Stephan Herbert Fuchs
 

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08.04.2024

„Habe die Ehre“ (13): Daniel Gardill

Rettungsdienst und Rock im Park /
Daniel Gardill ist Teil der großen Rot-Kreuz-Familie

Katschenreuth. Seine Ehrenämter sind seine Hobbys, fordernd und fördernd zugleich und der perfekte Ausgleich zum stressigen Beruf: Daniel Gardill ist Oberarzt für Anästhesie am Klinikum Kulmbach. In seiner Freizeit lebt er für das Rote Kreuz und Theater spielt er auch gerne.

Der 35-Jährige sieht sich als Teamplayer. Sowohl das Theater als auch das Rote Kreuz funktionieren nur zusammen, im Team. Einzelkämpfer sind da nicht gefragt. Beim BRK gibt es praktisch nichts, was er noch nicht gemacht hat. Selbst während seines Medizinstudiums in Leipzig war der Kontakt nie abgerissen.

Angefangen hat alles in Hutschdorf, wo Daniel Gardill aufgewachsen ist. Dort war er in die kirchliche Jugendarbeit eingestiegen, hatte Kindergruppen geleitet und später Konfirmandenfreizeiten durchgeführt. Über den Schulsanitätsdienst am Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium kam er dann erstmals mit dem Roten Kreuz in Berührung. Losgelassen hat es ihn bis heute nicht.

Schnell war er in die Jugendarbeit eingestiegen, gehörte zur BRK-Bereitschaft Windischenhaig und schon war er mittendrin in der großen Rot-Kreuz-Familie. Verschiedene Ausbildertätigkeiten, mittlerweile als Bereitschaftsleiter für die Aus- und Fortbildung zuständig, Erste-Hilfe-Kurse für Führerscheinanfänger und Betriebsersthelfer, Sanitätsdienst bis hin zur Ausbildung von Rettungssanitätern und der Prüfungsabnahme dafür auf Landesebene, es gibt kaum etwas, was Daniel Gardill nicht macht, mittlerweile meist in Leitungsfunktionen.

Daniel Gardill ist stellvertretender Vorstand im Kreisverband. „Seine“ Bereitschaft ist die BRK-Bereitschaft Windischenhaig. Hutschdorf, Ober- und Unterzettlitz, Katschenreuth, Melkendorf und natürlich Windischenhaig gehören dazu. 60 Aktive gibt es da. Unter der Leitung von Daniel Gardill wurde aus einer alten Doppelgarage mitten in Katschenreuth ein ansprechendes BRK-Heim mit modernem Schulungsraum und einer großen Garage für das Einsatzfahrzeug. Nach zwei Jahren ehrenamtlicher Bauzeit konnte am 3. Oktober 2014 die Einweihung gefeiert werden.

Wirkliche Nachwuchsprobleme gibt es hier nicht. „Uns fehlt eher das mittlere Alter so zwischen 30 und 50 Jahren“, sagt er. Rund 20 Aktive gibt es, die teilweise schon deutlich über 60 Jahre alt sind. „Das zeigt wieder einmal, das BRK ist ein Verein, der jung und alt zusammenführt.“

Notfallmedizin ist sein Steckenpferd. Dank seiner Zusatzausbildung und seiner langjährigen praktischen Tätigkeit wurde Daniel Gardill mittlerweile zu einem von sechs leitenden Notärzten im Rettungszweckverband Bayreuth/Kulmbach bestellt. Als leitender Notarzt ist er auch bei Großschadensereignissen wie etwa dem Großbrand in Römersreuth im zurückliegenden Jahr dabei. „Es ist mein Naturell, wenn, dann bin ich zu hundert Prozent präsent“, sagt er.

Natürlich hat Daniel Gardill schon viel erlebt. Das Jahrhundert-Hochwasser in Niederbayern 2013 ist ihm noch deutlich in Erinnerung. Einmal im Jahr geht es zu „Rock im Park“ nach Nürnberg, aber nicht als Fan, sondern als Notfallsanitäter. Was dort so alles passiert, die Palette ist riesig. Vom notdürftig zusammengeflickten Schuhwerk bis zur Wiederbelebung sei alles schon dabei gewesen. Auch vom Triathlon in Roth erzählt Daniel Gardill. Man müsse schon auch manchmal über den Tellerrand blicken, sagt er, wobei er die Heimat nie vernachlässigt hat, etwa bei den IVV-Wandertagen in Katschenreuth, beim Bierfest, beim Altstadtfest, bei der Motorradsternfahrt oder beim Spartan Race.

Und dann ist da noch die Theatergruppe Hutschdorf. Schon seine Mutter sei dort aktiv gewesen, so lernte er die Bühne schon als Kind kennen. Zunächst nur Backstage in Form von technischen Handlangertätigkeiten, mittlerweile hat er aber auch längst seine schauspielerischen Qualitäten entdeckt. Zunächst waren es kleine Rollen, dann immer größere.

Doch nun hat die Theatergruppe mit ihren rund 20 Mitgliedern ein Problem: Der Saal der Fachklinik, in dem immer gespielt wurde, steht nicht mehr zur Verfügung. „Aktuell haben wir keine Spielstätte“, bedauert Daniel Gardill. So gebe es derzeit nur kleinere Auftritte, etwa mit einigen Sketchen beim Kulmbacher Landfrauentag vor kurzem in Stadtsteinach. „Dabei hätten wir ein komplettes Boulevardstück in der Hinterhand.“ 2020 musste das Stück Corona-bedingt abgesagt werden, seitdem wurde es nicht gespielt.

Für seine großen Verdienste im Ehrenamt wurde Daniel Gardill 2015 mit der Ehrennadel des Landkreises Kulmbach ausgezeichnet.

Bild: Daniel Gardill zeigt das Einsatzfahrzeug der BRK-Bereitschaft am Standort Katschenreuth.

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25.03.2024

Habe die Ehre (11): Bernd Lengenfelder Kulmbach

Streetwork mit dem Skateboard / Bernd Lengenfelder möchte die Kulmbacher Skaterszene auf neue Füße stellen

Kulmbach. Skaten, das ist viel mehr als ein Haufen Jugendlicher, die sich ihre Zeit vertreiben möchten. „Skateboarding ist ein Lebensgefühl“, erklärt Bernd Lengenfelder. Dem 50-Jährigem liegt nicht nur die Skaterszene Kulmbachs am Herzen. Zusammen mit einigen Mitstreitern kümmert sich der Schulleiter der Einrichtungen in Fassoldshof bereits seit einigen Jahren um einen neuen Skaterplatz in der Stadt. Doch da tritt er momentan ein wenig auf der Stelle.

Beim Skateboard gehe es auch um Klamotten, um Musik, um Straßenkunst, um Körpergefühl und vor allem um Miteinander. Bernd Lengenfelder spricht denn auch von einer „Sportart, die zusammenführt“. In vielen Ländern gehören Streetwork und Skateboarding untrennbar zusammen. Freilich gehe es auch um den Spaß am Fahren und um „geile Tricks“, wie es Bernd Lengenfelder ausdrückt.

Die ursprünglichen Gründer des Skatervereins hätten zwischenzeitlich alle ihr Abitur in der Tasche und seien in alle Windrichtungen verstreut. Da sprangen Bernd Lengenfelder, der Erzieher Andi Wittmann vom Ökumenischen Kinderhort und Frank Daumann vom Skaterladen „unbroken“ im Jahr 2019 ein, und stellten den Verein mit seinen aktuell 25 Mitgliedern auf neue Füße. Oberstes Ziel sei es aktuell, eine Neuanlage voranzutreiben, bei der Stadt durchzusetzen und damit auch etwas für die Jugendarbeit vor Ort zu tun, so Bernd Lengenfelder, der die Skaterszene auf 40 bis 50 Aktive schätzt.

Die alte Anlage sei längst marode und abgenutzt und eigentlich auch nicht mehr zeitgemäß. Viele Skater, aber auch Nutzer mit BMX-Rädern oder Stunt-Rollern würden längst auf Nachbaranlagen, etwa in Burgkunstadt oder Lichtenfels ausweichen. In der Korbstadt gibt es gleich zwei Anlagen, die sogar mit eigenem Flutlicht ausgestattet seien. Mehr Rampen, mehr Sprungmöglichkeiten, das müsse doch auch in Kulmbach möglich sein, so Bernd Lengenfelder. Ganz billig sei so eine professionelle Anlage allerdings nicht. Er spricht von 1,8 Millionen Euro, schließlich gehe es um den Abriss und de Entsorgung der alten Anlage und eine aufwändige Betonkonstruktion, bei der viele sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt werden müssten.

Bernd Lengenfelder stuft die Jugendarbeit in Kulmbach generell als problematisch ein. Die Jugendarbeit werde komplett auf die Vereine reduziert, die zwar alle eine super Arbeit leisteten und ein breites Angebot hätten, doch die Zeiten hätten sich geändert. Viele Jugendliche seien nicht mehr bereit, sich langfristig an einen Sportverein zu binden.

Der Skaterverein ist nicht das einzige ehrenamtliche Betätigungsfeld von Bernd Lengenfelder, der aus dem Raum Heidelberg stammt, in Würzburg Sonderpädagogik studiert hat und der seit 2009 Schulleiter in Fassoldshof ist. Zwölf Jahre lang stand er an der Spitze der Kindertagesstätte „Heinzelmännchen e. V. “ am Kressenstein. Als Vorsitzender der ehrenamtlichen Elterninitiative verwaltete er dort ein jährliches Budget von bis zu 150000 Euro.

Danach stieg Bernd Lengenfelder an der Pestalozzischule in die Elternbeiratsarbeit ein. Mittlerweile ist er dort Vorstand des Fördervereins. Zwei solche Fördervereine gibt es auch am Fassoldshof. Er teilt sich den Vorsitz dabei jeweils mit der stellvertretenden Landrätin Christina Flauder. Ziel sei es jeweils, die Einrichtungen voranzutreiben und die Jugendlichen zu unterstützen.

