bei der sozialen Betriebshilfe, also beim Einspringen in Krankheits- und Notfällen auf den Höfen habe es einen Einbruch von rund knapp 10000 auf circa 19000 Stunden gegeben. Rechnet man die wirtschaftlichen Einsätze, etwa zur Abdeckung von Betriebsspitzen, dazu, kommt man auf gut 22000 Stunden. Das bedeutet ein Drittel weniger als noch im Vorjahr.

Geschäftsführer Heerdegen begründet den signifikanten Rückgang damit, dass sämtliche Operationen, Kuren oder Reha-Maßnahmen Corona-bedingt auf ein Minimum zurückgefahren worden seien. Somit habe es deutlich weniger Ausfälle auf den Höfen gegeben. „Außerdem macht sich langsam aber sicher auch der Strukturwandel bemerkbar“, sagte Heerdegen. Viehhaltende Betriebe würden immer weniger, viele kleinere Betriebe hören ganz auf und die Anbindehaltung gehe ihrem Ende entgegen. Für den Maschinenring Münchberg sind drei angestellte Vollzeitkräfte, zwei Helfer, die über den Evangelischen Betriebshelferdienst Hesselberg angestellt sind, eine Dorfhelferin und 30 nebenberufliche Kräfte tätig.

Der MR Münchberg hat aktuell 929 Mitglieder, 21 mehr als noch im vergangenen Jahr. Ihre gewerblichen Aktivitäten haben der MR Münchberg und der MR Wunsiedel in der Maschinenring Hochfranken GmbH gebündelt. Dazu gehören ganz klassisch Grünflächen-, Gehölz- und Baumpflege sowie der Winterdienst. Eine Besonderheit der MR Hochfranken GmbH ist die Übernahme der Trassenpflege für das Bayernwerk. Ganz neu ist die Anschaffung einer eigenen Umkehrfräse, mit deren Hilfe Blühflächen kostengünstig und in einem Arbeitsgang angelegt werden können.

Bild: In den neuen Räumen des Grünen Zentrums stellten Vorstand Siegfried Hüttner, Daniel Seuß von der MR-Hochfranken GmbH, der bisherige Geschäftsführer Patrick Heerdegen und sein designierter Nachfolger Simon Weller die Zahlen des zurückliegenden Jahres vor.

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17.02.2022

Auskömmliches Einkommen für die Landwirte / Bayreuther Online-Bauerntag: Kritik an Ramschpreisen der Discounter – Künftige EU-Agrarpolitik wird noch komplexer

Bayreuth. Die Kritik an den Geschäftspraktiken des Lebensmitteleinzelhandels wächst. Nach den Demonstrationen der Landwirte vor den Aldi-Filialen in den zurückliegenden Tagen fanden auch beim Bayreuther Online-Bauerntag sämtliche Redner klare Worte. Es könne nicht sein, so hieß es, dass immer höhere Anforderungen an die Bauern gestellt werden, aber immer weniger bei den Landwirten hängen bleibt.

„Der Lebensmitteleinzelhandel darf nicht zum Totengräber der Tierhaltung werden“, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel (CSU). Er nannte das Verhalten der Discounter indiskutabel. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel nur auf Druck reagiert, dann müsse eben mehr Druck kommen, von der Politik, von den Verbänden und den Landwirten selbst. „Die Ramschpreise sind nicht in Ordnung“ stellte auch Landtagskollege Tim Pargent von den Grünen klar. Er gab der Preispolitik der Konzerne eine Mitverantwortung für das Höfesterben. Alles, was von den Bauern an Leistung gefordert wird, müsse auch bezahlt werden.

Landrat Florian Wiedemann und Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger wollen deshalb verstärkt auf Direktvermarktung setzen. Zu einem vernünftigen Umwelt- und Klimaschutz gehöre auch eine gesunde Ernährung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln, sagte Ebersberger. Genau dafür stünde der Zusammenschluss „Dachmarke Bayreuther Land“. Sie soll bei den Bauern für ein auskömmliches Einkommen sorgen, indem man auf Zwischenhändler verzichte und die Ware direkt vermarkte. Mit entsprechenden Aktionen in Schulen und Kindergärten sollen dabei nach den Worten von Landrat Wiedemann schon die Jüngsten mit dem Thema Landwirtschaft in Kontakt gebracht werden.

Zuvor hatte Kreisobmann Karl Lappe bemängelt, dass der Handel mittlerweile für seine Eigenmarken mehr bezahle, als für etablierte Handelsmarken. Dies führe dazu, dass beispielsweise ein bayerisches Produkt künftig problemlos gegen ein polnisches oder tschechisches ausgetauscht werden könne, ohne dass es der Verbraucher auf den ersten Blick bemerkt. Im Gegenzug würden aber immer mehr Verbraucher regionale Marken wünschen und auf „geprüfte Qualität aus Bayern“ setzen. Mit einer regionalen „Alibi-Theke“ bei Discounter sei es da nicht getan, so Lappe

Im Mittelpunkt des Bauerntages stand die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union für den Förderzeitraum 2023 bis 2027. „Die Würfel sind gefallen, die Beschlüsse sind gefasst“, sagte Matthias Borst vom Fachbereich Agrar- und Umweltpolitik des BBV. ER kam zu dem Schluss, dass die künftige EU-Agrarpolitik noch komplexer und von den Bauern noch mehr abverlangen werde.

Der Referent zählte zahlreiche Eckpunkte auf, für die sich der Bauernverband in besonderer Weise stark gemacht hatte und für der Verband auch Verbesserungen erzielen konnte. Vor allem hätten ein solider Finanzrahmen gesichert und eine ursprünglich geplante 30-prozentige pauschale Kürzung verhindert werden können. Das hätte schmerzhafte Einschnitte bedeutet, sagte Borst. Vor allem gehe es aber auch um Wirtschaftskraft im ländlichen Raum und um Arbeitsplätze auf den Bauernhöfen.

Trotzdem werde die Förderung für manche Betriebe geringer ausfallen. Auch das verschwieg Borst nicht. Schuld daran seien neue Vorhaben, die unter Schlagworten wie Konditionalität oder ECO-Schemes („Öko-Regelungen“) fester Bestandteil der neuen EU-Agrarpolitik werden sollen. Dabei geht es im Wesentlichen um Natur-, Landschafts- und Klimaschutzmaßnahmen, zu denen die Bauern teilweise verpflichtet werden sollen oder deren freiwillige Umsetzung extra entlohnt werden soll. Erosionsschutzmaßnahmen gehören genauso dazu, wie der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Neu ist eine soziale Komponente, bei der den Bauern Sanktionen drohen für den Fall drohen, dass sie bei Mitarbeitern gegen Arbeits- und Beschäftigungsregelungen verstoßen. Einen gewissen Ausgleich für mögliche Kürzungen in der Förderung erhoffte sich Borst von bayerischen Programmen wie das Kultur- und Landschaftsprogramm (KULAP) oder von der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete. Derartige Förderprogramme gebe es in anderen Bundesländern nicht, so der Referent.

Bild: Screenshot beim Bayreuther Online-Bauerntag (im Uhrzeigersinn): Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Landrat Florian Wiedemann, die Landtagsabgeordneten Martin Schöffel (CSU) und Tim Pargent (Grüne) sowie BBV-Kreisobmann Karl Lappe.

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17.02.2022

Kritik an Photovoltaikanlage / Größter Solarpark des Frankenwaldes in Issigau geplant

Issigau. Der größte Solarpark des Frankenwaldes soll in Issigau (Landkreis Hof) entstehen. In der rund 1000 Einwohner zählenden Gemeinde hat sich im Dezember bereits die Mehrheit in einem Bürgerentscheid dafür ausgesprochen. Widerstand gegen das Großprojekt kommt dagegen aus den Nachbargemeinden Lichtenberg, Naila und Selbitz.

Die „Sonnenwerk Issigau Reitzenstein GmbH“ plant eine „Agri-Photovoltaik-Anlage“, bei der die Fläche unter den Solarpaneelen weiterhin landwirtschaftliche genutzt werden kann. Die GmbH besteht aus dem Elektrotechnik- und Energieunternehmen Mario Münch aus Rugendorf (Landkreis Kulmbach) und dem Issigauer Landwirt Constantin von Reitzenstein. Die beiden Investoren wollen den Solarpark mit einem Investitionsvolumen von für rund 40 Millionen Euro errichtet. Die Größe der geplanten Anlage wurde inzwischen von 75 auf 58 Hektar verkleinert.

Die Kritik an dem Vorhaben entzündet sich vor allem Standort, einem großen Südhang bei Issigau, der auch als „Frankenwald-Blick“ bekannt ist. Weithin sichtbare Hang- und Kuppenlagen sowie landschaftsprägende Höhenrücken seien als Standorte für Photovoltaik-Anlagen nicht geeignet, heißt es in einem Papier des Umweltministeriums, auf das sich die beiden Nachbargemeinden beziehen. Laut Ministerium sollten Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen vorrangig auf Grundstücken direkt an Autobahnen gebaut werden. Die Nachbargemeinden haben inzwischen ihre Zustimmung zum Bebauungsplan verweigert.

Lage und Sichtbarkeit sowie die nach wie vor außerordentliche Größe der Anlage würden zu negativen Konsequenzen führen, heißt es aus dem Lichtenberger Rathaus. Auswirkungen befürchtet man vor allem auf den Tourismus. Kritik kommt auch von der Stadt Naila, deren Ortsteil Marxgrün direkt an das geplante Solarfeld angrenzt. Naila fordert unter anderem die Anlage von Absickerungsmulden, damit der Ort Marxgrün bei Starkregen nicht durch Hochwasser beeinträchtigt wird.

Nun liegt es am Gemeinderat von Issigau den Bebauungsplan abzusegnen. Dann könnten die Investoren den Bauantrag für den Solarpark vorlegen und bereits im Sommer mit dem Bau beginnen. Bereits Mitte 2023 soll einer Mitteilung zufolge Ökostrom aus der Anlage fließen. Die Einwohner von Issigau sollen nach dem Willen der Investoren mit einem speziellen Stromtarif von der Anlage profitieren, außerdem können sie sich daran beteiligen.

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15.02.2022

Existenzangst auf vielen Höfen / Gute Bilanz trotz Corona: Maschinenring Fränkische Schweiz konnte sich erneut gut behaupten

Aufseß. Eine verstärkte Nachfrage nach seinem Beratungsangebot stellt der Maschinenring Fränkische Schweiz fest. „Wir müssen an den Leuten dranbleiben und unsere Volksnähe beibehalten, aber gleichzeitig auch verstärkt über den Tellerrand blicken“, sagt Geschäftsführer Manuel Appel. Trotz Corona kann der Ring mit Sitz in Aufseß auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. „Corona hat uns wenig beeinträchtigt, die Arbeit in der Landwirtschaft muss schließlich weitergehen“, so der Vorsitzende Bernhard Hack aus Weilersbach.

Allerdings spielten die Märkte derzeit extrem verrückt. Die Versorgungssicherheit mit Betriebsmitteln sei auf den Höfen längst nicht mehr gewährleistet, sagt Hack. Dazu komme die immense Teuerung, nicht nur beim Diesel und beim Strom, sondern auch beim Dünger. Der koste beispielsweise das zwei- bis zweieinhalbfache im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig würden die Anforderungen an die Effizienz steigen. „Die Stimmung ist extrem schlecht, kein Wunder, wenn auf vielen Höfen die Existenzangst umgeht“, so Appel.

Klassischer Aufgabenbereiche der Maschinenringe sind die Maschinenvermittlung und die Betriebshilfe. Größter Umsatzträger sind dabei traditionell die Maschinen. Wobei die Bereiche Futterbau, Getreideernte und Transport an erster Stelle stehen. „Wir sind eine viehstarke Region mit vielen Grünlandflächen“, begründet Appel die Schwerpunkte.

Auf stabilem Niveau geblieben seien auch die Einsätze in der Betriebshilfe, wobei die Arbeit mittlerweile hauptsächlich von den festangestellten Kräften erledigt wird. Nebenberufliche gebe es kaum noch, so der Geschäftsführer. Insgesamt sind für den MR Fränkische Schweiz 15 Helfer und Helferinnen tätig,

Zum Portfolio des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört auch die Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld, für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH. Neu ist seit November die Beteiligung als Mitgesellschafter am Biomasseheizwerk Gößweinstein, für das der Ring auch die Hackschnitzellieferung koordiniert.

Insgesamt kann der MR Fränkische Schweiz für 2021 trotz Corona eine gute Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers konnte der Verrechnungswert sogar geringfügig auf 3,14 Millionen Euro gesteigert werden.

Sehr gut funktioniere die Zusammenarbeit nach Aussage von Vorstand und Geschäftsführung mit der Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI) GmbH, in der die die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz ihre gewerblichen Aktivitäten gebündelt haben. In der OMI sind beispielsweise die Klauenpflege, die aufgrund verbesserter Förderung immer stärker nachgefragte Maiszünslerbekämpfung oder die Unkrautbekämpfung mit der Heißwasserthermie organisiert. Eine derartige Zusammenarbeit werde in Zukunft noch eine wesentlich stärkere Bedeutung bekommen, sagt Appel. Neu im Team ist dabei der 23-jährige Patrick Munzert aus Trebgast (Landkreis Kulmbach), der künftig für die Bereiche Betriebs- und Düngeberatung zuständig ist und dabei von Aufseß aus auch die Nachbarringe Bayreuth und Kulmbach abdeckt.

Der MR Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis Forchheim. Begründet wird dies mit der Historie des Rings, die auf den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt zurückgeht, der während der Gebietsreform in den 1970er Jahren auf Bamberg, Bayreuth und Forchheim aufgeteilt wurde. Die beiden „Ur-Ringe“ wurden vor genau 60 Jahren gegründet. Ob es dazu heuer auch eine Festveranstaltung geben wird, stehe derzeit noch in den Sternen.

Bild: Vorsitzender Bernhard Hack (links) und Geschäftsführer Manuel Appel (rechts) vom Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz haben Patrick Munzert als neuen Mitarbeiter in der Geschäftsstelle in Aufseß begrüßt. Der Trebgaster wird künftig für die Bereiche Betriebsberatung und Düngedokumentation zuständig sein.

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14.02.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (10):

Tradition und Moderne / Fast 500 Jahre im Familienbesitz: Die Familie Jurkat betreibt das Gut Oberlangenroth im Nebenerwerb

Oberlangenroth. „Wir haben keine großen Hobbys, außer der Landwirtschaft“. In diesem Punkt sind sich Christoph und Michael Jurkat absolut einig. Zusammen mit den Eltern Rosa und Ulrich bewirtschaften sie das Gut Oberlangenroth, das zur Gemeinde Neuenmarkt gehört und das eine Jahrtausend alte Tradition besitzt. Ein Blick auf das breite Tätigkeitsfeld, in dem sich der über 100 Hektar große Betrieb bewegt, zeigt allerdings schnell, dass es sich bei dem Gutshof und weit mehr als um eine Hobby-Landwirtschaft, sondern um einen überaus professionellen Betrieb handelt.

„Wir lieben, was wir tun“, sagen die Brüder Jurkat, die nachhaltig, ökologisch und gesund wirtschaften. Tradition und Moderne vereint, lautet ihr Motto. 2016 sind sie dem Bioland-Anbauverband beigetreten, dessen Konzept sie am meisten angesprochen hat.

Der Gutshof wurde vor über 1000 Jahren 1096 erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1592 ist er in Familienbesitz. Seit 1992 wirtschaftet die Familie ökologisch. Im April 2016 haben die Eltern Rosa und Ulrich (67), die den Hof bis dahin noch im Vollerwerb führten, an Michael (32) und Christoph (33) übergeben. Seitdem betreiben die Brüder den Betrieb im Nebenerwerb. Michael, der Landwirtschaft in Triesdorf studiert hat, ist Steuerfachangestellter bei der BBV-Steuerberatung in Bayreuth. Christoph hat Fahrzeugtechnik studiert, nebenbei das Bildungsprogramm Landwirt (BiLa) absolviert und arbeitet bei Audi. „Der Landwirtschaft sind wir immer treu geblieben“, sagen die beiden.

Nebenerwerb bedeutet aber auch, dass sie sich nahezu jede freie Minute um den Ackerbau, das Grünland und die Tiere kümmern. Vater Ulrich (68) ist der Herr der Brennerei, Mutter Rosa, die hauptberuflich in der Landwirtschaftsverwaltung tätig ist, verarbeitet die Brände und das Obst, bereitet die Fruchtaufstriche zu und organisiert Blumenfelder, Hofladen und das kleine Verkaufshäuschen an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen See und Neuenmarkt.

„Wir handeln aus Überzeugung“, sagt Christoph. Als zertifizierter Bio-Betrieb setzen sich er und seine Familie für artgerechte Tierhaltung und Nachhaltigkeit ein. Auf rund 75 Hektar bauen sie Bio-Getreide wie Dinkel, Hafer, Sommergerste, Triticale und Ackerbohnen an. „Damit gehen wir weg von hochgezüchteten zurück zu den alten Sorten, die widerstandsfähig sind“, erläutert Christoph Jurkat. Unkräuter werden mit dem Striegel und ganz ohne Einsatz von Spritzmitteln beseitigt. Gedüngt wird allein mit dem Mist der eigenen Kühe oder der Gülle vom nahegelegenen Kooperationsbetrieb Maierhof, der auch den Futterüberschuss übernimmt. 80 Prozent des Getreides werden regulär entweder regional oder über die Gesellschaft Bio-Bauern im schwäbischen Pöttmess vermarktet. Dazu werden etwa 27 Hektar Grünland bewirtschaftet. Auch fünf Hektar Blühflächen als Bienenweide gehören dazu.

Nicht aufgegeben hat man die biologische Färsenmast, die Tiere gehören der Rasse Fleckvieh an. Außer einer kurzen Winterstallphase, in der die rund 40 Kühe über einen großzügigen Außenfreilaufbereich verfügen, verbringen sie das Jahr über auf der vier Hektar großen Weidefläche. Daneben gibt es auch einen 14 Hektar großen Wald ganz unmittelbar in der Nähe. In Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt wurden Biotopbäume ausgewiesen. Damit hat sich die Familie verpflichtet, diese Bäume nicht zu fällen, um Lebensraum für seltene Tiere wie den Specht zu erhalten. Baum- und Heckenschnitt werden in der hofeigenen Hackschnitzelheizung verwertet.

In der hauseigenen Brennerei werden Brände, Liköre und Fruchtaufstriche aus dem Obst der Bio-Streuobstwiese hergestellt. „Das Brennrecht haben wir bereits seit Generationen“, sagt Christoph. Im Selbstbedienungs-Verkaufshäuschen oder direkt bei der Familie gibt es seit neustem auch Kartoffeln, und alles, was gerade reif ist, Äpfel, Birnen, Zwetschgen und sogar Säfte.

Bilder:
1. Kleines Häuschen, großes Angebot: Christoph Jurkat zeigt das Selbstbedienungs-Häuschen an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen dem Ort See und Neuenmarkt.
2.
 Auslauf auch im Winter: Direkt auf dem Hof gibt es einen großzügigen Freilaufbereich.
3.
 Breites Sortiment: Michael (rechts) und Christoph Jurkat präsentieren selbst hergestellte Brände, Liköre, Säfte und Fruchtaufstriche.

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11.02.2002

Bäuerlicher Nachwuchs: Gute Stimmung trotz Gegenwind / Unternehmertag zur Zukunft der Landwirtschaft

Bayreuth. Die klassischen Absatzmärkte laufen über. Wenn Landwirte mit ihren Produkten heute einen Mehrwert generieren wollen, dann müssen sie manche Dinge neu und anders machen. Diese Empfehlungen hat Fritz Gronauer-Weddige, Leiter der Staatlich Höheren Landbauschule in Triesdorf, dem bäuerlichen Nachwuchs mitgegeben. Beim oberfränkischen Unternehmertag der Bezirksregierung, des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachbildung und der Landwirtschaftsschulen Bayreuth und Münchberg legte Gronauer-Weddige den Jungbauern eine selbstkritische Bestandsaufnahme ans Herz: „Wir sollten manchmal versuchen, über unseren Schatten zu springen.“

Marktmechanismen funktionieren nicht mehr, so der Triesdorfer Schulleiter. Ebenso habe der Rohstoff nicht mehr die entscheidende Bedeutung. Das werde beispielsweise daraus ersichtlich, dass bei Brot gerade noch vier Prozent des Endverbrauchspreises beim Landwirt, bei Fleisch immerhin noch 23 Prozent ankämen. „Wir haben einen Unterbietungswettkampf“, so Gronauer-Weddige. Ware gebe es genug, was, außer bei Obst und Gemüse, wiederum mit Selbstversorgungsgraden von weit über 100 Prozent zusammenhängt.

Ein Patentrezept, um etwa der Macht des Lebensmitteleinzelhandels zu entkommen, hatte der Schulleiter auch nicht parat. Jedoch zählte er eine ganze Reihe von Beispielen auf, die zeigen, dass Landwirte mit neuen Ideen, mit der Besetzung von Nischen und mit dem einen oder anderen Wagnis durchaus Erfolg haben können. Die gemeinsame Vermarktung von Spezialitäten gehöre dazu, wie es zum Beispiel die bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall mit dem Fleisch des Schwäbisch-Hällischen Landschweins seit vielen Jahren höchst erfolgreich praktiziert. Auch die Vermarktung von Fleisch des Wagyu-Rindes, einer Rasse japanischen Ursprungs, zu der auch das Kobe-Rind gehört, kann durchaus erfolgreich sein, da es einen bestimmten Verbraucherkreis gibt, den auch astronomische Preise von 40 Euro pro 100 Gramm nicht abschrecken können.

Der Sprecher hatte auch einige Beispiele parat, die so bestimmt kein zweites Mal funktionieren, die aber zeigen sollen, dass man manchmal weniger Geld, dafür aber umso mehr Mut benötigt. Ein ehemaliger Schüler aus dem Münchner Raum sei beispielsweise überaus erfolgreich mit dem Anbau von Wassermelonen, in Holland beschäftige man sich bereits mit der Produktion von Insekten als Tierfutter, auch eine Algenfarm und eine Regenwurmplantage gebe es bereits. Diese Beispiele zeigten, was alles möglich ist, sagte Gronauer-Weddige. Wenn man nur bereit ist, sich etwas zu trauen, und wenn man auch manchmal das Scheitern mit einkalkuliere.

Ein weiteres Signal sah der Schulleiter in der Tatsache, dass selbst konservative Parteien mittlerweile auf Ökologisierung setzen. Von 1990 bis 2020 sei der Anteil der Ökoanbaufläche in Deutschland an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche von rund zwei auf gut zehn Prozent angestiegen. Die Politik gebe als Zielmarke für die kommenden Jahre 30 Prozent vor. Es werde sich zeige, ob das die Märkte wirklich hergeben, trotzdem sei die gewaltige Umsatzsteigerung bei Biolebensmittel von bundesweit 12,3 auf 15 Milliarden Euro zwischen 2018 und 2021 ein guter Hinweis.

Aus der Wirtschafterarbeit des dritten Semesters an der Landwirtschaftsschule Münchberg geht jedenfalls hervor, dass der bäuerliche Nachwuchs trotz Gegenwind durchaus positiv gestimmt ist. Laut Lehrkraft Matthias Dotzler stehen bei der Frage nach Maßnahmen zur Optimierung des eigenen Betriebes Investitionen in die Betriebstechnik klar im Vordergrund. Denkbar sei es bei vielen Schülern auch, dass es in Richtung Ökoladbau geht. Auf die Frage, was sie in den kommenden fünf Jahren erreichen möchten, nannte die überwiegende Zahl der Absolventen Maßnahmen, die in Richtung Tierwohl gehen. Kritisch merkten die Junglandwirte an, dass die Arbeitsbelastung in den meisten betrieben deutlich zugenommen hatte. Im Studierendenbeitrag stellten Lea Meyer und Matthias Bär heraus, dass die Preise für Diesel, Strom, Sojaschrot, Mineraldünger, für Pacht und Baumaßnahmen derzeit immens ansteigen, während gleichzeitig staatliche Prämien ab 2023 weniger werden sollen.

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10.02.2022

Bauern wehren sich gegen Verniedlichung des Wolfes / „Causa Wolf“ beschäftigt Landwirte im Veldensteiner Forst – „Gewisse Koexistenz“ nicht mehr zu verhindern

Betzenstein. Die Wolfspopulationen und damit auch die Übergriffe auf Nutztiere sind in den zurückliegenden Jahren in Deutschland exorbitant angestiegen. Darauf hat Philip Bust, Referent für Jagd und Wildtiermanagement beim BBV hingewiesen. Beim Betzensteiner Online-Bauerntag sprach Bust von einer bundesweit jährlichen Zuwachsrate an Wölfen um 30 Prozent. Das bedeutet, dass sich die Population aktuell gut alle drei Jahre verdoppelt. Die Zahl der Wölfe in Deutschland wird seinen Worten zufolge auf rund 2700 geschätzt. Im Vorjahr seien es noch 1500 Wölfe gewesen. Die Nutztierrisse bezifferte Bust auf 4000, was einer Zunahme um rund 1000 gleichkommt.

Zweifel an diesen Zahlen hat der Landwirt Christian Leißner aus Illafeld bei Betzenstein. „Die Zahlen sind massiv untertrieben“, so Leißner. In seinem Wildgehege war es vor ziemliche genau einem Jahr zur Katastrophe gekommen. Dort wurden 18 gerissene Tiere aufgefunden, in einem Gehege im nur zwei Kilometer entfernten Riegelstein weitere sieben tote Tiere. Experten waren sich sicher, dass das Damwild einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist. Bei dem Vorfall waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden.

Der Schock sitzt bei dem Landwirt noch immer tief. Zwar hat er sein Gehege mittlerweile mit Schutzzäunen abgesichert, was rund 40000 Euro kostete. Dafür habe er eine großzügige Förderung bekommen, doch habe er den Betrag komplett vorfinanzieren müssen. Leißner äußert auch Zweifel daran, dass es nach amtlichen Angaben derzeit nur acht Wölfe im Veldensteiner Forst gibt. Erst vor wenigen Tagen seien 14 Tiere nahezu gleichzeitig dokumentiert worden. Allein in den zurückliegenden beiden Wochen habe es zwei Vorfälle gegeben, einmal sei ein Hundehalter von einem Wolf angegriffen worden, das andere Mal hätten zwei Radfahrerinnen am helllichtem Tag Hals über Kopf flüchten müssen.

Für den Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe steht deshalb fest, dass mehr Beweissicherungen etwa durch Fotofallen notwendig sind, um mit glaubhaften Fakten in der Diskussion bestehen zu können. „Noch immer wird der Wolf viel zu sehr verniedlicht“, so Lappe. Er befürchtet, dass es eher noch schlimmer kommt, als dass sich die Lage wieder entspannt.

Nach den Worten von Georg Dumpert, dem Leiter des Landwirtschaftsamtes Bayreuth-Münchberg, seien in seiner Behörde im zurückliegenden Jahr rund 150 Anträge auf die Förderung von Schutzzäunen eingegangen. Bis auf zwei habe man all diesen Anträgen stattgegeben. Doch nicht überall sind, beispielsweise aufgrund des steinigen Untergrundes, Umzäunungen möglich, sagt der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif. Er befürchtet, dass die kleinen Weidetierhalter auf der Strecke bleiben werden, weil sie sich trotz der großzügigen Förderung weder Umzäunungen, noch Schutzhunde leisten können.

Dazu kommt, dass es wirklich wolfssichere Zäune höchsten im Zoo gibt, so BBV-Sprecher Philip Bust. Dort seien die Zäune 3,50 Meter hoch und hätten zusätzlich einen Überkletterschutz. Das sei in freier Wildbahn nicht machbar. Trotzdem appellierte er an die Landwirte und Wildtierhalter Zäune zu errichten. Er schwörte die Bauern auch darauf ein, dass sie sich schon aufgrund der gesellschaftlichen Haltung auf eine gewisse Koexistenz mit dem Wolf einzustellen hätten. Alles andere sei gar nicht mehr durchsetzbar.

Das liege vor allem daran, dass es ein sehr großes Lager an Wolfsbefürwortern gibt. „Die Masse dieser Wolfsbefürworter kommt aber nicht aus dem ländlichen Raum, sondern aus dem urbanen Bereich“, so Bust. Kernforderungen der eigens ins Leben gerufenen AG Wolf, der nicht nur der Bauernverband, sondern unter anderem auch die Verbände der Schafhalter, Rinder- und Ziegenzüchter, die Reitverbände und sogar der Hotel- und Gaststättenverband angehören, bleiben deshalb die Herabsetzung des Schutzstatus für Wölfe sowie unbürokratische Regelungen zur „Entnahme“, also zum Abschuss.

Auf Kreisebene soll es außerdem künftig lokale Ansprechpartner geben, bei denen alle Fäden in der „Causa Wolf“ zusammenlaufen. Sie sollen Sichtungen dokumentieren und zwischen Betroffenen, Verbänden und Behörden vermitteln.

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07.02.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (9):

Konventionell, regional, nachhaltig und ehrlich / Getreide für Kulmbacher Bäckereien - Hans Hermann Reinhardt aus Wickenreuth setzt neben seinem Milchviehbetrieb auf regionale Vermarktung

Wickenreuth. Sechs Stunden am Tag komplett mit den Tieren beschäftigt, dazu kommt die Außenwirtschaft, 125 Hektar wollen schließlich bewirtschaftet werden, wenn der Ertrag und die Qualität stimmen soll. Doch für Hans Hermann Reinhardt aus Wickenreuth bei Kulmbach ist die Landwirtschaft viel mehr als nur sein Beruf. „Es macht einfach Spaß“, sagt er, trotz aller Probleme und Herausforderungen, denen sich die Bauern tagtäglich stellen müssen.

Ein Urlaub auf Mallorca, das käme für Hans Hermann Reinhard nie in Frage, er sitzt viel lieber auf seinem Bulldog, um die Felder zu bestellen. „Ich bin zufrieden“, sagt der 54-Jährige. Wenn, ja wenn bloß so manche Entscheidung aus der Politik nicht wäre. Besonders hat er das Bundesumweltamt im Visier. Vor allem wünscht er sich weniger Auflagen, Vorschriften und Richtlinien und wenn, dann praxisnah. So manches, was aus dem Bundesumweltamt kommt, entbehre jeglicher praktischer Erfahrung. „Dabei wären wir Bauern doch blöd, wenn wir unseren Grund und Boden zerstören würden.“

Hans Hermann Reinhardt bewirtschaftet im Umkreis von sechs bis sieben Kilometer um Wickenreuth 125 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Etwa 40 Prozent davon sind Dauergrünland. Zusammen mit dem Silomais, der Wintergerste und der Triticale verfüttert er den Ertrag im Wesentlichen an die 65 Milchkühe, die sich mit noch einmal so vielen Jungtieren im Stall tummeln. Die gentechnikfrei erzeugte Milch geht nahezu komplett an die Milchwerke Oberfranken West in Meeder bei Coburg, eine Genossenschaft, die im Gegensatz zu anderen komplett für den Endkunden produziert. „80 Prozent unseres Einkommens erwirtschaften wir aus der Milch“, sagt Hans Hermann Reinhardt, der sich damit als klassischer Milchviehbetrieb sieht.

Eine Besonderheit stellen die restlichen 20 Prozent dar. Die kommen aus dem Ackerbau. Hans Hermann Reinhard baut vor allem Winterweizen an, der komplett regional vermarktet wird. Gemahlen wird in der historischen Stadtsteinacher Partheimühle, das Mehl geht an ausschließlich an Kulmbacher Bäckereien.

1995 hatte Hans Hermann Reinhardt den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Zuvor absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre, besuchte die Landwirtschaftsschule in Kulmbach und packte schon immer kräftig auf dem Hof mit an. Auch als Betriebshelfer und Klauenpfleger war er damals nebenberuflich für den Maschinenring Kulmbach tätig, für den er sich heute als 2. Vorsitzender ehrenamtlich engagiert.

Schon 1987 hatte der inzwischen verstorbene Vater einen neuen Stall, damals für 25 Kühe, errichtet. 1997, und damit lange vor der jetzigen Diskussion um die Anbindehaltung, baute Hans Hermann Reinhardt den Stall zum Laufstall um, 2010 kam ein Laufhof für die Kühe im Freien dazu. „Mehr geht halt am Standort leider nicht, denn sonst müsste man komplett neu bauen“, sagt Hans Hermann Reinhardt. Auch der Umstieg auf ökologischen Landbau ist wegen fehlender Weideflächen nicht durchführbar. Überhaupt hält er nichts von der Bevorzugung der biologischen Wirtschaftsweise durch die Politik und weite Teile der Öffentlichkeit, zum Beispiel durch überzogene Förderungen. „Ehrlich ist das nicht“, stellt er unmissverständlich fest.

Hoch zufrieden ist Hans Hermann Reinhardt auch mit seinen Verpächtern. Die hätten großes Interesse daran, dass die Felder ordentlich bewirtschaftet werden und würden nicht auf den schnellen Euro blicken. Woanders gehe es längst darum, das meiste rauszuholen. Insofern sei die Welt im Kulmbacher Landkreis schon noch in Ordnung.

Auf dem Hof hilft im Wesentlichen Ehefrau Elke mit. In seiner Freizeit ist auch Hofnachfolger Pascal Sandler aus der Nachbarschaft tatkräftig mit dabei. Weitere feste Arbeitskräfte gibt es nicht. „Man hilft sich halt gegenseitig, so gut es geht“, sagt Hans Hermann Reinhardt. Und für alle Fälle, etwa bei einer Erkrankung käme ein Betriebshelfer über den Maschinenring ins Spiel. Wenn er seinen Betrieb beschreiben sollte, dann mit den vier Adjektiven: konventionell, regional, nachhaltig und ehrlich.

„Momentan stagniert alles im Bereich der Landwirtschaft“, sagt Hans Hermann Reinhardt. Er ist aber fest davon überzeugt, dass es wieder weitergehen wird. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln sei hat für weite Teile der Gesellschaft etwas ganz selbstverständliches geworden. Doch so ist es nicht. „Wenn die Leute zu Beginn der Corona-Krise schon Klopapier gehortet haben, was würden sie dann erst tun, wenn die Nahrungsmittel einmal knapp werden?“, sagt er und warnt davor, auf eine Abhängigkeit aus dem Ausland zu setzen.

Bilder:
1.
 Mit 65 Milchkühen ist der Hof von Hans Hermann Reinhardt ein klassischer Milchviehbetrieb.
2.
 Von Technik fasziniert: Hier bereitet Hans Hermann Reinhard eine Drillmschine für die Aussaat vor.

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03.02.2022

Geld muss bei den Bauern ankommen / BBV-Protestaktionen vor Aldi-Filialen in Breitengüßbach, Himmelkron und Hollfeld

Breitengüßbach/Himmelkron/Hollfeld. Gegen das Preisdumping bei Aldi haben Landwirte aus dem Raum Bamberg protestiert. Mit Schleppern und Transparenten zogen sie vor die Filiale des Discounters in Breitengüßbach (Landkreis Bamberg), Himmelkron (Landkreis Kulmbach) und Hollfeld (Landkreis Bayreuth) und machten ihrem Ärger Luft. Corona-bedingt fanden die Aktionen ganz bewusst nicht im großen Stil statt. Allerdings gab es auch an vielen anderen Orten Bayerns ähnliche Proteste.

„Wir fühlen uns verraten und verkauft“, schimpfte Landwirt Albert Hümmer aus Trosdorf. Von einer klaren Verbrauchertäuschung sprach auch der Bamberger Kreisobmann Edgar Böhmer. Der Verbraucher sollte wissen, dass Produkte von der Haltungsstufe 3 und 4 nur in Frischfleisch und Frischmilch Verwendung finden. Wenn schon, dann sollten die Anforderungen für das gesamte Sortiment gelten. Dann würde nämlich auch beim Landwirt mehr ankommen.

„Aldi schmeißt mit Werbegeld um sich und knausert beim Tierwohl“, begründete der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger die Aktion. Der Discounter inszeniere sich als Hüter und Unterstützer von Tierwohl in der Landwirtschaft, tatsächlich aber fahre Aldi eine aggressive Niedrigpreisstrategien, die auf dem Rücken der Bauern ausgetragen werde. Für Löwinger stelle die Herkunftsbezeichnung ohnehin die viel wichtigere Verbraucherinformation dar, als die Haltungsform.

Der Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe kritisierte auch, dass Markenhersteller mittlerweile bedrängt werden, für ihre Produkte weniger zu verlangen, als sie für Produkte erhalten, die unter dem Eigennamen der Discounter verkauft werden. Bei den Eigenmarken sei der Produzent aber völlig austauschbar und der Verbraucher könne in der Regel gar nicht nachvollziehen, woher das Produkt kommt. Kreisbäuerin Angelika Seyfferth sprach genauso wie ihre Kulmbacher Kollegin Beate Opel von einem Etikettenschwindel, der auf den Rücken der Bauern ausgetragen werde.

Die Ablehnung von Haltungsstufe 1 für Frischmilch, also von Produkten aus Anbindehaltung, bedeute das Aus für rund 10000 Betriebe in Bayern. Betroffen seien insbesondere kleine Milchviehbetriebe in Süddeutschland. Damit beschleunige der Handel den Strukturwandel in Bayern. Die Kreisobmänner sind sich einig, dass damit auch die Existenz dutzender Höfe in Oberfranken auf dem Spiel stehe.

„Beim Bauern, der die Lebensmittel erzeugt, muss einfach ein höherer Preis ankommen“, so der Bamberger BBV-Geschäftsführer Werner Nützel. Die Landwirte benötigten höhere Erzeugerpreise um das Überleben vor allem der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern. „Aldi muss an die Molkereien und an die Schlachthöfe höhere Preise zahlen und das Geld muss bei den Bauern ankommen, sonst müssen viele kleine Bauernhöfe für immer zusperren“, so der BBV-Geschäftsführer von Bayreuth und Kulmbach Harald Köppel.

In Bamberg bekamen die Landwirte vom Discounter ein Hausverbot ausgesprochen, obwohl die Aktion vom Landratsamt mit zehn Teilnehmern und zwei Schleppern genehmigt wurde. Die Bauern ließen sich davon aber nicht beirren. Auch nicht von den beiden Polizeifahrzeugen, mit jeweils zwei Beamten, die schon lange vor der Aktion aufgefahren waren und das Geschehen genau beobachteten. In Himmelkron und Hollfeld gab es dagegen keine Probleme, was wohl auch daran lag, dass dort bewusst nur eine jeweils kleine Gruppe mit einem einzigen Schleppern auf den Parkplätzen vorgefahren war.

Bild:
1. Landwirte aus dem Raum Bamberg protestierten vor der Aldi-Filiale in Breitengüßbach mit zwei Schleppern gegen die Werbeaktionen des Discounters. Mit dabei waren auch der Bamberger BBV-Geschäftsführer Werner Nützel (links) und Kreisobmann Edgar Böhmer (3. von links).

2.
Aus dem Kulmbacher Land protestierten die Bauern, darunter auch der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger und Kreisbäuerin Beate Opel (3. und 4. von links) vor der Aldi-Filiale in Himmelkron mit mehreren Plakaten und einem Schlepper.
3.
BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Kreisbäuerin Angelika Seyfferth und die Landwirte Mariella und Christian Hanning (von links) protestierten vor der Aldi-Filiale in Hollfeld mit einem Schleppern gegen die Werbeaktionen des Discounters.

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02.02.2022

Arbeit der Bauern nicht zum Nulltarif / Pottensteiner Online-Bauerntag: Erfolgsgeschichte „Dachmarke Bayreuther Land“ vorgestellt

Pottenstein. Knapp fünf Jahre nach Gründung des Vereins und zweieinhalb Jahre nach dem offiziellen Start der „Dachmarke Bayreuther Land“ haben alle Beteiligten ein positives Fazit gezogen. „Je mehr Menschen den Wert regionaler Produkte verinnerlichen und verstehen, umso mehr Menschen kaufen diese Produkte auch“, sagte Jana-Lisa Mönch von der Wirtschaftsförderung des Bayreuther Landkreises beim Pottensteiner Online-Bauerntag.

Die „Dachmarke Bayreuther Land“ soll nicht eine beliebige Marke unter vielen Marken sein. Sie soll vielmehr Erzeugnisse und Hersteller aus der Region erkennbar machen, um ihre Produzenten und Verarbeiter zu stärken, so Jana-Lisa Mönch, die im Rahmen des Regionalmanagements Bayreuth Stadt und Land wesentlich an der Einführung der Dachmarke beteiligt war. Als Ziel nannte sie es, die Vielfalt an regionalen Spezialitäten und Produkten zu erhalten, damit die Wertschöpfung in der Region bleibt.

Kriterien sind unter anderem, dass der Betrieb, aus dem das jeweilige Erzeugnis stammt, inhaber- und familiengeführt ist, dass die Herstellung des Produkts ausschließlich in handwerklicher Qualität erfolgt, und, dass Grund- und Rohstoffe zu hundert Prozent aus Bayreuth Stadt und Land stammen. Die Dachmarke hat derzeit über 60 Mitglieder, hauptsächlich Landwirte, Gärtner, Bäcker und Metzger. Die Finanzierung erfolgt zu 90 Prozent über das Bayerische Wirtschaftsministerium die restlichen zehn Prozent teilen sich Stadt und Landkreis Bayreuth.

Als kommende Aktionen kündigte Jana-Lisa Mönch an, die heimische Gastronomie über eine regionale Speisekarte mit einzubinden, das touristische Potenzial in Form von Genusstouren zu stärken und Führungen durch Betriebe für Schulklassen zu veranstalten. Außerdem soll die „Dachmarke Bayreuther Land“ im neuen großen Edeka-Center in Bayreuth als eigener Hofladen im Markt präsent sein.

„Alle Mitglieder der Dachmarke leisten einen wertvollen Beitrag zur kulinarischen Vielfalt unserer Heimat“, sagte Landrat Florian Wiedemann. Er wies darauf hin, dass durch die Pandemie neue Gewohnheiten und neue Verhaltensweisen bei vielen Menschen entstanden sind. Die Wertschätzung regional erzeugter Lebensmittel gehöre dazu. Damit werde die wertvolle Arbeit der Landwirte und der verarbeitenden Betriebe wieder mehr in den Focus gerückt. Wiedemann stellte aber auch klar, dass es dies alles nicht zum Nulltarif geben kann: „Qualität hat eben auch ihren Preis, das muss uns allen klar sein.“

Die zunehmende Nachfrage des Verbrauchers nach regionalen Erzeugnissen zeige, dass der Landkreis mit der Gründung der Dachmarke richtig gelegen sei, so Wiedemanns Vorgänger Hermann Hübner, der zu den Ideengebern gehörte. Das erklärte Ziel, Erzeuger und Verbraucher zusammenzubringen, sei erreicht worden. Hübner könne sich nun auch eine stärkere Ausweitung der Dachmarke auf die Bereiche Wild und Fischerei vorstellen.

Seine Berufskollegen seien auf Werbung dieser Art dringend angewiesen, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Reinhold Thiem vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg wünschte sich, dass nun auch die großen Discounter Wertschätzung für die heimische Landwirtschaft und ihre Produkte erbringen.

Doch genau daran scheitert es derzeit, so Kreisobmann Karl Lappe. Er kritisierte den aktuellen Preisdumping-Angriff der großen Handelsketten, die den Produzenten ihrer Eigenmarken derzeit mehr bezahlen, als den Erzeugern von Fremdmarken. „Hersteller und Produzenten sind damit austauschbar geworden“, sagte Lappe. Er forderte seine Berufskollegen zu Geschlossenheit auf, um in diesem Preiskampf nicht als Verlierer hervorzugehen.

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01.02.2022

Mehr Rehwild in heimischen Wäldern / „Wald vor Wild“: Forstliches Gutachten zur Waldverjüngung vorgestellt

Kulmbach. Die Rehwildbestände im Landkreis Kulmbach sind im zurückliegenden Jahr deutlich angestiegen. Das geht aus dem Gutachten zur Waldverjüngung hervor, das Michael Schmidt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bei der Online-Jahresversammlung der Jagdgenossenschaften im Bauernverband vorgestellt hat. Demnach hat die Verbiss-Problematik in allen sechs Hegegemeinschaften des Kulmbacher Landes deutlich zugenommen. Darauf müsse reagiert werden, waren sich sämtliche Akteure einig.

Teilweise liege der Verbiss sogar deutlich über den bayerischen Durchschnitt, berichtete Forstdirektor Schmidt. Die Ökonomischen Auswirkungen für die Waldbesitzer nannte er schwerwiegend, weil beispielsweise der Bau von notwendigen Schutzzäunen hohe Kosten verursache. Aber auch ökologisch seien Auswirkungen feststellbar, weil einzelne Baumarten durch das hohe Verbiss-Geschehen immer weniger werden, teilweise sogar vom Aussterben bedroht sind.

Dramatisch verschärft wurde die Situation zusätzlich durch die großen Borkenkäferschäden der zurückliegenden Jahre. „Durch den Käfer sind riesige Kahlflächen in unseren Wäldern entstanden“, sagte Schmidt. Der Forstfachmann schätzte die Fläche allein im Landkreis Kulmbach auf rund 2000 Hektar. Die Kosten der Schutzmaßnahmen dafür bezifferte er auf sechs bis neun Millionen Euro.

Bayernweit liege der Verbiss beim Laubholz bei 40 Prozent. Ale sechs Hegegemeinschaften des Landkreises lägen deutlich darüber, so Forstdirektor Schmidt. Im Einzelnen liegen die Zahlen für die Hegegemeinschaft (HG) Kulmbach bei 70 Prozent, für die HG Roter Main bei 64 Prozent, für die HG Jura bei 73 Prozent, für die HG Trebgast bei  65 Prozent, für die HG Frankenwald bei 51 Prozent und für die HG Frankenwald-Oberland bei 50 Prozent. „Damit ist der Verbiss in allen sechs Hegegemeinschaft zu hoch“, sagte Schmidt. Die Abschussempfehlung müsse deshalb überall erhöht werden.

Einmal mehr zitierte er das Bayerische Waldgesetz, dass ganz klar die Priorität „Wald vor Wild“ definiert habe. Das bedeute nicht Wald ohne Wild, sagte Schmidt, lege aber eine klare Priorität zu Gunsten des Waldes durch den Gesetzgeber fest. Deshalb sei auch die Abschussplanung als Grundlage einer objektiven Beurteilung der Waldverjüngung von so großer Bedeutung. Aus dem Gutachten werden die Rehwild-Abschusspläne für die kommenden drei Jahre erstellt. Für das forstliche Gutachten haben Michael Schmidt und seine Mannschaft rund 14000 Pflanzen auf 200 Verjüngungsflächen auf Verbiss-Schäden im gesamten Landkreis Kulmbach untersucht.

Mit Schrecken nahm Burkhard Hartmann, Vorsitzender der AG Jagdgenossenschaft, das forstliche Gutachten zur Kenntnis. Nicht nur, dass die Mehrzahl der Reviere in den sechs Hegegemeinschaft mittlerweile zu hohe, teilweise sogar deutlich zu hohe Verbiss-Zahlen aufweisen, sondern auch, dass meist der besonders wichtige Leittrieb betroffen sei. Damit sei der Baum von vornherein nutzlos und wertlos und tauge später allenfalls noch als Brennholz. „Die Situation ist wirklich gravierend“, sagte Hartmann. Man müsse aktiv nachpflanzen, anders gehe es nicht.

Neben dem Rehwild bereitet weiterhin auch die Zunahme des Schwarzwildes Probleme. So seien zuletzt in Oberfranken rund 11000 Wildschweine erlegt worden, Im Jahr zuvor waren es noch rund 16000. Als eine Ursache für den Rückgang nannte Hartmann die Corona-Situation. Zahlreiche Drückjagden seien deshalb erst gar nicht angesetzt, andere im letzten Moment wieder abgeblasen worden. „Die fehlenden Drückjagden schlagen sich in den Zahlen ganz klar nieder“, so Hartmann.

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31.01.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (8):

Klasse statt Masse / Geringe Besatzdichte, beste Wasserqualität: Vitale Fische aus der Kleinrehmühle

Kleinrehmühle. Das ist der Idealfall regionaler Vermarktung: „Der Bedarf ist so groß, dass wir über einen Umkreis von höchstens 100 Kilometer hinaus gar nicht verkaufen“, sagt Daniel Wagner von der Fischzucht Kleinrehmühle. Viele der produzierten Fische gehen an die eigene Ausflugsgaststätte vor Ort. Damit fällt überhaupt kein Transportweg an, mehr Tierwohl geht nicht.

In über 30 naturnahen Erdteichen, Becken und Fließkanälen produziert die Familie Wagner Regenbogenforellen, Bachforellen und Elsässer Saiblinge. Zum Team gehören neben Daniel Wagner und Lebensgefährtin Tina fünf fachkundige und langjährig erfahrene Mitarbeiter, zwei Fischwirte und drei weitere Kräfte, die mit Herzblut für die Fische und die Fischzucht leben.

Im Einzelnen gehören Setzlinge, Speisefische, Besatzfische, Lachsforellen, Räucherfische und ein hochwertiges Fischfuttersortiment zum Angebot des Betriebs. „Wir achten von Anfang an auf eine erstklassige Zuchtauslese, so dass wir unseren Kunden sowohl im Setzlingsbereich als auch im Speisefischbereich immer gesunde, kräftige und kernfleischige Fische anbieten können“, sagt Daniel Wagner, der sich um die zum Betrieb gehörende Ausflugsgaststätte kümmert, während Lebensgefährtin Tina die Fischzucht übernommen hat.

Die Vermarktung erfolgt im Wesentlichen an Gaststätten, Wiederverkäufer auf Märkten, andere Direktvermarkter und an Privatleute. Auch den Verkauf ab Hof bietet die Kleinrehmühle an. „Die Werbung erfolgt ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt Daniel Wagner. Geliefert wird mit einem Lkw und zwei Kleintransportern, die so umgebaut wurden, dass sie für den Lebendtransport von Fischern geeignet sind.

Die Kleinrehmühle ist eigentlich eine Einöde, die zum Teil zum Gemeindegebiet von Marktleugast, zum anderen Teil zu Presseck gehört, Bemerkenswert ist die Höhenlage von 585 Meter über dem Meeresspiegel. Sämtliche Teiche und Becken werden mit dem frischen Quellwasser des Kleinen Rehbachs gespeist, der laut Daniel Wagner Gewässergüte 1 aufweist. Auch technisch sind die Anlagen auf modernstem Stand. Sonden in jedem Teich und in jedem Becken messen den Sauerstoffgehalt des Wassers. Dazu trägt die geringe Besatzdichte zu größtmöglichem Fischwohl bei.

Mit zur Fischzucht Kleinrehmühle gehört auch die Kosermühle bei Marktleugast, die von der Familie Wagner im Jahr 2008 zugekauft wurde. „Auch dort produzieren wir Lachsforellen und Saiblinge“, erläutert Daniel Wagner.

Ebenfalls zur Kleinrehmühle gehört die gleichnamige und weithin bekannte Ausflugsgaststätte mit ihren 55 Sitzplätzen und weiteren 350 Plätzen im Biergarten. Dort gibt es von Mittwoch bis Sonntag immer ab 12 Uhr geräucherte Forellen aus der eigenen Produktion. Auf dem Gelände tummeln sich jede Menge Ziegen, Schafe, Enten und Hühner, außerdem gibt es einen großen Spielplatz. Damit bietet die Kleinrehmühle ein ideales Ausflugsziel für Familien, sagt Daniel Wagner, der den Betrieb mit Fischzucht und Gaststätte 2002 von seinem Großvater übernommen und seitdem immer wieder ausgebaut hat.

„Klasse statt Masse und dies zu einem vernünftigen Preis, das ist und bleibt die Devise der Fischzucht Kleinrehmühle“, so Wagner. Auch in Zukunft will er vitale Fische züchten und freut sich, wenn Gäste die Anlage besuchen und den Fischwirten bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen.

Bild: Fischwirt Sebastian Scherz gehört zu den Mitarbeitern der Fischzucht Kleinrehmühle.

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26.01.2022

Milchviehhalter in Oberfranken: Pro Woche zwei Betriebe weniger / Rinderzuchtverband Oberfranken legte Jahresbericht vor – Umsatz konnte endlich wieder gesteigert werden

Bayreuth. Trotz Corona und aller damit verbundenen Einschränkungen konnte der Rinderzuchtverband Oberfranken sein Ergebnis im zurückliegenden Zuchtjahr um 1,6 Millionen Euro auf insgesamt rund 16,5 Millionen Euro steigern. Das ist umso erfreulicher, als dass in den vergangenen beiden Jahren das Ergebnis rückläufig war. Wie aus dem druckfrisch vorliegenden Jahresbericht hervorgeht, sind die Vermarktungszahlen um gut 500 auf exakt 30968 Tiere aller Kategorien (Nutzkälber, Zuchtkälber, Jungrinder, Jungkühe und Bullen) gestiegen. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt am 1. Oktober und endet am 30. September.

Vorsitzender Georg Hollfelder führt die Steigerungen auf die gestiegenen Tierzahlen, vor allem aber auf die höheren Preise bei den Nutzkälbern zurück. Während im zurückliegenden Jahr noch zahlreiche Märkte abgesagt werden mussten oder nicht in gewohnter Weise stattfinden konnten, hatte sich die Situation mittlerweile wieder geändert. Alle Märkte wurden abgehalten, wenn auch die Besucherzahl auf den Großviehmärkten zeitweise geringer gewesen sei, so heißt es in der Bilanz.

Einschränkungen gab es aber trotzdem: Durch die Umbaumaßnahmen im Großviehstall in Bayreuth seien Bullen, Jungkühe und hochtragende Kalbinnen ab Februar im Exportstall, die Jungrinder im Kälberstall untergebracht worden. Im April hätten dann die Anbaumaßnahmen für den Kälberstall begonnen, wodurch der Körplatz blockiert wurde und die Körung zwischen Großviehstall und Exportstall stattfinden musste.

Der Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr noch 1014 Mitgliedsbetriebe, 50 weniger als im Jahr zuvor. Somit sei die 1000er-Grenze noch nicht, wie befürchtet, unterschritten worden. Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls deutlich gesunken, und zwar um weit über zwei Prozent oder 1568 Stück auf nun 64687. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit knapp 64 Kühen angegeben (Vorjahr 62).

Während diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der umfangreiche Jahresbericht traditionell auch die gesamte Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der Milchkühe um 1700 auf 81175. Damit liege Oberfranken im bayerischen Trend, so Zuchtleiter Markus Schricker.

Unverändert fortgesetzt hätten sich auch die Betriebsaufgaben. Wieder 101 Betriebe weniger bedeute noch 1665 Milchviehhalter in Oberfranken. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt statistisch bei 48,8 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe werden in den Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den Landkreisen Kronach und Lichtenfels.

Wenn auch der Rückgang in den Milchkuhzahlen und Betriebszahlen etwas gebremst wurde, sei der Trend klar: kontinuierliche Betriebsaufgaben und kaum Neuinvestitionen. 101 Betriebe weniger bedeute in etwa, dass zwei Betriebe pro Woche aufgeben. Die Zeichen würden dabei nicht für eine Trendwende sprechen.

Beim Rinderzuchtverband standen nach den Worten des Vorsitzenden Georg Hollfelder im vergangenen Jahr vor allem Investitionen in mehr Tierwohl im Fokus. Der Umbau auf die freilaufende Auktion im Großviehstall konnte abgeschlossen werden, die Umgestaltung und Erweiterung des Kälberstalles wurde begonnen und soll 2022 abgeschlossen werden. „Das alles sind Investitionen für die Mitglieder, für eine regionale und in die Zukunft gerichtete Viehvermarktung.“

Von der Politik wünschen sich die Verantwortlichen ein Bekenntnis zu einer „modernen und spezialisierten Landwirtschaft ohne Bilderbuchträumereien“. Das Spannungsfeld Ökonomie, Tierschutz, Klimaschutz werde bleiben. „Darauf müssen wir uns einstellen, aber wir erwarten Anerkennung unserer Arbeit, unseres Berufstandes und vielleicht doch klare Perspektiven“, so der Vorsitzende.

Bild: Die Umbaumaßnahmen in den Stallungen des Rinderzuchtverbandes Oberfranken im Grünen Zentrum in Bayreuth sind nahezu abgeschlossen.

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25.01.2022

Mit Waldumbau gegen den Klimawandel / Höhere Temperaturen, weniger Niederschläge – BBV informiert Waldbauern über geeignete Gegenmaßnahmen

Bamberg. Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Forstwirtschaft. Das sagt Hans-Joachim Klemmt, neuer Leiter der Abteilung Waldbau und Bergwald an der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising-Weihenstephan. Einzige wirksame Maßnahme ist dabei der frühzeitige Aufbau klimastabiler und zukunftsfähiger Wälder, so der Fachmann bei einer Online-Veranstaltungsreihe zum Thema Klima des BBV Oberfranken.

Wälder sind ein Teil der Lösung der Klimaproblematik, weil sie Kohlendioxid binden. „Doch egal, wie viel wir auch aufforsten, wir werden den Klimawandel damit nicht stoppen können“, sagt Klemmt. Den Waldbauern legt der aus Neuhaus an der Pegnitz stammende Referent nahe, frühzeitig mit dem Waldumbau zu beginnen. „Warten sie nicht, bis die Natur sie zwingt, ihre Wälder zu verjüngen.“ Dabei sollten baldmöglichst auch geeignete klimaresistente Mischbaumarten in geeigneter Form, also durch Pflanzung oder Saat in den vorhandenen Bestand eingebracht werden.

Was Klemmt die 4-Plus-Regel nennt, bedeutet auf mehrere, mindestens vier Baumarten zu setzen, um das Risiko zu minimieren. Dabei sollte vor allem darauf geachtet werden, dass Klima, Boden und Baumartenwahl auch zusammenpassen. So könne der Waldbewirtschafter Licht-, Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit steuern. Stets sollte man dabei auch den Wildeinfluss durch geeignete Maßnahmen gering halten.

Laut Hans-Joachim Klemmt ist der Klimawandel in Bayern längst spürbar und auch nachweisbar. Er warnt aber auch: „Es wird noch deutlich wärmer werden, als wir es bisher erfahren haben.“ Als Beleg dafür zählt der Experte auf, wie die bayerischen Durchschnittstemperaturen seit 1986 angestiegen und die Niederschläge abgenommen hatten. 2018 sei die laut Deutschem Wetterdienst mit 9,9 Grad Celsius heißeste jemals gemessene Durchschnittstemperatur im Freistaat gemessen worden. Das Mittel lag zwischen 1961 und 1990 bei 7,5 Grad Celsius. Gleichzeitig seien 2018 die Gesamtniederschläge die drittniedrigsten seit Aufzeichnungsbeginn 1881 gewesen.

Für die Wälder bedeute dies schon heute großflächige Schäden. „Und diese Schadensphänomene werden mit zunehmendem Klimawandel noch häufiger auftreten“, warnt Klemmt. Besonders auffällig sei es dabei, dass Nordbayern viel stärker als Südbayern betroffen ist. Hier sei der Nadel- und Blattverlust als Trockenheitsreaktion viel stärker festzustellen. Allgemein sei die Mortalitätsrate besonders bei Fichten und Kiefern überdurchschnittlich. Klemmt: „Insgesamt haben wir bereits großflächigen Schäden in unseren Wäldern beobachten müssen.“

Dieter Heberlein, Jagd- und Waldreferent des BBV Oberfranken, weist darauf hin, dass der Grundwasserspiegel in Oberfranken während der zurückliegenden zehn Jahren um fast einen halben Meter abgesackt ist. Allerdings habe sich der Wald zuletzt in 2021 wenigstens wieder leicht von der extremen Trockenheit der Vorjahre erholen können. „Nach drei heißen und trockenen Sommern war 2021 wieder ein relativ normales Jahr“, so Heberlein. Das habe man vielfach gar nicht so wahrgenommen, weil man sich schon an die trockene und heiße Witterung der Vorjahre gewöhnt hatte. Dennoch werde es keinen Weg mehr an dem Thema Klimawandel vorbei geben.

Bild: Viel ist nicht mehr übrig geblieben vom einst so üppigen Fichtenwald bei Wilhelmsthal im Landkreis Kronach. Schuld daran sind die trockenen und heißen Sommer, die für eine Massenvermehrung des Borkenkäfers gesorgt haben.

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25.01.2022

Weniger Betriebe, weniger Schweine / „Stallgespräch“ bei den Ferkelerzeugern Deinlein in Neudorf

Neudorf. Ihren Viehbestand haben sie schon drastisch reduziert. Waren es im Herbst noch 350 Schweine auf dem Ferkelerzeugungsbetrieb von Dagmar und Jörg Deinlein in Neudorf, nahe Scheßlitz, sind es mittlerweile nur mehr 190. Die Preise sind einfach zu schlecht. Wie es weitergehen soll, ist völlig offen. „Die ständig neuen Anforderungen machen uns schon schwer zu schaffen“, sagte Jörg Deinlein beim „Stallgespräch“ des BBV Bamberg.

Aufgrund neuester Vorgaben müsste die Familie ihren Stall schon wieder umbauen. Das sei aber am jetzigen Standort aufgrund von Abstandsvorgaben gar nicht möglich. Eine notwendige Investition von rund einer viertel Million Euro ist schon gar nicht drin bei den derzeitigen Preisen. „Also bleibt uns nur eines übrig: den Bestand zu reduzieren“, so Jörg Deinlein.

BBV-Geschäftsführer Werner Nützel machte dabei eine einfache Rechnung auf. Während der Erzeugerpreis für den Bauern pro Kilo erzeugtem Schweinefleisch in Deutschland ohne Mehrwertsteuer im Jahr 2015 bei 1,26 Euro lag, liege er heute bei 1,28 Euro. Der Verbraucherpreis habe allerdings schon 2015 bei 6,06 Euro gelegen, heute macht er 7,22 Euro aus. Soll heißen: „Beim Landwirt kommt nichts an.“ Völlig außer Acht gelassen wurde dabei, dass die Betriebskosten in den zurückliegenden Jahren gewaltig angestiegen sind.

Kein Wunder, dass die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Bayern im Zehn-Jahres-Vergleich um 45 Prozent abgenommen habe und zuletzt bei 4200 lag. Wie viele werden diesmal übrig bleiben, fragen sich die Landwirte. Die Zahl der Tiere sei dabei nicht so stark zurückgegangen, sie lag zuletzt im Freistaat bei knapp 2,9 Millionen, was im Zehn-Jahres-Vergleich aber trotzdem einen Rückgang um 18 Prozent ausmachte. Die Umfragen lassen nichts Gutes ahnen: 70 Prozent der Schweinehalter in Deutschland wollen in den kommenden Jahren aufgeben.

Nützel kritisierte auch die zahlreichen Lockangebote des Lebensmitteleinzelhandels, die einzig und allein auf Kosten der Landwirte gehen. „Die fünf großen Discounter machen den Preis kaputt“, sagte er. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel schon mehr Tierwohl fordere und dafür einen höheren Preis verlange, müsse das auch beim Bauern ankommen, so Kreis-, Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller. „Die Marktmacht der großen Handelsketten ist das Problem“, sagte Kreisobmann Edgar Böhmer.

Die Familie Deinlein hat für sich zumindest einen kleinen Ausweg aus der Misere gefunden. Sie arbeitet mit einem zertifizierten Schlachtbetrieb zusammen und vermarktet die Schweine in Form von Schlachtpaketen selbst. „Wir müssen einfach schauen, dass mehr bei uns bleibt“, so Dagmar Deinlein. Für Ehemann ist sowieso klar, dass es im Moment einfacher ist, Kaffee zu vermarkten, als Schweine. Deshalb wollen sie auch ab März ihr Hofcafé wieder regelmäßig an den Sonntagen öffnen.

Bild: Katharina Schrenker und Fabian Deinlein sowie Jörg und Dagmar Deinlein trafen sich vor ihrem Hofcafé in Neudorf mit BBV-Geschäftsführer Werner Nützel, Kreis- Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller und Kreisobmann Edgar Böhmer (von links).

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24.01.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (7):

Ein halbes Jahrhundert Mühlentradition / Familienbetrieb in 18. Generation - Qualitätsmehle aus regionaler Herstellung

Stadtsteinach. Aus der Region für die Region: das könnte ein Slogan sein, mit dem Dirk Partheimüller Werbung für seine Produkte macht. Doch der Inhaber der historischen Partheimühle in Stadtsteinach hat das ganz nicht nötig. Über ein gutes Dutzend Landwirte aus den Landkreisen Bayreuth, Kronach und Kulmbach gehören seit eh und je zu seinen Lieferanten. Das Korn kommt also von den Feldern der Region. Das produzierte Weizen-, Roggen- und Dinkelmehl findet nahezu ausschließlich in Bäckereien und Pizzerien Oberfrankens Verwendung. Nahezu heißt, dass auch Privatleute ihr Mehl entweder direkt beim Partheimüller oder bei Rewe- und Edeka-Märkten in und um Kulmbach erwerben können.

Seit Jahrhunderten kommt Qualitätsmehl aus Stadtsteinach. Bereits 1558 wurde die Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Dirk Partheimüller stellt heute wie damals aus regionalem Getreide Weizen-, Roggen- und Dinkelmehle ohne chemische Zusatzstoffe her. „Wir kaufen ausschließlich Getreide aus Oberfranken, das ist nachhaltig, weil wir so den Kohlendioxid-Ausstoß vermindern“, sagt der Partheimüller. Mehr als 30 Kilometer Transportweg hat keine Getreidelieferung mehr hinter sich, wenn sie in Stadtsteinach ankommt.

Feste und zuverlässige Lieferanten, „auf die man sich verlassen kann“, das ist für Dirk Partheimüller wichtig. Schließlich hat auch er mit stark schwankenden Rohstoffpreisen zu tun, wenn zum Beispiel wie im zurückliegenden Jahr die Preise gewaltig steigen, weil deutsches Getreide ins Ausland abwandert.

Insgesamt werden in Stadtsteinach jedes Jahr gut 1000 Tonnen Getreide verarbeitet. „Regionalität ist unser Prinzip“, so Dirk Partheimüller, der auch Mitglied der Genussregion Oberfranken ist und natürlich auch deren strenge Kriterien erfüllt. Neben Weizenmehlen sowie Roggenmehlen unterschiedlicher Typen gibt es in Stadtsteinach auch Dinkelmehle und ein eigenes Pizzamehl. Jeder Abnehmer kann dabei mit Säcken zu 2,5 bis 25 Kilogramm den jeweiligen individuell gewünschten Bedarf abdecken.

Dirk Partheimüller stellt bereits die 18. Generation in diesem außergewöhnlichen Familienbetrieb. Mit seiner Frau Sonja hat der 54-Jährige schon für die nächste Generation vorgesorgt, Sohn Luca (14) kennt sich im Betrieb jedenfalls bestens aus.

Trotz der altehrwürdigen Tradition ist die aus den 1960er Jahren stammende Produktionsstätte relativ neu. Damals wurde sie neben dem denkmalgeschützten historischen Gebäude mit dem Mühlrad errichtet. Die parallel zur Getreidemühle betriebene Sägemühle wurde schon vor rund 100 Jahren eingestellt. Die Landwirtschaft, die noch lange betrieben wurde, ist erst vor gut 20 Jahren aufgegeben worden.

Was heute vielfach als Gläserne Produktion angepriesen wird, lebt der Partheimüller schon lange. In seinen Mühlenführungen erklärt er immer wieder gerne, wie das Korn zum Mehl gemahlen wird. Ganz so einfach ist das nämlich nicht, viele Produktionsschritte sind dazu notwendig. „Die wenigsten wissen, wie das wirklich funktioniert“, sagt er. Wie so oft, hat auch hier Corona für eine Unterbrechung gesorgt. Trotzdem hofft der Partheimüller schon bald wieder mit den Führungen beginnen zu können.

Was bei vielen Bauern der Hofladen, ist bei Dirk Partheimüller das Mühlenlädla gleich am Eingang, das täglich geöffnet hat. Im Angebot hat er auch die Produkte der befreundeten Minderleinsmühle bei Neunkirchen am Brand. Dirk Partheimüller hat auch beobachtet, dass gerade jüngere Leute verstärkt wieder selbst backen, eine Entwicklung, die durch Corona noch forciert worden ist und die der Stadtsteinacher Partheimühle nur zu Gute kommt.

Bilder:
1.
 Dirk Partheimüller bedient Walzenstühle, die teilweise schon seit 100 Jahren im Betrieb sind.
2.
 Sonja, Luca und Dirk Partheimüller betreiben die gleichnamige Mühle in Stadtsteinach in 18. Generation seit 1558.
3.
 Die Partheimühle im Stadtsteinacher Dammweg ist ein ortsbildprägender Bau mit langer Geschichte.
4. In Zeiten von Corona backen viele Verbraucher wieder selbst und finden so den Weg ins Mühlenlädla.

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20.01.2022

Generationengerechter Übergang bei der Anbindehaltung / Landwirte diskutierten mit CSU-Abgeordneten

Lichtenfels/Kulmbach. In der Kritik am Koalitionsvertrag war man sich einig beim Online-Gespräch tragender bäuerlicher Organisationen aus Coburg, Kronach und Kulmbach mit den beiden CSU-Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (Lichtenfels/Kulmbach) und Jonas Geissler (Coburg/Kronach). So ganz verinnerlicht hatten es manche Teilnehmer freilich noch nicht, dass CSU im Bund jetzt Opposition heißt.

„Wir sind abgewählt worden und können künftig nur Anträge stellen“, sagte Emmi Zeulner. Als Opposition sitze man eben nicht mehr mit am Verhandlungstisch. Einfacher werde das sicher nicht. Jonas Geissler, neu gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Coburg, zu dem auch Kronach gehört, räumte Fehler der CSU in der Vergangenheit ein. „Wir wissen, dass wir wahnsinnig viele Landwirte enttäuscht haben“, sagte er.

Der Koalitionsvertrag stelle die Landwirte eher als Umweltschützer dar, monierte Zeulner. „Das sind sie zwar, sie sind aber auch Nahrungsmittelproduzenten“, so die Angeordnete. Ziel sollte es sein, Deutschland in Sachen Ernährung ein stückweit autark zu machen. Wenn der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse gerade einmal bei 30 Prozent liegt, dann sei das entschieden zu wenig. „Wir dürfen uns nicht abhängig machen“, warnte die Politikerin.

Diese Auffassung vertrat auch Michael Bienlein, BBV-Kreisobmann von Lichtenfels: Es bringt uns doch nichts, wenn wir die Nahrungsmittelproduktion ins Ausland verlagern und nur noch als Umweltschützer tätig sind“. Die Lebensmittelsouveränität werde sträflich vernachlässigt, so Harald Weber, Leiter des Landwirtschaftsamtes Coburg-Kulmbach. Kreisobmann Bienlein bemängelte, dass bei vielen Dingen wie etwa bei der Düngeverordnung die fachliche Praxis völlig außen vor bleibe.

Ein großes Thema, das viele Landwirte umtreibt ist die Diskussion um die Zukunft der Anbindehaltung. Wie berichtet, listen Teile des Lebensmitteleinzelhandels bereits Frischmilch aus, die aus Anbindehaltung stammt. „Ob es einem Tier gut oder schlecht geht, hängt doch nicht ausschließlich von der Haltungsform ab“, sagte Bienlein. Es liege vielmehr an den Menschen, die das Tier versorgen.

Emmi Zeulner sprach sich dabei für individuelle Lösungen aus. Statt eines fixierten Stichtages sollte es einen generationengerechten Übergang geben. „Wir werben in Berlin für eine entsprechende Initiative“, versprach sie. Der Umbau in der Struktur müsse massiv unterstützt werden. Zuvor hatte auch Behördenleiter Weber für Übergangslösungen plädiert. Von den 147 Milchviehhaltern im Landkreis Lichtenfels hätte über die Hälfte weniger als 20 Kühe. Dabei könne man sicher davon ausgehen, dass es bei diesen kleinen Landwirten noch überall Anbindehaltung gibt. Nur 36 von den 147 Milchviehhaltern hätten mehr als 50 Kühe im Stall, der dann wohl ziemlich sicher ein Laufstall ist

Landwirt Bernhard Hofmann äußerte große Sorgen, was den Nachwuchs angeht. Hofnachfolger würden die Lust am Beruf verlieren, wenn sie keinerlei Wertschätzung mehr erfahren. „Immer steht die Landwirtschaft im Kreuzfeuer der Kritik, Vielflieger und Kreuzfahrer bleiben dagegen außen vor“, sagte er.

Einig war man sich darin, dass der Landwirt wieder einen ordentlichen Preis für sein Produkt bekommen muss. In Sachen Selbstbewusstsein des Berufsstandes sei aber schon noch Luft nach oben, so Zeulner. „Wir wissen um die Leistung, die erbracht wird“, sagte sie. „Unser Kernanliegen sollte deshalb die Wertschätzung der Bauern sein“, so Jonas Geissler. Landwirte dürften nicht länger unter Generalverdacht gestellt werden.

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20.01.2022

Bauern am Scheideweg / BBV-Stallgespräch bei Schweinebauer Jan Schrijer im Coburger Land

Ottowind. Die Schweinerhalter sind seit Monaten die eigentlichen Sorgenkinder. „Derzeit werden die Kosten nicht annähernd gedeckt“, sagte der Coburger Kreisobmann Martin Flohrschütz beim traditionellen Pressegespräch, das viele Kreisverbände alljährlich im Umfeld der Grünen Woche veranstalten. Wenn es heuer Corona-bedingt auch schon zum zweiten Mal hintereinander keine Grüne Woche gibt, so hält der BBV trotzdem an seinen „Stallgesprächen“ fest, um auf die dringendsten Probleme der Branche hinzuweisen.

Die Gründe für die Misere sind schnell aufgezählt: explodierende Energie- und Futterkosten, eine zunehmende Zahl an Vegetariern und Veganern, das Auftauchen der Afrikanischen Schweinepest und daraus resultierende Exportstopps sowie die seit bald zwei Jahren andauernde Corona-Krise. „Uns fehlt die Rückendeckung, sagt Schweinebauer Jan Schrijer aus Ottowind bei Meeder im Landkreis Coburg. Er meint damit die Rückendeckung aus der Politik, deren immer neue Auflagen richtig Geld kosten. Aber auch die fehlende Rückendeckung aus dem Lebensmitteleinzelhandel macht den Bauern zu schaffen. „Wenn wir zu Aldi-Konditionen produzieren sollen, dann hören wir lieber gleich auf“, so Schrijer.

Genau das haben viele Bauern schon getan, auch im Landkreis Coburg. „Viele Ställe stehen bereits leer“, sagte Kreisobmann Flohschütz. Er hat bereits beobachten müssen, dass die Landwirte nach Alternativen suchen, die Tierhaltung zum Beispiel ganz aufgeben, den Betrieb nur noch im Nebenerwerb führen oder sich eine außerlandwirtschaftliche Einkommensquelle suchen.

„Wir wollen doch nicht mehr und nicht weniger als ein ganz normales Einkommen“, sagt Jan Schrijer, der auch Vorstand des Fleischerzeugerrings Oberfranken ist. Es müsse einfach besser honoriert werden, wenn Landwirte sich um das Tierwohl kümmern. Seine Schweine hätten zum Beispiel stets Auslauf und könnten jederzeit an die frische Luft. Beim Stallgespräch mit der örtlichen Presse konnten sich alle Beteiligten davon überzeugen, dass die Schweine dies auch bei winterlichen Temperaturen gerne in Anspruch nehmen.

Den Prozess der Fleischproduktion, den sich die Gesellschaft in der öffentlichen Diskussion wünscht, würde aus Sicht von Kreisobmann Flohschütz schon längst flächendeckend vorhanden sei, wenn der Markt dafür da wäre. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen jedoch auseinander“, sagt Flohrschütz. In Nischen würden diese Märkte in einzelnen Programmen von Teilen des Lebensmitteleinzelhandels und von Direktvermarkter zwar schon bedient. Die breite Masse entlohne jedoch nicht die von der Gesellschaft geforderten Haltungsbedingungen.

Behördenleiter Harald Weber vom Landwirtschaftsamt Coburg-Kulmbach sieht die Landwirtschaft an einem Scheideweg. „Die Nutztierhaltung sei mittlerweile generell ein Problem geworden. Sowohl die Zahl der Halter, als auch die Zahl der Tiere nehme dramatisch ab, weil sich die höheren Kosten nicht in höheren Preisen niederschlagen. Wir wissen nicht, wie wir die höheren Preise durchsetzen können“, so Weber.

Dabei geht es schon längst nicht mehr nur ums Geld. „Die fehlende Wertschätzung macht vielen jungen Leuten schwer zu schaffen“, sagt er. Es sei nicht immer unbedingt positiv, was da an den potentiellen Nachwuchs herangetragen werde, so der Behördenchef, der auch Fällen des sogenannten „Bauern-Bashings“ wusste. Schon in der Schule stünden Kinder von Landwirten im Zentrum des Spotts. Das könne so nicht weitergehen.

Bild: Stallgespräch auf dem Hof von Jan Schrijer in Ottowind bei Meeder im Landkreis Coburg: hier habe die Schweine jederzeit Auslauf und könnten auch bei winterlichen Temperaturen an die frische Luft.

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17.01.2022

Wettermeldungen digital und online / Georg Zenk aus Bad Staffelstein und Harald Fischer aus dem Fichtelgebirge sind offizielle Melder des Deutschen Wetterdienstes - Ehrenamtliche Helfer gesucht

Bad Staffelstein/Marktleuthen. Der Deutsche Wetterdienst sucht in Oberfranken einen Wetterbeobachter. Hintergrund ist, dass Waldfried Männlein aus Königsfeld im Landkreis Bamberg aus Altersgründen seine ehrenamtliche Tätigkeit vor kurzem eingestellt hat. Er betreute zuletzt eine der ältesten Stationen überhaupt, die bereits im Jahr 1899 ihren Betrieb aufgenommen hatte.

Aktuell gibt es oberfrankenweit im Schnitt alle 15 Kilometer eine Station, so Frank Sievers von der Abteilung Messnetze und Daten des Deutschen Wetterdienstes in München. Wettermelder zu finden sei nicht ganz einfach, da die Station möglichst frei stehen muss, damit die Messungen nicht beeinträchtigt werden. Landwirte seien geradezu prädestiniert dafür, da sie über entsprechende Flächen in geeigneten Lagen verfügen und die Daten ja ohnehin auch für sich benötigen. Im Übrigen handle es sich um ein Ehrenamt, bei dem lediglich der Aufwand entschädigt werde.

Eine der oberfränkischen Stationen befindet sich im Bad Staffelsteiner Ortsteil Stublang bei Landwirtschaftsmeister Georg Zenk. Wettertechnisch sei er schon immer interessiert gewesen, berichtet der 33-Jährige. Seit knapp zwei Jahren ist er offizieller Melder. „Mich hat das schon lange fasziniert, wie das alles zustande kommt“, so Zenk, der den elterlichen Hof als Betriebsleiter führt.

Durch einen Artikel im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt war er damals darauf gekommen, dass Wetterbeobachter gesucht werden. Schnell war der Kontakt zustande gekommen und das Gebiet nahe dem Stallneubau am Ortsrand stuften die Fachleute als absolut geeignet ein.

Nun ist es bei Georg Zenk nicht mehr so, dass er jeden Morgen an seiner Wetterstation Daten in Tabellen einträgt und sie nach München durchtelefoniert. Die Station arbeitet vollautomatisch, sämtliche Werte werden digital übermittelt. Der Melder muss die Station und das Umfeld regelmäßig warten und pflegen, freihalten von Unkraut, die Gerätschaften säubern und eventuell neu hochfahren, ähnlich wie beim Computer. Lediglich die Schneehöhen werden noch per Hand gemessen.

Die Station selbst ist eigentlich ganz unscheinbar mit Erdbodenfeld, Niederschlags- und Luftfeuchtigkeitsmesser. Vollautomatisch wird hier 320 Meter über Normalnull die Lufttemperatur fünf Zentimeter über dem Boden gemessen, werden Frosttemperaturen festgestellt und die Regenmengen bestimmt.

Im Stallneubau nebenan sind 70 Milchkühe zuhause, insgesamt bewirtschaftet Georg Zenk 110 Hektar Fläche, der Großteil davon Grünland zur Selbstverwertung, aber auch Weizen und Roggen zur Vermarktung über den Landhandel. Vor zehn Jahren war er bereits in die GdbR der Eltern miteinagestiegen, vor zwei Jahren hatte er die Betriebsleitung übernommen.

Bei Harald Fischer aus Neudorf, einem Ortsteil von Marktleuthen im Fichtelgebirge ist die Situation ganz ähnlich. Bei ihm war die Suche im Schaukasten des Ortes ausgeschrieben, nachdem der Vorgänger aufgegeben hatte. Der 62-Jährige ist ohnehin als Stadtrat, Kreisrat, Feldgeschworener, Jagdvorstand und als Kreisobmann des Bauernverbandes recht gut unterwegs. Auf ein Ehrenamt mehr oder weniger kam es dabei auch nicht an. Im März 2017 legte er los. Seitdem übermittelt er online täglich um sieben, beziehungsweise acht Uhr die Niederschlagsmengen und Schneehöhen. Ist er einmal krank oder anderweitig verhindert, hilft Sohn Andreas aus. Luftfeuchtigkeit und Temperaturen werden in Neudorf nicht gemessen, da es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation handelt.

Harald Fischer bewirtschaftet in Form einer GdbR zusammen mit Ehefrau Irmtraud und Sohn Andreas in und um das 40-Seelen-Ort Neudorf rund 100 Hektar, 60 Milchkühe plus Nachzucht stehen in dem 2005 an- und umgebauten Stall. Auf seinen Flächen baut er Mais zum Eigenbedarf als Futter und Braugerste an. Auch bei ihm besteht ein großer Teil der Fläche aus Grünland.

Was Harald Fischer im Umfeld seiner Arbeit für den Wetterdienst besonders aufgefallen ist, sind die zunehmenden Starkregenereignisse, die regional meist unterschiedlich begrenzt sind. Land unter in Neudorf könne durchaus auch bedeuten, dass es im Nachbarort komplett trocken geblieben ist. Die Station Neudorf liegt auf einer Höhe von gut 600 Metern über Normalnull.

Bilder:
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 In Stublang betreibt Georg Zenk seine Wetterstation am Ortsrand.
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 Bei der Wetterstation von Harald Fischer handelt es sich um eine konventionelle Niederschlagsstation.

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17.01.2022

Landwirtschaft hat Zukunft (6):

Kurze Transportwege, frische Fische / Teichwirt Edwin Hartmann produziert Karpfen am Ortsrand von Waldau

Waldau. „Gesunde Lebensmittel in den eigenen Teichen zu produzieren, das erfüllt einen auch mit Stolz“, sagt Edwin Hartmann (66) aus Waldau. Sein Lebensmittel sind die Karpfen, die in den vier eigenen Teichen am Ortsrand des Neudrossenfelder Gemeindeteils heranreifen. Vermarktet werden sie im Wesentlichen über die für ihre Fischspezialitäten weit über die Landkreisgrenze hinaus bekannte und bereits mehrfach ausgezeichnete Gaststätte Fuchs direkt in der Nachbarschaft der Familie Hartmann. Noch kürzer können Transportwege kaum ausfallen, liegen doch zwischen Teich und Wirtshaus nicht einmal 500 Meter Luftlinie.

Edwin Hartmann, der hauptamtlich als Ingenieur bei der Telekom in Bayreuth tätig war und der jetzt eigentlich seinen Ruhestand genießen könnte, betreibt Land-, Forst-, und Teichwirtschaft im Nebenerwerb zusammen mit seiner Ehefrau Claudia, Tochter Jennifer und den Söhnen Alexander, Philip und Leon. Für den zwölf Hektar großen Betrieb wurde eine landwirtschaftliche GbR gegründet, um auch gegenüber dem Finanzamt die Gewinnerzielungsabsicht in einem rechtssicheren Rahmen zu dokumentieren.

Die eigene Teichanlage besteht aus vier Karpfenweihern mit einer Gesamtwasserfläche von einem Hektar. Der erste Teich wurde bereits 1982 gebaut und bereits mehrfach erweitert. 1990 und in den Jahren 2019 und 2020 entstanden die weiteren drei Weiher, die jeder Autofahrer kennt, der auf der A70 kurz nach der Auffahrt Kulmbach/Neudrossenfeld in Richtung Bayreuth unterwegs ist.

Besetzt werden die Teiche mit zweijährigen Karpfen (K2). Schleien und Graskarpfen werden in geringen Stückzahlen als Beifische gehalten. Zur im Teich vorhandenen Naturnahrung wird Getreide aus eigenem Ackerbau zugefüttert. Das Getreide baut Edwin Hartmann auf sechs Hektar Fläche an, die er bis 2015 verpachtet hatte und seitdem wieder selbst bewirtschaftet.

In einem guten Jahr werden bis zu 500 kg schlachtreife dreijährige Karpfen (K3) geerntet und verkauft. „Das sind zwischen 250 und 300 Karpfen“, sagt Edwin Hartmann. Wenn etwas für den Eigenbedarf übrig bleibt, kommen die von Ehefrau Claudia zubereiteten Karpfen blau, gebacken oder heiß geräuchert gerne auch auf den heimischen Tisch. Heuer seien es allerdings deutlich weniger Karpfen gewesen, da die Temperaturen den Sommer über einfach zu kalt waren. Auch in den beiden Jahren davor habe es aufgrund der Trockenheit eine geringere Ausbeute gegeben.

Damit die Karpfen ihren Teichmoder verlieren, ist die Hälterung in fließendem Wasser unabdingbar. Nur so könne der Fischliebhaber den unbeeinträchtigten Karpfengeschmack genießen, erklärt Edwin Hartmann. In der heimischen Hälterung schwimmen daher meistens einige Prachtexemplare.

Auch ehrenamtlich engagiert sich Edwin Hartmann. Als Fischereibeirat der Teichgenossenschaft Oberfranken vertritt er seit 2013 den Landkreis Kulmbach, der aufgrund einer geringeren Zahl an kleinen Fließgewässern teichwirtschaftlich nicht so gut aufgestellt ist, wie andere Regionen Oberfrankens.

Die Freude und der Erfolg in der Teichwirtschaft würden allerdings von mehreren Fischprädatoren getrübt, sagt Edwin Hartmann. Neben Grau- und Silberreiher dezimieren alljährlich auch Kormorane die eingesetzten Fische. 2016 wurde die Teichanlage von Bibern heimgesucht, dabei wurden die Teichdämme durch eine Vielzahl von Biberröhren zerstört. „Die haben immensen Schaden angerichtet“, erinnert sich der Teichwirt. Erst nach der vom Landratsamt Kulmbach genehmigten Entnahme konnte diesem Spuk ein Ende bereitet werden. Zwar sei er zu einem gewissen Teil finanziell entschädigt worden, der Arbeitsaufwand sei aber trotzdem enorm gewesen. Auch Spuren des Fischotters wurden im vorbei fließenden Schlitterbach schon gesichtet.

„Wenn man aber gegen die Fischräuber nichts unternehmen darf, dann ist es um diesen Wirtschaftszweig schlecht bestellt“, spricht Edwin Hartmann eines der größten Probleme der Branche an. Der unbestrittene ökologische Wert einer Teichanlage werde daher nur erhalten bleiben, wenn den Teichwirten auch ein wirtschaftlicher Erfolg aus ihrer Arbeit zugestanden wird.

Bilder:
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 Hier in der Fischhälterung auf dem Anwesen von Teichwirt Edwin Hartmann verlieren die Karpfen ihren modrigen Geschmack.
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 Das ist der größte der vier Teiche, die Edwin Hartmann am Ortsrand von Waldau bewirtschaftet.
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 Einen seiner kleineren Teiche hat Edwin Hartmann im Herbst abgelassen.
4. K
urze Transportwege garantieren, dass die angebotenen Karpfen auch wirklich frisch sind.

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14.01.2022

Regionales nicht zum Ramschpreis / Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit: Klinikum und Landratsamt setzen auf heimische Verpflegung

Kulmbach. Das Bundeslandwirtschaftsministerium macht unter seinem neuen Chef Cem Özdemir Druck. Die bereits von Vorgängerin Julia Klöckner angestoßene Initiative, in Kantinen und Gemeinschaftsverpflegung mehr auf Bio-Lebensmittel zu setzen, soll schnell Realität werden.

„Als Bund setzen wir auf mehr Bio, mehr Tierwohl und fairen Handel“, heißt es aus dem Ministerium. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, wie mehr Bio-Lebensmittel bezahlbar für alle angeboten werden können. Konkret ist eine Erhöhung des Anteils von Bio-Lebensmitteln in Kantinen und Gemeinschaftsverpflegungen bis 2025 auf 20 Prozent geplant. Noch einen Schritt weiter ist Bayern. Hier gibt es einen Beschluss, nach dem bis spätestens 2025 in allen staatlichen Kantinen ein Warenanteil von mindestens 50 Prozent aus regionaler oder biologischer Erzeugung angeboten werden soll.

Grundsätzlich ein guter Vorschlag, um die Bio-Landwirtschaft zu fördern und auszubauen, findet Harald Köppel, Geschäftsführer des Bauernverbandes für Kulmbach, Kronach und Bayreuth. Da seien solche Ansätze mit Sicherheit nicht schlecht. Es müsse aber auch jeden klar sein, dass man das Bio-Menü nicht zum Preis einer herkömmlichen Mahlzeit bekommt.

Für Köppel ist der Vorschlag aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium nicht unbedingt neu. Schon seit Jahren sollen Bio-Lebensmittel in öffentlichen Kantinen gepusht werden. In staatlichen Stellen sei dies einfacher zu machen, weil es dort angeordnet werden könne. Bei privatbetriebenen Kantinen gebe es dagegen häufig Probleme mit dem Budget, weil pro Mahlzeit nur so und so viel Euro zur Verfügung stehen. Bio benötige einfach einen höheren Aufwand, der auch bezahlt werden muss. „Wenn der Verbraucher nicht bereit ist, den höheren Preis zu bezahlen, werden wir auch da auf der Stelle treten“, so Köppel. „Regional erzeugte Bio-Lebensmittel wird es nicht zum Ramschpreis geben.“

Sehr nahe am Vorschlag der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sieht Harald Weber, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach, die Absichtserklärung von Özdemir hinsichtlich der Erhöhung des Bio-Anteils. Nahe auch an den Initiativen zur Forcierung der Regionalvermarktung, deren Potential jetzt auch zunehmend vom Lebensmitteleinzelhandel entdeckt werde. Weber erinnert dabei auch an die langjährigen Arbeit des ehemaligen Fachzentrums Gemeinschaftsverpflegung, das mit der Neuorganisation der Ämter in ein gleichlautendes überregionales Sachgebiet am Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg überführt worden sei. Ergänzend soll ab März an den Bezirksregierungen im Bereich Landwirtschaft ein Koordinator für regionale Vermarktungsinitiativen auf Regierungsbezirksebene installiert werden.

Für Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen in den drei oberfränkischen Ökomodellregionen gebe es das Angebot des BioRegio-Coachings, in dem sich Kitas, Schulen, Betriebsgastronomien und Senioreneinrichtungen vom Sachgebiet Gemeinschaftsverpflegung Oberfranken bei der Steigerung des Anteils bio-regionaler Lebensmittel begleiten lassen können, berichtet Susanne Dobelke vom Sachgebiet Gemeinschaftsverpflegung am Landwirtschaftsamt Bayreuth-Münchberg. Die Coaching-Angebote befassen sich mit den vier Leitgedanken Gesundheit, Nachhaltigkeit, Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit. Dazu gehöre auch, wieweit der Bezug regional bzw. bioregional erzeugter Lebensmittel gesteigert werden kann.

Die Versorgung mit Lebensmitteln aus der Region ist am Klinikum Kulmbach schon seit vielen Jahren ein echtes und bewusst verfolgtes Anliegen, sagt Küchenleiter Christian Hofmann. „Ob das der Spargel aus Rothwind ist oder das Brot aus der Bäckerei Dumler, die ihr Mehl aus Stadtsteinach bekommt: Wir kaufen, wenn das möglich ist, regional.“ Wenn am Klinikum Wild auf der Speisenkarte steht, dann haben Jäger aus dem Kulmbacher Land die Tiere geschossen. „Als Metzger haben wir die Frankenfarm unter unseren Lieferanten.“ Auch sogenannte „Ursprungsware“, von der Firma Transgourmet bezieht das Klinikum regelmäßig. Das Unternehmen setzt auf kulinarische Nachhaltigkeit mit einem Sortiment aus regionalen Produkten, die auch von Klein- und Kleinsterzeugern kommen.

Die Küche habe jeden Tag alle Hände voll zu tun. Je nach Belegung des Hauses würden zusammen mit dem Personalessen an manchen Tagen bis zu 1000 Mittagessen täglich ausgegeben, so Hofmann. Von den Patienten und auch in der Belegschaft werde es durchaus geschätzt, dass regionale Waren oft einen Schwerpunkt darstellen. „Die Leute wollen schon wissen, woher die Speisen kommen, und es gefällt ihnen auch, dass die Ware aus der Region kommt“, weiß der Küchenchef und sieht darin eine Bestätigung für den richtigen Kurs, den sich die Klinikumsküche gegeben hat.

Auf Anfrage teilte Martin Willert von der Hauptverwaltung des Landratsamtes Kulmbach mit, dass die in der Kantine angebotene Mittagsverpflegung ebenfalls vom Klinikum Kulmbach geliefert werde. Als Fairtrade-Landkreis decke Kulmbach zudem einen großen Teil des verkauften Kaffees durch „Fair Trade-Kaffee“ ab, der unter anderem auch Bioqualität besitzt. „Die angebotenen Speisen und Getränke werden nicht nur von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch von unseren Gästen gerne nachgefragt“, so Martin Willert.

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13.01.2022

Kitzrettung sorgt für positive Image der Landwirtschaft / Neue Ämterstruktur vorgestellt

Bayreuth. Eine überaus positive Bilanz über die Wildtierrettung während des zurückliegenden Jahres hat Johannes Scherm, Geschäftsführer des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz, gezogen. „Das Image der Landwirtschaft wurde damit deutlich verbessert“, sagte er bei einer gemeinsamen Online-Gebietsversammlung von Maschinenring, Bauernverband, Landwirtschaftsamt und Verband landwirtschaftlicher Fachbildung.

Bedingt durch den späten Zeitpunkt und die kurzen Schönwetterperioden sei der erste Schnitt für alle Beteiligten eine echte Herausforderung gewesen. Trotzdem seien über 400 Rehkitze vor dem sicheren Mähtod bewahrt worden. Für alle Beteiligten war es aber auch wichtig, dass Berührungsängste abgebaut werden konnten. „Kitzretter sind keine militanten Tierschützer“, stellte Scherm klar. Vielmehr habe sich das Thema zu einem echten gesellschaftlichen Anliegen entwickelt, nicht selten würden sich sogar Dorfgemeinschaften oder Sportvereine mit einbringen. Ziel sei es nun, die Vernetzung aller Akteure zu verbessern, damit die Zusammenarbeit aller Beteiligten noch besser läuft. „Eine Mahd auf gefährdeten Flächen ohne jede Vorsichtsmaßnahme ist künftig nicht mehr zu akzeptieren“, stellte Scherm klar.

Ziel der Kitzrettung ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze sind in den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und verhindert so den meist qualvollen Tod der Kitze. Das Tätigkeitsfeld der Rehkitzrettung erstreckt sich auf die Landkreis Bayreuth, Hof, Wunsiedel und Kulmbach.

Die Städte und Landkreise Bayreuth, Hof und Wunsiedel bilden auch das künftige Dienstgebiet des neu gebildeten Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg. Laut Reinhold Thiem gibt es im Dienstgebiet 3282 Mehrfachantragssteller, also landwirtschaftliche Betriebe, die Fördermaßnahmen und Ausgleichszahlungen beantragt haben. „Auf jeden Bauern kommen damit zwischen 100 und 150 Einwohner“, so Thiem. Die meisten Landwirte gibt es dabei im Landkreis Bayreuth mit etwa 50 Prozent gefolgt vom Landeis Hof mit 30 Prozent und dem Landkreis Wunsiedel mit zehn Prozent. Der Rest entfällt auf das Gebiet der kreisfreien Städte Bayreuth und Hof. Bei insgesamt rund 128000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche beträgt die durchschnittliche Betriebsgröße 39 Hektar. Relativ klein strukturiert sei dabei der Landkreis Bayreuth mit 30 Hektar im Durchschnitt, während der Landkreis Hof mit fast 50 deutlich größere Betriebe aufzuweisen hat.

Reinhold Thiem hatte bei seiner Präsentation des neuen Dienstgebietes noch weitere Zahlen parat: Etwa ein Drittel aller Betriebe wird im Haupterwerb geführt, wobei hier die durchschnittlichen Größen mit 85 Hektar im Landkreis Hof, 80 Hektar im Landkreis Bayreuth und 70 Hektar im Landkreis Wunsiedel deutlich größer sind. Gut zwei Drittel aller Landwirte betreiben noch Viehhaltung und immerhin 11,5 Prozent aller Betriebe ökologischen Landbau. Auch hier liege der Landkreis Hof mit 144 Betrieben knapp vor dem Landkreis Bayreuth (133 Betriebe). Im Landkreis Wunsiedel gibt es immerhin noch knapp 90 Öko-Betriebe. Entwarnung konnte Thiem geben, was die künftigen Zuständigkeiten der Förderung anbelangt. Hier werde sich in Zukunft kaum etwas ändern. Sämtliche Ansprechpartner bleiben in der Regel die gleichen wie vor der Neustrukturierung der Landwirtschaftsverwaltung.

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10.01.2022

Landwirtschaft der Zukunft (5):

Im Konsens zwischen konventionell und bio / Ferkelerzeugung, Lohnarbeiten, Getreidebearbeitung: Gerhard Reif aus Gößmannsreuth setzt auf mehrere Betriebszweige

Gößmannsreuth. Der Blick über den Tellerrand, das ist heute das Wichtigste für jeden landwirtschaftlichen Unternehmer. Gerhard Reif aus Gößmannsreuth, weiß ganz genau, wovon er spricht. Sein Betrieb hat sich seit der Übernahme 1997 vom kleinen Bauernhof zum breit aufgestellten landwirtschaftlichen Unternehmen entwickelt und ist durch Höhen und Tiefen gegangen. „Man muss neue Wege gehen und sich auch mal was trauen“, sagt der 55-Jährige. Ein „weiter so“ werde heute nicht mehr funktionieren. Dafür sei schon die Zeit viel zu schnelllebig geworden.

Gerhard Reif hatte die Landwirtschaftsschule in Kulmbach, dann die Jungbauernschule in Grainau besucht und danach seinen Meister gemacht. Der elterliche Betrieb, das war damals ein kleiner Hofraum mit Zuchtsauenstall und kleinem Kuhstall mitten im Dorf. „Meine 2018 fertiggestellte Maschinenhalle ist größer als damals der ganze Betrieb“, erinnert sich Gerhard Reif.

Mit der Übernahme nach dem Tod des Vaters 1997 gab Gerhard Reif erst einmal die Kühe auf. Die kleinen Stallungen im Ort hat die Familie heute längst aufgegeben und zum Heizraum, Holz- und Getreidelager sowie zur Werkstatt umfunktioniert. 2005 dann folgte der Bau eines neuen Schweinestalles mit dem Focus auf Ferkelerzeugung, die noch heute den Schwerpunkt seiner Arbeit ausmacht. 160 bis 170 Zuchtsauen tummeln sich aktuell im Stall, für die Ferkel gibt es trotz der aktuellen Krise auf dem Schweinemarkt feste Abnehmer.

Ein Großteil des auf den 120 Hektar Ackerland angebauten Getreides, vor allem Wintergerste und Weizen, wird selbst verfüttert. Der Rest, hauptsächlich Raps und Körnermais, wird ganz normal gedroschen, gereinigt und vermarktet. „Glyphosatbauern sind wir nicht“, stellt Gerhard Reif unmissverständlich fest. Er versuche stets, einen Konsens zwischen konventionell und bio zu finden. Man müsse ja auch nicht gleich gegen jedes Unkraut spritzen, sondern sollte versuchen, das Aufkommen im Rahmen der Fruchtfolge zu vermeiden. „Insofern können wir uns von der biologischen Bewirtschaftung auch etwa abschauen.“

Der erstmalige Anbau von Sonnenblumen auf 20 Hektar in diesem Jahr sei ein vielversprechender Versuch gewesen, einmal eine neue Kultur zu testen. Gefragt sind die Kerne nicht nur in der Backindustrie oder bei Müsliherstellern, sondern auch bei Privatleuten als Vogelfutter. Die Ein-, Fünf- oder 15-Kilo-Säcke gehen jedenfalls ganz gut weg und das blühende Sonnenblumenfeld hat den ganzen Sommer über als prima Kulisse für private Fotoshootings gedient.

Die maschinelle Aufrüstung ab 2007 sei der Anstoß dazu gewesen, Agrardienstleistungen und Lohnarbeiten anzubieten. Ein Sektor, der schnell zum zweiten wichtigen Standbein wurde und es bis heute ist. „Diese Lohnarbeiten haben uns über schwere Zeiten getragen“, sagt er. „Wir pflügen, säen, düngen, dreschen und bieten Pflanzenschutzmaßnahmen an“, sagt Gerhard Reif, der auf einen ordentlichen Stamm fester Kunden im Landkreis verweisen kann. Über entsprechende Nachfrage könne er sich jedenfalls nicht beklagen, besonders während der Erntezeit.

Doch damit nicht genug. Aus den ursprünglich angedachten drei kleinen Getreidesilos in der Maschinenhalle wurde mittlerweile eine hochmoderne Getreideanlage zur Aufbereitung, Reinigung und Trocknung mit den vier markanten Silos unmittelbar an der Kreisstraße zwischen Donnersreuth und Dreschen. Sie haben eine Lagerkapazität von jeweils rund 100 Tonnen. Im Umlauftrockner können 14 Tonnen Getreide je nach Feuchtigkeitsgrad binnen zwei Stunden getrocknet werden. Auch hier hat Gerhard Reif einen festen Kundenstamm, nicht nur aus Kulmbach und Umgebung, sondern auch aus den Nachbarlandkreisen Bamberg und Lichtenfels.

Die drei Standbeine sind natürlich eine gewaltige Arbeitsbelastung für die gesamte Familie. Auf dem Betrieb sind neben Gerhard Reif und seiner Frau Elke auch Sohn Max (29), der ebenfalls die Meisterprüfung abgelegt hat, tätig. Seit August hat Gerhard Reif auch zum ersten Mal einen Lehrling. Zur Abdeckung von Arbeitsspitzen, etwa während der Ernte gibt es den einen oder anderen geringfügig Beschäftigten.

Bilder:
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 Technisch bestens ausgestattet bietet der Betrieb von Gerhard Reif und Sohn Max die vielfältigsten Lohnarbeiten an.
2. Die hochmoderne Getreideanlage steuert Gerhard Reif vom Schreibtisch aus. Ehefrau und Elke sieht ihm dabei über die Schulter.

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03.01.2022

Landwirtschaft der Zukunft (4):

Bio-Milch für die Eisdiele / Michael Sack bewirtschaftet den Maierhof bei Ködnitz

Ködnitz. „Ich war zehn Jahre lang nur unterwegs“, sagt Michael Sack. Jetzt, mit 34, ist er angekommen, und zwar auf dem Maierhof, ein Einzelhof nahe der Kulmbacher Stadtgrenze, der zur Gemeinde Ködnitz gehört. 2016 hat er den Betrieb, den bis dahin seine Eltern Anita und Gerhard Sack führten, übernommen. Der Milchviehbetrieb mit ausgelagertem Jungvieh und dem Schwerpunkt Futterbau ist seitdem zum Lebensmittelpunkt geworden.

Michael Sack hatte in Freising studiert und war in der Folge als Rübenanbauberater für die Südzucker AG, dem größten Zuckerproduzenten der Welt, tätig. In Österreich, Polen, ja sogar in Russland war er als „Zuckerinspektor“ eingesetzt. Zurück ins Kulmbacher Land wollte er immer, schließlich ist seine Frau Christina hier als Berufsschullehrerin tätig. Die Söhne Moritz und Toni sind ein und vier Jahre jung.

Jetzt bewirtschaftet Michael Sack den Betrieb mit seinen 120 Kühen im Stall und einer Fläche von 80 Hektar, auf der Hauptsächlich Kleegras, Mais und Roggen angebaut werden. Vater Gerhard wird noch kräftig eingesetzt, Mutter Anita hat seit der Wahl zur Ködnitzer Bürgermeisterin im März 2020 nur noch wenig Zeit, managt aber noch immer die vier Ferienwohnungen direkt auf dem Hof. Die Wohnungen sind komplett im fränkischen Stil gehalten und tragen Namen wie Schwalbennest, Kuckucksnest, Spatzennest oder Taubenschlag. Dazu kommen noch zwei geringfügig Beschäftigte, die mithelfen, den Betrieb am Laufen zu halten.

Gleich nach der Übernahme errichtete Michael Sack den neuen Laufstall oberhalb des bestehenden Hofes auf dem Höhenzug des Rangens. Fünf Partnerbetriebe hat Michael Sack in der direkten Umgebung, die ihm zusätzlich mit Futter versorgen, im Gegenzug liefert er ihnen Nährstoffe in Form von Mist und Gülle. Für Michael Sack ist diese Form der Zusammenarbeit von Ackerbau und Milchviehbetrieben ein echtes Zukunftsmodell.

Schon Vater Gerhard wollte immer auf ökologischen Landbau umstellen. Doch erst mit dem neuen Stall, der von vornherein auf 120 Milchkühe ausgelegt war, wurde die Umstellung mit Hilfe des Bioland-Anbauverbandes Wirklichkeit. Michael Sack lobt besonders die hervorragende Beratungsleistung von Bioland, dem führenden Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Zwei Jahre hat das gedauert. Den weitaus größten Teil der Bio-Milch liefert der Maierhof zur Bayernland-Käserei nach Bayreuth. Nur ein ganz geringer Teil wird selbst vermarktet, einer der Abnehmer ist die Eisdiele San Remo in Kulmbach.

Noch in der Umsetzung befindet sich gerade eine weitere Besonderheit des Hofes, die Weidehaltung. „Die Kühe sollen möglichst viel draußen fressen“, sagt Michael Sack. Dazu probiert er die verschiedensten Saatmischungen als Eiweiß- und Nährstofflieferanten aus, damit nicht zu viel zugefüttert werden muss. Jede Kuh könne frei entscheiden, ob sie lieber draußen auf der Weide oder im Stall ist. „Bei warmen Temperaturen sind sie alle drin“, hat Michael Sack beobachtet. Ansonsten würden sie sich aber für die Weide entscheiden.

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 Michael Sack (34) ist der Chef auf dem Maierhof bei Ködnitz.
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120 Kühe sind in dem neuen Stall auf dem Höhenzug hinter dem Maierhof zuhause.
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Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Richtlinien des Bioland-Verbandes, dem größten Anbauverband für ökologischen Landbau in Deutschland.

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27.12.2021

Landwirtschaft der Zukunft (3):

Direktvermarktung in dritter Generation / Kurze Wege und eigene Erzeugung: Hinter der Metzgerei Rahm in Döllnitz steht der landwirtschaftliche Traditionsbetrieb der Familie

Döllnitz. Kesselfleisch, Blut- und Leberwürste und die Döllnitzer Bratwürste: für diese und viele andere typisch fränkische Spezialitäten ist die Metzgerei Rahm bekannt. Hinter der Metzgerei steht ein landwirtschaftlicher Betrieb mit langer Geschichte und Tradition.

Seit fast 30 Jahren vermarktet die Familie Rahm ihre Rinder und Schweine im eigenen Hofladen im Kasendorfer Ortsteil Döllnitz. Gegründet wurde die Direktvermarktung im Sommer 1992 von Fritz Rahm. Damals hatte man den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben empfohlen, bei sinkenden Erzeugerpreisen sich ein zweites Standbein zu suchen. Mit dem Wissen und der Berufserfahrung von Fritz Rahm entschloss sich die Familie, die eigenen Schweine und Bullen selbst zu vermarkten.

„Mein Vater war weit und breit für seine Hausschlachtungen bekannt“, erinnert sich Sohn Bernd (60), der nach seiner Lehre 1977 in den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern eingestiegen war. Als zu Beginn der 1990er Jahre nach und nach die Hausschlachtungen weniger wurden, hatte die Familie zunächst in kleinem Rahmen Wurst und Fleisch in Dosen verkauft. Fritz Rahm hatte irgendwann eine alte Dosenverschlussmaschine mit Handkurbel nach Hause gebracht, und schon ging es mit Bauerngeräuchertem los. „Aus der zündenden Idee mit den Wurstkonserven ist schnell ein Selbstläufer geworden“, so Bernd Rahn. Als einer der ersten Hofläden im Landkreis eröffnete die Familie 1993 ihr Geschäft in Döllnitz.

Bereits 1997 wurden ein moderner Zerlegeraum und eine geräumige Wurstküche gebaut. 1999 erfolgte die Erweiterung durch einen großen Kühlraum mit Aufzug und Rohrbahn. Im Mai 2000, als der Vater 65 wurde, hatte Bernd Rahm den Betrieb übernommen, den er seitdem weiterführt und ständig ausbaut. Mit Tochter Anja Rahm und deren Mann Alexander bringt sich schon die dritte Generation in die Direktvermarktung ein. Der Hofladen versteht sich mittlerweile als Vollsortimenter.

Geschlachtet wird in Kulmbach, was wiederum kurze Transportzeiten und eine schnelle Zerlegung und Verarbeitung garantiert. Gewürzt wird zum großen Teil nach einem alten fränkischen Hausschlachtrezept. Zusammen mit den eigenen Familienangehörigen sind aktuell neun Mitarbeiter als Voll- oder Teilzeitkräfte in der Direktvermarktung Rahm tätig. Die Metzgerei beliefert auch die Edeka-Märkte in Kulmbach, Neuenmarkt und Thurnau, die Bäckereien Kreuzer, Grünwehrbeck und Dippold sowie den Getränkehandel Dresel in Guttenberg. Auch ein Automat, der mit Nudeln und Eier aus Kasendorf aufgestockt wird, bietet jeden Tag 24 Stunden lang seine Dienste an.

Den Milchviehbetrieb hatte Bernd Rahm bereits 2010 aufgegeben. Jetzt gibt es nur noch Rinder und Schweine in den Ställen, die Schweine sind zu hundert Prozent für den eigenen Verkauf, die Rinder etwa zur Hälfte, der Rest wird anderweitig vermarktet.

Das Futter für die Tiere, etwa 100 Rinder und 200 Schweine, wird auf den rund 90 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche rund um Döllnitz nahezu komplett selbst erzeugt. „Wir bauen hauptsächlich Luzerne und Kleegras an“, so Bernd Rahm. Lediglich Soja zum Zufüttern muss angekauft werden. Ein wenig Brauweizen ist auch dabei, der über die Mälzerei Weyermann in Bamberg vermarktet wird. Sogar Wild gibt es im Laden der Direktvermarktung Rahm. Das stammt aus dem Gemeinschaftsrevier Döllnitz.

„Wir fahren nicht weiter als zwei Kilometer zu unseren Flächen“, so Bernd Rahm. Der landwirtschaftliche Betrieb ist zertifiziert in den Programmen „Qualität und Sicherheit” und „Geprüfte Qualität” für den Rinder und Schweinebestand. Die Ferkel werden von dem Erzeugerbetrieb von Gerhard Reif aus dem nahen Gößmannsreuth zugekauft, um den Infektionsdruck so niedrig wie möglich zu halten. Reif ist es auch, der als moderner Agrardiensteister sämtliche Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen mit modernster GPS-Technik auf den Feldern der Familie Rahm übernimmt.

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 Zwei Generationen der Familie Rahm: Bernd, Ehefrau Christine, Tochter Anja und Schwiegersohn Alexander (von links) in den Produktionsräumen in Döllnitz.
2. Silke Beumer, Juniorchefin Anja Rahm und Erika Fichtner im Hofladen der Direktvermarktung Rahm.

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22.12.2021

Ökofranken: Juristische Auseinandersetzung droht / Bauernverband schaltet Rechtsanwaltsgesellschaft ein

Coburg. Wenn die Erzeugergemeinschaft Ökofranken Forderungen gegen ihre Mitglieder tatsächlich durchsetzt, drohen dem Zusammenschluss zahlreiche Rechtsverfahren. Das ist das Ergebnis einer Videokonferenz, zu dem der Bauernverband eingeladen hatte. „Wir sehen gute Chancen, sich dagegen zu wehren“, sagte Hans Rebelein, BBV-Geschäftsführer aus Coburg, auf Anfrage nach der nichtöffentlichen Konferenz, an der rund 100 Landwirte teilgenommen hatten. „Wir waren über die große Zahl an Teilnehmern völlig überrascht“, so Rebelein.

Wie berichtet sollen rund 120 von insgesamt 300 Mitglieder der Erzeugergemeinschaft zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen leisten. Konkret sollen Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht geliefert haben pro zehn Hektar Fläche, für die sie gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Jahr zur Kasse gebeten werden. Nach Auskunft des BBV wurde Anton Hess von der auf landwirtschaftliche Themenkreise spezialisierten und in ganz Bayern vertretenen Rechtsanwaltsgesellschaft Landvocat mit der Sache beauftragt.

Die bereits verschickten Forderungen seitens der Ökofranken seien sehr unterschiedlich, sagte Rebelein. Sie bewegten sich im fünfstelligen Bereich und reichten von 10000 bis 40000 Euro. Die Betroffenen müssten allerdings derzeit nicht von sich aus vor Gericht gehen, sondern die Forderungen lediglich erst einmal selbst oder über einen Anwalt zurückweisen. Das müsse auch nicht groß begründet werden. Dann gelte es abzuwarten, ob Ökofranken Mahnbescheide rausschickt und Klage einreicht. Die Frage sei, ob Ökofranken die Forderungen gerichtlich umsetzt. „Traut sich Ökofranken, seine Mitglieder zu verklagen oder nicht, das ist die Fragte“, so Rebelein. Juristisch sehe man sehr gute Chancen, sich dagegen zu wehren.

Über die Rückforderungen aus dem Pool seien bereits Zivilklagen vor dem Landgericht in Coburg anhängig, dabei gehe es allerdings nicht um die Ordnungsgeldforderungen, sondern vielmehr darum, ob die Andienungspflicht berechtigt ist, oder nicht. In der Satzung stehe sie drin, sei aber nie richtig umgesetzt worden. Schließlich sei den Mitgliedern von Anfang an auch gesagt worden, sie könnten weiter ihre Handelspartner bedienen oder selbst neue erschließen. So sei die Andienungspflicht eigentlich von Anfang an aufgehoben worden.

Im Moment gelte es jetzt erst einmal abzuwarten, sagte Rebelein. Nachdem die Mitgliederversammlung der Ökofranken vor wenigen Wochen aufgrund von Formalien gescheitert war, werde jetzt eine schriftliche Abstimmung über die Entlastung getätigt. Man geht davon aus, dass viele die Entlastung ablehnen. 

Die Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg, Gemeinde Itzgrund im Landkreis Coburg, war in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfen des Missmanagements ausgesetzt. Das System funktioniert so, dass alle Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie vermarktet werden konnte, bekamen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei kann es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen werden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das hatte bei den Betroffenen für erheblichen Ärger gesorgt. Die Verantwortlichen sahen das Hauptproblem darin, dass die Andienungspflicht nicht konsequent umgesetzt wurde. Allerdings wurden auch die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst, wodurch die Ertragssituation nicht besser, sondern schlechter wurde.

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20.12.2021

Landwirtschaft der Zukunft (2):

Große Nachfrage nach klassischer Direktvermarktung / Das „Eierhaisla“ der Familie Kaßel in Windischenhaig ist weit und breit bekannt

Windischenhaig. Nudeln, Eier, komplette Hähnchen, Kartoffeln und demnächst auch Eierlikör: Der Nebenerwerbsbetrieb der Familie Kaßel in Windischenhaig setzt zum größten Teil auf Direktvermarktung. Obwohl ziemlich ab vom Schuss gelegen, ist das „Eierhaisla“ weit und breit bekannt. Jeder, der hier einkauft kann sich davon überzeugen, dass die Hühner optimalen Auslauf haben.

Die Familien von Seniorchef Reinhold und Junior Daniel Kaßel betreiben den ursprünglichen Ackerbaubetrieb zusammen. Vater Reinhold (62) arbeitet hauptberuflich in der Brauerei, Sohn Daniel (27) hat in Triesdorf Landwirtschaft studiert und ist beim Bauernverband Bayreuth/Kulmbach als Fachberater tätig.

Erst im Herbst 2018 war die Familie in die Legehennenhaltung eingestiegen, damals mit 65 Hühnern in einem selbstgebauten Stall. Daraus sind mittlerweile zwei mobile Ställe mit zusammen rund 450 Tieren geworden. „Wir haben darüber nachgedacht, wie wir uns langfristig wirtschaftlich sinnvoll aufstellen können“, erinnert sich Daniel. Als Ergebnis war man auf die Hühnerhaltung gestoßen, wobei man von Anfang an kleine Stalleinheiten bevorzugt hat. Heute läuft die Hühnerhaltung komplett nach den biologischen Kriterien des EU-Standards ab, auch wenn der Betrieb keinem Anbauverband angehört.

Die Nachfrage gibt den Kaßels recht. Rund 2000 Eier werden pro Woche vermarktet. Die Kunden kommen nicht nur aus Kulmbach, sondern aus dem gesamten Landkreis. Zweimal im Jahr werden 120 zudem frisch geschlachtete Masthähnchen aus dem neuen Hähnchenmobil in der Direktvermarktung angeboten. Die Werbung läuft im Wesentlichen über Mund-zu-Mund-Propaganda und natürlich über Facebook und Instagram. Seit geraumer Zeit sind die Kaßel-Eier auch bei der Bäckerei Dippold in Melkendorf zu haben.

„Besser geht es eigentlich nicht, denn bei uns gibt es überhaupt keine Transportwege“, sagt Daniel Kaßel, der auch als Beirat im Vorstand des Maschinenrings sowie als stellvertretender Ortsobmann des Bauernverbandes ehrenamtlich aktiv ist. Dazu muss man auch wissen, dass der Bestand in etwa alle 18 Monate komplett ausgetauscht werden muss, da die Legeleistung ansonsten merklich nachlässt. Die Legehühner werden dann zumindest zum Teil geschlachtet und zu Suppenhühnern verarbeitet. Ein Teil bleibt aber auch am Leben und wird an Kleintierhalter verkauft.

„Die ganze Familie hilft mit“, erläuterte Junior Daniel. Dazu gehört auch Mutter Gudrun und wenn es notwendig ist, etwa zur Kartoffelernte, auch die beiden Schwestern. Zum Beispiel muss der über Photovoltaik komplett autarke Stall einmal pro Woche versetzt werden. Wenn sich zwischen den Hühnern manchmal mehrere Ziegen tummeln, dann deshalb, um dadurch den Habicht fernzuhalten. Trotzdem hat der Raubvogel gerade in den zurückliegenden Wochen wieder mehrfach zugeschlagen.

Auf den 15 Hektar Fläche rund um den Betrieb in Windischenhaig baut die Familie Raps, Weizen, Futtergerste und Futtererbsen als Marktfrucht zum Verkauf an. Seit 2018 ist auch ein halber Hektar Kartoffeln dazugekommen. Derzeit plant die Familie, eine Getreidetrocknung aufzubauen. Somit wird in dem kleinen Nebenerwerbsbetrieb auch der klassische Ackerbau nicht vernachlässigt.

Bilder:
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 Hier rund um das Hühnermobil von Daniel Kaßel haben die Tiere optimalen Auslauf.
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Im „Eierhaisla“ an der Hauptstraße in Windischenhaig gibt es nicht nur Eier sondern auch verschiedene Nudelvariationen.

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13.12.2021

Landwirtschaft der Zukunft (1):

Spielburg, Sauna und Salzgrotte: Ein ganzes Dorf zum Urlaub machen / Familie Schramm betreibt am Rande von Marktleugast das Feriendorf Kosertal

Marktleugast. „Unvergessliche Momente inmitten des Naturparks Frankenwald“. Mit diesem Slogan verspricht die Familie Schramm aus Marktleugast nicht zu viel. Aus einem einfachen landwirtschaftlichen Betrieb mitten im Ort hervorgegangen, hat die Familie auf dem Hochplateau nahe der Ortschaft ein ganzes Feriendorf mit über 50 Betten verteilt auf neun Häusern errichtet. Die klassische Landwirtschaft kommt dabei nicht zu kurz. Noch immer bewirtschaften Sylvia und Ferdinand Schramm 180 Hektar Land, betreiben Viehzucht und Rindermast. „Wir sind eben ein innovativer Betrieb in alle Richtungen“, sagte Ferdinand Schramm (53).

Schon 1984 hatte Schramms Vater den Betrieb ausgesiedelt, 1990 baute die Familie ihr Wohnhaus, ab dem Jahr 2000 entstand ein Ferienhaus nach dem anderen. Das war die Gründung des Feriendorfes Kosertal, ehe Ferdinand 2012 den Betrieb ganz vom Vater übernahm. 18 Beschäftigte hat der Betrieb mittlerweile, 15 im Bereich des Ferienhofes, drei für die Landwirtschaft.

Zwei Portale gibt es zwar noch, die das Feriendorf bewerben, doch im Wesentlichen läuft mittlerweile alles über Mund-zu-Mund-Propaganda. Vor allem Gäste aus dem Osten Deutschlands, aus Berlin und aus dem Rhein-Main-Gebiet wüssten die herrliche Lage zu schätzen. An den Erfolg des Feriendorfes hatte Ferdinand Schramm von Anfang an geglaubt: „Dort wo es landwirtschaftlich schwierig wird, ist es landschaftlich eine super Gegend, um Urlaub zu machen.“

Allerdings weiß der Chef auch, wie man seine Gäste verwöhnt. Die Ausstattung des Feriendorfes kann mit jedem Hotel der gehobenen Klasse mithalten. Hier gibt es Sauna, Whirl-Pool, eine Salzgrotte, einen kleinen Teich mit Floß, einen Dart-Raum, für Kinder Streichelzoo, Spielburg eine Märchenalm und das volle Reitprogramm, für das Tochter Nadine , eine ausgebildete Reittherapeutin, zuständig ist. Einige Häuser sind sogar behindertengerecht ausgebaut, einmal in der Woche gibt es einen Pizza-Abend in der Koser-Alm.

Die touristische Schiene macht freilich nur einen Teil, wenn auch den augenfälligsten, aus. Auf einem großen Teil der 180 Hektar Ackerland wird Braugerste angebaut, die Ferdinand Schramm an die Augustiner Brauerei in München vermarktet. Neben einem Drittel Grünland wird auf den Flächen auch Raps, Dinkel. Emmer und Leinsamen produziert. Mehr und mehr soll eine eigene Vermarktung entstehen, nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus.

Immer mit im Boot ist Raphael Roth aus Kupferberg. Der 21-jähige hat eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und war als Lehrling auf dem Betrieb von Ferdinand Schramm. Mittlerweile ist er in Vollzeit hier und bereitet sich auf seine Meisterprüfung vor. „Wir arbeiten eng zusammen“, sagt Ferdinand Schramm.

Er bedauert, dass der Bezug zur Landwirtschaft in der Gesellschaft größtenteils verlorengegangen ist. Egal ob lila Kuh oder die Milch, die von den Bären kommt, bis hin zu unberechtigten Vorwürfen in Sachen Tierwohl sei alles dabei. Doch Ferdinand Schramm versucht gegenzusteuern. „Wir zeigen, wie es früher war und wie es heute ist.“ Grund und Boden bezeichnet er als das wichtigste Produktionsgut. Kein verantwortungsvoller Landwirt würde das kaputt fahren, verdichten, Erosionen verursachen. Vielmehr gelte es, das natürliche Bodenleben anzuregen. Dann habe man den Ertrag, auch wenn man wenig düngt. Ferdinand Schramm: „Am wichtigsten ist es, mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten.“

Bilder:
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 Sie wissen immer, wo man gerade anpacken muss: Ferdinand Schramm und Mitarbeiter Raphael Roth.
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 Keine Ferienwohnung, sondern ein ganzes Feriendorf, bietet die Familie Schramm ihren Gästen.
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 Mit originellen und witzigen Ideen hebt sich das Feriendorf Kosertal von der breiten Masse touristischer Angebote ab.
4. Sogar ein eigenes Ortsschild besitzt der Ferienhof.

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11.12.2021

Wie die Landschaft der Zukunft aussehen kann / Umweltvergifter, Luftverpester, Tierquäler: Bauern sehen sich vielen Vorwürfen ausgesetzt

Kulmbach   Kaum eine Branche steht so im Kreuzfeuer der Kritik, wie die Landwirtschaft. Doch stimmen die Vorwürfe wirklich? In einigen wenigen Fällen mag dies zutreffen. Der weitaus größte Teil der Betriebe steht genau für das Gegenteil. Denn viele Landwirte in Bayern und auch im Kulmbacher Land haben pfiffige und auch nachhaltige Ideen.

Fast 900 Betriebe gibt es im Landkreis. Sie erzeugen nicht nur hochwertige Lebensmittel, sind als Energiewirte aktiv und besetzen Nischen, wie „Urlaub auf dem Bauernhof“, sondern leisten auch ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt im Tier- und Pflanzenreich. Und das in einer Zeit, in der die Stimmung bei vielen von ihnen nicht die beste ist. Zu groß sind die Einbußen nach den zurückliegenden Trockenjahren, zu groß ist der Frust vor allem bei jungen Leuten, weil die Landwirtschaft aus ihrer Sicht  für vieles verantwortlich gemacht.

Die Betriebe aus dem Landkreis stehen für heimische Erzeugnisse. Verbraucher haben häufig die Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen von der Arbeit auf den Feldern und auf den Höfen und von den Bemühungen, die Umwelt zu schützen. Die Bauern sind auf diese Umwelt angewiesen.

Wer, wenn nicht unsere Bauern hätten ein ureigenes Interesse daran, mit dem Land, das sie bewirtschaften, sorgsam umzugehen? Landwirte arbeiten mit der Natur. Die Arbeit ist aber immer auch ein Ringen mit der Natur. Viele Verbraucher wissen dies nicht mehr zu schätzen. Sie stellten stattdessen romantisierende Forderungen auf, die mit der Realität wenig zu tun haben.

Genauso wie sie die ihnen anvertrauten Tiere behandeln. Stichwort Tierwohl: Niemand möchte mehr die dunklen, zugigen und engen Stallungen, in denen Kühe noch vor wenigen Jahrzehnten ihr ganzes Leben frusten mussten. Modernste Laufställe bieten heute höchsten Komfort und beste Bedingungen. Um das alles zu verwirklichen, müssen die Bauern aber auch gehört werden, praxisfremde Vorschläge müssen vom Tisch, die Landwirtschaft darf nicht zusätzlich belastet und benachteiligt werden, so lauten die Forderungen des Berufsverbandes. Schließich müssen die Bauernfamilien auch morgen noch von der Landwirtschaft leben können und ihre Höfe für kommende Generationen erhalten.

Doch brauchen sie dazu wirklich weitere Vorschriften. Verschärfung setzen den gesamten Berufsstand weiter unter Druck. So berechtigt einzelne Anliegen auch sein mögen, so kann es nicht angehen, dass immer nur die Landwirtschaft an den Pranger gestellt wird. Vieles kann und muss man anders regeln, als durch immer wieder neue Verordnungen und Vorschriften, sind sich die Praktiker einig.

Die engagierten Landwirte in der Region sind sich sicher: Landwirtschaft hat Zukunft. Mit der Produktion hochwertiger Nahrungsmittel sorgen sie für die Lebensgrundlage von uns allen. Landwirte sind Energiewirte und sie pflegen die Kulturlandschaft. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder.

Landwirtschaft wird nicht ohne Grund als der primäre Sektor bezeichnet. Die Herausforderungen werden wohl auch in Zukunft nicht weniger und die finanziellen Schwankungen für die Bauern nicht geringer, doch die zentrale Aufgabe bleibt, die Menschen zu ernähren. Klar ist: Ohne die Bauern geht es nicht.

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04.12.2021

Rollende Lichterketten, leuchtende Traktoren / Weihnachtlich geschmückte Schlepper fuhren durch oberfränkische Innenstädte

Kulmbach, Bayreuth, Bamberg. Tannenzweige, Lichterketten, bunt blinkende LEDs in den riesigen Rädern: Nachdem die Traktorkorsos im vergangenen Jahr auf großen Anklang gestoßen waren, haben sich auch in diesem Jahr Bauern aus Bamberg, Bayreuth und Kulmbach wieder zusammengetan, ihre Bulldogs festlich geschmückt und sich am zweiten Adventssamstag auf eine Rundfahrt durch die Städte gemacht.

Die Landwirte brachten dabei nicht nur Kinderaugen zum Funkeln. Trotz der kurzfristigen Ankündigung in den lokalen Medien und trotz teilweise strömenden Regens säumten zahlreiche Passanten die Straßen und ließen sich von der außergewöhnlichen Aktion verzaubern. Ziel war es nach übereinstimmenden Aussagen aller Organisatoren, einen vorweihnachtlichen Farbtupfer in die Stadt und die Landwirtschaft ins Gespräch zu bringen. Politische Banner gab es nicht, wenngleich es auch ein Ziel war, auf die prekäre Lage vieler Familienbetriebe hinzuweisen. Die Traktorkorsos waren Teil der bundesweiten und im Wesentlichen von dem Verein „Land schafft Verbindung“ (LSV) getragenen Aktion „Ein Funken Hoffnung“. Bei jeder Fahrt wurde Geld für einen sozialen Zweck gesammelt.

In Kulmbach war der Traktorkorso mit ungefähr 30 Fahrzeugen im Ortsteil Melkendorf gestartet. Nach einer Fahrt quer durch die Innenstadt machten die Schlepper in der Oberen Stadt halt, wo es Gelegenheit gab, die Fahrzeuge zu fotografieren und mit den Bauern ins Gespräch zu kommen. Hauptorganisatoren waren Kathrin Erhardt aus Motschenbach und Stefan Seidel aus Wacholder. Während der Fahrt machten die Schlepper einen Stopp am Kinderhaus „Sternstunden“ der Geschwister-Gummi-Stiftung, wo Schokonikoläuse, Süßigkeiten und weitere Spenden überreicht wurden.

Vorbild für die Fahrt in Kulmbach war Bayreuth: waren es dort im vergangenen Jahr noch 30 Landwirte haben in Bayreuth diesmal über 50 mitgemacht. Corona-bedingt war es hier allerdings nicht möglich, an einem zentralen Punkt anzuhalten, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Organisatorin Stefanie Will aus Röthelbach bei Bindlach hatten deshalb eine besonders lange Route ausgearbeitet, die bei Eckersdorf im Landkreis startete und für die über zwei Stunden Fahrzeit nötig war. Über Mistelbach, Hummeltal, Gesees und Forkendorf fuhr der Korso über den Saaser Berg in die Innenstadt, wo die Bauern unter anderem auch ein Stück auf dem Nordring und auf dem Innenstadtring unterwegs waren. Endpunkt war, wie bereits im letzten Jahr die Gemeinde Bindlach nördlich von Bayreuth. Dort wurde der Tross aufgelöst und jeder fuhr zu sich auf den Hof zurück.

Auch in Bamberg haben sich gut 50 festlich geschmückte 50 Schlepper auf eine Fahrt quer durch die Domstadt gemacht, obgleich die Strecke im Vorfeld mehrfach geändert werden musste. Startpunkt war dabei die Gärtnerei Hans-Jürgen Eichfelder im Norden, Endpunkt die „Brose Arena“ im Süden. Dazwischen ging es unter anderem am Bahnhof vorbei, über die Luitpoldstraße zum Rhein-Man-Donau-Damm und dann über den Münchner Ring zur Brose-Arena. Laut Hauptorganisatoren Marco Übel sollten die Bulldogs ursprünglich durch die belebte „Lange Straße“ fahren, was dann aus Sicherheitsgründen doch nicht zustande kam. Der Großteil der Bauern kam aus dem Bamberger Landkreis, einige waren auch aus Coburg und den angrenzenden Haßbergen angereist. Einige Traktoren machten sich danach noch auf den Weg zur Kinderstation des Bamberger Klinikums, um kleine Geschenke zu übergeben.

Bilder: Einen vorweihnachtlichen Glanzpunkt brachten zahlreiche Landwirte aus Oberfranken mit ihren Traktorrundfahrten am zweiten Adventssamstag in die Innenstädte von Bamberg, Bayreuth und Kulmbach. Sämtliche Schlepper waren dabei fantasievoll geschmückt und festlich beleuchtet.

  

  

  

  

  

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03.12.2021

Wolf auf Standby / „Ruhe vor dem Sturm“: Landwirte rechnen mit weiteren Übergriffen

Bayreuth. „Es kann eigentlich nur die Ruhe vor dem Sturm sein“, sagt Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kronach und Kulmbach. Der Wolf sei nach wie vor ein Thema, auch wenn es derzeit keine größeren Risse gibt. Wolfsspuren würden mal wieder um die Gehege und Weiden gefunden, insbesondere im südlichen Landkreis Bayreuth zwischen Betzenstein und Plankenfels. Ab und zu sehe man auch immer wieder mal Trittsiegel. Ein größerer Übergriff sei aber seit dem Frühjahr ausgeblieben.

Ende Februar, Anfang März war es in einem Wildgehege in Illafeld nahe Betzenstein zur Katastrophe gekommen. Dort wurden 18 gerissene Tiere aufgefunden, in einem Gehege im nur zwei Kilometer entfernten Riegelstein weitere sieben tote Tiere. Experten waren sich sicher, dass das Damwild einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist. Bei dem Vorfall waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden. Einer der Kadaver in Illafeld zeige zudem ein für Wölfe typisches Fraßbild. Außerdem war der Zaun an einer Stelle untergraben worden. Der Schock bei den beiden betroffenen Landwirten Christian Leißner aus Riegelstein und Hans Ertel aus Illafeld saß damals tief.

Zunächst sei die Befürchtung groß gewesen, dass die Wölfe nach diesen beiden großen Übergriffen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Geschmack gekommen seien, sagt BBV-Geschäftsführer Köppel. Schließlich sei das Büfett im Gehege praktisch gedeckt. Mittlerweile seien aber auch einige Weiden per Elektrozaun geschützt. „Meines Erachtens ist der Wolf nur auf Standby“, so Köppel. Er ist sich sicher, dass es in der Region weitere Übergriffe geben werden. Insbesondere auf den Gebieten der nahen Truppenübungsplätze Hohenfels und Grafenwöhr in der angrenzenden Oberpfalz sowie im großen Waldgebiet des Limmersdorfer Forstes im Raum Bayreuth hätten sich Wölfe niedergelassen.

Landwirt Christian Leißner hat inzwischen genauso wie sein Berufskollege Hans Ertel, für das betroffene Gehege einen Untergrabschutz errichten lassen und dafür rund 50000 Euro investiert, die er bis heute komplett vorgestreckt hat. „Wir warten seit September auf das Geld“, sagt er. Erst vor wenigen Tagen hatte seine Freundin bei einer Drückjagd zwei Wölfe mit eigenen Augen gesehen. Weitere Wolfssichtungen in den vergangenen Tagen bei Plech seien verbrieft. Leißner rechnet damit, dass sich das Problem dann wieder verschärft, wenn der erste Schnee fällt. Mit Sicherheit würden dann vermehrt wieder Trittsiegel auftreten. „Dann geht es mit Sicherheit weder nach oben“, so Leißner.

Bei Norbert Böhmer, Landwirt aus Schrenkersberg bei Plankenfels, gab es schon im Jahr 2009, als noch niemand den Wolf auf dem Plan hatte, erste Schäden. Fünf Kälber seien in den darauffolgenden Jahren gerissen worden, lediglich Überreste habe man noch auffinden konnte. Sieben Herdenschutzhunde hatte sich Schrenker seit 2016 angeschafft. „Die Hunde machen eine gute Arbeit“, sagt er und ist fest überzeugt davon, dass allein durch die Anwesenheit der Hunde Übergriffe durch den Wolf verhindert werden konnte. Nachweisbare Wolfsschäden habe es aktuell jedenfalls nicht mehr gegeben.

Auch in den Landkreisen Hof und Wunsiedel, die direkt an Tschechien angrenzen, würden immer mal wieder Wölfe festgestellt, beispielsweise auf Fotofallen der Staatsforsten. Übergriffe seien aber nicht bekannt, obwohl auch das Fichtelgebirge größere zusammenhängende Waldgebiete besitzt.

Unterdessen tritt der Wolf aktuell auch in den anderen beiden fränkischen Regierungsbezirken auf. So wurde einem Zeitungsbericht zufolge erst vor wenigen Tagen ein Wolfsangriff im Landkreis Rhön-Grabfeld offiziell bestätigt. Dabei seien mehrere Schafe und Ziegen gerissen worden. Der Vorfall hatte sich demnach bei einem Schafhalter in Oberelsbach unweit der Landesgrenze zu Hessen ereignet. Dort seien zwei Ziegen und ein junges Schaf gerissen worden. In Mittelfranken gab es bereits Wolfssichtungen unter anderem in den Gegenden um Ansbach und Bad Windsheim

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29.11.2021

Ökofranken könnte Insolvenz drohen / Erzeugergemeinschaft fordert 900000 Euro zurück – Generalversammlung an nicht eingehaltener Ladungsfrist gescheitert

Welsberg. Rund 120 von insgesamt 300 Mitglieder der Erzeugergemeinschaft Ökofranken sollen aktuell zusammen rund 900000 Euro Rückzahlungen leisten. Das hat Vorstand Roland Schrenker, Landwirt aus Treppendorf bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth, bestätigt. Die bilanzwirksamen Rückforderungen sollten eigentlich auch Gegenstand der turnusmäßigen Generalversammlung vor wenigen Tagen sein.

Weil dabei die gesetzlich vorgegebene Ladungsfrist nicht eingehalten wurde, fand die Generalversammlung nicht als solche statt. „Wir sind von sieben Tagen Ladungsfrist ausgegangen, es hätten aber 14 sein müssen“, so Schrenker. Die Generalversammlung habe man dann kurzerhand zur Informationsveranstaltung umdeklariert, um die Mitglieder unter anderem über den Stand der Rückforderungen zu informieren. „Die Rückforderungen sind nahezu alle verschickt worden“, so Schrenker. Ebenso die Ordnungsgelder, also Strafzahlungen für diejenigen, die nicht geliefert haben. Der Vorstand bestätigte auch, dass mittlerweile Klagen dagegen anhängig sind.

Dem Vernehmen nach zweifeln Mitglieder vor allem an, ob Rückforderungen und Ordnungsgelder überhaupt rechtens und wenn, dann nicht teilweise schon verjährt sind. Konkret sollen Mitglieder, die zwischen 2017 und 2020 nicht geliefert haben pro zehn Hektar Fläche, für die sie gezeichnet haben, mit 1500 Euro pro Jahr zur Kasse gebeten werden. Die Ordnungsgelder sollen nach Ansicht von Mitgliedern allerdings eher dazu dienen, eine drohende Insolvenz abzuwenden. „Eine Insolvenz steht im Raum, wenn es hart auf hart kommt, wird sie unvermeidbar sein“, sagte ein Landwirt gegenüber dem Wochenblatt.

Gegen die Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg, Gemeinde Itzgrund, hat es in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe wegen Missmanagements gegeben. Das System funktioniert so, dass alle Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie vermarktet werden konnte, bekommen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei kann es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen werden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das ist bei einzelnen Mitgliedern seit 2017 der Fall und hat für erheblichen Ärger gesorgt. Bei zahlreichen Mitgliedern sollen Abschlagszahlungen im kleinen dreistelligen Bereich bis hin zu fünfstelligen Forderungen für die Jahre 2017 bis 2019 im Raum stehen, die teilweise bereits mit den neuen Anlieferungen verrechnet wurden.

Das Hauptproblem sehen die Verantwortlichen darin, dass die, in der Satzung fixierte, sogenannte Andienungspflicht nicht konsequent umgesetzt wurde. Die Bauern müssen in der Regel im Frühjahr melden, wie viel Getreide sie in etwa anliefern möchten, damit die Genossenschaft entsprechende Vermarktungsverträge abschließen kann. Zu viele Mitglieder hätten mal viel weniger oder auch mal viel mehr geliefert, wodurch die Vermarktung gehörig durcheinander gewirbelt wurde. Damit erklärten die Verantwortlichen auch, dass die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst wurden. Das Ergebnis habe damals nicht den Erwartungen entsprochen. So hätten die Verantwortlichen versucht, den Pool ein Jahr stehen zu lassen, um von potentiell besseren Preisen zu profitieren. Die Ertragssituation wurde allerdings nicht besser, sondern schlechter.

Von einem „Kasperltheater“ spricht indes ein langjähriges Mitglied „im gekündigten Status“ aus Oberfranken. Der Landwirt, dessen Name der Redaktion bekannt ist, sieht das Problem hauptsächlich in der Person des Geschäftsführers, der von Anfang an nicht in der Lage gewesen sei, seine Aufgaben satzungsgemäß durchzuführen. „Da sind Geschäfte getätigt worden, bei denen nichts verdient wurde“, sagt der Landwirt. Vermutlich sei sogar Vertragsware teuer zugekauft worden, um Lieferverträge zu erfüllen. Vernünftiger wäre dem Mitglied zufolge eine Poolabrechnung, bei der nur das ausbezahlt wird, was auch eingenommen wurde.

Die Ökofranken eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen Ökostandards. Die Genossenschaft beschäftigt einen hauptamtlichen Geschäftsführer und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.

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24.11.2021

Nahrungsmittelsicherheit ins Grundgesetz / BBV-Gebietsversammlung: Gemischte Bilanz und schlechte Stimmung - Maschinenring sucht dringend Betriebshelfer

Kulmbach. „Bei den Bauern herrscht nur noch großer Frust.“ So hat BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der Kulmbacher Gebietsversammlung die aktuelle Stimmungslage in der Landwirtschaft beschrieben. Schuld daran seien immer mehr Bürokratie, Angriffe aus der Gesellschaft sowie praxisfremde Richtlinien und Gesetze aus der Politik. „Betriebe hören derzeit reihenweise auf“, sagte Löwinger. Im Moment sei ein Strukturwandel festzustellen, wie es ihn noch nie vorher gegeben habe.

Bei der Gebietsversammlung, die aufgrund der aktuellen Situation einmal mehr online durchgeführt werden musste, stellte Löwinger die Forderung auf, Nahrungsmittelsicherheit ins Grundgesetz aufzunehmen. Hintergrund ist der Eindruck der meisten Berufskollegen, dass Gesellschaft und Politik die Tierhaltung in Deutschland „kaputt machen“ möchten. „Von Ernährungssicherheit spricht kein Mensch mehr.“ Der Kreisobmann warnte allerdings davor, dass man sich gerade bei der Ernährung vom Ausland abhängig macht. Damit dies nicht geschieht, benötigten die Bauern eine gewisse Intensität in der Produktion. „Unsere Landwirtschaft war in den zurückliegenden Jahrzehnten stets ein Erfolgsmodell“, sagte Löwinger. Da sei mittlerweile vieles verloren gegangen.

Trotzdem müssten Tag für Tag rund 83 Millionen Bundesbürger satt werden. Diese Tatsache gerate viel zu oft in Vergessenheit. Eine Verlagerung ins Ausland käme auf keinen Fall billiger und die Qualität würde auch nicht unbedingt besser werden. Überhaupt sollte die Qualität wieder mehr herausgestellt werden. „Darin unterscheiden wir uns von großen Teilen der Welt.“ Ursache dafür seien die hierzulande geltenden hohen Auflagen. Das müsse dem Verbraucher immer wieder klargemacht werden.

Die Bilanz des Kreisobmanns über das zurückliegende Jahr fiel durchaus gemischt aus. Vom Wetter her hätten die Bauern nach drei Dürrejahren in Folge erstmals wieder zufrieden sein können. Während sich die Märkte beim Rindfleisch aktuell im Höhenflug befänden, Getreide und auch Raps derzeit fast täglich nach oben kletterten und die Milch einigermaßen als mittelmäßig einzustufen sei,  ist die Lage im Schweinebereich absolut katastrophal. „Hier kann kein Geld mehr verdient werden“, sagte Löwinger. Als Hauptursache nannte er die Corona-bedingt ausgefallene Sommersaison in der Gastronomie. Dazu komme die Afrikanische Schweinepest, die in Mecklenburg-Vorpommern nun erstmals auch bei Hausschweinen angekommen ist.

Eventuelle Mehreinnahmen der Bauern müssten allerdings an anderer Stelle wieder ausgegeben werden. So würden derzeit Rohstoffe knapp, bei Baumaterialien gebe es lange Wartezeiten und Ersatzteile seien kaum zu bekommen. Die Preise für Stickstoffdünger würden genauso wie die für Pflanzenschutzmittel oder gar für Diesel zu ungeahnten Höhenflügen ansetzen. „Egal ob Diesel, Dünger oder Pflanzenschutz, alles geht nach oben.“

Trotz aller Probleme und Schwierigkeiten sah Kreisobmann Löwinger eine Zukunft für die Landwirtschaft. „Wir sollten eines nicht tun, den Kopf in den Sand stecken“, ermunterte er seine Berufskollegen. Er gab aber auch zu bedenken, dass man sich stets auf Veränderungen einstellen sollte. Das gelte insbesondere mit Blick auf die neue Bundesregierung.

Am Rande der Gebietsversammlung richtete der Geschäftsführer des Kulmbacher Maschinenrings Horst Dupke den Appell an alle Landwirte, dass derzeit Betriebshelfer dringend gesucht würden. „Wir sind dankbar um jeden, der sich meldet“, sagte Dupke. Hintergrund ist die derzeit überaus angespannte Lage durch zahlreiche Langzeiteinsätze, durch die viele der Helfer an einen Betrieb gebunden seien. „Unsere Helfer laufen wirklich am Limit“, sagte der Geschäftsführer.

Bild: „Keine Abhängigkeiten vom Ausland“: der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der Online-Gebietsversammlung.

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20.10.2021

Hundert Prozent Wasser, null Chemie / Erfolgsmodell umweltfreundliche Unkrautbekämpfung mit Heißwasser – Einsatz auf dem Neuenmarkter Friedhof

Neuenmarkt. Umweltfreundlicher geht es nicht, auch wenn es manche nicht glauben wollen: Unkraut lässt sich am besten mit Heißwasser bekämpfen. Wie das geht, hat die Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH in diesen Tagen auf dem Neuenmarkter Friedhof gezeigt. Dort war Florian Maser mit dem nagelneuen Trägerfahrzeug mit Heißwassertechnik unterwegs, um Löwenzahn und Co von den Gehwegen zu verbannen.

Die Heißwassertechnik setzt vereinfacht gesprochen darauf, dass Eiweiß bei 70 Grad Celsius gerinnt. Wurzel und Pflanze sterben ab, die Blätter und Stängel verwittern und zerfallen, für das Umfeld entsteht keinerlei Schaden. Das sei nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstig, erklärt Harald Hubert vom MR Oberfranken Mitte, in dem die Maschinenringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz ihre gewerbliche Aktivitäten gebündelt haben. „Es ist nur Wasser, keine Chemie“, erklärt Huber immer wieder, wenn sich Passanten um Insekten sorgen und die Mitarbeiter darauf ansprechen. „Wir gießen Unkraut mit heißem Wasser“, so Huber.

Ein Erfolgsfaktor der Methode ist es, dass nicht nur die Oberfläche behandelt wird, sondern das Wasser tief in das Erdreich eindringt. Während chemische Mittel die Pflanze nur oberflächlich zerstören, packt Heißwasser das Übel an der Wurzel, sogar an der Pfahlwurzel. Selbst gegen den giftigen Riesenbärenklau sei die umweltfreundliche Unkrautbekämpfung erfolgreich.

Nun könnte man sagen, da hätte man doch schon viel früher drauf kommen können. In anderen Länder sei man auch schon früher drauf gekommen, erläutert Alexander Hollweg vom Maschinenring Kulmbach. Speziell in den nordischen Ländern oder auch in den Niederlanden. Hierzulande seien chemische Pflanzenschutzmittel wie das umstrittene Glyphosat für jedermann greifbar, deshalb auch üblich und wahrscheinlich sogar günstiger gewesen. Die Technik der Unkrautbekämpfung mit Heißwasser steckt dagegen noch immer ein wenig in den Kinderschuhen.

Während die Maschinenring-Mitarbeiter in der Testphase im zurückliegenden Jahr noch mit kleinen Tanks und Lanzen das Heißwasser ans Unkraut brachten, können sie mittlerweile auf neueste Technik setzen. Der Selbstfahrer mit aufgebauter Technik hat einen 650 Liter Wasser fassenden Tank, der in der Regel für bis zu eineinhalb Stunden ausreicht. Die Bearbeitungsbreite liegt bei fast 1,50 Metern, statt wie bisher bei 30 Zentimetern, so dass die Wege wesentlich schneller unkrautfrei gemacht werden können.

Immer mehr Kommunen würden zwischenzeitlich auf die Dienstleistung der Maschinenringe zurückgreifen. So kommt die Heißwassertechnik aktuell auch auf dem Friedhof von Kulmbach zum Einsatz. Aber auch im Landkreis Bayreuth, etwa in Aufseß, Gefrees oder Hollfeld mache man sich die Formel „Heißwasser statt Glyphosat“ zunutze. Denkbar sei die Anwendung auch auf ganzen Straßenzügen, Parkplätzen oder im privaten Bereich.

Für den Neuenmarkter Bürgermeister Alexander Wunderlich hat sich die Unkrautbekämpfung per Heißwasser längst bewährt. Nach der Testphase im vergangenen Jahr spricht er von einer Erfolgsgeschichte, mit deren Hilfe die örtlichen Bauhofmitarbeiter entlastet werden. Der Friedhof soll schließlich ein Aushängeschild der Gemeinde sein, deshalb werde die Unkrautbekämpfung dort ganz gezielt vorangetrieben.

Bild: Bürgermeister Alexander Wunderlich, Alexander Hollweg und Harald Huber (von links) von der Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH verfolgen den Einsatz des von Florian Masel gesteuerten Trägerfahrzeugs zur Unkrautbekämpfung mit Heißwasser auf dem Neuenmarkter Friedhof.

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09.10.2021

Dankbarkeit als Grundhaltung des Lebens / Hofer Landwirte feierten Erntedank in der Michaeliskirche

Hof. Mehr Wertschätzung für den bäuerlichen Berufsstand hat Kreisobmann Hermann Klug beim Erntedankfest in Hof gefordert. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Ernährung zu sichern, wir werden aber auch unseren Beitrag zur Bewältigung des Klimawandel leisten“, sagte der BBV-Kreisobmann bei einem Gottesdienst in der Michaeliskirche, der größten evangelischen Kirche in Oberfranken.

Das Besondere an dem Erntedankgottesdienst war nicht nur seine reiche musikalische Ausgestaltung mit den Instrumentalgruppen Viererblech und Saitenklar sowie der jungen Organistin Sejin Kim an der Heidenreich-Orgel des Gotteshauses. Es war auch der Erntekronenwettbewerb, den die Hofer Landjugend im zweijährigen Turnus veranstaltet. Damit kehrt endlich wieder ein Stück Normalität in das Landjugendleben ein, freuten sich Tobias Puchta, Vorsitzender des Kreisverbandes Hof/Wunsiedel. Die Platzierung sollte dabei gar nicht mehr die große Rolle spielen, wenngleich die Jury die kunstvoll gebundene Erntekrone der Landjugend Schwarzenbach an der Saale auf den ersten Platz wählte. Gewonnen hatten eigentlich alle Teilnehmer, auch die der Landjugendgruppen aus Plösen, Reuthlas, Großlosnitz und Zettlitz.

Kreisobmann Klug wusste, dass trotz des Dankes für die Ernte nicht bei jedem Bauern Feierlaune aufkommt. Berufskollegen, die vom Hochwasser betroffen waren oder die ihren Schweinestall leer stehen lassen müssen, weil sie damit keine Erlöse mehr erzielen, hätten bestimmt keinen Grund zu feiern. Trotzdem plädierte der Hofer Dekan Günter Saalfrank für Dankbarkeit als Grundhaltung des Lebens, gerade in schwierigen und ungewissen Zeiten. Dazu gehöre auch die leidvolle Tatsache, dass die Gesellschaft die wertvolle Arbeit der Bauern, aber auch die der Metzger und Bäcker, der Brauer und Winzer nicht immer hoch genug einschätzt. „Gott sei Dank, dass es sie gibt“, sagte der Dekan.

Landwirtschaft werde nicht ohne Grund als der primäre Sektor bezeichnet, sagte Landrat Oliver Bär. De Herausforderungen würden wohl auch in Zukunft nicht weniger und die finanziellen Schwankungen für die Bauern nicht geringer, doch die Aufgabe bleibe die größte, nämlich die Menschen zu ernähren. Der Erntekronenwettbewerb zeige, dass die Landjugend nicht nur ein bloßer Verein ist. „Die Landjugend lebt die Identität unserer Heimat“, sagte Bär. Lange und intensiv habe er zusammen mit Dekan Saalfrank, Heimatpfleger Adrian Roßner und Bernd Schnabel vom Vorstand der VR-Bank Bayreuth/Hof die Bewertung vorgenommen und sei sich dabei sehrt wohl bewusst gewesen, welche Arbeit hinter dieser Art von gelebten Brauchtum steckt.

Neben der Mitwirkung von Pfarrerin Anette Jahnel trug auch Mundartdichterin Sonja Keil einige Gedanken zu Erntedank vor. Die Kollekte des Erntedankgottesdienstes kommt den Flutopfern in Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz zu Gute.

Bilder:
1. Festlich geschmückt präsentierte die Hofer Michaeliskirche zum Erntedankfest des Bauernverbandes.

2. Die Erntekrone des Landjugendverbandes Schwarzenbach an der Saale wurde von der Jury auf den 1. Platz gewählt.

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07.10.2021

Sorge um Zukunft der Landwirtschaft / Steigerungen trotz Corona beim Maschinenring Münchberg

Dörnthal. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die große Bedeutung bäuerlicher Selbsthilfeeinrichtungen. So konnte der eher zu den kleineren gehörende Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung auch im Corona-Jahr 2020 steigende Zahlen verbuchen. Die Arbeit war also mehr denn je gefragt, wie auf der Jahresversammlung in Dörnthal bei Selbitz deutlich wurde. „Wir werten das als Zeichen, dass man mit unserer Arbeit zufrieden ist“, sagte der Vorsitzende Siegfried Hüttner aus Mühldorf bei Schauenstein.

So konnte der Gesamtverrechnungswert trotz Corona um etwa zehn Prozent auf über 4,4 Millionen Euro gesteigert werden. Den Löwenanteil davon macht die Maschinenvermittlung mit knapp 3,1 Millionen Euro aus. Die Steigerung liegt dabei sogar bei fast 13 Prozent. Stärkste Bereiche waren die Segmente Futterbau und Strohernte, Düngung, Saat und Pflege, sowie die Vermittlung von Schleppern und Transporten.

Zweite Säule der Arbeit ist die Betriebshilfe, die mit über 310000 Euro zu Buche schlug. Weit über 32000 Stunden seien dabei geleistet worden, im Vorjahr waren es noch knapp 31000. Mit 153 habe dabei die Zahl der wirtschaftlichen Einsätze über der Zahl der sozialen Einsätze (107) gelegen, so Geschäftsführer Patrick Heerdegen.

Auch wenn der Weg der Betriebshilfe steiniger wird, wie es Vorsitzender Hüttner ausdrückte, weil der Sozialversicherungsträger die Einsatzstunden immer stärker kürzt, so sei der Maschinenring trotzdem auf der Suche nach weiteren Betriebshelfern. Vor allem für nebenberufliche Kräfte sei das bei einem Stundenlohn von 19,50 Euro interessant, so Geschäftsführer Heerdegen.

Weitere Tätigkeitsfelder des Maschinenrings Münchberg waren die Beratungsleistungen, vor allem zur Düngeverordnung, die Futtervermittlung und die durchaus lohnenswerte Dieselsammelbestellung, die einen Preisvorteil von vier Cent pro Liter bringt. Der MR Münchberg hat gut 900 Mitglieder, die zusammen eine Fläche von über 42000 Hektar bewirtschaften.

Trotz der positiven Entwicklung äußerste Vorsitzender Hüttner bei der Jahresversammlung auch seine große Sorge um die Zukunft der Landwirtschaft. Vor allem die Gängelung durch Politik und Teilen der Medien machten den Bauer schwer zu schaffen. Nun komme auch noch die eklatante Preissteigerung bei Betriebsmitteln, wie etwa beim Dünger dazu. Auch die Politik der neuen Regierung lasse nichts Gutes erahnen.

Nach 15 Jahren an der Spitze kündigte der Vorsitzende außerdem seinen Rückzug an. Wer Nachfolger werden könnte, stehe allerdings noch in den Sternen. Hüttner selbst hatte seinen Betrieb im zurückliegenden Jahr aufgegeben.

Für das zusammen mit dem Nachbarring in Wunsiedel gemeinsame Tochterunternehmen Maschinenring Hochfranken GmbH ist seit Januar Daniel Seuß aus Förstenreuth bei Stammbach als Geschäftsführer tätig. Die MR Hochfranken GmbH ist hauptsächlich in der Grünflächen-, Gehölz- und Stromtrassenpflege, im Winterdienst tätig und erzielte in 2020 einen Umsatz von rund 1,7 Millionen Euro.

Neu im Team des MR Münchberg ist der 23-jährige Markus Müller aus Schwärzhof bei Himmelkron im Landkreis Kulmbach. Der Absolvent der Staatlichen Technikerschule in Triesdorf verstärkt das Team künftig als Organisationskraft. Als Betriebshelferin mit den meisten Einsatzstunden haben der Vorsitzende und sein Geschäftsführer Brigitte Stange aus Schwarzenbach an der Saale mit einem Präsent ausgezeichnet.

Bilder:
1. Arbeit für die Landwirte in der Region: das ist die Mannschaft des Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung.
2.
Im Dauereinsatz für den Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung: Brigitte Stange wurde vom Vorsitzenden Siegfried Hüttner (links) und von Geschäftsführer Patrick Heerdegen für die meisten geleisteten Stunden im Jahr 2020 ausgezeichnet.

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01.10.2021

Gesunder Menschenverstand und gerechte Preise / Statements statt Erntedank – Neue Projekte im Landkreis Wunsiedel

Bergnersreuth. Corona-bedingt hat es im Landkreis Wunsiedel heuer kein Erntedankfest gegeben. „Wir wollten traditionell wieder im Volkskundlichen Gerätemuseum in Bergnersreuth feiern, doch der Aufwand hätte in keinem Verhältnis zum Ergebnis gestanden“, bedauert Kreisobmann Harald Fischer. Die Akteure der Bauernverbandes, der Kirche und der Politik versammelten sich trotzdem zu einem Termin mit Pressevertretern auf der Museumswiese, um in kurzen Statements an die Bedeutung des Erntedank zu erinnern, aber auch, um die eine oder andere Neuigkeit zu verkünden.

„Wir Bauern pflegen 3G schon lange“, sagte Fischer augenzwinkernd: „Gesät, gepflegt und geerntet“. Nun bräuchten die Landwirte auch non ein viertes und ein fünftes G: „gerechte Preise und einen gesunden Menschenverstand“. Vieles, was derzeit passiert, sei für die Bauern einfach nicht mehr nachvollziehbar. Während zum Beispiel an der Ladentheke die Preise für Schweinefleisch steigen, würden die Erlöse für die Bauern sinken. Trotz allem sei die Ernte im Landkreis Wunsiedel gut verlaufen und man sei überwiegend von Starkregenereignissen verschont worden.

Landwirte arbeiten mit der Natur, so der stellvertretende Wunsiedler Landrat Wolfgang Kreil. Die Arbeit sei aber immer auch ein Ringen mit der Natur. Das wüssten viele Verbraucher nicht mehr zu schätzen und stellten romantisierende Forderungen auf, die mit der Realität wenig zu tun haben.

Bayern und Deutschland müssten alles daran setzen, eine eigene Nahrungsmittelproduktion zu haben. Das nannte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel eine zentrale Botschaft aus den zurückliegenden Corona-Zeiten. Schöffel appellierte aber auch an alle Verbraucher, verstärkt darauf zu achten, wo die gekauften Lebensmittel herkommen.

Eine Neuigkeit konnte Kreisbäuerin Karin Reichen verkünden. Nachdem es mit der Einführung eines Schulfaches „Alltagskompetenzen“ nicht geklappt hatte, gebe es künftig verpflichtende Projektwochen. Im Landkreis Wunsiedel sollen diese Wochen in Kooperation mit dem Volkskundlichen Gerätemuseum Bergnersreuth durchgeführt werden. Damit könne man die gesamte Infrastruktur des Museums nutzen und die Landfrauen könnten ihr Fachwissen vor Ort an die jungen Leute weitergeben. Viele Betriebe seien schon mit Feuereifer dabei.

„Wir können ein echtes Grünes Klassenzimmer anbieten“, so Museumsleiterin Sabine Zehetmeier. Ihr sei es ein ganz großes Anliegen, die vorhandenen Räumlichkeiten zu nutzen und mit den Ausstellungen den entsprechenden Rahmen dafür zu bieten. Schließlich hätten ja viele Schulen keine Schulküchen oder Wirtschaftsräume mehr. Mit diesem Projekt sei der Fortbestand des Museums mehr als gesichert, bekräftigte der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking.

Eine weitere Neuigkeit präsentierte der Wunsiedler Dekan Peter Bauer. So stehe ein Regionalportal im Internet kurz vor dem Start, mit dessen Hilfe vor allem Großverbraucher, wie die Heime des Diakonievereins oder des Evangelischen Bildungszentrums Bad Alexandersbad, aber auch Privatleute ihren benötigten Bedarf bestellen können. Das Portal soll in Kooperation von Bauernverband und Diakonie über einen kostenneutralen Zusammenschluss, etwa eine gemeinnützige GmbH, ohne Gewinnorientierung betrieben werden. Für die Landwirte sei es das Ziel, gerechte Preise und sichere Abnehmer zu bieten. Auch das verarbeitende Handwerk, wie Bäckereien und Metzgereien hätten bereits ihre Bereitschaft zur Mitwirkung signalisiert.

Bild: Auf der Museumswiese trafen sich Vertreter von Bauernverband, Kirche und Politik, um der Presse ihre Gedanken zu Erntedank zu verkünden.

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29.09.2021

Mehr Anerkennung für die Ökos / Bio-Bauern dürfen nicht auf der Strecke bleiben - Video-Konferenz der oberfränkischen Öko-Betriebe

Bayreuth/Bamberg. Mehrere tausend Mitglieder des Bauernverbandes bewirtschaften Bio-Betriebe, Tendenz steigend. Grund genug, dass sich Ralf Huber, Vorsitzender des Landesfachausschusses für ökologischen Landbau bei einer Videokonferenz des BBV Oberfranken den Mitgliedern einmal vorstellte. Huber ist nicht nur Bio-Bauer, sondern seit Februar auch oberbayerischer BBV-Bezirkspräsident in der Nachfolge des verstorbenen Anton Kreitmair.

Laut Mitgliedsbarometer des Deutschen Bauernverbandes könnten sich 17 Prozent der Betriebe vorstellen, in den kommenden zwei Jahren auf eine ökologische Bewirtschaftung umzusteigen, sagte Huber. Das liege auch daran, dass sich die Anerkennung für die „Ökos“ nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Verband selbst geändert hat. „Wenn wir etwas sagen, dann hat das auch Bedeutung“, so der Bezirkspräsident, der zusammen mit seinem Sohn in der Nähe von Allershausen im Landkreis Freising einen Ackerbaubetrieb mit 180 Hektar Fläche bewirtschaftet.

In der Videokonferenz befürchtete Michael Bienlein, Kreisobmann aus Lichtenfels, trotzdem, dass vor dem Hintergrund der Öko-Ziele des Staates viele Biobauern auf der Strecke bleiben. Wenn die Politik 20 bis 30 Prozent Öko-Anteil fordert, der Lebensmitteleinzelhandel vor Ort aber gerade fünf Prozent des Gesamtsortimentes mit Öko umsetzt, werde vielen Betrieben auf Dauer das Wasser abgegraben. „Ich mache mir Sorgen, um diejenigen, die es aus Leidenschaft machen“, so Bienlein. „Wenn wir zu stark in das Bio-Wachstum reingehen, wird der Markt überschwemmt.

Diese Befürchtungen wollte Daniela Gehler, Referentin für ökologischen Landbau beim BBV-Generalsekretariat, nicht teilen. Die Märkte und die Verbraucherausgaben würden seit Jahren nur eine Richtung kennen, und zwar die nach oben. Freilich spiele sich das ganze derzeit noch auf relativ niedrigem Niveau ab. Deshalb sei es wichtig, die Nachfrageseite zu bearbeiten und dabei verstärkt auf Regionalität zu setzen. Große Hoffnungen setzte sie dabei auf den Außer-Haus-Verzehr etwa in Kantinen.

Wichtig ist auch die Öffentlichkeitsarbeit für den ökologischen Landbau. Hans Rebelein, langjähriger Geschäftsführer der BBV-Kreisverbände Coburg und Lichtenfels berichtete dabei von einer Öko-Erlebnisradtour, die er vor wenigen Wochen im Landkreis Coburg veranstaltet hatte. „Diese Radtour hat voll eingeschlagen“, so Rebelein. Vor allem habe man damit auch viele Personen aus einem nichtlandwirtschaftlichen Umfeld erreicht. Bei den zwei Touren an zwei Tagen mit jeweils 20 Teilnehmern wurden mehrere Biobetriebe angefahren, die sich den Radlern präsentieren konnten. Dabei seien gute Gespräche und Diskussionen, etwa zum Thema Tierwohl zustande gekommen. Die Betriebe hätten dabei weder Aufwand noch Mühen gescheut, was in Corona-Zeiten nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Damit die Öko-Betriebe ihre Ware in Zukunft noch besser vermarkten können, ist bereits im Januar die Main-Öko Erzeugergemeinschaft gegründet worden, die Geschäftsführer Thomas Zehnter den Mitgliedern bei der Videokonferenz vorstellte. Das Interesse der Handelspartner an ökologisch erzeugter Ware steige, auch konventionelle Abnehmer suchten verstärkt Bio-Ware. Dinkel sei heuer bereits erfolgreich vermarktet worden, Im Focus stünden noch Roggen und Weizen, auch Nischenprodukte wie Emmer, Soja, Quinoa und Amaranth sollen künftig zum Angebot gehören.

Vermarktet wird laut Geschäftsführer Zehnter unabhängig von der Verbandszugehörigkeit, zum Geschäftsgebiet gehören alle drei fränkischen Regierungsbezirke. Die Main-Öko-EG hat keine eigenen Lagerhäuser, kauft die Ware nicht an, sondern vermittelt lediglich die entsprechenden Verträge. „Damit grenzen wir uns auch von der Erzeugergemeinschaft Ökofranken ab“, sagte Zehnter. Auch eine Andienungspflicht gebe es nicht. Der Geschäftsführer stellte dabei auch klar, dass sich die Main-Öko-EG nicht über den Markt hinwegsetzen kann. Zehnter: „Wir können nicht zaubern, haben aber schon das eine oder andere vermittelt, das sich sehen lassen kann.“

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27.09.2021

Ein Denkmal für den Erdapfel

An den bisher bekannten frühesten Kartoffelanbau in Bayern und sogar in ganz Deutschland erinnert das Kartoffeldenkmal in Pilgramsreuth bei Rehau im Landkreis Hof. Die Bronzeplastik im Kirchhof neben der Markgrafenkirche zeigt einen Landwirt mit einem Gerät zum Graben und eine Bäuerin mit einem Kartoffelkorb, beide gekleidet in bäuerlichen Gewändern des 17. Jahrhunderts. Das Denkmal soll daran erinnern, dass etwa um das Jahr 1647 herum der Pilgramsreuther Landwirt und Kartoffelpionier Hans Rogler zusammen mit einigen Berufskollegen mit dem systematischen Feldanbau des Erdapfels begonnen hatte.

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24.09.2021

Erfolgreiches Jahr trotz Corona / Maschinenring Fränkische Schweiz sucht Betriebshelfer

Aufseß/Windischgaillenreuth. Mit der Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von bisher 50 auf künftig 65 Euro im Jahr will der Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz den wachsenden Bedürfnissen der Selbsthilfeorganisation und ihrer Mitglieder Stand halten. Ein entsprechender Beschluss wurde auf der Jahreshauptversammlung am Freitag in Windischgaillenreuth gegen drei Stimmen gefasst. Unverändert bleibt der Hektarsatz von 1,30 Euro pro Hektar, der auf 150 Hektar gedeckelt ist und der von den Mitgliedern zusätzlich zum Grundbetrag aufgewandt werden muss.

Für das Geld hat der MR Fränkische Schweiz mit Sitz in Aufseß seinen 782 Mitgliedern aber auch einiges zu bieten. Besonders zugenommen hat nach den Worten von Geschäftsführer Manuel Appel der Bereich Beratung. Egal ob Düngeverordnung, Mehrfachantrag oder Dieselantrag, Statistikmeldungen, Waldprämie oder die Meldung zur EEG-Umlage: All diese Dinge seien mittlerweile so komplex geworden, dass ihre Bearbeitung einen immensen Zeitaufwand in Anspruch nimmt. „Hier ist der Maschinenring der richtige Ansprechpartner“, sagte Appel. Manchmal sei es aber auch so, dass ein Betrieb die Bearbeitung zwar gerne machen würde, es letztlich aber an einer leistungsfähigen Internetverbindung scheitert.

Erfolgreich war der MR Fränkische Schweiz in seinen klassischen Aufgabenbereichen, der Betriebshilfe und der Maschinenvermitttlung. Mit 16 Prozent hat der Bereich Bodenbearbeitung im Vergleich zum Vorjahr besonders stark zugenommen. Viele Betriebe hätten zwar leistungsfähige Schlepper, doch fehle es an der angebauten Technik. Ebenfalls im Plus: die Bereiche Düngung, Saat und Pflanzenschutz. Um fast 17 Prozent rückläufig seien dagegen die Bereiche Futterbau und Strohernte sowie die organische Düngung gewesen. Hier hätten die Betriebe im Ringgebiet wohl in letzter Zeit selbst sehr stark in leistungsfähige Technik investiert.

Bei der Betriebshilfe verzeichnete der MR Fränkische Schweiz in 2020 laut Geschäftsbericht gut 8700 Stunden im sozialen Bereich, also wenn auf einem Hof ein Unfall, eine Krankheit oder ein Todesfall eintritt. Knapp 4500 Stunden entfallen auf die wirtschaftliche Betriebshilfe, etwa zur Abdeckung von Auftragsspitzen. Der Ring beschäftigt derzeit fünf hauptamtliche Kräfte, einen Selbstständigen und 29 nebenberufliche Kräfte. Ohne die Betriebshilfe könnten sich viele Höfe nicht mehr weiterentwickeln, sagte der Vorsitzende Bernhard Hack. Gute Mitarbeiter seien deshalb immer gefragt, egal ob haupt- oder nebenberuflich, selbstständig oder auf Minijob-Basis.

Zum Portfolio des Maschinenrings Fränkische Schweiz gehört auch die Übernahme der Geschäftsführung für das Biomasse Heizwerk Hollfeld, für die Bioenergie Hollfeld und für die Regnitz-Jura-Düngetrac GmbH. Neu ist ab dem laufenden Jahr die Beteiligung am künftigen Biomasseheizwerk Gößweinstein, das im November seinen Betrieb aufnehmen wird.

Insgesamt kann der MR Fränkische Schweiz für 2020 trotz Corona eine gute Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers wurde der Verrechnungswert sogar geringfügig auf gut drei Millionen Euro gesteigert, knapp 2,8 Millionen davon macht allein die Vermittlung von Maschinen aus.

Der MR Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis Forchheim. Begründet wird dies mit der Historie des Rings, die auf den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt zurückgeht, der während der Gebietsreform in den 1970er Jahren auf Bamberg, Bayreuth und Forchheim aufgeteilt wurde.

Bild: Erfolgreiches Jahr trotz Corona: Geschäftsführer Manuel Appel (rechts) und Vorsitzender Bernhard Hack vom Maschinen- und Betriebshilfsring Fränkische Schweiz.