„Ich nehme das Ehrenamt beim Wort und lass mich dafür nicht bezahlen“, lautete sein Verständnis ehrenamtlicher Tätigkeit. Angetrieben wird Bernd Lengenfelder von der Idee, etwas zu verändern und den Menschen zu zeigen, dass es immer noch etwas Neues, Besonderes und auch etwas Anderes gibt. Ganz wichtig ist ihm auch das Thema Teilhabe. Alle sollen teilhaben können, auch der Senior mit dem Rollator, die Mutter mit dem Kinderwagen und natürlich der Rollstuhlfahrer. „Ein hauptamtlicher Behindertenbeauftragter, das wäre schon lange für Kulmbach fällig.“

Bild: Ehrenamtlich und hauptamtlich im Einsatz für die Jugend: Bernd Lengenfelder in seinem Büro in Fassoldshof.

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18.03.2024

Habe die Ehre (10): Oswald Purucker, Marktleugast

Faszination Schach: „Man muss auch verlieren können“ / Oswald Purucker hat Marktleugast zur  Schachhochburg im Kulmbacher Land gemacht

Marktleugast. Schach, das ist für Oswald Purucker aus Marktleugast Leidenschaft, Hobby und Sport zugleich. Und zwar Wintersport, denn die Saison geht von Oktober bis April. Seit 1983 ist er Kassier und Jugendleiter des Schachclubs Marktleugast, mittlerweile auch Vorsitzender. Wenn es eine Schachhochburg im Kulmbacher Land gibt, dann ist es Marktleugast und einer der großen Anteil daran hat ist der 63-Jährige. Dabei ist das Schachspiel im Verein nicht das Einzige, was den früheren Sparkassenbetriebswirt antreibt. Er gehörte dem Pfarrgemeinderat Marienweiher fast 50 Jahre lang an, steht seit 28 Jahren als Kreisvorsitzender an der Spitze der Caritas, seit 1990 vertritt er die CSU im Gemeinderat und 24 Jahre lang war er auch Kreisrat. Und zaubern kann Oswald Purucker auch.

Doch der Reihe nach: In der vierten Klasse der Marktleugaster Volksschule war er zum ersten Mal mit dem Schachspiel konfrontiert worden. „Eigentlich habe ich es mir selbst beigebracht“, erinnert sich Oswald Purucker, der auch Schriftführer des Kreisverbandes Bayreuth-Hof-Kulmbach ist. Schon bald entpuppte er sich als Naturtalent. Nach einer Woche habe er schon seinen Lehrer in acht Zügen matt gesetzt. Oswald Purucker erinnert sich noch an den „Schäferzug“, ein klassisches Mattmotiv in der Eröffnungsphase, und zwar mit dem Turm, nicht mit der Dame.

Da war der Weg zum Schachclub Marktleugast nicht mehr weit. Seit 1983 trainiert er hier die Schachjugend und wirbt unermüdlich für die Faszination des Schachspiels. Vereinsmeisterschaften habe es schon damals gegeben. Später seien dann die Spiele gegen die Rivalen aus Hof im prunkvollen Königssaal des dortigen Bahnhofs dazugekommen, an die er sich besonders gerne erinnert. Im Laufe seiner Karriere ist der Schachclub als relativ kleiner Verein bereits sechs Mal in die Bezirksliga Oberfanken II. aufgestiegen.

Man muss allerdings auch verlieren können. Wer nach einer Niederlage mit den Figuren um sich wirft, der sei beim Schachsport fehl am Platz. Und noch so eine Schachweisheit hat Oswald Purucker parat: „Schach ist wie das ganz normale Leben, es gibt gute Tage und es gibt schlechte Tage.“ Auch so manche kuriose Begebenheit hatte es immer wieder Mal gegeben. 1972 veranstalktete der Club beispielsweise ein Schachspiel mit lebenden, fantasievoll verkleideten  „Figuren“. Seine längste Partie hatte sechs Stunden gedauert, es gebe aber auch Schachpartien, die drei Tage andauern können.

40 Mitglieder hat der Schachclub Marktleugast heute, etwa die Hälfte spielt aktiv. In der Volksschule wirbt er ebenfalls für die Faszination des Spiels und stößt dabei immer wieder auf verborgene Talente. Noch so eine Leidenschaft von Oswald Purucker ist es, Schachspiele zu sammeln. Um die 100 in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen stehen spielbereit in den Vitrinen bei ihm zuhause in Marktleugast. 

Oswald Purucker ist in Marktleugast geboren und hat zeit seines Lebens dort gewohnt. Durch seinem Beruf als Sparkassenfachwirt hat er allerdings den gesamten Landkreis und auch den Nachbarlandkreis Kronach kennengelernt. Er ist mit seiner Frau Susanne verheiratet, die beiden haben zwei Kinder und fünf Enkelkinder.

In Marienweiher ist er Ausschussleiter für das Pilgerbüro und veranstaltet regelmäßig Kirchenführungen. Fast 50 Jahre lang gehörte er dem Pfarrgemeinderat an. Sein Engagement für den Glauben hat sich sogar schon bis Rom herumgesprochen und so wurde er im vergangenen Jahr von Papst Franziskus für seine Verdienste um die römisch-katholische Kirche und den katholischen Glauben mit dem Silvesterorden ausgezeichnet. Die Verleihung erfolgte durch den neuen Bamberger Erzbischof Herwig Gössl. Auch auf kommunaler Ebene konnte Oswald Purucker bereits Auszeichnungen sammeln. Für sein langjahriges Engagement im Gemeinderat und im Kreistag erhielt er sowohl vom Markt als auch vom Landkreis die Goldene Bürgermedaille.

Schließlich hat Oswald Purucker seit etwa zehn Jahren noch eine ganz andere Leidenschaft entdeckt, die fürs Zaubern. Gerade kommt er von einem Auftritt vor begeisterten Kindern im Musikheim Kasendorf zurück. Beim Pfarrfasching habe alles angefangen und bei der Caritas in Stadtsteinach. Mittlerweile hat er seine Auftritte zu einer echten Show gestaltet, die er mit Gedichten von Heinz Erhardt untermalt und auf ebay sucht er regelmäßig nach neuen Zauberutensilien. Man müsse dem Publikum ja immer etwas neues bieten.

Bild: Fast 100 Schachspiele hat Oswald Purucker gesammelt. Die wertvollsten bewahrt er in dieser Vitrine auf.

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11.03.2024

Habe die Ehre (9): Jonas Gleich Kulmbach

Kinderdisko, Kochkurse und Cocktail-Taxi / Fasching, Landjugend und Theater: Jonas Gleich ist in den verschiedensten Bereichen ehrenamtlich aktiv

Kulmbach/Zaubach. Wenn einer bekannt ist, wie der sprichwörtliche bunte Hund, dann Jonas Gleich. Was er alles schon organisiert, gemanagt, geplant, unternommen und in die Tat umgesetzt hat, würde bei anderen für ein ganzes Leben reichen. Dabei ist Jonas Gleich gerade mal 25 Jahre jung. Trotzdem wurde er erst vor kurzem mit der Ehrennadel für besondere Verdienste im ehrenamtlichen Bereich ausgezeichnet.

Die Ehrung hat mich total überrumpelt, ich war völlig perplex, als ich davon erfahren habe“, sagt Jonas Gleich und seine Freude darüber ist ihm noch immer anzumerken. Aktuell steckt er in den Proben für das neue Stück der Theatergruppe Rugendorf., eine lockere Gruppierung von ungefähr 20 Leuten.  Premiere ist am 20. April und Jonas Gleich hat die Kriminalkomödie mit dem zugegeben gewöhnungsbedürftigen Titel „Die Bestie von Rugendorf“ selbst geschrieben, übrigens am Strand von Zypern. Er wird sie auch Inszenieren und spielt selbst mit. Weitere Aufführung finden am 21., 26. und 27. April jeweils im Haus der Jugend in Rugendorf statt.  

Überhaupt ist die Bühne sein zuhause. Das kommt vom Fasching. Beim Schlappenfasching in Zaubach war er schon als Vierjähriger als Mickey Mouse dabei, heute ist er Moderator, Büttenredner, Trainer des Männerballetts und Texter für das Schlappenorchester. Von Zaubach nach Stadtsteinach ist es nur ein Katzensprung und so war es nur eine Frage der zeit, bis er auch dort mit seiner Kreativität den Fasching aktiv bereichert hat. Zunächst als Kinderprinz, mittlerweile auch als Büttenredner, als Mitglied der Hugo-Crew und als Moderato des Weiberfaschings und des großen Umzugs. Zum Fasching ist Jonas Gleich über seine Eltern gekommen. Auch die seien schon aktiv gewesen, da bleibe einem doch gar nichts anderes übrig, sagt er augenzwinkernd. Schon mit acht Jahren habe er jeden Faschingsschlager auswendig mitgesungen.

Theater und Fasching, das ist für Jonas Gleich noch längst nicht alles. Seit 2009 ist er in der Katholischen Jugend Stadtsteinach aktiv und organisiert Kindernachmittage, Kochkurse und vieles mehr bis hin zu den jährlichen Sternsingeraktionen. Im Prinzip sei diese Arbeit dem Fasching nicht ganz unähnlich sagt er und erinnert daran, dass er schon mit zehn Jahren seine erste Kinderdisko veranstaltet hat.

Bei der Landjugend Zaubach hatte er seit 2012 alle Funktionen bekleidet, aktuell ist er Kassier und mittlerweile auch Kreisvorsitzender der Kulmbacher Landjugenden. Zur Landwirtschaft hat er zwar keinen direkten Bezug, doch auf dem Land gehört die Landjugend einfach dazu. Immer wieder ist er von den großen Jubiläen beeindruckt. Wenn die ganze Dorfgemeinschaft mitmacht, dann entstehe eine Form des Zusammenhalts, die so einmalig sei. In diesem Sinne freut sich Jonas Gleich auch schon auf das große Jubiläum 2025, das er maßgeblich mitgestalten wird, denn schon jetzt steht fest: Jonas Gleich ist der Festvorstand. Und dann ist da noch sein Engagement für „Musik verbindet“, der großangelegten Benefizkonzerte des Ludwigschorgasters Lukas Alois Roth. Zum neunten Mal hat er heuer die Jahreskonzerte moderiert.

Nun ist es freilich nicht so, dass Jonas Gleich beruflich nicht ausgelastet wäre. Ganz im Gegenteil: Als Pressesprecher und Referent für die Öffentlichkeitsarbeit ist er vielen in der Stadt ein Begriff. Dazu kommt, dass er in Stadtsteinach 2020 für die CSU in den Stadtrat gewählt wurde und auf Anhieb den Sprung zum 2. Bürgermeister geschafft hat.

Jonas Gleich hatte in Kulmbach das Licht der Welt erblickt, wuchs in Untersteinach auf und besuchte den musischen Zweig des Margraf-Georg-Friedrich Gymnasiums. Mit dem Schlagzeug als sein Instrument ist es allerdings dann doch nichts geworden. Er entschied sich stattdessen für ein Studium der Politikwissenschaft und der Sozialgeschichte zwischen 2016 und 2019 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Parallel dazu schnupperte er schon mal in das Politikgeschäft als Werkstudent in der CSU-Landesleitung.

„Dann wollte ich wieder heim“, sagt Jonas Gleich, der das Leben auf dem Lande der Großstadt klar vorzieht. „Daheim war das Leben“, sagt er. Nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte ein Anruf aus dem Rathaus, dort ist seitdem sein Arbeitsplatz. Wer jetzt glaubt, dass Jonas Gleich in seinem unermüdlichen Engagement durch Corona ausgebremst wurde, der irrt sich gewaltig. Vor allem die Landjugend sei sehr kreativ gewesen und habe beispielsweise Frühstücksboxen ausgefahren und sogar ein Cocktail-Taxi organisiert.

Er sei gerne bereit, in die ganze ehrenamtliche Arbeit zu investieren, sagt Jonas Gleich. Schließlich sei es doch gerade in dieser Zeit wichtig, dass die vereine vor Ort sichtbar werden. Auch wenn er seit Oktober praktisch keinen einzigen freien Abend mehr hatte. Abschalten kann er allerdings im Urlaub, bevorzug ist Griechenland sein Ziel, gerne aber auch schon mal Rügen. Das Handy bleibt dann auf jeden Fall zuhause. „Das ist für mich purer Luxus“, sagt er.

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04.03.2024

Habe die Ehre (8): Maximilian Türk Kulmbach

Im Blaulicht-Milieu zuhause / Bei Maximilian Türk hat das Rote Kreuz einen hohen Stellenwert

Kulmbach. G7-Gipfel in Elmau, Hochwasserkatastrophe im Ahrtal oder Auch der verheerende Großbrand des Paul-Gerhardt-Kindergartens in Kulmbach: Einer der immer ganz vorne mit dabei ist, wenn es darum geht, zu helfen, ist Maximilian Türk. Er ist Katastrophenschutzbeauftragter des Landkreises und hat beim Bayerischen Roten Kreuz in Kulmbach schon alle nur denkbaren Positionen tatkräftig ausgefüllt. Erst vor wenigen Wochen wurde er für seine besonderen Verdienste im ehrenamtlichen Bereich mit der Ehrennadel des Landkreises ausgezeichnet.

„Ursprünglich war ich Wasserwachtler“, sagt Maximilian Türk.  Auch sein Vater sei schon in der Wasserwacht aktiv gewesen. Als Schüler am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium war er erstmals mit dem Roten Kreuz in Berührung gekommen, bis heute ist er dem BRK treu geblieben. Zuerst hatte er in der Losbude des BRK ausgeholfen, dann sei er mit dem Sanitätsdienst in Berührung gekommen. Noch gut erinnert er sich an seine ersten Einsätze als Streife bei der Bierwoche.

Doch das war für den heute 39-Jährigen nicht genug. Seine erste Fachkräfteausbildung absolvierte Maximilian Türk, da war er gerade mal 18. Bis heute hat er praktisch alles durchlaufen, was man als Führungskraft so machen kann. Während seines Studiums in Nürnberg machte Maximilian Türk den Rettungssanitäter, die zehn Monate Zivildienst leistete er im Klinikum ab. Ein Medizinstudium stand im Raum, doch er entschied sich für die Betriebswirtschaft.

Mittlerweile ist Maximilian Türk im 13. Jahr Einsatzleiter im Rettungsdienst und im 12. Jahr auch dessen organisatorischer Leiter. Bei vielen spektakulären Bränden stand er an vorderster Front, zum Beispiel beim Brand des EKU-Hochturms in Kulmbach im Mai 2009, beim Waldbrand in Römersreuth 2019 oder beim Großbrand des Bauernhofes in Menchau, ebenfalls 2019. „Das waren schon echte Herausforderungen“, sagt er und weiter: „Ich mach es freiwillig und ich mach es gerne.“

Das gilt auch für den Umgang mit Corona. Im Dezember 2020 wurde er offiziell zum „Pflegeleiter Führungsgruppe Katastrophenschutz“ bestellt, eine Funktion, in der er beratend im Landratsamt tätig ist. „Wie wappnen wir uns, um Katastrophen zu bewältigen“, um diese Frage gehe es dabei. Bei Katastrophen oder Schadensereignissen müsse einer die Einsätze operativ führen.

So kam es auch, dass Maximilian Türk gleich zwei Mal für jeweils vier Tage von der Bezirksregierung ins Ahrtal bestellt wurde und dort bis zu 190 Helfer leitete. „Das war schon ein sehr eindringlicher Einsatz“, wird er nachdenklich und berichtet vom Wasser, das bis in das erste Stockwerk der Häuser stand oder von Wohnmobilen, die in Bäumen hingen.

Es sind aber nicht nur die Katastrophen, die das Blaulicht-Milieu beschäftigen. Maximilian Türk betreut zusammen mit seiner Stellvertreterin Ines Sack regelmäßig die drei Kulmbacher Großereignisse: die Motorrad-Sternfahrt, das Altstadtfest und die Bierwoche. Dabei geht es beispielsweise darum, wie der Sanitätsdienst möglichst effektiv ausgestaltet wird-

„Man muss lernen abschalten zu können“, sagt Maximilian Türk. Viele könnten das nicht. Dies zuzugeben, das sei echte menschliche Stärke. Auch er schütte schon noch immer Adrenalin aus, habe aber inzwischen gelernt, professionell damit umzugehen. „Wir machen ja alles im Team“, sagt er. Und weiter: „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, auch das hilft.“ Außerdem habe er eine absolut tolerante Ehefrau, die ihm regelmäßig den Rücken stärkt. Als Ärztin am Klinikum ist die Ehefrau mit seinen Aufgabenstellungen ohnehin bestens vertraut.

Wo andere Institutionen über große Nachwuchsprobleme klagen, ist das BRK in Sachen Ehrenamt gut bestellt. Das liege an der guten Jugendarbeit, sagt Maximilian Türk. Man beginne damit praktisch schon im Kindergarten. Es gebe aktive Jugendgruppen, neue kämen, etwa in Thurnau oder Neuenmarkt immer wieder hinzu. Wenn das Rote Kreuz so beliebt sei, dann auch deshalb, weil hier ja eigentlich jeder eine aktive Betätigung finden könne, von der Altkleidersammlung bis zur Wasserwacht. „Bei uns findet jeder was und kann alle nur denkbaren Grundfertigkeiten erlernen“, so Maximilian Türk, der übrigens auch mal für dreieinhalb Jahre als kaufmännischer Leiter hauptamtlich für das BRK tätig war.

Schwieriger sei es allerdings geworden, Menschen zu finden, die auch bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Corona habe das deutlich verstärkt. Schließlich brauche man halt immer auch jemanden, der die Fäden zusammenhält.

Bilder: Bei ihm hat das BRK einen immens hohen Stellenwert: Maximilian Türk vor der Kreisgeschäftsstelle am Rot-Kreuz-Platz in Kulmbach.

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26.02.2024

Habe die Ehre (7):

Geprägt von der Menschlichkeit / Kirchlich, sozial und musikalisch: Das Ehepaar Karin und Henri Schulz ist vielfältig ehrenamtlich unterwegs

Trebgast. „Sinnvoll verbrachte Lebenszeit“: so definieren Karin und Henri Schulz aus Trebgast das Ehrenamt. „Es geht nicht um mich, es geht um die Sache“, stellt Karin Schulz immer wieder klar. Und Henri Schulz ergänzt: „Wir haben auch immer wieder massiv profitiert davon.“

So leicht ist es gar nicht auf einen Nenner zu bringen, was das Ehepaar in den zurückliegenden Jahrzehnten so alles gemacht hat. Ehrenamtlich versteht sich, neben einem anspruchsvollen Berufsleben. Henri Schulz (70) ist vielen Kulmbachern bestimmt noch bekannt als Geschäftsstellenleiter der hiesigen Arbeitsagentur. Karin Schulz (69), gelernte Rechtsanwaltsgehilfin, war nach zahlreichen Fort- und Weiterbildungen viele Jahre lang in der psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Lebens- und Familienfragen sowie in der psychosozialen Beratungsstelle der Bayerischen Krebsgesellschaft jeweils in Bayreuth tätig.

Zusammengebracht hat die beiden der CVJM. Vor Jahrzehnten stand die Abkürzung noch für Christlicher Verein Junger Männer. Aus den „Männern“ sind inzwischen „Menschen“ geworden. Karin Schulz hat daran einen nicht unerheblichen Anteil, denn zu Zeiten ihrer Konfirmation waren Mädchen in dem Zusammenschluss höchstens zum Putzen oder Kochen gerne gesehen. Das sollte sich ändern und Karin Schulz hatte dabei tatkräftigen Einfluss.