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10.09.2021

Ökofranken üben Selbstkritik / Mangelnde Transparenz und fehlende Konsequenz: „Nicht alles richtig gemacht“

Welsberg, Lks. Coburg. Nach teilweise heftigen Vorwürfen wegen Missmanagements gegen die Erzeugergemeinschaft Ökofranken mit Sitz in Welsberg, Gemeinde Itzgrund, haben die Verantwortlichen erstmals Stellung zu der Misere genommen. Im Gespräch mit dem Wochenblatt räumten Vorstand Roland Schrenker und der eigens engagierte Berater Hero Schulte aus dem niedersächsischen Westerstede dabei auch Versäumnisse ein. „Wir haben sicherlich nicht alles richtig gemacht“, sagte der ehrenamtliche Vorstand Schrenker, Landwirt aus Treppendorf bei Hollfeld im Landkreis Bayreuth.

Die Ökofranken eG. ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte nach diversen Ökostandards. Kunden sind im Wesentlichen die Backwaren- und die Flockenindustrie sowie Brauereien und Mälzereien. Das System funktioniert so, dass alle Landwirte in einem Vermarktungspool einliefern und entsprechend ihren Lieferungen zunächst Abschlagszahlungen abzüglich der Kosten für Transport und Reinigung bekommen. Je nachdem, wie gut vermarktet werden konnte, bekommen die Landwirte danach eine Abschlusszahlung. Dabei kann es allerdings auch passieren, dass die Abschlagszahlungen höher waren als die späteren Vermarktungsergebnisse. In diesen Fällen werden Gelder aus den Abschlagszahlungen zurückgefordert. Das ist bei einzelnen Mitgliedern seit 2017 der Fall und hat für erheblichen Ärger bei den Betroffenen gesorgt.

Das Hauptproblem sehen die Verantwortlichen darin, dass die, in der Satzung fixierte, sogenannte Andienungspflicht nicht konsequent umgesetzt worden sei. „Viele Mitglieder haben sich nicht mehr an die Spielregeln gehalten“, sagte Schulte, der sich im landwirtschaftlichen Umfeld als Berater bundesweit einen Namen gemacht hat, und der seit Juli daran arbeitet Lösungsmodelle zu entwickeln, um die Ökofranken in eine bessere Zukunft zu führen. Die Bauern müssen in der Regel im Frühjahr melden, wie viel Getreide sie anliefern möchten. „Natürlich nicht auf die Dezitonne genau, das geht ja schon aufgrund der immer häufiger vorkommenden Wetterkapriolen gar nicht“, so Schulte. Trotzdem sollte es eine realistische Menge mit Hektar-Angabe sein, damit die Genossenschaft entsprechende Vermarktungsverträge abschließen kann. Zu viele Mitglieder hätten aber, bewusst oder unbewusst, mal viel weniger oder auch mal viel mehr geliefert, wodurch die Vermarktung gehörig durcheinander gewirbelt wurde. Und die Genossenschaft hat nicht eingegriffen. „Das ist nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen“, sagte Schrenker.

So sei es auch zu erklären, dass die Vermarktungspools 2017 und 2018 erst verspätet aufgelöst worden seien. Das Ergebnis habe damals nicht den Erwartungen entsprochen. So hätten die Verantwortlichen versucht, den Pool ein Jahr stehen zu lassen, um von potentiell besseren Preisen zu profitieren. Allerdings hatte man sich da gehörig verschätzt, denn im Folgejahr wurde die Ertragssituation nicht besser. „Heute wissen wir, dass das verkehrt war“, so der Vorstand. Hintergrund ist, dass der Markt für Bioprodukte vor allem aufgrund der Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels extrem schwierig geworden sei.

Als weiteren Punkt nannten Schrenker und Schulte die mangelnde Transparenz. „Die Probleme seien nicht von Anfang an kommuniziert worden“, sagte Schulte. „Wir hätten den Mitgliedern gleich reinen Wein einschenken sollen“, so Schrenker, der davon überzeugt ist, dass ein offener und ehrlicher Umgang respektiert worden wäre. Das soll sich nun ändern. Die Ökofranken haben bereits eine Task Force gegründet, deren Ziel es ist, die Versäumnisse aufzuarbeiten und unter anderem für mehr Transparenz zu sorgen. Eine Internetseite mit geschütztem Mitgliederbereich für tagesaktuelle Informationen sei bereits in Arbeit.

Das alles ändere freilich nichts daran, dass bei zahlreichen Mitgliedern Abschlagszahlungen im kleinen dreistelligen Bereich bis hin zu fünfstelligen Forderungen für die Jahre 2017 bis 2019 im Raum stehen, die teilweise bereits mit den neuen Anlieferungen verrechnet wurden. Auch Gerichte mussten schon bemüht werden. Dennoch sieht Schrenker die Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat bei der zurückliegenden Mitgliederversammlung nicht als Misstrauensvotum an. Vielmehr sei er als Vorstand ja für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt worden.

Die Ökofranken eG beschäftigt einen hauptamtlichen Geschäftsführer und einen Mitarbeiter für Büro und Lager.

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07.09.2021

Regionalität und erneuerbare Energien / BBV gab Grünen-Kandidatin Susanne Bauer seine Anliegen mit auf den Weg

Mistelgau. Sie wollte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, kein Interesse an der Landwirtschaft zu haben. Susanne Bauer, Bundestagskandidatin der Grünen aus Pegnitz, war beim offiziellen Politikergespräch des Bauernverbandes mit den Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien verhindert. Kurzerhand setzte der BBV einen zweiten Termin an, zu dem Bauer mit dem Grünen-Kreisvorstandsmitglied und Geoökologen Andreas von Heßberg sogar Verstärkung mitbrachte.

„Wir haben die Sorge, dass die Landwirtschaft nach Kernkraft und Kohle der nächste Zweig ist, dem der Garaus gemacht werden soll“, brachte Kreisobmann Karl Lappe die Situation auf den Punkt. Schon jetzt würden die Landwirte viel zu oft an den Pranger gestellt und pauschal verunglimpft. „Was uns wehtut, ist die Kampfansage an die Nutztierhaltung“, so Lappe in Richtung Grünen-Wahlprogramm. Man glaubt, man benötige die Bauern einfach nicht mehr, sagte BBV-Kreisvorstandsmitglied Christa Ziegler. Für viele sind wir nur noch Umweltverschmutzer. „Da braucht man sich gar nicht mehr blicken lassen, wenn man mit dem Schlepper durch die Stadt fährt.“

Susanne Bauer, Sozialarbeiterin und gelernte Ergotherapeutin, setzt in ihrer Politik vor allem auf Regionalität. Kein Schlagwort fiel an diesem Abend öfter. Wenn die Sojabutter aus Südamerika kommt, der Bio-Apfel aus Neuseeland, oder Avocados aus Peru, dann sei einfach der Bogen überspannt. Andersherum könne es nicht sein, dass beispielsweise Hähnchenflügel nach Ghana exportiert werden und die Existenzen der dortigen Geflügelzüchter vernichten. Als Paradebeispiel nannte sie das Zehn-Kilometer-Bier, das eine Brauerei in Gräfenberg anbiete. Dabei kämen sämtliche Zutaten aus einem Umkreis von zehn Kilometern.

Nicht gelten ließ Bauer den Einwand des Kreisobmanns, dass Deutschland mit jeweils zwischen einen und zwei Prozent Anteil an der Weltbevölkerung und an der weltweiten Fläche in Sachen Klimawandel ohnehin kaum etwas ausrichten werde. „Wir sind von der Fläche her zwar klein, sind aber auch die viertgrößte Volkswirtschaft und haben den weltweit viertgrößten Anteil an Kohlendioxidausstoß“, entgegnete die Kandidatin. Deshalb sei es schon richtig, in erneuerbare Energien zu investieren.

Ein wichtiges Thema für die engere Kreisvorstandschaft des BBV Bayreuth war die Zukunft der Anbindehaltung. Lappe forderte längere Übergangsfristen, so wie bei den Kastenständen für Zuchtsauenhalter. Rund 15000 Betriebe gebe es noch bei der Anbindehaltung für Milchkühe in Bayern. Keine 1000 werden übrig bleiben, da sich für sie das Investieren nicht mehr lohne, befürchtete der Kreisobmann. Deshalb seien erträgliche Ausstiegsregelungen notwendig. Lappe stellte das Ende der Anbindehaltung aber auch grundsätzlich in Frage. Seit Jahrhunderten existiere diese Haltungsform, on vielen Ländern sei sie gängige Praxis. „Wir wollen nicht, dass das Gleiche passiert, wie bei der Käfighaltung für Hühner.“ Die sei in Deutschland verboten worden. Nun werde etwa Flüssigei für die Backindustrie aus Ländern mit Käfighaltung importiert.

Auch das Thema Wald spielte bei dem Gespräch eine Rolle. Lappe forderte dabei, bei der Bundeswaldprämie künftig auf den Zertifizierungsnachweis zu verzichten. Warum sollte der kleine Waldbesitzer, der sein Holz regional verkauft, den drei zugelassenen Zertifizierungsfirmen zehn Jahre lang „das Geld hinterherwerfen“. Er fand dabei die Zustimmung von dem an der Universität Bayreuth tätig Geoökologen Andreas von Heßberg. Von den Zertifizierern gebe es letztlich nichts anderes als einen Ablassbrief. „Wir brauchen keine zertifizierten Wälder“, sagte Heßberg. Besser sei eine klimaakzeptable Bewirtschaftung, die auf natürliche Prozesse setzt. „Man muss den Wald auch mal walten lassen.“

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06.09.2021

Ein Karpfen für Kulmbach

Kulmbach. Zum 125-jährigen Jubiläum des Bezirksfischereivereins Kulmbach haben sich die Verantwortlichen selbst ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht: Vor ihrem Vereinsheim an der Mainaue haben die Mitglieder einen „Phantastischen Karpfen“ aufgestellt. Er soll alle vorbeikommenden Passanten in dem beliebten Naherholungsgebiet darauf hinweisen, dass der Verein mit rund 800 Mitgliedern der zweitstärkste Verein in der Bierstadt und gleichzeitig der drittgrößte unter den oberfränkischen Fischereivereinen ist. Die Aufmerksamkeit ist dem Fischereiverein gewiss, steht die vom Bayreuther Kreativverein „Rote Katze“ bemalte Skulptur doch gleichzeitig nahe des Kiosks, den Ausflügler, Spaziergänger und Wanderer gerne zur Rast nutzen. Auf dem Karpfen-Unikat wurde unter anderem der Verlauf des Roten und des Weißen Mains skizziert, auch das Kulmbacher Wahrzeichen, die Plassenburg ist zu sehen.

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30.08.2021

Mister Maschinenring geht in den Ruhestand / Geschäftsführer Werner Friedlein verabschiedet – Positive Bilanz – Keine Veränderung bei Neuwahlen

Kulmbach. Mit dem Ausscheiden von Geschäftsführer Werner Friedlein geht nicht nur für den Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach eine Ära zu Ende. Friedlein war weit über Kulmbach hinaus hoch geschätzt und geachtet. Nach fast 40 Jahren Tätigkeit wurde der Mann, dessen Markenzeichen ein Cowboyhut ist, jetzt bei der Jahreshauptversammlung in den Ruhestand verabschiedet.

Corona-bedingt fand die Jahreshauptversammlung diesmal nicht im Frühjahr, sondern im Spätsommer statt. Veranstaltungsort war die großzügige Reithalle von Ralf Michel in Neufang. Die Laudatio auf Friedlein hielt der Mann, der am längsten mit ihm zusammengearbeitet hatte: Dieter Eschenbacher, Maschinenringvorsitzender von 1980 bis 2006 und heute Ehrenvorsitzender. Er erinnerte an Friedlein als den Bauernsohn aus Lopp bei Kasendorf, der nach seinem Agrarstudium vor knapp 40 Jahren in der Nachfolge von Herbert Sattler die Stelle des Geschäftsführers übernahm. „Aus der damaligen Anstellung wurde eine Lebensaufgabe“, sagte Eschenbacher.

Als Verdienste von Friedlein nannte Eschenbacher unter anderem die Mitbegründung und Betreuung der gewerblichen Tochter MR Oberfranken Mitte GmbH, die Gründung mehrerer Maschinengemeinschaften, die Geschäftsführung des Kompostrings Oberfranken sowie die Einführung der Kompostierung auf dezentralen Anlagen, die von Landwirten betrieben werden. Friedlein hatte außerdem den Arbeitskreis Bäuerinnen und den Betriebshelferstammtisch gegründet, den Pflanzenbautag in Lopp ins Leben gerufen und lange vor der Gründung einer gewerblichen Tochter die Sportplatz- und Grünflächenpflege als Geschäftsfeld entdeckt.

„Es gibt wenige Einrichtungen, in denen ein Geschäftsführer so mit Leib und Seele tätig ist“, sagte der Landtagsabgeordneter Martin Schöffel. Friedlein habe in seiner über 40-jährigen Tätigkeit Großartiges für die Landwirtschaft geleistet. „Auf Werner Friedlein konnten sich Bauern im Landkreis Kulmbach verlassen.“ Auch Landrat Klaus-Peter Söllner würdigte Friedlein, der stets neue Geschäftsfelder aufgetan habe und mit dem der Landkreis stets hervorragend zusammengearbeitet hatte.

Auch wenn die Stunden in der klassischen sozialen als auch in der wirtschaftlichen Betriebshilfe dem Trend entsprechend 2020 rückgängig waren, konnte Friedlein in seinem letzten Geschäftsbericht eine positive Bilanz ziehen. Bei der sozialen Betriebshilfe musste der Maschinenring einen Rückgang im Verrechnungswert von knapp 189000 Euro im Jahr 2019 auf gut 143000 Euro im zurückliegenden Jahr hinnehmen. Auch die wirtschaftliche Betriebshilfe war rückläufig, und zwar von über 200000 Euro in 2019 auf 176000 Euro in 2020.

Steigende Zahlen gab es dagegen bei den Maschineneinsätzen. Insbesondere die Bereiche Futter- und Strohernte, Landschaftspflege sowie Körnerernte und Aufbereitung sowie die Vermittlung von Schleppern verbuchten höhere Einsatzzahlen. Der Verrechnungswert bei den Maschineneinsätzen stieg leicht von 2,5 auf 2,6 Millionen Euro.

Für den Maschinenring Kulmbach sind aktuell zwei Dorfhelferinnen, vier hauptberufliche Betriebshelfer über das Evangelische Bildungszentrum Hesselberg, drei selbst eingestellte Kräfte und ein selbstständiger Betriebshelfer tätig. Der MR hat aktuell 852 Mitglieder, vier weniger als im Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften eine Fläche von zusammen 27171 Hektar (Vorjahr 27680 Hektar).

Wenig Veränderungen gab es bei den turnusgemäßen Neuwahlen. Vorsitzender bleibt Andreas Textores, Stellvertreter Hans-Herrmann Reinhardt, beide aus Kulmbach. Beide wurden ohne Gegenstimme gewählt. Der Beirat besteht künftig aus: Wolfgang Biedermann (Unterlangenroth), Heiko Kaiser (Appenberg), Daniel Kaßel (Windschenhaig), Oliver Kienesberger (Grafendobrach), Michael Sack (Maierhof) und Alexander Wölfel (Eulenhof).

Bilder:
1. Der langjährige Geschäftsführer Werner Friedlein (links) wurde vom Vorsitzenden Andreas Textores und von MR-Mitarbeiterin Angela Schmidt verabschiedet. Als Symbol für die Ballonfahrt als Abschiedsgeschenk gab es schon mal einen Miniballon.
2. Vorsitzender Andreas Textores (links) und Einsatzleiter Horst Dupke (rechts) haben Johannes Heimann und Manfred Schuster als die beiden Betriebshelfer mit den meisten Einsatzstunden ausgezeichnete.

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28.08.2021

„BioGenussmarkt“ zum 800. Geburtstag / Öko-Modellregion Siebenstern präsentierte Direktvermarkter aus dem Fichtelgebirge

Bernstein. Corona und dem wechselhaften Wetter zum Trotz: Mehrere hundert Besucher waren nach Bernstein, einem Ortsteil von Wunsiedel, gekommen, um das 800-jährige Bestehen des kleinen Dorfes mit seinen rund 240 Einwohnern zu feiern. Dazu gehörte auch der „BioGenussmarkt“ der Ökomodellregion Siebenstern, den die Veranstalter mitten auf einer Wiese am Ortsrand aufgebaut hatten.

Unter dem Motto „Vielfältig, regional und biologisch“ stellten sich dabei Direktvermarkter aus dem Fichtelgebirge mit ihren Produkten vor. Da gab es Eier und Nudeln, Kartoffeln und Hanföl, Wein und Wurst, aber auch Pflanzen für den eigenen Garten sowie Fell- und Wollprodukte der Schäferei Frank.

Der Markt war gleichzeitig der Auftakt zu den Bio-Erlebnistagen im Fichtelgebirge. Dabei stehen noch bis zum 10. Oktober unter anderem geführte Hofrundgänge, Vorträge, Radl-Touren und verschiedene Mitmach-Aktionen auf dem Programm. Einen Überblick über die einzelnen Veranstaltungen und die Möglichkeiten, sich anzumelden gibt es im Internet unter www.oekomodellregionen.bayern/siebenstern/termine.

Die Öko-Modellregion Siebenstern ist seit 2019 eine von insgesamt 27 bayerischen Öko-Modellregionen. In ihr haben sich die Gemeinden Bad Alexandersbad, Nagel und Tröstau sowie die Städte Weißenstadt und Wunsiedel zusammengeschlossen. Ziel ist es unter anderem, regionale Wertschöpfungsketten zu etablieren und weiter auszubauen.

Bild: Mitten auf einer Wiese am Ortsrand hatten Direktvermarkter aus dem Fichtelgebirge ihre Stände aufgebaut.

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27.08.2021

„Blühende Rahmen“ für Umweltschutz und Artenvielfalt / Landwirt Matthias Kießling bietet Blühpatenschaften an

Tiefendorf. Koriander, Malven, Fenchel und viele andere Arten blühen auf den Feldrändern in Tiefendorf nahe Töpen im Landkreis Hof. Wie so viele andere Bauern im Landkreis hat auch Landwirt Matthias Kießling eine Blühfläche angelegt, um Lebensraum für Bienen, Insekten und andere Wildtiere zu schaffen. Bei einem Pressetermin stellte der BBV Hof die Initiative der Öffentlichkeit vor und warb gleichzeitig für die Blühpatenschaften, die Matthias Kießling anbietet.

„Es tut schon weh, wenn wir Bauern von der Heimatzeitung als schuldig für den Klimawandel hingestellt werden und wenn es heißt, dass wir Zahlungen bedingungslos erhalten“, machte Kreisobmann Hermann Klug seinem Ärger über einen entsprechenden Kommentar tags zuvor in der örtlichen Zeitung Luft. Die Aktion „Blühende Rahmen“ zeige genau das Gegenteil. Sie zeige, dass die Bauern für die Umwelt und Artenvielfalt in Feld einstehen. Bereits seit 2011 gebe es diese Aktion, die der Bauernverband zusammen mit dem Landesverband der Bayerischen Imker durchgeführt wird. Viele Bauern legten dabei freiwillig und auf eigene Kosten Blühstreifen um ihre Felder an.

Alle Bauern, die mitmachen, können ihre Blühflächen auf eine interaktive Karte eintragen (www.BayerischerBauernVerband.de/Bluehstreifen-Karte) und so gemeinsam mit ihren Berufskollegen zeigen, mit welch großem Engagement sie sich für Umweltschutz und Artenvielfalt einsetzen. Landwirt Matthias Kießling geht dabei noch einen Schritt weiter und stellt seine Blühstreifen allen Interessierten für Patenschaften zur Verfügung. Die Patenschaft erstreckt sich auf ein Jahr und kostet 60 Euro. Dafür gibt es eine personalisierte Patenurkunde mit der man seinen Einsatz für die Artenvielfalt unter Beweis stellen kann. Matthias Kießling arbeitet dafür mit zertifiziertem Saatgut mit über 50 verschiedenen einheimischen mehrjährigen Kräuter- und Blühpflanzen, das im Frühjahr ausgebracht wird. Die Fläche bleibt natürlich, wird weder gedüngt, noch gespritzt und auch nicht abgeerntet.

Begrüßt wird die Aktion auch von den örtlichen Imkern. „Bienen brauchen die Blüten und die Blüten brauchen die Bienen“, bringt es der Imker Alois Goebel auf den Punkt. Die Blühflächen der Landwirte sorgten für ein hervorragendes Nahrungsangebot für die Bienen und alle anderen Insekten.

Bild: Sie treten für Artenvielfalt ein (von links): Alexa-Leander Kießling, Matthias Kießling, Jannek Kießling, Thomas Lippert und Theresa Hick vn der BBV-Geschäftsstelle, Ortsobmann Bernhard Schmid, Jäger Gerhard Hüttner, Kreisbäuerin Karin Wolfrum, Kreisobmann Hermann Klug und Imker Alois Goebel.

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26.08.2021

Bestandsschutz für die Bauern / SPD und Grüne glänzten durch Abwesenheit: Politikergespräch des BBV Bayreuth zur Bundestagswahl

Mistelgau. Planungssicherheit: das ist das Wort, das beim Politikergespräch des BBV Bayreuth zur Bundestagswahl am häufigsten genannt wurde. „Wir haben den Eindruck, dass die Landwirtschaft in Deutschland gar nicht mehr gewünscht ist“, sagte der stellvertretende Kreisobmann Harald Galster vor dem Hintergrund ständig neuer Verordnungen, mit denen die Bauern zurechtkommen müssen.

Enttäuscht war der BBV-Kreisvorstand auch, dass die beiden Vertreterinnen von SPD und Grüne ihre Teilnahme zum Politikergespräch im Feuerwehrhaus von Mistelgau kurzfristig abgesagt hatten. Immerhin waren mit Silke Launert (CSU), Thomas Hacker (FDP) und Tobias Peterka (AFD) drei Bundestagsabgeordnete gekommen, um sich die Sorgen und Nöte der Bauern im Raum Bayreuth anzuhören.

Egal ob Milchkühe, Schweine oder Rinder, die Vorschriften besonders in der Tierhaltung werden immer mehr, so Kreisobmann Karl Lappe. Die Auflagen und Vorschriften grenzen schon manchmal an Schikane, sagte Kreisvorstandsmitglied Gerhard Meyer, der einen Milchviehbetrieb in Hummeltal bewirtschaftet. Wegen dem drohenden Ende der Anbindehaltung habe ihr Betrieb die Tierhaltung bereits aufgegeben, so Christa Ziegler aus Bayreuth.

Christa Ziegler brachte noch ein ganz anderes Problem ins Gespräch. Viele Hundehalter glaubten, die Feldwege gehörten ihnen. Sie stellten sich nicht nur den Landwirten in den Weg, in einigen Fällen sei es sogar schon zu Bedrohungen gekommen. Darüber hinaus gebe es große Probleme mit Hundekot und Kotbeuteln im Futter. „Die Situation ist mittlerweile echt dramatisch“, so Christa Ziegler.

Mehr Wertschätzung für den ländlichen Rau forderte die stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt ein. Apotheken würden immer weniger. Wenn Arzt- und Facharztpraxen aufhören, sei meist kein Nachfolger mehr zu finden und nach der Schließung der Geburtenstation in Pegnitz müssten Frauen aus dem südlichen Landkreis zur Entbindung entweder nach Bayreuth oder nach Nürnberg.

Als sehr ernst bezeichnete die CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert die Lage. Sie gab aber auch zu bedenken, dass sich in der Gesellschaft vieles verändert habe und sich die Bevölkerung nicht mehr mit der Landwirtschaft identifiziere. Zusätzliche Erwartungen beispielsweise in Sachen Tierschutz müsse der Landwirt vergütet bekommen, um ein Auskommen erwirtschaften zu können.

Thomas Hacker von der FDP appellierte an die Bevölkerung, der Landwirtschaft wieder mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Es könne doch nicht sein, dass Hunde mehr zählen als die Landwirte, ging er auch das von Christa Ziegler geschilderte Problem mit den Hundehaltern ein. Zur Wertschätzung gehöre auch, dass endlich Schluss damit sein muss, die Dinge immer komplizierter zu machen. „Im Gegenteil: vieles muss einfacher werden“, sagte Hacker und versprach weniger Bürokratie. Hacker ging auch auf die geforderte Planungssicherheit ein. „Wenn wir die nicht bieten können, werden viele Betriebe kein Nachfolger mehr finden.“ Was heute Gültigkeit hat, könne nicht in fünf Jahren Makulatur sein.

Man möchte eine schöne Natur, aber der Bauernhof dürfe dabei nur als Dekoration dienen, beschrieb Tobias Peterka von der AFD die Situation. Es müsse endlich Schluss damit sein, die Landwirte als Klimakiller und Tierquäler darzustellen. Was die Planungssicherheit angeht plädierte Peterka zum einen dafür, nicht ständig mit neuen Vorschriften zu kommen, zum anderen aber auch dafür, nicht alles „mit der Lupe“ auszulegen. Deutschland regle mehr, als eigentlich gefordert wird, jede Umsetzung erfolge zu mindestens 100 Prozent, während man etwa in Spanien oder Frankreich gar nicht so genau hinsehe.

Bild: Politikergespräch unter Corona-Bedingen (von links) Silke Launert, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Kreisobmann Karl Lappe, Thomas Hacker und Tobias Peterka im Feuerwehrhaus von Mistelgau im Landkreis Bayreuth.

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23.08.2021

Ohne Wegebau kein Abtransport / Vermarktete Holzmenge mehr als verdoppelt - WBV Kulmbach/Stadtsteinach fordert mehr Personal in den Ämtern

Langenstadt. Die Käferproblematik hat es deutlich gemacht: „Wir haben große Aufgaben vor uns“, so Carmen Hombach, Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach. Sie meint damit in erster Linie den Wegebau, um das Holz aus dem Wald zu schaffen. „Eine vernünftige Erschließung ist das A und O.“ Ihre Forderung lautet deshalb, neue Stellen an den Ämtern zu schaffen, die sich ausschließlich um die Erschließung des Privatwaldes kümmern.

Auch für die WBV Kulmbach war der Borkenkäfer in den zurückliegenden Monaten das alles beherrschende Thema. „Der Käfer hat uns voll im Griff“, so Carmen Hombach. Erste Kahlflächen würden bereits sichtbar und trotzdem wollten es viele Waldbesitzer noch immer nicht wahrhaben. Für die Vorsitzende ist der Käfer auch der Beweis dafür, dass die Klimaprognosen nicht nur zutreffen, sondern noch übertroffen werden. „Der Borkenkäfer wird uns auch in den kommenden Jahren begleiten“, ist sie sich sicher.

Derzeit komme man kaum mehr nach, das Holz aus dem Wald zu holen. Dabei sind nicht nur die fehlenden Wege das Problem, auch die mangelnden Kapazitäten. 150 Anrufe pro Tag mit dem Auftrag, Holz abzutransportieren, seien derzeit keine Seltenheit. Eine Ursache dafür seien auch die neuen Fördersätze für die insektizidfreie Borkenkäferbekämpfung von bis zu 30 Euro pro Festmeter für besonders betroffene Regionen. Darunter fallen im Bereich der WBV Kulmbach die Regionen nördliche der fränkischen Linie, die dem Frankenwald zugerechnet werden.

Was den Wegebau angeht, fordert Carmen Hombach nicht nur Personal in den Ämtern, sondern auch 100 Prozent Förderung für Waldbesitzer, die bereits Kahlflächen haben. „Wir brauchen die Erschließung, um das Holz zu jedem Zeitpunkt und bei jedem Wetter aus dem Wald transportieren zu können.“ Es könne doch nicht angehen, dass man erst eine Rückeweg bauen muss, um das Holz aus den dem Wald zu bekommen. Im Übrigen seien Erschließungswege auch für Jagd, für Rettungsmaßnahmen und nicht zuletzt für den Brandschutz wichtig.

Insgesamt sind laut Geschäftsführer Theo Kaiser im zurückliegenden Jahr rund 150.000 Festmeter Holz und damit mehr als doppelt so viel wie 2019 im Auftrag der Mitglieder vermarktet worden. Für das laufende Jahr rechnet Kaiser mit einer Holzmenge von rund 200.000 Festmetern. Die Zahl der Mitglieder bezifferte der Geschäftsführer auf 1878, was ein Plus von 43 bedeutet. Zusammen bewirtschaften die Mitglieder eine Waldfläche von 12.658 Hektar im gesamten Landkreis Kulmbach. Lediglich die drei südlichen Gemeinden Thurnau, Wonsees und Kasendorf gehören traditionell zur benachbarten WBV Hollfeld.

Interessant ist, dass bei der Forstpflanzenvermittlung im zurückliegenden Jahr die Fichte mit einem einzigen Prozent praktisch keine Rolle mehr gespielt hat, während der Laubholzanteil bei 60 Prozent lag. Die Bundeswaldprämie haben 512 Mitglieder mit zusammen 6803 Hektar beantragt.

Bild: Der Käfer ist das Problem, sind sich die Vorsitzende der WBV Kulmbach/Stadtsteinch Carmen Hombach und Geschäftsführer Theo Kaiser einig.

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23.07.2021

„Taskforce“ soll für Klarheit sorgen / Ökofranken fordern Geld von ihren Mitgliedern zurück – Erzeugergemeinschaft weiter in Schwierigkeiten

Itzgrund. Vieles läuft hinter verschlossenen Türen und kommt nicht an die Öffentlichkeit. Auch entsprechende Kontrollen durch den Genossenschaftsverband haben nicht gefruchtet. Es sind schwere Vorwürfe, die Mitglieder gegen die Erzeugergemeinschaft Ökofranken erheben. Bei der Jahreshauptversammlung Ende vergangenen Jahres wurden weder Vorstand noch Aufsichtsrat entlastet, aber geändert hat sich seitdem kaum etwas.

Ökofranken eG. Ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte in Oberfranken und angrenzenden Gebieten mit Sitz in Itzgrund (Landkreis Coburg). Die Bauern müssen dabei keinem Anbauverband angehören, sie können auch die nach niedrigeren Standards erzeigte EU-Ökoware liefern.

Das System der Ökofranken funktioniert vereinfacht ausgedrückt so, dass alle Landwirte entsprechend ihren Lieferungen zunächst einen Abschlag aus einem Pool bekommen. Je nachdem, wie gut vermarktet werden konnte, bekommen die Landwirte danach bei einer Art Endabrechnung weitere Gelder ausbezahlt. So lief es zumindest bis zum Jahr 2017. Nachdem der Vermarktungspool seit dem Jahr 2017 allerdings nicht mehr aufgelöst worden sei, sollen weit über 100 Bauern teilweise bis zu fünfstellige Beträge plötzlich zurückzahlen. Grund dafür sei angeblich die schlechte Marktlage.

Auch ein Ökolandwirt aus dem Raum Kulmbach wird derzeit für eine Lieferung aus dem Jahr 2019 zur Kasse gebeten. „Ich bin ganz konkret selbst betroffen“, sagt er. Um die 1000 Euro soll er zurückbezahlen. Als Hintergrund vermutet er Kredite, die von der Genossenschaft aufgenommen wurden und die jetzt getilgt werden müssen. „Wäre ordentlich abgerechnet worden, hätte das nicht passieren dürfen“, so der Landwirt, der seinen Betrieb bereits vor Jahrzehnten ökologisch umgestellt hatte. Damals sei es nicht so einfach gewesen, Ökoprodukte zu vermarkten, deshalb sei er bei den Ökofranken gelandet. Mit der Geschäftsführer habe es aber von Anfang an Probleme gegeben.

Bereits im Umfeld der nichtöffentlichen Jahreshautpversammlung Ende 2020 haben mehrere Mitglieder von Versäumnissen in der Geschäftsführung gesprochen. Dort sei schlecht gewirtschaftet, sprich schlecht verkauft worden. Außerdem könne man doch nicht erst 2020 feststellen, dass man 2017 keine Erlöse gehabt habe.

Vorstand Roland Schrenker hatte Anfang des Jahres mitgeteilt, dass sich die Verbindlichkeiten der Genossenschaft durch Forderungen aufheben. Er wies auch darauf hin, dass die Ökofranken der jährlichen Prüfung durch den Genossenschaftsverband unterlägen.

Nun gibt es ein Rundschreiben, das der Redaktion vorliegt und in dem der Vermarktungszusammenschluss von einer „zunehmenden Unzufriedenheit der Mitglieder über die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft“ spricht. As dem Schreiben geht hervor, dass man nun eine „Taskforce“ gegründet hat, mit deren Hilfe die Vergangenheit aufgearbeitet werden soll. „Diese Arbeiten laufen und über die Ergebnisse wird später ausführlich berichtet“, so heißt es. Auch ein Zukunftsmodell soll mit Hilfe eines Fragebogens erarbeitet werden, um künftig verlässliche Aussagen über Preisgestaltung und Zahlungsmodalitäten machen zu können. Als erster Schritt möchten die Ökofranken die Kommunikation mit ihren Mitgliedern verbessern. Im Gespräch ist unter anderem eine Internetseite mit einem Mitgliederportal.

Vorstand Roland Schrenker wollte sich auf Nachfrage aktuell nicht zur derzeitigen Situation äußern, hat aber eine Stellungnahme innerhalb der kommenden Wochen zugesagt.

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22.07.2021

Gute Aussaat, wenig Auswinterungen, viel Wasser / Oberfränkische Landwirte gehen von tendenziell guter Ernte aus

Neudorf, Lks. Bamberg. In Oberfranken gehen die Landwirte heuer von einer „vernünftigen Erntesituation“ aus. „Die Ernteaussichten sind tendenziell noch gut“, sagte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif aus Forchheim bei einem Pressetermin zum Start der Ernte auf dem Betrieb von Dagmar und Jörg Deinlein in Neudorf bei Scheßlitz.

Das liegt vor allem an den Niederschlägen der zurückliegenden Monate. „Was wir heuer in Franken endlich einmal hatten, war Wasser“, so Greif, der auch Pflanzenbaupräsident des Bauernverbandes ist. Mittlerweile könne man in Teilen Oberfranken, wie etwa im nördlichen Landkreis Hof, allerdings auch fast schon wieder von zu viel des Guten sprechen. Umso mehr komme es nun auf eine beständige und trockene Witterung an, damit die Flächen für die Mähdrescher und Feldhäcksler befahrbar sind und die Ernte trocken eingebracht werden kann.

Zu den guten Voraussetzungen im Anbaujahr 2020/2021 gehörten vor allem auch die meist optimalen Aussaatbedingungen im Herbst und im Frühjahr. Auswinterungen durch Kahlfröste seien durch die geschlossenen Schneedecken kaum zu verzeichnen gewesen. Gefährlich seien allenfalls mancherorts die Wechselfröste Anfang März mit nächtlichen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und tagsüber schnell ansteigenden Temperaturen ohne schützende Schneedecke gewesen. Die Kulturen hätten aber bereits die nötige Winterhärte entwickelt und seien ohne Schäden davongekommen.

Eine der wichtigsten Feldfrüchte ist und bleibt in Oberfranken die Braugerste. „In keiner anderen Region wird so viel Braugerste angebaut, wie bei uns“, sagte Greif. Rund ein Drittel der bayerischen Erntemenge komme aus dem Regierungsbezirk. Dennoch sei die Anbaufläche in den vergangenen fünf Jahren um etwa 7000 Hektar zurückgegangen. Als Gründe dafür nannte der BBV-Präsident vor allem die eher schlechteren Preise und die durch die Trockenheit der letzten Jahre eher unterdurchschnittlichen Erträge. Aktuell sei der Braugerstenpreis allerdings auf einem eher niedrigeren Niveau. Grund dafür sei die Corona-Pandemie, die gerade die Brauereien, deren Hauptgeschäft bei den Gaststätten liegt, stark belastet hat.

Der steigende Bedarf nach klimafreundlichen Biokraftstoffen, um die Vorgaben der Treibhausgaseinsparungen zu erfüllen, hat nach Angaben des BBV für einen positiven Preisverlauf bei Raps und Mais gesorgt. Die hochwertige und bienenfreundlichen Blattfrucht Raps hatte Anfang des Jahres mir rund 500 Euro pro Tonne sogar einen Rekordpreis erzielt. Auch der Mais hatte richtig Schwung in die Märkte gebracht, weil die Nachfrage konstant gewachsen sei.

Ganz wichtig in Oberfranken ist auch das Grünland, das in den ersten beiden Schnitten aufgrund der Niederschläge bisher gute Mengen und gute Qualitäten hervorgebracht hatte. Besonders nach der trockenheitsbedingt oft angespannten Futtersituation in den zurückliegenden Jahren sei dies von großer Bedeutung für viele Betriebe.

Insgesamt sei 2021 oberfrankenweit weniger Raps und Sommergerste angebaut worden, während die Fläche bei Mais, Klee und Ackergras deutlich anstieg. Hier spiegle sich der Futterbedarf von Tierhaltern nach den trockenen Jahren wider. Auch sei bei den Druschfrüchten eine Verschiebung von Winterweizen und Wintergerste zu Gunsten des Dinkelanbaus erkennbar.

Das Ernte-Pressegespräch fand diesmal auf dem Franzenhof der Familie Deinlein in Neudorf im Landkreis Bamberg statt. Dagmar und Jörg Deinlein bewirtschaften dort rund 300 Hektar Fläche. Wichtigstes Standbein ist die Ferkelerzeugung, ein weiteres Standbein ist eine Biogasanlage, mit der Strom produziert wird. Der Betrieb ist qualifiziertes Mitglied der Interessensgemeinschaft „Lernort Bauernhof“, Dagmar Deinlein ist staatliche geprüfte Hauswirtschafterin und qualifizierte Erlebnisbäuerin. Jüngste Errungenschaft ist ein kleines Hofcafe, das immer Sonntagnachmittag geöffnet hat.

Oberfrankenweit gibt es rund 8000 landwirtschaftliche Betriebe (Mehrfachantragsteller), etwa zwei Drittel davon werden im Nebenerwerb geführt.

Bilder:
1.
 Freuen sich über tendenziell gute Ernteaussichten: Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, die Landwirte Jörg und Dagmar Deinlein sowie BBV-Direktor Wilhelm Böhmer (von links).
2. In weiten Teilen Oberfrankens ist die Ernte bereits in vollem Gang.
3
. Mit dem BBV-Schlepper in Neudorf bei Scheßlitz im Landkreis Bamberg (von links): die Landwirte Dagmar und Jörg Deinlein, BBV-Präsident Hermann Greif und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.

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17.07.2021

Regional konsumieren statt importieren / Oberfränkische Landjugend wirbt in der Bayreuther Innenstadt für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung

Bayreuth Einen besseren Platz hätte die Jungbauernschaft kaum finden können: Mitten auf dem Bayreuther Marktplatz und damit im Herzen der Stadt hat die BBV-Traktortour 2021 zur besten Einkaufszeit am Samstagvormittag Station gemacht. „Wir wollen dem Verbraucher den Wert der Direktvermarktung nahebringen und auf die große Bedeutung regionaler Lebensmittel hinweisen“, erklärte Maximilian Raimund, Bezirksvorsitzender der oberfränkischen Landjugend.

Die Jungbauernschaft war es auch, die zusammen mit 15 Aktiven fünf Stunden lang auf dem Stadtparkett das Gespräch mit den Verbrauchern suchte. Als Blickfang diente dabei der Essen-aus-Bayern-Traktor, direkt daneben am großen Infostand gab es nicht nur jede Menge Informationsmaterial und das kleine Kochbuch der Landjugendküche, sondern auch Eier, Nudeln, Buchweizen und Kartoffeln in Probierpackungen zum Mitnehmen.

Mit der Landjugend möchte sich auch die nächste Generation an der Schleppertour beteiligen und für die regionale Erzeugung von Lebensmitteln in bester Qualität werben, sagte Jugendreferentin Alexandra Münchberg von der Bezirksgeschäftsstelle in Bayreuth. Viele Leute in der Stadt würden die Landjugend nur mit den Dorffesten verbinden, so Maximilian Raimund. Doch neben einem starken Gemeinschaftsgefühl gehe es bei der Landjugend vor allem auch um inhaltliche Arbeit. Ein Motto laute deshalb auch: „Regional konsumieren statt importieren“.

Die Landjugendlichen hatten den Standort Stadtparkett in der Fußgängerzone Maxstraße auch deshalb ausgewählt, weil es von dort nur wenige Minuten zum Wochenmarkt in der Bayreuther Rotmainhalle sind. Jeden Mittwoch und jeden Samstag bieten dort Direktvermarkter aus dem Bayreuther Land ihre frischen Produkte an.

Am Infostand vor Ort waren mit Michael und Maike Färber vom Forkenhof bei Mistelbach auch Direktvermarkter aus dem Landkreis. Beide berichteten aus erster Hand von den Produktionsbedingungen vor Ort und warben für die Direktvermarktung in ihrem „Milchhäusla“, wo es neben frischer Mich auch Eier sowie selbst erzeugte und regionale Produkte wie Nudeln, Bienenhonig oder Kartoffeln gibt.

Unter dem Motto „Essen aus Bayern“ ist der von Deutz-Fahr gesponserte Schlepper seit 1. Juni kreuz und quer durch Bayern unterwegs, um in allen Landkreisen für regionale Erzeugung zu werben und aufzuzeigen, woher das Essen aus Bayern kommt.

Bild: Mitten in der Bayreuther Fußgängerzone warben (von links) Landjugend-Bezirksvorsitzender Maximilian Raimund, Jana-Lisa Mönch vom Regionalmanagement des Bayreuther Landkreises, Jugendreferentin Alexandra Münchberg, die Direktvermarkter Michael und Maike Färber sowie die Vorstandsmitglieder Franziska Hahn, Theresa Hofmann und Sebastian Feulner für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung.

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14.07.2021

Mit Digitalisierung zu mehr Tierwohl / BBV-Traktortour machte im Landkreis Hof Station

Großlosnitz. Beispiele mustergültiger Erzeugung und Produktion mit dem Schwerpunkt Regionalität möchte der Bauernverband mit seiner Traktortour 2021 aufzeigen. Im „Milchlandkreis“ Hof konnte das natürlich nur ein Milchviehbetrieb sein, und zwar der von Tobias Puchta in Großlosnitz, das zur Gemeinde Zell im Fichtelgebirge gehört.

Nicht weit davon entfernt ist Kleinlosnitz, bekannt durch das Oberfränkische Bauernhofmuseum. Dort kann jeder Besucher sehen, wie ein Kuhstall früher ausgesehen hat: eng, muffig, dunkel, klein und stickig. „Von wegen gute alte Zeit“, sagt Karin Wolfrum. Jedes Tier ist ein Individuum und jedes Tier hat Achtung und Respekt verdient“, so die Kreisbäuerin.

Tobias Puchta (25) und seine Eltern Klaus und Sandra Puchta haben in Sachen Stallbau vorbildliches auf die Beine gestellt. Die Tiere haben frische Luft, Auslauf, Tageslicht und jede Menge Komfort. Sogar nach draußen können sie, Regen, Schnee oder auch Hitze erleben. Letzteres ist allerdings gar nicht so gefragt.

2019 hatte die Familie mit dem Stallbau begonnen, Ende März 2020 war der Einzug. 95 Milchkühe plus Nachzucht, haben hier ein neues Zuhause gefunden, 130 Kühe sollen es im Endausbau sein. Der Stall ist weit rund 2400 Quadratmeter groß, so dass jedes Tier einen Liegeplatz hat. Gemolken wird per Melkroboter, die Überwachung der Tiere findet digital per Transponder statt, so dass Tobias Puchta sofort auf seinem Bildschirm sieht, wenn mit einer Kuh etwas nicht stimmt. So könne die Digitalisierung auch gut zum Tierwohl beitragen.

„Der Stallbau war schon ein großer Schritt“, sagt Seniorchefin Sandra Puchta. Schließlich sei es nicht so einfach, wenn man bedenkt, womit die Bauern derzeit so alles zu kämpfen hätten. Doch irgendwann sei man vor der Frage gestanden, die Sandra Puchta mit dem alten Spruch beschreibt: „Wachsen oder weichen“.

Die erzeugte Milch, Tobias Puchta spricht von 1,4 bis 1,5 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr, geht zur Weiterverarbeitung an die zur Bayernland eG gehörende Käserei im etwa 25 Kilometer entfernten Bayreuth.

„Für uns steht regionale Wertschöpfung an erster Stelle“, so Annika Popp. Die stellvertretende Landrätin und Bürgermeisterin von Leupoldsgrün war eigens zum Schleppertour gekommen, um sich selbst ein Bild vom zukunftsgerichteten modernen Stallbau der Familie Puchta zu machen. Im Landkreis Hof sei die Landwirtschaft sehr kleinteilig ausgerichtet mit noch verhältnismäßig vielen Betrieben. Dem Landkreis sei die große Bedeutung der Landwirtschaft vor Ort sehr wohl bewusst, deshalb unterstützte er sie auch nach Kräften, versicherte Annika Popp.

Bild:
- Landwirt Tobias Puchta steht für mustergültige Erzeugung und Produktion.

-
 Der neue Milchviehstall der Familie Puchta in Großlosnitz war einer der Stationen der BBV-Traktortour.

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13.07.2021

Bestes Beispiel für Regionalität / Galloways als Burger und Braten - BBV-Traktortour machte in Kornbach Station

Kornbach. So funktioniert Regionalität: Johannes Herold erzeugt auf seinem Betrieb in Kornbach bei Gefrees hochwertiges Weidefleisch von Galloways-Rindern, gleich nebenan im Gasthof Kornbachtal von Sebastian Loos kommt das Fleisch auf den Teller, und zwar in vielen verschieden Variationen, etwa als Burger, Rouladen, Braten oder Steaks.

„Ein ganz tolle Symbiose und ein Musterbeispiel für regionale Erzeugung und Vermarktung“, findet der Kreisgeschäftsführer des Bauernverbandes Harald Köppel. Um darauf aufmerksam zu machen, war Kornbach auch eine der Stationen im Rahmen der BBV-Traktortour 2021. Unter dem Motto „Essen aus Bayern“ ist der von Deutz-Fahr gesponserte Schlepper seit 1. Juni kreuz und quer durch Bayern unterwegs, um in allen Landkreisen für regionale Erzeugung zu werben und aufzuzeigen, woher das Essen aus Bayern kommt.

Eigentlich ist alles, was es im Gasthof Kornbachtal gibt aus regionaler Erzeugung, Fleisch, Eier, Brot, Bier, Fleisch sowieso und sogar das Eis. „Regionalität wird bei uns gelebt“, sagt Sebastian Loos, der den Gasthof zum 1. Januar dieses Jahres zusammen mit seiner Frau Svenja von seinen Eltern Hedwig und Konrad Loos übernommen hatte. Zunächst galt es erst einmal einige Monate Lockdown zu überstehen, bis endlich Ende Mai der Biergarten wieder öffnen konnte..

2017 kam zum ersten Mal ein Galloway-Rind auf den Tisch. Jedes Jahr gibt es seitdem ein Weidefest, Galloway-Abende oder Fleischpakete zum Außer-Haus-Verkauf. Mittlerweile stehe die aus Schottland stammende Rinderrasse in allen Variationen sogar auf der Karte, erklärt Sebastian Loos, gelernter Koch, der zuvor in der Bischofsgrüner Höhenklinik tätig war. „Die kurzen Wege sind einfach unschlagbar“, sagt er. Jeder Gast könne vom Biergarten direkt auf die Weide blicken und den Galloways beim Grasen zusehen. Zugegeben, geschlachtet werden müssen die Rinder noch, aber auch das passiert ganz in der Nähe in Lanzendorf im Nachbarlandkreis Kulmbach.

Die Herde gehört Johannes Herold, der seinen Betrieb im Nebenerwerb führt und aktuell 40 Tiere hat. Jahrzehntelang wurden auf dem Hof Mastschweine gehalten, bis er aufgrund der Rahmenbedingungen sich auf die Suche nach etwas neuem machte. „Wir wollten nicht von den Märkten abhängig sein“ sagt Johannes Loos. So sei man nach einiger Recherche auf die Galloways gestoßen und hatte erst einmal mit fünf Tieren begonnen. 50 bis 60 sollen es noch werden.

Bild: In Kornbach bei Gefrees machte der Essen-aus-Bayern-Traktor des BBV Station. Um für regionale Erzeugung zu werben trafen sich (von links): BBV-Kreisgeschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, die Seniorchefin des Gasthofs Kornbachtal Hedwig Loos, Juniorchef Sebastian Loos und Galloway-Halter Johannes Herold.

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12.07.2021

Rohstoffe aus der Region / Braugerste im Focus - BBV-Traktortour machte Station im Landkreis Wunsiedel

Wunsiedel. Im Landkreis haben die Verantwortlichen die BBV-Traktortour dafür genutzt, um für die Hauptfrucht des gesamten Fichtelgebirges, die Braugerste, die Trommel zu rühren. Auf knapp 4000 Hektar und damit auf über einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird die Sommergerste im Landkreis angebaut. Also machte der „Essen-aus-Bayern-Traktor“ zunächst auf einem Acker von Landwirt Werner Schricker im Ortsteil Holenbrunn Station, dann ging es weiter zur Traditionsbrauerei Lang im nahen Schönbrunn.

In Oberfranken passt die Sommergerste einfach zu den Böden. Auch wenn die Anbaufläche insgesamt ein wenig zurückgegangen ist, so wird immer noch auf 25661 Hektar Sommergerste angebaut. Etwa 80 Prozent davon sind von der Qualität her Braugerste, so Martin Schöffel, Landtagsabgeordneter und zugleich stellvertretender Vorsitzender des oberfränkischen Braugerstenvereins. Die restlichen 20 Prozent werden in der Regel zu Futtergerste. Das entspreche rund 7,5 Millionen Hektoliter Bier, rechnete er vor. „Was wir hier in hervorragender Qualität anbauen hat weit überregionale, ja bundesweite Bedeutung“, sagte Schöffel. Er verschwieg aber auch nicht, dass der Bierabsatz aufgrund der Pandemie zuletzt stark gelitten hatte. Die Gastronomie sei monatelang geschlossen gewesen, Volksfeste hätten nicht stattgefunden.

Einer, der auf Braugerste aus der Region setzt, ist Richard Hopf von der Brauerei Lang im Wunsiedler Ortsteil Schönbrunn, ein „Aushängeschild der Region“, wie es Kreisobmann Harald Fischer formulierte, zugleich aber auch noch eine von insgesamt vier verbliebenen Brauereien im Landkreis. „Wir setzen seit Generationen auf Rohstoffe aus der Region“, so Hopf. Er kenne seine Landwirte noch persönlich. Die Brauerei Lang hat insgesamt 14 Biersorten in ihrem Portfolio, darunter die Klassiker wie Helles, Dunkle, Pils, Weißbier, aber auch saisonale Biere, Craft-Biere und, wie es Richard Lang nennt, Spaßsorten, wie zum Beispiel, kein Witz, ein „Erotikbier“.

Insgesamt hofft Kreisobmann Harald Fischer in diesem Jahr auf gute Erträge. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig die regionale Lebensmittelerzeugung ist. „Deshalb wollen wir auch das Bewusstsein für die regionale Erzeugung fördern und den Konsum heimischer Lebensmittel ankurbeln“, so Fischer. Die Auswahl im Supermarkt sei heute bei nahezu jedem Produkt riesengroß. „Wer die heimische Landwirtschaft gezielt unterstützen möchte, kauft regional“.

Landtagsabgeordneter Schöffel sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, dass die Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln in Deutschland im Grundgesetz verankert werden soll. „Wir müssen darauf achten, dass Lebensmittel dauerhaft aus dem eigenen Land kommen“, Schöffel. Gerade in Zeiten, in denen der Lebensmitteleinzelhandel die Bedingungen nach oben schraubt, sollte auch darauf geachtet werden, dass bei Importen unsere Standards gelten. Preisdruck mit ausländischer Ware dürfe man nicht zulassen.

Bild: In einem Feld bei Holenbrunn hat der „Essen-aus-Bayern-Traktor“ Station gemacht. Mit dabei waren (von links): Bürgermeister Nicolas Lahovnik, der stellvertretender Kreisobmann Stephan Regnet, Kreisbäuerin Karin Reichel, Kreisobmann Harald Fischer, der stellvertretende Landrat Roland Schöffel, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel und Landwirt Werner Schricker.

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07.07.2021

Neuer Rückewagen für die WBV Hollfeld

Drosendorf. Ihren neuen Rückewagen hat die Waldbesitzervereinigung Hollfeld in diesen Tagen in Betrieb genommen. Es ist bereits der vierte Rückewagen der über 1600 Mitglieder starken WBV.

„Der Bedarf nach einem weiteren Rückewagen war da“, sagt Vorsitzender Christian Dormann. Die bisherigen drei Wägen seien ständig ausgebucht gewesen, oft hätten Mitglieder sogar Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Deshalb hatte sich die WBV schon Ende des zurückliegenden Jahres um Verstärkung bemüht. Wer jetzt bestellt, müsse aufgrund der guten Fördersituation durch das Investitionsprogramm des Bundes meist noch viel länger warten. „Gerade bei Forstmaschinen sei der Markt wegen der Prämien überhitzt“, so 2. Vorsitzender Matthias Weigand.

Der neue Wagen der Marke Stepa gilt als „Mercedes“ unter den Rückewagen und kostet rund 35000 Euro. Dafür ist er auch absolut robust und zuverlässig. „Genau das brauchen unsere Mitglieder“, so Harald Gardill, auf dessen Hof in Drosendorf bei Hollfeld sich der Maschinenstützpunkt der WBV befindet.

Die Mitglieder der WBV Hollfeld kommen aus den Landkreis Bamberg, Bayreuth und Kulmbach. Die Menge des für die Mitglieder vermarkteten Holzes lag im vergangenen Jahr bei rund 30000 Festmeter. Die knapp 1600 Mitglieder der WBV Hollfeld bewirtschaften zusammen eine Fläche von rund 12400 Hektar.

Bild: Die Vorstandschaft der WBV Hollfeld hat den neuen Rückewagen in Empfang genommen (von links): 2. Vorsitzender Matthias Weigand, Vorsitzender Christian Dormann, Kassenwartin Carola Betz, Schriftführer Helmut Stenglein sowie Maschinenwart Helmut Gardill mit Ehefrau Sonja.

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05.07.2021

Kohl und Knoblauch aus dem Knast / Gefängnisgärtnerei hinter barocken Mauern – Genügsame Sorten und flexible Bewirtschaftung

Bayreuth. Man mag es kaum für möglich halten, doch einer der größten Gemüseanbaubetriebe der Region liegt tatsächlich hinter dicken Gefängnismauern. „Wir produzieren rund 40 bis 45 Tonnen eigenes Gemüse im Jahr“, sagt der leitende Gärtnereimeister der Justizvollzugsanstalt Bayreuth–St. Georgen Jörg Eckel. Knapp die Hälfte davon bleibt zur Eigenversorgung in der JVA, der Rest geht in den freien Verkauf an jedermann.

Das Besondere an der Gefängnisgärtnerei: hier werden nicht nur 55 bis 60 verschiedene Gemüsesorten angebaut, alles ist auch biologisch, denn der Betrieb ist seit 2020 EU-bio-zertifiziert. Welche Philosophie hinter der Gemüseproduktion im Gefängnis steckt, davon konnte sich eine Delegation des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege bei einer Besichtigung in der Reihe „Gartengespräche“ jetzt ein Bild machen.

Bis etwa zum Jahr 2000 wurden hauptsächlich Blumen und Zierpflanzen angebaut, erinnert sich Gärtnermeister Eckel. Irgendwann habe aber auch die Gefängnisgärtnerei nicht mehr mit dem Billigangebot von Baumärkten und Lebensmitteleinzelhandel mithalten können, so dass sich die verantwortlichen für den Umstieg zu Nutzpflanzen entschieden haben.

Schnell sei allerdings klar geworden, dass die Nachfrage der Kunden nach biologisch produzierter Ware immer größer wurde. So habe man zum Beispiel nach und nach von konservativen Düngemitteln auf biologischen Pflanzenschutz und Naturdünger umgestellt. Auch das Saatgut wird in der Regel selbst produziert. Zu Gute kam der Gefängnisgärtnerei bei der Umstellung auf eine biologische Wirtschaftsweise unter anderem aufgrund der kurzen Wege die innerstädtische Lage der Anbaufläche. „Ansonsten muss man aber schon wesentlich flexibler sein, als beim konservativen Anbau“, sagt Eckel. Man benötige auch Sorten, die genügsamer sind.

So gibt es in einem der zahlreichen Gewächshäuser rund 850 Tomatenpflanzen auf einer Fläche von 300 Quadratmeter. Direkt daneben wachsen in einem weiteren Gewächshaus die Gurken. Pro Jahr werde etwa 900 Quadratmeter Feldsalat gepflanzt. Die Kunden, hauptsächlich aus der Stadt Bayreuth, profitieren vor allem von der Frische des Angebots. „Bei uns gibt es praktisch keine Transportwege, alles kommt vom Feld frisch auf die Theke“, so Völkl.

Neben Jörg Eckel sind in der Gärtnerei ein weiterer Gärtnermeister, ein Landschaftsgärtnermeister und zwei qualifizierte Kräfte beschäftigt. Dazu kommt eine stark wechselnde Zahl an Häftlingen, die allerdings genau auf ihre Zuverlässigkeit hin ausgewählt werden. „Es ist ein begehrter Arbeitsplatz, wir können aber nur handverlesene Leute“ nehmen, so der Leiter der Arbeitsverwaltung Rainer Völkl.

Die JVA Bayreuth – St. Georgen ist eine der ältesten und gleichzeitig eine der größten Haftanstalten Bayerns. Sie wurde nach den Worten von Anstaltsleiter Matthias Konopka 1724 von Markgraf Friedrich als Zucht- und Arbeitshaus errichtet. Hinter Mauern und Stacheldraht verbüßen derzeit rund 800 Häftlinge Freiheitsstrafen von wenigen Wochen Dauer bis zu lebenslang, darunter auch gut 100 Untersuchungshäftlinge, die noch auf ihren Prozess warten.

Da Gefangene zur Arbeit verpflichtet sind, gibt es in Bayreuth 15 handwerkliche Eigenbetriebe, von der Kfz-Werkstatt bis zur Schlosserei, so Rainer Völkl von der Arbeitsverwaltung. Sie arbeiten teilweise für die Eigenversorgung der Anstalt, teilweise für Unternehmen von außerhalb.

Bilder:
1
. Rund 850 Tomatenpflanzen beherbergt alleine dieses eine Gewächshaus auf dem Areal an der Markgrafenallee in Bayreuth.
2. Gärtnermeister Jörg Eckel (links) und Rainer Völkl von der Arbeitsverwaltung der JVA erläuterten die Wirtschaftsweise der Gefängnisgärtnerei.
3. Die biologisch betriebenen Anstalts-Gärtnerei der Justizvollzugsanstalt St.-Georgen Bayreuth hat der Verband für Gartenbau und Landespflege besichtigt.
 

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29.06.2021

Über 400 Tiere vor dem Mähtod bewahrt - Rehkitzrettung Oberfranken zieht positive Bilanz

Bayreuth. Landwirte und Tierschützer Hand in Hand. Das ist durchaus möglich. Ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit ist die Kitzrettung Oberfranken. „Wir konnten heuer beim ersten Schnitt schon über 400 Rehkitze vor dem sicheren Mähtod bewahren“, sagt Britta Engelhardt von der Kitzrettung. Angst, dass man sich militante Tierschützer auf seine Wiese holt, haben die Bauern in der Region nicht mehr. „Wir sehen die Arbeit der Kitzrettung als Praktiker sehr positiv“, sagt Reinhard Sendelbeck, Vorsitzender des Maschinenrings Bayreuth-Pegnitz. Harald Köppel, Geschäftsführer des BBV in Bayreuth ergänzt: „Wir sind zusammen mit der Kitzrettung auf einem guten Weg“. Anerkennung kommt schließlich auch aus der Jägerschaft. „Wir zollen den ehrenamtlichen Mitstreitern Respekt“, sagt Kreisjagdberater Georg Bayer.

Ziel des Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ mit seinen rund 40 bis 50 Aktiven ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze seien in den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und verhindert so den meist qualvollen Tod der Kitze. Das Tätigkeitsfeld der Rehkitzrettung erstreckt sich auf die Landkreis Bayreuth, Hof, Wunsiedel und Kulmbach.

„Wir sehen uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta Engelhardt. Heuer hätten sie und ihre Mitstreiter gar nicht alle Anfragen bearbeiten können. „Wir konnten gar nicht alle Bauern unterstützen, weil das Zeitfenster der Mahd wetterbedingt so eng war.“ Trotzdem fällt die Bilanz mit 314 direkt geretteten Jungtieren und weiteren 100, die von externen Drohnenpiloten aufgespürt werden konnten, überaus positiv aus. Im Jahr zuvor waren es nur 193 Kitze.

Trotz der positiven Zahlen gibt es immer wieder spektakuläre Einzelfälle, bei denen ein Rehkitz verendet. „Wir machen den Landwirten keinen Vorwurf“, stellt Britta Engelhardt klar. Eine hundertprozentige Garantie könne niemand geben: „Wir können vieles möglich machen, aber wir können natürlich nicht zaubern“. Sie appelliert an alle Landwirte, zeitnah nach dem Drohnenüberflug zu mähen. Immerhin habe die Hälfte der geretteten Tiere per Drohne aufgespürt werden können.

Dabei beschäftigt das Thema die Bauern nicht erst seit gestern, wie Harald Köppel vom Bauernverband feststellt. Technische Lösungen gebe es bereits, sie seien aber noch ausbaufähig, so dass man auf die Arbeit der Rehkitzrettung keineswegs verzichten könne. Insgesamt könne man feststellen, dass die Aufmerksamkeit vieler Menschen für das Thema immens gestiegen ist.

Technische Lösungen, bei denen das Mähwerk automatisch abschaltet, wenn Temperatur- und Farbindexmessung sowie Infrarotsensoren anspringen seien bereits in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks getestet worden, so Lehrkraft Tobias Weggel. Sie hätten zwar funktioniert, doch seien auch Probleme aufgetreten. Zum einen seien die Systeme auf ein Mähtempo von nur acht Stundenkilometern ausgelegt, was die Arbeit erheblich einschränkt. Zum anderen sei die Zahl der Fehlalarme sehr groß gewesen, weil die Abschaltsysteme auch auf Hundekotbeutel, weggeworfene Chipstüten und anderen Müll reagiert hätten.

Nach den Worten von Kreisjagdfachberater Peter Meister steigt durch die Rehkitzrettung das gesellschaftliche Verständnis für die Arbeit der Bauern. Auch der Jägerverein hat bereits zwei Drohnen angeschafft, mit denen Rehkitze im hohen Gras aufgespürt werden können, so Adolf Reinel vom Jägerverein.

Mit der Vernetzung aller beteiligten Akteure sei man auf dem richtigen Weg, sagte Reinhard Sendelbeck vom Maschinenring. Er bezeichnete die Drohne als derzeit wichtigstes Instrument. Allerdings könne man auch damit keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten.

Bild: Von der Wildscheuche bis zur Drohne gibt es bereits Hilfsmittel um Rehkitze aufzuspüren. Eine positive Bilanz nach dem ersten Schnitt zogen (von links): Tobias Weggel, Georg Bayer, Harald Köppel, Britta Engelhardt, Johannes Scherm, Reinhard Sendelbeck, Norbert Dörfler, Adolf Reinel und Peter Meister.

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29.06.2021

Bioenergie und Borkenkäfer / Land- und Forstwirtschaft im Frankenwald – Informationsfahrt von Regierungspräsidentin Piwernetz

Wilhelmsthal. Das Bioenergiedorf Effelter und die Borkenkäferschäden bei Eichenbühl waren zwei Stationen der Landwirtschaftsfahrt von Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, die heuer in den Landkreis Kronach geführt hat. „Es wird viel zu wenig darüber diskutiert, was die Bauern hier alles leisten“, zog Piwernetz eine positive Bilanz. Jeder siebte Arbeitsplatz hänge im Landkreis von der Landwirtschaft ab. Die Regierungspräsidentin rief Landwirte und Verbraucher dazu auf, im Dialog zu bleiben. Trotz der vielen kritischen Stimmen in der Öffentlichkeit sei man aber insgesamt auf einem guten Weg.

Zum Start der Informationstour gab es zunächst eine kleine Wanderung durch den Wald auf den Steinberg bei Eichenbühl in der Gemeinde Wilhelmsthal. Viel ist dort nicht mehr üblich geblieben vom einst so üppigen Fichtenwald. Als Ursache dafür nannte Michael Schmidt, Leiter des Landwirtschaftsamte4s Kulmbach die extreme Borkenkäferplage im Frankenwald. Auslöser für die Massenvermehrung seien die heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre gewesen. „Viele Waldflächen sind abgestorben oder werden in diesem Jahr noch absterben“, so Schmidt. Seinen Worten zufolge sind seit 2018 bereits rund fünf Prozent des Waldes im Landkreis abgestorben. Die Wiederaufforstung dieser Kahlflächen bezeichnete er als riesige Aufgabe.

Vor Ort waren auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Frankenwaldgymnasiums Kronach, die sich im Rahmen zweier Seminarreihen mit dem Thema beschäftigen. Sie planen die Wiederaufforstung der Kahlfläche. Gemeinsam mit dem Waldbesitzer wollen die Schüler noch im Herbst 2021 selbst mit Hand anlegen und klimatolerante Bäume pflanzen. Als mögliche Baumarten schlugen die Elftklässer unter anderem die Stieleiche, die Roteiche, die Libanon-Zeder, die korsische Schwarzkiefer vor. Das W-Seminar (früher Facharbeit) der Schüler trägt bezeichnenderweise den Namen: „SOS – Frankenwald in Not“.

Ebenfalls in der Gemeinde Wilhelmsthal liegen der Betrieb der Familie Appel und das Bioenergiedorf Effelter. Die Familie bewirtschaftet rund 300 Hektar landwirtschaftliche Fläche, wobei die Flächen auf einer Höhe zwischen 400 und 700 Meter über NN liegen. Im Stall sind 135 Milchkühe, zusammen mit der weiblichen Nachzucht kommt Betriebsleiter Ewald Appel auf rund 300 Tiere.

Zweites Standbein des Betriebes ist die Erzeugung von Strom und Wärme. Neben einer großen Photovoltaikanlage betreibt die Familie eine Biogasanlage, die über 40 Einheiten in Effelter mit Wärme versorgt. Die Anlage wurde 2002 als erste im Landkreis gebaut und 2014 erweitert. „Diese nachhaltige, klimaneutrale und kleinteilige Energieerzeugung ist wichtig. Zudem wird der Aufwuchs extensiv bewirtschafteter Wiesen genutzt. Das kommt auch der Natur zugute“, betont Behördenleiter Schmidt.

Letzte Station der Informationsfahrt war der „Daumahof“ im nahen Rechenbach. Der Biobetrieb mit Schwerpunkt Milchviehhaltung und Urlaub auf dem Bauernhof wird von der Familie Förtsch geführt. Sie bewirtschaften 150 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 45 Hektar Wald und halten drei Ferienwohnungen vor.

„Die Corona-Pandemie hat uns eindringlich vor Augen geführt, welche Bedeutung die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel vor der Haustür hat“, zog Regierungspräsidentin Piwernetz am Ende ein positives Fazit. Die Leistungen der oberfränkischen Bauern zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen verdienten wahrlich Anerkennung.

Der Landkreis Kronach umfasst eine Gesamtfläche von über 65000 Hektar. Davon sind rund 18000 Hektar landwirtschaftliche genutzte Fläche, die Waldfläche beträgt zirka 38500 Hektar. Damit ist der Landkreis Kronach mit fast 60 Prozent Waldanteil eine der waldreichsten Landschaften in Bayern. Von den rund 700 landwirtschaftlichen Betrieben haben nur gut 100 mehr als 50 Hektar Fläche. Punkten kann der Landkreis mit dem oberfrankenweit höchsten Ökoflächenanteil von etwa 23 Prozent.

Bilder:
1.
 Der Leiter des Kulmbacher Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michael Schmidt erläuterte der oberfränkischen Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die Borkenkäfersituation.
2.
Auf dem Steinberg bei Eichenbühl im Landkreis Kronach hat der Borkenkäfer große Schäden angerichtet.
3.
Milchviehhaltung und Energieerzeugung stand auf dem Betrieb Appel in Effelter im Mittelpunkt.
4. Ewald Appel hat die erste Biogasanlage im Landkreis Kronach gebaut.

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23.06.2021

Üppige Bestände und wenig Schädlinge / Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken zieht positive Bilanz

Medlitz. Draußen auf den Feldern steht ein Super-Raps und die Preise dafür sind auf einem historischen Hoch: „Rapsanbau macht wieder Spaß“. Das hat Klaus Siegelin, alter und neuer Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken bei der Mitgliederversammlung in Medlitz bei Rattelsdorf festgestellt.

Schon die Tatsache, dass die Versammlung endlich wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden konnte, wurde von den Mitgliedern positiv bewertet. Umso besser, dass die Bilanz auch noch durchweg positiv ausgefallen ist. „Raps ist schließlich auch eine überaus interessante Kultur und was den Klimawandel und die Energiewende angeht ein wichtiger Teil der Lösung“, so Geschäftsführer Torsten Gunselmann von der BBV-Geschäftsstelle in Bamberg.

Schon bei der Aussaat im Herbst habe alles bestens funktioniert. Fluffige Böden hätten für leichtes Arbeiten und der anschließende Regen für üppige Bestände gesorgt. Zumindest ab und zu schneebedeckte Böden im Winter und genügend Wasser im Frühjahr hätten schließlich für die wirklich guten Bestände gesorgt, so Vorsitzender Siegelin. Auch von Schädlingsseite sei die Situation deutlich besser als in den Jahren zuvor. Die Einstiche des Stängelrüsslers habe der Raps gut verkraftet und das Auftreten des Rapsglanzkäfers sei historisch gering gewesen.

Wo viel Licht ist, da gibt es natürlich auch Schatten. Nach den Worten von Geschäftsführer Torsten Gunselmann ist die Anbaufläche in Oberfranken seit 2010 von damals rund 20000 Hektar auf mittlerweile etwa 13000 Hektar zurückgegangen. Vor zwei Jahren seien es sogar nur noch cirka 10000 Hektar gewesen. Dies entspreche exakt dem europäischen Trend seit einigen Jahren. Europa sei beim Raps ohnehin auf Importe angewiesen. Der Abstand zwischen Verbrauch und Erzeugung in der EU sei derzeit so groß wie nie zuvor.

Rückläufig war schließlich auch die Mitgliederentwicklung der Erzeugergemeinschaft. Immerhin hat der Zusammenschluss noch knapp 600 Mitglieder, geringfügig weniger als noch im Jahr zuvor. Die Mitgliedschaft lohnt sich allerdings, zumal die Erzeugergemeinschaft mit einer eigenen Whats-App-Gruppe absolut auf der Höhe der Zeit ist. Dort gibt es ständig aktuelle Marktdaten und interessante Informationen über den Rapsanbau exklusiv für alle Mitglieder.

Insgesamt hatte Vorsitzender Siegelin, der auch stellvertretender Kreisobmann in Kronach ist, gehofft, dass die Landwirtschaft gestärkt aus der Pandemie hervorgeht. Doch auch wenn die Landwirtschaft als systemrelevant eingestuft worden ist, sei von den Bauerddemos nicht mehr viel übrig geblieben. Siegelin: „Ich habe gedacht, wir zählen wieder was bei der Politik, doch dem war leider nicht so.“

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen gab es wenig Veränderungen. Vorsitzender bleibt Klaus Siegelin aus Küps, 2. Vorsitzender Jürgen Finkel aus Ummersberg bei Ebensfeld und als weiterer stellvertretender Vorsitzender wurde Jürgen Dederl aus Bayreuth gewählt. Sie alle erhielten keine einzige Gegenstimme. Für jeden Landkreis Oberfrankens hat die Erzeugergemeinschaft einen Beisitzer: Jörg Marth aus Arzberg (Landkreis Wunsiedel), Markus Koch aus Küps (Landkreis Kronach) Martin Flohrschütz, aus Lautertal (Landkreis Coburg), Christoph Seitz aus Himmelkron (Landkreis Kulmbach), Johannes Angermüller aus Lichtenfels, Markus Ziegler aus Bayreuth, Jens Körber aus Schönbrunn (Landkreis Bamberg). Neu sind Dominik Galster aus Pinzberg (Landkreis Forchheim) und Patrick Heerdegen aus Stammbach (Landkreis Hof).

Bild: Sie stehen an der Spitze der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken (von links): Geschäftsführer Torsten Gunselmann, Vorsitzender Klaus Siegelin, 2. Vorsitzender Jürgen Finkel und der weitere stellvertretende Vorsitzende Jürgen Dederl.

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11.06.2021

"Fliegender Bauer" / Das Flurbereinigungsdenkmal in Wüstenstein

„Fliegender Bauer“ hat der Künstler Herbert Hunstein aus Haag in der Fränkischen Schweiz sein Kunstwerk genannt, das von Streitberg kommend am Ortseingang von Wüstenstein (Landkreis Forchheim) steht. Vor genau fünf Jahren hat der „Haager Schmied“ mit seiner Eisenskulptur dem damals gerade zu Ende gegangenen Flurbereinigungsverfahrens in Wüstenstein, einem Ortsteil des Marktes Wiesentthal, einen ganz besonderen Abschluss beschert. Heute ist der stilisierte Landwirt, dessen völlig veralteter Pflug ihm regelrecht aus den Händen fliegt, ein beliebtes Fotomotiv für Ausflügler und Wanderer.

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08.06.2021

Bauern sind keine Buhmänner / Botschaft des Spaßes: Virtueller Landfrauentag des BBV Bayreuth

Bayreuth. Glaube und Humor, das muss kein Widerspruch sein. Im Gegenteil: Glaube und Humor geben sich die Hand. Das hat Pfarrer Hannes Schott in seinem Referat beim ersten Online-Landfrauentag für Bayreuth und Pegnitz festgestellt. Ähnlich ist es mit dem Thema der Landfrauenarbeit in diesem Jahr. „Richtig gut leben“ lautet das Generalthema. Doch wie soll das gehen, in Zeiten einer Vielzahl von Vorwürfen gegen die Landwirtschaft.

„Die Bauern sind bei allem die Buhmänner“, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Sie sprach von einer „ganz harten Zeit“. Viele Betriebe stünden in den kommenden Monaten vor dem Aus. Als einen Grund dafür nannte sie das angekündigte Verbot der Anbindehaltung. „Viele fragen sich wie soll es weitergehen“, so Seyferth.

Doch sie hatte nicht nur negative Botschaften. Corona habe gezeigt, dass die Landwirte systemrelevant sind. Deshalb konnten sie auch der Arbeit nachgehen und gerade als Direktvermarkter seien sie gefragt gewesen. Es habe sich auch herausgestellt, dass die Forderung nach einem eigenen Schulfach Alltagskompetenzen richtig ist. Denn gerade in Zeiten von Lockdown und Homeoffice habe zum Beispiel das Kochen zu Hause wieder einen ganz neuen Stellenwert erfahren.

„Es ist dringend notwendig, dass auch die Kirche wieder mehr Freude und Spaß zeigt“, sagte Pfarrer Hannes Schott, der heute an der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Jakob in Nürnberg tätig ist, den aber viele noch aus seiner Zeit an der Katharina-von-Bora-Kirche in Bayreuth-Meyernberg kannten. Schott weiß, wovon er spricht, wurde er doch besonders durch seine humorvollen Andachten auf Radio Mainwelle, seine Mitwirkung beim Kirchenkabarett „Zammgebicht“ und seine Buchveröffentlichungen auch einem breiten Zuhörerkreis bekannt.

Der Glaube trage durch schwere Zeiten, sagte Schott, der aus Heinersreuth stammt. Deshalb wäre auch vieles leichter, wenn die Kirche etwas lockerer wäre. Jesus sei ein froher und freundlicher Mensch gewesen, auch wenn er, geprägt von Passion, Karfreitag und Kreuzestod, meist ernst dargestellt wird. Nicht umsonst sei ja von der frohen Botschaft die Rede.

Zahlreiche Grußwortredner hatten sich zu den rund 60 Teilnehmern des virtuellen Landfrauentages eingeklinkt. Sie alle drückten den Landfrauen ihre Anerkennung aus und bedankten sich dafür, dass der Landfrauentag trotz Corona stattfinden konnte. Landfrauen hätten viel mehr Wertschätzung verdient, so der Bundestagsabgeordnete Thomas Hacker. Leben auf dem Land bedeute vor allem auch Bodenständigkeit, Verwurzelung und Tradition, so die Abgeordnete Silke Launert.

Landfrauen hätten sich schon immer neuen Herausforderungen stellen müssen und dies auch erfolgreich getan, so Landrat Florian Wiedemann. Er betonte besonders die starke Funktion der Landwirtschaft als Bewahrer unserer Naturschönheiten. „Sie tragen dazu bei, dass unser schöner Landkreis Bayreuth so liebenswert erhalten wird, wie er ist“, so Wiedemann zu den Landfrauen. Bayreuths zweiter Bürgermeister Andreas Zippel würdigte die Landfrauen als einen der größten Verbände im ländlichen Raum. Die Landfrauen schafften es scheinbar problemlos, Alltag, Familie, Beruf und Ehrenamt unter einem Hut zu bringen.

Christa Reinert-Heinz vom Amt für Landwirtschaft erinnerte daran, dass die Ämter Bayreuth und Münchberg zum 1. Juli zusammengelegt werden. Der Dienstbetrieb gehe jedoch wie gewohnt weiter, versicherte sie, und auch die Landwirtschaftsschulen sollen erhalten bleiben. Im September werde in Bayreuth außerdem ein neues Semester Hauswirtschaft starten.

„Wenn wir richtig gut leben wollen, müssen wir auch deutlich machen, wo uns der Schuh drückt in der Landwirtschaft. Nur so können wir Veränderungen bewirken“, sagte Landesbäuerin Anneliese Göller. Landfrauen seien mit verantwortlich für den Betrieb und leisteten einen großen Beitrag. Deshalb rief sie alle ihre Berufskolleginnen auf, am Ball zu bleiben und Themen mitzugestalten.

Statt des Bayreuther Landfrauenchores, der bislang alle Landfrauentage musikalisch umrahmt hatte, spielte Corona-bedingt diesmal Alleinunterhalter Siggi Stadter auf und schaffte es, auch online für Stimmung zu sorgen.

Bild: Botschafter des Spaßes: Pfarrer Hannes Schott beim virtuellen Bayreuther Landfrauentag.

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28.05.2021

Wichtiger Betrag zum Klimaschutz / Anbaufläche und Preise ziehen wieder an: Raps bleibt attraktive Marktfrucht für fränkische Betriebe

Ebensfeld. Der erste Eindruck täuscht: Auch wenn so viele Felder leuchtend gelb blühen, Raps ist auf dem absteigenden Ast. Wurde vor zehn Jahren in Oberfranken noch auf rund 21000 Hektar Raps angebaut, waren es vor zwei Jahren nur noch 9800 Hektar. Auch wenn es derzeit wieder bergauf zu gehen scheint und bezirksweit immerhin bereits wieder auf fast 14000 Raps zu finden ist, suchen viele Bauern verstärkt nach Alternativen. Das hat Klaus Siegelin, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps in Oberfranken und stellvertretender BBV-Kreisobmann von Kronach, bei einem Pressetermin auf Gut Ummersberg bei Ebensfeld im Landkreis Loichtenfels festgestellt.

Die Gründe für den Rückgang sind vielschichtig. An erster Stelle steht dabei nach den Worten Siegelins der Preisverfall. Dazu kämen die schlechten Ernten aufgrund der Trockenheit in den zurückliegenden Jahren und auch das fehlende Verständnis in der Bevölkerung, dass Raps so intensiv bearbeitet werden muss. Siegelin bedauerte, dass die nur noch eingeschränkten Möglichkeiten im Pflanzenschutz den Rapsanbau unattraktiv gemacht hätten.

Immerhin in Sachen Preis hatte Torsten Gunselmann, Geschäftsführer der gut 600 Mitglieder starken Erzeugergemeinschaft, gute Nachrichten. Waren es zuletzt nur mehr 35 bis 36 Euro pro Doppelzentner, könnten die Bauern heuer mit rund 50 Euro rechnen. „Damit ist und bleibt Raps eine interessante und wirtschaftliche Marktfrucht für viele fränkische Betriebe“, so Gunselmann. Zurückzuführen ist der bessere Preis sowohl auf zu erwartende globale Nachfragesteigerungen als auch auf die höheren Erträge, mit denen Experten aktuell rechnen.

Grundsätzlich komme Raps sehr gut mit den klimatischen Bedingungen und Standortvoraussetzungen in Oberfranken zurecht, sagte Gunselmann. Allerdings hätten viele Tierhalter aufgrund der Trockenheit die schlechten Erträge im Futterbau durch eine Reduzierung des Rapsanbaus ausgleichen müssen. Dennoch bleibe der Raps in vielen Betrieben ein wichtiger Bestandteil der mehrgliedrigen Fruchtfolge. Zum einen sorge der Raps mit seiner tiefen Wurzelbildung für eine gute Durchlüftung und Lockerung des Bodens, zum anderen werde die biologische Aktivität des Bodens gefördert und der Verbleib von Wurzeln und Stroh auf den Äckern rege die Humusbildung an.

Raps gilt weltweit als eine der wichtigsten Ölpflanzen nach Palm und Soja. Der Großteil des Rapses werde zu Biodiesel verarbeitet und spare so über 50 Prozent der Treibhausgasemission Vergleich zu fossilen Kraftstoffen ein. „Damit ist Raps ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, so der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein. Neben der Verwendung als technisches Öl wird Rapsöl auch in der Lebensmittelherstellung genutzt und in der wohl bekanntesten Form als Speiseöl angeboten. Darüber hinaus fällt bei der Erzeugung von Biokraftstoff der Pressrückstand an, der als wertvolles gentechnikfreies Eiweißfuttermittel in der Rinder- und Schweinehaltung Verwendung findet.

Aufgeteilt auf die Landkreise sind die meisten Rapsfelder im Landkreis Bamberg gefolgt von den Landkreisen Lichtenfels und Hof zu finden. Den idyllisch gelegenen Gutshof Ummersberg mit Rindermast und Ackerbau betreibt die Familie Finkel seit 1964. Zum Gut gehören 400 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche im Umkreis von zehn Kilometern Luftlinie. Auf einem Viertel wird Raps angebaut. „Raps hat auf unserem Betrieb seit jeher einen hohen Stellenwert“, sagt Junior Jochen Finkel. Auf den anderen Flächen Zuckerrüben, Mais, Winterweizen und Wintergerste. Auch 20 Hektar Grünland gehören dazu. Außerdem betreibt die Familie Photovoltaikanlagen und bietet Urlaub auf dem Bauernhof an. Auf dem Betrieb sind   neben der Familie zwei festangestellte Vollzeitkräfte tätig.

Bild: Ortstermin an einem blühendem Rapsfeld auf Gut Ummersberg (von links): Juniorchef Jochen Finkel, Adolf Ruff vom Amt für Landwirtschaft Coburg, EZG-Vorsitzender Klaus Siegelin, Seniorchef Jürgen Finkel, EZG-Geschäftsführer Torsten Gunselmann und Kreisobmann Michael Bienlein.

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20.05.2021

Dialogforum an der Uni Bayreuth: „Kampf ums Wasser“ / Fachleute und Praktiker diskutierten über Trockenheit in Franken – Wasser in der Fläche halten

Bayreuth. Einen Paradigmenwechsel im Gewässermanagement haben mehrere Teilnehmer einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zu wenig, zu warm: Niedrigwasser in Bächen und Flüssen“ gefordert. Die Ämter für Wasserwirtschaft und die Ämter für Landwirtschaft sollten dabei künftig verstärkt zusammen und nicht gegeneinander arbeiten, so lautete eine der Forderungen. „Wir müssen sämtliche Akteure zusammenbringen, um Lösungen zu fordern“, sagte der Hydrogeologe Jürgen Geist vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan.

Die online durchgeführte Podiumsdiskussion war zugleich der Auftakt für das „Dialogforum Wasserkontroversen“ an der Universität Bayreuth. Dabei wollen Fachleute aus Wissenschaft und Praxis künftig die Herausforderungen diskutieren, die der Klimawandel rund ums Wasser mit sich bringt und zu deren Lösung es immer wieder kontroverse Positionen gibt. „Das Thema Niedrigwasser gilt schließlich als einer der wichtigsten Aspekte des Klimawandels“, so Frauke Preißinger vom Bayerischen Wissenschaftsministerium.

Die Lage ist bekannt: Drei trockene Jahre in Folge haben im fränkischen Wasserhaushalt ihre Spuren hinterlassen. Davon zeugen gesunkene Grundwasserpegel, Niedrigwasser in vielen Bächen und Flüssen und ausgetrocknete Quellen. Professor Stefan Pfeiffer vom Lehrstuhl für Hydrologie an der Universität Bayreuth bezeichnete die in Nordbayern besonders ausgeprägte zunehmende Trockenheit und den Rückgang der Quellschüttungen als alarmierend. Die trockenen Sommer der zurückliegenden Jahre hätten vielfältige Auswirkungen auf Felder und Wälder, auf Bäche und Flüsse und damit immer auch auf das Grundwasser.

 „Schädigen wir das Wasser, schädigen wir uns“. Auf diesen gemeinsamen Nenner brachte Isabella Hirsch, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Franken die Problematik. In Franken, wo das Wasser seit jeher ein knappes Gut ist, sei die Landwirtschaft von den Folgen ganz besonders betroffen. Isabella Hirsch bewirtschaftet mit ihrer Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb bei Feuchtwangen. Sie befürchtet, dass irgendwann der „Kampf ums Wasser“ kommen wird. Für Kontroversen werde in vielen Fällen die Frage sorgen, wer bei Niedrigwasser das verbleibende Wasser in Bächen und Flüssen für welche Zwecke nutzen darf, zum Beispiel zum Bewässern von Gemüseplantagen oder Obsthainen.

„Der Zustand des Wasserhaushalts ist dramatisch“, sagte Sebastian Schönauer, langjähriger Sprecher des Arbeitskreis Wasser im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und stellvertretender BN-Landesvorsitzender. Er sah dringenden Handlungsbedarf, vor allem, wenn es um die Rückhaltung der Gewässer in der Landschaft geht. Während man das Wasser früher aus der Landschaft über Gräben und Drainage abfließen ließ, müsse man es heute wieder in der Landschaft halten.

Die Reihe „Wasserkontroversen“ an der Universität Bayreuth soll in den kommenden Monaten mit weiteren Veranstaltungen fortgesetzt werden.

Bild: Teiche, wie der Nassanger Weiher bei Trieb im Landkreis Lichtenfels, werden immer wichtiger, denn sie halten das Wasser in der Fläche.

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12.05.2021

Mit Comics gegen Futterverschmutzung / Mit Schildern appellieren Landwirte an die Vernunft der Hundeführer

Melkendorf. Wer kennt sie nicht, die Tretminen auf den Gehwegen. Ein ganz besonderes Problem haben Landwirte mit den Hinterlassenschaften von Vierbeinern. Mit einer pfiffigen Idee macht derzeit der Bauernverband in Melkendorf bei Kulmbach alle Hundebesitzer darauf aufmerksam, dass Hundekot im Grünland schnell zu eine großen Problem werden kann.

 „Wir wollen die Hundebesitzer nicht angreifen“, sagt Manuela Berthold. Sie hat die Schilder zusammen mit ihrem Mann Stefan, der zugleich stellvertretender BBV-Ortsobmann ist, entworfen. Unter dem Motto „Nimm´s mit - bleib fit!“, weisen die Schilder in Form eines kurzen Comic-Strips auf das Problem der Futterverschmutzung durch Hundekot hin. Unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger werden die Gefahren schwerer Erkrankung bei Kühen aufgezeigt, wenn sich im Grünfutter Hinterlassenschaften von Hunden befinden. Besser ist es, die Tretmine im Beuten aufzusammeln und an geeigneter Stelle zu entsorgen, lautet die Botschaft.

Der Hundekot kann beim Mähen ins Heu oder in die Silage gelangen. Fressen Kühe die verdorbenen Futterbestandteile mit, können damit auch Erreger wie Salmonellen oder den Hundebandwurm aufgenommen werde. Das führt in der Regel zu Verdauungsstörungen oder Euterentzündungen bis hin fütterungsbedingte Totgeburten.

 „Das Problem ist nicht neu“, sagt Ortsobmann Hermann Grampp. Immer wieder gebe es entsprechende Vorkommnisse. Man habe sich deshalb entschlossen, mit Hilfe der witzigen Schilder an die Vernunft der Hundehalter zu appellieren. Acht großformatige Schilder wurden bislang entlang einiger Wiesen und Felder westlich von Kulmbach aufgestellt. Realisiert wurde das Ganze mit Hilfe der Kulmbacher Firma FH Werbetechnik, die Kosten hat der Bauernverband übernommen.

Nicht nur Hundehalter sollen sich dabei angesprochen fühlen, auch Spaziergänger und Wanderer seien aufgerufen, ihren Müll wieder mitzunehmen, so BBV-Geschäftsführer Harald Köppel. „Wenn plötzlich Cola-Dosen in der Silage auftauchen, wird es für die Bauern schwierig“, so Köppel. Er hofft, dass die Schilder zum Stehenbleiben und zum Nachdenken anregen.

BiId: BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, sowie die Landwirte Hermann Grampp, Stefan und Manuela Berthold (von links) weisen rund um Kulmbach mit großformatigen Schildern auf die Problematik der Futterverschmutzung durch Hundekot hin.

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28.04.2021

Wolf oder Weidetierhaltung / Angst vor weiteren Rissen – Schutzstatus absenken / Online-Diskussion oberfränkischer Landwirte mit Ministerin Kaniber

Bayreuth. Die Wolfsrisse bei Betzenstein beschäftigen die Landwirte in Oberfranken derzeit wie kein anderes Thema. Kaum ein Redner, der sich bei einer von der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer initiierten Online-Konferenz mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber nicht zum Wolf äußerte.

Eines wurde dabei klar: es muss dringend eine Lösung her. Andreas Weidinger, Landwirt aus Weidensees bei Betzenstein hat beispielsweise Angst um seinen Milchviehbetrieb. Eine wolfssichere Einzäunung, so hat er es errechnen lassen, würde ihm rund 100000 Euro kosten. Wenn die Gesellschaft den Wolf will, müssen wir das irgendwie schultern können“, sagte er. Dabei ist längst nicht erwiesen, ob die Einzäunung überhaupt etwas nützt. Ein 30 Zentimeter tiefer Untergrabungsschutz spiele für den Wolf keine Rolle. „Da gräbt er sich locker durch“, sagte Christian Leißner aus Riegelstein. Er ist einer der betroffenen Landwirte, in seinem Damwildgehege sind vor wenigen Wochen sieben Tiere, im benachbarten Illafeld 18 Tiere dem Wolf zum Opfer gefallen. Auch die geforderte Höhe von zwei Metern für einen Schutzzaun zweifelt Leißner an, weil der Wolf da ohne weiteres drüber springen könnte. „Bei uns läuft der Wolf mittlerweile kreuz und quer durch die Gegend, sogar tagsüber“, so der betroffene Landwirt.

„Auf der einen Seite will man die Weidetierhaltung, auf der anderen Seite will man den Wolf“, übte Ministerin Kaniber Kritik an der doppeldeutigen Haltung in weiten Teilen der Gesellschaft. Sie plädierte unter anderem für ein europaweites Wolfsmonitoring, denn schließlich mache der Wolf ja nicht vor Grenzen halt. Darüber hinaus müsse der Schutzstatus des Wolfes abgesenkt werden, um weitere Entnahmen herbeizuführen, denn schließlich könne man in vielen Lagen Bayerns gar keine Zäune errichten. Kaniber gab aber auch zu bedenken, dass übergriffige Wölfe schon jetzt entnommen werden könnten.

Ein Reizwort für viele Bauern ist, und auch das wurde bei der Konferenz wieder einmal deutlich, der Begriff Tierwohl. „Wir haben beste Betriebe, die alle wahnsinnig viel Geld investiert haben“, sagte Hans Engelbrecht. Mit völlig überzogenen Forderungen habe man bereits die Hühnerhaltung aus Deutschland heraus in andere Länder vertrieben, bei den Schweinen sei man gerade dabei und mit dem Verbot der Anbindehaltung drohe dieses Schicksal auch der Milchviehhaltung. „Da haben viele die Schnauze voll und hören auf“, sagte Engelbrecht.

Damit das nicht passiert, benötigten die Bauern Planungssicherheit für die nächsten zehn bis 15 Jahre, so Jens Pöhlmann, 24 Jahre jung und frischgebackener Landwirtschaftsmeister. Er investiere gerade eine beträchtliche Summe in einen neuen Milchviehstall und da sei es Voraussetzung, dass die derzeitigen Auflagen Bestand haben. Keinesfalls dürfe das Hamsterrad mit immer neuen Anforderungen immer schneller gedreht werden, wie es Reinhard Sendelbeck vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz formulierte.

„Wir wollen so viele bäuerliche Betriebe wie möglich in die Zukunft führen“, sagte Kaniber und versprach für menschliche und wirtschaftlich gute Rahmenbedingungen zu kämpfen. Sie gab aber auch zu bedenken, dass letztlich der Verbraucher an der Ladentheke die Entscheidung treffe und dass man sich einem gewissen gesellschaftlichen Wandel stellen müsse. Der Fleischkonsum gehe insgesamt zurück, alternative Nahrungsmittel nähmen eher zu.

Heftige Kritik gab es in der Diskussion auch an der weiter fortschreitenden Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels. Er könne die Entscheidung des Bundeskartellamtes nicht nachvollziehen, nach der Edeka nun auch einen Teil der Real-Märkte übernehmen darf, so Markus Täuber aus Hollfeld, der eine weitere Monopolstellung befürchtete. Das Kartellamt arbeite allerdings autonom, entgegnete Ministerin Kaniber. Da seien der Politik die Hände gebunden.

Sie verfolge derzeit allerdings einen anderen Ansatz, in dem sie sich zusammen mit dem Lebensmitteleinzelhandel für Produkte aus dem Freistaat stark machen möchte. So soll ein Modellprojekt des Discounters Lidl mit einem eigenen Bayern-Regal aufgrund seines großen Erfolges nun auf den gesamten Freistaat ausgedehnt werden.

„Ich kämpfe für Bayern“, so Kaniber, die den Landwirten gerade in der Krise höchste Anerkennung zollte. Die Sorge, dass Lieferketten abreißen und die Lebensmittelversorgung in Gefahr gerät, sei aufgrund der großen Leistung der bayerischen Landwirte völlig unbegründet gewesen

Bild: Online-Konferenz mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.

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23.04.2021

Terra Preta aus Thurnau / Bionero produziert schwarze Wundererde – Abgeordnete Brendel-Fischer besuchte Unternehmen im Kulmbacher Land

Thurnau. Die Wiederentdeckung der schwarzen Wundererde „Terra Preta“ hat ihren Anfang in Oberfranken genommen. Hier waren Vater Uwe und Sohn Aaron Saßmannshausen zusammen mit dem aus dem Fichtelgebirge stammenden Bodenbiogeochemiker Bruno Glaser zum ersten Mal auf das Thema gekommen. Heute wird die nach dem Vorbild der Amazonas-Ureinwohner gefertigte Erde industriell in Thurnau hergestellt. Gebrauchsfertig bekommt man sie in (fast) jedem Bau- und Gartenmarkt. Damit werden Ökonomie und Ökologie sinnvoll verbunden, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bei einem Besuch auf dem Firmengelände im Industriegebiet von Thurnau.

Bionero heißt das Unternehmen, das aus biogenen Reststoffen und Holzhackschnitzeln hochwertige Pflanzenkohle herstellt und zu fruchtbaren Schwarzerden verwandelt. Ursprünglich wollte der geschäftsführende Gesellschafter Aaron Saßmannshausen seine Mutter in deren Pensionspferdestall bei Eckersdorf bei der Entsorgung des Pferdemistes unterstützen. Wegen zahlreicher düngerechtlicher Verschärfungen war die Entsorgung des Mistes ab 2016 in allen landwirtschaftlichen Betrieben zu einem sehr sensiblen Thema geworden. Neben der Suche nach einer technischen Entsorgungslösung wollte er die wertvollen Inhaltsstoffe des Pferdemistes erhalten und in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückzuführen. Aber auch der sich schon damals abzeichnende gesellschaftliche Wandel im Sinne von Ökologie und Nachhaltigkeit habe im Mittelpunkt seiner Überlegungen gestanden.

So war Saßmannshausen 2016 auf die beiden Themen „Pflanzenkohle“ und „Terra Preta“ gestoßen. Bereits im 16. Jahrhundert hatten spanische Pioniere von einer florierenden Hochkultur im Amazonas berichtet, die ihre mehreren 100000 Einwohner durch eine üppige Landwirtschaft ernährte, obwohl das Gebiet vorwiegend aus ausgewaschenen und nährstoffarmen Tropenböden bestand.

Erst im 20. Jahrhundert konnte das Geheimnis um die fruchtbare „Terra Preta“ (portugiesisch für „schwarze Erde“) schließlich gelüftet werden. Wissenschaftler identifizierten bei der Entschlüsselung als den wesentlichsten Wirk- und Inhaltsstoff eine Pflanzenkohle, die auch für die tiefschwarze Färbung der Erde verantwortlich ist. Mit einer spezifischen Oberfläche von bis zu 800 Quadratmeter pro Gramm kann die Pflanzenkohle wie eine Art Superschwamm Wasser, Nährstoffe sowie Mikroorganismen speichern und gibt die Speicherstoffe wieder an die Pflanze ab, wenn diese sie abruft. Diese Eigenschaften haben dazu geführt, dass Terra Preta heute als „wiederentdeckte Wundererde“ bezeichnet wird.

Aus Liebe und der Ehrfurcht zur Natur entwickelte Saßmannshausen mit Hilfe von Professor Bruno Glaser, der 1999 an der Universität Bayreuth promoviert hatte und der heute an der Universität Halle-Wittenberg lehrt, ein hochmodernes, industrialisiertes Pyrolyseverfahren, das aus biogenen Reststoffen und Holzhackschnitzeln eine höchstwertige Pflanzenkohle herstellt. Glaser gilt heute in Fachkreisen als Pionier der schwarzen Wundererde. Die Pflanzenkohle wird in weiteren Verarbeitungsschritten veredelt und reift zu einem hochwirksamen und gebrauchsfertigen Kultursubstrat, das die Qualität der „Ur-Terra Preta“ sogar noch übertrifft, sagt Prof. Glaser. „bionero‘s Bio-Aktiverde“ ist damit die erste und einzige industriell hergestellte gebrauchsfertige Terra Preta in Deutschland.

Gerade im Hinblick auf die Düngeverordnung sieht die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bei einer möglichen Erweiterung großes Potenzial für Landwirte aus der Region. Bionero sei ein vorbildliches innovatives Unternehmen, das den Grundgedanken der Nachhaltigkeit beispielhaft verwirklicht habe.

Bild: Die beiden Bionero-Geschäftsführer Aaron und Uwe Saßmannshausen zeigen der Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer wie die schwarze Wundererde produziert wird.

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06.04.2021

Nudeln und Bier aus der Dicken Trespe / Pilotprojekt an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten: Back und Braueigenschaften einer vergessenen Sorte

Bayreuth. Ihr Name klingt so, als hätte sie Wilhelm Busch für eine seiner Bildergeschichten erfunden. Doch die seltene Dicke Trespe (Bromus grossus) heißt wirklich so. Im Gegensatz zu anderen Trespenarten ist sie bei weitem kein Unkraut, sondern eine uralte, schon in der Steinzeit kultivierte und noch im Mittelalter genutzte Grasart, die im 20. Jahrhundert nahezu völlig verschwunden war. Pedro Gerstberger, bislang am Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Universität Bayreuth tätig, führt derzeit mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken, dem Kulmbacher Lebensmittelhersteller IREKS und dem Uni-Lehrstuhl für Bioprozesstechnik ein Forschungsprojekt durch , in dem die Dicke Trespe erstmals auf Back- und Bierbraueigenschaften untersucht wird. Gefördert wird das Projekt von der Oberfrankenstiftung.

Angefangen habe alles mit der Roggentrespe (Bromus secalinus), so Gerstberger. Bei einem Testbrauverfahren mit der Verwendung von Gerste und Roggentrespe, habe man immerhin 40 Liter Bier brauen können, das ähnlich wie ein Weizenbier geschmeckt habe. Dann startete Gerstberger einen Versuch mit der kurz vor dem Aussterben stehenden Dicken Trespe. Von Art-Erhaltungskulturen aus den Botanischen Gärten in Bonn und Frankfurt erhielt er eine Handvoll Körner, die er fachgerecht vermehrte und das gewonnene Saatgut, immerhin vier Kilogramm, auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern auf dem Gelände der Lehranstalten ausbrachte. Im zweiten Jahr habe der Ertrag dann bereits bei einer halben Tonne gelegen. Geerntet wurde mit einem kleinen Parzellenmähdrescher im vergangenen Sommer durch das oberfränkische Versuchswesen beim AELF.

Gerstberger zufolge erreichen die Körner der Trespe die Größe von primitiven Getreidearten. Sie fallen nach der Reife nicht aus der Rispe, wie bei Wildgräsern, sondern verbleiben an der Pflanze und können so ohne Verluste geerntet werden. Zudem erfolge die Keimung rasch und die Keimungsrate sei sehr hoch, was besonders wichtig für die Mälzung der Körner ist.

Das Besondere an der Trespe ist, dass sie im 20. Jahrhundert infolge der modernen Reinigung des Getreide-Saatgutes nahezu völlig verschwunden war und einheimische Vorkommen mittlerweile extrem selten sind. „Es ist zu befürchten, dass sie gänzlich ausstirbt“, so Gerstberger. Durch die FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat) und durch die Bundesartenschutzverordnungsind Wildvorkommen der Trespe mittlerweile geschützt.

Ähnlich wie beim Roggen entwickelte sich die Trespe aus einer Wildart durch die Jahrtausende lange Inkulturnahme und unbewusste Auslese durch den Menschen. „Die Dicke Trespe hat es fast zu einem Getreide geschafft´, indem sie sich an die besonderen Bedingungen des Ackerbaus und der nachfolgenden Ernte angepasst hat“, erläutert Gerstberger. Am besten sei die Trespe noch mit Hafer vergleichbar. Der Wissenschaftler rechnet mit einem Ertrag von gut 40 Doppelzentner pro Hektar. Doch bis es soweit ist, müsse man erst einmal herausfinden, was man mit der Trespe eigentlich alles anstellen kann.

Ziel der Studie sei es deshalb, Back-Versuche mit einem gewissen Anteil an Trespenmehl durchzuführen. Da das Korn nicht viel Stärke besitzt, habe sich der Prozess des Mahlens bislang schwieriger als gedacht gestaltet. Aufgrund des hohen Proteingehalts der Körner wäre allerdings auch die Herstellung von Nudeln möglich. Darüber hinaus sollen im Lehrstuhl für Bioprozesstechnik an der Universität Bayreuth Biersorten gebraut und mit unterschiedlichen Anteilen des Trespenmalzes zum Gerstenmalz geschmacklich bewertet werden. Gleichzeitig laufen auf der produktionsbiologischen Seite auch Züchtungsanstrengungen, die zum Ziel haben, die Körnerzahl pro Pflanze zu erhöhen. Damit sollen letztlich Erkenntnisse gewonnen und Nutzungsmöglichkeiten erkundet werden, um die Trespe vor dem völligen Aussterben zu bewahren und sie wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen.

„Jede Art, die verschwindet, ist ein unwiederbringlicher Verlust“, sagt Volker Höltkemeyer, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth. Gerade in Zeiten des Klimawandels müsse man sich dies immer wieder vor Augen führen. Die Zusammenarbeit mit der Universität habe eine gute Tradition, vor allem Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen seien immer wieder auf dem Gelände tätig. Nicht zuletzt habe Pedro Gerstberger hier auch bereits vor Jahren erste Anbauversuche mit der Energiepflanze Silphie gestartet.

Bilder:
1.
Noch am besten mit Hafer zu vergleichen: Die seltene Dicke Trespe (Bromus grossus) ist alles andere als Unkraut.
2.
Mit einem Parzellenmähdrescher des AELF wurde die Dicke Trespe im zurückliegenden Sommer auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth geerntet.

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29.03.2021

Erfolgreiche Arbeit trotz Corona / Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach zog überwiegend positive Bilanz

Kulmbach. Eine überwiegend positive Bilanz ziehen die Verantwortlichen beim Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach über das zurückliegende Jahr. Zwar seien die geleisteten Stunden sowohl bei der klassischen sozialen Betriebshilfe als auch bei der wirtschaftlichen Betriebshilfe zurückgegangen, jedoch habe man den Verrechnungswert bei der Maschinenvermittlung steigern können, so Geschäftsführer Werner Friedlein.

Bei der sozialen Betriebshilfe musste der Maschinenring einen Rückgang im Verrechnungswert von knapp 189000 Euro im Jahr 2019 auf gut 143000 Euro im zurückliegenden Jahr hinnehmen. Auch die wirtschaftliche Betriebshilfe war rückläufig, und zwar von über 200000 Euro in 2019 auf 176000 Euro in 2020. Für den Maschinenring Kulmbach sind aktuell zwei Dorfhelferinnen, vier hauptberufliche Betriebshelfer über das Evangelische Bildungszentrum Hesselberg, drei selbst eingestellte Kräfte und ein selbstständiger Betriebshelfer tätig. Im Kulmbacher Büro sind mit Geschäftsführer Friedlein vier Personen beschäftigt.

Steigende Zahlen konnte der Ring bei den Maschineneinsätzen verbuchen. Insbesondere die Bereiche Futter- und Strohernte, Landschaftspflege sowie Körnerernte und Aufbereitung sowie die Vermittlung von Schleppern verbuchten höhere Einsatzzahlen. Der Verrechnungswert bei den Maschineneinsätzen stieg leicht von 2,5 auf 2,6 Millionen Euro.

Eine Besonderheit in Kulmbach ist der Betrieb von Sammel- und Kompostierungsplätzen für Rasen- und Strauchschnittgut aus dem privaten Haus- und Gartenbereich unter der Regie des Maschinenrings. Die gesammelte Menge konnte 2020 um rund 5000 auf 47000 Kubikmeter gesteigert werden. „Wahrscheinlich haben viele Menschen aufgrund der Corona-Situation verstärkt im eigenen Garten gearbeitet“, so Friedlein. Seit Beginn der Gartenabfall- und Grüngutsammlung kommt Friedlein auf eine Menge über 1,1 Millionen Kubikmeter. Beim „Kulmbacher Kompostmodell“ geht es darum, Grüngutabfälle auf kurzem Weg wieder in natürliche Kreisläufe zurückzuführen. Dazu werden die Mengen zerkleinert und zur Heißrotte auf Mieten aufgesetzt. Danach werden die Mengen zu einem großen Teil wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt.

Insgesamt sei die Arbeit aufgrund der Corona-Situation nicht unbedingt einfacher geworden, sagt Mitarbeiter Horst Dupke. Die Hilfestellung bei der Bearbeitung von Anträgen, wie dem Mehrfachantrag, sei in der Regel online oder telefonisch erfolgt. Schulungen, Lehrgänge und Veranstaltungen seien praktisch komplett ersatzlos gestrichen worden. Aufgrund der anstehenden Neuwahlen haben es Friedlein und Dupke aber noch nicht aufgegeben, eventuell im Herbst eine Mitgliederversammlung im Präsenzmodus durchführen zu können.

Stattgefunden hatte dagegen der traditionelle Pflanzenbautag unter Federführung des Maschinenrings auf der Sorten-Demoanlage in Lopp bei Kasendorf. Allerdings anders als gewohnt. Alle Interessierten konnten sich mit bereitgestellten Handzetteln und über Schaukästen über die Feldversuche mit den verschiedensten Getreidearten informieren. Der Aufwand hat sich gelohnt, sagt Friedlein, der von mindestens 60 Interessierten Landwirten aus der Region ausgeht, die vor Ort waren.

Ausgezeichnet wurde der MR Kulmbach für seine herausragenden Anstrengungen im Bereich der Agrarfoliensammlung, die trotz Corona im zurückliegenden Herbst durchgeführt werden konnte. Über 30 Tonnen Folien kamen dabei zusammen. Dafür gab es das Klimaschutz-Zertifikat der entsprechenden Verbände. Durch die Zuführung des Materials zum Recycling seien rechnerisch 34600 Kilogramm Treibhausgase eingespart worden, dies entspreche den Treibhausemissionen, die knapp 2500 Bäume in Euro pro Jahr binden.

Hervorragend laufe auch die Zusammenarbeit mit dem gewerblichen Tochterunternehmen Maschinenring Oberfranken Mitte (OMI), zu dem neben Kulmbach auch die Ringe Bayreuth und Fränkische Schweiz gehören. Kulmbach sei dabei mit einem guten Marktsegment im Bereich des Winterdienstes vertreten. Auch die Nachfrage nach Grünpflege nehme derzeit zu. Dazu kommen die Unkrautbekämpfung mit Heißwasser, die Klauenpflege und die Baumbearbeitung.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach hat aktuell 852 Mitglieder, vier weniger als noch im Jahr zuvor. Sie alle bewirtschaften eine Fläche zusammen 27171 Hektar (Vorjahr 27680).

Bild: Auf ein gemischtes Jahr blicken Werner Friedlein (links) und Horst Dupke vom Maschinen- und Betriebshilfsring Kulmbach zurück.

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24.03.2021

Berg- und Talfahrt: Holzmenge angestiegen, Umsatz eingebrochen / WBV Hollfeld will weiter investieren – Angespannte Lage bei der Pflanzenvermittlung

Hollfeld. Die Situation ist bei allen Waldbesitzervereinigungen die gleiche: die Menge des vermarkteten Holzes ist gewaltig angestiegen, gleichzeitig sind die Erlöse immens eingebrochen. Schuld daran sind Corona und der Borkenkäfer. Ganz besonders hat es die WBV Hollfeld mit ihren knapp 1600 Mitgliedern aus den Landkreisen Bamberg, Bayreuth und Kulmbach erwischt. „Der Umsatz hat rapide abgenommen und ist um etwa ein Drittel eingebrochen“, sagt der Vorsitzende Christian Dormann. Gleichzeitig sei die Menge des für die Mitglieder vermarkteten Holzes von rund 25000 auf etwa 30000 Festmeter angestiegen.

„Es war kein schönes Jahr“, blickt der Vorsitzende auf 2020 zurück. „Den Wald zu Grabe zu tragen, das ist eigentlich nicht das, was wir wollen“, so Dormann. Eine Berg- und Talfahrt habe es ja schon immer gegeben, aber nicht so extrem.

Mehr als 90 Prozent der vermarkteten Holzmenge seien Fichten gewesen, über zwei Drittel davon Schadholz. Doch manche Säger hätten gar nicht mehr unterschieden zwischen Käferholz und gesunden Bäumen. Stattdessen hätten sie nur mehr Einheitspreise geboten. Wenn die Menge des vermarkteten Holzes nicht noch größer ausgefallen sei, dann nur deshalb, weil viel Holz über den Jahreswechsel hinaus auf den Lagerplätzen befand und erst jetzt so langsam in die Vermarktung gelangte. Zum Glück für die Waldbesitzer, denn die Preise ziehen wieder an.

Sprunghaft angestiegen sei mittlerweile die Vermittlung von Pflanzen. „Es tritt das ein, was wir befürchtet haben“, sagt Dormann. Teilweise seien gar keine Laubhölzer mehr zu bekommen und wenn, dann zu horrenden Preisen. „Teilweise müsse das Doppelte bezahlt werden, weiß der Vorsitzende. Man könne nur hoffen, dass sich die Lage wieder entspannt, damit die Waldverjüngung wieder angegangen werden kann.

Auch bei der WBV Hollfeld hatte die Abwicklung der Bundeswaldprämie im zurückliegenden Jahr einen großen Teil der Arbeit ausgemacht. Eine Besonderheit in Hollfeld ist, dass alle Mitglieder bereits PEFC-zertifiziert sind. „Das hat uns viel Arbeit erspart“, so der Vorsitzende. Wahrgenommen hätten das Angebot der Prämie etwa 60 Prozent der Mitglieder. Die Restlichen wollten sich entweder zu nichts verpflichten oder hätten Waldstücke, die kleiner als ein Hektar sind und die somit keinen Anspruch auf die Prämie haben.

Wichtigstes Vorhaben im laufenden Jahr ist es für Dormann, zu investieren. Zum einen in Personal, zum anderen in Technik. So soll die Geschäftsstelle in Treppendorf, die derzeit mit drei Forstkräften und einer Bürokraft besetzt ist, um eine Person ergänzt werden, um den Mitgliedern mehr Service bieten zu können. Zum anderen soll ein neuer Rückewagen angeschafft werden, weil die WBV an ihre Grenzen stoße, was den Verleih der Maschinen angeht.

Ein wenig für Optimismus sorgt die derzeitige Preisentwicklung. Im ersten Quartal hätten die Preise wieder angezogen und da kann der Vorsitzende der Corona-Situation sogar etwas Positives abgewinnen. Weil die Grenzen zum Beispiel nach Tschechien dicht sind und die Sägewerke dringend Holz benötigten, könnten sie bei dem derzeitigen Bedarf gar nicht anders, als das Holz der Waldbesitzer aus der Region anzukaufen.

Keine Rolle spiele derzeit allerdings der Markt mit Hackschnitzeln. Die Läger seien voll. Da ist es wie bei den Negativzinsen, man müsse für die Abholung sogar noch etwas verlangen.

Die knapp 1600 Mitglieder der Waldbesitzervereinigung Hollfeld bewirtschaften zusammen eine Fläche von rund 12400 Hektar.

Bild: Christian Dormann ist seit einem Jahr Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Hollfeld

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22.03.2021

Lobby für den Wald / Waldbauernvereinigung Bamberg klagt über Trockenheit, Käferbefall und die Folgen von Corona

Scheßlitz. Für die Waldbesitzer im Landkreis Bamberg ist es im zurückliegenden Jahr knüppeldick gekommen. Von der Gesamtmenge von rund 42000 vermarkteten Festmetern Holz seien 39500 Festmeter Fichtenholz gewesen, „und zwar zu 100 Prozent Schadholz“, sagt Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt.

„Das war wirklich der Gipfel“, so der Geschäftsführer. Nach zwei absoluten Trockenjahren habe man ausnahmslos geschädigte Flächen bearbeiten müssen, die Waldbauern seien aufgrund des starken Befalls kaum mehr nachgekommen. Mit der Aufarbeitung seien viele noch immer beschäftigt, die Kosten dafür könnten nicht mehr gedeckt werden. Unterm Strich hätten viele Waldbesitzer drauflegen müssen. Hammerschmidt: „Der Holzpreis war total im Keller.“

Dabei seien die 39500 Festmeter Schadholz, die in den Büchern der WBV stehen, wohl nur die Spitze des Eisbergs. Geschäftsführer Hammerschmitt rechnet mindestens mit der doppelten Menge, Abteilungsleiter Gregor Schießl sogar mit der vier- bis fünffachen Menge an tatsächlichem Schadholz, das wohl hauptsächlich den Brennholzlagern zugeführt worden sei. Dabei sei keine Baumart wirklich verschont geblieben.

Als Hauptursache für das ganze Dilemma bezeichnete Hans-Rüdiger Schmittnägel, Chef des Amts für Landwirtschaft in Bamberg und Leiter des Bereiches Forsten die große Trockenheit. Der Borkenkäfer sei nur die logische Folge davon. Man müsse sich immer wieder klar machen, dass der Käfer ausnahmslos in geschwächte Bäume geht. „Im dritten Trockenjahr in Folge hätten eben viele Bestände nicht mehr mitgemacht.“

Irgendwie ist an dem Dilemma aber auch die Corona-Situation mit schuld, denn die WBV konnte keine Schulungen veranstalten, so dass ausnahmslos Einzelberatungen stattfinden mussten. Die Fachleute haben damit nur einen kleinen Teil der Betroffenen erreicht. „Das war vor Corona alles viel einfacher“, so die Vorsitzende Angelika Morgenroth.

Landkreisweit ist die Situation die gleiche, wie Amtschef Schmittnägel erläutert. Er spricht von rund 220 Hektar Kahlflächen im Amtsbereich, zu dem neben dem Landkreis Bamberg auch der Nachbarlandkreis Forchheim gehört. Weitere 130 Hektar an Kahlflächen seien bereits prognostiziert worden. Schmittnägel kündigte an, ein Konzept zur Wiederaufforstung mit verschiedenen klimatoleranten Baumarten zu erstellen, zum einen um das Risiko künftig breiter zu streuen, zum anderen, um die Biodiversität zu fördern.

Allerdings sehen die Verantwortlichen auch einen Silberstreif am Horizont. Mittlerweile seien die Preise wieder gestiegen. Die Nachfrage ziehe an, sogar aus dem Ausland kämen Anfragen an die WBV. Außerdem hätte die winterlichen Niederschläge der zurückliegenden Wochen das Wasserreservoir der Böden wieder aufgefüllt.

Potential sieht die WBV als Vermittler von Dienstleister gerade für urbane Waldbesitzer. Hier sei ein großer Markt am Entstehen, zumal immer mehr Waldbesitzer Pflanzung, Pflege, oder Durchforstung nicht mehr selbst machen und die Arbeiten an Profis auslagern.

Die WBV Bamberg hat rund 2500 Mitglieder, die zusammen rund 11500 Hektar Wald bewirtschaften. Das entspricht einem Plus bei den Mitgliedern um etwa 150 und bei der Fläche um rund 350 Hektar. Allerdings seien landkreisweit nur etwa 25 Prozent der Waldbesitzer in der WBV organisiert. Von den etwa 2000 Mitgliedern, die eine Förderung durch die Bundeswaldprämie in Anspruch nehmen können, weil sie mehr als einen Hektar Wald bewirtschaften, habe bislang rund jedes zweite Mitglied eine entsprechenden Antrag gestellt.

Bild: Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt und die erste Vorsitzende Angelika Morgenroth.

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22.03.2021

Schweinestau und ASP ließen Preise abstürzen / Virtueller Stallrundgang auf dem Hof von Marina und Reiner Herr

Küps. Die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest haben in den zurückliegenden Monaten dazu geführt, dass Ferkelerzeuger in große Bedrängnis geraten sind. „Die Preise sind ins Bodenlose gefallen“, sagt Reiner Herr vom „Schafhof“ bei Küps. Bei einem virtuellen Stallgespräch für die örtliche Presse ließ er zusammen mit seiner Frau Marina nicht nur einen offenen und ehrlichen Einblick in seine Stallungen zu, sondern nahm auch Stellung zur derzeitigen Situation. Marina Herr ist stellvertretende Kreisbäuerin und Ernährungsfachfrau des BBV, Reiner Herr ist Ortsobmann.

Ein ziemliches Auf und Ab war es ja schon immer bei den Schweinepreisen. Was Marina und Reiner Herr aber in den zurückliegenden Monaten erlebt haben, war einmalig. 60 Euro pro Ferkel bezeichnete Reiner Herr als kostendeckend, bei rund 90 Euro wäre sogar etwas verdient, doch zeitweise war der Preis pro Ferkel auf bis zu 30 Euro abgestürzt. „Man hat pro Arbeitsstunde mehr draufgezahlt, als der Mindestlohn in Deutschland ausmacht“, so der Landwirt.

Das Ehepaar Herr bewirtschaftet den „Schafhof“ bereits in siebter Generation. Aus einem relativ kleinen Betrieb mit Milchviehhaltung kommend haben die Eltern von Reiner Herr einen bereits in den 70 Jahren auf Sauenhaltung umgestellt. Zuletzt hat das Ehepaar 2013 umfassend investiert und auf modernste Technik im Deckzentrum, Tragebereich und in den Abferkelbuchten gesetzt. Aktuell sind 200 Muttersauen auf dem Hof. Wenn die Ferkel etwa 30 Kilogramm schwer sind, werden sie an Mäster in der Region verkauft.

Doch genau das sei in letzter Zeit nicht mehr so ganz rund gelaufen, sagt Reiner Herr. Aufgrund der Corona-Situation seien die Schlachtungen verzögert, teilweise sogar massiv zurückgefahren worden. In der Folge kam es zu einem Schweinestau mit hohen Preisrückgängen. Der normale Drei-Wochen-Rhythmus sei gehörig durcheinander gewirbelt worden, so dass die Familie Herr auf ihrem Hof schon bald Platzprobleme bekam.

Die zweite Baustelle, mit der sich Schweinehalter derzeit herumplagen müssen, ist die Afrikanische Schweinepest. Die ASP habe den Sprung nach Deutschland geschafft. Dadurch sei es zu Exportproblemen gekommen, die Erlöse hätten die Unkosten einfach nicht mehr gedeckt. „Wir haben binnen kürzester Zeit sehr viel draufgezahlt“, so Marina Herr, die daran erinnerte, dass sämtliche Verpflichtungen ja unvermindert weiterlaufen.

Was vielen Bauern letztlich das Genick bricht, wie es der stellvertretende Kronach Kreisobmann Klaus Siegelin, ebenfalls Ferkelerzeuger, ausdrückte, seien die hohen Kosten für immer neue Auflagen. Die aktuellen Beschlüsse sehen einen tierwohlgerechteren Umbau bestehender Ställe vor. Viele Änderungen müssten sofort umgesetzt werden, doch der Mehraufwand könne nicht auf den Verbraucher umgelegt werden. „Unterm Strich verdienen wir ja nicht mehr“, so Siegelin.

Wenig Verständnis hat die Familie Herr für den Trend zum Strohschwein. Die Gefahr, sich Keime in den Stall zu schleppen, sei gerade in Zeiten von ASP enorm. Überhaupt habe Stroh immense Nachteile. Durch die hohe Feuchtigkeit des Strohs sei der Spaltenboden wesentlich hygienischer und auch der Arbeitsaufwand sei für den Landwirt viel höher. Für Klaus Siegelin sind Strohschweine ein klarer Beleg dafür, dass nicht etwa das Tierwohl, sondern eher ein gutes Gewissen vermarktet werden soll.

Bild: Stallgespräch virtuell: Marina uns Reiner Herr führten durch ihrem Ferkelerzeugerbetrieb bei Küps im Landkreis Kronach.

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15.03.2021

Mehr Holz, weniger Geld / Waldbauernvereinigung Bayreuth: Borkenkäfer sorgte für historisch niedrige Erlöse

Bayreuth. Auf den ersten Blick klingt die Bilanz gut: Rund 28300 Festmeter Holz hat die Waldbauernvereinigung Bayreuth im zurückliegenden Jahr im Auftrag ihrer Mitglieder vermarktet, das ist deutlich mehr, als noch im Jahr zuvor (rund 22800 Festmeter). Das allerdings ist nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit kommt die Zahl einem Einbruch gleich. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der 2020 wie lange nicht mehr sein Unwesen getrieben hat. Der Preis pro Festmeter Käferholz fiel auf etwa 25 Euro, der eine oder andere Waldbesitzer hat aufgrund schlechterer Qualitäten im Schnitt nur mehr 18 Euro bekommen, was einem historisch niedrigem Niveau gleichkommt, so dass viele Waldbesitzer letztlich draufzahlen mussten.

„Die Situation war wirklich dramatisch“, sagt Hans Schirmer, Vorsitzender der WBV Bayreuth. Bei derartigen Preisen komme einfach nichts mehr raus. Viele Waldbesitzer hätten bereits aufgegeben, andere würden das Käferholz einfach stehen lassen, obwohl sie eigentlich dazu verpflichtet sind, Käferholz zu beseitigen. Schirmer: „Mich wundert es nicht, wenn der Waldbesitzer sagt, ich bin nicht mehr bereit, Arbeit und Geld in Aufforstung zu investieren.“

Wenig entschädigen konnten dabei staatlichen Zuschüsse für die schnelle Abfuhr und Außerwaldbringung von Käferholz. Die Sägewerke seien gar nicht nachgekommen, sagt Schirmer, außerdem seien Lohnunternehmer für den Einschlag und Transport des Holzes aus dem Wald auf Wochen ausgebucht gewesen. Entstandene Nebenkosten für die angemieteten Sammellagerplätze konnten durch die Fördergelder oftmals nicht gedeckt werden. Die Waldbauern würden sich deshalb auch wünschen, dass Bedingungen für die Auszahlung von Fördermitteln praxistauglicher ausgestaltet werden.

Im Mittelpunkt der Arbeit der WBV Bayreuth stand vor allem zum Jahresende hin die Durchführung des Verfahrens für die Bundeswaldprämie. Vor allem im November und Dezember habe es pro Tag immer so um die 50 Anrufe in Sachen Waldprämie gegeben, erinnert sich Geschäftsführer Gerhard Potzel. Letztlich seien bislang rund 400 Anträge gestellt worden. Es sei zwar gut, dass der Staat den Wald mit einer Prämie von 100 Euro pro Hektar unterstützt, sagt Vorsitzender Schirmer. Allerdings gelte dies nur für Wald, der nach PEFC-Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung zertifiziert ist. Alle anderen Waldbesitzer, die ebenfalls ordentlich wirtschaften, sich aber nicht binden wollen, blieben auf der Strecke.

Zum Kerngeschäft der WBV gehört auch die Vermittlung von zuletzt über 36000 Pflanzen im zurückliegenden Jahr, was zeige, dass wieder aufgeforstet wird. Auch die Vermittlung von Equipment wie Zaunmaterial oder Schutzhüllen sowie die Sammelbestellungen von Diesel und Schmierstoffe seien wieder gut angenommen worden.

Trotz der Umstände blickt die WBV Bayreuth optimistisch in die Zukunft. Grund dafür ist, dass sich die Preissituation mittlerweile wieder verbessert habe. Aktuell würden für den Festmeter Käferholz im Schnitt zwischen 35 und 40 Euro gezahlt. Die Tendenz steigt, die Nachfrage ist gut, so Geschäftsführer Potzel. Optimistisch stimmt ihn auch, dass Holz als Baustoff immer mehr benötigt werde. Dazu kommt, dass Säger aus grenznahen Gebieten aufgrund der Corona-Situation auf Holzlieferungen aus Tschechien verzichten müssen.

Die WBV Bayreuth hat aktuell rund 1579 Mitglieder mit einer Gesamtfläche von 8340 Hektar Wald, was einem Zuwachs von 46 Mitgliedern und 572 Hektar gegenüber dem Vorjahr entspricht. Aufgrund des Generationenwechsels werde immer mehr Wald vererbt und damit zersplittert. So gebe es immer mehr Kleinwaldbesitzer.

Bild: Trotz Corona konnte die Waldbauernvereinigung Bayreuth auch 2020 einige Pflanzenschulungen durchführen.

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09.03.2021

Käfer und Corona ließ Holzpreise einbrechen / Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz beklagt Einbruch bei der Abnahme von Hackschnitzeln

Betzenstein. „Es hätte schlimmer kommen können“, sagt Werner Lautner, erster Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz. Trotz Corona und trotz Käfer stehe die FBG gar nicht so schlecht da. Trotzdem mache der Lockdown den Waldbauern gewaltig zu schaffen.

Die FBG vermittelt für ihre Mitglieder unter anderem die Holzhackschnitzel für die Heizwerke des Cabriosol-Bades in Pegnitz und der Raststätte Pegnitz entlang der Bundesautobahn A9. Allein beim Cabriosol seien es dabei im vergangenen Jahr über zwei Drittel weniger gewesen, als im Jahr zuvor. Lautner berichtet von rund 3500 Schüttraummetern Hackschnitzel noch in 2019. Im Corona-Jahr 2020 seien es höchstens noch 1000 Schüttraummeter gewesen. Gleiches gelte für die Tank und Rast, nachdem Gastronomie und Motels seit Monaten geschlossen sind. „Da ist uns richtig was weggebrochen“, so Lautner.

Ein wenig ausgeglichen werden konnte der Wegfall durch die Lieferungen an die Klinik Hohe Warte in Bayreuth. Dort konnte die Liefermenge aufgrund einer baulichen Erweiterung auf rund 4000 Schüttraummeter sogar leicht gesteigert werden. Gut läuft auch die Belieferung der Heizanlage Kellerberg der Wohnungsgenossenschaft Pegnitz, die durch die Naturwärme Pegnitz versorgt wird. Das alles könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lagerhalle in Neudorf derzeit mit rund 4500 Schüttraummeter komplett voll ist.

Trotzdem würde sich der Vorsitzende mehr Unterstützung für die Waldbesitzer von Seiten der Politik wünschen, beispielsweise dann, wenn Modernisierungen anstehen. Bei jedem Einschlag fallen etwa 20 Prozent Fällholz an, das zu Hackschnitzeln verarbeitet wird. Dort, wo es Sinn macht, wo also keine großen Leitungsnetze möglich sind, wäre die Umstellung auf regenerative Energien statt Öl oder Gas eine große Hilfe. Vor allem Kommunen seien gefragt, etwa bei Schulen, Krankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen.

Nicht nur wegen Corona, auch wegen des Borkenkäfers war der Holzpreis im zurückliegenden Jahr komplett eingebrochen. Meist seien nicht einmal mehr die Kosten der Aufarbeitung gedeckt gewesen, so der forstliche Mitarbeiter Stefan Failner. Die gesamte Holzvermarktung der FBG Pegnitz war im zurückliegenden Jahr von gut 15000 auf rund 13000 Festmetern gesunken.

Allerdings hätten sich zum ersten Quartal 2021 erstmals wieder nennenswerte Preissteigerungen eingestellt. Aktuell liegen die Preise laut den Zahlen der FBG bei der Fichte bei 50 bis 66 Euro pro Festmeter, für Käferholz wird 30 bis 35 Euro bezahlt. Weiterhin nur sehr mäßig nachgefragt wird die Kiefer, die preislich bei rund 45 Euro pro Festmeter liegt.

Im Büro der FBG in Betzenstein waren die Verantwortlichen 2020 hauptsächlich mit der Bundeswaldprämie beschäftigt. Alle etwa 1500 Waldbesitzer, die Mitglieder sind und mehr als ein Hektar Wald haben, seien angeschrieben worden, etwa die Hälfte davon habe sich zurückgemeldet, um in einem, zugegeben recht umständlichen Verfahren die Prämie in Höhe von 100 Euro pro Hektar zu bekommen. Vorsitzender Lautner spricht von einem hohen Verwaltungsaufwand und von viel Bürokratie. Allerdings habe sich die Prämie für viele Waldbesitzer auch wirklich ausbezahlt.

Die FBG Pegnitz hat aktuell 1676 Mitglieder mit einer Waldfläche von zusammen 11760 Hektar. Die Zahlen entsprechen einer leichten Steigerung um 31 Mitglieder und rund 1000 Hektar gegenüber dem Vorjahr.

Bild: Vorsitzender Werner Lautner begutachtet die Holzhackschnitzel, von denen die Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz derzeit rund 4500 Schüttraummeter in der Halle in Neudorf bei Pegnitz zwischenlagert.

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08.03.2021

„Sachlichkeit und Fachlichkeit bleiben auf der Strecke“ / Digitale BBV-Kreisversammlung in Kulmbach: Frust sitzt bei Landwirten tief

Kulmbach. Von einem echten Sorgenjahr für die Landwirtschaft hat BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der ersten digitalen Kreisversammlung gesprochen. Dabei war und ist es nicht nur die Corona-Pandemie, die den Bauern zu schaffen macht, sondern auch viele andere Dinge machen ihnen das Leben schwer. Als Beispiele nannte der Kreisobmann die Verschärfung von Dünge- und Nutztierhalteverordnung, die Afrikanische Schweinepest, die Diskussionen um die Neuausrichtung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik, die Beratungen um die Insektenschutzverordnung, der Preisverfall auf dem Schweinemarkt oder die Diskussion um erste große Wolfsrisse in Oberfranken.

Besondere Zeiten erforderten besondere Maßnahmen, sagte Löwinger. Er sprach von schmerzhaften Einschnitten auf vielen Gebieten. „Nichts ist mehr so, wie es einmal war.“ Trotz allem: die Arbeit geht für die Bauern auch im Kulmbacher Land weiter. Die Politik habe die Landwirtschaft als systemrelevant eingestuft, doch trotzdem setze die Politik derzeit „ohne Skrupel“ Maßnahmen durch, die auf viele Bauern wie Nadelstiche wirken. „So geht man nicht mit systemrelevanten Gruppen um“, schimpfe der Kreisobmann. Fachlichkeit und Sachlichkeit blieben auf der Strecke, draußen herrsche großer Frust, und das bei weitem nicht nur wegen Corona.

Die Landwirtschaft habe in den zurückliegenden Jahren große Leistungen vollbracht, doch jetzt habe man mit Gesetzen und Verordnungen jeden Bezug zur Realität verloren. „Die Planwirtschaft haben wir im Osten abgeschafft, unter dem Deckmantel der Demokratie bauen wir sie gerade wieder auf“, fand Löwinger deutliche Worte.

BBV-Generalsekretär Georg Wimmer bestätigte: „Der Frust sitzt tief.“ Er rief die Bauern dazu auf, sich gemeinsam dagegen zu stemmen und in die Zukunft zu blicken. Denn trotz Pandemie gehe auch die politische Arbeit weiter. Am Beispiel der Ausgestaltung einer neuen europäischen Agrarpolitik machte Wimmer deutlich, dass gerade der Bauernverband in Hintergrundgesprächen schon vieles erreicht habe. Es laufe unwahrscheinlich viel hinter den Kulissen, das sei eine wahre Sissiphus-Arbeit, sagte er. Dabei konnte sich Wimmer einen Seitenhieb auf den Zusammenschluss „Land schafft Verbindung“ nicht verkneifen: „Es läuft eben nicht alles nur durch Schlepperfahren.“

Nicht so ohne weiteres stehen ließ der Generalsekretär die Kritik an der „Bauernmilliarde“. Die Probleme mit der Düngeverordnung seien damit freilich nicht gelöst und Auflagen und Bürokratie könne man damit auch nicht regeln, doch kämen im ersten Antragsfenster bei den baulichen Anlagen 53 Prozent und bei den Maschinen immerhin 41 Prozent der Antragssteller aus Bayern. „Wir sind schon froh, dass es immer noch so viele Landwirte im Freistaat gibt, die investieren wollen“, so Wimmer.

Einmal mehr forderte der Generalsekretär, die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels einzudämmen und kritisierte die UTP-Richtlinien zur Eindämmung unlauterer Handelspraktiken. Der Lebensmitteleinzelhandel versuche, sich mit aller Macht, davon zu stehen, die Zeche zahle am Ende der Landwirt. Das könne nicht sein, so Wimmer. Er sprach sich dafür aus, das Verramschen von Lebensmitteln endlich zu verbieten. „Die Zeit ist reif dafür“, so der Generalsekretär.

Auch zum Thema Wolf nahm Wimmer Stellung. Die Wolfsrisse bei Betzenstein im Landkreis Bayreuth dominieren seit Tagen die öffentliche Diskussion in Oberfranken. „Wir brauchen ein Umdenken, der Wolf gehört ins Jagdrecht“, sagte der Generalsekretär und sprach sich klar für eine schnelle Entnahme aus. Wolf und Weidehaltung werde es parallel nicht geben können, so Wimmer, auch wenn Umweltverbände immer wieder massiv für den Wolf werben.

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04.03.2021

Ursachen statt Symptome bekämpfen / Ortstermin an dem von Wolfsrissen geplagten Wildgehegen in Betzenstein

Betzenstein. In einem Wildgehege in Illafeld bei Betzenstein waren 18 gerissene Tiere gefunden worden, in einem Gehege im nur zwei Kilometer entfernten Riegelstein sieben tote Tiere. Experten sind sich sicher, dass das Damwild einem oder mehreren Wölfen zum Opfer gefallen ist. Bei dem Vorfall waren allen Tieren die Kehlen durchgebissen worden. Einer der Kadaver in Illafeld zeige zudem ein für Wölfe typisches Fraßbild. Wie viele Wölfe in das Wildgehege eingedrungen waren, könne derzeit noch nicht gesagt werden, heißt es. Zwar sei der Zaun an einer Stelle untergraben worden, über die Anzahl der eingedrungenen Tiere lasse das aber keine Rückschlüsse zu.

Zusammen mit den betroffenen Landwirten Christian Leißner aus Riegelstein und Hans Ertel aus Illafeld traf sich die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer jetzt zu einem Ortstermin an den beiden Gehegen. Mit dabei waren auch der Landwirt, ehemalische oberbayerische BBV-Präsident und frühere Abgeordnete Max Weichenrieder sowie der Betzensteiner Bürgermeister Claus Meyer. Dabei wurde klar, die Scheu der Tiere wird immer geringer. Eine Aufrüstung des ohnehin schon vorhandenen Elektrozauns sei unter anderem deshalb finanziell so kostspielig, weil ein 20 Zentimeter tiefer Untergrabenschutz notwendig sei.

Der südlichste Zipfel des Bayreuther Landkreises sei ein immens gefährdetes Gebiet, sagte die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Bayern sei ein dicht besiedeltes Land, in dem die zunehmende Wolfspopulation keinen Platz habe. „Wer die von der Gesellschaft erwünschte Weidehaltung auch in Zukunft gesichert sehen will, der muss sich von der Illusion des friedlichen Zusammenlebens mit dem Wolf verabschieden“, so die Abgeordnete. Ansonsten sehe sie die Gefahr, dass es der Wolf jeden Tag wieder versucht. Ein kompletter Schutz durch Umzäunungen scheine schon aus finanziellen Gründen für viele kleinere aber auch größere Viehhalter aus.

Schon allein die Tatsache, dass der Wolf nun ein zweites Mal im selben Umfeld zugeschlagen hat, beweise ihr die Notwendigkeit einer raschen Handlungsanweisung durch das zuständige Landesamt für Umwelt, das dem Umweltministerium unterstellt ist. Umweltminister Thorsten Glauber habe die Möglichkeit bei besonderer Auffälligkeit des Wolfes eine Entnahme anzuordnen. „Ich erwarte, dass der Umweltminister umgehend reagiert, bevor es zu weiteren Vorfällen kommt“, so Brendel-Fischer. Es könne nicht angehen, dass man nur die Symptome, aber nicht die Ursachen bekämpft. „Ohne Bestandsminimierung und ohne Eingriffe wird es ohnehin nicht gehen“, sagte Max Weichenrieder. Er sah die Zukunft der Weidehaltung generell in Gefahr.

Auch ob die Tiere aus dem Rudel des nahe gelegenen Veldensteiner Forsts stammen, könne erst nach Auswertung der DNA-Proben sicher gesagt werden. Ob es sich überhaupt um einen Wolf handelte, soll die obligatorische Wolfsbeprobung zeigen, wobei Christian Leißner beklagte, dass er auf das Ergebnis „zwischen sieben und 30 Tagen“ warten müsse.

Dass ein Tier alleine eine derart große Anzahl an Wild reißt, halten Wildtierexperten für durchaus möglich. Während sich der Wolf in freier Wildbahn mit dem schwächsten Tier einer Gruppe zufrieden gibt und dieses nach dem Reißen in Ruhe auffrisst, gleiche ein Wildgehege einem gedeckten Tisch, da es das Wild an der Flucht hindere. Schon vor Jahren hatten sich Wölfe im Veldensteiner Forst angesiedelt. Jetzt hätten sie offenbar bemerkt, dass sich das Wild in Gattern leichter jagen lasse, als in freier Wildbahn.

Bild: Ortstermin in Riegelstein: Dieses Wildgehege war vor wenigen Tagen aller Wahrscheinlichkeit nach Ziel einer Wolfsattacke.

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02.03.2021

Ämterreform: Keine Änderung für Landwirte vor Ort / Erster Bayreuther Online-Bauerntag – Ärger über den Wolf im Landkreis

Bayreuth. Keine Brotzeit, kein Landfrauenchor, keine Geselligkeit: der momentanen Zeit entsprechend fand der Bayreuther Bauerntag in diesem Jahr erstmals online statt. Zur besten Zeit waren es bis zu 84 Teilnehmer, die sich zugeschaltet hatten. Damit sei fast schon die Zahl erreicht worden, die einer Präsenzveranstaltung entspricht, freute sich Kreisobmann Karl Lappe.

Im Mittelpunkt stand die Vorstellung von Landrat Florian Wiedemann (Freie Wähler), der seit den Kommunalwahlen im zurückliegenden Jahr an der Spitze des Bayreuther Landkreises steht. Eines der zentralen Themen in der Diskussion war allerdings die Zukunft des Grünen Zentrums in Bayreuth. „Wie geht es weiter mit dem Amt und mit den Schulen in Bayreuth“, wollte Hans Engelbrecht aus Weidenberg wissen.

Bei der letzten Ämterreform wurde Bayreuth mit Münchberg im Landkreis Hof zusammengelegt. „Nun stehen wir im Konkurrenzkampf der Schulstandorte“, sagte Engelbrecht und erwartete klare Worte vom Landrat, immerhin sei der Landkreis Sachaufwandsträger der Schulen. Landrat Wiedemann antwortete prompt und rief alle Beteiligten auf, „an einem Strang zu ziehen, damit uns nichts weggenommen wird“.

Entwarnung konnte Amtschef Georg Dumpert aus Bayreuth geben. „Für die Landwirte wird sich wenig ändern“, sagte er. Sämtliche Ansprechpartner vor Ort sollen bleiben. Insgesamt komme das neue Amt Bayreuth-Münchberg auf rund 150 Beschäftigte. Neu in Bayreuth werde das Sachgebiet Nutztierhaltung sein. Darüber hinaus werde jedes relevante Thema wie bisher auch an jedem Standort angeboten. Dumpert bekräftigte, dass auch die Schulen zusammengelegt werden. Es soll jeweils ein Jahrgang abwechselnd in Bayreuth und in Münchberg starten. Voraussetzung dafür ist, wie bisher auch, die Mindestanzahl von 16 Teilnehmern. Unverändert bestehen bleiben soll die Hauswirtschaftsschule.

Während das Bamberger Amt unangetastet bleibt und für Forchheim mit zuständig ist, werden Coburg und Kulmbach zu einem Amt zusammengelegt, das auch für Kronach und Lichtenfels mit zuständig ist. Das Bayreuther Amt kommt mit dem Hofer Amt in Münchberg zusammen und wird außerdem auch für den Landkreis Wunsiedel mit zuständig sein.

Ein weiteres Thema, das den Bauern im Bayreuther Land auf den Nägeln brannte, war das Auftauchen des Wolfes. Bei Betzenstein seien bereits erste Nutztiere im Landkreis gerissen worden, sagte Kreisobmann Karl Lappe. „Müssen in einem derart dichtbesiedelten und bevölkerungsstarken Land wie Deutschland Wölfe wirklich sein?“, wollte der Kreisobmann wissen. Mit dem Wolf seien in jedem Fall Risiken verbinden, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Gerade in den zurückliegenden Monaten hätten sich Schadensbestände erhöht. Die Abgeordnete kritisierte die Doppelmoral der Gesellschaft, die einerseits die Weidehaltung möchte, andererseits sich aber auch für den Wolf ausspreche. Brendel-Fischer befürwortete, den Schutzstatus zu reduzieren. Heftiger Gegenwind komme aber von Naturschutzverbänden wie dem NABU, der offen bedauere, dass es nicht noch mehr Wölfe gibt.

Landrat Wiedemann hatte zuvor in seinem Referat an Verbraucher und Agrarwirtschaft appelliert, sich mehr aufeinander zuzubewegen und sich gegenseitig zu respektieren. Um regional erzeugten Lebensmitteln noch mehr Wertschätzung zukommen zu lassen, habe die Bayerische Staatsregierung acht Modellregionen für die Belieferung von Kantinen mit regionalen Lebensmitteln ins Leben gerufen. Zusammen mit der Stadt Bayreuth und dem Landkreis Wunsiedel gehöre auch der Landkreis Bayreuth dazu.

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02.03.2021

Schlechte Stimmung – Gute Bilanz / Maschinenring Fränkische Schweiz stellt höheren Beratungsbedarf fest

Aufseß. Die Stimmung bei den Landwirten ist schlecht. „Viele Bauern sind frustriert und verunsichert und wissen nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Manuel Appel, Geschäftsführer des Maschinenrings Fränkische Schweiz mit Sitz in Aufseß. Dabei stehe nicht nur die Düngeverordnung im Zentrum der Kritik, sondern vor allem die ausufernde Bürokratie durch immer neue Dokumentationspflichten. Beim Maschinenring bekommen Appel und seine Mitstreiter den Ärger der Bauern derzeit immer wieder zu spüren.

Für 2020 kann der Maschinenring Fränkische Schweiz trotz Corona eine gute Bilanz vorweisen. Nach den Worten des Geschäftsführers wurde der Verrechnungswert geringfügig auf drei Millionen Euro gesteigert, den weitaus größten Teil davon macht die Vermittlung von Maschinen aus. Hauptumsatzträger sind dabei die Bereiche Futterernte und Körnerernte, wobei der Sektor Gülleausbringung aufgrund der immer komplexer werdenden Technik ebenfalls stark angestiegen ist.

Zuwächse konnte Appel auch im Bereich der sozialen Betriebshilfe verzeichnen, was hauptsächlich über die hauptberuflichen Mitarbeiter abgedeckt werden konnte. Für den Maschinenring Fränkische Schweiz waren 2020 zwischen zehn und zwölf nebenberufliche und vier hauptberufliche Betriebshelfer tätig. Der Rest wird über die Kräfte der MR Oberfranken Mitte GmbH abgedeckt. Dazu gehören neben dem Maschinenring Fränkische Schweiz auch die Ringe Bayreuth-Pegnitz sowie Kulmbach. Unverändert geblieben ist 2020 die Mitgliederzahl bei 782.

„Im Vergleich zu anderen Branchen haben wir durch Corona relativ wenige Einschränkungen hinnehmen müssen“, so Appel. So sei die Geschäftsstelle durchgehend besetzt und für die Mitglieder zumindest telefonisch stets erreichbar gewesen. Das sei auch wichtig, denn Manuel Appel stellte durchaus einen höheren Beratungsbedarf, beispielsweise aufgrund der neuen Düngeverordnung fest. Viele Bauern seien stark verunsichert, mit dem Maschinenring hätten sie stets einen kompetenten Ansprechpartner.

Für das laufende Jahr planen die Verantwortlichen unter anderem eine Erweiterung des Wärmenetzes in Hollfeld. Dort hat der Maschinenring die Geschäftsführung für das Heizwerk und die Biogasanlage. Nicht nur fortgesetzt, sondern auch ausgebaut werden sollen die Geschäftsfelder unter dem Dach der MR Oberfranken-Mitte GmbH. Dazu gehören die chemiefreie Unkrautbekämpfung sowie die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners mit der bewährten Heißwassermethode, der Einsatz gegen den Maiszünsler sowie die Verstärkung des eigenen Klauenpflegetrupps.

Der Maschinenring Fränkische Schweiz stellt ein besonderes Konstrukt dar, weil sich sein Tätigkeitsgebiet gleich auf drei Landkreise erstreckt. Neben zwei Gemeinden aus dem Landkreis Bamberg gehören vier Gemeinden aus dem Landkreis Bayreuth dazu, der Rest gehört zum Landkreis Forchheim. Manuel Appel begründet dies mit der Historie des Rings, die auf den ehemaligen Landkreis Ebermannstadt zurückgeht, der während der Gebietsreform in den 1970er Jahren auf Bamberg, Bayreuth und Forchheim aufgeteilt wurde. Deshalb kann der Maschinenring Fränkische Schweiz auch 2022 bereits sein 60-jähriges Bestehen feiern. „Hoffentlich wieder unter normalen Umständen“, sagt der Geschäftsführer. Das Jubiläum bezieht sich auf die Gründung der beiden „Ur-Ringe“ in Ebermannstadt und Hollfeld.

Bild: Gute Bilanz trotz Corona: Manuel Appel, Geschäftsführer des Maschinenrings Fränkische Schweiz.

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02.03.2021

Maschinenring Münchberg stemmt sich erfolgreich gegen den Trend / Deutlicher Anstieg bei Betriebshilfe und Maschinenvermittlung

Ahornberg. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat sich im Corona-Jahr 2020 erfolgreich gegen den Trend gestemmt. „Der Verrechnungswert des Vorjahres wurde um rund elf Prozent übertroffen und stieg von knapp 3,9 auf über 4,3 Millionen Euro an“, sagt Geschäftsführer Patrick Heerdegen, der von einem „wirklich tollen Ergebnis“ spricht. Man könne sich über die wirtschaftliche Lage nicht beklagen, „bei uns läuft es richtig gut“.

„Wir sind da, wir waren immer da und wir wollen immer da sein“, so der Vorsitzende Siegfried Hüttner. Trotz der positiven Zahlen bedauert er sehr, dass die Nähe zu den Mitgliedern derzeit nicht stattfinden kann. Allerdings gibt sich der Vorstand vorsichtig optimistisch, dass eventuell im Sommer doch noch eine Mitgliederversammlung, vielleicht sogar im Open-Air-Modus, also unter freiem Himmel, stattfinden kann.

Der Anstieg beim Verrechnungswert stützt sich in erster Linie auf die Maschinenvermittlung in den Bereichen Futterbau und Strohernte (von 873000 auf 905000 Euro) sowie Schlepper und Transporte (von 448000 auf 703000 Euro). Aber auch die klassische soziale Betriebshilfe konnte gesteigert werden, von 221000 auf 300000 Euro).

„Es war immer unser Anliegen, Kräfte zu reaktivieren und den Leuten eine Zusatzperspektive zu geben“, sagt Geschäftsführer Heerdegen, der etwa in der Landwirtschaftsschule auch schon mal aktiv für den Maschinenring geworben hat. Derzeit sind für den Maschinenring Münchberg drei selbstangestellte hauptberufliche Kräfte, vier weitere, die über den evangelischen Betriebs- und Dorfhelferinnendienst am Hesselberg beschäftigt sind, drei selbstständige sowie 35 nebenberufliche Kräfte tätig.

Heerdegen sagte aber auch, dass es bei der Betriebshilfe momentan einen starken Einbruch gebe. Operationen würden aufgeschoben, Rehabilitationsmaßnahmen und Kuren fänden nicht statt, so dass die soziale Betriebshilfe nur dann benötigt wird, wenn es auf den Höfen zu schweren Unfällen oder gar zu Todesfällen kommt. Ganz ausfallen lassen musste der Maschinenring im zurückliegenden Jahr auch sämtliche Fortbildungsveranstaltungen sowie den Praxistag, ob es heuer einen geben wird, stehe derzeit noch nicht fest.

Wichtigstes Vorhaben für den Maschinenring ist im laufenden Jahr der Umzug von der bisherigen ehemaligen VR-Bank-Geschäftsstelle in Ahornberg in das neue Grüne Zentrum Münchberg. „Wir streben einen nahtlosen Übergang an“, sagt Heerdegen, gleichwohl stehe das genaue Datum aufgrund von Verzögerungen an dem stattlichen Neubau noch nicht fest.

Neu ist für den Ring auch der Einstieg in den Bereich der MR Personaldienste, einer Tochterfirma des Landesverbandes. Bereits seit Anfang Februar ist mit Uwe Heckel ein eigener Standortleiter vor Ort in der Geschäftsstelle tätig, der sich um Personaldienstleistungen, Arbeitnehmerüberlassung und Arbeitsrecht kümmert. „Unser Ziel ist es, unsere Leute in möglichst vielen Bereichen einzusetzen.“

Zum Maschinenring Münchberg gehört als gewerbliche Tochtergesellschaft seit 2004 zusammen mit dem Ring in Wunsiedel die MR Hochfranken GmbH. Auch hier habe die Arbeit im Corona-Jahr 2020 unverändert fortgesetzt werden können, der Gesamtumsatz lag 2020 bei rund 1,8 Millionen Euro. Haupttätigkeitsfelder der MR Hochfranken GmbH sind die Stromtrassenpflege, die Baumpflege sowie der Winterdienst.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg und Umgebung hat 910 Mitglieder, einer mehr als im zurückliegenden Jahr.

Bild: Sie blicken trotz Corona optimistisch in die Zukunft: Vorsitzender Siegfried Hüttner (links) und Geschäftsführer Patrick Heerdegen vom Maschinenring Münchberg und Umgebung.

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17.02.2021

Steigerungen trotz Corona / Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel. Starker Dienstleister im ländlichen Raum

Wunsiedel. Im Fichtelgebirge geht die Arbeit des Maschinen- und Betriebshilfsrings trotz der Corona-Pandemie unverändert weiter. Der Gesamtverrechnungswert des Rings in Wunsiedel konnte im zurückliegenden Jahr sogar leicht gesteigert werden, was sich im Wesentlichen auf einen Anstieg bei der Maschinenvermittlung zurückführen lässt. In der Betriebshilfe ging der Wert nur minimal zurück. Abgesagt werden mussten allerdings zahlreiche Präsenzveranstaltungen wie der Praxistag mit den Jungzüchtern, die Betriebshelferfortbildungen oder das traditionelle Sommerfest mit dem die Arbeit aller Beteiligten gewürdigt werden sollte, die turnusgemäßen Neuwahlen stehen dagegen erst im kommenden Jahr an.

Nach den Worten von Geschäftsführer Andreas Hager war der Verrechnungswert bei der Betriebshilfe von gut 234000 auf knapp 226000 Euro zurückgegangen. Mit knapp 164000 Euro entfiel dabei der weitaus größte Teil auf die Sozialeinsätze, während die wirtschaftlichen Einsätze rund 62000 Euro ausmachten. Für den Ring sind in Wunsiedel 18 nebenberufliche Kräfte tätig, vier weitere sind über den Berufsverband und eine Kraft über den Evangelischen Betriebshelferdienst Bayern (Hesselberg) beschäftigt.

Ein leichtes Plus konnte der Maschinenring Wunsiedel bei der Maschinenvermittlung verzeichnen. Hier war der Verrechnungswert im abgelaufenen Jahr von rund 1,9 auf rund zwei Millionen angestiegen wobei die Bereiche Futterbau, Düngung, Saat und Pflege im Vordergrund standen. Zusammen mit den Geschäftsfeldern Landschaftspflege, Hilfsmittel und Futter kommt der MR Wunsiedel für 2020 auf einen Gesamtverrechnungswert von 2,89 Millionen Euro gegenüber 2,81 Millionen Euro im Vorjahr.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Wunsiedel hat aktuell 607 Mitglieder, eines mehr als im Vorjahr. „Damit sind ca. 95 Prozent der aktiven Landwirte bei uns Mitglied“, sagt Geschäftsführer Hager. Die ca. 95 Prozent bewirtschaften 22500 Hektar von insgesamt rund 23000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche im Landkreis.

Für gewerbliche Dienstleistungen aller Art hat der Maschinenring Wunsiedel zusammen mit dem Ring in Münchberg bereits 2004 die Maschinenring Hochfranken GmbH als Tochtergesellschaft gegründet. Auch hier habe die Arbeit im Corona-Jahr 2020 unverändert fortgesetzt werden können, so Geschäftsführer Reinhard Rasp. Den Gesamtumsatz der GmbH für 2020 bezifferte er auf rund 1,8 Millionen Euro.

Hauptkunde der Hochfranken GmbH ist der Netzbetreiber Bayernwerk, für den die beteiligten Landwirte Trassenpflegemaßnahmen auf einer Länge von zusammen 280 Kilometern durchführen. Im Zentrum steht außerdem der Winterdienst mit einem Anteil von 60 Prozent am Gesamtumsatz, wobei die GmbH größtenteils für Gewerbekunden tätig ist. In den zurückliegenden Jahren hinzugekommen sind Hausmeisterdienste für die Verbrauchermärkte in der Region.

Weitere Betätigungsfelder im reichhaltigen Portfolio der Hochfranken GmbH sind die Beteiligung an der Holzenergie Hochfranken GmbH (HEH), die für die Wärmeversorgung des Gesundheitshotels in Weißenstadt, des Hallenbades in Selb und des Schulzentrums in Hof zuständig ist. Eine weitere Beteiligung besteht an der Gemeinschaft für Sportplatzpflege im Landkreis Wunsiedel. Hinzu kommen Auftragsarbeiten im Bereich der Landschaftspflege für den Naturpark Fichtelgebirge.

Bild: Gute Zahlen trotz Corona: die Spitze des Maschinen- und Betriebshilfsrings Wunsiedel mit (von links) Reinhard Rasp (Geschäftsführer MR Hochfranken GmbH), dem stellvertretenden Vorsitzenden Michael Groschwitz, Vorsitzender Martin Goldschald und Geschäftsführer Andreas Hager.

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17.02.2021

Kitzrettung, Klauenpflege und Unkrautbekämpfung / Maschinenring Bayreuth-Pegnitz verzeichnet Corona-bedingten Rückgang bei der Betriebshilfe

Bayreuth. Natürlich hat die Corona-Pandemie die Arbeit der Maschinenringe im zurückliegenden Jahr stark beeinflusst. „Trotzdem, Abrechnungsservice, Futtervermittlung, Maschinenvermittlung und Maschinenverleih laufen unverändert weiter“, so Geschäftsführer Johannes Scherm vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz. Auch die Geschäftsstelle in Bayreuth sei durchgehend besetzt gewesen und habe nicht geschlossen werden müssen. Der Besucherverkehr sei freilich auf ein Mindestmaß reduziert worden.

Was stark zurückgegangen ist, sind die Zahlen der Betriebshilfe. „Wir haben rund 20 Prozent weniger Einsatzstunden zu verzeichnen, weil eben auch weniger Reha-Maßnahmen oder Operationen stattgefunden haben“, so Scherm. Wichtig für den Maschinenring: Die Betriebshilfe läuft auch in Corona-bedingten Einsätzen unter Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen weiter.

Um vor allem die soziale Betriebshilfe zukunftsfest zu machen, sei die Möglichkeit der Festanstellung in 2020 sogar weiter ausgebaut worden. Die Arbeit in der Betriebshilfe habe sich deutlich von der Neben- zur Haupttätigkeit verlagert, wobei der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz die Mitarbeiter seit 2018 selbst anstellen und  mit der landwirtschaftlichen Sozialversicherung selbst abrechnen kann.

In absoluten Zahlen ist die Betriebshilfe von 38500 auf 35900 Stunden zurückgegangen. Die wirtschaftliche Betriebshilfe macht davon 15800 Stunden, die soziale Betriebshilfe 20100 Stunden aus. Den gesamten Verrechnungswert beziffert der Maschinenring auf 7,23 Millionen Euro (Vorjahr 7,57 Millionen Euro). Die Anzahl der Mitglieder war ebenfalls leicht rückläufig und verringerte sich um 42 auf 1290.

Trotz des außergewöhnlichen Jahres hat der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz auch 2020 einige zukunftsweisende Projekte auf den Weg gebracht, die im laufenden Jahr weiter ausgebaut werden sollen. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Wildtierrettung. Dazu wurde eine Zusammenarbeit mit dem Verein Kitzrettung Oberfranken in die Wege geleitet. Hier geht es um den Abbau von Barrieren und eine Zusammenarbeit zum Wohl der Tiere“, erläuterte der zweite Vorsitzende Matthias Roder. Es gehe dabei keinesfalls um militante Tierschützer, sondern vielmehr um das Annehmen der Hilfe von Menschen, die sich ehrenamtlich zum Wohl der Rehkitze engagieren. „Wir Landwirte freuen uns über jede Unterstützung“, sagt Roder.

Weiter ausgebaut werden soll auch die biologische Maiszünslerbekämpfung, die der Maschinenring seit 2018 anbietet. Neu ist, dass diese Form der Schädlingsbekämpfung über das Kulturlandschaftsprogramm jetzt mit 50 Euro pro Hektar gefördert wird. „Die Nachfrage wird steigen“, ist sich Geschäftsführer Scherm sicher, zumal der Maschinenring als Marktführer in der biologischen Schädlingsbekämpfung gilt und die günstigsten Konditionen anbietet.

Ebenfalls erweitert werden soll im laufenden Jahr die eigene Heißwassertechnik zur chemiefreien Unkrautbeseitigung und zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. „Der Druck, Unkraut ohne chemische Keule zu bekämpfen, wird gerade für unsere Hauptkunden, die Kommunen, immer größer“, so Bernd Müller vom Maschinenring Oberfranken-Mitte, zu dem die Ringe Bayreuth, Kulmbach und Fränkische Schweiz gehören. Deshalb soll in zusätzliche Technik investiert werden.

Ein weiteres wichtiges Vorhaben, vor allem für die Milchviehhalter in der Region, ist die Verstärkung des eigenen Klauenpflegetrupps. Seit 2017 ist der Maschinenring auf diesem Geschäftsfeld unterwegs, im zurückliegenden Jahr wurde mit Sebastian Schmidt aus Schirradorf eine zweite Kraft beschäftigt, die gerade zum staatlich gepflegten Klauenpfleger ausgebildet wird. Hier gehe es nicht nur um eine wichtige Dienstleistung für die Landwirte, sondern auch um eine Verbesserung des Tierwohls, sind sich die verantwortlichen einig.

Alles in allem werde es für den Maschinenring immer wichtiger, in eigene Technik zu investieren, so Geschäftsführer Scherm. Darüber hinaus suche der Ring auch immer wieder neue Kräfte zur Mitarbeit in allen Bereichen. Allein der Zusammenschuss Oberfranken-Mitte beschäftigt aktuell 23 Personen mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit zwischen 30 und 35 Stunden, also nahezu in Vollzeit.

Bild: So sieht der Klauenpflegestand des Maschinenrings Oberfranken-Mitte aus.

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25.01.2021

Weniger Kühe, weniger Umsatz / Rinderzuchtverband Oberfranken leidet unter negativen Rahmenbedingungen

Bayreuth. Für das zurückliegende Zuchtjahr muss der Rinderzuchtverband Oberfranken erneut ein rückläufiges Ergebnis vermelden. Wie aus dem jetzt vorgelegten Jahresbericht hervorgeht, sind die Vermarktungszahlen um gut 1600 auf 30400 Tiere zurückgegangen, der Umsatz verringerte sich um etwa eine Million Euro auf rund 14,9 Millionen Euro. Als wesentliche Ursachen dafür nennen der Vorsitzende Georg Hollfelder aus Litzendorf im Landkreis Bamberg und Zuchtleiter Markus Schricker die verminderten Kuhzahlen, niedrigere Preise, das Wetter und die Corona-Krise. Das Geschäftsjahr des Rinderzuchtverbandes ist nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Es beginnt immer am 1. Oktober und endet am 30. September.

Der Rückgang im Gesamtumsatz geht dem Bericht zufolge auf einen wiederum gefallenen Preis bei den männlichen Nutzkälbern und auf die geringeren Stückzahlen zurück. Die Kälbermärkte konnten trotz Corona und ursprünglichem Verbot abgehalten werden, bei den Großviehmärkten seien die Termine im März und April abgesagt worden, der Mai-Markt habe dann wieder stattgefunden, allerdings ohne Zuchtbullen. Von den ursprünglich zehn angesetzten Märkten hätten letztlich nur sieben in gewohnter Weise stattfinden können. Die Bullen von den ausgefallenen Märkten seien dann ab Stall ober per Telefonkonferenz vermarktet, beziehungsweise versteigert worden.

Es gebe wohl kaum einen Bereich, der nicht durch Covid 19 beeinflusst wurde und beeinflusst wird, heißt es in dem Bericht. Durch Schließungen der Gastronomie und Behinderungen beim Fleischexport sei auch der Verzehr von Rindfleisch weiter zurückgegangen. Daneben habe es den Schlacht- und Verarbeitungsbereich mit Schließungen und verringerten Schlachtzahlen schwer getroffen. Als weitere Gründe für das rückläufige Ergebnis gilt die anhaltende Trockenheit, aber auch die zunehmende Ablehnung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs durch weite Teile der Bevölkerung.

Der Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr noch 1064 Mitgliedsbetriebe, 61 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls deutlich gesunken, und zwar um 1544 auf nun 66255. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit 62 Kühen angegeben (Vorjahr 60).

Während diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, listet der umfangreiche Jahresbericht traditionell auch die gesamte Milchviehhaltung in Oberfranken auf. Hier sank die Zahl der Milchkühe um 2700 auf 82921. Damit liege Oberfranken deutlich über dem deutschen und bayerischen Trend, so Zuchtleiter Schricker.

Unverändert fortgesetzt hätten sich auch die Betriebsaufgaben. Wieder 115 Betriebe weniger bedeute noch 1766 Milchviehhalter in Oberfranken. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt statistisch bei 48,5 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe werden in den Landkreisen Bayreuth und Hof gehalten, die wenigsten in den Landkreisen Kronach, Forchheim und Lichtenfels.

Die Zahlen seien ein Indiz dafür, dass die Investitionen in den Milchviehbereich deutlich nachgelassen haben und die aufstockenden Betriebe die Kuhzahl nicht konstant halten. Die Betriebsaufgaben hätten sich fast ungebremst fortgesetzt und bei weitem nicht mehr nur auf Betreibe unter 30 Kühe beschränkt. Die derzeitigen Vorzeichen sprechen nach Ansicht des Rinderzuchtverbandes Oberfranken eher dafür, dass sich diese Entwicklung noch beschleunigt.

Bild: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft geht weiter, das zeigt die aktuelle Bilanz des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes.

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25.01.2021

Starker Strukturwandel, große Betriebe / Milcherzeugerring Oberfranken legte Bilanz 2020 vor

Bayreuth. Der Ausstieg aus der Milchviehhaltung geht weiter. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht des Milcherzeugerrings Oberfranken hervor. Demnach zeichnet sich auch in Zukunft ein relativ konstanter Ausstieg ab.

Auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren bewege sich auch heuer die Anzahl der Betriebsaufgaben in Oberfranken, heißt es in dem Bericht. Durch den Rückgang von insgesamt 93 Betrieben sei die Zahl der Milchviehhalter nunmehr auf 1256 Betriebe gesunken. Auf fast gleichem Niveau habe sich auch der Rückgang der Milchkühe belaufen. Dem Bericht zufolge reduzierte sich der oberfränkische Milchviehbestand um 2141 auf 73242 Kühe. Ein Zuwachs des Bestandes bleibe bereits seit einigen Jahren aus.

Bayernweit gibt es die meisten Milchkühe in Oberbayern mit über 31 Prozent des gesamtbayerischen Bestandes, gefolgt von Schwaben (24 Prozent) und der Oberpfalz (12 Prozent). Oberfranken liegt mit knapp acht Prozent an vorletzter Stelle unter den sieben bayerischen Regierungsbezirken. Ein ähnliches Bild ergibt sich der Statistik zufolge bei den Milchviehhaltern. Auch hier steht Oberbayern mit 34,5 Prozent der Betriebe an der Spitze, gefolgt von Schwaben (23,2 Prozent) und Niederbayern (12,8 Prozent). Auch hier steht Oberfranken mit 6,9 Prozent an vorletzter Stelle. Den letzten Platz nimmt jeweils Unterfranken mit 2,4 Prozent der bayerischen Milchkühe und 2,1 Prozent der Milchviehhalter ein.

An der Spitze liegt Ober- und auch Mittelfranken dagegen bei der durchschnittlichen Betriebsgröße. In beiden Regierungsbezirken kommt man statistisch auf 58,3 Tiere pro Betrieb. Als Grund dafür wird genannt, dass es sowohl in Ober- als auch in Mittelfranken bereits einen starken Strukturwandel gegeben habe und sich deshalb auch dort die größten Milchviehbetriebe befinden.

Als überaus positiv wertet der Bericht die enormen Leistungssteigerungen in den einzelnen Landkreisen. Ganz Oberfranken liege mit einer Leistungssteigerung von 300 Kilogramm pro Kuh und Jahr im bayerischen Schnitt mit ganz vorne. „Im Vergleich zum Vorjahr konnten in allen Landkreisen hohe bis sehr hohe Leistungszuwächse in den Herden erreicht werden“, heißt es in dem Bericht. Allen voran steht der Landkreis Kronach mit einem satten Plus von 397 Kilogramm, gefolgt von Hof mit 393 Kilogramm.

In diesem Zusammenhang stellt Milcherzeugerring in seinem Jahresbericht auch klar, dass eine hohe Milchleistung nicht mit negativem Tierwohl in Verbindung zu bringen ist. Ganz im Gegenteil: wie die Zahlen zeigen, steige die Herdenleistung mit der Betriebsgröße kontinuierlich an. „Es ist wohl auch unbestritten, dass Tiere nur hohe Leistungen hervorbringen können, wenn sie sich wohl fühlen.“

Größere Unterschiede findet man in den einzelnen Landkreisen bei der Herdengröße. So sind die größten Milchviehbetriebe im Landkreis Bayreuth mit durchschnittlich 64 Kühen pro Betrieb zu finden. Als zweiter Landkreis hat Coburg mit rechnerisch 60,7 Milchkühen die 60-Kuh-Marke überschritten.

Durchschnittlich stehen in den oberfränkischen Ställen 58,3 Milchkühe, bayernweit sind es nur 50,4 Kühe pro Betrieb. Zum Stichtag 30. September 2020 standen exakt 72288 Milchkühe in 1179 Betrieben unter der Milchleistungsprüfung. Im Vorjahr waren es noch 74340, also über 2000 mehr.

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20.01.2021

Zukunft der naturnahen Teichwirtschaft in Gefahr/ Oberfränkische Teichwirte beklagen immense Biberschäden

Mitwitz. Der Biber macht den oberfränkischen Teichwirten derzeit wieder immens zu schaffen. „Alle Beteiligten müssen sich Gedanken machen, wie wir mit dieser Problematik umgehen, wenn wir eine naturnahe Teichwirtschaft auch in Zukunft aufrechterhalten wollen“, sagt Christian Holoch, Betriebsleiter der forstlichen Güterverwaltung in Mitwitz. (Landkreis Kronach) Holoch ist auch Beirat der Teichgenossenschaft Oberfranken, er bewirtschaftet rund 30 Hektar Gewässer rund um Mitwitz.

Dazu gehört auch der Breitensee am Ortsrand des Markts Mitwitz, den Holoch bereits seit 20 Jahren bewirtschaftet und der aufgrund seiner Jahrhunderte alten Historie bereits als „Kulturgut Teich“ ausgezeichnet worden ist. Hier sind die Biberschäden auch für den Laien deutlich zu sehen. „Wir haben seit einigen Jahren eine komplette Population hier“, sagt Holoch und zeigt auf gut ein Dutzend Zitterpappeln am Ufer, die der Biber schon gefällt hat und die im Wasser liegen. Von den Stämmen unter der Wasseroberfläche nagt der Biber dann die Rinde ab. Auf einer kleinen Insel ist die riesige Biberburg zu sehen, die der Nager im zurückliegenden Sommer gebaut hat.

Den Teichwirten geht es freilich nicht um die Schäden an den Gehölzen, sondern um die Dämme, die der Biber aufstaut und um die unterirdischen Ausbuchtungen, die ringsum Wege untergraben und die immer wieder große Schäden anrichten. In der Haftung ist der Teichwirt, denn er hat eine Sicherungspflicht für den gesamten Uferbereich. Doch wovon soll er teure Reparaturen bezahlen, etwas dann, wenn aufwändige Baggerarbeiten notwendig werden? Die Erlöse decken den Aufwand längst nicht mehr.

Ein weiteres Problem ist, dass der Biber die Karpfen aus der Winterruhe treibt. Die Fische leiden dann unter einem Energiemangelsyndrom, erläutert Kay Kuhlen von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken. Das bedeute, dass der Fisch dann im Frühjahr keine Energie mehr besitzt und im weiteren Verlauf daran zu Grunde gehen kann.

Sauer stößt es den betroffenen Teichwirten auf, wenn die Situation von Seite des Naturschutzes verharmlost wird. In den Naturschutzbehörden sei vielerorts bereits ein Problembewusstsein entstanden, ganz im Gegensatz zu den Naturschutzverbänden. Dort sei es oft noch nicht klar, dass die seit Jahrhunderten gewachsene Teichwirtschaft ein ebenso schützenswertes Gut sei.

Dabei ist der Karpfen, der beispielsweise hier im Breitensee heranwächst, das Bio-Lebensmittel schlechthin. Der Breitensee ist Bestandteil des Naturschutzprogramms des Freistaates, die Fische fressen ausschließlich Naturfutter. „Noch mehr Einklang mit der Natur ist nicht möglich“, sagt Kay Kuhlen. „Wir wollen nützen und schützen“, so Holoch. Das sei doch allemal besser, als wenn Fische künftig in riesigen Bassins in Fabrikhallen heranwachsen müssen. Diese Form der industriellen Erzeugung ist in Fernost schon längst an der Tagesordnung.