„Ich komme aus einer Familie, in der das Ehrenamt schon immer eine Rolle gespielt hat“, sagt Karin Schulz, die in Speichersdorf im Landkreis Bayreuth aufgewachsen ist. Dort hat sie auch früh im Posaunenchor mitgewirkt und das Spiel auf der Bassposaune gelernt. „Das war damals noch eine reine Männerdomäne“, erinnert sie sich. Als junges „Madla“ sei de Einstieg gar nicht so einfach gewesen. Mittlerweile wirkt sie seit 60 Jahren in Posaunenchören mit, seit 1985 im Trebgaster Posaunenchor, den sie seit sieben Jahren sogar leitet. Der Zusammenschluss besteht aus 24 Bläsern im Alter zwischen 22 und 87 Jahren. Unter dem Namen „Weibsblech“ hat sie sogar ein eigenes Damenensemble für flottere Klänge ins Leben gerufen.

Parallel zum Einstieg in die Posauenenchorszene noch in Speichersdorf seien erste Berührungen zum CVJM erfolgt. Da gab es verschiedene Freizeiten, die Pfingsttage in Bobengrün und schon bald gründete sie eine eigene Ortsgruppe in Speichersdorf, zu der auf Anhieb 40 Kinder und Jugendliche gekommen waren. Obwohl damals erst 16 Jahre jung, sei sie schon an die Spitze gewählt worden,

Über den CVJM hatte das Ehepaar auch zueinander gefunden, denn auch Henri Schulz, der aus Unternschreez bei Bayreuth stammt, gründete dort eine CVJM-Gruppe. Das war 1967. Auch er war schon früh kirchlich engagiert, hielt mit 16 seine erste eigene Andacht, führte entsprechende Veranstaltungen und später auch Mitarbeiterschulungen durch. Bei einem CVJM-Oberfrankentreffen hatte es dann gefunkt zwischen Karin und Henri.

Für Karin Schulz waren ihre späteren beruflichen Tätigkeiten in den Beratungsstellen für Ehe-, Lebens- und Familienfragen sowie bei der Bayerischen Krebsgesellschaft viel mehr als nur ein Job. Sie engagierte sich weit darüber hinaus, baute Netzwerke auf und trat immer wieder für Menschen in schwierigen Situationen ein. Beispielsweise als es darum ging, Gespräche mit dem Bayerischen Sozialministerium zu führen, psychoonkologische Dienste aufzubauen, bei der Fernsehsendung „Jetzt red i“ die Stimme für benachteiligte Frauen zu erheben oder einfach nur zu helfen.

Henri Schulz war nach seiner Bundeswehrzeit und der Fachhochschule in die Dienste der Arbeitsagentur, damals noch Arbeitsamt, als Beamter in den höheren Dienst eingestiegen. Später war er unter anderem Geschäftsstellenleiter in Pegnitz, zwischen 1985 und 2005 Geschäftsstellenleiter in Kulmbach, danach Bereichsleiter in Bayreuth und vor der Pensionierung Geschäftsführer der inzwischen neustrukturierten Agentur Bayreuth-Hof. Auch bei Henri Schulz lassen sich Beruf und Ehrenamt nicht so ohne weiteres trennen. An der Gründung der Jugendwerkstatt in Kulmbach habe er großen Anteil gehabt, ebenso an der Gründung des Vereins „Die Brücke“, dessen Ziel es war, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in das Berufsleben einzugliedern

Das Engagement im CVJM hatte auch ihn entscheidend geprägt. Hier wirkte er unter anderem im Hauptausschuss und im Landesvorstand des bayerischen CVJM mit und gehörte dem Arbeitskreis Jugendpolitik auf Bundesebene an. Da blieb das kirchliche Engagement nicht aus. In Trebgast wirkte und wirkt er unter anderem 18 Jahre lang als Mitglied des Kirchenvorstandes und als dessen Vertrauensmann, als Lektor und als gefragter Prädikant, der mittlerweile weit über Trebgast hinaus Gottesdienste feiert und schon auch mal am Heiligen Abend in Steinwiesen im Frankenwald einspringen muss.

Um den Kreis zu schließen hatte sich Henri Schulz entschlossen, im Alter von 62 Jahren in den Trebgaster Posaunenchor einzusteigen. Nach einem Jahr Unterricht spielt er dort mittlerweile unter der Leitung seiner Frau das Euphonium.

„Wir werden uns engagieren, solange uns Gott die Kraft dazu gibt“, sagen beide. Dabei gehe es immer nur um die Sache, nie um die eigene Person. Das ist Karin und Henri Schulz besonders wichtig. „Wir sind dankbar, dass wir das machen durften und dürfen, denn uns hat es persönlich sehr viel gegeben. Das Ehrenamt ist für uns sinnvoll verbrachte Lebenszeit.“

Bild: Beide haben schon als junge Leute Verantwortung übernommen: Karin und Henri Schulz aus Trebgast

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19.02.2024

„Habe die Ehre“ (6):

Der schnellste Sport der Welt / Jürgen Schramm aus Mainleus hat sich nicht nur dem Tischtennis verschrieben

Mainleus. Der Markt Mainleus gilt als Tischtennis-Hochburg. Einer, der daran großen, wenn nicht den entscheidenden Anteil hat ist Jürgen Schramm. Der heute 65-Jährige war im Jahr nach der Gründung, 1970 in den Verein eingetreten. Bis vor drei Jahren hat er in der ersten Mannschaft gespielt, heute ist er Jugendleiter und noch immer in der dritten Mannschaft aktiv. Daneben war er aber auch Fußballer beim TSC Mainleus, wirkte im Main Line Gospelchor mit und gehört seit 50 Jahren dem Stammtisch „Die lustigen Gesellen“ an.

„Ich bin eigentlich zuständig für alles“, sagt Jürgen Schramm und meint damit sein Engagement im TTC. Ob Werbung an den Schulen, um Nachwuchs zu generieren, die Organisation der jährlichen Maiwanderung, das Abklappern der Firmen für Tombola-Spenden zur Weihnachtsfeier oder die Verwaltung des Turnhallenschlüssels: Bei Jürgen Schramm laufen die Fäden zusammen.

Ganz besonders liegt ihm die Jugend am Herzen. 27 Jugendliche zwischen acht und 16 Jahren hat der 120 Mitglieder zählende Verein aktuell. Leider sei keine Mädchenmannschaft mehr dabei, bedauert Jürgen Schramm. Vor einigen Jahren gab es die noch und sie spielte sogar in der Bayernliga. Ob die Mädels tatsächlich nicht mit den Jungs zusammentrainieren wollen, der Jugendleiter kann nur Vermutungen anstellen. Um Nachwuchs zu generieren, geht Jürgen Schramm in die 2. bis 7. Klassen der hiesigen Schulen um für den „schnellsten Ballsport der Welt“ zu werben. „Wenn man etwas erreichen will, muss man präsent sein“, sagt er. Außerdem beteiligt sich der TTC an den Minimeisterschaften, einem offenem und unverbindlichen Breitensportangebot des Tischtennisverbandes, das die Begeisterung wecken soll.

Als aktiver Spieler war er mit der ersten Mannschaft in der Bezirksliga II. aktiv. Das Besondere am Tischtennissport: Es gibt keine Altersklassen. Er habe schon Spieler erlebt, die 85 Jahre jung waren. Der älteste Aktive beim TTC ist derzeit 79. Sein Hauptanliegen ist deshalb auch nicht immer vorrangig der sportliche Erfolg. Die Gemeinschaft ist ihm genauso wichtig: egal ob Trainingslager in der Sportschule Oberhaching, die Radtour mit den Jugendlichen zur Jugendherberge Wirsberg oder das Trainingslager in der Mainleuser Halle, heuer wieder drei Tage lang zu Jahresbeginn für Anfänger und Fortgeschrittene.

Ein wenig bedauert er es schon, dass der Tischtennis-Sport nicht so im Licht der Öffentlichkeit steht. Etwa bei der Berichterstattung über Großereignisse. Trotzdem, Namen wie die der World-Cup-Gewinner und Olympia-Teilnehmer Timo Boll, Steffen Fetzner oder Jörg Roßkopf seien aber dann doch einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

Jürgen Schramm wurde in Grafengehaig geboren, kam aber schon mit zwei Jahren nach Mainleus, wo der Vater in der Spinnerei tätig war. Er erlernte den Beruf des Industriekaufmanns und war anschließend über 40 Jahre lang bis zum Eintritt in die Rente 2022 bei der WeGra – Werner-Grampp GmbH, einem der führenden nordbayerischen Unternehmen im Bereich Innenausbau, unter anderem in der Bauleitung und im Büro tätig. Die erste Tischtennisplatte, an der Jürgen Schramm spielte, stand im Keller des Jugendheims der katholischen Kircher in Hornschuchshausen. Im Saal darüber trainierte damals der TTC. Unten traf sich die Jugend.

Noch bevor Jürgen Schramm 1970 mit dem Tischtennis im Verein begonnen hatte, war er in der ersten Herrenmannschaft des TSC Mainleus aktiv, zuletzt sogar als Spielleiter. Wegen eines doppelten Kreuzbandrisses musste er seine aktive Karriere damals beenden. Immerhin brachte er bis in die A-Klasse.

Es ist aber nicht nur der Sport, der Jürgen Schramm fasziniert. Bis zu seiner Auflösung im vergangenen Jahr gehörte er über 20 Jahre lang dem Main Line Gospelchor an. Viele Konzerte habe man bestritten. Gerne erinnert sich Jürgen Schramm an die Weihnachtskonzerte in der Kulmbacher Stadthalle, an die Auftritte bei Hochzeiten oder an die Standing Ovations im Anschluss an viele Auftritte.