Holoch räumt auch offen ein, dass er keine Patentlösung parat hat. Sicher ist nur, dass den Teichwirten mit dem Fischotter neues Ungemach ins Haus steht. Wenn auch noch nicht am Breitensee, so ist der Fischotter in ganz Oberfranken bereits verbreitet. Er ist deshalb so gefürchtet, da er nicht nur ganze Teiche leer frisst, sondern sich oft nur die „Filetstücke“ des Fisches, also die fett- und eiweißreichen Innereien herauspickt und den restlichen Kadaver liegen lässt. Einzäunen sei beispielsweise bei der Größe des Breitensees unmöglich, auch das Einziehen von Stahlmatten komme viel zu teuer und stehe in keinem Verhältnis.

Bilder:
1.
 Hier hat der Biber schon sein Unwesen getrieben: Teichwirt Christian Holoch zeigt eine gefällten Zitterpappeln am Ufer des Breitensees in Mitwitz.
2.
Auf dieser kleinen Insel hat der Biber seine stattliche Burg gebaut.

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16.12.2020

„Wasserkraft soll die Wirtschaftlichkeit entzogen werden“ / Anlagenbetreiber aus dem Raum Bayreuth werfen Behörden Zerstörung von Existenzen vor

Döhlau. Einst markierte sie den Beginn der Elektrifizierung, jetzt soll sie vielerorts platt gemacht werden: die Kleine Wasserkraft. „Die Betreiber werden mit Auflagen so sehr gegängelt, dass sie den Forderungen nicht mehr nachkommen können und aufgeben müssen“, sagt Reinhard Moosdorf aus Tüchersfeld von der Interessengemeinschaft „Strom aus Wasserkraft“. Die Mitglieder sprechen einhellig von einer „Zerstörung von Existenzen“ und vom „Kahlschlag in der Gewässerökologie“. Dabei gibt es die Anlagen schon seit Jahrhunderten und jetzt sollen sie plötzlich bedenklich für den Fischbestand sein.

Doch um den Fischartenschutz und die Durchgängigkeit für sämtliche Fische gehe es nur vordergründig, sagen die Betreiber. In Wirklichkeit sei die Wasserkraft einfach nicht gewünscht. Investitionen von 100000 bis 200000 Euro für den Einbau von Aufstiegshilfen seien von den Betreibern einfach nicht leistbar. „Die Intention der Behörden ist es, uns die Wirtschaftlichkeit zu entziehen oder zumindest in Frage zu stellen“, so Norbert Hedler, Betreiber einer Wasserkraftanlage in Mittlernhammer bei Warmensteinach im Fichtelgebirge.

Dabei wäre die Wasserkraft vor dem Hintergrund der Energiewende ein wichtiger Beitrag dazu, die Klimaproblematik in den Griff zu bekommen. „Wir sprechen hier von einer sinnvollen Art der Energieerzeugung in dezentralen Anlagen, die wir als Ergänzung unbedingt brauchen“ so Reinhard Moosdorf. Energisch widerspricht er dem Argument, dass die Wasserkraft nur etwa vier Prozent an der gesamten Stromerzeugung ausmache. Das sei nur der in das öffentliche Netz eingespeiste Strom. Man müsse mindestens noch einmal vier Prozent dazu rechnen, wenn man den Strom zum Eigenverbrauch der Betreiber miteinbeziehe.

Die Schuldigen sehen Reinhard Moosdorf und seine Mitstreiter unter anderem beim Landratsamt Bayreuth und der zuständigen Fachbehörde, das für den Landkreis Bayreuth zuständige Wasserwirtschaftsamt Hof. Die vor rund einem Jahr aus einem Stammtisch hervorgegangene Interessengemeinschaft vertritt die Inhaber und Betreiber von etwa 30 Wasserkraftanlagen in der Region. Die Gemeinschaft wirft den Behörden fadenscheinige ökologische Begründungen vor, um die Wasserkraft kaputt zu machen.

Waren es vor 100 Jahren noch 23 Wasserkraftanlagen entlang der Steinach im Landkreis Bayreuth seien es heute gerade einmal noch neun Anlagen. Eine davon betreibt Müllermeister Konrad Switalski im Weidenberger Ortsteil Döhlau. Seit dem Jahr 1398 existiere die Mühle schon, seit 1954 befinde sie sich in Familienbesitz, sagt Switalski, der im Nürnberger Land noch eine zweite Mühle besitzt, 15 Mitarbeiter beschäftigt und der hauptsächlich die Gastronomie mit Weizen- und Roggenmehl beliefert.

Er würde gerne statt des derzeitigen Schützenwehrs ein Klappenwehr einbauen, um Hochwasserereignissen vorzubeugen, bei denen manchmal ganze Baumstämme aus dem Fichtelgebirge angeschwemmt werden. Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt würden dies aber nur genehmigen wenn auch ein Fischauf- und -abstieg realisiert wird. Laut Konrad Switalski würde dies die veranschlagten Kosten von geschätzten 100000 Euro auf etwa 300000 Euro verdreifachen und damit die gesamte Mühle in den Ruin treiben.

Was den oft ins Spiel gebrachten Fischreichtum angeht, so habe es vor 100 Jahren, also zu Zeiten der zehnfachen Zahl an Wasserkraftanlagen, wesentlich mehr Arten und Individuen gegeben, als heute. Die wahren Gründe für den Rückgang seien ganz woanders zu suchen, als bei den Wasserkraftanlagen. Der Fischbestand gehe aufgrund der chemischen Belastung vor allem durch Schwermetalle, aber auch durch den oft unterschätzten Reifenabrieb allgemein zurück. „Doch der schwarze Peter wird einfach auf die Wasserkraft geschoben“, so Reinhard Moosdorf.

Darüber hinaus seien die kleinen Bäche ohnehin nie ganz durchgängig gewesen. Doch „Theoretiker und Ideologen“ wollten die Europäische Wasserrahmenrichtlinie am liebsten bis ganz zur Quelle durchsetzen, mutmaßt Norbert Hedler. Dabei seien die Wasserkraftanlagen gerade in Trockenzeiten wichtig für den Fischbestand, weil die Staubereiche vor den Anlagen wichtige Rückzugsmöglichkeiten für Bachforellen oder Saiblinge bieten.

Bestes Beispiel für die Vorwürfe der Anlagenbetreiber ist eine Wasserkraftanlage, die der Speichersdorfer Landwirt Herbert Nickl in Ranna, zwischen Auerbach und Pegnitz betrieben hat. Er wollte die Anlage mit einer Jahreserzeugung von 110000 bis 120000 Kilowattstunden vor vier Jahren an einen Nachfolger übergeben, doch der Freistaat hatte von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. Nun soll die seit dem 12. Jahrhundert bestehende Anlage trotz bestehender Fischtreppe platt gemacht werden. Klagen dagegen wurden bereits abgewiesen. Dabei hatte Umweltminister Thorsten Glauber versprochen, unter seiner Leitung kein einziges Wasserkraftwerk stillzulegen.

Bild: Müllermeister Konrad Switalski (links) und der Speichersdorfer Landwirt Herbert Nickl in der Mühle im Weidenberger Ortsteil Döhlau.

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11.12.2020

Ökofranken in Schwierigkeiten / Erzeugergemeinschaft verlangt hohe Rückforderungen - Mitglieder sprechen von einem Skandal

Itzgrund. Gegen den Erzeugerzusammenschluss Ökofranken werden von Mitgliedern schwere Vorwürfe erhoben. Nachdem der Vermarktungspool seit dem Jahr 2017 nicht mehr aufgelöst worden sei, sollen weit über 100 Bauern jeweils hohe fünfstellige Beträge zurückzahlen. Grund dafür sei die schlechte Marktlage. Ökofranken eG. Ist ein Zusammenschluss mit rund 300 Mitgliedern für ökologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte in Oberfranken und angrenzenden Gebieten mit Sitz in Itzgrund (Landkreis Coburg). Die Bauern müssen dabei keinem Anbauverband angehören, sie können auch die nach niedrigeren Standards erzeigte EU-Ökoware liefern.

Ein Biobauer aus Oberfranken spricht von horrenden Rückforderungen, weil der Vermarktungszusammenschluss gewaltig in die Roten Zahlen gerutscht sei. Ihm liege eine entsprechende Liste von Landwirten vor. „Die Situation ist äußerst verfahren“ so der Landwirt. Abgerechnet werde nach einem Poolsystem, bei dem der Preis je nach Vermarktungslage höher oder tiefer liegen kann. Allerdings sei dieser Pool seit 2017 nicht mehr aufgelöst worden. „Das hätte längst passieren müssen.“ Die Rückforderungen schwanken dabei je nach Liefermenge gewaltig. Wer nur fünf Tonnen angeliefert hat, müsse nur 50 bis 100 Euro zurückzahlen, wer allerdings 1000 Tonnen und mehr geliefert hat, bei dem würde es sich entsprechend summieren.

Die schlechte Marktsituation nimmt der Biobauer dem Zusammenschluss nicht ab. Er sieht vielmehr Versäumnisse in der Geschäftsführung. Dort sei schlecht gewirtschaftet worden. „Die haben dermaßen schlecht verkauft, das hätte man doch längst merken müssen.“ So sei Bio-Roggen zuletzt beispielsweise für 15 Euro pro Doppelzentner abgerechnet worden. Hätte er herkömmlichen Roggen ohne jeden Qualitätsanspruch an Biogasanlagenbetreiber verkauft, hätte er mehr bekommen.

Außerdem könne man doch nicht erst 2020 merken, dass man 2017 keine Erlöse gehabt habe. Angeblich seien 2017, 2018 und 2019 ausschließlich miserable Preise erzielt worden. Schon die Ernte 2019 sei ihm nicht ausbezahlt worden, berichtet der Landwirt. Angeblich, weil bei ihm Rückzahlen von über 10000 Euro offen stünden, da habe die Geschäftsführung seine Lieferung einfach einbehalten.

Einem Mitglied zufolge hat die Erzeugergenossenschaft bei den Banken Verbindlichkeiten von rund einer Million Euro. „Das Geld will man wahrscheinlich wieder reinholen.“.  Der Biolandwirt fasst sich aber auch an die eigene Nase. „Es war Leichtsinn von uns allen.“ Die Preise seien ja wirklich nicht besonders hoch gewesen. Auf der anderen Seite sei bis zum Jahr 2017 alles nahezu glatt gelaufen. Meist habe es eine Nachzahlung gegeben, weil letztlich doch zu einem besseren Preis verkauft wurde. Außerdem seien eventuelle Forderungen für die Jahre vor 2017 ohnehin verjährt. Illusionen macht er sich nicht: „Die Bauern werden wahrscheinlich wieder bluten müssen.“

Zu den Vorwürfen wollte sich Vorstand Roland Schrenker auf Nachfrage nicht äußern. Die Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen fand nur online statt, nur Mitglieder durften daran teilnehmen. Schriftlich teilte Schrenker mit, dass die Ökofranken eG. über 300 Mitglieder hat. Einige von ihnen bekämen eine Nachzahlung, andere, die über das Poolsystem zu viel erhalten hätten, müssten es zurückzahlen. Was die Verbindlichkeiten angeht, könnten die Mitglieder aus der Bilanz 2019 entnehmen, dass sich diese durch Forderungen aufheben, so Schrenker. Er wies auch darauf hin, dass die Genossenschaft der jährlichen Prüfung durch den Genossenschaftsverband unterliege. Mehr könne er zum jetzigen Stand der Dinge nicht sagen. Dem Vernehmen nach wurden Vorstand und Aufsichtsrat bei der Jahreshauptversammlung nicht entlastet.

Foto: Bei der Erzeugergemeinschaft Ökofranken scheint es derzeit gewaltig zu stauben: Für Verluste aus den letzten Jahren werden von den Mitgliedern Rückforderungen erhoben. (Symbolbild).

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11.11.2020

„Schluss mit lustig“: Landwirte fordern deutlich höhere Markterlöse / Forderungspapier an Molkereien überreicht - 15 Cent mehr pro Liter Milch

Scheßlitz. Unter dem Motto „Schluss mit lustig – uns geht die Luft aus“ haben Mitglieder der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LSV) und des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) ein Forderungspapier an die Verantwortlichen von Molkereien und Schlachtbetriebe überreicht. Darin verlangen sie deutlich höhere Erlöse für Milch, Rinder, Schweine und Geflügel. In Scheßlitz (Landkreis Bamberg) überreichten Marianne Schuster aus Pödeldorf für den BDM und Michael Gabler aus Straßgiech (LSV) ein entsprechendes Papier an Geschäftsleiter Wolfgang Dötzer und an zuständigen Betreuer der Landwirte Johannes Mahr von dem zur Frischli-Gruppe gehörenden Milchhof Albert.

Wir fordern schon lange einen besseren Milchpreis, damit die gesamtwirtschaftliche Situation für uns besser wird, sagte Michael Gabler. „Wir bekommen seit Jahren immer weniger“, so der Nebenerwerbslandwirt. Der Aufwand zur Produktion der Milch sei nicht mehr gedeckt. Durch die Dürre und dem teureren Futterzukauf sei die Situation in den zurückliegenden Jahren noch zusätzlich schlimmer geworden. Gabler: „Für mich als kleinen Betrieb ist es einfach schwierig, eigentlich legen wir im Moment drauf und müssen über andere Betriebszweige wie dem Ackerbau querfinanzieren.“  

In der gleichen Situation befindet sich Marianne Schuster, die einen Betrieb im Haupterwerb bewirtschaftet. „Wir müssen unsere Rechnungen bezahlen, haben aber nicht den Erlös, den wir dafür brauchen. Bei der BayWa zahlen wir beispielsweise 89 Euro für die Stunde und selbst wird es uns verwehrt, zehn Euro in der Stunde zu verdienen“, so die Landwirtin. In diesem Jahr fehlten ihrem Betrieb bereits rund 50000 Euro. Dabei arbeiteten die Landwirte jeden Samstag, jeden Samstag, manchmal auch in der Nacht sowie an sämtlichen Feiertagen.

„Ich bin mir sicher, bei den Molkereien bleibt genug hängen“, sagte Marianne Schuster. 30, beziehungsweise 31 Cent pro Liter seien einfach zu wenig. „Wir brauchen einen anderen Preis.“ Sie bekräftigte deshalb noch einmal die Forderung nach 15 Cent mehr, zuzüglich der Mehrwertsteuer.

Die Situation der Vertragspartner sei auch der Molkerei bewusst, sagte Johannes Mahr vom Milchhof Albert. Allerdings hatte man vor zehn Jahren in Deutschland 28 Milliarden Kilogramm Milch, derzeit seien es 34 Milliarden, von denen die Hälfte in den Export gehe. „Wenn wir an dieser Situation wirklich etwas ändern wollen, wird das nur funktionieren, wenn die gesamte Wertschöpfungskette, also Verbraucher, Handel, Politik, Verarbeiter und Landwirte, an einem Strang ziehen.“ Mahr gab auch zu bedenken, dass 70 Prozent der deutschen Milch in genossenschaftlicher Hand, also in Bauernhand, sind. Damit hätten es die Bauern doch auch selbst in der Hand, etwas zu verändern. Er habe Verständnis für die Forderungen der Landwirte, doch auch in den Molkereien werde im Schichtbetrieb an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden am Tag gearbeitet. Kritisch merkte der Molkerei-Sprecher an, dass es immer noch Expansionstendenzen bei den Landwirten gebe, es werde immer noch gebaut und ausgebaut. Notwendig sei nicht zuletzt eine konkrete europäische Mengensteuerung.

Bild: Die beiden Landwirte Marianne Schuster und Michael Gabler überreichten ein Papier mit der Forderung nach deutlich höheren Markterlösen an Johannes Mahr (rechts) vom Milchhof Albert in Scheßlitz.

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15.10.2020

Geld für Aufforstung statt Prämien für Stilllegung / Bundesministerin Klöckner besichtigte Waldschadensflächen im Coburger Land

Großheirath. „Nicht nur am Amazonas brennen die Wälder, auch Frankens Wälder brennen, jedoch ohne Rauch. Die Folgen aber sind die Gleichen.“ Mit diesen dramatischen Worten hat der Vorsitzende der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken Wolfgang Schultheiß beschrieben, was die oberfränkischen Waldbauern derzeit umtreibt. Bei einem Besuch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Großheirath machte Schultheiß klar, dass ein Nachwachsen des Rohstoffes Holz künftig so nicht mehr stattfinden wird. Nicht nur die Erholungsfunktion der Wälder gehe dabei verloren, auch ein Stück Heimat bleibe auf der Strecke.

Mit Oberfranken war die Ministerin in eine der waldreichsten Regionen Bayerns gekommen. Der dortige CSU-Bundestagsabgeordnete nannte seinen Wahlkreis Coburg zusammen mit dem Nachbarlandkreis Kronach den waldreichsten in Oberfranken. Deshalb habe die Politik hier auch die Ernsthaftigkeit der Situation erkannt, versicherte Michelbach, der von schweren Schäden in den Wäldern des Coburger Landes und vom einem dramatischen Preisverfall auf dem Holzmarkt sprach.

Ministerin Klöckner kündigte das mit 1,5 Milliarden Euro ausgestattete „größte Aufforstungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik“ an. Damit sollen rund 285000 Hektar wiederbewaldet werden. 99,5 Millionen würden dabei nach Bayern fließen, acht Millionen Euro nach Oberfranken, 1,3 Millionen Euro in das Coburger Land. Mit dem Geld sollen vor allem standortangepasste Bäume gepflanzt und Schadholz geräumt werden. Oberstes Ziel seien klimastabile Mischwälder.

Als absolut falsch bezeichnete Klöckner die Forderung aus dem Bundesumweltministerium, Wald stillzulegen. Waldstilllegungsprämien stellten ein großes Problem dar, sagte sie. Stattdessen sollte ein Mix zur Naturverjüngung standortangepasster Wälder geschaffen werden. Auch die Ausgewogenheit von Wald und Wild lag der Ministerin am Herzen. „Es dürfe weder Wald vor Wild, noch Wild vor Wald heißen“, so Klöckner. Derartige Schlagworte würden nicht weiterhelfen. Vielmehr seien die Waldbauern aufgefordert, durch entsprechende Maßnahmen einen Verbissschutz zu schaffen.

Auch Klöckner wusste, dass viele Waldbauern derzeit mit dem Rücken zu Wand stehen. „Halten sie durch“, appellierte sie deshalb an die Waldbauern und gab zu bedenken, dass deren Arbeit für kommende Generationen geschehe. Insofern sei die Arbeit der Waldbauern auch ein Stückweit Bewahrung der Schöpfung.

Bundesministerin Klöckner hatte sich bei ihrem Termin in Coburg nicht nur mit Verantwortlichen der Waldbesitzervereinigungen und der Fortwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken getroffen, sie besichtigte auch eine große Schadfläche und ein Wiederaufforstungsprojekt im Ortsteil Watzendorf.

Zuvor hatte der Abgeordnete Michelbach die über 18000 Hektar Wald in seinem Landkreis nicht nur als wichtiges Erholungsgebiet und bedeutenden Lebensraum für Tiere und Pflanzen bezeichnet. Der Wald sei vor allem auch wichtiger Wirtschaftsfaktor. Geld für den Wald sei deshalb auch immer gut angelegtes Geld.

Auch für die Gemeinde Großheirath habe der Wald eine großes Bedeutung, so Bürgermeister Udo Siegel. Von den 320 Hektar Wald seien 80 Hektar im Gemeindebesitz. An vielen Stellen würden der Borkenkäferbefall und das enorme Schadholzaufkommen bereits erschreckend ins Auge fallen.

Bilder:

1. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei ihrem Besuch in Großheirath im Landkreis Coburg.
2. Wolfgang Schultheiß (rechts), zeigt Ministerin Julia Klöckner eine Schadfläche bei Watzendorf in der Gemeinde Großheirath. Links im Bild der örtliche Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach.
3. Unter den Augen ihres Stimmkreiskollegen hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in das Goldene Buch der Gemeinde Großheirath eingetragen.

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12.10.2020

Facebook und Co erklären Landwirtschaft / VMB zog Bilanz: Corona hat Milchmarkt durcheinandergewirbelt

Bayreuth. Bodenvergifter, Giftspritzer, Tierquäler: Das Image der Landwirtschaft in weiten Teilen der Bevölkerung ist nicht gerade das Beste. Andreas Wolfrum aus Döberlitz im Landkreis Hof hat bereits 2017 eine umfassende Social-Media-Kampagne gestartet, um das zu ändern. Beim Infotreff Milch des Verbandes der Bayerischen Milcherzeuger (VMB) in Bayreuth stellte der 29-.jährige Landwirt seine Aktivitäten vor und ermunterte die Berufskollegen, aktiv zu werden: „Wir müssen selbst agieren und nicht immer nur reagieren“.

Über 11000 Abonnenten hat allein seine Facebook-Seite, seine Bilder und Kurzvideos sehen regelmäßig viele Tausend User. Auch auf Instagram und You Tube ist Andreas Wolfrum unterwegs. Nicht nur das örtliche Fernsehen, auch der Radiosender Antenne Bayern und viele andere Medien sind dadurch bereits auf ihn aufmerksam geworden. Andreas Wolfrum bewirtschaftet im nördlichsten Teil Oberfrankens einen konventionellen Milchviehbetrieb mit rund 100 Milchkühen, außerdem betreibt er mit einem Nachbarn eine Biogasanlage.

„Nutztierhaltung wird in Zukunft nur noch funktionieren, wenn wir die Landwirtschaft der Öffentlichkeit und der Politik erklären“, so Andreas Wolfrum, Mitglied der BBV-Kreisvorstandschaft in Hof und Sohn von Kreisbäuerin Karin Wolfrum. Man müsse nach außen kommunizieren, dass Tierwohl entgegen mancher Meinung für die Bauern ganz oben auf der Agenda steht.

Größtes Problem dabei sei es, dass es immer weniger Landwirte gibt und dadurch auch der Bezug der Gesellschaft zur Landwirtschaft immer mehr abnimmt. Dazu komme, dass viele Verbraucher idyllische Vorstellungen von der Landwirtschaft haben und dass sie empfänglich für Negativschlagzeilen sind. Dabei entstehe so manche Diskrepanz: „Jeder will regionale Lebensmittel, aber keinen will einen Stallneubau“, so Andreas Wolfrum. Dieses Phänomen gelte auch für andere Bereiche: „Jeder will erneuerbare Energien, aber keiner will Windräder“.

Mit seinen Facebook-, Instagram- und You Tube-Aktivitäten will Andreas Wolfrum die klassische Öffentlichkeitsarbeit nicht in Abrede stellen. Ein Vorteil sei es allerdings, absolut spontan auf alles reagieren und selbst bestimmen zu können, was dargestellt werden soll. Unschlagbar sei die Verbreitung: „Wir kommen mit den sozialen Medien vom tiefsten Land in das höchste Hochhaus der Stadt“. Außerdem könne man mit einer realistischen Darstellung auch mit so manchen Vorurteil aufräumen. Das Bauer-sucht-Frau-Klischee etwa, sei nicht gerade hilfreich und viele Menschen glaubten immer noch, dass Landwirte den ganzen Tag mit zerrissenen Hosen und verdreckten Hemden herumlaufen. Den Strukturwandel werde man freilich nicht aufhalten können und so manch abwegige Meinung werde man aushalten müssen. „Jeden zu bekehren, das geht nicht“, so Andreas Wolfrum.

Neben dem Hauptreferat von Andreeas Wolfrum zog Geschäftsstellenleiter Jürgen Geyer aus Kempten eine gemischte Bilanz über den Milchmarkt der zurückliegenden Monate. Corona habe alles kräftig durcheinandergewirbelt, so sein Fazit. Eigentlich sei man gut ins Frühjahr gestartet. Doch mit Corona seien die Absätze im globalen Handel binnen kürzester Zeit eingebrochen. „Corona hat uns komplett aus den Socken gehoben und Gesellschaft wir Wirtschaft total durcheinandergebracht. Grenzen seien geschlossen, Handelsströme unterbrochen worden und die Welthandelspreise seien komplett nach unten gegangen. Den Tiefststand habe man dann im Juni mit einem durchschnittlichen Milchpreis von 31 Cent pro Kilogramm konventionell erzeugter Milch erreicht.

Auch wenn beispielsweise alle Weihnachtsfeiern wegfallen werden und Hotels, Großküchen und Kantinen immense Probleme haben, blicken die Verantwortlichen optimistisch in Zukunft. Positive Tendenzen und Zeichen der Entspannung seien erkennbar, der Warentransfer werde sich wieder normalisieren. Trotzdem rechne man unterm Strich für 2020 mit einem Gesamtmilchpreis, der um etwa einen Cent unter dem des Jahres 2019 liegen werden.

Bild: Setzt auf Facebook, Instagram und You Tube zu einer besseren Außendarstellung der Landwirtschaft: Andreas Wolfrum aus dem Landkreis Hof.

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01.10.2020

Zufrieden mit der Ernte – Unzufrieden mit der Politik / BBV: „Jeder zweite Ferkelerzeuger wird 2021 aufgeben“ - Bauernverband zieht zum Erntedankfest gemischte Bilanz

Kulmbach. Auf eine knapp unterdurchschnittliche Ernte können die Landwirte im Landkreis Kulmbach zurückblicken. „Die Bestände sind nicht überragend, aber trotz aller Wetterkapriolen können wir mit dem zurückliegenden Erntejahr zufrieden sein“, sagte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger im Vorfeld des Erntedankfestes, das heuer Corona-bedingt nicht, wie ursprünglich geplant, in großem Rahmen gefeiert werden kann.

Erntedank sei eines der größten Feste in der Landwirtschaft. Es habe nach wie vor seine Berechtigung, auch wenn die Regale voll sind, so Löwinger. Das zurückliegende Erntejahr sei von einer so großen Frühjahrstrockenheit geprägt gewesen, dass man im April und Mai noch mit sehr gemischten Gefühle auf die weitere Entwicklung blicken musste. „Eine Frühjahrstrockenheit in derart ausgeprägter Form hatten wir noch nie“, sagte der Kreisobmann. Nachdem in den Sommermonaten die ganz große Hitze ausgeblieben sei, habe man aber wieder zuversichtlich nach vorne blicken können.

Als Sorgenkind bezeichnete Löwinger die Wintergerste mit minderen Erträgen. Zufriedenstellend sei die Situation dagegen beim Mais und beim Grünland. Nachdem der erste Schnitt katastrophal gewesen sei, habe der zweite und dritte Schnitt wieder einigermaßen Erträge gebracht, so dass genug Futter für den Winter da ist.

So zufrieden die Bauern mit der Ernte sind, so unzufrieden sind sie mit dem politischen Umfeld. „Wir sind auf dem besten Weg, die Landwirtschaft und vor allem die Tierhaltung hierzulande kaputt zu machen“, so Löwinger. Schuld daran seien politische Entscheidungen, die in keiner Weise mehr der Praxis entsprechen und von den Landwirten nicht mehr nachvollzogen werden können. Als Beispiel nannte er die Nutztierverordnung, die längst nicht mehr mit der Praxis vereinbar sei. Das gleiche gelte für die Düngeverordnung oder für das Kastrationsverbot.

Schließlich müssten alle Bauern, aber ganz besonders die Schweinehalter und Ferkelerzeuger derzeit die Zeche für den „Tönnies-Skandal“ zahlen. Die Preise seien im Keller und jetzt müssten die Landwirte auch noch mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest kämpfen. „Das hat das Fass jetzt wirklich zum Überlaufen gebracht“, so Löwinger. Dabei habe man noch Glück im Unglück gehabt, dass es eineinhalb Jahre dauerte, bis die für den Menschen völlig ungefährliche Tierseuche nach Deutschland übergeschwappt ist. Löwinger geht davon aus, dass aufgrund der aktuellen Entwicklungen im kommenden Jahr 50 Prozent aller Ferkelerzeuger aufgeben werden.

„Wir wissen, was wir an unseren Landwirten haben“, stellte sich Landrat Klaus Peter Söllner demonstrativ an die Seite der Bauern. Söllner bedauerte, dass es heuer keine Erntedankveranstaltungen gibt, seien sie doch immer die beste Werbung für die Landwirtschaft gewesen. Die Bauern im Kulmbacher Land arbeiteten mit höchster Verantwortung und versorgten die Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln. „Für uns im ländlichen Raum ist die Landwirtschaft ein ganz wichtiger Partner.“

Bewahren und erhalten, das gelte für den Bauernstand seit Jahrhunderten, sagte Kreisbäuerin Beate Opel. Die Auflagen und Verordnungen seitens der Politik seien nicht nur kaum umzusetzen, sie würden auch die Bauernfamilien extrem belasten. Der Kreisbäuerin zufolge zeige Corona auch, dass man auf die einfachen Dinge des Lebens wieder mehr Wert legen und nicht immer nach größer, besser und weiter streben sollte. Für Beate Opel sei die Corona-Krise insofern besonders belastend, als dass die Landfrauenarbeit praktisch zum Erliegen gekommen ist. „Ich vermisse meine Landfrauen sehr“, sagte sie und kündigte für das Winterhalbjahr zumindest wieder Treffen auf kleinerer Ebene an.

Der Bauernverband sei trotz Corona stets für seine Mitglieder da gewesen, so Geschäftsführer Harald Köppel. Die Geschäftsstelle sei stets offen gewesen und die Online-Bewältigung aller Aufgaben habe besser funktioniert, als zunächst gedacht. Gleichwohl gab auch Köppel zu bedenken, dass viele persönliche Kontakte auf der Strecke geblieben sind.

Bild: Mit gemischten Gefühlen blicken die Kulmbacher Landwirte zum Erntedankfest in die Zukunft. Im Bild von rechts: Kreisobmann Wilfried Löwinger, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin Beate Opel und der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner.

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29.09.2020

Ökologisch sinnvoll und auf Dauer günstiger / Solare Trocknungsanlage reduziert Klärschlamm um weit über die Hälfte

Bayreuth. Die Ausbringung von Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist nach der Novellierung der Düngemittelverordnung eigentlich nicht mehr möglich. Also muss man sich auf der Suche nach neuen Lösungen machen. Eine besonders innovative Lösung gibt es schon seit 2016 im Bayreuther Klärwerk. Hier entstand eine solare Trocknungsanlage, mit deren Hilfe die Menge des mechanisch entwässerten Schlamms aus den Faultürmen von rund 11000 Tonnen pro Jahr auf etwa 3700 Tonnen pro Jahr verringert wird. Wie das funktioniert, das konnten zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis bei einer von der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel Fischer organisierten Führung durch das Klärwerk erleben.

Durch die Trocknung wir die Menge wesentlich reduziert, sagte Lothar Ziegler, Leiter des Abwasserbetriebs im Klärwerk Bayreuth. Die rund sechs Millionen Euro teure solare Trocknungsanlage, die 2016 in Betrieb gegangen war, sei von Anfang an ökologisch sinnvoll gewesen und werde sich in vier Jahren amortisiert. Die Ersparnis an Entsorgungskosten pro Jahr bezifferte Ziegler auf rund 800000 Euro.

Vertragspartner für die Klärschlammentsorgung ist das Unternehmen Südwasser. Das Tochterunternehmen der Bayernwerk AG verwertet den Klärschlamm thermisch über Zementwerke, Kohlekraftwerke und Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen. Konkret hat die solare Trocknungsanlage eine Größe von 120 mal 60 Metern, sie ist damit so groß wie ein Fußballfeld. Sie sieht aus, wie ein herkömmliches Gewächshaus, in dem sich der Schlamm zur Trocknung auf fünf Straßen verteilt. Die Wärme kommt von der Sonne und von der benachbarten Biogasanlage. Wie beim einem Heuwender wird der trockene Schlamm ständig nach unten und der feuchte nach oben transportiert. Die feuchte Luft wird über Abluftwäscher nach außen transportiert. Nach einem Monat bleiben 90 Prozent Trockenmasse und zehn Prozent Wasser übrig. Die Trockenmasse wird wöchentlich von drei Lkw abgeholt.

Nachdem die Ausbringung von Klärschlamm in der Landwirtschaft kritisch geworden ist, seien innovative Lösungen wie in Bayreuth von großer Bedeutung, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Der stellvertretende Landrat Klaus Bauer bezeichnete die Abwärmenutzung durch die benachbarte Biogasanlage als echten Glücksfall für beide Partner. Die Reduzierung von Klärschlamm sei genauso wie beim Müll extrem wichtig geworden, so Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Die Müllverbrennungsanlage Schwandorf habe keinerlei Erweiterungskapazitäten mehr und nehme spätestens in zwei Jahren keinen Gewerbemüll mehr an.

An das Klärwerk Bayreuth sind neben der Stadt auch die Umlandgemeinden Eckersdorf, Creußen sowie Teile von Haag und damit etwa 90000 Einwohner angeschlossen. Im kommenden Jahr sollen außerdem Neunkirchen, Mistelbach und die restlichen Ortsteile von Haag dazukommen. „Wir hätten aber noch Kapazitäten frei“, sagt Lothar Ziegler. Die Haupteinleitungen kämen allerdings nicht von Privathaushalten, sondern von großen Industriebetrieben, wie dem Schlachthof, der Käserei oder der Brauerei Gebrüder Maisel. Das Klärwerk hat eine Größe von zehn Hektar Fläche, zwischen dem Zulauf und dem Anlauf liegt ein Kilometer Strecke. Tagsüber ist die Anlage mit 22 Mitarbeitern besetzt.

Bilder:
1.
 Lothar Ziegler leitet den Abwasserbetrieb im KLärwerk Bayreuth.
2,
Lothar Ziegler erläutert, wie Klärschlamm um weit über die Hälfte reduziert werden kann. Rechts im Bild die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.
2. Wie ein Gewächshaus, nur ohne Pflanzen: die solare Trocknungsanlage im Klärwerk Bayreuth.

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25.09.2020

Flächenprämien nur für aktive Landwirte / Europaabgeordnete Monika Hohlmeier bei BBV-Bezirksversammlung

Himmekron, Lks. Kulmbach. Die oberfränkische Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) will sich für eine gerechtere Verteilung von Flächenprämien stark machen. „Die EU-Zahlungen an Landwirte sollen ein Einkommensausgleich sein und kein attraktives Investment“, sagte sie bei der BBV-Bezirksversammlung vor den oberfränkischen Kreisbäuerinnen und Kreisobmännern in Himmelkron.

Die Kommission müsse einen genauen Überblick darüber haben, wer eigentlich die Flächenprämien bekommt. Es könne nicht sein, dass große Flächen von Investoren angekauft, und dann gar nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Für den Investor lohne sich die Hektarprämie, doch beim Landwirt entstehe ein gewaltiger Konkurrenzdruck.

Um das künftig zu verhindern kündigte Hohlmeier ein „Echtzeit-Info-System“, an, das vor allem mehr Transparenz schaffen soll. Darüber hinaus sollen die Obergrenzen der Zahlungen gekappt und ausschließlich auf natürliche, nicht auf juristische Personen ausgelegt werden. Davon würden alle bäuerlichen Betriebe profitieren. „Millionäre, die tausende von Hektar aufkaufen, werden bei der Flächenprämie dagegen künftig leer ausgehen“, sagte die Abgeordnete. Hohlmeier: „Wenn wir das Geld vernünftig verteilen, dann kriegen es auch die Richtigen.“ Wer dagegen kein aktiver Landwirt sei, der benötige auch keinen Einkommensausgleich. 

Nach den Worten der Abgeordneten sollen in der künftigen gemeinsamen Agrarpolitik außerdem 40 Prozent der Gelder für Klimamaßnahmen verwendet werden. Das große Problem dabei werde sein, was die Kommission als klimarelevant einstuft. Daneben sollen in der künftigen GAP auch soziale Belange ihren Niederschlag finden. Illegale Beschäftigung dürfe dann kein Thema mehr sein. In Deutschland existierten entsprechende Regelungen, ganz im Gegensatz zu anderen EU-Staaten allerdings längst.

Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif forderte die Abgeordnete bei allen ihren Aktivitäten auf, dafür zu sorgen, dass die Landwirte nicht mit noch mehr Bürokratie überzogen werden. Vor allem kleine Familienbetriebe, die vielleicht nebenbei noch die eine oder andere Ferienwohnung anbieten, dürften nicht mit noch mehr Bürokratie belastet werden.

Immer mehr Auflagen sorgten dafür, dass immer weniger junge Leute die Landwirtschaft weiterführen, sagte der Bamberger Kreisobmann Edgar Böhmer. Er kritisierte vor allem die Umsetzung von EU-Vorgaben auf Bundes- und Landesebene, wo „immer noch eins draufgesetzt“ werde. Da stelle sich für ihn schon die grundsätzliche Frage, ob landwirtschaftliche Produktion so noch gewollt sei, oder nicht. Die Bauern hätten derzeit Null-Planungssicherheit, was durch die Corona-Krise noch einmal verschärft worden sei. Nur Erschwernisse und Auflagen, das könne mit der Zeit nicht gut gehen, schon jetzt würde viele Berufskollegen den psychischen Druck nicht mehr standhalten.

Das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration bedauerte bei dem Gespräch die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Für sie sei die Sache aber noch nicht gelaufen, denn das Verbot sei ausschließlich auf den Koalitionspartner SPD zurückzuführen. Unter einer neuen politischen Konstellation werde sie das Thema erneut zur Sprache bringen.

Bild: Diskutierten bei der oberfränkischen Bezirksversammlung in Himmelkron mit den Kreisbäuerinnen und Kreisobmännern (von links): der Bundestagsabgeordnete Friedrich, die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier und die Bundestagabgeordnete Emmi Zeulner.

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31.08.2020

Nächtliche Sternfahrt und Mahnfeuer zum Auftakt der Agrarministerkonferenz

Lahm. Aus Solidarität mit den Berufskollegen bei der EU-Agrarministerkonferenz in Koblenz hat der Zusammenschluss „Land schafft Verbindung - Landwirtschaft verbindet Bayern“ eine Sternrundfahrt über Lichtenfels, Bad Staffelstein und Ebensfeld nach Lahm im Itzgrund veranstaltet. Dort tauschten sich die Aktivisten am Abend bei einem Mahnfeuer unter dem Motto „Wegen uns muss der Regenwald nicht brennen“ aus, nachdem Lothar Teuchgräber, stellvertretender Lichtenfelser BBV-Kreisobmann aus Bad Staffelstein, noch einmal die wichtigsten Forderungen des Bauernprotestes verkündet hatte. Eine Änderung der Umwelt- und Tierwohlstandards dürfe nicht zu Lasten der Sozialstandards und der Einkommen der Bauern gehen, lautete eine der zentralen Botschaften. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland verlagere die Probleme nur. Je mehr Agrarprodukte importiert werden, desto mehr Regenwald wird gerodet“, so Teuchgräber. An der Sternfahrt hatten sich an die 50 Schlepper, teilweise mit Transparenten, beteiligt.

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28.08.2020

Trockenheit und Kalamitäten machen Coburger Wald zu schaffen / WBV beklagt fehlende politische Unterstützung

Watzendorf. Soll man die Fichte aufgeben oder nicht, darüber streiten sich selbst Fachleute. Ralf Keller, stellvertretender Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung Coburger Land, meint, man sollte die restlichen Fichten, die es noch gibt, schützen. Etwa durch Waldhygiene. Dort, wo die Fichte noch steht, müsse man den Wald vom Borkenkäfer frei räumen. Andernfalls würde das benötigte Fichtenholz aus dem Ausland, etwa aus Sibirien, importiert.

Eine ganz andere Auffassung vertrat bei einem Ortstermin in Watzendorf bei Seßlach der stellvertretende Coburger Landrat Christian Gunsenheimer (Freie Wähler). Die Kombination von Trockenheit und Kalamitäten werde dazu führen, dass man sich gedanklich von der Fichte verabschieden muss, sagte er. „Wir werden generell mit der Fichte nicht mehr glücklich werden“, so Gunsenheimer.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels sagte er voraus, dass die Trockenheit der zurückliegenden drei Jahren künftig der Dauerzustand sein wird. „Trockenheit und Sturmschäden werden wir noch öfter bekommen“, so der stellvertretende Landrat. Deshalb müsse man mit dem Thema ganzheitlich umgehen, das bedeute zum Beispiel, Holzhackschnitzelheizungen stärker zu forcieren, mehr mit Holz zu bauen und dies auch in den Regularien der Bauvorschriften so festsetzen.

Die große Bedeutung des Waldes im Landkreis Coburg machte der WBV-Vorsitzende Wolfgang Schultheiß an einer ganzen Reihe an Zahlen deutlich. Er bezeichnete die WBV als „größte Klimaschutzorganisation Coburgs“. Gehe man davon aus, dass der Wald rund zehn Tonnen Kohlendioxid pro Hektar und Jahr bindet, dann komme man im Landkreis auf rund 200000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Das entspreche dem Jahresausstoß von etwa 100000 Pkw, wobei es im Landkreis Coburg aber nur etwa 50000 Pkw gebe.

Aktuell sprach Schultheiß von der „größten Käferkalamität seit Menschengedenken“. Der Verfall des durchschnittlichen Holzpreises von 90 auf 25 Euro pro Festmeter spreche für sich. Minderwerte Sortimente und Hackschnitzel seien derzeit absolut unverkäuflich. Der Vorsitzende beklagte außerdem, dass es aktuell weder finanziell noch emotional irgendeine politische Unterstützung für die Waldbesitzer gebe. Dazu kämen unglückliche Aussage von Ministerpräsident Markus Söder, der sich für einen „urigen Wald mit Totholz“ statt eines Wirtschaftswaldes ausgesprochen hatte und das ständige Gerede von Waldstilllegungen.

Schultheiß hatte aber auch eine Reihe von Handlungsempfehlungen parat, die er bei dem Ortstermin dem stellvertretenden Landrat und dem Coburger CSU-Landtagsabgeordneten Martin Mittag erläuterte. Dazu gehöre die Borkenkäferbekämpfung mit Insektiziden genauso, wie entsprechende Rahmenbedingungen für eine zügige Abfuhr des Holzes aus dem Wald. Möglich sollte es auch wieder sein, das Holz mit 500 Metern Abstand aus dem Wald zu bringen und auf landwirtschaftlichen Flächen zu lagern, ohne dass es mit dem Kulturlandschaftsprogramm Konflikte gebe. Alle Waldbesitzer, die nicht in der Lage seien, innerhalb von einigen Wochen ihre Wälder aufzuarbeiten, sollten aufgefordert werden, sich an Sammeldurchforstungen und –vermarktungen zu beteiligen.

Was den Wildverbiss angeht, forderte der WBV-Vorsitzende eine höhere Abschussquote sowie eine Förderung des Baus von Schutzzäunen. Nicht zuletzt sei auch eine Neuauflage der Förderung für Biomasseheizungen notwendig. Corona-bedingt seien der WBV Coburg, die zusammen mit der WBV Kronach und der WBV Lichtenfels eine Biomasse GmbH betreibt, einige große Abnehmer von Hackschnitzeln wie etwa die Therme Bad Staffelstein weggebrochen, so dass sogar die Auflösung der Biomasse GmbH im Raum steht.

Die WBV Coburg hat rund 1000 Mitglieder mit einer Waldfläche von zusammen 12000 Hektar.

Bild: Der stellvertretende WBV-Vorsitzende Daniel Angermüller, stellvertretender Landrat Christian Gunsenheimer, WBV-Vorsitzender Wolfgang Schultheiss und der Landtagsabgeordnete Martin Mittag (von links) bei einem Ortstermin nahe Watzendorf bei Seßlach.

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20.08.2020

Klöckner in Kulmbach: Tierwohl und Trockenheit / Bundeslandwirtschaftsministerin diskutierte mit Junglandwirten

Kulmbach. Die Region Kulmbach steht für Ernährung, für gute fachliche Praxis sowie für Einklang von Natur und Produktion. Dieses Fazit zog Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei ihrem Besuch in der Region. Klöckner besichtigte unter anderem das Unternehmen Raps und das Max-Rubner-Institut und sprach mit Vertretern des Uni Campus Kulmbach. Während der Unternehmensbesuch und die Stippvisite im Max-Rubner-Institut weitgehend nichtöffentlich stattfanden, gab es zuvor eine Diskussion mit Junglandwirten auf einem Feld zwischen Appenberg und Gundersreuth bei Mainleus. Gleich zu Beginn ihres Besuches hatte sie die Aufgabe, die Bauern mit einer negativen Meldung zu konfrontieren: Die für Januar 2021 geplante weltweite Leitmesse der Agrarbranche, die Grüne Woche in Berlin, werde Corona-bedingt ausfallen.

Es gehe ihr bei dem Besuch in Kulmbach darum, zu erfahren, was junge Landwirte an Hilfestellungen brauchen, um das leisten zu können, was die Gesellschaft von ihnen verlange, sagte Klöckner. Da gehe es um mehr Umweltschutz und um mehr Klimaschutz, aber auch um die Sicherung unserer Ernährung. Landwirtschaft sei schon immer dem Wandel unterworfen gewesen. Genauso habe die Gesellschaft auch schon immer wechselnde Anforderungen an die Nahrungsmittelproduktion. Während es vor 40, 50 Jahren darum gegangen sei, Ernten zu sichern, stünden heute die Produktionsbedingungen im Vordergrund, so die Ministerin.

Landwirte müssten heute vor dem Hintergrund des Klimawandels aber auch in ihrem eigenem Interesse viel mehr an Erwartungen erfüllen. Der Klimawandel habe sich an drei sehr trockenen Jahren hintereinander bemerkbar gemacht. Das bedeute, man brauche viel mehr Fruchtwechsel, viel mehr Zwischenfrüchte, um den Boden locker zu halten und Feuchtigkeit zu speichern. Genauso gut gehöre die Reduktion von Pflanzenschutz- und Düngemitteln dazu.

In der Tierhaltung spiele das Tierwohl eine ganz große Rolle. Wenn Ställe dafür umgebaut werden sollen, müsse man die Landwirte begleiten. Klöckner gab dabei auch zu bedenken: „Wenn kleine Landwirte vor Ort aufgeben und wir dann die Produkte importieren müssen, haben wir auf die Produktionsstandards keinen Einfluss mehr.“ Es könne nicht angehen, dass sich jeder Verbraucher eine regionale Lebensmittelerzeugung wünsche, im Supermarkt aber gleichzeitig Cent-Beträge für die Kaufentscheidung ausschlaggebend seien.

Großes Lob zollte die Ministerin der jungen Generation an Landwirten. Die jungen Leute würden sich nicht beklagen, sondern wollen Landwirtschaft betreiben, seien offen für neue Züchtungen und für die Digitalisierung. Dafür fordere sie völlig zurecht auch Planungssicherheit ein. Das soll jetzt auch bei der nächsten EU-Agrarministerkonferenz, die in Deutschland stattfindet, eingebracht werden. Dabei machte die Ministerin aber auch keinen Hehl daraus, dass die künftige gemeinsame europäische Agrarpolitik „grüner und nachhaltiger“ werde und dass es in Sachen Tierwohl kein Zurück mehr geben werde. Eine betäubungslose Ferkelkastration werde es beispielsweise nicht mehr geben. „Tierwohl geht vor, wenn sie von der Gesellschaft akzeptiert sein wollen.“

Die jungen Landwirte gaben der Ministerin allerdings auch zahlreiche Forderungen mit auf den Weg. Der Anbau von Zwischenfrüchten zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit müssten halt auch honoriert werden, sagte Tobias Weggel. Bestandsschutz für Ferkelerzeuger forderte Heiko Kaiser. Wenn aufgrund der Tierwohldiskussionen Ausbauten in den Ställen notwendig werden, bedeute das für viele Landwirte, dass sie die erforderlichen Investitionen nicht mehr stemmen können und stattdessen aufgeben. Zu viel Bürokratie beim Bau von Güllegruben kritisierte Milchviehhalter Manuel Faßold aus dem Landkreis Lichtenfels. Aufgrund der vielen Sonderauflagen für jedes einzelne Bauteil habe niemand mehr Lust, eine Güllegrube zu bauen. Dabei seien sie so dringend notwendig, sagte Berufskollege Andreas Popp. Auf der einen Seite soll im Herbst keine Gülle mehr ausgebracht werden, auf der anderen Seite werde der Bau von Güllegruben erschwert.

Ein weiteres Thema war auch der katastrophale Zustand des Waldes aufgrund der Trockenheit. „Wir müssen hektarweise Wald wegschlagen“, so Johannes Hick aus Königsfeld. Mittlerweile sei bereits die dritte Borkenkäfergeneration dieses Jahres zugange. Die Waldbesitzer seien ganz einfach überfordert, sagte Susanne Löblein, ebenfalls aus dem Landkreis Bamberg. Bei der Holzvermarktung lege man im Moment drauf. Den „extremen Druck“ seitens des Lebensmitteleinzelhandels prangerte schließlich Stefan Scherzer vom gleichnamigen Gemüsebaubetrieb an. Während sein Betrieb mit hohen Investitionen aufgrund immer weiter steigender Anforderung zurechtkommen müsse, zähle für den Lebensmitteleinzelhandel am Ende jeder Cent, alles andere, auch die regionale Erzeugung sei nachrangig.

Zuvor hatte die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner der Ministerin die kleinstrukturierte Landwirte in der Region vorgestellt, die etwa zur Hälfe im Voll- und im Nebenerwerb betrieben werde. Die Region sei extrem von der Trockenheit geprägt, so Zeulner zum derzeitigen Hauptproblem der Landwirte in der Region.

Bilder: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner im Gespräch mit Junglandwirten auf einem Feld in der Gemeinde Mainleus.

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19.08.2020

Vom Laichfisch bis zum Grillfisch: Wichtige Institution für die Umweltbildung / Lehranstalt für Fischerei des Bezirks Oberfranken feierte 40-jähriges Bestehen

Aufseß. Mit der Enthüllung einer Karpfenskulptur hat der Bezirk Oberfranken das 40-jährige Bestehen der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß gefeiert. Der „Phantastische Karpfen“, der künftig vor dem Verwaltungsgebäude alle Besucher begrüßen wird, wurde von der Künstlergruppe des Vereins „Rote Katze“ aus Bayreuth gestaltet. Der Verein unterstützt Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen bei der Entdeckung und Entwicklung ihrer kreativen Begabungen.

Als „Kompetenzzentrum rund um den Fisch“ bezeichnete Bezirkstagspräsident Henry Schramm die Lehranstalt für Fischerei, die am 1. Mai 1980 ihren Betrieb aufgenommen hatte. Oberstes Ziel sei es von Anfang an gewesen, den heimischen Fisch und seine Lebensbedingungen in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu rücken. Das sei auch gelungen, sagte Schramm. Er sprach von 5000 Menschen, die jedes Jahr den Weg nach Aufseß finden. Viele Teichwirte seien darunter, aber auch Schulklassen und Kindergärten, denen die große Bedeutung von Fischen und Gewässern nahe gebracht werden soll. Schwerpunkt der Lehrgänge zur Fortbildung von Fischern und Teichwirten ist nach den Worten des Bezirkstagspräsidenten die Verwertung heimischer Fischarten, aber auch deren Nachzucht, kurz: „vom Laichfisch bis zum Grillfisch“.

Mit über 2000 registrierten Betrieben sei die Teichwirtschaft in Oberfranken bayernweit ganz vorne angesiedelt, sagte Bezirkstagspräsident Schramm. Über 14000 Teiche mit fast 3000 Hektar Fläche und rund 2000 Kilometer Uferstreifen würden für sich sprechen.

Die Idee zur Lehranstalt, die damals noch Beispielbetrieb hieß, hatte der langjährige Leiter der beim Bezirk angesiedelten Fischereifachberatung Robert Klupp. Er habe frühzeitig den Bedarf an fischereilicher Aus- und Fortbildung erkannt, sagte Schramm. Wichtige Mitstreiter seien von Anfang an der Bezirksfischereiverband und die Teichgenossenschaft Oberfranken gewesen. Heute ist die Lehranstalt sogar ein Ausbildungsbetrieb mit aktuell drei Lehrlingen zum Fischwirt.

Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken, würdigte die enge Zusammenarbeit mit der Lehranstalt, sprach aber auch die Probleme an, mit denen die Teichwirte derzeit zu kämpfen haben. Dazu gehörten zum einen die aufgrund der Trockenheit zurückgehenden Wasserreserven sowie die immense Zunahme tierischer Schädlinge, ganz besonders des Fischotters. „Wenn wir dieses Problem nicht lösen, werden viele Teichwirte aufgeben müssen“, so Thoma. Auch die Angelfischerei finde in der Lehranstalt immer wieder kompetente Ansprechpartner, sagte der zweite Vorsitzende des Bezirksfischereiverbandes Reinhard Krug, Er sprach von einer wichtigen Institution zur Umweltbildung mit dem Projekt „Fische machen Schule“. Aber auch die Erzeugung und Bereitstellung hervorragender Besatzfische sei der Lehranstalt zu verdanken.

Der farbenfrohe Entwurf für den „Phantastischen Karpfen“ stammt von Petra Blume aus Bayreuth, die selbst Mitglied der Künstlergruppe „Rote Katze“ ist. Umgesetzt wurde der Entwurf von vier weiteren Mitgliedern, die daran mehrere Tage lang in einer eigens angemieteten Scheune im Landkreis gearbeitet hätten. Aufgrund der Corona-bedingt geforderten Abstandsregelungen sei das angestammte Atelier zu klein gewesen, so dass das Projekt beinahe gescheitert wäre, berichtete Petra Blume. Nun freue sie sich umso mehr über den neu entstandenen Blickfang.

Bild: Vor dem Verwaltungsgebäude der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß hat der Bezirk Oberfranken zum 40-jährigen Bestehen einen „Phantastischen Karpfen“ enthüllt.

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14.08.2020

Ideale Botschafterin für die Landwirtschaft / Energiepflanze zur Papiergewinnung – Donau-Silphie-Tour machte Station bei Leo Göller in Hirschaid

Hirschaid. Die Durchwachsene Silphie („silphium perfoliatum“) kennt man als Energiepflanze zur Verarbeitung in der Biogasanlage. Doch was ist, wenn das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausläuft? Auf seiner Tour durch ganz Deutschland stellte das Saatgutunternehmen Metzler & Brodmann Saaten, das vom „Hahnennest“ im baden-württembergischen Ostrach aus die „Donau-Silphie“ vertreibt eine neue Form der Verwertung vor. „Wir möchten die Fasern der Silphie zur Papierherstellung, vornehmlich zur Herstellung von Verpackungsmaterial nutzen“, sagte Produktmanagerin Alexandra Kipp bei der 13. von 20 Stationen im oberfränkischen Hirschaid bei Bamberg.

Dort baut Landwirt Leo Göller die Silphie seit drei Jahren an, aktuell auf einer Fläche von vier Hektar. Der Bestand aus dem Jahr 2018 hatte schon so einiges durchgemacht, von extremer Trockenheit bis zum Hagel, steht aber trotzdem hervorragend da. Es handele sich dabei um ein Projekt im Wasserschutzgebiet, das von der Regierung von Oberfranken, den Wasserversorgern von Bamberg und Hirschaid mit betreut wird. Bisher hatte er die Ernte in Biogasanlagen verarbeitet, neue Versuche für Papierproduktion laufen.

Alexandra Kipp schwärmt von der Silphie als die ideale „Botschafterin für die Landwirtschaft“. Die Pflanze habe viele Vorteile, sie bringe Insektenschutz, Klimaschutz und Wasserschutz unter einem Hut. Ihr Unternehmen arbeite derzeit intensiv an zukunftsfähigen Lösungen für die Zeit nach dem EEG und habe vor wenigen Monaten eine neu gebaute Fasergewinnungsanlage in Betrieb nehmen können. „Wir wollen Silphienfasern für die Papierherstellung gewinnen und soweit aufbereiten, dass sie in einer Papierfabrik direkt weiterverarbeitet werden können“, so die Produktmanagerin. Die Testphase laufe bereits auf Hochtouren, erste Ergebnisse konnte sie bei dem Feldtermin in Hirschaid bereits den Landwirten vorstellen. Rund 100 Bauern aus allen Teilen Oberfrankens waren gekommen, was zeigt, dass das Interesse groß ist. Die Energiepflanze könnte damit auch für diejenigen Landwirte interessant sind, die keine Biogasablage betreiben.

Die Papierherstellung könnte ein interessanter Markt sein, sagte Alexandra Kipp und zeigte mehrere Verwendungsmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Qualitäten. Die reichen von Eierkartons bis hin zu Verpackungen für Teebeutel. Deutschland habe 2,5 Mal mehr Bedarf an Papier, als es selbst erzeugt. Die Silphie wäre hervorragend dazu geeignet, Papier in großen Mengen zu erzeugen und damit die Einzelhandelsketten zu beliefern, zumal der Chemieeinsatz deutlich unter dem der herkömmlichen Papierherstellung liegt. Die Aufbereitungsschritte sollten dabei bei der Landwirtschaft liegen, denn am Ende sollte das Geld rausspringen, das dann nicht mehr aus dem EEG-Topf kommt.

Während die Energiepflanze bislang auf Flächen angebaut worden sei, die nicht so hundertprozentig in die landwirtschaftliche Produktion gepasst haben, sei dann auch der Anbau der Silphie auf besseren Flächen denkbar. Geerntet werden könne ganz normal mit dem Maishäcksler. Produktmanagerin Alexandra Wild verriet am Rande der Veranstaltung auch den Saatgutpreis fü die „Donau-Silphie“. Er liegt bei 1950 Euro pro Hektar.

Die Durchwachsene Silphie stammt ursprünglich aus Nordamerika und gehört zur Pflanzenfamilie der Korbblütler. Sie wird bis zu 3,50 Meter hoch, blüht von Juni bis September leuchtend gelb, wurzelt bis zu zwei Meter tief und gilt als relativ anspruchslos. Im ersten Jahr wächst sie allerdings nur kniehoch, deshalb wird sie in der Regel als Untersaat zum Mais gesät. So kann das erste Silphie-Jahr ohne Ertragsausfall überbrückt werden

Bilder:
1.
 Auf einem Versuchsfeld in Hirschaid machte die Donau-Silphie-Tour Station um für die Energierpflanze und deren Vwrwendungsmöglichkeit zur Papierproduktion zu werben.
2. Papiergewinnung als zukunftsfähige Lösung: Produktmanagerin Alexandra Kipp vom Energiepark Hahnennest erläuterte die Vorzüge der Silphie.
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 Baut die Durchwachsene Silphie seit vier Jahren an: Landwirt Leo Göller aus Hirschaid bei Bamberg.
 

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20.07.2020

Entspannung in Sachen Futternot / Gemischte Erntebilanz des BBV Oberfranken – Corona hat auch in der Landwirtschaft Spuren hinterlassen

Isaar. Von einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte geht der Bauernverband für Oberfranken aus. Die Landwirte im Regierungsbezirk sind aber trotz aller regionalen Unterschiede guter Dinge: „Noch so ein Trockenjahr wie 2018 und 2019 hätte das endgültige Aus für viele Betriebe bedeutet“, so BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei der oberfränkischen Erntepressekonferenz auf dem Hof von Kreisobmann Hermann Klug in Isaar bei Töpen.

Diesmal sei es nicht die Trockenheit gewesen, die den Bauern Kopfzerbrechen bereitete, obwohl noch im April und Mai einiges daraufhin gedeutet habe. Diesmal sei das Problem eher der Spätfrost rund um die Eisheiligen gewesen, die zum Beispiel den Obstbauern im Landkreis Forchheim Ernteausfälle von 50 bis 100 Prozent einbrachten.

Auch die Wintergerste, die zu 100 Prozent ins Futter geht, habe unter den Spätfrösten gelitten. „Die Eisheiligen kosteten richtig Ertrag“, sagte Greif. Vor allem im nordwestlichen Oberfranken sei die Kälte zur Unzeit gekommen, so dass die Befruchtung der Kornkammer ausblieb. Wintergerste wurde in Oberfranken auf fast 24000 Hektar angesät.

Die größte Anbaufläche belegt mit fast 34000 Hektar der Mais. Auch er sei diesmal etwas zögerlich aufgegangen, habe sich aber nach dem Maifrost wieder erholen können. Die zweitgrößte Anbaufrucht belegte der Winterweisen. Hier rechneten die Bauern mit einer durchschnittlichen Ernte, weil die Trockenheit des Frühjahrs durch den Niederschlag im Juni absolut ausgeglichen werden konnte. Bayernweit Spitze ist Oberfranken bei der Sommergerste, beziehungsweise der Braugerste, auch wenn die Anbaufläche erneut rückläufig gewesen sei, diesmal von 30500 auf 26250 Hektar. Bleibt noch der Raps, als einer der wichtigsten Lieferanten für nachhaltiges und heimisches Proteinfutter. Er wurde wieder mehr angebaut, die Fläche stieg binnen Jahresfrist von 9800 auf rund 12000 Hektar, wobei die Erträge aber durch die fehlende Beizung des Saatgutes eher unterdurchschnittlich sein werden.

Absolut auf Normalniveau liegen die Erträge dem BBV-Präsidenten zufolge beim Grünland. Während die Landwirte in den zurückliegenden Beiden Jahren mit großer Sorge betrachteten, habe der erste Schnitt heuer schon frühzeitig durchgeführt werden können, um das dringend benötigte Futter einzufahren. Durch den Regen der zurückliegenden Wochen sei das Grünland gut gewachsen, so dass der zweite und wohl auch der dritte Schnitt zufriedenstellend sein werden. Greif: „Dies dürfte Futterengpässe erst einmal beenden.“

Ihre Spuren hinterlassen hat die Corona-Krise in der Landwirtschaft, auch wenn sie als systemrelevant eingestuft wurde. Schlagartig sei der Bevölkerung bewusst gemacht worden, wie abhängig wir vom weltweiten Warenverkehr sind, wie wichtig in Sondersituationen aber auch ausländische Arbeitskräfte sind. „Wir hoffen, unsere Bevölkerung hat wahrgenommen, dass in Krisenzeiten eine sichere heimische Versorgung notwendig ist.“ Die Versorgung habe funktioniert, darauf könnten die Bauern stolz sein.

Eine mittlere Ernte erwartet Kreisobmann Hermann Klug für seinen Betrieb. Er bewirtschaftet einen Steinwurf von der bayerisch-thüringischen Grenze entfernt insgesamt rund 150 Hektar Land, hat 74 Milchkühe im Stall zuzüglich der Nachzucht und er betreibt eine Biogasanlage mit rund einem Drittel Gülleanteil. Auf einem Viertel seiner Fläche baut er Mais an, auf dem Rest Triticale, Sommer- und Wintergerste, Winterweizen und Kleegras. Größte Sorge bereiten ihm derzeit die 20 Hektar Wald, weil die Bäume aufgrund der Dürre der vergangenen Jahre nach und nach absterben.

Dem Kreisobmann zufolge, habe Corona das Übrige dazugetan, dass die Preise eher im Keller angesiedelt seien. Oft werde Corona aber auch nur vorgeschoben. Nicht zuletzt werde Corona nach Ansicht von Hermann Klug auch mit Blick auf die Düngeverordnung und die Tierwohldiskussion von der Politik dazu benutzt, um den Bauern einer Auflage nach der anderen aufzubürden.

Bild: Kreisobmann Hermann Klug begutachtete zusammen mit den oberfränkischen BBV-Präsidenten Hermann Greif, BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer und Kreisgeschäftsführer Thomas Lippert (von links) die Qualität auf seinen Beständen.

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07.07.2020

Waldbesitzer fordern Trockenprogramm für Franken / Großflächiges Waldsterben befürchtet – Holzmarkt komplett eingebrochen

Windischletten. Mit einem dramatischen Appell wenden sich die Verantwortlichen der Waldbesitzervereinigung Bamberg derzeit an Politik und Öffentlichkeit. Ohne finanzielle und ideelle Unterstützung werde der Wald in Oberfranken großflächig absterben, so befürchten es die Fachleute. Erste Anzeichen dafür seien bereits nicht mehr zu übersehen.

„Es brennt, und zwar im übertragenen Sinne“, sagt Angelika Morgenroth, 1. Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Bamberg. Große Teile der Wälder nicht nur im Raum Bamberg sondern in ganz Oberfranken sowie in Mittel- und Unterfranken leuchteten rotbraun durch Schädlingsbefall und Trockenheit. „Den Waldbesitzern brennt das Waldvermögen unter der Säge weg“, so Morgenroth und bei den Waldbesitzervereinigungen würden inzwischen die Telefonleitungen durchbrennen.

„Wenn das so weiter geht, werden wir in wenigen Jahren fast überall freie Bergkuppen sehen“, bestätigte auch der forstliche Berater Hans Peter Schreier vom Landwirtschaftsamt in Scheßlitz. Auf Grund der anhaltenden Trockenheit könnten allein in Oberfranken Waldflächen im fünfstelligen Bereich verloren gehen. Zusätzlich werde die Situation durch den starken Wind und die heftige Sonneneinstrahlung beschleunigt. Die Winterfeuchtigkeit fehle mittlerweile völlig und das Frühjahr starte bereits mit extremer Trockenheit. „Die Geschwindigkeit, mit der der Klimawandel zuschlägt, überrascht selbst Förster und Waldbesitzer“, so Schreier.

Viele Waldbesitzer seien in der Folge nicht mehr in der Lage, den vom Bayerischen Waldgesetz gebotenen Waldschutz bei Räumungskosten zu leisten. Die Kosten würden bei weiten die Erlöse durch den Holzverkauf überschreiten. Teilweise gebe es für verschiedene Sortimente überhaupt keinen Markt mehr. Deshalb würden Waldbesitzer verzweifelt aufgeben.

Die Förderrichtlinien der Bayerischen Staatsregierung für waldbauliche Maßnahmen scheitern nach Ansicht der Beteiligten an den regionalen Problemen in Franken und sind einfach nicht oder nur schwer anwendbar. Trotz vieler positiver und neuer Fördertatbestände könnten sie teilweise nicht abgerufen werden. Angelika Morgenroth und Hans Peter Schreier fordern deshalb ganz konkret ein Trockenprogramm für ganz Franken, ein Aufarbeitungsprogramm für die Kleinstprivatwaldbesitzer sowie stärkere personelle Unterstützung für die Forstverwaltung. Die WBV könne die Arbeit alleine nicht mehr leisten.

Dabei geht es den Verantwortlichen aber nicht nur um finanzielle Unterstützung. Auch die Einsicht, dass der Wald die Basis für unsere Existenz ist, sei bei weitem nicht überall verbreitet. Ob Speicherung von Kohlendioxyd oder die Zukunft der Trinkwasserversorgung, ob Mountain-Biking oder der Modetrend „Waldbaden“: ohne Wald geht nichts. „Jeder will den Wad nutzen, aber keiner will Verantwortung dafür übernehmen“, so Angelika Morgenroth.

Eine Lehre, die Wald- und Forstexperten aus der derzeitigen Situation ziehen lautet: „Wir müssen den Waldumbau forcieren.“ Dort, wo ein Waldumbau schon länger stattgefunden habe, sei die Situation zumindest optisch nicht ganz so dramatisch.

Unter dem Motto „Oberfranken brennt“ hat die WBV Bamberg zusammen mit den beiden Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und Holger Dremel (beide CSU) vor kurzem auch ein Krisengespräch an der Windischlettener Linde durchgeführt. Zahlreiche Funktionsträger und Waldbesitzer auch aus benachbarten Amtsbereichen sowie ein Team des Bayerischen Fernsehens war dabei. Sie alle konnten an diesem markanten Punkt des Regierungsbezirks die „brennenden“, also abgestorbenen Bergkuppen vom Jura, über den Steigerwald, den Hassbergen, Thüringer Wald, Frankenwald und den Gottesacker des Maintals erkennen. Allen Teilnehmern sei dabei schnell klar geworden: „So dramatisch war die Situation noch nie.“

Bild: Bei einem Krisengespräch an der Windischlettener Linde  verdeutlichte WBV-Vorsitzende Angelika Morgenroth den Abgeordneten Martin Schöffel (links) und Holger Dremel die dramatische Situation des Waldes.

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03.07.2020

Grünes Zentrum für grüne Berufe / In Münchberg setzt der Landkreis Hof ein Zeichen für die Landwirtschaft

Münchberg. Mit einem Kostenvolumen von rund elf Millionen Euro entsteht derzeit in Münchberg ein Grünes Zentrum. Der stattliche Neubau nahe der Autobahnanschlussstelle Münchberg-Nord soll ab Ende des Jahres gleich mehrere landwirtschaftliche Institutionen unter einem Dach vereinen: das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, den Bauernverband, den Maschinenring, die Landwirtschaftsschule und die zentrale Vergabestelle der staatlichen landwirtschaftlichen Führungsakademie.

„Wir wolle ein Zeichen für die Land- und Forstwirtschaft sowie für die grünen Berufe setzen“, sagt Landrat Oliver Bär. „Wir wollen hier in Münchberg die Dinge zusammenführen und Synergien schaffen.“ Er sei fest davon überzeugt, dass die Landwirtschaft im Landkreis Hof eine Zukunft habe. Die Betriebe seien gut aufgestellt, durch das neue Grüne Zentrum könnten sie die bestmöglichste Unterstützung erfahren. Der Landrat spricht von einer bewussten Standortentscheidung aufgrund der guten Erreichbarkeit aufgrund der Nähe zur Autobahn und der prägnanten Lage am Ortseingang der Stadt Münchberg.

Nach den Worten von Christine Schmoelzer-Glier, der Leiterin des Fachbereichs Hochbau am Hofer Landratsamt, beträgt die reine Nutzfläche des neuen Grünen Zentrums rund 2000 Quadratmeter. Im Gebäude wird Platz für 80 Büroarbeitsplätze sein. Daneben gibt es zwei Unterrichtsräume für jeweils 24 Schüler sowie 72 Stellplätze auf dem großzügig angelegten und ansprechend gestalteten Freigelände. Schmoelzer-Glier spricht von einem abgewinkelten Baukörper, der sich hervorragend in die topographische Lage einfügt. In die Räume des bisherigen Amtes unweit des Neubaus wird übergangsweise zu Beginn des kommenden Jahres die Krankenhausverwaltung des Klinikums Münchberg einziehen.

Eine Besonderheit des Baus ist nach den Worten von Karsten Hilbert und Ulrich Wendland vom Architekturbüro ghsw-Architekten in Hof die Verwendung von Holz von der Fassade bis zu den Echtholztüren im Innern. „Hier wird ausschließlich mit hochwertigen, naturnahem Materialien gearbeitet“, so die Architekten. Für die Wärme soll eine Pellets-Heizung, für die Kälte ein Geothermie-System sorgen. Außerdem werde auf den Dächern eine Photovoltaikanlage installiert.

Froh über die neuen Räumlichkeiten zeigt sich Karl Fischer, Leiter des AELF Münchbergs, auch wenn er selbst nicht mehr einziehen wird, da er zum Sommer seinen Ruhestand antritt. Er gehe davon aus, dass das neue Erstsemester im Herbst noch im alten Schulgebäude starten und später in das Grüne Zentrum umziehen wird. Fischer zufolge gebe es bei den Anmeldezahlen für das neue Schuljahr keinesfalls einen Einbruch, im Gegenteil, der Ausbildungswille sei klar erkennbar und die magische Zahl von 16 Studierenden werde man deutlich übertreffen. Der Behördenchef spricht dabei auch von einer Zukunftsoffensive für die Landwirtschaft im Landkreis Hof. Eine herausragende, aber auch ortsnahe Ausbildung sei für die Zukunft der Landwirtschaft unabdingbar.

Baubeginn für das neue Grüne Zentrum war bereits im August 2018, im Oktober 2018 fand die Grundsteinlegung statt und im September 2019 konnte Richtfest gefeiert werden. Derzeit läuft der Innenausbau auf Hochtouren, so dass bis zum Ende des Jahres 2020 mit der Fertigstellung gerechnet wird.

Bilder:
1.
 Mit einem Kostenaufwand von rund 11 Millionen Euro entsteht an einer der Einfallsstraße nach Münchberg derzeit das künftige Grüne Zentrum des Landkreises Hof.
2.
Behördenleiter Karl Fischer vom Amt für Landwirtschaft, die Architekten Karsten Hilbert und Ulrich Wendland, Christine Schmoelzer-Glier vom Fachbereich Hochbau am Hofer Landratsamt sowie Landrat Oliver Bär, (von links) bei einer Baustellenbegehung.

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02.07.2020

Heißwasser statt Glyphosat / Maschinenring Oberfranken Mitte setzt im Kulmbacher Land auf umweltfreundliche Unkrautbekämpfung

Neuenmarkt/Himmelkron. Hundert Prozent Wasser, null Prozent Chemie: das ist die Erfolgsformel gegen Unkraut und Schädlinge. Im Kulmbacher Land ist der Maschinenring in diesen Tagen wieder unterwegs, um die Wege des Friedhofs in Neuenmarkt von Unkraut und die Eichen entlang der Bundesstraße B303 bei Himmelkron vom Eichenprozessionsspinner zu befreien.

„Eigentlich ist die Sache ganz einfach“, so Geschäftsführer Bernd Müller vom Maschinenring Oberfranken Mitte, der gewerblichen Tochterfirma der Maschinenringe Bayreuth, Kulmbach und der Fränkischen Schweiz. Eiweiß gerinnt bei 70 Grad Celsius, also wird sowohl das Unkraut als auch der Eichenprozessionsspinner mit 100 bis 110 Grad heißem Wasser besprüht. Das sei nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstig, so Müller. Immer mehr Kommunen würden deshalb auf diese Dienstleistung des Maschinenrings zurückgreifen.

In Neuenmarkt kam der Auftrag von der Gemeinde. „Für uns ist es eine Testphase, um zu prüfen, inwiefern wir den Bauhof entlasten können“, so Bürgermeister Alexander Wunderlich. Der Friedhof soll schließlich ein Aushängeschild der Gemeinde sein, deshalb werde die Unkrautbekämpfung dort ganz gezielt vorangetrieben. MR-Geschäftsführer Müller geht von vier Durchgängen aus, bis die Wege tatsächlich unkrautfrei sind. Im Tank von Uwe Glass aus Creußen, der für den Maschinenring tätig ist, sind 800 Liter Wasser. Zwölf Liter benötigt er pro Minute.

Spektakulärer gestaltet sich der Heißwassereinsatz in Himmelkron entlang der B303. Die Bundesstraße musste für den Einsatz mit einer Ampelregelung gesperrt werden, damit Harald Galster aus Gefrees und Gerhard Schultheiß aus Kleinweiglareuth von einer Hebebühne aus die Nester des Eichenprozessionsspinners gezielt besprühen können. Auch hier sei die Arbeit durchaus von Nachhaltigkeit geprägt. Während im zurückliegenden Jahr auf dem Gelände der Bundespolizei in Bayreuth drei volle Tage notwendig gewesen waren, um den Prozessionsspinner den Garaus zu machen, sei man heuer schon in einem halben Tag fertig gewesen, so sehr konnte die Verbreitung durch die Heißwassermethode eingeschränkt werden.

An manchen der über 30 befallenen Eichen seien die Auswirkungen des Schädlings schon deutlich zu sehen, so Harald Huber vom Maschinenring. Er spricht von rund 40 Nestern an manchen Bäumen, an besonders stark befallene Bäume habe er auch schon 80 Nester gezählt. Das gefährliche an dem Schädling, der bei weitem nicht nur Eichen befällt, sind die Brennhaare, die im Extremfall lebensbedrohliche allergische Reaktionen bei manchen Menschen auslösen können. „Die Haare der Raupen führen zu Allergien, Asthma und mitunter zu einem allergischen Schock“, so Müller. Zu den häufigsten Symptomen gehörten lokale Hautausschläge, begleitend dazu könnten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündungen auftreten.

Die Maschinenring Oberfranken Mitte GmbH hatte im zurückliegenden Jahr mit dem Einsatz der Heißwassertechnik begonnen. Geschäftsführer Müller kann bereits jetzt ein positives Zwischenfazit ziehen. Die Unkraut- und Schädlingsbekämpfung mit der Heißwassermethode habe sich bewährt. Gegen Heißwasser sei kein Unkraut resistent, Wurzel und Pflanze würden absterben, für das Umfeld entstehe keinerlei Schaden. Konkret würden die Raupen und speziell deren Nesselhaare „gekocht“ und damit das auf Eiweißbasis aufgebaute Nesselgift vollständig zerstört.

Prominenteste Einsatzorte seien die markgräflichen Parks der Eremitage und des Hofgarten gewesen, wo sich ebenfalls der Eichenprozessionsspinner breit gemacht hatte. Selbst in den Parks habe sich der Schädling so rasant vermehrt, so dass bereits Bereiche abgesperrt werden mussten. Vorrangig müsse die Bekämpfung überall dort in Erwägung gezogen werden, wo Menschen durch die Gifthaare gefährdet sind. Zur Abwehr der Gesundheitsgefahr auf öffentlichem Gelände seien die Gemeinden, bei Privatgrundstücken die Eigentümer zuständig.

Bilder:
1.
 Uwe Glass aus Creußen bearbeitet die Wege des Neuenmarkter Friedhofs mit der Heißwassertechnik. Über die Schulter blicken ihm dabei Bürgermeister Alexander Wunderlich, Harald Fischer vom Bauhof in Neuenmarkt und Geschäftsführer Bernd Müller vom Maschinenring Oberfranken Mitte.
2. Entlang der Bundesstraße B3030 im Gemeindegebiet von Himmelkron ist der Maschinenring im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner im Einsatz.

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27.06.2020

50 historische Gebäude aus 300 Jahren / Im Oberpfälzischen Freilandmuseum Neustadt-Perschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein

Neusath-Perschen. Früher müssen die Menschen alle kleiner gewesen sein. In sämtlichen Räumen sind die Zimmerdecken bedrohlich nah. Unbeschadet hinein kommt man meist nur dann, wenn man im Türstock den Kopf einzieht. Das ist nicht die einige Überraschung in den rund 50 historischen Gebäuden aus den zurückliegenden 300 Jahren, die im Oberpfälzischen Freilandmuseum in Neusath-Perschen, einem Ortsteil von Nabburg im Landkreis Schwandorf, wiederaufgebaut wurden.

Die größte Überraschung ist eigentlich die kaum beschreibbare Idylle auf dem rund 30 Hektar großen Gelände, über das der gut zwei Kilometer lange Rundweg führt. Überall gackern die Hühner, Enten laufen über den Weg, Frösche springen in den Dorfweiher. Weit und breit kein Auto. Es ist gerade so, als sei die Zeit stehen geblieben. Oder ist man in einen der kitschigen Heimatfilme der 50er Jahre geraten? Als perfekte Kulisse dafür wäre das Freilandmuseum bestens geeignet.

Wohnen und Leben der Menschen in der Oberpfalz zu zeigen und zu dokumentieren, das hat sich der Bezirk als Betreiber auf die Fahnen geschrieben. Seit den 1970er Jahren wurde hier ein gewaltiger Aufwand betrieben, um die Häuser und Hofstellen von Bauern, Häuslern, Tagelöhnern, Hirten, Müllern und vielen anderen an ihrem Originalstandort abzubrechen und in dem Museumsdorf neu aufzubauen und liebevoll einzurichten.

Dazu verbindet der Rundweg gleich fünf kleine „Dörfer“, besser Weiler, die den historischen Regionen der Oberpfalz entsprechen sollen: da gibt es ein Stiftlanddorf, weiter geht es ins Waldlerdorf, ins Naabtaldorf und in das Juradorf, sowie in das Mühlental. Die breiten sonnigen Spazierwege sind den alten Landstraßen aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden, sie wechseln sich ab mit schmalen, schattigen Waldpfaden. Sogar eine schmucke Kapelle aus dem Jahr 1870 gibt es. Sie stand einst bei Hirschau und wurde hier im Originalzustand mit der kompletten Inneneinrichtung wiederaufgebaut.

Ausgestellt werden zahlreiche landwirtschaftliche Geräte zum Beispiel zum Kartoffelanbau und zur Kartoffelernte. Da gibt es einen Kohlenmeiler, eine Sägemühle. Im Mühlental wird die Teichwirtschaft erklärt, die in der wasserreichen Oberpfalz seit jeher eine große Rolle spielt, als Stauwasser für die Mühlen, als Tiertränke, als Löschwasser, zur Flößerei und Grünlandbewässerung und natürlich zur Fischzucht, über die es im ehemaligen Herrenhaus eine eigene Ausstellung gibt.

Auf dem gesamten Gelände werden auch traditionelle Pflanzen- und Getreidesorten angebaut. Nicht nur Sommer- oder Winterweizen ist hier zu sehen, sondern auch seltenere Saaten wie zum Beispiel Öllein, Schwarzhafer oder Emmer. Im Hopfengarten wird die Sorte „Hersbrucker Spät“ angebaut. Bewirtschaftet werden die Flächen von Landwirten, die das Museum beauftragt hat. Dazu gehört auch die große Streuobstwiese, die der örtliche Kreisverband für Gartenbau und Landespflege zusammen mit den Oberpfälzer Kreisfachberatern angelegt hatte. Hier ist es das erklärte Ziel, alte heimische Obstsorten zu pflegen und zu erhalten.

Viele Tiere bevölkern das Museumsdorf, Pinzgauer Rinder, eine ganz alte Rasse mit dem Namen „Voigtländer Schlag“, Schwäbisch-Hällische Schweine, Coburger Fuchsschafe, weiße deutsche Edelziegen und alle möglichen Hühner, Enten und Gänse.

In einem der ältesten Museen dieser Art in Bayern hat aber auch die Neuzeit Einzug gehalten: Auf einem großen Holzschuppen wurde ein Solardach installiert. Die Anlage aus dem Jahr 2002 liefert ein Drittel der Energie für die Temperierung der benachbarten Rauberweihermühle.

Info:
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 Für jedes Alter
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 Halb-/Ganztagesausflug
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 Lage: Neusath-Perschen liegt nahe der Stadt Nabburg. Die A 93 garantiert eine günstige Anbindung.
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 Öffnungszeiten: Von Frühlingsbeginn bis zur ersten Novemberwoche jeweils Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr.
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 Eintritt: Erwachsene 6 Euro, Schüler, Studenten, Behinderte, Teilnehmer am Freiwilligendienst, Inhaber der Bayerischen Ehrenamtskarte 4 Euro
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 Parken: viele kostenlose Parkplätze im Eingangsbereich
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 Einkehr: Das Museumswirtshaus „Beim Wirth“ bietet während der Saison regionale Brotzeiten und Spezialitäten, bei schönem Wetter auch im Biergarten vor dem Haus, außerdem gibt es im nahen Nabburg zahlreiche Einkehrmöglichkeiten.
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 Oberpfälzisches Freilandmuseum Neusath-Perschen, Neusath 200, 92507 Nabburg, Telefon: 09433/2442-0, freilandmuseum@bezirk-oberpfalz.de,www.freilandmuseum.org.

Bilder:
1.
 Ganze Hofstellen aus allen Teilen der Oberpfalz wurden in dem Museumsdorf wieder aufgebaut.
2.
 Alte Bauerngärten zieren die meisten historischen Häuser.
3.
 Alle liebevoll eingerichtete Stuben darf der Besucher betreten.
4.
 Viele Tiere bevölkern das Museumsdorf.


Die Rauberweihermühle, ein herrschaftliches Jagdhaus mit Mahlmühle aus dem Jahr 1710, stand einst in Wackersdorf bei Schwandorf.


Fast schon etwas kitschig, aber trotzdem wunderschön: der Museumsbesucher trifft auch echte Postkartenidylle.


Der Schallerhof war einst in der Weidener Umgebung angesiedelt, jetzt ist er im Freilandmuseum wiedererrichtet worden.


Sogar einen Dorfteich gibt es im „Stiftlanddorf“.


Vor der Kulisse des Kleinstädtchens Nabburg grasen diese Rinder, die zum Freilandmuseum gehören.


Wie im Heimatfilm: die alten Bauernhäuser sind von allen Seiten eine wahre Augenweide.

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26.05.2020

Rettung von Rehkitzen und Bekämpfung von Borkenkäfern / Biologisch, fortschrittlich und sicher: Drohneneinsatz in der Landwirtschaft

Bayreuth. Allein schon das Wort klingt wie eine Bedrohung: Drohne. Doch diese für viele unheimlichen Flugobjekte müssen nicht automatisch Misstrauen wecken. Ganz im Gegenteil: in der Landwirtschaft können sie auch ein Segen sein. Geschäftsführer Johannes Scherm, Vorsitzender Reinhard Sendelbeck und sein Stellvertreter Matthias Roder vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz zeigen auf, wofür Drohnen alles gut sein können, und warum sie in der Landwirtschaft eine echte Bereicherung darstellen, egal ob zur biologischen Schädlingsbekämpfung, zur Rehkitzrettung oder zur Feststellung von Borkenkäferbeständen. Der Maschinenring sei in der Lage, die passenden Dienstleister für nahezu alle Einsatzmöglichkeiten von Drohnen zu vermitteln, so Geschäftsführer Scherm.

„Wir wollen die Drohne nicht schönreden“, sagt er. Doch dann, wenn eine Drohne über ein Maisfeld fliegt, müsse niemand gleich die Polizei rufen. Nicht selten handele es sich um die Bekämpfung des Maiszünslers auf biologischen Weg durch die Ausbringung von Schlupfwespen. Scherm erklärt, wie das funktioniert:  Die Larven der Schlupfwespen (Richogramma brassicae) werden in Kugeln aus Maisstärke über befallenen Beständen abgeworfen. Das Insekt ist ein natürlicher Feind des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis). Bei rechtzeitiger Ausbringung werden die Eier parasitiert und so effizient bekämpft. Konkret werden im 14-tägigen Abstand zwei Mal jeweils um die 100000 Wespen punktgenau pro Hektar verteilt.

Genau hier kommt auch der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz ins Spiel, der seinen Mitgliedern die Wespenkugeln und die Drohnenausbringung durch einen externen Unternehmer günstig anbieten kann. Mit Kosten von rund 72 Euro pro Hektar für Wespen und Ausbringung sei die biologische Variante nur unwesentlich teurer als die chemische. Der Wirkungsgrad sei aber nahezu der gleiche.

Von den Landwirten wird dies längst honoriert. Waren es 2018 exakt 158 Hektar Mais im Landkreis Bayreuth und auf dem Gebiet des benachbarten Maschinenrings Fränkische Schweiz, wurden 2019 bereits 294 Hektar Mais biologisch behandelt. „So lange wir Erfolg mit dieser Art von biologischen Schädlingsbekämpfung haben, müssen wir nicht mit der Spritze übers Feld“, so Scherm, der davon ausgeht, dass sich die Maiszünslerbekämpfung per Schlupfwespe schon bald als Standardverfahren etablieren wird.

Als großen Fortschritt sehen die Verantwortlichen des Maschinenrings auch den Einsatz von Drohnen in Kombination mit einer Wärmebildkamera bei der Rettung von Rehkitzen. „Für den Landwirt ist es Schlimmste, was passieren kann, wenn er ein Kitz erwischt“, versichert Vorsitzender Sendelbeck. Der Einsatz von den ehrenamtlich tätigen Beobachtern der Rehkitzrettung Oberfranken wird allgemein begrüßt. Noch effektiver ist er in Verbindung mit einem Drohnenüberflug.

Der kann aber auch helfen, sandige und trockene Stellen auf den Feldern auszuspüren, um dadurch die ideale Düngung für jede Fläche zu ermitteln. Im Wald trage die Drohne dazu bei, Trockenschäden oder sogar Borkenkäferbefall rechtzeitig aus der Luft zu erkennen. „Eine einfache Kamera reicht dazu aus“, so der zweite Vorsitzender Matthias Roder aus Würnsreuth bei Seybothenreuth. Als weitere Einsatzgebiete nennt er das Aufspüren von Wespennestern, die Erkennung von Dachschäden auf landwirtschaftlichen Gebäuden oder das Feststellung von defekten Solarmodulen.

Nicht zuletzt könne die Drohne auch effektiv zur Bekämpfung von Schwarzwild eingesetzt werden. Bestehe der Verdacht, dass ein Rudel wieder einmal ein Maisfeld verwüstet, könne dies per Drohne aus der Luft bestätigt werden, ehe die Jägerschaft am Boden ihrer Aufgabe nachkommt.

Matthias Roder, der auch als „Drohnenpilot“ unterwegs ist, weiß worauf man achten muss. Das Fliegen unter anderem über Menschenansammlungen, Autobahnen oder militärischen Einrichtungen oder generell bei Nacht sei natürlich strikt verboten. Bei Geräten, die mehr als zwei Kilogramm wiegen ist ein „Führerschein“ notwendig und bei Drohnen mit einem Gesamtgewicht über fünf Kilogramm müsse sogar die Luftfahrtbehörde eingeschaltet werden.

Bild: Geschäftsführer Johannes Scherm, Vorsitzender Reinhard Sendelbeck und sein Stellvertreter Matthias Roder (von links) vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz zeigen worauf es beim Drohneneinsatz in der Landwirtschaft ankommt.

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07.05.2020

„Nicht prinzipiell gegen Photovoltaik“ / Kronacher Landwirte befürchten Verlust wertvoller Ackerflächen durch Solarpark-Vorhaben – Betreiber widerspricht: „Viele Chancen für den ländlichen Raum“

Gössersdorf. Die Landwirte rund um den kleinen Ort Gössersdorf bei Weißenbrunn sind sauer. Weil das Energieunternehmen Münch Energie aus dem benachbarten Ort Rugendorf (Landkreis Kulmbach) immer mehr Flächen pachten möchte, um dort Solarparks zu installieren, befürchten sie den Verlust wertvoller Ackerfläche. Klarer Widerspruch kommt von Mario Münch, geschäftsführender Inhaber von Münch Energie und selbst Sohn eines Landwirts. Seinen Worten zufolge gibt es genug Potential um für alle eine Win-Win-Situation herzustellen.

„Jede Photovoltaikanlage auf der Grünen Wiese ist der Tod für den praktizierenden Landwirt“, sagt Dittmar Alex, Land- und Gastwirt aus Gössersdorf. Was die Bauern vor allem antreibt, das Energieunternehmen treibt die Pachtpreise ihrer Meinung nach in schwindelnde Höhen. Ralf Sachs, der in Gössersdorf zusammen mit seinen Nachbarn Dieter Hofmann als GbR einen Milchviehbetrieb und eine Biogasanlage betreibt, spricht von Pachtpreisen, die bis zum Zehnfachen in die Höhe schießen. Den Eigentümern könne man da keinen Vorwurf machen, doch bei solchen Preisen könnten die Bauern einfach nicht mithalten.

An die 17 Hektar Fläche seien bereits für die Photovoltaikanlagen genehmigt, weitere 20 seien dafür geplant, und das allein auf Gössersdorfer Flurgebiet. Zwischen Grafendobrach im Landkreis Kulmbach und Fischbach bei Kronach sollen es sogar rund 130 Hektar sein, die für den Bau der Photovoltaikanlagen geplant sind, nicht nur durch das Unternehmen Münch Energie sondern auch durch den Ökostromanbieter Naturstrom, der Flächen für geplante Windkraftanlagen beanspruchen soll. Darüber hinaus sei auch ein über 40 Hektar großes Gewerbegebiet auf der Grünen Wiese zwischen Gössersdorf und Rugendorf in der Planung, das mit dem Strom aus den Solarparks versorgt werden soll.

„Für die Landwirte vor Ort wäre die wertvolle Ackerfläche dann für immer verloren“, sagt Ralf Sachs, der zusammen mit Dieter Hofmann in den zurückliegenden Jahren gewaltig investiert hat und die für ihre 70 Kühe im modernen Freilaufstall dringend auf das Grünfutter angewiesen sind. Ausgleichsflächen gibt es nicht, so Sachs. Warum werden die Photovoltaikanlagen nicht woanders realisiert, auf schwer zu bewirtschaftenden Steilhängen beispielsweise. „Wir sind ja prinzipiell nicht gegen Photovoltaik, aber nicht auf wertvollen Äckern, sondern auf Dächern, an Böschungen oder entlang der Autobahn“, so Dittmar Alex und Ralf Sachs ergänzt: „Wir haben keine Alternativen.“

Burkhard Hartmann, Kreisvorsitzender der BBV-Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossenschaften, bringt noch ein anderes Argument ins Spiel: „Wenn wir nicht mehr vor Ort produzieren können, dann muss künftig alles importiert werden“. Gerade in Zeiten, in denen wieder verstärkt über Selbstversorgung nachgedacht wird, könne das doch kein vernünftiger Mensch wirklich wollen. Dittmar Alex hat ebenfalls noch ein weiteres Argument: Für ihn sind auch die Photovoltaikanlagen Flächenfraß. Zwar würden die Böden nicht versiegelt, doch sie fallen dauerhaft aus der landwirtschaftlichen Produktion. Und nicht zuletzt sieht er auch einen großen Einschnitt in das Tourismuspotenzial, schließlich führe der mehrfach ausgezeichnete Wanderweg mit dem Namen Frankenwaldsteig direkt an den geplanten Photovoltaikflächen vorbei.

Mario Münch sieht die Sache ganz anders. „Unser aktuelles Projekt birgt wahnsinnig vielen Chancen für den ländlichen Raum“, sagt er. Anders als in anderen Regionen Deutschlands habe man in Gössersdorf die Besonderheit, dass für alle Interessengruppen ausreichend Flächen zur Verfügung stehen. Denn tatsächlich handele es sich im ersten Schritt in Gössersdorf nur um 15 Hektar, wovon zehn Hektar familieneigenen Flächen und fünf Hektar Flächen eines bald in Rente gehenden Landwirtes sind. In vier bis sechs Jahren sollen weitere zehn Hektar von Münch bewirtschaftete Flächen folgen, sowie 7,8 Hektar, bei denen schon Ausgleichsflächen für die Biogasbetreiber verbindlich zugesagt worden seien. „In beiden Schritten entfallen faktisch und nachweislich keine Flächen für die darauf angewiesenen Landwirte“, so Münch.

Zudem bekräftigte er nochmals seine bereits getroffene Zusage, gemeinsam mit den Biogasanlagenbetreibern weitere 50 Hektar für Ihre Biogasanlage in Einzelgesprächen mit den im Dorf noch existierenden Flächen von Rentnern oder Nebenerwerbslandwirten zu akquirieren. „Auch das Angebot bezüglich der Zukunftsperspektive der bestehenden Biogasanlage wollen wir nochmals aussprechen.“ Mit dem direkten Anschluss der Biogasanlage an das geplante Gewerbegebiet und der direkten Versorgung von Industriellen Abnehmern von Wärme, Regelstrom oder direkter  Biogaslieferung könne die Biogasanlage nicht nur nach dem Ende der staatlichen Förderung weiterbetrieben werden, sondern durch die daraus entstehende Direktvermarktung könne dann mit deutlich weniger Flächenverbrauch und Arbeitseinsatz deutlich wirtschaftlicher betrieben werden.

Beim angesprochenen Gewerbegebiet handelt es sich Münch zufolge um einen mit ökologisch nachhaltigem Energiepark. Energie soll dort nicht wie bisher über Förderungen oder Subventionen erzeugt und von anderen vermarktet, sondern vor Ort hergestellt und nicht über Umwege sondern direkt an die Abnehmer verkauft werden. Das erhöhe die Wertschöpfung für eine Ortschaft wie Gössersdorf ungemein und habe zudem vielfältige positive Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und den Wohlstand der Region insgesamt.

„Aktuell stehen wir aufgrund des Klimawandels und des extrem trockenen Frühjahres an einem wesentliche Punkt der Agrarwende“, sagt Münch. Es müsse jedem klar sein, dass es ein weiter so, beziehungsweise ein Hoffen auf „nächstes Jahr wird die Ernte wohl besser“ schon keine Lösung mehr ist. Die Veränderungen seien unumgänglich. Münch: „Wir Landwirtsfamilien sind für unsere Anpassungsfähigkeit bekannt.“

Bilder:
Rechts: Die Landwirte aus Gössersdorf und Umgebung sind sauer. So haben sie sich die Energiewende nicht vorgestellt. Im Bild von links: Gernot Hofmann, Burkhard Hartmann, Ralf Sachs, Alex Dittmar und Dieter Hofmann.

Links: Mario Münch, geschäftsführender Inhaber des Energieunternehmens Münch Energie.

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23.04.2020

Ohne Pflanzenschutz und Düngung keine gelben Felder: Rapsanbau ist in Oberfranken dramatisch zurückgegangen

Altenreuth. Jetzt leuchten sie wieder, die gelben Felder landauf landab: Der Raps steht in voller Blüte. Doch der Schein trügt. Die Anbaufläche in Oberfranken ist während der zurückliegenden zehn Jahre um 50 bis 60 Prozent zurückgegangen. Allein von 2018 bis 2019 sank der Rapsanbau im Regierungsbezirk von knapp 16300 Hektar auf unter 10000 Hektar. Um auf diesen dramatischen Rückgang aufmerksam zu machen, hatten sich Vertreter der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken auf einem Rapsfeld von Wilfried Löwinger in Altenreuth bei Harsdorf im Landkreis Kulmbach getroffen. Löwinger ist nicht nur BBV-Kreisobmann in Kulmbach, sondern auch stellvertretender Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft.

Vorsitzender ist Klaus Siegelin aus Tiefenklein bei Küps im Nachbarlandkreis Kronach. „Uns Rapsbauern ist in den zurückliegenden Jahren vieles genommen worden in Sachen Pflanzenschutz“, begründet er den regelrechten Einbruch. Für die Zukunft hat Siegelin schlimmste Befürchtungen. Durch die Düngeverordnung könnte dem Rapsanbau in Oberfranken endgültig der Garaus gemacht werden. „Wenn keine Herbstdüngung mehr möglich ist, dann geht die Pflanzen hungrig in den Winter“, so der Vorsitzende, der daran erinnert, dass die Rapssaat in  der Regel schon unmittelbar nach der Ernte ab dem 20. August beginnt. Doch damit nicht genug: auch die Frühjahrsdüngung soll den Rapsanbauern mit der Düngeverordnung noch verboten werden.

„Eigentlich müsste man doch alles dafür tun, dass die Pflanze nicht verhungert“, sagte Wilfried Löwinger. Gerade in der jetzigen Zeit, in der wieder von der Notwendigkeit nationaler Versorgung gesprochen werde, könne es sich doch niemand leisten, die Nahrungsmittelproduktion wieder zurückzufahren. Doch fachliches Wissen zähle scheinbar nichts mehr, so Löwinger.

Grundsätzlich komme Raps sehr gut mit den Anbaubedingungen in Oberfranken zurecht, sagte Tobias Wunner, der Geschäftsführer des Erzeugerverbandes. Raps sei in vielen Betrieben noch Bestandteil der vielgliedrigen Fruchtfolge. Durch die tiefe Durchwurzelung des Bodens sorge er für eine gute Durchlüftung und Lockerung. Im Wechsel mit dem Getreideanbau habe Raps große Vorteile als Vorfrucht: die biologische Aktivität des Bodens wird gefördert, der Verbleib von Wurzeln und Stroh auf den Äckern rege zur Humusbildung an und führe zur Erholung des Ackers.

Doch was geschieht eigentlich mit dem Ras aus Oberfranken? Raps sei ein hochwertiges Eiweißfutter, das in der Lage ist, Sojaschrot eins zu eins zu ersetzen, so Klaus Siegelin. Fast noch wichtiger sei das Rapsöl als eigentliches „Abfallprodukt“. Etwa zwei Drittel des gepressten Öls gehe in die Erzeugung von Biodiesel, der Rest werde zu Speiseöl verarbeitet.

An den einzelnen Kulturen auf oberfränkischen Äckern hat Raps nach Angaben des Bauernverbandes nur noch einen Anteil von fünf Prozent. Zum Vergleich: Winterweizen und Silomais liegen mit jeweils 17 Prozent Anteil vorne. Aufgeteilt nach Landkreisen wird im Bamberger Land noch am meisten Raps (knapp 2900 Hektar) angebaut, gefolgt von Hof (1950 Hektar) und Bayreuth (1170 Hektar). Am wenigsten Raps ist in den Landkreisen Kronach (240 Hektar) und Forchheim (320 Hektar) zu finden.

Bild: Schaut im Moment besser aus, als er eigentlich ist, der Raps auf dem Feld von Wilfried Löwinger (rechts) in Harsdorf im oberfränkischen Landkreis Kulmbach. Zusammen mit Klaus Siegelin (Mitte) und Tobias Wunner vom Rapserzeugerring begutachtete er die diesjährige Qualität.

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16.03.2020

Konventionell auf extensivem Weg / Bauer und Bürgermeister: Fast 87 Prozent für Thomas Betz aus Wattendorf

Wattendorf. Vier halbe Tage pro Woche verbringt Thomas Betz in seinem Büro im Rathaus des Stadelhofener Ortsteils Steinfeld. Hier hat die Verwaltungsgemeinschaft Steinfeld, zu der seit der Gebietsreform 1978 die Gemeinden Königsfeld, Stadelhofen und Wattendorf gehören ihren Sitz. Der 50-Jährige ist ehrenamtlicher Bürgermeister von Wattendorf, die mit rund 650 Einwohnern kleinste Gemeinde im Landkreis Bamberg und eine der kleinsten in ganz Oberfranken. In seine zweiten Leben ist Thomas Betz Landwirt. Er bewirtschaftet rund 100 Hektar Ackerland.

Gerade wurde er von den Wattendorfern mit einem Traumergebnis in seine zweite Amtsperiode geschickt. Fast 87 Prozent der Stimmen konnte er auf sich vereinen. Gegenkandidaten hatte er keinen. Das war bei seiner ersten Wahl 2014 noch anders. Damals kam er auf 72 Prozent, mit einem Gegenkandidaten. Doch Thomas Betz hatte damals schon eine Amtsperiode im Gemeinderat vorzuweisen, ebenso ehrenamtliches Engagement in vielen Bereichen, etwa als Feldgeschworener oder als Feuerwehrvorstand.

Zweitranging ist für Thomas Betz, dass er auch von der CSU nominiert worden war. Viel wichtiger ist in Wattendorf eine ausgewogene Interessensvertretung der fünf Ortsteile. Betz ist in Bojendorf zuhause, folglich gehört er der Liste Bojendorfer Wählergemeinschaft (BWG) an.

Einen Schritt weiter weg als jeder andere Landwirt ist er durch das Bürgermeisteramt schon von seinem Betrieb, räumt Thomas Betz ein. Aber da kommt ihm sein Organisationstalent zugute. Ebenso seine Einstellung: „Ich arbeite konventionell auf extensivem Weg“, sagt er und meint damit, dass er versucht, mit einem überschaubaren Aufwand ordentliche Ware zu erzielen. Aktuell baut er auf knapp der Hälfe seiner bewirtschafteten 100 Hektar Getreide an, auf etwa 15 Hektar Mais, der Rest ist Grünland.

Das war nicht immer so. Zunächst hatte er sich gegen den elterlichen Vollerwerbsbetrieb entschieden und eine Lehre zum Fernmeldehandwerker in Bamberg absolviert. Dann leistete er bei der Caritas in Bamberg seinen Zivildienst ab. In dieser Zeit sei auch die Entscheidung gereift, es doch mit der Landwirtschaft zu versuchen. Als Quereinsteiger besuchte er die Landwirtschaftsschule, machte seine Gesellenprüfung und ließ ein Jahr Technikerschule in Bayreuth folgen. Diese Schule gibt es schon lange nicht mehr, doch damals habe sie ihm eine prima Gelegenheit geboten, über den Tellerrand zu blicken.

Zurück auf dem elterlichen Hof reifte die Erkenntnis, dass der Gewinn nicht für zwei Familien reicht. Zunächst arbeitete er deshalb unter anderem bei der Biogasanlage eines Berufskollegen mit, drei Jahre lang war er Leistungsoberprüfer und Futterberater bei der LKV (Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredlung) in Bayreuth und leistete Betriebshilfe über den Maschinenring.

Als sich abzeichnete, dass die Rahmenbedingungen für den Milchviehbetrieb mit Anfang 30, zuletzt noch 15 Kühen immer schwieriger werden, und der Anbindestall mitten in der Ortschaft ohnehin keine Zukunft mehr haben wird, schaffte er die Tierhaltung ab. Seitdem sieht er sich gut aufgestellt. Als Landwirt und Bürgermeister ist er für die Bürger stets greifbar. Feste Sprechstunden hätten sich nicht bewährt, er ist immer ansprechbar.

Als Bürgermeister treiben ihn derzeit mehrere Baustellen um. Da ist zum einen der Ausbau der Mobilfunkversorgung, zum anderen der schlechte Zustand der Ortsdurchfahrten. Hohe Fixkosten verursachen zudem die vier kleinen Kläranlagen. Derzeit werde an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet, um einen Teil der Abwasserentsorgung vor dem Hintergrund weiter steigender Auflagen und anders zu lösen.

Doch auch viel Positives kann der alte und neue Bürgermeister vermelden: vor eineinhalb Jahren war es gelungen, das große Kreismusikfest ins kleine Wattendorf zu bringen, die Breitbandversorgung ist in der gesamten Ortschaft mit 50 Mbit angekommen und erst vor wenigen Tagen wurde eine versteinerte Riesenschildkröte aus der Jurazeit im Bamberger Naturkundemuseum präsentiert. Gefunden wurde das 150 Millionen Jahre alte Fossil im Steinbruch Schorr in Wattendorf.

Bild: Im Rathaus von Steinfeld hat der Wattendorfer Bürgermeister Thomas Betz sein Amtszimmer.

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09.03.2020

Schlepperdemo an der bayerisch-thüringischen Grenze / Über 500 Landwirte haben beim Besuch von Bundesagrarministerin Klöckner protestiert

Töpen. Für eine „Tierwohl-Umlage“ hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ausgesprochen. „Wir brauchen vier bis fünf Milliarden Euro pro Jahr mehr, um die Erwartungen der Verbraucher umzusetzen“, sagte Klöckner bei einem Gespräch mit Vertretern zahlreicher landwirtschaftlicher Verbände in Töpen bei Hof. Die Umlage soll auf Fleischprodukte erhoben werden und in einen Fonds fließen, aus dem tierwohlbedingte Stallneu- und -umbauten gefördert werden. In Töpen, am Sitz des Bio-Großhändlers Dennree, hatte die Ministerin zuvor ein nichtöffentliches Gespräch mit der Unternehmensspitze geführt.

Während des Gesprächs waren nach offiziellen Angaben über 500 Landwirte aus Oberfranken und dem benachbarten Sachsen und Thüringen vorgefahren, um lautstark ihrem Unmut über die Agrarpolitik im Bund und in der EU Luft zu machen. Die Polizei hatte trotz eines Riesenaufgebots alle Hände voll zu tun, um die Verkehrssicherheit in dem rund 1000 Einwohner zählenden Dorf direkt an der thüringischen Grenze aufrechtzuerhalten. Nach dem offiziellen Gespräch mit den Landwirtschaftsvertretern im Rathaus von Töpen wandte sich die Ministerin per Megaphon nur kurz direkt an die Demonstranten, sicherte ihnen ihre Unterstützung zu und lud eine Abordnung von „Land schafft Verbindung“ spontan zum Gespräch ins Landwirtschaftsministerium ein.

Im Sitzungssaal des Rathauses sprach Julia Klöckner dagegen ausführlich Klartext. Etwa wenn es darum ging, die sogenannte Bauernmilliarde zu verteidigen. „Es ist nicht fair, zu sagen das brauchen wir nicht“, so die Ministerin. Sie forderte von den Bauern offen Zustimmung statt Ablehnung, schließlich habe sie, genauso wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, um das Geld gekämpft. „Da wären wir doch bescheuert gewesen, das jetzt wieder abzulehnen“, sagte Klöckner, die sich ausdrücklich gegen den Begriff der Bauernmilliarde wehrte und stattdessen von einem Investitionsprogramm für die Landwirtschaft sprach.

Immer wieder appellierte Klöckner an einen fairen Umgang miteinander. „Die Wahrheit liegt meiste in der Mitte“, sagte sie. Scharfe Kritik übte sie am Lebensmitteleinzelhandel, der mit Lockpreisen für Fleisch, Gemüse und Obst werbe und die Differenz am Ende auf andere Produkte wieder draufschlage. Trotzdem gab sie aber auch zu bedenken, dass die Politik keine Preise machen könne. „Wer das glaubt, der will ein anderes Wirtschaftssystem“, so die Politikerin.

Obwohl die Bundesagrarministerin im Zeitdruck war, ließ sie zahlreiche Beiträge von Vertretern der verschiedenen Organisationen zu. Die Bauern im „Milchlandkreis Hof“, wo die Quote der Haupterwerbsbetriebe noch bei über 50 Prozent liegt, stünden vor riesigen Problemen, so Kreisbäuerin Karin Wolfrum. Kreisobmann Hermann Klug machte seinem Unmut über die Düngeverordnung Luft. Die Getreidebestände zeigten jetzt schon Nährstoffmangel, weil sie nicht gedüngt werden. Hintergrund ist, dass es während des zurückliegenden Winters selbst im Hofer Land keinen richtigen Frost gegeben hatte.

„Allen Bauern, die mit ihren Schleppern demonstrieren, geht es um die blanke Existenz“, so Andreas Wolfrum von Land schafft Verbindung. „Wir stehen vor einer echten Zerreißprobe“, sagte er. Wolfrum appellierte an die Ministerin, in Sachen Lebensmitteleinzelhandel ein Machtwort zu sprechen. Andernfalls würden die kleinstrukturierten Familienbetriebe abgeschafft.

Zuvor hatte Klöckner den Hauptsitz der Bio-Großhandelsunternehmensgruppe Dennree besucht und mit der Geschäftsleitung hinter verschlossenen Türen gesprochen. Lediglich beim Besuch einer der rieseigen Hallen für Gemüse durften Pressevertreter dabei sein. Dennree beliefert mit rund 5500 Mitarbeitern und einem Sortiment aus circa 13000 Artikeln über 1400 Biomärkte und Bio-Supermärkte in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Südtirol/Italien. Dennree ist der umsatzstärkste Fachgroßhändler für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik im deutschsprachigen Raum.

Bilder:
1.
 Ministerin Klöckner im Dennree-Zentrallager, links Dennree-Chef Thomas Geim, rechts Landrat Oliver Bär und Marketingleiter Lukas Nossol.
2.
 Von links: Dennree-Chef Thmas Greim, Ministerin Julia Klöckner, Landrat Oliver Bär und Bürgermeister Klaus Grünzner.
3.
 Ministerin Klöckner beim Fachgespräch im Rathaussaal von Töpen.
4.
 Landrat Oliver Bär und Ministerin Julia Klöckner.
5.
 Landrat Oliver Bär, Ministerin Julia Klöckner und Bürgermeister Klaus Grünzner.
6.
 Andreas Wolfrum von Land schafft Verbindung und Minnisterin Julia Klöckner.

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24.02.2020

Weniger Betriebe, weniger Kühe, weniger Umsatz/ Rinderzuchtverband Oberfranken leidet unter negativen Rahmenbedingungen

Bayreuth. Im zurückliegenden Zuchtjahr hat der Rinderzuchtverband Oberfranken sein hohes Ergebnis aus dem Jahr zuvor nicht halten können. Laut Jahresbericht, den der Vorsitzende Georg Hollfelder aus Litzendorf im Landkreis Bamberg und Zuchtleiter Markus Schricker bei der Jahresversammlung in der Tierzuchtklause in Bayreuth vorlegten, waren es mit gut 32000 Tieren aller Kategorien über 400 weniger, der Gesamtnettoumsatz habe sich um etwa zwei Million Euro auf rund 16 Millionen Euro verringert. „Der Rückgang ist das Ergebnis aus den niedrigen Preisen, besonders bei Nutzkälbern“, sagte Zuchtleiter Schricker.

Das abgelaufene Jahr sei von Hitze, Trockenheit, Ernteausfällen und dem Exportstopp für Kälber nach Spanien geprägt gewesen, so Hollfelder. Die seit dem Sommer praktizierte Vorgehensweise der Veterinärbehörden, Kälberexporte auf eine Transportdauer von maximal acht Stunden zu beschränken, hatte allerdings im Dezember ein Verwaltungsgericht in Baden-Württemberg wieder gekippt, so dass zumindest von Baden-Württemberg aus wieder Transporte nach Spanien möglich sind. „Wir sehen uns gezwungen, nun ebenfalls Klage einzureichen, kündigte Hollfelder an, der auch Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Rinderzüchter ist.

Ausdrückliches Lob zollte Hollfelder der Bewegung „Land schafft Verbindung“, die mit ihren Schlepperdemos für großes Aufsehen gesorgt habe. Das sei auch nötig, denn auf vielen Höfen gehe die blanke Existenzangst um. Mit der sogenannten Bauernmilliarde sei dies nicht so einfach gut zu machen. „Was auf uns Bauern so alles eindrischt, geht auf keine Kuhhaut mehr“, so Hollfelder.

Der Rinderzuchtverband Oberfranken hatte im zurückliegenden Zuchtjahr, das immer am 30. September endet, noch 1125 Mitgliedsbetriebe, 144 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Herdbuchkühe ist dem Jahresbericht zufolge ebenfalls deutlich gesunken, und zwar um 2818 auf nun 67799. Die Durchschnittsgröße der Betriebe wird mit 60 Kühen angegeben (Vorjahr 55).

Während diese Statistik nur die Kreiszuchtgenossenschaften und die Mitgliedsbetriebe des Rinderzuchtverbandes betrifft, wurde bei der Jahresversammlung traditionell auch die gesamte Milchviehhaltung in Oberfranken betrachtet. Hier sank die Zahl der Milchkühe den Berichten zufolge um 2700 auf 85589. „Die Grenze von 90000 Milchkühen scheint also dauerhaft unterschritten“, sagte Zuchtleiter Schricker.

Unverändert weiter seien auch die Betriebsaufgaben gegangen. Wieder 150 Betriebe weniger bedeute noch 1881 Milchviehhalter. Im Vorjahr seien es noch 2031 gewesen. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt statistisch bei 45,5 Kühen pro Betrieb. Die meisten Milchkühe werden mit knapp 21000 in Stadt und Landkreis Bayreuth gehalten, die wenigsten mit 3583 im Landkreis Kronach.

Von großen Herausforderungen sprach der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses Martin Schöffel. Was die Bauern machen, sei von großer Sachkunde geprägt. Kritik übte Schöffel deshalb nicht nur an großen Teilender Verbraucher und deren Einstellung zur Nutztierhaltung, sondern auch an überzogenen Kontrollen auf den Höfen und an Aussagen der Grünen, die nichts mit der Realität zu tun hätten.

Vom großen Frust in der Landwirtschaft berichtete die stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz. Sie forderte von der Gesellschaft wieder mehr Wertschätzung ein. In vielen anderen Ländern rüste die Landwirtschaft derzeit auf und mache sich unabhängig, bei uns habe man oft den Eindruck, geschehe das Gegenteil.

Trotz oder gerade wegen der prekären Situation gebe es aber auch viele junge Leute, die in der Landwirtschaft eine Zukunft sehen. Georg Dumpert, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sprach von 19 Schülern, die an der Landwirtschaftsschule jetzt mit dem ersten Semester begonnen hätten. Dazu kämen weitere 16 junge Damen im Bereich Hauswirtschaft plus jeweils 25 junge Leute im den Bildungsprogrammen (BiLa) Landwirtschaft und Wald.

Erwin Schwarz, der stellvertretende BBV-Präsident von Oberfranken aus Kronach wehrte sich dagegen, dass wohl auf Druck des Ministeriums die Leistungsprüfung durch ein Monitoring ersetzt werden soll. „Wohin kommen wir, wenn die Leistung der Tiere nicht mehr honoriert wird“ sagte er.

Bei der Jahresversammlung wurden zwei Betriebe für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet: Christa Lauterbach aus Tressau bei Kirchenpingarten und Christiane Böhm aus Neuhaus bei Aufseß.

Bilder:
1. Der Vorsitzende des Rinderzuchtverbandes Oberfranken Georg Hollfelder aus Litzendorf im Landkreis Bamberg ist gleichzeitig Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Rinderzüchter.
2. Für ihre Verdienste um die Förderung der Rinderzucht ist Christa Lauterbach aus Tressau bei Kirchenpingarten mit der staatlichen Züchtermedaille in Silber ausgezeichnet worden. Im Bild von links: Zuchtleiter Markus Schricker, Vorsitzender Georg Hollfelder, der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, Christa Lauterbach und der stellvertretende Vorsitzende Thomas Erlmann.

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18.02.2020

Keine Wertschöpfung ohne Wertschätzung / Bayreuther Bauerntag: Weniger Bürokratie durch Reform der Grundsteuer

Bayreuth. Mit der Grundsteuerreform und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft stand beim Bayreuther Bauerntag diesmal ein fachliches Thema im Vordergrund. Nachdem das Bundesverfassungsgericht die aktuelle Situation im April 2018 als verfassungswidrig erklärt hatte liegen mittlerweile ein neuer Beschluss des Bundes und dank der Länderöffnungsklausel auch Entwürfe der Neugestaltung für Bayern vor. „Das bayerische Modell könnte weniger Bürokratie enthalten“, machte Martin Bauer den Landwirten vor Ort Hoffnung. „Wir sind damit auf einem guten Weg“, so der juristischer Referent beim BBV-Generalsekretariat in München.

Bayern werde sich bei der Grundsteuer A an der Bundesregelung orientieren und nur für die Grundsteuer B – zu der künftig auch der Wohnteil der Land- und Forstwirtschaft gehören soll – eine eigene Regelung treffen, so Martin Bauer. Bei der Grundsteuer B dürfte das von Bayern favorisierte wertunabhängige Modell vom bürokratischen Aufwand deutlich einfacher sein. Allerdings werde für „unbebaute, baureife Grundstücke“ die Einführung einer Grundsteuer C in Erwägung gezogen.

Die Gundsteuer ist für die Gemeinden neben der Gewerbesteuer die wichtigste Einnahmequelle. „Die Gemeinden sind darauf angewiesen“, gab Landrat Hermann Hübner zu bedenken. Sofern die Grundsteuer fair geregelt sei, dürfte es seiner Ansicht nach aber keine Probleme geben.

Fairness forderte der Landrat auch für die Bauern ein. Zwischen den Landwirten und der Gesellschaft sei einiges aus den Fugen geraten, sagte Hübner. Es könne aber nicht angehen, dass ausgerechnet die Bauern immer stärker ins Visier genommen werden. Stattdessen sollten die Verbraucher reagieren und an der Ladentheke fragen, woher die angebotenen Lebensmittel kommen. Es stimme optimistisch, dass immer mehr Menschen über ihre Nahrungsmittel nachdenken. Wenn die Bauern wieder mehr Wertschätzung erfahren, dann könne auch die geforderte Wertschöpfung vor Ort bleiben.

Auch die Demonstrationen von „Land schafft Verbindung“ (LSV) hätten einige wachgerüttelt, sagte Kreisobmann Karl Lappe. Er gab einmal mehr zu bedenken, dass es die Bauern sind, die qualitativ hochwertigste Nahrungsmittel erzeugen und ohne die eine Energiewende gar nicht denkbar sei. Allerdings müssten hinter allen Entscheidungen, die Landwirte betreffen, mehr Fachlichkeit und weniger Bürokratie stehen.

Eng mit der Landwirtschaft verbunden sah Bayreuths 2. Bürgermeister Thomas Ebersberger die Stadt Bayreuth. Deshalb habe sich die Stadt auch an dem neuen Label „Bayreuther Land“ beteiligt. Oberstes Ziel sei es dabei, den Absatz regionaler Lebensmittel zu stärken. Dies sei auch notwendig, denn, so Ebersberger: „Die landwirtschaftlichen Familienbetriebe sind das Herzstück und das Gesicht unseres ländlichen Raumes, gerade in den Tourismusregionen Fränkische Schweiz und Fichtelgebirge.“

Domkapitular Josef Zerndl plädierte in seinem Grußwort dafür, dass sich Kirche und Landwirtschaft nicht auseinanderdividieren lassen. Hintergrund ist die über weite Strecken unterschiedliche Haltung beim Artenschutzvolksbegehren vor rund einem Jahr. Der Kirche sei durchaus bewusst, dass es die Bauern sind, die zum Erhalt der Schöpfung beitragen und die dafür sorgen, dass die Welt erhaltenswert bleibt.

Eine ganz besondere Ehrung wurde beim Bauerntag Stefan Murrmann vom „Bierzapfhof“ aus Fernreuth bei Hollfeld zuteil. Sein Hof ist seit dem Jahr 1509 amtlich nachgewiesen. Deshalb wurde er „in Anerkennung der Treue zur Heimatscholle“ in das Altbesitzer-Matrikel des Bayerischen Bauernstandes eingetragen, was der BBV mit einer Urkunde dokumentierte.

Bilder:
1.
 Vom BBV-Generalsekretariat konnte Kreisobmann Karl Lappe beim Bayreuther Bauerntag den Steuerfachmann Martin Bauer in Bayreuth willkommen heißen.
2. Hohe Ehrung für Stefan Murrmann (Mitte) vom „Bierzapfhof“ in Fernreuth b
ei Hollfeld. Sein Betrieb wurde in das Altbesitzer-Matrikel des Bayerischen Bauernstandes aufgenommen. Kreisobmann Karl Lappe (rechts) und BBV-Geschäftsführer Harald Köppel überreichten die dazugehörige Urkunde.

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12.02.2020

Kein Land ohne Landwirtschaft / Festakt für 19 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus Oberfranken

Bayreuth. Über mangelnde Wertschätzung konnten sich die 19 frischgebackenen Landwirtschaftsmeister aus Oberfranken nicht beklagen. Mit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der oberfränkischen Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz waren zwei hochrangige Vertreter aus dem Regierungsbezirk angetreten, um den Meistern, 18 junge Männer und eine Frau, zu gratulieren.

Was der Erzbischof verlauten ließ, das ließ durchaus aufhorchen. Er sei auf dem Land aufgewachsen und habe als junger Mann selbst schon auf einem landwirtschaftlichen Betrieb innerhalb der Familie gearbeitet, sagte der Oberhirte von rund 670000 Katholiken im Erzbistum Bamberg. Er könnte Traktoren und Mähmaschinen fahren, Melkmaschinen bedienen und notfalls auch mit der Hand melken, sagte Schick. Sogar beim Kalben habe er schon geholfen, sagte Schick, der 1949 im hessischen Marburg geboren wurde. Auch auf die Jagd sei er schon gegangen und nicht zuletzt habe er gern geangelt. „Ich bin mit der Landwirtschaft verbunden, Hand und Fuß, Kopf und Herz“, so der Erzbischof.

Was folgte, war ein Plädoyer für das Land und für die Landwirtschaft. „Land ohne Landwirtschaft wird es nicht geben“, sagte Schick. Er plädierte für mehr Regionalisierung bei der Nahrungsmittelerzeugung und für einen guten Mix aus ökologischer und konventioneller Bewirtschaftung. Der Erzbischof räumte auch ein, dass ihm die Artenvielfalt am Herzen liege. Allerdings sei die Erhaltung der Artenvielfalt ein Gemeinschaftswerk, das nicht einseitig den Landwirten aufgebürdet werden dürfe. Deshalb befürwortete er auch nicht alle Punkte des umstrittenen Volksbegehrens.

Ebenfalls nah an der Landwirtschaft dran ist Regierungspräsidentin Piwernetz. So habe die Landwirtschaft seit 2018 wieder einen festen Anker an den bayerischen Bezirksregierungen. Der wiedergeschaffene Bereich IV. sei auch hervorragend gestartet. Seit August 2019 sind die Bezirksregierungen auch die zuständige Stelle für die Ausbildung im Bereich der Landwirtschaft und deshalb fand der Festakt zur Meisterbriefübergabe nach Jahren erstmals wieder im schmucken Landratssaal der Regierung von Oberfranken in Bayreuth statt.

Den frischgebackenen Landwirtschaftsmeistern gab die Regierungspräsidentin mit auf den Weg, dass eine Zukunft mir großen Herausforderungen vor ihnen liege. Unter anderem nannte Piwernetz die Stichpunkte Klimawandel, Digitalisierung, demographischer Wandel und Biodiversität. Die Anforderungen wachsen ständig weiter, deshalb werde lebenslanges Lernen unabdingbar zur Zukunft der Landwirtschaftsmeister gehören. Sicher sei vor allem auch eines: „Die Landwirtschaft bleibt eine der Schlüsselbranchen des 21. Jahrhunderts.“

Eine wichtige Rolle in der landwirtschaftlichen Ausbildung spielen die Landkreise. Mit Ausnahme von Coburg sind sie Sachaufwandsträger der Landwirtschaftsschulen und tragen damit einen nicht unerheblichen Teil zur Bildung bei. Der Bayreuther Landrat Hermann Hübner nannte die Landwirtschaftsmeister echte Mutmacher und einen Segen für ganz Oberfranken. Sie zeigten, dass es eine Zukunft gibt, auch und gerade für die Landwirtschaft, die es eigentlich nie leicht hatte. „Woher sollen die Menschen denn die Wertschätzung für die Landwirtschaft nehmen, wenn ihnen allwöchentlich von den großen Discountern Lebensmittelpreise im Sturzflug vorgeführt werden“, so Hübner.

Bilder:
1.
 Das sind die frischgebackenen Landwirtschaftsmeister des aktuellen Jahrgangs aus Oberfranken.
2.
 Plädoyer für die Landwirtschaft: Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick.

 

Die Landwirtschaftsmeister sind:

Landkreis Bayreuth: Andreas Degen (Hollfeld), Reiner Dittmer (Weidenberg), Andreas Hacker und Jens Pöhlmann (beide aus Bindlach), Christian Lappe (Mistelgau) und Tobias Schlegel (Gefrees).

Landkreis Bamberg: Jochen Bauer (Pommersfelden) und Lukas Brehm (Viereth-Trunstadt).

Landkreis Coburg: Johannes Ruppert (Seßlach) und André Steiner (Meeder).

Landkreis Hof: Maximilian Niederle (Stammbach) und Simon Schleicher (Regnitzlosau).

Landkreis Kulmbach: Patrick Burkhardt (Presseck), Andreas Kauper (Wonsees) und Markus Unger (Thurnau).

Landkreis Lichtenfels: Andreas Hagel (Ebensfeld) und Stefan Schnapp (Hochstadt).

Landkreis Wunsiedel: Lukas Purucker (Marktleuthen).

Aus dem unterfränkischen Landkreis Haßfurth kommt die einige Dame: Lea Schleicher (Pfarrweisach).

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03.02.2020

LSV contra Bauernverband: Aufgeheizte Stimmung beim Scheßlitzer Bauerntag / Marlene Mortler verteidigte BBV – Aufruf zu Geschlossenheit

Scheßlitz, Lks. Bamberg. Da kochten die Emotionen beim Scheßlitzer Bauerntag diesmal richtig hoch. Nicht nur, dass „Land schafft Verbindung“ mit über 30 Schleppern vor der TSV-Turnhalle vorgefahren war und der Saal so voll war, dass viele Besucher sogar mit einem Stehplatz vorlieb nehmen mussten. LSV-Sprecher Dieter Laub kritisierte mit scharfen Worten sowohl den Bauernverband als auch die CSU.

Dass ließ Hauptrednerin Marlene Mortler, Europaabgeordnete und frühere Bundestagsabgeordnete; so freilich nicht stehen. Sie verteidigte nicht nur ihre Partei, sondern auch den Bauernverband. „Wenn jemand in jahrzehntelanger Arbeit versucht hat, alles für die Bauern rauszuholen“, dann doch der Bauernverband“, so Mortler. Den BBV in Bausch und Bogen sei völlig fehl am Platz. Wenn man wirklich etwas erreichen möchte dann nur zusammen, rief sie die Landwirte zu Geschlossenheit auf. Jetzt einen Keil in den Bauernstand zu treiben und den Berufsstand zu spalten bringe gar nichts.

Dabei hatte Mortler zuvor in ihrer Rede noch überaus lobende Worte für die Bewegung „Land schafft Verbindung“ gefunden. Durch die LSV-Aktionen hätten wirklich alle erkannt, dass es den Landwirten ernst ist. Gerade die bestens ausgebildeten jungen Bauern, die jetzt in der Verantwortung stehen, seien es gewesen, die mit spektakulären Aktionen für Aufsehen gesorgt hätten. „Ihr habt es geschafft, dass das Thema Landwirtschaft ganz oben ist“, so Mortler. Das Verständnis in der Bevölkerung nehme wieder zu, die Mehrzahl der Menschen stehe auf der Seite der Bauern.

Auch die Kritik an der sogenannten Bauernmilliarde konnte Mortler verstehen. „Die Bauern wollen Wertschätzung und fair behandelt werden“, sagte sie. LSV-Sprecher Laub rechnete dagegen vor, dass er die 950 Euro pro Jahr und Betrieb längst bei den Aktionen mit seinem Schlepper verfahren habe. Damit habe die Bewegung aber auch „verdammt viel“ erreicht, ganz im Gegensatz zum BBV, wie es der Sprecher ausdrückte.

Das ließ auch Kreisobmann Edgar Böhmer so nicht auf sich sitzen. Auch er sei nicht immer mit allem einverstanden, aber genau deshalb engagiere er sich ja als Kreisobmann. Er rief alle Aktivisten auf, sich ebenfalls einzubringen, beispielsweise in den Gemeinderäten oder Kreistagen. Dort könne man wirklich etwas bewegen.

Auch wenn die Stimmung aufgeheizt war und der Streit zwischen LSV und BBV den Bauerntag diesmal überschattete, so kamen Sachthemen trotzdem nicht zu kurz. Am besten brachte die Vielfalt der Anliegen ein Sketch auf den Punkt, in dem die wichtigsten Anliegen gleich zu Beginn der Veranstaltung auf den Punkt gebracht wurden. Kreisobmann Böhmer und Georg Deinlein aus Neudorf kritisierten dabei witzig und überspitzt, aber durchaus mit ernstem Hintergrund als „Franz und Gerch“ die vielen Auflagen, die Bürokratie, die negativen Rahmenbedingungen, das Freihandelsabkommen Mercosur und schließlich auch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: „Wer die Bauern quält, wird nicht gewählt“, skandierten beide am Ende des Sketches..

Bilder:
1.
 Scheßlitzer Bauerntag (von links): Landesbäuerin Anneliese Göller, Landrat Johann Kalb, die Europaabgeordnete Marlene Mortler, Landtagsabgeordneter Holger Dremel, die stellvertretende Kreisbäuerin Marion Link, Kreisobmann Edgar Böhmer und Geschäftsführer Werner Nützel.
2.
 Trotz Faschingsdeko im Sportheim: die Stimmung beim Scheßlitzer Bauerntag war ernst und emotional.
3. Als Franz und Gerch nahmen Georg Deinlein (links) und Edgar Böhmer in ihrem Sketch die Politik aufs Korn.

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03.02.2020

Ohne Landwirte werden die Dörfer zu reinen Schlafstätten / Bayreuther Landfrauentag: „Leistung der Bauern ist nicht selbstverständlich“

Bayreuth. Ähnlich wie den Landfrauen geht es dem gesamten Bauernstand. Die Leistungen werden als selbstverständlich empfunden. Was bei den Landfrauen für Haus und Hof gilt, ist bei der Landwirtschaft die gesamte Gesellschaft. „Ohne unsere Bauernhöfe gäbe es kein Leben im ländlichen Raum“, sagte der Wunsiedler Landtagsabgeordnete Martin Schöffel beim Bayreuther Landfrauentag.

Es passe einfach nicht zusammen, wenn große Teile der Verbraucher den Bauern vorschreiben möchten, wie sie Nahrungsmittel zu produzieren haben, sie aber nicht bereit sein, auch entsprechend dafür zu zahlen, so Schöffel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag ist. Für die Landwirte habe es schon immer höchsten Stellenwert, dass es den Tieren gut geht, dass Wasser und Böden sauber sind und die Landschaft intakt ist.

Allerdings benötigten die Bauern dafür auch eine faire Entlohnung und deshalb müssten Lebensmittel eben auch ihren Preis haben. „Kampfpreise“, also Verkaufspreise unter dem Einstandspreis seien ohnehin verboten. Aber auch die regelmäßigen Lockangebote führten den Verbraucher in die völlig falsche Richtung.

Zuvor hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth darauf hingewiesen, dass die Zahl der Dörfer weiter zunimmt, in denen es keinen Landwirt, aber auch keinen Metzger oder Bäcker mehr gibt. „Wir müssen aufpassen, dass unsere Dörfer nicht zu reinen Schlafstätten werden“, sagte sie. Denn eines stehe fest: Ohne Landwirte gibt es keine heimische Nahrungsmittelproduktion, keinen Erhalt der Kulturlandschaft und auch keine Tradition und kein Brauchtum mehr. Angelika Seyferth forderte deshalb gute Nahverkehrsanbindungen für den ländlichen Raum, die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung, den Erhalt der Schulverbünde sowie das Eintreten für Arbeitsplätze in Industrie und Handwerk.

Ziel müsse es in jedem Fall sein, die Lebensmittelproduktion auch künftig im eigenen Land zu halten. Wenn die Dinge erst einmal aus dem Ausland kommen, dann habe niemand mehr Einfluss auf die Produktionsbedingungen. Deshalb sollte man mit allen Mitteln verhindern, dass man sich hierzulande aus der Produktion zurückzieht.

Die Einführung von Projektwochen zum Thema Alltagskompetenz begrüßte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Schon vor Jahren hätten dies die Landfrauen angestoßen. Es sei auch zu begrüßen, dass Praktiker dafür zuständig sein sollen, denn gerade die Landfrauen führten ihren Haushalt meist nachhaltiger als so mancher Klimaaktivist. Lobende Worte für die Arbeit der Landfrauen fand auch Beate Kuhn, 3. Bürgermeisterin der Stadt Bayreuth. „Sie gestalten die Region, Sie setzen sich für berufsständische Belange ein und Sie tragen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen bei“, sagte Kuhn zu den Landfrauen. Die große Frustration habe aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft erfasst, so die stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz. Es sei noch nie so viel „gemeckert und gemotzt“ worden, und das, obwohl es den meisten Menschen in der Gesellschaft doch eigentlich gut gehe.

Zum Landfrauentag gehörte auch ein Auftritt des Bayreuther Landfrauenchors unter der Leitung von Martina Schill, eine Vorstellung der Stadt Pegnitz durch Bürgermeister Uwe Raab sowie eine Spendenaktion zu Gunsten des Vereins „Pegnitz für Kinder“, der sich für die Förderung von Vorschulkindern und für die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen einsetzt.

Bilder:
1. Der Bayreuther Landfrauenchor eröffnete den Landfrauentag in der Tierzuchtklause.

2. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich bei Martin Schöffel, dem Hauptredner des Landfrauentages in Bayreuth.

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01.02.2020

Teichwirtschaft als integraler Bestandteil der Genussregion / Teichgenossenschaft Oberfranken:
„Gigantische Leistungen für die Allgemeinheit“

Himmelkron. Gerade in Zeiten des Klimawandels kann die heimische Teichwirtschaft ganz massiv punkten. Das haben nahezu alle Redner bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron hervorgehoben. Doch leider fehlt den Teichwirten oft die entsprechende Wertschätzung, auch das wurde bei der Zusammenkunft deutlich.

Im Gegenteil: Ausgerechnet Teichwirten wird nicht selten mangelnde fachliche Praxis vorgeworden, beispielsweise von PETA. Die Tierrechtsorganisation hatte vor rund eineinhalb Jahren Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Hof gegen Verantwortliche der Teichgenossenschaft wegen angeblicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei der Karpfensaisoneröffnung in Bad Alexandersbad erstattet. Nicht nur der dortige Teichwirt sei betroffen gewesen, auch Vorsitzender Dr. Peter Thoma und eine Reihe von Politiken, darunter die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.

Nun konnte Thoma vermelden, dass sämtliche Anzeigen eingestellt worden seien. „Für uns ist ein vernünftiger Umgang mit den Fischen ohnehin selbstverständlich“, sagte Thoma. Das Verbringen der Fische zum Sortiertisch entspreche sämtlichen tierschutzrechtlichen Vorgaben, außerdem sei der Vorgang notwendig, unter anderem um die Fische auf Verletzungen durch Prädatoren und Außenparasiten zu kontrollieren. Trotzdem habe man bei der einen oder anderen Karpfensaisoneröffnung zwischenzeitlich feststellen müssen, dass sich, vermutlich aus Angst vor einer ähnlichen Anzeige, kaum ein Außenstehender mehr einen Karpfen anzufassen traut. „Wir lassen uns nicht abschrecken“, sagte Thoma und verurteilte das Vorgehen von PETA scharf.

Der Vorsitzende sprach stattdessen von gigantischen Leistungen der Teichwirte für die Allgemeinheit, indem sie sich für den Gewässer- und Artenschutz stark machen und dabei gesunde Lebensmittel erzeugen. De traditionelle Teichwirtschaft zu erhalten und zu fördern ist auch das Ziel des Bezirks Oberfranken mit seiner Fachberatung für Fischerei, so der Leiter der Bezirksverwaltung Peter Meyer. Aufgrund erschwerter Rahmenbedingungen vor allem durch die Klimaveränderung plädierte er für eine höhere Wertschätzung der Teichwirte und ihrer Arbeit. Unabdingbar dazu gehörten auch effektive Förderprogramme, praktikable Teichbauempfehlungen und eine Stärkung der Fachberatung bei den Bezirken.

Die enorm wichtige Funktion der Teichwirte für die Sicherung der Wasserversorgung sprach der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner an. Er bezeichnete die Teichwirte aber auch als „integralen Bestandteil der Genussregion“. Fisch aus der Region habe nicht nur einen hohen Gesundheitswert, sondern sei auch für die ökologischen Zusammenhänge immens wichtig.

Trotzdem musste Vorsitzende Thoma eine abnehmende Nachfrage nach Mitteln aus der Teichbauförderung feststellen. Als Ursache dafür vermutete er, dass sich die Förderung mittlerweile zu einem „bürokratischen Monster“ entwickelt habe. Auch die neuen Teichbaurichtlinien, die noch verabschiedet werden müssen und gegen die noch Einsprüche erhoben werden können, würden nicht gerade zu einer Vereinfachung beitragen. Beispielsweise sei eine Verschärfung bei den Auflagen zum Hochwasserschutz geplant.

Scharfe Kritik am Volksbegehren zum Artenschutz übte unter anderem Walter Jacob, der Vorsitzende der Nachbarteichgenossenschaft Aischgrund. Die Kritik von großen Teilen der Gesellschaft sei symptomatisch für die Bevölkerung, die sich weit von der landwirtschaftlichen Produktion entfernt habe. Albert Deß, Vorsitzender des Verbandes der Bayerischen Berufsfischer, sprach von einer „großen Volksverdummung“. De Ziele des Volksbegehrens kämen für viele Land- und Teichbewirtschafter einer Enteignung gleich. Der großstädtischen Bevölkerung, die sich hauptsächlich für das Volksbegehren ausgesprochen habe, warf Deß arrogantes Verhalten vor.

Für seine seit vielen Jahren andauernde Tätigkeit als Justitiar der Teichgenossenschaft wurde der frühere oberfränkischen Regierungsvizepräsident Horst Müller ausgezeichnet. Mit seinen herausragenden Kenntnissen im Verwaltungsrecht und seinem exzellenten Wissen und Können habe sich Müller stets für die Belange der Teichwirtschaft eingesetzt, sagte der Vorsitzende Dr. Thoma. Müller konnte erst kürzlich seinen 80. Geburtstag feiern.

Bild: Für seinen Einsatz zu Gunsten der Teichgenossenschaft Oberfranken wurde der frühere oberfränkische Regierungsvizepräsident Horst Müller (rechts) vom Vorsitzenden Dr. Peter Thomas ausgezeichnet. Müller ist als Justitiar für die Teichgenossenschaft tätig.

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30.01.2020

Wertschöpfung contra Wertschätzung / Betzensteiner Bauerntag: Landwirtschaft steht zu Unrecht im Focus der Kritik

Betzenstein. Der Wind bläst der Landwirtschaft immer stärker ins Gesicht. Diesmal seien es aber nicht nur die rein wirtschaftlichen Ursachen, sondern Bürokratie, Auflagen und Vorschriften, die sich in nie gekanntem Ausmaß über die Landwirtschaft erstrecken, so der Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe. Da könne nicht einmal mehr die sogenannte Bauernmilliarde“ etwas daran ändern. Grund dafür ist: Was sich zunächst nach sehr viel anhört, ist am Ende vielleicht gerade einmal 1000 Euro pro Betrieb und Jahr. Da bleibt nicht viel, so Lappe beim Betzensteiner Bauerntag.

In weiser Voraussicht hatte man sich deshalb auch mit Veterinärdirektorin Dr. Iris Fuchs aus Pegnitz eine Fachreferentin eingeladen. Die Leiterin des Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz am Landratsamt Bayreuth ist zudem auch Erste Vizepräsidentin der Bundestierärztekammer und damit bundesweit keine Unbekannte.

Die Landwirtschaft habe so viel getan zum Thema Tiergesundheit und trotzdem stehe sie permanent im Focus der Kritik, sagte Dr. Fuchs. Als Ursache dafür nannte sie die Tatsache, dass Anspruch und Wirklichkeit sowohl beim Handel als auch beim Verbraucher weit auseinandergehen. „Der Handel hält den Verbraucher für dumm“, fand sie klare Worte. Die aktuellen Lebensmittelpreise spiegelten den Aufwand zur Erzeugung nicht wider. Dazu komme eine Lebensverschwendung, die mittlerweile ein gigantisches Ausmaß angenommen habe. 90 Millionen Tonnen Lebensmittel landeten in Europa pro Jahr auf dem Müll. Zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung klaffe eben eine große Lücke.

Zuvor war Kreisobmann Karl Lappe zum einen auf die Düngeverordnung, zum anderen auf die Afrikanische Schweinepest eingegangen. Was die Düngeverordnung angeht, sei das Ziel aus fachlicher Sicht weit verfehlt worden. „In den wenigen Frühsommermonaten soll die Gülle des ganzen Jahres ausgebracht werden“, stellte Lappe fest. Pflanzenbiologisch sei dies mehr als in Frage zu stellen. Ein absolutes Chaos sah der Kreisobmann für den wahrscheinlichen Fall des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest auf die Bauern zukommen. Nach zwei Jahren absoluter Trockenheit würden die Bauern das geplante Ernteverbot im 30-Kilometer-Radius um die Kernzone nicht überstehen. Völlig offen sei, was entsprechende Versicherungen abdecken.

Deutliche Worte zur aktuellen Situation in der Landwirtschaft fand die die stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz. „Identifizieren sie sich nicht mit den schwarzen Schafen der Branche“, sagte sie. De allergrößte Mehrzahl der Bauern arbeite korrekt und vorbildlich. Wenn das drei Prozent nicht tun, dann müsse man das auch sagen. Es sei zutiefst ungerecht, wenn alle Betriebe über einen Kamm geschoren werden. Alle Entscheider in der Politik rief Reinert-Heinz dazu auf, alles zu tun, um die Landwirtschaft in den derzeitigen Strukturen zu erhalten. Andernfalls sei nicht mehr zu garantieren, dass Landwirtschaft in unseren Breiten überhaupt noch stattfindet.

Bild: Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links), Stellvertreterin Doris Schmidt (rechts) und Kreisobmann Karl Lappe konnten mit Dr. Iris Fuchs die Veterinärchefin aus dem Bayreuther Landratsamt beim Betzensteiner Bauerntag begrüßen.

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23.01.2020

Die Region positiv gestalten / Pegnitzer Landfrauentag im ASV-Sportheim

Pegnitz. Die immer schwerer werdende Erzeugung von Lebensmitteln hat Kreisbäuerin Angelika Seyferth beim Pegnitzer Landfrauentag im ASV-Sportheim angeprangert. Es wird immer schwieriger wirtschaftliche zu arbeiten“, sagte Seyferth. Schuld daran seien zahlreiche Auflagen wie die Düngeverordnung, Einschränkungen bei der Bewirtschaftung von Gewässerrandstreifen, das Mercosur-Abkommen und vieles mehr. „Wir brauchen wieder Rahmenbedingungen, die auch umsetzbar sind“, appellierte sie an die Politik. An den Verbraucher gerichtet, forderte sie, regionale Lebensmittel zu bevorzugen. Der Verbraucher bestimme die Nachfrage, die Discounter richteten sich danach.

Hauptrednerin des Landfrauentages war diesmal die Europa-Abgeordnete und frühere Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler aus dem Nürnberger Land. Sie zählte auf, was in unserem Land alles in Schieflage geraten sei und forderte gegenzusteuern. Jeder einzelne könne seinen Beitrag leisten und die Region positiv gestalten, sagte Mortler und griff damit auch gleich das Jahresthema der Landfrauenarbeit im Bauernverband „Die Region gestalten“ auf. Dazu gehöre es beispielsweise die heimischen Einzelhändler, Bäcker und Metzgereien zu unterstützen anstatt im Internet bei Amazon oder Doc Morris zu bestellen. Nur dann sei noch eine gewisse Grundversorgung in ländlichen Regionen möglich. Man müsse sich stets vor Augen halten, was eine Kaufentscheidung für meine Region bedeutet.

Gegen Intoleranz und die Radikalisierung der Gesellschaft machte sich die Bundestagsabgeordnete Silke Launert stark. So sehr sie sich zunächst darüber gefreut habe, dass sich die Jugend engagiere, so sehr mache es ihr nun Angst, wenn eine gewisse Radikalisierung eintritt. Das sogenannte „Oma-Lied“ bezeichnete Launert als absolute Dreistigkeit. Ausgerechnet die Generation werde beschimpft, die mit ganz wenig Dingen zurechtgekommen ist. Ohnehin brauche man den Bäuerinnen nichts von Nachhaltigkeit erzählen. Niemand anderes stehe so für Nachhaltigkeit wie die Landfrauen, da gebe es nichts, was nicht noch wiederverwertet werde. Launert warnte, dass die derzeit zu beobachtende Radikalisierung nicht nur klimamotiviert, sondern gegen das gesamte System gerichtet sei. „Nicht nur das rechte Lager, auch das linke Lager möchte das System abschaffen“, so die Abgeordnete.

Auch der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab stellte immer mehr Polarisierung, Spaltung und Populismus fest. „Setzen wir ein Zeichen dagegen und stehen für Zusammenhalt und Gemeinschaft“, sagte er. Nur so werde es weiterhin gelingen, in diesem Land in Frieden zu leben.

Froh über die Einführung von verbindlichen Projektwochen zum Thema Alltagskompetenz an allen Schularten zeigte sich die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Schon vor zehn Jahren hätten die Landfrauen dafür mit Unterschriftenaktionen intensive Vorarbeit geleistet. Es dürfe dabei aber nicht nur um Kochen lernen oder rein theoretische Vorträge gehen. Im Vordergrund sollte vielmehr der Praxisbezug stehen. „Welterklärer haben wir genug“, so Brendel Fischer.

Die stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz zog für die Dachmarke „Bayreuther Land“ ein erste positive Resümee. Seit der Einführung Anfang Oktober habe sich die Dachmarke sehr gut entwickelt. Ziel sei es, dass mehr Wertschöpfung bei den Landwirten hängen bleibt. Reinert-Heinz machte sich außerdem für die Hotelfachschule Pegnitz stark. „Lassen wir uns im Landkreis nicht auseinander dividieren“, warnte sie. Die Schule sei gerade in Zeiten des Fachkräftemangels für den Landkreis eminent wichtig.

Zum Rahmenprogramm des Pegnitzer Landfrauentages gehörte auch der Auftritt des Bayreuther Landfrauenchors unter der Leitung von Martine Schill sowie ein Vortrag des dritten Bürgermeisters von Bischofsgrün Jens Stenglein, der den Landfrauen seine Gemeinde präsentierte.

Bilder:
1. Kreisbäuerin Angelika Seyferth und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich bei der jetzigen Europaabgeordneten Marlene Mortler mit einem Blumenstrauß.

2. Frauenpower beim Pegnitzer Landfrauentag (von links): die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, die Europaabgeordnete Marlene Mortler, Kreisbäuerin Angelika Seyferth und die Bundestagsabgeordnete Silke Launert.
3. Der Bayreuther Landfrauenchor unter der Leitung von Martina Schill.

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04.12.2019

Umweltminister Glauber: „Landwirte müssen wieder mit einer Stimme sprechen“ / Selbstbewusstsein statt Büßergewand - Schlepperdemo im Vorfeld der vlf-Landesversammlung

Kloster Banz. Rund 250 Bauern haben mit ihren Schleppern im Umfeld der vlf-Landesversammlung auf Kloster Banz demonstriert. Hintergrund der spektakulären Aktion der Vereinigung „Land schafft Verbindung“: der bayerische Umweltminister Torsten Glauber war einer der Hauptredner beim Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf). Ihm überreichten sie einen Forderungskatalog, der unter anderem einen Abbau der Bürokratie, Nachbesserungen beim Agrarpaket und bei der Düngeverordnung sowie bei der Umwidmung von landwirtschaftlichen Nutzflächen zu Naturschutzflächen, wie Streuobstwiesen, beinhaltet.

Die Bauern blockierten mit ihren Schleppern auf über zwei Kilometern teilweise die Zufahrten zur Tagungsstätte und erzwangen so das Gespräch mit dem Minister. Pünktlich zu Beginn der Versammlung zogen die Landwirte wieder ab. Vlf-Landesvorsitzender Hans Koller sprach im Anschluss von einer disziplinierten und sachlichen Diskussion der Betroffenen mit dem Minister.

Glauber stellte sich in seiner Ansprache vor den bayerischen vlf-Mitgliedern auf die Seite der Bauern. Er ermahnte die Landwirte aber auch, künftig doch bitte wieder mit einer Stimme zu sprechen. „Die Landwirtschaft in Bayern ist völlig heterogen und nicht mehr mit einer Stimme unterwegs“, sagte er. Ob Bauernverband, BdM oder Almbäuerinnen, alle legten völlig unterschiedliche Sichtweisen an den Tag. „Sorgen Sie als Verband dafür, dass die Landwirtschaft wieder mit einer Stimme spricht, andernfalls wird die Arbeit noch schwieriger“, sagte Glauber zu den vlf-Mitgliedern.

Das ließ Landesvorsitzender Koller nicht so stehen: Von der Politik habe man den Eindruck, dass sie kleinere Randgruppen befeuert, sagte er unter dem Applaus der Mitglieder. Der Dialog mit dem Verbraucher werde immer wichtiger, dabei dürfe man sich aber nicht dem Zeitgeist anpassen, so Koller. Der Vorsitzende kritisierte die Verunsachlichung der Diskussion, etwa im Umgriff des Volksbegehrens zum Artenschutz. Dies werde schon im veränderten Sprachgebrauch deutlich, wenn etwa immer wieder von Pestiziden, Ackergiften oder von industrieller Landwirtschaft die Rede sei. Seine Berufskollegen rief er auf, sich keinesfalls ein Büßergewand überzustreifen, sondern selbstbewusst an die Öffentlichkeit zu gehen.

Ganz so leicht macht es die Öffentlichkeit den Bauern derzeit allerdings nicht. Der Berufsstand des Bauern sei in der Stadt hoch angesehen, das was die Bauern machen allerdings nicht, berichtete Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung in Berlin. Der Wissenschaftler gab den Bauern mit auf den Weg, die Kluft zwischen Experten und Laien kleiner zu machen, um Vertrauensverluste zu mindern, „soweit es geht“. Grundlage jeder Kommunikation müsse die Transparenz sein, wenn Glaubwürdigkeit das Ziel ist. Im unternehmerischen Bereich möge Transparenz eher suspekt klingen und Besorgnisse um Betriebsgeheimnisse aufkommen lassen. Erfolgreiche Vorbilder zeigten jedoch den Mehrwert für den einzelnen Betrieb, zum Beispiel von Prüfzeichen, die unabhängig, neutral und eben transparent von Verbänden oder Testzentren organisiert werden.

Die ihren Worten nach stilvolle Demonstration der Landwirte nicht nur auf Kloster Banz, sondern auch vor kurzem am Brandenburger Tor in Berlin habe vielen Leuten die Bedeutung der Landwirtschaft bewusst gemacht, sagte die örtliche Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU). Trotzdem müsse sich einiges ändern, damit auf den Höfen wieder Mut aufkommt, so der oberfränkische vlf-Bezirksvorsitzende Mario Güldner. Eine fachlich fundierte Ausbildung und eine umfassende berufliche Fortbildung sei eine essentielle Voraussetzung für den Berufsstand, so Landesbäuerin Anneliese Göller.

Für ihr herausragendes Engagement für den vlf wurden die folgenden Persönlichkeiten mit dem Goldenen Verbandsabzeichen geehrt: Dagmar Hartleb (Meeder, Lks. Coburg), Rudi Steuer (Burgkunstadt, Lks. Lichtenfels), Konrad Rosenzweig (Wiesenthal, Lks. Forchheim), Reinhard Kortschak (Ködnitz, Lks. Kulmbach), Georg Hollfelder (Litzendorf, Lks. Bamberg), Werner Schwarz (Völkenreuth, Lks. Hof), Finni Herb (Kempten), Alois Kling Pfronten, Inge Kaspar (Neukirchen, Lks. Sulzbach-Rosenberg), Johann Ziegler (Albenried, Lks. Schwandorf), Georg Neidlein, Wassertrüdingen, Lks. Ansbach) sowie der langjährige Europaabgeordnete Albert Deß aus Röckersbühl, Lks. Neumarkt) und Ministerialdirigent Wolfram Schöhl vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium in München.

Bilder:
1. Der Landfrauenchor Lichtenfels umrahmte die Landesversammlung musikalisch.
2. Umweltminister Thorsten Glauber bei seiner Ansprache vor der vlf-Landesversammlung.
3. Aus ganz Bayern waren vlf-Mitglieder zur Landesversammlung ins oberfränkische Kloster Banz gekommen.
4. Der bayerische vlf-Landesvorsitzende Hans Koller.

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29.11.2019

Vier Punkte für den Wald von Morgen / Projekt „Neue Baumarten“ im Rahmen der Initiative „Zukunftswald Bayern“ gestartet – Kritik an Fridays-for-Future-Bewegung

Heiligenstadt. Die Mischung macht´s: Olaf Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft Freising plädiert dafür, auf der Suche nach zukunftsfähigen, klimatoleranten Wäldern auf Risikostreuung zu setzen. „Ein anpassungsfähiger Mischwald ist die beste Strategie“, sagte Schmidt in Heiligenstadt beim Start des Projekts „Neue Baumarten“ im Rahmen der Initiative „Zukunftswald Bayern“.

Bei der Eröffnungsveranstaltung im evangelischen Gemeindezentrum, bei der symbolisch auch eine Libanon-Zeder gepflanzt wurde, stellte Schmidt vier Punkte für den Wald von Morgen vor. Zunächst sollten heimische Baumarten, abseits von Fichte, Buche, Kiefer und Eiche, gefördert werden. Die vier genannten Arten würden kaum noch eine Chance haben, war sich der Präsident sicher.  Ganz im Gegensatz etwa zur Weißtanne. Dann sollte man seltene heimische Baumarten forcieren, Feld- und Spitzahorn gehörten dazu, aber auch die Elsbeere, die Hainbuche oder der Speierling. In einem dritten Schritt kommt das, was Schmidt Pionierarten nennt: Aspe, Salweide, Vogelbeere oder Traubenkirsche. Erst danach spricht der Präsident von hierzulande wirklich neuen Baumarten wie Edelkastanien, Silberlinden, Baumhasel, Zerreiche, Mannaesche, oder die amerikanischen Arten wie Roteiche, Edeltanne oder der Riesenlebensbaum.

Freilich gebe es immer auch „Nebenwirkungen“. Manche der neuen Baumarten ziehen keine Insekten an. Ein ausbleibendes Nahrungsangebot für Vögel und Fledermäuse ist die Folge. Auch mit dem schwer zersetzbaren Streu, etwa bei der Roteiche, müsse man noch klarkommen. Trotz aller neuen Baumarten: Palmen am Chiemsee oder Olivenbäume in Franken werde es auch in Zukunft nicht geben. Mildere Winter bedeutet nicht automatisch, dass es keine Frostnächte mehr gibt, sagte Schmidt. Die Trockenheit werde aber weiter zunehmen, und damit auch Insektenkalamitäten, Sturmereignisse oder Waldbrände. Besonders betroffen davon wird Nordbayern sein.

Zuvor hatte sich der Heiligenstädter Bürgermeister Helmut Krämer kritisch über die Fridays-for-Future-Bewegung geäußert. „Wir demonstrieren nicht, wir handeln“, sagte er mit Blick auf das neue Baumarten-Projekt. Im Gegensatz zu manch öffentlich geäußerter Meinung stellte der Bürgermeister klar, dass gerade im Landkreis Bamberg schon viele Initiativen und Aktionen durchgeführt worden seien, um der Klimaveränderung zu begegnen. „Aktionismus und Hysterie helfen da nicht weiter“, sagte er vor dem Hintergrund der Ausrufung des Klimanotstandes auf europäischer Ebene.

Absolut vorbildlich sei dabei der Markt Heiligenstadt, wie der Bürgermeister an den folgenden Zahlen verdeutlichte: Gut elf Millionen Kilowatt Strom seien 2018 in Heiligenstadt verbraucht worden, satte 24 Millionen Kilowattstunden seien im gleichen Zeitraum aus regenerativen Energien, also Photovoltaik, Biomasse und  Windkraft, erzeugt worden. Der Anteil erneuerbarer Energien am Energiebedarf von Heiligenstadt liege dabei rechnerisch bei 218 Prozent. Das müsse erst einmal jemand nachmachen.

„Der Wald der Zukunft wird  ein anderer Wald sein, als der, den wir seit Jahrzehnten kennen“, sagte der Landtagsabgeordnete Holger Dremel. Deshalb sei der Versuchsanbau neuer Baumarten so wichtig. Das alles sehe das Projekt vor. Am Ende sollte ein „echter Zukunftswald“ stehen, an dessen Entstehen sich möglichst alle Waldbesitzer beteiligen. „Wir wollen nicht schwarzmalen, aber auch nichts beschönigen“, stellte zuvor der Leiter des Bamberger Landwirtschaftsamtes Hans-Rüdiger Schmittnägel fest. Der schlechte Zustand der Wälder sei mittlerweile im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen. Schmittnägel bezeichnete den Wald als Opfer der Klimaerwärmung, aber auch als Teil der Lösung, denn schließlich sei der Wald der CO2-Spender schlechthin.

Das Projekt „Neue Baumarten“ im Rahmen der Initiative „Zukunftswald Bayern“ sieht die Anlage von mehreren Versuchsflächen im Landkreis Bamberg vor, auf denen die Standorteignung verschiedener neuer Baumarten, Mischungsmöglichkeiten und Pflanzverbände getestet werden sollen. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt, wird von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, der Uni Freising, der FH Weihenstephan und dem Ökologisch Botanischen Garten Bayreuth wissenschaftlich begleitet. Projektpartner sind die Waldbauernvereinigung Oberfranken, die Waldbesitzervereinigung, die Naturschutzverbände und die Naturschutzverwaltung. Projektmanager ist ab 1. Januar der Forstwirt David Schwarzmann aus Coburg.

Bilder:

1. Sie alle wollen dazu beitragen, dass aus dem Projekt „Neue Baumarten“  krisenfeste Zukunftswälder  für den Landkreis Bamberg und weit darüber hinaus entstehen.
2. Amtschef Hans-Rüdiger Schmittnägel (links) bedankte sich beim Präsidenten der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft Olaf Schmidt, der das Projekt „Neue Baumarten“ in Heiligenstadt symbolisch gestartet hat.

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ine Libanon-Zeder haben Vertreter der beteiligten Verbände und Institutionen symbolisch zum Auftakt des Projektes „Neue Baumarten“ in Heiligenstadt geplanzt.

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27.11.2019

Bundesinstitut für Risikobewertung: „Glyphosat-Grenzwerte reichen aus“ / Am Artenschwund sind nicht nur Pflanzenschutzmittel schuld

Kulmbach. Artensterben und Klimawandel: viele Verbraucher geben den Bauern die Schuld. Meistens geschieht dies aus Unwissenheit. Alle wollen mitreden, doch die genauen Hintergründe kennen nur die Wenigsten. Um aufzuklären, hat der Ring junger Landwirte Kulmbach zu einer gemeinsamen Informationsveranstaltungen zusammen mit dem Verband für landwirtschaftliche Fachbildung mit Jens Schuberth einen Spezialisten eingeladen.

Schuberth ist bei dem 2002 gegründeten und zum Geschäftsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums gehörenden Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) tätig, das unter anderem Bundesministerien berät, wenn es um die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln geht. Das Berliner Institut mit seinen rund 1000 Mitarbeitern erstellt weisungsunabhängig Risikobewertungen, allerdings nicht nur für Pestizide, sondern beispielsweise auch für E-Zigaretten, Shishas und alle möglichen Chemikalien.

„Pflanzenschutzmittel sind nicht alleine verantwortlich für den Artenschwund“, sagte der Wissenschaftler. Auch der zunehmende Flächenverbrauch oder die Anlage von Monokulturen hauptsächlich im Norden Deutschlands gehörten zu den Verursachern.

In der Gemeinschaftsveranstaltung ging es hauptsächlich um das überaus kontrovers diskutierte Thema Glyphosat. Anhand des mittlerweile seit acht Jahren andauernden Verfahrens machte Schuberth deutlich, mit welchem immensen Aufwand seine Behörde arbeitet. 2011 sei die Neubewertung gestartet worden, es folgten Kommentierungsphasen der einzelnen EU-Staaten, Expertenrunden auf nationaler und internationaler Ebene sowie immer wieder neue Bewertungen aufgrund des großen öffentlichen Drucks und aktueller, teils widersprüchlicher Studien. Erst 2017 konnte die Genehmigung erneuert werden, aber nur für fünf Jahre bis zum 15. Dezember 2022 und nicht wie üblich für 15 Jahre.

Auch wenn der endgültige Glyphosat-Ausstieg durch das Bundeslandwirtschaftsministerium für 2023 bereits beschlossen ist, blieb der Fachmann bei seiner Einschätzung, dass der geltende Grenzwert von 0,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag bei der Aufnahme durch den Menschen ungefährlich und deshalb völlig ausreichend sei.

Schubert machte keinen Hehl daraus, dass Glyphosat-Rückstände im Bier durchaus nachvollziehbar seien, da die Anwendung im Getreide ja auch zugelassen ist. Allerdings in so geringer Menge, dass man unglaubliche 1000 Liter Bier pro Tag trinken müsste, um die festgelegten Grenzwerte tatsächlich zu übersteigen. Während aber über die Glyphosat-Rückstände im Gerstensaft leidenschaftlich diskutiert werde, sei das Thema Gesundheitsgefahren durch Alkohol kaum mehr Gegenstand öffentlicher Diskussionen, kritisierte Schuberth.

Überhaupt gab der Experte Teilen der Medien eine Mitschuld daran, dass über Pflanzenschutzmittel so einseitig diskutiert werde. Wenn darüber berichtet werde, dann sei meist von Giftcocktails oder von Ackergift die Rede. Niemand kümmere es da, wenn sein Institut über 1000 wissenschaftliche Studien allein zum Thema Glyphosat ausgewertet hatte. Auch nicht die Politik, denn die habe, wie es BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger ausdrückte, mit dem Glyphosat-Verbot eine rein ideologische und keine fachliche Entscheidung getroffen. „Ist das nicht frustrierend?“, sagte Löwinger zum Referenten. Der ließ aber auch von politischen Entscheidungen nicht beirren: „Wir werden nicht aufhören, unsere Meinung fachlich fundiert zu kommunizieren“, sagte er.

Bild: Einen Geschenkkorb mit Spezialitäten aus der Genussregion Oberfranken überreichte der Kulmbacher Vlf-Vorsitzende Reinhard Kortschack (rechts) an Jens Schubert vom Bundesinstitut für Risikobewertung.

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20.11.2019

„Eigentum verpflichtet“ / Landjugend pflanzt Kulmbacher „Grundgesetzbaum“

Kulmbach. Die Aktion „HeimatWurzeln“ des Landjugend-Bezirksverbandes Oberfranken ist noch nicht zu Ende. Zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes und zugleich zum 70. Geburtstag des Dachverbandes „Bund der Deutschen Landjugend“ sollen in ganz Oberfranken insgesamt 70 verschiedene Bäume gepflanzt werden. Einen der letzten der 70 „Grundgesetzbäume“ haben Vertreter der Landjugend jetzt in der Kulmbacher „Flutmulde“ entlang des Weißen Mains gepflanzt.

Pate des Apfelbäumchens ist der Kulmbacher Bauernverband. Die Verantwortlichen haben Artikel 14, Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes gewählt: „Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt. Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“ Weitere Bäume sind bereits auf dem Grundstück des ehemaligen oberfränkischen BJB-Bezirks- und -Landesvorsitzenden Manfred Nüssel in Rimlas bei Bad Berneck, sowie von mehreren oberfränkischen Bundes- und Landtagsabgeordneten gepflanzt worden.

Bild: Ein Baum zu Ehren des Grundgesetzes (von links): Sebastian Feulner von der Kulmbacher Landjugend, Bezirksvorsitzender Maximilian Raimund aus Creußen, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel und der stellvertretende Kulmbacher Kreisobmann Harald Peetz.

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15.11.2019

Zukunftsfähige Wälder brauchen Zeit / WBV Bamberg: Diskussion über die Zukunft des Waldes

Steinfeld. Alle sind guten Willens, doch wirklich weiter hilft das keinen. Ein wenig Resignation war schon zu spüren bei der Diskussions- und Informationsveranstaltung mit dem Titel „Hat unser Wald noch Zukunft“, die von der Waldbesitzervereinigung Bamberg in Steinfeld veranstaltet wurde. Die Analyse ist einfach: die Temperaturen waren in den beiden zurückliegenden Jahren zu hoch, die Niederschläge zu gering. In der Folge ist es in relativ kurzer Zeit viel wärmer und gleichzeitig viel trockener geworden. Das haut die stärkste Fichte um, möchte man sagen, und tatsächlich wird die Situation von den Waldbesitzern aktuell als katastrophal eingeschätzt.

Vor zwei Jahren war die Welt noch in Ordnung, sagte Forstoberrat Gregor Schießl, Abteilungsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft in Bamberg. „Nun aber schaut es böse aus um die Zukunft des Waldes.“ Schießl sprach von starken Schäden an den Nadelhölzern, von großflächigem Absterben der Kiefernbestände, von einem streckenweisen Komplettausfall der Tannenbestände, von dramatischem Absterben der Buchenwälder und von starken Schäden an Laubhölzern. Fichten zum Beispiel, seien einfach vertrocknet, da habe es gar keinen Käfer mehr gebraucht, so der Fachmann.

Schießl (Bild links) machte eine einfache Rechnung auf: Ein Kleinwaldbesitzer mit 3,6 Hektar Fläche, bei dem die Hälfte vom Borkenkäfer betroffen ist, sei nun gezwungen, das Holz aufzuarbeiten, zu verwerten und die Fläche zu räumen. Nimmt man 540 Festmeter Schadholz an, koste die Aufarbeitung rund 5400 Euro. Bei 2,50 Euro pro benötigter Pflanze komme man trotz staatlicher Förderung von 1,10 Euro pro Pflanze auf 7560 Euro. Macht alles in allem fast 13000 Euro an Kosten, um die Schadenssituation zu beheben. Früher hätte der Waldbesitzer für die gleiche Holzmenge eine stattliche fünfstellige Summe bekommen.

„Da ist noch mehr Unterstützung notwendig“, sagte der Landtagsabgeordnete Holger Dremel aus Scheßlitz. Er rief dazu auf, die besondere Situation Oberfrankens immer wieder nach München zu tragen. Der Wald habe Zukunft, aber es würden noch große Anstrengungen notwendig sein. Ein weiteres Problem sah die Vorsitzende der WBV Bamberg Angelika Morgenroth in der Gesellschaft. Viele Menschen würden Waldbesitzer völlig zu Unrecht als die Schuldigen ausmachen. Dabei seien es gerade die Waldbesitzer, die große Leistungen für die Gesellschaft erbringen.

„Wir brauchen halt etwas Zeit, um zukunftsfähige Wälder zu schaffen“, so Andreas Hahn (linkls) von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Weihenstephan. Der Wald werde nicht sterben, aber er werde sich verändern, und zwar in Richtung lichte, südländische Wälder. Eine Baumart ganz ohne Schädlinge werde es aber auch in Zukunft nicht geben. Holz sei der Rohstoff des nächsten Jahrtausends, machte der Steinfelder Revierleiter Michael Bug den Waldbesitzern Hoffnung. Grund dafür ist, dass Holz der einzige Rohstoff ist, der nachwächst.

Weniger dramatisch sah Muhidin Seho vom Bayerischen Amt für Waldgenetik in Teisendorf die Situation. Klimatolerante Baumarten müssten ganz schnell her. Im Zusammenspiel mit heimischen Baumarten würden sie künftig das Rückgrat des Waldes der Zukunft bilden. Ähnlich wie auf dem Aktienparkett empfahl Seho den Waldbesitzern, das Risiko auf mehrere Baumarten zu verteilen.

Bild oben: Diskutierten in Steinfeld über die Zukunft des Waldes (von links): Holger Dremel, Andreas Hahn, Muhidin Seho, Michael Bug, und Gregor Schießl.

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02.11.2019

Verfahren mit vielen Höhen und Tiefen / Nach 40 Jahren: Dorferneuerung und Flurneuordnung im Steinwiesener Ortsteil Nurn abgeschlossen

Nurn. Was lange währt, wird endlich gut: 40 Jahre nach dem Start sind das Dorferneuerungs- und Flurneuordnungsverfahren in Nurn, einem Ortsteil von Steinwiesen im oberfränkischen Landkreis Kronach, jetzt abgeschlossen worden. Bei der Segnung eines Gedenksteines am neuen Ringweg oberhalb der Ortschaft und bei einer Feierstunde im Mehrzweckhaus wurde deutlich, dass dieses Verfahren ungewöhnlich viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Das Ergebnis aber hat sich gelohnt, sowohl für die 490 Einwohner der Ortschaft, als auch für alle beteiligten Landwirte.

Rund 2,3 Millionen Euro haben Dorferneuerung und Flurneuordnung nach den Worten des Steinwiesener Bürgermeisters Gerhard Wunder gekostet. Weitere 2,7 Millionen Euro haben die Nurner Grundstückseigentümer für entsprechende Maßnahmen wie energetische Sanierungen, Erneuerungen von Fenstern und Dächern und vieles mehr ausgegeben. Die dafür eingereichten 184 Förderanträge wurden mit fast einer halben Million Euro vom Markt Steinwiesen, vom Freistaat, vom Bund und von der EU bezuschusst.

Alle diese Zahlen können sich sehen lassen: „Es ist schon absolut vorbildlich, was da in Nurn gelaufen ist“, sagte Anton Hepple, der Leiter des oberfränkischen Amtes für Ländliche Entwicklung. 184 Anträge bei 490 Einwohnern: für Hepple ein echter Grund, den Bewohnern von Nurn ein Riesenkompliment zu machen. Schließlich sei dies auch alles Geld, das nicht nur dem Ort, sondern auch den Unternehmen in der Region zu Gute kommt.

Bürgermeister Wunder erinnerte in seinen Worten noch einmal an den Start des Verfahrens am 29. Juni 1979. Allein 14 Jahre habe es aufgrund von Widerständen aus Teilen der Bevölkerung gedauert, bis die ersten Maßnahmen anliefen. Sogar ein Petitionsverfahren im Landtag sei notwendig gewesen, ehe es den Verantwortlichen gelang, die Mehrheit der Landwirte von der Notwendigkeit der Flurbereinigung zu überzeugen. Später gab es dann im Jahr 2012 für die Bodenordnung und das Beweidungskonzept sogar einen Staatspreis des Landwirtschaftsministeriums.

Nun seien die Ziele der Dorf- und Flurneuordnung endlich in vollem Umfang erreicht. Es habe sich gezeigt, dass eine intakte Dorfgemeinschaft Voraussetzung dafür ist, dass Visionen und Träume eines Tages Wirklichkeit werden, so der Bürgermeister. Alle Maßnahmen hätten die Infrastruktur in Nurn verbessert und die Attraktivität des ländlichen Raumes erhöht.

Der Vorstandsvorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Nurn Karl Saueressig freute sich besonders über die neuen Wege mit einer Gesamtlänge von acht Kilometern. Allein die Kosten dafür hätten bei 1,1 Millionen Euro gelegen. Rund 300000 Euro davon seien an Eigenleistung notwendig gewesen, vieles davon hätten die Nurner in Form von Hand- und Spanndiensten etwa beim Pflastern oder bei der Bepflanzung geleistet. Nun aber seien sämtliche Wege im besten Zustand und würden auch gerne angenommen.

„Der ländliche Raum braucht Dorferneuerungsmaßnahmen“, so Anton Hepple. So wie in Nurn müssten zu den öffentlichen Maßnahmen wie etwa den komplett neu hergerichteten Plätzen in der Ortsmitte, am Gemeinschaftshaus oder an der Schule auch immer private kommen, sonst werde die Dorferneuerung kein Erfolg. Für ihre aktive Mitwirkung überreichte Hepple Dankurkunden an die Vorstandsmitglieder Stefan Schuberth, Josef und Edgar Hader, Bruno Franz, Markus Merkl sowie an Anneliese, Karlheinz, Otto und Fritz Deuerling.

Bilder:
1. Mit einem Festzug vom neuen Gedenkstein zum Mehrzweckhaus wurde der gesamte Ort in die Feierlichkeiten zum Abschluss der Dorferneuerung und Flurneuordnung einbezogen.
2. Pfarrer Richard Reis aus Steinwiesen hat den neuen Gedenkstein am oberen Ringweg von Nurn feierlich gesegnet.

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22.10.2019

Bauern demonstrieren – Bayreuth steht still / „Land schafft Verbindungen“: Protestfahrt der Landwirte legte Verkehr über Stunden lahm

Bayreuth. Es war eine der größten Demonstrationen, die Bayreuth je erlebt hat. Nach Veranstalterangaben waren es über 1000 Landwirte aus ganz Oberfranken und den angrenzenden Regionen, die mit ihren Traktoren in einem zwölf Kilometer langen Konvoi von der Gemeinde Bindlach nördlich der Stadt bis zum Grünen Zentrum ganz im Süden Bayreuths fuhren. Nicht nur der Verkehr, sondern auch Teile des öffentlichen Lebens standen dabei über mehrere Stunden lang still. So fiel zum Beispiel an mehreren Schulen ab dem späten Vormittag der Unterricht aus, zahlreiche Linien des Stadtbusverkehrs stellten ihren Betrieb ein.

Bayreuth war neben München und Würzburg Teil der Aktionen, die von der Bewegung „Land schafft Verbindung“ veranstaltet wurden. Start war in Eckershof bei Bindlach, Ziel war die Tierzuchtklause des oberfränkischen Rinderzuchtverbandes in der Adolf-Wächter-Straße. Sämtliche Kreuzungen und Einmündungen dazwischen wurden von der Polizei abgesperrt, kreuzender Verkehr konnte die Route nur eingeschränkt passieren. Bereits im Vorfeld hatten Stadt und Straßenverkehrsamt empfohlen, großräumig auszuweichen.

Alle gut 40 Ampeln entlang der Route waren mit Polizisten besetzt, Sogar ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Laut Pressesprecher Jan Koch und dem Leiter der Verkehrsbetriebe Werner Schreiner konnten die Stadtbusse etwa ein Drittel der rund 370 Haltestellen in Bayreuth ab 11 Uhr nicht mehr erreichen. Grundsätzlich gab es auf fast allen Linien Verspätungen.

Der Konvoi selbst schien einfach nicht enden zu wollen. De letzten Traktoren waren noch gar nicht in Bindlach losgefahren, als die ersten bereits die Tierzuchthalle erreicht hatten. Den Kfz-Kennzeichen zufolge nahmen auch Landwirte aus Regensburg, Cham und Schwandorf teil, ebenso wie aus dem thüringischen Saalfeld. Gerhard Ehrlich, Coburger BBV-Kreisobmann, der selbst morgens um 5.30 Uhr von seinem Betrieb in Neuses losgefahren war, wertete die Aktion als Erfolg. Nicht ein einziger Stinkefinder sei ihm gezeigt worden, nur hochgestreckte Daumen als Zeichen der Zustimmung. Das zeige eindrucksvoll, was die Bevölkerung will.

Die Landwirte hätten in den vergangenen Monaten versucht, sich Gehör zu verschaffen, mit der Politik ins Gespräch zu kommen. „Aber wir werden einfach nicht gehört“, sagte Andreas Wolfrum aus dem mehr als 15-köpfigen oberfränkischen Organisationsteam bei der Kundgebung. Viele Familienbetriebe, auch und gerade in Oberfranken, würden sich in einer ausweglosen Situation befinden, so der junge Landwirt aus Gattendorf bei Hof.

Zuletzt sei das Image der Landwirtschaft durch das Artenschutz-Volksbegehren in Bayern erheblich in Misskredit gezogen worden. „Wir werden hingestellt als die, die die Insekten vergiften und das Grundwasser verschmutzen, doch das stimmt einfach nicht.“ Schließlich brauchen die Bauern die Natur. Die Demonstration sieht Wolfrum als „Weckruf an den Verbraucher“. Ein Weckruf für ein neues Bewusstsein, regional zu kaufen, die Landwirtschaft und die nachgelagerten Betriebe, also Bäcker, Metzger und den regionalen Handel, zu unterstützen.

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06.10.2019

Faire Preise sind keine Armutsfalle / Landtagsabgeordneter Holger Dremel beim Königsfelder Jurabauerntag

Königsfeld. Von einer regional höchst unterschiedlichen Ernte im Landkreis Bamberg hat Kreisobmann Edgar Böhmer berichtet. Beim Jurabauerntag zum Erntedankfest in Königsfeld sprach er von einer größtenteils zufriedenstellenden Getreideernte, aber auch von Ertragseinbußen beispielsweise beim Mais um rund ein Drittel. Die Futtersituation sei etwas besser gewesen als im Trockenjahr 2018, aber längst noch nicht so, wie sie sich die Bauern gewünscht hätten.

Grund, für die Ernte zu danken, habe man trotzdem, sagte der Kreisobmann, auch wenn man sich von der Politik unverstanden fühle. Dieses Bild gerade zu rücken, dazu war erstmals Holger Dremel, seit 2018 CSU-Stimmkreisabgeordneter des Bamberger Landes, zum Jurabauerntag gekommen. „Unsere Bauern haben es nicht verdient, von den Grünen und Co so an den Pranger gestellt zu werden“, sagte er und verwahrte sich gegen einseitige Schuldzuweisungen zu Lasten der Bauern.

Zum Artenschutz-Volksbegehren stellte Dremel aber auch klar, dass es keine andere Möglichkeit gegeben habe, den Gesetzesentwurf anzunehmen und ihm mit einem Begleitgesetz zu modifizieren. „Hätten wir eine Abstimmung gemacht, dann hätten wir das auch 1:1 annehmen müssen“, stellte Dremel klar. Immerhin hätten sich bayernweit rund 1,8 Millionen Menschen und damit 18,4 Prozent der Stimmberechtigten in die Listen eingetragen. „Was glauben sie, wie da eine Abstimmung zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ausgegangen wäre?“, so Dremel.

Der Abgeordnete forderte nun vor allem praktikable Regelungen, die zusammen mit den Bauern erarbeitet werden sollten, etwa bei der Novellierung der Düngeverordnung, bei den neuen Anforderungen zum Tierwohl, bei der Anbindehaltung oder beim Einsatz von Glyphosat. Dremel ging auch auf die große Bedeutung der Landwirtschaft ein, die jeden 7. Arbeitsplatz in Bayern sichere. „Landwirtschaft hat Zukunft“, sagte er. Allerdings müssten die Verbraucher auch bereit sein, an der Ladentheke etwas mehr für gesunde Lebensmittel auszugeben. In keinem anderen Industrieland seien Nahrungsmittel billiger als in Deutschland, da seien faire Preise wirklich keine Armutsfalle.

„Im weltweiten Vergleich sind wir auf einem absolut hohen Niveau und das hat auch seinen Preis, pflichtete ihm Anneliese Goller, Bamberger Kreisbäuerin, oberfränkische Bezirksbäuerin und bayerische Landesbäuerin bei. Kurze Wege und regionale Produkte, das sei gelebter Klimaschutz. Deshalb müsse es aufhören, dass die Bauern permanent an den Pranger gestellt werden. Sie sollten stattdessen wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden.

In Vertretung von Bürgermeisterin Gisela Hofmann hieß der dienstälteste Gemeinderat Ottmar Grasser die Gäste in Königsfeld willkommen. Auch er beklagte Unkenntnis, fehlende Informationen und Stimmungsmache bei Teilen der Bevölkerung zu Lasten der Bauern. Generationen zuvor sei dies noch ganz anders gewesen. Doch der Kontakt zu den Bauern und das Wissen um die Landwirtschaft seien längst verloren gegangen.

Vor dem Jurabauerntag im Schleuppner-Saal feierten alle Beteiligten einen festlichen Erntedankgottesdienst mit Pfarrer Michael Herrmann in der nahen St.-Jakobus-Kirche. Von dort aus setzte sich nach dem Gottesdienst ein Festzug zum Schleuppner-Saal in Bewegung, angeführt von der Aufseßtaler Blaskapelle und Helfern des Fränkische-Schweiz-Vereins mit der stattlichen Erntekrone auf den Schultern. 

Bilder:
1.
 Ein stattlicher Festzug bewegte sich vom Gottesdienst in der St.-Jakobus-Kirche zum Jura-bauerntag im Schleuppner-Saal.
2. BBV-Geschäftsführer Werner Nützel, Kreisobmann Edgar Böhmer, der Landtagsabgeordnete Holger Dremel, Kreis-, Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller und der dienstälteste Gemeinderat Ottmar Grasser (von links) vor der Erntekrone beim Königsfelder Jurabauerntag.

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04.10.2019

Auch Vegetarier und Veganer brauchen die Bauern / Landwirtschaftsministerin Kaniber verteidigte Annahme des Artenschutz-Volksbegehrens

Betzenstein. „Umwelt- und Naturschutz passieren längst, und zwar durch Bauernhand.“ Das hat die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei einer Veranstaltung der Jungen Union Bayreuth-Land in Betzenstein unmissverständlich klar gemacht. Die Politikerin verteidigte dabei in erster Linie die Annahme des Volksbegehrend zum Artenschutz durch die Staatsregierung. „Andernfalls hätten wir den Gesetzesentwurf der Organisatoren eins zu eins übernehmen müssen“, sagte sie.

So aber habe man im Begleitgesetz noch Einfluss nehmen und das Schlimmste für die Bauern verhindern können. Egal ob die umstrittenen Vorschriften zum Walzen oder Mähverbote, all das konnten wir noch ausbessern“, so Kaniber. Nun müsse sich allerdings die gesamte Gesellschaft fragen lassen, was sie denn für den Artenschutz unternehme. Kirchen, Kommunen und vor allem Privatleute seien jetzt gefragt, ihr Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Es könne nicht sein, dass alles auf den Bauern abgeladen werde. 

Nun sei der Verbraucher gefragt. Kaniber bezeichnete es als großen Widerspruch, wenn 84 Prozent der Bevölkerung Bioprodukte super finden, sie aber nur sieben Prozent wirklich kaufen. Deswegen werde die Staatsregierung auch keine Bioquote festschreiben und die Bauern damit in eine Ecke drängen, die für sie unrentabel ist. Ziel sei es dennoch bis zum Jahr 2030 den Ökolandbau von derzeit zehn auf dann 30 Prozent der bewirtschafteten Fläche auszudehnen. Die Ministerin nannte diese Zahl eine Zielvorgabe, erzwingen könne man das nicht. Allerdings sei der Freistaat schon jetzt innerhalb Deutschlands das Bioland Nummer 1, denn in keinem anderen Bundesland würden so viele so viele Ökoflächen bewirtschaftet.

Bei der Veranstaltung gab sie auch erste Details zur neuen Imagekampagne für die Landwirtschaft bekannt. Vor allem in den Schulen soll die Landwirtschaft erklärt werden. „Damit die jungen Leute wieder wissen, woher Brot und Milch kommen“, so die Ministerin. Auch wenn es abgedroschen klinge, noch immer glauben viele Kinder an die lila Kuh. Die neue Imagekampagne soll durchaus auch provokant ausfallen und in erster Linie die sozialen Medien bedienen. „Wir müssen die Bevölkerung aufrütteln, denn wir haben klasse Produkte, die weltweit nachgefragt werden“. Doch leider sei der Kontakt zum Verbraucher über weite Strecken völlig abgerissen.

Zuvor hatte sich der stellvertretende Vorsitzende der JU Bayreuth-Land Friedrich Ziegler gegen die massive Kritik an der Landwirtschaft gewehrt: „Niemand sollte je vergessen, der Bauer sorgt für das Essen“, sagte er und gab zu bedenken, dass dies auch für Vegetarier und Veganer gelte. In einer Diskussion am Ende beklagte Hans Engelbrecht aus Lankendorf die noch immer zunehmende Bürokratie, Landjugend-Bezirksvorsitzender Max Raimund warb für regionale Produkte und Matthias Roder aus Seybothenreuth forderte langfristige Leitlinien für die Landwirtschaftspolitik. Andernfalls werde aus dem Strukturwandel ein Strukturbruch und den würden vor allem viele kleinere Betriebe in der Region nicht überleben.

Bild: Eine Mini-Milchkanne und ein Glas Honig aus dem Landkreis überreichten JU-Vorsitzender Matthias Straub und sein Stellvertreter Friedrich Ziegler der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.

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04.10.2019

Libanon-Zeder und Esskastanie statt Fichte und Tanne / Startschuss für Initiative Zukunftswald

Kulmbach. Atlas-Zeder, Libanon-Zeder oder Esskastanie: diese Baumarten vertragen Trockenheit, Hitze und Kälte gleichermaßen. Sie könnten die Bäume für den Wald der Zukunft sein und langfristig Fichten und Tannen ersetzen. Um erste Erfahrungen mit diesen Baumarten sammeln zu können, ist im Stadtwald von Kulmbach einen Versuchspflanzgarten für Bäume angelegt worden, ein sogenanntes „Arboretum“. Die Fläche ist Teil der Initiative Zukunftswald Bayern. Den ersten Baum pflanzte jetzt die Landwirtschaftsministerin Michaelas Kaniber zusammen mit der siebenjährigen Amelie Löffler.

„Der Wald steckt in einer ganz großen Krise“, sagte Kaniber. Wetterkapriolen, Sturmereignisse, Borkenkäferplagen, das alles zeige, wie sehr der Wald unter den zunehmenden Klimaveränderungen leide. Dabei sei doch gerade der Wad nicht nur die grüne Lunge, sondern der Klimaschützer Nummer 1. Dem Waldumbau komme deshalb die höchste Priorität zu. Kaniber bezeichnete es als wichtigste Aufgabe der Forstverwaltung die Wälder gemeinsam mit privaten und körperschaftlichen Waldbesitzern zukunftsfähig zu machen.

Die Ministerin sprach von einer echten Mammutaufgabe, bis zum Jahr 2030 rund 200000 Hektar labile Nadelholzwälder in Bayern in klimastabile Mischwälder umzubauen. Weil dies alles Geld kostet, hat der Bund auf dem nationalen Waldgipfel vor kurzem 550 Millionen Euro vor allem für die Schadensbeseitigung und die Wiederbewaldung zur Verfügung gestellt. Rund 100 Millionen sollen davon voraussichtlich nach Bayern fließen.

Dazu kommt jetzt die Initiative Zukunftswald Bayern, zu der die Kulmbacher Versuchsfläche gehört. Hier soll nach den Worten Kanibers getestet werden, unter welchen Voraussetzungen welche Bäume am besten wachsen. „So können wir unseren Waldbesitzer künftig bestmöglich beraten, welche Auswahl an Bäumen sie für ihre Wälder zur Verfügung haben.

Michael Schmidt, Leider des Landwirtschaftsamtes in Kulmbach, bezeichnete die Fränkische Linie in den Landkreisen Kulmbach und Kronach als einen Brennpunkt des derzeitigen Borkenkäfergeschehens. Mit den 350000 Euro, die in den kommenden Jahren im Rahmen der Initiative Zukunftswald nach Kulmbach fließen, sollen deshalb unter anderem zwei Projektkräfte beschäftigt werden, um die Schäden zu erfassen und um Lösungen zu erarbeiten. „Es muss etwas geschehen“, sagte Schmidt. „Sollte sich der Klimawandel weiter verstärken, wird es wirklich eng für unseren Wald.“

Auch Landrat Klaus Peter Söllner sprach von einer extrem problematischen Situation. Er könne nachvollziehen, dass bei den Waldbesitzern derzeit der totale Frust herrscht. Gerade im Landkreis Kulmbach, genauso wie im Nachbarlandkreis Kronach spiele der Wald eine ganz große Rolle und erfülle ganz wichtige Funktionen, für Klima, Luft und Boden, aber auch für den Tourismus. So betrage der Anteil des Waldes im Landkreis Kronach rund 60 Prozent, im Kulmbach geringfügig weniger. Der Versuchspflanzgarten im Kulmbacher Stadtwald sei deshalb enorm wichtig und eine überaus positive Geschichte, mit der Kulmbach bayernweit eine Vorreiterrolle übernehme.

Bild oben: Zusammen mit der siebenjährigen Amelie pflanzte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber den ersten Baum im neuen Versuchspflanzgarten des Kulmbacher Stadtwaldes.
Bild unten (von links): Landrat Klaus Peter Söllner, der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig und Kulmbachs 2. Bürgermeister Ralf Hartnack bei der Baumpflanzung zusammen mit der siebenjährigen Amelie.

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30.09.2019

Vielfalt statt Landwirtschaft aus dem Bilderbuch / Agrarpolitischer Sprecher Artur Auernhammer bei Fachgespräch in Bayreuth

Bayreuth. Beim derzeitigen Megathema Klimaschutz ist die Landwirtschaft nicht das Problem, sondern die Lösung. Das hat der Agrarpolitische Sprecher der CSU im Bundestag, Artur Auernhammer aus dem mittelfränkischen Weißenburg, bei einem agrarpolitischen Fachgespräch von Dr. Silke Launert und der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer festgestellt. Ob in Sachen Erneuerbare Energien oder beim Wald und Forst, die Landwirtschaft habe großes Potenzial, um zum Klimaschutz beizutragen.

„Gerade in der Landwirtschaft wissen wir, dass der Klimawandel stattfindet“, sagte Auernhammer. Allen sollte klar sein, dass etwas geschehen muss. Für die Landwirtschaft sei es nun wichtig, bei den Lösungsansätzen dabei zu sein. Beispielsweise könnten die Waldbauern dazu beitragen mit Holzhackschnitzel die Lücke zu schließen, wenn es keine Ölheizungen mehr in Neubauten geben soll.

Einen Königsweg, um alle Probleme der Landwirtschaft zu lösen gibt es nicht, sagte Auernhammer. Ebenso wenig gebe es die Bilderbuchlandwirtschaft, von der viele träumen. Was die Landwirtschaft heute ausmacht, sei eine nahezu unglaubliche Vielfalt und gerade die gelte es zu nutzen. So setze er beispielsweise beim Thema Regionalität auf den Verbraucher. Im Nachbarland Österreich sei das Regionalbewusstsein schon wesentlich stärker ausgeprägt als hierzulande. Regionalität sei außerdem das beste Rezept gegen ungeliebte Handelsabkommen. „Den Welthandel werden wir nicht stoppen, schon gar nicht als deutsche Landwirtschaft“, so Auernhammer. „Aber wir sollten versuchen, ihn intelligent für uns zu nutzen.

Auch wenn die Landwirtschaft derzeit vor vielen Problemen und Herausforderungen steht, habe man Grund zu danken, sagte die Abgeordnete Launert vor dem Hintergrund der vielen Erntedankfeste in unseren Breiten. Der Gesellschaft gehe es gut, die Menschen hierzulande seien vor großen Naturkatastrophen verschont geblieben. Aufgrund der aktuellen Ernteeinbußen, der Dürrephasen der beiden zurückliegenden Jahre, mancher umstrittener gesetzlicher Regelung und auch aufgrund des Klimawandels fehle allerdings gerade jungen Landwirten die Planungssicherheit. Dabei sollte es allen Verbrauchern klar sein: wenn es hierzulande keine Landwirtschaft mehr gibt, müssten Nahrungsmittel aus Ländern importiert werden, in denen deutlich niedrigere Umwelt- und Tierwohlstandards gelten.

Die Landtagsabgeordnete Brendel-Fischer sagte, dass man bei den Auswirkungen des Volksbegehrens zum Artenschutz Kompromisse finden müsse, mit denen sowohl die Befürworter als auch die Bauern leben könnten. Abgesehen von den Schutzmaßnahmen für Gewässerstreifen soll deshalb bei sämtlichen Maßnahmen auf Freiwilligkeit gesetzt werden. Was die künftige Ausgestaltung einer gemeinsamen europäischen Agrarpolitik angeht, will Bayern erreichen, dass die Förderung bei den ersten Hektaren noch einmal deutlich aufgestockt wird. Gerade die kleinteilige Landwirtschaft in unserer Region würde davon profitieren.

Bei der anschließenden Diskussion spielte unter anderem das Reizthema Wolf eine wichtige Rolle. „Der Wolf muss in Zaum gehalten werden“, forderte Karl-Heinz Frank, Vorsitzender des Ziegenzuchtverbandes Oberfranken. Während in unseren Breiten bislang nur einzelne Tiere aufgetaucht sind, habe man in Brandenburg bereits ganze Rudel festgestellt. Agrarsprecher Auernhammer plädierte dafür, den Wolf in bestimmten Gebieten zuzulassen, in allen anderen Regionen aber jagdlich einzugreifen, also abzuschießen. „Wenn wir nicht rechtzeitig eingreifen, passiert uns das Gleiche wie bei den Wildschweinen“, so Auernhammer. Während das Schwarzwild noch vor wenigen Jahrzehnten als Seltenheit galt, hat es sich längst zur Plage entwickelt.

Scharfe Kritik am Klimaschutzpaket der Bundesregierung übte Hans Engelbrecht aus Lankendorf. Benzinsteuer, Kfz-Steuer, Mehrwertsteuer und jetzt soll auch noch die CO-2-Steuer kommen. Davon wäre die Landwirtschaft besonders betroffen, sagte Engelbrecht und forderte deshalb das Geld über die Dieselrückvergütung wieder zurück. MdB Auernhammer konnte ihm da allerdings wenig Hoffnung machen. Fast alle anderen Parteien wollten die Dieselrückvergütung für Landwirte völlig abschaffen, das könne man schon zufrieden sein, den jetzigen Stand zu halten.

Bild: Die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert (rechts) und ihre Landtagskollegin Gudrun Brendel-Fischer bedankten sich bei Artur Auernhammer, der zu einem agrarpolitischen Fachgespräch nach Bayreuth gekommen war.

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29.09.2019

Keine Höchstleistung zu Tiefstpreisen / Kulmbacher Kreiserntedank: Kritik an der „großen Politik“

Himmelkron. Die schlechte Ernte im Landkreis Kulmbacher haben Vertreter der Politik und des Bauernverbandes beim Kreiserntedank in Himmelkron beklagt. Speziell im Kulmbacher Land seien Trockenheit und Dürre besonders ausgeprägt gewesen, sagte Kreisobmann Wilfried Löwinger. Bei vielen Bauernfamilien lägen die Nerven deshalb blank.

Ganz so einfach falle es deshalb nicht, für die Ernte zu danken. Zu tief sitze der Frust. Wenn es trotzdem Grund zur Dankbarkeit gebe, dann deshalb, weil man von gravierenden Unwettern, Starkregen und Überschwemmungen, wie in vielen anderen Teil der Welt, verschont geblieben sei.

Löwinger sprach aber auch von einer erneut außergewöhnlichen Hitzeperiode von Ende Mai bis Ende August. Die bis dato guten Bestände seien dahin gewesen. Der Kreisobmann bezifferte die Ertragsausfälle beim Weizen im Landkreis Kulmbach auf 30 Prozent, bei der „Königsfrucht“, der Braugerste, sogar auf 50 Prozent. Als regelrechte Naturkatastrophe bezeichnete er den Zustand der Wälder. Ohne entsprechende staatliche Programme werde keine Aufforstung möglich sein.

Auch der „großen Politik“, wie es Löwinger nannte, zu danken, falle schwer. Zu sehr bestimmten Ideologie, Aktionismus, Populismus und Geschäftemacherei das Geschehen, fachliches Wissen bleibe auf der Strecke. Zuvor hatte schon der stellvertretende Kreisobmann und Himmelkroner Ortobmann Harald Peetz mahnende Worte an die Politik gerichtet. Er sprach von vielen meist praxisfremden und unsinnigen Auflagen. Vor dem Hintergrund des Volksbegehrens seien auch die Parteien mittlerweile der einseitigen Berichterstattung in den Medien und dem „Gutmenschentum“ verfallen.

In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft habe man in Sachen Volksbegehren vieles abfedern können, verteidigte sich der örtliche Stimmkreisabgeordnete Martin Schöffel (CSU), stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Landtag. Alle Beteiligten hätten einen Schritt aufeinander zugemacht, alle Seiten seien berücksichtigt worden.

Für Schöffel steht es nun an erster Stelle, die gesellschaftliche Akzeptanz wiederherzustellen. „Da hilft es nur, aufeinander zuzugehen“, sagte er. Aus der Verteidigung heraus könne man ein Spiel nicht gewinnen, zog er eine Parallele zum Fußball. Der Abgeordnete kündigte an, mehr Aufklärung über die Landwirtschaft sowie über Ernährung und Alltagskompetenzen in die Schulen zu bringen. In einem weiteren Vorhaben soll speziell die Großstadtbevölkerung informiert und emotional an die Landwirtschaft herangeführt werden.

„Andernfalls verlieren wir das wichtigste, was wir haben, und das ist die heimische Nahrungsmittelproduktion“. Doch viele Menschen realisierten überhaupt nicht mehr, wie Landwirtschaft wirklich funktioniert. Grund dafür: Die Regale der Discounter seien immer voll. Doch Höchstleistung zu Tiefstpreisen sei eben nicht möglich. Daneben müssten die Bauern auch das produzieren, was der Markt abnimmt, und das seien eben mal nicht hundert Prozent bio, sondern nur zehn Prozent.

Im weltweiten Vergleich lägen wir bei den Standards für Qualität, Umwelt- und Tierschutz auf ganz hohem Niveau, sagte die stellvertretende Kulmbacher Landrätin Christina Flauder (SPD). Nur nachhaltig bewirtschaftete Äcker würden auch gute Ernten hervorbringen, nur nachhaltig betriebene Tierhaltung sein eine Tierhaltung im Respekt vor dem Mitgeschöpf. Der sorgsame Umgang mit der Natur und der Schöpfung sei für Landwirte nicht nur Verpflichtung sondern lebensnotwendig.

Zum Kulmbacher Kreiserntedank in der Himmelkroner Frankenfarm gehörte neben Auftritten des Landfrauenchors auch ein geistlicher Impuls von Ortspfarrer Michael Krug. Landwirtschaft verdiene Respekt und Wertschätzung, sagte er und begrüßte ausdrücklich die Aktionen mit den mahnenden grünen Kreuzen auf vielen Feldern. Der Geistliche rief die Bauern dazu auf, die neue Begeisterung in weiten Teilen der Gesellschaft für die Natur in ein neues Interesse für die Landwirtschaft umzusetzen.

Bilder:
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 Kreisobmann Winfried Löwinger (links) bedankte sich beim örtlichen Stimmkreisabgeordneten Martin Schöffel.
2. Der Kulmbacher Landfrauenchor umrahmte die Erntedankfeier in der Himmelkroner Frankenfarm.

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22.09.2019

Regional ist optimal / Ernste Worte zu Erntedank - Mehrere zehntausend Besucher beim Genussfest im Landkreis Bamberg

Scheßlitz. Mit diesem Ansturm hatte kaum einer gerechnet. Mehrere zehntausend Besucher haben ersten Schätzungen zufolge den 4. Genusstag der Region Bamberg verbunden mit dem BBV-Kreiserntedankfest besucht. An den meisten der über 60 Stände der Anbieter regionaler Produkte bildeten schon kurz nach dem offiziellen Auftakt lange Schlangen und in der für den Verkehr gesperrten Hauptstraße des Jura-Städtchens gab es schon am frühen Nachmittag kaum mehr ein Durchkommen.

Höhepunkt des Genusstages und des Kreiserntedankfestes war ein stattlicher Festzug durch den Ort, der den Jahresablauf der Feldarbeit von der Aussaat bis zur Ernte anhand historischer Landmaschinen und Geräte mit alten Traktoren zeigte. Allein dabei wurden über 350 Teilnehmer, mehrere Blaskapellen und zahlreiche Gespanne mit historischen Gerätschaften gezählt. Zuvor hatte Domkapitular Norbert Jung des Festgottesdienstes in der Pfarrkirche St. Kilian zelebriert. Dabei wirkte erstmals der Bamberger Landfrauenchor unter der Leitung von Gudrun Kraus mit.

In den Ansprachen später im Festzelt ließ kaum ein Redner das derzeitige Topthema Klimawandel aus. Einig waren sich dabei alle: „Die Landwirtschaft ist nicht das Problem, sondern ein Teil der Lösung“. Schließlich seien es die Bauern, die den Klimawandel als erste spürten, sagte Kreisobmann Edgar Böhmer.

Eine gute Ernte entsteht durch die Kräfte der Natur und die Arbeit des Menschen. Während man auf die Natur keinen Einfluss habe, würden die Bauern alles unternehmen, um eine gute Ernte einzufahren, so Böhmer. Trotzdem fehle ihnen derzeit die Akzeptanz aus Teilen der Bevölkerung, was gerade bei jungen Leuten für große Unsicherheit sorge. Die Ernte 2019 im Landkreis Bamberg bezeichnete der Kreisobmann als regional höchst unterschiedlich. Die fehlenden Futterreserven aus dem Vorjahr hätten allerdings nicht aufgefüllt werden können.

Dank unserer heimischen Landwirtschaft brauche man keine Angst haben, Hunger leiden zu müssen, sagte BBV-Vizepräsident Günter Felßner. Wenn hierzulande alle satt sein können, dann liege das an der modernen Landwirtschaft, sie sei die Ursache für unseren hohen Lebensstandard. Trotzdem sei diese Landwirtschaft gerade dabei sich zu verabschieden. „Unserer deutschen Bevölkerung laufen die Bauern davon“, fand er drastische Worte. Und erklärte die BBV-Aktion mit den grünen Feldkreuzen, die derzeit überall aufgestellt werden. Die Stimmung unter den Landwirten sei so schlecht wie nie zuvor, unser aller Konsumverhalten stehe auf dem Prüfstand. „Bauern und Bürger müssen wieder eine Einheit werden, momentan sind wir davon allerdings meilenweit entfernt“.

Positiv stimmte allerdings der Zuspruch für das Genussfest. Damit feierte die Regionalkampagne des Landkreises Bamberg gleichzeitig ihr 15-jähriges Bestehen. Aus den Anfangs 30 Gründungsmitgliedern ist mittlerweile eine Kampagne mit 130 Betrieben und rund 300 Produkten entstanden. Ziele sind nach den Worten von Landrat Johann Kalb die Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz aber auch die Freude am Genuss und die Wertschätzung regionaler Produkte.

„Regional ist optimal“ gab Thomas Silberhorn als Devise für das Genussfest und Kreiserntedank aus. Der örtliche Bundestagsabgeordnete, Verteidigungsstaatssekretär und Schirmherr des Genussfestes plädierte vor dem Hintergrund der aufgeheizten Diskussionen dafür, wieder ein Maß der Mitte zu finden. „Ökologisches Wirtschaften ja, aber es muss auch ökonomisch sein“, sagte Silberhorn. Bamberg, das seien für ihn nicht nur die Symphoniker und die Basketballer sondern auch fränkische Gemütlichkeit mit Bier, Bratwürsten und allerhand Spezialitäten.

„Fast schon geflasht“, wie sie es ausdrückte zeigte sich wegen des großen Zuspruchs in Scheßlitz die neue bayerische Milchkönigin Beatrice Scheitz. Auch sie warb für die große Vielfalt regionaler Produkte und rief dazu auf, mit jedem Schluck Milch auch einen wenig die bayerische Heimat zu genießen.

Bilder:
1.
 Im Schatten der Scheßlitzer Pfarrkirche präsentierten beim Festzug die einzelnen Ortsverbände ihre Erntekronen.
2.
 Historische Traktoren, festlich geschmückt zogen alle Blicke auf sich.
3.
 Alte Traditionen verkörperten einige Gespanne des stattlichen Festzuges zum Kreiserntedank in Bamberg.
4. Geschenke für die Hoheiten (von links): Staatssekretär Thomas Silberhorn, die Fränkische Kirschkönigin Rebekka, die Bayerische Milchkönigin Beatrice, die Bamberger Hörnla-Königin Annalena und Landrat Johann Kalb.

5. Kürbis zum Einmachen oder als Deko, auch das hatte der Genussmarkt in Scheßlitz im Angebot.

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18.09.2019

Retter des Rotviehs / Kleinwendern ist Bayerns erstes Arche-Dorf

Kleinwendern. Rotes Höhenvieh, Thüringer Wald Ziege, Coburger Fuchsschaf: ob sie und viele andere Tiere auf Noahs Arche waren, ist nicht überliefert. Im Arche-Dorf Kleinwendern, eine Ortsteil von Bad Alexandersbad im Fichtelgebirge haben sie und einige andere Haustierrassen jetzt ein neues Zuhause gefunden und konnten damit vor dem Aussterben gerettet werden.

Naturschutz, Artenschutz, Erhalt von Biodiversität, das sind Schlagworte, die derzeit in aller Munde sind. In dem Dorf Kleinwendern, das aktuell 80 Einwohner und 185 Tiere zählt, wollte man keine Schlagworte mehr hören, sondern Nägel mit Köpfen machen. „Uns geht es vor allem darum, die alten Nutztierrassen zu erhalten“, sagt Ronald Ledermüller (45), Ideengeber für das Arche-Dorf und hauptamtlicher Geschäftsführer des Naturparks Fichtelgebirge. Erst in zweiter Linie geht es ihm und seinen Mitstreitern aus dem Dorf um die touristische Vermarktung von Kleinwendern.

Wanderer, Mountaine-Biker und Nordic-Walker sind schon da und gehen an der Weide entlang, auf denen die Rotviehherde von Landwirt Rudi Küspert zuhause ist. „Mit dem Rotvieh fing alles an“, erinnert sich Ronald Ledermüller. Über ein Projekt des Bayerischen Landschaftspflegeverbandes war er vor rund zehn Jahre darauf gestoßen, dass im Fichtelgebirge einst das Sechsämterrotvieh gehalten wurde. Davon zeugt nicht nur ein Bild des Malers Johann Christoph Ziegler aus dem Jahr 1829, auch der Dichter Jean Paul hatte „die rote Kuh“ im Fichtelgebirge literarisch verewigt („Was Wunder? Die sehr rote Kuh … gibt weiße Milch, Quarkkäs dazu“). Tatsächlich handelt es sich beim Roten Höhenvieh um eine der ältesten Rinderrassen Europas, da sind sich Fachleute sicher.

Ab den 1930er/1940er Jahren wurde die Rasse aufgrund ihrer zu geringen Milchleistung nicht mehr gehalten, ja sogar hierzulande verboten. 26 Tiere soll es zuletzt noch gegeben haben, als Rudi Küspert anfing, die seltenen Kühe zu halten. „Zuerst herrschte Skepsis vor, doch irgendwann war der Knoten geplatzt“, sagte Ronald Ledermüller. Die Investitionen wurden vom Bayerischen Umweltministerium und von der Unteren Naturschutzbehörde gefördert. Heute vermarktet Rudi Küspert das Fleisch der Rinder in Bio-Qualität für 15 Euro pro Kilo und hat damit einen so großen Erfolg, dass er die Nachfrage jetzt beim ersten Mal bei weitem nicht befriedigen konnte

Mit dem Rotvieh startete gleichzeitig ein bayernweit einzigartiges bürgerschaftliches Gemeinschaftsprojekt. Mit Begeisterung begannen die Kleinwenderner alte Nutztierrassen zu züchten. Erst im Frühjahr dieses Jahres wurde Kleinwendern zum Arche-Dorf nach den Kriterien der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen erklärt. Nach Steinlah in Niedersachsen ist Kleinwendern somit das zweite Arche-Dorf in Deutschland und das erste in Bayern.

Bevor die Anerkennungsurkunde überreicht wurde, zogen nach und nach Sundheimer Hühner, Reichshühner, Coburger Fuchsschafe, Thüringer Wald Ziegen, Bayerische Landgänse, Rheinische Schecken und blauäugige Hermelinkaninchen in dem Ortsteil von Bad Alexandersbad ein. Voraussetzung für die Ernennung zum Arche-Dorf ist die Haltung von mindestens sechs verschiedenen Rassen aus drei verschiedenen Tierartenkategorien, die auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen stehen. Die Rassen müssen in Herdbuchzucht geführt werden.

Vom Bayerischen Rundfunk bis zur Westdeutschen Allgemeinen Zeitung geben sich mittlerweile Journalisten und Presseteams in Kleinwendern die Klinke in die Hand. „Für den Naturpark Fichtelgebirge ist es eine großartige Werbung“, so Ronald Ledermüller, der auch Vorsitzender des Fichtelgebirgsvereins Bad Alexandersbad ist. Er hebt besonders die großartige Dorfgemeinschaft hervor, die mit der Verwirklichung des Projekts entstanden ist. Egal ob Haupterwerbslandwirt, Nebenerwerbslandwirt oder Hobbyzüchter, alle ziehen in Kleinwendern an eine Strang. Die Stimmung im Dorf habe sich gewandelt, mittlerweile seien sogar wieder junge Familien hierher gezogen. Auch ein Dorffest hat man nach vielen, vielen Jahren wieder einmal gefeiert und dabei auf die Ernennung zum Arche-Dorf angestoßen.

Bild: Ronald Ledermüller ist der Ideengeber des Arche-Dorfes Kleinwendern. Er ist der Ideengeber des Archeprojektes, mit dem das Rotvieh im Fichtelgebirge wieder eine Heimat gefunden hat.

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15.09.2019

Bienen im Zangengriff von Mobilfunk und Insektiziden / Bayerischer Imkertag: Katharina II. und Alexandra I. sind neuen bayerischen Honighoheiten

Amberg. Katharina Gegg aus Neuburg an der Donau und Alexandra Krumbachner aus Traunstein sind die neuen bayerischen Honighoheiten. Die neue Honigkönigin und die neue Honigprinzessin wurden beim Bayerischen Imkertag in Amberg von Verbandspräsident Stefan Spiegl und von BBV-Präsident Walter Heidl vorgestellt und gekrönt. Die beiden jungen Frauen lösen Katharina Eder aus Vilsbiburg und Doris Grünbauer aus Weiden ab. Sie waren in den zurückliegenden beiden Jahren als die Honigbotschafterinnen aus dem Freistaat unterwegs.

Zusammen hätten sie dabei fast 60000 Kilometer zurückgelegt und rund 220 Termine, von der Grünen Woche bis zum Zentralen Landwirtschaftsfest wahrgenommen, berichtete Katharina Eder. „Langweilig war es nie“, sagte Doris Grünbauer und beide waren sich einig: „Uns hören die Verbraucher besser zu als den Politikern“.

Die neue Honigkönigin Katharina Gegg ist 25 Jahre jung und zusammen mit fünf Geschwistern auf dem Hof der Eltern groß geworden. „Papa hat seit seiner Kindheit Bienen gehalten“, sagte sie. Bis vor zehn Jahren, dann sei die Arbeitsbelastung zu groß geworden. Katharina sei es schließlich gewesen, die sich dafür stark gemacht habe, die Honigbienen wieder zurückzuholen. Inzwischen gebe es zwei Völker auf dem elterlichen Hof im oberbayerischen Neuburg an der Donau. Neben ihrem Studium „Management und Technology“ absolvierte sie bereits einen Imkerkurs. „Durch das Volksbegehren ist die Biene wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt“, sagte Katharina II. in ihrer Antrittsrede. Nun seien alle gefordert, Flächenverbrach und Versiegelung zu reduzieren, um eine insektenfreundliche Umgebung zu schaffen.

Honigprinzessin Alexandra Krumbachner ist 24 Jahre jung, gelernte Hauswirtschaftsmeisterin, sie arbeitet als Besamungstechnikerin. Auf dem elterlichen Hof werden bereits seit mehreren Generationen Bienen gehalten. Alexandra I. übernimmt bereits alle imkerlichen Aufgaben bis hin zur Zucht. Auch in ihrer Abschlussarbeit zur Hauswirtschaftsmeisterin behandelte sie die Themen Honig und Bienenprodukte. Die Arbeit mit den Bienen sei der perfekte Ausgleich, sagte sie. Als wichtigstes Ziel bezeichnete sie es, Erwachsenen und vor allem Kindern die Vielseitigkeit der Biene zu zeigen.

Die beiden frisch gekürten Hoheiten werben gemeinsam mit den rund 30000 Imkern des Landesverbandes Bayerischer Imker und den rund 4000 Mitgliedern des Verbandes Bayerischer Bienenzüchter für Honig aus Bayern. Sie repräsentieren damit circa ein Drittel der gesamten deutschen Imkerschaft.

Inhaltlich ging es beim Imkertag diesmal vor allem um das weltweite Phänomen des Insektenrückgangs und die hohe Sensibilisierung in der Bevölkerung für das Thema. „Die Bienen befinden sich in einer Art Zangengriff“, sagte Dr. Gernot Spielvogel aus Memmingen. Nach den Worten des Geologen liege der Schwarze Peter aber nicht allein bei der Landwirtschaft. Landverbrauch, Straßenverkehr, Dieselsmog, Stickstoffemissionen: das alle seien Gründe für den Insektenrückgang. Und eben auch der Mobilfunk, weil er nahezu flächendeckend vorhanden und immer aktiv sei. In den elektromagnetischen Feldern, die vom Mobilfunk, aber auch von Überlandleitungen ausgehen, seien besonders die Bienen beeinträchtigt. Versuche hätten gezeigt, dass Bienen unter dem Einfluss elektromagnetischer Wellen mehr und mehr aggressiv werden, ihre Brut ausräumen und letztlich die gesamte Honigproduktion zum Erliegen kommt.

Ganz besonders im Focus steht dabei neue 5-G-Technologie. Sie werde von der Weltgesundheitsorgansation WHO als möglicherweise krebserregend eingestuft. „Würde ein Medikament als möglicherweise krebserregend eingestuft, bekäme es keine Zulassung“, sagte Spielvogel. Er plädierte deshalb für einen vernünftigen Umgang mit dem Mobilfunk. Natürlich wolle niemand zurück ins Mittelalter, doch sollten alle beteiligten so viel Einsicht haben, mit der neuen Technologie maßvoll umzugehen.

Was den Bienen noch zu schaffen macht, sind nach Aussage von Professor Dr. Dr. Randolf Menzel vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin Pflanzenschutzmittel. Besonders die Gruppe der Neonicotinoide seien „Gehirndrogen für Insekten“, sagte der Neurobiologe. Auch hier seien Bienen wieder besonders gefährdet, weil sie die Funktion des Umweltindikators hätten. Bienen könnten kommunizieren, sie seien in der Lage, Signale wahrzunehmen, sicher zu navigieren und ein gutes Gedächtnis auszubilden. Obwohl das Gehirn der Biene gerade mal so groß ist wie ein Sandkorn, befänden sich darin rund eine Million Nervenzellen.

Der Wissenschaftler hatte herausgefunden, dass diese Zellen selbst unter dem Einfluss extrem niedriger Dosen der Insektizide durcheinander geraten. Die Bienen seien in ihrer Wahrnehmung gestört und verlieren ihr Gedächtnis. In der Folge könnten sie beispielsweise nicht mehr nach Hause zurückkehren. Selbst wenn ein Insektizid als „bienenungefährlich“ deklariert werde, bedeutet dies noch lange nicht, dass es ungefährlich sei. Nach den Worten des Professors seien in Frankreich seit kurzem sämtliche Neonicotinoide verboten.

As wahre Fundgrube für alle Freunde der Biene stellte die Biologin und Naturheilkundlerin Dr. Elke Puchtler schließlich den Aromagarten Erlangen, einen Teil des dortigen Botanischen Gartens vor. Vom Bärlauch über das Duftveilchen bis zu Süßdolde sei dort auf 9000 Quadratmetern alles vertreten, was für die Artenvielfalt und damit auch für die Bienen wichtig sei.

Beim Bayerischen Imkertag wurde Eckhard Radke aus Dietmannsried mit der Zander-Medaille in Gold, der höchsten Auszeichnung des Landesverbandes Bayerischer Imker, ausgezeichnet. Radke war unter anderem von 2012 bis 2018 Präsident des Verbandes. Daneben ist er bis heute Präsidiumsmitglied auf Bundesebene. Er hatte das Patenimkermodell, das sogenannte „Dietmannsrieder Modell“ ins Leben gerufen und sei damit weit über die bayerischen Grenzen hinweg bekannt geworden, sagte der deutsche Imkerpräsident Peter Maske, der die Ehrung vornahm.

Der nächste Bayerische Imkertag findet am 5. und 6. September 2020 im niederbayerischen Ruhstorf an der Rott statt.

Bilder:
1.
 Die neuen und die bisherigen Honighoheiten mit Imkerverbandspräsident Stefan Spiegl und von BBV-Präsident Walter Heidl. Honigkönigin Katharina Gegg (sitzend links) und Honigprinzessin Alexandra Krumbachner (sitzend rechts). Sie lösten Katharina Eder (stehend lins) und Doris Grünbauer (stehend rechts) ab.
2.
 BBV-Präsident Walter Heidl bei der Inthronisation von Honigkönigin Katharina Gegg (links) und Honigprinzessin Alexandra Krumbachner.
3. Der Geologe Dr. Gernot Spielvogel aus Memmingen.
4. Der Neurobiologe Professor Dr. Dr. Randolf Menzel vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin.
5. Hohe Auszeichnung für Eckhard Radke aus Dietmannsried. Er wurde vom Deutschen Imkerpräsidenten Peter Maske mit der Zander-Medaille in Gold ausgezeichnet. Im Bild von links: Honigkönigin Katharina Gegg, Eckhard Radke mit Ehefrau Annemarie, der deutsche Imkerpräsident Peter Maske und der bayerische Imkerpräsident Stefan Spiegl.

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16.08.2019

Vom „Wooch-Heisla“ in den Schlachthof / In Kornbach bei Gefrees existiert eine der letzten noch voll funktionierenden Viehwaagen

Kornbach. In jedem Dorf gab es früher mindestens eine Viehwaage. Seit den 1980er Jahren wurden sie sukzessive abgebaut, Schlachtvieh wurde von nun an in den Schlachthöfen gewogen. Ein Ort, in dem noch immer eine geeichte Viehwaage existiert ist Kornbach, ein keiner Ortsteil von Gefrees im Landkreis Bayreuth. Eigentümer der Viehwaage mitten im Dorf ist die Stadt Gefrees. Dem Bauernverband wurde die Waage schon 1981 zusammen mit dem dazugehörigen Gebäude und der Zufahrt zur mietfreien Nutzung überlassen. Heute kümmert sich ein eigenes Team um den Erhalt des alten bäuerlichen Kulturgutes.

„Früher haben alle im Dorf Tiere gehalten, heute gibt es nur noch einen einzigen Nebenerwerbsandwirt, sagt Claudia Drescher, die sich zusammen mit einigen Mitstreitern rührend um die alte Viehwaage kümmert. Über den Bau und die Geschichte der Waage gibt es kaum noch Unterlagen. Weder bei der Stadt, noch im Dorf. Einzig die Nachkommen von Karl Brey, dem letzten vereidigten Wiegemeister besitzen noch das letzte Waagbuch, in dem Käufer, Verkäufer, die gewogenen Tiere und die Waaggebühren eingetragen wurden.

Mit Hilde der Gebühren wurde die Waage instand gehalten und geeicht, so Karin Brey. Ihr 2009 verstorbener Schwiegervater war in Kornbach der letzte amtlich vereidigte „Wäger“. 1955 hatte er beim Eichamt in Münchberg seine Prüfung abgelegt. Erzählungen aus dem Dorf zufolge hatte man ihn den Apotheker genannt, weil er sich immer sehr viel Zeit genommen habe, das Gewicht ganz genau zu ermitteln.

Aus den Aufzeichnungen von Karl Brey ergibt sich, dass die Waage zwischen 1971 und 1984 durchschnittlich 112 Mal pro Jahr genutzt wurde. 195 Tiere wurden dabei im Schnitt pro Jahr gewogen, hauptsächlich Schweine, Kühe, Kälber, Bullen, aber auch Hirschen und immer wieder Kleinvieh, also Schafe und Ziegen. Einmal soll sogar die Polizei gekommen sein, um ein Motorrad zu wiegen, das man ganz in der Nähe wegen offensichtlicher Überladung aus dem Verkehr gezogen hatte. Immerhin hat die Waage, deren Waagbalken von der Firma Steinbauer aus Eppingen stammt, eine Höchstlast von 1300 Kilogramm, wobei in 500-Gramm-Schritten gewogen wird. Nach 1984 ging die Zahl der gewogenen Tiere massiv zurück. Schon 1984 und 1985 waren es jährlich nur mehr etwa 130 Tiere, die gewogen wurden.

Als Erinnerung an die alten Zeiten, in denen die Viehwaage noch eine wichtige Rolle spielte, wird in Kornbach alljährlich am Pfingstmontag das „Woochheisla-Fest“, also das Fest zu Ehren des Waage-Häuschens, gefeiert. Dazu gibt es ein eigenes „Woochheisla-Team“, das aus einem Pferdestammtisch entstanden ist. 2002 habe mal wieder das Eichen angestanden, doch die 300 Euro dafür seien nicht aufzutreiben gewesen, erinnert sich Klaus Kopp, einer der Initiatoren des Festes. Auch ihm war daran gelegen, die alte Einrichtung in der Ortsmitte wiederzubeleben. Zwischenzeitlich wurde sogar ein neuer Dachstuhl aufgebracht und das Wiegehäuschen ein wenig erhöht, damit auch größere Pferde problemlos gewogen werden können. Auch mehrere kleine Schrifttafeln vermitteln dem Interessierten die Geschichte der Einrichtung.

Heuer am Pfingstmontag durfte das Team das Gewicht von immerhin 72 Pferden, fünf Hunden und fünf Zweibeinern feststellen. Zwei Euro kostete das Wiegen für die großen Tiere. Hunde und Menschen mussten nur die Hälfte zahlen. Schwiegermütter werden kostenlos gewogen, heißt es augenzwinkernd auf der Preisliste. Mit dem Erlös kann die Kornbacher Viehwaage regelmäßig geeicht werden. Das nächste „Wooch-Heisla-Fest“ findet am Pfingstmontag 2020 statt.

Bilder:
1.
 Mitten in Kornbach steht das Wiegehäuschen.
2.
 Claudia Drescher, Klaus Kopp, Karin Brey, Christine Seibel und Andrea Kraft (von links) kümmern sich liebevoll um den Erhalt des alten Kulturgutes.
3. So sieht es aus, wenn alljährlich zum Pfingstmontag in Kornbach die Pferde gewogen werden.

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24.07.2019

Schleppertour des Bauernverbandes: Artenvielfalt im Blick / Positive Zwischenbilanz zum Anbau der Energiepflanze Sylphie

Sachsendorf. Er habe schon immer die Artenvielfalt im Blick gehabt, sagt Landwirt Mario Güldner aus Sachsendorf bei Aufseß. Deshalb habe ihn auch das Volksbegehren zum Artenschutz und die damit verbundene Kritik an den Bauern sehr getroffen. Weil er mit gutem Beispiel vorangehen möchte hatte er auf einem Teil seiner Felder die durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) angebaut und sich damit an einem von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium geförderten Demonstrationsprojekt „Silphie-Anbau in der nördlichen Frankenalb“ beteiligt. Erste Ergebnisse stellten die Verantwortlichen bei der „Schleppertour“ des Bauernverbandes vor, mit der die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft herausgestellt werden sollen.

Der Anbau der Energiepflanze Sylphie, auch Becherpflanze genannt, leistet einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt, hielt Franz Moder vom Büro Opus (Ökologische Planungen, Umweltstudien und Service) als wichtigstes Ergebnis fest. Zusammen mit dem Geo-Team Bayreuth, einer Gesellschaft für umweltgerechte Land- und Wasserwirtschaft, und in Kooperation mit der Universität Bayreuth hatte er unter anderem die Auswirkungen auf die Umwelt untersucht und das Projekt naturschutzfachlich begleitet.

Auch die Bodenfauna hatte das Büro genau unter die Lupe genommen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass sich allein 20 verschiedene Spinnenarten, dazu jede Menge Laufkäfer und Regenwürmer in der Erde tummeln. Was blütensuchende Insekten angeht, sei die Energiepflanze ohnehin nahezu unschlagbar. Nachdem die Pflanze den Boden das ganze Jahr über begrünt, liege der Restnitratgehalt deutlich unter dem von Mais, so Reinhard Wesinger vom Geo-Team.

Dabei sei die durchwachsene Silphie nicht nur aus landwirtschaftlicher, sondern genauso aus wasserwirtschaftlicher Sicht von Bedeutung, sagte Walter Fischer von der Regierung von Oberfranken. Zumindest ab dem zweiten Jahr sei kaum mehr Unkrautbekämpfung notwendig, die Silphie halte das Nitrat zurück und funktioniere als ausgezeichneter Erosionsschutz.

Es gehe nicht darum, den Mais komplett zu ersetzen, vielmehr sollten Alternativen geboten werden, so Klaus Schiffer-Weigand vom Fachzentrum Diversifizierung und Strukturentwicklung am Amt für Landwirtschaft in Münchberg. Als entscheidenden Vorteil sprach er davon, dass die Silphie eine Dauerkultur sei, die nicht jährlich neu angesät werden müsse. Die Artenvielfalt sei auf jeden Fall gegeben, das werde schon alleine daran deutlich, dass man es auf fast jeder Blüte summen hört. Dazu sei die Silphie im Kultur- und Landschaftsprogramm Kulap enthalten und für Greening-Maßnahmen geeignet.

Insgesamt sind es im Landkreis Bayreuth 50 Landwirte, die sich mit 70 Feldstücken und insgesamt 110 Hektar an dem Projekt beteiligen. Damit hatte sich die Anbaufläche in den zurückliegenden beiden Jahren nahezu verdoppelt.

Als Energiepflanze kann die durchwachsene Silphie unter Umständen den Mais gut ergänzen, sagt Kreisobmann Karl Lappe. Die Silphie stehe auch symptomatisch für die Vielfalt des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus, neben Getreide, Mais und Hackfrüchten (Kartoffeln, Futterrüben, Feldgemüse) auch Lein (Flachs), Kleegras und Sonnenblumen anbaut. Schließlich ist auch die Abnahme der Silphie gesichert, sie wird größtenteils in die Hollfelder Biogasanlage geliefert.

Bild: Ein Silphie-Feld zwischen Sachsendorf und Hollfeld bildete die Kulisse für die Schleppertour des Bauernverbandes, bei der alle Beteiligten auf die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft zum Artenschutz hingewiesen hatten.

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03.07.2019

Prädikat für ein Juwel der Teichwirtschaft / Münchteich bei Kothigenbibersbach zum Kulturgut erklärt

Kothigenbibersbach. Der Münchteich bei Kothigenbibersbach, Gemeinde Thiersheim im Landkreis Wunsiedel, ist ganz offiziell zu einem überregional bedeutsamen Kulturgut erklärt worden. Der Weiher präge seit Jahrhunderte die Landschaft, werde bis heute teichwirtschaftlich genutzt und trage maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, heißt es auf der Urkunde, die der Direktor der Bezirksverwaltung Peter Meyer und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma an die Eigentümer und den Bewirtschafter überreichten. Vergeben wird die Auszeichnung „Kulturgut Teich“ seit 1998 von der Teichgenossenschaft. Dokumentiert wird die Auszeichnung durch eine Informationstafel, die nahe des Münchteichs wurde.

Neben einer traditionsreichen Geschichte komme es dabei vor allem auf die landschaftsprägende und ökologische Bedeutung an, erläuterte Vorsitzender Thoma. Die Auswahl treffe dabei eine Jury, die sich aus Vertretern der Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und dessen Fachberatung für Fischerei besteht. Aufgrund seiner traditionsreichen Geschichte stelle der Münchteich innerhalb der oberfränkischen Teichlandschaft ein herausragendes Kulturgut dar, begründete Thoma die Entscheidung.

Die erste urkundliche Erwähnung des Münchteichs ist auf das Jahr 1499 datiert. Wahrscheinlich ist der Teich aber noch viel älter. Zunächst gehörte er dem Orden der Barfußmönche in Eger, später hatten ihn sechs Mühlen in der Umgebung erworben und genutzt. Die Mühlen gibt es heute längst nicht mehr, den Teich schon. Er gehört Georg Tröger und Artur Steinel und wird von dem Teichwirt Markus Fuchs bewirtschaftet.

„Der Münchteich ist seit 500 Jahren ein fester Bestandteil der Landschaft und trägt drüber hinaus viel zur heimischen Artenvielfalt bei“, sagte Peter Meyer vom Bezirk Oberfranken. Meyer erinnerte auch an die lange Tradition der Teichwirtschaft im Wunsiedler Becken, die auf das Zisterzienserstift Waldsassen zurückgeht. Aber auch klimatisch stellt die Region eine Besonderheit dar. Durch die kühleren Temperaturen benötige der Karpfen zwar länger bis zu Reife, besitze dafür aber eine ganz herausragende Qualität.

Als örtliche Besonderheit wurde auf Initiative des Thiersheimer Heimatpflegers Siegfried Schelter gleich neben der neuen Informationstafel ein Flurnamenstein errichtet, der ebenfalls auf den Münchteich hinweist.

Bilder:
1. Der Direktor der Bezirksverwaltung Peter Meyer (rechts) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma haben die neue Informationstafel nahe des Münchteichs enthüllt.
2. Urkunden gab es für die Eigentümer des Münchteichs Arthur Steinel und Georg Tröger aus den Händen des Vorsitzenden Dr. Peter Thoma und Peter Meyer vom Bezirk Oberfranken, sowie für den Bewirtschafter Markus Fuchs (von links), im Bild mit den Kindern Fiona und Philipp.

3. Wanderer und Spaziergänger werden künftig mit dieser Informationstafel und einem Flurnamenstein an die traditionsreiche Geschichte des Münchteichs erinnert.

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30.06.2019

Trachten, Traktoren und Tradition / Wochenende der Landwirtschaft bei Landtechnik Nicklas lockte trotz der Hitze viele hundert Besucher nach Schirradorf

Schirradorf. In seinen Adern fließt kein Blut, in seinen Adern fließt Benzin: Raimund Schramm (55) aus dem kleinen Örtchen Dankenfeld im unterfränkischen Landkreis Haßberge. Zusammen mit Tochter Katharina und Sohn Johannes hatte er am Sonntag bei der traditionellen Oldtimerrundfahrt beim Tag der Landwirtschaft in Schirradorf teilgenommen.

Er selbst mit einem Johan Deere Lanz 500 aus dem Jahr 1964, Johannes mit einem John Deere 820 Baujahr 1975, Katharina mit einem Lanz 2016 von 1958 mit immerhin 230 PS. Weil die Anfahrt mit den drei historischen Schleppern aus Dankenfeld über dreieinhalb Stunden dauert, war die Familie bereits am Vorabend angereist und hatte in Schirradorf übernachtet. 15 Liter braucht der John Deere Lanz auf 100 Kilometer, aber das zählt in diesem Falle nicht. „Was zählt ist der Spaßfaktor“, so der Oldtimerfreund und Kfz-Mechaniker, der auch stellvertretender Vorsitzender des mitveranstaltenden John-Deere-Fanclubs ist.

Die große Oldtimerrundfahrt durch Schirradorf mit dem Firmengelände des Landtechnikunternehmens Nicklas als Start und Ziel war einmal mehr der Höhepunkt des Familiensonntags. 30 historische Traktoren waren diesmal dabei, starke Abordnungen schickten unter anderem die Bulldog-Freunde Rotmaintal, die Traktorfreunde Kirchleus-Lösau und als stärkste Gruppe die Traktorfreunde Altenplos. Zu den ältesten Fahrzeugen gehörte dem Organisator Friedbert Weiß vom John-Deere-Fanclub zufolge ein Güldner GUN, mit dem Dieter Thein aus Ruppach vorgefahren war. Die längst aufgelösten Güldner Motorenwerke Aschaffenburg hatten den Schlepper 1950 gebaut.

Bei der Rundfahrt gab es beispielsweise einen Eicher Panther mit 19 PS aus dem Jahr 1961 zu bestaunen. Das Fahrzeug gehört Norbert Tribhe von den Bulldog Freunden Rotmaintal. Kenner der Szene staunten ebenfalls über einen Kramer KLS 140 mit 14 PS. Das reichte in diesem Fall aus, denn der Besitzer Sebastian Born kam direkt aus dem benachbarten Wonsees. Hersteller wie Eicher, Allgaier oder McCormick sind heute längst Geschichte und wer hätte gedacht, dass Porsche bis 1963 tatsächlich auch Traktoren gebaut hat. Ein besonders schönes Exemplar machte sich mit einem Standard Star 219 immerhin mit 30 PS auf dem Weg durch Schirradorf und hatte auch bei den Steigungen nicht die geringsten Probleme. Am Steuer des immerhin 40 PS starken Gefährts saß der Besitzer Georg Düthorn aus Görau. „Überhaupt habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben, so Organisator Friedbert Weiß, auch wenn einige der älteren Maschinen am Berg schon alles geben mussten.

Einen besonderen Blickfang hatte Andreas Dormann aus Wüstenstein bei Wiesentthal in der Fränkischen Schweiz mit diesem Mercedes 170 DA OTP mitgebracht. Das 40 PS starke Fahrzeug wurde 1951 als Polizeifahrzeug beim Bundesinnenministerium in Bann zugelassen und befindet sich noch heute im Topzustand.

Überhaupt war am Sonntag in der großen Halle von Edwin Nicklas, wo sonst die schweren Schlepper und Mähdrescher stehen einiges geboten. Da gab es trachtiges für Damen und Herren sowie Kindermode samt Accessoires zu sehen, authentisch vorgeführt von 17 Damen und Herren. „Wir zeigen Trachtenmode für die ganze Familie, modisch, elegant und zünftig“, sagte Annelinde Rußwurm vom gleichnamigen Landhausmodengeschäft in Schwürbitz.

Eingebettet war die Vorführung in ein buntes Programm, das trotz tropischer Temperaturen viele hundert Besucher auf das Betriebsgelände der Firma Nicklas gelockt hatte. Da gab es Roulade und Schäuferla mit Kloß und Kraut, Backwaren und Bauernhofeis. Hoher Besuch war mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger schon am Freitag auf dem Firmengelände. Nun startete der Familiensonntag mit einem Gottesdienst, den der Posaunenchor Wonsees und der Landfrauenchor Kulmbach feierlich umrahmten und den der evangelische Pfarrer Daniel Städler aus Wonsees zelebriert hatte.

Bilder:
1.
 Raimund Schramm aus Dankenfeld  mit seinem Jahn Deere Lanz 500 aus dem Jahr 1964.
2.
 Marcel Merkmann aus Untersteinbach zeigt seinen 18 PS starken John Deere Lanz 100.
3.
 Mit Gleichgesinnten fachsimpeln, das war beim Tag der Landwirtschaft in Schirradorf immer wieder zu erleben.
4.
 Trotz tropischer Temperaturen machten sich am Sonntag 30 Traktoren auf einer Rundfahrt durch Schirradorf.
5.
 Dort, wo sonst Traktoren und Mähdrescher ausgestellt werden, gab es zum Wochenende der Landwirtschaft eine unterhaltsame Modenschau. Dabei zeigten diese Models, dass Tracht längst wieder in ist.

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28.06.2019

Kümmel, Klatschmohn und Königskerzen: Staatsforsten sorgen für blühenden Wald – Artenschutz schon vor dem Volksbegehren

Pottenstein. Artenschutz ist in aller Munde. Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit haben die Bayerischen Staatsforsten schon im vergangenen Jahr damit begonnen, entsprechende Blühflächen auf ihren Flächen anzulegen. „Wir haben viereinhalb Hektar Blühflächen in allen unseren Revieren angelegt“, sagte Gerhard Steininger, Servicestellenleiter des Forstbetriebs Pegnitz bei einem Ortstermin mit der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer.

Kümmel, Schafgarbe, Klatschmohn, Totklee, Königskerzen, Spitzwegerich: in der neu angelegten, rund 0,15 Hektar großen Fläche mitten in einem Waldstück zwischen Prüllsbirkig und Haselhof bei Pottenstein summt und brummt es. Nahezu alle blütensuchenden Insektenarten würden dadurch begünstigt, vor allem Wildbienen, aber auch Schmetterlinge und viele Käferarten, so Thomas Kreil vom Forstbetrieb. Auch insektenfressende Vögel und Bodenbrüter würden von den Blühflächen profitieren. Möglich machten dies über 30 Kräuter und vier Grassorten der speziellen Saatgutmischung, die von den Forstleuten im vergangenen Jahr ausgebracht wurden. Fünf Jahre lang soll die Fläche jeweils von Anfang ai bis Ende September aufblühen, langfristig sei die Überführung in blütenreiches Dauergrünland geplant, sagt der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Eduard Meyerhuber.

Was von den Staatsforsten tatkräftig umgesetzt wird, finanziert der Freistaat über das Sonderprogramm Naturschutz mit dem Titel: Der Wald blüht auf“. Oberstes Ziel sei es, die Artenvielfalt zu erhöhen, erklärte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Ganz wichtig: Staatsregierung und Staatsforsten hätten das Programm lange vor dem umstrittenen Volksbegehren zum Artenschutz umgesetzt. Brendel-Fischer begrüßte das Engagement aller Beteiligten und nannte die Aktion absolut vorbildlich. „Das ist praktizierter Artenschutz“, sagte sie. Jeder Euro, der dafür ausgegeben wurde sei gut angelegtes Geld.

Bild: Ortstermin auf einer Blühwiese in eine Waldstück bei Pottenstein (von links): Thomas Kreil, Eduard Meyerhuber, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Gerhard Steininger.

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27.06.2019

Mehr gesunder Menschenverstand / Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger beim Schirradorfer Bauerntag

Schirradorf, Lks. Kulmbach. Ein klares Bekenntnis zur bäuerlichen Landwirtschaft haben sämtliche Redner beim Schirradorfer Bauerntag abgelegt. Allen voran Hubert Aiwanger, bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken und wir brauchen uns auch nicht belehren lassen“, sagte Aiwanger in der großen Halle des Landtechnikunternehmens Nicklas. Die Bauern seien die Garanten dafür, dass dieses Land ernährt wird und dass es so schön erhalten wird, wie es ist. Diese Leistung wollten die Bauern aber auch ehrlich anerkannt wissen.

Freilich wusste auch der Wirtschaftsminister, dass sich die Landwirtschaft derzeit so sehr an den Pranger gestellt sieht, wie nie zuvor. Er verteidigte, dass die Staatsregierung das Volksbegehren angenommen hatte und nun mit einem Begleitgesetz für Entschärfungen sorgen möchte. „Hätten wir das nicht getan, wäre das Begehren bei einem Volksentscheid im Herbst eins zu eins umgesetzt worden.“ Dies habe man verhindert. Aiwanger zeigte sich überzeugt, davon und versprach auch sich dafür einzusetzen, dass die Staatsregierung nun das Beste aus der Situation machen werde. „Wir haben gerettet, was zu retten war“, sagte er. Aiwanger sagte aber auch: „Ich finde es nicht in Ordnung, dass der Bauernverband uns dafür jetzt kritisiert“.

Vor dem Hintergrund einer „gefährlichen Entfremdung der Bevölkerung von der Landwirtschaft“ plädierte der Minister wieder für mehr gesunden Menschenverstand. Freilich müsse alles seine Ordnung haben, doch gewisse Spielräume seien immer möglich. Und deswegen werde er alles daran setzen, um zu verhindern, dass die Landwirtschaft jetzt wieder in die Bredouille gebracht wird.

Zuvor hatte Kreisobmann Wilfried Löwinger ein düsteres Bild des Berufsstandes gezeichnet. Düngeverordnung, Blauzungenkrankheit, Wolf und jetzt auch noch das Volksbegehren. Viele Landwirte hätten Angst vor der Zukunft. Fachliches Wissen zähle nicht mehr, stattdessen gehe es nur noch um Ideologie. Mit der Trockenheit und den heißen Temperaturen im Juni drohe den Bauern neues Ungemach. Noch seien die Folgen der Dürre des vergangenen Jahres nicht überwunden, da gebe es schon wieder keine nennenswerten Niederschläge. „Wir befürchten schlimmstes“, sagte Löwinger. Wenn es so weitergeht, werde es noch eine größere Katastrophe geben als im zurückliegenden Jahr, weil unter anderem die Futtervorräte aufgebraucht sind.

Über Personal- und Fachkräftemangel klagte Edwin Nicklas, Chef des Schirradorfer Landtechnikunternehmens. „Ich weiß nicht, wo die künftigen Handwerker herkommen sollen“, sagte er und kritisierte die hohen Abitur- und Studienquoten. Kritisch stufte Nicklas auch die Europäische Datenschutzgrundverordnung ein, die in Deutschland gleich zu 200 Prozent umgesetzt worden sei. Ihm als typischen mittelständischen Betrieb habe dies bereits eine fünfstellige Summe und viel, viel Zeit gekostet.

Großen Einsatz für die heimischen Bauern versprach der Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig. Arbeitsplätze, vorbildlicher Umweltschutz, innovative Energiekonzepte aber auch Tradition und Brauchtumspflege: all das mache die Landwirtschaft in Bayern aus und deswegen sei es so wichtig, die Bauern zu stärken. Nicht zulassen dürfe man dagegen, dass die gesamte Branche schlecht geredet wird. Ludwig: „Wir sehen sie in der Mitte unserer Gesellschaft, sie genießen Vertrauen, Respekt und höchste Wertschätzung.“

Bilder:
1.
 "Ich will unsere bäuerliche Landwirtschaft erhalten“: der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger beim Schirradorfer Bauerntag.
2.
Die Kulmbacher BBV-Kreisvorstandschaft traf sich auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas in Schirradorf zum Meinungsaustausch mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
3. Einen Präsentkorb mit Spezialitäten aus der Genussregion Oberfranken überreichten Kre
isobmann Wilfried Löwinger (rechts) und Friedbert Weiß (links) vom mitveranstaltenden John-Deere-Fanclub an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

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12.06.2019

Naturschutz und Landwirtschaft an einem Tisch: Ausstieg bedeutet Artenverlust / Zehn Jahre „Wiesenmeisterschaft“: BN und LfL ziehen positive Bilanz

Körbeldorf. Neben dem weiteren Ausbau der Förderung extensiver Wiesen- und Weidebewirtschaftung fordert der Bund Naturschutz mehr Fachkräfte an den Unteren Naturschutzbehörden und eine aktive Programmberatung an den Ämtern für Landwirtschaft. „Notwendig ist eine bessere Beratung und eine bessere Ausstattung der Naturschutzbehörden“, sagte BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner bei einer Bilanz zu zehn Jahren „Wiesenmeisterschaft“ auf dem Betrieb von Günter Braun und Gertraud Wagner-Braun in Körbeldorf bei Pegnitz im Landkreis Bayreuth.

Das Ziel dieser „Wiesenmeisterschaft“ könnte vor dem Hintergrund des Volksbegehrens zum Artenschutz aktueller nicht sein: „Wir wollen die Leistungen der Landwirte für die Artenvielfalt durch eine extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden würdigen“, sagte Marion Ruppaner. Gleichzeitig soll die Aktion ein Impuls sein, sich intensiver mit der Artenvielfalt zu beschäftigen.

Zehn Jahre nach der ersten „Wiesenmeisterschaft“ haben der BN sowie die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) nun noch einmal nachgefragt, wie die Preisträger der zurückliegenden Jahre die Situation der artenreichen Wiesen und Weiden auf ihren Betrieben bewerten. Das Ergebnis sei durchwegs positiv ausgefallen. Die Möglichkeit, den Wiesenaufwuchs wirtschaftlich für die Fütterung zu nutzen sowie gut ausgestattete und langfristig sichere staatliche Förderprogramme seien ein wesentlicher Anreiz für die Bauern extensive Wiesen nicht nur zu erhalten, sondern auch weiterhin extensiv zu nutzen. Dazu sei allerdings eine neutrale Beratung seitens der Ämter notwendig, sagte Marion Ruppaner. Noch immer komme es vor. Dass den Landwirten von vornherein abgeraten wird.

Extensiv nutzen, das macht auch die Familie Braun auf ihrem Naturland-Betrieb im Pegnitzer Ortsteil Körbeldorf unmittelbar an der A9 im Landkreis Bayreuth. Der Vollerwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung hatte mit dem Konzept einer abgestuften Nutzung bei den „Wiesenmeisterschaften“ 2010 den zweiten Platz erreicht. Abgestuft heißt, dass der wüchsigere Unterhang der rund 1,6 Hektar großen Wiese zwei Mal pro Jahr gemäht wird und vorrangig als Futterfläche für das Fleckvieh dient. Am Oberhang hatte sich ein landschaftstypischer Halbtrockenrasen mit über 40 Kräutern und Leguminosen entwickelt, der nur einmal pro Jahr gemäht wird und durch mehr als acht Rote-Liste-Arten besticht.

Günter Braun hatte 1993 den damals im Nebenerwerb geführten elterlichen Betrieb übernommen und auf ökologischen Landbau umgestellt. Mittlerweile bewirtschaftet das Ehepaar 140 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 45 Hektar Ackerland und 95 Hektar Grünland. In dem Außenklimastall am Ortsrand haben 80 Milchkühe, 50 Jungrinder und 25 Mastrinder Platz und Auslauf. Zur Fütterung wird ausschließlich hofeigenes Futter eingesetzt.

So wie die Familie Braun haben sich an den „Wiesenmeisterschaften“ in den zurückliegenden zehn Jahren über 450 Landwirte beteiligt, ein knappes Drittel davon waren Ökobetriebe. Fast alle „Meisterwiesen“ der jeweils fünf Erstplatzierten existierten noch, sagte Ruppaner. Damit

Laut Sabine Heinz von der LfL sind die Artenzahlen auf Flächen mit Agrarumweltmaßnahmen eindeutig höher, als auf Flächen ohne Maßnahmen. Oft liege die Artenzahl auch deutlich höher als der bayerische Durchschnitt von derzeit 20 Arten pro 25 Quadratmeter. Die Neuaufnahme, beziehungsweise Beibehalten von Agrarumweltmaßnahmen lassen die Artenzahlen nochmals steigen, während umgekehrt der Ausstieg einen Artenverlust bedeutet. „Wenn öfter gemäht wird, geht auch die Zahl der für Bestäuber attraktiven Blüten zurück“, sagte Sabine Heinz.

Für den 22. Oktober kündigte BN-Sprecherin Marion Ruppaner ein Symposium zu dem Thema im Landwirtschaftsministerium an. Bis dahin soll nicht nur eine ergänzte und aktualisierte Broschüre zu zehn Jahren Bayerische „Wiesenmeisterschaften“ erscheinen,  auch wie die Aktion fortgeführt wird, soll dann bekanntgegeben werden.

Bild: Hier wird ausschließlich hofeigenes Futter verwendet (von links): Sabine Heinz von der LfL, BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner, sowie Gertraud Wagner-Braun und Günter Braun.

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02.06.2019

Bezirkschöretreffen in Bischofsgrün / Bayreuther Landfrauenchor feierte 40-jähriges Bestehen

Bischofsgrün „Wenn mal ein falscher Ton dabei ist, dann ist es halt so“. Die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth bringt es auf den Punkt, was das Singen im Landfrauenchor ausmacht: Singen in der Gemeinschaft, Pflege von Tradition, Geselligkeit und Miteinander. Auch das Bezirkschöretreffen zum 40. Geburtstag des Bayreuther Landfrauenchors im Kurhaus von Bischofsgrün war kein Wettbewerb, sondern eine Zusammenkunft von allen, die Freude an der Musik haben.

40 Jahre ist der Bayreuther Landfrauenchor jung und damit der drittälteste in Oberfranken nach Wunsiedel und Kronach. Mit Anne Gubitz, Elisabeth Haupt, Erna Will und Margarethe Bauernfeind gibt es noch vier Gründungsmitglieder, von denen sich drei auch beim Chöretreffen in Bischofsgrün dabei waren. Für Margarethe Bauernfeind nahm ihre Tochter Elisabeth Raps die Urkunde aus den Händen von Landesbäuerin Anneliese Göller entgegen. Die große Urkunde zum 30-jährigen Bestehen ging an die Chorbeauftragte Helga Vogel.

Neben dem Bayreuther Landfrauenchor unter der Leitung der engagierten Kirchenmusikerin Martina Schill aus Creußen traten beim Bezirkstreffen in Bischofsgrün die Chöre aus Hof, Coburg, Bamberg und Lichtenfels aus. Letzterer ist noch älter als der Bayreuther Chor und hat die Feier zum 40. Geburtstag bereits hinter sich. Hier besteht sogar die Hälfte des Chores noch aus Gründungsmitgliedern. 30 Jahre jung wurde heuer der Coburger Chor, der in einer erneuerten Coburger Tracht auftrat. Mit 13 Jahren ist der Bamberger Chor relativ jung, dafür zählt er von der Mitgliederzahl her zu den stärksten. Bleibt noch der Hofer Chor, der erst zwei Tage zuvor ebenfalls sein 30-jähriges Bestehen gefeiert hatte. Die Liedauswahl des Bezirkschöretreffens reichte von geistlichem Liedgut über volkstümliche Weisen bis hin zu Schlagern und Pop-Songs.

Es kommt nicht auf den Ton und den Text an, wichtig sei es, dass das Singen seinen Zweck erfüllt und der ist ganz einfach die Freude, sagte Pfarrerin Beate Winkler zu Beginn des Treffens. Sie stellte auch fest: „Singen ist eine Gabe Gottes, die jedem geschenkt wurde“. Das Gefühl anderen Menschen eine Freude zu bereiten, das sei der Lohn für die vielen Singstunden, so Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Als die sympathischen Botschafter des Berufsstandes bezeichnete Landesbäuerin Anneliese Göller die Landfrauenchöre. „Singende Bäuerinnen schlagen eine Brücke und die Landwirtschaft zeigt sich mit einem anderen Gesicht.“

Bilder oben:
1. Landfrauenchor Bayreuth.
2.
  Bezirkschorbeauftragte Karin Wolfrum (links), Dieter Heberlein von der Bezirksgeschäftsstelle und Landesbäuerin (Anneliese Göller (2. von rechts) überreichten an Helga Vogel eine Urkunde zum 40. Geburtstag des Bayreuther Landfrauenchors.

Im Uhrzeigersinn: die Landfrauenchöre Coburg. Lichtenfels, Bamberg und Hof.

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01.06.2019

Milch im Mittelpunkt / Käsesommelier beim Milchmarkt am Maxplatz

Hof. Zum Tag der Milch hat der Bauernverband den traditionellen Wochenmarkt am Hofer Maxplatz diesmal durch einen eigenen Milchmarkt bereichert. Zusammen mit der neuen bayerischen Milchprinzessin Miriam Weiß aus Kempten und Käsesommelier Markus Raupach aus Bamberg rührte die Vorstandschaft die Werbetrommel für Milch und Käse sowie das breite Sortiment regionaler Molkereien.

Von den rund 1100 landwirtschaftlichen Betrieben im Landkreis Hof produziere nahezu die Hälfte Milch, die von regionalen Molkereien verarbeitet wird, erläuterte Kreisobmann Hermann Klug. Ihm und seinen Berufskollegen ging es vor allem darum, über Erzeugerpreise und die kritische Situation in der Milchwirtschaft zu informieren. „Wir möchten die Verbraucher in der Region dafür sensibilisieren, dass Schleuderpreise für Lebensmittel eine nachhaltige Landwirtschaft und eine Lebensmittelerzeugung zu hohen Standards unmöglich machen“, so Klug.

Das wusste auch der Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner, der die Aktion des Bauernverbandes nachdrücklich unterstützte. Freilich freue sich der Verbraucher zunächst einmal über günstige Lebensmittelpreise. Doch Fichtner zeigte ich auch überzeugt davon, dass viele Menschen bei besserer Kenntnis durchaus auch bereit wären, mehr Geld für die hohe Qualität der Lebensmittel auszugeben. Fichtner warb zugleich auch für den Hofer Wochenmarkt: „Wer hier kauft, der kann sicher sein, dass die Produkte aus der Region kommen und nicht kreuz und quer durch Europa gekarrt wurden.

Werbung für Franken als Genussregion machte schließlich auch Käsesommelier Markus Raupach, der bereits zahlreiche Bücher zum Thema Essen und Trinken in Franken veröffentlicht hatte. Franken sei zwar nicht das Land, das den Käse erfunden hatte, aber das Land, das ihn beständig weiterentwickelt, so Raupach. Er kritisierte vor allem, dass hierzulande noch immer so viele Lebensmittel einfach weggeworfen werden. Nicht das Mindesthaltbarkeitsdatum sei immer ausschlaggebend. Bestes Beispiel dafür sei ein reifender und sich immer weiter entwickelnder Käse.

Zusammen mit Milchprinzessin Miriam Weiß bereitete der Käsesommelier zahlreiche Variationen und Genusskombinationen zu, die von den Besuchern des Milchmarktes gleich vor Ort verkostet werden konnten. Bürgermeister Fichtner, der Zweite Bürgermeister Eberhard Siller und der Landtagsabgeordnete Alexander König, die SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Eva Döhla und Kreishandwerksmeister Christian Herpich hatten danach die Aufgabe leckere Brotzeitvariationen mit Käse und heimischen Kräutern zuzubereiten und damit auf die verschiedenen Produkte hinzuweisen, die aus regionaler Milch hergestellt werden.

Bilder:
1.
 Käsesommelier Markus Raupach und Milchprinzessin Miriam Weiß rührten die Werbetrommel für Milch und Käse.
2.
 Kreisbäuerin Karin Wolfrum (rechts) stellten verschiedene Kostproben zusammen.
3. Milchprinzessin Miriam Weiß blickt dem Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner beim Zubereiten einer Brotzeit aus regionalen Zutaten über die Schulter.

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29.05.2019

Fisch aus heimischer Produktion: Gesund, leicht verdaulich und kalorienarm / Teichgenossenschaft eröffnete oberfränkische Fischgrillsaison

Büchenbach. Es muss nicht immer Fleisch sein. Auch Fisch aus heimischen Gewässern kann durchaus auch auf dem Grill landen. Dafür setzt sich seit Jahren die Teichgenossenschaft Oberfranken ein. Mit Erfolg: Längst ziehen viele Verbraucher Bachsaiblinge und Regenbogenforellen den sonst üblichen Steaks und Bratwürsten vor. Um die heimische Fischvielfalt noch bekannter zu machen, eröffnet die Teichgenossenschaft alljährlich werbewirksam die Fischgrillsaison. Diesmal auf dem Vollerwerbsbetrieb von Karl-Heinz Herzing in Büchenbach bei Pegnitz im Landkreis Bayreuth. 

Karl-Heinz Herzing, der als Beirat die Interessen der Teichgenossenschaft für den Landkreis Bayreuth vertritt, ist der Inhaber des seit 30 Jahren aus Naturteichen bestehenden Quellwasserbetriebes. Seine Fische stammen ausschließlich aus eigener Zucht. In der Hauptanlage am Ortsrand von Büchenbach werden die Fische als Sömmerlinge und Satzfische gezüchtet und verkauft. In einem weiteren Quellwasserbetrieb im nahen Bodendorf hält er Bachforellen, Bachsaiblinge und Regenbogenforellen als Speisefische für den Besatz in heimischen Gewässern. Im Bruthaus Birklmühle erfolgt die Erbrütung zum Sömmerling.

„Wir wollen den Verbrauchern mit unserer Aktion das regionale Lebensmittel Fisch näher bringen“, sagt Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft. Von einer steigenden Nachfrage berichtete auch Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Fisch aus heimischer Produktion sei gesund, leicht verdaulich, kalorienarm und die Transportwege vom Erzeuger zum Verbraucher seien extrem kurz.

Das war auch für Tim Pargent, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Bayreuth, ein wichtiges Argument. Es könne nicht sein, dass beispielsweise Shrimps aus großen Aquakulturen in den Skandinavischen Ländern nach Afrika zur Weiterverarbeitung transportiert werden, um anschließende in unseren Supermärkten zu landen. „Dabei haben wir doch alles, was wir brauchen“, so Pargent, der ganz besonders die Arbeit der Teichwirte für die Artenvielfalt herausstellte.

Das soll in Zukunft auch so bleiben, sagte der Abgeordnete, der sich für einen offenen Dialog mit den Teichwirten aussprach. Bezirkstagspräsident hatte bereits zuvor die immer größer werdenden Herausforderungen angesprochen und als Beispiel den Fischotter erwähnt, der längst auch im Landkreis Bayreuth zur Bedrohung geworden sei. „Für viele Kleinbetriebe lohnt sich die Teichwirtschaft einfach nicht mehr, weil das Risiko zu groß ist“, sagte Schramm. Doch die Betriebe sind wichtig, denn so Karl-Heinz Herzing: „Fischer und Teichwirte sind mit Leib und Seele Naturschützer.“

Bilder:
1. Grillmeister Gerhard Rudolf vom Forellenhof Deusdorfer Mühle im Landkreis Bamberg demonstrierte, wie hervorragend sich heimischer Fisch auf dem Grill eignet.
2.
Fisch als Grillgut, dafür warben (von links) Vorsitzender Dr. Peter Thoma, MdL Tim Pargent, der 2. Bürgermeister von Pegnitz Wolfgang Nierhoff, Dr. Thomas Speyerl von der Fischereifachberatung des Bezirks, Margit und Karl-Heinz Herzing, Bezirkstagspräsident Henry Schramm und Grillmeister Gerhard Rudolf von der Deusdorfer Mühle.

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20.05.2019

Freiwilligkeit statt Ordnungsrecht / Volksbegehren und Versöhnungsgesetz Ministerin Kaniber startete in Oberfranken Reihe der Regionalkonferenzen

Kulmbach. Das Maß ist längst voll, das Ende der Fahnenstange ist erreicht, die Bauern werden enteignet: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber musste sich zum Auftakt der bayernweiten Regionalkonferenzen zum Volksbegehren Artenschutz in der Kulmbacher Stadthalle harsche Kritik von Seiten der Bauern anhören.

Nach französischem Vorbild waren viele der Bauern in Gelbwesten angetreten, hatten Transparente dabei und Trillerpfeifen. Die Stimmung war angeheizt und obwohl der neue Kulmbacher Amtschef Michael Schmidt an die Bauern appellierte, sich mit Pfeifkonzerten zurückzuhalten, musste die Ministerin manch persönlichen Angriff hinnehmen.

„Sie können wunderschön reden, aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus“, sagte Landwirt Peter Hofmann aus dem Landkreis Forchheim. Sie sehe es als Armutszeugnis für die Politik, wenn eine Ministerin durchs Land reisen muss, um die Bauern wieder einzufangen, so die Wunsiedler Kreisbäuerin Karin Reichel. Landwirt Hermann Hildner aus dem Landkreis Kulmbach mutmaßte gar, dass zwei Prozent an Bauern geopfert werden, um die Wähler in der Stadt wieder einzufangen.

Viele Redner äußerten aber auch schlicht und einfach ihre tiefen Sorgen und Zukunftsängste. „Mir wird Angst um meinen Berufsstand“, so die Coburger Kreisbäuerin Heidi Bauersachs. Vieler sind einfach nicht mehr bereit, nach ihrer Ausbildung in diesem Beruf zu bleiben, so Wolfgang Schultheiß aus dem Landkreis Coburg. Von einer klaren Enteignung sprach Peter Hofmann: „Von Landwirten erschaffene Biotope werden unter Schutz gestellt, damit sind sie nichts mehr wert.“

Ministerin Kaniber hatte zuvor den Stand der Dinge in Sachen „Volksbegehren und Versöhnungsgesetz“ erläutert und dabei klargestellt, dass die Staatsregierung auf Freiwilligkeit statt auf Ordnungsrecht setze. „Freiwilligkeit ist die zentrale Botschaft für unsere Bauern“, sagte sie. Kaniber sah in dem Volksbegehren auch ein stückweit die Chance, den Menschen den Spiegel vorzuhalten. Nicht zulassen dürfe man es, dass eine gesamte Branche so schlecht geredet werde.

Sie räumte aber auch ganz offen ein, dass man 1,8 Millionen Unterschriften nicht so einfach ignorieren könne. „Uns geht es nicht drum, die Landwirte zu gängeln, doch ohne gesellschaftliche Akzeptanz hat die Landwirtschaft keine Zukunft.“ Sie wisse sehr wohl, dass Kompromisse nie einfach sind, aber die Politik lebe nun einmal davon.

Viele konkrete Beispiele der beabsichtigten Ausgestaltung erläuterte Kaniber den Bauern. Etwa, dass die jeweiligen Bezirksregierungen spezifisch über das Walzverbot von Grünland entscheiden und somit unterschiedliche Walzzeiten ermöglichen sollen. Als machbar bezeichnete die Ministerin eine Reduzierung bei Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent durch moderne Präzisionstechnik. Auch was den Ökolandbau betrifft, soll niemand zu einer Umstellung gezwungen werden. Die Zielvorgabe von 30 Prozent bis zum Jahr 2030, soll vielmehr „am Markt entlang“ geschehen.

Mit einem Appell zum Zusammenhalt innerhalb des Berufsstandes hatte der neue Leiter des Amtes für Landwirtschaft in Kulmbach, Michael Schmidt, den Abend eröffnet. Auch wenn es kein einfacher Abwägungsprozess sei, müsse man jetzt konstruktiv den Dialog suchen.

Bilder:
1.
Von links: Michael Schmidt vom Amt für Landwirtschaft in Kulmbach, Konrad Schmid vom Landwirtschaftsministerium, Ministerin Michaela Kaniber, Friedrich Meyer vom Ministerium und LfL-Präsident Jakob Opperer.
2.
Hermann Greif in der vollbesetzten Kulmbacher Stadthalle.
3. Sorgen um die Zukunft der oberfränkischen Landwirte äußerte der BBV-Bezirkspräsident

 

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19.05.2019

Kooperation statt Konfrontation / Landfrauen luden Politiker zum „Frühstück auf dem Bauernhof“ ein

Windischenhaig. Landfrauen stehen für Dialog und gesunde Ernährung. Im Landkreis Kulmbach hat sich der Bauernverband deshalb entschieden, die bayernweite Aktion „Frühstück auf dem Bauernhof“ mit dem 70. Geburtstag der Landfrauenbewegung zu verbinden und Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Berufsstand auf dem Betrieb der Familie Kaßel in Windischenhaig einzuladen.

Die Familien von Seniorchef Reinhold und Junior Daniel Kaßel betreiben dort im Nebenerwerb einen Ackerbaubetrieb mit Direktvermarktung und Hühnerhaltung in einem mobilen Laufstall. Erst 2018 war die Familie in die Legehennenhaltung eingestiegen, damals mit 65 Hühnern in einem selbstgebauten Stall. Der ist mittlerweile einem mobilen Stall mit einer Kapazität für über 200 Hühner gewichen. Eine weitere Herausforderung ist die derzeit laufende Umstellung auf Ökolandbau.

„Die ganze Familie hilft mit“, erläuterte Junior Daniel Kaßel, der in Triesdorf Landwirtschaft studiert hatte und der hauptamtlich beim Bauernverband in Bamberg beschäftigt ist. Zum Beispiel muss der über Photovoltaik komplett autarke Stall einmal pro Woche versetzt werden. Wenn sich zwischen den Hühnern mehrere Ziegen tummeln, dann deshalb, um dadurch den Habicht fernzuhalten. „Die Hühner haben optimalen Auslauf“, so Kaßel. Neben den Eiern werden auch Nudeln und Kartoffeln im „24-Stunden-Eier-Heisla“ direkt vermarktet.

Natürlich gab es zum Frühstück auf dem Bauernhof ausnahmslos heimische Produkte. Die Damen aus der Kreisvorstandschaft hatten unter anderem selbstgebackene Küchla, Wurst Käse, Obatzn, Joghurt und sogar leckere Smoothies vorbereitet. Aber auch ernste Worte waren zu hören. „Wir haben Angst um unsere landwirtschaftlichen Betriebe, sagte Kreisbäuerin Beate Opel vor dem Hintergrund des erfolgreichen Volksbegehrens zum Artenschutz. Wenn die Bürokratie weiter zunimmt, könne man die Höfe bald zusperren. An den Berufsstand appellierte sie, noch enger zusammenzurücken. „Sonst machen die da vorne mit uns, was sie wollen“, fand die Kreisbäuerin deutliche Worte.

Als eine Möglichkeit, den Menschen moderne Landwirtschaft wieder näher zu bringen, bezeichnete sie es, bereits bei den jüngsten anzusetzen. Beate Opel begrüßte deshalb die Initiative, Alltags- und Lebenskompetenz als Schulfach einzuführen. Aber auch in den Schulbüchern sollte die Landwirtschaft wieder realitätsnah und nicht romantisierend dargestellt werden.

Auf den Punkt brachte die Misere Kreisobmann Wilfried Löwinger: „Den Menschen ist es noch nie so gut gegangen, den Tieren ging es noch nie so gut, wir haben blühende Landschaften und trotzdem ist keiner zufrieden.“ Nicht die Landwirtschaft habe sich verändert, sondern der Mensch, sagte Löwinger. Die Betroffenheit bei seinen Berufskollegen sein deshalb riesengroß, zumal die Spaltung innerhalb der Gesellschaft immer größer werde.

Bei den Vertretern aus der Politik ernteten die Verbandsvertreter ausnahmslos Zustimmung. Die Landwirtschaft im Landkreis Kulmbach sei vorbildlich und schon deshalb von den Regelungen des Volksbegehrens kaum betroffen, stellte beispielsweise der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel fest. Einzelne Regelungen, wie etwa das Walzverbot zum Schutz von Bodenbrütern ab 15. März, müssten freilich noch flexibel ausgestaltet werden.

Bezirkstagspräsident und Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm erinnerte daran, dass nicht der Supermarkt die Nahrung liefert, sondern der Bauer. „Das vergessen viele Menschen in unserer schnelllebigen Zeit“, sagte er. Schramm rief dazu auf, die Arbeit der Bauern wieder mehr zu schätzen und nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Er selbst habe größten Respekt von der Arbeit der Landwirte.

Auch Jörg Kunstmann, stellvertretender Landrat, rief zu „Kooperation statt Konfrontation“ auf. „Wir brauchen unsere Bauern vor Ort“, sagte er. Als falschen Weg bezeichnete Kunstmann die strikte Trennung von konventionell und biologisch. Das eine sei nicht schlechter als das andere. Alle Nahrungsmittel, die von den Bauern vor Ort produziert werden, seien gesund und wohlschmeckend.

Bilder:
1.
 Optimaler Auslauf für die Hühner: Daniel (links) und Reinhold Kaßel auf ihrem Hof in Windischenhaig.
2.
 Der stellvertretende Landrat Jörg Kunstmann, Bezirkstagspräsident und Oberbürgermeister Henry Schramm, Kreisbäuerin Beate Opel, der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und der stellvertretende BBV-Kreisobmann Harald Peetz (von links) beim „Frühstück auf dem Bauernhof“.
3. So sieht der vollmobile Hühnerstall auf dem Bauernhof der Familie Kaßel in Windischenhaig aus.

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15.05.2019

Hochwertige Nahrungsmittel natürlich produziert / Kirche und Landwirtschaft: Regionalbischöfin Dorothea Greiner besuchte Milchviehbetrieb

Schollenreuth. Anfeindungen der Gesellschaft machen den Bauern derzeit schwer zu schaffen. „Vor allem das Volksbegehren zum Artenschutz hat viele Berufskollegen total verunsichert“, sagte der Hofer Kreisobmann Hermann Klug bei einem Besuch von Regionalbischöfin Dorothea Greiner auf dem Milchviehbetrieb von Bettina und Martin Riedel in Schollenreuth bei Feilitzsch im Landkreis Hof.

Neben Gemeindebesuchen, Firmenbesichtigungen und Gesprächen mit den Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen hatte sich die Regionalbischöfin auch Zeit für den Austausch mit Vertretern des Bauernverbandes und für den Besuch des modernen Laufstalls am Ortsrand von Schollenreuth genommen. Bettina Riedel und ihr Mann Martin führten Greiner und den Hofer Dekan Günter Saalfrank zusammen mit Kreisbäuerin Karin Wolfrum, Kreisobmann Klug und einigen Vorstandsmitgliedern durch den Stall und erläuterten unter anderem die Funktionsweise des Melkroboters.

Bettina Riedel hatte den Hof von ihren Eltern übernommen, Ehemann Martin stammt zwar auch aus der Landwirtschaft, ist aber trotzdem Quereinsteiger. Er hatte zunächst eine Ausbildung als Landschaftsgärtner abgeschlossen und dann den Abschluss zum Landwirt über Abendkurse nachgeholt. Vor acht Jahren löste der moderne Stall mit derzeit rund 80 Tieren die Anbindehaltung ab, vor zwei Jahren wurde der Stall noch einmal mit viel Platz für das Jungvieh erweitert.

„Wir produzieren auf natürlichem Weg hochwertige Nahrungsmittel“, sagte Martin Riedel. Leicht sei dies im Moment nicht. Leichtfertig würden die Bauern von großen Teilen der Gesellschaft in eine Schublade gesteckt „Wir werden als die Bösen dargestellt“, so Riedel, der offen zugab, dass dies eine große Belastung für ihn und seine Berufskollegen sei.

„Es war mein ausdrücklicher Wunsch, dass wir bei der Visitation zusammen mit den regionalen Vertretern des Bauernverbandes auch einen landwirtschaftlichen Betrieb besuchen“, sagte Regionalbischöfin Greiner. „Landwirte arbeiten oft ohne Urlaub und freie Tage, tragen mit ihrem Unternehmen oft große finanzielle Risiken, doch die Wertsteigerung ihrer Erzeugnisse bleibt in unserem Land aus“. Nach den Worten Greiners verdienen die Bauern unseren Rückhalt und unsere Wertschätzung. Landwirte mit biologischen und konventionellen Betrieben seien die wichtigsten Landschaftspfleger und erarbeiteten unsere Grundnahrungsmittel. Dabei gelten die Bauern auch als Säulen unserer Gesellschaft und unserer Kirche. Ihr sei es ein großes Anliegen gewesen, diese Botschaft zu transportieren und sie könne gegenwärtig wohl nicht oft genug vermittelt werden. Greiner: „Wir brauchen für den Schöpfungsschutz den Schulterschluss mit den Bauern“.

„Die Sorgen und Nöte der Landwirte sind uns sehr wichtig“, so Dekan Saalfrank. Hintergrund sei, dass die Landwirtschaft gerade im Raum Hof eine ganz exponierte Rolle spiele. Saalfrank zeigte sich froh darüber, dass es keinerlei Agrarfabriken in der Region  gibt  Gerade der Betrieb der Familie Riedel zeige, dass der Landwirt noch einen echten Bezug zu seinen Tieren hat und mit einem Blick erkennt, ob es ihnen gut geht oder nicht.

Bild: Auf Tuchfühlung mit den Milchkühen der Familie Riedel ging Regionalbischöfin Dorothea Greiner bei einem Stallbesuch in Schollenreuth.

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01.05.2019

Für Miteinander und gegen Individualismus / Gute Tradition: Landjugend Stockau-Lehen startet mit eigener Maikönigin in den Wonnemonat

 Gedanken zum Thema Heimat und wahre Lobeshymnen auf die Landjugend standen diesmal im Mittelpunkt des traditionellen Maibaumfestes der Landjugend Stockau-Lehen. Auch wenn der Heimatbegriff jahrzehntelang als rückständig und überholt galt: „Jeder Mensch braucht Heimat“, sagte der Bayreuther Dekan Jürgen Hacker, der diesmal die Festrede übernommen hatte.

„Wer Menschen die Heimat nimmt, der entwurzelt sie“, so Hacker. Er erinnerte daran, dass Heimat auch vergänglich sein kann, sagte er mit Blick auf die vielen Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und auch die Millionen Menschen, die heute auf der Flucht vor Hunger, Krieg, Krankheiten und Seuchen sind. Mit ihrem Maibaumfest setze die Landjugend Stockau-Lehen ein starkes Zeichen für Miteinander und gegen Individualismus. „So eine Gemeinschaft ist zugleich die beste Demokratieschule, die man sich denken kann“, sagte Hacker.

Lobende Worte für die Landjugend fanden auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, die stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz und der Weidenberger Bürgermeister Hans Wittauer. Die Landjugend Stockau-Lehen pflege damit ein Brauchtum, „das Teil unserer Heimat und unserer kulturellen Identität ist“, sagte die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Den großen Einsatz der Landjugend für den ländlichen Raum stellte Christa Reinert-Heinz ganz besonders heraus und Bürgermeister Wittauer würdigte den Gemeinschaftssinn, der bei der Landjugend groß geschrieben werde. Das vorbildliche Miteinander zu verschiedenen Anlässen sei ein wichtiger Bestandteil der Jugendarbeit in einer Gemeinde.

Tatsächlich wäre das Aufstellen des geschmückten Maibaumes ohne gelebtes Miteinander nicht möglich gewesen. Zum 64. Mal in ununterbrochener Reihenfolge hatte die Landjugendgruppe ihre Maifeier rund um die Großraumhalle der Obstkelterei Rauh unmittelbar an der Bundesstraße 22 Weiden-Bayreuth im Ortsteil Lehen ausgerichtet. Rund 30 starke Helfer waren notwendig, um den fast 25 Meter hohen Fichtenstamm fachmännisch aufzurichten, ohne Hilfsmittel wie etwa einem Kran, sondern ausschließlich mit Holzstangen und viel Muskelkraft.

Besinnliche Gedanken trug Maikönigin Annika Keil vor, die traditionell aus der Feder des Altmitgliedes und EKD-Synodalen Günter Meyer aus Stockau stammen. Die Maikönigin wird von der Landjugendgruppe immer schon vor Ostern in geheimer Wahl gewählt.

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12.04.2019

Keine grünen Ideologien auf dem Rücken der Bauern / Wirtschaftsminister Aiwanger beim 1. Hollfelder Bauerntag zur Eröffnung der neuen Claas-Niederlassung

Hollfeld, Lks. Bayreuth. Für Hollfeld war es eine echte Premiere: zur offiziellen Standorteröffnung der neuen Claas-Niederlassung gab es hier erstmals einen Bauerntag. Als prominenten Gast konnte der BBV den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gewinnen. In einer launigen Rede spannte er einen weiten Bogen über eine Vielzahl landwirtschaftlich relevanter Themen und zeigte sich dabei als engagierter Fürsprecher der Bauern.

Das Volksbegehren zum Artenschutz bezeichnete Aiwanger dabei offen als „großen Mist“ und sicherte den Bauern zu, aus der jetzigen Situation das Beste zu machen. Er sprach sich dafür aus, landwirtschaftliche genutzte Flächen im Gegenzug vor unkontrolliertem Konsumverhalten zu schützen. So hätten beispielsweise Hunde auf Grünland nichts verloren. Es könne ja nicht sein, dass Hunde dort Gassi gehen könnten, wo der Bauer nicht mehr reinfahren darf.

„Erhalten wir die Landwirtschaft, damit wir auch morgen noch gesunde Lebensmittel bekommen“, lautete Aiwangers Aufforderung. „Grünen Ideologen“ schrieb er ins Stammbuch, dass deren Tagträume nicht auf den Rücken der Bauern ausgetragen werden dürfen. Und wenn es schon Nutzungseinschränkungen gebe, dann müssten die Bauern dafür auch entschädigt werden. Um künftig sach- und praxisfremden Entscheidungen vorzubeugen, will der Minister wieder Alltagskompetenzen an die Schulen bringen. „Wir müssen aufpassen, dass der Unsinn nicht immer noch größer wird“, sagte er

Zuvor hatte Hausherr Georg Appel, Geschäftsführer der Claas Bordostbayern sein Unternehmen vorgestellt. Die Claas Nordostbayern GmbH ist demnach an acht Standorten in Oberfranken und der Oberpfalz vertreten und beschäftigt 118 Mitarbeiter, 23 davon sind Auszubildende. Größter Standort ist Hollfeld mit einer Fläche von rund 10000 Quadratmetern und 24 Mitarbeitern. In dem neuen dreistöckigen Lager seien Ersatzteile im Wert von einer halben Million Euro permanent verfügbar. Bereits Ende Mai möchte Claas einen weiteren Standort in Hof eröffnen.

Begeistert über den großen Zuspruch, den der Hollfelder Bauerntag erfahren hatte, zeigte sich Kreisobmann Karl Lappe. „Wenn Technik und Maschinen dabei sind, dann stimmt auch die Besucherzahl“, sagte er. Als größte Baustellen, die derzeit zu bislang nie gekannter Resignation bei den Bauern führten, bezeichnete er neben dem Volksbegehren die Düngeverordnung und die gesamten Auflagen in der Tierhaltung. Aufgeben sei aber der falsche Weg: „Die Landwirtschaft ist der Ernährungsproduzent schlechthin, und das wollen wir auch bleiben“, rief Lappe seinen Berufskollegen zu.

Unter den Grußworten ragte eines ganz besonders heraus: das der bayerischen Milchkönigin Sonja Wagner, die aus dem nahen Wonsees im Landkreis Kulmbach kommt. Für sie, die auf einem Milchviehbetrieb groß geworden war, war es einer der letzten offiziellen Auftritte im Amt. Sonja Wagner zog eine überaus positive Bilanz ihrer zweijährigen Amtszeit mit vielen interessanten Begegnungen. Einfach sei der Verbraucherdialog nicht immer gewesen, sagte die Milchkönigin. Wichtig sei es ihr beispielsweise, den Menschen zu erklären, dass die Existenz von rund 400 verschiedenen Käsesorten nur „mit dem großen Knowhow und dem Herzblut unserer Landwirte“ möglich sei.

Bild: Von links: Die Hollfelder Bürgermeisterin Karin Barwisch, Milchkönigin Sonja Wagner, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Kreisobmann Karl Lappe.

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05.04.2019

Waldbauern suchen alternative Baumarten / Klimawandel und Trockenheit: WBV Kulmbach/Stadtsteinach zog gemischte Bilanz

Stadtsteinach. Die Trockenheit und der Käfer haben bei der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach im zurückliegenden Jahr für große Probleme gesorgt. „Der Markt ist gekennzeichnet von einem Überangebot und vollen Sägewerken“, sagte Geschäftsführer Theo Kaiser bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach. Trotz aller Probleme hat die WBV im zurückliegenden Jahr 47000 Festmeter Holz vermarktet, deutlich mehr als im Jahr zuvor (35000 Festmeter).

Der Geschäftsführer wünscht sich für die kommenden Monate vor allem Regen und kühlere Temperaturen. „Die künftige Witterung wird entscheidend sein“, sagte Kaiser, räumte aber auch ein: „Ich befürchte, dass es eher schlimmer wird“. Man könne froh sein, wenn man das Holz noch zu einigermaßen vernünftigen Preisen loswerde.

Schuld an dem Dilemma sind der Klimawandel und die Erderwärmung. Doch die Waldbesitzer im Kulmbacher Land hätten den Ernst der Lage erkannt. So seien 2018 exakt 31149 Forstpflanzen vermittelt worden, knapp ein Drittel davon waren Laubbäume. „Wir müssen den Waldumbau stärker beschleunigen“, sagte Kaiser. Als „ganz dramatisch“ bezeichnete er die Lage bei der Kiefer. Befallene Stämme seien derzeit nur mehr als Paletten zu vermarkten, so schwach ist die Nachfrage. Dazu würden Kupferstecher und Trockenheit auch beim Industrieholz dafür sorgen, dass große Mengen auf den Markt kommen und die Nachfrage im Großen und Ganzen eher schleppend ist.

Den Ernst der Lage müsste nun auch der letzte verstanden haben, brachte die Vorsitzende Carmen Hombach die schwierige Situation auf den Punkt. Sie sprach von ganz vielen Herausforderungen, die nur mit einer ganzen Reihe von Partnern und Verbündeten bewältigt werden könnten. Die Politik gehöre dazu, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und um die Waldbauern von der Bürokratie zu befreien. Aber auch die Forschung, die sich auf die Suche nach alternativen Baumarten machen sollte. Ein ganz wichtiger Partner sei die Jagd, denn ohne Jagd kein verträglicher Rehwildbestand und ohne diesen keinen Waldumbau. Schließlich seien auch die Gemeinden gefordert Holzlagerplätze außerhalb des Waldes auszuweisen.

Ein Unternehmen, das beim Waldumbau schon einen Schritt weitergekommen ist, sind die Esterhazy-Forstbetriebe im österreichischen Bundesland Burgenland. David Simon, Forstingenieur und Mitglied der Esterhazy-Geschäftsführung. „Den Wald, wie wir ihn heute haben, wird es in Zukunft nicht mehr geben“, sagte er. Sein Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 2,1 Millionen Euro auf einer forstwirtschaftlich genutzten Fläche von 22400 Hektar und kommt auf einen Jahreseinschlag von 24000 Festmeter.

Die Esterhazy-Forstbetriebe haben nach den Worten von David Simon bereits ernst gemacht mit der Baumartenvielfalt. Die Fichte macht hier nur mehr neun Prozent aus. „Fichten hat keine Zukunft, das haben wir eingesehen“, sagte der Referent. Als gute Alternativbaumarten nannte er die Robinie, die Douglasie, die Küsten und die Weißtanne sowie die amerikanische Roteiche. Massive klimatische Veränderungen seien nicht mehr zu leugnen, darauf haben wir reagiert“, so Simon. Neben dem Waldbau seien Bereiche wie forstliche Nebennutzungen, Naturschutz, Biodiversität und die Jagd wichtige Bausteine einer erfolgreichen, zukunftsweisenden Waldbewirtschaftung. Am Ende des Tages werde die Klimaerwärmung schneller da sein, als die Forstwirtschaft reagieren kann.

Die WBV Kulmbach/Stadtsteinach hat aktuell 1801 Mitglieder, 47 mehr als im Vorjahr. Sie alle bewirtschaften zusammen eine Waldfläche von 11856 Hektar.

Bild: Geschäftsführer Theo Kaiser (links) und die Vorsitzende Carmen Hombach konnten bei der Jahresversammlung in Stadtsteinach David Simon von den Esterhazy-Forstbestrieben in Österreich begrüßen.

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29.03.2019

Erst Stürme dann Käfer: Waldbesitzervereinigung Bamberg zog gemischte Bilanz

Steinfeld. Der Umbau des Waldes hin zu stabilen Mischbeständen schreitet voran. „Wir haben das Problem erkannt und sind bereits gut vorangekommen“, sagte Urban Treutlein vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium bei der Jahresversammlung der Waldbesitzervereinigung Bamberg in Steinfeld. Seinen Worten zufolge ist der Laubwaldanteil im Freistaat während der zurückliegenden 35 Jahre von 22 auf mittlerweile 36 Prozent stetig angestiegen.

Als eine der größten Herausforderungen für die Zukunft bezeichnete Treutlein den Generationswechsel. Bis zum Jahr 2030 sei über ein Drittel aller Waldbesitzer mit einer Fläche von bayernweit 400000 bis 450000 Hektar betroffen. Viele Menschen seien darunter, die noch nie mit dem Wald in Kontakt standen und oft gar nicht wüssten, wo ihre Fläche genau ist. Hier seien die Selbsthilfeeinrichtungen ganz besonders gefordert. Deshalb werde auch der Bedarf an forstlichen Dienstleistungen steigen sagte der Ministerialrat und sah im Ausbau des Dienstleistungsangebotes eine wichtige Zukunftsaufgabe und auch Chance für die Waldbesitzervereinigungen.

„Erst Stürme, dann Käfer“, so fasste Wolfgang Schultheiß, Vorsitzender der forstwirtschaftlichen Vereinigungen Oberfranken (FVO) das zurückliegende Jahr zusammen. Insgesamt hätten die Waldbauern im Regierungsbezirk ganz schöne Abschläge hinnehmen müssen, denn die Holzpreise seien im Keller.

Auf die WBV Bamberg treffe dies nur bedingt zu, so Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt. „Im Gegensatz zu den Kollegen aus dem Steigerwald, die gleich zwei Mal schwer getroffen wurde, sind wir in Bamberg einigermaßen verschont geblieben“, so Hammerschmidt. Mittlerweile seien sowohl die Preise als auch die Mengenkontingente von allen Vertragspartnern gesenkt worden. Die WBV Bamberg sei allerdings durch ihre kontinuierliche Vertragspartnerschaft relativ gut weggekommen.

Nach den Zahlen von Geschäftsführer Hammerschmidt habe die WBV Bamberg im zurückliegenden Jahr insgesamt 21229 Festmeter Holz vermarktet, 2000 Festmeter mehr als 2017. 54 Prozent davon sei Fichtenholz, 31 Prozent Kieferholz. Den Laubholzanteil bezifferte Hammerschmidt auf 15 Prozent. Für das laufende Jahr bezeichnete es der Geschäftsführer als das wichtigste Ziel, jetzt erst einmal das Material aus dem Wald zu bekommen. Fichte und Kiefer seien stark unter Druck geraten und die steigenden Schadholzmengen sorgten für eher mäßige Aussichten.

Die Werbetrommel für heimische Hackschnitzel rührte die Vorsitzende Angelika Morgenroth. „Wir müssen uns verstärkt um den Absatz heimischer Hackschnitzel kümmern“, sagte sie. Warum Pellets oder Gas, wenn das Material da ist. Deshalb sollten die Waldbauern verstärkt Druck auf die Kommunalpolitik ausüben.

Bei den turnusmäßigen Neuwahlen gab es nur geringe Veränderungen. Vorsitzende bleibt Angelika Morgenroth, 2. Vorsitzender Thomas Kraus, 3. Vorsitzender Markus Dippold, Rechnungsführer Roland Krapp. Als Schriftführer löst Johannes Hölzl, Leiter der Stadtforstverwaltung Bamberg, den bisherigen Schriftführer Christian Heuer ab. Neue Kassenprüfer sind Johannes Hösch und Matthias Schick. Zu Beiräten wurden gewählt: Walter Beringer, Christian Dorsch, Helga Ebitsch, Willi Hennemann, Rainer Hoh, Christian Hojer, Hans-Georg Klauer, Edmund Klaus, Hans-Jürgen Knoblach, Manfred Knorr, Johann Georg Kriebel und Josef Pfeufer.

Für ihr langjähriges Engagement für die WBV Bamberg wurden die folgenden Persönlichkeiten geehrt: Schriftführer Christian Hoyer, die Beiräte Klaus Schulz und Alfred Deinlein, Obfrau Beate Zenck, Obmann Herbert Eichhorn und Kassenprüfer Hans Helmreich.

Bild: Ehrungen bei der WBV Bamberg (von links): Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt, Alfred Deinlein, Beate Zenck, Ministerialrat Urban Treutlein vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium, Vorsitzende Angelika Morgenroth, Christian Hoyer, Hans Helmreich, Herbert Eichhorn und Klaus Schulz.

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27.03.2019

Topthema Landwirtschaft: Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung / Wechsel an der Spitze des Amtes in Bayreuth: Georg Dumpert folgt auf Ernst Heidrich

Bayreuth. Georg Dumpert ist der neue Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth. Der 62-jährige Forstdirektor löst damit Ernst Heidrich ab, der seit November 2009 an der Spitze der Behörde stand. Bei einer Feierstunde in der Tierzuchtklause in Bayreuth verabschiedete Walter Christl, Abteilungsleiter im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, Heidrich in den Ruhestand und führte Dumpert in sein neues Amt ein.

So neu ist das Amt für Dumpert allerdings nicht mehr. Seit November 2016 leitete er bereits den Bereich Forsten in Bayreuth und war gleichzeitig Stellvertreter des Behördenleiters. Inoffiziell steht er bereits seit 1. Februar an der Spitze des Bayreuther Amtes.

„Was lange währt wird endlich gut“, sagte der neue stellvertretende Amtsleiter Klaus Meier-Harnecker, der künftig neben der Abteilung Förderung nun auch die Abteilung Landwirtschaft übernehmen und als Leiter der Landwirtschaftsschule fungieren wird. Meier-Harnecker spielte damit auf die Tatsache an, dass Heidrich bereits im Juli seinen Ruhestand angetreten hatte. Es sei höchste Zeit geworden, dass die Stelle jetzt wieder besetzt ist, so Harald Raps von der Personalvertretung des Amtes. Es gebe Entscheidungen, die eben nur ein Behördenleiter fällen kann.

Landwirtschaftliche Themen stünden im Focus der Gesellschaft, es seien echte Zukunftsthemen, sagte Ministerialdirigent Walter Christl. Nicht umsonst habe sich die Landwirtschaftsverwaltung für dieses Jahr die Themen Artenvielfalt und Biodiversität auf die Fahnen geschrieben, und das lange vor dem Volksbegehren. Wenn sich Landwirte dadurch an den Pranger gestellt sehen, so gebe es keinen Grund dafür, sagte der Ministeriumssprecher.

Zu den Gratulanten gehörte unter anderem die Bayreuther Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Sie bezeichnete Landwirtschaft und Ernährung als Topthemen. Jeder glaube, plötzlich mitreden zu können, doch die wirklichen Fachleute seien die bestens ausgebildeten Bäuerinnen und Bauern und genau für die sei das Amt zuständig. Während sie begrüßte, dass in der Gesellschaft ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeit, für gesunde Ernährung und für die Schöpfung entstanden sei, sah sie das Volksbegehren in seiner konkreten Ausgestaltung kritisch Es sei wichtig, dass wir unsere familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe erhalten und, dass die Familien nicht frustriert aufgeben.

Uwe Raab, stellvertretender Bayreuther Landrat und Bürgermeister von Pegnitz, erinnerte sich an viele konstruktive, freundschaftliche und nette Begegnungen mit dem bisherigen Behördenleiter, etwa bei den regelmäßigen Tagen der Landwirtschaft oder bei den Landfrauentagen. Nachfolger Dumpert habe von 1998 bis 2005 das Pegnitzer Forstamt geleitet und gelte mit diesen sieben Jahren Einsatz bereits als halber „Bengatzer“, scherzte der der Bürgermeister.

Auf die großen Veränderungen in der Landwirtschaft, die Heidrich stets konstruktiv begleitet hatte, sprach der Bayreuther Stadtrat Thomas Hacker an. BBV-Kreisobmann Karl Lappe stellte besonders den Einsatz Heidrichs um den Erhalt des Schulstandortes heraus und Rudi Steuer vom oberfränkischen Meister- und Ausbilderverband nannte Heidrichs Leistungen für die Verbände VLF und VLM, deren Geschäftsführung Heidrich 2010 übernommen hatte und die er zu einer gemeinsamen Bezirksversammlung zusammen führte.

Bild: Wechsel an der Spitze des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth (von links): Georg Dumpert, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert , Ministerialdirigent Walter Christl und Ernst Heidrich.

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19.03.2019

Einwendungen als Eintrittskarte zum Erörterungstermin / BBV und Bürgerinitiative machen gegen Stromtrasse mobil – Planungen nehmen an Fahrt auf

Stammbach, Lks. Hof. Es wird ernst in Sachen Süd-Ost-Link: Nachdem bis Mitte März die Verfahrensunterlagen für die geplante Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ-Leitung) öffentlich ausgelegen haben, sind nun bis zum 12. April Einwendungen gegen die Planungen im Abschnitt C, das ist der Bereich zwischen Hof und Schwandorf, möglich. „Die Planungen für die Trasse nehmen an Fahrt auf, sagte Jürgen Becher, Vorsitzender der Bürgerinitiative Ölschnitztal bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung zusammen mit dem Bauernverband in Stammbach.

Zwei Dinge wurden dabei unmissverständlich festgestellt: Wenn die Leitung tatsächlich gebaut wird, dann ist der Landkreis Hof in jedem Fall betroffen. Das bestätigte unter anderem Landrat Oliver Bär. Hauptbetroffene sind nach den Worten von Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kronach und Kulmbach, die Land- und Forstwirte. Die Leitung stelle in ihrer Planung als Erdkabel eine massive Beeinträchtigung und einen Wertverlust der Fläche dar, sagte er. „Alles in allem führt die Trasse letztendlich zu Ertragsverlusten“, so Köppel.

Ganz wichtig für alle betroffenen Landwirte: Nach Ende der Einspruchsfrist wird die Bundesnetzagentur einen Erörterungstermin festsetzen. Zutritt dazu habe allerdings nur, wer eine Einwendung gemacht hat. „Einwendungen sind die Eintrittskarten für den Erörterungstermin“, sagte Köppel und ermunterte die Berufskollegen, tätig zu werden. Der Bauernverband stehe dazu jederzeit helfend zur Seite. Trotzdem sollten die Einwendungen individuell sein. Vorgefertigte Textbausteine würden kaum weiterhelfen.

Argumente gegen die Trasse gibt es aus Sicht der Land- und Forstwirtschaft genügend. Sie reichen vom Flächenverbrauch, nicht nur für die eigentliche Trasse, sondern auch für Projekt- und Ausgleichsflächen, über Beeinträchtigungen des land- und forstwirtschaftlichen Wegenetzes bis hin zu befürchteter Bodenverdichtung, Bodenerwärmung und Grundwasserbeeinträchtigung. „So ein Eingriff lässt sich nicht einfach abschütteln“, sagte Köppel. Und weiter: „Man kann sich auf keinen Fall zurücklehnen und hoffe, dass der Kelch an einem vorbeigeht.“

Auch der Hofer Landrat Oliver Bär nannte es sinnvoll, dass all diejenigen, die potentiell betroffen sind, ihre Einwände vorbringen. Auch der Landkreis werde gemeinsam mit den Kommunen wie übrigens auch der BBV Einwände gegen die Trasse vorbringen. „Wir sind in einem Verfahrensstadium, bei dem es sich lohnt zu sagen, das und das wollen wir nicht.“ Auch aus Sicht des Landkreischefs gebe es noch viele offene Fragen: Warum muss die Trasse bis zu 30 Meter breit sein? Warum wird der Verlauf nicht mit den Bundesautobahnen gebündelt? Wie entwickelt sich die Energiepolitik insgesamt weiter?

Aktuell gibt es für die Stromtrasse zwei mögliche Varianten: Eine durch das Fichtelgebirge und eine weitere grob entlang des Bundesautobahn A9. Die Entscheidung trifft die Bundesnetzagentur. Nur massive Proteste können den Trassenbau verzögern oder vielleicht auch noch verhindern“, sagte BI-Vorsitzender Jürgen Becher. Scharf ins Gericht ging er mit dem geplanten Beschleunigungsgesetz von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, das Einspruchsmöglichkeiten reduzieren soll. Becher bezeichnete die Leitung einmal mehr als unnötig. „Wir lehnen die Trasse ab, egal, wo sie gebaut wird.“

Bild: BBV-Geschäftsführer Harald Köppel ermunterte die Landwirte Einspruch gegen die Planungen für die Stromtrasse zu erheben.

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14.03.2019

Dürresommer bestimmte das Holzjahr / WBV Hollfeld feierte 50-jähriges Bestehen

Hollfeld. Auf ein in jeder Hinsicht schwieriges Holzjahr musste die Waldbesitzervereinigung Hollfeld zurückblicken. Schuld daran war der trockene Sommer 2018, der spätestens ab Anfang August zunehmend für Käferholz sorgte. Bei der Jahresversammlung in der Hollfelder Stadthalle wurde zugleich der 50. Geburtstag der Selbsthilfeeinrichtung gefeiert.

Von einem echten Dürresommer sprach der forstliche Mitarbeiter Lars Andersen. Allerdings habe schon im Januar das damalige Sturmtief Friederike den Holzmarkt negativ beeinflusst. Ab August bestimmte dann der Käfer das Bild. „Da ging es richtig zur Sache“, so der Mitarbeiter aus der Geschäftsstelle. Mangelnde Kapazitäten, etwa bei den Einschlagsunternehmern, bei den Holztransportern oder bei den Sägewerken seien die Folge gewesen.

Andersen berichtete von einem bundesweiten Überangebot an Rundholz mit schlechter Qualität. Trotzdem habe die WBV die laufenden Altverträge alle noch zu einigermaßen akzeptablen Preisen bedienen können. Die vermarktete Holzmenge bezifferte der forstliche Mitarbeiter auf 19698 Festmeter. Im Jahr zuvor seien es 21970 Festmeter gewesen. Vor dem Hintergrund der Gesamtumstände sprach Andersen dennoch von einem guten Ergebnis.

Bei den Sammelbestellungen kam der Experte auf 31340 Pflanzen, wobei sich Nadel- und Laubhölzer in etwa die Waage halten. Die WBV Hollfeld hat aktuell 1573 Mitglieder, 19 Neuaufnahmen habe nur eine einzige Kündigung gegenübergestanden. Bei 90 Prozent der Mitglieder ist die Waldfläche nicht größer als zehn Hektar.

Von einer Käferkatastrophe sprach Wolfgang Schultheiß, 1. Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken (FVO). Schultheiß kommt aus dem Coburger Land, wo es zwei Grad Celsius wärmer ist und der Käfer deshalb noch heftiger in Erscheinung getreten ist. „Noch so ein Trockenjahr, und die Fichte ist bei uns Vergangenheit“, so der Vorsitzende. Im Coburger Land seien bereits 50 Prozent des Waldes betroffen.

Die hohe Mitgliederzahl zeige eindrucksvoll wie wichtig die WBV ist, sagte die Hollfelder Bürgermeisterin Karin Barwisch. „Ohne WBV könnten wir die Vermarktung gar nicht bewerkstelligen“, so das Stadtoberhaupt. Der neue Bayreuther Amtschef Georg Dumpert wies die Waldbesitzer auf gut gefüllte Fördertöpfe hin. „Nutzen sie diese, um Waldumbau- und Waldverjüngungsmaßnahmen durchzuführen“, sagte er. Der stellvertretende Bamberger Landrat Johann Pfister bezeichnete den Wald als ganz wichtigen Wirtschaftsfaktor, der gehegt und gepflegt werden muss. Obwohl Hollfeld im Landkreis Bayreuth liegt, gehören die Bereiche Stadelhofen und Königsfeld im Landkreis Bamberg zur WBV Hollfeld.

Einen Rückblick auf die vergangenen fünf Jahrzehnte gestaltete der forstliche Berater Klaus Wagner. Die Aufgaben seien die gleichen wie bei der Gründung geblieben, nur die Namen hätten sich verändert, sagte Wagner. Er erinnerte an die Vereinsgründung am 25. Februar 1969 mit 244 Mitgliedern und einer Waldfläche von zusammen 2649 Hektar aus 16 Gemeinden. Heute bewirtschaften die 1573 Mitglieder zusammen 11301 Hektar Wald. Zwei Persönlichkeiten ragten in seiner Chronik besonders heraus: Gründungsmitglied Christian Schramm ist seit 1969 als Kassenprüfer tätig und Gründungsmitglied Peter Winkler war bis 2006 37 Jahre lang als Kassier tätig.

Notwendig wurde auch eine Nachwahl: Weil der bisherige 2. Vorsitzende Wolfgang Tempel aus beruflichen Gründen im Herbst zurückgetreten war, wählten die Mitglieder einstimmig den bisherigen 3. Vorsitzenden Christian Dormann zum Nachfolger. Ein neuer 3. Vorsitzender wird aus formalen Gründen allerdings erst im kommenden Jahr gewählt.

Bild: Christian Dormann ist neuer 2. Vorsitzender der WBV Hollfeld. Die Nachwahl wurde notwendig, weil der bisherige 2. Vorsitzende Wolfgang Tempel zurückgetreten war.

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10.03.2019

Mutbotschafterin beim Landfrauentag / Kulmbacher Landfrauen stellten eigenes Kochbuch vor

Stadtsteinach. Jungen Landwirten Mut zu machen, eigene Ideen zu verwirklichen. Das ist das Ziel von Anne Körkel aus Kehl in Baden-Württemberg. Die 35-Jährige ist nicht nur Agraringenieurin und praktizierende Bäuerin, sondern auch ausgezeichnete Unternehmerin des Jahres 2017 und „Mutbotschafterin“. Beim Kulmbacher Landfrauentag in Stadtsteinach hat sie ihre Berufskollegen dazu aufgerufen, mutig in die Zukunft zu blicken. „Unsere Branche braucht Mut mehr denn je, denn sie ist eine tolle Branche“, sagte sie.

Zuvor hatte die engagierte Öffentlichkeitsarbeiterin in Sachen Landwirtschaft sich und ihre noch junge Unternehmensgeschichte vorgestellt. Nach dem Wiesenhof-Skandal von 2013 hatte sie mit 280 Tieren begonnen, frische, küchenfertige Freilandhähnchen aufzuziehen und zu vermarkten. Mit regionaler Schlachtung, ohne Medikamente, ohne Antibiotika, aber mit großem Erfolg. 80 Prozent des Futters stammen vom Hof der Schwiegereltern.

Unter der Marke „Annes Ha(h)nauer“ verlangt sie aktuell 9,20 Euro pro Kilogramm bei einem Durchschnittsgewicht von 2,3 Kilogramm pro Tier. Heute ist sie bei knapp 1000 Freilandhähnchen angelangt und hat einen Kundenstamm von 1100 Menschen aus einem Radius von rund 80 Kilometern. Die Kunden müssen telefonisch oder per Internet vorbestellten, verkauft werden nur ganze oder halbe Hähnchen, keine Edelstücke.

Der Konsument von heute will jemand, dem er vertrauen kann, sagte Anne Körkel. Bei ihr kauften die Verbraucher eben auch ein Stück Heimat, deshalb habe sie nie das Ziel schneller, höher und weiter verfolgt, sondern konsequent auf Qualität gesetzt. Das sei für den Erfolg unabdingbar, ebenso wie Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache und vor allem auch in den neue Medien, also im Internet oder auf Facebook. Die Bäuerin wusste auch, dass es viele ihrer Berufskollegen leid sein, zu kämpfen. Anders aber würden sie aus dem Fadenkreuz, in das die Landwirtschaft geraten ist, nicht mehr herauskommen. Oberste Gebote seien es, authentisch und ehrlich zu bleiben und vor allem immer wieder zu erklären.

Zuvor hatte Kreisbäuerin Beate Opel die Landfrauenarbeit im Bauernverband vorgestellt. „Wir engagieren uns für alle Themen rund um Ernährung und Hauswirtschaft“, sagte sie. Landfrauen seien prädestiniert dafür, zu zeigen, was Landwirtschaft wirklich ist. Das sei heute wichtiger denn je zuvor, denn gerade einmal zwei Prozent der Menschen seien noch in der Landwirtschaft tätig, 98 Prozent hätten kaum mehr Berührungspunkte. Deshalb sei es auch so wichtig, mit dem Verbraucher im Dialog zu bleiben.

Eine Form der Öffentlichkeit ist das neue Kochbuch, das die Kulmbacher Landfrauen zum 70-jährigen Jubiläum der Landfrauenarbeit im Bauernverband vorgestellt haben. Unter dem Titel „Komm koch und back mit uns“, enthält es zahlreiche Rezepte für deftige Suppen, Salate, leckere Hauptgerichte mit Fisch, Geflügel, Rind, Schwein und Wild, zauberhafte Nachspeisen, Torten und Kuchen. Mit in das repräsentative Buch aufgenommen wurden auch Tipps und Tricks, Tischgebete und Anleitungen für den gedeckten Tisch. „Die Kulmbacher Landfrauen haben das Buch mit viel Liebe zusammengetragen“, sagte Beate Opel. Sponsoren sind die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die VR-Bank Oberfranken Mitte, die Ireks GmbH, der Neff Landmaschinenpark, Bäcker Ralph Groß sowie der Ferienhof Kosertal und die Familie Karl-Heinz Opel aus Neufang. Das Kochbuch ist zum Preis von 15 Euro in der BBV-Geschäftsstelle in Kulmbach erhältlich.

Bilder:
1. Die bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller, Kreisbäuerin Beate Opel (von links) und ihre Stellvertreterin Silvia Schramm (rechts) bedankten sich bei „Mutbotschafterin“ Anne Körkel“.

2. Stellten das neue Kochbuch der Kulmbacher Landfrauen vor (von links): Frank Ramming von der Sparkasse, Kreisbäuerin Beate Opel, Landrat Klaus Peter Söllner, die stellvertretende Kreisbäuerin Silvia Schramm und Helmut Potzel von der VR-Bank.

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27.02.2019

Vielseitig, innovativ und bestens ausgebildet / Elke Pelz-Thaller beim Hofer Landfrauentag

Köditz, Lks. Hof. Mit einer Mischung aus Trauer und Empörung haben einige Sprecher beim Hofer Landfrauentag auf den Ausgang des Volksbegehrens Artenschutz reagiert. „Das Volksbegehren hat uns völlig erschlagen“, sagte Kreisbäuerin Karin Wolfrum und Landesbäuerin Anneliese Göller stellte fest: „Wir haben so viel für den Artenschutz gemacht, aber es wird einfach nicht gesehen.

Obwohl alle Forderung des Volksbegehrens die Landwirte betreffen, werde nicht mit ihnen gesprochen, so Karin Wolfrum. Dabei seien es doch gerade die Bauern, die sich schon immer um die Artenvielfalt kümmern. Jeder Einzelne kann etwas dafür tun und mithelfen, da gebe es unzählige Möglichkeiten, aber gerade an den Landwirten bleibe alles hängen. Landesbäuerin Anneliese Göller rief die Berufskolleginnen dazu auf, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. „Wir müssen zusammen stehen“, sagte sie. Klar sei allerdings auch, dass viele Landwirte die freiwilligen Maßnahmen künftig nicht mehr mitmachen.

Zuvor hatte Karin Wolfrum den Berufsstand als vielseitig, innovativ und bestens ausgebildet beschrieben. „Wir begleiten die Natur, unterstützen und pflegen sie“, sagte die Kreisbäuerin. Die Landwirte müssten aber auch davon leben können. Immerhin würden im Landkreis Hof 50 Prozent der Familienbetriebe noch im Haupterwerb geführt. Hier würden Lebensmittel in bester Qualität erzeugt, leider meist nicht zum angemessenen Preis.

„Stargast“ des Landfrauentages war die Mental- und Persönlichkeitstrainerin Elke Pelz-Thaller, die selbst Bäuerin auf einem Aussiedlerhof in der Hallertau ist. Unter dem Motto „Eigheirat“ (Eigeheiratet) sprach sie in ihrem ehrlichen und humorvollen Vortrag ein brisantes Thema mit vielen Facetten und noch mehr Zündstoff an. Das mutige Thema stehe auch irgendwie für das Jahresthema der Landfrauenarbeit im BBV, die heuer unter dem Motto „Im Dialog bleiben“ steht. In der gewohnten Mischung aus Comedy, Lebens- und Überlebenstipps, charmanter Plauderei und persönlichen Erlebnissen zog die „Bäuerin mit Leib und Seele“ dabei wieder alle Register und hatte schon nach wenigen Sätzen die gesamten Zuhörerschaft auf ihrer Seite.

Das Fazit der Mentalbuerin lautete: Für ein gutes Miteinander ist zunächst ein Perspektivwechsel nötig. Notwendig sei es, sich in die vorhandenen Personen einzufühlen, ihren Standpunkt zu verstehen und Brücken zu bauen, statt einen Platz einzufordern: „Nicht der andere muss sich bewegen, damit es mir besser geht, sondern ich habe diesen Schritt zuerst zu machen“, so Elke Pelz-Thaller

Traditionell stellten sich beim Hofer Landfrauentag in der Köditzer Göstrahalle auch einige Persönlichkeiten den Zuhörerinnen vor. Dr. Henning Wendt beispielsweise, der aus Niedersachsen stammende neue Geschäftsführer und Stationstierarzt der Besamungsstation Wölsau bei Marktredwitz. Simone Baumann, gelernte Hauswirtschafterin aus Geroldsgrün im Landkreis Hof ist die neue Dorfhelferin des Maschinenrings Münchberg. Susanne Taubald ist ebenfalls beim Maschinenring Münchberg die neue Organisationskraft und der erst 25-jährige Patrick Heerdegen aus Marktschorgast im Landkreis Kulmbach der neue Geschäftsführer.

Der Landfrauentag wurde einmal mehr vom Hofer Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut Lottes umrahmt. Der Chor wird heuer am 31. Mai mit einem großen Jubiläumskonzert mit vielen Gästen in Helmbrechts sein 30-jähriges Bestehen feiern.

Bilder:
1.
 Der Hofer Landfrauenchor unter der Leitung von Helmut Lottes feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen.
2.
 Stellten sich beim Hofer Landfrauentag vor (von links): Dorfhelferin Simone Baumann, Landesbäuerin Anneliese Göller, Geschäftsführer Dr. Henning Wendt, Kreisbäuerin Karin Wolfrum, Maschinenring-Mitarbeiterin Susanne Taubald und Maschinenring-Geschäftsführer Patrick Heerdegen.
3. Mentaltrainerin und Bäuerin Elke Pelz-Thaller in der Köditzer Göstrahalle in Aktion.

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26.02.2019

Gesellschaftlicher Konsens als zentrale Herausforderung der Zukunft / Anton Dippold beim Bayreuther Bauerntag – Kritik am Ausgang des Volksbegehrens

Bayreuth. Die Sicherung von Arbeitsplätzen und eine stärkere Wertschöpfung vor Ort, das sind zwei der wichtigsten Ziele bayerischer Landwirtschaftspolitik. Anton Dippold, Leiter des Referats Bayerische Agrarpolitik im Landwirtschaftsministerium, hat diese Ziele den Besuchern des Bayreuther Bauerntags in der Tierzuchtklause vorgestellt. Bittner war dabei für den dienstlich kurzfristig verhinderten Amtschef des Landwirtschaftsministeriums Hubert Bittlmayer eingesprungen. Das Thema „Was kommt auf die Landwirte zu?“ ist allerdings das gleiche geblieben und es hätte nicht aktueller sein können, so Kreisobmann Karl Lappe.

Tatsächlich sprach Dippold einige Herausforderungen der Zukunft offen an. Eine davon sei der gesellschaftliche Konsens. Ihn zu erreichen werde schwer sein, sagte er. Gleichwohl dürfe man sich nichts vormachen, der Konsens sei wichtig. Als weitere Herausforderung bezeichnete er die veränderten Nahrungs- und Ernährungsgewohnheiten bei vielen Verbrauchern, die manches bisher gewohnte auf den Kopf stellen.

Zur gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020 merkte der Ministerialrat an, dass eine Aufstockung der bisherigen Umverteilungsprämie für die ersten Hektare der bayerischen Struktur sehr entgegen käme. Deshalb kämpfe man im Freistaat aktuell dafür, diese Prämie von derzeit 46 Hektar weiter aufzustocken. Auch die Einführung einer Junglandwirteprämie begrüße Bayern, denn es sei längst nicht mehr selbstverständlich, dass stets ein Hofnachfolger bereit stehe.

Als wichtiges Ziel des Ministeriums bezeichnete Dippold den Ausbau der bayerischen Premiumstrategie und damit der Marle Bayern. „Wir wollen heimische Produkte vermarkten und damit noch mehr Wertschöpfung generieren“, sagte er. Aktionen und Projekte wie die Auszeichnung von Genussorten, die Klassifizierung „Ausgezeichnete Bayerische Küche“ aber auch das Setzen auf unternehmerische Vielfalt durch Einkommenskombinationen gehörten unabdingbar dazu.

Im Mittelpunkt der Ausführungen sämtlicher Redner stand einmal mehr das erfolgreiche Volksbegehren zum Artenschutz. „Das hat uns schwer getroffen“, bekannte Kreisobmann Lappe ganz offen. Viel zu kurz sei seiner Meinung nach bislang der Aspekt gekommen, dass Millionen an Fördergeldern leichtfertig verspielt werden, weil gesetzliche Vorgaben im Gegensatz zu freiwilligen Leistungen nicht mehr gefördert werden können. Ohne Pflanzenschutz werde es kaum noch blühende Rapsfelder geben, warnte Lappe.

Das Volksbegehren sei einfach zu kurz gedacht gewesen, so der Bayreuther Landrat Hermann Hübner. Er rief dazu auf, noch mehr miteinander zu sprechen und zeigte sich zuversichtlich, dass der Runde Tisch positive Ansätze bringt. Der Landrat erinnerte aber auch daran, dass die Bauern gerade in der jetzigen Zeit Perspektiven und Vertrauen bräuchten. Andernfalls sehe es düster aus. Hübner: „Wenn der letzte Bauer zugesperrt hat, wird unser Dorf nicht mehr das sein, das es einmal war.“ Die gleiche Auffassung vertrat auch die 3. Bürgermeisterin der Stadt Bayreuth Beate Kuhn: „Was wäre die Fränkische Schweiz noch wert, wenn es keine Bewirtschaftung durch die Bauern mehr gibt?“, wollte sie wissen.

Von einer ganz schlechten Stimmung vor allem bei den jungen Berufskollegen sprach der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Nicht nur das Volksbegehren, auch die geplanten Verschärfungen in der Düngemittelverordnung oder in der Anlagenverordnung hätten die Landwirte extrem verärgert. Er habe deshalb mittlerweile Angst vor einem weiteren massiven Abbau an Betrieben. Richtig Spaß mache dies zurzeit alles nicht mehr, ließ Greif seinem Ärger freien Lauf.

Bild: Kreisobmann Karl Lappe (links) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth bedankten sich bei Anton Dippold vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium mit einem Präsentkorb aus der Genussregion.

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21.02.2019

Qualifikation heißt auch Verantwortung / 17 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus Oberfranken verabschiedet

Bayreuth. 17 frischgebackene Landwirtschaftsmeister aus ganz Oberfranken haben bei einem Festakt in Bayreuth ihren Meisterbrief bekommen. Glückwünsche gingen dabei auch an die sieben Meisterinnen der Hauswirtschaft, die ihren Brief bereits bei anderer Gelegenheit erhalten hatten.

Alle 17 stünden nun auf der höchsten Stufe der Fortbildung im praktischen Bereich, sagte Gerhard Gradl von dem für die Meisterausbildung in Oberfranken zuständigen Fortbildungszentrum für Landwirtschaft und Hauswirtschaft in Almesbach bei Weiden. Der Bildungsweg sei damit aber hoffentlich noch nicht zu Ende, denn gerade für Landwirte gehöre lebenslange Weiterbildung genauso dazu, wie neue Ziele für Haus, Hof und Familie.

Qualifikation habe immer auch mit Verantwortung zu tun, sagte Regierungsvizepräsident Thomas Engel. Dazu gehöre Verantwortung für den Betrieb genauso wie für die Familie. Kostendruck und schwankende Märkte erforderten immer wieder neue Anstrengungen. Eine ganz besondere Herausforderung werde es schließlich sein, der veränderten Erwartungshaltung der Verbraucher gerecht zu werden. Trotzdem seien Agrarberufe die Berufe der Zukunft, so die stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz. Das gelte auch für die Hauswirtschaft. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels seien diese Kompetenzen mehr denn je zuvor gefragt.

Unternehmensberater Theo Bergauer aus Waldsassen gab den jungen Leuten einige Tipps mit auf den Weg, wie sie die eine oder andere Hürde in ihrem Berufsleben besser meistern können. Dazu zähle beispielsweise die Fähigkeit, Hilfestellungen anzunehmen und Hilfe nicht als Schwäche auszulegen, Herausforderungen aufzunehmen und auch mal etwas Neues zu probieren sowie Rahmenbedingungen zu akzeptieren, denn einen Idealzustand werde es nie geben. Gerade in der Zeit von Facebook, Twitter und Instagram sei es wichtig, zu seinem Wort zu stehen und sein Wort zu halten. „Seid zufrieden und dankbar und genießt jeden Tag“, rief Bergauer den jungen Leuten zu.

Mit einem Stipendium des Bayerischen Bauernverbandes wurden für ihre herausragenden Leistungen die beiden Brüder Daniel Paschold und Christoph Paschold aus Untersiemau ausgezeichnet. Das Stipendium überreichte Landesbäuerin Anneliese Göller. Außerdem wurden die folgenden vier Ausbilder ausgezeichnet, die zwischen 15 und 25 Lehrlinge auf ihren Betrieben ausgebildet hatten: Horst Reichel aus Kirchenlamitz, Edgar Böhmer aus Rattelsdorf, Hans Popp aus Weismain und Jörg Deinlein aus Scheßlitz.

Die frischgebackenen Landwirtschaftsmeister sind:

Landkreis Bamberg: Susanne Löhrlein aus Stadelhofen und Johannes Gick aus Königsfeld.

Landkreis Bayreuth: Elke Neuner aus Hollfeld, Julian Raps aus Seybothenreuth, Sebastian Schmidt aus Plech und Christian Zimmermann aus Emtmannsberg.

Landkreis Coburg: Daniel Paschold und Christoph Paschold aus Untersiemau sowie Christoph Rosenau aus Lautertal.

Landkreis Forchheim: Johann Zöllner aus Kleinsendelbach.

Landkreis Hof: Tobias Puchta aus Zell und Stefanie Deistler aus Kirchenlamitz.

Landkreis Lichtenfels: Jonas Amon aus Ebensfeld.

Landkreis Wunsiedel: Sabrina Kohler aus Marktredwitz und Christian Stöhr aus Wunsiedel.

Dazu kommen Johannes Steger aus Kirchenthumbach im oberpfälzischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab und Mandy Nothnagel aus Schmalkalden. Beide hatten ihre Meisterausbildung in Oberfranken absolviert.

Bilder:
1. Das sind frischgebackenen Landwirtschaftsmeisterinnen und –meister sowie die Hauswirtschaftsmeisterinnen, die in Oberfranken verabschiedet wurden.
2. Beste Absolventen des Jahrgangs waren die beiden Brüder Daniel Paschold und Christoph Paschold aus Untersiemau. Sie bekamen aus den Händen von Landesbäuerin Anneliese Göller jeweils ein Stipendium des Bauernverbandes.

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13.02.2019

Schwarzwild: Keine Trendwende in Sicht / Jäger im Landkreis konnten Abschusszahlen um ein Drittel steigern - Jagdgenossenschaften im BBV zogen Bilanz

Kulmbach. Die Schäden durch Schwarzwild im Landkreis Kulmbach werden einer aktuellen Erhebung zufolge auf weit über 300000 Euro beziffert. Diese Zahl hat Burkhard Hartmann (Lindau), Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Bauernverband, genannt. Bei der Jahresversammlung in Kulmbach sprach Hartmann von exakt 1753 Wildschweinen, die im Jagdjahr 2017/2018 erlegt worden seien. Das sei fast ein Drittel mehr als im vergleichbaren Jahreszeitraum des Vorjahres.

Der Großteil der Schäden sei dabei nicht beglichen worden. Nur gut 41000 Euro seien amtlich bestätigt, das heißt durch einen Gutachter festgestellt worden. Rund 76000 Euro Schäden seien zwar nicht amtlich bestätigt, allerdings habe eine gütliche Einigung zwischen Jäger und Landwirt erzielt werden können. Auf den restlichen Schäden seien die Bauern sitzen geblieben.

Der Vorsitzende begrüßte die vor knapp eine Jahr in Kraft getretene Änderung des Jagdschutzgesetzes, nach der Schwarzwild ganzjährig bejagt werden darf. Lediglich führende Bachen seien zu schonen. Hintergrund für die Gesetzesänderung sei das massive Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in einigen europäischen Ländern gewesen. Nach dem aktuellen Vorkommen in Belgien gehen Fachleute mittlerweile davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis auch in Deutschland der erste Fall auftritt. Trotz der Gesetzesänderung sei allerdings eine Trendwende bei der massiven Zunahme von Wildschweinen noch nicht in Sicht.

In Mittelpunkt der Jahresversammlung stand die Vorstellung des forstlichen Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung 2018 im Landkreis durch Michael Schmidt, den neuen Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft in Kulmbach. Dieses sogenannte Wildverbissgutachten wird alle drei Jahre mit großem Aufwand neu erstellt, um einen Abschussplan festzulegen und die Situation der Waldverjüngung zu erfassen. Im Landkreis Kulmbach wurden dazu 226 Verjüngungsflächen mit über 17000 Pflanzen genauer unter die Lupe genommen.

Als ein Ergebnis hielt Schmidt fest, dass sich der Wald im Landkreis ähnlich wie in ganz Bayern auf einem guten Weg hin zu stabilen Mischwäldern befindet. „Wir können zuversichtlich in die Zukunft blicken, wenn die Abschusszahlen weiterhin so eingehalten werden“, sagte der Forstdirektor. Dennoch gibt es auch im Landkreis einige Probleme. In den beiden Hegegemeinschaften Roter Main und Trebgast hatte sich die Verbisssituation verschlechtert, dass die Abschussempfehlung nach oben geschraubt werden musste. Besonders in den 18 Revieren der Hegegemeinschaft Roter Main hätten die Pflanzen mit Verbissschäden den höchsten Wert im gesamten Landkreis. Schmidt gab dabei auch zu bedenken, dass bei einem Verbisswert von 50 Prozent jede Pflanze binnen drei Jahren theoretisch einmal angeknabbert wird.

Neben der Schwarzwildproblematik und dem Verbissgutachten beschäftigt die Jagdgenossenschaften derzeit auch das Bürokratiemonster Datenschutzgrundverordnung. Obwohl für Facebook, Google oder Amazon gedacht, müssten sich auch die Jagdgenossenschaften damit herumschlagen, so Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer für Bayreuth, Kulmbach und Kronach. Entwarnung konnte er zumindest in einem Punkt geben: Da die Jagdgenossenschaften in der Regel zur Führung eines Jagdkatasters verpflichtet sind, ist keine extra Einwilligung für die vertraglich erfasste Datenverarbeitung erforderlich.

Allerdings müssten alle Jagdgenossenschaften künftig einen Datenschutzbeauftragten als Ansprechpartner für sämtliche datenschutzrechtlichen Fragen benennen. Er muss im Falle eines Falles beispielsweise darüber Auskunft geben, welche Daten wo und wie lange gespeichert sind. Der Vorstand selbst oder ein engeres Vorstandsmitglied dürfe dabei nicht gleichzeitig Datenschutzbeauftragter sein. Das werde schwierig, jemanden für dieses Amt zu finden, zumal einige Jagdgenossenschaften schon Schwierigkeiten hätten, überhaupt einen Vorstand zu finden. Köppel riet allen Beteiligten, das Thema Datenschutzgrundverordnung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Allerdings werde wohl nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, zumal der BBV noch auch Erleichterungen für die Jagdgenossenschaften hofft. Beim Verband seien auch die entsprechenden Mustervorlagen erhältlich. Geschäftsführer Köppel: „Lediglich der Papierkrieg wird bei der ganzen Geschichte immer mehr.“

Bild: Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im BBV Burkhard Hartmann (links) bedankte sich beim neuen Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft in Kulmbach Michael Schmidt für die Vorstellung des Verbissgutachtens.

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05.02.2019

Mit Mut und Zuversicht in die Zukunft / Scheßlitzer Bauerntag: Mit Optimismus gegen düstere Grundstimmung – "Bayern blüht auf": Leo Göller aus Hirschaid geehrt

Scheßlitz, Lks. Bamberg. Dieser Gegensatz ist mit vernünftigen Argumenten nicht zu erklären: Das Interesse an den Landwirten ist deutlich gestiegen, sie werden als zweitwichtigste Berufsgruppe überhaupt wahrgenommen, der Landwirt ist also positiv besetzt. Und trotzdem: Das „System Landwirtschaft“ wird deutlich kritischer beurteilt, es wird nicht verstanden und die meisten Menschen haben keinen Kontakt mehr dazu.

Was also tun? Dieser Frage ging der Amtschef des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums Hubert Bittlmayer beim Bauerntag in Scheßlitz nach. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Landwirte mit Stolz und Selbstbewusstsein nach außen auftreten und die Menschen aufklären sollten. Persönlich auf dem Hof mit dem Verbraucher, aber auch über die neuen Medien sollten die Landwirte mit Mut und Zuversicht in die Zukunft gehen. Dabei dürften sie nie vergessen, dass sie nicht nur ein ganz starker Wirtschafsfaktor, sondern auch das prägende Element des ländlichen Raumes sind. „Wir Bauern, wir sind das Gesicht Bayerns“, sagte Bittlmayer.

Zuvor hatte der Bamberger Kreisobmann Edgar Böhmer einen eher düsteren Blick in die Zukunft gewagt: „Die Anforderungen, die auf uns zukommen, sind eigentlich der Wahnsinn“, sagte er. Die gesamte Branche stehe vor unheimlichen Veränderungen. Wie sollten junge Leute da noch Planungssicherheit, geschweige denn eine Zukunftsperspektive finden? Scharf griff Böhmer den Umweltpopulismus an, der viele Verbraucher total verunsichere. Dabei werde die bayerische Kulturlandschaft maßgeblich von der Nutztierhaltung geprägt. Doch die Tierhalter fühlten sich im Stich gelassen.

Mit der Ehrung von Leo Göller aus Hirschaid gab es beim Scheßlitzer Bauerntag aber doch auch einen Lichtblick. Göller hatte beim Wettbewerb „Bayern blüht auf“ auf Landesebene den dritten Platz erzielt und bekam dafür aus den Händen von Landesbäuerin Anneliese Göller und von Oberfrankens BBV-Präsident Herman Greif eine Urkunde. „ Solche engagierte Blühbotschafter brauchen wir“, sagte die Landebäuerin.

Auch die Grußwortredner waren bemüht, Optimismus zu verbreiten. Ihr sei es ein Herzensanliegen, dass die Familienbetriebe Zukunft haben, sagte die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. „Probleme sind lösbar“, so Landrat Johann Kalb, der an alle Beteiligten appellierte, sich nicht vom Dialog zu verabschieden. Landwirte sollten versuchen mit prägnanten Bildern und einprägsamen Schlagworten die Diskussion in der Öffentlichkeit zu beherrschen, meinte der Scheßlitzer Bürgermeister Roland Kauper und Georg Hollfelder, Landesvorsitzender der bayerischen Rinderzüchter stellte fest, dass es das Grundproblem der Gesellschaft ist, dass sie satt sei. Hollfelder: „Wer Hunger hat, der hat ein Problem. Wer satt ist, findet jeden Tag ein neues Problem.“

Bilder:
1. Der Bamberger Kreisobmann Edgard Böhmer (links) bedankte sich beim Amtschef des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums Hubert Bittlmayer mit einem Korb voller Spezialitäten aus dem Bamberger Land.
2. Für den dritten Platz beim Wettbewerb Bayern blüht auf“ wurde Leo Göller aus Hirschaid geehrt. Im Bild (von links): BBV-Geschäftsführer Werner Nützel, Kreisobmann Edgar Böhmer, Landesbäuerin Anneliese Göller, Pia und Leo Göller, Landrat Johann Kalb, Amtschef Hubert Bittlmayer und der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.
      

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05.02.2019

Messen des Wissens mitten in der Ausbildung / Rekordverdächtige Teilnahme beim Berufswettbewerb der Landjugend

Bayreuth. Nein, nicht Konrad Adenauer ist der Kanzler der Wiedervereinigung, sondern Helmut Kohl. Die Mauer ist auch nicht 1990 gefallen, sondern bereits 1989. „Beim Allgemeinwissen könnte man sich grundsätzlich noch verbessern“, sagte Hauswirtschafterin Sabine Raupach von der Berufsschule III in Bayreuth. Sie gehörte zum Prüfungsteam im Land- und Hauswirtschaftlichen Berufswettbewerb der Landjugend, bei dem diesmal rekordverdächtige 53 angehende Landwirte und zehn angehende Hauswirtschafterinnen teilgenommen hatten.

Wenn auch beim Allgemeinwissen bei dem einen oder anderen etwas haperte, im fachlichen waren alle bestens vorbereitet. Hier ging es bei den Landwirten beispielsweise darum, Getreide und Sämereien zu unterscheiden, eine Düngeberechnung anzustellen, Kenntnisse im Pflanzenbau unter Beweis zu stellen, sowie Werkstoffe und Futtermittel zu bestimmen. Wenn diese fachlichen Fragen rundum gut gelöst worden seien, so habe es bei der praktischen Aufgabe trotzdem ein Problem gegeben, sagte Fritz Asen vom Amts für Landwirtschaft in Bayreuth, der ebenfalls dem Prüferteam angehörte. Bei der Konstruktion und beim Bau eines Flaschenöffners aus Metall, zu dem auch das ziemlich komplizierte Heraussägen einer Acht-Kant-Schraube gehörte, sei nämlich meist der Arbeitsschutz vergessen worden. Gerade der sei aber wichtig, so Asen. Er wusste auch von einigen Flaschenöffnern, die einfach nicht funktionieren wollten.

Unterm Strich habe der Leistungswettbewerb der Landjugend auf Kreisebene aber beeindruckende Ergebnisse gebracht und den hohen Ausbildungsstand der jungen Leute eindrucksvoll unter Beweis gestellt, sagte BBV-Kreisobmann Karl Lappe, Die angehenden Landwirte und Hauswirtschafterinnen rief er auf, den Berufsstand selbstbewusst nach außen zu vertreten. Es gebe allen Grund dazu.

Das Messen des Wissens mitten in der Ausbildung soll auch ein Stück weit Orientierung geben, so der Bayreuther Landrat Hermann Hübner, der allen Teilnehmer persönlich seine Anerkennung aussprach. Die Verbraucher seien kritischer geworden und wollten wissen, woher die erzeugten Lebensmittel kommen, so Hübner. Nicht zuletzt deshalb sei höchste Qualität in den Grünen Berufen so gefragt.

Die drei Erstplatzierten im Bereich Hauswirtschaft sind der Reihe nach: Kordelen Esmer aus Wunsiedel, Gastschülerin Johanna Gößwein aus Wolframs-Eschenbach und Anja Herold aus Weismain. Bei den Landwirten siegte Raphael Roth aus Kupferberg, zweite wurden mit gleicher Punktzahl Lukas Haberberger aus Pegnitz und Achim Leicht aus Heiligenstadt.

Bilder:
1. Zusammen mit Ehrengästen und Verbandsvertretern präsentierten sich die jeweiligen Erstplatzierten des Berufswettbewerbs der Landjugend zum offiziellen Siegerfoto.
2.
Beim Berufswettbewerb der Landjugend siegten im Bereich Hauswirtschaft (von links): Kordelen Esmer aus Wunsiedel, Johanna Gößwein aus Wolframs-Eschenbach und Anja Herold aus Weismain.

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02.02.2019

„Wer lacht, kann nicht aggressiv sein“ / Ordensschwester Teresa Zukic beim Bayreuther Landfrauentag – Erzeuger-Verbraucher-Dialog soll gestärkt werden

Bayreuth. Zu mehr Gelassenheit hat Schwester Teresa Zukic die Bayreuther Landfrauen aufgerufen. Bei ihrem Auftritt beim Bayreuther Landfrauentag in der Tierzuchtklause rief die TV-bekannte Ordensschwester von der Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu aus Weisendorf bei Erlangen dazu auf, mehr zu lachen, jeden Tag bewusster zu genießen und vor allem sich selbst stets treu zu bleiben.

Wenn Schwester Teresa auftritt ist der Saal voll. Auch am Samstagnachmittag. Gerade in der Region, denn vom Landkreis Bayreuth aus, genauer gesagt von Pegnitz aus, startete Schwester Teresa in den 1990er Jahren ihren Siegeszug. Hier gründete sie 1994 die Kleine Kommunität und wurde nach einem Fernsehauftritt bei Margarethe Schreinemakers als Skateboard fahrende Nonne bekannt. Egal ob Beckmann, Lanz oder Pilawa, mittlerweile ist sie in jeder TV-Sendung aufgetreten, sogar als Sängerin bei „Immer wieder sonntags“, sie hat Bücher geschrieben, neun Musicals komponiert, eine eigene Kochshow auf YouTube und hält unermüdlich Vorträge.

So auch am Samstagnachmittag beim Landfrauentag in Bayreuth. „Jeder ist normal, bis du ihn kennst“, lautete ihr Thema und nach einer guten Stunde kam sie zu dem Schluss: „Wir müssen gar nicht normal sein, denn wir sind alle Originale, Originale Gottes“. Und so tut Schwester Teresa das, was man von einer Ordensschwester kaum erwartet hätte: sie erzählt ihre Lieblingswitze. „Lachen stärkt das Immunsystem und hat keine negativen Nebenwirkungen“, sagt sie. Wer lacht, der könne auch nicht aggressiv sein.

Überhaupt seien negative Gedanken ziemlich überflüssig. „Negative Gedanken führen zu negativen Gefühlen“. Dabei sei es das meiste gar nicht wert, dass man sich darüber aufregt. Wozu Zeit verschwenden. Worauf sollen wir warten, wenn dieser Tag vorbei ist, kommt er nie wieder, gab Schwester Teresa zu bedenken. Und auch, dass jeder Mensch so seine Schönheitsfehler habe, äußerlich wie innerlich. „Jeder ist irgendwie seltsam, so will es auch die Bibel vermitteln.“

Zuvor hatte sich Kreisbäuerin Angelika Seyferth dagegen verwahrt, dass die Landwirtschaft für alles und jedes als Sündenbock herhalten muss. „Ob Feinstaub oder Insektensterben: die Landwirtschaft ist doch nicht Versucher all dieser Probleme“, sagte sie. Ganz im Gegenteil: die Bauern wirkten mit ihrer Arbeit vielen Problemen massiv entgegen.

Jeder habe seinen Anteil am Insektensterben, so die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Sie  ging auch auf das Jahresthema der Landfrauen „Im Dialog bleiben“ ein. Der Dialog sei gefragt: In der Partnerschaft, in der Familie, zwischen den Generationen, in der Nachbarschaft, vor Ort im Dorf genauso wie in der Gesellschaft insgesamt. „Im Dialog zu bleiben, ist keine Einbahnstraße, sondern bedeutet zuhören und aufeinander eingehen.

Gerade der Erzeuger-Verbraucher-Dialog zwischen bäuerlichen Familien und der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung komme meist zu kurz, so die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Ein echter Austausch finde viel zu wenig statt. Dabei sei es wichtiger als je zuvor, den Menschen aufzuzeigen, was durch die Pflege der Kulturlandschaft alles entstanden ist. „Wir brauchen eine Werbekampagne im positiven Sinn, und kein Volksbegehren“, so Brendel-Fischer.

Konventionelle und ökologisch wirtschaftende Betriebe sollten sich auf Augenhöhe begegnen, denn auch die konventionelle Landwirtschaft werde zunehmen ökologischer, sagte Christa Reinert-Heinz, Stellvertreterin des Landrats und Abteilungsleiterin beim Amt für Landwirtschaft in Bayreuth. Landfrauen zeigten Flagge und würden nicht müde, die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft immer wieder öffentlich darzustellen, so Bayreuths dritte Bürgermeisterin Dr. Beate Kuhn.

Zum Landfrauentag gehörten diesmal auch eine Präsentation der Stadt Pottenstein durch Bürgermeister Stefan Frühbeißer, eine Trachtenmodenschau und der Auftritt des Landfrauenchors unter der Leitung von Martina Schill.

Bilder:
- Die TV-bekannte Ordensschwester Teresa Zukic von der Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu aus Weisendorf bei Erlangen bei ihrem Auftritt beim Bayreuther Landfrauentag.
- Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt (rechts) bedankten sich bei Schwester Teresa für ihren Vortrag beim Bayreuther Landfrauentag.

 

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02.02.2019

Otter bedroht Oberfrankens Teiche / Teichwirtschaft soll als immaterielles Kulturerbe anerkannt werden - Teichgenossenschaft ernannte Günther Denzler zum Ehrenmitglied

Himmelkron. Während die oberfränkischen Teichwirte die Kormoran- und Graureiher-Problematik einigermaßen im Griff haben, werden die Schäden durch Fischotter immer schlimmer. Bei der Mitgliederversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron sprach der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Thiersheim von einem „Riesendrama“.

Ein ganzer Teich, komplett vom Fischotter leergefressen, diese Erfahrung musste selbst der Vorsitzende jetzt machen. „Die Schäden sind unbeschreiblich“, sagte Thoma. Der Otter werde die komplette Fischerei ruinieren, wenn nicht schnellstmöglich Gegenmaßnahmen ergriffen werden, so Thoma, der das Raubtier auch als „Sargnagel der Fischerei“ bezeichnete.

Einigermaßen im Griff habe man dagegen die Kormoran-Problematik. Als Grund dafür nannte der Vorsitzende die Allgemeinverfügung zum Abschuss des Vogels. „Wir sind damit in der Lage uns zu wehren“, sagte Thoma. Gleiches gelte für den Graureiher, den die Teichwirte nach entsprechender Erlaubniserteilung mittlerweile ebenfalls schießen dürfen. Ein größeres Problem stelle dagegen der Silberreiher dar, bei dem die sogenannte Vergrämung nicht erlaubt ist.

Ein Ziel für die kommenden Monate ist die Anerkennung der Teichwirtschaft als immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Eine solche Anerkennung wäre auch mit einem entsprechenden Schutzstatus verbunden, sagte Thoma. Als immaterielles Kulturerbe werden kulturelle Ausdrucksformen bezeichnet, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen und die von Generation zu Generation weitervermittelt werden. Die flächengebundene Teichwirtschaft gehöre unbedingt dazu, so der Vorsitzende. Er appellierte an alle Teichwirte auch künftig, auf höchste Qualität zu achten, denn nur durch Qualität könne man sich von den Billigimporten aus östlichen Ländern abgrenzen.

Einen Einschnitt muss die oberfränkische Teichwirtschaft derzeit durch personelle Veränderungen an entscheidender Stelle hinnehmen. So wurde Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler nach 15 Jahren an der Spitze des Bezirks in den Ruhestand verabschiedet und zum Ehrenmitglied der Teichgenossenschaft ernannt. Der Bezirk ist traditionell sehr eng mit der Fischerei verbunden, weil bei ihm die entsprechende Fachberatung für Fischerei angesiedelt ist.

Denzler habe allen neuen Ideen der Teichwirte offen und kooperativ gegenübergestanden, Traditionen fortgeführt, aber auch neue Akzente gesetzt, sagte Hartmut Koschyk, früherer Bundestagsabgeordneter und Finanzstaatssekretär, aber auch früherer Vorsitzender der Teichgenossenschaft in seiner Laudatio. Denzler habe während seiner 15-jährigen Amtszeit vieles für die Teichwirtschaft und für die Fischerei in Oberfranken getan und sich damit hohe Verdienste erworben.

Ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet wurde der langjährige Leiter des Referats Fischerei und Fischwirtschaft beim bayerischen Landwirtschaftsministerium, Dr. Franz Geldhauser. Der Fischereireferent habe für Oberfranken stets ein offenes Ohr gehabt, sagte der frühere Leiter der Fischereifachberatung Dr. Robert Klupp. Geldhauser habe die Teichbauprogramme im Regierungsbezirk ganz wesentlich mitgestaltet. „Dr. Franz Geldhauser hat der Fischerei den Stellenwert gegeben, den sie auch verdient“, so Klupp

Die dritte Persönlichkeit, die von der Teichgenossenschaft verabschiedet wurde, ist der langjährige Beirat Michael Lindenberger aus Heroldsbach im Landkreis Forchheim. Zum Nachfolger des 82-Jährigen wählten die Mitglieder Martin Heilmann, ebenfalls aus dem Landkreis Forchheim. Bei den turnusgemäßen Neuwahlen gab es keine Veränderungen. Dr. Peter Thoma wurde als Vorsitzender, Manfred Popp aus Benk und Karl-Peter Schlegel aus Wiesenttal als Stellvertreter und Otto Norbert Grußka aus Rödental jeweils einstimmig in ihren Ämtern für die kommenden vier Jahre bestätigt. 

Die Teichwirtschaft zu bewahren und zu fördern, das sei das Ziel, das den Bezirk und die Teichgenossenschaft verbinde, sagte der Direktor der Bezirksverwaltung Peter Meyer. Die hiesigen Teichwirte sollten künftig noch stärker herausstellen, dass in Oberfranken die besten Karpfen produziert werden, so der Forchheimer Landtagsabgeordnete Michael Hofmann. Von der traditionell großen Bedeutung der Teichwirtschaft sprach auch der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. „Teichwirte sind es, die Tradition und Zukunft verbinden“, so Söllner.

Bild: Der bisherige Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler (Mitte) ist vom Vorsitzenden Dr. Peter Thoma (rechts) und früheren Vorsitzenden und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk zum Ehrenmitglied der Teichgenossenschaft Oberfranken ernannt worden.

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01.02.2019

Mehr Effizienz, mehr Automatisierung und Revolutionen beim Pflanzenschutz / Hofer Lichtmessempfang des BBV: „Öffentlichkeitsarbeit 2.0“ und ein Blick in die Zukunft

Kleinlosnitz. Allen derzeitigen Widrigkeiten zum Trotz: die Bedeutung und die Verantwortung der Landwirtschaft als globaler Ernährer werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch deutlich zunehmen. Diese Auffassung vertritt Otto Körner, Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf. Beim Lichtmessempfang des BBV Hof im Oberfränkischen Bauernhofmuseum Kleinlosnitz wagte er einen Blick weit voraus bis in das Jahr 2050 gestützt auf Statistiken, Zahlen und Tabellen, an deren Ende eine wichtige Erkenntnis stand: „Wir können die Ernährung 2050 nur dann sicherstellen, wenn wir die Produktion steigern, Ackerbauflächen und Anbauerträge verdoppeln sowie Nahrungs-  und Verarbeitungsverluste reduzieren“.

Was bedeuten diese globalen Voraussagen für den Landwirt vor Ort? Otto Körner wagte auch hier eine Prognose, die nicht unbedingt positiv ist. Den typisch bäuerlichen Familienbetrieb werde es dann so nicht mehr geben. „Es wird nicht mehr ohne Fremdarbeitskräfte gehen“, sagte der Agraringenieur. Dazu müsse mehr Effizienz, etwa durch eine noch stärkere Automatisierung etwa durch eine wahre Revolution beim Pflanzenschutz kommen.

Zu den romantisierenden Erwartungen der Gesellschaft einer bäuerlichen, vielfältigen und kleinstrukturierten Landwirtschaft passe dies alles nicht, doch auch die gesellschaftlichen Tendenzen stimmten damit nicht überein. 80 Prozent der unter 30-jährigen würden im Jahr 2050 in den immer größer werdenden Städten leben. Dabei sei der urbane Ernährungskonsum, den meist Fast-Food-Ketten abdecken, schon heute von Schnelligkeit, Standardisierung, Einfachheit und ständiger Verfügbarkeit aus globaler Produktion geprägt. 

Ebenfalls in die Zukunft gerichtet war der Vortrag der beiden Hofer Junglandwirte Christian Findeiss und Andreas Wolfrum. Ihnen war es tatsächlich gelungen, mit ihrer Imagewerbung für die Landwirtschaft nicht nur in Fachkreisen einen gewissen Bekanntheitsgrad vor Ort zu erreichen. Unter dem Motto „Öffentlichkeitsarbeit 2.0“ zeigen sie auf Facebook, Instagram und YouTube wie Landwirtschaft von heute aussieht.

„Es wird immer schwieriger, die Menschen auf die Höfe zu bekommen, also müssen wir mit unseren Höfen zu den Menschen und das geht über die Social-Media-Kanäle“, sagte Andreas Wolfrum, der den Verbrauchern vor allem mit interessanten Videos einen Einblick in seine tägliche Arbeit gestattet. Auch Christian Findeiss, der auf seinem Hof unter anderem eine Milchtankstelle betreibt, geht es darum, aufzuklären, beispielsweise in dem er zeigt, wie viel Arbeit in einem Liter Milch steckt. „Trauen sie sich in die Öffentlichkeit und sprechen sie mit den Leuten, man kann letztlich nur gewinnen“, waren sich die beiden Junglandwirte einig. Die Welt könne man deswegen nicht retten, aber vielleicht doch ein Stückchen besser machen.