Und schließlich findet er tatsächlich auch noch Zeit für den Stammtisch „Die lustigen Gesellen“. Die zehn Mitglieder treffen sich in der Regel einmal pro Woche, jetzt wieder in der Spinnstube. Seit 50 Jahren geht das schon und auch da ist es Jürgen Schramm, der die Ausflüge organisiert. Wobei Ausflüge stark untertrieben ist, denn die Stammtischbrüder waren auch schon in Spanien, auf Kreta, in Prag oder einfach nur Wandern im Bayerischen Wald,

Für sein Engagement ist Jürgen Schramm, der drei Töchter hat und inzwischen auch schon Großvater ist, bereits vielfach ausgezeichnet worden. 2022 erhielt er die Ehrenamtsnadel des Landkreises Kulmbach, er ist Träger der Gemeindemedaille von Mainleus und Ehrenmitglied des TTC.

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05.02.2024

Habe die Ehre (5):

Vereinsvorsitzender seit mehr als 36 Jahren / Laufend durchs Leben: Michael Kraus aus Ludwigschorgast

Ludwigschorgast. Rund 80000 Kilometer ist er in seinem Leben schon gelaufen, in 30 Ländern der Erde, von Algerien bis Zypern. 70 Marathon-Läufe hat er absolviert, dazu weitere 75 Ultra-Läufe, also alles, was länger ist als 42,195 Kilometer. Der längste Lauf ging über unglaubliche 246 Kilometer von Athen nach Sparta, 32 Stunden und 40 Minuten hat er gebraucht. Doch Michael Kraus aus Ludwigschorgast ist nicht nur Extremsportler. Aus seiner Laufleidenschaft heraus hat er im November 1987 die Laufgemeinschaft Ludwigschorgast gegründet. Seitdem steht er ununterbrochen an der Spitze des Vereins.

„Wir waren bis dorthin ein loser Haufen“, sagt Michael Kraus. Mittlerweile habe der Verein an die 160 Mitglieder aus dem gesamten Landkreis Kulmbach und auch aus dem Nachbarlandkreis Bayreuth. „Ohne Vereinsgründung hätten wir uns nicht an Meisterschaften beteiligen können“, so der Extremsportler, der im Hauptberuf als Krankenpfleger in der Notaufnahme des Kulmbacher Klinikums tätig ist. Zunächst war die Laufgemeinschaft dem FC Ludwigschorgast als Unterabteilung angegliedert, 1997 hatte sie sich dann auf eigene Füße gestellt. Die Erfolge, die Michael Kraus und seine Mitstreiter seitdem erzielt haben, sind beachtlich. So sei die Laufgemeinschaft der erste Verein gewesen, der im 100-Kilometer-Straßenlauf in der Mannschaftswertung die bayerische Meisterschaft gewonnen hat. „Da haben wir es als kleiner Dorfverein doch tatsächlich geschafft, bayerischer Meister zu werden“, freut sich Michael Kraus in seiner ihm eigenen Bescheidenheit.

Doch Michael Kraus ist nicht nur Vorsitzender. Er ist Trainer, er erstellt die Laufpläne, leitet das Hallentraining im Winter, das Lauftraining im Sommer, organisiert jährlich – heuer zum 37. Mal - den Frankenwaldlauf, hält Vorträger und kümmert sich um das komplette Vereinsleben vom Fackellauf bis zum Ausflug ins Elbsandsteingebirge. Legendär sind beispielsweise die Fackelwanderungen von Ludwigschorgast nach Trebgast oder die Jahresausflüge in die Berge.

Eigentlich hat Michael Kraus seine Laufkarriere fast schon beendet. Vor rund einem Jahr, am 27. Februar 2022 hat er seinen letzten Marathon absolviert, in Tansania.  Vorstellen kann man es sich aber nicht, dass der 63-Jährige tatsächlich aufhört zu Laufen. Dafür hat ihn der Laufvirus zu sehr im Griff.

Sport sei schon immer sein Ding gewesen. Angefangen hat er bim FC Ludwigschorgast als Fußballer. Da wäre er auch gerne dabeigeblieben, doch schon damals musste er feststellen, dass dies mit seinem Job als Krankenpfleger nur schwer zu vereinbaren ist. Mit seiner Frau begann er dann irgendwann Bergwanderungen und Bergtouren zu machen und über den Alpenverein und die Bergwacht landete er beim Laufsport. Erst einmal die Woche, dann zweimal, schließlich jeden Tag und schon bald war der Marathonlauf sein Ziel. 1985 wurde der Marathonlauf in Berlin Wirklichkeit. Michael Kraus ärgert sich noch heute, dass er dafür über drei Stunden gebraucht hat, exakt waren es drei Stunden und drei Minuten brutto.

Die Marathonläufe in Berlin, München oder Nürnberg sollten ihm schon bald nicht mehr genügen und so schickte er sich an, das internationale Parkett zu erobern. Marathonläufe und Ultraläufe in Cuba, Neuseeland, in den USA, den Anden oder im Himalaya hat er heute auf seiner Liste. Allein 1500 Kilometer ist er durch acht verschiedene Wüsten gelaufen.

Was ihm heute ganz besonders am Herzen liegt, ist es, jungen Leuten den Laufvirus weiterzugeben. „Die richtige Anleitung ist wichtig, sonst verliert man schnell die Lust“, weiß er aus Erfahrung. Informationsveranstaltungen, „Laufschulen“ und immer wieder in Vorträgen gibt Michael Kraus sein Wissen weiter. Und wenn er einmal nicht läuft, dann fährt er mit dem Rad, beispielsweise zuletzt zwischen Mauritius und Madagaskar. „Ja, das ist Abenteuer pur“, sagt er, Schließlich komme man in Winkel dieser Welt, in die kein Pauschaltourist je hinkommt.

Bild: Laufen ist sein Leben: Michael Kraus aus Ludwigschorgast.

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Habe die Ehre (4):

Deutschlehrerin, Flüchtlingsbegleiterin und Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen / Beate-Maria Mau bringt seit zehn Jahren Flüchtlingen die deutsche Sprache bei

Kulmbach. „Sprache hat mir immer Spaß gemacht“, sagt Beate-Maria Mau. Wo andere ihren Ruhestand genießen, macht sie das, was ihr Leben lang gemacht hat; unterrichten. Freilich sind es jetzt nicht mehr die Kinder und Jugendlichen an der Volksschule in der Blaich. Beate-Maria Mau unterrichtet unter anderem Afghanen, Iraker, Russen, Syrer oder Ukrainer. Und das in der Regel an vier Vormittagen jede Woche. In den Räumen der Caritas gibt sie Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und für Analphabeten.

Angefangen hat das alles genau vor zehn Jahren. Durch eine Anzeige in der Zeitung war sie auf die Caritas aufmerksam geworden. Gesucht wurden Menschen zur Flüchtlingsbetreuung. Also machte Beate-Maria Mau genau das, was sie in ihrem Berufsleben auch gemacht hat, denn Sprache war ja schon immer ihr Ding. „Es war wie eine Fügung“, erinnert sie sich noch heute. Die Caritas stellt dabei lediglich die Räumlichkeiten und die Materialien und hilft bei der Organisation mit. Die Durchführung des Unterrichts liegt allein in den Händen von Beate-Maria Mau

„Ich mach das sehr gerne, mir macht das wirklich großen Spaß“, sagt sie immer wieder und berichtet von den vielen positiven Erlebnissen, von befruchtenden Kontakten, von Erfolgsgeschichten und von großer Menschlichkeit, die sie immer wieder erfahren darf. Für die einen ist sie die „Oma“, bei anderen wird sie auch mal privat eingeladen, viele durfte sie auf ihrem Weg begleiten.

In der Regel unterrichtet Beate-Maria Mau Migranten, die nicht anerkannt sind. Sobald die Anerkennung erfolgt, müssen sie einen staatlichen Kurs belegen. Ihr Angebot ist stets freiwillig. Vielleicht liegt darin auch der Erfolg. Da werden die „Hausaufgaben“ dann auch zuverlässig gemacht, auch wenn sie nicht mit Konsequenzen drohen kann. Sie muss es auch nicht, denn in der Regel verstehen es die meisten schnell, ohne Sprachkenntnisse kein Weiterkommen.

Beate-Maria Mau berichtet von einer Gruppe von Somaliern, die alle den Hauptschulabschluss erfolgreich nachgeholt haben. Einer sei mittlerweile als Mechatroniker bei Siemens tätig, ein anderer arbeite bei BMW, andere wiederum hatten die Krankenpflegerhelferausbildung gemeistert, zwei davon seien mittlerweile am Klinikum Kulmbach tätig. Zu einigen sei der Kontakt nie abgerissen. „Zwei Somalier sind mir fast schon wie Söhne geworden“, sagt sie.

Gerne erinnert sich Beate-Maria Mau auch an den Afghanen, der als hochbegabt galt, der eine pharmazeutisch-technische Hochschule besucht hat und mittlerweile in Dortmund tätig ist. Enttäuschungen, nein, die habe sie eigentlich nie erlebt. „Ich habe immer nette Schüler gehabt“, so berichtet sie. Dazu muss man aber auch wissen, dass ihre Schüler keine Kinder mehr sind. Sie sind im Fortgeschrittenenkurs in der Regel zwischen 30 uns 40 Jahren alt, im Anfängerkurs manchmal auch deutlich älter.

Auch sie selbst habe im Zuge ihrer Tätigkeit viel gelernt. Bei Bewerbungsgesprächen, bei Terminen im Jobcenter, oder auch bei nicht immer ganz einfachen Vorsprachen im Ausländeramt oder bei Gericht. „Wenn diese Menschen keine Begleitung haben, weder praktisch noch schulisch, dann wird es nicht funktionieren“, so Beate-Maria Mau. Wenn es sie nicht gäbe, da macht sich keiner was vor, dann gäbe es auch das Angebot der Sprachkurse nicht und alle Migranten müssten auf ihre Anerkennung warten, um deutsch lernen zu können.

Beate-Maria Mau stammt eigentlich aus der Dreiflüssestadt Passau. Studiert hatte sie in Nürnberg. Nürnberg, Fürth und Erlangen waren auch ihre beruflichen Stationen, bevor sie aus familiären Gründen ins Kulmbacher Land kam. Ein Jahr lang unterrichtete sie in Marktleugast, ehe sie an die Volksschule in der Blaich kam.

Für ihre besonderen Verdienste im ehrenamtlichen Bereich ist Beate-Maria Mau erst Anfang Dezember mit der Ehrennadel des Landkreises Kulmbach ausgezeichnet worden.

Bild: Beate-Maria Mau bringt Migranten in den Räumen der Caritas seit zehn Jahren die deutsche Sprache bei.

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29.01.2024

Habe die Ehre (3):

Brettspiele, Bullriding und Bowle auf dem Weihnachtsmarkt / Michael Schramm engagiert sich in der Kinder- und Jugendarbeit

Marktleugast. „Ich habe mich immer fangen lassen, wenn irgendwo Leute gebraucht wurden.“ Michael Schramm (44) aus Marktleugast meint das nicht negativ. Im Gegenteil: er ist im Kulmbacher Land vor allem als Vorsitzender des Kreisjugendrings bekannt. Obwohl er als selbstständiger Bauingenieur mit seinem eigenen Büro für Baumanagement voll ausgelastet ist, engagiert er sich auf vielen Ebenen ehrenamtlich.

Beginnen hatte sein Engagement schon als Kind. „Ich war schon mit neun Jahren als Ministrant aktiv“, erinnert er sich. Zunächst blieb die Kirche sein zuhause. Bei der Kolpingsfamilie in Münchberg besuchte er die Kinder-, später die Jugendgruppe und noch etwas später den Kolping-Stammtisch. Mit der Zeltlagerbetreuung stieg er in die Jugendarbeit ein, die ihm bis heute nicht mehr losgelassen hat.

1996 gründete er in Marktleugast den „Verein für offene Jugendarbeit“, den er rund 20 Jahre lang als Vorsitzender führte. Der Bedarf sei dagewesen, erinnert er sich heute. Vor allem sei es um Kinder und Jugendliche gegangen, die nicht anderweitig in Vereinen aktiv waren. „Damit waren wir unserer Zeit weit voraus.“ Das Ziel eines offenen Jugendtreffs in Marktleugast gab es aufgrund organisatorischer Fragen allerdings nur einige wenige Jahre. Als Förderverein für die Kinder- und Jugendarbeit habe man dann mit großem Erfolg andere Schwerpunkte gesetzt.

Da gab es Kinder- und Jugendfeste, eine Spaßolympiade inklusive Gummistiefel-Weitwurf, der Musikverein und die Ringer präsentierten sich, eine Kletterwand wurde aufgebaut: „Wir hatten zeitweise 45 freiwillige Helfer“, erinnert sich Michael Schramm. Später wurde aus den einzelnen Projekten ein ganzes Sommerferienprogramm zusammengestellt. Spektakuläre Aktionen bis hin zum Bullriding oder der Disko auf einem Doppeldeckerbus sollten folgen. Einer der Highlights sei beispielsweise die Casino-Nacht im Bürgersaal mit rotem Teppich und eleganter Kleidung gewesen. Statt Poker und Roulette gab es Brettspiele aller Art von Monopoly bis Mensch-ärgere-dich-nicht.

Die Besonderheit dabei war, dass sich der Verein von selbst über Spenden und Einnahmen finanzierte. Absoluter Renner war der Stand auf dem Weihnachtsmarkt, 15 Jahre lang verkauften die Jugendlichen dort Feuerzangenbowle. Mit Corona sei dann erst einmal alles vorbei gewesen. Der Verein existiere noch, aber die Arbeit ruht, sagt Michael Schramm, der inzwischen auch Jugendbeauftragter von Marktleugast ist. Auf seine Initiative hin sei beispielsweise die Stelle einer kommunalen Jugendarbeiterin geschaffen worden. „Ich sehe mich da als Anschieber“, sagt er und beschreibt seine Tätigkeit als Kontaktperson zwischen Bürgermeister, Gemeinderat und den Jugendlichen.

Was den Gemeinderat angeht, so hat Michael Schramm auch dort schon Verantwortung übernommen. Eine Periode lang vertrat er dort die Freien Wähler. Aufgrund seiner Selbständigkeit war er bei den zurückliegenden Wahlen nicht mehr angetreten. In Marktschorgast, wo er zuvor eine Zeitlang gewohnt hatte, gründete er sogar den Ortsverband der Freien Wähler, zwischen 2007 und 2012 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Freien Wähler, der Jugendorganisation des politischen Zusammenschlusses. Auf Vorschlag von Hubert Aiwanger durfte er im Jahr 2009 sogar an der Bundesversammlung in Berlin teilnehmen und den Bundespräsidenten mitwählen. An die Begegnungen mit den vielen Prominenten von Ottfried Fischer bis Wolfgang Thierse erinnert er sich noch lebhaft.

Aufgrund seines Engagements im „Verein für offene Jugendarbeit“ in Marktleugast wurde Michael Schramm irgendwann auch eingeladen, im Kreisjugendring mitzuwirken. Als Nachfolger von Sabine Knobloch übernahm er dort im Mai 2022 den Vorsitz. Bei den anstehenden Neuwahlen im Frühjahr möchte er erneut für das Amt kandidieren. Sein Ziel ist eine bessere Vernetzung der kommunalen Jugendtreffs, die es mittlerweile überall im Landkreis gibt.

Die Jugendtreffs seien von großer Bedeutung, nicht nur wegen der Kochkurse, der Spieleangebote oder der Ausbildungsmesse, bei der in Marktleugast sogar mehrere Jugendliche in ein festes Ausbildungsverhältnis vermittelt werden konnten. „Wir haben es auch geschafft, den einen oder anderen von der schiefen Bahn wegzubringen“, ist sich Michael Schramm sicher. Und weiter stellt er fest: „Da hat sich mein ehrenamtlicher Einsatz doch wirklich gelohnt.“

Geboren wurde Michael Schramm in Münchberg, aufgewachsen ist er in Marktleugast, in Kulmbach besuchte er das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium. Nach Abitur und zehn Monaten Bundeswehr studierte er in Coburg Bauingenieurswesen. Nach Jahren als Bauleiter und in Planungsbüros verschiedener Firmen wagte er vor fünf Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit. Von seinem Büro aus begleitet er seine Auftraggeber bei Tiefbaumaßnahmen on der Ausschreibung bis zur Umsetzung.  Michael Schramm ist verheiratet und hat zwei Söhne, 4 und 13 Jahre jung. Wenn er sich ausnahmsweise einmal nicht ehrenamtlich engagiert, dann hat er eine ungewöhnliche Leidenschaft: er braut zuhause Bier. Ein Helles soll es diesmal werden, mit einer fruchtigen Note.

Bild: Michael Schramm in seinem Ingenieurbüro für Baumanagement in Marktleugast.

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„Habe die Ehre“ (2):

Seelsorge von der Wiege bis zur Bahre / Vom Glauben getragen: Susanne Schramm engagiert sich in ihrer Kirchengemeinde

Grafengehaig. Seelsorgerin, Schöffin, Lektorin, Prädikantin und Kantorin: Für Susanne Schramm (56) aus Grafengehaig ist es der Glaube, der sie trägt. „Und zwar von Kindesbeinen an“, wie sie sagt. Kein Wunder, als Tochter des früheren Bürgermeisters und Kreisbrandrates Fritz Schramm ist sie direkt neben der Wehrkirche „Zum heiligen Geist“ aufgewachsen. Da war der Gottesdienstbesuch schon immer selbstverständlich.

Als Kind hatte alles mit dem Flötenunterricht bei der damaligen Gemeindeschwester begonnen. Heute ist Susanne Schramm für die gesamte Kirchenmusik in Grafengehaig und in der zum Dekanat gehörenden Christuskapelle im nahen Gösmes zuständig. Doch damit nicht genug. Susanne Schramm steht hier auch immer wieder mal auf der Kanzel, und zwar als Prädikantin, also als ehrenamtlich tätige Predigerin. Schon der Vater sei Lektor gewesen. Da lag es nahe, dass auch sie in die Fußstapfen des Vaters tritt. Pfarrerin und Kirchenvorstand seien einverstanden gewesen und so habe sie die dazugehörige zentrale Fortbildung der Landeskirche in Bad Alexandersbad besucht und die entsprechende Prüfung abgelegt.

2017 war sie als Lektorin gestartet, doch Susanne Schramm wollte noch etwas daraufsetzen. Auf den Vorschlag von Regionalbischöfin Dorothea Greiner hin habe sie die Prädikantenausbildung in Selbitz gestartet, eine Ausbildung, die man nicht eben mal so aus dem Ärmel schütteln kann. Schließlich soll ja eine bestimmte Qualität vorhanden sein, sagt sie. Doch Susanne Schramm hat alle Hürden gemeistert und darf sich seit gut einem Jahr Prädikantin nennen. Im Dezember 2022 wurde sie von Dekan Friedrich Hohenberger feierlich in ihr Amt eingeführt.

Ihre Hauptstelle hat sie allerdings nicht in Grafengehaig, sondern in Kulmbach, und zwar im Klinikum. Dort ist sie auch als Seelsorgerin tätig. „Von der Wiege bis zur Bahre“, so beschreibt sie ihren Dienst dort. Man könnte auch sagen, dass Susanne Schramm Menschen vom tiefsten Leid bis zur höchsten Lebensfreude begleitet. Das liegt im Klinikum oft nah beieinander. Neugeborenen-Segnungen auf der Geburtsstation gehören dazu genauso wie der Dienst auf der Palliativstation und Aussegnungen. „Man sieht die Dankbarkeit in den Augen“, sagt sie und meint damit nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Familienangehörigen. Einfach nur da zu sein, da sei manchmal schon viel wert.