Zuvor hatte Kreisobmann Hermann Klug vom  größten Trockenjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gesprochen, von der Diskussion um die geplanten Stromtrassen, die nach derzeitigem Stand wohl auch den Landkreis Hof tangieren würden, und von der Feinstaubdiskussion, an der plötzlich die Landwirtschaft schuld sein soll. Da kamen die aufmunternden Worte von Landrat Oliver Bär gerade recht. „Wenn es der Landwirtschaft gut geht, geht es auch dem Land gut“, sagte er. Die Landwirtschaft habe zwar breite Schultern, doch alles könne sie nicht aushalten. Zur Unterstützung der Landwirtschaft trage der Landkreis unter anderem durch sein Engagement für ein Grünes Zentrum in Münchberg bei. Dort sollen künftig die Kompetenzen von Amt, Schule, Bauernverband und Maschinenring unter einem Dach gebündelt werden.

Bild: Ihre „Öffentlichkeitsarbeit 2.0“ zu Gunsten der Landwirtschaft stellten die beiden Hofer Junglandwirten Christian Findeiss (rechts) und Andreas Wolfrum vor.

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29.01.2019

Faire Preise für fairen Handel /
Bewerbung zur Öko-Modellregion Fränkische Schweiz auf den Weg gebracht

Bayreuth. Die Bewerbung für eine Öko-Modellregion Fränkische Schweiz (ÖMR) ist auf den Weg gebracht. Bei einem Treffen von Vertretern der  ÖMR-Lenkungsgruppe und der Landwirtschaft in Bayreuth haben sich alle beteiligten Akteure unter der Federführung der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer zuversichtlich gezeigt, dass die Region genügend Alleinstellungsmerkmale besitzt, um als Öko-Modellregion anerkannt zu werden.

Ziel dieser Regionen ist neben der Förderung des ökologischen Landbaus und der regionalen landwirtschaftlichen Erzeugung auch die entsprechende Vermarktung von Lebensmitteln sowie die Bewusstseinsbildung für eine nachhaltige Entwicklung. Die Öko-Modellregion Fränkische Schweiz wäre die erste derartige Einrichtung in Oberfranken und zugleich eine von sechs neuen Öko-Modellregionen, die das Bayerische Landwirtschaftsministerium ab April/Mai festschreiben will. Damit verbunden ist auch eine Förderung auf zwei Jahre in Höhe von 150.000 Euro für eine Projektstelle, bei der die Fäden zusammenlaufen sollen.

Den Öko-Modellregionen liegt der Gedanke zugrunde, dass vor dem Hintergrund der großen globalen Konkurrenz regionale Lebensmittel zunehmend wertvoller werden. Durch die Modellregionen sollen ökologische Produkte aus der Region im ländlichen Raum deshalb einen höheren Stellenwert bekommen. Dabei geht es aber nicht nur um die Steigerung des Anteils an Bio-Produktion, sondern auch um regionale Identität, um wertschätzenden Umgang mit der Natur. Tätigkeitsschwerpunkte der Öko-Modellregionen sind unter anderem die Stärkung des ländlichen Raumes und die Identifikation von Perspektiven für die bäuerliche Landwirtschaft, die Steigerung des Bioanteils in der Gastronomie und die Einbindung in das touristische Angebot sowie die Bewusstseinsbildung für regionale, transparente Kreisläufe.

„In Begleitung des Teams der ILE und der Beratungsangebote des Landwirtschaftsministeriums haben die Initiatoren ein schlüssiges Konzept entworfen und werden damit die Bewerbungshürden gut überspringen“, sagte Brendel-Fischer. Der Bewerbung zugrunde liegt eine Initiative innerhalb des Gemeindeverbundes der Integrierten Ländlichen Entwicklung „Wirtschaftsband A9 Fränkische Schweiz“ in Kooperation mit der ILE Fränkische Schweiz AKTIV.  „Wir wollen das Bewusstsein nicht nun bei den Erzeugern optimieren, sondern vor alle auch bei den Verbrauchern“, sagte Brendel-Fischer. Fairer Handel soll dabei nicht nur mit Erzeugern aus anderen Kontinenten, sondern auch und vor allem aus der näheren Umgebung betrieben werden. „Wir wollen auch ein Bewusstsein für faire Preise schaffen“, so die Abgeordnete. Schließlich würden vor Ort qualitativ hochwertigste Lebensmittel erzeugt.

Die Initiative richte sich ausdrücklich nicht gegen jemanden, alle sollten davon profitieren, so Dieter Hoch, früherer Lehrer und Stadtrat von Pottenstein sowie einer der Motoren der geplanten Öko-Modellregion. Er sei zuversichtlich, dass es gemeinsam vorangeht, sagte Michael Breitenfelder, ILE-Manager des Wirtschaftsbandes A9 Fränkische Schweiz, der die Bewerbung für die Öko-Modellregion vorstellte.

So soll zum Beispiel ein ökologisches Getreidelager entstehen, um Landwirten die Umstellung auf den ökologischen Landbau zu erleichtern. Auch die Zusammenarbeit regionaler Erzeuger und Vermarkter mit Großküchen, Kantinen und Versorgungseinrichtungen soll angestrebt werden, um regionale Strukturen zu stärken. Ein bereits existierendes Alleinstellungsmerkmal ist das Projekt „100 Hektar Silphie“. Dabei geht es um den Anbau der ausdauernden und mehrjährigen Pflanze mit dem Namen Silphie-Becherpflanze, die aufgrund ihrer großen Biomasseproduktion als Energiepflanze und damit als idealer Ersatz für Mais angebaut werden kann.

Miteinbezogen werden sollen in die weiteren Überlegungen auch Schäfer und Waldbauern, Jäger und Imker aber auch Vertreter von Bildungsträgern, Ämtern und Verbänden.

Bild: Machen sich für die Öko-Modellregion Fränkische Schweiz stark: „Motor“ Dieter Hoch und die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer

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21.01.2019

Dürreperiode machten Bauern zu schaffen /
BBV-Neujahrsgespräch: Landwirtschafts-Bashing muss endlich aufhören

Bamberg. Die Trockenheit des zurückliegenden Jahres war das alles beherrschende Thema beim Neujahrspressegespräch des oberfränkischen Bauernverbandes in Bamberg. Bezirkspräsident Hermann Greif sprach von einer „Dürreperiode, wie ich sie noch nie erlebt habe“. Überhaupt sei Franken 2018 „der Hitzepol in ganz Bayern“ gewesen.

Viele Landwirte hätten von der schlechtesten Ernte seit 40 Jahren berichtet. Selbst der „Jahrhundertsommer“ 2003 habe nicht diese negativen Auswirkungen gehabt, weil die Trockenperiode damals nicht so lange, beinahe bis in den Winter hinein, angehalten habe. Besonders stark betroffen gewesen seien der Raps und die Wintergerste. Deutliche Qualitätseinbußen habe es beim Weizen gegeben. Beim Grünland sei oft nur ein einziger Schnitt möglich gewesen. Insgesamt berichteten die Bauern im Regierungsbezirk von Ernteeinbußen um durchschnittlich ein Drittel im Vergleich zu 2017.

BBV-Präsident Greif sagte aber auch, dass man zumindest in manchen Gebieten mit einem blauen Auge davongekommen sei. Ein Gutes hätten die dürrebedingten Ertragsausfälle auch gebracht: viele Bauern hätten sich gegenseitig geholfen. Noch einmal dürfe ein solcher Trockensommer aber nicht kommen. „Noch so ein Ding, dann wird es richtig haarig“, sagte Greif. Selbst jetzt, zu Beginn des Jahres seien die Böden noch immer nicht richtig wassergesättigt.

Was den Bauern nicht nur in Oberfranken noch zu schaffen macht ist, dass sie für alles verantwortlich gemacht und an den Pranger gestellt werden. „Gerade bei den jungen Leuten macht sich der Frust breit“, so die oberfränkische Bezirksbäuerin und bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller. Egal ob Klima, Wasser oder Luft, überall soll die Landwirtschaft schuld sein. Dabei hätten doch alle Betriebsleiter ein hohes Ausbildungsniveau und die Qualität der Erzeugnisse sei hervorragend. „Wir haben so gute und sichere Lebensmittel wie nie zuvor“, sagte Göller, und weiter: „Dieses Landwirtschafts-Bashing muss irgendwann mal aufhören.“

Als bestes Bespiel dafür bezeichnete Präsident Greif das aktuell laufende Volksbegehren der ÖDP. „Auch wir sind am Erhalt der Artenvielfalt interessiert, der Schutz der Bienen und Insekten ist uns schon deshalb ein Anliegen, weil sie wichtig sind für die Bestäubung unserer Kulturpflanzen.“ Nachdem die Zahlen der Imker und die der Bienenvölker sogar steigend sind, vermutet der Bauernverband, dass die Bienen nur als Vorwand genommen werden, um ganz andere Dinge durchzudrücken.

Landwirte sollen mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen gegängelt und der Ökolandbau soll so per Gesetz durchgedrückt werden. Dabei seien die Ökobetriebe im BBV ohnehin schon eine große und wachsende Mitgliedergruppe. In Oberfranken hätten im zurückliegenden Jahr beispielsweise 709 Betriebe insgesamt 30400 Hektar Fläche nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Dazu komme das große Engagement bei Agrarumweltmaßnahmen sowie Aktionen wie „Blühende Rahmen“ um die Felder. „Wehren wir uns gegen die Botschaften, die da in die Welt gesetzt werden, obwohl sie jeglicher Grundlage entbehren“, sagte BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer, der auch von Populismus sprach.

Um den ländlichen Raum, aber auch um modernste Technik geht es schließlich bei der Forderung nach einer flächendeckenden Digitalisierung, möglichst mit dem superschnellen 5G-Netz. „Wir brauchen das schnelle Netz, nicht nur an jeder Milchkanne, auch auf jedem Acker“, so Präsident Greif. Er sieht großes Potenzial vor allem bei der Arbeit auf dem Feld, wenn es beispielsweise um die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln geht. Digitale Daten müssten überall zur Verfügung stehen, dann könnten die Landwirte in Zukunft noch effizienter und vor allem noch umweltschonender arbeiten.

Bild: Auf viele Herausforderungen blickten Bezirks- und Landesbäuerin Anneliese Göller, Bezirkspräsident Hermann Greif (Mitte) und BBV-Direktor Dr. Gerhard Böhmer beim oberfränkischen Neujahrsgespräch in Bamberg zurück.

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18.01.2019

Vorurteile erwiesen sich als haltlos / Bio-Legehennenhof wird mittlerweile größtenteils akzeptiert - Kulmbacher BBV-Kreisvorstandschaft traf sich zum „Stallgespräch“ auf dem Betrieb der Familie Haas

Mannsflur. Erst wurde gegen den Neubau eines Hühnerstalles protestiert, demonstriert und sogar geklagt, jetzt, knapp drei Jahre später, kommen einige der früheren Gegner und kaufen die Bio-Eier selbst. „Manche der ehemaligen Demonstranten haben sich sogar entschuldigt“, sagt Landwirt Stephan Haas aus Mannsflur. „Solche Gesten sind schön, das baut einen auf“, so der 43-Jährige.

Für den Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger ist diese Situation absolut typisch: „Jeder will bio und jeder will regional, aber bloß nicht vor der eigenen Haustür“, sagte er bei einem „Stallgespräch“, das parallel zur Grünen Woche in Berlin auf dem Bio-Legehennenhof der Familie Haas in Mannsflur stattgefunden hat. Das Beispiel zeige auch, wie viele falsche Vorstellungen und Vorurteile über die Landwirtschaft von heute in der Gesellschaft kursieren, die sich am Ende als völlig haltlos erweisen.

Um die 12000 Hühner sind es, die in dem Bio-Legehennenstall am Ortsrand des Marktleugaster Ortsteiles Mannsflur unterwegs sind. Gut 10000 Eier liefern sie täglich, der Großteil, davon geht an die Gutshof-Ei GmbH im sächsischen Taucha, von wo aus die Eier bundesweit vermarktet werden.

Noch bis vor einigen Jahren gab es statt der Legehennen rund 40 Milchkühe auf dem Hof der Familie Haas. Zu wenig, um den Hof wirtschaftlich weiter zu betreiben. Irgendwann konnten die Eltern nicht mehr, wollten, beziehungsweise mussten aufgeben. Zum einen waren die Stallungen 40 bis 60 Jahre alt und mussten dringend erneuert werden, zum anderen herrschte noch die Anbindehaltung vor. Als Stephan Haas und seine Frau Karolin den Hof übernahmen, hatten sie sich schon jahrelang Gedanken über die Zukunft gemacht und waren nach der Besichtigung von Bio-Legehennenställen in ganz Deutschland sicher, das wollten sie auch machen. Vor drei Jahren erfolgte dann die Umstellung auf bio, im Juli 2018 der Einzug in den neuen 30 mal 90 Meter großen Stall. Die Milchviehhaltung läuft derweil langsam aus

Insgesamt bewirtschaftet Stephan Haas, der zusätzlich halbtags noch bei der BayWa in Kronach tätig ist, 80 Hektar Ackerbau- und Grünland. Den Weizen verfüttert er direkt an seine Hühner, Klee und Luzerne werden zu Grünpellets verarbeitet und an eine Futtermühle geliefert, Im Gegenzug bekommt er weiteres Futter für die Hühner. Auch der Hühnerkot wird als Dünger auf den eigenen Flächen ausgebracht, so dass auf dem Biohof ein geschlossener Kreislauf herrscht, bei dem alles verwertet wird.

Nach dem Anfangs erbitterten Streit sei in Mannsflur mittlerweile längst wieder Ruhe eingekehrt. Nur einige wenige Hardliner habe er noch gegen sich. Kreisobmann Wilfried Löwinger spricht sogar von einem Vorzeigebetrieb, weil man sich hier viele Gedanken gemacht habe. Gedanken über die Hofnachfolge, über die Weiterentwicklung des Betriebes und über dessen Wirtschaftlichkeit. Löwinger lobt auch, dass sich Stephan Haas nicht von den Protesten beirren habe lassen und konsequent seinen Weg gegangen sei.

„Wir Bauern machen die Menschen satt“, das sei die Botschaft der Landwirte und nicht wie es auf den Demonstrationen am Rande der Grünen Woche in Berlin heißt: „Wir haben es satt“. Es könne nicht sein, dass die Landwirtschaft zum Sündenbock abgestempelt und für alles vom Klimawandel bis zum Bienensterben verantwortlich gemacht werde. „Auch wir Bauern wollen fair behandelt werden“, sagte Löwinger.

Bild: Hier werden die Bio-Eier Tag für Tag aussortiert und verpackt. Im Bild von links: BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger, Stephan Haas, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisböuerin Beate Opel, Vorstandsmitglied Harald Unger, Karolin Haas, VLF-Kreisvorsitzender Reinhard Kortschack und die stellvertretende Kreisbäuerin Silvia Schramm.

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15.01.2019

Dialoge nicht ins Digitale verlagern / Klinikseelsorger Josef Epp beim Pegnitzer Landfrauentag

Pegnitz. Dialoge sind heute weitgehend ins Digitale verlagert, echte Zwiegespräche bleiben auf der Strecke. Das hat Josef Epp, Klinikseelsorger und Religionslehrer aus dem Allgäu beim Pegnitzer Landfrauentag am Dienstagnachmittag im ASV-Sportheim bedauert. Er rief dazu auf, wieder zu echter Kommunikation zurückzukehren, denn „wir brauchen den Dialog, wenn es um unsere Zukunft geht“.

„Im Dialog bleiben“ lautet das Jahresmotto der Landfrauenarbeit im Bauernverband. Es sei wichtig, miteinander zu reden und sich auszutauschen, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth. Gerade auf den Bauernhöfen, wo oft noch mehrere Generationen unter einem Dach leben. Im Dialog sollte man als Landwirt aber auch mit den Verbrauchern bleiben und immer wieder die eigene Arbeit darstellen, von der viele Menschen in den Städten überhaupt keine Ahnung mehr haben. „Klären sie auf, wenn es beispielsweise darum geht, die Leistungen der Landwirtschaft für den Naturschutz herauszustellen“, sagte Seyferth.

Zuvor hatte die Kreisbäuerin eine gemischte Bilanz über das zurückliegende Jahr gezogen. Die Erntebedingungen seien gut, die Ernte selbst sei aber schlecht gewesen, sagte sie. Aktuell würden viele Berufskollegen in Südbayern unter den großen Schneemassen leiden. Von Skifahrern und Ausflüglern werde immer wieder berichtet, von den Bauern, zu denen kein Milchwagen mehr durchkommt, sei in der Öffentlichkeit kaum die Rede. „Auf solche Wetterkapriolen müssen wir uns wohl in Zukunft noch mehr einstellen“, so Seyferth.

Im Dialog bleiben setze voraus, dass man sich überhaupt im Dialog befinde, sagte Referent Josef Epp, der auch durch seine Buchveröffentlichungen bekannt geworden war. Er bezweifelte das. Immer weniger seien Menschen bereit, sich zu öffnen und anderen wirklich mitzuteilen. Viele Entscheidungen seien von Egoismus geprägt, der Konsens gehe verloren, die Gesellschaft drifte auseinander.

Doch wer keinen Dialog mehr führt, der verweigere sich auch dem sozialen Umfeld. Gerade auf den Dörfern mache sich dies schon bemerkbar, wenn beispielsweise Vereine keine Vorstände mehr finden. „Jeder macht sein Ding, das Miteinander bleibt auf der Strecke.“ Josef Epp rief deshalb dazu auf, wieder zum Dialog zurückzukehren, eigene Positionen zu vertreten, aber nicht ohne dem Gegenüber offen, aufmerksam und mit entsprechender Wertschätzung zu begegnen. Dialog benötige Zeit, Dialog benötige Humor, dann könnte nicht nur wieder ein Miteinander der Generationen möglich sein, sondern auch ein Konsens bei wichtigen Fragen innerhalb der Gesellschaft.

Für die großartige und ehrenamtliche Arbeit der Landfrauen bedankten sich in ihren Grußworten unter anderem Landrat Hermann Hübner, Bürgermeister Uwe Raab, Christa Reinert-Heinz vom Amt für Landwirtschaft und die stellvertretende oberfränkische Bezirksbäuerin Beate Opel aus dem Landkreis Kulmbach. Landrat Hübner merkte positiv an, dass heimische Produkte wieder hoch im Kurs stünden und der Verbraucher meist auch bereit sei, den Preis dafür zu bezahlen. Bürgermeister Raab appellierte an die Landwirtschaft, immer wieder den Dialog mit der Gesellschaft zu führen und so zu einem konstruktiven Miteinander zu kommen.

Umrahmt wurde der Pegnitzer Landfrauentag einmal mehr mit den Liedern des Bayreuther Landfrauenchors unter der Leitung von Martina Schill. Neben einer Trachtenmodenschau gab es auch eine Präsentation des Marktes Weidenberg durch die 3. Bürgermeisterin und frühere stellvertretende Bayreuther Kreisbäuerin Martina Meyer-Gollwitzer.

Bilder:
1.
       Der Bayreuther Landfrauenchor unter der Leitung von Martina Schill eröffnete den Landfrauentag im ASV-Sportheim.
2.
       Die stellvertretende Kreisbäuerin Doris Schmidt (rechts) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth bedankten sich beim Referenten Josef Epp, der eigens aus dem Allgäu zum Pegnitzer Landfrauentag angereist war.

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03.01.2019

Klarer Verfechter der Genossenschaftsidee / Erwin Schwarz aus Burggrub bringt als Delegierter oberfränkische Anliegen in den VMB ein

Burggrub. „Wenn Ehrenamt Spaß macht, dann ist das keine Arbeit.“ Das sagt Erwin Schwarz, seit 2011 Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Kronach, seit 1998 stellvertretender Vorsitzender des Maschinenrings Coburg-Kronach-Lichtenfels, und seit 22 Jahren ehrenamtlich für die Milchwerke Oberfranken-West tätig, davon seit zwölf Jahren als Vorstandsmitglied. Der 58-Jährige ist außerdem bei der Raiffeisenbank Mitwitz-Stockheim-Küps, im Landschaftspflegeverband, im Verein der Ökologischen Bildungsstätte sowie bei der Maschinenring-Tochter MARA aktiv jeweils an führender Stelle tätig. Für den Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) bringt er als Delegierter die oberfränkischen Anliegen ein.

Für jeden anderen wäre das alles schon genug, denn der Tag hat eben einmal nur 24 Stunden. Bei Erwin Schwarz scheint dies anders zu sein. Er bewirtschaftet so ganz neben bei noch rund 200 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, auf der er unter anderem Raps, Winterweizen und Wintergerste, Silomais, Kleegras und Triticale anbaut. In dem 1992 errichteten Laufstall und einem weiteren 2003 gebauten Außenklimastall gleich hinter dem Wohnhaus stehen 180 Milchkühe. Zwei Fremdarbeitskräfte beschäftigen er und seine Frau Ute auf dem Hof in Vollzeit, dazu kommt die junge Auszubildende Tina Wenske aus Redwitz

„Es geht viel über das Telefon, deshalb dauert das Frühstück auch immer etwas länger“, verrät der Landwirt, der den Hof in Burggrub, einem Ortsteil der Gemeinde Stockheim im oberfränkischen Landkreis Kronach, 1985 nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte. Außerdem gibt es ja nicht immer nur Probleme. Vieles läuft auch glatt, abgesehen vom schlechten Handy-Empfang hier in Burggrub.

„Da, wo man etwas ändern kann, da werde ich es auch versuchen“, zeigt sich Erwin Schwarz selbstbewusst und erinnert an den 2. Juni 2017. Damals hatte er eine Demonstration gegen einen möglichen Nationalparkt Frankenwald angeregt und damit mehrere hundert Land- und Forstwirte mit rund 120 Schleppern, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Holztransportern mobilisiert.

Auch der Milchstreik vor einigen Jahren sei so ein Ärgernis gewesen. Nicht bei den Milchwerken Oberfranken-West, einem der international führenden Hersteller von Käsespezialitäten mit Sitz in Meeder bei Coburg. „In Gebieten mit Genossenschaften war meist Ruhe“, zeigt sich Erwin Schwarz als klaren Verfechter der Genossenschaftsidee. Allerdings müsse er seinen Berufskollegen immer wieder erklären, dass sie es sind, denen die Molkerei (mit)gehört. Die Bauern hätten ein Mitspracherecht, etwa, wenn es um anstehende Investitionen geht. Und sie würden regelmäßig informiert, zum Beispiel in der jährlichen Generalversammlung oder in den Gebietsversammlungen draußen in den Regionen. Von den gut 800 Milchlieferanten, die nicht nur aus Franken und dem angrenzenden Gebieten in Thüringen sondern sogar aus Hessen kommen, würde dies alles bestens angenommen, so dass Erwin Schwarz die Genossenschaft bestens aufgestellt sieht.

Überhaupt sieht Erwin Schwarz die genossenschaftliche Idee etwas zu kurz gekommen. Etwa 50 Prozent der Milch in Bayern würden in Genossenschaften verarbeitet. Trotzdem sei der Stellenwert der Genossenschaften gering, weil sie nicht so in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Dabei seien gerade die Genossenschaften der Garant für einen guten Milchpreis.

Allerdings treibt Erwin Schwarz und seine Frau Ute noch ein ganz anderes Problem um. Er führt seinen Hof mindestens in der sechsten Generation. Bis zurück zum Jahr 1750 sei die Hofstelle nachweisbar. Doch nun ist die Zukunft offen. Obwohl das Paar drei Kinder hat, machte es Erwin Schwarz beim letzten Kreiserntedankfest öffentlich, „um Spekulationen vorzubeugen“, wie er sagt: „Wir suchen ein Hofnachfolger. Die älteste Tochter Yvonne (37) geht sowohl beruflich als auch privat andere Wege, Sohn Erich (32) ist als Maschinenbauingenieur in Amerika tätig und der jüngste Sohn Uwe kann den Betrieb aufgrund einer Behinderung nicht übernehmen.

„Wer führt unser Lebenswerk weiter?“, diese Frage treibt die Familie Schwarz seit geraumer Zeit um. Vielleicht sind es die derzeitigen Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft, vielleicht ist es die schwach strukturierte Gegend in Sichtweite zum ehemaligen Eisernen Vorhang. Bisherige Interessenten seien abgesprungen, sie hatten sich die Landwirtschaft irgendwie anders vorgestellt. Auch unter den zwölf Auszubildenden der zurückliegenden Jahre sei kein geeigneter Interessent gewesen. „Und das, obwohl der Betrieb von seiner Größe her leicht ein gesichertes Einkommen bietet“, zuckt Erwin Schwarz mit den Schultern. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

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29.11.2018

Bewusstsein für Wald und Holz schaffen/
Neue Infotafel soll auf vielfältige Leistungen der Waldbauern aufmerksam machen

Scheßlitz, Lks. Bamberg. „Holz ist in, auf den Zug sollten wir aufspringen.“ Eva Kaube von Pro-Holz-Bayern bringt es auf den Punkt, was die Waldbauern derzeit antreibt. Sie wollen darauf aufmerksam machen, wie bedeutsam die Waldbewirtschaftung ist. Im Scheßlitzer Stadtwald im Landkreis Bamberg geschieht dies mit einer großformatigen Tafel entlang eines beliebten Wanderweges. „In wenigen Worten wollen wir hier den Menschen klar machen, dass Holznutzung eine gute Tat für den Wald ist“, so Forstdirektor Michael Kreppel vom Amt für Landwirtschaft in Bamberg.

Auch wenn es abgedroschen klingt: „Nur wenn wir die Wälder nützen, schützen wir sie auch“, sagte Angelika Morgenroth, die Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Bamberg bei der Enthüllung der Informationstafel im Scheßlitzer Stadtwald. Die Tafel soll deshalb ganz besonders auf die großen Leistungen der Forstwirtschaft aufmerksam machen.

Holznutzung sei doch nichts falsches, wehrte sich Forstdirektor Kreppel gegen entsprechende Vorwürfe, wie sie manchmal von Teilen der Gesellschaft zu hören sind. Nur die Nutzung von Holz binde auch das Kohlendioxid. Die Tafel soll deshalb auch die vielfältigen Funktionen des Waldes in den Mittelpunkt stellen: Natur-, Wasser- und Artenschutz, aber auch die Erholungsfunktion für die Bevölkerung und eben auch die Einkommensfunktion für die Waldbauern.

Ganz wichtig werde es in Zukunft sein, bei Menschen außerhalb der Branche ein Bewusstsein für Wald und Holz zu schaffen, sagte Geschäftsführerin Eva Veit von Pro-Holz-Bayern. Sie erinnerte auch daran, dass die Forstwirtschaft nicht nur äußerst nachhaltig arbeitet, sondern auch sehr langlebig ist: „Was wir jetzt angehen, wird in 100 Jahren geerntet.“

Der örtliche Landtagsabgeordnete Holger Dremel (CSU) warb dafür, Wald und Holz schon im Kindesalter erlebbar zu machen. „Ein schöner Wald muss auch gepflegt werden, damit es ein schöner Wald bleibt“, sagte Bürgermeister Roland Kauper. Seine Stadt ist nicht nur die größte Kommune im Landkreis Bamberg sondern auch eine Gemeinde mit einem überaus großem Waldanteil. Allein der Stadtwald umfasst rund 400 Hektar.

Bei dem Termin zur Enthüllung der Informationstafel wurde auch immer wieder darauf angesprochen, dass 2018 ein Katastrophenjahr für den Wald mit langfristigen Auswirkungen sein wird. „Durch den Käfer und durch den Klimawandel werden wir in den kommenden Jahren viele Wälder verlieren“, sagte Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt von der WBV Bamberg. „Wir steuern auf ein Waldsterben 2.0 hin“, so die Vorsitzende Angelika Morgenroth. Sie sprach von bundesweit 80000 Hektar Wald, die allein wegen der Trockenheit aktuell wieder aufgeforstet werden müssen.

Die Waldbesitzervereinigung Bamberg betreut im nordöstlichen Landkreis Bamberg rund 11500 Hektar Wald. Die Selbsthilfeorganisation hat circa 2350 Mitglieder. Im Waldkompetenzzentrum am Neumarkt in Scheßlitz sind neben dem Bereich Forsten des Amtes für Landwirtschaft, der Waldbesitzervereinigung Bamberg, der Revierverwaltung der Bayerischen Staatsforsten auch die Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken (FVO) und seit Juli der Bayerische Waldbesitzerverband mit einer Außenstelle unter einem Dach vertreten.

Bild: Kaum zu übersehen ist diese neue Infotafel im Stadtwald von Scheßlitz. Im Bild von links:  FVO-Geschäftsführer Jörg Ermert, Iris Götting-Henneberg vom Bayerischen Waldbesitzerverband, Ingrid Palecek von der WBV, Revierleiter Matthias Ott, WBV-Geschäftsführer Patrick Hammerschmidt, WBV-Vorsitzende Angelika Morgenroth, MdL Holger Dremel, Eva Veit von Pro Holz, der forstliche Berater Hans-Peter Schreier, Bürgermeister Roland Kauper und Forstdirektor Michael Kreppel.

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26.11.2018

Braugerstenbonus für Franken“ / Oberfränkische Braugerstenschau: Größere Anbaufläche und höherer Ertrag trotz Rekordtrockenheit

Kulmbach. Bei der Braugerste war Oberfranken im zurückliegenden Jahr zweigeteilt: Während in den Landkreisen Hof und Wunsiedel sowie im Kulmbacher Oberland eine fast normale Ernte mit ausgezeichneter Qualität eingefahren werden konnte, haben die Bauern im südlichen und westlichen Oberfranken massive Ernteverluste zu beklagen. „Je nach Boden und Niederschlag liegt das Minus bei 30 bis 50 Prozent“, sagte Vorsitzender Hans Pezold (Marktleugast) vom oberfränkischen Braugerstenverein. Bei der Braugerstenschau im Kulmbacher Mönchshof war der trockene Sommer diesmal das alles beherrschende Thema.

Kreisobmann Wilfried Löwinger sprach von einer katastrophalen Ernte in Teilen des Landkreises Kulmbach. 2017 sei noch schlimmer gewesen als das Trockenjahr 1976. Damals sei wenigstens noch im Herbst ein wenig Regen gefallen. Deshalb, und vor allem auch wegen der Tatsache, dass der regionale Markt derzeit nicht in der Lage ist, den Bedarf zu decken, forderte Löwinger einen „Braugerstenbonus für Franken“. Noch so ein Trockenjahr würde eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes bedeuten, warnte der Kreisobmann.

Aktuelle Zahlen zur Trockenheit hatte Friedrich Ernst vom Fachzentrum Pflanzenbau beim Amt für Landwirtschaft in Bayreuth im Gepäck. Insgesamt hätten zwischen Mai und Juli mindestens 50, je nach Standorten auch über 70 Prozent Niederschlag des langjährigen Durchschnitts gefehlt. Die Gerste habe sich deshalb in ihren Hauptanbaugebieten, also in den Mittelgebirgslagen und im Jura, nur schwach entwickeln können. Wenn der Ertrag deshalb auch meist knapp gewesen sei, so konnte Friedrich Ernst dennoch von einer „oft zufriedenstellenden Qualität“ sprechen.

Insgesamt hatte die Anbaufläche für Sommergerste in Oberfranken nach den Zahlen des Fachzentrums um fast neun Prozent auf gut 33120 Hektar zugelegt. Das sind 16 Prozent der gesamten Ackerfläche im Regierungsbezirk, oder anders ausgedrückt: „Auf jedem sechsten Hektar stand heuer Braugerste“, so Friedrich Ernst. Bei einem Durchschnittsertrag von knapp 52 Zentner pro Hektar kam der Sprecher auf ein Braugerstenaufkommen von 128500 Tonnen, elf Prozent mehr als im Vorjahr.

Bei den Braugerstenmustern lag die Sorte „Solist“ mit 66 Prozent mit deutlichem Vorsprung vor „Catameran“ (13 Prozent) und „Avalon“ (11 Prozent) an der Spitze. Am Anteil stark abgenommen habe die Sorte „RGT Planet“ (von 13 auf 6 Prozent). Andere Sorten wie zum Beispiel „Grace“ (2,5 Prozent) oder „Laureate“ (unter 1 Prozent) hätten nur noch einen sehr geringen Anteil gehabt.

Preisträger der Braugerstenschau wurden in diesem Jahr: Maxi Küspert aus Wunsiedel (1. Preis), Roland Kolb aus Wonsees im Landkreis Kulmbach (2. Preis) und Tina Küspert aus Wunsiedel (3. Preis). Damit sind erstmals zwei Schwestern unter den Bestplatzierten. Landkreissieger wurden: Thomas Betz aus Wattendorf (für die Landkreise Bamberg/Forchheim), Bruno Bächmann aus Aufseß (Bayreuth), Axel Baumgärtner aus Meeder (Coburg), Rainer Michel aus Gattendorf (Hof), Vorsitzender Hans Pezold aus Marktleugast (Kulmbach/Kronach), Georg Tempel aus Weismain (Lichtenfels) und Reinhard Jarsch aus Arzberg (Wunsiedel).

Bilder:
1.
 Siegerbild mit den Preisträgern der oberfränkischen Braugerstenschau (von links): Kulmbachs stellvertretender Bürgermeister Frank Wilzok, Roland Kolb, Vorsitzender Hans Pezold, Maxi Küspert, der stellvertretende Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und Tina Küspert.
2.
 Auf großes Interesse war die Musterausstellung zur oberfränkischen Braugerstenschau im Kulmbacher Mönchshof gestoßen.
3. Durchschnittlicher Ertrag trotz katastrophalem Trockenjahr: Friedrich Ernst vom Fachzentrum Pflanzenbau beim Amt für Landwirtschaft in Bayreuth.

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03.11.2018

Monströse Maschinen und grazile Girls / Landjugend im Lokschuppen: Kalendergirlparty im Deutschen Dampflokomotivmuseum

Neuenmarkt, Lks. Kulmbach. Super Stimmung, eine perfekte Location und jede Menge sexy Mädels: nicht nur der Jungbauernkalender ist längst Kult, auch die dazugehörige „Kalendergirl-Party“. Diesmal fand sie im Deutschen Dampflokomotivmuseum (DDM) im Neuenmarkt statt. Rund 1500 Landjugendliche aus ganz Bayern fanden den Weg nach Oberfranken.

Schlanke Models und schwere Dampfrösser, grazile Girls und monströse Maschinen: die Heldinnen der Landwirtschaft hatten hier einen grandiosen Auftritt, live und in Lebensgröße, als wären sie gerade dem Kalenderblatt entstiegen. Dabei machten sie nicht nur auf den Bildern des Salzburger Fotografen Christian Maislinger eine ausgesprochen gute Figur. Sie alle haben auch einen landwirtschaftlichen Bezug: Vermessungstechnikerin Erika (28) aus Unterfranken, Fahrzeuginnenausstatterin Julia (20) aus der Oberpfalz, Agrarmanagementstudentin Sina (25) aus Schwaben, Hauswirtschafterin Theresa (22) aus Oberbayern, die tiermedizinische Fachangestellte Barbara (21) aus dem Allgäu und Physiotherapeutin Stefanie (27), ebenfalls aus der Oberpfalz. Sie alle waren sich einig und wurden nicht müde zu immer wieder zu betonen: „So vielfältig und abwechslungsreich wir die Landwirtschaft ist kein anderer Beruf.“

Beim Landjugend Bezirksverband Oberfranken freute man sich besonders, dass es die Kalendergirlparty als erste ehrenamtliche Großveranstaltung in dieser Dimension ins DDM geschafft hatte. „Wir möchten nicht nur den Kalender feiern und die Models präsentieren, sondern auch eine Lanze für die Landwirtschaft brechen“, sagte Bezirksvorsitzender Max Raimund von der Landjugend Schreez.  

Im Mittelpunkt stand natürlich der spektakuläre Kalender der Jungbauernschaft, der spätestens seit der Party die eine oder andere Stalltür schmücken wird. Auf jedem der zwölf Bilder wurden die sechs Mädels künstlerisch und höchst professionell in Szene gesetzt. Im riesigen Lokschuppen von Neuenmarkt spielte die Coverband „Blechhulza“ aus der Fränkischen Schweiz mit Sängerin Jasmin, angeheizt wurde die Stimmung durch die Cheerleadergruppe aus Kulmbach und durch Moderator Christian Höreth vom Lokalsender Radio Mainwelle.

Am Rande stellt der Landjugend-Bezirksverband erstmals seine neue Landjugend-App vor. Sie soll ein ganz neues Werkzeug der Jugendarbeit sein, alle Ortsgruppen in Bayern vernetzen und noch im Herbst allen Usern zur Verfügung gestellt werden, so Michael Kießling vom Arbeitskreis Jugend- und Gesellschaftspolitik. Allein in Oberfranken gibt es 35 Ortsgruppen.

Außerdem kündigten die Verantwortlichen das neue Großprojekt 2019 mit dem Titel „HeimatWurzeln“ an. Dabei sollen zum 70. Geburtstag der Landjugend und zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes 70 Obstbäume in ganz Oberfranken gepflanzt werden. An jedem Baum soll ein graviertes Blechschild mit einem Artikel des Grundgesetzes angebracht werden.

„Wir sind die, die draußen auf dem Dorf dafür sorgen, dass was los ist“, sagte Kießling. In Neuenmarkt hat die Landjugend einmal mehr gezeigt, was sie alles kann: eine Super-Party ehrenamtlich organisieren, der Landwirtschaft ein jugendliches, modernes Image verpassen und dabei auch noch erotisch rüberkommen. „Das schafft nur die Landjugend“, so Kießling.

Bilder:
1.
  Machen auch in Tracht eine gute Figur; die Kalendergirls des Jahres 2018.
2.
 September-Girl Julia.
3. Januar-Girl Sina..
3.
 April-Girl Teresa.

unten:.
 
o.l.:
 Wo sonst schwere Maschinen eingeheizt werden, heizten die sechs Kalendergirls der 2018er Edition ein.
o.r.:
 Die Cover-Band Blechhulza aus der Fränkischen Schweiz mit Sängerin Jasmin.
u.l.:
 Cheerleaders aus Kulmbach und Moderator Christian Höreth sorgten im DDM für Stimmung.
u.r.:
 Landjugend im Lokschuppen: das Dampflokomotivmuseum hatte Platz für 1500 Partygäste.


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28.10.2018

Begeisterung auf eigenen Betrieben umsetzen / VLF- und VLM in Oberfranken verabschiedeten Geschäftführer Ernst Heidrich

Selb. Verantwortung, Erfahrung und eine gute Ausbildung: darauf sollten die Bäuerinnen und Bauern setzen, um die Zukunft zu meistern. „Sie wissen seit Generationen, wie es geht, da brauchen sie das Feld nicht selbsternannten Experten überlassen“, sagte der Wunsiedler Landtagsabgeordnete Martin Schöffel bei der Bezirksversammlung der beiden Verbände für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) sowie für landwirtschaftliche Meister und Ausbilder (VLM) in Selb zu den Vertretern der einzelnen Kreisverbände.

Der Landwirtschaft sagte Schöffel, der auch Mitglied im Agrarausschuss des Landtags ist, eine gute Zukunft und große Chancen voraus. Allerdings müssten die Bauern alles daran setzen, die Menschen besser darüber zu informieren, was auf den Höfen wirklich los ist. Nur dann könnten die Menschen auch die Zusammenhänge verstehen.

Zuvor hatte sich Mario Güldner als neuer oberfränkischer VLF-Bezirksvorsitzender vorgestellt. Der 34-Jährige hatte nach einer kurzen Zeit der Vakanz den Vorsitz von Konrad Rosenzweig übernommen. Güldner kommt aus Aufseß im Landkreis Bayreuth. Dort bewirtschaftet er einen Milchviehbetrieb und ist als landwirtschaftlicher Lohnunternehmer tätig. Güldner ist nicht nur ausgebildeter Landwirt, sondern hat auch eine Lehre als Landmaschinenmechaniker absolviert. Dem VLF gehört er seit 2012 an.

Für ihr vielfältiges Engagement und ihren großen Einsatz zu Gunsten der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung wurden bi der Bezirksversammlung Christa Ziegler, Gudrun Pezold, und Harald Galster (alles aus dem Landkreis Bayreuth) sowie Renate Mitlacher (Landkreis Coburg) mit dem Silbernen Verbandsabzeichen geehrt.

Goldene Meisterbriefe gab es für Petra Mergner aus Saalenstein im Landkreis Hof sowie für Erwin Fröber und Richard Schübel, beide aus Schönlind im Landkreis Wunsiedel. „Sie gehören zur Spitze der rund 10000 aktiven landwirtschaftlichen Ausbildungsbetriebe in Deutschland“, sagte der VLM-Bezirksvorsitzende Rudi Steuer zu den drei Geehrten. Alle drei seien das beste Beispiel dafür, wie man Betriebe vorausschauend und der Nachfrage entsprechend ausrichtet. Dazu komme es, dass die Betriebsinhaber ihr Wissen und ihre Freude am Beruf immer wieder jungen Leuten weitergeben, damit sie diese Begeisterung nach ihrer Ausbildung auf ihren eigenen Betrieben umsetzen können.

Bei der Bezirksversammlung wurde außerdem Dr. Ernst Heidrich verabschiedet. Er führte zehn Jahren lang die beiden Bezirksverbände als Geschäftsführer. Heidrich war bis Ende Juni Leiter des Amtes für Landwirtschaft in Bayreuth. Heidrich plädierte unter anderem dafür, die jetzige Struktur der beiden Verbände auch auf Bezirks- und Landesebene so beizubehalten. Nur dann würden VLF und VLM von Politik und Gesellschaft auch wahrgenommen. Heidrich: „Wenn wir die breite Anerkennung der Landwirtschaft wollen, müssen wir uns auch Gehör verschaffen.“

Dem pflichtete auch der stellvertretende VLF-Landesvorsitzende Harald Schäfer bei. Aus- und Weiterbildung müsse in der Landwirtschaft höchste Priorität haben. Der Einsatz für flächendeckende und qualitativ hohe Landwirtschaftsschulen gehöre unabdingbar dazu. „Wir brauchen den VLF und den VLM, um mit entsprechenden Bildungsoffensiven hinein in Politik und Gesellschaft zu wirken“, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Die stellvertretende Vorsitzende des Meisterverbandes Dagmar Hartleb nannte VLF und VLM wichtige Interessensvertreter im Bereich der agrarischen Bildung, die mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Gesellschaft geworden seien.

Die große Bedeutung der Landwirtschaft im Landkreis Wunsiedel machte der stellvertretende Landrat Roland Schöffel an den folgenden Zahlen deutlich: Von den 65000 Hektar des Wunsiedler Landkreises seien 45 Prozent Wald, 38 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche und 1,5 Prozent Gewässer. Damit seien fast 85 Prozent der gesamten Landkreisfläche Naturraum. Der Rest setze sich aus besiedelter Fläche und Verkehrsflächen zusammen.

Bilder:
1. VLF-Bezirksvorsitzender Mario Güldner (links) und die stellvertretende VLM-Vorsitzende Dagmar Hartleb verabschiedeten den langjährigen Geschäftsführer Dr. Ernst Heidrich.
2. Silbernes Verbandsabzeichen (von links): Geschäftsführer Dr. Ernst Heidrich, VLF-Bezirksvorsitzender Mario Güldner, die stellvertretende VLM-Vorsitzende Dagmar Hartleb, Christa Ziegler, Gudrun Pezold, Renate Mitlacher und Harald Galster.
3. Goldene Meisterbriefe (von links): der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, Geschäftsführer Dr. Ernst Heidrich, der stellvertretende VLF-Landesvorsitzende Harald Schäfer, die stellvertretende VLM-Vorsitzende Dagmar Hartleb, Erwin Fröber, Petra Mergner, Richard Schübel und der VLM-Bezirksvorsitzende Rudi Steuer.

 

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19.10.2018

Extreme werden extremer / Forum „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth zeichnet düsteres Bild von den Auswirkungen des Klimawandels

Bayreuth. Eines steht fest: der Wald wird ein anderer werden. Die Veränderungen in unseren Wäldern scheinen vor dem Hintergrund des Klimawandels auch wirklich das einzige Beständige zu sein. Dieses Bild zeichnete das 2. Forum „Waldkontroversen“, das die Campus-Akademie für Weiterbildung, das Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung und der Ökologisch-Botanische Garten an der Universität Bayreuth veranstaltet haben.

Konkrete Ergebnisse, wie der Wald der Zukunft mit dem Klimawandel zurechtkommen könne,  stellte Christian Ammer (links), Professor für Waldbau und Waldökologie an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen den rund 120 Vertretern der Staatlichen Forstverwaltung, des Privatwaldes, der Jagd und des Naturschutzes vor. Je unterschiedlich die Baumarten und ihre Ansprüche sind, umso eher sind positive Effekte zu erwarten, das heißt, umso besser können die Bäume trockene Phasen tolerieren. Die Begründung von Mischbeständen bezeichnete der Waldprofessor als eine Option, um den Klimawandel zumindest etwas abzufedern. Ammer nannte dabei die Große Küstentanne, die Schwarzkiefer, die Douglasie und die Roteiche als zu empfehlende Arten, für die einiges spreche.

Was die Bestandsbehandlung angeht, so setzt der Fachmann auf Durchforstung. Je stärker durchforstet wird, umso mehr Wasser komme in den Boden. Ammer sprach von kräftigen, aber nicht zu starken Durchforstungen, die das Trockenstressrisiko gerade in Fichtenbeständen wirkungsvoll begrenzen könnten. Er stellte aber auch klar, dass die genannten Optionen die Symptome des Klimawandels lediglich lindern, die Ursachen aber nicht bekämpfen können. „Hier sind wir vielmehr in unserer Rolle als Konsumenten gefordert“, so Ammer.

Der Klimawandel ist längst im Gange, das stellte einmal mehr Johannes Lüers (links) von der Abteilung Mikrometeorologie an der Universität Bayreuth klar. Alle Messreihen zeigten seit Mitte der 1980er Jahre einen Knick nach oben, auch in Oberfranken. Seit Beginn der 1980er Jahre gebe es immer mehr heißte Tage und immer weniger kalte Tage, Oberfranken werde wärmer, und zwar zu allen Jahreszeiten. Dazu kommt es nach den Worten des Wissenschaftlers, dass Starkregenereignisse sowohl an Häufigkeit, als auch an Intensität zunehmen und dass es schon lange keinen einzigen Monat mehr mit Dauerfrost gegeben hat.

Das wiederum führe zu neuen Schädlingen und Baumkrankheiten, so Ralf Petercord (links) von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft. Insekten reagierten etwa durch eine schnellere Generationenfolge, durch ein erhöhtes Vermehrungspotenzial, durch eine Zunahme der Aggressivität und durch die Änderung der Verbreitungsgebiete auf den Klimawandel. „Es gibt keine Baumart ohne Risiko“, sagte Petercord. Klare Gewinner des Klimawandels seien schon jetzt der Eichenprozessionsspinner oder etwa der Schwammspinner.

Sogenannte Jahrhundertsommer kämen jetzt schon alle drei bis fünf Jahre, zeichnete Petercord ein düsteres Bild. „Extreme werden extremer“, sagte er. Für den Wissenschaftler stand deshalb auch fest: „Wir werden die Fichte über kurz oder lang auf einer ganz großen Fläche verlieren.“

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18.10.2018

Von Wandern bis Wellness: Urlaub auf dem Bauernhof wird digital / Landesversammlung Bauernhof- und Landurlaub in der Oberpfalz

Falkenberg, Lks. Tirschenreuth. Von der Planung über die Vorbereitung bis hin zum eigentlichen Aufenthalt: die Digitalisierung hat den Urlaub komplett erfasst. Auch den Urlaub auf dem Bauernhof: „Der Online-Bereich wird weiter auf uns zurollen“, sagte Susanne Wibbeke, Geschäftsführerin des Landesverbandes Bauernhof- und Landurlaub in Bayern. Bei der Mitgliederversammlung im oberpfälzischen Falkenberg sprach sie von einer großen Herausforderung, der Verband sei allerdings schon heute hervorragend aufgestellt.

Pinterest, Instagram, Facebook oder Twitter: auf den Social-Media-Kanälen ist der Bauernhof-Urlaub überall präsent. „Wir haben unser Online-Budget aufgestockt“, sagte die Vorsitzende Gerda Walser. Auf der Website www.bauernhof-urlaub.com gibt es zwei nagelneue höchstprofessionelle Videos, den Unterschied zwischen Bauernhof- und Landurlaub visuell darstellen, für Messen eine digitale Katalogstele, Online-Gewinnspiele und Schnittstellen zu sämtlichen Buchungsportalen.

So sehen auch die Planungen für 2019 jede Menge Online-Aktivitäten vor. So sollen die Online-Buchungsmöglichkeiten eingeführt, Suchmaschinen optimiert, weiterer Content erstellt und die Social-Media-Kanäle weiter ausgebaut werden.

Gleichwohl haben die guten alten Prospekte aber noch lange nicht ausgedient. Um Gegenteil: die 30000 Urlaubskataloge des Jahres 2018 waren diesmal schon im August vergriffen. Damit das im Jahr 2020 zum Zentralen Landwirtschaftsfest (ZLF) nicht passiert, soll die Auflage sogar erhöht werden. „Wir brauchen den Katalog unbedingt“, so die Vorsitzende. Ihren Worten zufolge wurden zuletzt rund 7000 Exemplare online angefordert, rund 6000 gingen bei Veranstaltungen weg, die Übrigen fanden über Werbepartner, Touristikunternehmen über Katalogservices ihre Abnehmer.

Bildung und Beratung sollen auch bei der künftigen Arbeit des Verbandes im Mittelpunkt stehen, so Anja Hensel-Lieberth von Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Sie sagte die weitere Unterstützung für die Kampagnen des Verbandes zu und mahnte auch für die Zukunft ein einheitliches Auftreten an. „Der Landesverband wirbt als Marketingorganisation und Interessensvertretung bayernweit für die Anbietergemeinschaften, er ist damit das Sprachrohr für den Urlaub auf dem Bauernhof“, so Hensel-Lieberth.

„Wir wollen ja nicht nur Familien mit Kindern, sondern vor allem außerhalb der Ferienzeiten auch Wanderer oder Wellnesstouristen ansprechen“, sagte Gerda Walser. Der Landesverband hat aktuell 1927 Mitglieder aus 17 Anbietergemeinschaften. Der Großteil kommt mit 571 Mitgliedern aus Oberbayern, gefolgt von 501 aus dem Bereich Schwaben/Allgäu, Der Rest ist im Bayerischen Wald, Niederbayern und der Oberpfalz sowie in Franken zuhause.

Bilder:
1. Sämtliche Teilnehmer an der Landesverbandsversammlung Bauernhof- und Landurlaub Bayern versammelten sich zum Gruppenbild vor der imposanten Burg Falkenberg in der Oberpfalz.
2. Die erste Vorsitzende Gerda Walser (links) und die zweite Vorsitzende Angelika Soyer.
3. Thorsten Alms von der Geschäftsstelle, Vorsitzende Gerda Walser, Geschäftsführerin Susanne Wibbeke und die zweite Vorsitzende Angelika Soyer (von links).

 

Selbstbewusst und stolz, bloß nicht emotional / Gerd Sonnleitner bei der Landesversammlung Bauernhof- und Landurlaub Bayern

Falkenstein, Lks. Tirschenreuth. „Wer sich selber klein, hässlich und niedrig macht, der wird auch so behandelt.“ Das sagt Gerd Sonnleitner, ehemaliger Präsident des bayerischen, des deutschen und des europäischen Bauernverbandes. Bei der Landesverbandsversammlung Bauernhof- und Landurlaub Bayern in Falkenstein rief der jetzige BBV-Ehrenpräsident die Mitglieder zu mehr Selbstbewusstsein auf. „Seien sie stolz auf das, was sie tun“, sagte er.

Der echte kritische Gast verbringe seinen Urlaub ja ohnehin nicht auf dem Bauernhof. Aber auch der suchende und vielleicht sogar lernwillige Gast könne kritische Fragen stellen. Sonnleitner rief dazu auf, stets ruhig und selbstbewusst zu bleiben und vor allem eines: „Bloß nicht emotional werden.“

Alle Anbieter sollten sich stets klarmachen, dass Urlaubsbauernhöfe die besten Werbeträger für die Landwirtschaft sind. „Urlaub auf dem Bauernhof, das ist die glaubwürdigte und kostengünstigste PR-Arbeit für alle Betriebe“, sagte der frühere BBV-Präsident. Diese Art von Imagearbeit sei unbezahlbar, weil sie ja stets für die gesamte Landwirtschaft und den ländlichen Raum geschieht.

Als Ergebnis hielt Sonneitner fest, dass die öffentliche Wahrnehmung und die Sympathien der Menschen ganz stark auf Seiten der Bauern sind. „Für die sind wir nicht die Umweltvergifter, Tierquäler und Sadisten, als die wir manchmal dargestellt werden.“ Die schweigende Mehrheit stehe auf Seiten der Bauern. Diese Masse der Sympathisanten gelte es zu erreichen und zu gewinnen, ihnen müsse man die Augen öffnen für die Vielfalt und die Schönheit der Regionen, die von den Bauern gestaltet wurden.

Wie wichtig das richtige Image ist, machte Sonnleitner daran fest, dass für bayerische Produkte fast überall höhere Preise erzielt werden könnten. Der Imageeffekt sei sehr wichtig, um zu besseren Konditionen zu kommen. Die schöne Landschaft gehöre dazu, aber auch die emotionale Bindung, und dabei spiele der Urlaub auf dem Bauernhof eine große Rolle.

Allen Anbietern schrieb Sonnleitner eine konsequente Qualitätsausrichtung ins Stammbuch genauso wie Geschlossenheit, enge Zusammenarbeit und, vor dem Hintergrund politischer Unwägbarkeiten, ein starkes Auftreten. Er erinnerte dabei auch an die Anfänge von Urlaub auf dem Bauernhof, die damals gar nicht so positiv gesehen wurden. Von zusätzlichen Belastungen der ohnehin überlasteten Bäuerin war die Rede und von offener Ablehnung.

Diese Zeiten seien gottlob längst vorbei und der Bauernhofurlaub sei längst als wichtige Einkommensquelle für die Anbieter sowie als Gesundbrunnen für Körper und Geist für den Gast angesehen. „Urlaub auf dem Bauernhof ist ein wichtiger Teil unsrer bayerischen Landwirtschaft“, sagte Sonnleitner, und weiter: „Je digitaler alles wird, desto mehr brauchen wir die analoge Welt“.

Bilder:
1.
 „Bloß nicht emotional werden“: BBV-Ehrenpräsident Gerd Sonnleitner bei der Landesverbandsversammlung Bauernhof- und Landurlaub Bayern.
2.
 Die Vorsitzende Gerda Walser (rechts) und ihre Stellvertreterin Angelika Soyer bedankten sich beim BBV-Ehrenpräsidenten Gerd Sonnleitner für sein Referat bei der Landesverbandsversammlung.

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12.10.2018

Goldkronach gegen den Südost-Link / BBV und Bürgerinitiative demonstrierten mit riesigem Traktor-Konvoi gegen Stromtrasse

Goldkronach, Lks. Bayreuth. Mit einer Großdemonstration haben der BBV und die örtliche Bürgerinitiative gegen die geplante Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ-Leitung) demonstriert. Landwirte und ihre Familien aus dem Landkreis Bayreuth und den Nachbarlandkreisen Hof und Kulmbach waren mit über 80 Traktoren gekommen, um im Konvoi von den Ortschaften Kottersreuth und Leisau auf der Kreisstraße BT 12 an der Stadt Goldkronach und dem Ortsteil Nemmersdorf vorbei bis zum Kreuzstein zu fahren. Auf diesem Korridor könnte die Trasse nach den vorliegenden Informationen verlaufen.

Man habe bewusst keine Kundgebung eingeplant, sollte wollte lediglich ein kurzes und prägnantes Zeichen gegen die flächenverschwendende und unnötige Wahnsinnstrasse setzen, deren einziges Ziel es ist, Braunkohlestrom von Ost nach Süd zu transportieren, erklärten der stellvertretende Kreisobmann Harald Galster, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel und Martin Förster für die Bürgerinitiative Goldkronach. Für Aufsehen sorgte der Bulldog-Konvoi trotzdem, zumal viele Bauern ihre Fahrzeuge mit Transparenten und großen Plakaten geschmückt hatten. „Monstertrasse – nein danke“, stand darauf, oder: „Die echte Energiewende braucht Stromspeicher und intelligenten Netzausbau, aber keine Gleichstrompassagen“.

Als Hauptleidtragende einer im Moment geplanten Erdverkabelung bezeichnete der stellvertretende Kreisobmann die Landwirtschaft. Die rund zwei Meter tiefen und etwa 20 Meter breiten Rinnen, die gegraben werden müssten um die Kabel zu verlegen, würden das Bodengefüge völlig durcheinander bringen. Hinzu komme eine Erwärmung des Bodens in der Nähe der Kabel um bis zu vier Grad Celsius. Nach den Worten von Martin Förster von der Bürgerinitiative „Goldkronach gegen den Südost-Link“ stelle die Leitung falsche Weichen in der Energiepolitik und verbrauche vor allem zu viel Fläche.

Von der Politik äußerte sich lediglich die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) zu der Aktion. Sie wies darauf hin, dass der Netzbetreiber Tennet die Erdverkabelung mittlerweile mit einer boden- und flächenschonenden Technik ausführen kann. Dass dies dennoch einen erheblichen Eingriff darstellt, räumt sie aber ein. Deshalb habe die Staatsregierung in dem kürzlich geschlossenen Eigentumspakt auch die HGÜ-Leitung besonders herausgestellt und setze sich für wiederkehrende Entschädigungsleistungen betroffener Grundeigentümer ein. „Dadurch sollen dauerhafte Bewirtschaftungsnachteile verhindert werden“, erklärt Brendel-Fischer. Sie bezweifelt allerdings die Entbehrlichkeit der Trasse. Dies hätten mehrere unabhängige Expertisen bestätigt. Dass der alternative Intensivausbau von Biomasseanlagen, Flächen-Photovoltaikanlagen und Windkraft als notwendiger Ersatz für Stromimporte auf keine gesellschaftliche Akzeptanz stoße, zeige sich regelmäßig.

Bilder: Rund 80 Traktoren rollten aus Protest gegen die geplante HGÜ-Leitung an Goldkronach und Nemmersdorf vorbei.

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08.10.2018

Engagiert, modern und aktiv / Landesbäuerin Anneliese Göller über 70 Jahre Landfrauen - Erntedank in Höchstädt im Fichtelgebirge

Höchstädt im Fichtelgebirge, Lks. Wunsiedel. Zusammen mit Landesbäuerin Anneliese Göller hat der BBV-Kreisverband Wunsiedel in der Peter-und-Paul-Kirche von Höchstädt im Fichtelgebirge Erntedank gefeiert. Im Mittelpunkt stand dabei die „Frauenpower vom Land“, wie es Göller formulierte. Göller, die auch oberfränkische Bezirksbäuerin und Bamberger Kreisbäuerin ist, sprach zum Jubiläum 70 Jahre Landfrauen im Bauernverband, während der Posaunenchor Höchstädt-Thierstein und der Landfrauenchor „Sechsämtermoila“ die passende musikalische Umrahmung in der prächtig geschmückten Kirche beisteuerten.

Zuvor hatte Pfarrer Knut Meinel aus Thierstein dazu aufgerufen, auch in Zeiten leerer Scheunen, staubtrockener Felder und Verlusten von rund 30 Prozent im Landkreis das Danken nicht zu vergessen. „Uns geht es gut in diesem Land“, sagte der Geistliche. Mit Blick auf das Landfrauenjubiläum sagte Meinel: „70 Jahre Landfrauen bedeutet auch 70 Jahre des Wohlstandes“.

Doch nicht nur das: 70 Jahre Wachstum und Fortentwicklung seien auch 70 Jahre Frieden, so Kreisobmann Harald Fischer. Das sei keine Selbstverständlichkeit, genauso wie die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln gerade in einem Jahr wie diesem. „Wir sind dankbar für die Ernte, die wir trotz der Trockenheit einfahren durften“, so Fischer. Immer wieder sollte man die Menschen daran erinnern, dass die gefüllten Regale in den Lebensmittelmärkten das Ergebnis bäuerlichen Wirtschaftens sind.

Vernetzung und Dialog, Bildung und Kultur, soziale Anliegen und ein stetiges Miteinander, dafür stünden seit Jahrzehnten die Landfrauen, sagte Anneliese Göller. Vieles habe man für Frauen im ländlichen Raum erreicht. Heute sei es allerdings wichtiger denn je zuvor, mit den Verbrauchern in den Dialog zu treten und sich für ein lebenswertes Leben auf dem Land einzusetzen. Eine aktive Bildungsarbeit gehört zwangsläufig dazu, ebenso wie Veranstaltungsangebote wie der Kindertag auf Bauernhöfen. „Kinder sollen den Weg der Lebensmittel von der Erzeugung bis zum Verzehr kennen und schätzen lernen“, sagte Göller. Deshalb sei es wichtiges Anliegen, das Wissen der Landfrauen an die junge Generation weiterzugeben.

„Engagiert, modern, aktiv, so sind wir“, sagte die Landesbäuerin und berichtete von 70 Landfrauenchören mit rund 1500 Sängerinnen, von circa 26000 ehrenamtlichen Kräften auf Orts-, Kreis- und Bezirksebene. Jüngstes Projekt der Landfrauenarbeit sei die vom Bundesentwicklungsministerium finanzierte Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen in Kenia. In Afrika gehe es darum, dortige Milchviehhaltung durch Seminare für die Kälberaufzucht voranzubringen und die Bäuerinnen beim Aufbau von Selbsthilfeorganisationen zu unterstützen. 75 Prozent der Arbeit auf dem Land werde dort von Frauen geleistet, doch sie hätten bislang keine Stimme.

Bilder:
1.
 Kreisobmann Harald Fischer, Kreisbäuerin Karin Reichel und ihre Stellvertreterin Christine Medick bedankten sich bei Landesbäuerin Anneliese Göller für ihre Ansprache zum Kreiserntedank in Wunsiedel.
2.
 In der Peter-und-Paul-Kirche von Höchstädt im Fichtelgebirge hat der BBV Kreisverband Wunsiedel sein Erntedankfest gefeiert.
3. Die Bamberger Kreisbäuerin, oberfränkische Bezirksbäuerin und bayerische Landesbäuerin Anneliese Göller war die Festrednerin in der prächtig geschmückten Kirche von Höchstädt im Fichtelgebirge.

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07.10.2018

EU-Agrarpolitik nach 2020: Furcht vor noch mehr Bürokratie / Matthias Borst beim Königsfelder Jurabauerntag – Ernteeinbußen bei rund 30 Prozent im Bamberger Land

Königsfeld. Konditionalität statt Cross Compliance und Greening: Einen Ausblick auf die EU-Agrarpolitik nach 2020 hat der stellvertretende BBV-Generalsekretär Matthias Borst beim Königsfelder Jurabauerntag gewagt. Vieles soll anders werden, nicht unbedingt alles besser, das wurde dabei schnell deutlich.

Tatsächlich wird es die Begriffe Greening und Cross Compliance nicht mehr geben. „Die Inhalte werden aber bleiben“, nahm Borst den Bauern alle Illusionen. Der neue Namen Konditionalität stehe dabei für Bedingungen, die bei den Direktzahlungen als Bezugspunkte gelten sollen. Eine Basisprämie werde es nach wie vor geben, dazu einen Junglandwirtezuschlag und eine Umverteilungsprämie für die ersten Hektare, um bäuerliche Strukturen stärker zu fördern. Dazu soll außerdem eine Nachhaltigkeitsprämie kommen.

„Die Frage wird sein: Ist das alles Praxistauglich umsetzbar und wie sehen die Kontrollen aus“, sagte der Generalsekretär. Er befürchtete außerdem mehr Verwaltungs- und Kontrollbürokratie. Nicht ausgehebelt werden dürften dabei die ohnehin bestehenden Kulturlandschafts- und Vertragsnaturschutzprogramme. Auch ein Ausschluss von Nebenerwerbslandwirten und Einkommenkombinierern stehe zu befürchten.

Bis das Ganze allerdings spruchreif wird, kann es noch dauern. Die Diskussionen auf europäischer Ebene seien nicht einfach, sagte Borst. Dazu komme der schwierige Zeitplan bedingt durch die Brexit-Verhandlungen und die Europa-Wahl 2019. Der Referent ging deshalb davon aus, dass bis zum Jahr 2022 erst einmal Übergangsregelungen gelten werden.

Neben der fachlichen Information stand beim Königsfelder Jurabauerntag auch die Erntedankfeier im Mittelpunkt. Nach dem Gottesdienst, den der Ortsgeistliche Michael Herrmann in der St.-Jakobus-Kirche zelebriert hatte, wurde die Erntekrone an der Spitze eines Festzuges zu den Klängen der Aufseßtaler Blaskapelle in den Schleuppner-Saal getragen.

Dort erinnerte Kreisobmann Edgar Böhmer an eine Zeit, in der eine gute Ernte noch überlebenswichtig war. Trotz der Trockenheit heuer und trotz der Ernteausfälle von durchschnittlich rund 30 Prozent im Bamberger Land könne seien die Bauern froh und dankbar, dass sie überhaupt eine Ernte einbringen konnten. Andernorts seien die Ausfälle noch viel schlimmer.

Auch Bürgermeisterin Gisela Hofmann vertrat die Ansicht, dass Dankbarkeit am Ende von allem stehen sollte, auch wenn es für die Landwirte nach dieser langen Trockenperiode schwer falle. Viele Betriebe seien am Rande der Existenz, hoffentlich nicht darüber hinaus. „Ein weiteres Leugnen der selbstgemachten Klimakatastrophe werden der Menschheit nichts nützen“, fand die Bürgermeisterin ernste Worte.

Hoffnungsvoll blickten Melanie Huml, bayerische Gesundheitsministerin und Bamberger Abgeordnete, sowie Landrat Johann Kalb in die Zukunft. „Ländlicher Raum ist für mich Lebensraum“, sagte Huml. Es gäbe die wunderbare Kulturlandschaft nicht, wenn die Bauern nicht so unwahrscheinlich verantwortungsvoll mit der Natur umgegangen wären. Landrat Kalb erinnerte daran, dass die vielzitierte Genussregion Oberfranken kein Selbstläufer ist. „Ohne Bauern auch keine Genussregion. Landwirtschaft und Genuss, das gehöre einfach zusammen.“

Bilder:
1.
 Mit einem Festzug von der Pfarrkirche St.-Jakobus zum Jurabauerntag im Schleuppner-Saal wurde in Königsfeld Erntedank gefeiert.
2.
 Einen Geschenkkorb mit Produkten aus dem Bamberger Land überreichte Kreisobmann Edgar Böhmer (links) dem stellvertretenden BBV-Generalsekretär Matthias Borst.

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01.10.2018

Raus aus der Kohle, rein ins Gas / Veranstaltung des BBV-Bildungswerks: N-Ergie Vorstandschef stellte HGÜ-Stromtrasse in Frage

Nemmersdorf. Gegen neue Netze und für Dezentralität in der Stromversorgung hat sich Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender des Nürnberger Regionalversorgers N-Ergie ausgesprochen. Bei einer Veranstaltung des BBV-Bildungswerks zur geplanten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ-Leitung) in Nemmersdorf bei Goldkronach stellte Hasler den Neubau des sogenannten Süd-Ost-Links in Frage.

Das Thema hat schon einmal hohe Wellen geschlagen. Aufgrund der gesellschaftlich wie politisch gewünschten Energiewende sollten die HGÜ-Leitungen von Norden nach Süden gebaut werden. Nachdem eine oberirdische Trasse wieder verworfen wurde, soll die Stromautobahn nun unterirdisch verlaufen. „Aus Sicht der Landwirtschaft ein zweischneidiges Schwert“, so BBV-Kreisobmann Karl Lappe. Die großen Masten seien zwar vom Tisch, doch auch die unterirdische Trasse verbrauche immens Fläche, in der Regel landwirtschaftliche Nutzfläche. Ist das wirklich notwendig, und wenn ja, wie sollen die Landwirte dafür entschädigt werden, das seien die zentralen Fragen. Der Bauernverband habe seinen Mitgliedern jedenfalls erst einmal dazu geraten, nichts zu unterschreiben, auch keine Absichtserklärungen.

Josef Hasler, Betriebswirtschaftler und Energieexperte, der auch schon im Kernkraftwerk Isar bei Landshut und für den E.on-Konzern in Ungarn tätig war, fand bei der Veranstaltung im randvoll besetzten Nemmersdorfer Sportheim deutliche Worte. „Wir sprechen über Industrie 4.0, über das Internet der Dinge, über autonomes Fahren und in der Energieversorgung fällt uns nichts anderes ein, als Leitungen von A nach B zu bauen“, sagte er.

Nur mit regenerativen Energien sei die Versorgungssicherheit nicht zu schaffen. Konventionelle Energie sei weiterhin notwendig. Um die Klimaziele zu erreichen könne die Lösung deshalb nur lauten: Raus aus der Braunkohle, raus aus der Steinkohle, rein ins Gas. Was noch dazu kommen muss, sei die Investition in Speichertechnologien. Der Bau der 600 Kilometer langen Südosttrasse, deren Kosten noch nicht einmal seriös beziffert werden könnten, gehöre nicht dazu.

In der Energieversorgung der Zukunft setzt N-Ergie-Vorstandschef Hasler auf die rund 800 Regionalversorger und nicht auf die vier großen Stromkonzerne. Natürlich sei es für die Politik einfacher, mit den vier großen Konzernen zu verhandeln, als mit den etwa 800 Stadtwerken in ganz Deutschland. Für den Verbraucher sei die Energieversorgung allerdings deutlich sicherer, wenn sie auf 800 Schultern ruht, als auf den vier Pfeilern der großen Konzerne.

Insgesamt sprach sich Hasler dafür aus, das gesamte Thema neu zu justieren. Die Energiewende fordere Kreativität, die entsprechenden Techniken seien da. Über die langfristigen Auswirkungen eines Erdkabels gebe es allerdings keinerlei Erfahrungen. Er persönlich glaube ohnehin nicht an die anvisierte Fertigstellung der Trasse bis zum Jahr 2025.

Deutliche Worte fand auch Hans Engelbrecht, Landwirt aus Lankendorf: Für die 600 Kilometer unterirdische Trasse querfeldein seien rund 50000 Hektar Land und zusätzlich weitere 50000 Hektar als Ausgleichsfläche nötig. Abgesehen vom gigantischen Flächenverbrauch werde dieses Vorhaben nur über Landenteignung durchzusetzen sein. Für Engelbrecht unmögliche Zustände, über die Folgen habe sich noch niemand Gedanken gemacht.

Bild: BBV-Kreisobmann Karl Lappe (rechts) bedankte sich bei N-Ergie-Vorstandschef Josef Hasler für die Informationen zum geplanten Süd-Ost-Link. Links im Bild der Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde Goldkronach Holger Bär.

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30.09.2018

Landwirtschaft ist der Problemlöser der Zukunft / Forchheimer Kreiserntedank lockte viele tausend Besucher nach Muggendorf

Muggendorf, Lks. Forchheim. Das Forchheimer Kreiserntedankfest im Wiesenttaler Ortsteil Muggendorf ist traditionell eines der größten in Oberfranken. Doch diesmal konnte sich keiner der Beteiligten daran erinnern, dass jemals zuvor so viele Besucher ins Herz der Fränkischen Schweiz gekommen waren. Viele tausend Besucher säumten bei prächtigem Herbstwetter die Straßen von Muggendorf um den Erntedankfestzug mit vielen hundert Mitwirkenden, mehreren aufwändig geschmückten Wagen, Blaskapellen, Tanzgruppen, Landfrauen und sogar Böllerschützen zu verfolgen. Zu den Mitwirkenden gehörten unter anderem auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, die Landtagsabgeordneten Michael Hofmann und Thorsten Glauber, „gekrönte Häupter“, wie die Fränkische Kirschkönigin Sandra Grau, die Spargelkönigin Theresa Bub, die Forchheimer Bierkönigin Miriam Leiner und mehrere Weinprinzessinen, genauso wie Vertreter von Vereinen, Tanzgruppen, Kirchen, Schulen und Fahnenabordnungen.

Laut Bürgermeister Helmut Taut war es das 45 Kreiserntedankfest in Zusammenarbeit mit dem BBV, einen Festzug gibt es bereits seit 1949 und das gleichzeitig stattfindende Kürbisfest wird schon seit gut 150 Jahren gefeiert. Auch für den Bürgermeister hat der Festzug diesmal alles Dagewesene übertroffen. „Der Zug war s groß, wie schon lange nicht mehr“, sagte er und bedankte sich bei den vielen ehrenamtlichen Helfern, die ein Woche lang mit vollstem Einsatz gearbeitet haben.

Trotz aller Feiern stehe der Dank im Vordergrund sagte der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident und Forchheimer Kreisobmann Hermann Greif. Er rief dazu auf, dankbar zu sein, auch wenn der Ertrag heuer geringer ausgefalle ist. „Die Ernte war schlechter, aber es gab eine Ernte und das ist nicht selbstverständlich“, sagte Greif. Weite Teile der Bevölkerung merkten allerdings gar nicht mehr, ob die Ernte gut oder schlecht war. Die Regale seien schließlich immer voll.

Darauf zielte auch der unterfränkische BBV-Bezirkspräsident Stefan Köhler ab. Leider habe Erntedank heute seine Bedeutung verloren, bedauerte er. „Die Milch fließt endlos aus dem Tetrapack“, Gemüse, Fleisch und Eier liegen massenweise in den Regalen und Brot und Brötchen werden aus dem Automaten geworfen“. Allzu sicher sollte man sich trotzdem nicht sein. Deutschland habe nur noch einen Selbstversorgungsgrad von 85 Prozent. Das bedeutet, 15 Prozent der erforderlichen Nahrungsmittel müssten bereits importiert werden.

Köhler stellte außerdem klar, dass die Landwirtschaft keine Branche der Vergangenheit, sondern der Problemlöser der Zukunft ist. Ernährungssicherheit, Energieversorgung und Klimaschutz, das seien die Herausforderungen der Zukunft und für alles habe die Landwirtschaft Lösungen parat.

In den Dienst der guten Sache stellten sich auch heuer wieder die Landfrauen. Sie spendeten nach den Worten von Kreisbäuerin Rosi Kraus diesmal wieder zwischen 80 und 90 Kuchen und Torten sowie über 800 „Küchla“. Der Erlös in Höhe von mehreren 1000 Euro kommt dem bäuerlichen Hilfsdienst und der Lebenshilfe Forchheim zugute.

Bilder:
1. Ein stattlicher Festzug bewegte sich durch Muggendorf, einem Ortsteil des Marktes Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz.
2.
 Schulen und Kindergärten bereicherten den Festzug mit liebevoll geschmückten Kürbiswägen.
3. Mehrere aufwändig herausgeputzte Erntedankgespanne waren einer der Höhepunkte des Festzuges
4. Kreisbäuerin Rosi Kraus und der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident und Forchheimer Kreisobmann Hermann Greif (rechts) überreichten dem unterfränkischen Bezirkspräsidenten Stefan Köhler einen Geschenkkorb mit Spezialitäten aus der Region.

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23.09.2018

Bauern stellen Versorgung in Krisenzeiten sicher / Günther Felßner beim Erntedankfest im Kulmbacher Land

Pechgraben, Lks. Kulmbach. Im Kulmbacher Land wurde heuer die schlechteste Ernte seit dem Trockenjahr 1976 verzeichnet. Das hat Kreisobmann Wilfried Löwinger festgestellt. Er sprach von Einbußen in Höhe von 30 bis 50 Prozent. Wenn trotzdem Erntedank gefeiert wurde, dann deshalb, weil man hierzulande von schlimmen Unwettern verschont geblieben sei und auch in diesem Jahr jedem ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung gestanden hätten. Vor dem Hintergrund von vielen Millionen Menschen, die auf der Welt hungern müssten, sei dies keine Selbstverständlichkeit.

Löwinger sprach von enormer Futterknappheit. Der erste Schnitt sei mäßig gewesen, der zweite habe nur noch den halben Ertrag erbracht, der dritte und vierte Schnitt sei dann völlig der Trockenheit zum Opfer gefallen. „Nur Betriebe, die noch Vorräte hatten, kamen über die Runde“, sagte der Kreisobmann. Alle anderen hätten bereits ihre Viehbestände reduziert, was wiederum zur Folge hatte, dass der Schlachtpreis in den Keller gerutscht sei.

Mittlerweile sei die Situation sogar noch schlimmer als im großen Trockenjahr 1976. „Noch so ein Jahr, und wir müssen die schlimmste Katastrophe befürchten“, so Löwinger. Die Situation zeige aber auch einmal mehr, dass sich das Land auf seine Bauern verlassen könne. Die Versorgung sei selbst in Krisenzeiten sichergestellt, wenngleich das wirtschaftliche Risiko die Bauern selbst tragen müssten. Löwinger: „Es sind die Bauern, die uns satt machen, nicht Aldi. Lidl und Co“.

„Unsere Produkte sind lebensnotwendig und lebenswichtig, das unterscheidet uns von anderen Branchen“, sagte Festredner Günther Felßner, stellvertretender BBV-Präsident aus dem Nürnberger Land. Die zentrale Erntedankbitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“, habe deshalb nicht an Aktualität verloren. Erntedank gerade in einem solchen schwierigen Jahr zu feiern, das bedeutet nach den Worten Felßners auch, das Wunder des Lebens zu feiern. Ein Getreidekorn sei so ein Wunder des Lebens. Letztlich sei alles Leben auf ein solches Samenkorn aufgebaut und dafür gelte es zu denken.

Im Landmaschinenpark Neff, der gleichzeitig mit dem Erntedankfest sein 60-jähriges Betriebsjubiläum feierte, war die Bühne in der Maschinenhalle üppig mit Obst, Gemüse und Feldfrüchten dekoriert. Zuvor gab es dort einen festlichen Gottesdienst, den der evangelische Pfarrer Elmar Cromer zelebrierte. Er ging in seiner Predigt auch auf den Preisdruck der Lebensmittelkonzerne und auf das Höfesterben ein. Früheren Zeiten nachzutrauern, mache aber keinen Sinn. Das Rad der Zeit drehe sich immer schneller und sei die zentrale Herausforderung, damit umzugehen. Umrahmt wurde der Gottesdienst vom Kulmbacher Landfrauenchor unter der Leitung von Regina-Ulrike Böhmann.

Auf dem weiten Gelände der Firma Neff in Pechgraben bei Neudrossenfeld hatten der Ring junger Landfrauen und Landwirte, das Amt für Landwirtschaft und die Waldbauern sowie der Maschinenring ihre Stände aufgebaut. Das Unternehmen zeigte nicht nur modernste Technik, sondern sorgte auch dafür, dass der Nachwuchs einen abwechslungsreichen Tag mit verschiedenen Spielen verbringen konnte.

Bilder:
1.
 Prächtig geschmückt war die Bühne in der großen Halle des Landmaschinenparks Neff zum kreiserntedankfest, als Kreisobmann Wilfried Löwinger die zahlreichen Gäste begrüßte.
2.
Der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger (rechts) überreichte dem stellvertretenden BBV-Präsidenten Günther Felßner einen Geschenkkorb mit Kulmbacher Spezialitäten.

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21.09.2018

„Alle tierschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten“ / Peta-Anzeigen wegen Karpfensaisoneröffnung

Bad Alexandersbad. Wegen angeblicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz hat die Organisation Peta gegen alle aktiv Beteiligten an der Eröffnung der bayerischen Karpfensaison Ende August in Bad Alexandersbad Anzeige erstattet. Dazu gehören neben der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auch die beiden Landtagsabgeordneten Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, Landrat Karl Döhler, der Bürgermeister von Bad Alexandersbad, Peter Berek und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma.

Peta spricht von Tierquälerei und hat nicht nur wegen vermeintlicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz sondern auch gegen die Tierschutzschlachtverordnung Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Hoff eingereicht. „Wir haben die Zeitungsberichte über die Veranstaltung gesehen. Auch ist uns ein Video zugespielt worden, das panisch zappelnde Karpfen in einem Bottich mit sehr flachem Wasser zeigt. Schließlich sind die Fische von Politikern in die Hand genommen worden", wird Edmund Haferbeck von Peta in der örtlichen Presse zitiert. Lebende Fische dürften nur in Behältern aufbewahrt werden, deren Wasservolumen den Tieren ausreichende Bewegungsmöglichkeiten biete.

„Heute wissen wir, dass ein Fisch ein Jemand ist und kein Etwas. Da ist das bewusste Zufügen von Angst, Leid und Atemnot und für eine PR-Aktion ethisch und juristisch inakzeptabel“, so Dr Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei Peta. In einer auf der Internetseite der Organisation veröffentlichten Pressemitteilung ist außerdem von „um Luft ringenden Fischen“ und „panisch zappelnden Karpfen“ die Rede. Fische seien neugierige und freundliche Wirbeltiere mit individuellen Persönlichkeiten, heißt es weiter.

Diesen Aussagen widerspricht Teichgenossenschafts-Vorsitzender Dr. Peter Thoma energisch: „Zu den Vorwürfen ist zu sagen, dass alle tierschutzrechtlichen Vorgaben vollständig eingehalten wurden“, so Thoma. Das Verbringen der Fische zum Sortiertisch sei mit wassergefüllten Bottichen erfolgt. Der Sortiertisch sei mit vorgenässter Glattbeschichtung versehen gewesen und die „Wasserspritzer“ beim Aufgeben der Fische auf den Sortiertisch seien in den Aufnehmen deutlich zu sehen.

„Die Politiker waren vorher eingewiesen wurden, wie das Handling der Fische zu erfolgen habe und die Zeit der Fische an Luft hat sich nicht vom normalen Sortiervorgang unterschieden, der erforderlich ist um die Fische auf Verletzungen durch Prädatoren und Außenparasiten zu kontrollieren und in die Fischarten, also Karpfen Schleie oder Hechte, und Fischgrößen zu trennen.“ Danach seien die Fische wieder in wassergefüllte Behältnisse gegeben worden, sagte der Vorsitzende und weiter: „Somit hat alles der guten fachlichen Praxis entsprochen.“

Bild: Alle, die einen Karpfen in Händen halten, hat die Organisation Peta wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt (von links): Dr. Peter Thoma, Ludwig von Lerchenfeld, Martin Schöffel, Michaela Kaniber, Karl Döhler, Inge Aures (ohne Karpfen), Peter Berek und Günther Denzler.

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14.09.2018

Hoher Aufwand, hohe Abschusszahlen / BBV und Jäger informierten über revierübergreifende Drückjagd

Kulmbach. „Manche schrecken davor zurück, so dramatisch ist es aber gar nicht“, sagt Otto Kreil. Der 2. Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach spricht von der revierübergreifenden Drückjagd, eine der effektivsten Möglichkeiten, der immer weiter steigenden Zahl von Wildschweinen Herr zu werden. Was bei der Planung und Durchführung einer solchen Drückjagd alles zu beachten ist, darüber berichtete Kreil bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung zusammen mit dem Bauernverband vor Jägern, Jagdpächtern, Jagdvorstehern und Landwirten in Kulmbach.

Die höchsten Abschusszahlen würden derzeit noch immer mit der klassischen Ansitzjagd erzielt. Pro erlegter Wildsau kommen die Fachleute allerdings auf 20 Stunden, während bei einer Drückjagd schon mal zehn bis 15 Tiere in zweieinhalb Stunden erlegt werden könnten. Der organisatorische Aufwand sei freilich ungleich größer, manchmal auf der finanzielle. „Mancher Jäger weiß vor lauter Paragraphen nicht mehr, wo hinten und vorne ist, das schreckt ab“, sagte Kreil, der aber trotzdem ganz klar die revierübergreifende Drückjagd favorisiert.

Notwendig dazu sind neben einem geeigneten Revier, guten Kontakten zu den Reviernachbarn, ausreichender Revierkenntnis auch genügend Helfer und vor allem gut ausgebildete Hunde. „Alleine werdet ihr es nicht schaffen“, sagte Kreil. Gleichzeitig stellte er auch fest, dass ein guter erfahrener Hund mehr wert ist, als zehn Treiber. Was noch notwendig ist: Sichere und stabile Reviereinrichtungen, denn nur von einer stabilen Einrichtung sei auch ein sicherer Schuss möglich.

Was den Versicherungsschutz angeht, so stellte der 2. Vorsitzende fest, dass jeder Jagdleiter über seine Jagdhaftpflicht ausreichend versichert ist. Vieles sei damit schon von Haus aus abgedeckt. Kreil sagte aber auch: „Eine gesetzeskonforme Absolution werden sie nie bekommen.“ Wenn ein Schaden auftaucht, werde sich zunächst einmal jeder Versicherung winden. Trotzdem sollten immer gründliche Jagdscheinkontrollen, gegebenenfalls auch Kontrollen des Schießnachweises stattfinden.

Als einen der wichtigsten Punkte überhaupt nannte der Fachmann die Verkehrsabsicherung. Gemeindeverbindungs- und Kreisstraßen ließen sich relativ einfach managen, bei Bundesstraße werde es ungleich schwieriger. Kreil empfahl die gesamte Palette von Sicherungsmaßnahmen voll auszuschöpfen. Dies beginne bei Warnschildern, gehe über Warnmeldungen in der Presse und im lokalen Radiosender bis hin zur Absicherung durch die örtliche Feuerwehr, wenn es sein muss auch mit Blaulicht, das sei besonders wirksam. Bei Vollsperrungen fielen dagegen schnall mal Kosten im vierstelligen Bereich an. Trotzdem sollte die Sicherheit stets an oberster Stelle stehen.

Trotz aller Bürokratie: „Die Jagd sollte immer noch ein gesellschaftliches Highlight bleiben“, sagte Kreil. Geselligkeit und Kameradschaft gehörten auch dazu wie Traditionen. Jäger bräuchten sich nicht verstecken. „Wir tun ja schließlich auch etwas für die Gesellschaft und für die Natur, und wir brauchen uns auch vor Tierschützern nicht zu schämen“, so der Sprecher.

Bild: Sie haben das Schwarzwild im Focus (von links): BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, der Kulmbacher Landtagsabgeordnete Ludwig von Lerchenfeld und Otto Kreil, 2. Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach.

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09.09.2018

Heizung, Holz und Häcksler: Größte Forstmesse der Fränkischen Schweiz / 50 Aussteller und rund 3000 Besucher beim Wald-Holz-Energietag in Weidensees

Weidensees, Lks. Bayreuth. Fast 50 Aussteller, so viele wie nie zuvor, hatten sich diesmal am Holztag der Forstbetriebsgemeinschaft im Betzensteiner Ortsteil Weidensees beteiligt. Die Großveranstaltung, die seit 2006 alle zwei Jahre auf dem Gelände des Unternehmens Holzbau Hümmer stattfindet, heißt mittlerweile Wald-Holz-Energietag und gilt mit bis zu 3000 Besuchern als größte Forstmesse der Fränkischen Schweiz.

Im Mittelpunkt stand die Trockenheit der zurückliegenden Monate. Schon der evangelische Pfarrer Ulrich Böhm aus Betzenstein machte sich beim Festgottesdienst unter freiem Himmel seine Gedanken über den Klimawandel. Nach der Regenzeit von Oktober 2017 bis Anfang 2018 und dem trockenen Rekordsommer ab April 2018 bereite der Borkenkäfer jetzt große Sorgen, sagte der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft, Werner Lautner aus Creußen. Die wichtigste Frage der Zukunft für alle Waldbesitzer laute deshalb: „Wie richte ich mich für die Zukunft aus?“. Stabile Mischwälder müssten dabei im Focus stehen.

Dazu riet auch die bayerische Waldkönigin Johanne Gierl. Die Botschafterin der Wälder und der Waldbesitzer aus dem Landkreis Regen sprach sich für multifunktionale Wälder aus, um künftig auf alles vorbereitet zu sein. Dazu benötige es auch starke Partner wie die FBG Pegnitz, damit die Forstbranche optimal aufgestellt ist.

Forstoberrat Udo Wenzel vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth sprach ebenfalls die große Trockenheit an und appellierte an alle Waldbesitzer, gerade jetzt regelmäßige Borkenkäferkontrollen durchzuführen. Die niedrigere Vitalität der Waldbäume führe unweigerlich zu einer höheren Schädlingsgefahr. Nester müssten sofort ausgeräumt und Bäume sollten am besten entrindet werden.

Auf die große Gemeinschaft der rund 700000 Waldbesitzer in Bayern machte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aufmerksam. Viele davon seien gleichzeitig auch Landwirte, gab sie zu bedenken. Der Wald habe deshalb große Bedeutung in Bayern. Auch die Politik habe dies längst erkannt. Beispielsweise seien jetzt wieder neue Försterstellen geschaffen worden. Am Rande ihres Grußwortes sagte Brendel-Fischer auch zu, keinen dritten Nationalparkt in Bayern zu schaffen, sondern stattdessen die Naturparke zu stärken.

Die Natur braucht den Menschen nicht, an diese Tatsache erinnerte Betzensteins 2. Bürgermeister Peter Marschall. Der Wald existiere bereits seit knapp 300 Millionen Jahren und damit länger als der Mensch auf der der Erde. Der Bürgermeister mahnte auch den Flächenverbrauch an und rief zu größerer Sensibilität damit auf. Wald sei Erholungsraum, Wirtschaftsfaktor und Energielieferant zugleich, das alles funktioniere aber nur dann, wenn der Wald nicht nur gepflegt, sondern auch bewirtschaftet werde.

Zum Wald-Holz-Energietag gehörten unter anderem spektakuläre Häckselvorführungen, Infostände von Heizungsbauern, Imkern und von der Jägervereinigung Pegnitz. Der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz informierte über die Bekämpfung des Maiszünslers mit Hilfe von Drohnen und die Bayerischen Staatsforsten zeigten auf, wie wichtig der Wegebau im Wald ist.

 

Bilder:
1.
 Spektakuläre Häckselvorführungen zogen beim Wald-Holz-Energietag der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz alle Blicke auf sich.
2.
Prominente Besucher konnten (von links) der FBG-Vorsitzende Werner Lautner, sein Stellvertreter Bernd Kiefhaber und Monika Reichel (4. von links) von der FBG mit der Bayerischen Waldkönigin Johanna Gierl, Forstoberrat Udo Wenzel, der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und dem 2. Bürgermeister von Betzenstein Peter Marschall begrüßen.
3. Überall gab es auf dem weitläufigen Gelände der Firma Holzbau Hümmer in Weidensees etwa zu sehen.
4. Über die Notwendigkeit des Waldwegebaus informierten die Bayerischen Staatsforsten.

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07.09.2018

Hölzerne Eule als Blickfang / Staatsforsten und Maschinenring: Kunstwerk als äußeres Zeichen der engen Zusammenarbeit

Bayreuth/Pegnitz. Als äußeres Zeichen der langjährigen guten Zusammenarbeit haben die Bayerischen Staatsforsten dem Maschinenring Bayreuth-Pegnitz eine rund 1,50 Meter große, mit der Motorsäge geschnitzte Eule überreicht. Das Kunstwerk stammt von Alfred Popp (44), Mitarbeiter der Staatsforsten, aus Hummeltal, der die hölzerne Eule eigens für den Maschinenring angefertigt und sogar das entsprechende Logo eingearbeitet hatte.

Popp schnitzt bereits seit 20 Jahren derartige Skulpturen, die von den Bayerischen Staatsforsten auch gerne als Blickfang an exponierten Stellen im Wald platziert werden. „Für uns ist das auch ein kleiner Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Gerhard Steininger, Leiter der Servicestelle des Forstbetriebs Pegnitz. Die Zusammenarbeit zwischen Maschinenring und Staatsforsten reicht von den verschiedensten Dienstleistungen über die Maschinenring Oberfranken-Mitte GmbH bis zur Verwertung von Holzhackschnitzeln oder der Anlage von Blühflächen. „Wenn die Staatsforsten einen zuverlässigen Dienstleister brauchen sind wir stets zur Stelle“, so Maschinenring-Geschäftsführer Johannes Scherm Das Kunstwerk empfängt künftig alle Besucher der Maschinenring-Geschäftsstelle in der Adolf-Wächter-Straße 1a.

Bild: Eine hölzerne Eule für den Maschinenring (von links): Geschäftsführer Bernd Müller vom Maschinenring Oberfranken-Mitte, Vorsitzender Reinhard Sendelbeck aus Creußen, Künstler Alfred Popp aus Hummeltal, Gerhard Steininger, Leiter der Servicestelle des Forstbetriebs Pegnitz, und Geschäftsführer Johannes Scherm vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz.

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31.08.2018

Dramatische Dürre und mehr Förderung für die Dörfer / Ministerin Kaniber diskutierte mit Landwirten über aktuelle Themen

Bayreuth. Die Dürre des zurückliegenden Sommers, der Wolf in Oberfranken und Leerstände in den Dörfern waren unter anderem Themen eines Kontaktgesprächs mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, zu der die örtliche Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer Vertreter eingeladen hatte. Die Ministerin appellierte dabei insbesondere an die Verbraucher, Lebensmittel aus regionaler Erzeugung mehr wert zu schätzen. Es könne nicht sein, dass ein Liter Mineralwasser mehr kostet als ein Liter Milch. Ebenso wenig sei es zu akzeptieren, wenn auf der Terrasse ein sündhaft teurer Grill steht, aber letztlich nur Billigstfleisch darauf kommt.

Hans Engelbrecht aus Lankendorf sprach von der Trockenheit als dem zentralen Thema. Seinen Worten zufolge sei die Situation sogar noch dramatischer als beim letzten Hitzesommer 2003, weil es diesmal in weiten Teilen Frankens nicht einmal im August Regen gegeben habe. „Keiner weiß, wie es weitergeht, ich befürchte das Schlimmste“, sagte Engelbrecht. Die Futterbeihife sei nur bedingt hilfreich, da es auf dem Markt kein Futter mehr gibt und Importe aus dem Nachbarland Tschechien aufgrund der Afrikanischen Schweinepest nicht möglich sind. Um die Viehbestände aktuell reduzieren zu können, schlug Engelbrecht Exportbeihilfen vor.

Die Dürre sei aber auch in den Wäldern dramatisch, sagte Forstbetriebsleiter Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten. Eine Folge davon sei, dass sich der Borkenkäfer derzeit rasend schnell ausbreitet. Um den Rohstoff Holz zu konservieren seien dringend Nasslager notwendig, die aufgrund der notwendigen Genehmigungen allerdings schwierig auf den Weg zu bringen seien. Bei Nasslagern handelt es sich um Aufbewahrungsorte für eingeschlagenes Holz, bei dem die Baumstämme künstlich beregnet werden.

Große Sorge bereits aber auch die zunehmende Gegenwart des Wolfes, auch in Oberfranken. Er habe bereits fünf Kälber und ein Rind durch den Wolf verloren, sagte Norbert Böhmer, Mutterkuhhalter aus Plankenfels im Landkreis Bayreuth. Bisherige Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunde oder die Errichtung von Zäunen seien nicht nur aufwändig und teuer, sondern auch nutzlos. Deshalb müsse die Politik entscheiden, ob sie in Bayern weiterhin Weidetierhaltung möchte oder lieber die Ansiedlung des Wolfes. Ministerin Kaniber räumte ein, dass die Risse täglich mehr werden. Deshalb könne der Wolf künftig schon beim ersten Zugriff „entnommen“ werden, wenn er die Scheu verliert und sich dem Menschen nähert. Kaniber kritisierte dabei auch, dass der Tierschutzgedanke stets auf Seiten des Wolfes sei.

Nach den Worten der Landwirtschaftsministerin werde der ländliche Raum der Gewinner der Zukunft sein. Schon jetzt platzten die Städte in den Metropolregionen aus allen Nähten. Der Druck auf das Land werde enorm sein, wenn die Menschen Wohnraum suchen, sagte Kaniber. Das neue Förderprogramm „Innen statt außen“ der Bayerischen Staatsregierung soll deshalb die Dörfer fit für die Zukunft machen, indem insbesondere leerstehende Gebäude und Brachen wieder nutzbar gemacht und dadurch Flächen gespart werden. Die zentrale Rolle zum Leben auf dem Land werde allerdings die Landwirtschaft einnehmen, zeigte sich die Ministerin überzeugt. Landwirtschaft stehe für Infrastruktur, Tradition und Kultur, so Kaniber.

Bilder:
1.
 Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (rechts) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth.
2.
 Die stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz, Bayreuths Altoberbürgermeister Michael Hohl, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Bezirksrat Stefan Specht (von links).
3. Landwir
tschaftsministerin Michaela Kaniber und Mitglieder der oberfränkischen Jungbauernschaft.

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31.08.2018

Tierschutz heißt Teiche schützen / Ministerin Kaniber eröffnete Karpfensaison – Überdurchschnittliche Ernte erwartet

Bad Alexandersbad, Lks. Wunsiedel. Trotz Trockenheit, hoher Temperaturen und stellenweise sogar Wasserknappheit erwarten die Teichwirte eine hervorragende Karpfenernte. „Die Karpfen werden fleisch- und eiweißreich sein und die Erntemenge wohl über dem guten Niveau des Vorjahres liegen“, sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei der Eröffnung der Karpfensaison am Rogler-Weiher in Bad Alexandersbad.

Bewirtschaftet wird der Teich von Markus Fuchs, einem gelernten Bankkaufmann, der die Teichwirtschaft mittlerweile im Haupterwerb betreibt. Er hat eine eigene Räucherei aufgebaut, führt einen Fischladen, bietet Catering und Partyservice und ist mit einem Grill- und Verkaufswagen mobil. Fuchs sichere damit als einer von bayernweit gerade einmal 50 der insgesamt rund 8500 Karpfenteichbetriebe seinen Lebensunterhalt ausschließlich über die Fischerei, sagte die Ministerin. Das verdiene Respekt und Anerkennung, so Kaniber.

Mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 2,5 Hektar besitze Bayern zwar ausgesprochen kleine Strukturen, sei aber trotzdem bei der Karpfenerzeugung bundesweit führend. Nach den Worten der Landwirtschaftsministerin gibt es im Freistaat etwa 20000 Hektar Teichfläche verteilt auf rund 30000 Einzelteiche. Mit etwa 6000 Tonnen im Schnitt pro Jahr erzeugten die bayerischen Teichwirte rund 55 Prozent der deutschen Produktion.

Michaela Kaniber sprach aber auch die Herausforderungen für die Teichwirtschaft an: „Kormoran und Fischotter machen ihnen die Ernte streitig“, sagte sie. Zur Entspannung beitragen soll das bayerische Kormoranmanagement, das bundesweit die besten Möglichkeiten zur Regulierung des fischfressenden Vogels biete. „Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung bis Juli 2027 zu verlängern und auch deutlich im Sinne unserer Teichwirte auszubauen“, sagte die Ministerin. Durch die nun zehn- statt bisher fünfjährige Geltungsdauer sei die Rechtssicherheit deutlich erhöht worden.

Auch den Schäden durch den Fischotter begegne Bayern mit einem eigenen Managementplan. Dazu gehörten der Einsatz von drei Otterberatern, die Möglichkeit, Zäune bis zu 50 Prozent über den europäischen Meeres- und Fischereifonds zu fördern, sowie eine seit 2016 großzügige Entschädigungsregelung. Vor dem Hintergrund der dramatisch gestiegenen und existenzbedrohenden Schäden von zuletzt weit über einer Million Euro in 2017 habe der Landtag beschlossen, die Entnahme des Otters dort, wo keine Abwehrmaßnahmen möglich sind, in den Managementplan mitaufzunehmen. „Tierschutz bedeutet auch, wenn wir unsere Teiche schützen“, so Kaniber.

Wie dramatisch die Situation wirklich ist, verdeutlichte der Wunsiedler Landrat Karl Döhler. Im Nachbarlandkreis hätten bereits 55 Teichwirte aufgegeben und auch im Wunsiedler Landkreis kenne er Teichwirte, die sagen: „Wir setzen nichts mehr ein, es macht einfach keinen Sinn mehr“. Lösungen seien deshalb dringend notwendig. Angesichts der Wasserknappheit des Sommers machte sich Bezirkstagspräsident Günther Denzler für den Bau neuer Teiche stark. Teiche seien hervorragende Wasserrückhaltebecken in der Fläche, sie seien wichtig für die Grundwasserneubildung und bedeutende Rückzugsgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Er könne es deshalb nicht nachvollziehen, wenn Teichbauprojekten keine Genehmigung erteilt werde.

Die Teichwirtschaft sei im Fichtelgebirge fest verankert, sagte der Bürgermeister von Bad Alexandersbad Peter Berek. Selbst innerhalb der Ortsgrenzen gebe es noch einen Dorfweiher mit Fischrechten und auch im örtlichen Naturbad gebe es Graskarpfen. „Teichwirtschaft und ein Heilbad, das passt bei uns sehr wohl zusammen“, so Bürgermeister Berek.

Nach den Worten von Dr. Peter Thoma, dem Vorsitzenden der fast 1000 Mitglieder zählenden Teichgenossenschaft Oberfranken ist der heimische Karpfen ein reines Naturprodukt, das seit Jahrhunderten unverändert erzeugt wird. Bei den Teichwirten handle es sich ausschließlich um Familienbetriebe, die meist seit Generationen die Teichwirtschaft extensiv betreiben. „Hier verbinden sich Tradition, naturnahe Erzeugung und Landschaftspflege auf ideale Weise“, so Thoma.

Bilder:
1.
 Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat Markus Fuchs den Rogler-Teich bei Bad Alexandersbad abgefischt.
2.
 Freuen sich über eine gute Karpfenernte (von links): der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma, die Landtagsabgeordneten Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Landtagsvizepräsidentin Inge Aures, der Bürgermeister von Bad Alexandersbad Peter Berek und Bezirkstagspräsident Günther Denzler.
3. Das sind
die ersten Karpfen aus der Ernte von Teichwirt Markus Fuchs.

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26.07.2018

Umweltschutz und Landwirtschaft Hand in Hand / Positives Zwischenfazit für ersten großflächigen Anbauversuch mit der Becherpflanze Silphie

Fernreuth. Die Familie Murrmann aus Fernreuth bei Hollfeld ist bekannt dafür, dass sie innovativen Ideen aufgeschlossen gegenübersteht und deren Umsetzung auch tatkräftig angeht. Drei Generationen leben und arbeiten auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. Schon 1996 hatte die Familie eine Windkraftanlage errichtet und damit als eine der ersten in Oberfranken dieses Potenzial erkannt. Dann setzten die Murrmanns mit einer Biogasanlage ihr Engagement in Sachen Energiewende fort. Jetzt hatten sich Inge und Stefan Murrmann an dem Demonstrationsprojekt Becherpflanze „Silphie“ beteiligt und auf zwei Flächen insgesamt knapp viereinhalb Hektar davon angebaut. Zu einer Zwischenbilanz kamen vor wenigen Tagen gleich zwei Minister auf den Betrieb: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Umweltminister Marcel Huber.

Im Grunde geht es darum, die Silphie als Ersatzpflanze für den Energiemais einzusetzen. Davon profitieren der Gewässerschutz, die Insektenvielfalt und vor allem auch die Landwirtschaft, so lautete ein Ergebnis des Anbauversuchs, an dem neben den Landwirten unter anderem auch die Universität Bayreuth mit ihrem Ökologisch-Botanischen Garten, das Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung sowie das Technologie- und Förderzentrum für nachwachsende Rohstoffe in Straubing beteiligt waren. Koordinierend war die Regierung von Oberfranken tätig. „Der Becherpflanze wird viel Potenzial als Energiepflanze beim Ersatz von Mais bescheinigt“, zog Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz ein positives Zwischenfazit.

Als mehrjährige Pflanze könne die durchwachsene Silphie Nährstoffe im Ackerboden gut zurückhalten. Zudem hielten die Wurzeln der Becherpflanze den Boden ganzjährig fest und schützten den Boden so vor Erosion. „Damit ist die Becherpflanze Silphie eine innovative und gleichzeitig naturverträgliche Alternative zu herkömmlichen Energiepflanzen“, heißt es in einem Zwischenbericht.

Eine Politikerin, die sich seit Jahren für den Anbau der Becherpflanze stark macht, ist die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU). „Ich habe immer an den Durchbruch der Silphie geglaubt“, sagte die Abgeordnete. Die Anschubförderung bringe die Becherpflanze jetzt auf den Weg.

Zum Demonstrationsprojekt gehören über 100 Hektar, fast 50 Landwirte aus den Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Forchheim und Kulmbach sind daran beteiligt. Finanziert wurde das Projekt mit jeweils gut 300000 Euro vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium und vom Bayerischen Umweltministerium.

Ministerin Michaela Kaniber sprach von einem echten Zukunftsprojekt. Noch zu Beginn der sechziger Jahre sei der Mais aufgrund des aufwändigen Anbaus und der bescheidenen Erntetechnik eine Nischenkultur gewesen. Erst nach jahrzehntelanger Forschung sei dann der Durchbruch auf der Fläche gelungen. Vielleicht wird es der Becherpflanze Silphie genauso gehen, hoffte die Ministerin. „Umweltschutz und Landwirtschaft gehen hier Hand in Hand“, so Kaniber, die auch von einem großen Miteinander sprach und hoffte, dass dieses Projekt bald bayernweit umgesetzt werde. Vielleicht ist es wirklich die Wunderpflanze, nach der wir suchen“, sagte Umweltminister Huber. Schließlich sei die „sympathische Tiefwurzlerin aus Nordamerika“ ohne natürliche Feinde, boden-, grundwasser- und insektenfreundlich.

Bild (oben):
Sie freuen sich über das positive Zwischenfazit beim Anbauversuch mit der durchwachsenen Becherpflanze Silphie in Fernreuth bei Hollfeld (von links): Regierungspräsidentin Heidrun Piewernetz, die Landtagsabgeordneten Martin Schöffel und Gudrun Brendel-Fischer, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die Landwirte Stefan und Inge Murrmann, Umweltminister Marcel Huber und der Landtagsabgeordnete Klaus Adelt.

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30.06.2018

Tomaten, Gurken und Paprika soweit das Auge reicht / Scherzer & Boss Fruchtgemüse GmbH eröffneten neue Gemüsefarm im Kulmbacher Land

Feulersdorf. Nach gut einem Jahr Bauzeit haben die beiden Landwirte Fritz Boss und Stefan Scherzer aus dem Nürnberger Knoblauchsland im oberfränkischen Feulersdorf bei Wonsees eine der modernsten Gemüsefarmen Deutschlands eröffnet. Auf aktuell über neun Hektar Fläche wachsen unter Glas Tomaten, Gurken und Paprika.

Pro Woche werden nach den Worten des zuständigen Techniker Patrick Weggel an die 150 Tonnen Gemüse geerntet. Zwei bis drei große Lkw verlassen das Betriebsgelände täglich. Und das ist noch nicht alles: Bei der offiziellen Einweihung gaben die Verantwortlichen bekannt, dass für das kommende Jahr eine Verdopplung der Kapazität geplant ist. Bislang seien in die Feulersdorfer Gemüsefarm rund 20 Millionen Euro investiert worden.

Wo früher Felder und Grünland waren, sind jetzt unweit der Bundesautobahn A70 riesige Gewächshäuser, 7,50 Meter hoch, entstanden. Insgesamt ist das Areal 25 Hektar groß, einen wesentlichen Teil davon nimmt die Technik mit drei Blockheizkraftwerken und zwei Regenrückhaltebecken ein, dazu kommen Lager- und Verpackungshallen sowie Wohneinheiten für rund 50 Saisonarbeitskräfte.

Die Vermarktung erfolgt Patrick Weggel zufolge zu jeweils 40 Prozent über den Großmarkt und über den Lebensmitteleinzelhandel direkt. Die restlichen 20 Prozent finden über die Erzeugergemeinschaft Knoblauchsland den Weg zum Verbraucher. Produziert wird in einem computergesteuerten geschlossenen System, das heißt nicht verbrauchte Nährstoffe und Wassergaben werden nach der Aufbereitung wieder den Pflanzen im Kreislauf zugeführt. „Somit finden die Pflanzen optimale Kulturbedingungen vor“, so Fritz Boss.

Rund 20 der 80 Beschäftigten kommen aus der Region, so wie Patrick Weggel, gelernter Mechatroniker aus dem nahen Sanspareil. Nach den Worten von Fritz Boss sind aktuell rund 60 Erntehelfer im Einsatz. Sie kommen meist aus Rumänien.

Ursprünglich wollten Fritz Boss und Stefan Scherzer zunächst im Landkreis Fürth. Dann im nahen Weismain im Landkreis Lichtenfels ihre Megagewächshäuser verwirklichen, beide Male hatten Bürgerinitiativen das Projekt verhindert. In Feulersdorf wurden die Gemüsebauern dagegen mit offenen Armen empfangen. Hier hatten sie auch eine Produktions-GmbH gegründet, so dass der Markt Wonsees mit Gewerbesteuereinnahmen rechnen kann.

Bilder:
1.
 In den riesigen Gewächshäusern nahe der A70 werden vor allem Tomaten angebaut.
2.
 Glas, soweit das Auge reicht: im Landkreis Kulmbach konnten die Gemüsebauern aus dem Knoblauchsland ihr gigantisches Projekt verwirklichen.
3. Fritz Boss (rechts) und Stefan Scherzer bei der Einweihung der Gemüsefarm in Feulersdorf.

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29.06.2018

Auch Oberfranken hat eine Enklave / Mit den Limbacher Weihern trägt der 20. Teich im Regierungsbezirk das seltene Prädikat Kulturgut

Pommersfelden. Sie gehören zu Oberfranken und liegen doch in Mittelfranken: die Limbacher Weiher. Umgeben vom Landkreis Erlangen-Höchstadt bildet die Teichkette die einzige oberfränkische Enklave. Die Teichgenossenschaft Oberfranken hat jetzt das Augenmerk auf diese historische Besonderheit gerichtet. Der Zusammenschluss von Teichwirten aus der Region zeichnete die Jahrhunderte alten Gewässer offiziell als Kulturgut aus.

Seit 20 Jahren wird die Auszeichnung Kulturgut Teich verliehen. Verbunden mit der Aufstellung einer Informationstafel und der Übergabe einer Urkunde an Bewirtschafter und Eigentümer gehe es vor allem darum, die große Bedeutung und die lange Historie der Fischwirtschaft herauszustellen, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft, Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel bei der kleinen Feierstunde am Ufer der Weiher.

Die Geschichte der Teichkette reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Seitdem sind die Weiher im Familienbesitz, so der Eigentümer Johannes Weiß. Weil die Flächen drum herum zu den Besitzungen der Grafen von Schönborg gehörten, habe auch die Gebietsreform von 1972 nichts daran ausrichten können, dass die Teiche zur Gemeinde Pommerfelden im Landkreis Bamberg und damit zu Oberfranken gehören. Johannes Weiß produziert in den klassischen Waldteichen Karpfen, Schleien und Zander.

Oberfranken könne auf eine lange Historie der Teichwirtschaft zurückblicken, das soll mit der Auszeichnung deutlich gemacht werden, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Fische gehörten untrennbar zur Genussregion Oberfranken, so der Bamberger Landrat Hans Kalb. Von einer vorbildlich betriebenen Fischzucht sprach der Bürgermeister von Pommersfelden Hans Beck und Oberfrankens Bauernverbandspräsident Hermann Greif nannte die Teiche ein ganz besonders erhaltens- und schützenswerten Kleinod.

Neben der prägenden Bedeutung für die Landschaft, der Bewirtschaftung und der belegten Historie müsse ein als Kulturgut ausgezeichneter Teich auch eine besondere ökologische Bedeutung haben, so Vorsitzender Thoma. Das alles sei bei den Limbacher Weihern erfüllt. Damit seien sie nicht nur Landschaftsbestandteile, sondern auch wertvolle Kulturgüter. Das sah auch die Jury so, zu der unter anderem die Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken gehört.

Bilder:
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 Sie enthüllten die Informationstafel an den Limbacher Weihern (von rechts): Bürgermeister Hans Beck, Landrat Hans Kalb, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, TEGOF-Vorsitzender Dr. Peter Thoma und Eigentümer Johannes Weiß (verdeckt).
2.
 Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif (links) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Dr. Peter Thoma würdigten die Teichkette als besonders schützenswertes Kleinod.
3. Auf den ersten Blick nichts Besonderes: die Limbacher Weiher sind nicht nur Oberfrankens einzige Enklave, sie erhielten jetzt auch noch das Prädikat Kulturgut Teich.

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29.06.2018

Mehr Umsatz trotz gesunkener Vermarktung / Fleischvermarkter warnen vor Verlagerung der Produktion ins Ausland – NVG legt erfolgreiche Bilanz 2017 vor

Himmelkron. Nach einer relativ starken Erhöhung der vermarktete Stückzahl von Nutz- und Schlachttieren im Jahr 2016 musste die Nordbayerischen Vermarktungsgesellschaft (NVG) Bovex GmbH 2017 einen leichten Rückgang hinnehmen. Das hat der neue NVG-Geschäftsführer Sebastian Hill bei der Vertreterversammlung der Viehvermarktungsgenossenschaft (VVG) Nordbayern in Himmelkron bekannt gegeben. Die NVG Bovex ist ein Tochterunternehmen der VVG. Beide haben ihren Sitz in Kitzingen, Geschäftsstellen gibt es in Wolpertshausen, Fensterbach und am Schlachthof in Bayreuth.

Der Geschäftsführer bezifferte die Vermarktungsleistung im zurückliegenden Jahr auf rund 466000 Tiere, was einen Rückgang um etwa 10000 Tiere oder gut zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. „Damit sind wir aber noch trotzdem immer sehr erfolgreich“, so Hill, zumal der Umsatz durch die höheren Preise um 6,5 Prozent auf über 119 Millionen Euro angestiegen war.

Eine weiterhin positive Entwicklung konnte der Geschäftsführer auch für die Monate Januar bis Mai des laufenden Jahres vermelden. Während die Schlachtzahlen beim Großvieh relativ konstant geblieben seien, gebe es bei Schweinen einen deutlichen Rückgang. Keine große Rolle spielen bei den Vermarktungszahlen Lämmer, wobei auch hier ein Rückgang festzustellen ist.

Seit Jahren sei ein zurückgehender Schweinemarkt zu beobachten, sagte Josef Ebert von der NVG. Er führte den Rückgang auf das gesunkene Image von Schweinefleisch zurück, was allerdings durch Exporte nach China und Ostasien einigermaßen aufgefangen werden konnte. Ein gutes Image habe dagegen der nach wie vor stabile Rindermarkt. Alleine die vielen Grillartikel in den Supermärkten zeigten, dass „High Quality“ nach wie vor gut läuft.

Vor dem Hintergrund der Tierwohl-Diskussion warnte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif davor, dass die Produktion mehr und mehr ins Ausland verdrängt werde, wo die Kontrollen längst nicht so streng sind, wie in Deutschland. Greif kritisierte dabei vor allem den Lebensmitteleinzelhandel, der teilweise sogar über die Vorgaben des Gesetzgebers noch hinausgeht.

Aber auch die Politik sollte wieder mehr Fachlichkeit walten lassen, anstatt Entscheidungen nach Schlagzeilen zu treffen, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Johann Mayer, BBV-Kreisobmann im Landkreis Regensburg. Er begrüßte die jüngsten Aussagen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die angekündigt hatte, NGOs (Nichtregierungsorganisationen) die Grenzen aufzuzeigen. Sie meinte damit Tierschutzorganisationen, die in der Vergangenheit immer wieder in Ställe eingebrochen waren, um vermeintliche Missstände zu dokumentieren.

Was Schweine- und Ferkelerzeuger genauso wie Vermarkter derzeit umtreibt ist die Afrikanische Schweinepest. „Wir sind auf den Krisenfall vorbereitet“, sagte Geschäftsführer Hill. Für sämtliche Lkw seien mobile Reinigungsanlagen angeschafft, jedes Fahrzeug halte Desinfektionsmittel vor, alle Fahrer seien grundlegend geschult worden. „Wir sind für den Fall der Fälle gut aufgestellt“, so Hill.

Bei den turnusmäßigen Ergänzungswahlen wurde Michael Stock aus Werneck-Schnackenwerth neu in den Vorstand gewählt. Er folgt auf Gerhard Endres aus Karlstadt-Rohrbach, der aufgrund des Erreichens der Altersgrenze nicht mehr gewählt werden konnte. Neu im Aufsichtsrat ist Roland Metz aus Burkardroth-Waldfenster, im Aufsichtsrat bestätigt wurden Johann Niebler aus Ursensollen-Stockau, Christian Seitz aus Großostheim und Hans Zintl aus Wiesau-Schönhaid.

In die 2006 gegründete NVG Bovex GmbH hat die VVG Nordbayern ihr operatives Geschäft ausgelagert. Das genossenschaftlich orientierte Unternehmen zur Vermarktung von Nutz- und Schlachttieren ist ein Tochterunternehmen der VVG und der Viehzentrale Südwest GmbH, die beide an der NVG mit jeweils 50 Prozent beteiligt sind. Die VVG Nordbayern hat ihren Sitz in Kitzingen, die Viehzentrale Südwest in Stuttgart. Damit ist die NVG als bäuerlicher Vermarkter im Auftrag der VVG Nordbayern e.G. und der Viehzentrale Südwest tätig, Vermarktungsgebiet ist im Wesentlichen Unter, Mittel- und Oberfranken sowie die Oberpfalz.

Bild: Der stellvertretende VVG-Vorstandsvorsitzende Johann Mayer, BBV-Kreisobmann von Regensburg verabschiedete das ausgeschiedene Vorstandsmitglied Gerhard Endres (von links). Mit im Bild: Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stock und NVG-Geschäftsführer Sebastian Hill (von rechts).

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22.06.2018

Mit Insekten gegen Insekten / Landwirte setzen auf biologische Schädlingsbekämpfung

Bayreuth. Noch ist es nur ein Anfang, doch für das kommende Jahr erwarten Johannes Scherm vom Maschinenring Bayreuth-Pegnitz und Reinhard Ostermeier vom Amt für Landwirtschaft einen deutlichen Anstieg: Auf rund 120 Hektar Fläche wird der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis), einer der wirtschaftlich relevantesten Schädlinge in Maisbeständen, im Raum Bayreuth nicht mehr chemisch, sondern biologisch bekämpft. Möglich machen dies Schlupfwespen. Sie fressen die Larven des Maiszünslers einfach auf. „Wir sind damit voll auf die biologische Schiene abgefahren“, sagt Johannes Scherm, dem es auch darum geht, das Image der Landwirtschaft mit der alternativen Schädlingsbekämpfungsmethode zu verbessern.

Aktuell ist die biologische Schädlingsbekämpfung vor allem deswegen geworden, weil der Maiszünsler in hiesigen Breiten enorm zugenommen hat. Ursache dafür, da sind sich Fachleute einig, ist die Klimaerwärmung. „Im mittleren und östlichen Oberfranken waren die Schäden im zurückliegenden Jahr ganz massiv“, sagt Reinhard Ostermeier. Schuld daran waren der relativ kühle Winter, in dem die Larve im Maisstoppeln überwintert, und die trockene warme Witterung während des Falterfluges, wenn die Eiablage stattfindet. Regnet es nicht, werden die Eigelege auch nicht zerstört und der Maiszünsler kann sich ungehindert ausbreiten.

Hat sich der Maiszünsler, ein drei bis vier Zentimeter langer Falter, erst einmal im Bestand breit gemacht, knicken die Blätter, brechen ganze Pflanzen oder fallen die Kolben ab. Die Ernte ist dahin. Um das zu verhindern, sei es am wirksamsten die Stoppeln nach der Ernte zu zerkleinern und im Boden verrotten lassen. „Dort kann der Falter nicht schlüpfen“, so Reinhard Ostermeier. Das sei die gängige Maßnahme, die den Landwirten auch empfohlen wird. Ist es dafür zu spät, dann gibt es zwei Möglichkeiten: die chemische Keule oder eine biologische Bekämpfung.

Die biologische Bekämpfung sieht die Ausbringung der Schlupfwespe „Richogramma brassicae“ auf befallene Bestände vor. Das Insekt ist ein natürlicher Feind des Maiszünslers. Bei rechtzeitiger Ausbringung werden die Eier parasitiert und so effizient bekämpft. Konkret werden im 14-tägigen Abstand zwei Mal jeweils um die 100000 Wespen pro Hektar verteilt. Dazu muss der Landwirt exakt die Hauptflugzeit erwischen, die durch Lichtfallen ermittelt wird.

Erhältlich sind die Wespen bei einem Unternehmen, das sich auf die biologische Schädlingsbekämpfung spezialisiert hat und die Wespen züchtet. Jeweils 1000 Wespen sind als Larven in Kugeln aus Maisstärke. „Das System gibt es schon seit 20 Jahren“, so Ostermeier. Früher seien die Behälter mit den Larven allerdings direkt an den Maispflanzen angebracht worden, heute könne die Verteilung punktgenau per Drohne erfolgen.

Genau da kommt auch der Maschinenring Bayreuth-Pegnitz ins Spiel, der seinen Mitgliedern die Wespenkugeln und die Drohnenausbringung durch einen externen Unternehmer kostengünstig anbieten kann. Gemeinsam mit dem benachbarten Maschinenring Fränkische Schweiz sei eine entsprechende Aktion gestartet worden, sagt Geschäftsführer Johannes Scherm. Mit Kosten von rund 67 Euro pro Hektar für Wespen und Ausbringung sei die biologische Variante nur unwesentlich teurer als die chemische. Der Wirkungsgrad sei nahezu der gleiche.

Die biologische Maiszünslerbekämpfung wird wohl schon bald zur Standardvariante werden, so Johannes Scherm. Fachleute haben auch längst bestätigt, dass durch die Wespen das biologische Gefüge nicht in Ungleichgewicht gerät, vor allem deshalb, da die Schlupfwespe vor Ort bleibt und nicht großartig umherfliegt. Scherm: „Warum sollten wir es also chemisch machen, wenn es auch biologisch geht.“

Bild: Per Drohne werden die Schlupfwespen über befallene Maisbestände ausgebracht.

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17.06.2018

Mit historischen Schleppern durch Schirradorf/ Landtechnik Nicklas lockte viele hundert Besucher zum Tag der Landwirtschaft - Modenschau in der Maschinenhalle

Schirradorf. Es muss nicht immer John Deere oder Fendt sein. Eicher zum Beispiel war der Markenname der bis in die 1990er existierenden Eicher-Traktorenfabrik in Forstern in Oberbayern. Oder Normag: Das steht für Nordhauser Maschinenbau. Das Unternehmen aus dem Harz hatte bereits 1957 seine Produktion eingestellt. Es gibt sie aber noch, die teilweise Jahrzehnte alten Bulldogs und sie funktionieren auch noch, so wie der Lanz, Baujahr 1958 von Raimund Schramm von den Traktorfreunden Dankenfeld im unterfränkischen Landkreis Hassberge oder der McCormick International D430 von Andrea Popp von den Traktorfreunden Altenplos.

Zum Familiensonntag der Landwirtschaft auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas in Schirradorf hatten sie alle wieder ihre Fahrzeuge auf Hochglanz gebracht. Eicher, Normag, aber auch McCormick oder Kramer, alles Namen von Hersteller, die bei Traktorfreunden wie Musik in den Ohren klingen. Manche Hersteller gibt es noch, viele sind schon lange Geschichte. Doch auch der Laie ist fasziniert, dass sie noch immer funktionieren.

Ältestes aller teilnehmenden Fahrzeuge war ein Normag aus dem Jahr 1951 mit 17 PS von Manfred Kolb aus Schirradorf. Ganz aus der Reihe fiel der Unimog, Baujahr 1964 mit 32 PS von Karl Heinz Popp, ebenfalls von den Traktorfreunden Altenplos. Sie alle schafften nicht nur den gut zwei Kilometer langen Rundkurs durch das Dorf mit seiner über 20-prozentigen Steigung, sondern auch die Hin- und Rückfahrt von den Heimatorten ohne Ausfall. Manche Teilnehmer waren schon früh um acht Uhr losgefahren, um rechtzeitig beim Oldtimertreffen zu sein.

Überhaupt war die Oldtimerrundfahrt durch Schirradorf mit dem Nicklas-Firmengelände als Start und Ziel der Höhepunkt des Familiensonntags. 23 Teilnehmer wurden diesmal verzeichnet, damit allerdings auch ein paar weniger als im Vorjahr. Manch Oldtimerfreund hatte offensichtlich befürchtet, nicht mehr rechtzeitig zum WM-Spiel zu Hause zu sein. Höchstgeschwindigkeiten sind mit den betagten Fahrzeugen schließlich nicht mehr machbar. Dafür war der Zuspruch bei den Besuchern ungebrochen. „Wir sind überwältigt vom Besuch“, sagte Friedbert Weiß vom mitveranstaltenden John-Deere-Fanclub.

Zweiter großer Programmpunkt war wie auch in den Vorjahren eine Modenschau. Dort, in der großen Halle von Edwin Nicklas, wo sonst die schweren Schlepper und Mähdrescher stehen, hatte Gabis Modestübchen aus Wirsberg alles aufgeboten, was derzeit angesagt ist. Präsentiert von Amateurmodels und moderiert von Kreisbäuerin Beate Opel gab es trendige Mode in allen Größen für jeden Typ und jeden Anlass.

Eingebettet war die Modenschau in ein buntes Programm, das trotz vieler Konkurrenzveranstaltungen in der Region wieder viele hundert Besucher auf das Betriebsgelände der Firma Nicklas gelockt hatte. Da gab es Backwaren und Bauernhofeis sowie moderne Landtechnik zum Anfassen. Begonnen hatte der Tag der Landwirtschaft mit einem Gottesdienst in der Maschinenhalle, gestaltet vom evangelischen Pfarrer Daniel Städteler aus Wonsees zusammen mit dem Kulmbacher Landfrauenchor und dem Wonseeser Posaunenchor.

Bilder:
1. Viele Besucher des Tages der Landwirtschaft in Schirradorf staunten nicht schlecht über die vielen historischen Oldtimer, die auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas ausgestellt waren.
2. Links 30 PS, rechts 300 PS: in Schirradorf war eindrucksvoll zu erleben, wie sich die Technik in der Landwirtschaft weiterentwickelt hat.
3. Höhepunkt des Oldtimertreffens war die Rundfahrt durch Schirradorf.
4. Ganz aus der Reihe fiel der Unimog, Baujahr 1964 mit 32 PS von Karl Heinz Popp, von den Traktorfreunden Altenplos.
5. Friedbert Weiß (links) vom John-Deere-Fanclub hieß die Teilnehmer der Rundfahrt auf dem Betriebsgelände von Landtechnik Nicklas willkommen.

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17.06.2018

„Hot Spot der nachhaltigen Forstwirtschaft“ / Frankenwaldtag lockte um die 10000 Besucher nach Schwarzenbach am Wald

Schwarzenbach am Wald. „Wir wollen die Forstwirtschaft weiter voranbringen“, sagt Ralf Kremer. Der Unternehmer aus Steinbach bei Geroldsgrün gehörte zum Organisationsteam der Frankenwaldtages 2018, der verbunden mit einem regionalen Waldbesitzertag wieder um die 10000 Besucher nach Schwarzenbach lockte.

„Die Gesellschaft soll für die Themen Wald und Forst sensibilisiert werden“, so Kremer, der auch Initiator des Holzforums Schwarzenbach ist. Das Gremium bündelt eine hochkarätige Expertenrunde aus den Bereichen Forst und Holz sowie verschiedener Behörden, Regional- und Wirtschaftsverbände, und ist einer der Mitveranstalter des Frankenwaldtages.

Wo, wenn nicht in Schwarzenbach am Wald sollte dieser Tag stattfinden, sagte Bürgermeister Dieter Frank bei der Eröffnung. „Wir machen unseren Namen damit alle Ehre“. Als „großes und wichtiges Kulturgut“ bezeichnete Bundestagsvizepräsident Hans Peter Friedrich den Wald. Der Lebens- und Erholungsraum Wald sei aber nicht entstanden, indem man ihm sich selbst überlassen hätte. Er sei vielmehr das Ergebnis einer jahrhundertelangen Bewirtschaftung, so der frühere Bundesinnenminister, der selbst aus dem Frankenwald stammt.

Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes sprach vom Frankenwald als „Hot Spot der nachhaltigen Forstwirtschaft“. Hier werde das gelebt, was Waldwirtschaft ausmacht. Das sei zum einen Ökologie und Ökonomie, zum anderen aber auch die Sozialfunktion, indem jeder Bürger ein Betretungsrecht für den Wald habe. „Damit ist der Wald ein echtes Multitalent“, so Ziegler. Ein Multitalent, das eben auch Verpflichtungen mit sich bringt, sagte die bayerische Waldkönigin Johanna Gierl. Natur sei nicht einfach nur so da, der Mensch müsse schon eingreifen.

Mit einem ganz besonderen Beitrag zeigte der Hofer Schauspieler Peter Kampschulte, dass Wald und Kultur gar nicht so weit auseinander liegen. In der Rolle des Nürnberger Rats- und Handelsherrn Peter Stromer gab er den Vater der Forstkultur aus dem 14. Jahrhundert, der auch als Erfinder der geregelten Forstwirtschaft gilt. Stromer hatte die so genannten Nürnberger Nadelwald-Saaten entwickelt. Dank dieser planmäßigen Aufforstungstechnik wurde der Nürnberger Reichswald zum ersten Kunstforst der Welt.

Auf dem großzügigen Festgelände in Schwarzenbach präsentierten sich Ämter, Forstzusammenschlüsse und Vereine, Unternehmen der Forstwirtschaft und der Holzverarbeitung, die Jagdverbände unter anderem mit einem Laser-Schießkino und verschiedene Kunsthandwerker vom Drechsler bis zum Motorsägenkünstler. „Forstwirtschaft erleben“ war parallel dazu das Motto eines Waldparcours am nahen Döbraberg. Hier konnten alle Interessierten sehen, wie Profis im Wald arbeiten, von der Verjüngung über die Pflege bis hin zur Holzernte. In verschiedenen Vorträgen ging es unter anderem um die Eiche im Frankenwald, um nicht heimische Baumarten oder um Ergänzungspflanzungen bei vorhandener Naturverjüngung.

Die Veranstalter, Forstverwaltung, die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau sowie die Stadt Schwarzenbach mit ihrem Holzforum hatten über 10000 Waldbesitzer und deren Familien aus den Landkreisen Hof und Wunsiedel sowie aus den Frankenwaldgemeinden der Landkreise Kulmbach und Kronach mit einem persönlichen Schreiben eingeladen. Nach Angaben der Veranstalter waren die allermeisten auch gekommen.

Nach dem Frankenwaldtag 2018 steht das nächste überregionale forstliche Großereignis in Schwarzenbach am Wald bereits für das kommende Jahr an. Forstunternehmer Ralf Kremer konnte entscheidend dazu beitragen, dass die Regionalmeisterschaften der Waldarbeiter vom 21. bis zum 23. Juni 2019 erstmals in Oberfranken stattfinden.

Bilder:
1. Bereichsleiter Forsten Thomas Krämer vom Amt für Landwirtschaft, Schauspieler Peter Kampschulte als Peter Stromer, die bayerische Waldkönigin Johanna Gierl, Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich, Waldbesitzerverbandspräsident Josef Ziegler, Fritz Maier, Leiter des Forstbetriebes Nordhalben und der Schwarzenbacher Bürgermeister Dieter Frank (von links).
2. Der Hofer Schauspieler Peter Kampschulte in der Rolle des Nürnberger Rats- und Handelsherrn Peter Stromer, einem Vater der Forstkultur aus dem 14. Jahrhundert.
3. Forstunternehmer Ralf Kremer aus Steinbach bei Geroldsgrün gehört zu den Initiatoren des Frankenwaldtages.
4.
 Besonders von Kindern umlagert war der Stand der Bayerischen Staatsforsten, die mit einem breiten Informations- und Spielangebot aufwarteten.
6. – 8. Alles das, was zur Waldbewirtschaftung notwendig ist, aber auch spektakuläres Großgerät zeigte eine stattliche Zahl von Ausstellern beim Frankenwaldtag in Schwarzenbach.

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14.06.2018

„Landwirte stehen zu Unrecht am Pranger“ / Agrarexperte Albert Deß beim Schirradorfer Bauerntag – Landtechnik sucht Nachwuchs

Schirradorf. Hetzkampagnen gegen Landwirte hat Albert Deß (CSU), Europaabgeordneter aus Neumarkt in der Oberpfalz und Agrarsprecher der Europäischen Volkspartei, scharf verurteilt. Bei den derzeitigen Diskussionen in Deutschland könne man nur noch den Kopf schütteln, sagte Deß beim Schirradorfer Bauerntag auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas.

Wenn die Bauern ständig am Pranger stehen, dann müsse man sich schon langsam Sorgen um den Nachwuchs in der Landwirtschaft machen, sagte Deß. Wenn Landwirte nur noch schikaniert werden, dann könne man fest davon ausgehen, dass die Produktion schon bald ins kostengünstigere Ausland verlagert würde, und zwar dorthin, wo Tierhaltung und Pflanzenbau meist unter fragwürdigen Bedingen stattfinden. Allen Kritikern, die gegen den Einsatz moderner Technik protestieren, schrieb der Abgeordnete ins Stammbuch, dass damit noch effektiver und umweltschonender gearbeitet werden könne, als dies ohnehin schon der Fall sei.

Das gleiche Thema hatte sich zuvor der stellvertretende BBV-Kreisobmann Harald Peetz vorgenommen. „Die Landwirte stehen zu Unrecht am Pranger“, sagte er. Den meisten Tier- und Naturschutzorganisationen warf Peetz vor, nichts anderes im Sinn zu haben, als das Ende der konventionellen Tierhaltung. Dafür würden gutgläubigen Mitbürgern auch noch Spendengelder aus der Tasche gezogen.

Ganz konkrete Nachwuchssorgen hat bereits Edwin Nicklas vom gleichnamigen Landtechnikbetrieb. Es sei eine große Herausforderung für die Branche, Nachwuchs zu finden, sagte er und warb für den Beruf des Landmaschinentechnikers. „Die Landtechnik kann es mit allen Berufen aufnehmen“, so Nicklas. Bei einem Praktikum könnten junge Leute sehen, wie vielseitig der Beruf ist. Habe man es erst einmal zum Meister gebracht, dann stehe man einem universitären Bachelor-Abschluss in nichts nach, stellte Nicklas fest. Er zeigte sich überzeugt davon: „Handwerk und Landwirtschaft haben goldenen Boden.

Ein weiteres Thema des Bauerntages in Schirradorf war die gemeinsame europäische Agrarpolitik für die neue Förderperiode ab dem Jahr 2020. Leider enthalte der bislang vorliegende Entwurf viele negative Punkte, sagte der stellvertretende Kreisobmann. Insbesondere kritisierte Peetz die Mittelkürzungen zu Lasten der Landwirtschaft aufgrund des Brexit. „Direktzahlungen müssen unbedingt erhalten bleiben, schließlich steigen ja auch die Kosten“, so Peetz. Er forderte außerdem eine bessere Unterstützung für die bäuerlichen Familienbetriebe, für die nicht selten die gesamte Existenz davon abhängt.

Der Europaabgeordnete Albert Deß räumte ein, dass die Landwirtschaft vor allem durch das Ausscheiden Großbritanniens wohl nicht ungeschoren davon kommen würde. Realistisch müsse man mit insgesamt sechs Prozent weniger Mittel im künftigen Agrarhaushalt rechnen. Darüber hinaus würden aber auch die hiesigen Bauern das Ausscheiden Großbritanniens zu spüren bekommen. „Wir verlieren ein wichtiges Exportland“, so Deß. Die jährlichen Lieferungen deutscher Agrarprodukte nach Großbritannien hätten ein Volumen von 4,6 Milliarden Euro. Umgekehrt beliefen sich die Lieferungen von Großbritannien nach Deutschland auf lediglich 1,6 Milliarden Euro.

Bilder:
1. Die Kulmbacher BBV-Kreisvorstandschaft traf sich auf dem Gelände des Landtechnikunternehmens Nicklas in Schirradorf zum Meinungsaustausch mit dem Europaabgeordneten und EVP-Agrarsprecher Albert Deß.
2. Einen Präsentkorb mit Spezialitäten aus der Genussregion Oberfranken überreichten der stellvertretende Kreisobmann Harald Peetz (rechts) und Friedbert Weiß (Mitte) vom mitveranstaltenden John-Deere-Fanclub an den Europaabgeordneten Albert Deß.
3. Mit jeweils 1000 Euro haben die VR-Bank Oberfranken-Mitte und die Sparkasse Kulmbach-Kronach die „Young Farmers Party“ in Schirradorf unterstützt. Entsprechende Schecks überrreichten Helmut Potzel und Frank Ramming zusammen mit den Ehrengästen an die Vertreter der Jungbauernschaft.

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10.06.2018

Geballte Forstkompetenz unter einem Dach / Waldkompetenzzentrum Scheßlitz offiziell eröffnet

Scheßlitz, Lks. Bamberg. Mit einem Informationstag ist das neue Waldkompetenzzentrum nun auch offiziell in Betrieb gegangen. Unter einem Dach sind künftig am Neumarkt in Scheßlitz neben dem Bereich Forsten des Amtes für Landwirtschaft, der Waldbesitzervereinigung (WBV) Bamberg, der Revierverwaltung der Bayerischen Staatsforsten auch die Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken (FVO) und ab Juli der Bayerische Waldbesitzerverband mit einer Außenstelle vertreten. Mit dieser einmaligen Bündelung an Wald- und Forstkompetenz könne sich Scheßlitz getrost als Waldhauptstadt Bayerns bezeichnen, sagte Bürgermeister Roland Kauper.

Sämtliche Vereinigungen stellten sich beim Waldinformationstag mit Infoständen der Öffentlichkeit vor. Mit Hilfe von Gewinnspielen, Mitmachaktionen und Fachgesprächen wurde den zahlreichen Besuchern aus der Stadt Scheßlitz und dem Landkreis Bamberg nicht nur die Bedeutung des Waldes für die gesamte Gesellschaft nahe gebracht. Im Rahmen eines Tages der offenen Tür konnten alle Interessierten auch die großzügigen Räumlichkeiten besichtigen.

Höhepunkt des offiziellen Teils war die öffentliche Ehrung von zwei Waldbesitzern, die sich seit Jahrzehnten um den Wald im Landkreis Bamberg verdient gemacht haben, durch die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml. Sie zeichnete Alfred Deinlein aus Neudorf bei Scheßlitz und Walter Beringer aus Busendorf bei Rattelsdorf mit Urkunden aus.

Deinlein war 1969 Gründungsmitglied der damaligen Forstbetriebsgemeinschaft Bamberg Ost, einem Vorgänger der WBV Bamberg. Er ist seitdem ohne Unterbrechung als Funktionsträger tätig. Angelika Morgenroth, Vorsitzende der WBV Bamberg nannte Deinlein ein „Sprachrohr für den Wald“ und ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Amt, seinen Förstern und den Waldbauern. Deinlein bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie rund 30 Hektar Wald, zwei Drittel davon hat er bereits in klimatolerante Mischwälder umgebaut.

Der zweite Geehrte Walter Beringer war vor 40 Jahren Gründungsmitglied der WBV Bamberg Nord, ebenfalls ein Vorgänger der heutigen WBV Bamberg. Auch er ist ein langjähriger Funktionsträger und durch seine unermüdlichen Aktivitäten weit über den Landkreis hinaus bekannt. Beringer bewirtschaftet 8,3 Hektar Wald auf zehn Flurstücken, wo er durch den Anbau von Kirsche, Ahorn, Elsbeere, Lärche und Douglasie ebenfalls klimatolerante Mischbestände forciert.

Gesundheitsministerin Huml hatte zuvor den Beitrag des Waldes für die menschliche Gesundheit herausgestellt. Wald strahle Ruhe aus, er ist deshalb gut für die psychische Gesundheit, sagte sie. Jeder, der sich im Wald bewegt, der tue auch etwas für seine eigene Gesundheit, so mit Ministerin. Nicht zuletzt vermittle der Wald gerade Kindern viele wichtige Kompetenzen.

Zum Wohl der Mitglieder profitierten in Scheßlitz alle Beteiligten von den kurzen Wegen, so der FVO-Vorsitzende Wolfgang Schultheiß. Unter dem Dach der FVO sind seinen Worten zufolge rund 20000 Mitglieder mit einer Waldfläche von circa 140000 Hektar zusammengeschlossen. In Scheßlitz sei künftig die geballte Kompetenz vorhanden, um für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte gewappnet zu sein, sagte die bayerische Waldkönigin Johanna Gierl.

Ernste Worte sprach Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, an. Er bezeichnete den Klimawandel als dramatische Herausforderung für die Waldbauern. Sie seien die ersten Leidtragenden des Klimawandels, obwohl sie ihn gar nicht verursacht hätten. Gerade die zurückliegenden Monate, der heiße April und der ebenfalls heiße Mai, ließen nicht Gutes erwarten und zeigten, dass ein Pakt zwischen Gesellschaft und Waldbesitz zur Bewältigung dieser Herausforderung nötiger denn je zuvor ist.

Bilder:
1.
 Waldbesitzerverbandspräsident Josef Ziegler, Waldkönigin Johanna Gierl, Ministerin Melanie Huml, die beiden geehrten Waldbesitzer Walter Beringer und Alfred Deinlein, WBV-Vorsitzende Angelika Morgenroth, Forstdirektor Hans-Rüdiger Schmittnägel und FVO-Vorsitzender Wolfgang Schultheiß (von links) beim Waldinformationstag in Scheßlitz.
2.
 Vorsitzender Wolfgang Schultheiß erläuterte der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml die Aufgaben der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken.
3. An Infoständen präsentierten alle beteiligten Forstorganisationen ihre Aufgabengebiete.
4. Über die Tätigkeit des in Scheßlitz angesiedelten Bereichs Forsten informierte das Bamberger Amt für Landwirtschaft an seinem Stand.

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13.05.2018

Fränkischer Dreiklang: Bratwürste, Brot und Bier / Ein Fest für den Gaumen – Stephan Jamm aus Markt Einersheim wurde Bratwurstkönig

Pegnitz. Zunächst war es eine Schnapsidee, mittlerweile ist aus dem Fränkischen Bratwurstgipfel eines der schönsten Feste in der Region geworden: 14 Metzger, davon jeweils sechs aus Ober- und aus Mittelfranken sowie zwei aus Unterfranken, sind im Pegnitzer Wiesweiherpark zum Wettstreit um den Titel des Fränkischen Bratwurstkönigs angetreten. Alles in allem brutzelten fast 30 Bratwurstsorten auf dem Rost.

Bratwurstkönig wurde der Metzger Stephan Jamm von der Metzgerei Deininger aus Markt Einersheim in Unterfranken einmal mit seiner „Kerwa-Bratwurst“, zum zweiten mit seiner „Gyros-Bratwurst“. Erlaubt war alles, was schmeckt. Gebraten wurden in diesem Jahr in der Kategorie Kreativbratwurst unter anderem eine „Wildbretwurst mit Kraut und Beeren“, ein „Zwetschgen-Röster“; eine „Schokoladen-Eierlikör Bratwurst“ und eine „Kürbisbratwurst im Bändel“. In der Kategorie klassische Bratwurst war in diesem Jahr erstmals eine „Original Nürnberger Rostbratwurst“ mit am Start, angeboten von der Genußwerkstatt Nina Weiß aus Nürnberg.

Die Schirmherrschaft hatte die neue bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber übernommen. Jede fränkische Region habe ihre eigene Bratwursttradition, sagte sie. Kaniber überreichte an Bürgermeister Uwe Raab die Urkunde zur Auszeichnung „100 Genussorte Bayerns“.

Bei den drei Wettbewerben bewerteten drei Jurys die Bratwürste. Prominente Juroren, darunter die Bayreuther Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, Matthias Matuschik von Bayern 3, Bürgermeister Uwe Raab und HWK-Präsident Thomas Zimmer saßen über die fränkische Wurstvielfalt zu Gericht.

Der „Gipfel“ sei längst Kult geworden, sagte Bürgermeister Uwe Raab. In der größten Stadt des Bayreuther Landkreises war vor fünf Jahren die Idee zu dem Fest entstanden. Der Dreiklang von Bratwürsten, Brot und Bier halte Leib und Seele zusammen. Organisator Michael Breitenfelder, der das Wirtschaftsband A9 aus 18 Kommunen managt, betonte die Bedeutung des Gipfels für den Wirtschaftsstandort Pegnitz. Es gehe darum, die Qualität der Erzeugnisse zu vermitteln, die täglich in den Betrieben hergestellt werden — und dies nachhaltig: „Die Wirkung des Gipfels soll nicht zu Ende sein, wenn die Holzkohlenasche im Grill verglommen ist.“

Die Ausnahmeveranstaltung sei eine Riesenchance für die Metzgerbetriebe, ihr Handwerk zu präsentieren, so Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken und zweiter Vorsitzender des Vereins zum Schutz der fränkischen Bratwurstkultur. Er sprach vom größten Event, den die drei fränkischen Kammern gemeinsam ausrichten. „Gewinner sind die Metzger“, sagte Zimmer. Das Motto, das er diesmal zum Bratwurstgipfel ausgab, lautete: „Erlaubt ist, was schmeckt.“.

Veranstaltet wurde der Fränkische Bratwurstgipfel vom Verein zur Förderung der fränkischen Bratwurstkultur e.V. zusammen mit den fränkischen Handwerkskammern. Erstmals wurde heuer ein Eintritt von fünf Euro erhoben, was im Vorfeld für Irritationen gesorgt hatte. Allerdings war im Eintrittspreis ein Verzehrbon von drei Euro enthalten. Trotz des umstrittenen Eintritts waren aber nach offiziellen Angaben zwischen 17000 und 18000 Besucher gekommen, nur geringfügig weniger, als in den zurückliegenden Jahren.

Bilder:
1. Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, die oberfränkische Bierkönigin Christina Pollnick, HWK-Präsident Thomas Zimmer, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (von links) sowie der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab (rechts) kürten Stephan Jamm von der Metzgerei Deininger und aus Markt Einersheim zum fränkischen Bratwurstkönig.
2.
Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert und der Vizepräsident des Bayreuther Landgerichts Michael Eckstein (von links) testeten als Jurymitglieder die verschiedenen Bratwurstkreationen.

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11.05.2018

Faszinierende Welt der Bienen / Christine Medick aus dem Fichtelgebirge hat die Imkerei als Hobby für sich entdeckt

Kothigenbibersbach. Imkern wird jünger und weiblicher, das ist sich Christine Medick sicher. Die langjährige Kreisbäuerin aus Kothigenbibersbach bei Thiersheim im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel hat vor fünf Jahren die Welt der Bienen für sich entdeckt und sie ist noch immer schwer begeistert davon. „Wenn du bei den Bienen bis, dann vergisst du alles“, sagt sie.

Dabei hätte Christine Medick wirklich genug um die Ohren. Zusammen mit ihrem Mann Roland und Sohn Fabian bewirtschaftet sie einen Ferkelerzeugerbetrieb mit 250 Zuchtsauen mit 60 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche plus fünf Hektar Teiche und fünf Hektar Wald. Seit 1997 ist sie im Bauernverband aktiv, davon 15 Jahre als Kreisbäuerin, davor fünf Jahre als Stellvertreterin und aktuell wieder als Stellvertreterin, nachdem sie bei den zurückliegenden Wahlen freiwillig in die zweite Reihe zurückgetreten ist.

Dazu kommt noch das politische Engagement für die Freien Wähler seit 2002 im Kreistag von Wunsiedel und seit dem gleichen Jahr auch im Marktgemeinderat von Thiersheim. Eigentlich ist sie gelernte Bürokauffrau. 1987 hat die heute 48-Jährige in die Landwirtschaft eingeheiratet, 1995 hat ihr Mann den Betrieb, damals noch mit Schwerpunkt Bullenmast, von seinem Vater übernommen.

„Willst du Gotten Wunder sehen, musst du zu den Bienen gehen“, heißt ein Sprichwort und wer sich von Christine Medick die Welt der Bienen erklären lässt, der weiß, dass an diesem Spruchwort etwas dran ist. „Es ist so faszinierend, wie das alles funktioniert“, sagt sie und spricht von aktuell sehr arbeitsintensiven Tagen von Mai bis Juli, wenn tägliche Schwarmkontrollen, Milbenkontrolle und schließlich auch der Beginn der Honigernte auf dem Programm stehen.

Dabei hat alles gar nicht so erfreulich begonnen. Von einem Mitglied eines Imkervereins erhielt sie eines Tages eine böse E-Mail, in der sinngemäß stand, dass die Landwirtschaft wieder einmal an allem schuld sei, auch am Bienensterben. „Wir waren entsetzt“, erinnert sich Christine Medick, begann im Internet zu recherchieren und kam mit dem Vorsitzenden des Arzberger Imkervereins Gerhard Armbruster, ihrem heutigen Imkerpaten, ins Gespräch.

Weil schon der Großvater ihres Mannes Imker war und eine Honigschleuder und alte Kästen noch vorhanden waren, entschloss sich Christine Medick, es selbst einmal zu versuchen. Die Ausstattung war zwar nicht mehr zu gebrauchen, doch das Interesse war geweckt und sie besuchte erste Veranstaltungen bis hin zum Anfängerkurs in Theorie und Praxis. Dann besorgte sie sich die entsprechende Schutzkleidung, also Imkerhut mit Schleier und Handschuhe, die entsprechenden Geräte wie „Smoker“ und Stockmeißel. Das erste Volk kam vom Verein und los ging es mit der Imkerei.

Aktuell schwirren zwei Völker um das hölzerne Bienenhaus herum. Dabei sind die Völker noch im Aufbau, 30000 bis 40000 Bienen sind es pro Volk am Ende. Im Schnitt kann Christine Medick um die 40 Kilogramm Honig ernten, wobei sie im ersten Jahr mit 60 Kilogramm gleich den besten Ertrag hatte. Natürlich wird der Honig auch verkauft, über einen Landhändler in Thiersheim und am eigenen Hof. Die Imkerei ist trotzdem nur ein Hobby, auch wenn ein eigener Kurs notwendig war, um den Gewährverschluss mit aufgedruckter Kontrollnummer des Deutschen Imkerbundes als geschütztes Warenzeichen zu bekommen.

Man muss immer etwas haben, worauf man sich besonders freuen kann, sagt Christine Medick und schwärmt für ihr Hobby, das sie die Sorgen vergessen lässt. Seit dem vergangenen Jahr ist allerdings noch ein zweites Hobby dazugekommen. 2017 hat sie den Motorradführerschein gemacht. Seitdem unternimmt sie gerne auch mal Touren durch die Fränkische Schweiz, durch die Oberpfalz oder durch das benachbarte Tschechien.

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09.05.2018

Fischotter: Zu spät für Kompromisse / Werbung für heimischen Fisch - Teichgenossenschaft eröffnete Fischgrillsaison

Förbau. Die Zeit des Stockfisches ist vorbei, ebenso die Karpfensaison, ab Mai ist Fisch wieder als Grillgut gefragt. Dabei sollte es natürlich heimischer Fisch sein, meinen die Akteure der Teichgenossenschaft Oberfranken. Um darauf hinzuweisen und die Vielfalt heimischen Fisches herauszustellen, haben sie zusammen mit Vertretern aus der Politik werbewirksam die Fischgrillsaison eröffnet. Diesmal in Förbau, einem Ortsteil von Schwarzenbach an der Saale im Landkreis Hof.

Dort betreiben Dana und Christoph Teschner seit knapp drei Jahren die „Herrschaftliche Gastwirtschaft“, die sich auf heimische Spezialitäten konzentriert. Zusammen mit dem jungen Teichwirt Stefan Vider, der die Fische liefert, haben sie dabei eindrucksvoll gezeigt, was man mit Fisch aus Oberfranken so alles machen kann: Saure Zipfel vom heimischen Waller beispielsweise, ein Saiblings-Filet im Bierteig oder das Forellensteak vom Holzkohlengrill mit Wildkräutersalat und Ofenkartoffeln.

Fisch ist immer ein Thema und zwar über Parteigrenzen hinweg, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Dr. Peter Thoma aus Thiersheim im Landkreis Wunsiedel. Neben Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote von den Grünen konnte er auch die Landtagsabgeordneten Alexander König (CSU) und Klaus Adelt (SPD) begrüßen.

Die Teichwirtschaft sei in Oberfranken nicht unbedingt der Haupterwerbszweig, aber doch ein hohes Kulturgut, sagte König. Viele Menschen wüssten es gar nicht zu schätzen was es für ein tolles Angebot an heimischen Fisch in Oberfranken gibt, so Adelt. Landtagsvizepräsidentin Gote sprach in ihrem Grußwort auch das heikle Thema Fischotter an. Er sei schon auch wichtig für die ökologische Vielfalt, meinte sie. Erst wenn sein aufkommen nicht mehr zu händeln ist, müsse man über entsprechende Maßnahmen nachdenken, so Gote. Sie appellierte an die Teichwirte, Kompromisse einzugehen.

Damit zog sich Gote den Unmut der Teichwirte zu. Für Kompromisse sei es längst zu spät, hieß es. Ein Teich nach dem anderen sei bereits leer, die Schäden seien längst viel zu massiv, entgegnete Teichwirt Vider. Die bereitgestellten Entschädigungen für Fischotterschäden seien zwar nett, doch wenn man nicht mehr liefern kann, weil der Fischotter nichts übrig gelassen hat, dann wird es für den Teichwirt problematisch, so Vorsitzender Thoma.

Der Fischotter frisst tatsächlich die Teiche leer, wusste auch Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Besonders die Landkreise Hof und Wunsiedel seien betroffen. Erst der Kormoran, dann der Biber, jetzt der Otter: „Wir können nicht zulassen, dass über Jahrhunderte gewachsene Strukturen zerstört werden“, so Denzler. Er sprach sich dafür aus, an dem Drei-Säulen Modell „Information, Prävention und gezielte Entnahme“ festzuhalten, um der Problematik Herr zu werden. Denzler wunderte sich dabei auch über den Widerstand beim Bau neuer Teichanlagen. „Wir sollten ein bisschen mehr Vertrauen in die Natur haben“, sagte er.

Bildtext:
1. Christoph Teschner von der „Herrschaftlichen Gastwirtschaft“ in Förbau bereitete zur Eröffnung der Fischgrillsaison unter anderem einen Salat vom geräucherten Saibling mit fränkischem Spargel zu.
2.
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, Vorsitzender Dr. Peter Thoma, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, MdL Alexander König, der Schwarzenbacher Bürgermeister Hans-Peter Baumann, MdL Klaus Adelt, Dr. Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks und Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote (von links) haben die Fischgrillsaison in Oberfranken eröffnet.

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11.04.2018

Jagddruck auf Oschenberg erhöhen / Wo einst Panzer durchs Gelände fuhren, tummelt sich jetzt Schwarzwild – Bauern sprechen von existentiellen Schäden

Nemmersdorf. „Wir sind praktisch der Supermarkt für die Sauen.“ Markus Weishäupl, Landwirt aus Deps, hat die Nase voll. 50 Wildschweine hat er binnen weniger Tage auf seinen Feldern rund um den Oschenberg nahe der Bayreuther Stadtgrenze gezählt. „Man kommt gegen das Schwarzwild einfach nicht an“, so Weishäupl. Zusammen mit anderen Landwirten, die rund um den Oschenberg Felder und Grünland bewirtschaften, hat er sich nun zusammengetan, um mit der Bayreuther Bundestagsabgeordneten Silke Launert (CSU) eine Lösung zu finden.

Der Oschenberg bei Bayreuth nimmt in Sachen Schwarzwild eine absolute Sondersituation ein. Es handelt sich dabei um den rund 300 Hektar großen, ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr, der seit dem Abzug der Soldaten als Muschelkalkgebiet unter Naturschutz steht und nicht verpachtet ist. Bewirtschaftet wird er im Auftrag der Bundesimmobilienanstalt (BIMA) von der Naturerbe GmbH. Drumherum haben die Bauern ihre Felder und ihr Grünland.

Früher, als die Panzer über den Oschenberg fuhren und Wehrpflichtige durch das Gebüsch robben mussten, verirrte sich keine einzige Wildsau auf das Gelände. Heute bieten die vielen Büsche, Hecken und Dickichte prima Versteckmöglichkeiten. Tagsüber verwüsten die Tiere auf der Suche nach Nahrung die Umgebung, nachts ziehen sich auf den Oschenberg zurück, wo sie sich absolut sicher fühlen können.

„Den Abschuss in den Griff zu bekommen, ist unheimlich schwierig“, sagte Landwirt Christian Popp bei dem Gespräch mit der Abgeordneten und verwies auf die vielen Rückzugsgebiete. Durch die herkömmliche Ansitzjagd sei es unmöglich, zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen, so Berufskollege Simon Schmidt. Seinen Worten zufolge gibt es die größten Schäden bei Mais, Raps, Weizen, Erbsen und Grünland. Die durchschnittlichen Schäden bezifferte er beim Weizen auf 186 Euro pro Hektar bei einem niedrig angesetzten Ausfall von zehn Prozent der Ernte. Beim Mais kommt Schmidt auf rund 547 Euro pro Hektar für Saatgut und Ertragsausfall.

„Die ökonomischen Schäden werden mittlerweile existentiell“, sagte Schmidt. Bereits unternommene Vergrämungsmaßnahmen wie die Aufstellung von Wildscheuchen, die Ausbringung von elementarem Schwefel oder spezielle Saatgutbeizen hätten, wenn überhaupt, nur kurzzeitigen Erfolg gezeigt. Dabei hätten sich die Strecken binnen kürzester Zeit verdoppelt und verdreifacht, erläuterte Hans Popp, Jagdberater des Landkreises.

Als probates Mittel gegen das Schwarzwild bezeichnete er die andernorts mit großem Erfolg angewandten Drückjagden. Rund um den Oschenberg seien sie allerdings mit einem gigantischen Aufwand verbunden. Gründe sind die nahe Staatsstraße und die nahezu parallel verlaufenden Bahnlinie Bayreuth – Weidenberg, die beide gesperrt werden müssten.

„Ziel muss es sein, der Bundesimmobilienanstalt nahe zu bringen, dass rund um den Oschenberg bei Bayreuth dringender Handlungsbedarf besteht“, sagte die Bundestagsabgeordnete Launert. Sie will sich deshalb vor allem dafür einsetzen, bei der Behörde Sensibilität für das Thema zu wecken. Als weitere Möglichkeiten, das Schwarzwild einzudämmen brachten die beteiligten Landwirte unter anderem die Errichtung von Lebendfallen („Saufängen“), die Ausgabe von mehr Begehungsscheinen und damit den Einsatz von mehr Jägern, die derzeit im Naturschutzgebiet verbotene Kirrung (Anlockfütterung) sowie Erleichterungen bei der Genehmigung von Nachtsichtgeräten ins Gespräch.

Bild: In Sachen Schwarzwild besteht rund um den Oschenberg dringender Handlungsbedarf: die Bundestagsabgeordnete Silke Launert und Hans Popp, Jagdberater des Landkreises Bayreuth bei dem Fachgespräch in Nemmersdorf.

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13.03.2018

Bodenkultur und Bodenfruchtbarkeit verbessern / Auf dem Ackerbaubetrieb von Alexander Wölfel in Kulmbach werden Boden- und Gewässerschutz groß geschrieben

Kulmbach. Rund 100 landwirtschaftliche Demonstrationsbetriebe für den Gewässer-, Boden- und Klimaschutz gibt es in Bayern. Mit dem Betrieb von Alexander Wölfel am Eulenhof ist dabei auch einer im Landkreis, genauer am Stadtrand von Kulmbach angesiedelt.

2016 hatte Alexander Wölfel die Tierhaltung aufgegeben. Er bewirtschaftet seinen Hof ökologisch als Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb. Wichtigste Feldfrüchte sind zweijährig Kleegras, Winterweizen, Körnermais, Sommergerste, Erbsen und Triticale.

„Das bayernweite Netzwerk von Demonstrationsbetrieben soll eine Austauschplattform rund um Boden und Gewässer sein“, sagte Bernadette Ackermann. Sie ist als Wasserberaterin beim Amt für Landwirtschaft in Bayreuth angesiedelt und für die Landkreise Bayreuth, Kulmbach und Kronach zuständig. Die Demonstrationsbetriebe sind für sie ein optimales Mittel, um Landwirten, aber auch Beratern und Auszubildenden in der Landwirtschaft sowie einer interessierten Öffentlichkeit zu zeigen, wie Gewässer- und Erosionsschutz funktionieren.

Wichtigstes Mittel nicht nur für Landwirt Alexander Wölfel ist der Anbau von Zwischenfrüchten auf rund 15 Hektar. Auf den Flächen hat er verschiedene Parzellen angelegt, um verschiedene Anbausysteme und Zwischenfruchtmischungen auszutesten. „Wir wollen wissen, welche Mischungen sich am besten eigenen, wie man sie am besten sät und düngt“, so Wölfel. Seine optimale Mischung besteht unter anderem aus Alexandrinerklee, Buchweizen, Senf, Raps, Kresse, Ölrettich und Tillagerettich.

Ein Vorteil von Zwischenfrüchten ist es nach den Worten von Sachgebietsleiter Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Landwirtschaft in Kulmbach, dass Nährstoffe aufgenommen und gebunden werden. Diese Nährstoffe stünden dann der Folgekultur wieder zur Verfügung. Damit werde ein Auswaschen von Stickstoff in das Grundwasser verringert. Die zusätzliche organische Masse der Pflanzen verbessere die Bodenstruktur und die Bodenfruchtbarkeit. Zwischenfrüchte werden nach der Ernte im Sommer gesät, in der Regel im Winter eingepflügt und damit dem Boden wieder zurückgegeben.

Zwischenfrüchte fördern also vor allem das Bodenleben, Humus werde aufgebaut und die Böden seien besser in der Lage, Nährstoffe zu speichern. Eine bewachsene Fläche in den Wintermonaten wird außerdem als bester Schutz gegen Erosion bezeichnet. Als weiteren Effekt nannte es Alexander Wölfel, dass bei bedecktem Boden der Wuchs von Unkraut unterdrückt wird.

Doch nicht nur das Wasser und die Böden profitieren von der Maßnahme, auch die Imker freuen sich, denn Bienen nähmen die Zwischenfrüchte dankbar an. Der Kulmbacher Landwirt sagt aber auch, dass der Zwischenfruchtanbau ein langwieriger Prozess sei. „Dort wo der Boden schlecht ist, dort wächst auch die Zwischenfrucht schlechter“, gibt er zu bedenken.

Die Kosten der Maßnahme beziffert Alexander Wölfel auf rund 60 Euro pro Hektar für die Mischung, 50 Euro pro Hektar für die Saat und weitere 35 Euro pro Hektar für die Bearbeitung. Die 145 Euro lohnten sich aber schon deshalb, da am Ende höhere Erträge stehen. „Die Kosten kommen im Rahmen der Fruchtfolge wieder herein“, fasst der Landwirt das Ergebnis des Demonstrationsanbaus zusammen. Förderungsmöglichkeiten gibt es außerdem über die europäischen Direktzahlungen und über das bayerische Kulturlandschaftsprogramm.

Bild: So sieht der optimale Boden aus (von links): Thomas Ruckdeschel vom Wasserwirtschaftsamt, Landwirt Alexander Wölfel, Sachgebietsleiter Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Landwirtschaft in Kulmbach und Wasserberaterin Bernadette Ackermann vom Amts für Landwirtschaft in Bayreuth begutachten den lockeren und gut durchwurzelten Boden unter der Zwischenfrucht auf einem Feld direkt am Radweg zwischen Leuchau und Kulmbach.

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12.03.2018

Realität statt Romantisierung / BBV-Kreisversammlung: Landwirte werden zu Öffentlichkeitsarbeitern in eigener Sache

Kulmbach. Da ist noch Luft nach oben. Guido Winter vom Amt für Landwirtschaft in Kulmbach brachte es am Ende auf den Punkt, was die Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft angeht. Bei der öffentlichen Kreisversammlung des BBV Kulmbach ging es vor allem um das Image der Bauern. Das soll der 2016 gegründete Verein „Unsere bayerischen Bauern“ aufpolieren.

Geschäftsführerin Eva-Maria Haas zog dabei ein überaus positives Fazit der bisherigen Arbeit. Sie sprach von über 1,3 Millionen Aufrufen der Internetseite www.unsere-bauern.de, von gut 61000 Likes bei Facebook, von rund 600 Facebook-Beiträgen und von zahlreichen Kurzfilmen, auch zu kritischen Themen, einem neuen Newsletter, Plakaten und Radiospots bis hin zu Rezepten und Veranstaltungshinweisen. „Wir wollen aber nicht nur mit Fakten, sondern auch mit Sympathie überzeugen“, sagte Eva-Maria Haas. Dazu sei es wichtig, die Realität darzustellen und nicht eine romantisierte Landwirtschaft.

Eine derartige Imagekampagne kostet freilich auch Geld. Bislang wurde die Arbeit von allen beteiligten Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und vielen benachbarten Zusammenschlüssen finanziert. Neu sind Sponsoren aus der Wirtschaft. Um den angestrebten Wunschetat von drei bis 3,5 Millionen Euro zu erreichen, seien nun aber auch Branchenbeiträge der Landwirte notwendig. „Auf freiwilliger Basis, orientiert am Umsatz und an der vermarkteten Menge“, so Eva Maria Haas. Konkret geht es um 0,45 Promille vom Umsatz, also um 45 Cent pro 1000 Euro. Nur so können wir nachhaltig und langfristig zum Verbraucher durchdringen“, sagte die Geschäftsführerin. Nur wenn sich möglichst viele Landwirte an der Finanzierung beteiligen, könne die Image-Kampagne fortgesetzt werden.

Zuvor hatte Kreisobmann Wilfried Löwinger bereits von einer Erfolgsgeschichte gesprochen. Löwinger appellierte an seine Berufskollegen, den Verein zu unterstützen. „Wenn es diesmal nicht klappt, dann funktioniert es nie wieder“, sagte er und erinnerte an die 2009 vor allem wegen der Finanzierung heftig kritisierten Auflösung der „Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft“ (CMA).

Auch Löwinger rückte das Image der Bauern in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Wir sind keine Giftmischer oder Tierquäler“, sagte er. Löwinger kritisierte insbesondere „Phantomdiskussionen“, in der jeder seinen Senf dazu gebe, egal ob er eine Ahnung von der Sache hat, oder nicht. Der Kreisobmann forderte ein Stückweit mehr Vernunft und weniger ideologisch geprägtes Gedankengut.

Das sah Landtagsabgeordneter Martin Schöffel ähnlich. Die Darstellung der modernen Landwirtschaft werde eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sein, sagte er. Die heimische Landwirtschaft genieße das Vertrauen der Bevölkerung. Noch nie habe es so hochwertige Nahrungsmittel gegeben, noch nie sei das Tierwohl von so großer Bedeutung gewesen. Trotzdem gebe es in vielen Medien immer wieder Beiträge, die mit der Realität nichts zu tun haben, in denen Fakten vermischt oder verdreht werden. Schöffel: „Da müssen wir dagegen halten.“

Egal ob die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel, die Pflege der Kulturlandschaft oder die Bereitstellung von Energie: die Landwirtschaft genieße im Landkreis Kulmbach einen hohen Stellenwert, so der stellvertretende Landrat Jörg Kunstmann. Zweiter Bürgermeister Stefan Schaffranek stellte den neuen Studiengang „Life Science – Food and Health“ vor, den die Universität Bayreuth am Standort Kulmbach realisieren möchte. Damit bekomme Kulmbach eine eigenständige Fakultät für Lebensmittel und Gesundheit. Bereits im Wintersemester 2020/2021 sollen die ersten Studenten am neuen Campus studieren können.

Bild: BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bedankte sich bei Eva-Maria Haas, der Geschäftsführerin des Vereins „Unsere bayerischen Bauern“.

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01.03.2018

Mehr Kühe als Menschen / Neuer Geschäftsführer, neues Büro: MR Münchberg bietet breite Angebotspalette – Herdenmanagerin Lisa Tutsch berichtete über Milchproduktion in Neuseeland

Selbitz, LKs. Hof. Sie wollte nach ihrem Landwirtschaftsstudium die Welt sehen und ging für ein halbes Jahr nach Neuseeland. Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb verdiente sie sich das notwendige Geld und irgendwie blieb sie hängen. Jetzt dreieinhalb Jahre später hat Lisa Tutsch ihren Lebensmittelpunkt auf Neuseeland, sie ist mittlerweile stellvertretende Herdenmanagerin auf einer „Kuhfarm“ mit 1200 Tieren. Für ein paar Tage kam Lisa Tutsch jetzt in ihre Heimat nach Rothenbürg bei Selbitz im Landkreis Hof zurück und war bei mehreren Veranstaltungen eine gefragte Referentin. So auch bei der Jahresversammlung des  Maschinen- und Betriebshilfsrings Münchberg und Umgebung in Selbitz.

„Ställe gibt es kaum, in Neuseeland ist alles grundsätzlich Weidehaltung“, sagte Lisa Tutsch. Die Zahl der Kühe in dem Land am anderen Ende der Welt bezifferte sie auf 4,8 Millionen (zum Vergleich: Deutschland 4,2 Millionen). Damit gibt es in Neuseeland mehr Kühe als Menschen. „Kühe sieht man eigentlich überall“, sagte sie und zeigte beeindruckende Fotos und Videos mit Kühen vor prächtiger Kulisse.

Die Milchproduktion des Landes gab sie mit 21 Millionen Tonnen pro Jahr an. Zum Vergleich Deutschland hat eine jährliche Produktion von gut 32 Millionen Tonnen. Aufgrund der extensiven Haltung gebe es in Neuseeland zwar mehr Kühe, aber weniger Milch, erläuterte die Referentin. 95 Prozent davon gingen in den Export, wobei Neuseeland aber trotzdem nur drei Prozent an der Weltproduktion hält. Abgerechnet werde nach Inhaltsstoffen, nicht nach Menge.

Geleitet würden die Farmen von Managern, Besitzer seien entweder Privatpersonen oder Firmen, beziehungsweise Investorengruppen, die teilweise aus dem Ausland kommen. Die Arbeit, beispielsweise das Melken am zentralen Melkstand oder am Karussell machen Fremdarbeitskräfte. Interessant auch die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander, die nicht nur über Listen oder „White Boards“ erfolgt, sondern auch über Whatsapp- oder Facebook-Gruppen.

Der Vortrag von Lisa Tutsch war der Höhepunkt der Jahresversammlung des Münchberger Maschinenrings. Sie stand aber auch im Zeichen eines Führungswechsels. Dabei wurde Patrick Heerdegen, 24 Jahre alt und aus Marktschorgast im Landkreis Kulmbach stammend, als neuer Geschäftsführer vorgestellt. Er löst Gerhard Böhner ab, der seit 1994 für den Ring tätig war. Böhner wird weiterhin Geschäftsführer der GmbH bleiben.

Ein Ende hat künftig die Raumnot des Maschinenrings. „Wir hatten bislang „das kleinste Großraumbüro des Universums“, sagte Vorsitzender Siegfried Hüttner. Nachdem das Grüne Zentrum in Münchberg frühestens im Jahr 2020 fertiggestellt wird, zieht der Maschinenring als Zwischenlösung in das ehemalige Raiffeisengebäude in Ahornberg ein.

Der Maschinen- und Betriebshilfsring Münchberg hat nach den Zahlen des bisherigen Geschäftsführers Böhner 909 Mitgliedsbetriebe, einen mehr als im Vorjahr. Die Dorf- und Betriebshelfer und -helferinnen leisteten 35335 Stunden Betriebshilfe (Vorjahr 34121), davon waren 30530 Stunden soziale und 4805 wirtschaftliche Betriebshilfe. Im der klassischen Maschinenvermittlung wurde ein Verrechnungswert von knapp 2,1 Millionen Euro erzielt, was einem Anstieg von rund vier Prozent entspricht. Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld ist das Beratungsangebot unter anderem beim Agrardieselantrag, bei der Mehrfachantragsstellung, bei der Düngebedarfsermittlung und bei der einzelbetrieblichen Beratung.

Im Tochterunternehmen MR Hochfranken GmbH betreibt der MR Münchberg zusammen mit dem Nachbarring aus Wunsiedel unter anderem Winterdienst, Grünflächen- und Gehölzpflege, womit ein Umsatz von 1,9 Millionen Euro erzielt wurde. Das entspricht einem Plus von knapp 200000 Euro.

Bilder:
1.
 Über Milchproduktion in Neuseeland referierte Lisa Tutsch bei der Jahresversammlung des Müpnchberger Maschinenrings
2.
Der zweite und der erste Vorsitzende, Stefan Heinold und Siegfried Hüttner bedankten sich beim langjährigen Geschäftsführer Gerhard Böhner (von links).

3.
 Neuer Geschäftsführer ist der 24-jährige Patrick Heerdegen aus Marktschorgast.

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03.02.2018

Otterüberfälle bedrohen Teichwirtschaft in Oberfranken / Teichgenossenschaft fordert Abschussgenehmigung – Neues Vermarktungsportal für heimischen Fisch

Himmelkron. Für die Teichwirte geht es mittlerweile um das nackte Überleben. „Es ist die Tragödie schlechthin“, sagte Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der oberfränkischen Teichgenossenschaften, bei der Jahresversammlung in Himmelkron.

Thoma zielt dabei auf den Fischotter ab. Er frisst ganze Teiche leer und gefährdet damit nicht nur die heimische Produktion, sondern auch die Existenz der Teichwirte. „Da zieht eine Katastrophe auf uns zu“, sagte der Vorsitzende. Ganz schlimm sei die Situation bereits in der Oberpfalz, während Oberfranken hauptsächlich im Bereich Wunsiedel betroffen sei. Der Bereich des Mains sei dagegen noch weitgehend unangetastet.

Alexander Horn aus Helmbrechts, einer von drei Otterberatern in Bayern, weiß von Betrieben, die mittlerweile vor dem Ruin stehen. In der nördlichen Oberpfalz, für die Horn ebenfalls zuständig ist, sei beispielsweise ein Teichwirt mit allen drei Anlagen betroffen, in einem Teich seien bis zu sechs Otter unterwegs, die Schadensmeldung belaufe sich mittlerweile auf über 90000 Euro.

„In der Oberpfalz ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, da geht es längst um das bloße Überleben“, sagte Horn, der sich in der Teichgenossenschaft als Beirat engagiert. In Oberfranken sei die Situation  im Nordosten am schlimmsten, speziell im Einzugsbereich der Eger. Einzelne Vorkommen gebe es aber bereits auch von Naila kommend über Kronach bis nach Lichtenfels. Ein großes Problem sei es, dass viele Teichwirte lange nicht merken, dass sie längst zu den betroffenen gehören.

Ziel von Alexander Horn ist es nicht nur, sich um die Schäden zu kümmern und entsprechende Anträge entgegenzunehmen, sondern auch eine Bestandsaufnahme durchzuführen. „Wir müssen nachweisen, dass der Otter nicht mehr gefährdet ist, dann erst kann er auch entnommen werden“, sagte Horn. Entnehmen heißt dabei schießen, was derzeit verboten ist. Die Schaffung eines Überblicks über die Otterpopulation sei deshalb so wichtig, weil es im Moment noch überhaupt keine verlässlichen Daten gebe.

„Wir wollen mit unserer Hände Arbeit Geld verdienen und Fische verkaufen“, sagte Walter Jakob, Vorsitzender der Nachbarteichgenossenschaft Aischgrund. Er kritisierte den Schutz einzelner Arten, ohne dass man „das große Ganze“ im Blick behält. Angekommen ist das Problem mittlerweile auch in der Politik. „Wir wollen Maßnahmen zur verstärkten Entnahme erreichen“, sagte die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Die Entnahme muss Teil eines Managementplanes werden, forderte ihr Fraktionskollege Martin Schöffel aus Wunsiedel. Wenn sich solche Tiere breit machen, würden nicht nur ganze Arten verschwinden, sondern auch Kulturgüter, wie Fische aus heimischen Teichen.

Von einer Riesenherausforderung für die heimische Fischwirtschaft sprach Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Wegen der Otterüberfälle gebe es bereits verstärkt Betriebsaufgaben. „Wir müssen zwingend am Ball bleiben, um unserer Teichwirtschaft zu helfen“, so Denzler. Auf einem guten Weg sei man dagegen beim Kormoran und beim Biber. Beim Kormoran, der den Teichwirten seit Jahrzehnten das Leben schwer macht, konnte eine weitere Bejagung bereits festgeschrieben werden, beim Biber würden erste Anstrengungen Früchte tragen.

Ein neues benutzerfreundliches Marketinginstrument zur Vermarktung des heimischen Fisches ist das Regionalvermarktungsportal www.regionales-bayern.de der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Dort könnten sich alle Erzeuger unkompliziert und kostenfrei anmelden. Möglich ist es dort unter anderem Betriebsbeschreibungen, Öffnungszeiten, Kontaktdaten, eine Zufahrtsbeschreibung, ja sogar ein eigenes Logo hochzuladen.

Neu in der Vorstandschaft der Teichgenossenschaft Oberfranken ist Kassenverwalterin Elke Grußka aus Rödental. Sie tritt die Nachfolge von Georg Fiedler aus Altenkunstadt an, der nach mehreren Jahrzehnten ehrenamtlicher Tätigkeit für die Teichgenossenschaft mittlerweile seine Teichanlagen verkauft hat. Die Teichgenossenschaft Oberfranken hat knapp 1000 Mitglieder, darunter viele Klein- und Nebenerwerbsbetriebe.

Bilder:
- „Der Fischotter bedroht die Teichwirtschaft in Oberfranken“: Alexander Horn, Otterberater für Oberfranken.
- Der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma bedankte sich bei Vorstandsmitglied Georg Fiedler für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement.

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29.01.2018

Technik, Tradition und Toleranz / Markus Söder beim Bayreuther Landfrauentag

Bayreuth. „Für mich liegt die Zukunft Bayerns auf dem Land.“ Der designierte Ministerpräsident wusste genau, was die Landfrauen von ihm hören wollten. Beim Bayreuther Landfrauentag in der Tierzuchtklause legte er ein klares Bekenntnis zur Landwirtschaft ab und sagte zu, die Landwirte zu unterstützen und nicht zu drangsalieren.

Eingeladen hatte die Vorstandschaft Markus Söder als Finanz-, Landesentwicklung- und Heimatminister. Letzteres ist wichtig, denn Heimat lautet auch das Thema der Landfrauenarbeit in der laufenden Periode. Natürlich stimmte Söder ein Loblied auf Bayern und ganz besonders auf Franken an. Dafür verantwortlich sei in ganz besonderer Art und Weise die Landwirtschaft. „Die Familienbetriebe sind die Basis für den ländlichen Raum“, sagte er. Agrarfabriken und Agrarkonzerne möchte in Bayern niemand haben. 

Die Menschen hätten die Heimat wieder entdeckt und gemerkt, wo die eigentlichen Schwerpunkte der Zukunft liegen: „Was Bayern ausmacht, findet nicht nur in den Ballungszentren statt“, so Söder. Technik und Innovation gehöre dazu genauso wie Brauchtum und Tradition. Diese Verbindung mache Bayern so unglaublich attraktiv.

Auch einige politische Botschaften hatte der designierte Ministerpräsident mitgebracht. So kündigte er die Abschaffung der umstrittenen Straßenausbausatzung („Strabs“) an, sagte gleichzeitig aber auch zu, dass die Straßen in den Gemeinden trotzdem weiterentwickelt werden sollen. Auch zum Thema Flächenverbrauch meldete sich Söder zu Wort. So nannte er die  Entwicklungen im Ausgleichsflächenmanagement hanebüchen und stellte besondere Privilegien für die Landwirtschaft in Aussicht. „Wir wollen die Landwirte schätzen und nicht dauern belasten“, so Söder.

Schließlich plädierte Söder für Toleranz. Vor dem Hintergrund des Streits um ein Kreuz im Gerichtssaal sagte er, dass das Kreuz für Nächstenliebe und Toleranz und damit für die „Kernbasis unseres Staates“ stehe. „Diese Werte müssen, wir klar und deutlich machen“, so der Minister. Wer zu uns kommt müsse sich auch unseren Sitten und Gebräuchen anpassen.

Statt Grußworte hatte Kreisbäuerin Angelika Seyferth mehrere Damen nach vorne gebeten, um zusammen mit Markus Söder über ganz private Berührungspunkte zum Thema Landwirtschaft zu plaudern. So erfuhren die Zuhörer, dass Söder früher selbst auf dem Hof seines Onkels zum Schlepperfahren war und, dass seine Tante den besten Marmorkuchen der Welt backt.

Auch die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer beherrscht das Schlepperfahren, „auch wenn die Technik immer komplizierter wird“, so Brendel-Fischer, die als Abgeordnete ständig zwischen der Fränkischen Schweiz und dem Fichtelgebirge unterwegs ist. Ihr ist das Weitergeben von Kultur und Lebensart besonders wichtig. Die stellvertretende Bezirksbäuerin Beate Opel, die aus Berlin stammt, aber seit 37 Jahren im Landkreis Kulmbach lebt, gab an, dass sie ganz besonders an Franken hängt. „Immer wenn ich in Berlin bin, vermisse ich Franken, meine Heimat“, so Opel.

Bilder:
- Markus Söder beim Gruppenbild mit dem Bayreuth Landfrauenchor.
- Kreisbäuerin Angelika Seyferth (rechts) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt bedankten sich beim designierten Ministerpräsidenten Markus Söder.
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 Sechs Damen und ein Herr plaudern über Landwirtschaft (von links): Pastoralreferentin Rita Grzonka, Veterinärdirektorin Iris Fuchs, Markus Söder Kreisbäuerin Angelika Seyferth, ihre Stellvertreterin Doris Schmidt, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und die stellvertretende Bezirksbäuerin Beate Ope
- Der Bayreuther Landfrauenchor umrahmte den Landfrauentag mit bekannten Volksliedern.
- Gespannt lauschte das Publikum in der Tierzuchtklause den Ausführungen des Heimat- und Finanzministers Markus Söder.

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17.01.2018

Kritische Töne zum Thema Heimat / Bezirksheimatpfleger Günter Dippold beim Pegnitzer Landfrauentag

Pegnitz. „Das ist Heimat“ lautet heuer das Motto der Landfrauenarbeit im Bayerischen Bauernverband. Allerdings definiert jeder Heimat etwas anders. Für den oberfränkischen Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold bedeutet Heimat unter anderem Aufgeschlossenheit, Offenheit und Neugier. Für den Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab ist Heimat da, „wo wir gerne sind“. Für den Bayreuther Kreisobmann Karl Lappe ist die Landwirtschaft die älteste Berufsgruppe, die im Laufe der Jahreszeiten schon immer Heimat mitgestaltet hat und Karin Seehofer, Ehefrau des Bayerischen Ministerpräsidenten, sagt: „Jeder, der für sich seine Heimat gefunden hat, kann sich glücklich schätzen“.

Sie alle waren am Mittwochnachmittag Gäste des Pegnitzer Landfrauentages im ASV-Sportheim und läuteten mit ihren Ansprachen einen unterhaltsamen Nachmittag ein. Kreisbäuerin Angelika Seyferth blickte dabei dankbar auf das zurückliegende Jahr, in dem sich die Erzeugerpreise ein wenig stabilisiert hätten, zugleich aber auch sorgenvoll auf das neue Jahr. „Der Milchpreis sinkt, manche meinen, er stürzt ab“, so Seyferth. Auch die Schweinemäster und Ferkelerzeuger seien alarmiert, weil die Afrikanische Schweinepest vor der Tür steht. Die Infektion ist zwar für den Menschen völlig ungefährlich, allerdings müssten betroffene Betriebe ihren gesamten Bestand keulen.

Die Kreisbäuerin hatte allerdings auch Positives zu vermelden. So könnten die Landfrauen im Bauernverband heuer ihr 70-jähriges Bestehen feiern. Ein  Jubiläum, das auch an dem Bayreuther Kreisverband nicht vorübergehen wird. Bei einer eigenen Festveranstaltung sollen unter anderem langjährige aktive Ortsbäuerinnen geehrt werden.

Hauptreferent des Landfrauentages war der oberfränkische Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold, der auch einige kritische Töne zum Thema Heimat fand. Heimat ist etwas anderes, als das, wozu sie ein verkitschtes Heimatbild gemacht habe. Derzeit sei Heimat in aller Munde, sie scheine ein gutes Image zu haben. Doch Vorsicht: schon einmal, in den 50er Jahren sei der Begriff so viel benutzt worden, dass er verbraucht und verkitscht wurde.

Auch nannte es Dippold bedauerlich, dass der zur Heimat gehörende Gemeinsinn derzeit verloren gehe. Nicht nur Gesangs- und Geschichtsvereine, auch Sportvereine hätten mehr und mehr mit Mitgliedeschwund zu kämpfen. Gemeinschaft werde als Ballast empfunden, bedauerte der Heimatpfleger.

Vielen Menschen hätten vor dem Hintergrund der Globalisierung Furcht vor Veränderung und Angst vor Fremden. Vielen sei damit ein wirkliches Heimatgefühl abhandengekommen. Dabei stamme vieles, was als typisch fränkisch gilt und unsere Heimat prägt, von Auswärtigen: Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth beispielsweise von Giuseppe Galli Bibiena aus Parma, Schloss Seehof bei Bamberg von Antonio Petrini aus dem Trentino und selbst das Frankenlied hatte Viktor von Scheffel gedichtet, der aus dem Badischen kam.

Landfrauen wüssten sehr genau, wie wichtig es ist, verwurzelt zu sein, sagte Karin Seehofer, die Gattin des Bayerischen Ministerpräsidenten. Sie bezeichnete die Landfrauen als beeindruckende Vorbilder, die sich Tag für Tag in die Gemeinschaft einbrächten. Als ein Stück Tradition und damit auch als ein Stück Heimat bezeichnete der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab die Landfrauen. „Heimat heißt für mich, Kultur zu wahren, Natur zu wertschätzen und den Boden zu achten“, so Raab.

Kreisobmann Karl Lappe rief dazu auf, sich auf sinkende Preise einzustellen. „Nach jedem Hoch kommt ein Tief“, sagte er. Zuletzt hätten die Betriebe im Landkreise diese Tiefs in den Jahren 2009 und 2014/2015 einigermaßen überstanden. Als Herausforderungen für 2018 bezeichnete er auch den Kampf gegen das Bürokratiemonster namens Düngeverordnung. Da müsse dringend nachgebessert werden, forderte Lappe.

Der Pegnitzer Landfrauentag wurde wieder vom Bayreuther Landfrauenchor, diesmal unter der Leitung von Martina Schill umrahmt. Zum Landfrauentag gehörten auch eine Vorstellung der Stadt Bad Berneck durch Florian Fraaß und einige Lieder zum Mitsingen mit der Volksmusikerin Stefanie Zachmeier.

Bilder:
1. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt (rechts) bedankten sich bei Karin Seehofer, die als Ehrengast zum Landfrauentag nach Pegnitz gekommen war.
2. D
er Bayreuther Landfrauenchor wurde bei seinem Auftritt beim Pegnitzer Landfrauentag von Martina Schill geleitet.
3. Kreisbäuerin Angelika Seyferth (links) und ihre Stellvertreterin Doris Schmidt überreichten dem oberfränkischen Bezirksheimatpfleger einige Kostproben landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der Region.

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03.01.2018

Rinder aus Oberfranken für die Türkei / Knapp 19 Millionen Umsatz mit fast 33000 Tieren: Rinderzuchtverband auf hohem Niveau – Wechsel an der Spitze der Bayreuther Kreiszuchtgenossenschaft

Bayreuth. Der Rinderzuchtverband Oberfranken hat im zurückliegenden Wirtschaftsjahr seinen Umsatz von 18,2 auf 18,9 Millionen Euro gesteigert. Die Zahl der vermarkteten Tiere war von 32600 auf 32799 angestiegen. Diese Zahlen hat der Vorsitzende Georg Hollfelder bei der Jahresversammlung der Kreiszuchtgenossenschaft und des Milcherzeugerrings Bayreuth genannt. Das Wirtschaftsjahr endet bei den Rinderzüchtern am 30. September.

RZV-Vorsitzender Hollfelder sprach von einem beachtenswerten Niveau. Die Zahlen stützten sich vor allem auf den Export, wobei die Türkei ganz vorne liege. Auch der Export nach Russland soll wieder verstärkt angegangen werden, zumal Zuchttieren nicht unter das Embargo fallen. Insgesamt ist sowohl die Zahl der rinderhaltenden Betriebe als auch die Zahl der Tiere im vergangenen Jahr zurückgegangen. Nach den Zahlen von Zuchtleiter Markus Schricker gab es in Oberfranken zuletzt 1361 Mitgliedsbetriebe mit zusammen 71201 Tieren. Das seien 63 Mitgliedsbetriebe und 204 Kühe weniger als noch im Jahr zuvor. Dies entspreche dem durchschnittlichen Rückgang der vergangenen Jahre in Höhe von jeweils um die fünf Prozent, sagte Schricker. Auch Stadt und Landkreis Bayreuth lägen dabei mit aktuell 339 Mitgliedsbetrieben mit zusammen 19532 Tieren im Trend. Die Zahl der Betriebe war dabei im Bayreuther Land um 18, die Zahl der Tiere um acht zurückgegangen.

Mit dem Verzicht auf eine erneute Kandidatur von Hans Engelbrecht als Vorsitzenden ist bei der Kreiszuchtgenossenschaft eine Ära zu Ende gegangen. Engelbrecht stand 21 Jahre lang an der Spitze des Zusammenschlusses. Zur Nachfolgerin wählten die Mitglieder ohne Gegenstimme Christiane Böhm aus Neuhaus bei Aufseß. Engelbrecht sprach von einer interessanten Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Er habe in den 21 Jahren viele Bauvorhaben mitbegleiten und wichtige Entscheidungen treffen können.

Auf ein schwieriges Jahr mit großen Herausforderungen hat BBV-Kreisobmann Karl Lappe bei der Versammlung seine Berufskollegen eingeschworen. 2017 hätten sich die meisten Märkte auf dem Zenit befunden, 2018 würden die Absatzwege schwieriger. Im Bereich Milch und Fleisch würden die die Bauern deutlich unter dem Russlandembargo leiden. „Wir hoffen, dass der Welthandel wieder anspringt, denn jeder einzelne zahlt die Zeche“, so Lappe. Er appellierte an die Bauern, sich darauf einzustellen, dass die Preise ab dem Frühsommer rückläufig sein werden.

Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) hob in ihrem Grußwort hervor, dass der Aufschlag von 15,3 Millionen Euro im Nachtragshaushalt den Stellenwert bäuerlicher Leistungsanerkennung deutlich mache. Als Beispiele für die Fortentwicklung des Bayerischen Weges nannte sie das nun umfassendere  KULAP-Paket,  das Bayerische Sonderprogramm Landwirtschaft sowie die erfolgreiche Bio-Regio-Strategie.

Ausgezeichnet wurden bei der Versammlung die folgenden sechs Betriebe mit den besten Jahresleistungen: Erna Eckert aus Funkendorf, Holger Popp aus Zettlitz, Udo Meister aus Brüderes, Jürgen Raab aus Lessau, Rudolf Opitz aus Kirmsees und Franz Schmidmair aus Bernheck.

Höhepunkt des kommenden Jahres wird die große Verbandstierschau zum 120-jährigen Bestehen des Rinderzuchtverbandes Oberfranken m Sonntag, 18. März in der Tierzuchthalle in Bayreuth sein.

Bilder:
- Hans Potzel vom Milcherzeugerring Oberfranken bedankte sich beim bisherigen Vorsitzenden Hans Engelbrecht (rechts), der nach 21 Jahren an der Spitze nicht mehr zur Wahl angetreten war.

- Für herausragende Leistungen zeichneten (von links) Zuchtleiter Markus Schricker und der bisherige KZG-Vorsitzende Hans Engelbrecht, Rainer Zimmermann, Christian Engelbrecht, Christiane Böhm, Thomas Mayer, Christiane Lauterbach, Martin Schamel, Christa Lauterbach, Franz Schmidmair, Jürgen Raab, Rudolf Opitz, Helmut Büttner und Josef Lodes aus. Mit im Bild die  Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (4. von rechts).


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17.11.2017

Naturschutz und Nutzung im Widerstreit / „Forum Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth: Klares Bekenntnis zum Rohstoff Holz

Bayreuth. „Holz ist der Rohstoff der Gegenwart und er wird noch mehr der Rohstoff der Zukunft sein.“ Das sagt Frank Pirner, Leiter des Forstbetriebs Pegnitz der Bayerischen Staatsforsten. Nach den Worten von Götz von Rotenhan, dem 1. Vizepräsidenten des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, ist Bayern ohnehin das „Holzland Nummer 1“. Voll und ganz hinter der heimischen Holznutzung stehen die Jäger, wie Ramona Pohl, Referentin beim Bayerischen Jagdverband betont. Und selbst Ralf Straußberger, Wald- und Jagdreferent beim Bund Naturschutz in Bayern, bekennt sich zur Nutzung des heimischen Rohstoffes Holz, wenn auch klar unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit.

Eigentlich waren sich alle einig, beim „Forum Waldkontroversen“, das die Universität Bayreuth zusammen mit dem Ökologisch-Botanischen Garten, dem Zentrum für Ökologie und Umweltforschung sowie der Campus-Akademie veranstaltet hat. Unterschiedliche Standpunkte gab es trotzdem. Sie konzentrierten sich vor allem auf die Frage: „ Ökonomie oder Ökologie?“.

60 bis 80 Kubikmeter Holz würden jährlich in Deutschland eingeschlagen, das ist deutlich weniger, als nachwächst, so Gregor Aas, Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens (ÖBG) in Bayreuth. Gleichzeitig werde aber deutlich mehr Holz benötigt. Da sei es doch besser mehr heimisches Holz einzuschlagen, als Holz einzuführen, das in Skandinavien oder in Rumänien unter fragwürdigen Bedingungen produziert wird, so Götz von Rotenhan.

Er erntete damit den Widerspruch von Ralf Straußberger. „Wir können nicht unsere eigenen Wälder plündern mit dem Verweis auf andere Regionen, die eine schlechtere Waldwirtschaft betreiben“, sagte der der BN-Vertreter und sprach sich klar gegen eine Erhöhung der Holzeinschläge aus. „Wir müssen die Grenzen sehen, und die gibt es zweifellos“, so Straußberger.

Vor allem dann, wenn Holz zunehmend nicht mehr nur stofflich, sondern auch energetisch verwertet wird. „Es wird immer populärer, mit Holz zu schüren“, sagte Gregor Aas vom ÖBG. Holz in großem Umfang zu verbrennen, dafür sei es zu schade, so BN-Sprecher Straußberger. Da sollte man doch das Holz besser für Dämmplatten verwenden, um den Energieverbrauch in Gebäuden zu senken. Dem widersprach Frank Pirner. Holz zu verbrennen sei auf jeden Fall besser, als Erdöl zu verbrennen und Götz von Rotenhan ergänzte, dass bei jeder Waldbewirtschaftung ja auch viel Holz anfällt, das aufgrund seiner Beschaffenheit nicht in die Produktion gelangen kann und damit ideal für eine energetische Verwertung sei.

Auch das Thema Waldumbau vor dem Hintergrund des Klimawandels nahm beim „Forum Waldkontroversen“ in Bayreuth breiten Raum ein. Deutschland wäre von Natur aus überwiegend ein Laubwaldgebiet, sagte Carl Beierkuhnlein, Inhaber des Lehrstuhls für Biogeographie an der Universität Bayreuth. Tatsächlich dominierten in den Wäldern aber klar die Nadelbäume.

Das wird sich ändern, versprach Frank Pirner. Die Witterungsextreme nähmen zu, der Wald sei heute nicht mehr so widerstandsfähig, wie er sein sollte. „Der Wald von morgen wird anders aussehen“, sagte er und kündigte an, den Focus künftig immer mehr auf gemischte Wälder zu richten. So soll das Nadelholz in den kommenden Jahren im Bereich der Bayerischen Staatsforsten um zehn Prozent abnehmen, was zu Lasten von Fichte und Kiefer gehen werde. Der Tannen-Anteil soll allerdings von zwei auf fünf Prozent mehr als verdoppelt und der Douglasien-Anteil von derzeit einem auf drei Prozent erhöht werden. Laubholz soll deutlich zunehmen, wobei die Staatsforsten vor allem auf die Buche und auf Edellaubhölzer setzen wollen.

Bilder:
1. Frank Pirner (links), Leiter des Forstbetriebs Pegnitz der Bayerischen Staatsforsten und Christian Kölling vom Landwirtschaftsamt in Roth.
2. Ramona Pohl, Referentin beim Bayerischen Jagdverband, und Götz von Rotenhan, 1. Vizepräsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes.
3. Ralf Straußberger, Wald- und Jagdreferent beim Bund Naturschutz in Bayern.

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04.09.2017

Teichwirtschaft auf ehemaligem Maisacker / Wasserarmer Winter und trockener Sommer verhindern Rekordernte - Teichwirte eröffneten oberfränkische Karpfensaison

Mengersdorf. Ähnlich wie das Schäufele gehört auch der Karpfen zu den fränkischen Nationalgerichten. Gerade jetzt in den Monaten mit dem Buchstaben „r“. Alle Karpfenfreunde in Oberfranken können sich heuer auf eine ausgezeichnete Qualität freuen, der Fisch ist hochrückig, schön bespiegelt, hat einen Fettgehalt zwischen 2,5 und sechs Prozent und schmeckt einfach gut, sagte Karl-Peter Schwegel aus Wiesentthal in der Fränkischen Schweiz bei der Eröffnung der oberfränkischen Karpfensaison auf seinen Teichanlagen in Mengersdorf bei Obernsees im Landkreis Bayreuth.

Die erzeugte Menge wird nach offiziellen Angaben bayernweit heuer allerdings geringfügig unter dem langjährigen Schnitt von 6000 Tonnen pro Jahr liegen. Schuld daran seien der wasserarme Winter und der teilweise trockene Sommer, die den Besatz mancher Teiche verhindert haben. Aus Oberfranken kommen dabei rund zehn Prozent der erzeugten Karpfen. Bevor die Teiche abgefischt werden, wachsen die Fische drei Jahre heran und erhalten als Beifutter ausschließlich Getreide.

Karl-Peter Schwegel ist einer der wenigen Karpfenteichwirte, die in Oberfranken im Vollerwerb wirtschaften und der alleine auf sechs Tonnen erzeugten Speisekarpfen pro Jahr kommt. In der Regel vermarktet Schwegel direkt auf den Wochenmärkten von Bayreuth, Forchheim, Erlangen, Neunkirchen am Brand sowie auf verschiedenen Sonntagsmärkten.

„Was wäre dir Genussregion Oberfranken ohne ihre Teichwirte“, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer aus Bayreuth bei der Eröffnung der Karpfensaison. Heimischer Karpfen sei ein reines Naturprodukt, das heute noch unverändert so erzeugt wird, wie seit Jahrhunderten.

Mit ihrer extensiven und naturnahen Teichwirtschaft sorgen die Karpfenerzeuger nicht nur für eine besonders nachhaltige Erzeugung, sondern auch für die Erhaltung einer einzigartigen und charakteristischen Naturlandschaft, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Zudem seien die Karpfenteiche auch wertvolle Rückzugsräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.

Das wird an den vier Teichen von Karl-Peter Schwegel in Mengersdorf besonders deutlich. Wo bis 2007 ein ordinärer Maisacker war, sind jetzt die vier Teiche, in deren Umgriff sich bereits Schwarzstörche, Eisvogel und Ringelnatter niedergelassen haben. „Erst durch die Bewirtschaftung werden die Teiche ökologisch wertvoll“, sagte Dr. Peter Thoma aus Thiersheim, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken.

Die Kulturlandschaft profitiere davon, dass in Oberfranken noch so viele Teichwirte im Zu- und Nebenerwerb wirtschaften, sagte der Präsident des Verbandes der bayerischen Berufsfischer (VBB), Albert Deß. Gerade in den Tourismusregionen sei die Kulturlandschaft so wichtig, denn Urlauber wollten keine pure Naturlandschaft wie im Urwald, sondern eine von Menschenhand gestaltete Kulturlandschaft und dazu würden die vielen Teichwirte eine ganz wichtigen Beitrag leisten.

Bilder:
1. Mit der Abfischung der Teichanlage von Karl-Peter Schwegel in Mengersdorf ist die oberfränkische Karpfensaison offiziell eröffnet worden.
2. Ab September gibt es in zahlreichen Gaststätten und Restaurants wieder frischen Karpfen.
3. Peter Piroschka vom Gutshof Mengersdorf hat in den kommenden Monaten zahlreiche Karpfenvariationen auf seiner Speisekarte.
4. An der Sortierrinne zeigen die ersten Prachtexemplare (von links): Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken, Teichwirt Karl-Peter Schwegel, Teichgenossenschaftsvorsitzender Peter Thoma, VBB-Präsident Albert Deß, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, und Herbert Rebhan vom Sachgebiet Naturschatz an der Regierung von Oberfranken.

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21.07.2017

Forchheimer Kirschbauern sind Aldi-tauglich / Große Früchte können Kirschanbau rentabel halten - Bundestagsabgeordnete Silke Launert zu Besuch im Obstinfozentrum Hiltpoltstein

Hiltpoltstein. Obstbau ist kein nostalgisches Hobby, sondern für viele ein Betrag zur Lebensgrundlage. Das sagt Hans Schilling, Kreisfachberater für Obstbau und Chef am Obstinfozentrum in Hiltpoltstein im Landkreis Forchheim. Weil der Landkreis europaweit zu den bedeutendsten zusammenhängenden Obstanbaugebieten gehört, leistet sich der Landkreis eine eigene Versuchsanlage am Standort Hiltpoltstein.

Die Geschichte der sechs Hektar großen Versuchsanordnungen zu neuen Sorten und Unterlagen im Kirschenbereich reicht bis in das Jahr 1972 zurück, sagte Kreisfachberater Schilling bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Silke Launert. Aktuell arbeiteten die Mitarbeiter an der Optimierung des modernen Kirschanbaus im Bereich Sorten, Unterlagen, Überdachung und Bewässerung. Weitere Versuche fänden auf der zweiten großen Fläche in Dietzhof am Walberla, ebenfalls im Landkries Forchheim statt.

Hiltpoltstein versteht sich dabei in erster Linie als Beratungs-, Schulungs- und Demonstrationszentrum. Seit der Wiedereröffnung im April 2014 gibt es hier am Ortsrand der Marktgemeinde Hiltpoltstein moderne Räumlichkeiten mit hervorragender technischer Ausstattung. Vorher habe es nicht einmal Toiletten gegeben, was bei Besuchern, die mit Bussen gekommen waren, regelmäßig für Unstimmigkeiten sorgte. Mittlerweile nimmt sogar die Volkshochschule die Einladung gerne an, Kochkurse in den Räumen des Obstinfozentrums zu veranstalten.

„Wir wollen den Kirschbauern zeigen, wie sie den Kirschanbau rentabel halten können, sagt Schilling. Wer davon leben will, benötige Sorten mit großen Früchten, schließlich seien Pflege und Ernte schon aufwändig genug. Deshalb werden beispielsweise Überdachungsversuche mit Tropfbewässerung für Süßkirschen durchgeführt, neue Sorten im Bereich Süßkirschen und Zwetschgen getestet sowie Sorten- und Unterlagenversuche für Süßkirschen angelegt. Ein wichtiges Ziel ist es beispielsweise, die beiden Hauptfeinde der Kirsche, die Kirschfruchtfliege und die Kirschessigfliege fernzuhalten. Ebenso einmalig ist in Hiltpoltstein die Durchführung des Sachkundenachweises Pflanzenschutz mit Schwerpunkt Obstanbau.

Welche Bedeutung der Kirschanbau in der Fränkischen Schweiz wirklich hat, zeigt die Tatsache, dass die Obstbaugenossenschaft im benachbarten Igensbach weit über 1000 Mitglieder, die Genossenschaft in Pretzfeld rund 600 und die In Mittelehrenbach 400 Mitglieder hat. Allein im Fall der drei Genossenschaften gehe es um fast 1000 Hektar, auf den Kirschen angebaut werden. Der Großteil davon geht mittlerweile an den Lebensmitteleinzelhandel, nachdem im Obstinfozentrum Konzepte entwickelt wurden, die der Lebensmitteleinzelhandel akzeptiert. „Damit sind wir also auch aldi-tauglich“, so Schilling.

Wenn dem Landkreis Forchheim der Unterhalt eines eigenen Obstinfozentrum derart am Herzen liegt, dann vor allem auch deshalb, dass Obstbauern zu den wichtigsten Landschaftspflegern gehören, sagte die Bundestagsabgeordnete Silke Launert. Die Obstbauern seien letztlich in ganz besonderer Art und Weise für die Kulturlandschaft verantwortlich, wegen der so viele Urlauber in die Fränkische Schweiz kommen. „In Bayern ist es in jedem Fall einmalig, dass ein Landkreis eine eigene Versuchs- und Informationsanlage unterhält“, so Launert.

Bilder:
- Fast 1000 Kirschbauern nehmen pro Jahr an einer der Schulungen im neuen Hiltpoltsteiner Obstinfozentrum teil.
- Hans Schilling vom Obstinfozentrum Hiltpoltstein erläutert der Bundestagsabgeordneten Silke Launert die neuen Überdachungsversuche für Süßkirschen.

 

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20.07.2017

Artenschutz durch Aufessen / Amerikanische Krebse auf den Tellern sollen heimische Edelkrebse in den Gewässern schützen

Speichersdorf, Lks. Bayreuth. Eingewanderten Kamber- oder Signalkrebsen soll es verstärkt an den Kragen, beziehungsweise an den Panzern gehen. Nur so sei es möglich einheimische Edelkrebsarten zu schützen. Darin sind sich die Verantwortlichen von der Arge Fisch im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth, von der Teichgenossenschaft Oberfranke und vom Bezirk Oberfranken einig. Bei einem Aktionstag in der Tauritzmühle bei Speichersdorf im Landkreis Bayreuth machten sie deutlich, wie schmackhaft der amerikanische Krebs und zugleich wie schützenwert der heimische Edelkrebs ist.

Edelkrebse gab es bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts hinein auch in unseren Breiten praktisch in jedem Wiesengraben. Bis die „Krebspest“ durch ganz Europa zog und alle einheimischen Edel- und auch Steinkrebse bis auf kleine Restbestände vernichtete. Eingeschleppt wurde die „Krebspest“ durch amerikanische Krebse, die gegen die Krankheit resistent sind. Während der einheimische Edelkrebs heute fast schon ausgestorben ist und praktisch nur noch in geschlossenen Gewässersystemen wie Baggerseen, Kies- und Schottergruben oder Fischteichen vorkommt, konnten sich die amerikanischen Arten wie etwa der Kamber- oder den Signalkrebs in unseren Gewässern ungehindert ausbreiten.

Was kann man also tun, um den einheimischen Edelkrebs zu retten und den amerikanischen Krebs zu dezimieren? Das dachten sich die Arge Fisch, die Teichgenossenschaft und der Bezirk Oberfranken. Die drei führenden Institutionen der Fisch- und Teichwirtschaft in Nordbayern kamen zu dem Schluss, den durchaus schmackhaften amerikanischen Krebs einfach zu verspeisen, um so ihren Bestand zu dezimieren und gleichzeitig dem heimischen Krebs wieder eine Überlebenschance zu geben.

Wie gefragt Krebse zu früheren Zeiten waren, zeigt, dass ein Pfund Rindfleisch gegen vier heimische Edelkrebse eingetauscht wurde, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Viele Flurnamen („Krebsgasse“) zeigten noch heute wie verbreitet und allgegenwärtig Krebse zu früheren Zeiten waren. Das Verspeisen des gebietsfremden Krebses nannte Manfred Löbl, Bereichsleiter für Wasser- und Naturschutz an der Regierung von Oberfranken, eine sinnvolle Verwertung, aber auch eine effektive Möglichkeit, die invasive Krebsart zu bekämpfen. Früher war der Krebs ein echter Leckerbissen, und genau das soll er auch wieder werden, sagte Peter Thoma von der Teichgenossenschaft Oberfranken. Um den Krebs als eiweißreiches Nahrungsmittel bekannter zu machen, könnte er sich sogar einen Krebsburger bei McDonalds vorstellen.

Bilder:

-   (oben): So sieht er aus, der amerikamische Signalkrebs, der sich in den hiesigen Gewässern ungehindert ausbreiten konnte, während heimische Edelkrebse immer weniger wurden.

-   (Mitte): Susi Schömann und Uwe Schöffler von der Tauritzmühle bei Speichersdorf im Landkreis Bayreuth präsentieren den leckeren Signalkrebs, der künftig verstärkt auf heimischen Tellern landen sollte, um angestammten Edelkrebsen wieder eine Chance zu geben.

(unten): Von links: Bezirksrat Stefan Specht, Bürgermeister Manfred Porsch, Hans Klupp von der Arge Fisch Tirschenreuth, Manfred Löbl von der Regierung von Oberfranken, Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken, Bezirkstagspräsident Günther Denzler und der TEGOF-Vorsitzende Peter Thoma.

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13.07.2017

Felsengarten, Fischzucht und goldene Forellen /
Weithin bekanntes Kleinod der Fränkischen Schweiz trägt künftig das Prädikat Kulturgut

Pottenstein. Es ist ein ganz herausragendes Kleinod der Fränkischen Schweiz mit weit überregionaler Bedeutung: das Klumpertal bei Pottenstein im Landkreis Bayreuth, bekannt als Felsengarten und Wanderparadies. Jetzt ist das völlig unberührte Tal mit seinen steilen Felswänden und insgesamt 18 kleinen Teichen ganz offiziell zum Kulturgut erklärt worden. Die Teichgenossenschaft Oberfranken zeichnete die Teichanlage, die es dort nachweislich seit dem Jahr 1721 gibt und die seitdem ununterbrochen bewirtschaftet wird, mit dem Prädikat „Kulturgut Teich“ aus.

Ein einziger Forellenweiher war es, der 1721 urkundlich erwähnt wird, 50 Jahre später war bereits ein zweiter dazugekommen und es liegen bereits Hinweise auf eine Fischzucht vor. Schon vorher hatte der Hofmarschall und fürstliche Rat Lorenz von Guttenberg, der das nahe Schloss Kühlenfels besaß, eine Mühle errichtet, von der heute allerdings nichts mehr übrig ist.

Im 19. Jahrhundert wurde dann eine „Forellenzuchtanstalt“ aufgebaut und es entstanden die Teiche in ihrer jetzigen Form. Eigentümer ist heute die Katholische Kirchenstiftung Kühlenfels, Bewirtschafter sind seit 2012 die beiden Teichwirte Lothar Kornburger und Oswald Schütz. Sie haben die malerisch gelegene und nur auf unbefestigten Wegen erreichbare Teichanlage in den zurückliegenden Jahren liebevoll saniert und gesichert und betreiben dort heute eine Satzfischzucht mit Bachforellen.

„Fischteiche leisten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die Kulturlandschaft“, sagte der Direktor der Bezirksverwaltung Rudolf Burger bei der Auszeichnung, zu der auch die Enthüllung einer Informationstafel direkt am Teichufer gehörte. Burger sprach von der hohen ökologischen Bedeutung der Teiche, die einen wertvollen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten darstellen.

Rund um das Klumpertal rankten sich viele Sagen, so der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer. So soll an Ort und Stelle der Teiche bis in das 19. Jahrhundert hinein nach Gold geschürft worden sein, „leider ohne Erfolg“, so der Bürgermeister. Auch von goldenen Forellen war die Rede, zumindest, wenn sie in der Nähe der Quelle gesichtet wurden. Die Stadt sei heute bemüht, das Klumpertal etwa durch die Ausweisung verschiedener Rundwanderwege noch bekannter zu machen. Auch die Auszeichnung Kulturgut Teich werde künftig zur Attraktivität beitragen.

Die Auszeichnung Kulturgut Teich wird nach den Worten des Vorsitzenden Peter Thoma seit 19 Jahren vergeben. Neben einer lückenlosen Historie des Teichobjekts seien die landschaftsprägende Bedeutung, die besondere ökologische Gewichtung und die noch immer aktuelle Bewirtschaftung wichtige Kriterien für die Auszeichnung. Die Auswahl des jeweiligen Preisträgers nimmt eine Jury vor, zu der Vertreter der Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und der Fachberatung für Fischerei gehören.

Bild: Rudolf Burger (links) von der Bezirksverwaltung und Peter Thomas von der Teichgenossenschaft Oberfranken haben den Fischteichen im Klumpertal in der Fränkischen Schweiz das Prädikat Kulturgut verliehen und eine Informationstafel am Ufer der Anlage enthüllt.

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07.06.2017

Jura-Wagyus in der Fränkischen Schweiz /
Auf dem Wiesenthof werden japanische Exoten gezüchtet – Landwirtschaftsstaatssekretär Bleser besuchte Betrieb der Familie Braun-Hofmann

Birkenreuth. Der bäuerliche Familienbetrieb soll auch in Zukunft das Leitbild der deutschen Landwirtschaft sein. Darauf hat der Parlamentarische Landwirtschaftsstaatssekretär Peter Bleser hingewiesen. Bei einem Besuch des Wiesenthofes der Familie Braun-Hofmann in Birkenreuth, einem kleinen Ortsteil des Marktes Wiesenttal im Landkreis Forchheim, legte Bleser großen Wert darauf, dass auch in Zukunft das bäuerliche Haupteinkommen aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Produkte stammt und nicht aus den Bereichen Natur- und Landschaftspflege oder aus Tierschutzzahlungen.

Beim Familienbetrieb Braun-Hofmann muss sich der Staatssekretär dabei keine Sorgen machen. Die engagierten Landwirte haben es mit ihren Jura-Wagyus mittlerweile zu überregionaler Bekanntheit gebracht. Sogar eine Hamburger Spezialitätenmetzgerei wird mit dem Fleisch der Rinderrasse, die auch als Kobe-Rinder bekannt sind, beliefert. In der Region gibt es das feine und gleichmäßig marmorierte, extrem saftige und geschmackvolle Fleisch unter anderem bei der Metzgerei Meyer in Nürnberg oder bei der Metzgerei Max in Hof.

In Japan zahlt man dafür Spitzenpreise und das Fleisch erfreut Gourmets weit über Oberfranken hinaus. Dabei war Landwirt Peter Hofmann durch einen puren Zufall auf die Exoten gekommen. Er sah vor genau zehn Jahren einen Fernsehbeitrag über die Rinder, erzählte seiner Tierärztin davon, deren Mann wiederum Japaner ist, und schon war ein erster Kontakt hergestellt. Vier Tiere wurden im Jahr 2007 über Australien organisiert und fanden den Weg in die Fränkische Schweiz. Mittlerweile besteht die Herde aus etwa 60 Mutterkühen und vier Wagyu-Stieren, die zuverlässig für Nachkommen sorgen. Die Tiere dienen ausschließlich zur Zucht und zur Fleischgewinnung, die Milchviehhaltung hatte Hofmann schon vor zwölf Jahren aufgegeben. Zum Hof gehören auch eine Biogasanlage und vier Ferienwohnungen. Mittlerweile bewirtschaftet die Familie rund 200 Hektar Acker- und Grünland.

Auf den Birkenhof war der Staatssekretär aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium durch die Abgeordnete Silke Launert aus Bayreuth und deren Kontakt zu Susanne Braun-Hofmann gekommen. Die Bäuerin gehört nicht nur dem örtlichen Gemeinderat an und ist BBV-Ortsbäuerin, sie ist auch dritte Bürgermeisterin des Marktes Wiesenttal. Silke Launert nannte den Wiesenthof ein Musterbeispiel dafür, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb in Nischen erfolgreich sein kann. Sie sprach sich auch dafür aus, mehr Basisarbeit für die Landwirtschaft zu leisten und beispielsweise in Schulen Kindern und Jugendlichen moderne Landwirtschaft zu vermitteln.

Staatssekretär Bleser bezeichnete es als dringliches Anliegen, bei Naturschutzverbänden für Verständnis zu werben, dass Landwirtschaft nach guter fachlicher Praxis auch ein Beitrag zum Naturschutz ist. Wenn hierzulande die Tierhaltung unterbunden wird, könne sie nirgends anders auf einem derart hohen Niveau fortgeführt werden, so der Bamberger BBV-Kreisobmann Edgar Böhmer.

Beherrschendes Thema war einmal mehr der geplante Bau von HGÜ-Erdverkabelungen, wobei der stellvertretende oberfränkische BBV-Präsident Erwin Schwarz aus Kronach einmal mehr die Forderung nach einer Entschädigung für die Zerstörung und notwendige Wiederherstellung der landwirtschaftlichen Ackerflächen und zusätzlich eine Pacht auf Dauer wiederholte. Diese wiederkehrende Leistung soll dafür sein, dass der Bauer die Erdverkabelung auf seinem Acker mit allen damit verbundenen Einschränkungen dulden muss. BBV-Direktor Wilhelm Böhmer aus Bamberg bezifferte dabei erstmals auch die offizielle Forderung des Bauernverbandes auf zehn Euro pro Jahr und Meter. Staatssekretär Bleser nannte diese Zahl hinsichtlich der immensen Baukosten angemessen. „Das ist keine unzumutbare Belastung“, sagte er, eine Strompreiserhöhung könne man damit nicht begründen.

Bild oben: Die Bundestagsabgeordnete Silke Launert und Landwirtschaftsstaatssekretär Peter Bleser gingen auf Tuchfühlung mit den Wagyu-Rindern auf dem Birkenhof der Familie Braun-Hofmann in der Fränkischen Schweiz. Über die Schulter blicken ihnen dabei die Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth und die Forchheimer Kreisbäuerin Rosi Kraus (von rechts).

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02.06.2017

Lautstarker Protest der Land- und Forstwirtschaft /
Demo gegen möglichen Nationalpark Frankenwald

Neukenroth. Eine solche Demonstration hat der kleine Ort Neukenroth bei Stockheim nahe der Stadt Kronach wohl noch nie gesehen. Mehrere hundert Land- und Forstwirte mit rund 120 Schleppern, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Holztransportern haben Stimmung gegen einen möglichen Nationalpark Frankenwald gemacht. Hintergrund war der gleichzeitige Besuch der bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf, die in einem Hotel in Neukenroth die Planungen für einen Nationalpark vorstellte.

Der Verkehr auf der mitten durch den Ort führenden Bundesstraße B85 kam dabei für längere Zeit komplett zum Erliegen, da die Route der Demonstranten vom Treffpunkt an der Zecherhalle bis zum Hotel Rebhan rund einen Kilometer über die vielbefahrene Bundesstraße führte. Die Teilnehmer der Demo ließen dabei unter anderem Motorsägen aufheulen und machten ihren Unmut über die Pläne mit Transparenten, Trillerpfeifen und Signalhupen Luft.

Vom großen Zuspruch in Neukenroth waren selbst die Organisatoren vom BBV überrascht. „Ich bin stolz auf euch“, rief der stellvertretende Kreisobmann Klaus Siegelin ins Megaphon. Besonders ins Visier der Demonstranten geriet dabei der örtliche Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner (CSU). Er hatte den Frankenwald als möglichen Nationalpark überhaupt erst ins Gespräch gebracht. „Baumgärtner und Co machen unseren Frankenwald k.o.“ stand nun auf Transparenten zu lesen, oder „Ich dachte er heißt Baumgärtner und nicht Baumvernichter“.

Für die Ministerin wurde dabei erstmals deutlich: Ein möglicher Nationalpark Frankenwald stößt in Oberfranken auf massiven Widerstand. „Nationalpark? Kein Bedarf Frau Scharf“, wurde auch sie auf Transparenten namentlich genannt. Symbolisch trugen BBV-Mitglieder dazu den Frankenwald in Sargform zu Grabe.

Umweltministerin Scharf, die von den Demonstranten mit Pfiffen empfangen wurde, hatte bereits Mitte Mai angekündigt, den Frankenwald in die Suche nach einem dritten bayerischen Nationalpark mit aufzunehmen. Als Standort sind derzeit noch weitere drei Regionen im Gespräch: die Donauauen, die Rhön und der Spessart. In Neukenroth hob sie die positiven Seiten eines möglichen Nationalparks hervor. Zugleich versicherte sie, man werde nicht über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entscheiden. „Es gilt der Grundsatz der Freiwilligkeit.“ Einen Nationalpark bezeichnete sie als „Entwicklungssprung für den Frankenwald“ - touristisch, ökologisch und wirtschaftlich. Die Entscheidung über den Standort des dritten bayerischen Nationalparks will die Staatsregierung bereits im Juli treffen.

Mit der Auftaktveranstaltung sei eine Informationsbasis geschaffen worden, auf der nun eine ausführliche Diskussion aufbauen können, sagte der Landtagsabgeordnete Baumgärtner. „Ich denke, wir sollten gemeinsam diskutieren und abwägen, welche Chance ein Nationalpark im Frankenwald für die Region sein kann.“ Ihm sei es wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass er einen ergebnisoffenen Dialog mit den Kommunalpolitikern, Vereinen, Verbänden und Interessensgruppen sowie den Bürgern der Region angestoßen habe und er bis heute nicht auf eine Antwort ja oder nein zu einem Nationalpark im Frankenwald festgelegt sei, so Baumgärtner.

Bilder: Demo gegen möglichen Nationalpark Frankenwald in Neukenroth im Landkreis Kronach.

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24.05.2017

Gesund und ganz ohne Transportwege /
Oberfränkische Teichwirte eröffneten Fischgrillsaison

Lauter. Der Mai ist der erste Monat im Jahr ohne den Buchstaben „r“. Für Fischfreunde bedeutet das: es gibt keinen Karpfen mehr. In Oberfranken haben sich die Anbieter von heimischem Fisch deshalb auf die Suche nach Alternativen gemacht. Da fast 90 Prozent aller Deutschen regelmäßig grillen, lag der Schluss nahe, anstatt Steaks oder Bratwürste doch lieber Fisch als Grillgut zu verwenden.

Wenn schon Fisch, dann sollte es aber auch heimischer Fisch sein, denn er gilt als wertvolles und vor allem gesundes Nahrungsmittel, das nahezu ohne Transportwege immer frisch zu haben ist. Genau das will die Teichgenossenschaft Oberfranken, ein Zusammenschluss von fast 1000 Teichwirten aus dem Regierungsbezirk, meist im Nebenerwerb, mit der öffentlichkeitswirksamen Eröffnung der Fischgrillsaison alljährlich den Verbrauchern vermitteln.

Diesmal hatten sich die Teichwirte den Forellenhof Deusdorfer Mühle bei Lauter im Landkreis Bamberg ausgesucht, eine Mühle im Lautergrund, die schon vor über 500 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde und in der vor über 50 Jahren die ersten Forellen gezüchtet und vermarktet wurden. Bereits 1964 sei der Mühlenbetrieb aufgegeben und erste Forellenteiche angelegt worden, sagte der heutige Besitzer Gerhard Rudolf. Zusammen mit seiner Frau Maria bewirtschaftet er seit 38 Jahren die Deusdorfer Mühle. Nach und nach seien Schlachthaus und Räucherei dazugekommen, vor 18 Jahren auch eine Gastronomie, die zwischen September April  immer freitags geöffnet hat.

„Wir sind ständig bemüht, ein gesundes Nahrungsmittel auf kurzem Weg zu produzieren“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Peter Thoma aus Thiersheim. Um den Absatz von heimischem Fisch zu fördern gebe es neben der Fischgrillsaison auch die Auszeichnung „Oberfranken-Fisch krönt den Tisch“, die auch die Deusdorfer Mühle bereits erhalten habe, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Die Förderung der Teichwirtschaft ist auch eine zentrale Aufgabe der Fachberatung für Fischerei, die zum Bezirk Oberfranken gehört.

„Teiche müssen gehegt und gepflegt werde, denn sie sind Teil unserer Kulturlandschaft“, waren sich bei der Eröffnung der Fischgrillsaison auch die beiden Landtagsvizepräsidenten Ulrike Gote und Peter Meyer einig. Die heimische Fischproduktion sei durchaus ausbaufähig, dann könnte die Einfuhr von Seefischen aus den überfischten Weltmeeren oder aus Fernost vielleicht sogar zurückgefahren werden. Karpfen gab es übrigens bei der Eröffnung der Fischgrillsaison doch, und zwar als „Salat am Karpfen“ in der Vorspeise.

Bilder: Maria (links) und Gerhard Rudolfs sowie Michelle Martin von der Deusdorfer Mühle in Oberfranken zeigten, was man mit heimischem Fisch alles machen kann.

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01.05.2017

Maibaum für Toleranz / Landjugend Stockau-Lehen startet mit eigener Maikönigin in den Wonnemonat

Lehen. Mit einem Appell für Toleranz und Miteinander hat die Landjugend Stockau-Lehen in diesem Jahr ihr traditionelles Maibaumfest verknüpft. „Toleranz geht Hand in Hand mit Respekt“, sagte der Vorsitzende Julian Raps. Deshalb habe sich die Landjugend der Aktion „Maibaum für Toleranz“ angeschlossen, zu dem das Bayerische Bündnis für Toleranz in diesem Jahr aufgerufen hatte.

Ohne gelebtes Miteinander wäre auch das Aufstellen des geschmückten Maibaumes nicht möglich gewesen. Zum 62. Mal in ununterbrochener Reihenfolge hatte die Landjugendgruppe ihre Maifeier rund um die Großraumhalle der Obstkelterei Rauh unmittelbar an der Bundesstraße 22 Kemnath-Bayreuth im Ortsteil Lehen ausgerichtet. Rund 30 starke Helfer waren notwendig, um den fast 25 Meter hohen Fichtenstamm fachmännisch aufzurichten, ohne Hilfsmittel wie etwa einem Kran, sondern ausschließlich mit Holzstangen und viel Muskelkraft.

Besinnliche Gedanken trug Maikönigin Madeleine Krug vor, die traditionell aus der Feder des Altmitgliedes und EKD-Synodalen Günter Meyer aus Stockau stammen. Die Maikönigin wird von der Landjugendgruppe immer schon vor Ostern in geheimer Wahl gewählt.

Die Landjugend Stockau-Lehen pflege damit ein Brauchtum, „das Teil unserer Heimat und unserer kulturellen Identität ist“, sagte die Bundestagsabgeordnete Silke Launert. Die Landjugend stehe für eine lebendige Gesellschaft genauso wie für gemeinsames Erleben, für dabei sein und dazugehören. Sich aktiv zu beteiligen und gemeinsam etwas bewirken und auf die Beine stellen, das präge die Arbeit der Landjugend Stockau-Lehen in ganz besonderer Art und Weise.

Den großen Einsatz der Landjugend für den ländlichen Raum stellte der frühere Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich ganz besonders hervor. Gerade junge Menschen interessierten sich wieder mehr für ihre Heimat und suchten nach Traditionen. Aufgrund der Digitalisierung sagte Friedrich dem ländlichen Raum eine große Zukunft voraus, denn damit könne der ländliche Raum den Metropolen künftig auf Augenhöhe begegnen.

Bild oben: Während im Hintergrund der Maibaum aufgestellt wird haben sich im Vordergrund die Festdamen der Landjugend zusammen mit dem früheren Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich, Maikönigin Madeleine Krug, Vorsitzendem Julian Raps und der Bundestagsabgeordneten Dr. Silke Launert postiert.

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03.04.2017

Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken / Anneliese Göller bleibt oberfränkische Bezirksbäuerin – Beate Opel aus dem Landkreis Kulmbach ist neue Stellvertreterin

Bamberg. Anneliese Göller aus Frensdorf im Landkreis Bamberg bleibt auch in den kommenden fünf Jahren oberfränkische Bezirksbäuerin. Bei der Bezirksversammlung der Landfrauen in Bamberg wurde Göller, die auch Bamberger Kreisbäuerin und amtierende bayerische Landesbäuerin ist, mit allen 53 möglichen Stimmen in ihrem Amt bestätigt. Einen Wechsel gab es dagegen im Amt der stellvertretenden Bezirksbäuerin. Hier löst Beate Opel aus Neufang bei Wirsberg im Landkreis Kulmbach die bisherige Stellvertreterin Rosi Kraus aus dem Landkreis Forchheim ab. Kraus war nicht mehr zur Wahl angetreten, Opel erhielt 51 von 53 möglichen Stimmen.

Zum oberfränkischen Bezirksvorstand der Landfrauen gehören außerdem drei gewählte Stellvertreterinnen. Erste Beisitzerin und gleichzeitig weitere Stellvertreterin der Bezirksbäuerin ist Heidi Bauersachs aus Meeder im Landkreis Coburg. Zu den beiden weiteren Beirätinnen wurden Karin Reichel aus Kirchenlamitz im Landkreis Wunsiedel und Marion Warmuth aus Lichtenfels gewählt.

Als oberstes Ziel ihrer Arbeit gab die alte und neue Bezirksbäuerin Anneliese Göller die Devise aus, die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Dort sei sie lange verankert gewesen, doch mittlerweile klafft eine große Lücke zwischen der Realität und der Vorstellung mancher Verbraucher. Göller möchte deshalb die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen verstärkt vorantreiben, denn dort seien die Verbraucher von morgen zu finden. Daneben sollen aber auch Partner und Mitstreiter aus anderen Bereichen gezielt gesucht werden, vor allem in den Bereichen Bildungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit.

„Wir stehen vor großen Herausforderungen“, sagte Göller. Dabei gehe es nicht nur um Dinge wie das geplante Arzneimittelgesetz, die Düngeverordnung oder die Diskussion über die Zukunft benachteiligter Gebiete, sondern auch um einen „Feldzug gegen die Landwirtschaft“, wie ihn zuletzt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks mit den sogenannten neuen Bauernregeln betrieben habe. Hier seien die Landfrauen in ganz besonderer Art und Weise mit ihren Beiträgen gefragt, um die Landwirtschaft wieder in der Mitte der Gesellschaft zu positionieren. Die Kindertage auf den Bauernhöfen gehörten genauso dazu, wie der Erzeuger-Verbraucher-Dialog, aber auch die Teilnahme an Demonstrationen.

Hier pflichtete der neue und alte BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif der Bezirksbäuerin bei. „Wir müssen in Zukunft noch öfter auf die Straße“, sagte Greif. Der Bauernverband sollte kampagnenfähiger werde. Die Landfrauen hätten dabei allerdings schon in den zurückliegenden Jahren immer wieder ihr großes Engagement unter Beweis gestellt.

Eine positive Bilanz über die turnusgemäßen und alle fünf Jahre stattfindenden Verbandswahlen in Oberfranken zog BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. In den neun Kreisverbänden im Regierungsbezirk seien sieben Kreisbäuerinnen in ihren Ämtern bestätigt worden, neu gewählt worden sind mit Angelika Seyferth in Bayreuth und Karin Reichel in Wunsiedel zwei Kreisbäuerinnen. Von den stellvertretenden Kreisbäuerinnen seien fünf in ihren Ämtern bestätigt worden, neue Stellvertreterinnen sind Doris Schmitt (Bayreuth), Elke Browa (Hof), Susanne Teuchgräber (Kronach) und Christine Medick (Wunsiedel).

Bilder:
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 Beate Opel (links) aus Neufang im Landkreis Kulmbach und Anneliese Göller aus Frensdorf im Landkreis Bamberg stehen an der Spitze der oberfränkischen Landfrauen.
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Die neue Bezirksvorstandschaft der Landfrauen in Oberfranken (von links): Karin Reichel, BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, Marion Warmuth, Beate Opel, Bezirksbäuerin Anneliese Göller, Heidi Bauersachs und BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif.

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29.03.2017

Information statt Ideologie / Hermann Greif als BBV-Bezirkspräsident bestätigt – Neuer Stellvertreter ist Erwin Schwarz aus dem Landkreis Kronach

Bamberg. Hermann Greif bleibt auch in den kommenden fünf Jahren oberfränkischer Bezirkspräsident des Bauernverbandes. Der 53-jährige Vollerwerbslandwirt aus Pinzberg im Landkreis Forchheim wurde bei der BBV-Bezirksversammlung in Bamberg mit allen 54 möglichen Stimmen in seinem Amt bestätigt. Einen Wechsel gab es im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. Hier konnte sich in einer Stichwahl Erwin Schwarz aus Burggrub im Landkreis Kronach durchsetzen. Der 56-jährige Schwarz löst Gerhard Ehrlich aus dem Landkreis Coburg ab, der aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antreten konnte.

Neben Schwarz, seit 2012 Kreisobmann im Landkreis Kronach, hatten sich auch der Wunsiedler Kreisobmann Harald Fischer (58) und der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein (52) um das Amt des Stellvertreters beworben. Während Fischer bereits im ersten Wahlgang die wenigsten Stimmen erhielt, unterlag Bienlein in der Stichwahl mit 23 zu 31 Stimmen. Allerdings wurde Bienlein schon zuvor zum Sprecher der Nebenerwerbsbetriebe in Oberfranken gewählt. Damit gehört er dem erweiterten Bezirksvorstand an.

Zuvor hatte der alte und neue BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif an die Geschlossenheit der Mitglieder im Verband appelliert. „In einer Zeit, in der wir immer weniger werden, dürfen wir uns nicht auseinanderdividieren lassen, sondern müssen zusammen stehen“, gab Greif als wichtigstes Ziel für die kommenden Jahre aus. „Wir sind die Vertretung der Landwirtschaft“, sagte er und rief seine Berufskollegen dazu auf, die Landwirtschaft so zu präsentieren, wie sie wirklich ist. Egal ob Milch in Tetrapacks oder Fleisch aus der Supermarkttheke, alles werde in modernen, gesunden, sauberen und luftigen Ställen produziert.

Einfacher sei es sicher nicht geworden, denn die gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft würden immer größer und hätten schon in den zurückliegenden fünf Jahren im Focus der Verbandsarbeit gestanden. Landwirtschaft habe eben nicht mit Haustierhaltung von Hund, Katze oder Hamster zu tun, sagte Greif. Das gelte es den Verbrauchern immer wieder klar zu machen und dabei auf Information zu setzen, nicht auf Ideologie.

Ein weiteres Anliegen war es dem Bezirkspräsidenten, dass der Bauernverband auch in Oberfranken wieder kampagnenfähig wird. „Wir müssen wieder mehr unterwegs sein und uns für unsere Anliegen stark machen“, sagte Greif. Als positives Beispiel führte er die zahlreichen Aktionen in Oberfranken gegen Schleuderpreise des Lebensmitteleinzelhandels an. Hermann Greif ist seit 25 Jahren Ortsobmann von Pinzberg, seit 15 Jahren Kreisobmann von Forchheim, seit 15 Jahren stellvertretender und seit fünf Jahren oberfränkischer BBV-Präsident. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und bewirtschaftet einen über 100 Hektar großen Betrieb unter anderem mit dem Schwerpunkt Getreideanbau und Obstanbau.

Die weiteren acht Mitglieder des Bezirksvorstandes vertreten traditionell verschiedene Organisationen und Produktgruppen. Sie wurden nahezu alle mit der höchstmöglichen Stimmenanzahl gewählt. Dem Bezirksvorstand gehören die folgenden Persönlichkeiten an: Jan Schrijer aus Meeder bei Coburg für den Bereich Veredelung, Werner Schwarz aus Schwarzenbach an der Saale und Harald Reblitz aus Herreth im Itzgrund für den Bereich Milch, Georg Hollfelder aus Litzendorf im Landkreis Bamberg für den Zuchtverband, Martin Gebhardt aus Görau im Landkreis Bayreuth für den Ökolandbau, Klaus Siegelin aus Tiefenklein bei Küps im Landkreis Kronach für den Ackerbau, Wolfgang Schultheiß aus Großheirath bei Coburg für den Forst und Peter Schlund aus Buttenheim im Landkreis Bamberg für die Zuckerrübenanbauer.

Bilder:
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Hermann Greif (links) und Erwin Schwarz stehen an der Spitze des Bauernverbandes in Oberfranken.
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Die neue oberfränkische BBV-Bezirksvorstandschaft (von links): Landes- und Bezirksbäuerin Anneliese Göller, Peter Schlund, Martin Gebhardt, Harald Reblitz, Präsident Hermann Greif, Wolfgang Schultheiß, der neue stellvertretende Präsident Erwin Schwarz, Klaus Siegelin, Jan Schrijer, Werner Schwarz und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer.

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02.03.2017

Qualitätssiegel nicht inflationär verwenden / Regionalität an erster Stelle - Rewe-Manager diskutierten mit Landwirten

Bayreuth. In der Tierwohl-Diskussion wirft die Landwirtschaft dem Lebensmitteleinzelhandel seit langem überzogene Forderungen vor. Der Handel wiederum beruft sich auf die Wünsche der Verbraucher. In Bayreuth hat es die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer geschafft, beide Parteien an einen Tisch zu bringen. In der Tierzuchtkantine diskutierten Bauern und Managementvertreter von Rewe miteinander und wenn dabei eines klar wurde, dann die Tatsache, dass beide voneinander abhängig sind.

„Wir Bauern liefern qualitativ so hohe Produkte wie nie zuvor, wir möchten das aber auch entsprechend bezahlt haben“, brachte die bisherige Kreisbäuerin Katrin Lang das Problem auf den Punkt. Kreisobmann Karl Lappe prangerte dabei den ständigen Wettlauf um immer neue Qualitätssiegel und Qualitätsprogramme an. „Ob QM, QS oder Tierwohl-Label, wie schnell soll sich das Hamsterrad denn noch drehen?“, sagte er. Jeder versuche, mit einem neuen Label einen gewissen Mehrwert zu schaffen, doch wenn es alle machen ist das Label wertlos, so Lappe. Tatsache sei es auch, dass jede Zertifizierung Geld koste, die der Bauer selbst tragen muss. Es könne nicht sein, dass der Einzelhandel jeder vermeintlichen Botschaft von Tier- und Naturschutzorganisationen gleich nachläuft, sagte die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Auch sie vertrat die Ansicht, dass Siegel nicht inflationär verwendet werden dürften.

Sowohl Norbert Kaulich, Verkaufsleiter Service und zuständig für 300 Bedientheken in bayerischen Rewe-Märkten, als auch Karl Seidl, der bei Rewe für den Bereich regionale Erzeugung verantwortlich ist, betonten bei dem Gespräch fast schon gebetsmühlenartig die große Bedeutung der Regionalität für die Rewe-Gruppe. „Das ist für uns kein Marketing-Gag“, sagte Seidl. Regionalität bedeute, da stehen ein Mensch mit einem Gesicht und ein Produkt mit einer Geschichte dahinter.

Dazu gehöre für Rewe untrennbar auch das Prüfsiegel „Geprüfte Qualität aus Bayern“. Das Siegel stehe für geboren, gemästet und geschlachtet in Bayern und genau das sei auch der Wunsch des Verbrauchers. „Ich glaube nicht, dass der Kunde im Detail wissen will, wie das Schwein produziert wurde“, so Norbert Kaulich. Relevant sei einzig, dass es sich um Qualität aus Bayern handelt.

„Geprüfte Qualität aus Bayern“, das ist für Rewe auch eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Nach den Worten Seidls habe man 2012 damit begonnen und mit den entsprechenden Produkten einen Jahresumsatz in Höhe von neun Millionen Euro erzielt. Nur fünf Jahre später habe man diesen Jahresumsatz mit über 100 Millionen Euro mehr als verzehnfachen können. Das zeige, regionale Produkte wachsen zweistellig, so Seidl. Bayernweit gebe es bei Rewe aktuell 320 Lieferanten, wobei ein lokaler Erzeuger mindestens fünf, höchstens 25 Märkte beliefert. „Wir sind immer bereit, lokale Produkte mit viel Gesicht und viel Charakter zu vermarkten“, sagte Seidl.

In aufwändigen Untersuchungen hatte Rewe versucht herauszufinden, wie der Kunde genau tickt. Ergebnisse seien unter anderem gewesen: Über drei Viertel der bayerischen Konsumenten bevorzugen Fleisch aus Bayern, fast zwei Drittel der Verbraucher im Freistaat greifen zu Fleisch aus Programmen mit höherem Tierwohl und ebenfalls knapp zwei Drittel bevorzugen Fleisch, das nachhaltig hergestellt wird. „Irgendwann macht es beim Verbraucher klick“, so Norbert Kaulich, und genau auf diesen Mehrwert komme es für das Unternehmen an. Kaulich machte auch einen absoluten Trend zu Premiumprodukten aus, etwa für den Grill. Kaum ein Thema sei, zumindest an den Bedientheken, Fleisch und Wurst aus biologischer Produktion. „Bio ist in der Bedienung nur ein Randartikel“, sagte Kaulich.

Insgesamt zogen die Rewe-Manager für den Fleisch- und Wurstbereich ein gutes Fazit. Die Rahmenbedingungen stimmten, der Verbraucher sei in Kauflaune. Tendenziell seien aber Schweinefleisch und Wurstwaren rückläufig. Während Hähnchenfleisch „ohne Ende“ ansteigt und ein richtig großes Wachstum verzeichnet. Putenfleisch bleibe auf gleich hohem Niveau. Als bei weitem nicht so dramatisch stufte Kaulich den Trend zu veganer Ernährung ein.

Bild: Trafen sich zum Meinungsaustausch in Bayreuth: Karl Seidl, Ursula Egger (beide von Rewe), die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, die stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz und Rewe-Verkaufsleiter Norbert Kaulich (von links).

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04.02.2017

„Otter wird Oberfranken überrennen“ / Kormoran, Biber und Fischotter bedrohen Teichwirtschaft

Himmelkron. Kormoran, Grau- und Silberreiher, Biber und Fischotter: so possierlich manche dieser Tiere auch sein mögen, den Teichwirten können sie im Extremfall die Existenz kosten. „Die Schäden an unseren Teichen sind gewaltig“, sagte Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken bei der Jahresversammlung in Himmelkron. Trotzdem gab es bei der Veranstaltung auch einige positive Signale.

So soll die bis 15. Juli dieses Jahres geltende artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung, die in Bayern den Abschuss von Kormoranen vorgibt, übergangslos weitergeführt werden. „Es wird daran gearbeitet entsprechende Regelungen hinzubekommen“, sagte Manfred Löbl, der für die Fischerei fachlich zuständige Bereichsleiter an der Regierung von Oberfranken. Die Regelung besagt, dass der Abschuss von Kormoranen zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden und zum Schutz der heimischen Tierwelt von Mitte August bis Mitte März in einem Umkreis von 200 Metern um Gewässer erlaubt ist.

Auch was den Fischotter angeht, ist Hilfe in Sicht. Noch im Februar soll ein Berater eingesetzt werden, der für die Oberpfalz und für Oberfranken zuständig sein wird. Er kommt an die entsprechenden Teiche, sucht nach Spuren, dokumentiert Schäden, leiht entsprechendes Gerät aus und hilft den Teichwirten bei Anträgen auf Entschädigung. „Manche Betriebe sind schon fast am Ende“, machte Alexander Horn von der Teichgenossenschaft die Dimension der Schäden durch den Fischotter deutlich. Er bezifferte die Schäden für einzelne Betriebe auf bis zu 30000 Euro. Noch schlimmer sei die Situation in der Oberpfalz. In einzelnen Teichen seien bereits bis zu 80 Prozent des Besatzes betroffen. Das Tückische am Fischotter sei, dass man ihn nicht sieht, sagte Vorsitzender Thoma und Alexander Horn befürchtet: „Der Otter wird auch Oberfranken überrennen.“

Daneben sind es auch Biber, Grau- und Silberreiher, die Teichanlagen zerstören und Jagd auf heimischen Fisch machen. Während die Biberproblematik durchaus in der Öffentlichkeit diskutiert werde, würden die massiven Verluste durch Grau- und Silberreiher nur von den betroffenen Teichwirten wahrgenommen. „Wir wollen keine Reiher ausrotten, aber man muss doch bei Schäden eingreifen können“, so Thoma.

Die Probleme sind mittlerweile auch in der Politik angekommen, das machten die Aussagen der beiden Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer und Peter Meyer deutlich. Brendel-Fischer forderte, nicht die Entschädigungsleistungen immer mehr zu erhöhen, sondern vorher einzugreifen und die Populationen durch geeignete Maßnahmen einzuschränken. Meyer sprach sich für ein Monitoring für Graureiher aus. Hier seien die Daten längst nicht mehr aktuell, weil sie noch aus dem Jahr 2008 stammten. Die Problematik werde zunehmend erkannt, so Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Neben dem Ottermanager, der in diesen Wochen seinen Dienst aufnehmen wird, leiste auch ein eigener Kormoranmanager hervorragende Dienste.

Doch nicht nur Kormoran und Co. machen den Teichwirten zu schaffen, auch ein extrem trockenes und niederschlagsarmes Wetter, wie der Hitzesommer 2015. Simon Abt von der Fischereifachberatung des Bezirks hatte eine Umfrage gestartet, wie sich diese immer häufiger auftretenden Wetterkapriolen auf die Betriebsergebnisse auswirken. Über die Hälfte der Teichwirte hatte 2015 Einbußen, hielt er als ein Ergebnis fest. Am Schlimmsten betroffen gewesen seien wegen der warmen Wassertemperatur Forellenteiche, bei einzelnen Teichwirten war die Fischernte komplett ausgefallen. Diese Situation wird sich auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nicht verbessern, sagte Abt. Die Teichwirtschaft werde sich darauf nur schwer einstellen können. Ein großes Problem seien dabei auch Privatleute, die zur Bewässerung ihres Gartens über Pumpen größere Wassermengen aus Fließgewässern entnehmen, die eigentlich Teichanlagen speisen. „Da bleibt für den Teichwirt nicht mehr viel an Frischwasser übrig, sagte er und forderte solche Verstöße konsequent zu ahnden.

Erfolge sehen die oberfränkischen Teichwirte in ihren Marketingbemühungen. Die Preise für heimischen Fisch beginnen leicht anzuziehen, sagte Thoma. Problem für viele Verbraucher sei, dass sie kaum Direktvermarkter kennen, nicht einmal in ihrer engsten Umgebung. Die Teichgenossenschaft habe deshalb auf ihrer Homepage (www.tegof.de) eine Liste mit sämtlichen Direktvermarktern Oberfrankens veröffentlicht, die Fisch in ihrem Angebot haben. Als Anregung schlug der Vorsitzende auch vor, regelmäßig heimischen Fisch als Menü in den Mensen der Hochschulen und Universitäten anzubieten. Thoma: „Fisch ist eiweißreich, liegt nicht schwer im Magen und ist gut fürs Hirn.“

Bild: In Vertretung von Georg Kaiser aus Willersdorf hat Walter Jakob (rechts) von der Teichgenossenschaft Aischgrund eine Urkunde aus den Händen des Vorsitzenden Peter Thoma (links) und von Bezirkstagspräsident Günther Denzler entgegen genommen. An den Teichen von Georg Kaiser im Landkreis Forchheim war im Herbst die aktuelle Karpfensaison eröffnet worden.

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22.11.2016

Denkmäler und Brunnen für Karpfen und Co / Neuerscheinung: Fischregion veröffentlicht  den stattlichen Band „Fischkultur in Oberfranken“

Bayreuth. Karpfen und Forelle auf der einen Seite, Kunst und Kultur auf der anderen. Das hat nichts miteinander zu tun, könnte man meinen. Der Verein Fischregion Oberfranken hat jetzt auf 232 Buchseiten nachgewiesen, dass sich Fische und Kultur gerade im Regierungsbezirk näher sind, als man glauben möchte. Nirgendwo anders gibt es eine solche Fülle an Werken der bildenden Kunst, die in einem engen Bezug zur Fischerei stehen. Dazu kommen die vielen Teiche, die seit Jahrhunderten, manche sogar seit über 1000 Jahren bewirtschaftet werden und deshalb ebenfalls als Kulturgut gelten. Nachzulesen ist dies alles in 50 Beiträgen von 19 Autoren in der Neuerscheinung „Fischkultur in Oberfranken – Kunst und Kultur mit Fisch & Co“, die jetzt in Bayreuth vorgestellt wurde.

Schaut man einmal genau hin, dann stellt man schnell fest, Fische sind relativ häufig Gegenstand von Gemälden und Skulpturen, vor allem der jüngeren Kunstgeschichte. Dennoch reicht das älteste Kunstwerk, das der Band aufführt, mit dem Weismainer Stadtbrunnen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Ganz bedeutende Kunstwerke kommen mit den Brunnen der Abtei Ebrach, dem Bamberger Gabelmann oder den markgräflichen Kunstwerken der Bayreuther Eremitage aus dem 18. Jahrhundert. Das Buch enthält aber auch die beiden Fischskulpturen des Bayreuther Kulturpreisträgers von Axel Luther in Behringersmühle und Waischenfeld, die erst vor wenigen Jahren geschaffen wurden.

Lediglich gestreift wird der Bereich Kunst am Bau, der mit zwei Wohnhäusern des Architekten Eberhard Kellner in Bayreuth vertreten ist. Aus den unzähligen kirchlichen Fischdarstellungen haben die Autoren bewusst ein Beispiel herausgegriffen: einen kunstvollen Türgriff in Fischform in der St.-Johannis-Kirche in Hirschaid.

Im zweiten Teil des Buches sind Denkmäler der Fischwirtschaft zu finden. Dazu gehören die Gewässer, die von der Teichgenossenschaft Oberfranken seit 1998 als Kulturgut Teich ausgezeichnet wurden, aber auch einige bedeutende Ensembles wie das einstige Bamberger Fischerviertel Klein-Venedig oder die Zeugnisse zisterziensischer Fischkunst in Ebrach und Klosterlangheim. 

Mit Abstand die meisten Beiträge verfasst hat der Kunsthistoriker Robert Schäfer aus Sassanfahrt. Seinen Worten zufolge reichen die ersten Überlegungen für das Buch knapp zwei Jahre zurück. Auch ihm sei das Thema Fisch als Kulturträger damals nicht so gegenwärtig gewesen, sagte Schäfer. Das Buch sei wissenschaftlich fundiert geschrieben, aber dennoch gut lesbar und somit auch als ein Reiseführer der anderen Art durch Oberfranken zu verwenden. Mit dem neuen Buch werde die Fischerei aus einem ganz ungewöhnlichen Blickwinkel beleuchtet, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Es soll aber auch zum Nachdenken über den Fischartenschutz beitragen.

Als „kleines Schatzkästlein“ und als „wichtiges Dokument für die Nachwelt“ bezeichnete Franz Geldhauser, Fischereireferent im Bayerischen Landwirtschaftsministerium die Neuerscheinung. Das Buch dokumentiere eine Kultur, die wirklich prägend für unsere Gegend ist, so Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken. Es zeige aber auch, dass sich Natur und Fischerei nicht ausschließen, sondern gemeinsam sogar ein prägendes Kulturgut sein können, sagte Reinhard Krug vom Bezirksfischereiverband.

Das Buch „Fischkultur in Oberfranken – Kunst und Kultur mit Fisch & Co“ hat 232 Seiten, mehrere hundert Fotos und ist in einer Erstauflage von 1500 Stück erschienen. Herausgeber sind der langjährige Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Robert Klupp, der Historiker Robert Schäfer aus Hirschaid und der Ehrenpräsident des Bezirksfischereiverbandes Albert Schütze im Auftrag des Vereins Fischregion Oberfranken und in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberfranken. Kooperationspartner waren der Bezirksfischereiverband und die Teichgenossenschaft Oberfranken sowie der Bayerische Landesfischereiverband. Das Buch ist beim Verein Fischregion Oberfranken, Cottenbacherstraße 23 in 95445 Bayreuth gegen Porto- und Unkostenerstattung in Höhe von zehn Euro erhältlich (ISBN 978-3-00-054139-1).

Bild: Herausgeber des Buches „Fischkultur in Oberfranken“ sind der langjährige Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Robert Klupp, der Historiker Robert Schäfer aus Hirschaid und der Ehrenpräsident des Bezirksfischereiverbandes Albert Schütze (von rechts).

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31.10.2015

Von Franken in alle Welt / BMI-Werk Zapfendorf feierte 50-jähriges Bestehen

Zapfendorf. Mit dem Milchwerk in Zapfendorf im Landkreis Bamberg ist im größten und bedeutendsten Werk der genossenschaftlich organisierten Bayerischen Milchindustrie (BMI) das 50-jährige Bestehen gefeiert worden. Als reines Trocknungsunternehmen 1965 gegründet, habe sich das Zapfendorfer Werk bis heute zu einem Unternehmen entwickelt, das die gesamte Produktpalette abbildet. Vorstand, Aufsichtsrat, Werkleitung und Beschäftigte feierten den runden Geburtstag als einzigartige Erfolgsgeschichte.

Innerhalb der Bayerischen Milchindustrie sei Zapfendorf als wichtigstes Werk gar nicht mehr wegzudenken, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Karl Beck. Hier würden Pulver-, Trocken- und Frischeprodukte hergestellt, die weltweit ihre Abnehmer finden und höchsten Qualitätsansprüchen genügen.

1964 war die Ankündigung, ein sogenanntes Trockenmilchwerk in Zapfendorf zu bauen, eine kleine Sensation, erinnerte sich Vorstandssprecher Peter Hartmann. Ziel sei in den ersten Jahren ausschließlich die Trocknung von Magermilch gewesen. Noch 1964 wurde der 45 Meter hohe Kamin errichtet und noch vor dem Richtfest sei bereits die Produktion gestartet worden. Während die damalige Tagesleistung bei 18 Tonnen Pulver lag, würden heute pro Tag bis zu 320 Tonnen Milch und Milchprodukte produziert. Das bedeute auch, dass täglich rund 100 Lkw das Werksgelände an der Scheßlitzer Straße verlassen.

Mit den 1980er Jahren habe die Veredelung der Produkte immer mehr an Bedeutung gewonnen. Aus dem einstigen Überschussverwerter sei ein Premiumhersteller geworden, sagte Vorstandssprecher Hartmann. In den 1990er Jahre habe Zapfendorf dann ganz entscheidend von der aufkommenden Bio-Welle profitiert. So gelte die BMI mittlerweile sogar als weltweit größter Hersteller  für Molkenerzeugnisse in Bio-Qualität. 1994 wurde die Frischeproduktion, also die Herstellung von Trinkmilch, Butter, Sahne, Joghurt und Quark, von Nürnberg nach Zapfendorf verlagert, 2008 seien die Milchwerke Mainfranken in die BMI integriert worden. Mehrere an das Firmenareal angrenzende Flächen wurden bereits erworben. „Damit bekennen wir uns auch in Zukunft zum Standort Zapfendorf“, sagte Hartmann.

Der BMI sei es in Zapfendorf hervorragend gelungen,, sich auf die Forderungen und Wünsche der Verbraucher einzustellen, sagte der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes Manfred Nüssel bei der Feierstunde zum Firmengeburtstag. Fast 50 Prozent des Bamberger Landkreises seien landwirtschaftlich genutzte Flächen, deshalb sei das Bekenntnis der BMI zum Standort Zapfendorf von höchster Bedeutung, so Landrat Johann Kalb. Auch wenn Oberfranken in erster Linie ein Bierland sei: „In Zapfendorf macht´s die Milch“, sagte Bürgermeister Volker Dittrich. Selbst das örtliche Freibad profitiere von dem BMI-Werk, indem das Bad mit der Abwärme des Milchwerkes beheizt wird und deshalb alljährlich als eines der ersten Freibäder in Bayern bereits am 1. April öffnet.

Die Bayerische Milchindustrie eG wurde 1952 gegründet. Sie besteht heute aus 27 Milchliefergenossenschaften und Molkereien und produziert an neun Standorten in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die BMI beschäftigt 975 Mitarbeiter, davon 200 in Zapfendorf. Der Jahresumsatz der BMI wird auf über 600 Millionen Euro beziffert. Kunden sind der Lebensmitteleinzelhandel, der Fachgroßhandel und die verarbeitende Industrie. Der Exportanteil liegt bei rund 50 Prozent.

Bilder:
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Das BMI-Werk in Zapfendorf gilt als größtes und bedeutendstes Werk der Bayerischen Milchindustrie eG.
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Der geschäftsführende Vorstand Thomas Obersojer, BMI-Aufsichtsratsvorsitzender Karl Beck, der der Raiffeisenverbandspräsident Manfred Nüssel und Vorstandssprecher Peter Hartmann (von links).
3. Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, BMI-Aufsichtsratsvorsitzender Karl Beck, der Bamberger Landrat Johann Kalb und Raiffeisenpräsident Manfred Nüssel (von links).

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30.10.2015

Heimische Gerste für heimisches Bier / Landwirtschaftsminister Christian Schmidt bei oberfränkischer Braugerstenschau

Kulmbach. Zufrieden mit Qualität und Ertrag, nicht zufrieden mit den Preisen. Diese Bilanz haben oberfränkische Anbauer von Braugerste in Kulmbach gezogen. Die Freude an der guten Ernte wurde in diesem Jahr nicht von der Wetterfront getrübt, sondern von den dunklen Wolken an der Preisfront, sagte der Vorsitzende Erhard Hildner. Er appellierte deshalb an die Brauer und Mälzer, langfristige vertragliche Vereinbarungen, die auch einen wettbewerbsfähigen Preis garantieren, mit den Bauern abzuschließen. „Wenn man will, dass die heimischen Landwirte Braugerste anbauen, müssen Brauer und Mälzer auch bereit sein, für gute Braugerste einen guten Preis zu zahlen.

Es sei ein besonderes Braugerstenjahr mit großen Herausforderungen gewesen, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des oberfränkischen Braugerstenvereins. Die Trockenheit sei nicht nur außergewöhnlich gewesen, in einigen Bereichen des Regierungsbezirks könne man sogar von einer historischen Trockenheit sprechen. Letztlich hätte man derart gute Erträge noch bei der Braugerstenrundfahrt im Juli nicht erwartet. Leider seien die Preise nicht auskömmlich,  so Schöffel.

Pflanzenbauberater Fritz Ernst vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth bezifferte die Anbaufläche auf knapp über 32000 Hektar, was gut 500 Hektar weniger als noch 2014 bedeutet. Langsam nähere sich Oberfranken damit wieder dem Tiefststand von 2010 als die Anbaufläche knapp unter 32000 Hektar lag. Noch 2004 waren es über 50000 Hektar.

Trotz deutlich trockener und wärmerer Temperaturen hätten die Erträge mit 54,3 Doppelzentner pro Hektar um rund zehn Prozent unter dem oberfränkischen Vorjahresschnitt gelegen. Insgesamt seien in Oberfranken 130400 Tonnen Braugerste eingefahren worden, rund elf Prozent weniger als 2014.

Beste Qualität müsse auch den besten Preis haben, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Oberfranken stehe für die größte Brauereidichte und gleichzeitig für Bierkonsum mit Maß und Vernunft. Damit sei Oberfranken Produktions- und Genussregion zugleich. Was die klimatischen Sorgen der Braugerstenanbauer angeht, gab der Minister zu Bedenken, dass des einen Leid auch immer des anderen Freud sei. So soll der aktuelle Weinjahrgang ein besonders guter werden, da Schädlinge wie die Kirschfruchtfliege nicht zum Tragen gekommen seien, weil es für sie einfach zu heiß und zu trocken gewesen sei.

Die Diskussion zeige auch, dass landwirtschaftliche Produktion eben nicht per Knopfdruck funktioniere. Doch das Verständnis für landwirtschaftliche Zusammenhänge sei in weiten Teilen der Gesellschaft einfach verloren gegangen. Aus dem Boden komme nur dann etwas, wenn auch Nährstoffe eingebracht werden, sagte der Minister. Viele Menschen setzten sich mit dieser Art der ureigenen Erzeugung einfach nicht mehr auseinander.

Landrat Klaus-Peter Söllner nannte es eine hervorragende Leistung aller Landwirte, dass sie in einem schwierigen Umfeld eine derartig hervorragende Qualität angebaut hätten. Oberfranken sei die Braugerstenregion schlechthin, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Der Regierungsbezirk habe die meiste Braugerste und viele kleine und mittelständische Brauereien dazu.

Zu der Braugerstenschau wurden diesmal 140 Sortenmuster eingereicht, die jeweils nach Rohproteingehalt, Kornausbildung, Verletzungen, Abputz, Verunreinigungen, Auswuchs und Geruch untersucht wurden. Nach einem speziellen Punktesystem landeten die folgenden drei Landwirte auf den ersten drei Plätzen: 1. Hartmut Jakob (Vierschau bei Regnitzlosau). 2. Roland Kolb (Großenhül bei Wonsees) 3. Fritz Langenfelder( Brunn bei Heiligenstadt).

Landkreissieger wurden: Wilhelm Pfeufer (Scheßlitz), Armin Hauenstein (Prebitz), Timo Schunk (Meeder), Andrea Hess (Gräfenberg), Michael Schmutzler (Konradsreuth), Jens Jakob (Kronach), Günter Kolb (Lochau), Lucia Dauer (Weismain) und Christian Küspert (Wunsiedel).

Bilder:
1. 140 Sortenmuster, so viele wie noch nie zuvor, waren bei der Braugerstenschau diesmal zu begutachten.
2. Mit dem „Goldenen Gerstenkorn“ zeichneten Vorsitzender Erhard Hildner (links) und seine beiden Stellvertreter Hermann Nothaft und Martin Schöffel (von rechts) den langjährigen Pflanzenbauberater Bernd Angermann aus. Angermann wechselt vom Amt für Landwirtschaft an die Regierung von Oberfranken.
3. Das sind die Landkreissieger der oberfränkischen Braugerstenschau 2015.
4. Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, Vorsitzender Erhard Hildner und Landrat Klaus-Peter Söllner begutachteten die Braugerstenmuster.
5. Mandatsträger aller Ebenen zeichneten die Bezirkssieger aus (von links): Pflanzenbauberater Fritz Ernst, die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, BBV-Präsident Hermann Greif, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, Oberbürgermeister Henry Schramm, die Bezirkssieger Hartmut Jakob und Roland Kolb, Landrat Klaus-Peter Söllner, Bezirkssieger Fritz Langenfelder und Vorsitzender Erhard Hildner.

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14.10.2017

Werbung für den Wald / Staatsforsten eröffnen am Weißenstein ihren ersten Waldpflegeparcours

Stammbach. Verständnis für die Waldbewirtschaftung wecken, das ist das Ziel des ersten Waldpflegeparcours, den die Bayerische Forstverwaltung am Weißenstein eröffnet hat. Dabei  wurden auf dem Parkplatz am Weißensteinturm und entlang des fast zweieinhalb Kilometer langen Rundwegs um den Stammbacher Hausberg insgesamt sieben großformatige Informationstafeln aufgestellt, die bei Spaziergängern und Wanderern Verständnis für die Waldbewirtschaftung wecken sollen. Die Maßnahme hat neben jeder Menge Manpower insgesamt 3300 Euro gekostet, wobei der Markt Stammbach vor allem beim Aufstellen der Tafeln geholfen hat.

„Wir wollen kein Lehrbuch aufschlagen, sondern Interesse wecken“, sagte Thomas Krämer, Leiter der Forstverwaltung in Bad Steben bei der Eröffnung des Parcours. Allen Interessierten soll Forstwirtschaft anschaulich und in wenigen Sätzen erklärt werden. Auf den Tafeln geht es beispielsweise darum, warum Eingriffe in den Wald notwendig sind oder warum Wege zur Waldbewirtschaftung gebaut werden müssen. Weitere Themen sind unter anderem  der Schutz junger Bäume vor Wildverbiss, die wichtige Funktion sogenannter Biotopbäume und die Holzernte mit dem Harvester.

„Wir wollen aber auch Waldbesitzer ansprechen“, sagte Krämer. Vor allem denen, die kaum einen Bezug zu ihrem Wald haben, will die Forstverwaltung Informationen bieten und Anregungen geben. Allein in den beiden Landkreisen Hof und Wunsiedel, dem Zuständigkeitsbereich der zum Landwirtschaftsamt Münchberg gehörenden Forstverwaltung Bad Steben, gebe es über 10000 private und kommunale Waldbesitzer. Die Finanzierung des neuen Parcours erfolgte über das Klimaprogramm des Freistaates, zu dem auch ein Forstprogramm gehört, um das Thema Waldbewirtschaftung in die Öffentlichkeit zu bringen.

Der befestigte und deshalb auch bei schlechtem Wetter und im Winter begehbare  Rundweg sei bereits vor Jahren zum Zweck einer besseren Waldbewirtschaftung errichtet worden, so Bürgermeister Karl Philipp Ehrler. Seinen Worten zufolge besitzt Stammbach knapp 80 Hektar Gemeindewald, der von der Forstverwaltung bewirtschaftet wird und in dem der Waldumbau in vollem Gange ist. „Damit sind wir für den Klimawandel gerüstet“, sagte Ehrler.

Nach den Worten des Landtagsabgeordneten Alexander König stellt das Projekt auch ein wichtiges Stück Umweltbildung dar. Genau deshalb soll der Waldpflegeparcours laut Albrecht Roth, dem zuständigen Revierförster, aktiv über die Forstämter und Waldbesitzervereinigungen beworben werden.

Der 661 Meter hohe Weißenstein bei Stammbach ist Teil der Münchberger Hochfläche und liegt zum einen genau am Kreuzungspunkt der drei Landkreis Bayreuth, Hof und Kulmbach sowie direkt am Schnittpunkt zwischen Fichtelgebirge und Frankenwald. Er gilt als beliebtes Ausflugsziel mit Aussichtsturm und ganzjährig bewirtschafteter Gaststätte. Aufgrund seiner seltenen Eklogit-Vorkommen ist der Weißenstein auch Teil des Geoparks Bayern-Böhmen.

Bilder:
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 Revierförster Albrecht Roth (links) erläutert die neuen Schautafeln, die Spaziergänger und Wanderer über die Notwendigkeit der Waldbewirtschaftung aufklären sollen.
- Der neue Waldpflegeparcours rund um den Weißenstein bei Stammbach ist eröffnet (von links): der Landtagsabgeordnete Alexander König, der Leiter der zuständigen Forstverwaltung Thomas Krämer und Bürgermeister Karl Philipp Ehrler.

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09.10.2016

Landwirtschaft: Wahrnehmung und Wertschätzung verändern / Neue Imagekampagne „Unsere Bayerischen Bauern“

Königsfeld. Den meisten Menschen fehlt die Nähe zur Landwirtschaft. Sie wüssten nicht mehr, wie Nahrungsmittel erzeugt werden, wieviel Leidenschaft und Herzblut die Bauern dazu aufwenden, sagt Eva-Maria Haas. Die junge Rosenheimerin ist Geschäftsführerin des neu gegründetes Vereins „Unsere Bayerischen Bauern e.V.“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Imagewerbung für die Landwirtschaft zu betreiben. In Königsfeld im Landkreis Bamberg stellte Eva-Maria Haas den Verein, seine Ziele und seine Maßnahmen vor.

Die Landwirtschaft werde oft negativ beäugt, oft müssten sich die Bauern verteidigen, und das obwohl 50 Prozent der Fläche Bayerns landwirtschaftliche genutzt werden. „Der neue Verein soll deshalb die Wahrnehmung und die Wertschätzung im Kopf der Verbraucher ändern“, sagt Eva-Maria Haas. Ziel sei es, die Menschen neugierig zu machen und auf das Thema Erzeugung zu lenken. Eines ist für Eva-Maria Haas dabei ganz wichtig: „Wir wollen nicht die romantisierte Landwirtschaft zeigen, sondern die reelle.“ 

Hinter dem Verein stecken alle nur erdenklichen Organisationen, Unternehmen, Zusammenschlüsse, Vereine und Verbände, die irgendwie mit der Landwirtschaft zu tun haben und zum ersten Mal gemeinsame Sache machen. Die Bayerischen Staatsforsten seien genauso dabei, wie die Maschinenringe, die Waldbesitzerverbände, die Baywa oder, als Gründungsmitglied, der Bauernverband.

Zu den Marketingbemühungen gehört natürlich eine eigene Internetseite (www.unsere-bauern.de). Zur Oktoberfestzeit und zum Zentralen Bayerischen Landwirtschaftsfest sei ganz München mit großformatigen Plakaten ausgestattet worden. Auf den Plakaten prangten flotte Sprüche mit Wortspielen wie „Es ist uns eine Ähre, für sie zu arbeiten“ für die Getreidebauern oder „Meine Mädels und ich geben alles für ihren Latte Macchiato“ für die Milchbauern. „Weiß denn wirklich jeder, dass im Latte Macchiato mehr Milch als Kaffee drin ist?“, so Eva-Maria Haas.

Es gibt Fernsehspots, die im privaten Lokalfernsehen gezeigt werden, genauso wie Radiospots, die der Bayerische Rundfunk seit Anfang September regelmäßig bringt und mittlerweile großformatige Banner an über 220 Standorten in Bayern. Ein eigener Facebook-Auftritt gehört natürlich auch dazu, vor allem um ein jüngeres Publikum anzusprechen. 5000 „Freunde“ innerhalb der ersten vier Wochen, seien schon mal ein Erfolg, zumal die gesamte Kampagne langfristig angelegt ist.

„Wir versuchen, vom Verbraucher her zu denken“, sagt Eva Maria Haas. Auf der Website gebe es deshalb beispielsweise einen Servicebereich mit Rezepten und Veranstaltungstipps vom Apfelmarkt bis zum Weinfest. Das persönliche Erleben könnten freilich kein Plakat und keine Internetseite ersetzen, weiß auch die Geschäftsführerin.

Jeder einzelne Bauer müsse zum Verbraucherdialog bereit sein, sagte Landesbäuerin Anneliese Göller. „Wir wollen dem Verbraucher mit der neuen Kampagne verdeutlichen, wie viel Mühe und Arbeit die Bäuerinnen und Bauern täglich aufwenden, um gesunde Lebensmittel zu produzieren.“  Erst wenn klar sei, wie viel Engagement nötig ist, könnten die  Verbraucher den Lebensmitteln wieder die Wertschätzung entgegenbringen, die sie auch verdienen.

Bild: Marketing für die Landwirtschaft: Geschäftsführerin Eva-Maria Haas vom Verein „Unsere Bayerischen Bauern e.V.“.

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01.09.2016

Karpfenernte über Durchschnitt / Mehr als 6000 Tonnen aus bayerischen Gewässern – Karpfensaison 2016 in Oberfranken eröffnet

Willersdorf, Lks. Forchheim. Die bayerischen Teichwirte starten voller Optimismus in die Karpfensaison. Bei der Eröffnung der Saison in Willersdorf sprach Friedrich Mayer vom Landwirtschaftsministerium von einer zu erwartenden Erntemenge, die um zehn Prozent über dem Durchschnitt liegt und die aller Voraussicht nach die 6000-Tonnen-Marke überschreiten wird. In den kommenden Monaten mit dem Buchstaben „r“ werden auf den Speisekarten vieler Restaurants und Gaststätten wieder Karpfen oder Karpfenfilets gebacken, „blau“ im Zwiebelsud oder Karpfen nach Müllerin-Art, also in Mehl gewendet, stehen. Franken gilt seit jeher als Hochburg der Karpfenzucht.

Ursache für die gute Ernte ist der ausreichende Niederschlag, der die Teiche gut versorgt hat. Auch die Temperaturen haben gestimmt. So lag die Durchschnittstemperatur in diesem Sommer um 1,5 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Für den Karpfen seien das die besten Eigenschaften, um drei Jahre lang zum Speisefisch heranzuwachsen, so Mayer. Was den bayerischen Karpfen so besonders macht, ist, dass ihm als Eiweißquelle das Zooplankton dient, das im Teich wächst. Zur Nahrungsergänzung gibt es lediglich Getreide. „Genverändertes Soja brauchen wir nicht“, sagte der Vertreter aus dem Ministerium. Dazu komme, dass jedem Karpfen im dritten Sommer rechnerisch rund 15 Quadratmeter Teichfläche zur Verfügung stehen. In Vietnam müssten sich diese Fläche 150 Pangasien teilen.

Offiziell eröffnet wurde die Karpfensaison diesmal am Erleinsee, den der Teichwirt Georg Kaiser bewirtschaftet. Seine anderen Karpfenteiche liegen alle auf mittelfränkischem Gebiet. Der Erleinsee ist dabei nicht nur sein einziger Teich in Oberfranken, sondern auch der mit knapp acht Hektar größte nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Teich im Aischgrund. Noch in den 1970er Jahren sei an der Stelle des Teiches Ackerland gewesen, erinnerte sich Walter Jakob von der Teichgenossenschaft Aischgrund.

Dabei gilt der Aischgrund im Dreieck der Städte Nürnberg, Bamberg und Neustadt an der Aisch als die berühmteste Karpfenregion Deutschlands. Der Aischgrund gilt zugleich auch als das Teichgebiet mit dem wohl ältesten schriftlichen Nachweis in Europa, der sich bis zum Jahr 912 nachverfolgen lässt. Unterlagen zufolge liegen im Aischgrund weit über 7000 Teiche mit einer Fläche von fast 3000 Hektar eng beieinander.

Bundesweit liege die Karpfenteichfläche bei etwa 40000 Hektar, die Hälfte davon entfällt auf Bayern. 20000 Hektar bedeute ein Siebtel der gesamten bayerischen Wasserflächen oder anders ausgedrückt der Fläche von 28000 Fußballfeldern. Aus Bayern stammten rund 55 Prozent der deutschen Karpfenproduktion.

Die öffentlichkeitswirksame Eröffnung der bayerischen Karpfensaison nutzte Mayer auch dazu, auf die Probleme der Karpfenteichwirtschaft einzugehen. Ständig neue bürokratische Auflagen für die Familienbetriebe gehörten genauso dazu, wie Kormoran, Biber und Fischotter. Der Kormoran sei eigentlich kein aktuelles, sondern ein permanentes Problem, sagte Mayer. Mittlerweile gebe es in Bayern aber auch schätzungsweise 15000 Biber in 3500 Revieren, die in der Teichwirtschaft große Schäden anrichten. Dazu komme immer öfter auch der Fischotter. Derzeit setze das Ministerium bereits einen entsprechenden Managementplan um.

Das Lebensmittel Fisch sei nicht nur gesund, sondern auch ökologisch über jeden Zweifel erhaben, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günter Denzler. Deshalb sei auch der Bezirk Oberfranken am Erhalt und der Förderung der Teichwirtschaft interessiert. Besonders aus landwirtschaftlicher Sicht sei der Landkreis Forchheim so vielfältig wie kaum ein anderer Landkreis. Während es im Osten verschiedene Sonderkulturen, Obstbau und sogar Hopfen gebe, spiele im Westen des Landkreises die Teichwirtschaft eine wichtige Rolle, so Landrat Hermann Ulm. Allen Kritikern an neuen Teichbauprojekten schrieb Hallerndorfs Bürgermeister Torsten Gunselmann ins Stammbuch, dass sämtliche Teiche irgendwann einmal künstlich angelegt wurden, heute aber fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft seien.

Bild: Mit dem Abfischen des Erleinsees in Willersdorf im oberfränkischen Landkreis Forchheim ist die Karpfensaison 2016 eröffnet worden (von links): die bayerische Karpfenkönigin Katrin Uano, Staatssekretär Thomas Silberhorn, Friedrich Mayer vom Landwirtschaftsministerium, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, der Forchheimer Landrat Hermann Ulm, Peter Thoma von der Teichgenossenschaft Oberfranken und Walter Jakob von der Teichgenossenschaft Aischgrund.

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30.06.2016

Spurensuche am Figurenweiher / 600 Jahre Fischwirtschaft vor Schloss Seehof: Teichgenossenschaft zeichnete Gewässer mit dem Prädikat Kulturgut Teich aus

Memmelsdorf, Lks. Bamberg. Seit dem Jahr 1403 ist er nachweislich ein fester Bestandteil, der das Landschaftsbild vor den Toren Bambergs prägt: der Figurenweiher von Schloss Seehof. Seinen Namen hat er vom Gott des Weines Bacchus und von dem Sänger Orpheus, beides Figuren der griechischen Mythologie, die seit ihrer Restaurierung im Jahr 2013 als steinerne Figureninseln wieder mitten in dem Teich stehen. Nun ist der überregional bedeutsame Figurenweiher von der Teichgenossenschaft Oberfranken auch offiziell als Kulturgut anerkannt worden. Sichtbares Zeichen ist eine großformatige Tafel am Fußweg zwischen Weiher und Schlosspark. Außerdem erhielt der Bewirtschafter und Eigentümer Christoph Oberle aus den Händen des oberfränkischen Bezirkstagspräsidenten Günther Denzler und des Teichgenossenschaftsvorsitzenden Peter Thoma die Urkunde „Kulturgut Teich“.

Die Teichanlagen rund um Schloss Seehof waren ganz gezielt für die Fischzucht entstanden, denn Fisch galt schon im frühen Mittelalter als Fastenspeise. Die erste Erwähnung der Teichwirtschaft im Bamberger Land geht bis in das Jahr 1122 zurück, die Weiher vor dem späteren Schloss Seehof wurden 1403 erstmals im Zusammenhang mit der Anstellung eines Seewarts erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden das Jagd- und Lustschloss Seehof als Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe errichtet und die Teichanlagen in den weitläufigen Park integriert. 1771 entstand die berühmte Kaskade, das Herzstück des Parks und noch immer ein beliebtes Fotomotiv. Kurz zuvor wurde der Park mit Figuren ausgeschmückt, zu denen auch Bacchus und Orpheus im Figurenweiher gehörten.

Bewirtschafter und Eigentümer Christoph Oberle erinnerte bei der Feierstunde am Ufer an seinen Vater, der die Teiche 1973 gekauft und mit großem Aufwand hergerichtet hatte. 70 Prozent der Fläche sei damals mit Schilf zugewachsen gewesen. Bis Ende der 1970er Jahre sei es eine Vorzeigeanlage gewesen, bis ein Abwasserproblem auftauchte, von dem sich die Anlage noch immer nicht ganz erholt habe. „Trotzdem sind wir froh, dass wir diese Teiche haben“, sagte Oberle, der heute Karpfen, Schleien, Hechte, Zander und Welse im Figurenweiher und den umliegenden Teichen züchtet.

Bei der Übergabe der Auszeichnung brach Bezirkstagspräsident Denzler auch eine Lanze für den Bau neuer Teichanlagen, die manchmal nicht ganz unumstritten sind. Neue Teichanlagen stellten zweifellos einen Eingriff in die Natur dar,  sagte Denzler. Man dürfe dabei aber nicht vergessen, dass die Vorteile bei weitem überwiegen. So seien Teiche Rückhaltebecken bei den immer öfter auftretenden Starkregenfällen, Teiche sorgten in ihrem Umgriff für eine hohe Artenvielfalt und sie seien schließlich die beste Produktionsstätte für ökologische Lebensmittel.

Die Auszeichnung Kulturgut Teich wird nach den Worten des Vorsitzenden Peter Thoma seit 18 Jahren vergeben. Neben einer lückenlosen Historie des Teichobjekts seien die landschaftsprägende Bedeutung, die besondere ökologische Gewichtung und die noch immer aktuelle Bewirtschaftung wichtige Kriterien für die Auszeichnung. Die Auswahl des jeweiligen Preisträgers nimmt eine Jury vor, zu der Vertreter der Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und der Fachberatung für Fischerei gehören.

Bild: Mit dem Prädikat „Kulturgut Teich“ wurde der überregional bedeutsame Figurenweiher vor Schloss Seehof im Landkreis Bamberg ausgezeichnet. Teichgenossenschaftsvorsitzender Peter Thoma und der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler überreichten dem Bewirtschafter und Eigentümer Christoph Oberle (von links) die dazugehörige Urkunde.

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24.11.2015

Weg von der Abhängigkeit, hin zu regenerativen Energien / „LandSchafftEnergie“: Photovoltaikanlagen zum Eigenverbrauch konzipieren

Rugendorf. „Der große Boom ist vorbei.“ Das sagt Herbert Just vom Fachzentrum für Diversifizierung und Strukturentwicklung beim Amt für Landwirtschaft in Münchberg. Just meint damit die Windkraft. Über 100 Windräder gibt es im Landkreis Hof und damit so viele wie in keinem anderem bayerischen Landkreis. Allerdings seien es im Hofer Land nicht unbedingt die Bauern, die in Windkraft investiert haben. In der Landwirtschaft sei die Richtung eher in Sachen Biogas gegangen, so Just, zu dessen Aufgaben es gehört, Landwirte in Sachen Einkommensalternativen zu beraten. Dazu gehörte auch die Veranstaltung „Energie kostengünstig erzeugen“ auf dem Gelände des „Energiewerks Franken“, der Firma Münch Energie des Unternehmers Mario Münch in Rugendorf.

26 Prozent der Energie kommen bundesweit mittlerweile von der Sonne, vom Wind oder aus der Wasserkraft. Mit 25 Prozent aus regenerativen Energien liege Oberfranken nur minimal unter dem Bundesdurchschnitt. Was auffällt ist, dass der Anteil der regenerativen Energien in Oberfranken sehr unterschiedlich ausfällt. Während es in einigen Landkreisen nur um die zehn Prozent sind, komme der Landkreis Hof als Spitzenreiter auf über 70 Prozent. Möglich machten dies über 100 Windräder, über 30 Biogas- und jede Menge Photovoltaikanlagen. Gerade in Sachen Windkraft sei aber schon von der Akzeptanz her mittlerweile die Grenze erreicht, sagte Just.

Ein echter Pionier auf dem Gebiet der Photovoltaik ist Mario Münch, Sohn des früheren Kronacher BBV-Kreisobmanns Ewald Münch, heute einer der größten Solarinstallateure Deutschlands und nach eigenen Angaben auch Betreiber des energiekosteneffizientesten Industriestandorts Deutschlands.  Ein paar blaue Platten auf das Scheunendach legen, das reiche schon lange nicht mehr, sagt Münch. Ihm geht es vor allem um intelligente Regelung und Steuerung, aber auch um die Gewährleistung einer nachhaltigen Energieerzeugung.

„Es gibt immer einen Zeitpunkt, an dem eine neue Technologie billiger und besser ist als die alte“, sagt Münch. Ab dann sei es nur noch eine Frage der Kommunikation, bis die alte die neue Technologie ablöst. Nach den Worten Münchs ist man bereits mitten drin,  in diesem fundamentalen Wandel. Nicht nur, dass es durch die Massenproduktion einen „wahnsinnigen Preisverfall“ bei Solarmodulen gegeben hat, selbst der E.ON-Konzern spreche bereits von einer Revolution in der Energiewelt.

Die Landwirtschaft sei bereits gut dabei, wenn es darum geht, in die neue Ära zu investieren. „Unsere Kunden sind Betriebe, die auf Generationen planen“, sagt Münch und das seien zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe in Oberfranken. Strom, Heizöl und Diesel, das bedeute Abhängigkeit. Regenerative Energien, das sei Unabhängigkeit.

Nicht ganz so rosig beurteilte Ulrich Keymer vom Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur an der Landesanstalt für Landwirtschaft die derzeitige Situation. „Wenn ich Eigenstrom nutzen kann, ist es schon überlegenswert, über Photovoltaik nachzudenken“, sagte er. Seiner Einschätzung nach werden die Strompreise weiter steigen und die Speicherkosten weiter sinken. Hier sei es wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Im Moment sei dieser richtige Zeitpunkt noch nicht erreicht, aber in ein bis zwei Jahren könnte es soweit sein, sagte Keymer. Batteriespeicher würden dann interessant, wenn sich die Kosten auf rund 500 Euro pro Kilowattstunde einpendeln. Allen potentiellen Photovoltaik-Interessenten gab er mit auf den Weg, entsprechende Anlagen auf Eigenverbrauch zu konzipieren. Einen Ratschlag legte der Betriebswirtschaftler allen Interessenten ebenfalls ans Herz: „Sprechen und planen sie vorher mit ihrem Steuerberater.“

Bilder:
1. Das „LandSchafftEnergie“-Team am Fachzentrum Diversifizierung und Strukturentwicklung beim Amt für Landwirtschaft in Münchberg (von links): Christian Rank, Florian Wunderlich, Michael Funk, Herbert Just, Rainer Schubert und Martin Kastner vom Verein Energievision Frankenwald.
2. Ein paar blaue Platten aufs Scheunendach legen, das reicht nicht: Mario Münch, Elektromeister und Unternehmer.
3. Ulrich Keymer von der Landesanstalt für Landwirtschaft.

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11.09.2015

Waldnaturschutz durch Holzernte / Exkursion: Im Forstrevier Thurnau gehen Naturschutz und Waldbewirtschaftung Hand in Hand

Kulmbach. Schützen und Nützen: das sind keine Gegensätze: Fachleute in Sachen Wald und Forst weisen seit jeher darauf hin. Ganz im Gegenteil: Schützen und Nützen ergänzt sich hervorragend. Um diese Tatsache auch in der Gesellschaft ein Stück weit bekannt zu machen, und um den Naturschutz in den bayerischen Wäldern stärker ins Bewusstsein zu rücken, wurde 2015 zum „Aktionsjahr Waldnaturschutz“ erklärt. Das Landwirtschaftsamt in Kulmbach wollte darüber nicht nur reden, sondern veranstaltete eine Exkursion, um Vertretern der Naturschutzbehörde, der Jägerschaft, der Kommunen und der Öffentlichkeit zu zeigen, wie praktizierter Waldnaturschutz durch Holzeinschlag aussieht.

„Käseglockenartiger Naturschutz, durch die Unterschutzstellung von Waldflächen, Nutzungsverzicht und alles weitere der Natur zu überlassen, hat sicher seine Berechtigung in Nationalparks, in bewirtschafteten Wälder aber sollte der Denkansatz ein anderer sein“, sagte Gerhard Lutz, der die Abteilung Forst am Landwirtschaftsamt in Kulmbach leitet. Er spricht auch vom „Schaffen lichter Waldstrukturen“ durch den Einschlag oder anders ausgedrückt von Waldnaturschutz durch Holzernte.

In den bayerischen Wäldern werde seit Jahrzehnten eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung praktiziert, die Holznutzung und Naturschutz miteinander in Einklang bringt, sagte Lutz. „Wir wollen nicht Urwälder auf der einen Seite des Wanderweges und Holzplantagen auf der anderen.“ Ziel sei es vielmehr, ökologisch wertvolle Wälder auf der gesamten Fläche zu schaffen, und dazu leisteten private und kommunale Waldbesitzer seit jeher einen wichtigen Beitrag. Was die wenigsten wissen: bei vielen dieser Maßnahmen könnten Waldbesitzer über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald finanziell gefördert werden.

Beim Wacholderweg in Wonsees liegt die Maßnahme noch gar nicht so lange zurück. Im vergangenen Winter hatte die Marktgemeinde als Eigentümer die zuletzt starke Beschattung des direkt an den Ort angrenzenden Wacholdertals, einem geschützten Landschaftsbestandteil, zurückgenommen und der einzigartigen, zehn bis 15 Hektar großen Wacholderheide dadurch wieder mehr Licht und Sonne zukommen lassen. „Nur so konnte diese wertvolle Naturschutzfläche erhalten werden“, sagte Peter Nützel, der das Forstrevier Thurnau seit 37 Jahren leitet. Durch die Maßnahme konnte auch eine einzigartige Lindenallee wieder freigestellt werden, die nicht zuletzt durch zahlreiche Spechthöhlen interessant ist. Die Freilegung wurde durch den gesamten Gemeinderat mit seinem Bürgermeister in Eigenleistung freigelegt.

Rund zehn Jahre zurück liegt die zweite Maßnahme im Felsental zwischen Azendorf und Schirradorf. Hier gibt es zahlreiche markante Felsformationen, die im Laufe der Jahrzehnte nahzu zugewachsen sind. Ziel sei es gewesen, den Wald wieder aufzulichten und die Felsen sichtbar zu machen, sagte Revierleiter Nützel. Auch Pflanzen, die nur auf den Felsen wachsen können, hätten von dieser Maßnahme profitiert. Nicht zuletzt hat das Projekt auch eine touristische Wirkung. Durch die Felsenfreilegung entstünden landschaftlich ganz reizvolle Waldansichten. Der Talweg zwischen Azendorf und Schirradorf  habe sich mittlerweile zu einem der begehrtesten Wanderwege im Landkreis Kulmbach entwickelt.

Ebenfalls um ein touristisches Ziel handelt es sich beim Turmberg in Kasendorf. Südlich des Berges hat sich noch eine ganz ursprüngliche Form der Waldbewirtschaftung erhalten. Im Privatwald von Dieter Bauer  aus Neudorf wird ein über drei Hektar großer Laubwald hauptsächlich mit Eichen, Buchen und Linden seit Generationen als Mittelwald bewirtschaftet. Konkret wird jedes Jahr ein etwa 20 Meter breiter Waldstreifen „auf den Stock gesetzt“. Das heißt, die Bäume werden weitestgehend gefällt, die Stöcke schlagen wieder aus und nach 15 bis 20 Jahren beginnt die Waldbewirtschaftung wieder von vorne. Früher sei dies die übliche Form der Bewirtschaftung gewesen, erklärt Revierleiter Nützel. Auch hier gilt: die Mittelwaldbewirtschaftung wird über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald finanziell gefördert. Auskünfte dazu erteilt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach.

Bilder:
1. Diese Lindenallee ist einzigartig und als Wanderweg mittlerweile ein begehrtes Ziel von Touristen.
2. Holznutzung und Naturschutz müssen keine Gegensätze sein, das erläutert Revierleiter Peter Nützel (links) bei einer Exkursion durch das Thurnauer Revier.
3. Freigelegte Felsen sehen nicht nur schön aus, sondern dienen auch dem Naturschutz und der Waldbesitzer, hier die Marktgemeinde Kasendorf profitiert vom Einschlag.
4. Stefan Hannas-Bökkerink, beim Amt für Landwirtschaft für das Natura-2000-Programm zuständig und Abteilungsleiter Gerhard Lutz zeigen, wo im Landkreis Kulmbach die größten privaten und kommunalen Waldflächen zu finden sind.

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04.09.2015

Gute Ernte trotz Trockenheit und hoher Temperaturen / Weg von Bio und hin zum Regionalen: Oberfränkische Karpfensaison gestartet

Neustadt bei Coburg. Gute Nachrichten für alle Feinschmecker in Oberfranken: Ab sofort gibt es bis zum kommenden Frühjahr wieder fangfrischen Karpfen aus heimischen Teichen. Offiziell eröffnet wurde die oberfränkische Karpfensaison 2015 auf der Teichanlage von Otto Norbert Grußka in Haarbrücken, einem Stadtteil von Neustadt bei Coburg.

Trotz langer Trockenheit im Sommer, hoher Temperaturen und stellenweise sogar Wasserknappheit seien auch in den zurückliegenden Monaten wieder weitestgehend Fische bester Qualität herangewachsen, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Mit der Fachberatung für Fischerei unterhält der Bezirk die einzige fischereiliche Dienststelle in Oberfranken.

Zwar seien Karpfen in manchen Gegenden etwas kleiner ausgefallen, als in den zurückliegenden Jahren, doch hätten die Fische kaum Vernarbungen oder Verletzungen. Allerdings habe der Sommer mit seiner außergewöhnlich langen Trockenphase in einigen Regionen durchaus Probleme bereitet. Mancherorts hätten Algen und Wasserpflanzen überhandgenommen, unvernünftige Zeitgenossen hätten aus manchen Teichen verbotenerweise Wasser abgepumpt und dann gebe es noch die natürlichen Feinde wie Biber, Fischotter oder Kormoran, die vielen Teichwirten Schwierigkeiten machen. Vielerorts wurde deshalb besonders im Aischgrund ein vorzeitiges Abfischen und Umsetzen der Fische notwendig.

Trotzdem werde die Gesamtmenge nach Meinung der Experten wieder im langjährigen Durchschnitt liegen, so der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Thiersheim.  Die Teichgenossenschaft ist ein Zusammenschluss von Teichwirten im Haupt-, Neben- und Zuerwerb aus dem gesamten Regierungsbezirk mit insgesamt fast 900 Mitgliedern.

Laut Bernhard Feneis, dem Präsidenten des Verbandes der Deutschen Binnenfischerei und Aquakultur, entspricht der Karpfen genau dem aktuellen Trend, der da lautet: „Weg von der Bioschiene und hin zum Regionalen“. Als Aushängeschild der Region würdigte der Coburger Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike den Karpfen und eine länderübergreifende Zusammenarbeit regte Marco Jung, Geschäftsführer des sächsischen Fischereiverbandes, an.

Bayern ist laut Landwirtschaftsministerium Deutschlands größtes Karpfen-Erzeugerland: Auf einer Teichfläche von rund 20000 Hektar werde im Freistaat mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Karpfenmenge produziert. Nach den Worten von Bezirkstagspräsident Denzler ist heimischer Karpfen ein reines Naturprodukt, das seit Jahrhunderten unverändert erzeugt wird. Bei den Karpfenerzeugern handle es sich ausschließlich um Familienbetriebe, die meist seit Generationen die Teichwirtschaft extensiv betreiben. „Hier verbinden sich Tradition, naturnahe Erzeugung und Landschaftspflege auf ideale Weise“, so Denzler. Heimischer Karpfen stehe nicht nur für besonderen Genuss und Frische, der Verbraucher leiste mit dem Verzehr auch einen Beitrag für den Erhalt der regionalen Teichwirtschaft und der Kulturlandschaft.

Wie traditionsverbunden die Teichwirtschaft wirklich ist, machte Otto Norbert Grußka, Bewirtschafter und Eigentümer der Anlagen, daran deutlich, dass sich die Existenz seiner Anlage anhand alter Pläne tatsächlich bis in das 13 Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Er selbst bewirtschaftet die Teiche vor den Toren Neustadts erst seit 1996, nachdem er als Bezirksschornsteinfegermeister in den Ruhestand gegangen war und gleichzeitig seine Gesellen- und anschließend seine Meisterprüfung als Fischwirt abgelegt hatte. Grußka ist außerdem seit Anfang 2012 Geschäftsführer der Teichgenossenschaft Oberfranken.

Bilder:
1. Der heimische Karpfen gilt als gesundes Lebensmittel mit einer hervorragenden Ökobilanz.

2.
Der Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike, Dr. Peter Thoma von der Teichgenossenschaft Oberfranken, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler und Dr. Thomas Speierl von der Fachberatung für Fischerei (von links) beim Abfischen.
3. An den Teichanlagen von Otto Norbert Grußka nahe Neustadt bei Coburg wurden die oberfränkische Karpfensaison offiziell eröffnet.

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20.07.2015

Größte Trockenheit seit 40 Jahren / Standortabhängig sehr schwankende Erträge - BBV Oberfranken rechnet mit Ernteeinbußen um bis zu 20 Prozent

Gössmannsreuth, Lks. Kulmbach. Nach zwei Jahren, in denen es eine sehr gute Ernte gab, erwartet der Bauernverband in Oberfranken heuer einen Einbruch. „Die extremen Hitzetage haben unseren Pflanzen einiges abverlangt“, sagte der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif bei einer Zwischenbilanz auf dem Betrieb des stellvertretenden Kulmbacher BBV-Kreisobmanns Gerhard Reif in Gössmannsreuth. Hauptursache für die schlechteren Ernteaussichten ist aber die extreme Trockenheit seit Monaten. „Nach 1976 ist es bislang eines der trockensten Jahre in den fränkischen Regionen“, so Greif. Teilweise sei nur die Hälfte des Regens eines durchschnittlichen Jahres  gefallen. Insgesamt rechnet der Bauernverband in Oberfranken mit Ernteeinbußen zwischen 15 und 20 Prozent.

Praktisch ausgefallen ist wieder einmal der Winter, trotzdem seien die Bestände relativ gut ins Frühjahr gegangen. Dann hatte die Trockenheit erste negative Auswirkungen gezeigt. Insbesondere im westlichen Oberfranken habe es eine regelrechte Trockenperiode gegeben. Präsident Greif sprach von erheblichen Ertragseinbußen. Insbesondere auf sandigen Böden mit geringer Wasserspeicherqualität hätten die Pflanzen enorm gelitten. Insgesamt ist die Ackerfläche binnen Jahresfrist um über 3300 Hektar auf knapp 208000 Hektar zurückgegangen.

Marginal auf knapp 35000 Hektar gesunken ist nach den offiziellen Zahlen die Fläche, auf denen Winterweizen angebaut wird. Hier seien die Erträge auf leichten Standorten deutlich durch Trockenheit und Hitzestress gekennzeichnet und eher im unteren Bereich angesiedelt. „In der Kornfüllungsphase fehlte einfach eine ausreichende Wasserversorgung“, so Greif. Um rund 200 auf knapp 26000 Hektar gestiegen ist in Oberfranken dagegen die Anbaufläche für Wintergerste, eine typischen Futterfrucht. Hier sprach der Präsident von mittleren bis guten Erträgen, wobei deutliche Unterschiede je nach Wasserversorgung und Bodenart vorliegen.

Ähnlich ist es bei der Sommergerste, der Braugerste, die für das Bierland Oberfranken eine so große Bedeutung besitzt. Aufgrund der Böden sei Oberfranken nach wie vor das größte Braugerstenanbaugebiet, wenn gleich sich die Anbaufläche um über 500 Hektar auf gut 32000 Hektar verringert hatte. Allerdings führe auch hier die Trockenheit wie bei den anderen Getreidearten auch zu einer sehr differenzierten Ertragserwartung.

Sehr stark um fast 1200 auf 13500 Hektar zurückgegangen war der Anbau des Futtergetreides Triticale. Bei dieser Roggen-Weizen-Kombination sei die Ertragssituation standortabhängig sehr schwankend. Aufgrund der schwachen Brotroggenpreise und des hohen Qualitätsrisikos für den Brotroggenanbau habe auch der Winterroggenanbau an Fläche verloren. Aktuell gebe es noch knapp 5200 Hektar Roggen, knapp 600 Hektar weniger als im Vorjahr.

Nicht unbedeutend seien in Oberfranken schließlich auch der Dinkelanbau und der Anbau von Erbsen mit jeweils rund 2800 Hektar Fläche. Während Dinkel als Nischenprodukt immer mehr nachgefragt werde, sollen Erbsen als Ersatz für Sojaschrot und Eiweißlieferungen aus Übersee dienen.

Extrem durch die Trockenheit gelitten hätten sowohl Raps, als auch Mais und Grünland. Während Raps mit gut 17000 Hektar deutlich rückläufig war, sei die Maisanbaufläche mit 32500 Hektar nahezu gleich geblieben. Aber auch hier habe die Trockenperiode zu einer verhaltenen Entwicklung der Bestände geführt. In den Trockenregionen seien erste Bestände sogar schon verdorrt. Die Ertragsentwicklung in den übrigen Regionen sei sehr unsicher, so dass bereits von Futterengpässen die Rede ist. Ähnlich ist es beim Grünland. Hier beklagten die Bauern bereits beim ersten Schnitt Ausfälle, dazu komme eine schwache Entwicklung für den zweiten Schnitt.

Bild: Die Trockenheit ist diesem Jahr das große Problem auf den oberfränkischen Feldern (von links): BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, der stellvertretende Kulmbacher Kreisobmann Gerhard Reif und der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif.

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10.07.2015

Teich im ehemals toten Winkel / Oberfränkische Teichgenossenschaft zeichnete Jung-Teiche bei Trogenau als Kulturgut aus

Trogenau. Auch Teiche können ein Kulturgut sein. Die Teichgenossenschaft Oberfranken stellt dies seit vielen Jahren mit einer ganz besonderen Auszeichnung eindrucksvoll unter Beweis. Seit 17 Jahren verleiht der Zusammenschluss von Teichwirten im Haupt-, Neben- und Zuerwerb mit seinen fast 900 Mitgliedern die Auszeichnung „Kulturgut Teich“. Diesmal ging das Prädikat, das unter anderem mit der Aufstellung einer Informationstafel verbunden ist, an die Teich AG Trogenau-Regnitzlosau und an die von ihr bewirtschafteten Jung-Teiche an der fränkisch-sächsischen Grenze bei Trogenau, Gemeinde Regnitzlosau im Landkreis Hof.

50 Jahre alt wird die Teich AG in diesem Jahr. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung von Verwandten und Freunden, die den Teich bewirtschaftet, Karpfen und Forellen erzeugt und die gleichzeitig auch Eigentümer ist. Die Jung-Teiche selbst sind allerdings schon wesentlich älter, sie wurden 1794 erstmals urkundlich erwähnt und befanden sich damals zum Teil auf Bayreuth-Brandenburgischem Boden, zum anderen Teil auf Sächsisch-Kurfürstlichem Gebiet.

In den 1930er Jahren wurden die Gewässer trockengelegt und verlandeten für die nächsten drei Jahrzehnte, ehe sich die Teich-AG ihrer annahm und auf den mittlerweile landwirtschaftlich genutzten Flächen wieder Fischteiche anlegte. Das Besondere an den Jung-Teichen ist, dass sie zum einen direkt auf der Wasserscheide zwischen Saale und Weißer Elster liegen und, dass sie bis 1989 keine zehn Meter vom Eisernen Vorhang entfernt lagen. Deshalb war die Feierstunde zur Auszeichnung des Teiches und seiner Bewirtschafter und Eigentümer auch eine Art Gipfeltreffen der Fischerei zwischen Bayern, Sachsen und Tschechien.

„Zum 25. Jubiläum haben die Jung-Teiche die Auszeichnung Kulturgut Teich mehr als verdient“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Thiersheim. Schon durch seine besondere Lage ganz am Rande Oberfrankens in einem ehemals toten Winkel seien die Weiher etwas ganz besonderes. Damit seien die Jung-Teiche nicht nur ein oberfränkisches Kulturgut, sie spiegelten ein Stück weit auch deutsche und europäische Geschichte wider.

Ziel der Auszeichnung ist es nach den Worten des Vorsitzenden unter anderem, die Bevölkerung darauf hinzuweisen, welchen Schatz die Teiche innerhalb der oberfränkischen Landschaft darstellten, sagte Thoma. Als Kriterien für die Auswahl nannte er unter anderem den Zeitpunkt der erstmaligen urkundlichen Nennung, die landschaftsprägende und ökologische Bedeutung sowie die teichwirtschaftliche Nutzung.

Teiche seien schon immer landschaftsprägend gewesen, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Teiche dienten der Artenvielfalt, der Wasserversorgung und der Produktion eines sehr gesunden Lebensmittels. Aufgrund der besonderen Lage der Jung-Teiche waren zur Enthüllung der Informationstafel und zur Übergabe der entsprechenden Urkunde auch Gäste aus Sachsen und Tschechien nach Trogenau gekommen. Der Vorsitzende des westböhmischen Angelverbandes Michal Blahusek sprach von einer hervorragenden Zusammenarbeit, würde sich aber Vereinfachungen bei den Angelbedingungen für deutsche und tschechische Angler in den Gewässern des jeweils anderen wünschen.

Teiche formten seit vielen Jahrhunderten bis heute unsere Kulturlandschaft, so Marco Jung, Geschäftsführer des sächsischen Fischereiverbandes. Das werde oft verkannt, sagte Jung, und Tomas Skurka, stellvertretender Geschäftsführer des Fischereibetriebs Marienbad, freute sich darüber, dass es mittlerweile eine fruchtbare Zusammenarbeit über Grenzen hinweg gibt und die Zeiten vorbei sind, „in denen zwischen uns ein Stacheldraht gezogen war“.

Bild:
1. TEGOF-Vorsitzender Dr. Peter Thoma, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Landtagsvizepräsident Peter Meyer, der stellvertretende Hofer Landrat Hans Peter Baumann und Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller (von links) haben die Informationstafel an den Jung-Teichen bei Trogenau enthüllt.
2. Eine Urkunde „Kulturgut Teich“ überreiche Dr. Peter Thoma (links) und Bezirkstagspräsident Günther Denzler (4. Von links) an die Eigentümer und Bewirtschafter Siegmar Dimmling und Peter Rietsch (2. und 3. von links). Mit im Bild: Bürgermeister Hans-Jürgen Kropf, der stellvertretende Landrat Hans Peter Baumann und Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller (von rechts).
3. Eigentümer, Bewirtschafter und Gäste feierten am Ufer der Jung-Teiche die Verleihung des Prädikats „Kulturgut Teich“.

4. Einen Steinwurf vom einstigen Vorhang entfernt liegen die Jung-Teiche.

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26.- 28.06.2015

Jugend macht Land / Eintopf mit und ohne Fleisch - Am Wochenende fand in Bayreuth der 60. Bayerische „Landeslandjugendtag“ statt

Bayreuth. „Der bayerische Landjugendtag ist als Treffpunkt für hunderte Jugendliche aus ganz Bayern unersetzlich geworden“, sagte Landesvorsitzender Martin Baumgärtner. Diesmal war Oberfranken an der Reihe: Der alle zwei Jahre stattfindende Landeslandjugendtag der Bayerischen Jungbauernschaft fand am Wochenende auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth statt. Für die Veranstalter war die Veranstaltung, die eigentlich drei Tage dauerte, einmal mehr eine „Plattform zum Kennenlernen, zum Austausch und zur Vernetzung, aber auch zum Feiern“. Um eine Veranstaltung dieser Größenordnung stemmen zu können waren allein an die 200 ehrenamtliche Helfer notwendig. Nicht alle, aber viele Teilnehmer hatten einen landwirtschaftlichen Hintergrund.

Zur 60. Auflage hatten sich die Macher aus Oberfranken ein neues Konzept ausgedacht. Der Landjugendtag sollte jünger, moderner, vielfältiger und attraktiver werden. Weniger Reden, mehr Information, weniger Theorie, mehr Praxis. Die Grundidee, Gemeinschaft, Spaß, Netzwerk, Erfahrungsaustausch und Traditionspflege an einem Wochenende zu Leben und Erleben, stand dabei aber auch weiterhin im Mittelpunkt und die Rechnung ist voll aufgegangen, wie der Landesvorsitzende Martin Baumgärtner am Ende bestätigte.

Unter dem Motto „Politiker kochen auch nur mit Wasser“  gab es beispielsweise einen ungewöhnlichen Kochevent. Ziel sollte es sein, dass Jugendliche am Kochtopf zwanglos mit Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ins Gespräch kommen und Distanzen abzubauen. Die Rechnung ging auf, auch wenn die meisten Politiker kurzfristig abgesagt hatten. Mit Gudrun Brendel-Fischer aus Bayreuth war gerade mal eine echte Abgeordnete gekommen. Immerhin waren auch Landesbäuerin Anneliese Göller, zahlreiche Kommunalpolitiker, Verbandsvertreter und Ehemalige da, um die Landjugend tatkräftig zu unterstützen.

Um gesunde Ernährung ging es dabei genauso wie um Themen, die Jugendliche auf dem Land betreffen. Am Ende gab es einen leckeren Eintopf, mal vegetarisch, mal mit Fleischeinlage. Das Rezept dazu ist unter anderem auch in dem neuen Landjugendkochbuch zu finden, das beim Landjugendtag offiziell vorgestellt wurde. Es enthält 60 ganz persönliche Rezepte zum Nachkochen von Landjugendlichen und Landfrauen aus ganz Bayern, so auch von Landesbäuerin Anneliese Göller oder der Bayreuther Kreisbäuerin Katrin Lang. Das Kochbuch ist ab sofort zum Preis von fünf Euro in allen bayerischen Geschäftsstellen der Landjugend erhältlich.

Im Mittelpunkt stand neben dem traditionellen „Spiel ohne Grenzen“ der Auftakt zur bundesweiten Landjugendwettaktion „jugend.macht.land“. Die Jugendlichen wollen dabei unter Beweis stellen, was sie durch ihre Motivation und ihr Miteinander in einem bestimmten Zeitraum erreichen können, von einer Blutspendenaktion, über die bekannten 72-Stunden-Aktionen bis zu einem Kurzprojekt zum demographischen Wandel sei dabei alles möglich, so die Festausschussvorsitzende und stellvertretende oberfränkische Bezirksvorsitzende Nina Meister. „Für uns ist die bayerische Auftaktaktion zu jugend.macht.land mehr als eine Wette am Rande des Landeslandjugendtages. Es ist ein Versprechen und zugleich ein Bekenntnis für unseren ländlichen Raum.“, so Nina Meister.

Aus ganz Oberfranken hatten sich zahlreiche Gruppen an dieser Aktion beteiligt. Die Landjugend ging mit der Stadt Bayreuth die Wette ein, innerhalb von zwei Stunden etwas Nachhaltiges für die Bayreuther Bevölkerung zu schaffen. Die Aktion findet zugunsten der Bayreuther Sportler und Sportlerinnen im Waldgebiet Am Buchstein statt. Dort wurde der Trimm-Dich-Pfad an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten binnen weniger Stunden auf Vordermann gebracht. Dazu beigetragen hatten über 40 Landjugendliche, eine Menge Holz und viel Motivation. Im Einzelnen wurden mehrere Balken gestrichen, das Umfeld der Sportgeräte mit Hilfe von Hackschnitzeln auf Vordermann gebracht und eine komplette Treppe erneuert.

Gefeiert wurde bei der Stadt.Land.Kuss-Party inklusive der Band „Highline“ einer „Schlag den Rasser-Party“ mit Bernd Rasser und Christian Höreth von Radio Mainwelle. Allein daran hatten fast 600 Landjugendliche aus allen Teilen Bayerns teilgenommen. Programmpunkte des Sonntags waren das Landjugend-Ehemaligentreffen, ein Volkstanzwettbewerb und erstmals eine Landjugendmesse. Aussteller waren dabei neben den Landjugend-Bezirksverbänden Kooperationspartner aus den Bereichen Agrar, Kultur und Ernährung. Sieger im Volkstanzwettbewerb wurde  die Landjugend Schreez gefolgt von der Landjugend Görschnitz und der Landjugend Unterkonnersreuth/Cottenbach. (alle aus dem Landkreis Bayreuth).

Zum neuen Konzept gehörte es auch, dass auf Reden und Ansprachen fast völlig verzichtet wurde. Fast, denn mit dem oberfränkischen Bezirkstagspräsidenten und Schirmherrn Günther Denzler gab es zumindest einen, der den Besuchern seine Sicht des Ehrenamtes nahe bringen konnte. Oberfranken habe die höchste Ehrenamtsquote in Bayern, sagte Denzler. Die Landjugendgruppen seien daran nicht ganz unschuldig. Mehr zu tun als seine Pflicht, das mache sich später auch bei Bewerbungen und im Beruf gut. Allerdings hätten das noch längst nicht alle Arbeitgeber erkannt, sagte der Präsident und appellierte an die Wirtschaft, das ehrenamtliche Engagement von Mitarbeitern zu fördern und nicht zu blockieren.

Die Bayerische Jungbauernschaft (BJB) ist mit rund 17000 Mitgliedern einer der größten Jugendverbände im ländlichen Raum Bayerns. Die 1953 gegründete Jungbauernschaft wird rein ehrenamtlich geführt.  Neben dem immer noch sehr stark ausgeprägten agrarischen Engagement mischt sich der Verein zunehmend stärker in das jugend- und gesellschaftspolitische Geschehen ein. So vielfältig wie die Aktivitäten sind auch die Namen der Untergliederungen. Landjugendgruppen, Bayerische Jungbauernschaften, Ringe jungen Landwirte und Landfrauen, Jungwinzer, Junggärtner und Jungzüchterclubs, sie alle sind in der BJB vereint.

Bilder:
1. Landjugend begeistert die Massen, das zeigt dieser Blick in die große Bodenhalle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.

2. Beste Laune bei der Eröffnung (von links): der oberfränkische Bezirksvorsitzende Stefan Walther, die stellvertretende Bezirksvorsitzende Nina Meister und die Landesvorsitzende Carolin Bezold.
3. Landfrauen wissen, wie es geht: Landesbäuerin Anneliese Göller (Mitte), die Forchheimer Kreisbäuerin Rosi Kraus (rechts) und Andreas Biedermann (links) von der Landjugend Schwarzenbach.
4. In der Bodenhalle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten feierten die Landjugendgruppen Gottesdienst.
5. Die beiden Landesvorsitzenden Carolin Bezold und Martin Baumgärtner haben den Landeslandjugendtag in Bayreuth federführend organisiert.

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11.06.2015

Bayern driftet  weiter auseinander - Land braucht Zusammenarbeit / Fachtagung zur ländlichen Entwicklung - Landwirtschaftsminister Brunner kündigt neue Förderrichtlinie an

Hirschaid, Lks. Bamberg.  Ländliche Entwicklung ist nur zusammen mit den Bürgern möglich. Zugegeben, so neu ist diese Erkenntnis nicht, die sämtliche Redner bei der Fachtagung „Starke Gemeinden- starkes Land“ in Hirschaid bei Bamberg immer wieder betont haben. Bei der Veranstaltung, an der rund 470 Bürgermeister, Vertreter von Ämtern, des Bauernverbandes und viele Planer aus ganz Bayern teilgenommen haben, ging es aber auch um Problemstellungen wie den demographischen Wandel oder das Auseinanderdriftens Bayerns in stärker und schwächer werdende Gebiete. Außerdem hatte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner eine neue Förderrichtlinie im Gepäck.

2036 kreisangehörige Kommunen gibt es in Bayern, rund 600 davon gehe es nicht besonders gut, „um nicht zu sagen hundsmiserabel“, so der Präsident des Bayerischen Gemeindetages Uwe Brandl. Die Schwächung des Landesentwicklungsplanes nannte er einen der größten Sündenfälle der zurückliegenden Jahre. Gerade Oberfranken mit seinen Strukturproblemen aufgrund weggebrochener Industriezweige und der weiter voranschreitenden demographischen Entwicklung benötige dringend ordnungspolitische Maßnahmen.

„Volkswirtschaftlich ist das, was da in Hochfranken passiert eine Katastrophe, sagte Brandl. Er sprach von einer entvölkerten Region und von Immobilien, die praktisch nichts mehr wert seien. Arbeitsplätze, Bildungseinrichtungen, ein funktionierender öffentlicher Personennahverkehr, das alles reiche schon nicht mehr. „Hier brauchen wir echte Lebensperspektiven“, so Brandl.

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hatte zuvor noch von durchwegs positiven Nachrichten aus dem ländlichen Raum gesprochen. Die Arbeitslosenquote habe sich seit 2006 mehr als halbiert, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sei deutlich, um 14 Prozent, gestiegen. Freilich wusste auch Brunner, dass die Geschwindigkeit des Wachstums nicht überall gleich sei. „Es gibt Gemeinden, die laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren“, so der Minister.

Brunner legte einen Fünf-Punkte-Katalog vor, um die Gemeinden zu stärken. Gemeindeallianzen und Stadt-Land-Partnerschaften gehörten genauso dazu wie die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze, eine flächendeckende Daseinsvorsorge oder die Gestaltung vitaler Ortskerne. Auch die bäuerliche Landwirtschaft als wichtiger Aktivposten im ländlichen Raum, denn bäuerliche Familienbetriebe schaffen Wertschöpfung und Beschäftigung. Grundvoraussetzung sei aber auch die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Brunner nutzte das Fachforum auch, um eine neue Förderrichtlinie vorzustellen. Mit dem neuen Förderinstrument sollen Gemeinden im ländlichen Raum künftig noch gezielter und schneller bei der Umsetzung von Projekten unterstützt werden. Nach einem zügigen Auswahlverfahren an den Ämtern für Ländliche Entwicklung sollten rasch und flächendeckend Dorferneuerungs- und Infrastrukturprojekte mit 60 Prozent der Kosten aus EU-Mitteln gefördert werden. Die formelle Einleitung von Dorferneuerungen sei dazu nicht mehr erforderlich. „Dieses neue Förderinstrument punktet mit Schnelligkeit und eröffnet Freiräume“, sagte Brunner. Gefördert würden zum Beispiel Nahversorgungs- oder Gemeinschaftseinrichtungen zur Stärkung der Ortszentren oder Infrastrukturprojekte wie Verbindungs-, Wald- und Feldwege.

Keine guten Nachrichten hatte dagegen Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth im Gepäck: trotz zurückgehender Arbeitslosenzahlen und wachsender Beschäftigung habe das Auseinanderdriften Bayerns eher zugenommen, sagte der Wissenschaftler. „Die Schere der Entwicklung geht weiter auseinander“, so Miosga. Bayern sei mehr denn je geprägt von starken regionalen Unterschieden. Die Lösung liegt nach den Worten des Professors in intensiven Kooperationen der Kommunen untereinander aber auch in der Kooperation zwischen Kommunen und Freistaat.

Wie so ein Entwicklungsprozess ablaufen kann, machten Thomas Müller vom Amt für ländliche Entwicklung, Karlheinz Donner vom Planungsbüro Landimpuls in Regenstauf und Bürgermeister Stefan Frühbeißer für die Gemeinde Pottenstein in der Fränkischen Schweiz im Rahmen einer Spielszene deutlich. Ortsbegehungen, Vitalitätschecks, die Suche nach Schwerpunktprojekten, eine zweitägige Klausurtagung an der Schule für Dorf- und Flurerneuerung in Klosterlangheim, das alles gehörte dazu und immer wieder sei es darum gegangen, Bürger zur Mitarbeit zu bewegen. Am Ende seien wichtige Grundsteine für die Zukunft von Pottenstein gelegt worden, sagte Karlheinz Donner. Als Beispiele nannte er den Kulturpark Püttlachtal, ein Nutzungskonzept für die leer stehende Schule Kirchenbirkig oder die Gestaltung eines neuen Dorfplatzes in Weidenhüll. „Wichtig ist es, den Bürger nicht nur zu Wort kommen zu lassen, sondern ihn aktiv zu beteiligen“, so Bürgermeister Frühbeißer.

Bilder:
- Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner.
- Gemeindetagspräsident Uwe Brandl.
-
 Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth.
- Uwe Brandl, Helmut Brunner, Moderator Heiner Gremer vom Bayerischen Rundfunk und Manfred Miosga (von links).

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29.05.2015

Grillgut Fisch: Vom Teich auf den Teller / Forelle, Karpfen und Saibling statt Bratwürste und Burger -  Oberfränkische Teichgenossenschaft eröffnete Fischgrillsaison

Gräfenthal, Lks. Bayreuth. Bratwürste, Steaks und Burger auf dem heimischen Grill, das kennt man. „Wir wollen die Menschen dazu bringen, zuhause auch mal Fisch auf den Grill zu legen“, sagt Peter Thoma aus Thiersheim. Er ist Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken, einem Zusammenschluss von rund 1000 Teichwirten, meist Landwirte, die im Nebenerwerb einen oder mehrere Teiche bewirtschaften.

Sobald es draußen wärmer ist, werden der Grill entstaubt, die Gartenstühle aufgebaut, die Salate zubereitet, Familie und Freunde eingeladen. Beim Grillen sind die Deutschen Weltmeister. Wenn es aber um das Grillgut geht, dann hört der Einfallsreichtum schnell auf. Allenfalls noch Gemüse gibt es neben den üblichen Würsten und Steaks. „Warum nicht auch heimischen Süßwasserfisch“, hat sich die Teichgenossenschaft Oberfranken schon vor Jahren gedacht. Seitdem wird die Fischgrillsaison von den Mitgliedern zusammen mit dem Bezirk Oberfranken und dem Hotel- und Gaststättenverband immer im Mai eröffnet und der Absatz damit werbewirksam angekurbelt.

Allerdings sollte es nicht irgendein Fisch sein, sondern Fisch aus Oberfranken. „Wir wundern uns, dass viele Verbraucher noch immer auf Pangasius auf Vietnam zurückgreifen, der meist mit Antibiotika vollgestopft ist“, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Der Bezirk gehört zu den Mitveranstaltern der Marketingaktion, weil die Bezirke in Bayern für die Fischereifachberatung zuständig sind.

Einer, der ganz wenigen in Oberfranken, der seine Teiche im Haupterwerb bewirtschaftet, ist Karl-Peter Schwegel von der Forellenzucht Aufseßtal. Schwegel, seit über 35 Jahren Vollerwerbsteichwirt  hat diesmal zur Eröffnung der Fischgrillsaison Saibling, Forellen und Karpfen frisch geschlachtet und an das Landhaus Gräfenthal bei Bindlach im Landkreis Bayreuth geliefert, wo sie sofort frisch verarbeitet wurden.

Und zwar von Helmut Lauterbach. Er weiß um die große Vielfalt von Fisch aus heimischen Gewässern. Da gibt es gebeiztes Saiblingsfilet, Forelle, Karpfenfilet, aber auch Zanderkotelette oder Hechtpflanzerl. „Wir wollen die Menschen dazu bringen, für den nächsten Grillabend auch mal Fisch vom Teichwirt um die Ecke zu nehmen“, sagt Vorsitzender Thoma.

Ökologisch sei heimischer Fisch sowieso eines der besten Lebensmittel überhaupt, so Bezirkstagspräsident Denzler. Ziel der Arbeit des Bezirks sei es deshalb auch, die heimische Teichwirtschaft zu stärken. Dazu gehöre es auch, dass neue Teiche angelegt werden, was ein falsch verstandener Naturschutz oft verhindere. Gerade in Oberfranken seien neue Teiche so wichtig, denn die heimische Produktion reiche für die Eigenversorgung nicht aus, so dass jedes Jahr Fisch importiert werden muss. Überhaupt gehe es beim Fisch auch immer um Naturschutz und um den Erhalt der Artenvielfalt. „Jeder Teich in Oberfranken ist ein Biotop“, sagt Fachmann Karl-Peter Schwegel und wirbt immer wieder für die Neuanlage von Teichen.

Für die feierliche Eröffnung der Fischgrillsaison hatte Helmut Lauterbach unter anderem Karpfenfilet auf asiatischem Gemüse, Forelle im Ganzen auf gegrilltem Spargelsalat und Zanderkotelette mit Kapuzinerkresse-Pesto auf Kartoffelstampf vorbereitet.

Se haben die oberfränkische Fischgrillsaison eröffnet (von links): Der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Peter Thoma, Helmut Lauterbach vom Landhaus Gräfenthal, Thomas Speyerl von der Fischereifachberatung, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller, Bezirksrätin und Bürgermeisterin Beate Kuhn sowie Bezirkstagspräsident Günther Denzler.

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21.05.2015

Mehr Augenmaß für die Bauern / BBV demonstrierte bei Tagung der Umweltminister – Ministerin Ulrike Scharf teilte Positionen der Landwirte

Kloster Banz. „Wir demonstrieren für eine praxistaugliche Umweltpolitik“, sagt der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Zusammen mit gut 50 Berufskollegen aus allen drei fränkischen Regierungsbezirken war er zur Tagung aller deutschen Umweltminister auf Kloster Banz bei Bad Staffelstein im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels gekommen, um vor allem die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf auf die Probleme des Berufsstandes aufmerksam zu machen.

„Hier tagen die scheinheiligen Umweltminister“, war auf einem der großformatigen Transparente zu lesen, die Bauern aus dem Landkreis Lichtenfels und dem Nachbarlandkreis Coburg in ihren Händen hielten und den vorbei fahrenden Ministern und ihren Mitarbeitern entgegen hielten. „Deutsche Bauern mit unerfüllbaren Auflagen ruinieren, und dann billig ohne Umweltstandards importieren“, so stand es weiter auf dem Transparent.

Umweltministerin Scharf ließ sich davon nicht abhalten. Zum zugesagten Gesprächstermin erschien sie nicht nur vor der Zeit, aus den versprochenen zehn Minuten wurden schließlich sogar fast 20. Noch vor der bayerischen Ministerin tauchte wohl aus purer Neugier auch ihr nordrhein-westfälischer Amtskollege Johannes Remmel von den Grünen auf und ließ sich von Hermann Greiff und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer den Forderungskatalog erläutern. Das Papier, das sämtliche umweltpolitische Grundsatzanliegen auf einer einzigen DIN-A4-Seite zusammenfasste, übergab Greif schließlich an Ulrike Scharf.

„Wir brauchen mehr Augenmaß“, forderte zuvor der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein. Landwirte würden jahrelang zu Spezialisten ausgebildet, und plötzlich sollten sie hinten und vorne gegängelt werden, schimpfte er. In sämtliche Auflagen müsse einfach mehr Sachverstand einfließen, so Gerhard Ehrlich, der stellvertretende oberfränkische BBV-Präsident und Coburger Kreisobmann. Die Coburger Kreisbäuerin Heidi Bauersachs und ihre Lichtenfelser Amtskollegin Marion Warmuth brachten das Dauerthema Bürokratie ins Spiel, denn gerade die Frauen seien es auf vielen Betrieben, die den gesamten Papierkram erledigen müssten.

80 Prozent der Betriebe in Oberfranken würden im Nebenerwerb geführt, so BBV-Direktor Wilhelm Böhmer. Wenn sich nichts ändert, würden sie alle irgendwann die Segel streichen. Ganz besonders gelte das für das Streitthema Tierwohl. „Der gesamte Bauernstand wird wegen einiger weniger schwarze Schafe in ein schlechtes Licht gerückt“, so Marion Warmuth und Kreisobmann Bienlein gab der Ministerin mit auf den Weg: „Schauen sie bitte darauf, dass unsere Landwirte auch weiterhin Lebensmittel erzeugen und die schöne Landschaft pflegen dürfen.“

„Uns ist bewusst, dass in der Praxis einiges nicht geht“, räumte Ulrike Scharf ein. Sie sagte aber auch, dass eine Mehrheit der Bevölkerung ganz klar mehr Tierschutz möchte. Bei Thema Bürokratie hatten die Bauern die Ministerin ganz auf ihrer Seite, schließlich war Scharf jahrelang selbstständig  und unternehmerisch tätig. „Wir brauchen die notwendigen Freiheiten“, sagte sie, und, dass ihr das längst in Fleisch und Blut übergegangen sei, genauso wie die Wahrung des Eigentums, ein weiteres Grundsatzanliegen des BBV-Papiers.

Bild: Der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif (links) erläuterte der bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf die umweltpolitischen Grundsatzanliegen des BBV. Aufmerksame Zuhörer sind auf dem Bild (von links): der Lichtenfelser Kreisobmann Michael Bienlein, Ernst Kettemann, Kreisobmann aus Ansbach, der stellvertretende oberfränkische BBV-Präsident Wilhelm Ehrlich, die Coburger Kreisbäuerin Heidi Bauersachs und BBV-Direktor Gerhard Böhmer.

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04.05.2015

Schule, Forschungszentrum und praktische Landwirtschaft / Volker Höltkemeyer steht seit einem dreiviertel Jahr an der Spitze der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth

Bayreuth. Im Jahr 1863 als Königliche Kreisackerbauschule gegründet haben sich Aufgabenstellung und Zielrichtung der heutigen Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth mehrfach verändert. Eines jedoch ist geblieben: die Aus- und Fortbildung junger Landwirte steht an erster Stelle.

„Der Bedarf nach Aus- Fortbildung geht uns in der Landwirtschaft nicht aus“, sagt Volker Höltkemeyer, der als Nachfolger von Rainer Prischenk seit Herbst des vergangenen Jahres an der Spitze der Einrichtung des Bezirks Oberfranken steht. Dabei sind es bei weitem nicht nur Landwirte aus ganz Oberfranken und der Oberpfalz, die an der südwestlichen Stadtgrenze von Bayreuth die Schulbank drücken. Auch angehende Zierpflanzen-, Stauden- und Friedhofsgärtner aus ganz Nordbayern absolvieren seit 1982 einen Teil ihrer Ausbildung in Bayreuth. Außerdem wird die Einrichtung auch für Hobbygärtner und andere Zielgruppen immer interessanter.

„Neue Rahmenbedingungen sorgen auch immer für neue Herausforderung“, so Höltkemeyer. Egal ob technische, wirtschaftliche oder gesetzliche Änderungen, das weite Feld der Grünen Berufe sei dabei stets besonders betroffen. Pro Jahr kommt Höltkemeyer auf 800 bis 900 Azubis und gut 100 angehende Meister. Dazu kommen 6000 bis 7000 Teilnehmertage in der Erwachsenenfortbildung, wobei dieser Personenkreis aus ganz Bayern anreist. Die Lehranstalten sind für diesen Ansturm bestens gerüstet. 50 eigene Internatsbetten gibt es auf dem Gelände und sogar einen eigenen Hofladen.

„Dort vermarkten wir ausschließlich das Fleisch unserer eigenen Rinder und Schweine und die Eier unserer Hühner“, sagt Höltkemeyer, der die Lehranstalten gut gerüstet sieht. Gerade wird eine neue Unterrichtshalle fertiggestellt, in deren Lehrsaal die Theorie vermittelt wird, ehe es nebenan in der Halle an die Praxis geht. Auch technisch seien die Lehranstalten stets auf dem neuesten Stand, die hervorragende Zusammenarbeit mit Landmaschinenherstellern und vielen Firmen der Landtechnik macht es möglich.

In der Landmaschinenschule der Lehranstalten beschäftigen sich die Lehrlinge ausschließlich mit der Außentechnik, also zum Beispiel der Bodenbearbeitung. Melktechnik und alle technischen Fragen der Tierhaltung werden im oberpfälzischen Almesbach bei Weiden gelehrt, während angehende Gärtner zu botanischen Fragen die Bayerische Landesanstalt für Gartenbau im unterfränkischen Veitshöchheim aufsuchen müssen. Für die gärtnerische Technik gibt es dagegen bayernweit nur zwei Standorte: Landshut-Schönbrunn und eben die Lehranstalten in Bayreuth.

Tatsächlich sind die Ausbildungszahlen während der zurückliegenden Jahre leicht angestiegen. Die Arbeitskraft des Landwirts ist eben gefragt, während die Ausbildungszahlen bei den Gärtnern sogar leicht rückläufig sind, so Höltkemeyer. Der promovierte Agrarwissenschaftler hatte an der Universität in Göttingen Land- und Forstwirtschaft studiert. Nach seinen Stationen als Produktionsleiter eines großen Gemüseanbaubetriebs im Spreewald und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kiel, wo er auch promoviert hat, wechselte Höltkemeyer als Verkaufsingenieur der Firma Fendt nach Marktoberdorf. Zuletzt war er hier für den Traktorenvertrieb nach Skandinavien und ins Baltikum zuständig. In Bayreuth habe er nun die Möglichkeit alle seinen bisherigen Erfahrungen, sei es aus der Landwirtschaft, aus der Landtechnik oder aus dem Kontakt zu den Landmaschinenherstellern einbringen. „Vieles ist noch Neuland“, sagt Höltkemeyer, der es als einmalige Chance sieht, die unterschiedlichsten Berufserfahrungen zu kombinieren.

Grüne Berufe leben natürlich von der Praxis und so unterhält die Einrichtung einen eigenen Gutsbetrieb mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 140 Hektar Acker- und Grünland und einer Mutterkuhherde mit 60 Gelbvieh- und Fleckviehkühen sowie zwei Bullen. Dazu kommen die erneuerbaren Energien: zwei Photovoltaikanlagen mit sieben unterschiedlichen Modulsystemen, sowie unter dem wirtschaftlichen Betrieb externer GmbHs ein Biomasseheizkraftwerk und eine Biogasanlage. Seit 2013 befindet sich in enger Kooperation mit dem TFZ Straubing und der Universität Bayreuth ein Informations- und Demonstrationszentrum für Energiepflanzen auf dem Gelände, seit 2014 besteht ein Kooperationsvertrag mit der Handwerkskammer zur Ausbildung von Landmaschinenmechanikern. Kindergarten- und Schulkinder lernen am „Lernort Bauernhof“ landwirtschaftlichen Grundlagen kennen.

Die Lehranstalten beschäftigen zusammen mit Verwaltung und Hausmeister 25 Personen, darunter auch vier Auszubildende, je zwei zum Landwirt, zwei weitere zur Hauswirtschafterin.

Bild: Seit Herbst 2014 steht Volker Höltkemeyer an der Spitze der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.

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27.04.2015

20 Millionen für den ersten Wald-Windpark im Raum Bayreuth / Windkraftanlagen im Lindenhardter Forst liefern Strom für 8000 Haushalte – Waldwege wegen Eiswurfgefahr gesperrt

Lindenhardt. Knapp zehn Kilometer südlich von Bayreuth hat der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner den ersten Bauabschnitt des Windparks Tannberg-Lindenhardt  eröffnet. Dabei handelt es sich um vier gigantische Windräder, jedes 150 Meter hoch mit einem Rotorblattdurchmesser von genau 101 Metern. Zusammen haben die Anlagen nahe der Bundesautobahn A9 eine Leistung von zwölf Megawatt. Die vier Windräder können pro Jahr rund 27 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen Das bedeutet, der Windpark kann derzeit bis zu 8000 Haushalte mit Strom versorgen und spart gleichzeitig über 14000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein.

Eigentümer sind die Regensburger Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (REWAG) mit 70 Prozent, die Bayreuther Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (BEW) mit 20 Prozent sowie die Bayernwerk Natur GmbH mit zehn Prozent. Die drei Energieversorger haben über 20 Millionen Euro investiert und dafür den Windpark von dem Regensburger Unternehmen Ostwind erworben, das den Park weiter betreiben wird. Der Windpark ist der erste Wald-Windpark im Raum Bayreuth und befindet sich auf Flächen der Bayerischen Staatsforsten.

Genau der Standort war es, der auch schon für Diskussionen gesorgt hatte. Weil die Anlage bereits den Winter über in Betrieb war, mussten einige Waldwege zeitweise wegen Eiswurfgefahr gesperrt werden. Minister Brunner zeigte sich aber überzeugt davon, dass für die Zukunft eine gute und für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann. „Projekte wie ein Windpark gehen nur mit, und nicht gegen die Bevölkerung“, sagte der Minister. Wie jede Form der Energieerzeugung habe auch die Windenergie Befürworter und Gegner. Solange man nichts hört, sieht, und spürt, sei freilich jeder dafür.

Brunner bezeichnete den Windpark Tannberg-Lindenhardt als einen weiteren Baustein, um das bayerische Ziel zu erreichen, bis 2021 insgesamt 50 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Im bayerischen Staatswald gebe es bereits 50 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 13 Megawatt. Rechnerisch könnte damit eine Stadt wie Bayreuth bereits mit Strom versorgt werden.  Vor Ort sei besonders darauf geachtet worden, dass so wenig Waldfläche wie möglich für die Windräder genutzt wird, konkret sei es nur  rund ein Hektar für alle vier Anlagen zusammen.

Vier Jahre nach der verheerenden und bis heute nicht bewältigten Atomkatastrophe von Fukushima wird zwar viel von der Energiewende geredet, aber vor allem würden auch immer wieder neue Gründe gesucht, warum sie vielleicht doch nicht funktionieren könnten, sagte Ostwind-Geschäftsführer Rolf Bungart. Vor dem Hintergrund  großer Umbrüche im Bereich der erneuerbaren Energien, sei es aufgrund der 10h-Regelung in Bayern oder den grundlegenden Veränderungen  des EEG auf Bundesebene, vereine der Wald-Windpark  Tannberg-Lindenhardt noch einmal exemplarisch alle Vorzüge einer dezentralen und regenerativen Energiewende. Unter dem Dach des Windprojekts hätten sich renommierte Partner der Energiebranche zu einer zukunftsweisenden Kooperation zusammengefunden, die für 100 Prozent heimische Wertschöpfung steht.

REWAG-Vorstandsvorsitzender Olaf Hermes sah in der Inbetriebnahme des Windparks eine konsequente Fortsetzung der Unternehmensstrategie, die Energie-Eigenerzeugung durch regenerative und effiziente Anlagen weiter auszubauen. BEW-Geschäftsführer Jürgen Bayern nannte das Projekt finanziell fordernd, „was sich aber auszahlen wird, wirtschaftlich, vor allem aber für die Umwelt“, so Bayer.

Bild: Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, Landtagsabgeordneter Christoph Rabenstein, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning (von links) vor einem der Windräder des Windparks Tannberg-Lindenhardt.

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13.02.2015

„Wir müssen die Trends setzen“ / Bestandsgarantie für Fleischforschungsinstitut: Bundeslandwirtschaftsminister Schmid in Kulmbach

Kulmbach. „Unsere Standards stehen nicht zur Diskussion.“ Mit diesen Worten hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf die anhaltende Diskussion um das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP reagiert. „Wir müssen die Trends setzen, anstatt uns beleidigt ins Eck zurückzuziehen“, so Schmidt bei einer Diskussionsveranstaltung mit Mitgliedern des Bauernverbandes, der Landfrauen und der Junglandwirte in Kulmbach.

Deutschland müsse sich auf den Export ausrichten, sagte der Minister. Innerhalb Deutschlands werde der Absatz wegen des demographischen Wandels eher sinken. Aufgrund des bayerischen Selbstversorgungsgrades von 200 Prozent im Milchbereich seien die Bauern im Freistaat dringend auf den Export angewiesen, beispielsweise nach China, wenn es um Milchpulver geht.

Auch Amerika sei für Deutschland ein wichtiger Markt mit einem Exportvolumen von derzeit rund 1,4 Milliarden Euro jährlich. Das dürfe bei der Diskussion um das Handelsabkommen TTIP nicht vergessen werden. Derzeit würden beim Käseexport in die USA rund 20 Prozent an Zollgebühren fällig. Ohne diese Zölle würden die Marktchancen gewaltig ansteigen. „Allerdings zu unseren Standards“, schränkte Schmidt ein. „Wir müssen die Trends setzen“, so der Minister, der definitiv ausschloss, dass ein gechlortes Hühnchen den weg nach Deutschland finden wird.

Wichtig sei deshalb auch die Forschung, die unter seiner Leitung weiter verstärkt werden soll. Bei der Veranstaltung im bayerischen Bäckerei- und Brauereimuseum gab Schmidt dann auch eine Bestandsgarantie für das in Kulmbach ansässige Max-Rubner-Institut (früher Bundesanstalt für Fleischforschung) ab. Die Themen, die dort erforscht würden, werden in Zukunft eher zu-, als abnehmen, begründete er diese Entscheidung.

Bei der, von der örtlichen Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner als Speed Dating deklarierten Diskussionsrunde hatten die Vertreter der verschiedensten Gruppen die Gelegenheit, direkte kurze Fragen an den Minister zu richten. So spannte sich ein weiter Bogen vom Arzneimittelgesetz über Enthornung, Gülleverordnung, Milchpreis bis hin zu Zuschüssen. Landesbäuerin Anneliese Göller überreichte dem Minister eine Resolution der Landfrauen, mit der Forderung, die bisher getrennt laufenden EU-Förderprogramme Schulobst und Schulmilch zusammenzuführen. Kulmbachs Kreisbäuerin Beate Opel sprach sich für eine Novellierung der 15 Jahre alten Hauswirtschaftsverordnung aus.

Um das Grundsätzliche ging es bei Martin Baumgärtner, dem Landesvorsitzenden der Landjugend, der über steigende Produktionskosten auf der einen Seite und steigende Auflagen auf der anderen Seite klagte und die Frage stellte, wie Betriebskosten künftig gedeckt und Gewinne generiert werden sollen. Klaus Eschenbacher, Vorstand des Rings junger Landwirte in Kulmbach, machte sich seine Gedanken über die Zukunft des ländlichen Raums und Kreisobmann Henrich Faatz aus Bamberg kritisierte Greening-Auflagen, die sich rein am Kalender, nicht aber an den tatsächlichen Gegebenheiten einer jeweiligen Region und der entsprechenden Witterung orientieren.

Das Mindestlohngesetz kritisierte Kreisobmann Michael Bienlein aus Lichtenfels, der die Nebenerwerbsbauern auf  Landesebene vertritt, und der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger machte seinem Ärger darüber Luft, dass die unzähligen Datenbanken und vorgeschriebenen Bestandsregister den Landwirt unter Generalverdacht stellen.

Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sagte zu, sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, um bürokratische Hindernisse aus dem Weg zu räumen und entsprechende Verordnung zu vereinfachen, wo es nur geht. Er kündigte außerdem ein Bundesprogramm Ländliche Entwicklung an, mit dem der ländliche Raum trotz demographischen Wandels wieder attraktiver werden soll. Mit zusätzlichen Mitteln sollen Ideen aus dem ländlichen Raum aufgegriffen und in entsprechende Projekte umgesetzt werden.

Bild: Eine Leselupe gab die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt mit auf dem Weg. Damit soll er EU-Verordnungen künftig noch genauer durchforsten.

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17.12.2014

Genießen im Einklang mit der Natur / Ziegenmilchlieferanten dringend gesucht: Käserei in Würnsreuth  produziert 50 Tonnen Ziegenkäse pro Jahr

Würnsreuth. Was vor gut drei Jahrzehnten mit drei Ziegen und einer Schubkarre begann, hat sich mittlerweile zu einer handwerklichen Ziegenkäsemanufaktur mit einer Jahresproduktion von rund 50 Tonnen entwickelt. Um sich ausnahmslos auf die Käseherstellung konzentrieren zu können, hatte er die Ziegenhaltung vor einigen Jahren aufgegeben, sagt Robert Knöbel vom Ziegenhof Würnsreuth, wenige Kilometer östlich von Bayreuth. Um die ständig steigende Nachfrage nach seinen Produkten decken zu können, sucht er im Moment händeringend neue Ziegenmilchlieferanten.

Ziegenkäse gilt als Spezialität und Delikatesse, die schon immer in Oberfranken zu Hause war und die früher als Eiweißlieferant sehr geschätzt wurde. Im Ziegenhof Würnsreuth wird die Milch in traditioneller, handwerklicher Art verkäst und in ihrem natürlichen Fettgehalt belassen. Robert Knöbel sieht in seinem Käse, ein Produkt, das mit Genießern und mit der Natur im Einklang steht.

„Indem wir die Milcherzeugung komplett an Ziegenbauern aus der Region, unter anderem aus der Rhön, aus dem Nürnberger Land und aus Marktschorgast im Landkreis Kulmbach, übergeben haben, möchten wir auch zum Erhalt von Bauernhöfen beitragen, die mit der Erzeugung von Ziegenmilch ihr Einkommen sichern können“, sagt Robert Knöbel. Alle Ziegenbauern sind Mitglieder bei Bioland oder anderen Bio-Anbauverbänden und werden regelmäßig von unabhängigen Kontrollstellen auf die Einhaltung der Bio-Richtlinien kontrolliert. Die Tiere werden artgerecht gehalten, tiergerecht gefüttert und haben ganzjährigen Auslauf an der frischen Luft.

Die Qualität des Käses beginnt für Robert Knöbel schon auf dem Acker. Ausgewogenes hochwertiges, ökologisch erzeugtes Futter ist für ihn die Grundlage für gesunde und leistungsfähige Tiere. Moderne Melktechnik und ausreichende Kühlung schaffen die Voraussetzung für die Herstellung hochwertiger und milder Ziegenkäse, die wiederum einem kompletten Qualitätsmanagementprogramm unterliegt.

Die kleinstrukturierte Landschaft in der Region sei besonders für die Ziegenhaltung geeignet. Klassische Bauernhöfe mit Milchviehhaltung seien durch den, wie es Robert Knöbel nennt, „politisch gewollten Strukturwandel“ gezwungen, ihr Einkommen durch immer größere Herden zu sichern. Schwankende Milchpreise geben den Bauern kaum Sicherheit in der Planung Ihrer Zukunft. Dadurch findet stillschweigend ein Bauernsterben statt und die übrigbleibenden Bauernhöfe seien gezwungen, immer größer zu werden. „Wir garantieren unseren Ziegenbauern dagegen einen stabilen Preis für Ihre Milch, mit dem sich ihr Einkommen sichern lässt und auch Investitionen in die Zukunft der Höfe möglich macht.“

Gegründet wurde der Ziegenhof Würnsreuth 1983. Robert Knöbel ist Seiteneinsteiger. Der gebürtige Nürnberger hatte Architektur studiert und seine Diplomarbeit zum Thema „Die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes“ geschrieben. Seine Leidenschaft sei es aber schon immer gewesen, Lebensmittel handwerklich herzustellen und irgendwann machte er dann sein Hobby zum Beruf. Zunächst pachtete er einen kleinen Hof in der Fränkischen Schweiz, später vermittelte ihm die Regierung den Hof in Würnsreuth, auf dem er bis 2007 noch rund 100 Ziegen gehalten hatte.

Zu Beginn der 1980er Jahre sei „bio“ noch ein Schimpfwort gewesen, erinnert sich Robert Knöbel. „Ziegenkäse hatte den Ruch des Arme-Leute-Käses der Nachkriegsjahre“. Die erste Käseherstellung für den Eigenverbrauch habe dann in der Küche auf einem Holzherd stattgefunden. Ein gebrauchter 35 PS Traktor und ein Kreiselmähwerk hätten die Heuernte erleichtert.

Heute beschäftigt er eine Vollzeitkraft, eine Studentin, die im Rahmen des Studiengangs Lebensmittelsicherheit an der Staatlichen Studienakademie Plauen den praktischen Teil ihrer dualen Ausbildung auf dem Hof absolviert, sowie vier 450-Euro-Kräfte. Die Vermarktung erfolgt bundesweit und ins benachbarte Ausland ausschließlich über dem Naturkostfachhandel und zwar für die Käsetheke, nicht über den SB-Bereich. Eine zweite Vertriebsschiene ist die Gastronomie, in der Ziegenkäse immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das Wachstum seines Betriebes beziffert Robert Knöbel auf jährlich zwischen drei und zehn Prozent. „Der Markt wächst weiter“, ist er sich sicher.

Heute gilt die Ziegenkäserei Würnsreuth auch als Positivenergiebetrieb. Seit 2009 gibt es zwei Photovoltaikanlagen, seit 1012 eine Biogasanlage, die ausschließlich mit Molke bestückt wird, die in der Käseherstellung als Reststoff anfällt. Damit und mit einem eigenen Blockheizkraftwerk wird der größte Teil des Strom- und Wärmebedarfs selbst gedeckt.