Doch auch Susanne Schramm profitiert von ihrer Tätigkeit. „Ich bin froh, dass es mir gut geht, diese Dankbarkeit möchte ich weitergeben“, sagt sie. Und immer wieder ist es der Glaube, der die große Rolle in ihrem Leben spielt. „Man fühlt sich getragen, auch wenn es manchmal schwer ist.“

Kirche und Glaube, das heißt für Susanne Schramm aber auch immer Musik. Seit 40 Jahren ist sie aktives Mitglied im Kirchenchor, seit 25 Jahren steht sie als dessen Leiterin an der Spitze. „Wir haben schon eine tolle Truppe, sagt sie und meint die 30 Sängerinnen und Sänger im Alter zwischen 25 und 82 Jahren. Einmal pro Woche ist Chorprobe, und nicht nur sie selbst, auch alle Mitwirkenden seien danach regelmäßig gut drauf. Nicht nur die Gottesdienste gestaltet der Chor aus, auch Weihnachtsfeiern von Vereinen und heuer am 28. Juli gibt es sogar ein eigenes Konzert in der Kirche von Grafengehaig.

Fast schon selbstverständlich mutet es da an, dass Susanne Schramm in Grafengehaig auch die Orgel spielt. Zunächst hatte sie Klavier gelernt, dann Orgelunterricht in Münchberg und Kulmbach. Seit 1982 ist sie in Grafengehaig als Organistin tätig, seit 1989 sogar als alleinige Organistin. „Das gehört zu meinem Leben dazu“, stellt sie unmissverständlich fest. Sagt aber auch gleich: „Es geht da nicht um mich, sondern um die Gemeinde.“

Susanne Schramm ist aber nicht nur kirchlich unterwegs, sondern auch weltlich. Zwei Perioden lang war sie Jugendschöffin am Kulmbacher Amtsgericht. Als Mutter von drei (mittlerweile längst erwachsenen) Kindern eine, auf jeden Fall interessante Aufgabe. „Für mich war das sehr beeindruckend“, sagt sie und erinnert sich gern an diese spannende Zeit und an die vielen Verhandlungen. Früher war sie auch in der inzwischen aufgelösten Landjugend Grafengehaig aktiv, viele Jahre lang als Schriftführerin sogar in der Vorstandschaft.

 Susanne Schramm hatte in Kulmbach das Margraf-Georg-Friedrich-Gymnasium besucht und absolvierte danach die Berufsfachschule und die Fachakademie für Hauswirtschaft in Ahornberg. Abgeschlossen hatte sie als „staatlich geprüfte hauswirtschaftliche Betriebsleiterin“, was im allgemeinen Sprachgebrauch einer Hauswirtschaftsmeisterin entspricht. „Gearbeitet habe ich in dem Beruf praktisch nie“, so Susanne Schramm. Stattdessen war sie unter anderem als Verwaltungsangestellte an der Universität Bayreuth tätig.

Bild: In Grafengehaig ist Susanne Schramm Kantorin der Kirchengemeinde. Das Bild zeigt sie am Spieltisch der Eule-Orgel in der Heilig-Geist-Kirche.

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15.01.2024

"Habe die Ehre" (1)

Soziales Ehrenamt zum Lobe Gottes / Dr. Christine Hofmann-Niebler engagiert sich in vielen Bereichen ehrenamtlich

Neuenmarkt. Zahnärztin, Musikerin, Sängerin und Sportbetreuerin: Fast könnte man meinen Dr. Christine Hofmann-Niebler aus Neuenmarkt hat der Tag mehr als 24 Stunden.“ Ich könnte das alles nicht machen, wenn mein Mann mir den Rücken nicht freihalten würde, sagt sie und Ehemann Günther Niebler nickt zustimmend. Dabei könnte man meinen, Christine Hofmann-Niebler hätte jetzt mehr Zeit, ein Jahr nachdem sie ihre Zahnarztpraxis in Neuenmarkt aufgegeben und sich zur Ruhe gesetzt hatte.

Doch von Ruhe keine Spur. Demnächst nimmt sie sich das Akkordeon und spielt im Café Klatsch auf. Auf dem Programm stehen Lieder zum Mitsingen, so wie sie das auch in der Tagespflege in Neuenmarkt ein- bis zweimal im Monat macht. Seit sie sich dem Spiel auf der Kirchenorgel gewidmet hat, begleitet sie die Gottesdienste nicht nur in Neuenmarkt, auch in Wirsberg, auf der kleinen Truhenorgel in Cottenau oder auch in der Bayreuther Christuskirche. Als Schülerin hatte sie Klavierunterricht, da sei ihr das Spiel auf der Orgel gar nicht so schwergefallen.

Nun beschränkt sich das ehrenamtliche Wirken von Christine Niebler-Hofmann längst nicht nur auf die Musik. Besonders segensreich war ihre Betreuertätigkeit bei den Special Olympics, der Weltspiele für geistig behinderte und mehrfach behinderte Menschen im Juni dieses Jahres in Berlin. „Ein Riesenevent, mit Menschen aus der ganzen Welt“, schwärmt sie. Für sie ist das allerdings gar nichts Neues, denn auch bei den Special Winter-Olympics vor einigen Jahren in Oberhof war sie in gleicher Funktion schon mit von der Partie.

Christine Hofmann-Niebler wurde in Bayreuth geboren, machte am dortigen Gymnasium Christian Ernestinum das Abitur und absolvierte anschließend ihr Medizinstudium in Mainz. Auch der Vater und der Bruder seien Zahnärzte, begründet sie die Tatsache, dass es eben doch kein Musikstudium wurde. 1984 ließ sie sich mit eigener Praxis in Neuenmarkt nieder, vor einem Jahr gab sie die Praxis auf.

Einen Namen in Kulmbach und Umgebung hat sie sich mit dem von ihr im Jahr 2009 gegründeten Salonorchester „Cappuccino“ gemacht. Hauptsächlich mit Schlagern und Evergreens der 20er und 30er Jahre hätten sie und ihre Damen eine wahre Erfolgsgeschichte geschrieben. Egal, ob das Kirchenkonzert vor wenigen Wochen in Mangersreuth, die alljährlichen Auftritte zu Gunsten des Hospizvereins auf dem Marktplatz das Gastspiel in der Bayreuther Erlöserkirche zu Gunsten der Tafel oder der Auftritt in Weißenstadt für von Amnesty International: mit den Damen zwischen 50 und 80 Jahren ist immer zu rechnen. Christine Hofmann-Niebler ist übrigens nicht nur die „Cappuccino“-Gründerin, sie „managt“ und leitet das Salonorchester auch und spielt die Posaune.

Überhaupt spielt die Posaune eine große Rolle in ihrem musikalischen Leben. Nachdem sie die große Prüfung als nebenberufliche Kirchenmusikerin in der Sparte Posaunenchorleitung abgelegt hatte, wirkt sie immer wieder punktuell in verschiedenen Posaunenchören mit. „Ein soziales Ehrenamt zum Lobe Gottes“, so beschreibt sie diese Tätigkeit.

Vieles gäbe es noch zu berichten, etwa ihre zehnjährige Mitwirkung im Kulmbacher Kammerorchester, in der Kulmbacher Kantorei, die damalige christliche Popband „HolyPop“, ihr Beitrag als Bariton-Hornistin im Musikverein Burghaig, oder ihre Mitgliedschaft im Süddeutschen Ärzteorchester, mit dem sie sogar schon im Markusdom in Venedig und in der Dresdner Frauenkirche aufgetreten ist. Dann aber nicht mit „Wochenend und Sonnenschein“ oder der „Kleinen Kneipe“, sondern mit Bachs h-Moll-Messe oder der Mottete „Locus iste“ von Anton Bruckner. Im Rahmen des Projektes „One world for peace“ sang sie sogar bei einer Uraufführung eines Werkes des walisischen Komponisten Karl Jenkins in der Linzer Brucknerhalle mit.

„Ich mag alles, mir gefällt alles“, sagt sie und meint damit ihren breiten Musikgeschmack. Gerade die Vielfalt sei doch das Schöne und der Blick über den Tellerrand habe noch niemanden geschadet. Das gilt auch für ihr jüngstes Projekt. Zusammen mit drei Mitstreitern möchte sie eine Formation gründen, mit der sie künftig vor allem Beerdigungen eine niveauvolle Ausgestaltung verleihen möchte.

Bild: Musik zum Lobe Gottes und zu Gunsten wohltätiger Organisationen: dafür steht die frühere Neuenmarkter Zahnärztin Dr. Christine Hofmann-Niebler.

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08.01.2024

"Habe die Ehre" (Intro):

Jeder zweite engagiert sich ehrenamtlich / Interview mit Heike Söllner, Leiterin der Koordinierungsstelle Ehrenamtliches Engagement am Landratsamt Kulmbach

Kulmbach, Unter dem Titel „Habe die Ehre“ startet unsere Zeitung in den kommenden Wochen eine neue Serie, in der ehrenamtlich tätige Persönlichkeiten aus Stadt und Landkreis Kulmbach vorgestellt werden. Wir sprachen im Vorfeld mit Heike Söllner, der Leiterin der Koordinierungsstelle „Ehrenamtliches Engagement“ am Landratsamt Kulmbach:

Frau Söllner, wie viele Menschen sind im Landkreis Kulmbach ehrenamtlich engagiert?

Statistische Zahlen allein auf unseren Landkreis bezogen gibt es dazu leider sehr wenig, aber aus den empirischen Erhebungen zum freiwilligen Engagement auf Bundes – beziehungsweise Landesebene lassen sich gut Rückschlüsse auf das Engagement-Potential, insbesondere auch in ländlichen Räumen ziehen. Die jüngste Quelle ist der sogenannte Freiwilligensurvey der Bundesregierung aus dem Jahr 2019, nächstes Jahr steht er zur Fortschreibung an.

Ist das über oder unter dem Durchschnitt, bundes- und bayernweit?