„Wir möchten nicht nur die Nachfrage nach unseren leckeren Ziegenmilchprodukten zu einhundert Prozent decken, sondern auch unser Sortiment gerne erweitern.“ Dafür sucht Robert Knöbel noch weitere Ziegenmilchbauern. „Wir bieten faire Abnahmekonditionen, eine verbindliche Abnahmeverpflichtung und eine langfristige Perspektive“, sagt Knöbel, der auch dazu bereit ist, Betriebe bei der Umstellung auf eine ökologische Wirtschaftweise zu unterstützen.

Bild: Robert Knöbel vor seinem Hof mit der Ziegenkäserei in Würnsreuth nahe Bayreuth.

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02.10.2014

Japanische Exoten grasen in der Fränkischen Schweiz / Familie Braun-Hofmann in Birkenreuth züchtet Jura-Wagyus – Biogas, Trocknung und Ferienwohnungen: Erfolgreich in Nischen

Birkenreuth. Das Fleisch ist fein und gleichmäßig marmoriert, extrem saftig und geschmackvoll. Außerdem hat es im Vergleich zu anderen Rinderrassen einen bis zu 50 Prozent höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren. In Japan zahlt man dafür Spitzenpreise, in Bayern kennt man die Wagyu-Rinder, die auch als Kobe-Rinder bekannt sind, allenfalls vom Hören sagen. Nicht so in Birkenreuth, einem kleinen Ortsteil des Marktes Wiesenttal im Landkreis Forchheim. Hier, auf dem Hof der Familie Braun-Hofmann tummeln sie sich seit Jahren auf der Weide und ihr Fleisch erfreut nicht nur Gourmets weit über Landkreisgrenzen hinweg.

Wie immer spielte auch bei Susanne Braun Hofmann und ihrem Mann Peter Hofmann der Zufall eine große Rolle: der Landwirt sah einen Fernsehbeitrag über die exotischen Rinder, erzählte seiner Tierärztin davon, deren Mann zufällig Japaner ist, und schon war ein erster Kontakt hergestellt. Vier Tiere wurden im Jahr 2007 über Australien organisiert und fanden den Weg in die Fränkische Schweiz. Mittlerweile besteht die Herde aus etwa 60 Mutterkühen und vier Wagyu-Stieren, die zuverlässig für Nachkommen sorgen. „Die Tiere sind äußerst sanftmütig und überhaupt nicht aggressiv“, sagt Peter Hofmann bei einem Besuch des örtlichen Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk. Er war über Susanne Braun-Hofmann auf den Betrieb in Birkenreuth gestoßen, denn die Bäuerin gehört nicht nur dem Gemeinderat von Wiesenttal an, sondern ist auch dritte Bürgermeisterin.

„Die Japaner sind schwarz“, sagt Hofmann und deutet auf die Exoten, die sich auf einer riesigen Weide am Ortsrand tummeln. Die Tiere dienen ausschließlich zur Zucht und zur Fleischgewinnung, die Milchviehhaltung hatte Hofmann schon vor zwölf Jahren aufgegeben. Der Hof selbst, zu dem auch noch eine Biogasanlage und fünf Ferienwohnungen gehören, betreibt die Familie schon seit Generationen. Bereits vor über 20 Jahren hatte man sich für den ökologischen Landbau entschieden. Mittlerweile bewirtschaftet die Familie rund 200 Hektar Acker- und Grünland.

„Wagyu-Rinder sind sehr gutmütig und ausgeglichen“, so der Landwirt, der auch von einer langsamen und stressfreien Aufzucht spricht. Im Sommer könnten die Tiere das frische Gras auf naturbelassenen Weiden genießen, nur den Winter über stehen sie im modernen Laufstall und werden mit Futter vom eigenen Anbau versorgt. Geschlachtet werden die Rinder in einem kleinen Schlachthof in Lauf, zwei Biometzger in Fürth und Neumarkt sorgen für das Zerlegen. Die Vermarktung läuft im Großen und Ganzen per Mund-zu-Mund-Propaganda, per Internet, geliefert wird bis nach München und schon bald soll das Fleisch auch in Bayreuth erhältlich sein, dafür will sich der Bundestagsabgeordnete Koschyk einsetzen.

Die Wagyu-Rinder sind nicht die einzige Nische, auf die sich Susanne Braun-Hofmann und Peter Hofmann derzeit erfolgreich konzentrieren. Die Kapazität ihrer Biogasanlage am Ortsrand von Birkenreuth wird derzeit von 380 auf 760 Kilowatt verdoppelt. Nicht nur quantitativ auch qualitativ möchten die Betreiber aufrüsten, indem sie durch eine Vorversäuerung die Grasgärung verbessern und eine Reduzierung des notwendigen Materials anstreben. Mit einer Abwärmeleitung werden derzeit bereits mehrere Anwesen im Dorf beheizt. Mit einem weiteren Teil der Wärme betreibt Peter Hofmann eine eigene Trocknungsanlage mit mehreren Trocknungsboxen für Gras, Körnermais und andere Früchte, aber auch für Holz.

„Wir sind das Bindeglied zwischen Sonne und Wind“, sagt Hofmann und meint dabei, dass er die Biogasanlage flexibel und bedarfsgerecht betreiben kann. Nur so habe Biogas seine Daseinsberechtigung, meint Susanne Braun-Hofmann, die aus Baden-Württemberg stammt. Hier werde das geflügelte Wort vom Landwirt als Energiewirt Wirklichkeit, sagte der örtliche Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk bei einem Besuch. Der Betrieb der Familie Braun-Hofmann in Birkenreuth zeige eindrucksvoll, dass es noch Nischen für Landwirte gibt, die bestens funktionieren. Und in dieser Nische könnten ruhig noch mehr mitmachen, anstatt Rindfleisch aus Argentinien zu importieren.

Bilder:
- Ein Teil der Herde der Familie Braun-Hofmann vor der Biogasanlage, die derzeit erweitert wird. Die schwarzen Tiere sind die japanischen Rinder, die anderen Rinder sind Kreuzungen.
- Landwirt Peter Hofmann inmitten seiner Herde.

- Keine Angst vor großen Tieren: der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk, Landwirt Peter Hofmann und Ehefrau Susanne Braun-Hofmann.

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05.09.2014

„Karpfen statt Käpt´n Iglo“ / Warmer Winter, kalter Sommer: Karpfenernte fällt heuer schlechter aus - Karpfensaison 2014 im Landkreis Wunsiedel eröffnet

Thierstein. Die Karpfenernte 2014 fällt etwas schlechter aus als in den zurückliegenden Jahren. „Vom Wachstum her ist es tatsächlich etwas weniger“, sagt Alfred Rippl (59) aus dem Nachbarort Thiersheim. Rippl ist Teichwirt im Nebenerwerb und bewirtschaftet nahe der Autobahn A93 im Landkreis Wunsiedel rund eineinhalb Hektar Wasserfläche verteilt auf neun kleine Teiche.

Für Alfred Rippl ist der Rückgang allerdings eine normale Schwankung, gerade hier im Fichtelgebirge, wo die Teiche teilweise noch im April Eis tragen. Rippls Behauptung wird aber auch von vielen anderen Experten bestätigt: Vor allem der warme Winter und das trockene Frühjahr hätten den Teichwirten die Arbeit erschwert, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium.

Rund 1000 Tonnen Karpfen werden in Oberfranken im Durchschnitt pro Jahr produziert und auch konsumiert, so Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. In diesem Jahr seien waren der trockene Frühsommer und im Anschluss der relativ kalte Sommer eine Herausforderung für jeden Teichwirt gewesen. Denzler zufolge rechneten die oberfränkischen Teichwirte aufgrund der ungünstigen Bedingungen mit einem Rückgang von rund 20 Prozent, also nur mit 800 Tonnen bei der diesjährigen Karpfenernte. Denzler: „Wir werden sehen, wie die Zahlen am Ende der Saison dann aussehen.“

Die Karpfenteichwirtschaft gilt in Oberfranken als Sonderkultur der Landwirtschaft. Die meisten der fast 1000 Teichwirte wirtschaften wie Alfred Rippl im Zu- oder Nebenerwerb. Anfang September, wenn die Monate mit dem Buchstaben „r“ wieder im Kalender auftauchen, veranstaltet die Teichgenossenschaft Oberfranken immer zusammen mit dem Bezirk und anderen Partnern die Eröffnung der Karpfensaison. „Wir möchten damit auf die große Bedeutung der oberfränkischen Karpfenteichwirtschaft hinweisen und den bayerischen Karpfen noch ein Stück weit mehr nach vorne bringen“, sagt der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel.  

Bewusst hatten sich die verantwortlichen dazu heuer eine Teichanlage im Landkreis Wunsiedel ausgesucht. Hier im Wunsiedler Becken habe die Karpfenzucht eine jahrhundertealte Tradition, maßgeblich geprägt seit dem frühen Mittelalter durch die nahe liegende Zisterzienserabtei in Waldsassen, so der Vorsitzende: „Die naturräumlichen Gegebenheiten sind für die Karpfenproduktion einfach hervorragend.“

Einen klaren Vorteil hat der geringfügige Rückgang bei der Karpfenernte: die Qualität ist noch besser als in den Vorjahren, denn schwierige Witterungsbedingungen haben für ein langsames Wachstum der Fische gesorgt, das Fleisch ist deshalb fest und schmackhaft und kann vor allem vielfältig verwendet werden, etwa als klassischer „Karpfen blau“, als bequemes, weil praktisch grätenfreies gebackenes Karpfenfilet oder mal anders als gebratener Karpfen mit Paprikastreifen. Auch die verschiedensten Salatvariationen vom gebeiztem Karpfen sind möglich.

Die Genussregion Oberfranken wäre ohne den Karpfen undenkbar, sagte Hans Peter Friedrich, Hofer Bundestagsabgeordnete und Ex-Bundeslandwirtschaftsminister, der die Karpfensaison in seinem Stimmkreis eröffnete. Ein klares Bekenntnis zur regionalen Erzeugung legte Landtagsvizepräsident Peter Meyer ab: ganz im Gegensatz zum heimischen Karpfen wisse beim Pangasius aus Fernost niemand so genau, wo er herkommt und womit er gefüttert wurde. Karpfen aus Oberfranken hätten außerdem die deutlich bessere Ökobilanz, so Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin.

Der stellvertretende Wunsiedler Landrat Gerald Schade rief dazu auf, weiter am Image des Karpfens zu arbeiten. „Bei der Forelle klappt es, beim Karpfen noch nicht“, sagte er und mit Blick auf eine junge Zielgruppe meinte er: „Unser Ziel sollte es sein, dass der Karpfen Käpt´n Iglo besiegt.“ Damit die Teichwirte auch weiterhin ökonomisch wirtschaften können, sei aber auch Augenmaß beim Naturschutz gefragt: „Unser Ziel ist es, die Gewässer für den Menschen zu schützen“, so Benno Strehler vom Wasserwirtschaftsamt in Hof.

In Oberfranken hat die Teichwirtschaft vor allem auch eine große wasserwirtschaftliche Bedeutung. Die Teiche werden im Frühjahr gefüllt und in der Regel im Herbst wieder abgelassen. So können sie als kleinräumige Wasserspeicher in der Fläche wirken und damit ganz bedeutend zur Grundwasserneubildung beitragen.

Bilder:
1. Sie eröffneten die Karpfensaison in Oberfranken (von links): Thomas Speyerl vom Bezirk, Präsident Günther Denzler, Landtagsvizepräsident Peter Meyer, der stellvertretende Wunsiedler Landrat Gerald Schade, Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin, die Bezirksräte Eberhard Siller und Henry Schramm, der VBB-Vizepräsident Günter Gabsteiger, Ex-Landwirtschaftsminister  Hans-Peter Friedrich und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma.
2. Mit dem Abfischen der Teiche von Alfred Rippl in Thierstein wurde die Karpfensaison 2014/2015 eröffnet.
3. Teichwirtschaft live erleben, das konnten zahlreiche Interessierte bei der Eröffnung der Karpfensaison in Thierstein im Fichtelgebirge.

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15.08.2014

Maisfeld als Besuchermagnet / BBV Wunsiedel eröffnet wieder einen Mais-Irrgarten in Bergnersreuth

Bergnersreuth. „Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, was die Maispflanze alles zu bieten hat“, sagt Reinhold Wunderlich. Er ist der Leiter des Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit beim BBV Wunsiedel und war auch in diesem Jahr wieder federführend tätig beim Aufbau des Mais-Irrgartens am Volkskundlichen Gerätemuseum Arzberg-Bergnersreuth.

Wunderlich war es gelungen, trotz regnerischen Wetters zur Eröffnung des Irrgartens nicht nur den Landrat und den örtlichen Bundestagsabgeordneten zu gewinnen, sondern auch die bayerische Milchprinzessin Carola Reiner. Für sie war der Termin ein ganz besonderer, schwärmte die Prinzessin von einem tollen Nachmittag. Carola Reiner war die ehrenvolle Aufgabe angetragen worden, den Mais-Irrgarten ganz offiziell mit dem Zerschneiden eines Bandes zu eröffnen. Tatkräftige Unterstützung erfuhr sie dabei von den Kindern aus Arzberg und Umgebung, die an diesem Nachmittag zum Gerätemuseum gekommen waren.

Der Mais-Irrgarten war bereits im zurückliegenden Jahr ein echter Besuchermagnet. Tagtäglich suchten sich ganze Scharen an Kindern und Erwachsenen ihren Weg durch das ungewöhnliche Labyrinth. Das Feld war Ziel für Kindergartengruppen und Schulklassen, genauso wie für Wanderer, Radler, Sonntagsspaziergänger, aus der unmittelbaren Umgebung genauso wie von weit her.

Eine romantische Veranstaltung war die nächtliche Fackelwanderung durch das Labyrinth, die auch in diesem Jahr wieder angeboten wird. Am 20. September ab 19 Uhr wird es soweit sein. Alle Besucher können dann in den dunkeln Gängen zwischen den meterhohen Maispflanzen ein kleines Abenteuer erleben und dürfen sich nach dem Rundgang bei Kartoffelgulasch aus dem Kessel und der stimmungsvollen musikalischer Umrahmung mit dem Duo Hermann und Christoph gutgehen lassen.

Wie Reinhold Wunderlich erklärte, soll der Mais-Irrgarten aber nicht nur eine Ferienattraktion für Jung und Alt sein, der Irrgarten soll auch das Image der Maispflanze verbessern. „Mais bringt die größte Ertragsleistung pro Hektar, egal ob als Futter- oder als Energiepflanze“, sagt Wunderlich und verweist auf den relativ geringen Pflanzenschutzaufwand und den guten Vorfruchtwert.

Arzbergs dritter Bürgermeister Stefan Klaubert, gleichzeitig Hornmeister der Jagdhornbläser Wunsiedel/Marktredwitz, sprach dem BBV-Kreisverband Wunsiedel und Gerätemuseum Bergnersreuth seine Anerkennung aus. Der Mais-Irrgarten sei eine ganz wichtige Aktion für die Stadt Arzberg. Der Irrgarten bringe aber auch zwei wichtige Anliegen zusammen, so der Landtagsabgeordneter Martin Schöffel: Informationen über die moderne Landwirtschaft und eine echte Touristenattraktion.

An Schautafeln und beispielhaften Anpflanzungen könne jeder interessierte Besucher erfahren, warum der Mais im Fichtelgebirge so wichtig ist, sowohl als Futterpflanze, als auch in seiner Eigenschaft als Energieträger. BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif ging auf die wichtige Bedeutung von Mais als Fruchtpflanze ein. Das negative Image habe der Mais nicht verdient, so Greif. Reinhold Wunderlich zufolge ist die Anbaufläche im Landkreis Wunsiedel während der zurückliegenden drei Jahre ohnehin gleich geblieben.

Der Mais-Irrgarten am Volkskundlichen Gerätemuseum, Wunsiedlerstraße 12 – 14 in 95659 Arzberg-Bergnersreuth hat noch bis Ende immer von Dienstag bis Donnerstag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Neben der Fackelnacht am 20. September wird am 28. September ab 14 Uhr ein großes Backofenfest gefeiert. Während der gesamten Dauer der Aktion findet auch wieder ein Suchspiel statt. Auf die Teilnehmer wartet eine kleine Belohnung. Die Gewinner werden ebenfalls beim Backofenfest bekannt gegeben.

Bilder:
- Zusammen mit Kindern aus der Umgebung hat die bayerische Milchprinzessin Carola Reiner den Mais-Irrgarten eröffnet.
- Symbol für ein gutes Miteinander von Jägern und Landwirten vor Ort: die Jagdhornbläser Wunsiedel/Marktredwitz.
 

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30.07.2014

Trotz Trockenheit: Ernte gut, Preise schlecht / Regenschauer sorgen für Ernteunterbrechungen – Mehr Mais, weniger Braugerste

Neufang. Gut zur Hälfte ist die Ernte in Oberfranken abgeschlossen, deutlich früher als in den vergangenen Jahren. Schuld daran ist die Witterung, die von den Landwirten einiges abverlangt hat. „Das trockene Franken ist heuer noch etwas trockener gewesen“, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. In einer ersten Bilanz kommt der Bauernverband auf zufriedenstellende Erträge bei den meisten Feldfrüchten. Die wirtschaftliche Situation bei den Bauern ist dagegen wesentlich schlechter. „Wir sind teilweise weit weg von einer Kostendeckung oder gar von Gewinnen“, sagte Greif in Neufang bei Wirsberg auf dem Betrieb der Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel.

In den Frühdruschgebieten im westlichen Teil Oberfrankens sei die Ernte in vielen Betrieben bereits über alle Getreidearten hinweg abgeschlossen, so Greif, der selbst aus dem Landkreis Forchheim kommt. In den späteren Lagen Oberfrankens, also im Nordosten, sei die Wintergerste ebenfalls bereits geerntet, bei Raps, Braugerste und den anderen Früchten habe die Ernte zumindest begonnen, wobei die starken Regenschauer der zurückliegenden Tage für Unterbrechungen gesorgt haben.

Gute bis mittlere Erträge konnte der BBV-Präsident für die Wintergerste vermelden. Allerdings lägen deutliche Ertragsunterschiede je nach Wasserversorgung und Bodenart vor. Beim Winterweizen gebe es heuer Probleme mit den vielen Schrumpfkörnern. Sehr oft würden die 13 Prozent Eiweiß nicht erreicht, dazu kämen die vielen kleinen Körner, die eine mangelhafte Backqualität zur Folge haben. Sehr stark schwankende Erträge wurden heuer auch beim Roggen festgestellt, weshalb viele Roggenbestände bereits als Ganzpflanzensilage geerntet wurden und für den Mähdrusch nicht mehr zur Verfügung stehen. Durchschnittlich bis gut ist die Qualität beim Futtergetreide Triticale, einer Mischung aus Weizen und Roggen.

Königin der Getreidefrüchte ist nach wie vor in Oberfranken die Sommergerste, sprich die Braugerste. Obwohl die Anbaufläche einmal mehr zurückgegangen war, von 33200 Hektar auf 32500 Hektar, gilt Oberfranken noch immer als die Braugerstenregion Bayerns mit der größten Anbaufläche. Den Rückgang führten BBV-Präsident Hermann Greif und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer auf die guten Aussaatbedingungen der Wintergetreidebestände, aber auch auf das hohe Qualitätsrisiko beim Braugerstenanbau zurück. „Wir erwarten eine durchschnittliche Qualität“, sagte Greif. Dies gelte vor allem für die guten Standorte, die eine ausreichende Wasserversorgung hatten.

Bleiben noch der Raps, bei dem trotz Trockenheit gute Qualität erzielt wurde, und das Grünland, für das die oberfränkischen Bauern einen ungewöhnlichen frühen und guten ersten Schnitt verzeichnen konnten. Von 29800 Hektar im Vorjahr auf heuer 32500 Hektar angestiegen war die Maisanbaufläche. Die Aussaatbedingungen seien wegen der Trockenheit sehr gut gewesen, die folgende lange Trockenperiode habe sich allerdings negativ ausgewirkt. Erst die Niederschläge der zurückliegenden Tage hätten dafür gesorgt, dass sich der Mais vom Trockenstress erholen konnte und sich deutlicher positiv entwickelt als im vergangenen Jahr.

Nicht zufrieden sind die Bauern allerdings mit den Preisen. „Wir können an den Preisen nicht drehen und müssen mit volatilen Märkten leben“, sagte BBV-Direktor Böhmer. Soll heißen: Weltmarktpreise liegen nicht im Ermessen der oberfränkischen Landwirte. Dazu kommen die Kosten und der Aufwand für Betriebsmittel, die Jahr für Jahr ansteigen. „Bleibt zu hoffen, dass die Preise nach der Ernte wieder ansteigen“, so Böhmer.

Bild: Sie hoffen, dass die Preise nach der Ernte wieder ansteigen: BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel und BBV-Präsident Hermann Greif (von links).

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16.07.2014

Teichwirtschaft seit über sechs Jahrhunderten: Mit dem Schlossweiher in Aufseß tragen 16 Teiche in Oberfranken das Prädikat „Kulturgut Teich“

Aufseß. Teiche sind nicht nur Landschaftsbestandteile, sondern auch wertvolle Kulturgüter. Das stellt die Teichgenossenschaft Oberfranken zusammen mit dem Bezirk seit 16 Jahren eindrucksvoll unter Beweis. Mit dem Schlossweiher in Aufseß (Landkreis Bayreuth), der eigentlich „Ecken-Weiher“ heißt, erhielt diesmal ein Gewässer in der Fränkischen Schweiz das seltene Prädikat „Kulturgut Teich“. Besitzer ist Eckart von und zu Aufseß, Pächter und Bewirtschafter ist der Bezirk Oberfranken, das Areal gehört zur Lehranstalt für Fischerei.

Die Geschichte des Schloßweihers lässt sich bis in das Jahr 1385 zurückverfolgen. Deshalb, und weil der Teich seitdem ein fester Bestandteil des Landschaftsbildes ist und viel zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt, werden Wanderer und Spaziergänger künftig mit einer großen Informationstafel auf die reichhaltige Geschichte des Gewässers und seiner Umgebung aufmerksam gemacht.

Neben der prägenden Bedeutung für die Landschaft, der Bewirtschaftung und der belegten Historie müsse ein ausgezeichneter Teich auch eine besondere ökologische Bedeutung haben, so Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken aus Wunsiedel. Viele Teiche hätten einen hohen kulturellen Wert, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler bei der Enthüllung der neuen Informationstafel. Bereits um 1400 hätten die Bamberger Bischöfe eigene „Seemeister“ beschäftigt. Sie hatten die Aufgabe, sich um die Gewässer in der Region zu kümmern. Dies zeige eindrucksvoll auf, dass Fisch schon im Mittelalter ein begehrtes und geschätztes Lebensmittel gewesen sei.

Der Schlossweiher in Aufseß, der eigentlich „Ecken-Weiher“ heißt, von den Einheimischen „Unterer Weiher“ genannt wird und bei den Beschäftigten der Lehranstalt „Großer Weiher“ heißt, ist seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung  1385 im Besitz der Familie von und zu Aufseß und wird seitdem beinahe ununterbrochen bewirtschaftet. Eine einzige Zäsur gab es in den Nachkriegsjahren, als der Teich mehr und mehr verlandete und die bestehenden Bruthäuser verfallen waren. Erst Ende der 1960er Jahre nahm Eckart von und zu Aufseß die Fischerei wieder auf.

Der Weiher habe damals wie ein Feld mit vielen nassen Stellen ausgesehen, erinnerte sich Eckart von und zu Aufseß. Er selbst habe die Fischerei wieder aufleben lassen, die Bewirtschaftung übernommen und große Pläne gehabt. Allerdings hab er schnell einsehen müssen, dass er kein Fachmann ist, und so sei das Angebot des Bezirks Oberfranken im Jahr 1980 gerade recht gekommen, auf dem Gelände eine Lehranstalt für Fischerei zu errichten. „Somit ist die gesamte Teichanlage ein echtes Juwel geblieben“, freute sich Eckart von und zu Aufseß.

Heute gilt der Schloßweiher als sommerwarmer Karpfenteich, in dem auch Schleien, Rotaugen, Rotfedern und die selten gewordenen Karauschen zu Hause sind. Drumherum haben viele Amphibien einen wertvollen Lebensraum gefunden. Eingebettet ist der Weiher in die Lehranstalt für Fischerei, die sich als weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus bedeutende Aus- und Weiterbildungsstätte für Fischer und Teichwirte versteht, die sich mit ihrem Kurs- und Informationsangebot aber auch an eine breite Öffentlichkeit wendet. Die Lehranstalt dient zudem als kompetentes Zentrum in allen Fragen der Fischzucht und des Fischartenschutzes.

Bilder: Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler (rechts), Besitzer Eckart von und zu Aufseß (Mitte) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma haben am Ufer des Schloßweihers („Ecken-Weihers“) in Aufseß eine Informationstafel enthüllt, die das Gewässer künftig als Kulturgut ausweist.

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29.06.2014

Insel der Ruhe in lärmender Gesellschaft / Frankenwald- und regionaler Waldbesitzertag in Schwarzenbach am Wald

Schwarzenbach am Wald, Lks. Hof. „Wir brauchen die Technik ganz dringend“, widersprach Josef Spann, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, den beiden Geistlichen Pfarrer Jens Güntzel und Pastoralreferent Herbert Punzelt aus Schwarzenbach am Wald. Beide hatten in ihrer ökumenischen Andacht zu Beginn des Waldbesitzertages Kritik am vermeintlich übermäßigen Technikeinsatz in den Wäldern geübt.

Der Wald sei zwar eine wichtige Konstante in einer sich rasant verändernden Gesellschaft. Doch ähnlich wie in der Landwirtschaft könne man auch in der Forstwirtschaft heute nicht mehr mit der Technik aus vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten arbeiten. Im Gegenteil: „Moderne Technik vereinfacht die Tätigkeit der Waldarbeiter und sorgt für deren Sicherheit“, sagt Spann.

Es ist schon ist es eine kleine Tradition, wenn das Holzforum Schwarzenbach am Wald zusammen mit der Stadt, den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Münchberg und Kulmbach, der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) sowie dem Cluster Forst und Holz in Bayern zum mittlerweile 4. Frankenwaldtag und zugleich zum 4. Regionalen Waldbesitzertag aufgerufen hat.

Der Tag in Bayerns waldreichster Gegend ist den rund 700000 Waldbesitzer in Bayern gewidmet, die ihr eigenes Stück Wald bewirtschaften und damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und zur Stärkung des ländlichen Raumes leisten. Klimawandel, neue Forsttechniken und gesamtwirtschaftliche Entwicklungen heißen die Herausforderungen, bei denen der Waldbesitzer Orientierung und fachliche Unterstützung braucht. All das war diesmal auch wieder in Schwarzenbach am Wald zu finden.

Hier gab es ein großes „Waldforum“, einen Ausstellungsbereich mit Messecharakter und einen „Waldparcours“. Viele der angekündigten Vorführungen mussten diesmal allerdings dem schlechten Wetter geopfert werden. Ein Schwerpunkt war die Warnung vor den erheblichen Unfallrisiken, die der Wald bietet. Moderne Holzernteverfahren und sichere Arbeitsweisen können diese Gefährdungen minimieren, wie ein Spannungssimulator, ein Fixlängenkatapult und ein Helmtester eindrucksvoll veranschaulichten. Bloß gut, dass dabei nur eine Melone und kein echter Kopf zu Schaden kam. Jeder der die Vorführung live gesehen hat, wird künftig bei den Forstarbeitern im Wald nicht mehr leichtsinnig auf den Helm verzichten. Die Vorführungen der Sozialversicherung SVLFG fanden auf jeden Fall immer ihr interessiertes Publikum.

Nirgends anders sei Ökologie, Ertrag und Erholung auf einer einzigen Fläche möglich“, so Waldbesitzerpräsident Josef Spann. Wer könnte sich rühmen, dabei auch noch so kostbare Nebenprodukte wie Sauerstoff und Trinkwasser zu haben. Deshalb benötige die Forstwirtschaft auch mehr Verständnis gerade aus den Reihen der Stadtbevölkerung, denn sie könne auf über 300 Jahre Nachhaltigkeit verweisen.

Vom Wald als „Insel der Ruhe in einer lärmenden Gesellschaft“ sprach der Schirmherr, Ex-Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich, der aus der Nachbarstadt Naila kommt. Waldbesitzer sollen ihre Verantwortung auch weiterhin individuell wahrnehmen können, sagte der ehemalige Minister und weiter: „Wer Eigentum hat und es verantwortlich nutzt, der verdient auch, dass er vom Staat unterstützt wird und dass ihm andere nicht hineinreden.“ Und noch ein Argument für den Wald hatte Friedrich parat: „Wer heute ein Stück Wald aufforstet, der weiß, dass er selbst davon nicht mehr profitieren wird, sondern vielmehr seine Kinder und Enkel.“ Wald bedeute deshalb auch Verantwortung weit über die eigene Generation hinaus.

Der Frankenwald- und Waldbesitzertag erfuhr durch die Anwesenheit gleich dreier „Königinnen“ eine ganz besondere Aufwertung. Neben der Bayerischen Waldkönigin Isabella Wimmer, was auch die neue Bayerische Bierkönigin Tina-Christin Rüger und die Hochfrankenkönigin Katharina Fuchs anwesend. Ebenso zu den prominenten Gästen gehörte Hans Carl von Carlowitz, dargestellt von dem Schauspieler Peter Kampschulte vom Theater Hof. Der sächsische Bergrat Carlowitz verfasste vor über 300 Jahren das erste geschlossene Werk über die Forstwirtschaft und gilt als wesentlicher Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs.

Bilder:

1. Ohne schweres Gerät geht es im Forst kaum noch. Wofür die Technik gut ist, konnten die Besucher beim Waldtag in Schwarzenbach sehen.

2. Über alles Wissenswerte rund um denn Wald informierte die Bayerische Forstverwaltung an einem aufwändig gestaltetem Messestand.

3. Spannende Vorführungen über die Sicherheit bei Waldarbeiten gab es am Stand der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG).

4. Die Bayerischen Waldkönigin Isabella Wimmer, Peter Kampschulte als Hans Carl von Carlowitz, Hochfrankenkönigin Katharina Fuchs, der frühere Landwirtschaftsminister Hans Peter Friedrich, die neue Bayerische Bierkönigin Tina-Christin Rüger, Josef Spann, der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und Bürgermeister Dieter Frank (von links).

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01.06.2014

Gewinner sind die Metzger - Ein Fest für die Bratwurst / „Erlaubt ist, was schmeckt“: Rekordbesuch beim 4. Fränkischen Bratwurstgipfel

Pegnitz. 15 Metzgereien im Wettstreit um den Titel des Fränkischen Bratwurstkönigs, Kreativmetzger Klaus Lindner aus Pegnitz und Berufsschulklassen aus Fürth und Hof außer Konkurrenz am Grill, alles in allem über 30 Bratwurstsorten brutzelten auf dem Rost - kein Wunder, dass in diesem Jahr der Rekord von 20000 Besuchern beim 4. Fränkischen Bratwurstgipfel im Wiesweiherpark noch einmal übertroffen wurde.

Bratwurstkönig wurde der Metzger Jürgen Brunner aus Erlangen mit der klassischen Erlanger Bratwurst und einer kreativen Paprikabratwurst mit dem Namen Jalapenos. Brunner siegte auch in der Sparte klassische Bratwurst, während  bei den kreativen Würsten Volker Gagel aus Michelau vorne lag. Publikumsliebling wurde der Gesamtsieger des Vorjahres, Metzgermeister Jürgen Reck aus Erlangen mit der Bändel- und der Krautsbratwurst.

Erlaubt war alles, was schmeckt. Gebraten wurden in diesem Jahr in der Kategorie Kreativbratwurst ein Coburger Samba Griller, Erdbeer-Minz Bratwurst mit grünem Pfeffer, Bratwurst Hawaii und vielerlei mehr. In der Kategorie klassische Bratwurst gab es unter anderem Erlanger Bratwürste, Nürnberger Bratwürste und Fränkische Bratwürste im Bändel.

„Pegnitz forever“ gab Bürgermeister Uwe Raab als Losung aus und meint damit, dass die größte Stadt des Landkreises Bayreuth, in der vor fünf Jahren die Idee zu dem Fest geboren wurde, auch künftig Veranstaltungsort bleiben möchte, weil der „Gipfel“ längst Kult geworden ist. Der Dreiklang von Bratwürsten, Brot und Bier halte Leib und Seele zusammen, so Raab, der eigens zum Bratwurstgipfel eine 80-köpfige Delegation aus den Partnerstädten Slany in Tschechien und Guyancourt in Frankreich eingeladen hatte.

Organisator Michael Breitenfelder, der das Wirtschaftsband A9 aus 18 Kommunen managt, betonte die Bedeutung des Gipfels für den Wirtschaftsstandort Pegnitz. Es gehe darum, die Qualität der Erzeugnisse zu vermitteln, die täglich in den Betrieben hergestellt werden — und dies nachhaltig: „Die Wirkung des Gipfels soll nicht zu Ende sein, wenn die Holzkohlenasche im Grill verglommen ist.“

Eine Riesenchance für die Metzgerbetriebe, ihr Handwerk zu präsentieren, sei die Ausnahmeveranstaltung, lobte der Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, Heinrich Mosler. Er sprach vom größten Event, den die drei fränkischen Kammern gemeinsam ausrichten. Sein Kollege von der oberfränkischen Kammer, Thomas Zimmer, pflichtete ihm bei: „Gewinner sind die Metzger.“ Das Motto, das Zimmer diesmal zum Bratwurstgipfel ausgab, lautete: „Erlaubt ist, was schmeckt.“.

Bei den drei Wettbewerben bewerteten drei Jurys die Bratwürste. Die Metzger beurteilen die Produkte der erstmals zum Wettstreit antretenden Berufsschulen. Prominente Juroren, darunter Bürgermeister Raab, der Bayreuther Landrat Hermann Hübner, HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, die stellvertretende Regierungspräsidentin Petra Platzgummer Martin und die HWK-Präsidenten Thomas Zimmer und Heinrich Mosler, saßen über die klassischen Würste zu Gericht. Die ausgefallenen Kreativbratwürste wurden von den Bürgermeistern des Wirtschaftsbandes A9 verkostet. Sie seien schließlich von vielerlei Terminen her ausgewiesene Bratwurstexperten mit hohen Erfahrungswerten und ganz feinen Geschmacksnerven , so Organisator Breitenfelder.

Bilder: - Der oberfränkische HWK-Präsident Thomas Zimmer, Moderator Bernd Rasser und der mittelfränkische HWK-Präsident Heinrich Mosler kosteten zum Start des Bratwurstgipfels die ersten Würste frisch vom Grill.
- Schülerinnen und Schüler der Pegnitzer Hotelfachschule servierten durchnummerierte Bratwürste für die einzelnen Wettbewerbe.
- Der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab (links) und der Bayreuther Landrat Hermann Hübner gehörten zu den Testessern.

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20.05.2014

Fränkischer Dreiklang: Bratwürste, Brot und Bier / 4. Bratwurstgipfel am 1. Juni soll erneut 20000 Besucher nach Pegnitz locken

Pegnitz. 15 Metzger aus drei Regierungsbezirken, 30 verschiedene Bratwurstkreationen und rund 20000 Besucher: der 4. Fränkische Bratwurstgipfel am 1. Juni in Pegnitz soll einmal mehr alle Rekorde übertreffen.

Dorfmetzger Jürgen Reck aus Möhrendorf in Mittelfranken hat ein Ziel: er möchte seinen Titel als amtierender Bratwurstkönig verteidigen. „Zwei Mal hat bislang Oberfranken gewonnen, ein Mal Mittelfranken, da wäre eine Titelverteidigung schon angesagt“, meint der Metzgermeister, der sich erst vor drei Jahren selbstständig gemacht hat. Am Sonntag, 1. Juni ab 11 Uhr hat er im Pegnitzer Wiesweiherpark die Gelegenheit dazu. In der Disziplin Bratwurst klassisch tritt er diesmal mit einer Bändelbratwurst an, in der Sparte Bratwurst kreativ mit einer Krautsbratwurst, mehr verrät der Vorjahressieger nicht.

Da sind andere Teilnehmer schon offener. Frank Glumbik von der gleichnamigen Fleischerei aus Rödental bei Coburg geht in der Creativ-Sparte mit einem echten Coburger Samba-Griller an den Start. Zum einen sei Coburg die Stadt des Sambafestivals, zum anderen gehe es ihm um einen Vorgeschmack auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Und so soll in der Bratwurst unter anderem Mango und Aprikose und sogar ein Schuss Chili zu schmecken sein. Thomas Wiesenmüller von der gleichnamigen Metzgerei in Bayreuth nennt seine Kreativ-Kreationen Bratwurst Lolly Rio und will neben Chili auch mit Schoko- und Orangenabrieb punkten.

Ein ganz anderes Geschmackserlebnis verspricht Markus Lindner von Lindners Hausmetzgerei in Weidenberg. Er nennt seine Würste „Brofis“, was für Bratwürste mit Fisch stehen soll. Auch Lammbratwürste, Bierbratwürste, Hawaiibratwürste und sogar vegetarische Bratwürste soll es geben. Bei den Klassikern sind dagegen Erlanger, Nürnberger, Bamberger, Aischgründer und  Hofer Bratwürste im Angebot. Letztere stammen einmal mehr von der Metzgerei Max in Hof, die 2011 den Titel des 1. Fränkischen Bratwurstkönigs erzielt hatte.

„Erlaubt ist, was schmeckt“, sagt der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer. Sein mittelfränkischer Amtskollege Heinrich Mosler sprach vom größten Event, das die drei fränkischen Kammern gemeinsam ausrichten. Der Dreiklang von Bratwürsten, Brot und Bier halte Leib und Seele zusammen, so der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab, der eigens zum Bratwurstgipfel eine 80-köpfige Delegation aus den Partnerstädten Slany in Tschechien und Guyancourt in Frankreich eingeladen hat.

Neu ist in diesem Jahr ein eigener Nachwuchspreis, bei dem die staatlichen Berufsschulen Fürth und Hof gegeneinander antreten. Festgehalten wird dagegen an den verschiedenen Verkostungswettbewerben auf der Bühne durch Promi- und Expertenjurys. Gleichzeitig haben alle Besucher Gelegenheit, über einen Bewertungsbogen vor Ort ihre Lieblingsmetzgerei zu bestimmen.

Begleitet wird die außergewöhnliche Mischung aus Volksfest, Genussfest mit Livemusik von der Gruppe „The Rockin Lafyette“ und dem Kabarettisten Klaus Karl Kraus. Daneben gibt es jede Menge touristische Informationen und Spezialitätenstände mit regionalen Produkten, darunter Kuchen, Küchla, Spritzgebäck, Marmeladen, Biere, Säfte, Liköre oder Sekt. Unterstützt wird die Veranstaltung von der Stadt Pegnitz, dem Verein Genussregion Oberfranken, der Handwerkskammer, dem Zusammenschluss Wirtschaftsband A9 und dem Tourismusverband Franken. Schirmherr ist der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly.

Der 4. Fränkische Bratwurstgipfel wird am Sonntag, 1. Juni um 11 Uhr im Pegnitzer Wiesweiherpark eröffnet.

Bilder:
- Vor dem Altenstädter Schloss in Pegnitz stellten alle Beteiligten Metzger und die Verantwortlichen der Handwerkskammer das Programm zum 4. Fränkischen Bratwurstgipfel vor.
- Die verschiedensten Bratwurstkreationen werden am 1. Juni in Pegnitz auf dem Grill landen.
- Zwei Metzgermeister und Bratwurstkönige: Jürgen Reck (links) aus Möhrendorf holte 2013 den Bratwurstpokal, Klaus Lindner aus Pegnitz wurde 2012 an die Spitze gewählt.

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02.05.2014

Fränkische Forellen statt Fisch aus Fernost / Karpfen und Saiblinge als Alternative zu Bratwürsten und Steaks: Teichgenossenschaft eröffnete oberfränkische Fischgrillsaison

Coburg. King Prawns aus Malaysia und Pangasius aus Thailand: das muss nicht sein, meinen die 2000 oberfränkischen Teichwirte, von denen rund 900 in der Teichgenossenschaft organisiert sind. Sie setzen stattdessen auf heimische Forellen, Karpfen, Saiblinge, Hechte, Waller oder Zander. In den kommenden Monaten soll der Fisch aus heimischen Gewässern vor allem auch auf den Grill, denn, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler: „Feinschmecker wissen es schon lange, dass sich nicht nur Bratwürste und Steaks, sondern auch Fisch aus heimischen Gewässern als hervorragendes Grillgut eignen.

Fisch als Grillgut erleben, das ist auch die Absicht der Teichgenossenschaft Oberfranken, die seit einigen Jahren zusammen mit dem Bezirk und seiner Fischereifachberatung sowie dem Hotel- und Gaststättenverband werbewirksam die Fischgrillsaison eröffnet. Fisch aus Fernost werde häufig chemisch aufbereitet, damit er frisch wirkt. Doch damit nicht genug: Fisch aus Fernost bedeute meist auch das Heranwachsen unter industriellen Bedingungen, den Schutz vor Krankheitserregern mit Antibiotika und einen extrem langen Transportweg. Bei heimischen Fischen sei dies alles nicht notwendig, denn sie kommen vom Teichwirt von nebenan, so Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft.

Diese leistungsfähigen Fischbetriebe sind es, die hervorragende Delikatessen erzeugen, so Bezirkstagspräsident Günter Denzler. Einer davon, der seinen Betrieb sogar im Vollerwerb erwirtschaftet, ist Kurt Werner Human, Chef der Fischzucht Lautertal nördlich von Coburg. Von seinem Betrieb stammten die Forellen und Karpfen, aus denen Günther Bräutigam und sein Team vom Restaurant Rosengarten in Coburg die Grillteller mit Sahnemeerrettich und verschiedenen Beilagen zur Eröffnung der Fischgrillsaison zubereitet hat.

Immer mehr Menschen möchten bewusster leben und essen, da sei die Bedeutung des heimischen Fisches gar nicht hoch genug einzuschätzen, so Denzler. Fisch sei verdaulich, eiweißreich und fettarm. Nicht zuletzt werde durch den Verzehr von heimischen Fischspezialitäten auch die regionale Teichwirtschaft gestärkt und ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in den Gewässern geleistet.

„Aus der Region, für die Region“, so funktioniert Nachhaltigkeit, meinte der örtliche Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach. Die Teichwirte würden stets aufs Neue beweisen, dass das Gute so nah liegt, und dass das Ferne nicht unbedingt das Bessere sein muss. Teichwirtschaft habe auch immer mit Lebensqualität zu tun, so Landtagsabgeordneter Jürgen W. Heike. Er warnte vor Auswirkungen eines rigorosen Naturschutzstreifens entlang des „Grünen Bandes“ an der ehemaligen Zonengrenze, der die Teichwirte besonders treffen würde. „Naturschutz ja, aber bitte mit Augenmaß und Ziel“, so Heike.

Bild: Fisch als Grillgut wiederentdecken, dafür warben (von links) Thomas Speyerl von der Fachberatung für Fischerei des Bezirks, Kurt Werner Humann, Günther Bräutigam, Helmut Wedekind von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma aus Wunsiedel, Friedrich Schmauser vom Bezirksfischereiverband, der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach, Bezirkstagspräsident Günther Denzler und der Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike.

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11.02.2014

Bauern als Ressourcenschützer / Agrartag der bayerischen Genossenschaftsorganisation lockte über 800 Landwirte nach Erlangen

Erlangen. Bessere Strukturen, bessere Technik und ein Umdenken, das sind die drei Dinge, die notwendig sind, um auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich zu sein und gleichzeitig die Ressourcen zu schonen. Das jedenfalls war die Auffassung aller Redner beim Agrartag der bayerischen Genossenschaftsorganisation, der diesmal in Erlangen stattfand. Den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und den Schutz natürlicher Ressourcen bezeichnete der Vorstandsvorsitzende des bayerischen Genossenschaftsverbandes Stephan Götzl (links) als alternativlos. „Es geht nicht darum, ob wir Ressourcen schützen müssen, sondern wie“, sagte Götzl.

Wie das alles gehen soll? Durch Zusammenarbeit von landwirtschaftlichen Betrieben, durch die gemeinsame Nutzung von Technik und durch Kooperationen bei Beschaffung und Absatz, all das sei genauso wichtig, wie der Einsatz einer effektiven und innovativen Agrartechnologie. Doch Technik und Strukturen alleine reichen noch nicht, notwendig sei auch ein Umdenken, eine „geistige Wende“, wie es Götzl bezeichnete. „Wir müssen künftig noch viel stärker in Kreisläufen denken“, sagte er. Geld aus der Region soll künftig auch in der Region bleiben, denn schließlich sei auch Kapital eine begrenzte Ressource, auch wenn oft der gegenteilige Eindruck erweckt wird.

Der wohl ungewöhnlichste Beitrag beim Agrartag vor rund 800 Landwirten in der Erlanger Heinrich-Lades-Halle kam von Christian Dürnberger (links) vom Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der Wissenschaftler hatte sich mit der Sicht von Gesellschaft und Verbrauchern auf die Landwirtschaft beschäftigt und war zu dem Schluss gekommen, dass die gesamte Branche die Werteorientierung mehr zum Thema machen sollte. Vor allem in der Kommunikation mit dem Verbraucher gebe es noch deutliche Defizite, so Dürnberger. Grund dafür: „Realitätsfremde Vorstellungen enden in realitätsfremden Erwartungen“, und gerade diese realitätsfremden Vorstellungen seien es, die in so vielen Köpfen zu einem völlig falschen Bild führen. Diese Romantisierung und Idealisierung habe es schon immer gegeben, sagte Dürnberger. Aber gerade im Agrarmarketing finde man all diese Bilder wieder, die einem glauben machen möchten, dass die Zeit stehen geblieben wäre. Im Gegensatz zu Autos oder Computern werde im Agrarmarketing niemals Technik gezeigt. Den Slogan „Wir habe die modernsten Melkanlagen der Welt“, werde man in der Werbung vergeblich suchen. Stattdessen werde eine technikferne Idylle präsentiert, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun habe.

Auch Klaus Josef Lutz (links), BayWa-Vorstandsvorsitzender, wusste, dass die Landwirtschaft nicht immer fair behandelt werde und immer mehr im Focus der gesellschaftlichen Diskussion steht. Aber eine positive Entwicklung sei eben auch immer mit kritischen Fragen verbunden. Und die Entwicklung sei eindeutig positiv. „Agrar ist sexi, Agrar ist spannend“, sagte Lutz. Warum das so ist: Weil die Landwirtschaft trotz Wasserknappheit, trotz Flächenknappheit und trotz steigender Nachfrage die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung als zentrale Herausforderung sieht. Gelingen werde dies letztlich nur mit einer Produktivitätssteigerung und das wiederum habe viel mit Technik zu tun.

Technik war auch das Thema von Rob Smith (links). Der in Augsburg geborene Amerikaner steht als Senior Vice President und als General Manager Europe, Africa und Middle-East an der Spitze des Landmaschinenkonzerns AGCO, zu dem als Premiummarke auch Fendt gehört. „Die Landwirtschaft erfüllt eine höchst anspruchsvolle Mission für die Gesellschaft, deshalb hat sie auch die höchste Anerkennung verdient“, sagte Smith, der nur eine rentable und profitable Landwirtschaft als nachhaltig bezeichnete. Ein Wachstum werde notwendig sein, schon allein wegen der steigenden Weltbevölkerung. Gleichzeitig müssten in Zukunft aber auch die Böden, die Umwelt und die Atmosphäre geschont werden. Die Lösung des Problems für Smith liegt naturgemäß im Einsatz von High Tech in der Landtechnik. Smith: „Technik und ein effektiver Know-How-Transfer werden in Zukunft unerlässlich sein.

Welche Rolle die Landwirtschaft bei einem Konzern wie McDonalds spielt, erläuterte Stefan Huber, der für die Bereiche Beschaffung und Qualitätssicherung zuständig ist. 46000 Tonnen Rindfleisch, fast genauso viel Hühnerfleisch, 37000 Tonnen Weizen, 153000 Tonnen Kartoffeln und 14000 Tonnen Salat, das sind die Mengen, die der Fast-Food-Konzern allein in Deutschland pro Jahr für seine 1400 Restaurants benötigt. Unter der Bezeichnung „Best Beef“ stellte Huber ein „Bündnis für Exzellenz, Sicherheit und Transparenz vor“, das zur Ressourcenschonung, genauso wie zum Tierwohl und zur Tiergesundheit beitragen soll.

 

Als Voraussetzung für die Teilnahme nannte Huber die QS-Zertifizierung, zu den einzelnen Modulen, die Landwirte erfüllen müssten, gehört unter anderem die Vorhaltung eines Laufstalls oder die Möglichkeit zum Weidegang, eine bestimmte Zusammensetzung der Futtermittel sowie Hygienestandards. „Wir wollen damit zeigen, dass sich Ressourcenschonung und Effizienz nicht grundsätzlich ausschließen müssen“, so Huber.

Die gleiche Auffassung vertrat auch Agrarökonom Folkhard Isermeyer (links) aus Braunschweig. Ressourcenschonung in Form von Nichtnutzung sei keine Lösung, sagte er. Ziel einer jeder Nachhaltigkeitsbemühung sollte es sein, dass kommende Generationen die gleichen Entwicklungschancen vorfinden, wie die jetzige Generation.

Gruppenbild mit von links: Rob Smith, Christian Dürnberger, Stefan Huber, Folkhard Isermeyer, Landwirtschaftsmeister Franz Högl aus Volkenschwand und Moderator Uwe Steffin, Chefredakteur des Agrarmanagers.

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05.02.2014

Sehnsucht nach Heimat / Landtourismus im Trend: Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz haben noch Nachholbedarf

Pottenstein, Lks. Bayreuth. Trotz Facebook und Globalisierung: Urlaub auf dem Bauernhof ist kein Auslaufmodell. „Im Gegenteil“, sagt Susanne Warlimont, Geschäftsführerin des Landesverbandes Urlaub auf dem Bauernhof mit Sitz in München. Natur, Gesundheit, Regionalität und Nachhaltigkeit, all das seien Trends, die der Bauernhofurlaub auffängt. Von einem Vorurteil, das noch in vielen Köpfen herumgeistert, müsse sich der Gast allerdings verabschieden: „Urlaub auf dem Bauernhof ist kein Billigurlaub“, so die Sprecherin beim Bauerntag in Pottenstein.

Hier in der Fränkischen Schweiz ist diese Botschaft genauso wie in vielen Teilen des Fichtelgebirges allerdings noch nicht überall angekommen. Hier hätten viele Urlaubsanbieter im ländlichen Raum noch lange nicht erkannt, welche Chancen und Potenziale in der Region liegen, so der Bayreuther Landrat Hermann Hübner, Vorsitzender der Tourismuszentrale Fichtelgebirge und stellvertretender Vorsitzender der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Urlaub auf dem Bauernhof sollte bei den landwirtschaftlichen Betrieben in der Region nicht länger ein Nebenkriegsschauplatz sein. Sehnsucht nach Heimat sei längst ein Trend, der mittlerweile auch die jüngere Generation erfasst hat.

„Mit dem Urlaub auf dem Land haben wir ein authentisches und ehrliches Produkt“, sagt Susanne Warlimont. Die Betriebswirtin, die zuvor unter anderem beim Bayerischen Fernsehen tätig war, steht als Geschäftsführerin an der Spitze des 1991 gegründeten Landesverbandes, der gleichzeitig der touristische Dachverband für den Bauernhof- und Landurlaub in Bayern ist. Landurlaub deshalb, weil auch Landhöfe Mitglieder sein können, die zwar keine aktive Landwirtschaft mehr betreiben, aber dennoch ein ursprüngliches Landerlebnis mit landwirtschaftlichen Bezug bieten können. Ehemalige Hofstellen gehören beispielsweise dazu, die zwar nicht als Bauernhof werben dürfen, sich aber dennoch von reinen Privatvermietern deutlich abgrenzen.

Rund 1600 organisierte Anbieter gehören dem Verband in Bayern an und sie alle haben eines gemeinsam: sie bedienen einen Trend, bei dem die Menschen die Natur wieder für sich entdecken möchten. „Die Urlauber haben eine neues Ökobewusstsein entwickelt, sie wollen wissen, was in ihrem Essen steckt und widmen sich gerne den verschiedensten Outdoor-Aktivitäten, wie Wandern, Klettern oder Radfahren“, sagt die Geschäftsführerin. Deutlichstes Zeichen für ein Umdenken in der Gesellschaft ist für Susanne Warlimont unter anderem die Tatsache, dass Zeitschriften wie „Landlust“ mittlerweile eine höhere Auflage haben, als der „Spiegel“.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet dieser Trend, dass mittlerweile jede siebte Übernachtung in Bayern auf einem Bauernhof stattfindet. 30 Prozent der Gäste bleiben länger als eine Woche und drei Viertel der Gäste haben sich zuvor im Internet ausführlich informiert. Trotz Internet versende der Verband täglich aber immer noch rund 100 gedruckte Kataloge, was bedeutet, dass viele Menschen beim Stöbern einfach gerne etwas in den Händen halten möchten.

Allen Anbietern von Urlaub auf dem Bauernhof legte Susanne Warlimont ans Herz, persönlich und individuell mit den Gästen umzugehen und landwirtschaftliche Betriebsabläufe erlebbar zu machen. „Dann kommen die Gäste auch gerne wieder“, sagte sie. Das gelte auch dann, wenn viele Menschen mit einem völlig falschen, weil verklärtem und romantischem Bild von der Landwirtschaft auf den Hof kommen. „Viele sehen zum ersten Mal ein Melkkarussell und wundern sich, weil sie bislang glaubten, dass Kühe immer mit der Hand gemolken werden.“

Die Zeiten hätten sich eben gewandelt, sagte der Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe. Für die meisten Menschen sei der Urlaub im Fichtelgebirge oder in der Fränkischen Schweiz der Zweit- oder Dritturlaub mit entsprechend kurzen Buchungszeiten, auch darauf gelte es sich einzustellen, genauso wie auf die Tatsache, dass von 100 Anfragen per Mail manchmal nur fünf hängenbleiben und tatsächlich als Urlaubsgäste auf den Hof kommen.

Bild: Der Bayreuther BBV-Kreisobmann Karl Lappe, die Landesgeschäftsführerin des Verbandes „Urlaub auf dem Bauernhof“ Susanne Warlimont (Mitte) und die stellvertretende Bayreuther Kreisbäuerin Angelika Seyferth.

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28.01.2014

Monstermasten auf wertvollem Ackerland / Stromschwindel oder Versorgungssicherheit: Parteiübergreifender Widerstand gegen eine neue Höchstspannungsleitung

Wie kommt der Strom von A nach B? Von den riesigen Windparks in Norddeutschland zu den Industriestandorten im Süden. Natürlich mit Hilfe entsprechender Leitungen, sagen die Stromversorger. Leitungen, die allerdings erst gebaut werden müssen. Eine dieser, nach Auffassung von Fachleuten, dringend benötigten Leitungen heißt offiziell „Gleichstrompassage Süd-Ost“. Sie ist eine von 36 bundesweiten Vorhaben, für die das Bundesbedarfsplangesetz einen vordringlichen Bedarf festgestellt hat. Die Trasse soll von Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt bis nach Meitingen nördlich von Augsburg führen. Kostenpunkt der rund 450 Kilometer langen Trasse, davon 300 Kilometer in Bayern: rund eine Milliarde Euro. Gebaut werden soll frühestens 2019, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2022 vorgesehen.

Seit die Trassenpläne eher zufällig Mitte Januar bekannt wurden, regt sich insbesondere in Nordbayern der parteiübergreifende Widerstand. Landräte, Bürgermeister, Kreis- und Gemeinderäte wollten ihren Augen kaum trauen, auf welch verschlungenen Wegen sich die Leitung ihren Weg etwa in Oberfranken quer durch die Landkreise Hof, Wunsiedel und Bayreuth sucht. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Protestwelle Ende Januar bei zwei eigentlich als Diskussionsveranstaltungen bezeichneten Informationsabenden in der Stadthalle von Kulmbach und in der Meistersingerhalle von Nürnberg. Mehrere 1000 Betroffene machten dabei ihrem Ärger lautstark Luft, so dass die Veranstaltungen mehrfach kurz vor dem Abbruch standen. In Kulmbach wurden gar nicht alle in die Halle gelassen, in Nürnberg musste sogar der Sicherheitsdienst eingreifen.

Im Focus der Gegner steht vor allem das Unternehmen Amprion, einer von vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern. Das Unternehmen war als Teil des RWE-Konzerns entstanden und hat seinen Hauptsitz in Dortmund. Weil Bad Lauchstädt als Ausgangspunkt der Gleichstromtrasse im Zuständigkeitsgebiet von Amprion liegt, ist der Konzern auch für die gesamte Trasse verantwortlich.

„Unser Ziel ist es, das Stromnetz fit zu machen“, sagt die für Bayern zuständige Projektleiterin von Amprion Joelle Bouillon. Zur Realisierung der Energiewende seien derartige neue Verbindungen dringend notwendig, die sehr große Energiemengen über weite Strecken transportieren können. Allerdings handle es sich zum jetzigen Zeitpunkt um Vorschläge, nicht um eine endgültige Trassenführung. „Da ist noch nichts in Stein gemeißelt, da ist noch nichts entschieden“, wird die Unternehmenssprecherin nicht müde, zu betonen.

Stark betroffen von der neuen Gleichstromtrasse nicht nur, aber vor allem in Oberfranken, ist natürlich die Landwirtschaft, denn die Bauern sind Eigentümer, oder mindestens Bewirtschafter der notwendigen Flächen. Deshalb müssten die Interessen von Grundstückseigentümern und Bewirtschaftern auch stärker berücksichtigt werden, fordert der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Während den Kommunen Entschädigungsleistungen pro Kilometer Stromtrasse in Aussicht gestellt werden, fänden die Belange der Eigentümer und Bewirtschafter bislang gar keine Berücksichtigung, so BBV-Direktor Wilhelm Böhmer von der Bezirksgeschäftsstelle in Bamberg.

Böhmer kritisiert auch, dass die neue Gleichstromtrasse wesentlich weniger Rücksicht auf die Belange der Bauern nehme, als dies bei bestehenden früheren Trassen der Fall gewesen sei. Die Land- und Forstwirte fürchten besonders den Verluste wertvoller Flächen aber auch Einschränkungen bei der Bewirtschaftung.

Böhmer und Greif stellen dabei auch klar, dass sich der Bauernverband stets zur Energiewende bekannt habe. Besser als die riesigen Energieparks in Norddeutschland, von wo der Strom nun mit Hilfe der geplanten Leitung nach Süden transportiert werden muss, sei allerdings die dezentrale Energieerzeugung vor Ort, zumal dann auch die Wertschöpfung in der Region bleibe. Deshalb sollten auch künftig verstärkt die Chancen einer regionalen Energieerzeugung sowie dezentraler Speichertechnologien geprüft und genutzt werden, fordert Greif. Doch darum geht es erst einmal nicht, solange die Bundesnetzagentur die vordringliche Notwendigkeit der Trasse sieht.

Alle Beteiligten, Amprion genauso wie die Bundesnetzagentur, bestätigen immer wieder, dass das Verfahren zur exakten Trassenfindung mit größtmöglicher Transparenz durchgeführt werden soll. Doch genau da setzt die Kritik der Trassengegner, in der Regel Bürger aus den betroffenen Kommunen, an. Er habe aus der Zeitung von der geplanten Trasse erfahren, sagt Oliver Bär (CSU) aus Berg bei Hof. Der Rechtsanwalt und Landratskandidat seiner Partei sieht gute Möglichkeiten, gegen die Trasse vorzugehen.

Hauptargument der Betroffenen ist es allerdings, dass sie oberfränkischen Städte und Landkreise ihren Anteil zum Gelingen der Energiewende bereits erbracht hätten. Rund 100 Windräder gibt es alleine im Landkreis Hof, so viele wie sonst nirgends in Bayern. „Wir in Nordbayern haben unsere Hausaufgaben in Sachen Energiewende gemacht“, so Bürgermeister Uwe Raab (SPD) aus Pegnitz im Landkreis Bayreuth. Gerade in Oberfranken seien in Sachen erneuerbare Energien Versorgungsgrade zu finden, die fast den Status der Vollversorgung einnehmen. Raab bezeichnet das Damoklesschwert der Gleichstromtrasse als „Folgewirkung eines Missmanagements der Energiewende“. Amprion bleibe den Beweis der Notwendigkeit schuldig und setze dagegen auf eine Verunstaltung der Landschaft und eine Entwertung von Grundstücken. Raab droht deshalb auch ganz offen: „Wir werden uns wehren.“

Ganz besonders misstrauisch gemacht hat viele Menschen im Fichtelgebirge ein Bogen in der Trassenführung. Von Norden kommend orientiert sich die Planung an der Bundesautobahn A9. Bei Münchberg zweigt sie allerdings in Richtung Osten, also in Richtung Tschechien, ab und stößt erst wieder im südlichen Landkreis Bayreuth auf die A9. Kritiker gehen zwischenzeitlich fest von einem Anschluss Tschechiens aus. Auf keinen Fall, sagt Amprion-Sprecherin Joelle Bouillon. Die Gleichstromtrasse sei wie eine Stromautobahn, allerdings ohne Abfahrten, angelegt. Den seltsamen Bogen in der Trasse begründet sie mit raumplanerischen Argumenten. Sie Strecke durch das Fichtelgebirge sei einfach technisch besser machbar, weil man sonst direkt auf die Stadt Bayreuth treffe.

Kritiker geben sich mit dieser Aussage allerdings nicht zufrieden. „Die Trasse wird nur deshalb gebaut, um den Stromschwindel zu beschleunigen“, schimpft Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) aus Himmelkron im Landkreis Kulmbach. Für den Bogen nach Tschechien sieht Schneider nur einen einzigen Grund: Die Möglichkeit, Strom ins Ausland transportieren zu können. „Mit Versorgungssicherheit hat das Ganze nichts zu tun.“

Derzeit firmiert sich der Widerstand in Oberfranken auf breiter Basis, mehrere Bürgerinitiativen gibt es schon, erste Termine für gemeinsame Protestveranstaltungen stehen fest. Bei der Informationsveranstaltung von Amprion in Kulmbach übergab Stefan Dittmar aus Leupoldsgrün (Landkreis Hof) der Amprion-Sprecherin bereits über 1000 Unterschriften, Günther Bock steuerte Listen mit weiteren 500 Unterschriften aus Weißdorf (ebenfalls Landkreis Hof) bei.

Die 18 Gemeinden des Landkreises Bayreuth, die von den Planungen betroffen sind haben sich bereits auf eine gemeinsame Linie verständigt, indem sie die vorgelegten Planungen der Gleichstromtrasse vollumfänglich ablehnen. Sie bereiten gerade eine entsprechende Resolution vor, die in der nächsten Kreistagssitzung verabschiedet werden soll. „Solange der Netzbetreiber die für die Raumwiderstandsanalyse maßgeblichen Zahlen nicht offengelegt hat, lassen wir uns von Amprion nicht unter Zeitdruck setzen“, sagt Landrat Hermann Hübner. Gegenstand der Resolution soll auch die Forderung an die Staatsregierung sein, nach dem Vorbild von Niedersachsen Mindestabstände von der Wohnbebauung festzulegen, um eine Gesundheitsbeeinträchtigung von Mensch und Umwelt auszuschließen. Sollten diese Mindestabstände nicht eingehalten werden, sei eine Erdverkabelung zwingend, heißt es aus dem Bayreuther Landratsamt.

Bild unten: Wo der Übertragungsnetzbetreiber Amprion derzeit  auch informiert, sind die Hallen, wie hier die Dr.-Stammberger-Halle in Kulmbach voller protestierender Gegner.

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27.01.2014

Kein Strukturwandel durch die Hintertür / BBV Oberfranken warnt vor Flächenfraß und weiter zunehmenden Auflagen

Himmelkron. Wenn es so weiter geht mit dem Flächenfraß und wenn die Auflagen auch künftig so zunehmen, dann befürchtet der BBV nicht nur in Oberfranken einen „Strukturwandel durch die Hintertür“. Als Grund dafür nannten  der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greiff und Direktor Wilhelm Böhmer vor der Presse in Himmelkron die Tatsache, dass vor allem die vielen kleinen Betriebe, die meist im Nebenerwerb bewirtschaftet werden, von den Auflagen extrem betroffen sind.

„Irgendwann machen die ihren Betrieb einfach dicht, und zwar für immer“, sagte Böhmer und warnte davor, dass die bäuerliche Vielfalt auf der Strecke bleibt. „Die Bauern sind die tragenden Säulen unserer Dörfer“, so Böhmer. Erst wenn kein Bauer mehr in der Ortschaft ist, werde vielen die Bedeutung der Landwirtschaft klar. Vor allem der Tourismus würde massiv leiden, wenn die oberfränkische Landschaft nicht mehr bäuerlich bewirtschaftet wird, aber auch die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung bleibt irgendwann auf der Strecke.

Vieles, was derzeit im Bereich Düngung, Güllelagerung und –ausbringung, oder bei der Tierhaltung diskutiert werde, verursache einen erheblichen Mehraufwand mit fragwürdigem Nutzen. Betroffen seien in erster Linie kleinbäuerliche Strukturen und die seien in Oberfranken eben besonders ausgeprägt zu finden. Durchschnittlich würden rund 61 Prozent der Betriebe im Nebenerwerb bewirtschaftet, in manchen Landkreisen wie Forchheim bis zu 85 Prozent. Außerdem würden die Landwirte doch bereits auf einem exzellenten Level wirtschaften, was Nachhaltigkeit, Qualität und Produktion angeht.

Ein weiteres Problem nicht nur, aber eben auch in Oberfranken, ist  das, was der BBV bereits seit Jahren als Flächenfraß bezeichnet. In den zurückliegenden zehn Jahren seien bayernweit durchschnittlich 8500 Hektar pro Jahr an landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren gegangen. Anders ausgedrückt: „Jede Woche verschwindet die Fläche von vier durchschnittlichen bayerischen Familienbetrieben.“

Was die Bauern deshalb auf keinen Fall brauchen können, sind Forderungen nach Flächenstilllegungen. „Es kann doch nicht sein, dass wir über den Hunger in der Welt diskutieren und gleichzeitig wertvolle Flächen zur Nahrungsmittelproduktion stilllegen“, sagte Präsident Greif. Ebenso wenig könne es angehen, dass Waldflächen, der Ursprung von Bau- und Energieholz, stillgelegt werden sollen. „Es wäre absolut unverständlich, wenn wir Holz verrotten lassen, statt es zu nutzen.“ Forderungen nach Flächenstilllegungen kommen für den BBV in Oberfranken deshalb eher einer Forderung nach Enteignung gleich.

Sowohl politisch, als auch wirtschaftliche zogen Präsident Greif und Direktor Böhmer trotz extremer Wettersituationen und Hochwasser ein verhalten positives Fazit für das zurückliegende Jahr. Für die landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe sprach Böhmer von stabilen Betriebsergebnissen. Die Preisentwicklung für die Marktfrüchte, für Getreide und Raps sei 2013 eher enttäuschend gewesen. Von einem relativ gutem Preisniveau aus hätten sich die Getreide und Rapspreise bis zur Ernte weit nach unten entwickelt, von einer Erholung könne bis heute nicht gesprochen werden. Derzeit entwickelten sich die Raps- und Getreidepreise eher seitwärts mit leichter Tendenz nach unten. Die wirtschaftliche Konsequenz dieser Entwicklung werde sich freilich erst  in den Buchführungsergebnissen des Wirtschaftsjahres 2013/2014 widerspiegeln.

Bild: Ein verhalten positives Fazit zog die oberfränkische BBV-Spitze mit Präsident Hermann Greif (rechts) und Direktor Wilhelm Böhmer bei einer Bilanz in der Himmelkroner Frankenfarm.

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29.11.2013

Runder Geburtstag: Wichtige Bildungseinrichtung für ganz Nordbayern / Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken gibt es seit 150 Jahren

Bayreuth. Eigentlich ist erst 2014 das richtige Jubiläumsjahr. Das hatte Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold herausgefunden. Doch gefeiert wurde jetzt schon: der 150. Geburtstag der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth. Die Eröffnung sei damals für Oktober 1863 geplant gewesen, habe aber gleich zwei Mal verschoben werden müssen und fand dann endgültig am 4. Januar 1864 statt, sagte Dippold beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen der Einrichtung, die unter der Trägerschaft des Bezirks Oberfranken steht.

Landwirte aus ganz Oberfranken und der Oberpfalz drücken in den Lehranstalten an der südwestlichen Stadtgrenze von Bayreuth die Schulbank. Auch angehende Zierpflanzen-, Stauden- und Friedhofsgärtner aus ganz Nordbayern absolvieren seit Anfang der 1980er Jahre einen Teil ihrer Ausbildung in Bayreuth. Außerdem sei die ungewöhnliche Bildungseinrichtung mittlerweile auch für Hobbygärtner und andere Zielgruppen interessant, sagte Rainer Prischenk, der die Einrichtung seit zwölf Jahren leitet.

In der Landmaschinenschule der Lehranstalten beschäftigen sich die Lehrlinge ausschließlich mit der Außentechnik, also zum Beispiel der Bodenbearbeitung. Melktechnik und alle technischen Fragen der Tierhaltung werden im oberpfälzischen Almesbach bei Weiden gelehrt, während angehende Gärtner zu botanischen Fragen die Bayerische Landesanstalt für Gartenbau im unterfränkischen Veitshöchheim aufsuchen müssen. Für die gärtnerische Technik gibt es dagegen bayernweit nur zwei Standorte: Landshut-Schönbrunn und die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth.

Pro Jahr kommt Rainer Prischenk auf 800 bis 900 Azubis und gut 100 angehende Meister. Dazu kommen etwa 7000 Teilnehmertage in der Erwachsenenfortbildung, wobei dieser Personenkreis aus ganz Bayern anreist. Die Lehranstalten sind für diesen Ansturm bestens gerüstet. 50 eigene Internatsbetten gibt es auf dem Gelände und sogar einen eigenen Hofladen.

Grüne Berufe leben natürlich von der Praxis und so unterhält die Einrichtung einen eigenen Gutsbetrieb mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 140 Hektar Acker- und Grünland und einer Mutterkuhherde mit 60 Gelbvieh- und Fleckviehkühen sowie zwei Bullen. Dazu kommen die erneuerbaren Energien: zwei Photovoltaikanlagen mit sieben unterschiedlichen Modulsystemen, sowie unter dem wirtschaftlichen Betrieb externer GmbHs ein Biomasseheizkraftwerk und eine Biogasanlage.

„Wir sind zentraler Forschungsstandort der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Sachen Fleischrinderhaltung“, sagte Prischenk. Die Lehranstalten seien darüber hinaus auch einer von bayernweit vier Standorten für zertifizierte Biogasschulungen und in Kooperation mit der Universität Bayreuth einer von sieben Orten im Freistaat, an denen es Demonstrationsfelder für alternative Energiepflanzen gibt. „Unser Gutsbetrieb dient damit nicht nur der Lehre, sondern auch der angewandten Forschung“, so Prischenk.

Seit 150 Jahren seien die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth eine wichtige Bildungseinrichtung für Landwirte in Nordbayern und seit über 30 Jahren auch für Gärtner, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Ziel sei es stets gewesen, mit einer fundierten und modernen Ausbildung den Berufsstand zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in der Region zu fördern. Gerade in den zurückliegenden drei Jahrzehnten habe sich durch die Technisierung und die Modernisierung das Berufsbild des Landwirts stark gewandelt, die Betriebe würden immer größer und benötigten bestens ausgebildete Landwirte, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.

Die Lehranstalten beschäftigen zusammen mit Verwaltung und Hausmeister 25 Personen, darunter auch vier Auszubildende, je zwei zum Landwirt, zwei weitere zur Hauswirtschafterin.

Bilder:
- Mutterkühe und Modulsysteme für Solaranlagen: Die Lehranstalten in Bayreuth gelten aufgrund ihrer praktischen Ausrichtung als überregional bedeutsames Ausbildungszentrum für grüne Berufe.

- Rainer Prischenk leitet seit zwölf Jahren die Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth.
- Leiter Rainer Prischenk, Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, Bezirkstagspräsident Günther Denzler sowie die beiden Bezirksräte aus Bayreuth Beate Kuhn und Stefan Specht (von links) beim Festakt zum 150. Geburtstag der Landwirtschaftlichen Lehranstalten.

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19.11.2013

Besser zu trocken als zu kalt / Bayerische Bäume zum Weihnachtsfest: Preise bleiben auf Vorjahresniveau

Oberalbach, Lks. Erlangen-Höchstadt. Vier Millionen Christbäume werden pro Jahr in Bayern benötigt, doch nur die Hälfte stammt auch aus dem Freistaat. Da ist noch einiges an Überzeugungsarbeit notwendig, um die Verbraucher auf die heimischen Bäume hinzuweisen. Ein Teil dieser Überzeugungsarbeit ist die alljährliche werbewirksame Eröffnung der bayerischen Christbaumsaison, diesmal mitten in den riesigen Christbaumkulturen des Betriebs Rippel-Beßler im mittelfränkischen Oberalbach bei Wachenroth.

Obwohl Landwirtschaftsminister Helmut Brunner eigentlich nichts anderes macht, als eine knapp zwei Meter hohe Tanne umzusägen, was keine 20 Sekunden dauert, kommen Medienvertreter in Scharen, um von dem Ereignis zu berichten. Eine gute Gelegenheit, die Werbetrommel für die bayerischen Bäume zu rühren, meint auch die frischgekürte Deutsche Weihnachtsbaumkönigin Katharina Püning, die extra aus Everswinkel im Sauerland angereist war.

Thomas Emslander, Vorsitzender des Vereins der Bayerischen Christbaumanbauer aus Ergolding, lobt die spezielle Nadelhaltbarkeit heimischer Bäume, die während einer Mondphase gefällt werden. Bäume, die erst kurz vor dem Fest geschnitten werden, müssten nicht zwangsläufig auch am längsten halten, so Emslander. Er sprach von einem guten Jahr für die Christbaumanbauer, vor allem, weil es keine Spätfröste gegeben habe. Spätfröste seien das Schlimmste für Christbäume, Trockenheit sei dagegen kein großes Problem, das halte der Baum meist besser aus als der Mensch.

Ihm gehe es vor allem darum, ein regionales Produkt in den Vordergrund zu stellen, sagte Minister Brunner. Produkte aus der Region stünden für kurze Transportwege („wir kutschieren die Bäume nicht durch halb Europa“), aber auch für eine lokale Wertschöpfung, die im Falle des Weihnachtsbaums bis hin zur Kompostierung oder thermischen Verwertung nach dem Fest reicht. „Wirtschaft und Umwelt profitieren gleichermaßen, das ist beim Christbaum nicht anders als bei Milch, Käse oder Fleisch.“

Brunner zufolge entscheiden sich fast drei Viertel aller Verbraucher in Bayern für eine Nordmanntanne, gefolgt von der Blaufichte. Aber auch Exoten, wie etwa die Korktanne seien auf dem Vormarsch. Nicht ganz so der Renner sei dagegen die heimische Tanne. Gute Nachrichten für den Verbraucher hatte der Minister auch im Gepäck: so sollen die Endpreise stabil bei 18 bis 22 Euro pro Meter bleiben.

Am Rande der Christbaumsaisoneröffnung verriet der Minister auch, dass er privat bereits den Trend zum Zweitbaum aufgegriffen habe. Ein Baum soll ab dem Heiligen Abend im Wohnzimmer stehen, ein zweiter wird rechtzeitig zum ersten Advent im Freien an der Eingangstür seinen Platz finden.

Der Betrieb Rippel und Beßler betreibt eine Weihnachtsbaumkultur, die fast 200 Hektar groß ist. In der Saison beschäftigt der Betrieb 35 Mitarbeiter, während des Jahres gibt es sieben feste Vollzeit und zwei Teilzeitarbeitskräfte.

Bilder:
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Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und die deutsche Weihnachtsbaumkönigin Katharina Püning aus Everswinkel
- Banderole „Bayerischer Christbaum“

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Der Vorsitzende des Vereins Bayerischer Christbaumanbauer Thomas Emslander, Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Landrat Eberhard Irlinger (von links).

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26.10.2013

Original und Regional vom Knoblauchsland zur Genussregion / Marktplatz der Gastlichkeit: 60. Consumenta setzt auf Landwirtschaft in der Metropolregion

Nürnberg. 60 Jahre alt wird die große Nürnberger Verbrauchermesse Consumenta in diesem Jahr. „Seit rund 50 Jahren ist auch der Bayerische Bauernverband mit von der Partie“, sagt BBV-Direktor Rudolf Fähnlein. So versteht es sich fast schon von selbst, dass der Verband diesmal nicht nur kräftig mitfeiert, sondern auch mit einem umfangreichen Programm zum Gelingen der Messe beiträgt.

„630 Akteure verwandeln dazu an den insgesamt neun Messetagen die Halle 9 in einen Marktplatz der Gastlichkeit“, so Fähnlein. Herzstück der Halle ist das große Bäuerinnencafe mit der Landfrauenküche. Daneben gibt es dutzende von Ausstellern aus dem landwirtschaftlichen Bereich vom Frankenwein bis zur Landjugend, von den Molkereien bis zum Urlaub auf dem Bauernhof, und die große Präsentation der Metropolregion Nürnberg mit dem Titel „Original - Regional“.

Zur Eröffnung der großen Verbraucherschau auf dem Messegelände in Nürnberg gehörte die große Showküche der Ortsbäuerin Erika Höfler aus dem Knoblauchsland und ihren Mitstreiterinnen Gabi Walter und Gabi Barchtenbreiter vom Kreisverband Nürnberg-Stadt. Eine „herbstliche Nudelpfanne“ stand auf dem Speiseplan und Oberbürgermeister Ulrich Maly, der während des offiziellen Messerundgangs den Bäuerinnen über die Schulter blickte, erwies sich dabei als ausgezeichneter Kenner der fränkischen Gemüsevielfalt.

Nebenan im BBV-Landfrauenaktionscafe versuchten sich unterdessen der Schwabacher Landtagsabgeordnete und frühere Kultusstaatssekretär Karl Freller sowie der Nürnberger Europaabgeordnete Martin Kastler in der Zubereitung fränkischer Küchla, Rollen, Schneeballen und anderen süßen Leckerbissen. Mit der Nürnberger Kreisbäuerin Renate Höfler und der mittelfränkischen Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer aus Ansbach waren allerdings auch zwei echte Expertinnen am Werk, die den Herren so manche Tipps und Tricks beibrachten.

Die eindrucksvollsten 30 Meter auf der Consumenta gehören gleich nebenan der Genussregion und dem Bierland Oberfranken. Beide Initiativen präsentierten sich als die fränkischen Genuss- Aushängeschilder am Stand von „Original - Regional“, einer Regionalinitiative der Metropolregion Nürnberg. Neben der Konditorei Reichl aus Bad Steben, der Bäckerei Grünwehrbeck aus Kulmbach und der Plassenburg Kelterei aus Bad Berneck waren es vor allem die Brauereien, die mit ihren Bierspezialitäten, wie zum Beispiel der neuen Bock- und Doppelbock-Kreationen der Nikl-Bräu aus Pretzfeld, die Vielfalt der Genussregion ausmachten.

Die Consumenta gilt als bedeutendste Publikumsmesse in Süddeutschland. „Die Consumenta ist auch die größte Messe der Region“, so Veranstalter Heiko Könicke, der zusammen mit seinem Bruder Hermann an der Spitze der AFAG Messen und Ausstellungen GmbH steht. Er erinnerte an die schweren Anfänge  der Messe in der Nachkriegszeit. Jeder 1000. Besucher habe damals eine Einkaufstasche mit Lebensmitteln bekommen, „von Spezialitäten war damals noch nicht die Rede“, sagte Könicke. Der Ausstellungschef ließ auch die „goldenen 1960er Jahre“ Revue passieren, die 1970er, in der regelmäßig mehrere 100000 Besucher gezählt wurden und die 1990er, bei denen die Grenzöffnung für eine echte Sonderkonjunktur gesorgt hatte.

Offen räumte Heiko Könicke auch ein, dass die Consumenta in den Jahren 2000 bis 2010 eine Stagnation „auf hohem Niveau“ erfahren habe. Erst seitdem das Thema Regionalität wieder in den Mittelpunkt gestellt und die Konzeption neu gestaltet wurde, habe die Consumenta wieder eine Wende erfahren. „Wir sind wieder in der Spur“, so Könicke.

Parallel zur Consumenta findet nebenan in der Frankenhalle mit der „Faszination Pferd“ Bayerns größte Reitsportveranstaltung statt. Neben einer großen Messe für alles rund um das Reiten und den Pferdesport gibt es dabei zahlreiche Vorführungen mit Deutschlands Dressur-Elite, Springprüfungen und täglichen Schauprogrammen.

Die 60. Consumenta hat noch bis Sonntag, 3. November jeweils von 9.30 bis 18 Uhr (Einlass bis 17 Uhr) geöffnet. Insgesamt gibt es auf einer Fläche von 90000 Quadratmetern verteilt auf zehn Hallen rund 1000 Aussteller aus 20 Ländern. Der Eintritt kostet für Erwachsene elf Euro, ermäßigt 9,50 Euro, Kinder 6,50 Euro. Ab 15 Uhr gibt es Nachmittagskarten ebenfalls zum Preis von 6,50 Euro. Kinder bis zehn Jahren in Begleitung Erwachsener haben freien Eintritt.

Bilder:

1. Das BBV-Landfrauenaktionscafe bildet den Mittelpunkt der Halle 9, in der die Landwirtschaft zusammen mit zahlreichen Spezialitätenanbietern einen Marktplatz der Genüsse errichtet hat.

2. Die Bayerische Milchkönigin Katharina Schlattl überreichte Messe-Geschäftsführer Hermann Könicke zur 60. Consumenta in Nürnberg eine süße Schokoladenkreation. In der Mitte: Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer.

3. Oberbürgermeister Ulrich Maly blickte der Ortsbäuerin Erika Höfler aus dem Knoblauchsland bei der Zubereitung einer herbstlichen Nudelpfanne über die Schulter.

4. Politik trifft Bauernverband: der Landtagsabgeordnete Karl Freller und der Europaabgeordnete Martin Kastler mit Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer und Direktor Rudolf Fähnlein (von links).

5. Kostproben gehen immer: hier verteilt Gabi Walter leckere Appetithäppchen.

6. Unter dem Dach der Metropolregion Nürnberg stellten sich die Mitglieder der Genussregion und des Bierlands Oberfranken mit ihren Produkten vor.

7. Apfelkönigin Carolin I. von der Fränkischen Moststraße stellte die Erzeugnisse aus der Region Hesselberg vor.

8. Nach einem Jahr Pause erwies sich die Landfrauenküche auf der Consumenta wieder als Publikumsmagnet: Das Bild zeigt von links Gabi Barchtenbreiter, Erika Höfler und Gabi Walter vom BBV-Kreisverband Nürnberg-Stadt.

9. Die Nürnberger Landfrauen kamen auf der Verbrauchermesse Consumenta kaum nach, ihre leckeren Küchla zuzubereiten, so groß war der Andrang am Eröffnungstag.

 

 

 

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06.10.2013

„Nahrung ist Gabe Gottes“: Feiern mit Blaskapellen und Böllerschützen / Ausgelassene Stimmung und nachdenkliche Töne beim Zentralen Bayerischen Erntedankfest

Muggendorf, Lks. Forchheim. Seit 1973 feiert der BBV-Kreisverband Forchheim sein Erntedankfest alljährlich in Muggendorf, dem kleinen Ort mitten in der Fränkischen Schweiz, der zusammen mit Streitberg den Kern der Marktgemeinde Wiesenttal bildet. In diesem Jahr erhielt das Fest seinen Ritterschlag und durfte die Kulisse für das Zentrale bayerische Erntedankfest sein, das viele tausend Besucher aus dem gesamten Freistaat anlockte.

Blaskapellen, Böllerschützen, Fahnenabordnungen, Pferdekutschen, historische und moderne Schlepper und viele Trachtenvereine: der Festzug durch den kleinen Ort schien kein Ende zu nehmen. Festlich geschmückte Erntewagen waren dabei, genauso wie Landfrauenchöre, die Obst- und Gartenbauvereine aus der Umgebung und die Kinder der örtlichen Schulen. Der BBV-Kreisverband Forchheim war diesmal sogar mit einem eigenen Themenwagen vertreten.

In Muggendorf hat das Erntedankfest eine lange Tradition, zumal die Feierlichkeiten auch mit dem alljährlich stattfindenden Kürbisfest verbunden werden. Dem Fest voran ging bereits tags zuvor ein fränkischer Heimatabend und zum Erntedank ein ökumenischer Gottesdienst mit Dekan Günter Werner,  Pater Flavian Michali und dem Forchheimer Landfrauenchor.

Trotz der ausgelassenen Stimmung im großen Festzelt schlug der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif auch nachdenkliche Töne an. „Merken denn die Menschen überhaupt noch, ob die Ernte eine Jahres gut oder schlecht war“, diese Frage stellte er in den Raum. Vor dem Hintergrund immer prall gefüllter Regale in den Supermärkten zeigte sich Greif eher skeptisch. Äpfel aus Chile, Knoblauch aus China, Spargel aus Griechenland oder Steaks aus Argentinien: was für den Verbraucher ganz praktisch ist, sei allerdings nur über den Preis geschädigter Ökosysteme möglich.

Hier setze das Erntedankfest an, denn es soll die Menschen daran erinnern, dass die Nahrung eine Gabe Gottes ist und eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln nicht selbstverständlich ist. Greif rief den Menschen auch die große Bedeutung des Bauernstandes in Erinnerung. Landwirte sorgen nicht nur für hochwertige Nahrungsmittel, sondern auch für erneuerbare Energien und für eine schöne Landschaft, was besonders in Tourismusregionen wie der Fränkischen Schweiz nicht vergessen werden darf.

In der Gesamtschau seien die bayerischen Bauern mit der Ernte heuer nicht sonderlich begeistert, sagte BBV-Präsident Walter Heidl. Beim Getreide hätten die bayerischen Bauern eine leicht überdurchschnittliche Ernte einfahren können. Doch habe längst nicht jeder Landwirt auch wirklich zufrieden sein können. So gebe es aufgrund der Wetterkapriolen und der extremen Witterungsverhältnisse extreme regionale Unterschiede. Mancherorts habe es sogar Totalausfälle gegeben. Besonders hart seien dabei die Hopfenbauern getroffen worden, die seit 50 Jahren die schlechteste Ernte vermelden. Auch bei Kartoffeln werde heuer die niedrigste Erntemenge der Nachkriegszeit erwartet.

Die Bauern würden aber auch damit zurechtkommen. Was sie dringend brauchen sei allerdings die Unterstützung der Verbraucher durch einen regionalen Einkauf. Bei vielen Umfragen stehe der Wunsch nach Regionalität mittlerweile an erster Stelle, das müssten die Menschen nun auch umsetzen. Auch Landesbäuerin Anneliese Göller erinnerte daran, dass unser tägliches Brot gar nicht so selbstverständlich sei, wie wir es vielleicht in unserer Überflussgesellschaft gewohnt sind. Das Können und die Tüchtigkeit der Bauern sei wichtig, aber es liege eben nicht alles in Menschenhand, so Göller.

 

Bilder oben:
1.
Eine ganze Kolonne historischer Schlepper war beim Festzug zum Erntedankfest in Muggendorf zu sehen.

2.
 Kürbisse geschmückt und geschnitzt stehen in der Fränkischen Schweiz seit jeher bei Groß und Klein hoch im Kurs.
3.
 Mit viel Liebe und großem Geschick hatten mehrere Vereine dem Kürbis einen eigenen Themenwagen gewidmet.
4
Die Ehrengäste marschierten an der Spitze des Festzuges: links im Bild der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, rechts Kreisbäuerin Rosi Kraus, dazwischen Landesbäuerin Anneliese Göller, rechts davon BBV-Präsident Walter Heidl.
 

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Die gesamte Fränkische Schweiz war zum Landeserntedankfest in Muggendorf auf den Beinen.
 

Trachtenkapellen begegnen Themenwagen: der Festzug durch die Ortschaft bildete den Höhepunkt des Landeserntedankfestes in Muggendorf.

Erntedankbrot für die Ehrengäste: Kreisbäuerin Rosi Kraus und Bezirkspräsident Hermann Greif teilten das eigens gebackene und kunstvoll verzierte Erntedankbrot

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07.09.2013

Kein Drogenhandel im Stall / Oberfränkische Bauern demonstrieren gegen Grüne

Bamberg. Kein Wahlkampf auf dem Rücken der Bauern: Unter diesem Motto hat der oberfränkische Bauernverband in Bamberg gegen die Grünen demonstriert. Vor der Konzert- und Kongresshalle, in der die Partei ihr 100-Tage-Programm beschlossen hatte, trafen sich an die 30 Bauern mit ihren Familien, um sich auf Transparenten gegen die Diffamierung zu wehren und einen fairen politischen Umgang einzufordern.

Die Grünen werben derzeit unter anderem mit Plakaten für sich, auf denen sie der Landwirtschaft pauschal die Massentierhaltung, übermäßigen Antibiotika-Einsatz  und „Drogenhandel im Stall“ vorwerfen. Während von der Parteispitze Claudia Roth und Margarethe Bause zu einem Gespräch mit dem oberfränkischen BBV-Präsidenten Hermann Greif, dessen Stellvertreter Gerhard Ehrlich, dem Bamberger Kreisobmann Heinrich Faatz und Kreisbäuerin Marion Link bereit waren, zeigte sich Jürgen Trittin kurz angebunden und ging nicht auf die Vorwürfe ein.

Botschaften müssen plakativ sein, das war auch dem BBV-Präsidenten klar. Das sei aber noch lange kein Freifahrtschein, um ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Bauern Stimmung zu machen. Die Landwirtschaft sei eine wichtige und innovative Zukunftsbranche. Ein Blick in das 100-Tage-Programm der Grünen mache jedoch deutlich, dass die Partei Perspektiven und vernünftige Rahmenbedingungen für die Arbeit der Bauern verhindern möchten.

Während Trittin dem BBV-Bezirkspräsidenten zwar die Hand schüttelte, aber nach einem Foto schnell und ohne auf die Vorwürfe einzugehen die Halle betrat, nahmen sich Claudia Roth und Margarethe Bause Zeit für eine Diskussion. Die oberfränkischen Bauern, die vernünftig produzieren, seien mit den Plakaten gar nicht gemeint und sollten sich auch nicht angesprochen fühlen, so Margarethe Bause. Der Verbraucher möchte Bauern und keine Agrarindustrie, deshalb seien die Positionen gar nicht so weit entfernt.

Die Plakate richteten sich nicht gegen die bäuerliche Landwirtschaft, sondern gegen die Agroindustrie mit Agrarfabriken, in denen gar keine bäuerliche Landwirtschaft mehr existiert, sagte Claudia Roth. So gebe es in Mecklenburg-Vorpommern Ställe mit mehr als 10000 Muttersauen. Die Wahlkampfaussagen zielten deshalb gar nicht gegen die bayerischen und oberfränkischen Bauern, sondern sollen vielmehr für eine bäuerliche Landwirtschaft werben.

Agrarfabriken und Massentierhaltung habe mit Oberfranken nichts zu tun, so BBV-Präsident Greif. Er schloss nicht aus, dass es vielleicht ein Prozent schwarze Schafe im Berufsstand gebe, die weitaus meisten Bauern produzierten dagegen überaus vernünftig, sauber und tiergerecht die hochwertigsten Lebensmittel. „99 Prozent der Bauern fühlen sich durch die Wahlkampfsprüche der Bauern beleidigt“, so Greif. Sprüche wie „Schnauze voll von Antibiotika“ seien nichts anderes als die reine Diffamierung des Berufsstandes: „Man tut so, als wären die Bauern die größten Verbrecher.“

Greif kritisierte auch die Haltung der grünen Landesminister bei der Agrarministerkonferenz in Würzburg vor wenigen Tagen. Hier sei die politische Einigung dem Wahlkampf und dem Stimmenfang geopfert worden.  Obwohl die Landwirtschaft ab dem Jahr 2014 Kürzungen von etwa zehn Prozent verkraften müsse, wollten die grünen Agrarminister um weitere 15 Prozent kürzen und die Gelder in die sogenannte zweite Säule umschichten. Damit würden zwar Projekte im ländlichen Raum gefördert, aber die Direktzahlungen an die Betriebe würden empfindlich gekürzt.

„Mit ist völlig unverständlich, dass diese Forderung gerade aus den Reihen der Grünen kommt“, sagte Greif. Erst gebe man vor, kleine bäuerliche Betriebe unterstützen zu wollen und dann nehme man ihnen noch einmal im Schnitt 1500 Euro pro Jahr.

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02.09.2013

Teichwirtschaft mit Technik und Tradition / Bayerische Karpfensaison in Oberfranken eröffnet

Thüngfeld. Teichwirt Johannes Weiner ist zufrieden. Seine Helfer holen gerade echte Prachtexemplare aus den neuen Teichen in Thüngfeld bei Schlüsselfeld im Landkreis Bamberg. Drei Pfund dürfte so ein Karpfen haben. Kein Wunder, obwohl das Wetter in diesem Jahr absolut zweigeteilt, zuerst kühl und regnerisch, dann sonnig und heiß, war, dauert es doch drei Jahre, bis der Karpfen heranwächst.

Die neuen Teiche der Familie Weiner wurden in diesem Jahr zur offiziellen bayerischen Karpfensaison auserkoren. Weil Landwirtschaftsminister Helmut Brunner kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste, nahm Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml die ersten Exemplare in Augenschein. „Karpfen ist schließlich auch gesund“, sagte die Politikerin. Aber nicht nur das, der Karpfen sei auch das beste Beispiel für ein absolut regionales Produkt, das noch dazu in sämtlichen Variationen immer hervorragend schmeckt. Ein besonders dickes Lob hatte Huml für Teichwirt Johann Weiner parat. Sein Einsatz zeige eindrucksvoll auf, dass sich die Teichwirtschaft nicht nur eine große Tradition hat, sondern dass sie sich auch zeitgemäß unter Einsatz neuester Technik weiterentwickelt und somit eine gute Zukunft haben wird.

Die Anlagen der Familie Weiner mit insgesamt 17 kleinen Teichen auf einer Fläche von sechs Hektar gelten deshalb als außergewöhnlich, weil sie nicht wie sonst üblich schon seit Jahrhunderten bestehen, sondern erst 2003 von Marita und Karl-Heinz Weiner angelegt wurden. Sohn Johannes hat in jüngster Vergangenheit fünf weitere Teiche hinzugefügt. Außergewöhnlich ist die Anlage aber auch deshalb, weil neben Karpfen, Welse und Schleien dank des ausreichenden Zulaufwassers auch Bachforellen und Bachsaiblinge herangezogen werden.

Trotz der ausgesprochen gespaltenen Wetterlage erwartete Franz Geldhauser, der im Landwirtschaftsministerium für die Fischerei zuständig ist, heuer eine leicht überdurchschnittliche Ernte von bayernweit etwa 5500 bis 6000 Tonnen. Oberfranken, Mittelfranken und auch die Oberpfalz gehörten zu den bedeutendsten Erzeugergebieten für bayerische und deutsche Karpfen, sagte Geldhauser. Die hier erzeugte Menge entspreche gut der Hälfte der gesamten deutschen Jahresproduktion. Geldhauser bezifferte die Zahl der bayerischen Teiche auf etwa 30000 Hektar. Das seien rund ein Siebtel der gesamten Wasserfläche im Freistaat.

Der Ministeriumssprecher begrüßte ausdrücklich, dass die fränkischen Regierungsbezirke nach acht Jahren intensiven Ringens endlich die Freigabe der EU-Kommission für die geschützte geographische Angabe „Frankenkarpfen“ erhalten haben. „Es hat sich gelohnt: nun darf sich kein fremder Karpfen mehr als wachechter Franke bezeichnen“, so Geldhauser.

Das sei auch richtig so, denn in Oberfranken würde der Karpfen im Gegensatz zu vielen östlichen Nachbarländern noch dezentral erzeugt, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Meistens sogar im Nebenerwerb, denn oberfrankenweit gebe es lediglich eine geringe Zahl von Vollerwerbsbetrieben. Denzler machte sich dabei auch für den Bau neuer Teiche stark. „Teichwirte sind keine Gegner des Naturschutzes“, sagte er. Im Gegenteil, Teiche seien Rückhaltebecken für lange Trockenperioden, auch wenn ein Teichbau zunächst einen Eingriff in die Natur darstellt.

Bild: Sie haben die bayerische Karpfensaison in Oberfranken eröffnet (von links): Der Landtagsabgeordnete Heinrich Rudroff, der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Hermann Greiff, Teichwirt Johannes Weiner, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma, Staatssekretärin Melanie Huml, der Landtagsabgeordneten Eduard Nöth und Thomas Hacker sowie Bezirkstagspräsident Günther Denzler.

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23.08.2013

Mit der Becherpflanze gegen Vermaisung und Schwarzwild / Jagdverband startete mit dem Landwirt Bernd Dietel ein Pilotprojekt zum Anbau von Energiepflanzen

Münchberg, Lks. Hof. Es könnte für manchen Landwirt die Entwarnung sein: Bei einem Pilotprojekt zum Anbau der Becherpflanze (Silphium perfoliatum) in Münchberg fanden die Initiatoren heraus, dass die Energiepflanze das Schwarzwild nicht so sehr anlockt wie Mais. Sollte sich doch ein Wildschwein in das Becherpflanzenfeld verirren, dann seien längst nicht die Schäden zu beklagen, wie in einem Maisfeld. Landwirt Bernd Dietel aus Gottersdorf bei Münchberg stellte bei einem Ortstermin des oberfränkischen Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege aber auch klar, dass die Erträge bei der Becherpflanze niedriger ausfallen als beim Mais. „Das lässt sich momentan noch nicht kompensieren“, so seine Einschätzung.

Das Pilotprojekt auf dem rund 1,2 Hektar großen Feld nahe Münchberg unweit der Bundesautobahn A9 im Landkreis Hof war auf ganz kuriose Art und Weise zustande gekommen. Nicht etwa Landwirt Bernd Dietel war der Initiator, sondern der Bayerische Jagdverband in Person seines Bezirksvorsitzenden Professor Hartmut Wunderatsch. Anlass dafür sei die Vermaisung der Landschaft gewesen, wobei er schnell korrigiert, dass er den Mais keinesfalls verdammen möchte. Aber trotzdem sei die Jägerschaft an Alternativen interessiert.

So sei man auf die Familie Dietel gekommen, die ganz in der Nähe eine Biogasanlage betreibt und sich dem Vorhaben aufgeschlossen zeigte. Fast 48000 Pflanzen im Wert von 6300 Euro seien bestellt und mit Hilfe alter Pflanzmaschinen in den Boden eingebracht worden. „Zunächst sah das alles recht kümmerlich aus“, erinnert sich Wunderatsch. Doch dazu müsse man wissen, dass die Pflanze im ersten Jahr keinen Ertrag einbringt. Schon im zweiten Jahr hätten sich die Pflanzen prächtig entwickelt, mittlerweile, im dritten Jahr stehe man kurz vor der Ernte. „Wir gehen davon aus, dass wir noch viele Jahre unsere Freunde daran haben werden.“

Als absolut charakteristisch für die Becherpflanze bezeichnete Wunderatsch neben der schönen dekorativen gelben Blüte die extrem festen Blätter, die sich anfühlen wie Sandpapier. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass Schwarzwild eher einen Bogen um das Feld macht. Das glaubt Landwirt Dietel nicht so ganz. Allerdings musste auch er einräumen, dass die Schäden der Wildschweine bei weitem nicht so groß waren, wie in einem benachbarten Maisfeld.

Der Ertrag liege allerdings deutlich unter dem vom Mais, so Dietel. Er war im ersten Jahr auf neun Tonnen Trockenmasse gekommen. Beim Mais seien es auf einer gleichgroßen Fläche in der Nachbarschaft zuletzt 16 Tonnen gewesen. Allerdings sei im vergangenen Jahr auch „absolut sparsam“ gedüngt worden, außerdem sei noch niemandem  so recht klar, wann eigentlich der richtige Erntezeitpunkt ist. Für das laufende Jahr geht der Bewirtschafter von rund zwölf Tonnen Trockenmasse aus.

Die Bezirksvorsitzende des Vereins für Gartenbau und Landespflege, die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bezeichnete Landwirt Bernd Dietel als absoluten Trendsetter. Sie bedauerte, dass die Masse der Bauern noch eher skeptisch sei, was aufgrund der höheren Arbeitsintensität und der hohen Kosten für die Pflanzen verständlich sei.

Die Wissenschaft beschäftige sich erst seit dem Jahr 2005 intensiv mit der Becherpflanze, mit Mais dagegen schon seit weit über 50 Jahren, gab Ferdinand Scheithauer von der Erfurter Samen- und Pflanzenzucht GmbH Chrestensen zu bedenken. Die Landwirte sollten schon deshalb die Erwartungshaltung an die neue Energiepflanze nicht zu hoch ansetzen: Die Silphium hat auch ihre Grenzen, sie ist keine eierlegende Wollmilchsau“, so Scheithauer.

Ein weiteres Pilotprojekt zur Becherpflanze führt seit Jahren Dr. Pedro Gerstberger, Botaniker vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Universität Bayreuth, zusammen mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken durch. Damit soll erforscht werden, welche Wildpflanzen-Dauerkultur für die Biogasproduktion geeignet ist und welche Pflanzen dabei besonders als Biogassubstrat in Frage kommen. Auch bei Gerstberger steht die Becherpflanze im Mittelpunkt. Hier sei nur einmal eine Aussaat erforderlich, danach ergäbe sich mindestens eine 15-jährige Standzeit. Die Becherpflanze sei zudem weniger frostempfindlich, mache keinen Zwischenfruchtanbau erforderlich, Krankheiten oder Schädlinge seien bislang nicht bekannt und der Boden werde wenig verdichtet, da er nur zwei Mal pro Jahr befahren werden muss, bei der Düngung und bei der Ernte. Freilich gibt es auch Nachteile gegenüber dem Mais: So sei der Einsatz von Herbiziden zur Saatbeet-Vorbereitung notwendig und Erträge seien erst ab dem zweiten bis dritten Jahr zu erwarten, da die Bestände erst dann ausreichend dicht sind, so Gerstberger.

Bilder:
Auf einem Feld ganz in der Nähe von Münchberg hat der Jagdverband zusammen mit dem Landwirt Bernd Dietel ein Pilotprojekt zum Anbau der Becherpflanze gestartet. Eine Delegation des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege sowie der Imkerschaft informierte sich jetzt vor Ort über die Vorteile der neuen Staudenpflanze.

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13.08.2013

Vom Teich auf den Teller: Fischtag statt „Veggie-Day“/ Schutzgebiet europäischen Rangs:  Mit dem Nassanger Weiher trägt der 15. Teich in Oberfranken das seltene Prädikat „Kulturgut Teich“

Lichtenfels. Teiche sind nicht nur Landschaftsbestandteile, sondern auch wertvolle Kulturgüter. Das stellt die Teichgenossenschaft Oberfranken zusammen mit dem Bezirk seit 15 Jahren eindrucksvoll unter Beweis. Mit dem Nassanger Weiher bei Trieb erhielt diesmal ein Teich in der Nähe von Lichtenfels das seltene Prädikat „Kulturgut Teich“.

Die Geschichte des Nassanger Weihers lässt sich bis in das Jahr 1530 zurückverfolgen. Deshalb, und weil der Teich seitdem ein fester Bestandteil des Landschaftsbildes ist und viel zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt, werden Wanderer und Spaziergänger künftig mit einer großen Informationstafel auf die reichhaltige Geschichte des Gewässers und seiner Umgebung aufmerksam gemacht. Bewirtschaftet wird der Nassanger Weiher seit vielen Jahren vom Fischwirtschaftsmeister Alexander Krappmann vom Fischzuchtbetrieb Seehof.

Der Nassanger Weiher liegt unweit des einstigen Gutshofes Nassanger, einem markanten kreisrunden Bauwerk, das einst zum Kloster Langheim gehörte Nach der Auflösung des Klosters 1803 sollten die damals insgesamt sechs Weiher trocken gelegt und als Ackerland ausgewiesen werden. 56 Zentner Karpfen, sechs Zentner Hechte und über zwei Zentner Schleien sollen damals abgefischt worden sein. Einzig der heutige Nassanger Weiher blieb erhalten

Neben der prägenden Bedeutung für die Landschaft, der Bewirtschaftung und der belegten Historie müsse ein ausgezeichneter Teich auch eine besondere ökologische Bedeutung haben, sagte Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken aus Wunsiedel. Genau das sei auch erfüllt, denn die Landschaft zwischen Trieb und Hochstadt sei ein Schutzgebiet europäischen Ranges, so der Bewirtschafter Alexander Krappmann.

Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler nutzte bei der Enthüllung der neuen Informationstafel die Gelegenheit, um Werbung für Süßwasserfische aus Oberfranken zu machen. An die Verbraucher appellierte Denzler, nicht länger Fischfilet aus Südostasien zu kaufen, wenn doch die köstlichsten Süßwasserfische direkt vor der Haustüre produziert würden. „Das Wettschwimmen zwischen dem thailändischen Pangasius und der oberfränkischen Forelle gewinnt auf jeden Fall die Forelle“, sagte Denzler. Die Fischproduktion im Nassanger Weiher sei das beste Beispiel für kurze Wege vom Teich auf den Teller.

Die Landtagsabgeordnete Ulrike Gote von den Grünen aus Bayreuth verteidigte augenzwinkernd nicht nur den heftig diskutierten Vorschlag der Grünen, einen „Veggie-Day“ einzuführen, nach den Worten der Abgeordneten sollte künftig auch ein Fischtag mit Produkten aus regionaler Erzeugung eingeführt werden. Davon würde nicht nur die Gesundheit der Menschen profitieren, sondern auch die Region durch den Erhalt einer vielfältigen ökologisch wertvollen Teichlandschaft. Landtagsvizepräsident Peter Meyer nannte die oberfränkische Fischproduktion das beste Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften und für die Produktion hochwertigster Ernährung.

Bild: Der oberfränkische Bezirkstagspräsident Der. Günther Denzler (links) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma haben am Ufer des Nassanger Weihers eine Informationstafel enthüllt, die das Gewässer künftig als Kulturgut ausweist.

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29.07.2013

Nässe und Trockenheit extrem / Erst zu viel, dann zu wenig Regen: Bauernverband zog gemischte Erntebilanz für Oberfranken

Altenreuth, Lks. Kulmbach. Erst zu kühl, zu feucht, zu wenig Sonne und dann die knallige Hitze ohne Niederschläge: die oberfränkischen Bauern befürchten in diesem Jahr Ernteeinbußen von durchschnittlich bis zu 25 Prozent.

„Die Situation ist heuer überhaupt nicht spaßig“, sagte der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif. Zusammen mit BBV-Direktor Wilhelm Böhmer war Greif eigens auf den Betrieb von Kreisobmann Winfried Löwinger in Altenreuth bei Harsdorf im Landkreis Kulmbach gekommen, um nicht nur die dortigen Bestände unter die Lupe zu nehmen, sondern auch der Presse die Ernteaussichten vorzustellen. Erst hätten die Landwirte Probleme gehabt, die Früchte überhaupt auszubringen, weil die Felder aufgrund der Nässe gar nicht befahrbar waren, und jetzt habe sich das Getreide aufgrund der hohen Temperaturen nicht richtig entwickeln können. Bei über 30 Grad Celsius finde keine Kornneubildung mehr statt, erläuterte Greif. Die Pflanze setze praktisch alles auf Stopp, wobei die aktuellen Niederschläge wohl auch nichts mehr ausrichten können, denn dafür sei es jetzt definitiv zu spät.

Königin der Feldfrüchte in Oberfranken ist unumstritten die Braugerste (Sommergerste). Obwohl die Anbaufläche von weit über 36000 auf gut 33000 Hektar zurückgegangen war, gilt der Regierungsbezirk noch immer als größtes bayerisches Braugerstenanbaugebiet. Allerdings wurden die Bauern enttäuscht, denn die Hitzeperiode der zurückliegenden Wochen habe die eigentlich guten Ertragsaussichten zunichte gemacht. „Wir rechnen nur noch mit unterdurchschnittlichen Erträgen“, sagte Greif. Deutlicher wurde Winfried Löwinger: „Vom Ertrag her wird die Braugerste heuer eine der schlechtesten Früchte sein.“ Allerdings würden sich die Landwirte auch bessere Preise wünschen. Es könne nicht sein, dass Brauereien mit dem Slogan „Bier braucht Heimat“ werben, dann aber nicht bereit sind, denn Anbau in der Region durch entsprechende Verträge mit den Bauern abzusichern.

Sehr unterschiedlich ist die Ertragssituation bei den übrigen Druschfrüchten. Von durchschnittlichen bis guten Erträgen und auch guter Qualität gehen die Landwirte beim Roggen aus. Als eher durchschnittlich bezeichnete Greif die Erntemenge beim Winterweizen, neben der Braugerste die oberfränkische Hauptfrucht schlechthin. Ganz sicher ist sich der BBV-Präsident dabei allerdings nicht, denn noch ist nicht alles geerntet und die gewaltige Hitze in der entscheidenden Phase der zurückliegenden Wochen könnte schon noch für gehörige Einbußen sorgen. Bleiben noch die Wintergerste mit eher unterdurchschnittlichen Erträgen, das Futtergetreide Triticale, dessen Ertrag als durchschnittlich bis gut eingestuft wird sowie der Raps mit knapp unterdurchschnittlichen Ertragsaussichten.

Als die mit Abstand kritischste Kultur bezeichnete BBV-Präsident Greif  den Mais. „Es wird kaum einen Berufskollegen geben, der heuer 100 Prozent einfährt“, so Greif. Hauptgrund dafür ist die späte Aussaat aufgrund der nassen und kalten Witterung. Auf einigen Flächen habe der Mais erst im Juni angebaut werden können, so Greif. Zusätzlich zur verspäteten Saat sei dann das sehr lange Wachstum gekommen. Was im Frühjahr zu viel Regen war, habe zuletzt gefehlt. Entgegen landläufiger Meinung war die Anbaufläche beim Mais im Vergleich zu 2013 übrigens nur ganz leicht von 29500 auf 29800 Hektar angestiegen.

Sorge bereiten manchen Landwirten auch ihre Grünlandflächen, so dass Futterengpässe nicht mehr ganz auszuschließen sind. In den Tallagen sei der Grasbestand kurz vor dem ersten Schnitt häufig überschwemmt worden, so dass er nicht mehr genutzt werden konnte. Beim zweiten Schnitt sei es dann schon wegen mangelhaften Wachstums zu Ertragseinbußen gekommen. An einen dritten Schnitt sei momentan wegen der Trockenheit gar nicht zu denken.

Bild: Nässe und Trockenheit zeigen heuer ganz extreme Auswirkungen: BBV-Direktor Wilhelm Böhmer, der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger und der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greiff (von links) begutachten das Wachstum auf einem Weizenfeld in Altenreuth im Landkreis Kulmbach.

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24.07.2013

„Saatgut ist Allgemeingut“ / Öko-Gemüsebautag in Bamberg beschäftigt sich mit Raritäten und regionalen Besonderheiten

Bamberg. Erst verlacht, dann bekämpft, schließlich vereinnahmt: Dietrich Pax von der Landesvereinigung für den Ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) begrüßt das Ziel der Landwirtschaftspolitik im Freistaat, die Zahl der Ökolandbaubetriebe bis zum Jahr 2020 zu verdoppeln. „Da ist eine Idee angekommen“, sagte Pax beim Öko-Gemüsebautag auf dem Versuchsbetriebes der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Bamberg. „Unser Ziel ist 100 Prozent Ökolandbau“, so Pax, der aber auch weiß, wie weit Anspruch und Wirklichkeit manchmal auseinanderliegen.

Die Verdopplung bis 2020 würde 15 Prozent neue, beziehungsweise umgestellte ökologische Betriebe pro Jahr bedeuten. 2012 aber sind es Dietrich Pax zufolge praktisch null Prozent gewesen. Bernhard Schwab vom Landwirtschaftsamt in Bamberg kann diese Einschätzung nur bestätigen. Von den etwa 32000 landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben mit einer Größe von über zwei Hektar in ganz Franken würden gerade einmal 1300 und damit rund vier Prozent ökologisch wirtschaften. Schwab führt das derzeit begrenzte Interesse am ökologischen Landbau vor allem auf Wissensdefizite zurück und möchte mit der Einrichtung einer fränkischen „Öko-Akademie“ ein niederschwelliges Informationsangebot für alle interessierten Landwirte und Gärtner starten. Die Auftaktveranstaltung ist für November 2013 geplant, erste Kurse sollen noch im Dezember stattfinden. Für 2014 gibt es bereits konkrete Planungen für Seminare unter anderem zu den Themen Gemüseanbau im Freiland und unter Glas, Biobeerenobst, Weinbau und zur Karpfenteichwirtschaft.

Im Mittelpunkt des Öko-Gemüsebautages auf dem Versuchsbetrieb in Bamberg standen in diesem Jahr alte Obst- und Gemüsesorten, für die nicht nur in Bamberg eine intensive Forschung betrieben wird, sondern auch in Österreich. Franziska Haitzmann von Bio Austria aus Graz stellte dabei die Bauernparadeiser vor. Als Paradeiser werden in Österreich Tomaten bezeichnet. Ziel der unter dem Dach des großen österreichischen Bioanbauverbandes Bio Austria 2010 zusammengeschlossenen Biobauern ist es, eine Sortenvielfalt zu entwickeln und regional angepasste sowie züchterisch verbesserte Tomatensaaten und andere Fruchtsaaten zu entwickeln. Das Saatgut bleibt damit in der Hand von Bauern und das ist gut so, denn Saatgut ist Allgemeingut“, sagte Franziska Haitzmann.

Bereits 2011 kamen die österreichischen Biobauern auf 58 verschiedene Sorten. Da gibt es Fleisch-, Ananas-, Herz-, Honig und viele, viele anderen Paradeiser, die alle verschiedene Merkmale haben. „Gerade junge Leute sollen wissen, dass es auch etwas anderes gibt, als die herkömmliche Tomate aus dem Supermarkt“, sagte Franziska Haitzmann. Zuchtziele sind neben Verbesserung von Geschmack oder Lagerfähigkeit auch die Platzfestigkeit und vor allem eine Robustheit gegen die Samtfleckenkrankheit, die zwar nicht die Frucht befällt, aber mittelfristig die gesamte Pflanze welken lässt. Geworben wird für die Bauernparadeiser in Biokochschulen, auf Internetplattformen und sogar einige Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten haben sich bereits mit dem Thema „Alte Sorten neu entdeckt“ beschäftigt. Einziges Problem ist es der Sprecherin zufolge, dass die Arbeitsgemeinschaft Bauernparadeiser bislang noch nicht direkt beim Endverbraucher in Erscheinung tritt. Dazu fehle es dem europäischen Leader-Projekt bislang hauptsächlich noch am Geld, bedauerte Franziska Haitzmann.

Um das Entdecken alter Sorten geht es auch Gertrud Leumer von der Bamberger Kräutergärtnerei Mussärol und ihren Mitstreitern. „Unser Motto lautet Vielfalt statt Masse“, sagt die gelernte Gärtnerin, die in Bamberg das Zentrum Weltkulturerbe hinsichtlich des Modellprojekts „Urbaner Gartenbau“ berät. Mit einem Verein hat sie auf knapp 400 Quadratmetern einen Schaugarten angelegt, in dem die wichtigsten Lokalsorten wie die noch vor zehn Jahren fast vollständig verschwundene Kartoffelsorte „Bamberger Hörnla“ oder die noch vor zwei Jahren als verschwunden geglaubte birnenförmige „Bamberger Zwiebel“ angebaut werden. Erst nach einem Aufruf in der örtlichen Zeitung habe man einen Rentner aufgetan, der tatsächlich noch ein wenig Saatgut hortete, das die Mitglieder zum Keimen bringen konnten.

„Wir tragen mit derartigen Initiativen zum Erhalt der Biodiversität bei und machen Umweltwissen für Laien erlebbar“, so Leumer. Mittlerweile kämen längst nicht mehr nur Schulklassen, sondern Obst- und Gartenbauvereine aus ganz Deutschland. Ihnen zeigt Gertraud Leumer gerne auch die Süßholzpflanze, die zwar keine echte Lokalsorte ist, die aber nachweislich seit dem Jahr 1400 hier angebaut wird. Die Wurzeln der Süßholzpflanze seien Heilmittel und Süßigkeit zugleich, sagt Gertud Leumer, auch wenn die meisten Lakritzen mittlerweile mit Süßholzwurzeln  aus China hergestellt werden.

Vor über 100 Jahren als „Winterschule“ mit Versuchsflächen gegründet und jahrzehntelang als staatliche Obst- und Gartenbauschule geführt, ist das sechs Hektar große Gelände im Süden der bayerischen Weltkulturerbe-Stadt Bamberg seit 2001 ein reiner Gemüsebauversuchsbetrieb, der komplett auf ökologischen Anbau umgestellt wurde. Im Freilandbereich werden auf dem Gelände, das unmittelbar am Rhein-Main-Donau-Kanal liegt, unter anderem Sortenvergleiche, Saat- und Düngungsversuche für die verschiedensten Gemüsekulturen durchgeführt.

Ausführlich erläuterte Wilhelm Schubert von der Landesanstalt einen Versuch mit dem Hokkaido-Kürbis, bei dem die Fachleute zu dem Ergebnis kamen, dass die Sortenwahl über die Lagerfähigkeit entscheidet, die Einlagerung von vollreifen Kürbissen ungünstig ist und die Sorte „Fictor“ am besten lagerfähig ist. Die Lagervariante der vorzeitigen Ernte habe im Schnitt über 20 Prozent weniger Ausfälle gebracht, als die Ernte vollreifer Kürbisse. Die Sorte „Fictor“ (Bingenheim) habe dabei im Mittel aller Nachreifungsvarianten der vorzeitigen Ernte die wenigsten Ausfälle erbracht und könne als gut lagerfähiger Hokkaido-Kürbis empfohlen werden. Mit einem Ausfall von 65 Prozent der vorzeitigen Ernte sei die Sorte „Uchiki kuri“ am schlechtesten weggekommen. Allerdings trägen diese Ergebnisse nur auf die vorzeitige, nicht auf die vollreife Ernte zu.

Bilder:
- Beim Öko-Gemüsebautag führte Wilhelm Schubert (rechts) vom Sachgebiet Gemüseanbau an der Landesanstalt die Besucher über das sechs Hektar große Gelände.
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Der Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau im oberfränkischen Bamberg.
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Wichtige Lokalsorten vor dem Aussterben gerettet: Gertrud Leumer von der Bamberger Kräutergärtnerei.
- Über Raritäten und regionale Besonderheiten referierten beim Öko-Gemüsebautag in Bamberg (von links): Kräutergärtnerin Gertrud Leumer, Bernhard Schwab vom Amt für Landwirtschaft, Gerd Sander, Wilhelm Schubert und Oskar Krauß von der Landesanstalt, Olaf Schnelle von „Essbare Landschaften“ (von links) und Bio-Austria-Anbauberaterin Franziska Haitzmann.

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09.07.2013

Ernte 2013: Keine gravierenden Unterschiede zwischen Nord- und Südbayern / BBV-Ernte-Pressekonferenz zum ersten Mal in Franken

Puschendorf, Lks. Fürth. „In Franken schaut´s heuer gar nicht schlecht aus.“ BBV-Vizepräsident Günther Felßner aus dem Nürnberger Land war am Mittwoch bei der Ernte-Pressefahrt des Bauernverbandes in bester Laune. Grund dafür war nicht nur die zu erwartende durchschnittlich bis gute Ernte, auch im Norden Bayerns, sondern auch die Tatsache, dass die Traditionsveranstaltung auf seine Anregung hin erstmals in Franken stattfand. Dutzende Journalisten und Kamerateams, Verbandsvertreter und Politiker waren auf den Öko-Betrieb der Familie Weghorn im Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen am Rande des Knoblauchslandes gekommen, wo der Mähdrescher schon bereitstand, denn der Start der Getreideernte steht dort unmittelbar bevor.

Wie immer werde die Ernte natürlich auch heuer regional wieder unterschiedlich ausfallen, aber bei weitem nicht so wie in der Vergangenheit, sagte Walter Heidl. Totalausfälle gebe es in den vom Hochwasser betroffenen Regionen entlang der Donau und in Südostbayern. Insgesamt seien rund 35000 Hektar Grünland, 30000 Hektar Ackerland und 2500 Hektar Gemüse und Sonderkulturen betroffen. Das gesamte Ausmaß sei noch gar nicht absehbar, insgesamt müsse man in der bayerischen Landwirtschaft von Schäden in Höhe von 115 Millionen Euro ausgehen. Dennoch werde es keine Versorgungsprobleme geben, sagte Minister Brunner. Auch die Preise würden sich nicht exorbitant verändern. Keine Engpässe werde es dem Minister zufolge auch bei der Futterversorgung geben, auch wenn in vielen überschwemmten Gebieten das Futter nicht mehr verwertbar war.

Da mag es fast schon ein wenig sarkastisch klingen, wenn BBV-Vize Felßner sagt: „In Franken sind wir oft von Trockenheit geplagt.“ Doch diesmal war es ja anders und so blickt man in Franken besonders positiv  auf die bevorstehende Ernte. „In ganz Nordbayern gehen wir von guten Ertragserwartungen aus“, so Hermann Greif, Bezirkspräsident in Oberfranken und als Vorsitzender des Landesfachausschusses für pflanzliche Erzeugung und Vermarktung auch BBV-Getreidepräsident. Für Südbayern prognostizierte Greif ganz vorsichtig sogar „leicht überdurchschnittliche Ernteerträge“. Zu nass sei es allerdings sowohl im Süden als auch im Norden für Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln gewesen, so dass bei diesen drei Früchten eher niedrigere Erträge erwartet werden.

Insgesamt prognostizierten sowohl Walter Heidl als auch Hermann Greif einen leichten Anstieg bei der zu erwartenden Erntemengen von bayernweit 6,53 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr auf rund 6,7 Millionen Tonnen Getreide ohne Körnermais. Die Haupternte, also die Weizenernte, werde je nach Region und Witterungsverlauf für Anfang bis Mitte August erwartet. Für eine optimale Qualität darf es in den kommenden drei Wochen allerdings nicht zu heiß werden, denn bei Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr stelle der Weizen die Einlagerungen in den Körnern ein. Erst zum Ferienbeginn dürfe dann wieder trockenes und heißes Wetter einsetzen, damit die Ernte auch gut eingebracht werden kann.

Auch Minister Brunner ging davon aus, dass es diesmal, ganz im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, keine gravierenden Unterschiede zwischen Nord- und Südbayern geben werde. Wenn er dennoch von einer zweigeteilten Ernte sprach, dann wegen der bayernweit unterschiedlichen Aussichten bei den einzelnen Feldfrüchten. Weit unter den Erwartungen werden seiner Meinung nach vor allem die Ertragsaussichten beim Mais liegen. Als Grund dafür nannte er die lange kühle und nasse Witterungsperiode, die vor allem dem wärmeliebenden Mais zugesetzt habe. Das bestätigte auch Hermann Höfler, der konventionell wirtschaftende Nachbar von Gerald Weghorn, mit Blick auf seinen sechs Hektar großen Maisschlag am Ortsrand von Puschendorf. Vor allem die Staunässe aufgrund der heftigen Niederschläge hätten hier erheblich Schäden angerichtet.

Am Rande der Ernte-Pressefahrt übte der BBV einmal mehr Kritik am massiven Flächenverbrauch. Auf einem Feld von Hermann Höfler hatten Verbandsvertreter ein zehn Quadratmeter großes Stück Ackerland abgesteckt, um zu demonstrieren, dass genau diese Fläche pro Sekunde „verloren“ geht. Natürlich kann Fläche nicht verloren gehen, doch sie fällt aus der landwirtschaftlichen Nutzung und das ist in Zeiten wie diesen besonders dramatisch, da jeder Quadratmeter gebraucht werde.

Genau auf diesen zehn Quadratmetern könnte pro Jahr Brotgetreide für 150 Semmeln beziehungsweise sieben Kilogramm Brot oder Braugerste für rund 25 Liter Bier angebaut werden. Alternativ dazu könnten auf zehn Quadratmetern auch 45 Kilogramm Kartoffeln oder Raps, aus dem wiederum zweieinhalb Kilogramm Eiweißfuttermittel und eineinhalb Liter Rapsöl erzeugt werden. Baut der Landwirt Gemüse an, was im Nürnberger Knoblauchsland nicht gerade unwahrscheinlich ist, kam der BBV-Präsident auf 40 Blumenkohlköpfe, 120 Salatköpfe oder 150 Bünde Radieschen pro zehn Quadratmeter, die mit jedem Wimpernschlag der Landwirtschaft entzogen werden.

„Wir müssen aufhören, der Landwirtschaft weiterhin so maßlos fruchtbaren Boden durch Siedlungs- und Verkehrsprojekte sowie naturschutzrechtlichen Ausgleich zu entziehen, sagte Heidl und forderte einmal mehr einen wirksamen Flächenschutz. Auch Minister Brunner mahnte einen sorgsamen Umgang mit der Fläche an und rief dazu auf, mit Augenmaß vorzugehen. „Grund und Boden sind nun einmal nicht vermehrbar“, sagte Brunner.

Wie die Situation konkret aussieht machte Landwirt Höfler klar. Die Pachtfläche, auf der die zehn Quadratmeter abgesteckt waren, laufe 2017 aus. Die Pachtpreise seien in der Gegend bereits um das doppelte angestiegen, so dass er mit seinem klassischen Milchviehbetrieb keine Möglichkeiten sehe, zu erweitern. „Es ist im Moment brutal“, sagte Höfler, „wir verlieren im Moment die Fläche und bekommen keine neue dazu“. Minister Brunner wollte ihm allerdings nicht so recht abnehmen, dass die Biogasanlagen daran schuld seien. Seit dem Wegfall des Güllebonus im zurückliegenden Jahr gebe es kaum noch Zuwachs bei den Biogasanlagen.

Bilder:
- Gerald Weghorn (Mitte) erläutert seine Bestände.
- Minister Helmut Brunner.
- 40 Mutterkühe hält Gerald Weghorn in einem Tretmiststall.
- Pressekonferenz in der Maschinenhalle mit (von links): Hermann Greif, Helmut Brunner,  Walter Heidl und Günther Felßner.

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08.07.2013

Hofnachfolger brauchen Planungssicherheit / Bundesagrarministerin Ilse Aigner diskutierte in Wonsees mit Landwirten

Wonsees. Eine flächendeckende Landbewirtschaftung muss auch in Zukunft möglich sein. Das ist das oberste Anliegen von Bauern und Politikern zugleich. Bei einem Besuch von Bundesagrarministerin Ilse Aigner am Montagabend auf dem Betrieb der Familie Schleicher in Schlötzmühle bei Wonsees ging es aber auch um ganz aktuelle und handfeste Themen, wie umstrittene Stallneubauten in Oberfranken oder die manchmal recht einseitige Tierschutzdebatte.

Wesentliche Brüche auf europäischer Ebene seien verhindert worden, sagte die Bundesministerin und nannte die ursprünglich geplante Flächenstilllegung, die vermutlich auch zu steigenden Verbraucherpreisen geführt hätte. Das könne nur gut sein, denn potentielle Hofnachfolger sehen damit wieder Chancen und Perspektiven, so CSU-Bundestagskandidatin Emmi Zeulner. Es sei ja längst nicht mehr selbstverständlich, dass die junge Generation den Hof übernimmt, wusste auch Ilse Aigner, die für die Zeit nach den Wahlen im September ihre Rückkehr von der Bundes- in die Landespolitik angekündigt hat.

Nun komme es allerdings erst einmal auf die nationale Umsetzung der europäischen Beschlüsse an, dämpfte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger die Erwartungen. Für ihn stand dabei an oberster Stelle, dass den Bauern nicht noch mehr Bürokratie zugemutet wird. „Wir wollen unsere Kraft lieber draußen auf dem Feld einsetzen“, so Löwinger. Wichtig sei es aber auch, dass Oberfranken, als von Natur aus benachteiligtes Gebiet, weiterhin auf die Ausgleichzulage setzen kann. „Bei den Erträgen können wir einfach nicht mit anderen Regionen mithalten“, so der Kreisobmann. Außerdem würden rund 50 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe im Kulmbacher Land im Nebenerwerb geführt.

Auf völliges Unverständnis stößt bei den Landwirten in ganz Oberfranken das heftige Engagement von Teilen der Bevölkerung gegen zwei geplante Stallneubauten in Pegnitz (Landkreis Bayreuth) und in Röthenbach bei Arzberg (Landkreis Wunsiedel). „So kann man mit uns Bauern nicht umgehen“, schimpfte Löwinger. Es mache den Landwirten schwer zu schaffen, wenn große Teile der Gesellschaft die Arbeit der Bauern in ein derart schlechtes Licht rücken. „Jeder Stallneubau ist ein Gewinn für den Tierschutz“, sagte Löwinger. Er übte dabei auch Kritik an der Kirche, denn in einem Fall habe sogar der örtliche Pfarrer Unterschriften gegen den geplanten Stallneubau gesammelt.

Bei derartigen Debatten gehe es auch längst nicht mehr um eine mögliche Gefährdung des Menschen, sondern um Tierhaltung allgemein, sagte Ministerin Aigner. Den Bauern legte sie ans Herz, eine aktive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dazu gehöre es zum einen, neue Medien wie Facebook zu nutzen, aber auch, mit den Kritikern ins Gespräch zu kommen, sie auf den Hof einzuladen und ihnen die Ställe zu zeigen. Der Verbraucher sollte dabei aber auch wissen, dass er mehr Geld in die Hand nehmen muss, wenn es ihm ernst ist, um höchste Tierschutzstandards.

Gesellschaftliche Veränderungen müssten immer von unten kommen, deshalb sei auch die Arbeit des Kulmbacher Kompetenzzentrums für Ernährung so wichtig, sagte der stellvertretende Landrat Jörg Kunstmann. Oberstes Ziel aller Beteiligten sollte es sein, der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wieder die Bedeutung zukommen zu lassen, die ihr zusteht, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel. Dazu gehörten neben der Sicherstellung der Ernährung auch die Energieversorgung und die Pflege der Kulturlandschaft. Zur Diskussion um die geplanten Stallneubauten machte Schöffel deutlich: „Wer Schweinefleisch aus Bayern will , muss sich auch zu Stallneubauten in Bayern bekennen.“

Bild: In Schlötzmühle bei Wonsees besichtigte Bundesagrarministerin Ilse Aigner (2. von links) den Milchviehbetrieb von Wolfgang Schleicher (3. von rechts). Mit dabei waren (von links) Bundestagskandidatin Emmi Zeulner, der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel, stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann und Junior Andreas Schleicher.

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24.05.2013

Flurbereinigung und Windkraft: Der ganze Ort profitiert von den Windrädern Bürgerwindpark Creußen ging bereits vor rund zehn Jahren ans Netz und gilt noch immer als Vorbild

Neuhof. Drei Erfolgsfaktoren sind es nach den Worten von Anton Hepple, dem Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken in Bamberg, mit denen die Akzeptanz von Windrädern erreicht wird: die Einwohner müssen in den Prozess von Anfang an eingebunden werden, ein ausreichender Abstand der Anlagen zur Wohnbebauung muss gegeben sein und die Ortschaft darf nicht von Windrädern umzingelt werden.

„Wenn es gelingt, die Bürgerschaft und insbesondere die Grundstückseigentümer frühzeitig von einem gemeinsamen Vorgehen bei der Planung und Umsetzung eines Windparks zu überzeugen, kann eine Win-Win-Situation für alle erreicht werden“, sagt Hepple. In Neuhof bei Creußen ist es gelungen. Nicht irgendwie, sondern so mustergültig, so dass Neuhof heute oft als Positivbeispiel hergenommen wird. Nicht nur, dass die Bürger Anteile an „ihrem Bürgerwindpark“ zeichnen konnten, der ganze Ort profitiert praktisch indirekt von den Windrädern vor der Haustür.

Zwei Besonderheiten haben die Ortschaft mit ihren rund 130 Einwohnern und die Realisierung des dortigen Windparks zu bieten: die drei Räder mit ihren jeweils über 100 Meter hohen Naben und einem Rotordurchmesser von 82 Metern gingen bereits vor knapp zehn Jahren ans Netz, also lange vor Fukushima und damit vor einem Boom, der heute vielerorts für Unbehagen sorgt. Die zweite Besonderheit ist es, dass die Realisierung mitten in ein offenes Flurbereinigungsverfahren „geplatzt“ war.

Seit 1990 lief ein kombiniertes Verfahren der ländlichen Entwicklung, also Flurbereinigung und Dorferneuerung. „Das Verfahren Neuhof umfasste eine Fläche von 377 Hektar mit 131 Besitzständen“, so der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Robert Büdel vom Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg. Der Plan über die gemeinschaftlichen und öffentlichen Anlagen sei bereits genehmigt und ein Teil des landwirtschaftlichen Wegenetzes bereits ausgebaut gewesen. Zeitgleich hatte die Teilnehmergemeinschaft bereits erste Dorferneuerungsmaßnahmen umgesetzt.

In diese Situation kam ein Anruf der Firma SoWiTec beim Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft. Der namhafte Windkraft-Projektentwickler und Betreiber aus Baden-Württemberg wollte in Neuhof einen Windpark realisieren und dazu Nutzungsverträge mit den Grundeigentümern abschließen und Entschädigungen auszahlen. „Da ist das Thema hochgekocht, und wir wussten, dass wie reagieren mussten“, erinnert sich Robert Büdel. Er und sein Vorstand fürchteten nun um die Weiterführung der Flurneuordnung. Wohl nicht zu Unrecht bestand die Sorge, dass die Grundeigentümer nun an kleinen Einlageflächen festhalten würden und die im Interesse der Landwirtschaft stehende Flächenzusammenlegung behindern wird. Weiteres Problem war, dass die neue Situation bei der durchgeführten Wertermittlung natürlich nicht berücksichtigt war. „Wir befürchteten, dass sich insgesamt in der Ortschaft ein Spannungsfeld Pro und Contra Windkraft aufbaut“, so Robert Büdel.

In einem beispielhaften Gemeinschaftswerk konnten das Amt für Ländliche Entwicklung, die Stadt Creußen und die Betreiber von SoWiTec  genau das verhindern. Nach einem halben Jahr des Nachdenkens, des Abwägens und des Planens in vielen langen Sitzungen hatten sich die Beteiligten auf das folgende „Flächenmodell“ geeinigt: der Stadt wurde die unmittelbare Standortfläche im Flurneuordnungsverfahren zugeteilt, SoWiTec gewährte den Alteigentümern im sogenannten Windfeld Mindestentgelte in Form jährlicher Zahlungen oder kapitalisierter Einmalzahlungen. Die neuen Eigentümer der direkten Beeinträchtigungsflächen im Abstand von 75 Meter um das Windrad herum erhalten eine flächenanteilige Ausgleichszahlung. Eine verbleibende Differenz zwischen der Ausschüttung an die Grundstückseigentümer und dem vereinbarten Gesamtnutzungsentgelt (vier Prozent der Nettostromerlöse)  fließt jährlich zurück an die Ortsgemeinschaft. Das sind immerhin zwischen 12.000 und 15.000 Euro pro Jahr.

Viele Dinge konnten auf diese Art und Weise schon realisiert werden, sagt Vorstandsmitglied Christian Böhner, im Hauptberuf Mitarbeiter der Trocknung im nahen Prebitz und im Nebenberuf eine Art „Hausmeister“ des Windparks. Ein Holzspalter wurde beispielsweise angeschafft, zwei neue Tore für den Fußballplatz, der Jugendraum über dem Gemeinschaftshaus wurde ausgebaut, die Feuerwehr hat profitiert, und so weiter. Größter Einzelposten war die Asphaltierung des Fuß- und Fahrradweges nach Creußen.

Der Bürgerwindpark erzeugt heute im Schnitt zehn Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr, eine Menge, mit der rechnerisch etwa 4000 Haushalte versorgt werden können. Dank dieser regenerativen Form der Stromerzeugung werde pro Jahr fast 6000 Tonnen Kohlendioxid eingespart.

Bild: Robert Büdel, der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Vorstandsmitglied Christian Böhner und Anton Hepple, Leiter des Amts für ländliche Entwicklung (von links).

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14.05.2013

Grüne Berufe im Trend / Standortvorteil Fränkische Schweiz: Einzige private Fachoberschule mit agrarwirtschaftlichem Zweig in Nordbayern

Ebermannstadt. Kleine Klassen, persönliche Betreuung und individuelle Förderung: an der Privaten Fachoberschule Fränkische Schweiz in Ebermannstadt (Landkreis Forchheim) haben die Schüler gerade die Fachabiturprüfungen hinter sich gebracht. Darunter erstmals auch sechs junge Leute zwischen 18 und 23 Jahren im Fachbereich Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie.

„Wir gehören in Bayern zu den wenigen Fachoberschulen, die fast alle Zweige anbieten“, sagt Alice Raffel, Schulleiterin seit 2010. Neben Gestaltung, Sozialwesen, Wirtschaft und Verwaltung sowie dem neuen Zweig Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie würde nur noch die Technik fehlen.

Die Fränkische Schweiz ist für die Schule der ideale Standort. Zum direkten Einzugsgebiet gehören die drei oberfränkischen Landkreise Bamberg, Bayreuth und Forchheim sowie der mittelfränkische Nachbarlandkreis Erlangen-Höchstadt. Aber auch von weiter her kommen einzelne Schüler, etwa aus dem oberpfälzischen Neumarkt. Daneben gilt Ebermannstadt mit seinen knapp 7000 Einwohnern ohnehin als die Schulstadt der Fränkischen Schweiz. Allein das Gymnasium hat hier fast 1100 Schüler.

So viele sind es in der Privaten Fachoberschule , die im Zentrum von Ebermannstadt auf mehrere Gebäude verteilt ist, nicht. „Wir haben aktuell 120 Schüler, mittelfristig werden wir uns bei rund 150 einpendeln“, sagt Schulleiterin Raffel. Insgesamt habe es diesmal 60 Neuanmeldungen gegeben. Die Zahl der Lehrer liegt aktuell bei 29.

Langsam aber sicher scheint sich auch der Fachbereich Agrarwirtschaft herumzusprechen, denn zumindest für Franken hätten alle interessierten Schüler nur noch die Alternative der staatlichen Fachoberschule im mittelfränkischen Triesdorf.

Zum Unterricht gehören neben den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Mathematik im agrarwirtschaftlichen Zweig die Profilfächer Biologie, Chemie, Physik und Informatik/Technologie. Wie an jeder anderen Fachoberschule auch muss jeder Schüler in den Hauptfächern und einem der Profilfächer, in der Agrarwirtschaft das Fach Biologie, sein Fachabitur ablegen. Das monatliche Schulgeld liegt, abhängig vom Einkommen der Eltern, bei 100 bis 250 Euro liegt.

Die Private Fachoberschule Fränkische Schweiz wurde 2004 gegründet, 2009 erhielt sie die staatliche Anerkennung, der Agrarzweig war erst 2011 dazu gekommen. Wie bei Fachoberschulen üblich liegt ein wesentlicher Schwerpunkt der Schulzeit in der 11. Klasse auf der praktischen Ausbildung. Hier kann jeder Schüler innerhalb seines Schwerpunktes frei wählen, wo er sein halbjährliches Praktikum, aufgeteilt auf drei Mal circa sechs Wochen Blockpraktikum ableistet. Im Agrarzweig stehen dafür die Bereiche Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Ernährung und Umweltsicherung zur Wahl.

Der Landwirtschaftliche Bereich sei also nur eine der Möglichkeiten, die dieser Zweig bietet, so Petra Stiegeler, Fachlehrerin Biologie und Betreuerin der fachpraktischen Ausbildung. Denkbar seien unter anderem auch Praktika in umweltpädagogischen Einrichtungen, wie etwa der Umweltstation Lias-Grube bei Eggolsheim, in Laboratorien für Umweltanalytik, in Naturschutzbehörden an den Landratsämtern, Forstbetrieben oder in der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß, aber auch in Molkereien, Brauereien, oder Gärtnereien.

Eine Besonderheit der Privaten Fachoberschule ist die Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth. Hier gibt unter anderem jeweils eine Woche lang als Blockunterricht einen Landtechnik- und einen Schweißkurs. Eigentlich sei diese schulische Ausbildung eine der breit gefächertsten, die man sich überhaupt vorstellen kann, denn von der Milchviehhaltung über Boden- und Wasseranalysen im Labor bis zu High-Tech, Solar und Photovoltaik gehöre alles dazu, so Petra Stiegeler.

Voraussetzung für den Besuch der Privaten Fachoberschule Fränkische Schweiz ist die Mittlere Reife und ein Notendurchschnitt von mindestens 3,3 in den Hauptfächern. Manche Schüler hätten aber auch schon eine abgeschlossene Berufsausbildung, so die Fachlehrerin. Mit dem Fachabitur in der Tasche würden die meisten Absolventen einen „grünen Beruf“ ergreifen. Man könne mit dem Fachabitur mittlerweile aber auch „fast alles“ studieren.

Träger der privaten Fachoberschule  ist die Unternehmensgruppe SeniVita mit Sitz in Bayreuth. Sie ist nach eigenen Angaben mit rund 1500 Mitarbeitern einer der großen privaten Träger für Pflege, Behindertenhilfe und Bildung in Bayern. Die SeniVita Gruppe betreibt 16 Pflege- und Betreuungseinrichtungen und bildet darüber hinaus in fünf eigenen Schulbetrieben rund 300 Kinder und Jugendliche aus.

Für das Schuljahr 2013/2014 ist die Anmeldefrist bereits abgelaufen. Einzelne Plätze sind aber noch frei. Weitere Information: www.senivita-schulen.de.

Bild: Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt, nicht die bloße Wissensabfrage: Fachlehrerin Petra Stiegeler (links) und Schulleiterin Alice Raffel von der privaten Fachoberschule Fränkische Schweiz.

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12.05.2013

In Pegnitz ging es wieder einmal um die Wurst: Juxveranstaltung und ernster Wettkampf zugleich / 3. Fränkischer Bratwurstgipfel lockte erneut rund 20000 Besucher in den Wiesweiherpark

Pegnitz. 16 Metzgereien, 32 verschiedene Bratwurstsorten und um die 20000 Besucher: zum 3. Mal haben sich am Sonntag Metzger aus ganz Franken in Pegnitz (Landkreis Bayreuth) zu einem ausgeklügelten Bratwurstwettbewerb getroffen. Kaum eine andere Veranstaltung hat es jemals geschafft, für die fränkische Bratwurst als Kultobjekt und Streitpunkt zugleich so viel Aufmerksamkeit zu erreichen. Wer macht die beste Bratwurst und welche schmeckt am besten? Diese Fragen werden seit drei Jahren mit riesigem Aufwand und riesigem Zuspruch immer wieder aufs Neue geklärt.

Fein, halbgrob oder grob. Einzeln, als Paar oder im Dreierpack. In der Semmel, auf Kraut, als Beilage oder als Hauptgericht, mit oder ohne Senf. Wie kaum ein anderer Leckerbissen verkörpert die fränkische Bratwurst Vielfalt und Genuss. Jede teilnehmende Metzgerei durfte deshalb auch heuer wieder zwei Bratwurstspezialitäten ins Rennen schicken, und zwar eine sogenannte „Kreativbratwurst“ und eine klassische Bratwurst.

„Erlaubt ist, was schmeckt“, erläuterte Bernd Sauer von der Handwerkskammer. Und tatsächlich landeten in diesem Jahr auf dem Grill: eine Winzerbratwurst mit Silvaner, eine Bruschettta-Bratwurst, eine Bamberger Zwiebelbratwurst, eine vegetarische Bratwurst und viele andere verrückte Kreationen. Die Kategorie klassische Bratwurst reichte unter anderem von der Coburger Bratwurst, traditionell auf Kiefernzapfen gegrillt, über die Würzburger Bratwurst und zum ersten Mal waren auch echte Nürnberger Bratwürste im Rennen.

„Der Fränkischer Bratwurstgipfel lässt sich als Mischung aus Kulinarik, Information, Unterhaltung, Verkostung und Wettbewerb umschreiben“, sagte Sauer. Als Herzstück bezeichnete er die verschiedenen Verkostungswettbewerbe durch bunt zusammengesetzte Promi- und Expertenjurys. Sie sollten die Besucher anregen, sich intensiv mit den verschiedenen Bratwürsten zu beschäftigen. Gleichzeitig hatten die Besucher Gelegenheit über einen Bewertungsbogen vor Ort, ihre Lieblings-Metzgerei zu bestimmen.

Viele tippten dabei auf die Rödentaler Fleischerei Glumbik. Sie veredelt die fränkische Leibspeise mit Mozzarella, Tomaten und raffinierten Gewürzen und vermarktet sie als Bruschetta-Bratwürste. Nach den Worten von Metzgermeister Frank Glumbik kommen zum mittelfeinen Brät Mozzarella, getrocknete Tomatenstückchen und Gewürze dazu. Bei den klassischen Bratwürsten schickte Glumbik eine typische mittelfeine Coburger ins Rennen und erzielte damit prompt Platz 1 im der Sparte Klassische Bratwurst“. „Doch egal, ob klassisch oder kreativ: Es kommt in erster Linie auf das Fleisch und den Speck an“, so der Metzgermeister aus Rödental.

Konkurrenz bekam Glumbik unter anderem von der Metzgerei Brehm aus Dietersdorf bei Seßlach. In der Kategorie „Bratwurst klassisch“ startete Markus Brehm mit einer groben Coburger Hausmacher. In der Kategorie Kreativ mit einem Dietersdorfer Gourmet-Zipfel. Bei ihm kommen zum feinen Brät Kräuter, Spinat und Käse.

Außer Konkurrenz dabei war diesmal auch Matthias Puchtler aus Friedmannsdorf bei Zell im Fichtelgebirge mit seiner Forellenräucherei. Die Veranstalter hätten zu dem vielfältigen Bratwurstangebot auch eine Alternative bieten wollen, sagt Puchtler, deshalb sei er eingeladen worden. An einer Fischbratwurst arbeite er bereits. Puchtler war im März von der Handwerkskammer mit dem Design- und Erfinderpreis ausgezeichnet worden. Damit wurde seine Kreation gewürdigt, bei der ein Forellenfilet in ein Roggenbrötchen eingebacken wird.

Begleitet wurde die außergewöhnliche Mischung aus Bratwurstwettbewerb und Genussfest unter anderem von der Musik der „Peterlesboam Revival Band“ und dem Kabarettisten „Mäc Härder“. Organisiert wurde der Bratwurstgipfel von der Stadt Pegnitz, dem Verein Genussregion Oberfranken, unterstützt durch die fränkischen Handwerkskammern, das Wirtschaftsband A9 und weitere Sponsoren. In beiden vergangenen Jahren hatte mit der Metzgerei Max aus Hof (2011 und der Metzgerei Lindner aus Pegnitz (2012) immer Metzgereien aus Oberfranken gewonnen.

Bilder:
-   Metzgermeisterin Nina Weiss aus Nürnberg;
-   Bratwürste auf Grill;
-   Schülerinnen der Pegnitzer Hotelfachschule richteten die Probierteller her;
- 16 Metzgermeister aus drei Regierungsbezirken waren in Pegnitz beim3. Fränkischen Bratwurstgipfel an den Start gegangen.

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08.05.2013

Statt Bratwurst und Steaks: Mehr Fische auf fränkische Tische / Oberfränkische Teichwirtschaft eröffnete Fischgrillsaison in der Fränkischen Schweiz

Muggendorf, Lks. Forchheim. Sobald es draußen wärmer ist, werden der Grill entstaubt, die Gartenstühle aufgebaut, die Salate zubereitet, Familie und Freunde eingeladen. Beim Grillen sind die deutschen Weltmeister. Wenn es aber um das Grillgut geht, dann hört der Einfallsreichtum schnell auf. Steaks. Bratwürste, allenfalls noch Gemüse. „Warum nicht auch heimischen Süßwasserfisch“, hat sich die Teichgenossenschaft Oberfranken schon vor Jahren gedacht. Seitdem wird die Fischgrillsaison Anfang Mai eröffnet und der Absatz werbewirksam angekurbelt.

Die Teichgenossenschaft Oberfranken, das sind fast 1000 Mitglieder aus allen Landkreisen des Regierungsbezirk. In der Regel handelt es sich dabei um Landwirte, die ihre Teiche im Nebenerwerb bewirtschaften. Einer, der ganz wenigen in Oberfranken, die ihre Teiche im Haupterwerb bewirtschaften ist Karl-Peter Schwegel von der Forellenzucht Aufseßtal. Schwegel, seit 35 Jahren Vollerwerbsteichwirt , hat diesmal zur Eröffnung der Fischgrillsaison sämtliche Fische frisch geschlachtet und an das Muggendorfer Hotel Goldner Stern geliefert, wo sie sofort verarbeitet wurden.

Ob Bachforellen, Regenbogenforellen oder Lachsforellen, Karpfen und Saibling: sämtliche Fische stammen aus dem Herzen der Fränkischen Schweiz. Nicht etwa aus Vietnam, wie der Pangasius, der dort unter industriellen Bedingungen heranwächst, mit Antibiotika vor Krankheitserregern geschützt wird und einen extrem langen Transportweg zurücklegt, bis er auf dem Teller landet. „Jeder Teich in Oberfranken ist ein Biotop“, sagte Schwegel und warb für die Neuanlage von Teichen, was allerdings von manchen Behörden angeblich aus Naturschutzgründen kritisch gesehen wird.

Für die Eröffnung der Fischgrillsaison hatte Inhaber Andreas Bugl vom Hotel Goldner Stern unter anderem Filets vom Saibling im Bananenblatt mit Kochbanane, Minze und Chilli, Regenbogenforellen im Ganzen mit Knoblauch, Petersilie und Paprika, Lachsforellen mit Rosmarin sowie Sommerkarpfen auf den Grill gelegt. Andreas Bugl kennt sich mit Fischen aus, denn in seinem Hotel finden nicht nur regelmäßig die für die Fränkische Schweiz typischen Fliegenfischkurse statt, sondern einmal im Jahr auch ein internationales Fliegenfischertreffen.

Vor dem Hintergrund der immer wieder für Schlagzeilen sorgenden Lebensmittelskandale könne man den Fisch aus Oberfranken nur empfehlen, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Fisch sei verdaulich, eiweißreich und fettarm und die Wertschöpfung bleibe in der Region. Die Strategie müsse lauten: „Schützen durch Nützen“, so die Landtagsabgeordnete Ulrike Gote. Teiche hätten eine große Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz und die Teichwirtschaft sei eine echte Veredelungswirtschaft, die zu Recht mit Geldern aus dem Kulturlandschaftsprogramm gefördert wird. „Teiche sind wichtig für das Klima und den Wasserhaushalt“, sagte der Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber. Karpfen, Forellen und andere heimische Fische bezeichnete Regierungspräsident Wilhelm Wenning als wichtige Bestandteile der Genussregion Oberfranken.

Bild: Fisch als Grillgut wiederentdecken, dafür warben (von links) MdL Thorsten Glauber, Robert Klupp von der Fischereifachberatung, MdL Ulrike Gote, Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Bezirkstagspräsident Günther Denzler und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma aus Wunsiedel.

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05.04.2013

Bienen gehören zu Bayern / Brunner in Büchenbach: Imker, Bauern und Teichwirte arbeiten für den Natur- und Landschaftsschutz

Büchenbach, Mehr Verständnis für die Belange der Bienen haben Imker aus der Region beim Besuch von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in Büchenbach bei Pegnitz gefordert. „Wir Imker wollen nicht den nächsten Lebensmittelskandal“, sagte Michael Zeilinger aus Oberreichenbach in Mittelfranken. Schon mit kleinen Maßnahmen, wie der Verschiebung der Spritzmittelausbringung in die Abendstunden könnten Erfolge zum Wohle der Bienen erreicht werden. Zusammen mit der Bezirksvorsitzenden des Verbandes für Gartenbau und Landespflege, der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, hatte der Minister in Büchenbach die Bioimkerei und den Lehrbienenstand von Maria und Anton Herzing sowie die Teichanlagen von Margot und Karl-Heinz Herzing besucht.

Brunner brach dabei eine Lanze für die Imker: „Bienen werden noch oft unterschätzt“, sagte er. Nur mit flächendeckenden Bienenvölkern sei eine dauerhafte Bestäubung gewährleistet, deshalb gehörten Bienen untrennbar zu Bayern. Allerdings stellte Brunner auch fest, dass das Verständnis für Bienen und die Belange der Imker in der Gesellschaft deutlich zugenommen habe. Im Rahmen von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen von Landwirten werde mittlerweile regelmäßig auf die Bienenverträglichkeit verschiedener Maßnahmen hingewiesen. Auch das gehöre zur guten fachlichen Kompetenz von Landwirten, die von der Bevölkerung vorausgesetzt werde.

Bauern und Imker forderte Brunner auf, bei strittigen Fragen tragbare Kompromisse zu finden. Die Verwendung von bienenschädlichen Beizmitteln gehe beispielsweise bereits seit Jahren zurück. Bestens bewährt habe sich mittlerweile auch das Projekt „Imker auf Probe“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Das Projekt soll insbesondere jungen Leuten ohne große Verbindlichkeiten einen ersten Einblick in die theoretischen und praktischen Grundlagen der Imkerei ermöglichen. Die betreuenden Imkervereine erhalten dafür einen finanziellen Zuschuss. Brunner zufolge gibt es bayernweit rund 29000 Imker.

Zwei, die sich seit Jahren um die Nachwuchsgewinnung der Imker kümmern sind Maria und Anton Herzing, die in Büchenbach bei Pegnitz einen Lehrbienenstand und eine Bio-Imkerei betreiben. Das Ehepaar war 1998 zur Imkerei gekommen, hatte ein entsprechendes Grundstück am Ortsrand gekauft, eine Streuobstwiese angepflanzt, und sich mittlerweile zu leidenschaftlichen Imkern entwickelt. Anton Herzing ist Vorsitzender des Creußener Imkervereins und betreibt eine rege Jugendarbeit für Schulklassen und Kindergärten. Seit Juni ist Herzing einer von bayernweit 200 biozertifizierten Imkern mit derzeit 42 Bienenvölkern.

Fast in Sichtweite des Lehrbienenstandes betreibt Herzings Bruder Karl-Heinz im Nebenerwerb seine Anlage mit 24 Teichen, in denen er hauptsächlich Regenbogen- und Bachforellen sowie Saiblinge züchtet, aufzieht und als Satzfisch in einem Umkreis von 150 Kilometern vermarktet. Als einer der ersten Teichwirte wurde Herzing bereits 1998 zertifiziert, mit großem Aufwand hat er seitdem sämtliche Teichanlagen selbst gebaut und immer wieder modernisiert. Besorgt zeigte sich Herzing, dass der Kormoran wegen des langen Winters wieder zunimmt. Die Teichwirte forderten deshalb, die artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung auszusetzen, damit der Kormoran länger geschossen werden darf.

Am Rande des Ministerbesuchs  appellierten die Bezirksvorsitzende Brendel-Fischer und Stellvertreter Günter Reif aus Kulmbach an den Minister, im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ ehrenamtliches Engagement künftig stärker zu gewichten. Gerade vor dem Hintergrund einer extrem kurzen Antragsfrist im laufenden Jahr sollte bürgerschaftliches Engagement stärker in den Vordergrund gestellt werden. Für den Wettbewerb auf Landkreisebene müssen die Unterlagen bereits bis Ende Juni eingereicht werden, noch vor der Sommerpause werden sie Kommissionen ihre Entscheidungen treffen. Im kommenden Jahr fallen die Entscheidungen auf Bezirksebene, 2015 sollen die Landessieger gekürt werden. Erst 2016 werden dann die bayerischen Golddörfer am Bundeswettbewerb teilnehmen, ehe der Wettbewerb wieder von vorne startet. Brendel-Fischer nannte es dabei besonders bemerkenswert, dass von den zuletzt bayernweit 345 beteiligten Dörfern, 144 aus Oberfranken und nur zehn aus Oberbayern kamen. „Der Wettbewerb motiviert die Menschen durch Eigenverantwortlichkeit und schärft das Bewusstsein für die Werte im eigenen Dorf“, sagte die Abgeordnete. Damit leiste der Wettbewerb einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des gesamten ländlichen Raums.

Bild oben: Am Lehrbienenstand von Anton Herzing betrachteten Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, die zuständige staatlich Fachberaterin Barbara Bartsch vom Amt für Landwirtschaft und die Landtagsabgeordnete und Bezirksvorsitzende  des Verbandes für Gartenbau und Landespflege Gudrun Brendel-Fischer (von links) ein überwinterndes Bienenvolk.

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19.03.2013

Vom Schandfleck zum Schmuckstück / Erster Bauabschnitt der Dorferneuerung Betzenstein abgeschlossen

Betzenstein, Lks. Bayreuth. „Die kleine Stadt ist zum echten Kleinod geworden.“ Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hatte sich trotz der widrigen Witterung viel Zeit genommen, um die Dorferneuerungsmaßnahmen in Betzenstein zu besichtigen. 3,6 Millionen Euro wurden bisher in einem ersten Bauabschnitt investiert, weitere 1,3 Millionen Euro sollen bis Ende 2014 im zweiten Bauabschnitt folgen. Den Förderbescheid über die Hälfte, also über 650000 Euro überreichte Brunner am Ende seines Rundgangs an Bürgermeister Claus Meyer. Die Federführung der Dorferneuerung Betzenstein liegt beim Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken.

Über zehn Jahre reicht der Beschluss des Stadtrates bereits zurück. Es sei ein schwieriger Start gewesen, erinnerte sich der Bürgermeister. Hauptgrund dafür war die relativ hohe Eigenbeteiligung der Bürger. 1,2 von den 3,6 Millionen Euro habe die Stadt aufbringen müssen, für die Hälfte davon seien die Bürger direkt zur Kasse gebeten worden. Doch es hat sich gelohnt, die mit 2500 Einwohnern kleinste Stadt Frankens sei mittlerweile wieder ein Schmuckstück mit hoher Aufenthaltsqualität. Zuzüge junger Familien kann der Bürgermeister mittlerweile sogar aus dem nicht allzu fernen Nürnberg verbuchen.

Mit jedem Euro Fördergeld würden sechs bis sieben Euro an Privatinvestitionen ausgelöst, sagte Minister Brunner. Die Maßnahmen in Betzenstein zeigten beispielhaft, was im ländlichen Raum alles möglich ist, welche Entwicklungspotentiale vorhanden sind und wie mit Hilfe der Dorferneuerung auch Aufträge und Arbeitsplätze entstehen können. „Sie haben den Durchbruch geschafft, ich sehe Betzenstein auf dem besten Weg“, so der Minister.

Zu den herausragenden Beispielen und Besonderheiten, die Minister Brunner bei seinem Rundgang besichtigte gehört beispielsweise das Maasen-Haus, eines der ältesten Häuser der Stadt und die mit über einer Million bislang teuerste Einzelmaßnahme der gesamten Dorferneuerung. Bis in die 1990er Jahre sei es noch bewohnt gewesen, danach habe es lange leer gestanden und wurde zum Schandfleck, nun ist es auf dem besten Weg, zu einem zentralen Punkt an der Hauptstraße zu werden.

Mittlerweile im Besitz der Stadt sollen im Maasen-Haus künftig die Tourismus Information, eine Bücherei und ein Trauungszimmer eingerichtet werden. Das Besondere an dem denkmalgeschütztem Gebäude war es, dass in der Vergangenheit Mensch und Tier hier ganz eng beieinander gelebt hätten. Während im Erdgeschoss die Stallungen waren seien im ersten Stock die Wohn- und Schlafräume gewesen. „Eine derartige Konstellation mitten im Ort ist sehr selten“, so Architekt Manfred Witt.

Weitere Beispiele der Dorferneuerung sind die grundlegende Sanierung des Pflegamtsschlosses, die städtebauliche Entwicklung des Oberen Marktes, die Einrichtung eines Kommunikationsmittelpunktes mit einem modernen Buswartebereich am Unteren Markt sowie die Errichtung eines Hackschnitzelheizanlage mit Nahwärmenetz im Scheunenviertel. Die Anlage hinter dem Torbogen heizt versorgt neben Privathäusern auch den Kindergarten, das in privater Hand befindliche ehemalige Pflegamtsschloss, das Gemeindehaus und eine Edelbrennerei. In den folgenden knapp zwei Jahren sollen nun unter anderem ein vorbeugender Hochwasserschutz mit einem Wasserrückhaltebecken errichtet werden, zusätzliche Gehwege gebaut und weitere Gestaltungsmaßnahmen innerhalb des Stadtkerns erfolgen.

In Betzenstein habe man längst begriffen, dass das reichhaltige historische Erbe keine Last sondern eine Chance ist, so Landrat Hermann Hübner. Gerade junge Leute würden vermehrt schätzen, dass endlich etwas passiert. Bis man allerdings die Bürger aktiv zur Mitwirkung gewinnen konnte, habe man allerdings zunächst „Klingen putzen“ müssen, so der Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Thomas Müller.

Bilder:
- Lothar Winkler vom Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken zeigt (von links) der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer, Landrat Hermann Hübner, dem Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft Thomas Müller und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner Bilder von der Situation vor und nach der Dorferneuerung.
- Einen Förderbescheid in Höhe von 650000 Euro übergab Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (2. von links) an den Betzensteiner Bürgermeister Claus Meyer. Mit im Bild die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und der Bayreuther Landrat Hermann Hübner (links).

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05.02.2013

Keine fischfreien Gewässer entlang des Grünen Bandes / Fast 1000 Teichwirte produzieren in Oberfranken heimischen Fisch

Himmelkron. Das „Grüne Band“ bereitet Fischern und Teichwirten Kopfzerbrechen. Ursprünglich als harmloser Streifen für den Naturschutz entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gedacht, sollen nun Korridore in einer Entfernung von bis zu 25 Kilometern einbezogen werden. Viele Teichwirte könnten davon betroffen sein, warnte Otto Norbert Grußka, Geschäftsführer der Teichgenossenschaft Oberfranken.

„Diese bislang von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtete Naturschutzgroßprojekt könnte für uns Teichwirte erhebliche Probleme aufwerfen“, sagte Grußka bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken, einem Zusammenschluss von fast 1000 Teichwirten aus dem Regierungsbezirk. Nach den Worten Grußkas sehen die bislang bekannten Pläne vor, Flächen der Natur zuzuführen und dabei weitestgehend auf menschliche Nutzung zu verzichten. Für die Teichwirte würde dies unter anderem eine Reduzierung des Fischbestandes bis hin zu fischfreien Gewässern, eine Anhebung der Verlandungszone um rund ein Drittel sowie jeglicher Verzicht auf Düngung oder Kalkung bedeuten. „Damit würden wir auf die Nutzung unserer Teiche und somit auf unser Eigentum  verzichten“, sagte der Geschäftsführer. Ausgleichszahlungen seien zwar vorgesehen, doch hätten sie eine Laufzeit von 20 Jahren, außerdem müssten bestimmte Unterhaltsmaßnahmen wie das Mähen von Wiesen auch weiterhin erfolgen.

Auch künftig ein Thema ist der Kormoran, auch wenn die jetzigen Bejagungsmöglichkeiten einen deutlichen Fortschritt darstellen. Noch besser wäre allerdings eine Bestandsregulierung, also bereits eine Eingriffsmöglichkeit in die Nester der brütenden Vögel, so Thoma. „Auch wenn es einige noch immer nicht glauben wollen, der Kormoran ist längst nicht das possierliche Vögelchen, als das er von ideologisch geprägten Vogelschützern dargestellt wird.“ Die nächsten Feinde der oberfränkischen Fischerei seien allerdings schon im Anmarsch, so Gudrun Brendel-Fischer, Landtagsabgeordnete und Mitglied des Landwirtschaftsausschusses. Vor allem beim Biber und beim Fischotter sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, damit keine entsprechenden Populationen entstehen.

Schwer getroffen hat die oberfränkischen Teichwirte auch der Wegfall der pauschalen Förderung aus dem Europäischen Fischereifonds (EFF) im vergangenen Spätherbst. Vorsitzender Thoma sprach von einem Erdrutsch, Förderfachmann Peter Leitel bedauerte den Wegfall, zumal die Ausgestaltung des neuen EU-Fischereiförderprogramms für den Förderzeitraum 2014 bis 2020 noch völlig offen sei. Leitel betonte aber auch, dass die bisherige Förderung von Einzelmaßnahmen nach Nachweis auch künftig erhalten bleiben soll. Umso ärgerlich nannte es Franz Geldhauser vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium, dass sämtliche bereits bewilligten Pauschalsätze aus den Jahren 2007 bis 2012 zurückbezahlt werden müssen. Sicher ist es nach den Worten Geldhausers, dass die Förderung nach dem Einzelnachweis auch künftig unter anderem für Maßnahmen der Direktvermarktung, Absatzförderung, für Umweltleistungen oder Marktstudien gelten soll.

Aller Unwägbarkeiten zum Trotz steige der Absatz von Fisch derzeit wieder konstant an, so der Vorsitzende. Als Gründe dafür nannte er unter anderem die zahlreichen Marketingbemühungen wie zum Beispiel die werbewirksame Eröffnung der Fischgrillsaison, der Karpfensaison oder die Beteiligung der Teichwirtschaft bei Kochwettbewerben. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, sagte Thoma. Mit den Fischmarketingaktionen sei die Teichgenossenschaft auf dem richtigen Weg. Vor allem hätten viele Verbraucher mittlerweile gelernt, den heimischen Karpfen dem vietnamesischen Pangasiusfilet vorzuziehen, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Auf diesem Weg leisteten die Teichwirte auch einen unverzichtbaren Beitrag für eine attraktive heimische Gastronomie.

Seinen letzten Auftritt hatte bei der Jahresversammlung der leitende Direktor der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken Robert Klupp. Nach fast 40 Jahren in Diensten des Bezirks wird Klupp seinen Ruhestand im September antreten. Er gehörte 1975 zu den Gründervätern der Teichgenossenschaft. „Robert Klupp hat die Fischerei in Oberfranken entscheidend geprägt“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Peter Thoma. Klupp selbst rief die Teichwirte dazu auf, den Menschen immer wieder zu verdeutlichen, dass die Teichwirte einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft leisten und dabei wertvollste Lebensmittel erzeugen.

Bild: Noch im laufenden Jahr steht ein Wechsel in der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken an (von links): Der neue Leiter Thomas Speyerl, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma und der bisherige Fischereifachberater Robert Klupp.

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28.01.2013

Vorsicht vor Fälschungen / Regionalität boomt: Nicole Weik vom Bundesverband der Regionalbewegung fordert klare Richtlinien

Bayreuth. „Regionalität ist keine Modeerscheinung, sondern ein langfristiger Trend, deshalb lohnt es sich auch, zu investieren.“ Diese klare Handlungsempfehlung gibt Nicole Weik vom Bundesverband der Regionalbewegung mit Sitz in Feuchtwangen allen landwirtschaftlichen Direktvermarktern mit auf dem Weg. Die Sprecherin warnt aber auch vor schwarzen Schafen in der Branche: „Es gibt viele, die auf regional machen wollen, obwohl gar keine Regionalität dahinter steckt.“ Allen potentiellen Direktvermarktern empfiehlt sie deshalb, sich klar von den „Scheinregionalen“ abzugrenzen, um keinen Imageverlust zu erleiden. Außerdem kritisiert Nicole Weik die schwammigen gesetzlichen Rahmenbedingungen in Sachen regionale Lebensmittel.

„Regionalität, das ist noch immer der ganz große Boom“, sagt die Sprecherin. Aufgrund der vorherrschenden landwirtschaftlichen Strukturen sei die regionale Vermarktung besonders in Süddeutschland ausgeprägt.  Oberfranken sei mit seiner Genussregion relativ gut dabei, so Nicole Weik bei ihrem Vortrag beim 18. Oberfränkischen Direktvermarktertag in Bayreuth.

Frische, Heimat, Qualität und Sicherheit, das seien nur einige Assoziationen, die viele Menschen mit Regional in Verbindung bringe. Kurze Transportwege, beste Fachverarbeitung, vertrauenswürdige Erzeuger, an all diese Punkte werde sich der Verbraucher spätestens beim nächsten Lebensmittelskandal erinnern. Aber auch ohne Skandale kauften viele Bürger gerne direkt bei regionalen Erzeugern ein.

Wenn es auch noch immer viele Verbraucher gebe, die zwischen regional und bio keinen Unterschied machen, so habe der Bundesverband ganz klar festgestellt: „Seit 2011 ist das Verhältnis regional und bio gekippt.“ Soll heißen, Lebensmittel aus der Region würden häufiger gekauft als biologisch erzeugte Produkte, vor allem Obst und Gemüse, Eier, Fleisch und Milchprodukte.

Allerdings erwarte der Verbraucher auch, dass die entsprechenden Produkte in der Region hergestellt und verarbeitet werden und dass Rohstoffe und Futtermittel aus der Region stammen. Genau hier setzt Nicole Weik mit ihrer Kritik an den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen an. Regionale Produkte seien gesetzlich nicht definiert, jeder verstehe etwas anderes darunter, genau wie jeder seine Region anders abgrenzt.

Besonders viele Ausreißer gebe es dabei bei den regionalen Eigenmarken der großen Discounter. Die Kartoffeln für das „Deutsche Kartoffelpüree“ stammten aus Nordrhein-Westfalen, sie würden in Mecklenburg-Vorpommern verarbeitet und in Bayern mit dem Slogan „Aus der Region“ angeboten. Was für den einen oder anderen Verbraucher gerade noch vertretbar sein mag, höre aber spätestens bei heimischem Kaffee, regionalen Banananchips oder Orangensaft und Mango-Essig aus der Region auf. Nicole Weik weiß auch von Beispielen, wo schottischer Wildlachs in der Werbung als regionales Lebensmittel durchgeht. Nur selten würden derartige Mogelpackungen auffliegen, wie etwa bei der inzwischen vom Markt genommenen Marke „Schwarzwälder“, deren Milch aus dem Allgäu stammte oder bei einem Bodenseekäse, der aus Holland kam.

Die Gefahr sei groß, dass der gesamte Markt einen Imageverlust erleidet, so Nicole Weik. Viele Medien hätten bereits über diese Form der Verbrauchertäuschung berichtet. „Diesen Flurschaden wieder zu bereinigen ist sehr schwierig“, so die Sprecherin, die entsprechende Planungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums begrüßt, künftig die Herkunft der Rohstoffe zu deklarieren und die Region räumlich klar zu definieren.

Damit komme die Politik auch einer von zahlreichen Forderungen ihres Verbandes in Sachen glaubwürdiger Regionalvermarktung nach. Weitere Forderungen zielen auf einem klaren Kriterienkatalog für Kontrolleure, auf artgerechte Tierhaltung und kurze Transportwegen ab.

Bild: „Viele Verbraucher verwechseln regional mit bio“: Nicole Weik vom Bundesverband der Regionalbewegung in Feuchtwangen.

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12.10.2012

„Lebensmittel sind Mittel zum Leben“: Ministerpräsident Seehofer und Sternekoch Alexander Herrmann warben für regionale Produkte

Kulmbach. Der lockere Ausklang war gleichzeitig der Höhepunkt der ersten Bayerischen Ernährungstage des neuen Kompetenzzentrums für Ernährung in Kulmbach. Essen soll schließlich auch Spaß machen und alle Sinne ansprechen. Und so griff Ministerpräsident Horst Seehofer kurzerhand zum Kochlöffel, kritisch beäugt vom TV-bekannten Sternekoch und gebürtigen Kulmbacher Alexander Herrmann.

„Kulmbach ist der wichtigste Lebensmittelstandort Europas“, sagte Seehofer. Er rief dazu auf, Lebensmittel als Mittel zum Leben zu begreifen. Während Fleisch oder auch Schokoriegel noch zu seiner Kindheit ein seltener Genuss waren, sei dieser Genuss heute die Regel. Kein Wunder, wenn so die Wertschätzung für die Nahrung verloren gehe. Dank einer leistungsfähigen Landwirtschaft und einer breit aufgestellten Ernährungsindustrie könne man heute in Deutschland von den besten Lebensmitteln sprechen, „die wir je hatten“. Gute Lebensmittel seien dabei durchaus auch gleichbedeutend mit guter Lebensqualität. Deshalb müsse das Bewusstsein des Verbrauchers immer wieder geschärft werden und genau das sei die Aufgabe des Kompetenzzentrums für Ernährung.