In Bayern hat das Ehrenamt eine lange Tradition und so liegt der Freistaat mit einer Engagement-Quote von 41 Prozent im Ländervergleich über dem bundesweiten Durchschnitt. In den erwähnten Erhebungen kommt immer wieder zum Ausdruck, dass die Engagement-Quote in ländlichen Räumen höher ist als in Ballungsräumen, eigentlich wenig verwunderlich. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte: Im Landkreis Kulmbach liegen wir sowohl über dem Bundesdurchschnitt als auch über dem bayerischen Durchschnitt, weil fast jeder Zweite über 14 Jahren in irgendeiner Art und Weise ehrenamtlich engagiert ist.

Wo engagieren sich die Menschen, was sind die Schwerpunkte?

Der Freiwilligensurvey nennt als größten Engagement-Bereich Sport und Bewegung, auf Platz zwei folgt der Bereich Kultur und Musik, dicht gefolgt vom Sozialen Bereich. Ich würde sagen, dass lässt sich so durchaus auf den Landkreis Kulmbach übertragen, wobei vor Ort noch die Rettungsorganisationen eine große Rolle spielen.

Wie hoch ist eigentlich der Frauenanteil innerhalb der Ehrenamtlichen?

Insgesamt gesehen gibt es laut dem Freiwilligensurvey 2019 keinen statistisch signifikanten Unterschied mehr. Frauen mit 39,2 Prozent und Männer mit 40,2 Prozent liegen fast gleichauf.  Bei den vorangegangenen Erhebungen sah das noch ein wenig anders aus. Der Frauenanteil ist aber seit 1999 kontinuierlich gestiegen. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen einzelnen Engagement-Bereichen. So sind Frauen wesentlich häufiger im sozialen Bereich engagiert. Seltener anzutreffen sind sie in Leitungs- und Vorstandspositionen.

Gibt es einen Überblick, wie viele Vereine es im Landkreis gibt?

In unserem Vereinsfinder unter www.engagiert-in-kulmbach.de sind fast 1100 Vereine und gemeinwohlorientierte Organisationen aufgeführt.

Wie schaffen es die Vereine im Moment, ihre Mitglieder zu halten? Gibt es einen Mitgliederschwund im Ehrenamt?

In Bezug auf unsere Vereine im Landkreis beobachte ich da ein zweigeteiltes Bild. Es gibt genügend gute Beispiele, wo das Vereinsleben nach den coronabedingten Einschränkungen wieder richtig gut Fahrt aufgenommen hat und wo sogar ein kleiner Boom bei der Nachfrage nach den Vereinsangeboten zu verzeichnen ist. Dann gibt es aber auch etliche Vereine, denen es schwerfällt, das Vereinsleben wieder in Gang zu bringen und die darunter leiden, dass aktive Mitglieder sich nach der Coronapandemie nicht mehr in der Form engagieren können oder möchten, wie dies zuvor der Fall war. Die gesellschaftlichen Veränderungen, die ja leider in vielen Bereichen zu beobachten sind, schlagen also schon sehr deutlich auch auf die Vereinsarbeit durch.

Was hat Corona mit dem Ehrenamt gemacht?

Erfreulicherweise wird mir in der Mehrzahl berichtet, dass der pandemiebedingte Mitgliederschwund sehr gering war. Ich glaube, diejenigen, die gerade in den letzten schwierigen Jahren, den Kontakt zu ihren Mitgliedern gehalten haben, vielleicht sogar mit kreativen Ideen neue Akzente gesetzt haben, stehen im Moment ganz gut da, konnten aus der Krise sogar ein Stück weit Erneuerung mitnehmen. Wo es aber möglicherweise schon vor der Pandemie im Verein kriselte und sich in den letzten Jahren Lethargie breitgemacht hat, sind die Herausforderungen weitaus größere, um wieder Schwung in die Vereinsarbeit zu bekommen. Die ganze Tragweite der coronabedingten Auswirkungen wird sich wohl erst so nach und nach zeigen. Ich rechne damit, dass die Probleme in den Vereinen, insbesondere Führungspositionen zu besetzen, sich in nächster Zeit weiter verstärken werden. Also die Gewinnung aktiver Mitglieder und die Nachwuchsarbeit bleiben das Topthema in allen Bereichen der Vereinsarbeit.

Stimmt es, dass sie viele Menschen nicht mehr langfristig binden wollen?

Ja, das ist tatsächlich so. Das Ehrenamt hat sich verändert und das nicht erst seit der Coronapandemie. Weitaus weniger Menschen sind bereit, sich langfristig für eine bestimmte Sache zu engagieren.

Warum ist das so?

Eine dauerhafte Verpflichtung passt vielleicht nicht mehr zu einem Lebensentwurf voller Freiheit und Selbstbestimmung, oder zu den beruflichen Belastungen, die eine veränderte Arbeitswelt mit sich gebracht haben. Zeit ist natürlich ein wesentlicher Faktor für ein Engagement. Bei Jugendlichen spielen sicher auch die Veränderungen im Schullalltag eine Rolle, Stichwort Ganztagsbetreuung, und möglicherweise fehlt das Vorbild der Eltern und sie haben überhaupt keine Berührungspunkte zum Ehrenamt. Dann ist es auch unwahrscheinlich, dass sie sich als Erwachsene engagieren. Die Langfristigkeit und Verantwortlichkeit, die in den klassischen Vereinsstrukturen über Jahrzehnte hinweg Gang und Gäbe war, wirkt auf Jüngere eher abschreckend. Hingegen ist ein Zulauf bei kurzfristigen Engagements erkennbar, weil sich Menschen eben durchaus für ein inhaltlich und zeitlich begrenztes Projekt einsetzen und bereit sind, dafür eine Weile auch durchaus mehr Zeit zu investieren.

Worin könnte die Lösung für die Zukunft liegen?

Die Lösung könnte darin liegen, die klassischen Vereinsstrukturen anzupassen, indem die Belastungen für Einzelne auf mehr Schultern verteilt und Kräfte gebündelt werden. Dazu kommt noch das Dauerthema bürokratische Hemmnisse im Ehrenamt abzubauen und die schon erwähnten kurzfristigen Engagement-Möglichkeiten auszubauen.

Wie kann der Einzelne vom Ehrenamt profitieren?

Wer sich ehrenamtlich engagiert, macht das in erster Linie, weil er oder sie Spaß am Engagement haben. Junge Leute erwerben durch ehrenamtliches Engagement jede Menge Kompetenzen fürs Leben. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass freiwilliges Engagement glücklich macht und sich positive Effekte für die Gesundheit ergeben. Das zeigt sich auch in den weiteren Motiven für ehrenamtliches Engagement: Anderen Menschen helfen oder etwas für das Gemeinwohl tun wird neben dem Spaß am Tun ganz oft genannt. Wer sich ehrenamtlich engagiert, kommt mit anderen Menschen zusammen, schließt schneller Freundschaften und ist in einem guten Netzwerk eingebunden und hat einfach eine höhere Lebensqualität. Wer neu zuzieht, kann durch ehrenamtliches Engagement weitaus schneller Kontakte knüpfen, als ohne Einbindung in Ehrenamtsstrukturen. Und wenn es einem mal nicht so gut geht, kann sicher auch mehr auf Unterstützung gezählt werden als ohne dieses Netzwerk aus dem Ehrenamt. Und noch ein wichtiger Aspekt: Ehrenamtliches Engagement schützt vor Einsamkeit.

Was genau ist Ihre Tätigkeit im Bereich des Ehrenamtsmanagements?

Das Ehrenamtsmanagement ist sozusagen eine ständige Vertretung des freiwilligen Engagements innerhalb des Landratsamtes und in beratender Funktion auch in den Kreisgremien. Allen kommunalpolitisch Verantwortlichen ist es ein großes Anliegen, dass bürgerschaftliches Engagement bei uns vor Ort möglichst gute Rahmenbedingungen vorfindet, daran arbeiten wir kontinuierlich und setzen uns ein, für ein gutes Miteinander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Was hat es mit dem Koordinierungszentrum bürgerschaftliches Engagement am Landratsamt auf sich?

Damit möchten wir ein zuverlässiger Partner für alle Vereine und gemeinwohlorientierten Organisationen vor Ort sein, die auf die Mitwirkung von Engagierten bauen. Insofern sind wir also Bindeglied zwischen ganz verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren, bringen Menschen zusammen und möchten für Engagement begeistern. Wir setzen uns ein für eine lebendige, vielfältige und offene Bürgergesellschaft und wollen mit unserer Arbeit einen echten Mehrwert für alle Engagierten im Landkreis bieten.

Was gehört alles zur Aufgabenpalette?

Die Aufgabenpalette reicht von der Beratung zu Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements über Fortbildungsangebote für Vereinsverantwortliche, wie zum Beispiel die Schulungsreihe Fit fürs Ehrenamt, und eigene Ehrenamtsprojekte bis hin zur Stärkung der Anerkennungskultur wie etwa die Bayerische Ehrenamtskarte.

Was ist dabei für sie persönlich wichtig?

Für mich spielt es in dieser Aufgabe eine große Rolle, gut vernetzt zu sein, das Zeitgeschehen und die Gegebenheiten vor Ort im Blick zu haben, um daraus wiederum konkrete Bedarfe abzuleiten und wenn möglich als Vervielfacherin zu wirken. Im Laufe der Zeit konnten wir auf diese Weise schon zahlreiche Ehrenamtsprojekte mit begleiten oder selbst auf den Weg bringen. Für die Mentor-Leselernhelfer oder das Kulturpatenprojekt läuft beispielsweise das gesamte Freiwilligenmanagement bei uns. Auch die Integrationslotsenstelle am Landratsamt ist Teil des Teams und steht allen Engagierten in der Geflüchtetenhilfe unterstützend zur Seite.

Bild: Bei ihr laufen die Fäden zusammen: Heike Söllner leitet die Koordinierungsstelle „Ehrenamtliches Engagement“ am Landratsamt Kulmbach.

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