Die Show im neuen Museumspädagogischen Zentrum des Bayerischen Brauerei und Bäckereimuseums zum Ende des ganztägigen Symposiums „Ernährung ist MehrWert“ hatte natürlich auch einen ernsten Hintergrund. Die Ernährung sei das Megathema des 21. Jahrhunderts, sagte Martin Neumeyer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Deshalb sei es einer der wichtigsten Aufgaben, des genau vor einem Jahr eröffneten Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn), das Bewusstsein für Nahrungsmittel aus der Region zu schärfen.

„Die regionale gesunde Basis ist unser Weg und nicht Erdbeeren aus China mitten im Herbst“, so Neumeyer mit Blick auf die Magen-Darm-Grippewelle in Ostdeutschland, als deren Verursacher mit Noroviren verunreinigt Tiefkühlerdbeeren ausgemacht wurden. Aufgabe des Kompetenzzentrums ist es, den Austausch zwischen Forschung, Ernährungswirtschaft, Produktion, Ernährungsbildung und Dienstleistern zu forcieren. „Wir sind nach einem Jahr in Kulmbach gut angekommen und werden Kulmbach weiter ausbauen“, kündigte Neumeyer an.

Gemeinsam mit Sternekoch Alexander Herrmann und Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm bereitete Ministerpräsident Seehofer im Anschluss panierte Weißwurststücke auf Roter Bete zu. Der Ministerpräsident rieb dazu die Brötchen und schlug die Eier auf, räumte aber gleich zu Beginn mit der ihm eigenen Selbstironie ein, dass er in der Küche, „wenn überhaupt, dann nur zu leichteren Hilfstätigkeiten“ zu gebrauchen sei.

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23.09.2012

Weichen für den Wald stellen / Rund 10000 Besucher beim Oberpfälzer Waldtag in Amberg

Amberg. Die Anziehungskraft der Themen Wald und Holz ist ungebrochen: An die 10000 Besucher lockte der „Waldtag Oberpfalz“ am Sonntag nach Amberg, wo das dortige Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten eine Großveranstaltung mit fast 80 Ausstellern, zahlreichen Vorführungen und der richtigen Mischung aus Information und Unterhaltung auf die Beine gestellt hatte.

„Der Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen, der Wald ist Ökosystem, Lebens- und Erholungsraum, Wasseraufbereiter und –speicher, Sauerstoffproduzent und Rohstofflieferant und vieles mehr“, sagte Behördenleiter Willibald Götz. Alle diese Funktionen den Menschen klar zu machen, das sei das erklärte Ziel des Waldtages.

Information sei aber auch deshalb so wichtig, weil die Forstwirtschaft aktuell vor großen Herausforderungen steht, so Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Schon in knapp 20 Jahren sollen zwei Drittel der privaten Waldbesitzer sogenannte „urbane Waldbesitzer“ sein, denen es am Verständnis und am Wissen um den Wald fehlt. Sie mit den forstlichen Zusammenschlüssen zusammenzubringen und für Waldpflege- und Nutzungsverträge zu gewinnen, das sei eines seiner erklärten politischen Ziele, so Brunner. Die Forstbetriebsgemeinschaften und Waldbesitzervereinigungen würden dafür schon heute mit rund drei Millionen Euro pro Jahr unterstützt.

Als zweite große Herausforderung bezeichnete Brunner den Klimawandel, der den Wald am stärksten trifft. Als wirksames Gegenmittel sieht der Minister den Umbau der gefährdeten Nadelwälder in stabile Mischwälder. „Vorsorgen ist besser und billiger als heilen“, so Brunner. Wer in 100 Jahren klimatolerante Mischwälder haben möchte, müsse jetzt die Weichen dafür stellen. Auch das kostet freilich Geld: Neben den regulären Haushaltsmitteln werde die Staatsregierung deshalb weitere sieben Millionen Euro für Waldumbaumaßnahmen und Klimaforschung bereitstellen.

Sorgen bereiten dem Minister schließlich auch die „überzogenen Forderungen des Naturschutzes“ nach Flächenstilllegungen. Die nachhaltige und zukunftsfähige Forstwirtschaft Bayerns gerate dadurch in Gefahr, sagte Brunner. Es sei ein Irrglaube, dass nur stillgelegte Wälder einen Wert für die Natur haben. Schließlich seien die naturnahen Waldbestände, auf die der Naturschutz ein Auge wirft, nicht trotz, sondern wegen der Bewirtschaftung in einem derart guten Zustand.

Zentraler Programmpunkt des Waldtages war die Erstaufführung eines Waldfilmes, den Studenten der Medientechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Amberg/Weiden unter ihrem Betreuer Stefan Breunig erstellt hatten. Unterhaltsam und in teilweise spektakulären (Luft-)Bildern zeigt der etwa zwölf Minuten lange Streifen die Aufgaben des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Amberg. Der Film zeigt ganz konkret, wie Förster Hans Eiber einen Waldbesitzer berät, was ein Harvester ist, wie ein Motorsägenkurs abläuft und wie Förster Werner Lang Drittklässlern Waldwissen vermittelt. Daneben erfährt der Betrachter beispielsweise, dass im Landkreis Amberg zwei Drittel des Waldes über 13000 privaten Waldbesitzern gehören und dass im gesamten Landkreis pro Jahr etwa 100000 bis 120000 Festmeter Holz eingeschlagen werden.

Behördenleiter Götz sah den Oberpfälzer Waldtag in Amberg am richtigen Ort. Der Landkreis Amberg/Sulzbach zähle zu den waldreichsten in Bayern, sagte er. Nach den Worten von Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer gehört die Stadt Amberg außerdem zu den größten kommunalen Waldbesitzern Bayerns. Ein absoluter Glückstreffer war dabei auch die Wahl der Standorte für den Waldtag im Innenhof und auf den Parkplätzen der Hochschule sowie in der Parkanlage Maxallee vor dem ehemaligen Bayerischen Forstamt. Hier war Platz für das großzügige Waldforum und den Marktplatz, für die vielen Vorführungen mit forstlichen Großmaschinen und nicht zuletzt auch für ein Festzelt und eine riesige Bühne, auf der beispielsweise Zimmererleute Zunftlieder sangen oder Jagdhornbläser Signale vortrugen.

Bilder:
- Die bayerische Waldprinzessin Eva Ritter und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner erfuhren von Birgit Eichinger und deren Vater, dem Bogenbauer Günther Kurz (von links) aus Hohenburg/Voggenhof, was man aus Holz alles machen kann.
- Informationen zu den Themen Wald und Holz gab es von den fast 80 Ausstellern im Waldforum.
- Vorführungen von forstwirtschaftlichem Großgerät lockten Forstprofis und Neugierige gleichermaßen.
- Kunstvolle Skulpturen aus Holz fertigten Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten live vor den Augen der staunenden Besucher an.

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14.09.2012

Artgerecht, naturverträglich und ökologisch korrekt: Hervorragendes Karpfenjahr / Teichwirte eröffneten oberfränkische Karpfensaison

Stiebarlimbach. Gute Nachricht für alle Oberfränkischen Feinschmecker: Ab sofort gibt es in allen Monaten mit dem Buchstaben „r“ im Namen wieder fangfrischen Karpfen aus heimischen Teichen. „Das Karpfenjahr war hervorragend“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Thiersheim, bei der oberfränkischen Karpfensaisoneröffnung in Stiebarlimbach bei Hallerndorf im Landkreis Forchheim.  Bedingt durch das Wetter seien die Karpfen in bester Qualität herangewachsen. Nach Mittelfranken und der Oberpfalz gilt der Regierungsbezirk Oberfranken als drittstärkster Karpfenproduzent in Bayern.

Bevor der Fisch allerdings als Karpfen blau, gebacken mit Salzkartoffeln, zerlassener Butter und Meerrettich oder als Karpfenlocken auf den Tisch kommt, muss er aus dem Teich. Diesmal hatte Johann Weiß seine Weiher in dem kleinen Ort Stiebarlimbach im oberfränkischen Teil des Aischgrundes und damit ganz im Westen des Regierungsbezirks abgefischt und sich dabei Unterstützung von Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler sowie von den Landtagsabgeordneten Eberhard Nöth und Thorsten Glauber geholt. Der „Fischbauernhof" Weiß gilt dabei nach den Worten aller Beteiligter als echter Vorzeigebetrieb in Oberfranken, der mit seinen kleinen Teichen einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leistet.

„Heimischer Karpfen ist ein reines Naturprodukt, das seit Jahrhunderten nahezu unverändert erzeugt wird“, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Bevor die Teiche abgefischt werden, müssten die Karpfen drei Jahre lang heranwachsen. Während dieser Zeit ernährten sie sich ausschließlich von Plankton und anderen Kleinlebewesen. Zugefüttert werden müsse lediglich Getreide, das in Oberfranken meist aus eigener Erzeugung der Teichwirte stammt. „Damit ist der Karpfen ein artgerechtes und naturverträgliches Erzeugnis“, sagte Denzler. Doch damit nicht genug: Rechnerisch stünden stehe jedem oberfränkischen Karpfen rund 20000 Liter Wasser als Lebensraum zur Verfügung. „Das sind paradiesische Zustände“, so der Präsident. Schließlich werde der Karpfen auch älter, als jedes andere landwirtschaftliche Nutztier.

Oberfranken biete auch eine Vielzahl an Gasthöfen, die den Karpfen in allen Variationen zubereiten. Diese enge Verbindung von Teichwirtschaft und Gastronomie garantiere dem Verbraucher ein gesundes, frisches Lebensmittel unmittelbar aus der Region, so Regierungspräsident Wilhelm Wenning . Aufgrund dieser geringen Transportwege könne der Karpfen auch auf eine hervorragende Ökobilanz verweisen, sogar die Stiftung Warentest habe regional erzeugte Karpfen im Gegensatz zum Pangasiusfilet aus Fernost mittlerweile als „ökologisch korrekt“ eingestuft.

Teichwirt zu sein, heißt heimatverbunden zu sein und die Liebe zur Natur jeden Tag aufs Neue unter Beweis zu stellen, so der Landtagsabgeordnete Eduard Nöth. Die Politik habe deshalb in den zurückliegenden Jahren nicht ohne Erfolg immer wieder große Anstrengungen unternommen, um die Teichwirtschaft zu unterstützen und sie vor Bürokratie zu entlasten.

Bilder:
- Heimischer Karpfen ist ein reines Naturprodukt: Der oberfränkische Regierungspräsident Wilhelm Wenning, der Bürgermeister von Buttenheim Johann Kalb, MdL Thorsten Glauber, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Teichwirt Johann Weiß, TEGOF-Vorsitzender Dr. Peter Thoma und MdL Eduard Nöth bei der oberfränkischen Karpfensaisoneröffnung.
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Höhepunkt im Jahreslauf der Teichwirte: Die Eröffnung der Karpfensaison beginnt traditionell mit dem Abfischen eines Teiches, wie diesmal in Stiebarlimbach im Landkreis Forchheim.

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22.08.2012

Pflanzen für die Energiegewinnung der Zukunft / Lehrstuhl Pflanzenökologie der Universität Bayreuth will Einführung der Becherpflanze als Alternative zum Mais forcieren

Bayreuth. Es muss nicht immer zwangsläufig Mais sein. Auch eine ganze Reihe anderer Pflanzen ist zur Biogasproduktion geeignet. Vielleicht sogar besser als Mais, so Dr. Pedro Gerstberger, Botaniker vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Universität Bayreuth. Der Wissenschaftler führt seit einigen Jahren zusammen mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten des Bezirks Oberfranken in Bayreuth ein Pilotprojekt durch, mit dem erforscht werden soll, welche Wildpflanzen-Dauerkultur für die Biogasproduktion geeignet ist und welche Pflanzen dabei besonders als Biogassubstrat in Frage kommen. Bei einer Vorstellung des Forschungsprojekts mit Anne Weydenhammer von der Bioenergieregion Bayreuth, dem Parlamentarischen Finanzstaatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk und dem Verwalter der Lehranstalten Martin Höpfel führte Gerstberger eine ganze Reihe solcher Pflanzen auf, die vornehmlich aus Nordamerika stammen. Die Becherpflanze (Silphium perfoliatum) stellte er dabei ganz besonders heraus.

Hier sei nur einmal eine Aussaat erforderlich, danach ergäbe sich mindestens eine 15-jährige Standzeit. Die Becherpflanze sei zudem weniger frostempfindlich, mache keinen Zwischenfruchtanbau erforderlich, Krankheiten oder Schädlinge seien bislang nicht bekannt und der Boden werde nur wenig verdichtet, da er nur zwei Mal pro Jahr befahren werden muss, bei der Düngung und bei der Ernte. Freilich gibt es auch Nachteile gegenüber dem Mais: So sei der Einsatz von Herbiziden zur Saatbeet-Vorbereitung notwendig und Erträge seien erst ab dem zweiten bis dritten Jahr zu erwarten, da die Bestände erst dann ausreichend dicht sind.

Kritiker behaupten, bei der „Vermaisung“ der Landschaft sei man mittlerweile zu weit gegangen. Dabei biete der Mais als Bioenergiepflanze bei weitem nicht nur Vorteile. Nach den Worten von Gerstberger nähmen Schädlinge, wie der Maiszünsler oder der Maiswurzelbohrer zu. Damit einher gehe ein wachsender Einsatz von Pestiziden. Mais verringere zudem den Humusanteil im Boden und könne erst relativ spät ausgesät werden. Schließlich nähmen auch die Schäden durch Wildschweinpopulationen zu und die Maisblüten seien als Nektarquelle für Insekten nicht nutzbar, so beklagen es die Imker.

„Diesem Thema gehört die Zukunft“, sagte Staatssekretär Koschyk. Er bezeichnete das Projekt der Bioenergieregion als absolut vorbildlich, weil es über kommunale Grenzen hinaus angelegt sei. Die Becherpflanze könne aufgrund ihrer hervorragenden Ökobilanz eine echte Alternative zum Mais sein, zumal damit auch das Überleben der Bienen in der Region gesichert sei. Nun müsse eine erhöhte Akzeptanz bei den Landwirten erreicht werden, was beispielsweise durch veränderte europäische Förderbedingungen begünstigt werden könne. „Wir müssen Anreize setzen, um die Einführung von Saatgut für die Becherpflanze zu erleichtern“, so Koschyk. Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium könne dazu beitragen, die Forschung, den Transfer und die Markteinführung der Becherpflanze zu begünstigen.

Die Becherpflanze ist freilich nicht die einzige Bioenergiepflanze, die den Mais ablösen könnte. Versuchsflächen in und um Bayreuth gebe es bereits auch für den Gelben Kronbart, die Riesen-Scheinaster, den Wasserdost, die Fächermalve oder die einheimische Sumpf-Gänsedistel. „Die Becherpflanze scheint aber die Beste zu sein“, so Gerstbergers Zwischenstand seiner bisherigen Untersuchungen. Alle genannten Sorten würden von Insekten bestäubt, so dass sie auch Imker interessant sind. Interessant für die Landwirte dürfte dabei sein, dass der jährliche Hektarertrag bei der Nutzung als Energiepflanze deutlich über dem vom Mais liegt. Gerstberger sprach dabei von über 500 Euro im Vergleich zum Mais, allerdings mittel- und langfristig gerechnet. Bis es soweit ist, müssten die Landwirte erst einmal investieren. Gerstberger rechnete mit etwa 3600 Euro pro Hektar.

Bild: Der Botaniker Dr. Pedro Gerstberger (rechts) von der Universität Bayreuth erläutert dem Parlamentarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk die Vorzüge der Becherpflanze, die auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth bereits angebaut wird.

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02.08.2012

Problem Produktionskosten: Höhere Kosten gleichen gute Preise aus
Bauernverband zieht gemischte Erntebilanz für Oberfranken

Gößmannsreuth. Eine durchschnittliche Ernte, gute Preise aber nicht unbedingt höhere Gewinne: Die oberfränkischen Landwirte blicken zur Erntehalbzeit mit gemischten Gefühlen nach vorne. Während Wetterkapriolen längst an der Tagesordnung sind, bezeichneten der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif und BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer bei einem Ortstermin auf dem Hof von Gerhard Reif in Gößmannsreuth bei Kulmbach die extrem gestiegenen Produktionskosten als größtes Problem.

„Höhere Getreidepreise bedeuten nicht gleichzeitig höhere Gewinne“, sagte Böhmer. Die Kosten für Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel seien auch im laufenden wieder erheblich teurer geworden. Überdurchschnittliche Kostensteigerungen von bis zu elf Prozent für Düngemittel, für Diesel und Pflanzenschutzmittel relativierten das gute Erzeugerpreisniveau.

Fast schon zur Tagesordnung gehören die Wetterextreme, mit denen die Bauern nicht nur in Oberfranken zurechtkommen müssen. Vor allem das plötzliche Sinken der Temperaturen Mitte Februar in den zweistelligen Minusbereich und die folgenden starken und andauernden Fröste hätten den Beständen zugesetzt, die nicht von einer Schneedecke geschützt wurden. Besonders der westliche Teil Oberfrankens habe darunter stark gelitten. Die verheerende Wirkung dieser Kahlfröste habe sich dann zu Beginn der Wachstumsphase gezeigt. Allein in Franken waren den Landwirtschaftsämtern zufolge über 100000 Hektar Wintergetreide und Raps so stark geschädigt, dass sie umgebrochen werden mussten. Besonders betroffen gewesen seien die Wintergerste, der Weizen und der Raps, so BBV-Bezirkspräsident Greif.

Als wären die meisten oberfränkischen Landwirte nicht schon gebeutelt genug, habe dann noch im März und im April der Regen gefehlt. Durch die Trockenheit bildeten sich auf den ohnehin frostgeschädigten Flächen, die nicht umgebrochen wurden, nur sehr wenig ährentragende Halme aus. Nicht zuletzt habe dann auch noch der April mit hoher Sonneneinstrahlung am Tag und mit Minusgraden in der Nacht dafür gesorgt, dass auch die Rapspflanzen geschädigt und vom Grauschimmel befallen wurden. Ergebnis: Viele Pflanzen verwelkten und die Flächen mussten noch einmal umgebrochen werden.

Überhaupt sei der Raps diesmal die größte Problemkultur gewesen. Wenn die Anbaufläche auch um über 3000 auf gut 19000 Hektar gesteigert wurde, so müsse die Ertragssituation sehr differenziert betrachtet werden. Geschädigte Rapsflächen hätten sehr hohe Ertragseinbußen bis hin zum kompletten Ausfall, gute Bestände lassen dagegen auf ein durchschnittliches bis gutes Ertragsniveau hoffen.

Um über 2000 Hektar zurückgegangen war in diesem Jahr die Wintergerste, bei der je nach Vegetationssituation von einem durchschnittlichen Ertrag ausgegangen wird. Im Gegenzug hatte der Roggenanbau um fast 700 Hektar auf 6200 Hektar zugelegt. „Die Erträge sind leicht überdurchschnittlich einzuschätzen, die bisher geernteten Qualitäten sind sehr gut“, sagte Greif. Als Grund nannte er vor allem die Tatsache, dass Roggen traditionsgemäß die Frucht mit der höchsten Trockenheitsresistenz ist.

Vernünftige Qualitäten und durchschnittliche bis gute Erträge gibt es wieder beim Weizen, bei dem die Anbaufläche allerdings aufgrund der Auswinterungsschäden um über 1000 auf knapp 34000 Hektar zurückgegangen ist. Um rund 1000 Hektar zugenommen hat der Anbau des Futtergetreides Triticale, das mittlerweile auf 14300 Hektar in Oberfranken wächst und bei dem die Ertragssituation ebenfalls positiv ist.

Minimal um etwa 300 Hektar verringert hat sich in diesem Jahr der Anbau von Braugerste (Sommergerste), die auf 36400 Hektar angebaut wird. Fast 28 Prozent der Anbaufläche befinden sich im Landkreis Hof gefolgt von den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach. Greif sprach von einer sehr differenzierten Entwicklung und sehr unterschiedlichen Erträgen. Größtes Problem ist es für viele Bauern aufgrund der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit, die hohen Anforderungen der Brauer und Mälzer zu erreichen. Ein Preisausgleich finde nicht statt, so dass viele Landwirte gezwungen seien, Sommergerste nicht mehr als Braugerste sondern als Futterbasis anzubauen.

Bleibt noch der Mais, bei dem entgegen der landläufigen Meinung die Anbaufläche nicht gestiegen, sondern sogar ganz leicht auf rund 29500 Hektar gesunken sei. Der im April gesäte Mais habe die Frühjahrstrockenheit noch am besten wegstecken können und zeige bei dem feuchtwarmen Witterungsverlauf eine sehr gute Ertragsentwicklung auf.

Bild: Auf den Feldern des stellvertretenden Kulmbacher Kreisobmanns Gerhard Reif (rechts) machten sich BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer (links) und BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif ein Bild von der aktuellen Erntesituation.

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29.06.2012

Fischerei seit einem halben Jahrtausend / Teichgenossenschaft Oberfranken zeichnete Markgrafenteiche in Selb als überregional bedeutsames Kulturgut aus

Selb. Mit dem Prädikat „Kulturgut“ sind die „Markgrafenteiche“ in Selb ausgezeichnet worden. Die Anlage könne auf eine über 500 Jahre alte Geschichte zurückblicken, begründete Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken, die Auszeichnung.

Eine Besonderheit und gleichzeitig die Voraussetzung für die Verleihung des Prädikats sei es dabei, dass die „Markgrafenteiche“ noch immer bewirtschaftet werden. Zum Bestand gehören Karpfen, Rotfedern, Moderlieschen, Zander und Hechte. Mit der Auszeichnung einher geht nicht nur die Übergabe einer Urkunde an den Fischereiverein Selb, sondern auch die Aufstellung einer umfangreichen Informationstafel direkt am Ufer der Teichanlage. Sie soll Spaziergänger und Wanderer künftig über die wechselvolle Geschichte der Gewässer aufklären.

Zusammen mit dem Bezirk Oberfranken und deren Fachberatung für Fischerei nimmt die Teichgenossenschaft seit 1998 die Auszeichnung vor. Als wichtige Kriterien nannte Dr. Thoma unter anderem  die landschaftsprägende Bedeutung der Teiche, ihre besondere ökologische Gewichtung sowie den historischen Nachweis über eine seit Jahrhunderten andauernde Bewirtschaftung. Genau das sei in Selb der Fall, auch wenn von der ursprünglich zehn Teiche umfassenden Anlage nur mehr drei vorhanden sind. Die Zusammenarbeit aller Bewahrer der Teichwirtschaft habe es auch bei diesem Kulturgut möglich gemacht, die Teiche in ihrer von alters her überbrachten Nutzungsform der Nachwelt zu erhalten, sagte der Vorsitzende. Die Zahl der teichwirtschaftlichen Betriebe im gesamten Regierungsbezirk bezifferte er auf knapp 2200.

Die Entstehung der „Markgrafenteiche“ geht nachweislich bis in das 15. Jahrhundert zurück. Bereits zwischen 1412 und 1414 fiel das Gebiet um Selb, und damit auch die Teichflächen, der späteren Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth zu. Kurios mutet die Tatsache an, dass Markgraf Christian Ernst mit den Erträgen aus den Gütern in Selb und damit auch aus den Markgrafenteichen dazu benutzte, um das von ihm gestiftete Gymnasium Christian Ernestinum in Bayreuth zu finanzieren. Der spätere Markgraf Friedrich, Gemahl der berühmten Markgräfin Wilhelmine,  finanzierte wiederum mit den Einkünften aus den Selber Kammergütern die Gründung der Universität Erlangen.

Nach dem 30-Jährigen-Krieg gehörten die Teiche zweitweise der Stadt Eger, bis sie ein wohlhabender Gastronom zurückkaufte und der Stadt Selb zum Geschenk machte. Spätere Besitzer waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts in der Regel Privatleute. Heute werden die „Markgrafenteiche“ vom Fischereiverein Selb bewirtschaftet, der sich nicht nur um den Fischbestand kümmert, sondern auch zum Großteil Besitzer der Anlage ist.

Landrat Karl Döhler bezeichnete die Markgrafenteiche nicht nur als größte Teiche im Landkreis Wunsiedel, sondern auch als echte Schmuckstücke und als Musterbeispiel für den Einklang von Ökologie und Ökonomie. Der Oberbürgermeister von Selb Wolfgang Kreil erinnerte daran, dass die Markgrafenteiche direkt an die historische Verbindungstrasse von Selb nach Eger angrenzen. Was heute ein verträumter Waldweg ist, sei früher eine bedeutende Verbindung gewesen, die während des 30-Jährigen Krieges an die 60000 Soldaten durchzogen.

 

Bilder:
1.
Landrat Karl Döhler (links) und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Peter Thoma enthüllten eine Informationstafel am Uferstreifen der Markgrafenteiche bei Selb. Die Tafel weist die Teichanlage als historisches Kulturgut aus.
2. Der Oberbürgermeister von Selb Wolfgang Kreil, Peter Thoma von der Teichgenossenschaft Oberfranken, Landrat Karl Döhler und der stellvertretende Vorsitzende des Fischereivereins Selb Karl Höllering (von links) vor der neuen Informationstafel: Die Tafel weist die Markgrafenteiche als historisches Kulturgut aus.
3.
Hier wird seit 500 Jahren eine aktive Teichwirtschaft betrieben: Die Markgrafenteiche bei Selb im Landkreis Wunsiedel.

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31.05.2012

Nach dem Vorbild des Handwerks: Bayerische Bauern starten eigene Imagekampagne / Info-Offensive soll Verständnis wecken und für positives Image sorgen

Lehen. Die neue Imagekampagne des Bauernverbandes zeigt die Landwirtschaft so, wie sie wirklich ist. Bayreuths Kreisbäuerin Katrin Lang ist begeistert von den großflächigen Plakaten, die authentische Bilder aus der täglichen Arbeit mit witzigen und ungewöhnlichen Schlagworten („Herzblatt“, „Sahneschnitten“, „Frauenversteher“) kombinieren. Künftig sollen die Motive nicht nur als Postkarten und Poster die Runde machen, sondern ganz groß auf möglichst vielen Scheunen und bäuerlichen Anwesen im Bayreuther Landkreis zu finden sein.

„Uns ist es wichtig, Landwirtschaft, Tierhaltung und den Beruf des Landwirts positiv rüberzubringen“, sagte Kreisobmann Karl Lappe am Donnerstag zum Start der Imagekampagne auf dem Betrieb von Hans Bezold in Lehen, wenige Kilometer östlich der Bayreuther Stadtgrenze. Zusammen mit Ehefrau Lore und Sohn Mathias bewirtschaftet Hans Bezold einen für die Gegend typischen Nebenerwerbsbetrieb mit knapp 15 Hektar Fläche, zehn Milchkühen mit weiblicher Nachzucht und Getreideanbau. „Von den Leistungen der Bauern profitiert jeder, genau das wollen wir vermitteln“, sagt Bezold. Ein großes Plakat hat er bereits gut sichtbar an der Stirnseite seines Stallgebäudes angebracht, so dass es von der vielbefahrenen Bundesstraße B22 gut zu sehen ist.

Mit seiner Imagekampagne, die unter dem Motto „Landwirtschaft von heute – für morgen“ steht, hat sich der Bauernverband an der erfolgreichen Kampagne des Deutschen Handwerks orientiert. Das Agieren mit Schlagworten hatte der Verband dabei von der Politik übernommen. Ziel ist es, nicht nur witzig zu sein, sondern auch Sympathie für die Landwirtschaft zu erzeugen. Außerdem wollen die Landwirte mit den Verbrauchern ins Gespräch kommen und letztlich auch Verständnis bei den Menschen wecken, wenn es um die Umsetzung von Gesetzen geht. Einen Unterschied gibt es allerdings zur Imagekampagne des Handwerks. So hat der Bauernverband keine teure Marketingagentur beauftragt, sondern sowohl die Ideen, als auch deren Umsetzung aus eigener Kraft bestritten.

„Unsere Botschaft heißt: Landwirtschaft hat Zukunft“, sagen Kreisbäuerin Lang und Kreisobmann Lappe übereinstimmend. Sie und ihre Berufskollegen sorgten mit großem Engagement für hochwertige Lebensmittel, für eine gepflegte Landschaft und für Nachhaltigkeit. Jedes Plakat und jede Postkarte sind dabei nicht nur mit kurzen informativen Texten ausgestattet, sondern, ganz dem Trend der Zeit entsprechend, mit QR-Codes für Mobiltelefone, über die der Nutzer noch mehr über die Landwirtschaft erfahren kann. Die Kampagne hat außerdem im Internet einen eigenen Auftritt: www.landwirtschaft-fuer-morgen.de.

Bild: Kreisobmann Karl Lappe, Helmut Hacker aus Seulbitz, Kreisbäuerin Katrin Lang, ihre Stellvertreterin Angelika Seyferth, Martin Freiberger aus Aichig, Udo Köhler von der BBV-Geschäftsstelle sowie Lore, Hans und Mathias Bezold (von links) haben die neue Imagekampagne des Bauernverbandes vorgestellt.

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22.05.2012

Maria und Hans-Jürgen Lips betreiben den einzigen Bioland-Bauernhof in Bamberg und führen Besucher über die Landesgartenschau

Bamberg. Wie kommt die Ziegenmilch in die Flasche? Wie kommt der Honig ins Glas? Das sind nur zwei von vielen Fragen, auf die Maria und Hans-Jürgen Lips immer die passenden Antworten parat haben. Derzeit geben sie ihr Wissen auf der Landesgartenschau in Bamberg an Ausflügler, Schulklassen und Landfrauen weiter.

„Das Thema Nachhaltigkeit ist uns ganz wichtig“, sagen beide mit Blick über das sogenannte ERBA-Gelände. Früher sei hier eine riesige Industriebrache gewesen, mit der Landesgartenschau ist ein Paradies entstanden, nicht nur aber vor allem auch für Kinder. Immer dienstags heißt es auf der Landesgartenschau „Schule im Grünen“, und so führt das Ehepaar Lips auch heute wieder eine Schulklasse, die zehnte Klasse des Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Gymnasiums durch die blühenden Gartenlandschaften am Stadtrand der Weltkulturerbestadt.

Maria und Hans-Jürgen Lips bewirtschaften seit 1982 in Wildensorg bei Bamberg, direkt unterhalb der nahe gelegenen Altenburg, einen Erlebnisbauernhof mit Schafen und Ziegen. Es ist ein klassischer Nebenerwerbsbetrieb mit Grünland, Kleegras, Gemüsebau, Streuobstwiesen und Direktvermarktung in einem kleinen Hofladen mit selbstgemachten Spezialitäten.  „Wir sind zur Zeit der einzige Bioland-Bauernhof in Bamberg“, sagt Lips. Auf den rund 14 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche baut das Ehepaar Gemüse und Obst nach den strengen Richtlinien des Bioland-Anbauverbandes an. 

Eigentlich ist Hans-Jürgen Lips gelernter Bankkaufmann, wenn auch mit landwirtschaftlichem Hintergrund. 1983 hatte er seinen seinen Beruf an den Nagel gehängt und begonnen, sich mit der Landwirtschaft zu beschäftigen. Als ländlicher Gästeführer, beziehungsweise als Erlebnisbäuerin wurden beide gefragt, ob sie ihr Wissen nicht hin und wieder den Besuchern der Landesgartenschau  nahe bringen wollten und so kam der Kontakt zu den Veranstaltern zustande.

Zuhause, bei ihren Führungen auf dem Hof lernen Kinder und Erwachsene die Schaf- und Ziegenhaltung kennen, gemeinsames Melken, Filtrieren der Milch und die Herstellung von Ziegenbutter gehören genauso dazu wie anschließende Kostproben von Ziegenmilch und Ziegenkäse. In einem weiteren Erlebnisangebot beschäftigen sich Maria und Hans-Jürgen Lips mit der Imkerei. „Willst Du Gottes Wunder sehen musst Du zu den Bienen gehen“, lautet eines der Lieblingszitate von Hans-Jürgen Lips, der den Besuchern auf seine ganz eigene humorvolle Art dabei erläutert, wo und wie die Biene den Nektar sammelt, ihn zum Bienenstock bringt und wie daraus Honig wird. Interessierte haben die Möglichkeit, die Frühjahrsblüte, die Befruchtung durch die Bienen und das Entstehen der Früchte kennen zu lernen. „Wir erklären die Entwicklung vom Ei bis zur fertigen Biene und bieten unseren fertig geschleuderten Honig zum Probieren an“, so Lips.

In weiteren Themenführungen geht es um Schafswolle und ihre Verwendung, um den früheren Weinanbau in und um Bamberg oder um das Landschaftsschutzgebiet „Altenburg“ in Bamberg. Daneben bietet das Ehepaar Kräuterführung am Südhang der Altenburg und durch den Wildensorger Kräutergarten an, klären über Getreidesorten auf oder veranstalten zusammen mit einem engagierten Helferteam bis zu 100 Kindergeburtstage pro Jahr auf ihrem Hof.

„Zuhause auf dem Betrieb als auch hier auf der Landesgartenschau möchten wir allen Interessierten nahe bringen, was es bedeutet, natürliche Ressourcen zu schützen und die Artenvielfalt unserer Kulturlandschaft zu erhalten“, sagt Maria Lips. Die Erzeugung gesunder Lebensmittel gehöre genauso dazu, wie ganz praktische Tipps zum Umweltschutz mit dem Einkaufskorb. Obwohl die Familie Lips in ihrem Hofladen ein breites Angebot von selbstgemachten Spezialitäten wie Landwurst, Schinken, Kuchen und Gebäck anbietet und außerdem einen festen Kundenstamm hat, merken auch sie mittlerweile, dass die Konkurrenz härter wird. „Es gibt einfach zu viele Biosupermärkte in Bamberg“, klagt Maria Lips und ist skeptisch, ob sich diese Entwicklung wieder umkehren lassen wird.

Auf der Landesgartenschau haben sie ihren eigenen Betrieb Anfang Mai drei Tage auf der Ausstellungsfläche des Landwirtschaftsministeriums präsentiert. Gleich neben den Kleingärten, über die sich das Ehepaar am meisten freut. Die Kleingärten gab es schon immer, sie wurden früher von den Beschäftigten der ERBA bewirtschaftet und zur Erholung genutzt. Im Zuge der Bauarbeiten für die Gartenschau hätten sie eigentlich weichen sollen. Erst nach entsprechendem Protest der Kleingärtner sagten ihnen die Verantwortlichen ein Bleiberecht zu, mittlerweile wurden die Gärten sogar aufgewertet und gelten als wertvoller Bestandteil der Gartenschau. „Auch das ist Nachhaltigkeit im besten Sinne“, so Hans-Jürgen Lips.

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20.05.2012

Fränkisches Nationalgericht, Leibspeise und Kultprodukt / 2. Fränkischer Bratwurstgipfel lockte diesmal rund 20000 Besucher nach Pegnitz

Pegnitz. Keine Chance für Vegetarier: zum 2. Mal ging es in Pegnitz um die Wurst, genauer um die Bratwurst. 16 Metzger aus ganz Franken waren angetreten, um mit über 30 Wurstkreationen um den Titel des fränkischen Bratwurstkönigs zu kämpfen. Diesmal waren es laut Veranstalter rund 20000 Besucher, die sich das Spektakel im Wiesweiherpark mitten in der Stadt nicht entgehen ließen. Darunter auch jede Menge Prominenz, wie etwa der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (Bild rechts) und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann.

„Die Bratwurst ist eines der Herzstücke fränkischer Kulinaristik“, erklärte der Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken Thomas Zimmer. Er beschrieb die Bratwurst als „Aushängeschild unserer fränkischen Metzgermeister“, als Nationalgericht, Leibspeise und Kultprodukt der Franken zugleich. Genau deshalb hätten die drei fränkischen Handwerkskammern, die Genussregion Oberfranken und die Stadt Pegnitz beschlossen, für die fränkische Bratwurst ein Zeichen zu setzen, ihr einen eigenen Tag und ein besonderes Fest zu widmen: den Fränkischen Bratwurstgipfel.

16 Metzgereien, je vier aus Ober-, Mittel- und Unterfranken, hatten sich diesmal mit exakt 32 Bratwurstkreationen und –sorten beteiligt. Sie alle servierten ihre Bratwurstspezialitäten nicht nur frisch vom Grill, sondern stellten sich auch mit verschiedensten Blindverkostungen und mit Hilfe von Publikumsbewertungen dem Wettbewerb. Jede Metzgerei schickte dazu zwei Bratwurstspezialitäten ins Rennen. Gegeneinander gebrutzelt wurde dabei in den zwei Kategorien „Klassische Bratwurst“ und „Kreativbratwurst“.

Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt. Feinschmecker konnten wählen aus Sorten wie Bärlauch-, Tomate-Mozzarella-, Red-Hot-Chili-Roaster-, oder gar Schoko-Chili-Bratwurst. Es gab sie mit Spargel, Kümmel, Hickory und sogar Chili oder Mango. Aber auch die klassischen Bratwürste wurden in den unterschiedlichsten Variationen angeboten: grob, fein, dick, schmal, und sogar evangelisch und katholisch. Sogar eine „Bratwurst für Verliebte“ gab es von der Metzgerei Herpich aus Hof, genauso wie eine kreolische Bratwurst von der Metzgerei Fabis aus Bayreuth oder den Chili-Knoblauch-Griller vom Dorfmetzger Reck aus Möhrendorf.

Als echter Bratwurstkenner outete sich der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein: Die Bratwurst eigne sich genauso als schnelle Zwischenmahlzeit im Brötchen wie als gemütliche Brotzeit zu Sauerkraut, Brot und einem Seidla Bier, sagte der bekennende Franke. Beckstein: „Keine Region hat eine solche Bratwurstkultur wie unser Franken.“  Je südlicher man nach Bayern kommt, umso schlechter schmecke die Wurst, sagte der Pegnitzer Bürgermeister Manfred Thümmler. Weißwurst sei nur weiß, bestätigte Beckstein, aber Bratwurst sei individuell, ganz wie die Franken.

Davon überzeugten sich diesmal auch internationale Gäste, wie Francois Deligne aus der französischen Partnerstadt von Pegnitz, Guyancourt bei Paris, oder Moreno Pizzoni aus Foligno, nahe dem italienischen Assisi. Pizzoni ist einer der wenigen italienischen Metzger, der auch Bratwürste herstellt. Da die Region um Assisi genauso wie Oberfranken als Genussregion gilt, soll der bereits seit zehn Jahren bestehende Jugendaustausch zwischen dem Landkreis Bayreuth und Assisi künftig als Partnerschaft auf eine breite Basis gestellt werden, erklärte der Parlamentarische Finanzstaatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk, der den italienischen Bratwurstmetzger nach Pegnitz eingeladen hatten.

Die Veranstaltung Fränkischer Bratwurstgipfel lässt sich als Mischung aus Kulinarik, Information, Unterhaltung, Verkostung und Wettbewerb umschreiben. Wir lebten in einer Welt der Bilder, Werbung versuche, uns mit klaren und einfachen Botschaften emotional anzusprechen. Genau dasselbe müsse getan werden, um regionale Produkte wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, erläuterte HWK-Präsident Zimmer den ernsten Hintergrund des Bratwurstgipfels. Um regionalen Produkten eine Seele einzuhauchen, ihnen ihren Charakter zurück zu geben, vielleicht sie sogar zum Kult werden zu lassen, gehörten auch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen dazu, die ruhig auch Eventcharakter haben dürfen. Der Fränkische Bratwurstgipfel gehe genau diesen Weg. „Es war wichtig und richtig, der fränkischen Bratwurst endlich eine eigene Veranstaltung zu geben und sie zu feiern“, zog Zimmer eine positive Bilanz der Großveranstaltung.

Am Ende blieb der Titel übrigens in Pegnitz: Klaus Lindner von der gleichnamigen Metzgerei wurde zum zweiten fränkischen Bratwurstkönig gekrönt. „Ich weiß zwar, dass ich gut bin, aber damit hab ich nicht gerechnet, ich bin sprachlos, glücklich, zufrieden und aufgeregt“, sagt Lindner nach der Verleihung der Krone. Dazu bekam er ein Zepter, gestiftet vom Vorjahressieger, der Metzgerei Max aus Hof. Bürgermeister Manfred Thümmler überreichte Lindner außerdem den Gipfel mit einer Bratwurst an der Spitze. Lindner hatte bei den drei Wettbewerben Publikumsliebling, klassische und Spezialbratwurst die meisten Punkte geholt. In der Kategorie Publikumsliebling siegte er ebenfalls. Im Bereich klassische Bratwurst kam der Pegnitzer Metzger auf Platz zwei. Hier war die Metzgerei Romuald Hoinka aus Nürnberg vorne. In der Kategorie Spezialbratwurst holte sich die Metzgerei Kalb aus Bamberg mit Kümmel-Bratwürsten den Titel.

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20.04.2012

Über 120 Jahre im Dienste der Landwirtschaft / Nicklas Landtechnik in Schirradorf versteht sich als kompetenter Partner der heimischen Bauern

Schirradorf. „Man hatte schon mal das Gefühl, dass alles bergab geht“, sagt Edwin Nicklas, Inhaber und Geschäftsleiter des Unternehmens Landtechnik Nicklas in Schirradorf im Landkreis Kulmbach. Doch seit einiger Zeit habe seine Branche allen Grund, wieder optimistisch in die Zukunft zu blicken. „Die Stimmung ist positiv und das Image ganz gut“, so Nicklas. Er ist der festen Überzeugung, dass die Landwirtschaft in unseren Breiten und somit auch die Landtechnik Zukunft haben. Klimawandel, ein weltweites Bevölkerungswachstum, andere Ernährungsgewohnheiten und die Energiewende, das alles sind Schlagworte, die zu einer Veränderung der Situation beigetragen hätten. Eine Folge davon ist, dass die Landtechnikbranche zum boomenden Sektor der Landwirtschaft geworden ist. Für Nicklas war 2011 aus wirtschaftlicher Sicht ein gutes Jahr. Sowohl beim Umsatz, als auch betriebswirtschaftlich habe ein erfreulicher Zuwachs realisiert werden können.

Das Unternehmen Nicklas Landtechnik ist ein Familienbetrieb in vierter Generation und hat seine Wurzeln in einer 1888 gegründeten Hofschmiede in Schirradorf. „Das war eine Zeit, in der auf den Feldern noch mit Pferden und Ochsen gearbeitet wurde und die motorisierte Technik erst in den Kinderschuhen steckte“, so Nicklas. Im Zuge des technologischen Fortschrittes und der wachsenden Bedeutung von Maschinen in der Landwirtschaft begann man in den 1950er Jahren mit dem Handel von Landmaschinen. Bereits 1954 seien die ersten Traktoren durch Konrad Nicklas, dem Vater vom Edwin Nicklas ausgeliefert worden. „Es zeigte sich schnell, dass man damit aufs richtige Pferd gesetzt hatte“, sagt Nicklas. Mittlerweile sei der durchschnittliche Schlepper mit 100 PS ausgestattet und kostet neu um die 80000 Euro. Das Unternehmen entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich weiter und ist mittlerweile weit über die Region hinaus eine feste Größe.

Heute gilt Nicklas Landtechnik nach Aussage des Firmenchefs als „leistungsstarker Partner für innovative Landtechnik renommierter Hersteller“. Seit 1998 ist das Unternehmen mit Firmensitz in Schirradorf sowie je einem Standort im unterfränkischen Hofheim (seit 2003) und im mittelfränkischen Grüb bei Ansbach (seit 2011) auch autorisierter John-Deere-Vertragshändler. An den drei Standorten beschäftigt Nicklas 50 Mitarbeiter, im wesentlichen Landmaschinenmechaniker, Elektriker und kaufmännische Angestellte. „Unsere Kunden schätzen unseren persönlichen Stil und unser fundiertes Fachwissen, das jederzeit auf dem neuesten Stand und zudem äußerst praxisorientiert ist“, sagt Nicklas. Sein Unternehmen verstehe sich als Dienstleister, der mit seiner Arbeit aktiv zum Erfolg der Kunden beiträgt und ihnen hilft, mit moderner Technik einen attraktiven Ertrag zu erzielen.

Großen Stellenwert nimmt die Ausbildung ein. Schon 1925 habe sein Großvater den ersten Lehrling eingestellt, seit der Übernahme des Betriebs durch Edwin Nicklas im Jahr 1991 dürften es bis zu 45 Azubis gewesen sein. Aktuell sind es an den drei Standorten neun Auszubildende, acht künftige Landtechniker und ein kaufmännischer Angestellter. „Die Ausbildung ist das A und O in unserem Handwerk“, sagt Nicklas, der den Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik als einen der krisensichersten und umfassendsten technischen Serviceberufe bezeichnet. Als Mechaniker für Land- und Baumaschinen lerne man im Grunde gleich mehrere Berufe in einem, der die beste Basis für eine Karriere im Lager, als Servicetechniker oder im Verkauf bietet, so Nicklas, der sich ehrenamtlich auch als Obermeister und Prüfungsvorsitzender der Land- und Baumaschineninnung Oberfranken engagiert und in dessen Betrieb schon Landes- und Bundessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks hervorbrachte.

Das Einzugsgebiet des Unternehmens umfasst Ober- und Unterfranken sowie Südthüringen. Neben einem Vollsortiment an Landmaschinen und Kleingeräten bietet das Unternehmen auch eine Vielzahl an Serviceleistungen an. „Die Werkstätten sowie ein hervorragender Ersatzteil- und Reparaturservice bringen alles schnell wieder in Gang.“. Zum Service gehöre dabei auch eine seriöse Beratung im Vorfeld der Kaufentscheidung. So bietet Nicklas beispielsweise den Besuch von Außendienstmitarbeitern im landwirtschaftlichen Betrieb an, der unter Berücksichtigung des vorhandenen Maschinenparks und der konkreten Einsatzbereiche die jeweils optimale Maschine ermittelt. Seit dem zurückliegenden Jahr hat das Unternehmen als weiteres Standbein auch den Vertrieb für den Marktführer von automatischen Melksystemen, dem niederländischen Agrartechnikhersteller Lely, übernommen.

Überhaupt steht das Unternehmen Landtechnik Nicklas vor allem für die Kommunikation mit den Landwirten. „Das ist die Basis für unser Wachstum“, so der Firmenchef. Eine Vielzahl von Auszeichnungen zeige, dass man damit auf dem richtigen Weg sei. So wurden die Schirradorfer Landtechnik-Profis unter anderem 2005 mit einem Excellent-Award für Erntemaschinen, 2008 als Vize-Landessieger beim Shell-Award und 2011 als einer der besten John-Deere-Händler ausgezeichnet.

Nicht nur als sein persönliches Steckenpferd, sondern als überaus erfolgreiches Instrument der Kundenbindung sieht Nicklas den 1997 gegründeten John-Deere-Fanclub. Organisiert als Verein, geleitet von einer gewählten Vorstandschaft und getragen von mittlerweile 180 Mitgliedern sorgt der Fan-Club für einen engen Draht zwischen Fachhändler und Kunden. Zum Programm gehören unter anderem regelmäßige Club-Abende mit Diskussionen, Fachvorträgen und Produktvorstellungen, aber auch Fachexkursionen und Werksfahrten quer durch die Republik.

Die Kommunikation mit dem Kunden pflegt der Chef auch mit dem alljährlich stattfindenden Schirradorfer Bauerntag auf dem Firmengelände. Egal ob der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner oder Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Edwin Nicklas hatte bereits zahlreiche Promis aus dem landwirtschaftlichen Bereich in seiner Werkshalle zu Gast. Heuer hat sich für den 15. Juni der Präsident des deutschen und europäischen Bauernverbandes Gerd Sonnleitner angekündigt. Nur zwei Tage später am 17. Juni steht ein großes Oldtimer-Treffen auf dem Firmengelände auf dem Programm. Nicklas: „Gerade diese Mischung aus Fach- und Begleitprogramm sorgt für eine intensive Kommunikation, die wiederum auch eine gute Plattform für neue Ideen und Konzepte unsererseits darstellt.“

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04.04.2012

Wichtigster Vertreter bäuerlicher Interessen in Oberfranken / Hermann Greiff löst Werner Reihl als oberfränkischer BBV-Bezirkspräsident ab

Bamberg. Hermann Greif aus Pinzberg im Landkreis Forchheim ist neuer Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes in Oberfranken. Der 48-jährige bisherige Vizepräsident löst Werner Reihl (67) aus Bergnersreuth bei Arzberg im Landkreis Wunsiedel ab, der zehn Jahre lang an der Spitze des BBV im Regierungsbezirk stand und sich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl stellen konnte. Greif ist damit in den kommenden fünf Jahren nicht nur der wichtigste Vertreter bäuerlicher Interessen in Oberfranken, sondern steht auch an der Spitze von über 20000 Mitgliedern. Bei der Wahl in Bamberg konnte sich Greif gegen den Coburger BBV-Kreisobmann Gerhard Ehrlich mit 34 zu 22 Stimmen durchsetzen. Ehrlich wurde daraufhin ohne Gegenstimme zum Vizepräsidenten gewählt.

Sein vordringliches Ziel sei es, bei der Neufestsetzung der künftigen gemeinsamen europäischen Agrarpolitik „mit ihren vielen Fußangeln“ offensiv mitzumischen, sagte Greif. Als weitere Vision bezeichnete er es, die Interessen der landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe unter einen Hut zu bekommen. Ebenso soll es unter seiner Präsidentschaft auch gelingen, die vielfältigen Erwerbszweige der Landwirtschaft in Oberfranken, von Pflanzenbau über Ferkelerzeugung bis hin zur Milchproduktion und den Anbau von Sonderkulturen, gleichwertig zu vertreten.

Hermann Greif bewirtschaftet in Pinzberg bei Forchheim einen 130 Hektar großen Betrieb mit Grünland, Ackerland, Qualitätsgetreide und einer Biogasanlage. Zum Hof gehört auch ein kleiner Teil an Sonderkulturen wie Kartoffel, Gemüse und Obstbau. Greif hatte in Triesdorf das technische Fachabitur in der Ausbildungsrichtung Landwirtschaft absolviert und ist ausgebildeter Landwirtschaftsmeister. Beim Bayerischen Bauernverband ist er seit 20 Jahren als Ortsobmann tätig, er gehört seit 15 Jahren der Forchheimer Kreisvorstandschaft an und ist seit zehn Jahren sowohl Kreisobmann von Forchheim sowie stellvertretender oberfränkischer BBV-Präsident. Er steht an der Spitze des oberfränkischen Erzeugerrings für pflanzliche Qualitätsprodukte und für die CSU Mitglied des Forchheimer Kreistages. Hermann Greif ist verheiratet und hat zwei Kinder.

„Ich habe fertig, aber die Flasche ist noch lange nicht leer.“ Mit diesem, dem ehemaligen Bayern-Coach Giovannis Trappatoni angelehnten Worten hatte sich zuvor Werner Reihl von den Mitgliedern der oberfränkischen Kreisvorstandschaften verabschiedet. Mit seiner Wahl vor zehn Jahren sei ihm ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen, er habe das Amt vom ersten bis zum letzten Tag mit Leidenschaft ausgeübt. Sein Ziel sei es gewesen, sich immer an der Realität zu orientieren und mit Sachlichkeit zu argumentieren, auch wenn Themen wie BSE oder Milchstreik oft im Strudel der Emotionen untergegangen seien.

Über seine Amtszeit zog der scheidende Präsident eine positive Bilanz. Es sei gelungen, die Landwirtschaft als Teil der Gesellschaft zu positionieren, ebenso sei es gelungen, den Stellenwert Oberfrankens innerhalb des Bayerischen Bauernverbandes zu stärken. „Man erkennt und respektiert, dass die Landwirtschaft ausreichende und qualitativ hochwertige Nahrungsmittel erzeugt, die Energiewende mitgestaltet und für gepflegte Landschaften sorgt“, sagte er. Nicht gelungen sei es ihm dagegen, etwas gegen die Bürokratie zu unternehmen. Der Moloch Bürokratie habe eher noch weiter zugenommen, so Reihl. Als unbestrittenen Höhepunkt mit bundesweiter Ausstrahlung bezeichnete Reihl die Ausrichtung des Deutschen Bauerntages 2007 in Bamberg.

Als ordentliche Mitglieder der erweiterten BBV-Bezirksvorstandschaft wurden die folgenden Persönlichkeiten gewählt: der Vorsitzende des oberfränkischen Fleischerzeugerrings Ralf Rosenbauer aus Neustadt bei Coburg, für den Produktionszweig Milch Herbert Sachs aus Münchberg und Harald Reblitz aus Itzgrund, für den Zuchtverband Hans Engelbrecht aus Lankendorf bei Bayreuth, für den Bereich Ökolandbau Hans Küfner aus Bindlach bei Bayreuth, für die Bereiche Veredlung und Ackerbau Klaus Siegelin aus Tiefenklein im Landkreis Kronach sowie für den Forst Georg Neupert aus Selb.

Bilder:
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Hermann Greif (48) aus Pinzberg bei Forchheim ist neuer oberfränkischer BBV-Bezirkspräsident.
- Hermann Greif (links) aus dem Landkreis Forchheim löst Werner Reihl (rechts) aus dem Landkreis Wunsiedel als oberfränkischer Bauernverbandspräsident ab. In der Mitte: BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer aus Bamberg.

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31.03.2012

Teichwirte ziehen Bilanz: Beste Fischernte seit Jahren / Umweltminister Huber sagt fränkischen Teichwirten weitere Unterstützung gegen Kormoran zu

Haid. Das Aischgründer Modellprojekt der sogenannten Kormoranvergrämung  zeigt Erfolg: „Durch die räumliche wie auch zeitliche Ausweitung von Kormoranabschüssen konnten wir im zurückliegenden Herbst die beste Ernte seit vielen Jahren einfahren“, sagte Teichwirt Fritz Nagel, der im unteren Aischgrund bei Haid im Landkreis Forchheim rund 60 Hektar Teichfläche bewirtschaftet. Nun fordern die Teichwirte eine Ausweitung des Modellprojekts durch eine ganzjährige Jagdzeit für den Kormoran sowie eine Ausdehnung der Jagd auch auf die bisherigen Schutzgebiete ohne bürokratische Erschwernisse.

Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen hatten die Teichgenossenschaften Oberfranken und Aischgrund den bayerischen Umweltminister Marcel Huber zu einem Frühjahrsabfischen in den oberfränkischen Teil des Aischgrundes eingeladen. Auch dabei bestätigte sich der Erfolg des Modellprojekts. Die Fischernte des Haider Weihers habe gezeigt, dass das Kormoranmanagement gelingt, sagte Huber. „Wir mussten lange suchen, bis wir einen vom Kormoran verletzten Fisch gefunden haben“, so Huber, der signalisierte, das Modellprojekt ab 2013 bayernweit umzusetzen.

Huber gab vor zahlreichen Teichwirten aus Ober- und Mittelfranken zu bedenken, dass der Verlust der Artenvielfalt ein wichtiges Thema sei und die Forderungen seitens der Naturschutzverbände durchaus ihre Berechtigung haben. Auf der anderen Seite seien auch die Bedürfnisse der Teichwirtschaft nicht von der Hand zu weisen. Es könne nicht angehen, dass einzelne Betriebe die immensen Schäden durch den Kormoran einfach so hinnehmen müssten.

Walter Jacob von der Teichgenossenschaft Aischgrund etwa bezifferte die Schäden an seinen Fischen auf 70 Prozent, erst mit Einführung der Kormoranvergrämung im zurückliegenden Jahr hätten sie sich auf 30 Prozent reduziert. Das sei sehr zu begrüßen, denn die Teichwirte wollten weder von Zuschüssen noch von Almosen des Staates leben, sondern vom Verkauf ihrer regionalen Produkte. Kommen die Teichwirte allerdings in Existenznöte, dann werde sich langfristig niemand mehr finden, der die fränkische Teichlandschaft mit ihrer Jahrhunderte alten Tradition bewirtschaftet. Schon jetzt sei die Altersstruktur der Teichwirte relativ hoch. Ohne langfristige Planungssicherheit werde die Teichwirtschaft  von jüngeren Nachfolgern nicht forstgesetzt werden.

Dies sei auch im Sinne der Bevölkerung, so Karl-Peter Schwegel aus Wüstenstein, stellvertretender Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken. Der Verbraucher frage gezielt nach heimischem Fisch und nach Produkten aus der Region nach. Die Teichwirte kämen diesem Bedürfnis in hervorragender Art und Weise nach. Wenn die Teichwirtschaft allerdings aufrechterhalten werden soll, müssten auch die fischfressenden Vögel an den Gewässern kurzgehalten werden.

Ungemach droht den Teichwirten allerdings nicht nur von Seiten des Kormorans, sondern auch von Biber und vom Fischotter. „Was wir beim Kormoran durchgemacht haben, kommt jetzt beim Biber“, sagte Walter Jakob. Er kritisierte vor allem dass die Problematik seitens der Kreisverwaltungsbehörden völlig unterschiedlich gehandhabt werde.

Bild: Bei einem Frühjahrsabfischen im Aischgrund legte Umweltminister Marcel Huber selbst Hand an und überzeugte sich von der hervorragenden Ernte, die der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma (links) im Wesentlichen auf das Modellprojekt der Kormoranvergrämung zurückführte. (Bild unten mit MdL Eduard Nöth aus Forchheim)

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07.02.2012

Mit dem Zahnradprinzip auf Erfolgskurs / Susanne Pingold bewirtschaftet den „Ferienhof im Hirtengärtl“ und legt dabei großen Wert auf Vielfalt

Lilling. „Wir setzen auf das Außergewöhnliche.“ Susanne Pingold (36), Betriebsleiterin des „Ferienhofes im Hirtengärtl“ in Lilling bei Gräfenberg in der Fränkischen Schweiz, ist nicht nur die resolute Chefin des 40-Hektar-Betriebes im oberfränkischen Landkreis Forchheim, sondern auch „Mädchen für Alles“ auf dem Hof mit seinen vielen Betriebszweigen.

Die Palette reicht von der klassischen Schweinezucht und –mast, Ackerbau und Forstwirtschaft über Biogaserzeugung, „Urlaub auf dem Bauernhof“, einer eigenen Brennerei, einem Hofladen bis hin zu einer Gastronomie mit 65 Sitzplätzen. Im Mittelpunkt stehen aber zwei grundverschiedene Dinge: einmal der für die Gegend nördlich von Nürnberg völlig ungewohnte Hopfenanbau, zum anderen der für die Fränkische Schweiz so grundtypische Anbau hochwertiger Süßkirschen mit rund 1000 Kirschbäumchen rund um den Hof.

„Bei uns gilt das Zahnradprinzip“, sagt Susanne Pingold, die den Hof vom Vater 2008 übernommen hatte. Zahnradprinzip heißt, dass alles irgendwie ineinander greift. „Alles ist mit allem verbunden, arbeitstechnisch sind wir somit gut eingedeckt“, so die gelernte Technikerin für Hauswirtschaft und Ernährung, ausgebildete Landerlebnisbäuerin und Ernährungsfachfrau. Das gilt umso mehr seit Herbst 2011 als ihr Sohn Johannes das Licht der Welt erblickt hat. Ehemann Claudio Keiner (36), Landmaschinenmeister kümmert sich auf dem Hof um die Technik, ist, hauptberuflich aber außerlandwirtschaftlich tätig. Wie gut, dass Susanne Pingolds Vater Hans (68) und dessen Frau Sonja noch immer tatkräftig mitarbeiten. Daneben sind auf dem Hof zwei Personen fest angestellt, die von einer 400-Euro-Kraft und entsprechenden Saisonkräften unterstützt werden.

Bereits 1972 hatte der Vater die Milchviehhaltung aufgegeben und war im Zuge der Flurbereinigung an den Ortsrand der damals noch eigenständigen Gemeinde ausgesiedelt. Von den bis zu zehn Hopfenpflanzern der Nachkriegszeit im „Bierland Oberfranken“ sind heute noch drei übrig, einer davon ist der Hof der Pingolds. Vermarktet wird der Hopfen zusammen mit dem aus den klassischen Anbaugebieten Spalt und Hallertau über den Hopfenhandel, 80 Prozent davon gehen in den weltweiten Export, aber auch die Klosterbrauerei aus dem nahen Weißenohe greift auf Qualitätshopfen aus Lilling zurück.

Grundtypisch für die Gegend, die als größtes zusammenhängendes Kirschanbaugebiet in Europa gilt, ist der Anbau von Kirschen. Vermarktet werden sie zum Großteil über die Franken Obst GmbH im nahen Igensdorf, ein Teil wird aber auch in der hauseigenen Brennerei zu Bränden und Likören verarbeitet. Auf den Feldern rund um den Hof wächst hauptsächlich Sommergerste, Winterweizen und Mais für die hauseigene Schweinezucht und –mast mit rund 120 Schweinen und Ferkeln, mit denen die Pingolds im Direktverkauf und auf kurzen Wegen zwei nahegelegene Metzgereien beliefern.

Auch die alternativen Energien spielen auf dem „Ferienhof im Hirtengärtl“ eine große Rolle und zwar nicht erst seit der Diskussion um die Energiewende, sondern bereits seit 1999. „In unserem Betrieb dient die Energiegewinnung aus Biogas nicht nur der Stromerzeugung“, sagt Susanne Pingold. Die entstandene Abwärme werde zum Heizen und zur Warmwasserversorgung für den gesamten Betrieb und einem Nachbargebäude genutzt, der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. „Mit dem Wärmenutzungskonzept ersetzen wir pro Jahr an die 10000 Liter Heizöl“, erläutert Ehemann Claudio.

Das Angebot des Hofladens kann sich sehen lassen. Hier gibt es nicht nur die edlen Brände und fruchtigen Liköre in verschiedenen Gebinden und Schmuckflaschen, sondern auch hausgemachte Marmeladen, eingelegte Früchte, Dosenwurst, Bauernschinken, Apfelsaft, Holunderblütensirup, Obst der Saison wie Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Kulinarisches aus Hopfen, Hopfenspargel, Hopfen zu Dekorationszwecken, individuelle Geschenkkörbe und seit einiger Zeit sogar selbst gebackene Kuchen und Torten sowie „Lillinger Pralinen“. Lediglich Honig, Nudeln und Tee würden zugekauft, alles andere stammt aus eigener Produktion.

Gäste sind auf dem Betrieb schon seit 1979 herzlich willkommen. In den 1990er Jahren folgte dann die Vergrößerung durch ein Gästehaus mit Probierstube. „Dadurch konnten wir auch unser Angebot erweitern“, so Susanne Pingold. Seit dem Jahr 2001 gilt der Betrieb als vom Kneippbund anerkannter Gesundheitshof. Die drei Ferienwohnungen und zwei Appartements sind zwischen 35 und 55 Quadratmeter groß, mit handwerklich gefertigten Möbeln ausgestattet und mit vier Sternen klassifiziert. Von den Balkons hat der Gast einen herrlichen Rundblick über die Obstgärten, die sich von der Blüte bis zur Ernte in abwechslungsreichen Farben zeigen.

Susanne Pingold legt dabei stets großen Wert auf jahreszeittypische Spezialitäten. „Bei uns gibt es keine Kürbiscremesuppe im Mai und keine Erdbeeren im Januar“, sagt sie. Sogar den Orangensaft sucht man auf der Karte vergebens. „Wir wollen einfach mit gesundem Menschenverstand wirtschaften“, erklärt die Betriebsleiterin. Das Bewusstsein für Werte gehört für die 36-Jährige genauso dazu wie die Betonung der Regionalität. Schon sehr früh habe für sie festgestanden, dass sie den Hof übernehmen werde. Nach Hauswirtschaftslehre und Gesellenprüfung machte Susanne Pingold die Weiterbildung in der Technikerschule in Triesdorf und den Grundkurs in Herrsching. Bevor sie zu Hause komplett einstieg war Susanne Pingold drei Jahre lang als nebenberufliche Lehrkraft  für Hauswirtschaft an der Berufsfachschule in Forchheim tätig. Heute wirkt sie noch in verschiedenen Prüfungsausschüssen mit. Jeder, der sich selbst ein Bild von der Vielfalt des Hofes der Familie machen möchte, ist zum Hoffest am 3. Oktober 2012 eingeladen.

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03.02.2012

Holz ist wieder als Baumaterial gefragt / 22000 Mitglieder bewirtschaften unter dem Dach der Forstwirtschaftlichen Vereinigung rund 140000 Hektar Wald in Oberfranken

Bamberg. Die oberfränkische Forstwirtschaft ist mit dem zurückliegenden Jahr absolut zufrieden. „Wir haben ein in vielerlei Hinsicht erfolgreiches Jahr hinter uns“, sagte der Vorsitzende der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken (FVO), der Bamberger Landtagsabgeordnete Heinrich Rudroff. Neben guten Holzpreisen habe vor allem der Wald im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit gestanden. Grund dafür war das von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Jahr der Wälder. Die FVO, die beim Bauernverband in Bamberg ihren Sitz hat, vertritt 17 oberfränkische Waldbesitzervereinigungen mit zusammen rund 22000 Mitgliedern und einer bewirtschafteten Waldfläche von circa 140000 Hektar.

Rudroff wertete es als absolut erfreulich, dass Holz zunehmend wieder als Baumaterial Anerkennung finde. Vor allem aus dem Handwerk seien dabei die entscheidenden Impulse zur Wiederentdeckung des Holzbaus gekommen. Hervorragende Ergebnisse habe die FVO auch bei ihren Versteigerungsterminen erzielt. Vor allem die Nadelholztermine der zurückliegenden Wochen hätten die Erwartungen weit übertroffen. So konnten zuletzt über 100 Euro mehr als noch im Vorjahr für Fichtenrundhölzer erzielt werden. Ähnliche Preissteigerungen habe es bei der Lärche gegeben. Den Fachleuten zufolge sind derzeit vor allem die Preise für Fichte und Kiefer auf einem sehr lukrativen Niveau. Die Unterversorgung vieler Betriebe der Holz- und Sägeindustrie sorge außerdem für eine rasche Abfuhr des Holzes. Aktuell liege die Fichte im Schnitt bei 94 bis 98 Euro pro Festmeter.

Hinderlich sei im Regierungsbezirk allerdings oft noch die kleinteilige Struktur des Privatwaldbesitzes. Hier steht die wirtschaftliche Nutzung nach den Worten von FVO-Geschäftsführer und Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer leider nicht immer im Vordergrund. Die Gründe dafür seien vielfältig, zum einen hätten viele „urbane Waldbesitzer“, also Menschen, die weit weg, meist in Großstädten leben und eine kleine Waldparzelle vererbt bekommen haben, kein Interesse an ihrem Wald, zum anderen fehle es an der richtigen Erschließung, also am Waldwegebau. Dabei gebe es gerade hier noch ein riesiges Potenzial. Das Phänomen der „urbanen Waldbesitzer“ sei in Oberfranken besonders stark ausgeprägt, so Vorsitzender Rudroff.

Der landläufigen Meinung, dass der hiesige Wald zu sehr genutzt werde, widersprach der zweite Vorsitzende Wolfgang Schultheiß aus Coburg. Nur genutzte Wälder könnten als naturnah bezeichnet werden und würden ihrer Gesamtbedeutung in sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht gerecht.

Stolz ist die FVO darauf, dass zwei von insgesamt 14 Staatspreisen für vorbildliche Waldbewirtschaftung nach Oberfranken gingen. So wurden erst vor wenigen Wochen die Waldkorporation Ottowind im Coburger Land und die Stadt Stadtsteinach im Landkreis Kulmbach für ihre herausragenden Leistungen bei der Bewirtschaftung ihres Waldes ausgezeichnet.

Im laufenden Jahr will die Forstwirtschaftliche Vereinigung vor allem auf der Landesgartenschau in Bamberg (26. April bis 7. Oktober) Flagge zeigen. Zusammen mit der Forstverwaltung wird es eine eigene Fläche geben, auf der ein Altbestand gezeigt wird, außerdem soll es mehrere Veranstaltungen speziell für Waldbesitzer geben

Bild: Der Schreiner Jochen Schickentanz-Reuter (rechts) aus Gundelsheim erläutert Georg Neupert, Heinrich Rudroff, Dr. Wilhelm Böhmer und Wolfgang Schultheiß (von links) von der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken, was man mit heimischen Hölzern alles machen kann.

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16.01.2012

Turbulenzen und Wetterkapriolen sorgen für gemischte Bilanz / Bauernverband beklagt zunehmenden Entzug landwirtschaftlicher Nutzfläche in Oberfranken

Himmelkron. Die lang ersehnte Konsolidierung der Durchschnittseinkommen auf der einen Seite, teilweise dramatische Auswirkungen der Wetterkapriolen sowie eine miserable Situation bei Ferkelerzeugern und Schweinehaltern auf der anderen Seite: Die oberfränkischen Landwirte blicken mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Jahr zurück.

„So viele Höhen und Tiefen sind mir in meiner langen Berufspraxis  noch nicht untergekommen, wie im zurückliegenden Jahr“, sagte der Präsident des Bauernverbandes in Oberfranken Werner Reihl. Der feuchte Herbst 2010, ein harter und überlanger Winter vor einem Jahr, Trockenheit und Hitze im Frühjahr sowie anhaltender Regen im August habe zu teilweise katastrophalen Ernteergebnissen bei vielen Marktfrüchten in Oberfranken geführt. Das Besondere daran ist, dass die Situation auch innerhalb des Regierungsbezirks von Region zu Region, teilweise von Ortschaft zu Ortschaft vollkommen unterschiedlich ausgefallen sei.

Die stärksten Ernteeinbußen konnte der Bauernverband für Raps ausmachen. Hier habe es Ernteausfälle von bis zu 60 Prozent gegeben, sagte Reihl. Viele Flächen hätten überhaupt nicht geerntet werden können. Erhebliche Einbußen habe es zudem für die Winter- und Sommergerste gegeben. Bei Roggen und Triticale seien dagegen nur einzelne Bereiche betroffen gewesen.

Sehr gute Ergebnisse gab es nach den Worten des Präsidenten dagegen beim Mais und auch bei den Zuckerrüben. Zudem habe der zurückliegende trockene Herbst gute Voraussetzungen für die Ernte der Winterfrüchte geschaffen. Die Saaten hätten sich bislang gut entwickelt, nun bleibe nur noch zu hoffen, dass das Wetter bis zur kommenden Ernte nicht erneut Kapriolen schlägt.

Sorge bereitet den Bauern der Entzug landwirtschaftlicher Nutzfläche beispielsweise durch Überzogene Forderungen nach Ausgleichsflächen. Allein in Bayern habe die landwirtschaftliche Nutzfläche um 500000 Hektar abgenommen. „Das ist mehr, als die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Oberfranken“, verdeutliche Reihl. Derzeit würden für Infrastrukturmaßnahmen pro Tag rund 20 Hektar „verbraucht“. Doch Grund und Boden seien nicht vermehrbar, warnte der Präsident, es sei deshalb höchste Zeit für den gesetzlichen Schutz landwirtschaftlicher Nutzfläche, um auch in Zukunft die Versorgung der Menschen mit Nahrung und Energie sicherstellen zu können.

Auf europäischer Ebene sehe es allerdings derzeit so aus, als würde genau das Gegenteil passieren. Unter dem Stichwort Greening, sehen die bisherigen Vorschläge zur künftigen Agrarpolitik eine Zwangsstilllegung landwirtschaftlicher Fläche von sieben Prozent vor. „Einen derart unverantwortlichen Umgang mit dem knappen Faktor Fläche können wir und in der heutigen Zeit gar nicht mehr leisten, so Reihl, der die Vorschläge des rumänischen EU-Agrarkommissars Dacian Ciolos deswegen auch heftig kritisiert. Gerade Oberfranken würde aufgrund seiner kleinteiligen Landwirtschaft besonders hart getroffen, denn sieben Prozent würde die Stilllegung von 15000 Hektar wertvoller Ackerflächen bedeuten.

Als weiteres wichtiges Thema bezeichnete Reihl die geplante Neuabgrenzung benachteiligter Gebiete. Während Oberfranken in der Vergangenheit komplett als benachteiligt ausgewiesen war, sollen nach den bisherigen Vorschlägen 30 Prozent aus der Förderung herausfallen. BBV-Präsident Reihl nannte dies „absurd“, zumal die französische Champagne auf Grundlage der Neuberechnung  als benachteiligtes Gebiet aufgenommen würde. „Das kann kein Mensch mehr nachvollziehen“, sagte Reihl.

Der Bauernverband vertritt in Oberfranken rund 20000 Mitgliedsbetriebe, hinter denen fast 100000 Menschen in circa 1000 Ortsverbänden stehen. Bayernweit hängen nach den Worten Reihls rund 700000 Arbeitsplätze mit der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft zusammen, mit den Erzeugnissen aus der Agrarwirtschaft würden etwa 15 Prozent des Umsatzes der Gesamtwirtschaft erzielt.

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26.10.2011

„Tolle Imagewerbung für die Landwirtschaft“ / Süddeutschlands größte Verbrauchermesse Consumenta rückte die Region in den Mittelpunkt

Nürnberg. Region und Heimat: noch nie waren diese Begriffe so oft zu hören, wie auf der Consumenta 2011. Veranstalter, Aussteller und Besucher von Süddeutschlands größter Verbrauchermesse waren sich einig: der neue Trend heißt „Regional“ und ist nicht nur bei Lebensmitteln mittlerweile höher angesiedelt als „Bio“. „Vor allem junge Leute kaufen Nahrungsmittel bewusst in und aus der Region ein, auch wenn es etwas mehr kostet.“ Dieser Satz war oft zu hören in Halle 9, die unter dem Motto „Aus der Region – für die Region“ nicht nur zahlreiche Molkereien, Direktvermarkter, Lebensmittel- und Spezialitätenanbieter unter ihrem Dach versammelte, sondern auch die Aktion „Original regional“ der Metropolregion Nürnberg und die Landfrauenküche des Bauernverbandes.

„Das ist eine tolle Imagewerbung für die Landwirtschaft“, freute sich der Nürnberger Kreisobmann Günther Felßner und Kreisbäuerin Betty Schmidt legte sich am Eröffnungstag mit ihren Landfrauen mächtig ins Zeug, um dem Besucheransturm an der großen Schauküche gerecht zu werden. „Die bäuerlichen Familien in Franken stehen bei ihren heimischen Nahrungsmitteln und Erzeugnissen für Qualität und Frische“, so die Kreisbäuerin, während sich nebenan mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Landrat Armin Kroder und Kreisobmann Felßner in der Zubereitung eines „Mangold-Pfannkuchen-Gratins“ übten.

Das Motto „Aus der Region – für die Region“ sei aktueller denn je, erklärte Barbara Stamm. Die Menschen seien eben stolz auf ihre Heimat und würden deshalb Regionalität befürworten. Stamm besuchte aus das Landfrauencafe, in dem insgesamt 40 Frauen aus dem Nürnberger Land angerückt waren, um heimisches Gemüse für die schnelle Küche zuzubereiten und sich andererseits beim Küchlebacken über die Schulter blicken zu lassen. Außerdem hatte man süße Kuchen und Torten mitgebracht, die von Anfang an dafür sorgten, dass im Landfrauencafe ständig alle Plätze besetzt waren.

„Der Trend hin zum Regionalen wird sich noch weiter fortsetzen“, glaubt der stellvertretende Landrat Andreas Kögel. Gerade junge Leute wollen wieder wissen, wo denn die Produkte eigentlich herkommen. Ein Beispiel für mehr Regionalität aus dem Nürnberger Land ist das sogenannte „Zehn-Kilometer-Bier“, das mit einem Fassanstich am Stand des Bauernverbandes seine erste öffentliche Premiere erlebte. Der mittelfränkische Bauernverband, ein halbes Dutzend Landwirte, drei örtliche Brauereien und die Mälzerei Klostermalz in Frauenaurach haben sich dabei zusammengetan, um den Braugerstenanbau im Landkreis wieder zu forcieren. Der Name „Zehn-Kilometer-Bier“ soll dabei aussagen, dass sämtliche Rohstoffe aus einem Umkreis von zehn Kilometern rund um die Brauereien stammen.

„Wir wollen den Landwirten Planungssicherheit geben und authentisch bleiben“, beschreibt Cornelia Bub von der Traditionsbrauerei Bub ihre Motivation für die Beteiligung an dem Projekt. „Wir leben schließlich von der Region, deshalb wollen wir auch unsere Rohstoffe aus der Region beziehen“, so Kurt Küchler von der Brauerei Kanone in Schnaittach. Nach den Worten des mittelfränkischen BBV-Bezirkspräsidenten Jürgen Ströbel soll das Projekt Schule machen. „Bier braucht Heimat“, sagt er und hofft, dass die Anstrengungen aller Beteiligten auch von den Verbrauchern honoriert werden.

Am Gemeinschaftsstand der Regionalkampagne „Original – regional“ der Metropolregion Nürnberg reicht das Angebot diesmal von Käse und heimischer Wurst über Obstsäfte und fränkischen Spirituosen. Mit dabei sind auch die oberfränkischen Netzwerke Bierland Oberfranken und Genussregion Oberfranken. Georg Rittmayer, Chef der Brauerei Rittmayer aus Hallerndorf, hatte beispielsweise ohne Zögern das Bier mehrerer kleiner Brauereien mit nach Nürnberg genommen. Michaela Riegel-Engelhardt, selbst Landwirtin, präsentiert edle Säfte, selbst gepresst und gekeltert. Die Direktvermarkterin aus Kunreuth betreibt zu Hause nicht nur eine eigene Brennerei, sondern auch ein Cafe mit dem bezeichnenden Namen Geistreich und zeigt in Nürnberg ihre kunstvollen Designerflaschen mit verschiedensten Wässern und Bränden.

Die Consumenta im Messezentrum Nürnberg gilt mit rund 160000 Besuchern als größte Verbrauchermesse Süddeutschlands. Organisator ist die AFAG Messen und Ausstellungen GmbH. In diesem Jahr stellten rund 1000 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen vor.

Bilder:
1. Marketing für die Milch: Landtagspräsidentin Barbara Stamm ließ das Weinglas kurzerhand stehen und entschied sich für ein Glas frische Milch.
2. Nach einem Jahr Pause erwies sich die Landfrauenküche auf der Consumenta wieder als Publikumsmagnet: Das Bild zeigt die Landfrauen aus dem Kreisverband Nürnberg-Land mit (von links): Gerdi Mausner, Heidi Loos, Gabi Grosch, Karin Kalb, Christine Widmann und Ute Eichenseer-Müller.
3.
 Die seit vielen Jahren zur Consumenta gehörende Reitsport-Sonderschau „Faszination Pferd“ in der Nürnberger Frankenhalle stellte nicht nur Springen, Dressur und Fahren in den Mittelpunkt, sondern widmete sich auch der bayerischen Pferdezucht und –haltung.

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10.10.2011

Trend zur Regionalität: Braugerstenanbau soll sich wieder lohnen
BBV Nürnberger Land stellt auf der Consumenta sein Bierprojekt vor

Leinburg/Nürnberg. Regionalität ist vielen Verbrauchern mittlerweile wichtiger als Bio. Diesen Trend greift der Bauernverband im Nürnberger Land zur Verbrauchermesse „Consumenta“ auf, die vom 26. Oktober bis zum 1. November auf dem Messegelände stattfindet. Der BBV, ein halbes Dutzend Landwirte aus dem Nürnberger Land, drei örtliche Brauereien und die Mälzerei Klostermalz in Frauenaurach haben sich dabei zusammengetan, um den Braugerstenanbau im Landkreis wieder zu forcieren.

Kreisobmann Günther Felßner spricht augenzwinkernd vom Projekt „Zehn-Kilometer-Bier“. Das bedeutet, die Rohstoffe haben ungefähr zehn Kilometer Weg hinter sich, bis sie verarbeitet werden. Wenn es auch manchmal etwas mehr als zehn Kilometer sein dürfen, so kommt die Braugerste jedenfalls nicht, wie bei vielen Großbrauereien aus anderen Teilen der Erde. Sechs Landwirte, darunter auch der Kreisobmann erklärten sich vor rund einem Jahr spontan bereit, die Sache zu unterstützen. Mit den Brauereien „Kanone“ aus Schnaittach, Wiethaler aus Neunhof bei Lauf und Bub aus Leinburg fanden sich sofort drei Braustätten, die sich gegenüber den beteiligten Landwirten verpflichteten, eine gewisse Menge Braugerste zu einem vorher festgelegten Preis abzunehmen.

„Wir Brauereien wollen wir damit zeigen, dass wir auch Verantwortung für unser Produkt übernehmen“, sagt Cornelia Bub von der Traditionsbrauerei Bub, in der seit fast 400 Jahren Bier gebraut wird und die damit als älteste Brauerei im Nürnberger Land gilt. Sieben verschiedene Sorten sind es mittlerweile, die nur im Umkreis von rund 30 Kilometern über Getränkemärkte und über die Gastronomie vertrieben werden. „Ich kann als regionaler Betrieb nur dann wirklich authentisch sein, wenn auch die Rohstoffe aus der Region kommen“, so Cornelia Bub. Ihren Worten zufolge war es in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, Braugerste aus der Region, ja selbst Braugerste aus dem Freistaat zu bekommen. Mit dem Projekt ist die Chefin absolut zufrieden: „Für unser qualitativ hochwertiges Produkt benötigen wir schließlich auch qualitativ hochwertige Rohstoffe.“

Zufrieden sind auch die beteiligten Landwirte Horst Fuchs aus Kucha und Andreas Geistmann aus Diependorf. Fuchs hat zum Start des Projektes im laufenden Jahr 7,5 Hektar, Geistmann vier Hektar und Kreisobmann Felßner rund zehn Hektar Braugerste angebaut. Das seien natürlich erst einmal recht überschaubare Mengen, doch haben die drei bisher beteiligten Brauereien damit eine sichere Versorgung, sind sich die Praktiker einig. Auch der Vertragspreis liegt Felßner zufolge in  einer Größe, der für die Landwirte einen rentablen Anbau ermöglicht.

 „Letztlich bedeutet unser Vorgehen natürlich schon einen Mehraufwand, doch am Schluss werden alle auf ihre Kosten kommen“, sagt Kreisobmann Felßner.  Erstmals öffentlich vorgestellt werden soll die Aktion auf der „Consumenta“. Gleich am Eröffnungstag wird am Stand des Bauernverbandes ein Fass Leinburger Bier angestochen. Die Verbraucher sollen darüber aufgeklärt werden, wo die Rohstoffe beim Bier herkommen. Natürlich sollen auch die Biere der beiden anderen Brauereien ausgeschenkt werden.

Die „Consumenta“ gilt auch in ihrer 58. Auflage als Bayerns größte Verbrauchermesse. Insgesamt haben sich rund 1000 Aussteller angekündigt, die in 13 Hallen eine Vielzahl neuer Themenwelten und Events vorstellen. Im zurückliegenden Jahr hatten knapp 160000 Menschen die „Consumenta“ besucht.

Bild: Mit dem Leinburger Bier der Brauerei Bub werben (von links) Kreisobmann Günther Felßner, Braumeister Ernst Keller, Brauereiinhaberin Cornelia Bub, die Landwirte Horst Fuchs und Andreas Geistmann sowie Thomas Zehnter vom BBV Mittelfranken für hochwertige Produkte aus der Region für die Region.

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04.10.2011

Amtschef: „Freude über Verlagerung hält sich in Grenzen“ / Erster Spatenstich für umstrittenen Neubau des Oberpfälzer Amtes für ländliche Entwicklung

Tirschenreuth. Sieben Jahre nach dem entsprechenden Kabinettsbeschluss hat Minister Helmut Brunner in Tirschenreuth am Dienstag den symbolischen ersten Spatenstich für den Neubau des Oberpfälzer Amtes für ländliche Entwicklung getätigt. Damit gab der Minister grünes Licht für die heftig umstrittene Verlagerung des Amtes von Regensburg in die nördliche Oberpfalz.

Die kritischen Töne des Obersten Bayerischen Rechnungshofes, die Kritik des Haushaltsausschusses im Landtag und auch die Petitionen der Mitarbeiter sollten nichts bewirken, der politische Wille war am Ende stärker. „Uns geht es darum, Verwaltungsarbeitsplätze in die Fläche zu verlagern“, sagte Brunner beim Spatenstich. Er wisse sehr wohl, dass die Verlagerung für viele Beschäftigte große persönliche Härten mit sich bringt. Letztlich habe aber bei jeder Ämterverlagerung am Ende die Zustimmung überwogen, so der Minister, der dabei ausdrücklich an die Verlagerung von Teilen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt nach Hof und die Verlagerung der zentralen Bußgeldstelle nach Viechtach erinnerte.

Offen sprach Brunner an, dass bisher 21 Mitarbeiter die Behörde verlassen und weitere 80 die Möglichkeit der Altersteilzeit genutzt hätten. Speziell Teilzeitbeschäftigte und auch Schwerbehinderte, die nicht umziehen möchten, oder denen ein Standortwechsel nicht zuzumuten ist, sollen an andere Dienststellen in Regensburg und Umgebung vermittelt werden. Brunner: „Dies fällt uns sehr schwer, weil wir damit sehr gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte verlieren.“

Offen räumte der Minister auch ein, dass das Amt für Ländliche Entwicklung der Oberpfalz seine Sollstärke damit erst einmal unterschreiten wird. Allerdings soll schon bald gegengesteuert werden. Bereits für das kommende Jahr sei geplant, zwölf Dienstanfänger einzustellen und zu Technikern für ländliche Entwicklung auszubilden. Die Ausschreibung soll oberpfalzweit erfolgen, wobei davon auszugehen sei, dass sich in erster Linie junge Leute mit Realschulabschluss oder qualifizierendem Hauptschulabschluss aus der nördlichen Oberpfalz bewerben. „Damit schaffen wir einen wichtigen Brückenschlag zum neuen Standort und erzielen einen ersten strukturpolitischen Effekt dieser Behördenverlagerung“, so Brunner.

Er könne nicht verhehlen, dass sich bei einem Großteil der Mitarbeiter die Freude über die Verlagerung in engen Grenzen hält, sagte zuvor Amtschef Thomas Gollwitzer. Er räumte aber auch ein, dass die Würfel nun gefallen sind und appellierte deshalb an alle Skeptiker, jetzt nach vorne zu blicken. Was die Ausstattung mit Personal angehe, so stufte er sein Amt allerdings als wenig gut gerüstet ein. Gollwitzer sprach von einem dramatisch sinkenden Personalbestand, der bereits zu spürbaren Kompetenz- und Wissensverlusten geführt habe.

Voller Optimismus war dagegen beim Spatenstich der Tirschenreuther Bürgermeister Franz Stahl (CSU). Das Projekt sei ein wichtiger Meilenstein für seine Stadt, sagte er und forderte alle Gegner der Verlagerung auf, Tirschenreuth nicht länger als „Pampa“ oder gar als „Sibirien“ zu bezeichnen. Es gebe gute strukturpolitische Gründe für die Verlagerung in eine Region, in der während der zurückliegenden Jahrzehnte ganze Wirtschaftszweige wie etwa die Porzellanindustrie einfach weggebrochen seien.

Dem zuständigen Bauamt Amberg-Sulzbach zufolge kostet der Neubau auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände an der Falkenberger Straße 8,3 Millionen Euro. Er bietet Platz für bis zu 150 Mitarbeiter und soll bereits Anfang 2013 bezogen werden. Die Architekten Dr. Emil Lehner aus Weiden und Wolfgang Gerlach aus Marktredwitz haben dazu auf dem über 9000 Quadratmeter großen Grundstück einen zweigeschossigen Baukörper in Holzbauweise mit einem geschlossenen Innenhof entworfen.

Bilder:
- Mit dem symbolischen ersten Spatenstich machen die Verantwortlichen mit der Verlagerung des Amtes für ländliche Entwicklung von Regensburg nach Tirschenreuth jetzt ernst (von links): Bürgermeister Franz Stahl, Minister Helmut Brunner, die Oberpfälzer Regierungspräsidentin Brigitta Brunner, Landrat Wolfgang Lippert und Behördenchef Thomas Gollwitzer.

- So wie auf dieser Computersimulation soll der 8,3 Millionen teure Neubau des Oberpfälzer Amtes für ländliche Entwicklung nach seiner Fertigstellung Anfang 2013 aussehen.

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29.09.2011

Einen Pater als Chef und Bienenvölker als Haustiere / Theresia Brandl absolvierte ihr erstes praktisches Lehrjahr im oberpfälzischen Kloster Speinshart

Speinshart – „Manche hat es richtig in die Krise gestürzt“, sagt Prior Pater Benedikt von der Praemonstratenserabtei Speinshart im oberpfälzischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Pater Benedikt spricht von den Auszubildenden zur Hauswirtschaft, die hier im Kloster tätig sind. Vor allem mit ihrer freien Zeit hätten manche Lehrlinge erhebliche Probleme, was schließlich dazu führte, dass sie nur noch weg wollten.

Nicht so Theresia Brandl aus Wiesendorf bei Weiden, die ihr erstes praktisches Ausbildungsjahr in Speinshart zum 31. Juli abgeschlossen hat. „Natürlich ist im Kloster vieles anders“, so die 17-Jährige, die sich hier merklich wohl fühlt, und die auch jetzt noch regen Kontakt hält. Nach verschiedenen Praktika, unter anderem auch in einem Kindergarten, war sie in der Faschingswoche 2010 ebenfalls im Zuge eines Praktikums auf das Kloster Speinshart gestoßen, einem der wenigen noch verbliebenen Ausbildungsbetriebe für Hauswirtschafterinnen in der nördlichen Oberpfalz.

„Schon nach drei Tagen habe ich mich hier total wohl gefühlt“, sagt sie, schwärmt vom vertrauten Umgang und vom Choralgesang, den man immer wieder auf den Gängen hören könne. Ihr Verhältnis zur Kirche ist für die gläubige Katholikin seitdem ein ganz anderes geworden: „Man lebt hier ein Stück weit mit den Patres zusammen.“ Auch den kirchlichen Jahreskreis bekomme man hier viel intensiver mit. Dies beginne bei der Feier der Namenstage, setze sich bei der Gestaltung des Altars, etwa an Fronleichnam, fort und ende in dem in Speinshart ganz besonders gefeiertem Rosenkranzfest alljährlich Anfang Oktober.

Der Klosteralltag beginnt um 6.30 Uhr mit der Zubereitung des Frühstücks für die acht Patres, zu denen sich nicht selten die einen oder anderen Gäste gesellen. Vormittags muss die Wäsche besorgt werden, ehe das Mittagessen gekocht wird. Auch einen Kaffee gibt es am Nachmittag und schließlich das Abendbrot. Insofern unterscheidet sich das Kloster gar nicht zu sehr von anderen Arbeitsstellen, außer vielleicht, dass Gemüse, Salate, Kräuter, Obst und Beeren fast komplett aus dem eigenen Klostergarten stammen.

Ein großer Unterschied freilich ist der, dass sie den Klausurbereich, also den gesamten zweiten Stock des Klosters nie betreten durfte. Dafür gibt es sogar eigene Reinigungskräfte, sagt Hauswirtschaftsleiterin Jutta Bundscherer. Zumindest gewöhnungsbedürftig war auch das Bügeln der langen weißen Habits, also der Ordenstracht. Daneben ist Theresia Brandl wohl auch die einzige angehende Hauswirtschafterin, die für die Pflege der zum Kloster gehörenden Gräber auf dem nahe gelegenen Friedhof zuständig war. Aber auch das machte ihr, die schon ein Praktikum in einem Floristik-Betrieb absolviert hatte und laut ihrer älteren Schwester Christine „super Sträuße“ binden kann, sichtlich Spaß. Und auch mit dem fast schon historischen Holzofen hatte sie sich schnell arrangiert.

„Wir sind ein ganz normaler Ausbildungsbetrieb“, bestätigt Prior Pater Benedikt. Er versichert, dass der katholische Glaube kein Kriterium bei der Ausbildung sei. Anders als bei landwirtschaftlichen Betrieben gebe es hier freilich keinen richtigen Familienanschluss. Man müsse sich halt selbst beschäftigen. Pater Benedikt bedauert, dass das Sterben der Lehrbetriebe in der nördlichen Oberpfalz so eklatant zugenommen habe. Neben dem Staatsbetrieb in Almesbach und einer Käserei sei man die einzige Stelle, die noch Hauswirtschafterinnen ausbilde. Doch auch die Zahl der Bewerbungen nimmt ab. Während man vor einigen Jahren unter mindestens zehn Anfragen auswählen konnte, müsse man heute schon froh sein, wenn sich überhaupt noch jemand bewirbt.

Zunächst als Mittel gegen Langeweile gedacht, hatte sich Theresie Brandl in Speinshart ungewöhnliche Haustiere angeschafft: Zwei Bienenvölker. Den Patres war es recht, zum einen gab es schon bald Honig, zum anderen wurde damit eine uralte Tradition wieder aufgegriffen. Das notwendige Wissen hatte sie sich angelesen, wie sie bescheiden sagt, und mit nur drei Stichen ist sie relativ glimpflich davongekommen. Den Honigsachkundenachweis hat sie mittlerweile auch erfolgreich absolviert.

Theresia Brandl stammt aus einem Nebenerwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung, Mastschweinen, Geflügel und Feldfruchtanbau. Sie ist die jüngste von fünf Geschwistern und hat in ihrem ersten Lehrjahr die Hauswirtschaftsschule in Neustadt an der Waldnaab besucht. An der Hauswirtschaft schätzt sie vor allem die Vielseitigkeit und die reichlichen Möglichkeiten, die der Beruf bietet. „Gerade in der heutigen Zeit würde eine derartige Ausbildung vielen gut tun“, so Theresia Brandl. Viele wüssten doch gar nicht mehr, dass man die Zubereitung einer Suppe mit Gemüse beginnt und nicht mit dem Fix-Würfel. In ihrer noch verbleibenden Freizeit ist sie bei den Pfadfindern in Weiden aktiv oder geht mit Schwester Christine im Revier des Onkels auf die Jagd, auch für den Führerschein hat sie sich bereits angemeldet.

Derzeit leistet Theresia Brandl ihr zweites praktisches Ausbildungsjahr in Almesbach ab. „Wir legen in Speinshart großen Wert auf einen einjährigen Ausbildungsvertragt“, so Prior Benedikt. Die Auszubildende soll schließlich noch etwas anderes kennen lernen, nur so könne eine Lehrzeit auch wirklich etwas für die Persönlichkeit bringen.

Was für Theresia Brandl danach kommt, ist noch nicht ganz klar. Der Hauswirtschaft will sie auf jeden Fall treu bleiben und entweder die Dorfhelferinnenschule in Pfaffenhofen besuchen oder als Hauswirtschafterin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Ausland arbeiten: „Neuseeland oder Australien, das wäre schon etwas.“

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15.09.2011

Maschinen, Mischer und Melkkarussells aus Marktschorgast / BSA-Gülletechnik produziert Landwirtschaftstechnik für den Weltmarkt

Marktschorgast  – „Wir bedienen von Marktschorgast aus den Weltmarkt.“ Heinz Zießler, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens BSA-Gülletechnik in Marktschorgast (Landkreis Kulmbach) spricht vom außerordentlichen Erfolg und einem rasanten Wachstum seines Unternehmens, das 1961 aus kleinsten Anfängen heraus begonnen hatte und heute zur weltweit operierenden Bauer Group im österreichischen Voitsberg gehört.

Seit 50 Jahren versteht sich BSA als kompetenter Partner der Landwirtschaft. Im Marktschorgaster Werk werden Pump- und Vakuumtankwagen, Komponenten für Biogas- und Beregnungsanlagen sowie Stalleinrichtungen produziert. Besonders die in einem Spezialverfahren hergestellten Exzenterschneckenpumpen hätten sich in Fachkreisen im Laufe der Jahrzehnte einen legendären Ruf erworben und maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Bei den Exzenterschnecken handelt es sich um besonders robuste Verdrängerpumpen zum Ansaugen und Ausbringen von Gülle. Für den schwedischen DeLaval-Konzern ist BSA außerdem Lieferant hochwertiger Bauelemente für Melkkarussells, Futterstationen für Kühe, Kälber und Ziegen sowie für Aufstallungen, die von Marktschorgast aus weltweit ausgeliefert werden.

Gegründet wurde die BSA 1961 in Bayreuth von Paul Langer unter der Bezeichnung "Bayreuther Schwemmmistanlagen Maschinenfabrik“. Aus dieser Zeit kommt auch die Abkürzung BSA, die mittlerweile längst für „Bayreuther Stallanlagen“ steht. Der mittlerweile verstorbene Unternehmer Paul Langer war es auch, der entscheidend an der Einführung von Rosten und Rahmen in den Ställen beteiligt war, durch die der Kot der Tiere automatisch abfließt, damals eine geradezu bahnbrechende Neuerung.

Zwei Jahre später startete in Münchberg die Produktion und der Vertrieb von Stallanlagen und Gülletankwagen, zunächst aus Stahl, später auch aus Kunststoff. Der Vertrieb sei damals in eigener Regie vorerst in Deutschland, dann in ganz Westeuropa ausgebaut worden. „Dier Pumptankwagen waren damals unser Kerngeschäft und sind es immer noch“, sagt Zießler(64), der aus Hamburg kommt und seit fast zehn Jahren als Geschäftsführer in Marktschorgast die Fäden in der Hand hält. Ab 1971 kooperierte das noch junge Unternehmen mit der schwedischen Alfa-Laval-Gruppe in den Bereichen Vertrieb und Marketing. Gleichzeitig konzentrierte sich die BSA auf Produktentwicklung und Produktion mit gleichzeitiger Erweiterung des Herstellungsprogramms um Stalleinrichtungen, Fütterungsanlagen und Melkstände.

1978 wurde der Betrieb dann von Münchberg nach Marktschorgast verlegt. Hauptgrund sei die Schaffung von wesentlich erweiterten Produktionsmöglichkeiten gewesen, sagt Geschäftsführer Zießler. Aufgenommen wurde der Betrieb im heutigen Kerngebäude, das bis dahin die Kulmbacher Spinnerei genutzt hatte. Nach und nach kamen Neu- und Anbauten dazu, so dass die BSA heute auf rund 10000 Quadratmeter Produktionsfläche verweisen kann. Auch der Gleisanschluss soll damals bei der Entscheidung für Marktschorgast eine wichtige Rolle gespielt haben. Nach 24-jähriger Zusammenarbeit kam es dann 1995 immer noch mit Paul Langer an der Spitze zur Übernahme des Betriebes durch die Alfa-Laval-Gruppe, die später nach ihrem schwedischen Gründer Gustaf DeLaval, dem Erfinder der Melkmaschine umbenannt wurde.

Seit März 2007 gehört die BSA schließlich zur weltweit operierenden Bauer Group, Voitsberg/Österreich. Zeitweise habe damals aus konzerninternen Überlegungen die Schließung im Raum gestanden, erinnert sich Zießler. Mit der Bauer Group habe man allerdings einen kompetenten Käufer finden können, der sehr positive Auswirkungen auf den Standort Marktschorgast habe, weil er ausschließlich für die Landwirtschaft tätig ist. In Marktschorgast werden nach wie vor hauptsächlich Gülletankwagen produziert, mit denen die BSA 50 Prozent ihres Umsatzes macht. Komponenten für Biogasanlagen wie Pumpen, Mischer und Beschickungsanlagen für Fermenter erweitern das Sortiment. BSA produziert für die Bauer-Gruppe außerdem Teile für Beregnungsanlagen sowie als externer Lieferant für Melkkarussells, Futterstationen und Aufstallungen für den DeLaval-Konzern, der noch immer größter Einzelkunde des Unternehmens ist.

Das Unternehmen hat heute 125 Beschäftigte, der größte Teil davon Konstruktionsmechaniker. Auch die Ausbildung spiele mit derzeit zehn Lehrlingen eine große Rolle. Besonders interessant ist es nach den Worten des Geschäftsführers, wie sich die Veränderungen in der Landwirtschaft auf das Unternehmen niederschlagen. Während die ersten Güllefässer in den 60er Jahren rund 1000 Liter Fassungsvermögen hatten, sind es heute vor allem aus Fragen der Wirtschaftlichkeit bis zu 14000 Liter. Auch das Geschäft mit Teilen für die Biogasanlagen habe vor dem Hintergrund der Energiewende gewaltig zugenommen und werde sicher noch weiter steigen.

Bilder:
- „Gülletankwagen machen unser Kerngeschäft aus“: Heinz Zießler (64) steht seit knapp zehn Jahren als Geschäftsführer an der Spitze der BSA GmbH in Marktschorgast.
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Seit 1978 produziert die BSA auf einem Grundstück am Ortseingang von Marktschorgast, das bis Mitte der 70er Jahre zur Kulmbacher Spinnerei gehörte.

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09.09.2011

Fischgenuss mit Jahrhunderter alter Tradition / Teichgenossenschaft eröffnete oberfränkische Karpfensaison

Lautertal – Blau, gebacken, paniert und geräuchert, als Filet oder als Sülze: In den kommenden Monaten mit dem Buchstaben „R“ im Namen werden zahlreiche Gaststätten in Oberfranken wieder den Karpfen als typisch fränkisches Produkt auf ihren Speisekarten anbieten. Eröffnet wurde die Karpfensaison am Wochenende von der Teichgenossenschaft Oberfranken traditionell mit dem Abfischen eines Karpfenteichs, diesmal in Lautertal im Coburger Land. Dort feierte der Betrieb Forellen- und Fischzucht Lautertal von Werner Humann sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Hoffest.

Die ersten Karpfen der Saison fischte der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk aus dem Teich auf der großflächigen Anlage im Lautertal, wo die Karpfenproduktion bereits auf eine fast zwei Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken kann. Vor genau 50 Jahren wurden die Fischteiche an der jetzigen Stelle errichtet, seit 1979 betreibt die Familie Humann die Anlage und hat sie seitdem mehrfach vergrößert und umfassend modernisiert. Vermarktet werden die Fische über den Groß- und Einzelhandel, über die Gastronomie, aber auch in eigenen Imbiss- und Verkaufswägen. Die weit über die Region hinaus bekannte Fisch- und Forellenzucht Humann gilt in ganz Oberfranken als einziger Fischbetrieb, der seit 2009 auch eine EU-Zulassung besitzt.

Karpfen sind eines der gesündesten Lebensmittel überhaupt, sagte Staatssekretär Koschyk, der als Vorgänger des jetzigen Vorsitzenden Dr. Peter Thoma bis 2007 selbst an der Spitze der Teichgenossenschaft Oberfranken stand. Dieser Zusammenschluss umfasst rund 1000 Teichwirte aus allen Teilen des Regierungsbezirks, in der Regel Landwirte im Nebenerwerb. Die Erzeuge von Karpfen in Oberfranken erfolge artgerecht und naturverträglich und könne jederzeit komplett nachvollzogen werden, so Koschyk.

Fischzuchtbetriebe, die über moderne Vermarktungseinrichtungen verfügen und den Karpfen frisch geschlachtet anbieten, gebe es in jedem oberfränkischen Landkreis. Damit seien nicht nur absolute Frische und beste Qualität, sondern auch kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher garantiert. Die Karpfenteiche in der Region seien aber noch viel mehr als reine Produktionsstätten. Sie würden zur Grundwasserneubildung beitragen, minderten den Hochwasserabfluss, wirkten der zunehmenden Landversiegelung entgegen und speicherten das Wasser in der Fläche.

Deshalb sei der Karpfen in Oberfranken auch ein kulinarisches Kulturgut, sagte Bezirksrat Wolfgang Hoderlein in Vertretung von Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Seinen Worten zufolge werden im Regierungsbezirk jährlich rund 700 Tonnen Karpfen aus 2500 Teichen aufgezogen und verspeist. Neben ihrer Funktion als Wasserspeicher seien diese Teiche auch ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. „Die Teichwirtschaft ist damit ökologisch und extrem oberfränkisch“, so Hoderlein.

Nach Aussage von Fachleuten können die Verbraucher heuer trotz der Witterungsschwankungen mit besonders guten Qualitäten beim Karpfen rechnen. Vor allem die kühlen Temperaturen im Juli und Anfang August hätten für ein langsames Wachstum der Fische gesorgt, das Fleisch sei deshalb fest und schmackhaft. Bayern gilt als Deutschlands größtes Karpfen-Erzeugerland: Hier wird auf einer Gesamtteichfläche von rund 20000 Hektar mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Karpfenmenge produziert. Schwerpunkte sind Ober- und Mittelfranken sowie die Oberpfalz mit jeweils einem Drittel der bayerischen Erntemenge.

Bild: Der Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel, der Coburger Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach und Staatssekretär Hartmut Koschyk (von links) fischten zur Eröffnung der Karpfensaison 2011/2012 die ersten Fische aus den Teichen von Werner Humann im Lautertal bei Coburg.

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16.08.2011

„So schlimm war es noch nie“: Oberfränkische Schweinehalter leiden unter Preismisere

Gundlitz, Lks. Hof  – „Im Moment leben wir von der Hand in den Mund.“ Martina und Michael Eckl aus Gundlitz zwischen Marktschorgast und Stammbach produzieren derzeit unter dem Preis, der eigentlich zur Deckung der Kosten notwendig wäre. Das Ehepaar betreibt auf seinem landwirtschaftlichen Anwesen eine Ferkelerzeugung mit rund 175 Zuchtsauen und vermarktet die Tiere an feste Mäster im den Landkreisen Bayreuth und Hof. Jedes Ferkel, das den Hof verlässt, müsste rund 15 Euro mehr kosten, damit wenigstens etwas verdient ist. „So schlimm war es noch nie“, sind sich Martina und Michael Eckl einig.

Schuld an der derzeitigen Misere sind nach den Worten von Michael Eckl in erster Linie die immens gestiegenen Nebenkosten. Allein die Heizkosten in den beiden 2002 und 2008 errichteten Ställen am Ortsrand hätten sich in den zurückliegenden drei Jahren verdoppelt. Sparen geht nicht, denn Ferkel benötigen ständig eine Wärmequelle. Ähnlich ist die Situation bei den Futterkosten, insbesondere beim Getreide und bei Soja. „Tiefs gab es ja schon immer“, so Martina Eckl. Bisher sei allerdings immer wieder ein Hoch gefolgt, doch darauf wartet die Familie, die bereits 1996 den Hof von den Eltern der Ehefrau übernommen hatte, diesmal schon lange.

Zu lange, denn der letzte Stallneubau habe auch eine  immense Investition bedeutet. „Wir haben damals die Rinderhaltung aufgegeben und uns auf Schweine konzentriert“, so Martina Eckl. Durch die Vermarktung zu Mästern nach Bayreuth und in den Landkreis Kulmbach würden lange Transportwege vermieden und auch die neue Schweinehaltungsverordnung der EU, die zum 1. Januar 2013 in Kraft tritt, sei bereits erfüllt. Die Verordnung sieht unter anderem mehr Platz pro Tier bei Mast und Aufzucht vor.

Schon allein deshalb werden bis dahin viele aufhören, glaubt der der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger. Er schätzt die derzeitige Situation auf dem Schweinemarkt als „absolut schwierig“ ein. Schon der zurückliegende Dioxin-Skandal, für den die Bauern erwiesenermaßen nichts konnten, habe zu einem Absturz bei den Preisen geführt, von der sich der Markt nie wieder richtig erholt hat. Konkret bekommt der Landwirt derzeit rund 40 Euro für ein Ferkel mit 30 Kilogramm, vor 15 Jahren seien es um die 150 Mark gewesen, macht Löwinger die Situation deutlich.

Löwinger appelliert deshalb vor allem an die Solidarität der Schweinemäster, der fleischverarbeitenden Betriebe, aber auch an die der Verbraucher.  Sie müssten bereit sein, mehr zu zahlen, andernfalls bleibe die typisch bäuerliche Landwirtschaft in unserer Region auf der Strecke und das Schweinefleisch werde künftig aus Agrarfabriken aus dem Ausland geliefert. „Weder die Politik noch die Verbraucher in der Region können doch ernsthaft wollen, dass die bäuerlichen Familienbetriebe in Oberfranken auf der Strecke bleiben.“ Auch mit dem Lebensmitteleinzelhandel geht Löwinger hart ins Gericht: Es könne einfach nicht sein, dass die Supermärkte Woche für Woche die hochwertige und sicher getestete Produktion einfach verramschen.

Rüdiger Wintersperger, fachlicher Leiter des Fleischerzeugerrings Oberfranken, vom Amt für Landwirtschaft in Coburg, beziffert die Zahl der Mastschweinehalter in Oberfranken auf knapp 2800 mit zusammen rund 150000 Mastschweinen. Allerdings haben über 2500 Halter weniger als 100 Schweine im Stall stehen. Auf Zuchtsauen hätten sich rund 550 Landwirte mit zusammen knapp 20000 Tieren spezialisiert. Auch in diesem Bereich überwiege die Anzahl der kleinen Betriebe bei weitem: an die 350 Landwirte hätten weniger als 25 Zuchtsauen in ihren Ställen.

Sie alle befinden sich derzeit in einer Extremsituation“, sagt Wintersperger. Er gibt auch zu bedenken, dass schon jetzt nur noch zwei von drei verzehrten Schnitzeln oder Schweinebraten in Oberfranken auch aus dem Regierungsbezirk kommen. Oberfranken habe schon immer Zuschussbedarf an Schweinefleisch, wobei der Selbstversorgungsgrad aber immer mehr sinkt und nunmehr bereits deutlich unter 70 Prozent liegt.

Als Gründe für das derzeitige Preistief nennt er neben den gestiegenen Kosten auch die Tatsache, dass einige der großen deutschen Fleischvermarkter 2011 immer wieder von der üblichen Vermarktungsstrategie abgewichen seien und sogenannte Hauspreise, also niedrigere, allein vom Vermarkter gesetzte Preise, eingeführt hätten. Sie könnten es sich wohl auch erlauben, denn die vier großen Fleischvermarkter hätten 60 Prozent des Marktes in der Hand, eine Tatsache, die durchaus auch einmal kartellrechtlich unter die Lupe genommen werden müsste, meint Wintersperger. Bei Berücksichtigung aller Kosten müsste ein Ferkel anstatt 40 bis 45 Euro mindestens 55 bis 60 Euro auf längere Sicht erlösen, damit Wirtschaftlichkeit gegeben wäre.

Bild: Schlechte Aussichten für Schweinehalter und Ferkelerzeuger (von links): Rüdiger Wintersperger vom Fleischerzeugerring Oberfranken und der Kulmbacher BBV-Kreisobmann vor dem Stall von Martina und Michael Eckl. Ob die folgende Generation mit den Kindern Florian, Markus und Anja den Hof unter den gegebenen Voraussetzungen einmal übernehmen wird ist fraglich.

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29.07.2011

Wetterkapriolen sorgen für Ernteeinbußen von bis zu 70 Prozent / Negative Erntebilanz für Oberfranken: Nur dem Mais hat das Wetter gut getan

Himmelkron. Extreme Trockenheit und hochsommerliche Temperaturen im Frühjahr gefolgt von ungewöhnlich heftigen Regenfällen im Juni: Die extreme Witterung in den vergangenen Monaten ist nicht ohne Auswirkungen auf die Ernte in Oberfranken geblieben. BBV-Bezirkspräsident Werner Reihl und Direktor Dr. Wilhelm Böhmer berichteten bei der Vorlage der Erntebilanz in Himmelkron von teilweise heftigen Ertragsrückgängen. „Die Ernte wird heuer deutlich niedriger ausfallen“, sagte Reihl. Einziger Lichtblick: Die oberfränkischen Bauern können heuer im Gegensatz zum Vorjahr mit stabilen Preisen rechnen. „Die Preise haben sich mittlerweile wieder gefangen“, so der BBV-Präsident.

Schon die Aussaatbedingungen seien nach der nassen Getreideernte 2010 für Wintergetreide und Raps alles andere als optimal gewesen. Durch die verspätete Aussaat hätten sich die Pflanzen vor Beginn des Winters nur unzureichend entwickelt. „Der Raps steht deshalb auch bescheiden da und ist oft gar nicht erntewürdig“, sagte Reihl. Nach dem niederschlagsarmen und sehr heißen Frühjahr sei das lang ersehnte Nass dann in Form von so heftigen Gewitterregen gekommen, dass der Boden das Wasser gar nicht so schnell aufnehmen konnte und der Regen auf einzelnen Flächen sogar mehr Schaden als Nutzen verursachte. Reihl: „Das Ausgeglichene hat in diesem Jahr ganz einfach gefehlt.“

Ganz besonders hart habe es dabei die vielen Milchviehhalter getroffen, für die das Grünland die wichtigste Futterquelle darstellt. Der erste Grünlandschnitt habe in vielen Regionen nicht einmal ein Drittel der normalen durchschnittlichen Menge eingebracht. Aber auch hier gibt es einen Lichtblick: Viele Landwirte blickten derzeit auf das Wachstum des Maises, wenn sie an die Futterversorgung ihrer Tiere denken. Durch den Regen im Juni habe sich der Mais in Oberfranken sehr gut entwickelt. Nun bleibe nur noch zu hoffen, dass es in den kommenden Wochen keinen frühen Frost gibt.

Trotz der stabilen Preise gab Reihl aber auch zu bedenken, dass sich die Kosten für Saatgut, Dünger, Energie und Pflanzenschutzmittel deutlich verteuert hätten. Von einer echten Kostendeckung sei man deshalb oft und gerade in diesem Jahr bei den niedrigen Ernteerwartungen noch weit entfernt.

Am Schlimmsten stelle sich die Situation bei Raps dar. „Raps ist in diesem Jahr die enttäuschende Kultur auf den oberfränkischen Feldern“, sagte Reihl. Viele Flächen könnten wahrscheinlich gar nicht gedroschen werden. Auf den verbleibenden Feldern sei mit Einbußen von bis zu 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Starke Ertragsrückgänge von bis zu 50 Prozent meldete Reihl auch für die Wintergerste. Zum einen kämen hier die negativen Witterungseinflüsse am Stärksten zu tragen, zum anderen sei die Anbaufläche um fast 1000 Hektar auf rund 27600 Hektar zurückgegangen.

Ebenfalls unterdurchschnittliche Erträge gebe es beim Roggen, bei Triticale und beim Weizen, obwohl gerade bei letzterem die Anbaufläche ganz leicht zugenommen hatte und jetzt wieder bei über 35000 Hektar liegt. Größte Bedeutung für den Regierungsbezirk habe neben dem Weizen auch die Sommergerste (Braugerste), bei der die Anbaufläche wegen der besseren Preise um fast 5000 Hektar zugenommen hatte und jetzt bei 36650 Hektar liegt. BBV-Präsident Reihl warnte allerdings vor zu viel Euphorie. Die Ertragserwartungen seien in Oberfranken sehr unterschiedlich, besonders in den Frühdruschgebieten werden mit stärkeren Ertragseinbußen zu rechnen sein.

Bleibt noch der Mais, der nach den Worten des Präsidenten „einzigen Frucht, der das Wetter gut getan hat“. Entgegen landläufiger Meinung sei die Anbaufläche nur leicht um knapp 1000 Hektar auf 29500 Hektar erhöht worden. Von einer Vermaisung der Landschaft wegen der zunehmend energetischen Verwertung könne zumindest in Oberfranken keine Rede sein, sagte Reihl. Da der Mais die Frühjahrstrockenheit noch am besten wegstecken konnte und bei dem jetzt feuchtwarmen Witterungsverlauf eine sehr gut Ertragsentwicklung aufzeige, müsse heuer von einer guten Maisentwicklung ausgegangen werden.

Bild: Eine ausgeglichene Witterung hat in diesem Jahr gefehlt, was teilweise heftige Auswirkungen auf die Ernte hat: Der oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Werner Reihl (links) und BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer bei der Vorlage der Erntebilanz in Himmelkron.

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21.07.2011

Mit neuer Energie ins Netz – Wertschöpfung bis zu 50 Millionen Euro jährlich möglich / Ministerin Aigner startete kommunales Informationssystem für erneuerbare Energien

Bayreuth. 90 Prozent der Fläche im Landkreis Bayreuth werden land- und forstwirtschaftliche genutzt. „Damit ist die Bioenergieregion startklar“, sagte Landrat Hermann Hübner bei der Freischaltung des „Kommunalen Informationssystems Erneuerbare Energien“ im Bayreuther Landratsamt. Mit dem Sieg im entsprechenden bundesweiten Projektwettbewerb habe die Bioenergieregion vor zwei Jahren gewaltig an Fahrt aufgenommen, so Hübner weiter. Einen weiteren Schub erhält das ehrgeizige Projekt jetzt mit der offiziellen Online-Schaltung des Informationssystems durch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Auf der Internet-Plattform www.kommunales-informationssystem.de sollen künftig alle Verantwortlichen für ähnliche Projekte ihre Erfahrungen austauschen und einbringen können, um die Energiewende noch schneller Wirklichkeit werden zu lassen.

„Genau das ist der richtige Weg“, sagte die Ministerin vor dem Hintergrund der schrecklichen Ereignisse in Fukushima. Aigner verteidigte nachdrücklich den Entschluss, den Atomausstieg zu forcieren. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es schaffen, wenn nicht wir, wer dann?“, so die Ministerin. Dabei dürfe nicht nur den Ausstieg immer wieder hervorgehoben, vielmehr sollte auch der Einstieg in die erneuerbaren Energien deutlich gemacht werden. Notwendig sei dazu eine Steigerung der Effizienz der Erneuerbaren Energien, aber auch das Werben um Akzeptanz in der Bevölkerung und genau die soll durch die neue Plattform erreicht werden.

Die Bioenergieregion Bayreuth war 2009 im Wettbewerb des Bundeslandwirtschaftsministeriums als einer der Sieger hervorgegangen. Insgesamt sollen dabei bis zu 400000 Euro an Fördergeldern bis Mitte 2012 in Stadt und Landkreis Bayreuth sowie einige Gemeinden darüber hinaus entlang des Wirtschaftsbandes A9 fließen, um eine selbstständige Modellregion zu schaffen, deren Konzepte künftig auch auf andere Regionen übertragen werden können.

Langfristiges Ziel der Bioenergieregion ist es, die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern, die Wertschöpfung vor Ort zu erhöhen und den ländlichen Raum zu stärken. Dazu ist unter anderem vorgesehen, den Anteil regional erzeugter Bioenergie am Endenergieverbrauch der Privathaushalte in der Region von aktuell unter 20 auf über 50 Prozent zu erhöhen. Neben der Umweltbildung sollen dazu auch die Themen Information und Verbraucheraufklärung eine wichtige Rolle spielen. Mit neuen Materialien zum unterhaltsamen Lernen und entsprechenden didaktischen Konzepten könnten Schulen und Umweltbildungseinrichtungen den Zugang zu dem Thema erleichtern.

Die Projektverantwortlichen sehen in der verstärkten Förderung der Bioenergie ein riesiges Potenzial mit neuen Arbeitsplätzen und einer direkten Wertschöpfung von bis zu 50 Millionen Euro jährlich, allein durch den Verkauf der Biomasse. Indirekt soll das Potenzial beim Zehnfachen liegen, etwa durch den Bau neuer Anlagen oder die Errichtung entsprechender Nahwärmenetze.

Zur Bioenergieregion Bayreuth gehören neben der Stadt und dem Landkreis Bayreuth auch die interkommunale Arbeitsgemeinschaft „Integrierte ländliche Entwicklung Wirtschaftsband A9“ und damit auch einige Gemeinden aus dem Landkreis Forchheim. Insgesamt umfasst die Bioenergieregion eine Fläche von 1500 Quadratkilometern mit 200000 Einwohnern. Konzipiert wurde die letztlich erfolgreiche Bewerbung um den Preis der Bioenergieregionen vom 2008 gegründeten Regionalmanagement Stadt und Landkreis Bayreuth, an der beide Gebietskörperschaften paritätisch beteiligt sind. Neben Bayreuth wurden im Freistaat auch die Bioenergieregionen Achental und Oberland in Oberbayern und Straubing-Bogen in Niederbayern als Bundessieger ausgezeichnet.

Bilder:
- Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Landrat Hermann Hübner, der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut Koschyk und Bayreuths Oberbürgermeister Michael blicken über die Schulter von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die gerade das neue Kommunale Informationssystem für erneuerbare Energien freigeschaltet hatte.
- Zusammen mit den Bürgermeistern der Arbeitsgemeinschaft „Integrierte ländliche Entwicklung Wirtschaftsband A9 hat Bundesministerin Ilse Aigner das neue Informationsportal im Bayreuther Landratsamt vorgestellt.

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16.07.2011

Touristischer Anziehungspunkt und teichwirtschaftliches Juwel / Karpfen, Zandern und Hechte: Thurnauer Schlossweiher trägt ab sofort das Prädikat „Kulturgut Teich“

Thurnau – Der Schlossweiher von Thurnau ist offiziell zu einem überregional bedeutsamen Kulturgut erklärt worden. Der Weiher präge seit über 300 Jahren das gesamte Ensemble, er werde bis heute teichwirtschaftlich genutzt und trage maßgeblich zum Erhalt der Artenvielfalt bei, heißt es auf der Urkunde, die Landtagsvizepräsident Peter Meyer an Bürgermeister Dietmar Hofmann überreichte. Vergeben wird die Auszeichnung „Kulturgut Teich“ seit 1998 von der Teichgenossenschaft Oberfranken. Dokumentiert wird die Auszeichnung durch eine Informationstafel, die direkt am Ufer in unmittelbarer Nähe zum Schloss platziert wurde.

Neben einer traditionsreichen Geschichte komme es dabei vor allem auf die landschaftsprägende und ökologische Bedeutung an, erläuterte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Dr. Peter Thoma. Die Auswahl treffe dabei eine Jury, die sich aus Vertretern der Teichgenossenschaft, des Bezirks Oberfranken und dessen Fachberatung für Fischerei besteht. Aufgrund seiner traditionsreichen Geschichte stelle der Schlossweiher innerhalb der oberfränkischen Teichlandschaft ein herausragendes Kulturgut dar, begründete Thoma die Entscheidung für Thurnau.

Die älteste bildliche Wiedergabe des Thurnauer Schlossweihers geht auf einen Stich aus dem Jahr 1710 zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts sollte der Weiher trockengelegt und in landwirtschaftliches Areal umgewandelt werden. Der Chronik zufolge sei diesem Vorhaben aber kein durchschlagender Erfolg beschieden gewesen. Über 100 Jahre lang habe sich das Gelände als sumpfige Weiherwiese präsentiert. Erst 1975 beschloss der Markt die Umarbeitung des damals als „Brennesselloch“ bezeichneten Geländes in die Naherholungsanlage Schlossweiher umzuwandeln, die drei Jahre später in der heutigen Gestalt eröffnet wurde. Der Schlossweiher ist rund 1,4 Hektar groß und bis zu 1,80 Meter tief. Der Fischbesatz besteht unter anderem aus Karpfen, Rotfedern Moderlieschen, Zandern und Hechten. Eigentümer des Weihers ist die Familie des Freiherrn Hiller von Gaertringen, Pächter der Markt Thurnau.

Der Schlossweiher von Thurnau sei ein Paradebeispiel dafür, wie Ökologie und Ökonomie in Einklang gebracht werden können, sagte Landtagsvizepräsident Meyer. Er bezeichnete den Weiher vor dem Schloss als eines der beliebtesten Postkartenmotive Oberfrankens.  Um den Beweis anzutreten, dass der Thurnauer Schlossweiher die durchaus anspruchsvollen Kriterien eines Kulturguts erfülle, sei in den zurückliegenden Monaten einiges an Recherchearbeiten notwendig gewesen, so der Thurnauer Bürgermeister Dietmar Hofmann. Die kulturhistorische Bedeutung des Gewässers sei unbestritten und habe als Fischgewässer mit reichlichem Besatz eine herausragende Bedeutung.

„Teiche wie der in Thurnau prägen und bereichern das Landschaftsbild, sie verbessern das Kleinklima in ihrem Umfeld und sind wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen“, sagte Bezirkstagvizepräsident Eberhard Siller. Teiche speicherten aber auch das Wasser in der Fläche, eine Funktion, die vor dem Hintergrund des Klimawandels in Zukunft immer wichtiger werde. Der dauerhafte Erhalt eines solchen Gewässers und seine teichwirtschaftliche Nutzung gehörten unabdingbar zusammen“, so Matthias Zrenner, Geschäftsführer des Verbandes Bayerischer Berufsfischer (VBB). Die Auszeichnung soll deshalb auch herausstellen, wie wichtig die fischereiliche Nutzung der Gewässer ist.

Bild: Bezirksrat Klaus Förster, Bürgermeister Dietmar Hofmann, Landtagsvizepräsident Peter Meyer, Landrat Klaus Peter Söllner, Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller und der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma (von links) haben die neue Informationstafel am Ufer des Thurnauer Schlossweiher enthüllt.

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11.05.2011

Streetworker für die Landwirtschaft / Martin Flohrschütz aus dem Landkreis Coburg engagiert sich seit seiner Jugend für den bäuerlichen Berufsstand

Tremersdorf - „Andere spielen Fußball oder gehen in die Kneipe.“ Für Martin Flohrschütz (Bild) aus Tremersdorf, Gemeinde Lautertal im Landkreis Coburg ist das ehrenamtliche Engagement seit jeher wichtiger. „Man sieht, dass man schon etwas erreichen kann“, sagte der 38-jährige, der unter anderem als Ortsobmann, als stellvertretender Kreisobmann, als Mitglied in mehreren BBV-Ausschüssen und Arbeitskreisen, als CSU-Gemeinderat und in der Jungbauernschaft seit vielen Jahren aktiv ist.

„Ich möchte vor allem den jungen Landwirten eine Stimme geben“, so Flohrschütz. Außerdem benötige die Landwirtschaft eine gute Berufsvertretung im BBV. „Andere Organisationen dürfen uns doch nicht den Rang ablaufen“, sagt er und verweist diskret aber bestimmt auf die Naturschutzverbände. Zweifellos werde auch dort gute Verbandsarbeit geleistet, deshalb müsse sich die Landwirtschaft auch mit ihnen auseinandersetzen. Es könne jedoch nicht angehen, dass diese Verbände über Grund und Boden der Bauern bestimmen.

Vor mittlerweile fast elf Jahren hatte Flohrschütz den Hof von seinen Eltern Isolde und Walter übernommen. „Auf dem Betrieb bin ich praktisch der Alleinunterhalter“, sagt er. Ehefrau Susanne ist als Steuerfachangestellte tätig, die Eltern kümmerten sich um die Direktvermarktung in dem kleinen Hofladen direkt an der Bundesstraße. Zu tun gäbe es eigentlich genug. Flohrschütz bewirtschaftet rund 140 Hektar, hauptsächlich Ackerland, und betreibt eine Schweinemast mit rund 700 Mastplätzen. Was die Arbeit nicht gerade einfacher macht, ist die Witterung hier an den Ausläufern des Thüringer Waldes, nur einen Steinwurf von der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze entfernt.

Schon seit den späten 80er Jahren ist Flohrschütz Mitglied der Landjugend im nahen Meeder. Vier Jahre war er Ortsvorstand, drei Jahre lang Kreisvorsitzender und schließlich von 1995 bis 2001 Bezirksvorsitzender der oberfränkischen Landjugend. Damit nicht genug: bis 2006 fungierte Flohrschütz als Sprecher des Arbeitskreises Agrar, seitdem ist er als „freier Mitarbeiter“ im Bezirksverband tätig und entlastet die Geschäftsführung wenn es darum geht, die einzelnen Ringe zu betreuen. Diese Tätigkeit sei durchaus mit einem Streetworker vergleichbar. Immer wenn es irgendwo ein Problem gibt, hilft Flohrschütz und sorgt dafür, dass das Innenleben der Landjugend im Agrarischen rund läuft. Darüber hinaus gehe es auch darum, die Interessen der Jungbauernschaft zu bündeln und den jungen Berufskollegen eine Stimme zu geben.

Als Höhepunkte seiner Tätigkeit in der Landjugend nennt Flohschütz ganz spontan die drei Aufenthalte im Rahmen eines Austauschprogramms in den USA. „Diese Zeit, die Erlebnisse und die Erfahrungen in den Staaten haben mich sehr geprägt“, sagt er, der im Zuge weiterer Partnerschaftsprogramme auch schon zwei Mal bei Junglandwirten in Russland war. Doch auch vor Ort ist die Landjugend präsent: mehrfach organisierte er federführend die so genannte 72-Stunden-Aktion der Landjugend Meeder: Sechs Sitzgruppen in der Gemeinde und der Neubau eines Bushäuschens haben das Ortsbild dank der Landjugend maßgeblich verschönert.

Unter seinen vielen Ämtern ist Martin Flohschütz eines ganz besonders wichtig: der Sitz im BBV-Ausschuss für Bildung und Beratung auf Landesebene. Für die Zukunft des Berufsstandes sei es von großer Bedeutung, dass den jungen Leuten das richtige Wissen vermittelt werde. Den Regierungsbezirk Oberfranken sieht Flohschütz dabei als Bildungsstandort gut gerüstet. Für die Zukunft mahnt Flohrschütz seine Berufskollegen, den Wandel in der Landwirtschaft aktiv zu begleiten. Die Mitgliederzahlen werden abnehmen, das sei unstrittig. Umso wichtiger sei es, das sämtliche Produktionsrichtungen auch weiter in der Arbeit des BBV vertreten sind. „Das sehe ich als eine der Herausforderungen der nächsten Jahre.“

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24.01.2011

Gedämpfte Stimmung bei den Bauern in der Region / Dioxin-Skandal überschattet Aufbruchstimmung in der oberfränkischen Landwirtschaft

Himmelkron – Die Stimmung in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben in Oberfranken ist derzeit gedämpft. Schuld daran sind nach den Worten des oberfränkischen BBV-Bezirkspräsidenten Werner Reihl und des BBV-Direktors Dr. Wilhelm Böhmer nicht nur die schwierigen Witterungsverhältnisse, sondern auch der so genannte Dioxin-Skandal, der den hiesigen Bauern schwer zu schaffen macht. Für das laufende Wirtschaftsjahr rechnet der Bauernverband ausgehend von dem noch immer viel zu niedrigen Einkommensniveau in der Landwirtschaft allenfalls mit einer leichten Besserung, so Reihl in Himmelkron.

Rund 1900 Euro erwirtschaftet einen Haupterwerbslandwirt auf seinem Hof pro Arbeitskraft in Oberfranken. Davon gehen noch die Ausgaben für die Sozialversicherung weg. Der Rest bleibt für die Lebenshaltung aber auch für die betriebliche Eigenkapitalbildung. Nicht unbedingt viel, so der BBV-Bezirkspräsident, schließlich dürfe man nicht vergessen, dass ein Landwirt keine 40-Stunden-Woche kennt, und außerdem auch samstags und sonntags in den Stall muss. Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Bauern im zurückliegenden Jahr voll erwischt, sagte Reihl. Seit 2008 seien die Einkommen der Bauernfamilien um rund 40 Prozent eingebrochen.

Überschattet habe den Jahresbeginn der aktuelle Dioxin-Skandal. „Und ein Skandal ist es wirklich, mit welch krimineller Energie der Futterfetthersteller Harles und Jensch nach bisherigen Erkenntnissen vorgegangen ist“, so Reihl. Der Skandal bringe alle Akteure der Lebensmittelkette in Verruf, schädige das Image deutscher Lebensmittel im In- und Ausland und führe zu massiven Turbulenzen auf den Märkten. Auch die oberfränkischen Schweinemäster und Ferkelerzeuger bekämen die Auswirkungen zu spüren. So seien die Preise beim Schweinefleisch mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit sieben Jahren. Reihl: „Damit baden insbesondere unsere Bauernfamilien die Folgen dieser kriminellen Machenschaften aus.“

Die Verbandsvertreter begrüßten zwar den kürzlich von Bundesministerin Ilse Aigner vorgestellten 14-Punkte-Plan für die Futtermittelkette, vermissen jedoch den Einsatz für den Ausgleich von Schäden, die vor allem in den landwirtschaftlichen Betrieben entstanden sind. Als Forderungen der Bauern nannte der Präsident dabei drei Punkte: der Skandal müsse lückenlos aufgeklärt und aufgearbeitet, die Verursacher sollten hart bestraft und für die Schäden in Haftung genommen werden und die Politik müsse alles Notwendige unternehmen, um das Verbrauchervertrauen wieder herzustellen. „Dieser Skandal ist alles andere als ein Skandal der Bauern“, schimpfte Reihl und nannte es unverschämt, wenn einzelne Organisationen jetzt versuchten, die Landwirtschaft und die Tierhalter an den Pranger zu stellen.

Dabei hätten die Bauern derzeit ganz andere Sorgen: So werden in diesem Jahr die Weichen für die europäische Agrarpolitik ab 2013 gestellt. „Für die Bauernfamilien geht es dabei um viel“, sagte Reihl. In Oberfranken steht die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete im Mittelpunkt. Diese Direktzahlungen machten im Schnitt 50 Prozent der landwirtschaftlichen Einkommen aus und stabilisierten damit die Betriebe besonders in Krisenjahren. Die strategischen Ziele von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos, wie die Aufrechterhaltung der Ernährungssicherheit, die Produktion hochwertiger und sicherer Nahrungsmittel sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum würden dabei vom Bauernverband uneingeschränkt mitgetragen. Allerdings vermisse der Verband die dazugehörigen Maßnahmen für eine wettbewerbsfähige, nachhaltige und flächendeckende Landwirtschaft. Die großen Zukunftsfragen Ernährungssicherheit, Energieversorgung und Klimaschutz seien nur gemeinsam mit einer starken Land- und Forstwirtschaft zu stemmen.

Bild: Der Dioxin-Skandal bringt die Landwirte völlig zu unrecht in Verruf: BBV-Bezirkspräsident Werner Reihl (links) und BBV-Direktor Wilhelm Böhmer starten mit gemischten Gefühlen in das neue Jahr.

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15.12.2010

Monsterhecht und blaue Äschen

 Aufseß – Diesen rund 1,10 Meter langen Hecht haben Mitarbeiter der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß im Zuge von Gewässererkundungen bei Elektroabfischungen im Main bei Breitengüßbach (Landkreis Bamberg) gefangen. Der rund 25 Pfund schwere und schätzungsweise zwölf bis 14 Jahre alte Fisch ist derzeit in einem Becken der Lehranstalt untergebracht und soll voraussichtlich zu Unterrichtszwecken präpariert werden, so der Leiter der Lehranstalt Ronny Seyfried (Bild). In der Einrichtung des Bezirks Oberfranken gibt es zurzeit neben Aalen, Zandern, Karpfen und Schleien auch seltenere Gewässerbewohner wie etwa Teichmuscheln und Krebse. Sie alle zeigten die immensen Artenvielfalt in den oberfränkischen Gewässern, sagt Fischereifachberater Robert Klupp. Diese Vielfalt dürfe nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Besonders zu schaffen macht den oberfränkischen Fischern und Teichwirten seit Jahren der Kormoran. Auch in Fließgewässern treibe dieser Raubvogel sein Unwesen, so Klupp. So würden besonders Äschen unter dem Kormoran leiden. In Aufseß hat man sich deshalb besonders dem Schutz der Äsche verschrieben, von denen derzeit einige ganz besondere Exemplare in der Lehranstalt zu besichtigen sind. Es handelt sich dabei um mutierte Äschen, die durch eine Laune der Natur blau gefärbt sind.

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30.10.2010

Hackschnitzel statt roter Teppich / Spagat zwischen konservativ und modern: 4. Jungbauernkalender zeigt erotische Seite der Landwirtschaft

Bayreuth. Den Status des berühmt-berüchtigten Pirelli-Kalenders hat er noch nicht erreicht, Kultobjekt und begehrtes Sammlerstück ist er trotzdem: der Jungbauernkalender der bayerischen Landjugend. Vorgestellt wurde er diesmal in Bayreuth, was hauptsächlich darin begründet ist, dass mit Lisa (19) und Christina (18) gleich zwei der Models aus dem Landkreis stammen. Nachnamen und Wohnort wollen die Kalendergirls bewusst nicht veröffentlicht haben, wohl um sich vor aufdringlichen Verehrern zu schützen.

Bei der Vorstellungsrunde in der Bodenhalle der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth war den sechs bayerischen Kalendergirls eines gemeinsam: kalt war es bei den Fotoaufnahmen, die bereits im Frühjahr in Unterfranken stattfanden und bei denen die Mädels logischerweise wenig anhatten. Umso heißer dann die Party mit mindestens 2000 Besuchern aus ganz Bayern. Obwohl man dieses Mal das Motto „Heimat und Film“ gewählt hatte, gab keinen roten Teppich, sondern Hackschnitzel, keine schicken Limousinen, sondern betagte Schlepper vom Oldtimerclub Zedtwitz und auch keine Preisverleihung, sondern eine Trachtenmodenschau.

Wichtigster Punkt für die sechs bayerischen Kalendergirls, die unter 250 Bewerbungen ausgewählt wurden, war der Bezug zur Landwirtschaft. „Septembergirl“ Lisa aus dem Landkreis Bayreuth beispielsweise ist selbst Mitglied der Landjugend, die Eltern von „April-Model“ Christina haben einen Milchviehbetrieb, die Eltern von Andrea aus Niederbayern einen Ackerbaubetrieb. Jasmin studiert im dritten Semester Landwirtschaft, Anna aus Oberbayern hat die Übernahme des elterlichen Hofs bereits fest im Blick, genauso wie Männermodel Matthias aus Schwaben, der gerade seinen Landwirtschaftsmeister macht.

Auch einige Blicke hinter die Kulissen lassen die Models an diesem Abend zu. „La dolce vita“ ist das Motto des Monats September, auf dessen Bild Lisa in schwarzer Corsage verführerisch in einem Brunnen posiert. Dass sie dazu Anglerstiefel trägt, sieht ja niemand. Christina denkt noch heute daran, wie das Shooting direkt neben einer viel befahrenen Bundesstraße stattfand und sich mancher Brummifahrer verwundert die Augen rieb. Jasmin fand überhaupt alles „sehr lustig“, während Jasmin, schon ganz Profi, sehr entspannt gewesen sei, obwohl sie praktisch gar nichts anhatte, was auf dem Bild allerdings so nicht zu sehen ist.

Die sechs Mädels aus Bayern sollen die schönen Seiten der Landwirtschaft verkörpern, sagte die Vorsitzende der oberfränkischen Jungbauernschaft Katrin Engelbrecht. Sie nannte den Kalender ein fotografisches Kunstwerk, das durchaus auch das neue Selbstbewusstsein der Landwirtschaft widerspiegle. Kritik am Jungbauernkalender ließ Alexandra Krause, Jugendreferentin der Jungbauernschaft Oberfranken nicht gelten. „Über Schönheit und Geschmack lässt sich streiten“, erklärte sie, außerdem sei oft auch Neid im Spiel. Den Spagat zwischen konservativ und modern schaffe der Kalender in jedem Fall. Ein weit verbreitetes Vorurteil sei es auch, dass ausschließlich Männer den Kalender erwerben. Freilich kaufen Frauen den Kalender vor allem deshalb, um ihn (ihren) Männern zu schenken. Bestellungen lägen im Büro mittlerweile nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Belgien und Luxemburg vor, eine Mail hatte das Büro sogar aus Mexiko erreicht.

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26.10.2010

Keine Überlebenschance für die Fichte / Meteorologe Wolfgang Seiler befürchtet dramatische Auswirkungen des Klimawandels, sieht aber auch Chancen

Bayreuth – Tiefer gelegene Gebiete werden aufgrund des Klimawandels künftig den Wintertourismus aufgeben müssen. Davon ist der Meteorologe Wolfgang Seiler von der Universität Augsburg fest überzeugt. Bei den Bayreuther Dialogen, einer Veranstaltung des Studiengang Philosophy & Economics am Wochenende in Bayreuth, stellte der Professor aber auch klar, dass die selbst in den Alpenregionen kürzer werdende Saison nur eine der harmlosen Auswirkungen der globalen Klimaveränderung sein werden.

„Im Sommer werden auch bei uns die Spitzentemperaturen zunehmen“, so Seiler. Der langjährige Direktor des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung  in Karlsruhe sagt voraus, dass der Rekordsommer 2003 mit seinen vielen Hitzetoten in unseren Breiten zur Normalität wird. Als Folge ist mit einer starken Ausbreitung von Viren sowie mit einem Anstieg der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu rechnen. Auch heftige Stürme und Tornados sollen dem Wissenschaftler zufolge in unserer Region kein Einzelereignis mehr bleiben. Keine Überlebenschance gibt Seiler dem Baum, der dem Fichtelgebirge seinen Namen gegeben hat: der Fichte. Während sich die Landwirtschaft mit neuen und anderen Pflanzen relativ schnell anpassen wird, stehe die Forstwirtschaft vor erheblichen Problemen. Mit dem Aussterben der Fichte sei in unseren Breiten jedenfalls fest zu rechnen.

Im Gegensatz zu den globalen Auswirkungen des Klimawandels seien dies alles noch moderate Folgen. Seiler spricht weltweit von erheblichen politischen Spannungen, von großen Wanderungsbewegungen bis hin zu Kriegen, die nach den Worten des Wissenschaftlers künftig nicht mehr um Öl, sondern um Wasser geführt werden. Die reichen Länder, also die Verursacher des Klimawandels würden am wenigsten betroffen sein. Härter werde es die armen Länder treffen, die Regionen also, die für den Klimawandel gar nichts können. „Wenn das Wasser knapp wird, steht auch die Nahrungssicherheit auf dem Spiel. Seiler geht davon aus, dass sich dann viele Menschen auf den Weg machen werden und sieht eine Wanderungsbewegung, die niemand mehr aufhalten könne. Eine andere Möglichkeit sei das Entstehen eines neuen Kolonialismus. Schon heute hätte sich China 200000 Hektar Land in Simbabwe gesichert, um die Nahrungsmittelsicherheit für die eigene Bevölkerung sicherstellen zu können.

Der Referent bezeichnete den Klimawandel als eine der größten Herausforderungen des Jahrhunderts. Eine Vielzahl von Indikatoren spreche dafür, dass der Klimawandel längst Realität ist. „Wir müssen etwas tun, um den Klimawandel einigermaßen in den Griff zu bekommen, oder zumindest, um Anpassungsstrategien zu entwickeln“, so Seiler. Leider fehle zum Umsteuern noch immer der politische Wille, auch der Leidensdruck sei einfach noch nicht gegeben. Viel erreichen könne man beispielsweise damit, dass zumindest ein Teil der Gewinne aus dem Betrieb der Kernkraftwerke in den Klimaschutz fließen würden. Die Laufzeitverlängerung für die deutschen Meiler sei positiv, wenn das erwirtschaftete Geld wieder dem Klima zu Gute käme, sagt Seiler und verweist darauf, dass ein einziges Kernkraftwerk pro Tage eine Million Euro Gewinn abwirft.

Nach den Worten des Meteorologen würde aber auch das gesamte Windaufkommen von Nord- und Ostsee ausreichen, um ganz Europa mit Energie zu versorgen. Überhaupt sieht Seiler eine große Chance in erneuerbaren Umwelttechniken. Als Chance aus dem Klimawandel könnten mit Hilfe dieses Sektors eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze geschaffen werden, was wiederum zum Erhalt des sozialen Friedens beitragen würde. „Hier entsteht gerade ein Riesenmarkt“, so Seiler der eine vorausschauende Klimapolitik nicht nur als beste Wirtschaftspolitik, sondern auch als Basis für die nationale Sicherheit bezeichnet.

Bild: „Wir sind in eine Situation hineingeraten, aus der wir unbedingt heraus müssen“: Der Meteorologe Wolfgang Seiler von der Universität Augsburg sieht im Klimawandel auch eine Chance.

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24.10.2010

Spezialitäten aus Bayerns hohem Norden und Frankens fruchtigem Süden / Noch bis Montag: 57. Verbrauchermesse Consumenta in Nürnberg

Nürnberg. „Nächstes Jahr werden die Landfrauen sicher wieder dabei sein“, sagt Rudolf Fähnlein, Direktor des BBV Mittelfranken und spricht damit an, was viele Besucher auf der 57. Consumenta vermissen: das Landfrauencafe des Bauernverbandes. Wenn am Eröffnungssonntag trotzdem so viele Menschen wie selten in den vergangenen Jahren auf das Nürnberger Messegelände zu Süddeutschlands größter Verbrauchermesse gekommen waren, dann deshalb, weil diesmal die Regionalität das große Thema ist.

Regionalität und Lokalität, das alles habe nach der Krise wieder an Bedeutung gewonnen, so Heiko Könicke, Geschäftsführer der AFAG Messen in Nürnberg. Mit rund 1000 Ausstellern aus zwölf Themenbereichen biete die Consumenta heuer so viel Information, Beratung, individuelle Lösungen und Tipps für den Verbraucher wie selten zuvor.

Einer der Höhepunkte in Halle 2 ist dabei die riesige Sonderfläche, die unter dem Motto „Original – Regional“ steht. Präsentiert werden dort Produkte, Dienstleistungen und regionale Spezialitäten aus der Metropolregion Nürnberg und den umliegenden Landkreisen. Wie groß die Metropolregion ist, zeigen unter anderem Jutta Hecht-Heusinger und Roland Heusinger von der Ernährungscluster-Initiative „Essbares Fichtelgebirge“. Der zertifizierte Wildkräuterkoch betreibt in Fichtelberg (Landkreis Bayreuth) das Hotel Schönblick und setzt auf seiner Speisekarte auf Geschmack aus der unmittelbaren Umgebung.

Während die Heusingers für Spezialitäten aus „Bayerns hohen Norden“ warben, setzte die Entwicklungsgesellschaft Fränkische Moststraße gleich nebenan auf Produkte aus „Frankens fruchtigem Süden“. Jutta und Herbert Grießer sowie Apfelkönigin Anna Sauber aus Obermögersheim bei Wassertrüdingen verteilten Kostproben des hochwertigen Obstes aus der Region Hesselberg und zeigten wie daraus Direktsäfte, Schorlen, Seccos und Sekt gemacht werden.

Ebenfalls in Halle 2 hat der Bezirk Mittelfranken seine Messestände aufgebaut. Er stellt nicht nur allgemein seine Aufgabenfelder vor, sondern setzt mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, der Fachberatung für das Fischereiwesen und seiner Trachtenforschungs- und Beratungsstelle einige besondere Akzente. Speziell an den letzten drei Messetagen 30. und 31. Oktober sowie 1. November wird der langjährige Leiter der Triesdorfer Obstabteilung Friedrich Renner über den Anbau heimischer Obstsorten beraten. Blickfang der Ausstellung ist das 40000 Liter Aquarium in dem die Fachberatung zusammen mit dem Fischereiverband Mittelfranken die heimische Fischvielfalt vorführt. „Alle, die sich bei uns mit dem Thema Fischerei befassen, sind präsent“, sagt Wolf Dieter Enser vom Bezirk Mittelfranken. Ebenfalls präsent sind, wenn auch nur in ausgestopfter Form die erklärten Feinde aller Fisch- und Teichwirte: der Biber und der Kormoran. Christian Förster und seine Kollegen von der Fachberatung haben dabei sicher auch die passenden Antworten auf kritische Fragen parat.

Zwischen Handwerkern und Baufachleuten hat nebenan in Halle 1 der Forst seine eindrucksvolle Messepräsentation aufgebaut. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung Mittelfranken, die Bayerische Forstverwaltung und das Walderlebniszentrum Tennenlohe bei Erlangen wollen zeigen, dass der Wald und sein Hauptprodukt Holz einen unverzichtbaren Beitrag für ein „Prima Klima“ leisten kann. „Wir möchten den Besuchern aber auch deutlich machen, dass Waldwege zur Erschließung nötig sind, denn andernfalls bringen wir den klimafreundlichen Rohstoff Holz gar nicht raus aus dem Wald“, erläutert Geschäftsführer Armin Heidingsfelder von der FV Mittelfranken. Ohne funktionierenden Waldwegebau kämen aber auch die Erholungssuchenden gar nicht erst in den Wald hinein. Unter den ausgestellten zukunftsfähigen Baumarten seien dabei nicht nur Eichen oder Douglasien, so Gregor Schießl vom Netzwerk Forst und Holz, sondern auch der aus Nordamerika stammende Mammutbaum. Dass auch eine Palme unter den Baumarten zu finden ist, sei vor dem Hintergrund des Klimawandels durchaus als Provokation gedacht, räumen Gregor Schießl und Susanne Bayerer vom Walderlebniszentrum ein.

Eine Provokation sei auch die Labelvielfalt auf vielen Produkten, sagt Justizministerin Beate Merk, die in Bayern auch für den Verbraucherschutz zuständig ist. Damit soll künftig Schluss sein, kündigt sie an, denn nicht alle Labels würden tatsächlich von unabhängigen Institutionen vergeben. „Wir brauchen einen Siegel-TÜV, damit sich der Verbraucher im Dschungel der Siegelvielfalt wieder zurechtfinden kann“, so Merk. Den besten Schutz vor einer Überflutung durch Produktkennzeichnen biete aber letztlich nur die Information und davon gebe es auf einer Messe wie der Consumenta genug.

Bilder:
1. Apfelkönigin Anna I. sowie Herbert und Jutta Grießer von der fränkischen Moststraße stellten die Erzeugnisse aus der Region Hesselberg vor.
2. Begeistert von der neuen fränkischen Tracht war die bayerische Justizministerin Beate Merk, die Bezirkstagspräsident Richard Bartsch am Stand der Trachtenforschungs- und Beratungsstelle erläuterte.
3. Mittelpunkt von Halle 2 und beliebtes Fotomotiv auf der 57. Consumenta: der Erntewagen der Landwirte aus dem Nürnberger Knoblauchsland.

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03.09.2010

Vom Teich auf den Teller / Landwirtschaftsminister Brunner eröffnete bayerische Karpfensaison im oberfränkischen Aischgrund

Willersdorf - Zum Start der Karpfensaison 2010 können sich alle Fischfreunde auf eine ausgezeichnete Karpfenernte freuen. Durch den kühlen August seien die Karpfen heuer nur langsam gewachsen, was für eine ausgezeichnete Qualität spricht, sagt Landwirtschaftsminister Helmut Brunner bei der Eröffnung der Karpfensaison in der oberfränkischen Gemarkung Willersdorf, Gemeinde Hallerndorf im Landkreis Forchheim. Die zu erwartende Erntemenge bezifferte Brunner auf rund 6000 Tonnen, was dem langjährigen Durchschnitt entspreche.

An den Teichen von Georg Rittmayer hatte die Teichgenossenschaft Oberfranken diesmal für eine standesgemäße Saisoneröffnung gesorgt. Rittmayer ist nicht nur Teichwirt mit einer Wasserfläche von rund 8,5 Hektar, sondern auch Land- und Forstwirt mit zusammen 110 Hektar bewirtschafteter Fläche, neben Wald und Grünland vor allem Getreide, aber auch Erbsen, Lupinen und Lein. Und Rittmayer ist auch Gastwirt: Im eigenen Landgasthof im Willersdorf landen die Karpfen aus seinen Teichen einer jahrhundertealten Familientradition folgend alle auf den Tellern. „Das ist ein gutes Beispiel für die Frische des Karpfens als nahezu ausschließlich lebend vermarkteten Speisefisches“, sagte Minister Brunner.

Freilich gehören immer wieder auch Neuerungen dazu. So hatte sich Rittmayer heuer erstmals entschlossen, Biokarpfen nach den Vorgaben des Naturland-Verbandes zu erzeugen. Die Entscheidung, konventionelle oder Biokarpfen zu erzeugen ist im Grunde keine fachliche oder produktionstechnische, vielmehr gehe es ausschließlich um die Frage, ob die höheren Kosten des Bio-Futtergetreides, in erster Linie Roggen, durch einen höheren Vermarktungspreis wieder ausgeglichen werden können.

Rittmayer setzt dabei auf den „Aischgründer Spiegelkarpfen“, den seit jeher sein geringes Schuppenkleid und sein festes fettarmes Fleisch kennzeichnen. Damit sei der „Aischgründer“ als eine der bekanntesten europäischen Karpfenrassen eine Delikatesse von höchster Qualität. Auch Landwirtschaftsminister Brunner nannte den Aischgrund eine der bekanntesten und wohl auch ältesten Teichregionen Europas. Hier an der Grenze von Oberfranken zu Mittelfranken gebe es noch heute rund 4000 Teiche mit einer Fläche von zusammen 3500 Hektar Wasser.

Allgemein bezeichnete Brunner den Karpfen als typisches Saisonprodukt, das seit jeher in den Monaten mit dem Buchstaben „r“ abgefischt und aufgetischt werde. „Wir freuen uns alle auf die erste Karpfenmahlzeit, weil wir sie lange entbehrt haben“, sagte Brunner. Gerade diese längere Pause mache es auch notwendig, den Verbraucher wieder auf den Beginn der neuen Saison aufmerksam zu machen.

Am Rande der Karpfensaisoneröffnung wiesen die Verantwortlichen allerdings auch auf die unverändert bestehende Kormoranproblematik hin. Georg Rittmayer muss in seine Teiche beispielsweise an die 300 Fische mehr einsetzen, als er letztlich wieder herausholen kann. „Die 300 sind für den Kormoran“, erläuterte Rittmayer, der sich nicht mehr anders zu helfen weiß. Wir befinden uns hier an einem Brennpunkt der Kormoranproblematik“, so der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Dr. Peter Thoma aus Wunsiedel. Er wies darauf hin, dass gerade wegen des Kormorans die Einnahmen durch den Fischverkauf in vielen Fällen gar nicht mehr gedeckt sind. Hier zeige sich eine gewisse Ironie, wenn der Kormoran auch noch zum Vogel des Jahres erklärt werde, bemerkte Minister Brunner mit Blick auf den Landesbund für Vogelschutz. Wenn sich der Schutz zur Plage entwickle, indem andere Tiere in ihrer Entwicklung gefährdet seien, müsse der Mensch diesen Schutz überdenken und relativieren.

Bild: Die Karpfensaison 2010 haben im oberfränkischen Willersdorf (von links) Bezirkstagsvizepräsident Eberhard Siller, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner eröffnet.

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05.08.2010

Wetterkapriolen sorgten für eher unterdurchschnittliche Ernte / Bauernverband zog gemischte Erntebilanz – Immer weniger Braugerste

Himmelkron. Auf eine durchschnittliche, in weiten Bereichen eher unterdurchschnittliche Ernte müssen die oberfränkischen Bauern in diesen Tagen zurückblicken. Schuld daran ist das Wetter, wie BBV-Bezirkspräsident Werner Reihl und Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer in Himmelkron erläutert haben. Angefangen von einem lang andauernden Winter über ein feuchtes Frühjahr bis hin zu extremer Trockenheit und Hitze in den zurückliegenden Wochen hätten die Wetterkapriolen die Landwirte in diesem Jahr in Schach gehalten. Ausgerechnet zur Erntezeit sei dann auch noch eine Schlechtwetterphase eingetreten.

„Die bisher geernteten Früchte weisen durchwegs nur unterdurchschnittliche Erträge auf“, sagte Reihl. Dies gelte nicht nur für die Quantität, sondern vor allem auch für die Qualität. Etwa beim Roggen oder beim Weizen sei ein gewaltiges Absinken der Fallzahlen zu beobachten, was bedeutet, dass reifes Getreide bei einer lang anhaltenden Regenperiode durch die Feuchtigkeit zum Keimen gebracht wird. Für die Mühlen und die Malzindustrie verliere Weizen und Roggen somit seine Eignung.

Vieles deute allerdings darauf hin, dass es mit den Preisen wieder ein wenig aufwärts geht. Dabei dürfe aber nicht vergessen werden, dass man von einem „katastrophalen“ Ausgangsniveau komme und in den meisten Fällen nicht einmal die Kosten gedeckt sind.  Die Aussichten seien dennoch positiv, da bei weitem nicht so viel Getreide auf Lager liegt, wie Mühlen, Mischfutterwerke und Brauereien noch im Frühjahr behauptet hätten. Darüber hinaus spielte den Bauern auch die derzeitige Kursanpassung beim Euro in die Hände, indem die Wettbewerbskraft der heimischen Getreide- und Ölsaatenmärkte wieder ansteigt.

Bezeichnend ist die Situation im „Bierland Oberfranken“ bei der Braugerste (Sommergerste), die früher als die mit Abstand stärkste Marktfrucht im Regierungsbezirk galt. Hier geht die Fläche immer weiter zurück, was in erster Linie an den miserablen Preisen liegt. „Mit Erlösen von rund zehn Euro pro Doppelzentner muss der Bauer letztlich gehörig drauflegen“, sagte Reihl und nannte einen Preis von mindestens 20 Euro als gerade einmal kostendeckend. In absoluten Zahlen war die Anbaufläche nach den Worten des BBV-Präsidenten im laufenden Jahr um 3400 Hektar auf knapp 32000 Hektar gesunken, was im Übrigen auch dem bayerischen Trend entspricht. „Da kann man schon die Frage stellen, ob überhaupt noch genügend bayerische Braugerste für unser bayerisches Bier zur Verfügung steht“, sagte Reihl.

Ganz besonders auf Gemüt schlägt es den Landwirten dabei, dass Brauer und Mälzer einen Anstieg der Erzeugerpreise immer wieder als Argument für einen Anstieg der Bierpreise hernehmen. Reihl gab deshalb zu bedenken, dass der Rohstoffkostenanteil der Braugerste am Bierpreis bei gerade mal zwei Prozent liegt. Damit habe der Braugerstenpreis so gut wie keinen Einfluss auf den Bierpreis. Allerdings stünden auch die Signale auf dem Braugerstenmarkt derzeit auf Erholung. Wurden noch vor wenigen Wochen tatsächlich Preise um die zehn Euro pro Doppelzentner bezahlt, würden derzeit schon wieder Preise von 16 bis 17 Euro ins Gespräch gebracht. „Diese Preiserholung ist auch absolut notwendig, damit die Anbaufläche im kommenden Jahr nicht noch weniger wird“, so Reihl.

Insgesamt kommt der Regierungsbezirk Oberfranken laut BBV-Direktor Böhmer auf gut 300000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon sind gut 90000 Hektar Grünland und 210000 Hektar Ackerland. Die bedeutendsten Feldfrüchte sind Winterweizen, Wintergerste und, trotz des starken Rückgangs, noch immer die Sommergerste (Braugerste).

Bild: Wenig zufrieden mit der Ernte des Sommers 2010: der oberfränkische Bauernverbandspräsident Werner Reihl (links) und Bauernverbandsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer.

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10.03.2010

Als Porsche noch Traktoren baute: Schlepper ganz ohne GPS und Navi / „Von wegen alte Stinker“: Die Oldtimer-Traktorfreunde Arzberg/Schirnding lassen es krachen und scheppern und begeistern damit auch Frauen

Schirnding. Die Entdeckung der Langsamkeit ist es, da sind sich Fritz Müller (61) und Reiner Wohlrab (54) einig, was die eigentliche Faszination ausmacht. Doch anders als in dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Sten Nadolny sind Müller, Wohlrab und ihre rund 25 weiteren Mitstreiter weder Hochseekapitäne noch Polarforscher. Ihnen macht es einfach Spaß, mit historischen Traktoren über Land zu fahren, an den alten Stahlrössern zu basteln und zu schrauben und am Wirtshaustisch über ihr Hobby zu fachsimpeln.

„Wir führen aber nicht nur Dieselgespräche“, sagt Reiner Wohlrab, im Hauptberuf Bürgermeister von Schirnding, ein Markt im Landkreis Wunsiedel mit knapp 1400 Einwohnern im östlichsten Oberfranken. Ein Steinwurf von der tschechischen Grenze entfernt, war dort so um 1996 herum aus purem Zufall ein Oldtimer-Traktor-Stammtisch entstanden. Eigentlich habe er nur Holz aus dem Wald für den heimischen Kachelofen gebraucht und sei dazu auf der Suche nach einem geeigneten Transportfahrzeug gewesen, erinnert sich Wohlrab. Als Postzusteller kannte er damals sämtliche landwirtschaftlichen Betriebe in der Umgebung und wusste ganz genau, wo so ein altes Gefährt steht, das für diesen Zweck genau das richtige ist. Als er aber zum ersten Mal auf seinem Porsche Diesel Junior, Baujahr 1958, mit 14 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern saß, war er sofort angetan, von der historischen Technik, die immer noch funktioniert.

Schnell fand man Gleichgesinnte, traf sich zum Gedankenaustausch und beschloss den Stammtisch zu gründen. Buchstäblich ins Rollen kam die Sache im Zuge einer ersten gemeinsamen Ausfahrt ins benachbarte Höchstädt. Nicht nur die zwölf Gründungsmitglieder seien dabei gewesen, auch die Ehefrauen waren schnell für dieses Hobby zu begeistern, zumal bei den Traktorfreunden ja stets auch die Geselligkeit im Vordergrund stehen soll.

Mit der Teilnahme an Traktortreffen, mit gemeinsamen Ausfahrten und Tagestouren wurde der Kreis der Stammtischfreunde immer größer, bis schließlich die erste Anfrage kam, einen Feuerwehrfestzug mitzugestalten. Alle waren begeistert und so blieb es bis heute nicht bei dem einen Feuerwehrfest, die Oldtimer-Traktorfreunde bereichern Maifeiern, Erntefeste, Dorfmärkte und andere Veranstaltungen mit ihrer Teilnahme. Wichtig sei es, so Bürgermeister, dass sich auf diesen Festen etwas bewegt, dass es „kracht und scheppert“, denn „dann kommen auch die Leut´.“ Speziell bei den Treffen sind immer auch die unterschiedlichsten Fabrikate zu bewundern, Marken wie MAN, Allgaier, Fahr, Fendt, Lanz, Porsche, Hanomag, Ursus oder Nordtrab, die echten Fans wie Musik in den Ohren klingen.

„Die alte Technik ist eben auch ein Stück Kulturgut, deshalb fasziniert sie so viele Menschen“, ist sich Fritz Müller sicher. Der gelernte Maschinenschlosser, der auf dem Wertstoffhof tätig ist und im Arzberger Ortsteil Schlottenhof einen Ferienhof mit Urlaub auf dem Bauernhof betreibt, kann insgesamt neun historische Schlepper sein Eigen nennen. Höhepunkte seiner Sammlung sind ein 15er Deutz LF1 Baujahr 1950 mit 50 PS sowie ein Röhr, Baujahr 1950, der im niederbayerischen Landshut produziert wurde. Überhaupt habe damals ja fast jede Maschinenfabrik ihre eigenen Traktoren gebaut. Die Zeit der Spezialisierung kam erst später. Tatsächlich mag es für heutige Automobilfans kurios klingen, dass ausgerechnet der Sportwagenhersteller Porsche etwa zwischen 1955 und 1960 auch Traktoren produziert hat.

Mittlerweile arbeitet der Traktor-Oldtimer-Stammtisch Arzberg/Schirnding auch schon grenzübergreifend. Bei irgendeinem dieser Feste seien plötzlich zwei Oldtimerfreunde aus Tschechien mit ihren Schleppern aufgetaucht. Schnell kam man ins Gespräch und schon ein Jahr später traf man sich in Skalna, nahe Franzensbad im böhmischen Vogtland, wo man wieder neue Fahrzeuge, etwa den Svoboda Baujahr 1938 kennen lernen und bei einer gemeinsamen Ausfahrt bestaunen durfte.

Fritz Müller räumt dabei auch mit dem Vorurteil auf, dass die historischen Schlepper allesamt „alte Stinker“ wären. „Von wegen“, sagt Müller und verweist auf einen extrem geringen Dieselverbrauch aufgrund der niedrigen PS-Zahl und des geringen Hubraums. Wenn allerdings die Schwungmasse mal in Bewegung ist und die Maschine läuft, entpuppt sich so mancher historischer Traktor als wahres Kraftpaket.

Freilich geht halt alles langsamer, so Fritz Müller und Rainer Wohlrab. Kollegen von ihnen, seien mit dem Schlepper schon an den Chiemsee gefahren und hätten dort Urlaub gemacht. Die Polizei musste die Schlepper damals durch Regensburg lotsen, was für großes Aufsehen gesorgt habe. Anders als im Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ haben die Traktorfreunde aus Schirnding und Umgebung keine Schwierigkeiten, mit der Schnelllebigkeit ihrer Zeit Schritt zu halten. Doch genauso wie im Roman sind sie aufgrund ihrer Beharrlichkeit mittlerweile zu großen Entdeckern geworden. Vor allem wenn es darum geht, ihre Umgebung genauer wahrzunehmen, Land und Leute kennen zu lernen und persönliche Kontakte zu knüpfen.

Bild: „Nicht nur Dieselgespräche“: Bürgermeister Rainer Wohlrab (links) und Fritz Müller gehören zu den Gründern der Oldtimer-Traktorfreunde Arzberg/Schirnding.

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30.07.2009

Fisch aus Bronze: Oberfranken setzt der Forelle ein Denkmal

Behringersmühle. Als Symbol für die Schutzwürdigkeit heimischer Fischarten ist in Oberfranken das vermutlich bundesweit erste Forellendenkmal eingeweiht worden. Es zeigt ein laichendes Bachforellenpaar aus Bronze, das mit massiven Metallstäben auf einen steinernen Sockel gesetzt wurde, der wiederum einem Bachbett nachempfunden ist. Ausführender Künstler ist der Bayreuther Bildhauer Axel Luther, die Kosten für die Skulptur und deren Installation auf dem Gebiet des Marktes Gößweinstein haben insgesamt elf Sponsoren aufgebracht. Das Denkmal steht in Behringersmühle in der Fränkischen Schweiz, direkt an der Einmündung der Staatsstraße von Bayreuth aus kommend in die Bundesstraße B470.

Der Standort sei deshalb gewählt worden, weil unweit des neuen Denkmals die Flüsschen Püttlach und Ailsbach in die Lebensader der Fränkischen Schweiz, die Wiesent, fließen, sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident und gleichzeitig Vorsitzender des Vereins Fischregion Oberfranken Günther Denzler bei der Enthüllung. Der Verein gilt als Initiator des Denkmals, zu den Unterstützern gehören auch die Teichgenossenschaft und der Bezirksfischereiverein Oberfranken.

Neben dem Hinweis auf die Gefährdung des Lebensraumes durch die Freizeitaktivitäten des Menschen, durch verschiedene Bauwerke an den Bächen aber auch durch Kormoran und Fischreiher soll das Denkmal auch den heimischen Süßwasserfisch als Speisefisch in Erinnerung bringen. Die Bachforelle sei deshalb gewählt worden, weil sie als Leitfischart der Fränkischen Schweiz gilt und wie kein anderer Fisch für unverfälschte Natur und kulinarische Genüsse steht. In einem bayernweit einmaligen Pilotprojekt habe der Bezirk Oberfranken außerdem in den zurückliegenden Jahren im Rahmen seiner Zuständigkeit für Gewässer zweiter Ordnung die vorbei fließende Wiesent weitgehend entschlammt und so für das Wohlergehen der Bachforelle gesorgt. Als Ziel bezeichnete es der Bezirkstagspräsident dabei, dass sich heimische Fischbestände durch eigene Fortpflanzung erhalten können und nicht durch Besatzmaßnahmen gestärkt werden müssen.

Bild: Diese Forellenskulptur aus Bronze ist künftig in Behringersmühle in der Fränkischen Schweiz zu sehen.

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22.07.2009

Marketing für Milch, Müsli und Frühstückmenüs / Schülerfirma „Kuhwerk“ lockte sogar Bauer Bruno in die Christian-Wolfrum-Hauptschule in Hof

Hof. Chips, Popcorn, Cola oder gar Döner: So sah allen Ernstes das Frühstück einiger Zehntklässer an der Christian-Wolfrum-Hauptschule in Hof noch Anfang des Jahres aus. Die Wende läutete allerdings Anfang März der Punkt „Schülerfirma“ im Lehrplan ein. Anstatt Pizzabrötchen zu vermarkten, wie die Abschlussklassen in den Jahren zuvor, gründeten die 24 Schülerinnen und Schüler der 10M das „Kuhwerk“, eine echtes Unternehmen, das es sich zum Ziel gesetzt hatte, den über 600 Grund- und Hauptschülern ein gesundes und nahrhaftes Frühstück zum kleinen Preis anzubieten und damit auch den Absatz von Milch und Milchprodukten anzukurbeln.

„Wirtschaftlich war es ein Chaos“, räumt Klassenleiter Michael Fröhlich ein. Doch dafür habe die Idee eingeschlagen, wie keine andere zuvor. Von Kreisbäuerin Karin Wolfrum über den Bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner bis hin zu „Bauer Bruno“ aus der RTL-Kuppelshow „Bauer sucht Frau“ waren alle begeistert von dem ungewöhnlichen Schülerprojekt, das die Milch wieder in aller Munde gebracht hat, wie es die Hauswirtschaftsfachlehrerin Monika Rogler formuliert.

Zweck der Schülerfirma sollte es sein, eine Marktlücke zu füllen und Geld zu erwirtschaften. Beides ist den Schülern und ihren engagierten Lehrern durchaus gelungen, auch wenn nach zwei Monaten gerade mal 80 Euro auf der Habenseite zu verzeichnen waren. Darauf kam es aber nicht an, erklärt Klassenleiter Fröhlich. Viele Schüler hätten gelernt, Nahrungsmittel wieder zu schätzen und morgens regelmäßig Energie für einen ereignisreichen Schultag zu tanken.

Voraussetzung für den Erfolg des Kuhwerks war es, dass sich alle Schüler daran beteiligten. Einige besorgten den Einkauf, andere bereiteten das tägliche Frühstücksangebot vor, sogar eine eigene Marketing-Abteilung gab es, die ansprechende Flyer entwarf und eigene T-Shirts drucken ließ. Wie in einem realen Unternehmen wählte die Klasse mit Mustafa Güneric einen Geschäftsführer, der sich fortan rührend um die Firma kümmerte und das Projekt sogar mehreren hundert oberfränkischen Bäuerinnen routiniert und nicht ohne den notwendigen Humor beim Hofer Landfrauentag vorstellte.

Den entscheidenden Startschuss für das Gelingen hatte Kreisbäuerin Karin Wolfrum gegeben. Sie belieferte die Schule anfangs mit Milch, brachte den Schülern in einer Unterrichtseinheit die Landwirtschaft nahe und lud alle sogar auf ihren Hof ein. „Dieser Kontakt war für uns ganz wichtig“, sagt Fachlehrerin Monika Rogler. Dank der BBV-Kreisbäuerin war das „Kuhwerk“ bei der Oberfrankenausstellung präsent und wurde vom örtlichen Radiosender vorgestellt. Schnell wurde auch Landwirtschaftminister Brunner darauf aufmerksam und stattete der Christian-Wolfrum-Hauptschule prompt seinen Besuch ab. Noch begehrter als die Autogramme des Ministers waren bei den Schülern allerdings die Schriftzüge vom TV-bekannten Bauer Bruno Rauh und seiner frisch angetrauten Frau Anja, der mit seinem Besuch der Schule den Bekanntheitsgrad des Projektes noch einmal deutlich steigern konnte.

Konkret haben die Schüler des Kuhwerks zwei Monate lang jeweils zwischen 7.30 und 8 Uhr verschiedene Früstück-Menüs angeboten, die in der Regel aus einem Milchgetränk, einem Stück Obst und zur Auswahl aus einem Müsli, einem Gebäckstück, einer Käsestange oder einem belegtem Brötchen bestanden. Der Preis des auf Milchprodukten basierenden Frühstücks lag bei nur 1,50 Euro. Dazu gab es Joghurt, Milchshakes oder einfach nur Kakao.

Leider musste das Projekt mit dem Beginn der Prüfungsphase vorerst wieder eingestellt werden, dafür hätten aber sämtliche Schülerinnen und Schüler die Abschlussprüfungen bestanden, so Klassenleiter Fröhlich. Es wäre allerdings schon im Sinne der Schulleitung, dass die Aktion auch im neuen Schuljahr weitergeführt wird. Deshalb denkt man in Hof nun darüber nach, mindestens einmal pro Woche ein Frühstücksprojekt nach dem Muster des Kuhwerks einzuführen.

Bild: Zusammen mit Fachlehrerin Monika Rogler (rechts) und Klassenleiter Michael Fröhlich (hinten links) präsentierten die Schülerinnen und Schüler der 10M an der Christian-Wolfrum-Hauptschule in Hof ihr Projekt „Kuhwerk“.

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